Krueger, Ohm DieLebenserinnerungenDesBuren Praesidenten1941

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    Ohm Krger

    Die Lebenserinnerungendes Buren-Prsidenten

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    Ohm KrgerDie Lebenserinnerungendes Buren-Prsidenten

    Neue berechtigte deutsche AusgabeMit 16 Aufnahmen und einer Karte

    Im Deutschen Verlag - Berlin

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    Die deutsche Original Ausgabe des Werkes, nachAufzeichnungen von H. C. Bredell, Privatsekretr

    des Prsidenten Krger, und Piet Grobler, ge-

    wesenem Unterstaatssekretr der SdafrikanischenRepublik, herausgegeben von A. Schowalter, ist1902 erschienen. Die Aufnahmen in dieser neuen

    Ausgabe stammen aus dem Tobis-Film Ohm Krger

    Umschlag und Einband: Wuttke

    Printed in Germany

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    Inhalt

    Paul Krger von Emil Jannings 7Von der Kindheit bis in junge Mannesjahre 13

    Jagdabenteuer 24Feldkornett Krger 37General-Assistent 48Der Brgerkrieg (1861 bis 1864) 56 Neue Kmpfe mit den Eingeborenen 74Annexion 80Unter englischer Herrschaft 91Der Freiheitskrieg 108Paul Krger Staatsprsident 120Zweite Prsidentschaft 134Zum dritten Male Staatsprsident 151Der Jameson-Einbruch 160Vierte Prsidentschaft 184Der groe Krieg 208Letzte Wanderung und Tod 222

    Anhang

    Rede Krgers bei der letzten bernahme der Prsidentschaft am12. Mai 1898 227Reden in der Schlusitzung des Volksrates am2. Oktober 1899 234Erffnungsrede bei der jhrlichen Versammlung des Volksrates am

    7. Mai 1900 237Krgers letzter Brief 242Heimkehr und Bestattung 244Karl Peters ber Paul Krger 245Zeittafel 247Fussnoten 254

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    Paul KrgerVon Emil Jannings

    Menschendarstellung heit Sinngebung des Einmaligen und

    des Geschichtlichen im Schicksalhaften und Ewigen. DerSchauspieler, der sich die Aufgabe stellt, eine geschichtlichePersnlichkeit zu neuem Leben zu bringen, muss dahinstreben, im Schicksal dieses Einzelnen das Unabwendbare undGesetzmige so zu erfassen, dass die eigene Zeit den Sinn desVergangenen begreift.

    Ich habe "Ohm Krger'', den legendren Fhrer der Buren,verfilmt, nicht etwa deshalb, weil er fr die Alten unter unseine bekannte Persnlichkeit war, deren Leben bunt,abwechslungsreich und spannenddargestellt werden kann, sondern weil er dazu ausersehen war,einen Kampf zu beginnen, der in unseren Tagen vollendetwird. Durch 'Paul Krger. den einfachen buerischen

    Menschen aus der Einsamkeit Sdafrikas, entstand in der Weltdas Bewusstsein dafr, dass nationale Freiheit, Wohlstand undGlck bedroht werden von einem tckischen Leiden imKulturorganismus: von der Methodik englischerMachtentfaltung. Dieses Bewusstsein konnte nur entstehenund wachsen durch Leben und Taten einer Persnlichkeit, fr

    welche die Politik nicht ein Beruf, sondern eine Berufung war.Fr Paul Krger war der Entschluss, sein kleines Volk gegendas mchtige England in den Kampf zu fhren, nicht daserrechnete Ergebnis aller Mglichkeiten undWahrscheinlichkeiten, sondern die Erkenntnis einesunabwend-

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    baren Schicksals. In einer groen Auseinandersetzung mitCecil Rhodes, dem ebenso fanatischen wie gescheiten.englischen Imperialisten, sagt Krger in meinem Film-. "Fr

    jedes Volk hat die Weltgeschichte eine Aufgabe - vielleicht istuns Buren die Aufgabe zugedacht, nur ein Beispiel zu geben."

    In der schwersten Stunde seines Lebens hat sich Paul Krgerempor gerissen zu der Idee, dass sich kein einzelner und keinVolk der Bestimmung, sich fr die Zukunft opfern zu mssen,entziehen kann.Die Tragdie als eine Kunstgattung, deren Gesetze fr denmodernen Spielfilm ebenso zu gelten haben wie fr die alte

    Sprechbhne, erzielt ihre Wirkungen dadurch, dass sie denHelden vorn Erleben zum Erkennen fhrt. Je problemloserseine Lebensumstnde sind, je weiter er entfernt ist von der

    Notwendigkeit der begrifflichen Schulung und Arbeit, destoelementarer wird fr ihn der Durchbruch zur tragischenErkenntnis sein. Deshalb ist Paul Krger fr den Schauspielereine der dankbarsten Rollen, welche die neuere Geschichte

    ihm geschrieben hat. Denn Krger war von Haus aus eineinfacher Mensch, fast ein Analphabet bis in sein Mannesalterhinein. Auf dem groen Trek der dreiiger Jahre hatte derKnabe wohl gelernt, Lwen zu erlegen und mit Wilden zukmpfen, aber er hatte nur selten Gelegenheit gehabt, sich imSchreiben, Lesen und Rechnen unterrichten zu lassen.

    Mehr als neunzig Schultage hat es whrend dieser ganzenJugendzeit nicht gegeben. Erst der reife Mann, der mitmannigfachen politischen und militrischen Fhrungsaufgaben

    betraut wird, holt mhsam nach, was ihm in der Jugendversagt blieb. Aber es erwies sich, dass die natur-

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    gewachsene Bildung dieses kraftstrotzenden, schwer in seinergermanischen Art wurzelnden Menschen ein grerer Gewinnwar als das fehlende Schulwissen. Ein gutes Ma echterBauernschlauheit, vermischt mit saftigem Mutterwitz, sowieEinfhlungsvermgen in die Psyche des anderen'

    charakterisierten Krgers Art, zu denken und zu sprechen. Esist fr den Darsteller eine - ebenso schne wie schwereAufgabe, diesen Menschen, von dem einmal ganz Europafasziniert war, in Gebrde, Bewegung, Ton, in Freude undSchmerz und schlielich im leidvollen Erkennen seinertragischen Bestimmung aus dem Reich der Schatten

    zurckzuholen, damit er wieder dasteht in seiner ganzenLebendigkeit und uns mit einem Schicksal bekannt macht, daserst heute ganz verstndlich wird. Friedfertig regierte PaulKrger sein kleines, aus nicht mehr als hundertsiebzigtausendMenschen

    bestehendes Volk. Er war in jeder Hinsicht ein buerlicherPatriarch, der von vierzehn Kindern und etwa siebzig Enkeln

    umgeben - nicht anders lebte als der Vorsteher einer grerenDorfgemeinde. Im Wandel arbeitsfroher Jahre, im Wechsel der

    ja Jahreszeiten und Lebensstufen, im Auf und Ab dermenschlichen Schicksale seiner kleinen Welt fhlte er sichwohl und galt bei seinem Volk nicht als der hochgestellte StaatStaatschef, sondern als der gute Ohm Krger, auf dessen

    Veranda bei Kaffee und Tabak die Staatsgeschfte besprochenwurden, bis dann der schon bald Sechzigjhrige hineingerissenwurde in die groe Politik, weil im Lande der Buren Goldgefunden war. Sofort machte England Herrschaftsansprchegeltend und zwang das kleine Land in sein politischesRnkespiel.

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    Auf dem spiegelblanken Parkett der europischen Ministerienund Palste hat der schwerbltige Bauer in Gehrock undZylinder eine gute Figur gemacht. Denn dieser Viehzchteraus Sdafrika war auch den Winkel-zgen eines Chamberlaingewachsen. Nur in einer Beziehung irrte er sich: er

    berschtzte die Einsicht der europischen Regierungen. Zuspt sah er ein, dass sie nicht gewillt waren, ihn zuuntersttzen. Zwar die Vlker jubelten ihm zu, wenn ereuropischen Boden betrat, aber in den Kabinetten speiste manihn mit unverbindlichen Redensarten ab, wenn er inseherischer Weise davon sprach, dass Dynastien und Staaten

    an England einstmals sterben wrden. In Deutschland,Frankreich, Holland, Belgien und selbst in Russland ahnte derkleine Mann auf der Strae, dass mit diesem alten, wrdigenBauern-prsidenten zum ersten Mal ein starker GegnerEnglands aufgetreten war. Zwar besa er keine militrischeoder wirtschaftliche Macht, aber er war der erste, derunbestechlich und unbeirrt das Lebensrecht seiner kleinen

    Nation vertrat. Eine Welle der Emprung berflutete ganzEuropa, als man hrte, welche Mittel England anzu-wendenwagte, um den Widerstand dieses kleinen Heldenvolkes zu

    brechen. Es waren dieselben Mittel, die heute gegen dasdeutsche Volk angewandt werden sollen. In unseren eigenenerlebnisreichen Tagen, in denen die europische Welt eine

    neue Ordnung bekommt, ist jede Lebensuerung derdeutschen Nation auf das eine groe Ziel der Abrechnung mitEngland gerichtet. Auch der Schauspieler steht hier nicht

    beiseite, denn in solchen Zeiten gibt es keine Kunst imluftleeren Raum. Zudem ist jede echte, auf seelische Erhhunggerichtete Kunst seit jeher zweckbedingt gewesen.

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    Gerade der Film, als letzte und strkste Ausdrucksformdramatischer Gestaltung, hat die Aufgabe, eine nationaleGemeinsamkeit des Erlebens und Urteilens durch seineStoffwahl zu frdern.Historische Begebenheiten, die geeignet sind, beispielhaft,

    bildend, aufklrend und aufrttelnd zu wirken, mssen deshalbmit Begeisterung in Angriff genommen sowie mit grterSorgfalt und Verantwortungsbewusstsein bearbeitet werden. Esgibt geschichtliche Geschehnisse und Schicksale, die zu

    bestimmten Zeiten jedermann in die Erinnerung zurckgerufenwerden mssen, aber nicht nur durch Aufstze, Berichte und

    Erzhlungen, sondern durch das Sinngebende Spiel. Dieses isteine der vornehmsten Aufgaben, die Schauspieler erfllenknnen.Als sich die deutsche Sprechbhne in jenem frhenEntwicklungsstadium befand, in welchem der Tonfilm heuteist, stellte ihr der junge Schiller folgende (nun wieder sozeitnahe) Aufgabe: "Nationalgeist eines Volkes nenne ich die

    hnlichkeit und bereinstimmung seiner Meinungen undNeigungen bei Gegenstnden, worber eine andere Nationanders meint und empfindet. Nur der Schaubhne ist esmglich, diese bereinstimmung in einem hohen Grad zu

    bewirken, weil sie das ganze Gebiet des menschlichen Wissensdurchwandert, alle Situationen des Lebens erschpft und in

    alle Winkel des Herzens hinunterleuchtet, weil sie alle Stndeund Klassen in sich vereinigt und den gebahntesten Weg zumVerstand und zum Herzen hat."Seit langem glaube ich, dass eine klassische Zeit des deutschen

    Nationalfilms beginnen wird. Dann wirddie Gre des dramatischen Vorwurfs entscheidend sein.

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    Dann werden Filmwerke entstehen, die fr alleZeiten als Eigentum der Nation gelten. Das aber wird nurdadurch mglich werden, dass die dichterisch gedanklicheGrundsubstanz fr das eigene Volk von zeitloser Gltigkeit ist.Von dieser Forderung aus bin ich an die Arbeit gegangen. Paul

    Krgers Vorfahren sind deutscherAbstammung - sein Denken, sein Handeln und auch seineIrrtmer sind uns wesensverwandt; seinSchicksal wird uns erst heute ganz verstndlich, obgleichvierzig Jahre seit dem Burenkrieg verflossensind. Aber fr das Walten der historischen Gerechtigkeit ist das

    eine kleine Zeitspanne. Schon ist dieStunde des Gerichts angekndigt worden.Vor diesem Gericht erscheint als Anklger auch Ohm Krger,um Shne zu fordern fr die heuchlerischeVernichtung der Freiheit seines Volkes und fr diesechsundzwanzigtausend Frauen und Kinder, dieEngland in den Konzentrationslagern durch Seuchen und

    Hunger umkommen lie.

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    Von der Kindheit bis in junge Mannesjahre

    Meine Erinnerungen reichen zurck in die Zeit, wo ich alsneunjhriger junge mit meinen Eltern und meinen OheimenGert und Theunis Krger das Land meiner Geburt verlie. Wir

    hatten bisher auf der Farm Vaalbank im Distrikte Colesberg inder Kapkolonie gewohnt, wo ich als drittes Kind von CasparJan Hendrik Krger') und dessen Ehefrau Elisa, geborenerSteijn, Tochter vonDouw Steijn von der Farm Bulhoek (hinter dem Zuurberg inder Kapkolonie), am 10. Oktober 1825 zur Welt kam. Meine

    Eltern waren einfache Bauern, und auf der elterlichen Farmbin ich herangewachsen gleich anderen Bauernjungen, damitbeschftigt, die Herden zu hten und bei denlandwirtschaftlichen Arbeiten an die Hand zu gehen.Abgesehen davon, dass eine alte Frau meiner Muttergegenber ihrem Sohne Stefanus Johannes Paulus eine hhereLebensbahn geweissagt haben soll, wei ich nicht, was

    irgendwie htte ahnen lassen knnen, dass mir Gott einbesonderes Werk bertragen werde.Das erste entscheidende Ereignis in meinem Leben war derAuszug aus der Heimat, unser "Trek". Um mich eingehendermit den Grnden der groen Auswanderungen zu beschftigen,dazu war ich damals

    noch zu jung. Ich wei aber, dass meine Eltern erzhlten, siezgen aus und andere folgten ihnen nach, weil ihnen dieEnglnder zuerst Sklaven verkauft und dann, nachdem dieKaufsummen in englischen Hnden waren, diese Sklavenwieder frei gemacht und dafr Entschdigungs-summen.angewiesen htten, die in England ausbezahlt werden solltenund dort entweder persnlich oder durch einen Agenten in

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    genommen werden knnten. Die Kosten, die mit dieser Art derAuszahlung verbunden waren, waren in vielen Fllen hher alsdas Kapital, und so verzichteten viele lieber auf den ihnenzukommenden Betrag berhaupt, als dass sie sich die Mheund den rger machten. Sie wollten aber dann auch nicht mehr

    unter einer solchen ungerechten Herrschaft wohnen. Dazukam, dass die Kaffern wiederholt in die Kolonie einfielen undden Buren ihr Vieh wegnahmen, und dass nach derZurckholung dieses Viehes durch die Buren der englischeGeneral smtliche Herden als Kriegsbeute erklrte, von der dieenglische Regierung erst ihre Kriegskosten abziehen msse,

    worauf dann der Rest den ehemaligen Besitzern - die selbstmitgekmpft hatten, um das Geraubte zurckzubringen - zurVerteilung berlassen werden solle. Die Unzufriedenheit berdieses ungerechte Verhalten griff um so tiefer in das ganzeLeben der Buren ein, als jedes Kind von frh an von seinenEltern ein paar Schafe, Rinder oder Pferde zum persnlichenBesitz bekommt, die es mit besonderer Sorgfalt htet, und

    woran sein Herz hngt. Unter den geraubten Tieren befandsich natrlich auch das Eigentum der Kinder, und dass diesesdurch die Gewohnheit geheiligte Geschenk in sowiderrechtlicher Weise weggenommen und zur Deckung von"Kriegskosten" verwendet wurde, brachte viel Erbitterung. Soverlieen denn auch meine Eltern und ihre Verwandten Haus

    und Heimat, um hinauszugehen in unbekanntes, wildes Land,und zogen, im ganzen etwa zwanzig Kpfe stark, mit ungefhr3oooo afrikanischen Schafen und einigen hundert Pferden undRindern, die sie grtenteils in Tausch fr ihre aufgegebenenGter bekommen hatten, im Mai 1835 ber den Oranjeflu.Hier verkaufte mein Vater etwa 3000 Hammel gegen einen"dikketon" (eine alte Mnze, etwa gleich Mark 2.30) fr das

    Stck an einen Metzger, worauf sich der Zug bis in die Nhedes Caledonflusses fortsetzte und da lagerte.14

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    Meine Ttigkeit hier wie auf den weiteren Zgen bestandzumeist darin, das Vieh anzutreiben und beisammenzuhalten.Das war die Arbeit, die die Kinder fast aller Auswanderer zuverrichten hatten, denn die schwarzen Dienstleute waren fastalle in der Kolonie zurckgeblieben, und gerade jetzt, wo der

    ganze Besitz der Familien in Viehherden bestand, wren ihreDienste besonders ntig gewesen ).Zugleich mit meinen Eltern zogen auch andere Burgers ausihrer Heimat aus, und ein Teil von ihnen lagerte ebenfalls amCaledonflu. Das war aber noch nicht der Groe Trek. Dieserkam erst im folgenden Jahre, 1836, unter Hendrik Potgieter

    zustande, und mit ihm vereinigten sich die zuerst vereinzeltAusgewanderten. Gleich nach der Vereinigung wurde eineVersammlung abgehalten, und hier wurden Bestimmungengetroffen, denen sich alle Auswanderer zu unterwerfen hatten,und eine Art von Regierung eingesetzt. Gottes Wort aber solltehchste Regel und Richtschnur bleiben. Zum Kommandanten -das war die hchste Wrde, die es gab - wurde Potgieter

    gewhlt. Die allgemein gltigen Beschlsse enthielten dieBestimmung, dass man weder Land noch sonst etwas von denEingeborenen mit Gewalt nehmen drfe und keine Sklavereigeduldet werden solle. Nun zog man vereinigt weiter nachdem Vetflusse, den ganzen Freistaat durch, ohne die vielenschwachen Stmme, die da ansssig waren, irgendwie zu

    berauben.

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    Die Grnde zwischen dem Vet- und Vaalflu wurden von demdort herrschenden Kaffernhuptling gegen Ochsen, Khe,Rinder usw. eingetauscht. Als aber die ersten Auswanderer anden Vaal kamen und hier wie am Rhenosterflusse in kleinenTrupps zerstreut lagerten, wurden sie unerwartet und ohne

    irgendwelche Veranlassung dazu gegeben zu haben von demZuluoberhuptling Selikats berfallen. Dieser Selikats wardamals Herr und Gebieter in dem ganzen Lande westlich derLebombo- und Drakenberge. Alle Makatesenstmme, diedieses Gebiet bewohnten, hatten sich ihm unterworfen.Selikats behandelte seine Makatesen- Untertanen als Hunde

    und nannte sie auch so; und wenn Aasvgel ber seine "Stadt"hinflogen, gab er Befehl, ein paar alte Frauen und Mnnerabzuschlachten und sie den Aasvgeln, die er seine Kindernannte, als Nahrung vorzuwerfen. In den Hhlen undFelsenschluchten verbargen sich vor ihm die unterworfenenStmme. Als dieser Selikats hrte, dass Menschen von weierGesichtsfarbe aus dem Sden gekommen seien, sandte er ein

    paar Tausend seiner Krieger ab mit dem Befehl, dieEindringlinge niederzumetzeln. Die "Trekker", die lngs desRhenoster- und des Vaalflusses lagerten, waren in kleineTrupps verteilt, was um ihrer groen Herden willen ntig war,damit man sich nicht gegenseitig die Futterpltze streitigmachte. So wurden sie denn von den Ruberscharen Selikats

    berrascht und zum groen Teil niedergemetzelt. Nach dieserMordtat kehrten die Matabele unter Mitnahme alles Viehes inihre Stadt zurck, kamen aber fnfzehn Tage spter in groenMassen aufs neue und fielen nun die Auswanderer amVechtkop, im spteren Oranjefreistaat, an.

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    Hier hatte aber Sarel Celliers ein festes Lager bauen lassen undschlug mit den dreiunddreiig Mann, die ihm zur Verfgungstanden, die ungestmen Angriffe der Zulus auf seineWagenburg zurck, wobei er den Angreifern schwere Verluste

    beibrachte. Frauen und Kinder hatten den Verteidigern des

    Lagers wacker zur Seite gestanden, indem sie Kugeln gossen,die Gewehre luden und in einzelnen Fllen auch selbst dasGewehr in die Hand nahmen, um den Feind niederzuschieen.Bei ihrem Rckzug nach dein Selikatspasse (in der Nhe vonPretoria) und nach Marico, zwei ihrer Hauptpltze,schleppten die Kaffern alles Vieh der Auswanderer, das in das

    befestigte Lager nicht hatte aufgenommenwerden knnen, weg, dazu nahmen sie zwei weie Kinder unddrei Bastards mit, von denen man nie mehretwas gehrt hat. Eine kleine Schar von Burgers unter Potgitterverfolgte den Feind bis an den Maricoflu. Gott war mit ihnenund gab ihnen den Sieg bei Zeerust. Sie verfolgten den Feindvon hier aus noch weiter und nahmen sein Gebiet in

    rechtmiger Weise in Besitz. Auch ein Teil des Geraubtenwurde zurckgewonnen, und dann kehrte das Kommandozurck, nachdem Selikats geflohen war. Hierauf zog ein Teilder Auswanderer nach Natal weiter; denn um das erworbeneLand selbstndig zu entwickeln, brauchte man Verbindung mitder Auenwelt, und man hoffte, in Natal, wo sich schon andere

    Auswanderer niedergelassen hatten und wegen des ntigenStck Landes unterhandelten, den Hafen von Durban zubekommen. Aber nach der verrterischen Ermordung PietRetifes und dem berfall der dortigen Ansiedler durch dieHorden Dingaans kehrten die meisten Auswanderer, daruntermein Vater, in das Gebiet zurck, das von dem heutigenFreistaat und Transvaal umschlossen wird. Die Meinigen

    lieen sich am

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    Liebenbergvlei im spteren Oranjefreistaat nieder in einerGegend, die im letzten Kriege durch die OperationenKitcheners gegen de Wet so bekannt geworden ist. Im Jahre1839 zog aufs neue ein Kommando ber den Vaal, umSelikats, der zu rauben und zu plndern fortfuhr, ,aufzusuchen,

    ihn zu zchtigen und das gestohlene Vieh zurckzuschaffen.An dieser Expedition nahm auch ich teil. In, Wonderfontein(im heutigen Distrikt Potchefstroom) lie Potgieter dasWagenlager zurck und setzte mit einem ReiterkommandoSelikats nach, der sich immer weiter zurckzog. Das ganzeLand war ausgeraubt und ausgemordet. Bei Klein Bffelshoek

    in den Magaliesbergen nahe dem Olifantflusse fand Potgieterin den dortigen Hhlen den Huptling Magato, der spter inder Nhe von Rustenburg wohnte und noch mehrmalsgenannt werden wird. Er hatte nur ein kleines Gefolge bei sich,und auf die Frage Potgieters, wo sich Selikats befinde,antwortete er, dieser sei bereits ber den Krokodilflugezogen. Auf die weitere Frage, warum er denn

    zurckgeblieben sei und sich hier versteckt hielte, sagte er, ersei nchtlicherweile bei dem Zug nach dem Norden vonSelikats weggelaufen und halte sich nun versteckt aus Furchtvor den zurckgebliebenen Banden Selikats', die noch amSelikatspasse lagerten. Da nun Selikats selbst nicht mehreinzuholen war und ein Angriff auf die feste Stellung am

    Selikatspasse nicht mglich war, so kehrte das Kommando umund zog nach den Frauenlagern am Rhenoster- undVaalflusse zurck. Aber bereits im folgenden Jahr, 1840, zogPotgieter aufs neue mit einem Kommando aus, und zwardiesmal direkt nach dem Selikatspasse. Auch an dieserExpedition nahm ich teil. Am Selikatspasse fand Potgieter einegroe Kaffernstadt vor, die er erstrmte. Hierbei kam eine

    Menge von den Sachen wieder zum Vorschein, die den vonSelikats ermordeten "Trekkern"18

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    gehrt hatten. Bei der Verfolgung Selikats' teilte der HuptlingMamagali Potgieter mit, dass noch ein Kommando vonSelikats zu Strijtpoort im Distrikt Waterberg stehe. Potgieterzog sofort dahin und griff auch dieses Kaffernlager an. Abernach kurzem Gefecht stellte sich heraus, dass hier eine

    Verwechslung vorlag. Es waren keine Zulus, die wir vor unshatten, sondern Rooi(rote)-Kaffern, die sich nur gezwungenden Horden von Selikats angeschlossen hatten. Potgieter brachsofort das Gefecht ab, als er den Irrtum bemerkte. Mamagali,der die Ursache des Angriffes war, wurde festgenommen undnach gehriger Untersuchung vor dem Kriegsrat zu sechs

    Monaten Gefngnis verurteilt. Er wre nicht so leichtdavongekommen, wenn er zu seiner Entschuldigung nichthtte anfhren knnen, dass die Rooi-Kaffern immer mitSelikats zusammen auf dem Kriegspfade gewesen seien, unddass er nicht anders gewusst habe, als dass sie auch Zulusseien. Nun endlich hatten die Wanderer wieder eineeinigermaen sichere Heimat. Dass das bisherige unruhige

    Leben viele Schden im Gefolge hatte, versteht sich vonselbst. An Errichtung von Schulen und Kirchen und einestetige, feste Regelung der ueren Verhltnisse war nicht zudenken. Dennoch sorgten die Burenvter und -mtter fr eineErziehung ihrer Kinder, so gut sie sie ihnen gehen konnten. Siewussten, dass sie in einem Lande waren, wo ein Nachholen

    des Versumten nicht leicht war und ein Zurckbleiben desNachwuchses den Untergang des Volkstums bedeutete. Darumlehrte jeder Bur seine Kinder Lesen und Schreiben undunterrichtete sie in Gottes Wort. Wenn gegessen und gefttertwar, mussten die Kinder, die am Tische saen, ein Stck ausder Heiligen Schrift lesen, es dann wieder aus demGedchtnis hersagen und diesen oder jenen Vers aufschreiben,

    und das geschah Tag fr Tag, wenn es nicht auergewhnlicheVerhltnisse unmglich machten.

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    So lehrte auch mich mein Vater die biblische Geschichtekennen und unterrichtete mich abends darin. Auch hatte ich,aber doch alles in allem nur ungefhr drei Monate, Unterrichtvon einem Lehrer namens Tielman Roos, der nur mit grerenUnterbrechungen sein Amt ausben konnte. Wenn der Trek an

    einem Ausspannplatz eine Zeitlang rastete, dann wurde ausSchilf und Gras eine kleine Htte gebaut, das war dieSchulstube fr die Kinder der Trekker. So war es auf demganzen Wege bis zu den Magaliesbergen, wo mein Vater sichendlich dauernd niederlie. Als ich sechzehn Jahre alt war,hatte ich das Recht, mir gleich den anderen selbstndigen

    Gliedern unserer Gesellschaft zwei Farmen auszusuchen, eineals Weideplatz und eine zur Bestellung mit Frucht. Ich wohnteauf Waterkloof und holte mir hierhin noch im Jahre 1842 ausdem Lande sdlich des Vaal Jungfrau Maria du Plessis alsEhefrau. Bei einer Reise zum Besuche meiner Braut fand ichdie reienden Wasser des Vaal so hoch angeschwollen, dassder Fluss unpassierbar war, aber meine Sehnsucht war

    grer als die Gefahr und meine Kraft strker als die Gewaltdes Stromes. So trieb ich denn meine Pferde mit meinenKleidern auf dem Rcken in das Wasser und durchschwammmit ihnen den Vaal unter Umstnden, die eine fast sichereTodesgefahr bedeuteten. Der alte Wrter, der an diesem Tagemit seiner Fhre sich nicht ber den Fluss zu setzen getraute,

    las mir denn auch gehrig den Text. Geholfen hat es jedochnichts. Glcklicherweise dauerte die Verlobung nicht so lange,dass ich in Gefahr gekommen wre, mein Wagestck nocheinmal zu wiederholen. Die Hochzeit fand im DorfPotchefstroom statt, das damals im Aufblhen war).

    Nach einer Zeit der Ruhe wurde im Jahre 1845 ein neuer Zugnach dem Norden ausgerstet, um das erworbene Land zu

    besiedeln. jedem Teilnehmer. wurde eine weitere Farm injenem Teil des Landes versprochen. Schon im Jahre zuvor war20

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    eine Kommission, zu der auch mein Vater gehrte, nach derDelagoabai gegangen, um sich mit Portugal ber dieAbgrenzung der beiderseitigen Gebiete zu verstndigen, undhatte ein Abkommen getroffen, wonach der Grat derLebomboberge die Grenze zwischen Portugal und dem Lande

    der urenauswanderer bilden sollte. Zusammen mit meinemVater und den anderen Gliedern unserer Familie begleitete ichals Vizefeldkornett diesen Zug. Wir kamen bis in den Nordendes heutigen Lydenburg und grndeten da das Dorf Ohrigstad.Aber unseres Bleibens war hier nicht. Fieber, Krankheitenunter dem Vieh und andere belstnde bewogen uns zur

    Rckkehr nach den Magaliesbergen, wo ich dauernd wohnenblieb und noch mehrere Farmen durch Tausch erwarb. Hier trafmich aber im Januar des Jahres 1846 das Unglck, dass ichmeine Frau und das Kindchen, dem sie das Leben gegebenhatte, verlor. Gott schenkte mir eine neue Lebensgefhrtin inJungfrau Gesina Susanna Friederike Wilhelmina du Plessis.Aus dieser Ehe erwuchsen mir neun Shne und sieben Tchter,

    von denen noch drei Shne und fnf Tchter am Leben sind.Die erste Sorge fr die neuen Ansiedler war, zuverlssigeArbeitskrfte zu gewinnen und dazu die schwarzen Bewohnerdes Landes heranzuziehen. Das war nicht leicht, denn wennder Kaffer selbst arbeitswillig war, so suchte er doch seinenHerrn wenigstens auf die eine oder andere Weise zu betrgen.

    Und wenn er etwas verstand, so wurde er durch seinenHochmut oft unertrglich. Mit groen und kleinen Mittelnhatten wir dagegen stetig zu kmpfen. Dieser Kampf hatte

    jedoch auch seine heitere Seite. So schickte ich einmal - es warum Neujahr - von meiner Farm Waterkloof einen Kaffer nachder Farm meiner Mutter - meinen Vater hatte ich im Jahre1852 verloren -, ,um Rosinen zu holen. Meine Mutter

    sandte mir etwa fnf bis sechs Pfund davon und meldete das ineinem Briefchen, das der Kaffer mir auch pflichtgetreu21

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    berlieferte. Aus dem Brief sah ich sofort, dass mich derKaffer betrogen hatte, denn die Rosinen, die er brachte, warenviel weniger, als in dem Brief standen. Ich frug ihn, wie erdazu komme, mich betrgen zu wollen, und warum er fast alldie Rosinen aufgegessen habe. "Der Brief, den du mir gebracht

    hast, sagt es ja, dass du davon genommen hast." "Bas",erwiderte der Kaffer, "der Brief lgt; ich habe ihn doch hinterden groen Felsen unter einen Stein gelegt und mich dann mitden Rosinen auf die andere Seite des Felsens gesetzt; wie kanner da gesehen haben, ob ich Rosinen gegessen habe?" Als ichihn berzeugte, dass der Brief das trotzdem wisse, bekannte er

    demtig seine Schuld, aber klar war ihm die Sache nicht.Einen sehr treuen Kaffer namens April hatte ich auf eineranderen meiner Farmen, in Boekenhoutfontein im DistriktRustenburg. Im Winter zog ich mit meinem Vieh nachSaulspoort in der Gegend von Pilaansberg. Vor meinemWeggehen rief ich diesen Kaffer abseits und sagte ihm: "Ichwill dich einen Brief lesen lernen", nahm dann ein Stck

    Papier und zog Striche darauf. "Die lngsten Striche", sagteich ihm, ..bedeuten Pampelmusen, die zweitlngstenApfelsinen, die krzesten Mandarinen. Von jeder Sortedieser Frchte sendest du mir von Zeit zu Zeit so viel, als derBrief, den dir ein Bote berbringt, lngere oder krzere Stricheenthlt; auch gibst du dann dem Boten wieder einen Brief mit,

    worin du mir die Striche mitteilst, wie viel von jeder Sorte dugesandt hast, und klebst den Brief gut zu." Der Kaffer warnun frchterlich stolz auf seine Schreib- und Lesekunst unddnkte sich mehr als jeder andere Kaffer. Ich htte ihm nichterst zu befehlen brauchen, dass er das Geheimnis niemandmitteile, er htte es ohnehin nicht getan. Spter sandte ich nunBoten an ihn, denen ich einfach sagte: "Bringt diesen Brief an

    April, er wird euch dann mitgeben, was ich darin fordere." Dasgeschah denn auch, und als sie mit einem Brief von

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    April zurckkamen, sagte ich ihnen: "Gebt mir den Brief her,den April geschrieben hat, damit ich sehen kann, ob ihr michnicht betrogen habt." Das war den beiden denn doch allzuwunderbar, und die Gelehrtheit Aprils erweckte ihren Neid undihre Bewunderung. berall erzhlte man von dem weisen

    April, der pltzlich habe lesen und schreiben lernen. In jenerZeit gab es in unserem Lande noch keine Missionare, aber eingottesfrchtiger Kaffer mit Namen David suchte seineLandsleute auf, um sie in Gottes Wort zu unterrichten. Als nundieser David die Kaffern in meiner Gegend die Bibel lesenlernen wollte, weigerten sie sich, schreiben und lesen zu

    lernen. "Warum", fragten sie, ..mssen wir uns mit demSchreibenlernen abqulen, um das Buch zu lesen unddann das Gelernte spter wieder schreiben zu knnen, wo dochder Kaffer von Paul Krger lesen und schreiben kann, ohnedass er das Buch kennt und schreiben zu lernen gebrauchthat?" Nun kam David zu mir und klagte mir seine Not, und umden Widerstand der Kaffern zu beseitigen, war ich nun

    gezwungen, David mein Geheimnis zu verraten. April war mirsehr gram darum, denn mit der Bewunderung durchseine Kameraden war's nun vorbei. In den ersten Jahrenunserer Ansiedlung wie schon auf den Wanderzgen erwuchsuns auch die Aufgabe, das rechtlich erworbene Land zusubern von den Raubtieren, die hier bisher neben wilden

    Stmmen uneingeschrnkt geherrscht hatten, und so unsereWeidepltze zu sichern. jeder Bur hatte an dieser Arbeitseinen persnlichen Anteil, und auch die heranwachsendeJugend, die schon aus Lust an Abenteuern dieJagd leidenschaftlich trieb, trug zu dem Erfolge, das Land

    bewohnbar zu machen, ihr gut Teil bei.

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    Jagdabenteuer

    Ich kann natrlich heute nicht mehr sagen, wie viele Raubtiereich erlegt habe. Es ist zu viel, um das alles zu behalten, zumalwas Lwen, Bffel, Rhinozerosse, Giraffen und anderes

    groes Wild angeht, und auerdem sind es fast fnfzig Jahreher, dass ich auf keinem greren Jagdzuge mehr war. Auch analle Einzelheiten kann ich mich nicht mehr erinnern. Soviel ichnoch wei, habe ich zwischen dreiig und vierzig Elefantenund fnf Flusspferde selbst geschossen. Von Lwen, die ichallein geschossen habe, wei ich fnf. Wenn ich eigens auf

    Jagd ging, nahm ich mir auer guten Pferden allzeit einenBegleiter mit. Auf ausgedehnten Jagdzgen lie ichgewhnlich zwei oder drei Wagen von armen Leutenmitfahren, um ihnen das geschossene Wild zu berlassen.Meinen ersten Lwen schoss ich im Jahre 1839. Ich wardamals vierzehn Jahre alt. Unsere Herden weideten amRhenosterflusse im heutigen Oranjefreistaat, als ein Lwe uns

    nacheinander mehrere Rinder raubte. Zu sechsen - ich warzwar der siebente, zhlte aber nicht mit - machten wir uns auf,den Lwen zu suchen. Wir waren alle zu Pferd und ritten zudrei und drei in grerer Entfernung voneinander. Als wirden Lwen endlich zu Gesicht bekamen, hatte er auch unsschon erblickt und strmte sofort auf uns los. Die drei

    Erwachsenen, die ich begleitete, mein Vater, mein Oheim undmein Bruder, banden rasch die Pferde aneinander und drehtensie herum, dass ihre Kpfe von dem Lwen abgewendet waren- etwas, was wir bei der Lwenjagd regelmig tun. Dennwenn die Pferde den Lwen sehen, so ist immer Gefahr,dass sie erschrecken und die Flucht ergreifen. MeineAngehrigen verteilten die Pltze. Ich blieb hinter - oder vomLwen aus gerechnet: vor - den Pferden sitzen, das Gewehrauf den Lwen gerichtet, der auf uns zukam.

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    Dicht an mich herangekommen, duckte sich das Tier zumSprung, um, wie mir schien, an mir vorbei auf die Pferde zuspringen. Im Sprung scho ich ihn und traf ihn tdlich, so dasser beinahe auf mich fiel. Meine Begleiter liefen sofortherbei, um mir zu helfen. Aber es war unntig, der Lwe war

    bereits tot. Es war ein starkes Tier. Auf den Schuss hin jagtendann auch die drei brigen Jagdgefhrten herzu, und nun standalles um den Lwen herum, um das Geschehene zu

    besprechen. Ein gewisser Hugo kniete vor dem Lwen nieder,um seine Zhne zu messen" die auffallend gro waren. Ich trat

    bei der, Betrachtung des Tieres, ohne etwas Bses zu denken,

    dem Lwen auf den Bauch, und da gab dieser mit einem Maleein mchtiges Brllen' von sich, so da Hugo dasZhnemessen verga und vor Schreck auf seinen Rcken fiel.Die anderen schttelten sich vor Lachen, denn es ist eine

    jedem Jger bekannte Tatsache, dass ein geschossener Lweeinige Zeit nach seinem Tode bei einem Tritt auf den Leibnoch einmal ein kurzes Gebrll ausstt, gleich als ob er noch

    lebte. Der Atem, der noch in deinem Lwen ist und bei demSto auf den Bauch sich gewaltsam einen Weg durch dieKehle erzwingt, bringt diesen Ton hervor. Hugo wusste dasnatrlich auch, aber er hatte nicht daran gedacht und schmtesich nun ber sein Erschrecken. Zornig strzte er .aufmich los, um mich durchzuprgeln. Aber lachend wehrten es

    ihm die anderen, indem sie ihm klarmachten, dass ich ihm nurin meiner Unwissenheit diesen Schreck eingejagt habe.Meinen zweiten Lwen schoss ich hinter den Magaliesbergenam Hexflusse. Mein Oheim Theunis Krger und ich warenhinter einem Trupp Antilopen her, als mein Pferd die Krfteverlieen und ich allein zurckblieb. Im Schritt reitend traf ichauf einen Trupp Lwen. Flucht war mir mit meinem

    ermatteten Pferde unmglich. Pltzlich verlie einer derLwen die Gruppe und strmte auf mich zu. Ich lie ihn bis

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    auf zwanzig Schritte heran und schoss ihn dann durch denKopf. Die Kugel drang durch den Kopf in den Krper. DerLwe fiel nieder und zwar so, dass sein Kopf von mirabgewendet lag, sprang aber gleich wieder ,auf und zu seinerGesellschaft zurck, whrend ich aufs neue lud. Bei der

    Gruppe angekommen, fiel der Lwe tot nieder. Ermutigt durchden Erfolg, griff ich auch die anderen an. Aber vergeblich. Sieflchteten in den nchsten Berg, und einzuholen vermochte ichsie nicht. Einige Jahre spter hatte ich an demselben Ortewieder eine Begegnung mit Lwen, die uns Rinder geraubthatten. Auch diese flchteten, und zwar in denselben Berg,

    jedoch glckte es mir "'diesmal, zwei von ihnen zu erschieen,whrend meine Gefhrten, die nicht so rasch laufen konnten,um die Beute kamen. Meinen fnften Lwen schoss ich imLydenburgdistrikt auf einem Trek nach dem Olifantflu. DerLwe hatte uns einige unserer Rinder geraubt, und wirverfolgten ihn. Ich hatte diesmal einen sehr guten, treuenHund bei mir, der mich berallhin begleitete und auch die

    Lwen in dem Gestrpp aufsprte. Als er den Lwen gefundenhatte, stellte er ihn unter lautem Gebell, whrend der Lwezornig brllte. Sobald der Hund mich sah, ging er etwas zurSeite. Der Lwe wollte nun auf mich los, aber im Moment, woer losbrach, fiel ihn der Hund von hinten an, so da es mirkeine allzu groe Schwierigkeit machte, einen tdlichen

    Schuss anzubringen. Das war der fnfte Lwe, den ich alleinttete. In Gesellschaft von anderen habe ich natrlich noch vielmehr geschossen. Auf dem Zuge gegen Selikats bei derRckkehr von einem Patrouillenritt war es, wo ich mein 'erstes Nashorn schoss. Mein Oheim Theunis Krger erlaubtemir, als Erster zu schieen, und es glckte mir, dasTier mit dem ersten Schuss zu tten. Viel schlimmer ging es

    mir auf einer spteren Nashornjagd, die ich in Begleitungmeines treuen Jagdgenossen, meines Schwagers N.26

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    Theunissen, unternahm. Ich muss vorausschicken, dass wireine Absprache getroffen hatten, wonach jeder von uns

    berechtigt war, den anderen tchtig durchzuprgeln,falls dieser entweder zu unvorsichtig handelte oder ausFeigheit ein angeschossenes Stck Wild entkommen lie. An

    dem Morgen, an dem wir auf die Jagd gingen, war meinGewehr in Unordnung. Ich musste darum ein anderes,zweilufiges Gewehr mitnehmen, dessen Lauf in der Mittedurchsgt war, so dass seine Treibkraft sehr vermindert war.Ich wusste also im voraus, dass ein Schuss etwa auf ein

    Nashorn ziemlich wirkungslos bleiben musste, wenn er nicht

    gerade die Stelle traf, wo das Fell am dnnsten war.Wir bekamen drei Nashrner, einen Bullen und zwei Khe vonden so genannten "Zwarthamoster"4), also von dergefhrlichsten Sorte, zu Gesicht. Die Verfolgung der zweiKhe bertrug ich Theunissen und befahl ihm, sie ja nicht ausdem Auge zu verlieren. Ich selbst bernahm es, zuerst denBullen zu tten und dann bei der Verfolgung der Khe zu

    helfen. Wegen des dichten Buschwaldes musste mein Kameradvon Zeit zu Zeit Schsse abgeben, damit ich wusste, wo er sich

    befand. Ich jagte nun an meinem Nashorn vorbei und sprangdann ab, um zu schieen. Ich stellte mich so, dass es ungefhrauf zehn Schritte an mir vorbei musste, um dadurch eine guteGelegenheit zu bekommen, es an einer gefhrlichen Stelle zu

    treffen. Mein Schuss war denn auch direkt tdlich. Sofortsprang ich dann wieder aufs Pferd und eilte in der Richtung,aus der ich Theunissen schieen hrte. Unter dem Jagen ludich mein Gewehr aufs neue. Gerade wie ich ihn erreichte,

    brachte er einen zweiten Schuss auf das eine "seiner" beidenNashrner an, das bereits einen Schuss hatte. Das Tier bliebstehen, dagegen sah ich, da das Gestrpp hier nicht so

    besonders dicht war, das zweite Nashorn weglaufen und begabmich sofort auf die Verfolgung. Wie ich

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    an meinem Gefhrten vorbeiritt, rief er mir zu: "Steige ja nichtvor dem Tier ab, denn es ist sehr wild und luft sehr rasch 1 "Ich legte jedoch kein Gewicht auf diese Warnung, daTheunissen immer etwas sehr vorsichtig war, sprang vonmeinem Pferd ab und lief an dem Rhinozeros schief vorbei.

    Kaum hatte mich dieses gesehen, so nahm es die Richtungnach mir und strmte wtend an. Ich lie es auf drei oder vierMeter herankommen und drckte dann los, aber dasZndhtchen versagte, und zu einem zweiten Schuss war keineZeit. Das Tier war dicht an mir, und mir blieb nichts brig, alsumzudrehen und zu flchten, aber dabei verfing sich mein Fu

    in dem Dornengestrpp auf der Erde, ich schlug hin und lagauf dem Gesicht. Im Falle hatte mich das wilde Tier schonerreicht. Der erste Sto mit seinem gefhrlichen Horn strichmir gerade ber den Rcken hin. Mit der Nase drckte es michauf den Boden fest und wollte mich zerstampfen. In demselbenMoment aber drehte ich mich unter dem Tiere um und schossihm den zweiten Lauf unter das Blatt gerade ins Herz. Es war

    meine Rettung, dass ich in dem Augenblick der grten Gefahrmein Gewehr nicht aus der Hand gelassen hatte. Das Nashornsprang nun von mir weg, fiel aber einige Meter weiter totnieder. Mein Schwager Theunissen tauchte nun auch auf demSchauplatz auf, sprang in einer Entfernung von ungefhrfnfzig Metern vom Pferde und lief, was er konnte, auf mich

    zu, indem er nicht anders dachte, als dass sich bei dem Kampfeauf Leben und Tod mein Gewehr entladen und mich selbsttdlich verletzt habe. Wie er aber nher kam und sah, dass ichaufstand und noch lebte, fasste er nach seinem Sjambok,seiner Ochsenpeitsche, und begann - wie er sagte, unsererVerabredung gem - mich damit zu bearbeiten, weil ich zuunvorsichtig gehandelt und seine Warnung missachtet habe.

    Was ich ihm auch fr gute Worte gab und zu meinerRechtfertigung vorbrachte, es half nichts; auch nicht, als ich28

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    Paulus Krger, Prsident des Burenstaates Transvaal, undseine Frau Sanna

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    Ohm Krger und Cecil Rhodes, der Besitzer dersdafrikanischen Minen - Compagnie

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    ihn darauf hinwies, dass mich das Tier bereits so getreten undgequetscht habe, dass er mir die verdiente Strafe wohlschenken knne. Ich musste mich schlielich hinter denDornbschen verschanzen. Das war aber auch das erste- undletzte Mal, dass er Gelegenheit fand, mich zu hauen. In der

    Nhe der Stelle, wo ich die ersten Elefanten gesehen hatte, ineinem groen Schilfsumpf, schoss ich ersten Bgel. EineBffelherde kam aus dem Tal und flchtete den Bach aufwrts.Wie jagten den ich an der Spitze. Als ich absprang, um zuschieen verlie eine Bffelkuh die flchtende Herde undmich an. Ich stand bereit, und wie sie dicht vor mir war, schoss

    ich ihr das Schulterblatt entzwei. Sie war aber ,so im Schusse,dass sie mich noch umrannte und ber mich ohne mich jedochzu treten. Am jenseitigen Ufer des Baches, in den sie sichgeflchtet hatte, holten wir sie cm und gaben ihr denGnadensto. Mein nchstes Abenteuer mit Bffeln hatte ich

    bei der Farm am Bierkraalspruit. In dem vier bis fnfMeter hohen Gestrpp steckte eine Anzahl Bffel, als wir

    unser sechs auf der Jagd dorthin kamen. Ich drang zunchstallein in den Buschwald ein, um zu sehen, ob zum Schuss zukommen sei. In den dichten Bschen ging ich an einem TruppBffel vorbei, ohne etwas von ihnen zu merken, stie abergleich darauf auf einen anderen Trupp dieser "Biester". Sofortnahm mich ein groer Bffel an, aber zu meinem

    Glck standen seine Hrner so weit auseinander, dass sichzwischen ihnen bei jedem Sto nach mir die Bsche undBume fingen, so dass nicht nur jedem Sto die Kraftgenommen wurde, sondern mich der Bgel auch immer einenAugenblick aus den Augen verlor. Bei der Flucht aus diesemBusche geriet ich mitten unter den Trupp von Bffeln, an demich zuerst, ohne es zu merken, vorbPaulus Krger, Prsident

    des Burenstaates Transvaal, und seine Frau Sannaeigelaufenwar. Bei dem nchsten Gestruch sah ich auch jetzt nichts

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    von .der Gefahr, bis ich mit einem Bffel zusammenstie,der gerade im Begriff war, aufzustehen. Unwillig ber dieStrung trat das Tier nach mir und riss mir meine Kleider amLeibe entzwei. Meine Gefhrten, die auen stehen gebliebenwaren, konnten einen Moment den Fu des Bgels sehen, als

    er nach mir trat, und dachten, es seien seine Hrner - so hochhatte das Tier getreten. Ich kam aber mit dem Schreckendavon. Eine sehr ungemtliche Begegnung mit einem Bffelhatte ich bei Vleeschkraal im Waterbergdistrikt, als ich dortmit meinem Schwager N. Theunissen auf der Jagd war. Ichhatte eine Bffelkuh angeschossen, die sich in dichtes

    Dombuschwerk flchtete. Da ich dorthin zu Pferd nicht folgenkonnte, bergab ich mein Pferd meinem Bruder Nicolaas undfolgte dem Bffel auf dem Fue nach, um ihn ja nicht aus demAuge zu verlieren, denn das dichte Gestrpp machte jedenAusblick unmglich. Whrend ich noch glaubte, der Verfolgerzu sein, tauchte der Bgel pltzlich dicht vor mir auf und griffmich an. Ich wollte schieen, aber mein Feuersteingewehr

    versagte. So blieb mir nichts brig, als mein Heil in der Fluchtzu suchen. Nun hatte es aber viel geregnet, und gerade hintermit hatte sich ein groer Sumpf gebildet, aber hier hinein fielich, als ich zurckzuspringen suchte. Der Bffel fielgleichzeitig mit mir in diesen Sumpf und stand drohend bermir, ehe ich mich wieder aufrichten konnte. Mein Gewehr lag

    im Wasser und konnte mir nichts helfen. Der Bgel stie nachmir, rannte sich aber gleich beim ersten Sto sein eines Hornin der Erde fest. Sofort griff ich nach dem anderen Horn undversuchte den Kopf des Tieres unter Wasser zu bringen, um eszu ersticken. Das ging aber sehr schwer, denn das Horn warvom Schlammwasser sehr glatt, und ich musste beide Hndegebrauchen und alle Kraft anspannen, um den Bffelkopf unter

    Wasser zu halten. Als ich fhlte, dass meine Kraft zu Endeging, lie ich die eine Hand los, um mein groes Jagdmesser30

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    zu fassen, das ich auf der Hfte trug, und damit mich meinesGegners zu entledigen. Meine eine Hand war aber zu schwach,um das Tier festzuhalten. Es riss sich los und richtete sich auf.Es befand sich in einem traurigen Zustand: beinahe ersticktund die Augen voll Schlamm, so dass es nicht sehen konnte.

    Ich sprang auch auf und versteckte mich hinter dem nchstenBusch, whrend der Bgel in entgegengesetzter Richtungdavon lief. Als er verschwunden war, holte ich mein Gewehraus dem Pfuhl. Ich sah nicht weniger schrecklich aus als derBgel, bedeckt mit Moder und Schlamm. Theunissen hattewohl gehrt, dass etwas los war, aber er konnte mir nicht zu

    Hilfe kommen, denn zu Pferde war durch die Domen nichtdurchzukommen. Nachdem ich mich einigermaen gesuberthatte, verfolgte ich die anderen Bffel, und es glckte mir nunwenigstens, noch einen zu schieen. Auf dem Zug gegenSelikats, der kurz zuvor unsere Leute berfallen undniedergemetzelt hatte, wurde ich von Wonderfontein aus, wounsere Wagen zurckblieben, mit einer starken Patrouille

    ausgesandt, um den Standpunkt des Feindes festzustellen.Beim Olifantpasse in der Nhe von Rustenburg, der von dieserBegegnung seinen Namen bekommen hat, stieen wir aufeinen groen Trupp Elefanten, die gerade ber den Pass zogen.Mein Vater jagte ihnen nach, aber Kommandant Potgieterhinderte ihn am Schieen, da man nicht wusste, ob der Feind

    nicht in der Nhe war. Das waren die ersten Elefanten, die ichsah. Die grte Lebensgefahr bestand ich in einem Wettlaufmit einem Elefanten. Adrian van Rensburg und ich wareneines Tages im "Veld", um Elefanten zu schieen. Als wir denersten Trupp zu Gesicht bekamen, war van Rensburg ein Stckhinter mir. Ich galoppierte voraus, um eine gute Gelegenheitzum Schuss zu bekommen. Auf Rensburg warten konnte ich

    nicht, denn das Pferd, das ich damals ritt, war besonders feurigund hatte die Gewohnheit, wenn ich zum Schieen absprang,

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    immer erst noch einmal im Kreis um mich herum zu laufen.Ich musste also immer erst mein Pferd beruhigen oderfesthalten, ehe ich zum Schusse kam. Schief vor den Elefantensprang ich ab. Einer von ihnen hatte mich bereits bemerkt undlief, was er konnte, durchs Gebsch hinter mir her. Ich wusste

    in diesem Augenblick noch nichts von der Gefahr und ahntenicht, dass der Elefant hinter mir her war. Van Rensburg aberhatte alles gesehen und schrie, so laut er konnte, um mich zuwarnen. Erst jetzt sah ich, was im Werke war, und dass derElefant bereits die nchsten Bsche hinter mir "platt" trat. Ichwollte wieder aufs Pferd springen, aber der Elefant lag schon

    auf mir; die Bsche, die er zusammentrat, drckten mich aufdie Erde und machten es mir unmglich aufzuspringen. Ichlie also mein Pferd los und sprang quer an dem Elefantenvorbei. Er verfolgte mich unter lautem Trompeten undSchreien und schlug bestndig mit seinem Rssel nach mir.

    Nun hie es laufen auf Leben und Tod. Allmhlich gewann ichjedoch Vorsprung, so dass mich wenigstens Schlge mit dem

    Rssel bald nicht mehr erreichten. Die Kaffern, die auch mituns waren, standen etwa hundert Meter von mir entfernt. Alssie sahen, was mit mir geschah, fingen sie auch an zu laufen:sie voraus, ich hinten nach und hinter mir in wtenderVerfolgung der Elefant. Ich kam nun auf den Gedanken, einenvon den Kaffern, nmlich den, der am schwchsten lief, zu

    fangen, und falls dann der Elefant auf den Kaffer losstrme,eben zur Seite zu treten und das Tier aus nchster Nheniederzuschieen. Mein groes Gewehr, einen Vierpfnder,hatte ich immer noch in der Hand. Aber der Elefant warinzwischen so ermdet, dass er die Jagd von selbst aufgabund stehen blieb. Van Rensburg kam nun angejagt, um mir zuhelfen, aber das Pferd trat in ein mit Gras berwachsenes

    Loch, taumelte und strzte mit dem Reiter, der seinen Funicht aus, dem Steigbgel bringen konnte, zu Boden.31

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    Unterdessen hatte der Elefant sich auf die Flucht begeben. Alsvan Rensburg wieder auf die Beine kam, sagte ich zu ihm:"jage doch in dieser Richtung" - ich zeigte ihm die Richtungmit dem Finger - "und suche mein Pferd zu fangen" DerElefant hatte sich erst nordwrts gewendet, war aber dann in

    westlicher Richtung abgebogen, um seine Gesellschafteinzuholen, die in derselben Richtung gezogen war. Ich sagtenoch zu van Rensburg: ..Wenn u mein Pferd hast, so bringe esmir nach. Ich werde inzwischen den Trupp Elefanten verfolgenund ihn nicht aus dem Auge lassen, bis du wieder bei mir bist."Das Elefantenweibchen, das mich verfolgt hatte, bekam ich

    bald wieder zu Gesicht; es hatte ein junges, das ein Stckhinter seiner Mutter nachlief. Ich eilte hart an dem Kalbevorbei, um an den alten Elefanten zu kommen. Aber der

    junge Elefant fing sofort an zu schreien, als er mich sah, undlief mir nach, und die Mutter, die sich bei dem Schrei sofortumdrehte, konnte mich gerade noch sehen, wie ich in dasnchste Gestrpp sprang. Ohne mich umzuschauen, lief ich

    das Gestrpp durch, und zwar in anderer Richtung, als ichhineingelaufen war. Hier stie ich auf van Rensburg, der mitmeinem Pferd ankam und mir zurief: "Hier sind Tsetsefliegen,wir mssen umkehren." Ich antwortete: "Nun gut, dann geheeinstweilen voraus, ich muss unbedingt erst noch einen vonden Elefanten schieen, die mir so zugesetzt haben."

    Das Elefantenweibchen mit dem Jungen war unterdesverschwunden, aber es glckte mir doch, von demTrupp zwei zu schieen, worauf ich den Rckweg antrat. MeinPferd, ein sehr wertvolles Tier, das den Namen Tempus trug,war aber derweilen von den giftigen Fliegen gestochenworden, und kurz nach der Heimkehr, als die Regenzeit

    begann, wurde es krank und starb, nachdem es von dem

    Fliegengift fast vllig ausgezehrt war. Auf einer grerenLwenjagd, die wir gemeinschaftlich unternahmen, hatte ich

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    Gelegenheit, die Treue eines Hundes kennen zu lernen. Wirhatten eine ganze Meute 'bei uns, die bellend die Lwengruppeumringte, die wir nach langem Suchen gefunden hatten. Einerder Hunde ging aber nicht weiter von uns weg als ungefhrzwanzig Schritte. Da blieb er stehen und bellte und war durch

    kein Mittel weiter zubringen. Es war zu ngstlich, um sich denanderen Hunden beizugesellen, und zu treu, um uns zuverlassen. Pltzlich aber fielen die Lwen die Hunde an, unddiese stoben nach allen Richtungen auseinander. Einer derLwen strmte auf uns ein, und nun war der ngstliche Hundder einzige, der nicht flchtete, sondern auf seinem Posten

    aushielt. Er zitterte und heulte vor Furcht - ganz abgesehenvon anderen Spuren seiner Angst, die er hinterlie - und sahsich alle Augenblicke nach seinem Herrn um, ob denn diesernoch nicht die Flucht ergreife. Aber der Herr blieb, und so

    blieb der Hund auch. Schon war der Lwe bis auf zehn Schrittan den Hund herangekommen, als wir ihn niederschossen; undauch jetzt war der ngstliche Hund der einzige, der den Lwen

    anfiel, als dieser im Feuer zusammenbrach. Er war fastgestorben vor Angst, aber um seines Herren willen geblieben.Es war im Jahre 1845, dass ich nahe bei Sekukunis "Stadt" undnicht weit von der Stelle, wo der Spekboomflu in denSteelpoortflu mndet (in Nordosttransvaal), mit meiner Frauund meinen Brdern Douw und Theunis und des ersteren Frau

    rastete. Wir hatten unsere Wagen ausgespannt, und ich ging imLaufe des Tages ins "Veld", um Wild zu schieen. Ich hattemeinen alten groen Vierpfnder mit und war zu Pferd. Nachungefhr einstndigem Ritte stie ich auf ein Rhinozeros undschoss. Das Tier aber war nur verwundet und floh in dendichten Buschwald. Ich sprang sofort von meinem Pferd, umfr einen zweien Schuss bereit zu stehen, ging aber nur vier

    oder fnf Schritte weit, um sofort, wenn das Rhinozerosumkehren und mich angreifen sollte, ohne dass ich zum33

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    Schuss kme, wieder aufspringen zu knnen. Es glckte mirallerdings, nochmals zum Schuss zu kommen, aber bei diesemSchusse sprang mein Gewehr gerade da, wo ich es mit derlinken Hand festhielt. Mein linker Daumen lag mit deinSchloss und dem Ladestock des Gewehres vor mir auf dem

    Boden' whrend der Lauf des Gewehres hinter mir zuBoden fiel. Ich konnte mich keinen Augenblick besinnen, denndas Tier strmte gegen mich an. Ich sprang also rasch auf meinPferd und jagte zurck, verfolgt von dem Rhinozeros bis zumbergang eines kleinen Baches, wo mein Verfolger fiel,whrend ich in der Richtung nach unseren Wagen weiterritt.

    Am folgenden Tag gingen Leute unseres Lagers auf der Spurmeines Pferdes zurck an den Ort des Unheils, und da fandensie zuerst das Rhinozeros, verwundet, aber noch lebend, undals sie auf der Blutspur weitergingen, die berreste meinesGewehres und den Daumen. Meine Hand war schrecklichzugerichtet. Alles Fleisch hing herunter, und was von derVorderhand noch brig war, hing lose herab. Die groen Adern

    waren aufgerissen, und die Muskeln lagen blo. Ich bluteteaus der Wunde wie ein Schaf, wenn es geschlachtet wird.Beim Reiten hatte ich noch Gelegenheit gefunden, ein groesweies Tuch um die Wunde zu binden, damit das Pferd nichtso arg von dem Blut bespritzt wrde. Bei meiner Ankunft beiden Wagen saen meine Frau und meine Schwgerin am

    Feuer, und damit sie nicht sehr erschraken, ging ich lachendauf sie zu. Meine Schwgerin sagte noch, indem sieauf meine Hand deutete: "Schau, was Bruder Paul fr einfettes Stck Wild geschossen hat", denn das blutige Tuch sahgerade aus wie ein Stck rohes Fleisch. Meiner Frau rief ichzu, sie solle nicht herankommen, sondern mir, das Terpentinaus dem Wagen holen, denn ich habe mir die Hand verletzt.

    Unterdessen bat ich meine Schwgerin, mir das Bandelierabzunehmen, und dabei bemerkte sie, dass

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    meine Hand zerrissen war und ich so bleich aussah, denn ichhatte fast kein Blut mehr in mir.Wiederholt erneuerte ich darin die Terpentinumschlge, weildas ein gutes Mittel ist, die Adern, wie dieBuren sagen, tot zu brennen und so das Blut zu stillen, und

    sandte meinen jngsten Bruder - damals warer wirklich noch jung -, nach dem eine halbe Stunde entferntenLager von anderen Buren, um dort nochmehr Terpentin zu holen. Von da kam nun Hermanus Potgieter,der spter von den Kaffern auf sogrssliche Weise ermordet wurde, mit seinem Bruder an.

    Hermanus kam auf den Wagen, und als er dieWunde sah, rief er aus: "Nein, die Hand ist zu schrecklich, diekann nie heilen" und stieg darin raschwieder herunter, da er ohnmchtig zu werden drohte. SeinBruder aber sagte wahrscheinlich um mich zutrsten: "Ach was, ich habe schon grsslichere Wundengesehen, bring nur mehr Terpentin herbei." Nun

    wurde unser Wagen eingespannt und nach dem Lager gezogen.Dort riet man mit, einen Doktor holen zulassen, um mir die Hand abzunehmen. Aber ich weigerte michentschieden, mich freiwillig noch weiterverstmmeln zu lassen. Von meinem Daumen waren beideGlieder ab. Inzwischen aber zeigte sich, dass

    noch ein Stck des Knochens weg musste. Ich nahm meinTaschenmesser zur Hand, um diese Operationzu vollziehen, aber man riss es mir weg. Spter glckte es mir,ein anderes Messer zu erwischen, und nunschnitt ich den Daumen ber den Ballen herber ab, so weit esntig war. Die rgste Blutung war jetztschon gestillt, aber trotzdem war die Operation sehr

    schmerzhaft. Arzneimittel zum Stillen des Schmerzeshatte ich nicht, und so bemhte ich mich, mir bei der35

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    Operation einzureden, dass es ja gar nicht meine Hand,sondern die eines anderen sei, in die ich schneide. Langsam

    begann die Wunde zu heilen. Die Frauen streuten feingemahlenen Zucker auf die Wunde, und ab und zu musste ichselbst das kranke Fleisch und das Blut auf der Wunde mit

    meinem Taschenmesser entfernen. Spter bekam ich denBrand in die Hand. Verschiedene Mittel wurden angewendet,aber keines wollte helfen. Bereits zeigten sich schwarzeStreifen, die sich bis zur Schulter hinaufzogen. Nunschlachtete man einen Bock, nahm den Bauch heraus, schnittihn, whrend er noch warm war, auf, und da hinein steckte ich

    meine Hand. Dieses Burenmittel half, und als der zweite Bockan die Reihe kam, war die Gefahr schon vermindert. Immerhindauerte es noch sechs Monate, die Wunde einigermaengeheilt war, und ehe sie ganz eilt war, war ich bereits wiederauf der Jagd. Die Kraft des gebrauchten Heilmittels schreibeich dem Umstande zu, da so viel Krutergestruch an demSpekboomflu wchst, wo die Bcke gewhnlich grasen.

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    Feldkornett Krger

    Bereits im Jahre 1842 war Paul Krger zum Vizefeldkornetternannt worden, aber von Bedeutung wurde seine Stellungerst, als er im Jahre 1852 zum wirklichen Feldkomett gewhlt

    wurde. Als solcher begleitete er in diesem Jahre den altenGeneralkommandanten A. W. J. Pretorius nach demZandflusse 5). Noch in demselben Jahre fand der Feldzuggegen den Bakwena- Huptling Sechiel (auch "Setyili" oder"Setscheli") statt, woran Krger als Kommandant teilnahm.Dieser Sechiel gewhrte einem anderen Kaffernhuptling mit

    Namen Moseliel, der in der Sdafrikanischen RepublikMordtaten verbt hatte, Unterschlupf und weigerte sich, ihnauszuliefern. Das Ersuchen um Auslieferung beantwortete ermit der brutalen Erklrung: Wer Moseliel haben wolle, msseihn aus seinem Magen holen. Er wollte damit sagen, bei ihmsei Moseliel so sicher geborgen wie die Speise, die er gegessenhabe. Ein Kommando unter Befehl des Hauptkommandanten

    Scholtz und des neu gewhlten stellvertretendenKommandanten Paul Krger wurde abgesandt, um ihn zuzchtigen. Als das Kommando vor Sechiels Stadt ankam,sandte der Kaffernhuptling an den Kommandanten Scholtzeinen Boten und lie ihm sagen, er wolle ihm morgen nichtstun, denn da sei Sonntag, aber am Montag wolle er ordentlich

    mit ihm abrechnen. Zugleich lie er ganz naiv -wahrscheinlich fr die Geflligkeit, dass er uns den Sonntagber "verschonte" um etwas Kaffee und Zucker ersuchen.Kommandant Scholtz lie Sechiel zurcksagen er habe wohlKaffee und Zucker, aber nicht zum Versenden. Er werde ihmaber Montag dafr Paprika senden.Am Montagmorgen begann der Sturm. Krger war wie

    gewhnlich einer der ersten und scho mit seinemVierpfndergewehr, das er mit grobem Schrot geladen hatte,37

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    viele Kaffern nieder. Als der Berg, auf dem Sechiels Stadt lag,bereits zu einem Teil erobert war, schoss Louw du Plessis, derdie Kanone bediente, gegen einen groen Stein, und diezurckprallende Kugel streifte das Haupt Krgers so stark,dass er bewusstlos niederfiel und ihm ein gewisser van

    Rooyen, der ihm zugleich ein Tuch um den schmerzendenKopf legte, wieder auf die Beine helfen musste. WhrendKrger bewusstlos lag und van Rooyen um ihn

    beschftigt war, hielt ein Hottentottenjunge seines Bruders, derherangelaufen kam, durch sein sicheres Schieen die Kaffernin respektvoller Entfernung.

    Als Krger wieder zu sich kam, sah er gerade, wie die Kaffernhinter Felsen und Gerll sich anschlichen, und erkannte dieGefahr, der seine Burgers preisgegeben waren, wenn sie nichtrechtzeitig gewarnt wurden. Sofort erhob er sich, um denAngriff auf die gefhrdeten Punkte zu leiten, obwohl er wegenseiner Verwundung selbst noch kein Gewehr fhren konnte.Die Kaffern schossen noch immer gewaltig aus allen

    Schluchten und Lchern, aber nach einem harten Gefechtglckte es den Burgers, sie vom Berge zu verjagen. Nocheinmal war Krger whrend dieses Gefechtes, in Todesgefahr.Eine feindliche Kugel aus einem enorm Englisches Arsenal frdie Kaffern groen Gewehr streifte ihn auf der Brust und rissihm seine Jacke entzwei. Der schlaue Sechiel erzhlte spter,

    er habe es bis zuletzt in seiner Hand gehabt, Krgerzurckzuwerfen, aber von dem Augenblicke an, wo dieserGelegenheit gefunden habe, zu seiner Schnapsflasche zugelangen, sei er unwiderstehlich gewesen. Dabei hat Krgerniemals einen Tropfen Branntwein getrunken. NachBeendigung des Gefechtes sandte Kommandant Scholtz nachdem Hause des englischen Missionars Livingstone, das nicht

    weit von der Kaffernstadt entfernt war. Hier fand TheunisPretorius eine vllige Werkstatt zur Reparatur von Gewehren

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    und eine Menge von Kriegsmaterialien, die Livingstone frSechiels Bedarf aufbewahrte. Das war eine Verletzung desZandriviertraktates von 1852, worin bestimmt war, dass wederWaffen noch Munition den Kaffern verschafft werden drften,noch auch zugelassen werden drfe, dass sie sich selbst das

    eine oder andere verschafften. Scholtz konfiszierte demgemdas Kriegsarsenal des Missionars, wofr dann die Buren durchLivingstone in ganz England beschimpft und auf alle mglicheWeise als Missionsfeinde und grausame Verfolger derSchwarzen verlstert wurden.In Wirklichkeit waren die Buren weder Gegner der Mission

    noch Feinde der Eingeborenen. Ihr Grundsatz war, jedemStamm, der Ruhe und Friede hielt und Kultur anzunehmenbereit war, ein bestimmtes Gebiet zuzuweisen, dessen Gresich nach der Gre des Stammes berechnete. DenMissionaren" die unter den Eingeborenen arbeiten wollten,gaben sie ebenfalls Grund und Boden fr Kirche undPrivatzwecke umsonst. Und schon vor Ankunft der Missionare

    jenseits des Vaal hatten einzelne Buren fr Verkndigung desEvangeliums unter ihren schwarzen Arbeitsleuten gesorgt.Aber die Verpflichtung, den Eingeborenen die vielfacheingeschmuggelten Waffen wieder abzunehmen - um nichtEngland Gelegenheit zu geben, die Buren des Vertragsbrucheszu beschuldigen und infolgedessen den Zandriviertraktat, der

    den Auswanderern nrdlich des Vaal ihre Freiheit verbrgte,als aufgehoben zu erklren -, brachte sie vielfach inunangenehme Berhrung mit eingeborenen Stmmen 6).Der folgende Krieg, an dem Krger unter GeneralkommandantPretorius teilnahm, war der vom Jahre 1853 gegen dieKaffernhuptlinge Mapela und Makapaan im DistrikteWaterberg bei Makapaanspoort. Es war ein Rachezug wegen

    des grsslichen Mordes, der an Hermanus Potgieter, demBruder des frheren Generalkommandanten 7),39

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    begangen worden war. Dieser Potgieter war einausgezeichneter Schtze und hervorragender Elefantenjger.Mapela hatte ihm Nachricht gesandt, er mge zu ihm kommen,es seien in seinem Gebiete gerade auergewhnlich vieleElefanten. Auerdem musste Potgieter dahin, um nach seinem

    Vieh zu sehen, das unter Mapelas Obhut stand, wofr dieserdie Milch der Khe bekam - ein Abkommen, das auf MapelasErsuchen geschlossen worden war. Nach Empfang derBotschaft Mapelas reiste Potgieter mit seinem Sohn Andries,noch ein paar Brgern und seinem Reitknecht, einemFarbigen, ab. Bei Mapela wurden die Wagen, wie das

    Gewohnheit war, in die Kaffernstadt geschoben. Die Kaffernunterhielten sich erst freundschaftlich mit Potgieter und seinenBegleitern und beschrieben ihm den Ort, wo die Elefantenwaren. Pltzlich aber berfielen sie die ganze Gesellschaft,tteten Potgieters Sohn und seine Begleiter und schlepptenPotgieter selbst auf einen Felsenhgel, wo sie ihm inGegenwart seines Reitknechtes unter jubel und Freudentnzen

    bei lebendigem Leibe die Haut abzogen. Der rmste wurdeerst von der Marter erlst, als ihm seine Mrder dieEingeweide aus dem Leibe rissen. Der Reitknecht, derfreigelassen wurde, fhrte Krger spter auf den Platz, wodiese Schatchterei statt-gefunden hatte. Whrend Mapela dieseUntat vollfhrte, hatte, Makapaan mitten im Frieden, wo

    niemand an etwas Bses dachte, eine Anzahl von Frauen undKindern, die auf dem Wege von Zoutpansberg nach Pretoriafriedlich ihre Strae zogen, berfallen; die beiden Huptlingehatten sich verabredet, gemeinsam die Weien in ihrenGebieten zu ermorden. Als diese Mordtaten bekannt wurden,wurde beschlossen, die Kaffernhuptlinge zu zchtigen.General Piet Potgieter, der Neffe von Hermanus Potgieter, zog

    mit hundert Mann von Zoutpansberg aus, um die Mordtat zurchen. Zugleich mit ihm brach Generalkommandant Pretorius

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    mit zweihundert Mann zu demselben Zwecke von Pretoria auf.Im Kommando von Pretorius befand sich Krger alsUnterfhrer. Ehe diese beiden Kommandos sich vereinigthatten, griffen die Kaffern nchtlicherweise das Lager vonPotgieter an, wurden aber zurckgeschlagen. Nach

    Vereinigung der beiden Kommandos wurden die Kaffern inihre Berge getrieben, wo sie sich in Hhlen und Schluchtenzurckzogen. In diesen Hhlen wurden sie von demvereinigten Kommando festgehalten, um durch Hunger zurbergabe gezwungen zu werden. Nachdem die Kaffern langeZeit hier festgelegen und schon viele Verluste durch die

    Hungersnot erlitten hatten, versuchte Krger, ein Endeherbeizufhren und durch List eine bergabe zu erreichen. Erkroch zu diesem Zwecke in der Dunkelheit in die Hhle, worinsich die Kaffern befanden, ohne da ihn jemand gewahrwurde. Mitten unter ihnen sitzend, redete er sie dann in ihrereigenen Sprache an, als sei er einer der Ihrigen, und meinte, essei doch besser, sich zu ergeben, als vor Hunger zu sterben. Er

    sagte, die Weien wrden sie sicher nicht tten, und bot sichselbst an, hinauszugehen zu den Weien und darber mit ihnenzu unterhandeln. Da mit einem Male rief ein bewaffneterKaffer: "Magoa" (das heit weier Mann). Aber auch diesergefhrliche Augenblick ging vorber, denn sowie der Kager"Magoa" rief und die anderen tiefer in die Hhle flchteten,

    sprang auch Krger auf und flchtete mitten unter ihnen in denHintergrund der Hhle. Die Kaffern suchten nun berall nachdem weien Mann, nur da nicht, wo er war, nmlich in ihrereigenen Mitte. Nachdem sie sich etwas beruhigt hatten, redeteKrger ihnen wiederum in ihrer eigenen Sprache zu, sich dochzu ergeben. Schlielich glckte es ihm, einhundertsiebzig biseinhundertachtzig Frauen und Kinder mit sich heraus-

    zunehmen; und erst als er drauen war, merkten sie, dassKrger es war und kein Kaffer, der zu ihnen gesprochen hatte.41

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    Sein Plan war eigentlich gewesen, durch freiwillige bergabeder Kaffern ihre schuldigen Kapitne in die Hnde zu

    bekommen. Aber das war nicht zu erreichen gewesen, und dieBelagerung musste fortgesetzt werden. GeneralkommandantPretorius war sehr aufgeregt ber Krgers Unvorsichtigkeit. Er

    bestrafte ihn streng, weil er es gewagt hatte, allein unter dieKaffern in eine Hhle zu gehen, und schickte ihn auch von denHhlen weg. Whrend der weiteren Dauer der Belagerungentkam Krger noch einmal mit genauer Not dem Tode. Ineinem der Gefechte wurde Generalkommandant Potgieterdurch einen Schuss aus einer Felsspalte erschossen. Er stand

    gerade am Rande einer Felsenwand und gab seinem KafferAnweisungen, da traf ihn der tdliche Schuss. Potgieter strztehinunter, mitten in eine Kaffernschanze hinein. Krgersah es und eilte ohne Zgern hinab, um wenigstens die Leichezu retten. Die Kaffern erffneten aus den Schielchern ihrerSchanze ein gewaltiges Feuer auf ihn, aber die Burgerserwiderten das Feuer ebenso lebhaft, so dass Krger ber den

    Wall der Kaffernschanze springen, die Leiche auf den Wallhinaufheben, unter dem Schutze des Pulverdampfes selbstwieder ber den Wall springen und den Leichnam mit sichzurckbringen konnte. Potgieter war ein groer, schwererMann, und Krger musste alle Kraft anstrengen, um den totenFreund zu den Seinen zurckzuschaffen.

    Einer der Kaffern, den man gefangen hatte, behauptete,verborgene Hhlen zeigen zu knnen, in denenElefantenzhne aufgehuft seien. Pretorius sandte Krger mitdiesem Kaffer ab, uni die Zhne zu holen.Auf diesem Gange fand Krger noch viele blutbefleckteKleidungsstcke, die den von den Kaffern ermordeten Frauenund Kindern gehrt hatten, ebenso berbleibsel von

    Krperteilen, die die Kaffern am Spiee gebraten hatten, gargerstete Schultern, Arme usw.

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    Der Kaffer, der das Versteck der Elefantenzhne nachweisenwollte, trug auch Kleidungsstcke, die von ermordeten Weienherrhrten.Endlich bei der Hhle angekommen, wo die Zhne liegensollten, suchte der Kaffer zu entfliehen, und es glckte Krger

    erst nach anstrengen der Verfolgung, ihn wieder zu fangen. DieElefantenzhne erwiesen sich als Schwindel.Kurz danach war der Widerstand der Leute Makapaansgebrochen. Aus den Hhlen waren sie nicht herauszubringengewesen, und auf jeden, der sich nherte, hatten siegeschossen. So blieb nichts brig, als sie auszuhungern.

    Viele Hunderte kamen denn auch durch Hunger um. Einkleiner Teil rettete sich auf unterirdischen Wegen durch dieBerge. Eine Anzahl wurde gefangen und vor ein Kriegsgerichtgestellt; ehe Krger, der gerade auf Jagd gewesen war,zurckkam, waren sie standrechtlich erschossen. DieErschieung dieser Menschenfresser war unumgnglich,notwendig gewesen, zumal keine Schuldigen ausgeliefert

    wurden und der Huptling selbst verschwunden blieb. Derjunge Nachwuchs des Stammes, soweit er in die Hndeder Buren gefallen war, wurde "ingeboekt", das heitBurenfamilien unter gesetzlicher Aufsicht bis zurVolljhrigkeit zur Erziehung bergeben.Das Kommando wandte sich nun gegen Mapela; Krger

    machte diesen Zug zunchst nicht mit.Generalkommandant Pretorius hatte ihn mit einem kleinenKommando gegen Marabas Stadt gesandt, weil man gehrthatte, dass sich da viel von Makapaans Vieh befinden solle.Krger solle die Sache untersuchen und, wenn Maraba sichwidersetzte, ihn anfallen. Es wurde aber kein Widerstandgeleistet.

    Ein Teil der Kaffern floh, und ein anderer Teil ergab sich.

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    Diese wieder erklrten, dass - sie wohl Vieh von Makapaanhtten, aber nie an seinen Missetaten beteiligt gewesen seienund gern das geraubte Vieh, soweit es sich bei ihnen befnde,zurckgben. Das geschah auch, aber man fand hier nurtausend Stck. Nachdem er das Vieh im Empfangf genommen

    hatte, kehrte Krger zurck, ohne den Kaffern von Maraba dasgeringste Leid zugefgt zu haben.Er erreichte noch rechtzeitig die anderen Kommandos, die aufdem Weg gegen Mapela waren. Aber auch Mapelas Kaffernwaren grtenteils geflchtet. Einige Wagen, Kisten undandere Gegenstnde der ermordeten Weien wurden auf einem

    Kop nahe Mapelas Stadt gefunden. Das nahmen dann dieKommandos bei ihrer Heimkehr mit.Das Strafgericht an Mapela konnte erst mehrere Jahre spter,1858, vollzogen werden. Er hatte sich unterdessen nochanderer Freveltaten schuldig gemacht; auch musste man ihmdie Feuerwaffen abnehmen, die er sich zu verschaffen gewussthatte. Ein Kommando unter General Schoeman, dessen

    Assistent Paul Krger war, zog gegen ihn; aber Mapela hattesich auf einen hohen, nach allen Seiten in steilenFelsenwnden schroff abfallenden Kop zurckgezogen undsich da verschanzt. Krger rief Freiwillige auf, um diese Festezu strmen, und es meldeten sich etwa hundert Mann. Mitdiesen rckte er in der Nacht unbemerkt an den Fu des

    Berges vor. Hier zog das Kommando seine ungegerbten, rohzurechtgeschnittenen, mit Riemen an die Fe gebundenenFeldschuhe aus, um leise die Schlucht emporzuklimmen, dieals einziger Weg zu der Hhe hinauffhrte, und die Kaffern zuberfallen. Krger ging mit einer Patrouille voraus und kamhalbwegs des Berges, wurde aber hier entdeckt. EinWachtposten lie ihn bis dicht an sich herankommen und

    drckte dann los.

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    Ohm Krger im Kreise seiner Familie

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    Ohm Krger und sein Sohn Jan

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    Das Gewehr versagte; Krger merkte den Mann erst, als er denHahn knacken hrte, und schoss ihn dicht vor seinen Fennieder.Von allen Seiten schossen die Kaffern nun, die die Schlucht

    besetzt hielten. Krgers Gewehrtrger fiel. Er selbst strmte in

    aller Eile zurck zu den Kameraden: "Vorwrts, Feldschuheangezogen und drauf ohne Rcksicht." So wurde der Passgenommen und droben Stellung gefasst, bis der Tag anbrach.Die Kaffern hatten sich weiter zurckgezogen, strmten aberheran, als sie der ersten zum Angriff vorgehenden Gruppe vonBurgers, etwa fnfzehn Mann, ansichtig wurden.

    Bis sie jedoch auf fnfzig Schritte heran waren, hatte dasHuflein der Burgers auch Zuwachs erhalten und zhlte etwahundert Mann. Ihr Feuer warf die Schwarzen reihenweisenieder, und in wilder Flucht stoben sie davon. Von derFelsenplatte herab fhrte auf der anderen Seite noch ein Weg,eine Baumleiter.Hier berstrzten sich die Flchtigen, und mehr kamen

    dadurch um, als im Gefecht gefallen waren. Die Bume warenbehangen mit Toten, denn unten war alles Wald. Mapela selbstentkam.Kaum war Krger von der ersten vergeblichen Expeditiongegen Mapela zurckgekehrt, so musste er schon wieder aufKommando, nmlich im Dezember 1853, und zwar gegen den

    Huptling Montsioa, der auf dem "Hoogeveld" zwischen demSchoonbache und Marico am Hartsflusse wohnte. DieserHuptling hatte whrend einer groen Klte, die vonSchneefllen begleitet war, den Buren viel Vieh gestohlen undzugleich einen der Besitzer dieses Viehs ermordet und wardann nach Setlagoli im Britisch-Betschuanaland geflohen. Alsdas Burenkommando, das gegen ihn aufgeboten wurde, in die

    Nhe von

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    Setlagoli kam, stie es auf einen groenHeuschreckenschwarm. Diesen hatten auch die Kafferngesehen, und wie sie nun die Staubwolken der anrckendenBurenkommandos von ihrer Stadt aus sahen, glaubten sie, dassei der Heuschreckenschwarm und lieen so den Feind an ihre

    Stadt herankommen, ohne sich zur Wehr zu setzen. Als dasKommando fast an der Stadt war, sandte GeneralkommandantPretorius Krger zu dem Kapitn, um ihm mitzuteilen, zuwelchem Zwecke das Kommando gekommen sei, undMontsioa aufzufordern, zu kommen und sich zu rechtfertigen.Ehe aber Krger den Kapitn erreichte - er fand ihn

    in der nchsten Stadt nicht und musste dann weiter zurHauptstadt -, griffen, die Kaffern ihn pltzlich mitseiner Begleitung an.Krger, der den anderen Burgers allein weit voraus ritt, befandsich in einer sehr heiklen Lage. Sein Pferd war vlligerschpft. An eine Flucht war nicht zu denken. Er ritt imSchritt weiter, um nicht die Aufmerksamkeit der Kaffern auf

    sich zu ziehen. Als die vordersten Kaffern ihm schon fastgegenber waren, jagten vier Burgers auf ihn zu, wodurch dieKaffern erst auf ihn aufmerksam wurden und sichgegen ihn wandten. Krger zwang sein Pferd zu einem letztenGalopp und strmte gegen die Kaffern an, um sie so glaubenzu machen, dass sein Pferd noch in guter Verfassung sei, und

    die List glckte auch. Die Kaffern wandten sich zur Flucht,und so bekamen Krger und seine vier Gefhrten Gelegenheitzu entkommen.Krger brachte sein erschpftes Pferd zu dem Vieh zurck, dasdem Kommando gehrte, und wollte dannzu Fu gegen die Kaffern mitgehen. Kommandant Schutteersuchte ihn jedoch, zurckzukehren, da er zu

    Fu sei und von den Kaffern leicht gefangen genommenwerden knne. Er antwortete aber, die meisten46

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    Kaffern seien ja auch zu Fu, und wenn es aufs Laufenankme, dann wrden die Kaffern ihn gewissnicht fangen. Als Schutte sah, dass Krger von seinemEntschluss nicht abzubringen war, befahl er seinemReitknecht, sein Pferd abzugeben und selbst nach dem Lager

    zurckzukehren. So kam denn Krger doch zum Kampf, DasKafferrikommando zhlte ungefhr fnfhundert Mann,whrend die vorausgesandten Burgers, die ihnengegenberstanden, im ganzen vierzig Mann zhlten, und vondiesen waren noch einige bei den Wagen und bei dem Viehzurckgeblieben. Es glckte aber dem kleinen

    Huflein, den Kaffern betrchtliche Verluste beizubringen undsie in die Flucht zu schlagen. Unsere Verluste betrugen nur einpaar Verwundete.Ebenso glckte es dem Burenkommando, den Kaffem dasgestohlene Vieh wieder abzunehmen. Bei diesem Vieh befandsich eine Anzahl von Kagernjungen, die noch am selbenAbend von General Pretorius unter Krgers Schutz nach ihrer

    Stadt zurckgesandt wurden. Auch war Krger beauftragt, demKaffernhuptling die Botschaft zu berbringen, dass die Burennicht gekommen seien, um sie zu bekriegen, sondern um dasgestohlene Vieh zurckzuholen, und dass sie am folgenden Tagkommen wrden, um mit ihm darber zu verhandeln. Krgerging bis dicht an die Kaffernstadt heran, lie dann die

    Kaffernjungen frei und kehrte selbst nach dem Lager zurck.Die Botschaft wurde dem Kapitn durch dielosgelassenen Gefangenen richtig bermittelt, aber zu einerBesprechung mit ihm kam es nicht, denn erflchtete noch in derselben Nacht. Die Buren verfolgten ihnnicht, sondern kehrten mit dem Vieh, das siegenommen hatten, nach ihren Farmen zurck.

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    General-AssistentNach der Rckkehr von der Expedition gegen Mmontsioawurde der Generalkommandant A. W. J. Pretorius ernstlichkrank. Als er fhlte, dass sein Ende nahe war, lie er Krgerrufen. Aber dieser war gerade auf einem Jagdzug im Distrikte

    Rustenburg, und die Boten konnten ihn nicht rechtzeitigfinden, so dass, als er zurckkam, der Generalkommandant

    bereits gestorben war. Das war sehr bedauerlich, dennwer wei, was dieser groe Mann in seinen letztenAugenblicken noch gern besprochen htte. Schon auf demRckwege aus Montsioas Stadt hatte er sich viel mit Krger

    ber religise Dinge unterhalten und htte sicher auch in dieserBeziehung ihm noch mehr zu sagen gehabt.Einige Tage nach seinem Tode kam ein Brief der englischenKommissare Owen und Hogge an. Das waren dieSpezialommissare der Knigin von England, die als te ZurRegelung der Verhltnisse an den stlichen und nordstlichenGrenzen des Kaps der Guten Hoffnung" mit den

    Burenemigranten die Vertrge schlossen, wodurch derFreistaat und die Sdafrikanische Republik ihre Freiheiterhielten. Der Brief war an den Verstorbenen adressiert undenthielt das Ersuchen, im Namen der Emigranten denOranjefreistaat von der englischen Regierung zu bernehmen.Aber das war nun nicht mehr mglich, und die bernahme der

    Landesregierung des Oranjefreistaates aus den HndenEnglands fand nun durch die Herren Venter Boshoff und einigeandere Freistaatbrger statt. Hierdurch sind spter groeDifferenzen zwischen dem jungen Pretrius und demOranjefreistaat ausgebrochen, denn es hie in der Mitteilung,dem Generalkommandanten Pretorius und den Auswanderernsolle der Freistaat abgetreten werden.

    Pretorius war nun gleich vielen Brgern der Anschauung, dassdas Land seinem Vater und damit auch48

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    ihm als dessen Nachfolger bertragen sei. ja, es wre darumzwischen dem Freistaate und der Sdafrikanischen Republikfast zum Bruderkriege gekommen.An Stelle des verstorbenen Pretorius wurde sein ltester SohnMartinus Wessel Pretorius Generalkommandant der

    Sdafrikanischen Republik und nach Annahme einerVerfassung, die einen Prsidenten vorsah, ein paar Jahre spterauch Prsident. Allerdings war er damals noch nicht gleichPrsident der Republik, denn das neue "Grundgesetz" ,wurdenicht berall anerkannt, sondern nur Prsident der Regierung,die er vertrat. Er machte nun seine vermeintlichen Ansprche

    auf den Freistaat geltend und rief im Jahre 1857 zu denWaffen, als er sich durch die Zurckweisung seiner Ansprchegekrnkt glaubte. Krger war damals gerade auf einemHaridelszuge, als man ihn zurckrief. Er war aufsentschiedenste gegen das Vorgeben von Pretorius, den er mitseinem Aufgebot am Vaalflu lagern fand, und sagte ihm klarund deutlich seine Meinung. Aber nachdem sich einmal der

    Prsident des Freistaates mit dem GeneralkommandantenSchoeman im nrdlichen Transvaal - dem Teil des Landes, wodie neue Verfassung nicht anerkannt wurde - dahin verabredethatte, da dieser dem Freistaat zu Hilfe kommensollte, meinte er, man msse rasch handeln und Boshoffangreifen. So zog man ber den Flu Boshoff entgegen, der

    mit einem groen Kommando anrckte.Als die Gegner aufeinanderstieen, sandte Boshoff einenseiner Offiziere, um den Vorschlag zu friedlicher Beilegung zumachen. Pretorius war sehr damit einverstanden. Seine Leutewaren auch gar nicht kriegerisch aufgelegt; als der Bote derGegenpartei kam, bten sie gerade den Bocksprung, so dassder Bote erstaunt ausrief: "Also so gering schtzt ihr uns l"

    Pretorius sandte Krger als Unterhndler ab, und dieser sagteBoshoff ebenso offen seine Meinung wie Pretorius:

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    "Ihr seid ebenso schuldig wie euer Gegner. Warum greift ihr zuden Waffen, statt Pretorius beim Volksrate anzuklagen? Dawre er sicher bestraft worden." Koos Venter, ein groerstarker Mann, der dabei stand, raste gegen Pretorius und riefein ber das andere Mal: "Wenn ich ihn htte, den Hals wollte

    ich ihm umdrehen wie einem kleinen Vgelchen". Schlielichwurde auch Krger das Blut warm, und er sagte: "HerrBoshoff, die Sache ist leicht zu erledigen. Koos soll seinenRock ausziehen, ich mache es ebenso, und dann ringen wirmiteinander um den Sieg. Unterliegt er, so fgt ihr euchunseren Bedingungen, unterliege ich, so ist es umgekehrt."

    Aber Venter wollte davon nichts wissen; gegen Krger habe erja nichts, meinte er. Krger erwiderte zwar: "Das macht nichts,du trittst eben fr deinen Prsidenten ein, und ich fr denmeinigen", aber zu dem Zweikampf kam es doch nicht.Dagegen verhielt sich Venter jetzt ruhig, und es wurde eineKommission ernannt, die am Vaalflusse zusammenkommenund dort den Streit erledigen sollte. Hier musste Krger die

    Sache seines Prsidenten, der auch persnlich schwer Beweisaus der Heiligen Schrift gegriffen wurde, verteidigen, so weniger sie billigen konnte. Endlich kam es doch zum Vergleiche,und Preorius gab seine ungerechtfertigten Ansprche auf.In der bereinkunft wurde bestimmt, dass jeder Teil das Rechthabe, die Schuldigen in seinem Lande zu strafen. Nun wurden

    aber im Freistaate zwei Burgers, die auf Pretorius' Seitegestanden waren, wegen Hochverrats zum 'rode durch denStrick verurteilt. Wiederum machte sich Krger auf den Weg,um zu intervenieren. "Warum brecht ihr nun wieder denVertrag?" redete er Boshoff an. "Wir ,den Vertrag brechen?Wieso?" entgegnete dieser. "Nun, wollt ihr nicht zwei eurerLeute aufhngen?" Ja, das ist unser Recht, wie es in der

    bereinkunft festgestellt ist." "Nein, davon steht nichts imVertrag.50

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    Ihr habt das Recht, zu strafen; strafen aber heit zchtigen,vermahnen, verwarnen und durch die Zchtigung bessern."Und als Boshoff das nicht zugeben wollte, holte Krger dieBibel und zeigte ihm, dass die Heilige Schrift einenUnterschied mache zwischen "Strafen" und "Bestrafen", man

    knne jemand wohl mit dem Tode "bestrafen", aber nicht ihntten, um ihn zu strafen. Nun gaben auch die Freistaater nach,und damit war diese Sache fr immer erledigt.Bald darauf erhielt Krger Gelegenheit, dem Freistaate einenDienst zu erweisen. Schon seit der Unabhngigkeitserklrunghatte man da Schwierigkeiten mit dem Basutohuptling

    Masus, und es herrschte schlielich offener Kriegszustandzwischen Masus und dem Freistaate. Masus war ein nicht zuverachtender Gegner und verfgte ber eine starkeKriegsmacht. Seine Banden durchstreiften raubendund plndernd den ganzen sdlichen Teil des Oranjefreistaates.Sobald Krger davon hrte, entschloss er sich, nach demFreistaate zu gehen und der Regierung seine Hilfe anzubieten.

    Prsident Pretorius begleitete ihn mit etwa dreiig Mann unterFeldkornett Bodenstein. Zu Osspruit am oberen Zandflussetraf man auf das erste Lager der Freistaater. In derselben Nachtraubten die Kaffern die Herden dieses Lagers. Krger sandteFeldkornett Bodenstein mit seinen Leuten hinter ihnen her,und es glckte diesem, den Kaffern das Vieh wieder

    abzunehmen. Von hier zog Krger mit seinen Leuten berWinburg nach Bloemfontein.Hier erbot er sich, persnlich zu Masus zu gehen und einenFrieden mit ihm zu vermitteln. Die Regierungdes Oranjefreistaates nahm dieses Angebot an und gab ihmGeneral Fick und Martinus Schoeman zurBegleitung mit. Masus wohnte auf dem Berg Thaba Bosigo.

    Am Fue dieses Berges angekommen, sandteKrger Botschaft hinauf zu Masus, dass er nicht erschienen

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    sei, um gegen ihn zu kmpfen, sondern da er mit ihm wegendes Friedens zu sprechen wnsche. Masus lie zurcksagen:"Ich werde sofort kommen, um mit dem Herrn Krger zusprechen." Krger aber dauerte das zu lange, und er erstiegsofort den Berg, um direkt nach Masus ' Stadt zu gehen. Als er

    mit seinen Begleitern die Hhe erreicht hatte, kam ihmMasus entgegen. Magato, der Kaffernkapitn aus der Nhe vonRustenburg, der sich bei Masus befand, stellte Krger vor,indem er sagte: "Das ist Paul Krger", worauf Masus ihm dieHand reichte und sprach: "Ist das Paul Krger? Wie ist denndas mglich? Ich habe Joch bereits so viele Jahre von ihm

    reden hren und bin nun schon so alt. Wie kann er da noch sojung sein?" Dann fate er Krger beim Arm und fhrteihn nach seinem Hause in ein Zimmer, das kein Schwarzer

    betreten durfte, sondern das stets fr den Empfang von Weienbereit stand.Nachdem einige Erfrischungen genommen waren, trat mansofort in die Verhandlungen ein. Krger begann: "Warum

    schiet ihr euch doch wegen einer solchen Kleinigkeiteinander tot? Warum setzt ihr euch nicht friedlich auseinander?Ihr msst doch einsehen, dass der Krieg euch selber Schaden

    bringt. Ihr versperrt dadurch die groen Fahrstraen auch frdie anderen Nationen, mit denen ihr in Frieden lebt."

    Nach vielem Hin- und Herreden sagte Masus endlich: "Es ist

    wahr, was du sagst, denn alles, was hier in meinem Hausebrauche, muss ich von anderen Nationen beziehen. Und wenndie Wege durch den Krieg versperrt sind, kann ich auch nichts

    bekommen." Hierauf fing er von etwas Neuem an. "Bist du derMann", fragte er Krger, "der Mapela von seinem Berge geholthat?" Krger antwortete: "ja." Nun fragte Masus weiter:"Weit du denn auch, dass zwei meiner Tchter mit Mapela