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Kapitel 2: Netzwerke
Inhalt: 2.1 Gerichtete Graphen
2.2 Netzwerke und Flüsse
2.3 Trennende Mengen
Kapitel 2: Netzwerke
Inhalt: 2.1 Gerichtete Graphen
2.2 Netzwerke und Flüsse
2.3 Trennende Mengen
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
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2.1 Gerichtete Graphen2.1 Gerichtete Graphen
Ein gerichteter Graph besteht aus einer Menge
von Ecken und einer Menge von gerichteten
Kanten. Die gerichteten Kanten zeigen von einer
Ecke zu einer anderen oder zur gleichen Ecke.
D.h.: Zu jeder Kante k gibt es eine Anfangs-
ecke e1 und eine Endecke e2, so dass Beispiel
k von e1 nach e2 zeigt.
Bemerkungen. Gerichtete Graphen heißen auch Digraphen (von engl.
“directed graph”). Eine gerichtete Kante wird oft auch Bogen genannt.
Ein gerichteter Graph besteht aus einer Menge
von Ecken und einer Menge von gerichteten
Kanten. Die gerichteten Kanten zeigen von einer
Ecke zu einer anderen oder zur gleichen Ecke.
D.h.: Zu jeder Kante k gibt es eine Anfangs-
ecke e1 und eine Endecke e2, so dass Beispiel
k von e1 nach e2 zeigt.
Bemerkungen. Gerichtete Graphen heißen auch Digraphen (von engl.
“directed graph”). Eine gerichtete Kante wird oft auch Bogen genannt.
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
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Quelle und SenkeQuelle und Senke
Meistens werden wir die Eckenmenge mit E und die Kantenmenge mit
K bezeichnen. Für den gerichteten Graphen schreiben wir dann
(E, K) oder einfach .
Die Anzahl der gerichteten Kanten, deren Anfangsecke e ist (das
heißt, die von e wegzeigen), heißt Ausgangsgrad deg+(e) von e.
Entsprechend heißt die Anzahl der gerichteten Kanten mit Endecke e
(die also zu e hinzeigen) Eingangsgrad deg(e) von e.
Eine Ecke e heißt Quelle, wenn deg(e) = 0 ist; sie heißt Senke,
wenn deg+(e) = 0 ist. Aus einer Quelle zeigen also nur gerichtete
Kanten heraus, während sie in eine Senke nur hineinzeigen.
Meistens werden wir die Eckenmenge mit E und die Kantenmenge mit
K bezeichnen. Für den gerichteten Graphen schreiben wir dann
(E, K) oder einfach .
Die Anzahl der gerichteten Kanten, deren Anfangsecke e ist (das
heißt, die von e wegzeigen), heißt Ausgangsgrad deg+(e) von e.
Entsprechend heißt die Anzahl der gerichteten Kanten mit Endecke e
(die also zu e hinzeigen) Eingangsgrad deg(e) von e.
Eine Ecke e heißt Quelle, wenn deg(e) = 0 ist; sie heißt Senke,
wenn deg+(e) = 0 ist. Aus einer Quelle zeigen also nur gerichtete
Kanten heraus, während sie in eine Senke nur hineinzeigen.
G
G
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
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AnwendungsbeispieleAnwendungsbeispiele
Wasserkreislauf: Kanten = Rohre, Richtung der Kanten = Richtung des
fließenden Wassers. Aus einer Quelle fließt nur Wasser heraus, in eine
Senke nur hinein.
Stromkreislauf: Kanten = elektrische Verbindungen, Ecken = Verzwei-
gungspunkte oder Verbraucher, Richtung der Kanten = Stromrichtung.
Quelle und Senke = zwei Pole einer Stromquelle.
Straßensysteme: Ecken = Kreuzungen, Kanten = Straßen. Mit Hilfe
gerichteter Graphen können auch Einbahnstraßen dargestellt werden.
Handelswege: Der Weg von Produkten, der vom Produzenten über
einige Zwischenhändler hin zum Fachgeschäft führt, kann modelliert
und optimiert werden. Produzent = Quelle, Fachgeschäft = Senke.
Wasserkreislauf: Kanten = Rohre, Richtung der Kanten = Richtung des
fließenden Wassers. Aus einer Quelle fließt nur Wasser heraus, in eine
Senke nur hinein.
Stromkreislauf: Kanten = elektrische Verbindungen, Ecken = Verzwei-
gungspunkte oder Verbraucher, Richtung der Kanten = Stromrichtung.
Quelle und Senke = zwei Pole einer Stromquelle.
Straßensysteme: Ecken = Kreuzungen, Kanten = Straßen. Mit Hilfe
gerichteter Graphen können auch Einbahnstraßen dargestellt werden.
Handelswege: Der Weg von Produkten, der vom Produzenten über
einige Zwischenhändler hin zum Fachgeschäft führt, kann modelliert
und optimiert werden. Produzent = Quelle, Fachgeschäft = Senke.
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
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Zusammenhang mit RelationenZusammenhang mit Relationen
Wir betrachten nur einfache gerichtete Graphen: Bei ihnen sind keine
zwei Ecken durch mehrere gleichgerichtete Kanten verbunden.
Während die Kanten bei ungerichteten einfachen Graphen sich als
zweielementige (ungeordnete) Teilmengen der Eckenmenge auffassen
lassen, können wir gerichtete Kanten als (geordnete) Paare von Ecken
beschreiben: Die gerichtete Kante, die von der Anfangsecke e1 zur
Endecke e2 zeigt, können wir als Paar (e1, e2) schreiben.
Die gesamte Kantenmenge K ist daher eine Teilmenge des kartesi-
schen Produkts EE, also eine Relation auf der Eckenmenge.
Einfache gerichtete Graphen veranschaulichen also Relationen.
Wir betrachten nur einfache gerichtete Graphen: Bei ihnen sind keine
zwei Ecken durch mehrere gleichgerichtete Kanten verbunden.
Während die Kanten bei ungerichteten einfachen Graphen sich als
zweielementige (ungeordnete) Teilmengen der Eckenmenge auffassen
lassen, können wir gerichtete Kanten als (geordnete) Paare von Ecken
beschreiben: Die gerichtete Kante, die von der Anfangsecke e1 zur
Endecke e2 zeigt, können wir als Paar (e1, e2) schreiben.
Die gesamte Kantenmenge K ist daher eine Teilmenge des kartesi-
schen Produkts EE, also eine Relation auf der Eckenmenge.
Einfache gerichtete Graphen veranschaulichen also Relationen.
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Gerichtete Kantenzüge & Co.Gerichtete Kantenzüge & Co.
Ein gerichteter Kantenzug ist eine Folge k1, k2, ..., ks von gerichteten
Kanten, zu denen es Ecken e0, e1, e2, ..., es gibt, so dass
- k1 von e0 nach e1 zeigt,
- k2 von e1 nach e2 zeigt,
- ..., ks von ks–1 nach es zeigt.
Ein gerichteter Kantenzug heißt geschlossen, wenn es = e0 ist.
Ein gerichteter Kantenzug heißt gerichteter Weg, falls alle Kanten
verschieden sind.
Ein gerichteter Weg heißt gerichteter Pfad, falls die Ecken seiner
gerichteten Kanten alle paarweise verschieden sind.
Ein geschlossener gerichteter Pfad heißt gerichteter Kreis.
Ein gerichteter Kantenzug ist eine Folge k1, k2, ..., ks von gerichteten
Kanten, zu denen es Ecken e0, e1, e2, ..., es gibt, so dass
- k1 von e0 nach e1 zeigt,
- k2 von e1 nach e2 zeigt,
- ..., ks von ks–1 nach es zeigt.
Ein gerichteter Kantenzug heißt geschlossen, wenn es = e0 ist.
Ein gerichteter Kantenzug heißt gerichteter Weg, falls alle Kanten
verschieden sind.
Ein gerichteter Weg heißt gerichteter Pfad, falls die Ecken seiner
gerichteten Kanten alle paarweise verschieden sind.
Ein geschlossener gerichteter Pfad heißt gerichteter Kreis.
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Zugrundeliegender GraphZugrundeliegender Graph
Zu jedem gerichteten Graphen können wir einen ungerichteten
Graphen G konstruieren:
Wir ersetzen einfach jede gerichtete Kante von durch eine
ungerichtete Kante mit den gleichen Ecken. Dieser Graph G heißt
zugrundeliegender Graph von .
Kurz: Der zugrundeliegende Graph von entsteht, wenn wir uns die
Pfeilspitzen von wegdenken.
Zu jedem gerichteten Graphen können wir einen ungerichteten
Graphen G konstruieren:
Wir ersetzen einfach jede gerichtete Kante von durch eine
ungerichtete Kante mit den gleichen Ecken. Dieser Graph G heißt
zugrundeliegender Graph von .
Kurz: Der zugrundeliegende Graph von entsteht, wenn wir uns die
Pfeilspitzen von wegdenken.
G
G
G
G G
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Anwendung: TurniereAnwendung: Turniere
Wir betrachten ein Turnier (z.B. ein Skatturnier), für das gilt:
Jeder Teilnehmer spielt gegen jeden anderen und bei jedem Spiel gibt
es einen Gewinner (kein “Unentschieden”).
Modellierung der Spielergebnisse durch einen gerichteten Graphen:
- Ecken: Spieler,
- Kante von x nach y: Spieler x gewinnt gegen Spieler y.
Dann gibt es zwischen je zwei Ecken x und y entweder eine Kante
von x nach y oder eine Kante von y nach x. Dann sind im
zugrundeliegenden Graphen je zwei Ecken durch genau eine Kante
verbunden, er ist also ein vollständiger Graph.
Wir betrachten ein Turnier (z.B. ein Skatturnier), für das gilt:
Jeder Teilnehmer spielt gegen jeden anderen und bei jedem Spiel gibt
es einen Gewinner (kein “Unentschieden”).
Modellierung der Spielergebnisse durch einen gerichteten Graphen:
- Ecken: Spieler,
- Kante von x nach y: Spieler x gewinnt gegen Spieler y.
Dann gibt es zwischen je zwei Ecken x und y entweder eine Kante
von x nach y oder eine Kante von y nach x. Dann sind im
zugrundeliegenden Graphen je zwei Ecken durch genau eine Kante
verbunden, er ist also ein vollständiger Graph.
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TurniereTurniere
Ein gerichteter Graphen, dessen zugrundeliegender Graph vollständig
ist, heißt Turnier.
Beispiel: Alle Turniere mit vier Ecken (bzw. vier Teilnehmern):
Ein gerichteter Graphen, dessen zugrundeliegender Graph vollständig
ist, heißt Turnier.
Beispiel: Alle Turniere mit vier Ecken (bzw. vier Teilnehmern):
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Gerichtete hamiltonsche PfadeGerichtete hamiltonsche Pfade
2.1.1 Satz. In jedem Turnier gibt es einen gerichteten Pfad, der alle
Ecken enthält.
Bemerkung: Einen gerichteten Pfad, der alle Ecken enthält, nennt man
auch gerichteten hamiltonschen Pfad.
Beweis. Wir konstruieren einen gerichteten hamiltonschen Pfad:
Wir wählen eine beliebige gerichtete Kante (e1, e2) des Turniers und
beginnen mit dem gerichteten Pfad von e1 nach e2.
Angenommen, wir haben bereits einen gerichteten Pfad durch die
Ecken e1, ..., es konstruiert und wollen eine weitere Ecke e* einfügen.
In einem Turnier gibt es für e* nur zwei Möglichkeiten.
2.1.1 Satz. In jedem Turnier gibt es einen gerichteten Pfad, der alle
Ecken enthält.
Bemerkung: Einen gerichteten Pfad, der alle Ecken enthält, nennt man
auch gerichteten hamiltonschen Pfad.
Beweis. Wir konstruieren einen gerichteten hamiltonschen Pfad:
Wir wählen eine beliebige gerichtete Kante (e1, e2) des Turniers und
beginnen mit dem gerichteten Pfad von e1 nach e2.
Angenommen, wir haben bereits einen gerichteten Pfad durch die
Ecken e1, ..., es konstruiert und wollen eine weitere Ecke e* einfügen.
In einem Turnier gibt es für e* nur zwei Möglichkeiten.
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Beweis (I)Beweis (I)
Entweder es zeigt eine Kante von e* zu e1. Dann können wir e* vorne
an unseren Pfad anhängen und erhalten den Pfad durch e*, e1, ..., es.
Oder es zeigt eine Kante von e1 zu e*. Dann zeigen eventuell auch
noch Kanten von weiteren Ecken des Pfades zu e*. Daher unterschei-
den wir zwei weitere Fälle. Wenn von allen Ecken e1, e2, ..., es Kanten
zu e* zeigen, dann hängen wir e* hinten an unseren Pfad an und
erhalten den Pfad durch e1, ..., es, e*.
Entweder es zeigt eine Kante von e* zu e1. Dann können wir e* vorne
an unseren Pfad anhängen und erhalten den Pfad durch e*, e1, ..., es.
Oder es zeigt eine Kante von e1 zu e*. Dann zeigen eventuell auch
noch Kanten von weiteren Ecken des Pfades zu e*. Daher unterschei-
den wir zwei weitere Fälle. Wenn von allen Ecken e1, e2, ..., es Kanten
zu e* zeigen, dann hängen wir e* hinten an unseren Pfad an und
erhalten den Pfad durch e1, ..., es, e*.
e1 e2 es
e*
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Beweis (II)Beweis (II)
Wenn nicht von allen Ecken e1, e2, ..., es Kanten zu e* zeigen, dann
gibt es einen Index r (mit 1 < r < s), so dass von allen Ecken e1, ..., er
Kanten zu e* zeigen, von er+1 jedoch nicht. Dann können wir e* zwi-
schen er und er+1 einfügen und erhalten den Pfad durch e1, ..., er, e*,
er+1, ..., es.
Dieses Verfahren führen wir solange durch, bis wir einen gerichteten
Pfad erhalten haben, der jede Ecke enthält.
Wenn nicht von allen Ecken e1, e2, ..., es Kanten zu e* zeigen, dann
gibt es einen Index r (mit 1 < r < s), so dass von allen Ecken e1, ..., er
Kanten zu e* zeigen, von er+1 jedoch nicht. Dann können wir e* zwi-
schen er und er+1 einfügen und erhalten den Pfad durch e1, ..., er, e*,
er+1, ..., es.
Dieses Verfahren führen wir solange durch, bis wir einen gerichteten
Pfad erhalten haben, der jede Ecke enthält.
e1 e2 es
e*
er er+1
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BeispielBeispiel
Beispiel: In folgendem Turnier mit fünf Ecken können wir folgenden
gerichteten Pfad durch alle Ecken finden: 1 4 2 5 3.
Beispiel: In folgendem Turnier mit fünf Ecken können wir folgenden
gerichteten Pfad durch alle Ecken finden: 1 4 2 5 3.
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Das Problem der „eindeutigen Anordnung“Das Problem der „eindeutigen Anordnung“
Ein gerichteter hamiltonscher Pfad ist nicht ohne Weiteres geeignet,
um den besten Spieler festzustellen bzw. um die Teilnehmer zu
„ordnen”.
Obiges Beispiel: Obwohl Spieler 3 in der „Rangfolge” des obigen
Pfades weit hinter Spieler 1 kommt, gewinnt er gegen diesen.
Außerdem gibt es in einem Turnier im Allgemeinen nicht nur einen
sondern mehrere gerichtete hamiltonsche Pfade.
Obiges Beispiel: Der Pfad durch die Ecken 4 3 1 2 5 ist ein
weiterer gerichteter hamiltonscher Pfad.
Ein gerichteter hamiltonscher Pfad ist nicht ohne Weiteres geeignet,
um den besten Spieler festzustellen bzw. um die Teilnehmer zu
„ordnen”.
Obiges Beispiel: Obwohl Spieler 3 in der „Rangfolge” des obigen
Pfades weit hinter Spieler 1 kommt, gewinnt er gegen diesen.
Außerdem gibt es in einem Turnier im Allgemeinen nicht nur einen
sondern mehrere gerichtete hamiltonsche Pfade.
Obiges Beispiel: Der Pfad durch die Ecken 4 3 1 2 5 ist ein
weiterer gerichteter hamiltonscher Pfad.
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Transitive gerichtete GraphenTransitive gerichtete Graphen
Bei gewissen Turnieren kann man eine eindeutige Rangfolge der
Spieler angeben.
Ein gerichteter Graph heißt transitiv, wenn für alle Ecken ei, ej, ek gilt:
Wenn (ei, ej) und (ej, ek) Kanten sind, dann ist auch (ei, ek) eine
Kante.
Einfache gerichtete Graphen sind also genau dann transitiv, wenn die
zugehörige Relation auf der Eckenmenge transitiv ist.
Beispiel: Der folgende gerichtete Graph ist transitiv:
Bei gewissen Turnieren kann man eine eindeutige Rangfolge der
Spieler angeben.
Ein gerichteter Graph heißt transitiv, wenn für alle Ecken ei, ej, ek gilt:
Wenn (ei, ej) und (ej, ek) Kanten sind, dann ist auch (ei, ek) eine
Kante.
Einfache gerichtete Graphen sind also genau dann transitiv, wenn die
zugehörige Relation auf der Eckenmenge transitiv ist.
Beispiel: Der folgende gerichtete Graph ist transitiv:
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Transitive Turniere enthalten keine KreiseTransitive Turniere enthalten keine Kreise
2.1.2. Korollar. Ein transitives Turnier enthält keinen gerichteten Kreis.
Beweis. Sei (e0, e1), (e1, e2), ..., (es1, es) ein gerichteter Pfad in einem
transitiven Turnier . Da transitiv ist, ist
mit (e0, e1) und (e1, e2) auch (e0, e2) eine gerichtete Kante,
mit (e0, e2) und (e2, e3) auch (e0, e3), ...,
mit (e0, es1) und (es1, es) auch (e0, es).
Da der zugrundeliegende Graph von
einfach ist, ist dann (es, e0) keine Kante.
Also ist der gerichtete Pfad nicht zu
einem gerichteten Kreis erweiterbar.
2.1.2. Korollar. Ein transitives Turnier enthält keinen gerichteten Kreis.
Beweis. Sei (e0, e1), (e1, e2), ..., (es1, es) ein gerichteter Pfad in einem
transitiven Turnier . Da transitiv ist, ist
mit (e0, e1) und (e1, e2) auch (e0, e2) eine gerichtete Kante,
mit (e0, e2) und (e2, e3) auch (e0, e3), ...,
mit (e0, es1) und (es1, es) auch (e0, es).
Da der zugrundeliegende Graph von
einfach ist, ist dann (es, e0) keine Kante.
Also ist der gerichtete Pfad nicht zu
einem gerichteten Kreis erweiterbar.
G
G
es
es1
e2
e1
e0
G
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Transitive Turniere kann man anordnenTransitive Turniere kann man anordnen
Bei transitiven Turnieren kann man die „Spieler” in eine eindeutige
Rangfolge bringen:
10.1.3 Satz. Ein transitives Turnier enthält genau einen gerichteten
hamiltonschen Pfad.
Beispiel: Folgendes Turnier ist transitiv
und besitzt nur den gerichteten hamilton-
schen Pfad 2 – 1 – 3 – 4.
Bei transitiven Turnieren kann man die „Spieler” in eine eindeutige
Rangfolge bringen:
10.1.3 Satz. Ein transitives Turnier enthält genau einen gerichteten
hamiltonschen Pfad.
Beispiel: Folgendes Turnier ist transitiv
und besitzt nur den gerichteten hamilton-
schen Pfad 2 – 1 – 3 – 4.
1 2
4 3
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
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Beweis (I)Beweis (I)
Beweis. Angenommen, es gibt zwei verschiedene hamiltonsche Pfade
P1 und P2. Dann gibt es eine gerichtete Kante k, die in P1 aber nicht
in P2 enthalten ist. Diese Kante k zeige von der Ecke e zur Ecke
e*. Da auch P2 die Ecken e und e* enthält, muss P2 einen Teilpfad
P2‘ enthalten, der e und e* verbindet aber k nicht enthält. Würde
der Pfad P2‘ von e* nach e führen, so könnte man ihn mit k zu
einem gerichteten Kreis ergänzen. Dies wäre ein Widerspruch zu
10.1.2.
Beweis. Angenommen, es gibt zwei verschiedene hamiltonsche Pfade
P1 und P2. Dann gibt es eine gerichtete Kante k, die in P1 aber nicht
in P2 enthalten ist. Diese Kante k zeige von der Ecke e zur Ecke
e*. Da auch P2 die Ecken e und e* enthält, muss P2 einen Teilpfad
P2‘ enthalten, der e und e* verbindet aber k nicht enthält. Würde
der Pfad P2‘ von e* nach e führen, so könnte man ihn mit k zu
einem gerichteten Kreis ergänzen. Dies wäre ein Widerspruch zu
10.1.2.
e*e
P2‘
k
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 19
Beweis (II)Beweis (II)
Also muss P2‘ von e nach e* führen. Da Turniere einfache Graphen
sind, enthält P2‘ mindestens zwei Kanten, durchquert also mindestens
eine weitere Ecke e‘. Diese Ecke e‘ wird auch von P1 durchlaufen:
Entweder führt ein Pfad von e‘ zu e oder einer von e* zu e‘.
In beiden Fällen ergibt sich ein gerichteter Kreis:
Im ersten Fall von e‘ über P1 zu e und
dann über P2‘ wieder zu e‘; im zweiten
Fall von e‘ über P2‘ zu e* und dann
über P1 wieder zu e‘.
Dies ist ein Widerspruch zu 2.1.2.
Also muss P2‘ von e nach e* führen. Da Turniere einfache Graphen
sind, enthält P2‘ mindestens zwei Kanten, durchquert also mindestens
eine weitere Ecke e‘. Diese Ecke e‘ wird auch von P1 durchlaufen:
Entweder führt ein Pfad von e‘ zu e oder einer von e* zu e‘.
In beiden Fällen ergibt sich ein gerichteter Kreis:
Im ersten Fall von e‘ über P1 zu e und
dann über P2‘ wieder zu e‘; im zweiten
Fall von e‘ über P2‘ zu e* und dann
über P1 wieder zu e‘.
Dies ist ein Widerspruch zu 2.1.2.
e*
e‘
e
P1P2‘
k
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Mai 2002Seite 20
2.2 Netzwerke und Flüsse2.2 Netzwerke und Flüsse
In vielen praktischen Anwendungen ist es hilfreich, die Kanten eines
gerichteten Graphen mit Zahlen zu bezeichnen.
Beispiele: Diese Zahlen können je nach Situation Produktzahlen,
Kosten, Zeiten, Entfernungen usw. repräsentieren.
Im Allgemeinen sind diese Zahlen nach oben begrenzt.
Beispiel: Durch eine Wasserleitung kann nur eine gewisse Menge
Wasser fließen, Straßen haben nur eine gewisse Fahrzeugkapazität
oder es können auf einem bestimmten Handelsweg nur eine gewisse
Anzahl Produkte transportiert werden.
In vielen praktischen Anwendungen ist es hilfreich, die Kanten eines
gerichteten Graphen mit Zahlen zu bezeichnen.
Beispiele: Diese Zahlen können je nach Situation Produktzahlen,
Kosten, Zeiten, Entfernungen usw. repräsentieren.
Im Allgemeinen sind diese Zahlen nach oben begrenzt.
Beispiel: Durch eine Wasserleitung kann nur eine gewisse Menge
Wasser fließen, Straßen haben nur eine gewisse Fahrzeugkapazität
oder es können auf einem bestimmten Handelsweg nur eine gewisse
Anzahl Produkte transportiert werden.
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 21
NetzwerkeNetzwerke
Mathematisch können wir derartige Anwendungen durch ein Netzwerk
modellieren.
Ein Netzwerk besteht aus
einem gerichteten Graphen (E, K),
einer Quelle und einer Senke,
einer Kapazitätsfunktion c: K N.
Die Kapazitätsfunktion ordnet jeder Kante eine natürliche Zahl zu, die
wir Kapazität dieser Kante nennen.
Jede Ecke des Graphen, die weder die Quelle noch die Senke ist, heißt
innere Ecke.
Mathematisch können wir derartige Anwendungen durch ein Netzwerk
modellieren.
Ein Netzwerk besteht aus
einem gerichteten Graphen (E, K),
einer Quelle und einer Senke,
einer Kapazitätsfunktion c: K N.
Die Kapazitätsfunktion ordnet jeder Kante eine natürliche Zahl zu, die
wir Kapazität dieser Kante nennen.
Jede Ecke des Graphen, die weder die Quelle noch die Senke ist, heißt
innere Ecke.
G
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 22
Ein Beispiel-NetzwerkEin Beispiel-Netzwerk
Beispiel: Im folgenden Netzwerk ist die Ecke q die Quelle und s die
Senke. Die gerichteten Kanten sind mit ihren jeweiligen Kapazitäten
beschriftet.
Beispiel: Im folgenden Netzwerk ist die Ecke q die Quelle und s die
Senke. Die gerichteten Kanten sind mit ihren jeweiligen Kapazitäten
beschriftet.
q s
3
4
2
2
4
1
5
3
2
3
5
3
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 23
AnwendungsszenarioAnwendungsszenario
Wir können uns die Quelle als Produzenten, die inneren Ecken als
Zwischenhändler und die Senke als Fachgeschäft vorstellen.
Die Kapazitäten geben an, wie viele Produkte auf einem Transportweg
maximal transportiert werden können.
Klar: Nicht auf jedem Weg kann die Kapazität voll ausgenutzt werden,
denn die Zwischenhändler können weder Waren selbst produzieren
noch sollen Waren bei ihnen liegen bleiben.
Ziel dieses Abschnitts: Optimierung des tatsächlichen Transports.
Wie kann man die Kapazitäten optimal ausnutzen, um möglichst viele
Waren zu transportieren?
Wir können uns die Quelle als Produzenten, die inneren Ecken als
Zwischenhändler und die Senke als Fachgeschäft vorstellen.
Die Kapazitäten geben an, wie viele Produkte auf einem Transportweg
maximal transportiert werden können.
Klar: Nicht auf jedem Weg kann die Kapazität voll ausgenutzt werden,
denn die Zwischenhändler können weder Waren selbst produzieren
noch sollen Waren bei ihnen liegen bleiben.
Ziel dieses Abschnitts: Optimierung des tatsächlichen Transports.
Wie kann man die Kapazitäten optimal ausnutzen, um möglichst viele
Waren zu transportieren?
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 24
Einige SchreibweisenEinige Schreibweisen
Wir wollen zunächst einige Schreibweisen einführen, die wir im
Folgenden oft gebrauchen werden.
Sei N stets ein Netzwerk mit gerichtetem Graphen (E, K), Quelle q,
Senke s und Kapazitätsfunktion c.
Sind X1 und X2 Teilmengen der Eckenmenge E, so bezeichnen wir
mit (X1, X2) die Menge aller Kanten, die von X1 nach X2 zeigen.
Beispiel: Für eine einzelne Ecke e ist (e, E) die Menge aller von e
ausgehenden Kanten und (E, e) die Menge aller in e hineinlaufenden
Kanten.
Wir wollen zunächst einige Schreibweisen einführen, die wir im
Folgenden oft gebrauchen werden.
Sei N stets ein Netzwerk mit gerichtetem Graphen (E, K), Quelle q,
Senke s und Kapazitätsfunktion c.
Sind X1 und X2 Teilmengen der Eckenmenge E, so bezeichnen wir
mit (X1, X2) die Menge aller Kanten, die von X1 nach X2 zeigen.
Beispiel: Für eine einzelne Ecke e ist (e, E) die Menge aller von e
ausgehenden Kanten und (E, e) die Menge aller in e hineinlaufenden
Kanten.
G
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 25
Aus X herauszeigende Kantenmenge Aus X herauszeigende Kantenmenge
Für eine Eckenmenge X besteht das Komplement von X aus
allen Ecken des Graphen, die nicht in X liegen; das heißt := E \ X.
Daher ist (X, ) die Menge aller Kanten, die aus X herauszeigen, die
also von einer Ecke in X zu einer Ecke außerhalb von X zeigen.
Für eine solche Kantenmenge (X, ) und eine beliebige Funktion
f: K N setzen wir zur Abkürzung
f(X, ) := ;
das heißt, die Funktion f wird über der Kantenmenge (X, ) gebildet,
indem die Funktionswerte aller Kanten von (X, ) aufsummiert werden.
Für eine Eckenmenge X besteht das Komplement von X aus
allen Ecken des Graphen, die nicht in X liegen; das heißt := E \ X.
Daher ist (X, ) die Menge aller Kanten, die aus X herauszeigen, die
also von einer Ecke in X zu einer Ecke außerhalb von X zeigen.
Für eine solche Kantenmenge (X, ) und eine beliebige Funktion
f: K N setzen wir zur Abkürzung
f(X, ) := ;
das heißt, die Funktion f wird über der Kantenmenge (X, ) gebildet,
indem die Funktionswerte aller Kanten von (X, ) aufsummiert werden.
XX
X
X
X )X (X,k
)k(f
XX
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 26
Ausfluss und EinflussAusfluss und Einfluss
Außerdem schreiben wir
f +(X) := f(X, ),
f (X) := f( , X),
Dabei können wir uns unter f +(X) und f (X) die Summe der Werte von
f, die aus X “herausfließen” bzw. in X “hineinfließen” vorstellen.
Daher werden wir f +(X) auch als Ausfluss aus X und f (X) auch als
Einfluss in X bezeichnen.
Außerdem schreiben wir
f +(X) := f(X, ),
f (X) := f( , X),
Dabei können wir uns unter f +(X) und f (X) die Summe der Werte von
f, die aus X “herausfließen” bzw. in X “hineinfließen” vorstellen.
Daher werden wir f +(X) auch als Ausfluss aus X und f (X) auch als
Einfluss in X bezeichnen.
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Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 27
FlüsseFlüsse
Ein Fluss in einem Netzwerk ist eine Funktion f: K N, die die beiden
folgenden Bedingungen erfüllt:
Kapazitätsbeschränkung: Für alle Kanten k K gilt
f(k) c(k);
das heißt, der Fluss durch jede Kante kann nie größer als deren
Kapazität werden.
Flusserhaltung der inneren Ecken: Für alle inneren Ecken e E gilt
f (e) = f +(e);
d.h. in jede innere Ecke fließt genauso viel hinein wie aus ihr heraus.
Ein Fluss in einem Netzwerk ist eine Funktion f: K N, die die beiden
folgenden Bedingungen erfüllt:
Kapazitätsbeschränkung: Für alle Kanten k K gilt
f(k) c(k);
das heißt, der Fluss durch jede Kante kann nie größer als deren
Kapazität werden.
Flusserhaltung der inneren Ecken: Für alle inneren Ecken e E gilt
f (e) = f +(e);
d.h. in jede innere Ecke fließt genauso viel hinein wie aus ihr heraus.
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 28
Beispiel-FlüsseBeispiel-Flüsse
Beispiele: (a) In jedem Netzwerk ist der Nullfluss, der jeder Kante k
den Wert f(k) = 0 zuordnet, ein (trivialer) Fluss.
(b) Für das vorige Beispiel-Netzwerk stellt folgende Abbildung einen
Fluss dar. Der Übersicht halber ist die Kapazitätsfunktion nicht darge-
stellt.
Beispiele: (a) In jedem Netzwerk ist der Nullfluss, der jeder Kante k
den Wert f(k) = 0 zuordnet, ein (trivialer) Fluss.
(b) Für das vorige Beispiel-Netzwerk stellt folgende Abbildung einen
Fluss dar. Der Übersicht halber ist die Kapazitätsfunktion nicht darge-
stellt.
q s
1
2
1
1
0
0
0
2
1
0
1
3
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 29
Wert eines FlussesWert eines Flusses
Die Flusserhaltung wird nur für die inneren Ecken gefordert. Denn: Die
Quelle hat nur einen Ausfluss und die Senke nur einen Einfluss. Diese
beiden Werte sind gleich:
2.2.1 Satz. In jedem Netzwerk ist der Ausfluss f +(q) aus der Quelle
gleich dem Einfluss f (s) in die Senke.
Das heißt, aus der Quelle fließt genauso viel heraus wie in die Senke
hinein. Diesen gemeinsamen Wert
wf := f +(q) = f (s)
nennen wir den Wert des Flusses f.
Die Flusserhaltung wird nur für die inneren Ecken gefordert. Denn: Die
Quelle hat nur einen Ausfluss und die Senke nur einen Einfluss. Diese
beiden Werte sind gleich:
2.2.1 Satz. In jedem Netzwerk ist der Ausfluss f +(q) aus der Quelle
gleich dem Einfluss f (s) in die Senke.
Das heißt, aus der Quelle fließt genauso viel heraus wie in die Senke
hinein. Diesen gemeinsamen Wert
wf := f +(q) = f (s)
nennen wir den Wert des Flusses f.
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 30
Beweis (I)Beweis (I)
Beweis. Wir summieren die Ausflüsse f +(e) über alle Ecken e. Dabei
wird der Wert f(k) jeder Kante k K genau einmal gezählt, denn jede
Kante hat genau eine Anfangsecke. Das bedeutet
= .
Da jede Kante auch genau eine Endecke hat, wird auch bei Summation
der Einflüsse f (e) über alle Ecken e der Wert jeder Kante genau
einmal gezählt:
= .
Beweis. Wir summieren die Ausflüsse f +(e) über alle Ecken e. Dabei
wird der Wert f(k) jeder Kante k K genau einmal gezählt, denn jede
Kante hat genau eine Anfangsecke. Das bedeutet
= .
Da jede Kante auch genau eine Endecke hat, wird auch bei Summation
der Einflüsse f (e) über alle Ecken e der Wert jeder Kante genau
einmal gezählt:
= .
Ee
)e(f Kk
)k(f
Ee
)e(f Kk
)k(f
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 31
Beweis (II)Beweis (II)
Insgesamt folgt, dass die Summe der Ausflüsse gleich der Summe der
Einflüsse ist. Daher ergibt sich
0 = = .
Diese Summe teilen wir wie folgt auf:
0 = f +(q) f (q) + + f +(s) f (s).
Da für die Quelle f (q) = 0, für die Senke f +(s) = 0 und für alle inneren
Ecken f +(e) = f (e) gilt, vereinfacht sich diese Summe zu
0 = f +(q) f (s).
Daraus folgt die Behauptung f +(q) = f (s).
Insgesamt folgt, dass die Summe der Ausflüsse gleich der Summe der
Einflüsse ist. Daher ergibt sich
0 = = .
Diese Summe teilen wir wie folgt auf:
0 = f +(q) f (q) + + f +(s) f (s).
Da für die Quelle f (q) = 0, für die Senke f +(s) = 0 und für alle inneren
Ecken f +(e) = f (e) gilt, vereinfacht sich diese Summe zu
0 = f +(q) f (s).
Daraus folgt die Behauptung f +(q) = f (s).
Ee
)e(f
Ee
)e(f
Ee
))e(f)e(f(
}s,q{\Ee
))e(f)e(f(
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 32
SchnitteSchnitte
Sei X eine Menge von Ecken. Dann heißt die Menge (X, ) ein
Schnitt, wenn die Quelle in X und die Senke in enthalten ist.
Beispiel: Die dick gedruckten Kanten
zeigen einen Schnitt. Die ausge-
füllten Kreise sind die Ecken
von X, die nichtausgefüllten
die Ecken des Komplements .
Wir können uns unter einem Schnitt eine Kantenmenge vorstellen, die
Quelle und Senke trennt („durchschneidet”).
Sei X eine Menge von Ecken. Dann heißt die Menge (X, ) ein
Schnitt, wenn die Quelle in X und die Senke in enthalten ist.
Beispiel: Die dick gedruckten Kanten
zeigen einen Schnitt. Die ausge-
füllten Kreise sind die Ecken
von X, die nichtausgefüllten
die Ecken des Komplements .
Wir können uns unter einem Schnitt eine Kantenmenge vorstellen, die
Quelle und Senke trennt („durchschneidet”).
XX
q s
3
4
2
2
4
1
5
3
2
3
5
3
X
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 33
Kapazität eines SchnittsKapazität eines Schnitts
Jeder Schnitt begrenzt den Transport der Waren, denn jede Ware
muss über mindestens eine „Brücke” des Schnitts transportiert werden.
Genauer: Über jede Kante eines Schnitts können nur so viele Waren
transportiert werden, wie es die Kapazität dieser Kante zulässt. Also:
Anzahl der transportierten Waren
Summe der Kapazitäten der Kanten eines Schnitts.
Unter der Kapazität c(X, ) eines Schnitts (X, ) verstehen wir die
Summe der Kapazitäten aller Kanten des Schnitts:
c(X, ) = .
Der Schnitt im vorigen Beispiel hat die Kapazität c(X, ) = 2 + 3 + 2 = 7.
Jeder Schnitt begrenzt den Transport der Waren, denn jede Ware
muss über mindestens eine „Brücke” des Schnitts transportiert werden.
Genauer: Über jede Kante eines Schnitts können nur so viele Waren
transportiert werden, wie es die Kapazität dieser Kante zulässt. Also:
Anzahl der transportierten Waren
Summe der Kapazitäten der Kanten eines Schnitts.
Unter der Kapazität c(X, ) eines Schnitts (X, ) verstehen wir die
Summe der Kapazitäten aller Kanten des Schnitts:
c(X, ) = .
Der Schnitt im vorigen Beispiel hat die Kapazität c(X, ) = 2 + 3 + 2 = 7.
X X
X )X (X,k
)k(c
X
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 34
NettoflussNettofluss
Einen ersten Zusammenhang zwischen Flüssen und Schnitten stellt
der folgende Hilfssatz her.
2.2.2 Hilfssatz. Sei f ein Fluss und (X, ) ein Schnitt in einem
Netzwerk. Dann ist
wf = f +(X) f (X).
Die Differenz f +(X) f (X) („Ausfluss minus Einfluss”) bezeichnet man
auch als Nettofluss aus X.
Einen ersten Zusammenhang zwischen Flüssen und Schnitten stellt
der folgende Hilfssatz her.
2.2.2 Hilfssatz. Sei f ein Fluss und (X, ) ein Schnitt in einem
Netzwerk. Dann ist
wf = f +(X) f (X).
Die Differenz f +(X) f (X) („Ausfluss minus Einfluss”) bezeichnet man
auch als Nettofluss aus X.
X
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 35
BeweisBeweis
Beweis. Da (X, ) ein Schnitt ist, enthält die Eckenmenge X außer
der Quelle nur innere Ecken, jedoch nicht die Senke. Mit der Fluss-
erhaltung der inneren Ecken können wir daher folgern
= f +(q) f (q) + = f +(q) + 0 = wf.
Den Ausfluss f +(e) = f(e, ) aus der Ecke e können wir aufteilen in
einen Ausfluss f(e, X) nach X und einen Ausfluss f(e, ) nach .
Genauso gilt f (e) = f(X, e) + f( , e). Damit folgt
wf = =
= f(X, X) + f(X, ) f(X, X) f( , X)= f(X, ) f( , X)= f +(X) f (X)
Beweis. Da (X, ) ein Schnitt ist, enthält die Eckenmenge X außer
der Quelle nur innere Ecken, jedoch nicht die Senke. Mit der Fluss-
erhaltung der inneren Ecken können wir daher folgern
= f +(q) f (q) + = f +(q) + 0 = wf.
Den Ausfluss f +(e) = f(e, ) aus der Ecke e können wir aufteilen in
einen Ausfluss f(e, X) nach X und einen Ausfluss f(e, ) nach .
Genauso gilt f (e) = f(X, e) + f( , e). Damit folgt
wf = =
= f(X, X) + f(X, ) f(X, X) f( , X)= f(X, ) f( , X)= f +(X) f (X)
Xe
))e(f)e(f(
{q}\Xe
))e(f)e(f(
XeXe
)e(f)e(f
Xe Xe
)X,e(f)X,e(f
Xe Xe
)e,X(f)e,X(f
X
Xe
XX
X X X X
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 36
Zusammenhang von Fluss und SchnittZusammenhang von Fluss und Schnitt
Wir haben bereits anschaulich überlegt, dass die Kapazität jedes
Schnittes die „Anzahl der transportierten Waren” begrenzt, da der
Transport über mindestens eine Kante des Schnittes erfolgen muss.
Das können wir nun exakt formulieren und beweisen.
2.2.3 Satz. Sei f ein Fluss. Dann gilt für jeden Schnitt (X, )
wf c(X, ).
Dabei gilt Gleichheit genau dann, wenn
- für alle Kanten k aus (X, ) gilt f(k) = c(k) und
- für alle Kanten k aus ( , X) gilt f(k) = 0.
Wir haben bereits anschaulich überlegt, dass die Kapazität jedes
Schnittes die „Anzahl der transportierten Waren” begrenzt, da der
Transport über mindestens eine Kante des Schnittes erfolgen muss.
Das können wir nun exakt formulieren und beweisen.
2.2.3 Satz. Sei f ein Fluss. Dann gilt für jeden Schnitt (X, )
wf c(X, ).
Dabei gilt Gleichheit genau dann, wenn
- für alle Kanten k aus (X, ) gilt f(k) = c(k) und
- für alle Kanten k aus ( , X) gilt f(k) = 0.
X
X
XX
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 37
BeweisBeweis
Beweis. Die Kapazitätsbeschränkung f(k) c(k) gilt für alle Kanten k,
insbesondere auch für alle Kanten aus (X, ); also folgt f(X, )
c(X, ). Nach Hilfssatz 2.2.2 erhalten wir daher die folgende
Ungleichungskette (“Wert Ausfluss Kapazität”):
wf = f +(X) f (X) f +(X) = f(X, ) c(X, ).
Gleichheit gilt in dieser Kette offensichtlich genau dann, wenn
- sowohl f (X) = f( , X) = 0, d.h. f(k) = 0 für alle k ( , X),
- als auch f(X, ) = c(X, ) ist, d.h. = . Wegen f(k)
c(k) können diese beiden Summen nur dann gleich sein, wenn alle ihre
Summanden f(k) und c(k) gliedweise übereinstimmen.
Beweis. Die Kapazitätsbeschränkung f(k) c(k) gilt für alle Kanten k,
insbesondere auch für alle Kanten aus (X, ); also folgt f(X, )
c(X, ). Nach Hilfssatz 2.2.2 erhalten wir daher die folgende
Ungleichungskette (“Wert Ausfluss Kapazität”):
wf = f +(X) f (X) f +(X) = f(X, ) c(X, ).
Gleichheit gilt in dieser Kette offensichtlich genau dann, wenn
- sowohl f (X) = f( , X) = 0, d.h. f(k) = 0 für alle k ( , X),
- als auch f(X, ) = c(X, ) ist, d.h. = . Wegen f(k)
c(k) können diese beiden Summen nur dann gleich sein, wenn alle ihre
Summanden f(k) und c(k) gliedweise übereinstimmen.
)X,X(k
)k(f )X,X(k
)k(c
X X X
X X
X XX X
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 38
Minimaler SchnittMinimaler Schnitt
Nach 2.2.3 ist der Wert eines jeden Flusses also durch die Kapazität
eines beliebigen Schnittes begrenzt.
Dann muss der Wert jedes Flusses auch kleiner oder gleich der
Kapazität eines Schnittes mit minimaler Kapazität sein:
wf min {c(X, ) | (X, ) ist Schnitt}.
Einen solchen Schnitt mit minimaler Kapazität bezeichnen wir als
minimalen Schnitt.
Nach 2.2.3 ist der Wert eines jeden Flusses also durch die Kapazität
eines beliebigen Schnittes begrenzt.
Dann muss der Wert jedes Flusses auch kleiner oder gleich der
Kapazität eines Schnittes mit minimaler Kapazität sein:
wf min {c(X, ) | (X, ) ist Schnitt}.
Einen solchen Schnitt mit minimaler Kapazität bezeichnen wir als
minimalen Schnitt.
X X
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 39
Maximaler FlussMaximaler Fluss
Da der Wert eines Flusses nur natürliche Zahlen annehmen kann, folgt
aus dieser Begrenzung nach oben, dass er nur endlich viele verschie-
dene Werte haben kann.
Daher muss es in jedem Netzwerk einen Fluss mit maximalem Wert
geben. Ein solchen Fluss mit maximalem Wert heißt maximaler Fluss.
Obige Ungleichung muss für alle Flüsse f gelten, also auch für den
maximalen Fluss:
max {wf | f ist Fluss} min {c(X, ) | (X, ) ist Schnitt}.
Da der Wert eines Flusses nur natürliche Zahlen annehmen kann, folgt
aus dieser Begrenzung nach oben, dass er nur endlich viele verschie-
dene Werte haben kann.
Daher muss es in jedem Netzwerk einen Fluss mit maximalem Wert
geben. Ein solchen Fluss mit maximalem Wert heißt maximaler Fluss.
Obige Ungleichung muss für alle Flüsse f gelten, also auch für den
maximalen Fluss:
max {wf | f ist Fluss} min {c(X, ) | (X, ) ist Schnitt}.X X
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 40
Zwei KorollareZwei Korollare
2.2.4 Korollar. In jedem Netzwerk ist der Wert des maximalen Flusses
kleiner oder gleich der Kapazität eines minimalen Schnittes.
2.2.5 Korollar. Sei f ein Fluss und (X, ) ein Schnitt.
Wenn wf = c(X, ) ist, dann ist f ein maximaler Fluss und (X, ) ein
minimaler Schnitt.
Beweis. Nach 2.2.4 gilt für jeden Fluss f und jeden Schnitt (X, )
wf max {wf | f ist Fluss} min {c(X, ) | (X, ) ist Schnitt} c(X, ).
Wenn wf = c(X, ) ist, dann gilt hier überall Gleichheit. Also ist dann f
ein maximaler Fluss und (X, ) ein minimaler Schnitt.
2.2.4 Korollar. In jedem Netzwerk ist der Wert des maximalen Flusses
kleiner oder gleich der Kapazität eines minimalen Schnittes.
2.2.5 Korollar. Sei f ein Fluss und (X, ) ein Schnitt.
Wenn wf = c(X, ) ist, dann ist f ein maximaler Fluss und (X, ) ein
minimaler Schnitt.
Beweis. Nach 2.2.4 gilt für jeden Fluss f und jeden Schnitt (X, )
wf max {wf | f ist Fluss} min {c(X, ) | (X, ) ist Schnitt} c(X, ).
Wenn wf = c(X, ) ist, dann gilt hier überall Gleichheit. Also ist dann f
ein maximaler Fluss und (X, ) ein minimaler Schnitt.
XX X
X
X X X
XX
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 41
Ziel: Wert (max. Fluss) = Kapazität (min. Schnitt) !Ziel: Wert (max. Fluss) = Kapazität (min. Schnitt) !
Ziel: Wir wollen zeigen: In 2.2.4 gilt sogar Gleichheit bzw. in 2.2.5 gilt
auch die Umkehrung, d.h. z.z.: Der Wert eines maximalen Flusses ist
stets gleich der Kapazität eines minimalen Schnitts.
Diese wichtige Erkenntnis wird sich im Folgenden als „Nebenprodukt”
ergeben, wenn wir einen maximalen Fluss konstruieren wollen.
Wir gehen von einem beliebigen Netzwerk aus, in dem wir einen
maximalen Fluss finden wollen. Zunächst führen wir einige Begriffe ein.
Ziel: Wir wollen zeigen: In 2.2.4 gilt sogar Gleichheit bzw. in 2.2.5 gilt
auch die Umkehrung, d.h. z.z.: Der Wert eines maximalen Flusses ist
stets gleich der Kapazität eines minimalen Schnitts.
Diese wichtige Erkenntnis wird sich im Folgenden als „Nebenprodukt”
ergeben, wenn wir einen maximalen Fluss konstruieren wollen.
Wir gehen von einem beliebigen Netzwerk aus, in dem wir einen
maximalen Fluss finden wollen. Zunächst führen wir einige Begriffe ein.
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 42
Vorwärts- und RückwärtskantenVorwärts- und Rückwärtskanten
Zunächst betrachten wir einen (ungerichteten) Pfad P, der von einer
Ecke e0 über die Ecken e1, e2, ... zu einer Ecke es führt. Dann sind
die zugehörigen gerichteten Kanten entweder von der Form (e i, ei+1)
oder von der Form (ei+1, ei). Erstere zeigen in Richtung des Pfades und
heißen Vorwärtskanten von P, letztere zeigen entgegen der
Pfadrichtung und heißen Rückwärtskanten von P.
Zunächst betrachten wir einen (ungerichteten) Pfad P, der von einer
Ecke e0 über die Ecken e1, e2, ... zu einer Ecke es führt. Dann sind
die zugehörigen gerichteten Kanten entweder von der Form (e i, ei+1)
oder von der Form (ei+1, ei). Erstere zeigen in Richtung des Pfades und
heißen Vorwärtskanten von P, letztere zeigen entgegen der
Pfadrichtung und heißen Rückwärtskanten von P.
Vorwärtskante
es
Rückwärtskante
e0
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 43
Wie können wir den Fluss vergrößern?Wie können wir den Fluss vergrößern?
Sei f ein Fluss. Unser Ziel ist es, diesen Fluss Schritt für Schritt zu
vergrößern, bis wir einen maximalen Fluss erhalten haben. Dazu
suchen in jedem Schritt einen Pfad von der Quelle zur Senke, auf
dessen Kanten wir den Fluss vergrößern können. Diese Vergrößerung
ist nur möglich, wenn
- keine der Vorwärtskanten ihre volle Kapazität ausnutzt
(nur dann können wir dort den Fluss vergrößern) und
- alle Rückwärtskanten einen positiven Fluss haben
(nur dann können wir dort den “Rückfluss” verkleinern).
Sei f ein Fluss. Unser Ziel ist es, diesen Fluss Schritt für Schritt zu
vergrößern, bis wir einen maximalen Fluss erhalten haben. Dazu
suchen in jedem Schritt einen Pfad von der Quelle zur Senke, auf
dessen Kanten wir den Fluss vergrößern können. Diese Vergrößerung
ist nur möglich, wenn
- keine der Vorwärtskanten ihre volle Kapazität ausnutzt
(nur dann können wir dort den Fluss vergrößern) und
- alle Rückwärtskanten einen positiven Fluss haben
(nur dann können wir dort den “Rückfluss” verkleinern).
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 44
Gesucht: f-ungesättigter Pfad von q nach sGesucht: f-ungesättigter Pfad von q nach s
Ein Pfad heißt f-ungesättigt, wenn
- für jede Vorwärtskante k gilt f(k) < c(k) und
- für jede Rückwärtskante k gilt f(k) > 0.
Andernfalls heißt er f-gesättigt.
Um den Fluss f zu erhöhen, müssen wir uns also auf die Suche nach
einem f-ungesättigten Pfad von der Quelle zur Senke machen.
Wenn wir einen solchen Pfad P gefunden haben, stellt sich gleich die
nächste Frage:
Um welchen Betrag können wir den Fluss auf P erhöhen?
Ein Pfad heißt f-ungesättigt, wenn
- für jede Vorwärtskante k gilt f(k) < c(k) und
- für jede Rückwärtskante k gilt f(k) > 0.
Andernfalls heißt er f-gesättigt.
Um den Fluss f zu erhöhen, müssen wir uns also auf die Suche nach
einem f-ungesättigten Pfad von der Quelle zur Senke machen.
Wenn wir einen solchen Pfad P gefunden haben, stellt sich gleich die
nächste Frage:
Um welchen Betrag können wir den Fluss auf P erhöhen?
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 45
Bestimmung des InkrementsBestimmung des Inkrements
Um wie viel können wir f auf einem f-ungesättigten Pfad P erhöhen?
Bei jeder Vorwärtskante k dürfen wir höchstens c(k) f(k)
dazuaddieren, bei jeder Rückwärtskante k höchstens f(k) abziehen.
Daher bestimmen wir für alle Kanten k des Pfades die Zahlen
c(k) f(k), falls k eine Vorwärtskante ist,
f(k), falls k eine Rückwärtskante ist.
Da der Pfad f-ungesättigt ist, sind alle diese Zahlen positiv.
Die kleinste dieser Zahlen heißt Inkrement iP des Pfades P.
Sie gibt an, um welchen Betrag wir den Fluss auf allen Kanten des
Pfades verändern dürfen.
Um wie viel können wir f auf einem f-ungesättigten Pfad P erhöhen?
Bei jeder Vorwärtskante k dürfen wir höchstens c(k) f(k)
dazuaddieren, bei jeder Rückwärtskante k höchstens f(k) abziehen.
Daher bestimmen wir für alle Kanten k des Pfades die Zahlen
c(k) f(k), falls k eine Vorwärtskante ist,
f(k), falls k eine Rückwärtskante ist.
Da der Pfad f-ungesättigt ist, sind alle diese Zahlen positiv.
Die kleinste dieser Zahlen heißt Inkrement iP des Pfades P.
Sie gibt an, um welchen Betrag wir den Fluss auf allen Kanten des
Pfades verändern dürfen.
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 46
Der revidierte FlussDer revidierte Fluss
Um das Inkrement iP des f-ungesättigten Pfades P können wir den
Fluss auf den Vorwärtskanten erhöhen und auf den Rückwärtskanten
erniedrigen. Auf diese Weise erhalten wir den revidierten Fluss
f’(k) :=
Der Wert des revidierten Flusses ist um iP größer als der Wert des
ursprünglichen Flusses:
wf’ = wf + iP.
Um das Inkrement iP des f-ungesättigten Pfades P können wir den
Fluss auf den Vorwärtskanten erhöhen und auf den Rückwärtskanten
erniedrigen. Auf diese Weise erhalten wir den revidierten Fluss
f’(k) :=
Der Wert des revidierten Flusses ist um iP größer als der Wert des
ursprünglichen Flusses:
wf’ = wf + iP.
.sonst),k(f
,istPinanteRückwärtskkfalls,i)k(f
,istPinnteVorwärtskakfalls,i)k(f
P
P
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 47
Wenn kein f-ungesättigter Pfad existiert, ...Wenn kein f-ungesättigter Pfad existiert, ...
Wenn es also einen f-ungesättigten Pfad von der Quelle zur Senke
gibt, dann können wir den Fluss vergrößern.
Was ist aber, wenn kein derartiger Pfad existiert? Die Antwort ist
verblüffend einfach: Dann ist der Fluss bereits maximal!
Um das nachzuweisen, benötigen wir vorab einen Hilfssatz.
2.2.6 Hilfssatz. Sei f ein Fluss. Wenn kein f-ungesättigter Pfad von
der Quelle zur Senke existiert, dann gibt es einen Schnitt (X, ) mit:
(a) Für jede Kante k aus (X, ) gilt f(k) = c(k).
(b) Für jede Kante k aus ( , X) gilt f(k) = 0.
Wenn es also einen f-ungesättigten Pfad von der Quelle zur Senke
gibt, dann können wir den Fluss vergrößern.
Was ist aber, wenn kein derartiger Pfad existiert? Die Antwort ist
verblüffend einfach: Dann ist der Fluss bereits maximal!
Um das nachzuweisen, benötigen wir vorab einen Hilfssatz.
2.2.6 Hilfssatz. Sei f ein Fluss. Wenn kein f-ungesättigter Pfad von
der Quelle zur Senke existiert, dann gibt es einen Schnitt (X, ) mit:
(a) Für jede Kante k aus (X, ) gilt f(k) = c(k).
(b) Für jede Kante k aus ( , X) gilt f(k) = 0.
XX
X
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 48
Beweis (I)Beweis (I)
Beweis. Wir betrachten die Eckenmenge X, die aus der Quelle und
allen Ecken besteht, die mit der Quelle über einen f-ungesättigten Pfad
verbunden sind:
X := {q} {e E | es gibt einen f-ungesättigten Pfad von q nach e}.
Da kein f-ungesättigter Pfad von der Quelle zur Senke existiert, ist die
Senke nicht in X enthalten. Also ist (X, ) ein Schnitt.
Beweis. Wir betrachten die Eckenmenge X, die aus der Quelle und
allen Ecken besteht, die mit der Quelle über einen f-ungesättigten Pfad
verbunden sind:
X := {q} {e E | es gibt einen f-ungesättigten Pfad von q nach e}.
Da kein f-ungesättigter Pfad von der Quelle zur Senke existiert, ist die
Senke nicht in X enthalten. Also ist (X, ) ein Schnitt.X
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 49
Beweis (II)Beweis (II)
(a) Sei k = (e1, e2) eine Kante aus (X, ). Dann liegt die Anfangsecke
e1 in X und die Endecke e2 in . Nach der Konstruktion von X gibt
es dann einen f-ungesättigten Pfad von der Quelle nach e1. Angenom-
men, es gälte f(k) < c(k). Dann könnten wir den f-ungesättigten Pfad nach e1 zu einem f-ungesättigten Pfad nach e2 verlängern. Damit
läge auch e2 in X. Dies wäre jedoch ein Widerspruch zu e2 .
(a) Sei k = (e1, e2) eine Kante aus (X, ). Dann liegt die Anfangsecke
e1 in X und die Endecke e2 in . Nach der Konstruktion von X gibt
es dann einen f-ungesättigten Pfad von der Quelle nach e1. Angenom-
men, es gälte f(k) < c(k). Dann könnten wir den f-ungesättigten Pfad nach e1 zu einem f-ungesättigten Pfad nach e2 verlängern. Damit
läge auch e2 in X. Dies wäre jedoch ein Widerspruch zu e2 .
qe1
X
ke2
XX
X
X
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 50
Beweis (III)Beweis (III)
(b). Sei k = (e1, e2) eine Kante aus ( , X). Dann gibt es einen f-unge-
sättigten Pfad von der Quelle nach e2. Angenommen, es wäre f(k) > 0.
Dann könnten wir den f-ungesättigten Pfad nach e2 mit k als Rück-
wärtskante zu einem f-ungesättigten Pfad nach e1 verlängern. Dann
läge e1 in X, was im Widerspruch zu e1 stände.
(b). Sei k = (e1, e2) eine Kante aus ( , X). Dann gibt es einen f-unge-
sättigten Pfad von der Quelle nach e2. Angenommen, es wäre f(k) > 0.
Dann könnten wir den f-ungesättigten Pfad nach e2 mit k als Rück-
wärtskante zu einem f-ungesättigten Pfad nach e1 verlängern. Dann
läge e1 in X, was im Widerspruch zu e1 stände.
X
X
X
qe2
X
ke1
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 51
..., dann ist der Fluss maximal!..., dann ist der Fluss maximal!
2.2.7 Korollar. Sei f ein Fluss. Wenn kein f-ungesättigter Pfad von der
Quelle zur Senke existiert, dann ist f ein maximaler Fluss.
Beweis. Nach Satz 2.2.3 gilt wf = c(X, ) und aus Korollar 2.2.5 folgt,
dass f maximal ist.
Nach diesen Vorarbeiten ist es kein großes Problem mehr, das
Hauptergebnis dieses Kapitels zu zeigen: Den Maximum-Fluss-
Minimum-Schnitt-Satz.
2.2.7 Korollar. Sei f ein Fluss. Wenn kein f-ungesättigter Pfad von der
Quelle zur Senke existiert, dann ist f ein maximaler Fluss.
Beweis. Nach Satz 2.2.3 gilt wf = c(X, ) und aus Korollar 2.2.5 folgt,
dass f maximal ist.
Nach diesen Vorarbeiten ist es kein großes Problem mehr, das
Hauptergebnis dieses Kapitels zu zeigen: Den Maximum-Fluss-
Minimum-Schnitt-Satz.
X
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 52
Maximum-Fluss-Minimum-Schnitt-SatzMaximum-Fluss-Minimum-Schnitt-Satz
2.2.8 Maximum-Fluss-Minimum-Schnitt-Satz (Ford und Fulkerson,
1956). In jedem Netzwerk ist der Wert eines maximalen Flusses gleich
der Kapazität eines minimalen Schnittes.
Beweis. Der Beweis besteht darin, einen maximalen Fluss zu
konstruieren und von diesem zu zeigen, dass er die behauptete
Eigenschaft besitzt.
Sei f ein beliebiger Fluss. Wenn es einen f-ungesättigten Pfad P von
der Quelle zur Senke gibt, dann können wir das Inkrement iP dieses
Pfades bestimmen und den revidierten Fluss f’ bilden, dessen Wert
um iP größer ist als der von f.
2.2.8 Maximum-Fluss-Minimum-Schnitt-Satz (Ford und Fulkerson,
1956). In jedem Netzwerk ist der Wert eines maximalen Flusses gleich
der Kapazität eines minimalen Schnittes.
Beweis. Der Beweis besteht darin, einen maximalen Fluss zu
konstruieren und von diesem zu zeigen, dass er die behauptete
Eigenschaft besitzt.
Sei f ein beliebiger Fluss. Wenn es einen f-ungesättigten Pfad P von
der Quelle zur Senke gibt, dann können wir das Inkrement iP dieses
Pfades bestimmen und den revidierten Fluss f’ bilden, dessen Wert
um iP größer ist als der von f.
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 53
Beweis (I): Konstruktion eines max. FlussesBeweis (I): Konstruktion eines max. Flusses
Mit dem neuen Fluss f’ können wir das gleiche Spiel spielen: Wir
suchen einen f’-ungesättigten Pfad P’ von der Quelle zur Senke. Falls
auch dieser existiert, bilden wir einen weiteren revidierten Fluss f’’,
dessen Wert wiederum größer ist als der von f’. Usw. Auf diese Weise
können wir den Wert des Flusses sukzessive erhöhen.
Da der Wert des Flusses nur natürliche Zahlen annehmen kann und
nach oben durch die Kapazität eines minimalen Schnitts begrenzt ist,
muss diese Prozedur irgendwann abbrechen. Das heißt, irgendwann
erreichen wir einen Fluss f*, so dass es keinen f*-ungesättigten Pfad
von der Quelle zur Senke gibt.
Mit dem neuen Fluss f’ können wir das gleiche Spiel spielen: Wir
suchen einen f’-ungesättigten Pfad P’ von der Quelle zur Senke. Falls
auch dieser existiert, bilden wir einen weiteren revidierten Fluss f’’,
dessen Wert wiederum größer ist als der von f’. Usw. Auf diese Weise
können wir den Wert des Flusses sukzessive erhöhen.
Da der Wert des Flusses nur natürliche Zahlen annehmen kann und
nach oben durch die Kapazität eines minimalen Schnitts begrenzt ist,
muss diese Prozedur irgendwann abbrechen. Das heißt, irgendwann
erreichen wir einen Fluss f*, so dass es keinen f*-ungesättigten Pfad
von der Quelle zur Senke gibt.
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 54
Beweis (II): Eigenschaften des max. FlussesBeweis (II): Eigenschaften des max. Flusses
Wenn es keinen f*-ungesättigten Pfad von der Quelle zur Senke gibt,
dann gibt es nach Hilfssatz 2.2.6 einen Schnitt (X, ) mit den Eigen-
schaften:
- Für jede Kante k aus (X, ) gilt f*(k) = c(k).
- Für jede Kante k aus ( , X) gilt f*(k) = 0.
Dann folgt nach Satz 2.2.3, dass
wf* = c(X, )
ist. Nach Korollar 2.2.5 folgt dann, dass f* ein maximaler Fluss und
(X, ) ein minimaler Schnitt ist.
Wenn es keinen f*-ungesättigten Pfad von der Quelle zur Senke gibt,
dann gibt es nach Hilfssatz 2.2.6 einen Schnitt (X, ) mit den Eigen-
schaften:
- Für jede Kante k aus (X, ) gilt f*(k) = c(k).
- Für jede Kante k aus ( , X) gilt f*(k) = 0.
Dann folgt nach Satz 2.2.3, dass
wf* = c(X, )
ist. Nach Korollar 2.2.5 folgt dann, dass f* ein maximaler Fluss und
(X, ) ein minimaler Schnitt ist. X
X
XX
X
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 55
Algorithmus zur Konstruktion eines max. FlussesAlgorithmus zur Konstruktion eines max. Flusses
2.2.9 Algorithmus zum Finden eines maximalen Flusses. Sei ein
beliebiges Netzwerk gegeben. Dann kann man einen maximalen Fluss
wie folgt konstruieren.
1. Schritt: Man beginnt mit einem beliebigen Fluss, zum Beispiel dem
Nullfluss.
2. Schritt: Man sucht einen f-ungesättigten Pfad von der Quelle zur
Senke.
- Falls ein solcher Pfad existiert, bildet man den revidierten Fluss und
wendet auf diesen wieder den 2. Schritt an.
- Falls kein solcher Pfad existiert, hat man einen maximalen Fluss
erreicht.
2.2.9 Algorithmus zum Finden eines maximalen Flusses. Sei ein
beliebiges Netzwerk gegeben. Dann kann man einen maximalen Fluss
wie folgt konstruieren.
1. Schritt: Man beginnt mit einem beliebigen Fluss, zum Beispiel dem
Nullfluss.
2. Schritt: Man sucht einen f-ungesättigten Pfad von der Quelle zur
Senke.
- Falls ein solcher Pfad existiert, bildet man den revidierten Fluss und
wendet auf diesen wieder den 2. Schritt an.
- Falls kein solcher Pfad existiert, hat man einen maximalen Fluss
erreicht.
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 56
Suche nach einem f-ungesättigten PfadSuche nach einem f-ungesättigten Pfad
Bemerkung. Zur Suche nach dem f-ungesättigten Pfad von der Quelle
zur Senke kann man einen f-ungesättigten Baum wachsen lassen:
1. Man startet mit der Quelle als Wurzel.
2. Man lässt einen Baum nach folgenden Regeln wachsen:
Vorwärtskanten k werden hinzugefügt, wenn f(k) < c(k) ist.
Rückwärtskanten k werden hinzugefügt, wenn f(k) > 0 ist.
Dann ist jeder von der Quelle ausgehende Pfad f-ungesättigt.
3. Wenn dieser Baum die Senke erreicht, so ist der (eindeutige) Pfad
von der Quelle zur Senke ein f-ungesättigter Pfad.
Wenn der Baum nicht mehr weiter wachsen kann und die Senke
nicht erreichen kann, dann ist der Fluss maximal.
Bemerkung. Zur Suche nach dem f-ungesättigten Pfad von der Quelle
zur Senke kann man einen f-ungesättigten Baum wachsen lassen:
1. Man startet mit der Quelle als Wurzel.
2. Man lässt einen Baum nach folgenden Regeln wachsen:
Vorwärtskanten k werden hinzugefügt, wenn f(k) < c(k) ist.
Rückwärtskanten k werden hinzugefügt, wenn f(k) > 0 ist.
Dann ist jeder von der Quelle ausgehende Pfad f-ungesättigt.
3. Wenn dieser Baum die Senke erreicht, so ist der (eindeutige) Pfad
von der Quelle zur Senke ein f-ungesättigter Pfad.
Wenn der Baum nicht mehr weiter wachsen kann und die Senke
nicht erreichen kann, dann ist der Fluss maximal.
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 57
Wo ist der minimale Schnitt?Wo ist der minimale Schnitt?
Wenn der maximale Fluss erreicht ist, wie können wir dann den
zugehörigen minimalen Schnitt finden? Ganz einfach:
Wir bezeichnen die Ecken des Baumes mit X. Dann besteht X aus
der Quelle und allen Ecken, die mit der Quelle über einen f-ungesät-
tigten Pfad verbunden sind.
Genau wie im Beweis von Hilfssatz 2.2.6 folgt, dass (X, ) ein
minimaler Schnitt ist.
Das bedeutet, der minimale Schnitt besteht aus allen Kanten, die von
Blättern des Baumes wegzeigen.
Wenn der maximale Fluss erreicht ist, wie können wir dann den
zugehörigen minimalen Schnitt finden? Ganz einfach:
Wir bezeichnen die Ecken des Baumes mit X. Dann besteht X aus
der Quelle und allen Ecken, die mit der Quelle über einen f-ungesät-
tigten Pfad verbunden sind.
Genau wie im Beweis von Hilfssatz 2.2.6 folgt, dass (X, ) ein
minimaler Schnitt ist.
Das bedeutet, der minimale Schnitt besteht aus allen Kanten, die von
Blättern des Baumes wegzeigen.
X
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 58
Beispiel zur Konstruktion eines max. Flusses (I)Beispiel zur Konstruktion eines max. Flusses (I)
Wir wollen für unser Netzwerk von Folie 22 einen maximalen Fluss
konstruieren. Dazu beginnen wir mit dem Nullfluss.
Wir stellen den Fluss jeder Kante jeweils als eingekreiste Zahl dar, um
ihn von der Kapazität der Kante zu unterscheiden.
Nun suchen wir einen f-ungesättigten Pfad von der Quelle zur Senke
(fett gedruckt):
Wir wollen für unser Netzwerk von Folie 22 einen maximalen Fluss
konstruieren. Dazu beginnen wir mit dem Nullfluss.
Wir stellen den Fluss jeder Kante jeweils als eingekreiste Zahl dar, um
ihn von der Kapazität der Kante zu unterscheiden.
Nun suchen wir einen f-ungesättigten Pfad von der Quelle zur Senke
(fett gedruckt):
q s
3
4
2
2
4
1
5
3
2
3
5
3
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 59
Beispiel (II)Beispiel (II)
Das Inkrement dieses Pfades ist gleich 2. Daher können wir auf allen
(Vorwärts-) Kanten dieses Pfades den Fluss um 2 erhöhen.
Anschließend suchen wir einen f-ungesättigten Pfad von der Quelle zur
Senke, indem wir von der Quelle aus einen f-ungesättigten Baum
wachsen lassen (fett gedruckt):
Das Inkrement dieses Pfades ist gleich 2. Daher können wir auf allen
(Vorwärts-) Kanten dieses Pfades den Fluss um 2 erhöhen.
Anschließend suchen wir einen f-ungesättigten Pfad von der Quelle zur
Senke, indem wir von der Quelle aus einen f-ungesättigten Baum
wachsen lassen (fett gedruckt):
q s
3
4
2
2
4
1
5
3
2
35
3
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 60
Beispiel (III)Beispiel (III)
Dieser Baum enthält einen f-ungesättigten Pfad von der Quelle zur
Senke mit dem Inkrement 1. Auf diesem Pfad erhöhen wir daher den
Fluss um 1 und suchen einen neuen f-ungesättigten Pfad wie folgt:
Dieser Baum enthält einen f-ungesättigten Pfad von der Quelle zur
Senke mit dem Inkrement 1. Auf diesem Pfad erhöhen wir daher den
Fluss um 1 und suchen einen neuen f-ungesättigten Pfad wie folgt:
q s
3
4
2
2
4
1
5
3
2
35
3
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 61
Beispiel (IV)Beispiel (IV)
Auch dieser Pfad hat das Inkrement 1. Wir erhöhen auf ihm also den
Fluss um 1 und suchen einen f-ungesättigten Pfad von q nach s. Ein
möglicher Pfad ist der folgende:
Auch dieser Pfad hat das Inkrement 1. Wir erhöhen auf ihm also den
Fluss um 1 und suchen einen f-ungesättigten Pfad von q nach s. Ein
möglicher Pfad ist der folgende:
sq
3
4
2
2
4
1
5
3
2
3
5
3
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 62
Beispiel (V)Beispiel (V)
Dieser Pfad enthält eine Rückwärtskante. Von ihr müssen wir das
Inkrement 1 abziehen, um den Gesamtfluss zu erhöhen.
Den neuen Fluss und einen nächsten f-ungesättigten Baum zeigt die
folgende Abbildung:
Dieser Pfad enthält eine Rückwärtskante. Von ihr müssen wir das
Inkrement 1 abziehen, um den Gesamtfluss zu erhöhen.
Den neuen Fluss und einen nächsten f-ungesättigten Baum zeigt die
folgende Abbildung:
sq
3
4
2
2
4
1
5
3
2
3
5
3
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 63
Beispiel (VI)Beispiel (VI)
Das Inkrement des obigen Pfades von der Quelle zur Senke beträgt 2.
Der um 2 erhöhte Fluss und ein weiterer f-ungesättigter Baum
ergeben sich folgendermaßen:
Dieser f-ungesättigte Baum kann nicht weiterwachsen, insbesondere
kann er die Senke nicht erreichen.
Das Inkrement des obigen Pfades von der Quelle zur Senke beträgt 2.
Der um 2 erhöhte Fluss und ein weiterer f-ungesättigter Baum
ergeben sich folgendermaßen:
Dieser f-ungesättigte Baum kann nicht weiterwachsen, insbesondere
kann er die Senke nicht erreichen.
sq
3
4
2
2
4
1
5
3
2
3
5
3
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 64
Beispiel (VII)Beispiel (VII)
Es gibt also keinen f-ungesättigten Pfad von der Quelle zur Senke.
Das heißt, wir sind am Ziel! Der abgebildete Fluss ist maximal. Er hat
den Wert wf = 2 + 3 + 2 = 7.
Der zugehörige minimale Schnitt besteht aus allen Kanten, die von
Blättern des Baumes wegzeigen. Die Kanten dieses minimalen Schnitts
sind in der vorigen Abbildung gestrichelt eingezeichnet.
Die Kapazität dieses Schnitts ist 2 + 3 + 2 = 7.
Die Kapazität des minimalen Schnitts stimmt also mit dem Wert des
maximalen Flusses überein wie es der Maximum-Fluss-Minimum-
Schnitt-Satz vorhersagt.
Es gibt also keinen f-ungesättigten Pfad von der Quelle zur Senke.
Das heißt, wir sind am Ziel! Der abgebildete Fluss ist maximal. Er hat
den Wert wf = 2 + 3 + 2 = 7.
Der zugehörige minimale Schnitt besteht aus allen Kanten, die von
Blättern des Baumes wegzeigen. Die Kanten dieses minimalen Schnitts
sind in der vorigen Abbildung gestrichelt eingezeichnet.
Die Kapazität dieses Schnitts ist 2 + 3 + 2 = 7.
Die Kapazität des minimalen Schnitts stimmt also mit dem Wert des
maximalen Flusses überein wie es der Maximum-Fluss-Minimum-
Schnitt-Satz vorhersagt.
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 65
2.3 Trennende Mengen2.3 Trennende Mengen
In diesem Abschnitt beweisen wir eine wichtige Folgerung aus dem
Maximum-Fluss-Minimum-Schnitt-Satz.
Sei ein gerichteter Graph. Für eine Teilmenge T der Kantenmenge
von bezeichnen wir mit \ T den Teilgraphen, der aus entsteht,
wenn man alle Kanten aus T entfernt.
Seien e und e* zwei Ecken von . Wir sagen, dass eine Kanten-
menge T die Ecken e und e* trennt, wenn der Teilgraph \ T
keinen gerichteten Weg von e nach e* enthält. Die Menge T heißt
dann auch e und e* trennende Kantenmenge.
In diesem Abschnitt beweisen wir eine wichtige Folgerung aus dem
Maximum-Fluss-Minimum-Schnitt-Satz.
Sei ein gerichteter Graph. Für eine Teilmenge T der Kantenmenge
von bezeichnen wir mit \ T den Teilgraphen, der aus entsteht,
wenn man alle Kanten aus T entfernt.
Seien e und e* zwei Ecken von . Wir sagen, dass eine Kanten-
menge T die Ecken e und e* trennt, wenn der Teilgraph \ T
keinen gerichteten Weg von e nach e* enthält. Die Menge T heißt
dann auch e und e* trennende Kantenmenge.
G
G
G
G
G
G
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 66
BeispielBeispiel
Wenn man im folgenden Graphen die gestrichelt eingezeichneten Kanten k1 und k2 entfernt, so gibt es keinen Weg mehr von e nach
e*. Daher bildet {k1, k2} eine e und e* trennende Kantenmenge.
Wenn man im folgenden Graphen die gestrichelt eingezeichneten Kanten k1 und k2 entfernt, so gibt es keinen Weg mehr von e nach
e*. Daher bildet {k1, k2} eine e und e* trennende Kantenmenge.
e e*
k2
k1
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 67
Minimale trennende KantenmengeMinimale trennende Kantenmenge
Klar: Zu zwei Ecken e und e* kann man immer eine trennende
Kantenmenge finden: Die Menge aller Kanten des Graphen trennt in
jedem Fall e und e*. Das ist keine Kunst.
Interessanter: Wie viele Kanten muss man mindestens entfernen, damit
kein Weg mehr von e nach e* existiert? Mit anderen Worten: Wie
viele Elemente hat eine minimale Kantenmenge, die e und e* trennt?
Bevor wir dieser Frage nachgehen, führen wir einen weiteren Begriff
ein, der eng damit zusammenhängt.
Klar: Zu zwei Ecken e und e* kann man immer eine trennende
Kantenmenge finden: Die Menge aller Kanten des Graphen trennt in
jedem Fall e und e*. Das ist keine Kunst.
Interessanter: Wie viele Kanten muss man mindestens entfernen, damit
kein Weg mehr von e nach e* existiert? Mit anderen Worten: Wie
viele Elemente hat eine minimale Kantenmenge, die e und e* trennt?
Bevor wir dieser Frage nachgehen, führen wir einen weiteren Begriff
ein, der eng damit zusammenhängt.
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 68
WegesystemWegesystem
Seien e und e* zwei Ecken eines gerichteten Graphen. Ein Wege-
system von e nach e* ist eine Menge von paarweise disjunkten
gerichteten Wegen von e nach e*. Dabei bedeutet disjunkt, dass die
Wege keine Kanten gemeinsam haben.
Beispiel: Die beiden dick
eingezeichneten gerichteten
Wege bilden ein Wegesystem
von e nach e*.
Seien e und e* zwei Ecken eines gerichteten Graphen. Ein Wege-
system von e nach e* ist eine Menge von paarweise disjunkten
gerichteten Wegen von e nach e*. Dabei bedeutet disjunkt, dass die
Wege keine Kanten gemeinsam haben.
Beispiel: Die beiden dick
eingezeichneten gerichteten
Wege bilden ein Wegesystem
von e nach e*.
e e*
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 69
Maximales WegesystemMaximales Wegesystem
Durch wie viele disjunkte Wege sind zwei Ecken eines Graphen
höchstens verbunden? Anders ausgedrückt: Wie viele Elemente
enthält ein maximales Wegesystem?
2.3.1 Hilfssatz. Sei N ein Netzwerk mit Quelle q, Senke s und der
folgendermaßen definierten Kapazitätsfunktion c: c(k) = 1 für alle
Kanten k. Sei Wmax ein maximales Wegesystem von q nach s und
Tmin eine minimale q und s trennende Kantenmenge. Dann gilt
wf |Wmax| |Tmin| c(X, )
für alle Flüsse f und alle Schnitte (X, ) in N.
Durch wie viele disjunkte Wege sind zwei Ecken eines Graphen
höchstens verbunden? Anders ausgedrückt: Wie viele Elemente
enthält ein maximales Wegesystem?
2.3.1 Hilfssatz. Sei N ein Netzwerk mit Quelle q, Senke s und der
folgendermaßen definierten Kapazitätsfunktion c: c(k) = 1 für alle
Kanten k. Sei Wmax ein maximales Wegesystem von q nach s und
Tmin eine minimale q und s trennende Kantenmenge. Dann gilt
wf |Wmax| |Tmin| c(X, )
für alle Flüsse f und alle Schnitte (X, ) in N. X
X
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 70
Beweis (I)Beweis (I)
Wir zeigen zunächst, dass wf |Wmax| ist.
Auf allen |Wmax| disjunkten Wegen von Wmax kann auf Grund der
Kapazität höchstens der Fluss 1 transportiert werden. Der Wert des
Flusses ist also höchstens |Wmax|1 = |Wmax|.
Wir zeigen zunächst, dass wf |Wmax| ist.
Auf allen |Wmax| disjunkten Wegen von Wmax kann auf Grund der
Kapazität höchstens der Fluss 1 transportiert werden. Der Wert des
Flusses ist also höchstens |Wmax|1 = |Wmax|.
Wmax
1
1
1
1
1q s
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 71
Beweis (II)Beweis (II)
Nun zeigen wir |Wmax| |Tmin|:
Jeder Weg aus Wmax enthält eine Kante aus Tmin. Denn gäbe es einen
Weg von q nach s, der keine Kante aus Tmin enthält, dann wäre Tmin
keine trennende Menge. Da die Wege aus Wmax paarweise disjunkt
sind, kann insbesondere keine Kante
aus Tmin mehrfach vorkommen.
Insgesamt enthält also Tmin mindes-
tens so viele Kanten wie Wmax
Wege enthält, das heißt |Tmin| |Wmax|.
Nun zeigen wir |Wmax| |Tmin|:
Jeder Weg aus Wmax enthält eine Kante aus Tmin. Denn gäbe es einen
Weg von q nach s, der keine Kante aus Tmin enthält, dann wäre Tmin
keine trennende Menge. Da die Wege aus Wmax paarweise disjunkt
sind, kann insbesondere keine Kante
aus Tmin mehrfach vorkommen.
Insgesamt enthält also Tmin mindes-
tens so viele Kanten wie Wmax
Wege enthält, das heißt |Tmin| |Wmax|.
q s
Wmax
Tmin
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 72
Beweis (III)Beweis (III)
Es bleibt noch zu zeigen, dass |Tmin| c(X, ) ist.
Jeder Schnitt (X, ) ist auch eine q und s trennende Kantenmenge;
denn jeder Weg von q X nach s muss eine Kante aus (X, )
enthalten. Die Mächtigkeit einer minimalen trennenden Menge ist
kleiner oder gleich der Mächtigkeit jeder trennenden Menge. Das gilt
insbesondere für die trennenden Menge (X, ). Also: |Tmin| |(X, )|.
Da alle Kanten die Kapazität 1 haben, gilt
c(X, ) = = = |(X, )|.
Zusammen folgt |Tmin| c(X, ).
Es bleibt noch zu zeigen, dass |Tmin| c(X, ) ist.
Jeder Schnitt (X, ) ist auch eine q und s trennende Kantenmenge;
denn jeder Weg von q X nach s muss eine Kante aus (X, )
enthalten. Die Mächtigkeit einer minimalen trennenden Menge ist
kleiner oder gleich der Mächtigkeit jeder trennenden Menge. Das gilt
insbesondere für die trennenden Menge (X, ). Also: |Tmin| |(X, )|.
Da alle Kanten die Kapazität 1 haben, gilt
c(X, ) = = = |(X, )|.
Zusammen folgt |Tmin| c(X, ).
X
XX
X
X X
X )X,X(k
)k(c )X,X(k
1 X
X
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 73
Satz von MengerSatz von Menger
Wir werden nun sogar zeigen, dass in jedem gerichteten Graphen
minimale trennende Mengen und maximale Wegesysteme gleich-
mächtig sind.
2.3.2 Satz von Menger (K. Menger, 1902 1985). Seien e und e*
Ecken eines gerichteten Graphen. Dann ist die Mächtigkeit eines
maximalen Wegesystems von e nach e* gleich der Mächtigkeit einer
minimalen e und e* trennenden Kantenmenge.
Beweis. Wir machen aus dem gerichteten Graphen ein Netzwerk,
indem wir e als Quelle und e* als Senke wählen und allen Kanten die
Kapazität 1 zuordnen.
Wir werden nun sogar zeigen, dass in jedem gerichteten Graphen
minimale trennende Mengen und maximale Wegesysteme gleich-
mächtig sind.
2.3.2 Satz von Menger (K. Menger, 1902 1985). Seien e und e*
Ecken eines gerichteten Graphen. Dann ist die Mächtigkeit eines
maximalen Wegesystems von e nach e* gleich der Mächtigkeit einer
minimalen e und e* trennenden Kantenmenge.
Beweis. Wir machen aus dem gerichteten Graphen ein Netzwerk,
indem wir e als Quelle und e* als Senke wählen und allen Kanten die
Kapazität 1 zuordnen.
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 74
BeweisBeweis
Sei f ein maximaler Fluss und (X, ) ein minimaler Schnitt in diesem
Netzwerk. Nach Hilfssatz 2.3.1 gilt dann für jedes maximale Wege-
system Wmax von e nach e* und jede minimale e und e* trennen-
de Kantenmenge Tmin:
wf |Wmax| |Tmin| c(X, ).
Da f maximal und (X, ) minimal ist, gilt nach dem Maximum-Fluss-
Minimum-Schnitt-Satz wf = c(X, ). Daher gilt oben überall Gleichheit:
wf = |Wmax| = |Tmin| = c(X, ).
Insbesondere sind das maximale Wegesystem und die minimale
trennende Menge gleichmächtig.
Sei f ein maximaler Fluss und (X, ) ein minimaler Schnitt in diesem
Netzwerk. Nach Hilfssatz 2.3.1 gilt dann für jedes maximale Wege-
system Wmax von e nach e* und jede minimale e und e* trennen-
de Kantenmenge Tmin:
wf |Wmax| |Tmin| c(X, ).
Da f maximal und (X, ) minimal ist, gilt nach dem Maximum-Fluss-
Minimum-Schnitt-Satz wf = c(X, ). Daher gilt oben überall Gleichheit:
wf = |Wmax| = |Tmin| = c(X, ).
Insbesondere sind das maximale Wegesystem und die minimale
trennende Menge gleichmächtig.
X
X
XX
X
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 75
KantenzusammenhangszahlKantenzusammenhangszahl
Wenn man Wegesysteme und trennende Mengen über ungerichtete
Wege definiert, dann gilt der Satz von Menger auch für ungerichtete
Graphen. Die folgenden Überlegungen beschränken sich daher nicht
mehr auf gerichtete Graphen.
Wir definieren die Kantenzusammenhangszahl K eines (ungerichte-
ten) Graphen als die Mindestanzahl von Kanten, die man entfernen
muss, um einen nichtzusammenhängenden Graphen zu erhalten.
Ein Graph heißt k-fach kantenzusammenhängend, wenn k K ist.
Beispiele: (a) Bäume haben die Kantenzusammenhangszahl K = 1.
(b) Für Kreise gilt K = 2.
Wenn man Wegesysteme und trennende Mengen über ungerichtete
Wege definiert, dann gilt der Satz von Menger auch für ungerichtete
Graphen. Die folgenden Überlegungen beschränken sich daher nicht
mehr auf gerichtete Graphen.
Wir definieren die Kantenzusammenhangszahl K eines (ungerichte-
ten) Graphen als die Mindestanzahl von Kanten, die man entfernen
muss, um einen nichtzusammenhängenden Graphen zu erhalten.
Ein Graph heißt k-fach kantenzusammenhängend, wenn k K ist.
Beispiele: (a) Bäume haben die Kantenzusammenhangszahl K = 1.
(b) Für Kreise gilt K = 2.
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 76
KorollarKorollar
2.3.3 Korollar. Ein Graph ist genau dann k-fach
kantenzusammenhän-gend, wenn es für je zwei Ecken e und e*
mindestens k disjunkte Wege von e nach e* gibt.
Beweis. „“: Sei k K. Da man mindestens K Kanten entfernen
muss, um einen nichtzusammenhängenden Graphen zu erhalten,
muss jede zwei Ecken trennende Menge mindestens K Kanten
enthalten, auch jede minimale trennende Menge. Nach dem Satz von
Menger muss dann auch jedes maximale Wegesystem zwischen zwei
Ecken mindestens K Elemente enthalten. Also gibt es für jeweils zwei
Ecken e und e* ein Wegesystem von e nach e*, das mindestens
K k disjunkte Wege von e nach e* enthält.
2.3.3 Korollar. Ein Graph ist genau dann k-fach
kantenzusammenhän-gend, wenn es für je zwei Ecken e und e*
mindestens k disjunkte Wege von e nach e* gibt.
Beweis. „“: Sei k K. Da man mindestens K Kanten entfernen
muss, um einen nichtzusammenhängenden Graphen zu erhalten,
muss jede zwei Ecken trennende Menge mindestens K Kanten
enthalten, auch jede minimale trennende Menge. Nach dem Satz von
Menger muss dann auch jedes maximale Wegesystem zwischen zwei
Ecken mindestens K Elemente enthalten. Also gibt es für jeweils zwei
Ecken e und e* ein Wegesystem von e nach e*, das mindestens
K k disjunkte Wege von e nach e* enthält.
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 77
BeweisBeweis
„“: Umgekehrt gelte nun für jeweils zwei Ecken e und e*, dass es
mindestens k disjunkte Wege von e nach e* gibt. Das bedeutet,
dass das maximale Wegesystem von e nach e* mindestens k Ele-
mente hat. Da dies für beliebige Ecken gilt, hat jedes maximale Wege-
system des Graphen mindestens k Elemente. Nach dem Satz von
Menger hat dann auch jede minimale trennende Menge mindestens k
Elemente. Das heißt, man muss mindestens k Kanten entfernen, um
einen nichtzusammenhängenden Graphen zu erhalten. Also gilt K
k.
„“: Umgekehrt gelte nun für jeweils zwei Ecken e und e*, dass es
mindestens k disjunkte Wege von e nach e* gibt. Das bedeutet,
dass das maximale Wegesystem von e nach e* mindestens k Ele-
mente hat. Da dies für beliebige Ecken gilt, hat jedes maximale Wege-
system des Graphen mindestens k Elemente. Nach dem Satz von
Menger hat dann auch jede minimale trennende Menge mindestens k
Elemente. Das heißt, man muss mindestens k Kanten entfernen, um
einen nichtzusammenhängenden Graphen zu erhalten. Also gilt K
k.
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 78
Trennende EckenmengeTrennende Eckenmenge
Man kann den Satz von Menger auch in einer Eckenversion formulie-
ren und beweisen. Dazu übertragen wir zunächst die Begriffe „trennen-
de Menge” und „Wegesystem” auf Ecken.
Sei ein gerichteter Graph. Für eine Teilmenge T der Eckenmenge
von sei \ T der Teilgraph, der aus entsteht, wenn man alle
Ecken aus T und alle Kanten, die an Ecken aus T angrenzen,
entfernt.
Seien e und e* zwei Ecken von . Eine Menge T von Ecken heißt
e und e* trennende Eckenmenge, wenn der Teilgraph \ T keinen
gerichteten Weg von e nach e* enthält.
Man kann den Satz von Menger auch in einer Eckenversion formulie-
ren und beweisen. Dazu übertragen wir zunächst die Begriffe „trennen-
de Menge” und „Wegesystem” auf Ecken.
Sei ein gerichteter Graph. Für eine Teilmenge T der Eckenmenge
von sei \ T der Teilgraph, der aus entsteht, wenn man alle
Ecken aus T und alle Kanten, die an Ecken aus T angrenzen,
entfernt.
Seien e und e* zwei Ecken von . Eine Menge T von Ecken heißt
e und e* trennende Eckenmenge, wenn der Teilgraph \ T keinen
gerichteten Weg von e nach e* enthält.
G
G
G
G
G
G
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 79
Eckenversion des Satzes von MengerEckenversion des Satzes von Menger
Ein innerlich disjunktes Wegesystem von e nach e* ist Wegesystem
von e nach e* mit der Eigenschaft, dass je zwei Wege bis auf e und
e* keine Ecken gemeinsam haben.
2.3.4 Satz von Menger (Eckenversion). Seien e und e* nicht-
benachbarte Ecken eines gerichteten Graphen . Dann ist die Mäch-
tigkeit eines maximalen innerlich disjunkten Wegesystems von e nach
e* gleich der Mächtigkeit einer minimalen e und e* trennenden
Eckenmenge.
Ein innerlich disjunktes Wegesystem von e nach e* ist Wegesystem
von e nach e* mit der Eigenschaft, dass je zwei Wege bis auf e und
e* keine Ecken gemeinsam haben.
2.3.4 Satz von Menger (Eckenversion). Seien e und e* nicht-
benachbarte Ecken eines gerichteten Graphen . Dann ist die Mäch-
tigkeit eines maximalen innerlich disjunkten Wegesystems von e nach
e* gleich der Mächtigkeit einer minimalen e und e* trennenden
Eckenmenge.
G
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 80
Beweis (I)Beweis (I)
Beweis. Wir führen die Eckenversion des Satzes von Menger auf die
Kantenversion zurück. Die Idee dabei ist, aus den Ecken von Kanten
zu machen. Dazu konstruieren wir aus einen gerichteten Graphen
nach den folgenden Regeln:
Aus jeder Ecke e e, e* werden zwei Ecken e(1) und e(2) und eine
gerichtete Kante (e(1), e(2)) dazwischen.
Jede gerichtete Kante nach e wird durch eine gerichtete Kante nach
e(1) ersetzt.
Jede gerichtete Kante von e wird durch eine gerichtete Kante von
e(2) ersetzt.
Beweis. Wir führen die Eckenversion des Satzes von Menger auf die
Kantenversion zurück. Die Idee dabei ist, aus den Ecken von Kanten
zu machen. Dazu konstruieren wir aus einen gerichteten Graphen
nach den folgenden Regeln:
Aus jeder Ecke e e, e* werden zwei Ecken e(1) und e(2) und eine
gerichtete Kante (e(1), e(2)) dazwischen.
Jede gerichtete Kante nach e wird durch eine gerichtete Kante nach
e(1) ersetzt.
Jede gerichtete Kante von e wird durch eine gerichtete Kante von
e(2) ersetzt.
G
G
G
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 81
Beweis (II)Beweis (II)
Dies sieht beispielsweise so aus:
Dann entspricht jeder gerichtete Weg von e nach e* in genau
einem gerichteten Weg von e nach e* in . Ferner sind zwei Wege
in genau dann (kanten-) disjunkt, wenn die entsprechenden Wege
in innerlich disjunkt sind.
Dies sieht beispielsweise so aus:
Dann entspricht jeder gerichtete Weg von e nach e* in genau
einem gerichteten Weg von e nach e* in . Ferner sind zwei Wege
in genau dann (kanten-) disjunkt, wenn die entsprechenden Wege
in innerlich disjunkt sind.
e*ey
z
x
e*e
x(1) x(2)
y(1)
z(1) z(2)
y(2)
G
G
G
G
G
G
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 82
Beweis (III)Beweis (III)
Folglich ist die maximale Anzahl disjunkter Wege in gleich der
maximalen Anzahl innerlich disjunkter Wege in . Daher ist die
Mächtigkeit eines maximalen Wegesystems von e nach e* in
gleich der Mächtigkeit eines maximalen innerlich disjunkten Wege-systems Wmax von e nach e* in .
Analog kann man zeigen, dass die Mächtigkeiten einer minimalen e und
e* trennenden Kantenmenge in und einer minimalen e und e*
trennenden Eckenmenge Tmin in übereinstimmen.
Nach der Kantenversion des Satzes von Menger gilt | | = | |.
Insgesamt folgt |Wmax| = | | = | | = |Tmin|.
Folglich ist die maximale Anzahl disjunkter Wege in gleich der
maximalen Anzahl innerlich disjunkter Wege in . Daher ist die
Mächtigkeit eines maximalen Wegesystems von e nach e* in
gleich der Mächtigkeit eines maximalen innerlich disjunkten Wege-systems Wmax von e nach e* in .
Analog kann man zeigen, dass die Mächtigkeiten einer minimalen e und
e* trennenden Kantenmenge in und einer minimalen e und e*
trennenden Eckenmenge Tmin in übereinstimmen.
Nach der Kantenversion des Satzes von Menger gilt | | = | |.
Insgesamt folgt |Wmax| = | | = | | = |Tmin|.
G
G
G
G
G
G
maxW
maxW
maxW
minT
minT
minT
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 83
EckenzusammenhangszahlEckenzusammenhangszahl
Die Eckenversion des Satzes von Menger gilt auch für ungerichtete
Graphen. Daher können wir auch aus ihr Aussagen über ungerichtete
Graphen ableiten.
Die Eckenzusammenhangszahl E eines Graphen ist die Mindest-
anzahl von Ecken, die man entfernen muss, um einen nichtzusammen-
hängenden Graphen zu erhalten.
Ein Graph heißt k-fach eckenzusammenhängend, wenn k E ist.
Die Eckenversion des Satzes von Menger gilt auch für ungerichtete
Graphen. Daher können wir auch aus ihr Aussagen über ungerichtete
Graphen ableiten.
Die Eckenzusammenhangszahl E eines Graphen ist die Mindest-
anzahl von Ecken, die man entfernen muss, um einen nichtzusammen-
hängenden Graphen zu erhalten.
Ein Graph heißt k-fach eckenzusammenhängend, wenn k E ist.
Kapitel 2: Netzwerke © Zschiegner
Mai 2002Seite 84
KorollarKorollar
2.3.5 Korollar. Ein Graph ist genau dann k-fach eckenzusammen-
hängend, wenn es für jeweils zwei Ecken e und e* mindestens k
innerlich disjunkte Wege von e nach e* gibt.
Beweis. Der Beweis kann völlig analog zum Beweis von 2.3.3 geführt
werden.
2.3.5 Korollar. Ein Graph ist genau dann k-fach eckenzusammen-
hängend, wenn es für jeweils zwei Ecken e und e* mindestens k
innerlich disjunkte Wege von e nach e* gibt.
Beweis. Der Beweis kann völlig analog zum Beweis von 2.3.3 geführt
werden.