Die Ökologie der Diatomeen in Binnengewässern

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Water Research Pergamon Press 1969. Vol. 3, p. 457. Printed in Great Britain. BUCHBESPRECHUNG Die ~)kologie der Diatomeen in Binnengew~sern. Von B. J. Cholnoky. 699 Seiten, mit 63 Abbildungcn und Tabellenim Text. Verlag yon J. Cramer, Lehre. 1968. DM 120. DE ERFOR$CHUNGund Kenntnis der Okologie einer so bedeutenden Algengruppe, wie die der Diatomeen, ist ein wichtiges Kapitel der theoretischen und angewandten hydrobiologischen Arbeit. Es ist daher sehr erfreulich, wenn zusammenfassende Darstellungen fiber alas bisher Bekannte erscheinen, die insbesondere anch f~ den in der biologischen Gew~asseranalysepraktisch t~tigen Biologen ein werwolles Hilfsmittel sein k6nnen. Das Buch m6chte auch diese Richtung bewuBt betonen und stellt die Bedeutung der Diatomeen6kologie ffir eine Wassergfitebeurteilung sehr in den Vordergrund. Allerdings erseheint eine Bearbeitung in dieser Form nicht ganz zufriedensteUend. Es werden zwar eingangs unffangreiche Anleitungenzur Methodik des Sammeins und Praparierens, zu Kulturversuchen und zur statistischen Auswertung yon Assoziationsanalysen gegeben, sowie in weiteren Kapiteln die 6kologischen Faktoren, wie Substrat, Licht, Temperatur, Salzgehalt und osmotiseher Druck, pH-Wert, Sauerstoffgehalt und trophische Verhltltnisse besproehen, es wird aber dabei dem Leser sehr schwer gemacht, daxaus ein Bild der Okologie einzelner Arten oder verschiedener Lebensraume der Diatomeen zu gewirmen. Hinweise zur Okologie einzelner Arten, Beispiele yon Assoziationsanalysen sowie Artenlisten z.B. yon echten Planktonformen,yon Braekwasserdiatomeen, acido- und alkaliphiler Arten, Trophieanzeigern etc. liegen im Buch sehr verstreut vorund sind nut fiber das Sachregister zusammenzubringen. Eine Besprechung der Okologie der Arten in syste- matischer Reihenfolge h~tte die Verwendung des Buches sehr erleichtert. Das mfiBte auch nicht der sicher sehr richtigenAnschauungdes Autors widersprechen, dab nicht einzelne Arten sondem Assozia- tionen zu beachten sind. Breiter Raurn wird in dem Werk allgemeinen Problemen der Hydrobiologie, insbesondere den Begriffen Trophie und Saprobit,-It, der biologischen Gew~isseranalyse sowie der Abwasserforschung gewidmet, was vielfach fiber den engeren Rahmen des Sachgebietes hinausgeht. In teilweise sehr kritischer Weise setzt sich der Autor mit einem GroBteil tier hydrobiologischen Literatur auseinander. Es kann hier nicht der Platz sein, bei der FiJlle der Anmerkungenauf Einzelheiten einzugehen, manehe hier ge~uBerte Meinung scheint aber doch sehr fragw~rdig oder zumindest fbertrieben zu sein. Der Autor selbst versteht dann den Begriff der Verunreinigung (durch Abwasser) als Eutrophierungs- prozess und miBt hier dem Stickstoff die Hauptbedeutung zu. An Hand yon umfangreich geschilderten Assoziationsanalysen von DiatomeengeseUschaften in Abwasserreinigungsanlagen (Grasbecken und Algenreak'tionsbecken), in Stauseen und Vorflutem Sfdafrikas sowie an Hand von Diatomeen- Kulturversuchen wird verschiedenen Diatomeen bzw. Assoziationen sowohl die wesentliche Selbst- reinigungsleistung (Stickstoffabbau und Elimination fiber Ammoniak-Abgasung) als auch die dazugeh6rige Indikationseigenschaft zugeschrieben. Die M6glichkeit eines bakteriellen Abbaus wird fibergangen. Im Anhang ist dem Buch ein Literaturverzeichnis, ein Sachregister und Abbildungen mit einer Reihe von kennzeichnendenMikrophotographien von Diatomeengesellschaften angeffgt. A. HAI~ 457

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Water Research Pergamon Press 1969. Vol. 3, p. 457. Printed in Great Britain.

BUCHBESPRECHUNG

Die ~)kologie der Diatomeen in Binnengew~sern. Von B. J. Cholnoky. 699 Seiten, mit 63 Abbildungcn und Tabellen im Text. Verlag yon J. Cramer, Lehre. 1968. DM 120.

DE ERFOR$CHUNG und Kenntnis der Okologie einer so bedeutenden Algengruppe, wie die der Diatomeen, ist ein wichtiges Kapitel der theoretischen und angewandten hydrobiologischen Arbeit. Es ist daher sehr erfreulich, wenn zusammenfassende Darstellungen fiber alas bisher Bekannte erscheinen, die insbesondere anch f ~ den in der biologischen Gew~asseranalyse praktisch t~tigen Biologen ein werwolles Hilfsmittel sein k6nnen. Das Buch m6chte auch diese Richtung bewuBt betonen und stellt die Bedeutung der Diatomeen6kologie ffir eine Wassergfitebeurteilung sehr in den Vordergrund. Allerdings erseheint eine Bearbeitung in dieser Form nicht ganz zufriedensteUend. Es werden zwar eingangs unffangreiche Anleitungen zur Methodik des Sammeins und Praparierens, zu Kulturversuchen und zur statistischen Auswertung yon Assoziationsanalysen gegeben, sowie in weiteren Kapiteln die 6kologischen Faktoren, wie Substrat, Licht, Temperatur, Salzgehalt und osmotiseher Druck, pH-Wert, Sauerstoffgehalt und trophische Verhltltnisse besproehen, es wird aber dabei dem Leser sehr schwer gemacht, daxaus ein Bild der Okologie einzelner Arten oder verschiedener Lebensraume der Diatomeen zu gewirmen. Hinweise zur Okologie einzelner Arten, Beispiele yon Assoziationsanalysen sowie Artenlisten z.B. yon echten Planktonformen, yon Braekwasserdiatomeen, acido- und alkaliphiler Arten, Trophieanzeigern etc. liegen im Buch sehr verstreut vorund sind nut fiber das Sachregister zusammenzubringen. Eine Besprechung der Okologie der Arten in syste- matischer Reihenfolge h~tte die Verwendung des Buches sehr erleichtert. Das mfiBte auch nicht der sicher sehr richtigen Anschauung des Autors widersprechen, dab nicht einzelne Arten sondem Assozia- tionen zu beachten sind.

Breiter Raurn wird in dem Werk allgemeinen Problemen der Hydrobiologie, insbesondere den Begriffen Trophie und Saprobit,-It, der biologischen Gew~isseranalyse sowie der Abwasserforschung gewidmet, was vielfach fiber den engeren Rahmen des Sachgebietes hinausgeht. In teilweise sehr kritischer Weise setzt sich der Autor mit einem GroBteil tier hydrobiologischen Literatur auseinander. Es kann hier nicht der Platz sein, bei der FiJlle der Anmerkungen auf Einzelheiten einzugehen, manehe hier ge~uBerte Meinung scheint aber doch sehr fragw~rdig oder zumindest fbertrieben zu sein. Der Autor selbst versteht dann den Begriff der Verunreinigung (durch Abwasser) als Eutrophierungs- prozess und miBt hier dem Stickstoff die Hauptbedeutung zu. An Hand yon umfangreich geschilderten Assoziationsanalysen von DiatomeengeseUschaften in Abwasserreinigungsanlagen (Grasbecken und Algenreak'tionsbecken), in Stauseen und Vorflutem Sfdafrikas sowie an Hand von Diatomeen- Kulturversuchen wird verschiedenen Diatomeen bzw. Assoziationen sowohl die wesentliche Selbst- reinigungsleistung (Stickstoffabbau und Elimination fiber Ammoniak-Abgasung) als auch die dazugeh6rige Indikationseigenschaft zugeschrieben. Die M6glichkeit eines bakteriellen Abbaus wird fibergangen.

Im Anhang ist dem Buch ein Literaturverzeichnis, ein Sachregister und Abbildungen mit einer Reihe von kennzeichnenden Mikrophotographien von Diatomeengesellschaften angeffgt.

A. HAI~

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