Unser Wald, unsere Heimat · 2 Unser Wald, unsere Heimat präsentiert Sprichwörter, Mythen,...

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Unser Wald, unsere Heimat

eBook

2

Unser Wald, unsere Heimat

präsentiert

Sprichwörter, Mythen, Mär-chen, Religion, Kunst oderSprache: Ohne den Wald undohne die Bäume wäre unserLeben unvorstellbar, zumin-dest um einiges ärmer. Wirkönnten das Pfeifen im Waldenicht hören, dem Wald- undWiesenanwalt würde dieExistenzberechtigung entzogen, Zeushätte es nicht zum Eichengott gebracht,Diana wäre nicht die Waldgöttin gewor-den und Hänsel und Gretel hätten sichirgendwo anders verlaufen müssen.

Nach dem Nordischen Mythos warendie ersten Menschen Askr und Embla,übersetzt Esche und Ulme. Die Muttervon Romulus und Remus hieß Rhea Sil-via, was übersetzt Wald heißt. Die sie-ben Hügel Roms waren dereinst mit Ei-chenwäldern bedeckt. Buddha medi-tierte unter dem Feigenbaum, er kamim Wald auf die Erde und starb auch imDickicht der Bäume. Die Welt derSprichwörter dreht sich ebenfalls umden Wald – ohne dass wir das immerwissen oder auch nur ahnen. Als hane-büchen bezeichnen wir beispielsweiseunglaubliche oder absurde Handlun-gen. Ursprünglich bedeutet der Aus-druck „aus dem Holz der Hagebuche”.Das knorrige, besonders harte undschwer zu bearbeitende Holz der Hage-buche oder Hainbuche bildete dieGrundlage für die Redewendung.

Geschätzte 30 000 unterschiedlicheBaumarten sind auf der Erde beheima-tet, in Deutschland sollen es rund 9000sein. Genaue Zahlen existieren nicht –ein absolutes Phänomen, das zu ent-schlüsseln laut Expertenmeinung nocheinige Jahrhunderte dauern dürfte. So-wohl für sich alleine als auch in einerzum Wald vereinten Gruppe habenBäume seit Menschengedenken beson-dere Bedeutungen für uns. Ein Lebenohne Bäume ist eine absurde Vorstel-lung – und das nicht nur wegen des es-senziell wichtigen Sauerstoffes, den sieproduzieren. Im Wald sind Feen undSchrate beheimatet, Hexen und Dämo-nen treiben ihr Unwesen, Götter habenhier ihren Sitz. Wir fühlen uns magischangezogen von der Kraft der Wälder.Bäume schenken im Sommer schattigeRuheplätze, spenden mit ihren Früch-ten Nahrung, liefern durch ihre Stäm-me Brenn- und Bauholz. Ohne den Sau-erstoff, ohne ihr Filtersystem für Luftund Wasser könnten wir nicht leben.

Der Wald im MärchenDer Wald gehört zum Märchen wie Rotzu Käppchen, Hans zum Glück oder derWolf zu den sieben Geißlein. Unvor-stellbar, dass Großmutters Knusper-häuschen im Industriegebiet stehenkönnte oder dass Rotkäppchen dembösen Wolf im Stadtpark begegnenwürde. Der Wald ist dunkel, geheimnis-voll und wild. Hier rauscht es mysteriös,hier knirscht es Angst einflößend. DerWald ist für uns heute der Inbegriff von

unerfüllter Sehnsucht, tieferGeborgenheit und gleichzeitigunerklärlicher Ängste. Der Wegzu diesem Status war lang unddornenreich: Im Laufe derJahrhunderte nahm die Wald-fläche durch Rodung kontinu-ierlich ab, wir Menschen verlie-ßen unseren einstigen Lebens-raum Wald und betrachten ihnheute mit gemischten Gefüh-

len von außen. Geht es uns schlecht,sehnen wir uns nach dem Wald und be-treten ihn voller Ehrfurcht und Demut.Hier suchen wir Halt und Orientierung,im Wald treffen wir unsere Wünsche,Phantasien, Ängste und Visionen.

Im Märchen ist das nicht anders. DerWald ist ein Fixpunkt, hier treffen sichGut und Böse, er wird zum letzten Refu-gium menschlicher Phantasien undHoffnungen. Was die Menschen in denWald treibt, hat in aller Regel mit denSorgen und Nöten des Alltags zu tun.Warum aber führt uns zur Bekämpfungdes Mangels der Weg ins Dickicht dergroßen, tiefen Wälder?

Hänsel und Gretels Vater schickt diebeiden Kinder in den Wald, nachdemder Familie das Brot ausgegangen ist.Kein Zufall: Zu Zeiten großer Hungers-nöte gehen die Menschen seit Jahrhun-derten in den Wald, um Beeren, Früch-te, Nüsse, Pilze und Holz zu suchenoder Tiere zu erlegen – hier finden wirObdach, Nahrung und Geborgenheit,also zum Überleben notwendige Dinge.Der Wald umgibt also unsere Siedlun-gen, in ihm leben gefährliche und weni-ger gefährliche Tiere, er liefert uns freiHand Ressourcen. Durch ihr ganzes Le-ben arbeiteten die Brüder Jakob undWilhelm Grimm zusammen, um Mär-

Unser Wald, unsere Heimat: Wälder faszinieren uns seitBeginn der Menschheit. Eine neue Serie führt Sie in dieNaturgeheimnisse unserer Region ein

V O N A N D R E A S S C H U L E R....................................

Willkommen in der Welt derMythen undMärchen

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„Holz ist ein einsilbigesWort, aber dahinter isteine Welt voller Märchenund Wunder.“

Theodor Heuss, von 1949 bis1959 erster Bundespräsident Deutschlands................................................

Die Besonderheiten der Wälder unsererHeimat in acht Teilen ab Samstag:Teil 1: Landkreis WaldshutTeil 2: Landkreis KonstanzTeil 3: Landkreis TuttlingenTeil 4: Landkreis SigmaringenTeil 5: Landkreis BodenseekreisTeil 6: Landkreis RavensburgTeil 7: Landkreis Schwarzwald-BaarTeil 8: Landkreis Lörrach

Die Serie im Internet:www.suedkurier.de/unser-wald

Die Serie

unsere Heimat

SÜDKURIER

Unser Wald

Das digitale Angebot für Mitglieder

FREIZEIT

Ausflugstipps fürsMaiwochenendeDamit der Start in den Maikein Reinfall wird, haben wirwetterfeste Tipps für Sie zu-sammengestellt.www.suedkurier.de/bawue-sk

VIDEO

Was macht Konstanz bei Regen?Unser Team von suedkurier.tvhat sich in Konstanz umgehört,wie die Touristen ihren Urlaubbei dem wechselhaften Wetterverbringen.www.suedkurier.de/video

IHRE MEINUNG

Abstimmung vom 29. AprilHaben die Deutschen den Bezugzur Natur verloren?

41 % – Ja, sie wollen die Wildnis inferne Länder „exportieren“.59 % – Nein, kaum ein Land tut soviel für den Naturschutz.

Frage heute: Wie beurteilen Sie dieGeburtstagsfeier Gerhard Schrödersmit Wladimir Putin?www.suedkurier.de/umfrage

Heute

Petersburger Nächte sind lang. S KO T T

Zum Tag

Es gibt viele Stichtage, an denen His-toriker das Ende des „Kalten Krie-

ges“ festmachen. Der 1. Mai 2004 ge-hört immer dazu. Die Integration vonacht Staaten des ehemaligen War-schauer Paktes (plus Malta und Zy-pern) in die Europäische Union war ei-ne Neuordnung Europas, die von deneinen mit Inbrunst ersehnt, von denanderen mit ebensolcher Hingabe ab-gelehnt wurde.

Wie tiefgreifend diese Diskrepanzder Erwartungen an die EU wirklichwar, kann man in diesen Tagen erneutlernen. Wer die mentalen Unterschie-de zwischen Ost und West studierenwill, vergleiche die öffentliche Mei-nung, mit der der russische Griff nachder Ukraine begleitet wird. Ob Lettlandoder Slowakei, Litauen oder Polen – dieeinstigen Satellitenstaaten Moskausfühlen sich (noch immer) weitaus be-drohter als die Bürger in Finnland oderDeutschland.

Es ging Europa damals nicht nur da-rum, den historischen, kulturellen undemotionalen Verbindungen der Gebie-te im Osten Rechnung zu tragen, die inFolge der Weltkriege durcheinandergewürfelt worden waren. Die EU wolltesich auch selbst sichern, um jenseitsder bis dahin geltenden Grenzen keineWohlstandsgefälle entstehen zu lassen,die Kern neuen Unfriedens hätten wer-den können. Erweiterungspolitik alsWirtschaftsprogramm inklusive einerFriedenskomponente.

Die EU hat sich verändertDas Konglomerat aus alten und neuenFamilienmitgliedern hat die Union ver-ändert. Der Wiederaufbau der östli-chen Regionen lässt sich dabei nichtnur an den Zahlen der gewährten Sub-ventionen ablesen. Von einem Tag aufden anderen erhöhte sich die Zahl derförderungsberechtigten Kommunenebenso stark wie der statistische EU-

Schnitt, ab dem eine Gemeinde alsreich gilt und ohne Zuschüsse auskom-men muss. Das brachte den weit unter-entwickelten Gebieten im Osten vielGeld, das zuvor im Westen gebliebenwar. Diese Verschiebung gehört zu je-ner Solidarität, von der selten die Redeist.

Natürlich blieb die nicht folgenlos.Denn wer Fördergelder ausgibt, kauftLeistungen und Produkte ein – davonlebt nicht zuletzt die deutsche Wirt-schaft seit Jahren prächtig. Aber den-noch zeigt schon dieser kleine Aus-schnitt aus der europäischen Buchfüh-rung, dass Solidarität viele Gesichterhat. Nicht nur das eine, bei dem die un-zweifelhafte Leistung der neuen Fami-lienmitglieder für ihren eigenen Wie-deraufbau eine Rolle spielt.

Brüssel ist vorsichtigDoch jeder Versuch, die große Ost-erweiterung ausschließlich als Erfolgzu verklären, übersieht, dass Brüsselvorsichtig geworden ist. Die Beitritte,die seither vollzogen wurden, warenmehr oder minder Pflichtveranstaltun-gen, weil es konkrete Zusagen gegebenhatte – was man im Falle Rumäniensund Bulgariens inzwischen bitter be-reut. Dennoch fehlt der EU eine Kon-zeption, mit der man an neue Partnerwie Ankara, Belgrad oder Sarajewo he-rangeht. Eine solche Blaupause aberwäre nötig, um auch die Anfragen ausder Ukraine, aus Weißrussland undMoldau beantworten zu können.

Europa steht mit anderen Worten vorder Frage, wo es seine Grenzen ziehenwill – oder welche anderen Formen vonMitgliedschaft es anbieten kann. Dennauch das ist nach zehn Jahren Ost-erweiterung klar: Diese Gemeinschaftwird, wohin auch immer sie sich aus-dehnen sollte, ein Wohlstands- und Si-cherheitsgefälle an ihren Rändern pro-duzieren.

Wohlstands- und Sicherheitsgefälle:Ein viel zu nüchternes Schlagwort,wenn man an all die Menschen denkt,die jenseits irgendeiner EU-Grenze le-ben und von dort auf eine Unionschauen, die ihnen wie ein Paradies er-scheint.

E U - O ST E RW E I T E RU N G

Wo endet Europa?Vor zehn Jahren hat die EU achtStaaten des ehemaligen War-schauer Paktes integriert. Heutefehlt der Gemeinschaft eineKonzeption für neue Partner.

V O N D E T L E F D R E W E S , B R Ü S S E L................................................

[email protected]

GESAGT IST GESAGT

„Ich war befremdet über dasUmarmungsfoto.“

Gerda Hasselfeldt, Vorsitzendeder CSU-Landesgruppe im Bundes-tag, zur Umarmung von SPD-Altkanz-ler Gerhard Schröder und RusslandsPräsident Wladimir Putin.......................................

„Aber ich bin ganz sicher,dass er dem russischen Prä-sidenten klargemacht hat,dass er aktiv etwas dafür tunmuss, dass die Geiseln freige-lassen werden.“

Thomas Oppermann, SPD-Frakti-onsvorsitzender im Bundestag,ebenfalls zum Partygeschehen mitSchröder und Putin.......................................

„Er hält sich wohl immernoch für einen Pastor.“

Recep Tayyip Erdogan, Minis-terpräsident der Türkei, über Bun-despräsident Joachim Gauck nachdessen Warnungen vor Gefahren fürdie türkische Demokratie.......................................

EUROPAWAHL- ABC

ErweiterungVor zehn Jahren wurde mit derOsterweiterung der EU dieTeilung Europas endgültigüberwunden. Auf einen Schlagnahm die EU zehn Staaten mitrund 75 Millionen Einwohnernauf: Polen, Tschechien, Un-garn, die Slowakei, Slowenien,Estland, Lettland, Litauensowie die MittelmeerinselnMalta und Zypern. Am 1. Janu-ar 2007 traten dann auch Ru-mänien und Bulgarien der EUbei, deren Einwohnerzahldamit auf fast 500 MillionenMenschen anstieg. Am 1. Juli2013 kam Kroatien dazu. Das„Ja“ zur Union verschaffte denNeulingen zwischen 2000 und2008 durchschnittlich 1,75Prozentpunkte zusätzlichesWirtschaftswachstum, denAlteuropäern immerhin noch0,5. Durch die Erweiterungentstanden bis 2007 rund dreiMillionen Jobs. (dre)

Chefredakteur:Stefan LutzStellvertretende Chefredakteure: Günter Ackermann, Torsten GeilingLeitende Redakteure: Dieter Löffl er, Margit Hufnagel, Sebastian PantelPolitik und Hintergrund: Dieter Löffl er; Wirtschaft: Peter Ludäscher; Kultur: Wolfgang Bager; Sport: Ralf MittmannVerlag und Herausgeber: SÜDKURIER GmbH, KonstanzGeschäftsführer: Rainer WiesnerVerlagsleitung: Michel Bieler-LoopAnzeigen: Michael BeyerVertrieb: Svenja GramppZustellung: Thomas KluzikSÜDKURIER GmbH, MedienhausMax-Stromeyer-Straße 178, 78467 KonstanzPostfach 102 001, 78420 KonstanzTelefon 0 75 31/999-0, Telefax 0 75 31/ 999-1485Abo-Service und Kleinanzeigen: Kostenlose Servicenummer 0800/880 8000

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Deutscher Lokaljournalistenpreis 2010 • 2012 European Newspaper Award 2011 • 2012 • 2013

.......................................➤ Die nächste Ausgabe des SÜDKURIER erscheint am Freitag, 2 Mai 2014........................................

2 Themen des TagesS Ü D K U R I E R N R . 9 9 | M PM I T T W O C H , 3 0 . A P R I L 2 0 1 42 Themen des Tages S Ü D K U R I E R N R . 9 9 | M PM I T T W O C H , 3 0 . A P R I L 2 0 1 4

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chen, Legenden, und Volkskunde auf-zuheben. Ein großer Einfluss für dieBrüder war die romantische Bewegungder deutschen Literatur. Romantikerinteressierten sich für die deutsche Ge-schichte, Mythologie, Natur, Fantasieund das Übernatürliche. Diese Merk-male sind in den Märchen der BrüderGrimm immer wieder zu finden. Sie ver-arbeiten eine besondere, tiefe Liebezum Wald. Hierin spiegelt sich dieSehnsucht der Romantik nach Einheitund Wiederbelebung der deutschenKultur durch eine geistige Rückkehr indie Wälder. So ist dem Grimm’schenMärchenwald eine nationale Kompo-nente nicht abzusprechen.

Wie gefährlich der deutsche Wald denSiegermächten des Zweiten Weltkrie-ges war, zeigte sich in den riesigen Kahl-schlägen großer Waldflächen, die, alsReparationen getarnt, nicht nur demHolzgewinn galten, sondern auch dasVolk der Verlierer an einer sensiblenStelle treffen sollten. Das Vernichten ei-nes Teiles des mystischen deutschenWaldes als Symbol des Sieges der Gutengegen den Bösen. Wer den Wald liebt,muss sich mit der Ambivalenz ausei-nandersetzen, die bei ausländischenNachbarn entstehen kann, denen dieseHaltung fremd ist. Schwarzwald undBayerischer Wald besitzen nach wie vorauf der ganzen Welt einen besonderenKlang und gelten als mystische Orte.

Wald als ErnährerEremiten und Einsiedler zieht es gernein den Wald – hier leben sie oft viele Jah-re unentdeckt. Das Überleben im Waldist nicht schwer, der reichlich gedeckteTisch der Natur bietet allerlei Schmack-haftes und Gesundes. Pflanzen mit ho-hem Nährwert sind beispielsweiseSchilf, Haselnuss, Bucheckern, Edel-kastanie, Hagebutte, Wiesenbocksbart,Pastinake, Teichlinse, Himbeeren oderEicheln. In Schilfwurzeln steckt vielStärke, Nüsse sind sehr fetthaltig, alsosehr gute Energielieferanten. Auch einBaum hat seine kulinarischen Vorzüge:Die Kiefer ist ein Kalorien- und Vita-min-C-Spender und kann fast komplettverzehrt werden: essbar und nährreichsind Blüten, Nadeln, Harz und Innen-rinde junger Äste. Der Saft der Birke istebenfalls sehr vitaminreich. Brennnes-sel, Bärlauch und Löwenzahn findenauch im zivilen Leben den Weg in jedegute Küche. Pilze, Äpfel, Beeren oderandere Früchte gehören sowieso zumfesten Repertoire eines Waldes.

Auf den ersten Blick nicht gerade ein-ladend, verführerisch oder gar appetitt-lich sind aber auch kleine, kriechendeTiere hervorragende Protein- und Fett-bomben: Regenwürmer, Maden, Amei-sen und Grashüpfer gelten vor allem infernöstlichen Ländern als Delikatessen.

Ein nützlicher Tipp für Waldfreunde,die irgendwann auch mal wieder he-rauswollen aus dem Dickicht, sich aberwomöglich verlaufen haben: Auch oh-ne Kompass gibt es natürliche Orientie-rungsmöglichkeiten: Steht man imNorden, sind an den Bäumen wenigerreife Früchte zu sehen als auf der Süd-seite. Auf der Nordseite schmilzt derSchnee langsamer als auf der Südseiteder Bäume. Auch wenn man vor lauterWald die Bäume nicht mehr sieht.

Im Wald suchen wir Halt und Orien-tierung. Er bietet Raum für unsereWünsche, Phantasien, Ängste undVisionen. B I L D : A N D RE I U C 8 8 - FO T O L I A

Astrein: Wenn wir irgend-etwas für richtig klassebetrachten, bezeichnen wires als astrein. Die Rede-wendung stammt aus der

Forstwirtschaft. Ein Holzstück ohneÄste oder Astlöcher gilt hier als astrein– und besonders wertvoll.

Bannwald: Dies ist eineSchutzkategorie wie zumBeispiel Naturschutzgebiet.In einem Bannwaldgebietjedoch ist jegliche mensch-

liche Bewirtschaftung verboten.Bannwälder dienen der wissenschaft-lichen Erforschung natürlicher Ab-läufe in Wäldern und gelten daher alsweltfern, naturnah und wild.

Cluster Wald und Holz: Indiesem Bereich arbeiten inDeutschland 1,3 MillionenMenschen. Sie erwirt-schaften einen Jahres-

umsatz von 170 Milliarden Euro. DieForstwirtschaft selber trägt einenAnteil von fünf Milliarden Euro bei.

Definition Wald: „Wald istjede mit Forstpflanzenbestockte Grundfläche.Auch kahlgeschlagene oderverlichtete Grundflächen,

Waldwege, Waldeinteilungs- undSicherungsstreifen, Lichtungen, Wald-wiesen, Wildäsungsplätze, Holz-lagerplätze sowie weitere verbundeneund ihm dienende Flächen.“ So dasBundeswaldgesetz, hier die öko-logische Definition: „Wald ist einvernetztes Sozialgebilde der sichgegenseitig beeinflussenden biologi-schen, physikalischen, chemischenBestandteile. Kennzeichnend: konkur-renzbedingte Baum-Vorherrschaft.“

Etwas auf dem Kerbholzhaben: Dies hat ein Mensch,der sich etwas zu Schuldenhat kommen lassen. DasKerbholz war das im Mittel-

alter gültige System der Buchführung,meist als Holzleiste oder Rundstab.Diese wurden eingekerbt und derLänge nach gespaltet. An einem fest-gesetzten Tag legte der Gläubigerseinen Teil des Kerbholzes vor. DerSchuldner legte sein Kerbholz zumVergleich an. Passten die Kerben nichtzusammen, hatte einer der beidenVertragspartner geschummelt.

Forstwirtschaft: Waldbesitzersind dazu verpflichtet, ihreWälder ordnungsgemäß undnachhaltig zu bewirtschaf-ten. Der Wald darf nicht nur

als Rohstoffquelle, sondern auch alsGrundlage für den Arten-, Boden-,Klima- und Wasserschutz sowie fürFreizeit und Erholung der Bevölke-rung berücksichtigt werden.

Gestalten, merkwürdige:Wichtel, Wirsche, Kobolde,Elfen oder Feen – sie sindüberall und nirgendwo imWald. Selbst der böse Wolf

und die sieben Zwerge sollen hierleben. Wer merkwürdige Gestaltenantreffen möchte, kann dies imSchwarzwald machen: In einem ver-wunschenen Wäldchen hoch oben auf

dem Feldberg lebt Velt, der Feldberg-wichtel, mit seinen Freunden Wuch-tig, Violetta Waldfee und Hypogym-nus Flechtel. Der Pfad ist ungefähr 1,8km lang und wendet sich vor allem anKinder zwischen vier und zehn Jah-ren. Der Pfad beginnt in Feldberg-Ortzwischen Feldberger Hof und CaféWaldvogel. Witterungsbedingt ist ernur zwischen Mai und Oktober be-gehbar – in der übrigen Zeit haltenWichtel ohnehin Winterschlaf.www.wichtelpfad.info

Heimatfilme: Das Schweigenim Walde, Der Förster vomSilberwald, Wo die altenWälder rauschen – derHeimatfilm steht für intakte

Natur und heile Welt. Besonders nachdem Zweiten Weltkrieg bot er ideellenErsatz für Verlust von Heimat undHoffnungen. Heute werden die The-men in Fernsehserien wiederbelebt.

Integrierter Pflanzenschutz: An-wendung mehrerer Verfahren zurSchädlingsbekämpfung unterbesonderer Berücksichtigung desUmweltschutzes, z.B. biologische

(Vogelhege, Ameisenhege) und che-mische (Lockstoffe, Hemmstoffe,Giftstoffe) Verfahren.

Jugendwaldheime: Sie sindeine umweltpädagogischeEinrichtung für Schüler.„Wald erleben – Natur ver-stehen“ ist das Motto. Hier

lernen Kinder den Lebensraum Waldkennen, helfen bei der Waldpflegeund Wald- und Forstwirtschaft.

Klimaschützer Wald: Blätterfiltern Schadstoffe undStaub aus der Luft. DerWaldboden mit seinenWurzeln, Gängen, Hohlräu-

men und Poren mildert Witterungs-extreme, er speichert Niederschlagund gibt ihn bei Trockenheit langsamab. Er filtert versickerndes Ober-flächenwasser; Schadstoffe werdendem Wasser entzogen. Er schützt vorAbtrag des Bodens. Bäume erzeugenin der Photosynthese aus Sonnenergieund CO2 Biomasse und Sauerstoff.Das klimarelevante Gas CO2 wird imHolz eingelagert und bis zur Zerset-zung des Holzes gespeichert.

Lebendes Totholz: Totholzsind stehende und liegendeBäume oder abgestorbeneTeile davon. Es ist der letzteEntwicklungsprozess eines

Baumes und eines der wichtigstenStrukturelemente der Wälder. Totholzkann durch Krankheiten, Insekten-und Pilzbefall, Wind- und Schnee-bruch sowie Waldbrand entstehen.Für viele Tier- und Pflanzenarten sindsie wichtiger Lebensraum.

Mensch und Wald: Diemenschliche Zivilisationhat in den vergangenenJahrtausenden kontinu-ierlich Wälder zerstört –

etwa 30 Prozent aller vormaligenWaldareale. Ein Drittel aller Wälderder Welt kann man als Primärwälderbezeichnen, die keinerlei oder keineerheblichen Belastungen durch den

Menschen erfahren haben. Wollteman den Brutto-Waldverlust der Jahre1990 bis 2000 ausgleichen, müssteman eine Fläche von der Größe Ägyp-tens komplett neu bepflanzen. Statis-tisch betrachtet müsste jeder Erden-bürger zwei Bäume pro Jahr pflanzen– und das zehn Jahre lang.

Nachhaltigkeit: Der Begriffwurde im 18. Jahrhundert inder Forstwirtschaft geprägt.Der sächsische Berghaupt-mann Hans-Karl von Carlo-

witz verfasste 1713 ein Buch über dieÖkonomie der Waldkultur, die „Silvi-cultura oeconomica“. Er formulierteals erster das Prinzip der Nachhaltig-keit: „Schlage nur so viel Holz ein, wieder Wald verkraften kann, wie nach-wachsen kann!“

Orkane: Kyrill hat im Janu-ar 2007 große Waldschä-den angerichtet. Deutsch-landweit knickten 40Millionen Bäume um.

Lothar zerstörte im Dezember 1999riesige Waldgebiete und kostete neunMenschen im Südwesten das Leben.Weitere 25 starben bei Waldarbeiten.40 Millionen Bäumchen wurdennachgepflanzt.

Pechvogel: In der mittel-alterlichen Vogeljagd wur-den Äste mit Pech bestri-chen, damit Tiere daraufkleben blieben. So wurde

der Pechvogel zum Symbol für jeman-den, der ein Missgeschick erleidet.Pech ist eine schwarze, zähe Flüssig-keit, die u.a. bei der Destillation vonharzhaltigen Hölzern wie Fichte undKiefer anfällt.

Qualitätsoffensive Natur-park: Ausgewählte Krite-rien erfassen den StatusQuo der Naturparks,durch die Bewertung wird

die Qualität der Arbeit der Naturparksmessbar gemacht. Naturparks wurdengeschaffen, um besondere Kultur-landschaften zu erhalten, zu pflegen,zu entwickeln oder wiederherzu-stellen.

Roter Faden: Wenn der roteFaden fehlt, war etwas nichtganz durchgängig. Bereitsin der Mittelsteinzeit wur-den die Bastfasern von

Bäumen für grobe Geflechte, Netzeoder Schnüre. Johann Wolfgang vonGoethe berichtet 1809 in „Wahlver-wandschaften” von einer besonderenVerwendung des Basts: „SämtlicheTauwerke der königlichen Flotte …sind dergestalt gesponnen, dass einroter Faden durch das Ganze durch-geht, den man nicht herauswindenkann, ohne alles aufzulösen, undworan auch die kleinsten Stückekenntlich sind, dass sie der Kronegehören.”Schon war das Sprichwortgeboren.

Sich auf dem Holzweg befin-den: Wer dies von sich sagenkann, der scheint zu irren.Früher war das Wegenetz imWald schlechter ausgebaut

als heute. Pferde mussten gefällte

Stämme durch das stehende Holzziehen. Diese Trampelpfade ent-wickelten sich zum Holzweg, diealleine dem Zweck dienten, das Holzaus dem Forst zu schaffen und ende-ten gerne mitten im Waldstück. Werauf einen Holzweg geraten war, be-fand sich also in einer Sackgasse.

Trauf: Waldmantel bzw.-saum, der den Wald vorSturmschäden schützt; vonhohem ökologischen Wert.Die Äste reichen bis fast

zum Boden, meist an Wegen oder anÜbergängen von Wald zur Feldflur.

Umtriebszeit: Das durch-schnittliche Erntealterhiebsreifer Bestände inner-halb eines Forstbetriebes.Die Umtriebszeit wird von

den Forsteinrichtungen festgelegt,bzw. errechnet. Sie unterscheidet sichbei den einzelnen Baumarten.

Verbiss: Das Abfressen vonKnospen, jungen Pflanzen-trieben und Blättern durchTiere, meist durch Wildtie-re. Verbiss gehört zu den

natürlichen Lebensäußerungen desWildes und wird erst dann zum Pro-blem, wenn er mit Zielen des Waldesund der Menschen in Konflikt gerät.

Waldsterben: AlsWaldsterben wer-den Waldschadens-bilder in den 70erund 80er Jahren

bezeichnet. Das führte zu Befürchtun-gen, der Waldbestand sei in Gefahr.Waldsterben wurde von Kritikern alsein Hirngespinst dargestellt. Seit gutzehn Jahren ist der Begriff aus unse-rem Sprachgebrauch verschwunden –der Wald ist nämlich putzmunter.

Xylofon: Das Xylofon, zu-sammengesetzt aus grie-chisch îýëïí xylon ‚Holz‘und öùíÞ phônç ‚Stimme‘,ist ein Idiophon, das mit

Schlägeln gespielt wird. Xylofonstäbebestehen aus Holz. Je edler das Holzist, desto edler ist der Klang des In-strumentes. Das ursprüngliche Mate-rial ist Rosenholz.

Yin und Yang: In der chine-sischen Medizin bedeutetYin „Mutter Erde“ undYang „Vater Himmel“. EinSprichtwort besagt: „Wie

man in den Wald hineinruft, so schalltes heraus.“ Das beruht auf Gesetz-mäßigkeiten des Ausgleichs und derHarmonie. Harmonie bedeutet, dassYin und Yang ausgeglichen sind. Wernimmt, muss geben. Das ist ein Na-turgesetz. Und dafür steht der Wald.

Zunder geben: Gibt’s Zunder,gibt’s Ärger. Seinen Ur-sprung hat dies bei einemBaumschwamm, der zumAnzünden von Feuer Hilfs-

mittel war. Schon die 5300 Jahre alteGletschermumie Ötzi führte Zunderaus Zunderschwamm mit sich. ImErsten Weltkrieg stand „Zunder be-kommen“ für feindliches Geschütz-feuer. Soldaten überführten die Re-densart in das Zivilleben.

Heimatfilme, Kerbholz und Wichtel: Das große ABC des Waldes

Themen des Tages 3S Ü D K U R I E R N R . 9 9 | M PM I T T W O C H , 3 0 . A P R I L 2 0 1 4 Themen des Tages 3S Ü D K U R I E R N R . 9 9 | M PM I T T W O C H , 3 0 . A P R I L 2 0 1 4

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Unser Wald, unsere Heimat

präsentiert

Seine beeindruckende Vielseitigkeitmacht den Landkreis Waldshut so ein-zigartig. Im südwestlichen Zipfel desLandes treffen Naturliebhaber undAbenteurer auf ein reichhaltiges Reser-voir an Umweltphänomenen, Zeitzeu-gen des klimatischen Wandels der Jahr-millionen und finsteren Geheimnissen.Die Fauna und Flora sucht ihresglei-chen, durch die tiefen Wälder mit ihrenengen Schluchten und mächtigen Fel-sen weht der Wind der Wildnis. Ob Geo-logen, Paläontologen, Zoologen oderNaturwissenschaftler – hier findet jedersein Paradies. Wer im Lauf des FlussesWutach sucht, findet Spuren von vul-kanischem und metamorphem Ge-stein, Kristallen oder Minera-len des Grundgebirges, dieaus dem Erdaltertum stam-men, das vor 225 MillionenJahren endete. Die Land-schaft um Wutach trägt denSpitzname ‚aufgeschlagenesLehrbuch der Geologie’ undist Ziel zahlreicher Exkursio-nen verschiedener Unis.Auch heute noch sind die un-

bändigen Kräfte der Natur sichtbar: Sozeugen ein 50-Hektar-Erdrutsch amWesthang des Eichbergs 1966 oder einErdrutsch am Buchberg 1976, der das‚Wellblechsträßle’ für einige Zeit un-passierbar machte, für den steten Wan-del der Natur. Schuld an den Erdrut-schen sind quellfähige Tone, vor allemder ‚berüchtigte’ Opalinus-Ton, einerräumlichen und strukturellen Gliede-rung von Gesteinseinheiten des Süd-deutschen Jura, dessen Gesteine wäh-rend des Jura vor etwa 199 bis 146 Millio-nen Jahren abgelagert wurden. „In un-serem Landkreis kann am in fünf Stun-den das gesamte Erdzeitalter durchlau-fen“, berichtet KreisforstamtsleiterFreiherr von und zu Gilsa stolz.

Im vergangenen Jahr diente der Hän-nemer Wald bei Murg als Filmkulissedes Märchens ‚Das kalte Herz’ von Nor-bert Hauff. Die Feuerwehr Murg, Abtei-lung Hänner unterstützte und sichertedie Dreharbeiten zu dem Film ab, der anWeihnachten 2014 ausgestrahlt werdensoll. Hauff hat nicht nur Motive ausSchwarzenberg und dem oberen Murg-tal literarisch verarbeitet, sondern auchdie Figur des Holländer-Michels nacheinem historischen Vorbild gestaltet.

Auch die Tierwelt im LandkreisWaldshut ist beeindruckend: Die Ex-perten sprechen vom ‚Wolferwartungs-land’, innerhalb der kommenden ge-schätzten 70 Jahren soll Isegrim aus derSchweiz einwandern. Nicht nur daherexistieren einige offene Korridore ander Grenze, die nicht verbaut werdendürfen. Luchse wurden bereits mehr-fach im Landkreis nachgewiesen. DieBedingungen sind optimal für dieseGattung der Katzenfamilie, besonders

im Bereich der Wutachschlucht. Aller-dings ist der letzte nachgewieseneLuchs 2013 krankheitsbedingt veren-det. Seine Rückkehr gilt trotzdem als si-cher. Doch auch die bereits vorhandeneTierwelt klingt nach Wildnis und Aben-teuer: Im Landkreis ist der Rothirschbeheimatet, die größte heimische Säu-gerart, darüber hinaus Gams-, Sika,-Schwarz- und Rotwild, hier kann manebenso auf den Auerhahn oder den Bi-ber wie auf die giftige Aspiviper oderden Badischen Riesenregenwurm tref-fen; die Mopsfledermaus hat hier ihrenLebensraum, sporadisch lassen sichWildkatzen blicken.

Im Gegensatz zu anderen Landkrei-sen wie Sigmaringen hat Waldshut nurwenige bedeutende adelige Waldbesit-

zer. Fürst zu Fürstenberg grenztim Norden am SchwarzwaldBaar Kreis an. Freiherr vonSchönau aus dem LandkreisLörrach grenzt im Westen an.Der Landkreis ist mit 49 Pro-zent seiner Gesamtfläche über-durchschnittlich dicht bewal-det, der Landesdurchschnittliegt bei 38 Prozent. In absolu-ten Zahlen: 54 000 Hektar des

Landkreises sind mit Wald bedeckt. Aufjeden Einwohner entfallen 3300 Qua-dratmeter Wald. Über 1131Quadratkilo-meter erstreckt sich der Landkreis vonden Gipfeln des Schwarzwaldes im Nor-den bis zum Rhein im Süden, der Lan-desgrenze zur Schweiz. In 32 Städtenund Gemeinden dieser relativ jungenVerwaltungseinheit – in seiner beste-henden Form wurde der Landkreis imZuge der Kreisreform zum 1. Januar1973 geschaffen – leben rund 167 000Menschen. Das naturräumliche, kultu-relle und wirtschaftliche Bild ist seit je-her durch Rhein und Schwarzwald ge-prägt. Die Menschen leben im Einklangmit der Natur und mit ihren südlichenNachbarn. „100 Hektar bei Grafenhau-sen sind sogar in Schweizer Besitz miteigenem Förster“, so Helge von Gilsa.

Das Kreisforstamt vermarktet jähr-lich rund 400 000 Festmeter Holz imWert von rund 24 Millionen Euro. DerHolzvorrat liegt bei rund 22,5 MillionenKubikmetern (Vorratsfestmeter), dassind 420 Kubikmeter pro Hektar. Jähr-lich wachsen 450 000 Kubikmeter nach.Dies entspricht 1200 Kubikmetern oder40 Lkw-Ladungen täglich. Dem gegen-über steht eine jährliche nachhaltigeNutzung von 400 000 Kubikmetern,knapp 90 Prozent des Zuwachses.

Im Urwaldvon Südbaden

Unser Wald – unsere Heimat (1): Der LandkreisWaldshut besticht durch seine einzigartige Natur.Bald soll sogar der Wolf zurückkehren

V O N A N D R E A S S C H U L E R................................................

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„Wir nehmen für uns inAnspruch, im span-nendsten LandkreisSüdbadens zu arbeiten.“

Helge von Gilsa, Leiter desForstamtes Waldshut

................................................

60 000 Men-schen vor Ortund achtMillionenTV-Zuschauerverfolgten dieWiedereröff-nung derDresdnerFrauenkirche2004 – unddas Holz desDachstuhlesstammt ausdem LandkreisWaldshut.B I L D : FO T O L I A

unsere Heimat

SÜDKURIER

Unser Wald

Das digitale Angebot für Mitglieder

WILDE HEIMAT

Photobombing: WennStars Faxen machenStars haben das Photobombingfür sich entdeckt. Die WildeHeimat hat die schrägstenSchnappschüsse gesammelt.www.suedkurier.de/wilde-heimat

VIDEO

Ein ganzes Haussteht KopfKurios: Drei Freunde investie-ren 200 000 Euro, um ein Hauszu bauen, das auf dem Dachsteht.www.suedkurier.de/videos

IHRE MEINUNG

Abstimmung vom 2. MaiWer wäre der richtige CDU-Kandidat für das Ministerprä-sidentenamt?

26 % – Thomas Strobl – Er hat alsParteichef den Vorzug.74% – Guido Wolf – Er steht füreinen Neuanfang der CDU im Land.

Frage heute: Können sich AngelaMerkel und Barack Obama gemein-sam gegen Putin durchsetzen?www.suedkurier.de/umfrage

Heute

Zum Tag

EUROPAWAHL-ABC

GrundfreiheitenDer Begriff „Grundfreiheiten“bezeichnet die vier Grundlagendes europäischen Binnen-marktes.1.: Die Arbeitnehmerfreizügig-keit.2.: Die Freiheit des Waren-verkehrs.3.: Die Dienstleistungs- undNiederlassungsfreiheit.4.: Die Kapitalfreiheit.Im EG-Vertrag normiert, wer-den sie vor allem durch dieRechtsprechung des Europäi-schen Gerichtshofs und durchRichtlinien wie die zur Gleich-behandlung konkretisiert. Umsich als Unternehmen oderEinzelperson auf die sich ausden Grundfreiheiten ergeben-den Rechte berufen zu können,muss ein grenzüberschreiten-des Element vorliegen, in demz.B. eine Ware von Italien nachDeutschland verkauft wirdoder ein irischer Fußballspielerin Spanien spielt. (dre)

GESAGT IST GESAGT

„Das ist die größte Krise inEuropa seit vielen Jahren.“

Frank-Walter Steinmeier, SPD,Bundesaußenminister, zur Lage inder Ukraine.......................................

„Wir werden uns als Gesell-schaft, aber auch als Einzel-personen der Frage stellenmüssen, wie wir künftigunser Leben auch im Sterbengestalten wollen.“

Franz-Josef Jung, CDU-Kirchen-politiker, zur heute beginnenden„Woche für das Leben“.......................................

„Es war kurz, aber heftig.“

Mirko Streiber, Polizeisprecher inHamburg, zu den Krawallen am 1.Mai

.......................................

„Ich gratuliere allen Irakern,die eine unglaubliche Wider-standskraft gezeigt und sichin beträchtlicher Anzahl ander Wahl beteiligt haben.“

Nikolai Mladenow, Leiter derUN-Vertretung, nach der von Terrorüberschatteten Wahl im Irak.......................................

An diesem Wochenende steht einGroßereignis an, das es nach dem

Willen von CDU und FDP nie hätte ge-ben sollen: die Eröffnung des erstenbaden-württembergischen National-parks, des 15. überhaupt in Deutsch-land. Während Grün-Rot hier einWahlversprechen erfüllt und sichervielen Bürgern aus dem Herzen han-delt, zog sich die Opposition nach Jah-ren der Befeuerung in die Schmolleckezurück. Es ist nicht die einzige Sachfra-ge, für die vor allem die langjährigeMachtpartei CDU, die „Baden-Würt-temberg-Partei“, kein taugliches Kon-zept findet. Namentlich die Fraktionim Landtag steuert etwas kopflos durchdie unterschiedlichen politischen The-menfelder, mäandert noch immer zwi-schen überzogener Grundsatzkritikund Ratlosigkeit.

In Schulfragen genügt sie sich darin,alles, was Grün-Rot unternimmt, inBausch und Bogen zu verdammen. Ge-radezu janusköpfig agiert die CDU inSachen Gemeinschaftsschule. Vor Ortwird von Christdemokraten für dieneue Schulart gestimmt, im Landtagwird sie mit einem Bannfluch belegt.Eigene Konzepte gegen das Haupt-schulsterben? Fehlanzeige. In Haus-haltsfragen geißelt die CDU mangeln-den Sparwillen von Grün-Rot, fordertaber – ob Musikhochschulen, Lehrer-stellen oder Polizei – ein ums andereMal, exakt jenen Bereich außen vor zulassen, den die Regierung gegen Wider-stände anpacken will. KonstruktiveOppositionsarbeit sieht anders aus.Überhaupt neigt vor allem die Land-tagsfraktion dazu, maßlos zu überzie-hen.

Nicht dass Grün-Rot keine Fehlermachte: Bei den Schulreformen wurdedas Pferd vom Schwanz her aufge-zäumt, die Erarbeitung des Bildungs-plans war handwerklicher Murks,manche Personalie machte stutzig undauch das Sparen könnte ambitioniertervonstattengehen. Wir sehen bisweilenauch eine an bestimmte Kernklientelausgerichtete Überambitioniertheit,die vom politischen Gegner zu Rechtkritisiert werden kann. Insgesamt aberfiel die Zwischenbilanz von Grün-Rotauch bei Partnern aus Wirtschaft, Kom-munen und Gewerkschaft keineswegsso schlecht aus wie die Opposition diesglauben machen will. Dennochbauscht sie unverdrossen jedes sichanbietende Aufregerthema – ob Jagd-gesetz oder Bildungsplan – derart auf,

dass die eigene Reputation Schadennimmt.

Vor allem bei Fraktionschef PeterHauk ist schwerlich eine Strategie zuerkennen. Ihm entglitt die eigene Posi-tionierung als Oppositionsführer zu ei-ner Art außerparlamentarischem Dau-erdemonstranten, dem keine Formu-lierung zu scharf wäre, die tief empfun-dene Abneigung gegen die herrschen-den Verhältnisse – den Geschichtsun-fall – zu brandmarken.

Selbst in der eigenen Machtfragekam die CDU keinen Schritt voran.Zwar konnte Fraktionschef Peter Haukseinen Platz an der Spitze der Land-tagstruppe behaupten. Doch um wel-chen Preis? Der Fraktion wurde eherZufriedenheit verordnet denn klären-der Frieden hergestellt. Derjenige, vondem Positionierungen gewünscht wä-ren, Landtagspräsident Guido Wolf,darf nicht reden. Derjenige, der es darf,ist nicht die relevante Figur. Und derDritte im Bunde, CDU-LandeschefThomas Strobl, spielt auf der Stuttgar-ter Bühne nicht nur keine Rolle, erkennt sich auch weit besser in Bundes-themen aus. Hinter der schlecht gema-nagten Kandidatenfrage scheint für dieCDU das Problem auf, sprechfähig zusein.

Also bleiben auch nach dem ver-meintlichen Personal-Coup inhaltli-che Leerstellen, die in der Fraktion,seltsam unkoordiniert, durch umsogrößere Lautstärke und Schärfe kom-pensiert werden sollen. Zuletzt ver-suchte der Stuttgarter CDU-Landtags-abgeordnete Reinhard Löffler Minis-terpräsident Winfried Kretschmann alsChef eines „grünen Überwachungs-staates“ zu inszenieren, vor dem man„Angst“ haben müsse. Die Verzweif-lung muss groß sein.

Zwei Jahre vor der Landtagswahl be-findet sich Baden-Württemberg in vie-len Bereichen in kreativer Unruhe. Dasmuss nicht nur von Nachteil sein. ObSchule, Hochschule oder Polizei – zulange wurde der Status quo über dieJahre gerettet, ohne das Land zukunfts-fest zu machen. Je mehr aber die CDUeine ernsthafte Oppositionsrolle ver-weigert, desto mehr verengen sichmögliche Koalitionen. Zwischen Grü-nen und Schwarzen etwa ist die Atmo-sphäre inzwischen derart vergiftet,dass ein Zusammengehen schwerlichvorstellbar ist.

Was in der Ära Oettinger als Öffnungin alle Richtungen Gestalt annahm,wurde zuerst von Mappus und erstrecht durch Hauk und Strobl in nur dreiJahren zunichte gemacht. Dabei müss-ten CDU und FDP eigentlich wissen,dass politische Schlammschlachtennur punktuell Aufmerksamkeit brin-gen. Vertrauen schaffen sie nicht.

S Ü DW E ST- C D U

In der StrategieflauteDie Landes-CDU bauscht unver-drossen jedes sich anbietendeAufregerthema derart auf, dassdie eigene Reputation Schadennimmt.

V O N G A B R I E L E R E N Z , S T U T T G A R T................................................

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Chefredakteur:Stefan Lutz

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Leitende Redakteure: Dieter Löffl er, Margit Hufnagel, Sebastian Pantel

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Außenredaktionen und Geschäftsstellen in Bad Dürrheim, Bad Säckingen, Blumberg, Bonndorf, Donaueschingen, Freiburg, Friedrichshafen, Furt-wangen, Markdorf, Meßkirch, Pfullendorf, Radolfzell, Rheinfelden, St. Georgen, Singen, Stockach, Triberg, Überlingen, Villingen-Schwenningen, Waldshut-Tiengen, Wehr.

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Deutscher Lokaljournalistenpreis 2010 • 2012 European Newspaper Award 2011 • 2012 • 2013

2 Themen des TagesS Ü D K U R I E R N R . 1 0 1 | M PS A M S T A G , 3 . M A I 2 0 1 42 Themen des Tages S Ü D K U R I E R N R . 1 0 1 | M PS A M S T A G , 3 . M A I 2 0 1 4

5

SonstigeLaubbäume

4

SonstigeNadelbäume

11Tanne

10

Buche25 Angaben

in Prozent

Baumartenverteilung

Fichte

55

4242

26

32

Landkreis Waldshut Baden-Württemberg

Waldfläche

% %

%

4938

Wehr

Todtmoos

Herrischried

GörwihlRickenbach

St. Blasien

Stühlingen

Bonndorf

Klettgau

Waldshut-Tiengen

Ühlingen-Birkendorf

Grafenhausen

Höchenschwand

21

Wehr

Todtmoos

Herrischried

GörwihlRickenbach

St. Blasien

Stühlingen

Bonndorf

Klettgau

Waldshut-Tiengen

Ühlingen-Birkendorf

Grafenhausen

LenzkirchKappel

Gösch-weiler

Höchenschwand

TitiseeTitisee

Schluchsee

SchluchtensteigStühlingen – Wehr:119 Kilometer

WutachschluchtNaturpark

Staats- undBundeswaldAlleineigentum Bund oder Land

Gemeinde- und sonstiger Körper-schaftswaldAlleineigentum Zusammen-schlüsse öffentliches Rechts

Großprivatwald mit eigener Verwaltung, z. B. Religionsgemeinschaften

Mittlerer und Klein-privatwald ohne eigene Verwaltung

Wem gehörtder Wald

Mit 370 000 Hektar ist der 1999gegründete Naturpark Südschwarz-

wald der zweitgrößte NaturparkDeutschlands. Im Westen reicht sein

Gebiet bis fast an diefranzösische Grenze

entlang des Rheins, imSüden grenzt er an die

Schweiz, im Ostenschließt er mit der Linie

Wutachtal-Donaueschingen-Villingen ab und im

Norden endet er bei St.Georgen, den Triberger

Wasserfällen und derEmmendinger Vorbergzone.

Südschwarzwald

Nachdem der offiziell letztedeutsche Luchs 1846 auf derSchwäbischen Alb erlegt wurde,gibt es seit den 1980er-Jahrenim Land immer wieder Hin-weise auf die Anwesenheit der

Pinselohr genannten Tiere.Erstmals am 31. Dezember 1988 wur-de auf der Rheintalautobahn bei BadKrozingen ein Luchs überfahren. ImJahr 2000 gelang einem Hobbyfoto-grafen in der Feldberg-Region perZufall die Aufnahme eines Luchsesmit der Kamera. Mehrfach mittelsFotofallen dokumentiert wurde der„Donautal-Luchs“, der von 2005 bis2006 bei Beuron lebte, ehe er – ver-mutlich auf Partnersuche – auf derAutobahn bei Laichingen in der Neu-jahrsnacht 2007 überfahren wurde.Im März 2013 wurde im östlichenSüdschwarzwald erneut ein Luchsfotografiert. Vermutlich stammendiese Tiere aus dem Schweizer Juraoder aus den Alpen. Der Südschwarz-wald ist dank der ausgedehnten Wäl-der und seiner Wildbestände ein fürLuchse geeigneter Lebensraum. Einenatürliche Wiederbesiedelung er-scheint unwahrscheinlich. SollenLuchse hier wieder leben wie einst,funktioniert dies nur über aktiveWiederansiedlung. Um die Akzeptanzzu verbessern, hat das Ministeriumfür Ländlichen Raum eine Arbeits-gruppe „Luchs“ eingerichtet, in dersich die Verbandsvertreter der Jäger,Bauern, Naturschützer, Wissenschaft-ler und der Luchs-Initiative um Annä-herung bemühen.

Der Luchs

Über sechs Tages-Etappen führt dieseeinzigartige Route über 119 Kilometer.Der Schluchtensteig verläuft vonStühlingen durch die Wutachschluchtnach Lenzkirch und zum Schluchsee,passiert den Dom zu St. Blasien,überquert die Hochflächen vonDachsberg und Ibach und windet sichvon Todtmoos durch das Wehrataldem Ziel in Wehr entgegen. Schluch-ten und Klammen, Wasserfälle undSeen, Hochmoore, Blumenwiesenund Weidfelder, Urwälder und Tan-nenforste säumen den mehrfachausgezeichneten Qualitätsweg.

Schluchtensteig

Forstamtsleiter Helge von Gilsa gehtdavon aus, dass der Wolf in dennächsten 70 Jahren von der Schweizkommend in den Landkreis Waldshuteinwandern wird. Daher existierenWildtierkorridore, die nicht zugebautwerden dürfen. Falls der Wolf tatsäch-lich zurückkommen sollte, ist dasLand gut vorbereitet. Gemeinsamhaben Fachleute aus Verwaltung undVerbänden den HandlungsleitfadenWolf ausgearbeitet. Bei einem Auf-treten von Wölfen können Konfliktedurch das Reißen von Nutztierenentstehen. Da kein gesetzlicher An-spruch auf Ersatz für von Wildtierenverursachte Schäden besteht, habenNaturschützer, Tierschützer, Jägerund Politiker die TrägergemeinschaftAusgleichsfonds Wolf gegründet.Diese möchte bei Haltern von Weide-tieren Akzeptanz gegenüber Wölfenschaffen, indem sie vom Wolf ver-ursachte Schäden ausgleicht. DerAusgleichsfonds Wolf wird mit 10 000Euro ausgestattet, sobald erstmalswieder die Anwesenheit des Wolfes imLand festgestellt wird. In Ostdeutsch-land, Italien und der Schweiz habensich Wölfe etabliert. Es scheint nureine Frage der Zeit, bis auch in Ba-den-Württemberg Wölfe auftauchen.

Der WolfDie Wutach und ihre Neben-flüsse bilden eine Urland-schaft mit romantischenSchluchten und urwüchsi-gen Wäldern. In denletzten 70 000 Jahren hatsich die Wutach ein bis zu 200 Metertiefes und 30 Kilometer langes Talgefressen – eine Reise durch mehrereHundert Millionen Jahre Erdgeschich-te. Die Wutach zeigt wie im geo-logischen Lehrbuch alle Gesteins-schichten Süddeutschlands. Von den2500 in Mitteleuropa vorkommendenPflanzenarten gibt es hier 1200.

Die Aspisviper kommt in Baden-Württemberg nur im südlichenSchwarzwald in tief eingeschnittenenTälern mit ausgedehnten Felsgebietenund Geröllhalden vor. Sie ist vomAussterben bedroht und steht auf derRoten Liste. Die Aspisviper hat einengedrungenen Körper mit einem brei-ten, dreieckigen vom Hals abge-setzten kantigen Kopf und einenkurzen Schwanz. Ihre Schnauzen-spitze ist leicht erhöht. Die Grund-färbung der bis zu 60 Zentimetergroßen Tiere reicht von grau- unddunkelbraun bis hin zu rotbraun.Größe und Zeichnung der Viper äh-neln einer Kreuzotter. Die Rücken-zeichnung ist allerdings schmaler unddas Gift der Aspisviper ist stärker alsdas der Otter. Ein deutscher Schlan-gendompteur erlitt im Sommer 2013im südfranzösischen DörfchenFaugères einen Herzstillstand, nach-dem er wenige Minuten zuvor mehr-fach von seiner Aspisviper gebissenwurde. Das Tier ernährt sich haupt-sächlich von Mäusen und Mauerei-dechsen. Vergiftungen durch Schlan-genbisse passieren vorwiegend in denSommermonaten, meist provoziertdurch unnötiges Anfassen der Tiere,gelegentlich beim Beerensammelnoder Barfußlaufen. Schlangen sindgenerell sehr scheue Tiere. Falls maneine Schlange erblickt, ist ruhigesVerhalten ratsam, das Tier wird dieZeit zum Rückzug nutzen. BesondereVorsicht ist in gefährdeten Gebietengeboten beim Klettern, Aufheben vonBrennholz oder Steinen bzw. nachts.

Die Aspisviper

Das Expo-Dach in Hannover – ent-standen zur großen Weltausstellung2000 in der niedersächsischen Haupt-stadt – überspannt mit zehn Schirmeneine Fläche von 16 000 Quadratmeterbei einer Höhe von 26 Metern und istdas größte zusammenhängende Holz-dach der Welt. Die zentralen Stützenbestehen aus mächtigen Weisstan-nenstämmen aus dem Schwarzwald.70 Bäume aus dem Raum Gersbachund Todtmoos wurden gefällt, die biszu 50 Meter hoch und 150 bis 250Jahre alt waren. Das Projekt wurde zuden zehn wichtigsten Holzbauten desJahrzehnts 1993 bis 2003 weltweitgezählt.

Expo-DachUnser Wald, unsere Heimat – DieBesonderheiten unserer Wälder:3. Mai: Landkreis Waldshut9. Mai: Landkreis Konstanz16. Mai: Landkreis Tuttlingen23. Mai Landkreis Sigmaringen30. Mai: Landkreis Bodenseekreis6. Juni: Landkreis Ravensburg13. Juni: Landkreis Schwarzwald-Baar20. Juni: Landkreis Lörrach

Die Serie im Internet:www.suedkurier.de/unser-wald

Die Serie

Natur pur: Der Schluch-tensteig führt über

sechs Tages-Etappen119 Kilometer vorbei an

beeindruckendenSchluchten, aber auch

an idyllischen Ufern desSchluchsees.

B I L D : FO T O L I A /H E RB I E

1 2Wutachschlucht

Themen des Tages 3S Ü D K U R I E R N R . 1 0 1 | M PS A M S T A G , 3 . M A I 2 0 1 4 Themen des Tages 3S Ü D K U R I E R N R . 1 0 1 | M PS A M S T A G , 3 . M A I 2 0 1 4

6

Unser Wald, unsere Heimat

präsentiert

Wer im Landkreis Konstanz unterwegsist, dem fällt auf: Mit seinen 26 400 Hek-tar Waldfläche ist er nicht eben üppigbewaldet. Damit macht der Wald ledig-lich 33 Prozent der Fläche aus, der Lan-desdurchschnitt liegt bei 38 Prozent.Doch auch hier gilt: Es kommt nicht aufGröße an, sondern auf Qualität. MartinSchreiner, Leiter des Kreisforstamtesmit Sitz in Radolfzell: „Unsere Wälderhaben einen hohen Standard.“

Als Beispiel nennt er den KonstanzerLorettowald, den er als „einen Vorzeige-wald aus Gesichtspunkten der Naher-holung“ bezeichnet. Er sei einer der amintensivsten besuchten Wälder imLandkreis. Mitten in Konstan-zer Wohngebieten bietet er auf64 Hektar für Spaziergänger,Sportler und andere Natur-liebhaber hohen Standard.Dabei hat sich das Aussehenim vergangenen Jahrhundertsehr verändert: 1913 warenüber 50 Prozent Nadelbäumeanzutreffen, heute nur noch15 Prozent. Schreiner: „Wirmüssen uns fragen: Was haben sich dieGenerationen vor uns gedacht und wieist die heutige Sicht?“ Er spricht vomGenerationenvertrag unter Forstarbei-tern, deren Arbeit teilweise erst vieleJahrzehnte später zum Tragen kommt.

Ohne aktive Hilfe der Forstamtsmit-arbeiter würden Buchen den Eichenbe-stand gefährden, die Eiche wächst vonalleine kaum nach. Unter anderem des-wegen wurden im Lorettowald Fällar-beiten durchgeführt. Das Ziel: Den ein-zigartigen Eichenbestand sichern. Somancher Baum ist älter 160 Jahre. Mehrals 600 Festmeter Holz werden pro Jahrgeschlagen. Sowohl um das Holz wirt-schaftlich zu nutzen als auch um diePflanzen- und Tierwelt zu sichern.

Die Wälder befinden sich zu 41 Pro-zent im Eigentum der Städte, Gemein-den, Kirchen und Stiftungen. 40 Pro-zent der Waldfläche gehören Privatper-sonen. Diese Fläche verteilt sich jeweilszur Hälfte auf einige Eigentümer mitgrößeren Wäldern und auf mehr als2500 Eigentümer mit kleinen Wäldern.Nur 19 Prozent gehören dem Land. Ade-lige spielen eine Rolle unter den Wald-besitzern. Der Hegau mit seinen siebenVulkanbergen und die Drumlinland-schaft bieten Naturreichtum – die Aus-sicht auf Bodensee und Alpen ist impo-sant. Drumlins (irisch: droimnin, klei-ner Rücken oder Höhenrücken) sindlängliche Hügel von tropfenförmigemGrundriss, deren Längsachse in der Eis-bewegungsrichtung eines eiszeitlichenGletschers liegt. Typisch ist eine Längevon 100 bis mehreren 1000 Metern beieiner Höhe von zehn bis über 40 Me-tern. Die stromlinienförmigen Körperwurden unter einem sich bewegendenGletscher geformt. Sie sind Bestandteilder Grundmoränenlandschaft. Drum-lins treten häufig als Gruppen in Fä-cherform oder gestaffelt auf – wie dieHegauvulkane. Die charakteristischenLandschaften sind die Singener Niede-rung, die Bodensee-Halbinseln Höriund Bodanrück, Hegau- und Baaralb,Randen und Altmoränenlandschaft imStockacher Hinterland. Bei Höhenla-

gen zwischen 400 Metern (Bodensee,Weinbauklima) und knapp 870 Meternbei Engen-Stetten herrschen bei durch-schnittlich 900 Millimeter Jahresnie-derschlag beste Wuchsbedingungenfür Waldbäume. Auf den hochprodukti-ven Waldstandorten wachsen vonLaubbäumen geprägte, buchenreicheWälder. Jeden Tag wächst eine Holz-menge von 26 LKW-Ladungen im Land-kreis nach; davon werden 88 Prozentgenutzt – der Rest verbleibt im Wald.

In kaum einer anderen Gegendwachsen so viele verschiedene Baum-arten nebeneinander. Diese „Boden-seemischung“ aus Laub- und Nadel-bäumen wird durch Waldeigentümergepflegt. Die Wälder schützen Tiere,

Pflanzen, Boden, Wasser undKlima. Rund ein Viertel derLandkreisfläche ist Teil des eu-ropäischen Schutzgebietssys-tems „Natura 2000“. Über 900besondere Waldbiotope sindausgewiesen. Dazu kommen19 Schonwälder und seit demJahr 1923 der zweitältesteBannwald des Landes – der„Hohentwiel“.

Im SchattenmächtigerVulkaneUnser Wald, unsere Heimat (2):Der Landkreis Konstanz ist zwar nicht üppig bewaldet, besticht aber durch seine große Baumvielfalt

V O N A N D R E A S S C H U L E R................................................

unsere Heimat

SÜDKURIER

Unser Wald

Die seltene Elsbeere wird wegen ihrerschönen Herbstfärbung „schöne Else“und wegen ihres wertvollen Holzes„Schweizer Birnbaum“ genannt. ImLandkreis kommen Elsbeeren ver-einzelt vor. Zukünftig sollen mehrElsbeeren wachsen, denn auf vielenKulturflächen und Renaturierungs-flächen im Landkreis Konstanz wer-den junge Elsbeeren gepflanzt. Els-beeren haben es in den Wäldern amBodensee nicht leicht. Sie brauchenviel Licht, doch Buchen überwachsensie häufig. Ohne genügend Licht stirbtdie Elsbeere ab. Martin Schreiner vomKreisforstamt: „Für uns ist Erhaltungund Förderung der Elsbeere ein wich-tiger Beitrag für den nachhaltigenNatur- und Artenschutz im Wald.“ Diebesondere Pflege hat in den hiesigenWäldern Tradition. Im Staatswald aufdem Bodanrück steht ein besondersmächtiger Baum, eine natürlicheKreuzung von Elsbeere und Mehl-beere mit 75 Zentimeter Durchmes-ser. „Wir haben diesen Baum bewusstvor einigen Jahren frei gestellt. Er sollhier noch lange wachsen können“,informiert Förster Michael Flöß.

Die schöne Else

Der Konstanzer Revierförster Michael Flößmisst den Durchmesser einer Elsbeere, auchschöne Else genannt. B I L D : H F R

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BILDERGALERIEN

Fußball-WM: Wer darfmit nach Brasilien?Bundestrainer Joachim Löwhat seinen erweiterten WM-Kader bekannt gegeben. Werwirklich nach Brasilien fliegt,lesen Sie in unserer Prognose.www.suedkurier.de/sport-sk

VIDEO

Flotte Bienen in VillingenEin ganzer Bienenschwarm hatsich in der Niederen Straße inVillingen angesiedelt. DieFeuerwehr und eine Imkerinrückten aus.www.suedkurier.de/video

IHRE MEINUNG

Abstimmung vom 8. MaiHaben Sie Verstädnis für GurlittsEntscheidung?

76 % - Ja, wohin die Bilder gehen,ist seine Sache.24 % - Nein, die Kunstwerke müs-sen in Deutschland bleiben.

Frage heute: Kann Deutschland mitdiesem Kader Weltmeister werden?www.suedkurier.de/umfrage

Heute

Ströbele bleibt am Ball. JA N S O N

Zum Tag

Als im September 2010 Zollbeamtein einem Zug von Zürich nach

München einen älteren Herrn kontrol-lieren, finden sie bei ihm 9000 Euro. Ei-ne Vorschrift besagt, dass man bei ei-nem Grenzübergang bis zu 10 000 Euromit sich führen darf. Trotzdem fragendie Beamten, woher das Geld stamme.Der ältere Herr, Cornelius Gurlitt,nennt die Galerie Kornfeld in Bern, ei-nen vertrauten Geschäftspartner.

Aufgrund des Vorfalls – „Anfangsver-dachts“ – wird Gurlitt überwacht,schließlich kommt es im Februar 2012zu einer Durchsuchung seiner Schwa-binger Wohnung. Dabei wird ein mil-lionenschwerer Kunstschatz gefundenund von der Staatsanwaltschaft Augs-burg beschlagnahmt. Sie vermutetSteuerhinterziehung und sogar Unter-schlagung. Die Augsburger operierenim Geheimen, bis ein Medienberichtdie Causa Gurlitt im November 2013publik macht – was ein Beben in derKunstwelt zur Folge hat.

Unter den 1280 Werken der Moderneund Vormoderne, zu denen sich im Fe-bruar 2014 ein weiterer Fund aus demSalzburger Wohnsitz Gurlitts gesellt,wird NS-Raubkunst vermutet sowieBilder, die im Dritten Reich als „entar-tet“ zu Spottpreisen verkauft wurden –unter anderem von Gurlitts Vater Hil-debrand, der zu den vier deutschenKunsthändlern gehörte, die in offiziel-ler Mission des Regimes wirkten. DieSchwabinger und Salzburger Samm-lung ist das väterliche Erbe. Gurlitt ju-nior, ein Kauz, lebte davon, bisweilenverkaufte er ein Bild.

Sein Fall hat Geschichte geschrieben– wobei das letzte Kapitel noch offenist. Er irritierte nicht nur den wenigtransparenten Kunstmarkt, sondernführte auch die Rechtsbehörden unddie Politik an ihre Grenzen. Dass derAnfangsverdacht die Enteignung derSammlung nicht rechtfertigte, ist in-

zwischen amtlich. Die Einstellung desVerfahrens, die ein Triumph für Gurlittgewesen wäre, erlebte er nicht mehr. Erstarb am Dienstag im Alter von 81 Jah-ren. Von der Sammlung, die nach Bernins Kunstmuseum geht, konnte er sichauch nicht mehr verabschieden.

Die deutsche Politik hat mit seinemTod ein Problem weniger. Phasenweisegeriet das Thema Gurlitt, aus dem dienationalsozialistische Vergangenheithervorquoll, zur Staatsaffäre. Kritik ha-gelte es vor allem von jüdischen Opfer-Organisationen an dem schleppendenProzedere, sodass die Kanzlerin selbstaktiv wurde und eine Taskforce ein-richten ließ, um die Besitzverhältnissebei der Sammlung schneller zu klären.Immerhin: Der Fall veranlasste Berlinund die Länder dazu, mehr Geld fürForschungsstellen zur NS-Raubkunstfreizugeben. Das ist einer der wenigenpositiven Effekte der Affäre.

Gurlitt, anwaltlich gut beraten, zeig-te sich kooperativ. Wie viele Werke anihre ursprünglichen Besitzer oder de-ren Erben zurückgeführt werden, stehtbis heute nicht fest. Unklar ist auch,welche Konsequenzen die BernerSchenkung hat. Bundesregierung undFreistaat Bayern gehen davon aus, dassdie im April getroffene Vereinbarungmit Gurlitt auch für die Erben Gültig-keit besitzt. Dazu gibt es aus Bern nochkeine eindeutige Stellungnahme. Auchnicht zu Fragen der Restitution. Zwarhaben auch die Eidgenossen die „Wa-shingtoner Erklärung“ von 1998 unter-zeichnet, in der Grundsätze zum Um-gang mit Raubkunst in der Forderungnach einer „gerechten und fairen Lö-sung“ münden, aber dabei wird nur andie Freiwilligkeit appelliert.

Keine Chance räumen Experten demangedachten (und anmaßenden) Be-gehren Bayerns ein, die Sammlung als„deutsches Kulturgut“ im Land zu hal-ten. Das wäre nicht im Sinne Gurlitts,der sich im Freistaat zuletzt wie einVerbrecher behandelt fühlte. Dass erschon 2010 im Zug von Zürich nachMünchen den Namen Kornfeld ins Ver-nehmungsprotokoll aufnehmen ließzeigt, dass er frühzeitig an das ReservatSchweiz für seine Sammlung dachte.

D E R FA L L G U RL I T T

Reservat SchweizCornelius Gurlitt hatte keinenGrund, seinen Kunstschatz denDeutschen zu vererben. Ihmwiderfuhr Unrecht.

V O N S I E G M U N D K O P I T Z K I................................................

[email protected]

GESAGT IST GESAGT

„Niemand muss Sorge haben,die Energiewende werdeausgebremst.“

Sigmar Gabriel, SPD, Bundeswirt-schaftsminister.......................................

„Der Westen sollte WladimirPutin jetzt die Chance geben,die Eskalationsspirale ohneGesichtsverlust zu verlassen.“

Christian Lindner, FDP-Vorsitzen-der, sieht nach Entspannungs-signalen aus Russland die Möglich-keit, den Ukraine-Konflikt zu be-frieden.......................................

„Wir sollten jedes auch nochso kleine Signal der Ent-spannung nutzen.“

Martin Schulz, SPD, Präsident desEuropäischen Parlaments, ebenfallszur Lage in der Ukraine

.......................................

„Unsere Verpflichtung zurkollektiven Verteidigung istfelsenfest, jetzt und auch inder Zukunft.“

Anders Fogh Rasmussen, Nato-Generalsekretär, hat Polen und denöstlichen Nato-Mitgliedstaaten inder Ukraine-Krise erneut den Bei-stand des Bündnisses zugesichert .......................................

EUROPAWAHL-ABC

Lissabonner VertragDer Lissabonner Vertrag trat2009 in Kraft. Die Bedeutungdes neuen Vertrages kannnicht hoch genug eingeschätztwerden. Er machte das Par-lament zu einem vollwertigenund gleichberechtigten Mit-gesetzgeber mit Kommissionund Ministerrat, dem eigent-lich nur die Möglichkeit fehlt,ein Gesetz zu initiieren. DieJobs des Ratspräsidenten undder Hohen Beauftragten fürAußen- und Sicherheitspolitikwurden neu geschaffen. Die Mitgliedsstaaten verspre-chen sich im Vertrag gegen-seitigen Beistand, wenn einLand von außen bedroht wird.Als entscheidender Teil gilt vorallem die Charta der Men-schenrechte, die die EU damitallen ihren 503 Millionen Bür-gern garantiert. (dre)

Chefredakteur:Stefan LutzStellvertretende Chefredakteure: Günter Ackermann, Torsten GeilingLeitende Redakteure: Dieter Löffl er, Margit Hufnagel, Sebastian PantelPolitik und Hintergrund: Dieter Löffl er; Wirtschaft: Peter Ludäscher; Kultur: Wolfgang Bager; Sport: Ralf MittmannVerlag und Herausgeber: SÜDKURIER GmbH, KonstanzGeschäftsführer: Rainer WiesnerVerlagsleitung: Michel Bieler-LoopAnzeigen: Michael BeyerVertrieb: Svenja GramppZustellung: Thomas KluzikSÜDKURIER GmbH, MedienhausMax-Stromeyer-Straße 178, 78467 KonstanzPostfach 102 001, 78420 KonstanzTelefon 0 75 31/999-0, Telefax 0 75 31/ 999-1485Abo-Service und Kleinanzeigen: Kostenlose Servicenummer 0800/880 8000

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Deutscher Lokaljournalistenpreis 2010 • 2012 European Newspaper Award 2011 • 2012 • 2013 • 2014

2 Themen des TagesS Ü D K U R I E R N R . 1 0 6 | M PF R E I T A G , 9 . M A I 2 0 1 42 Themen des Tages S Ü D K U R I E R N R . 1 0 6 | M PF R E I T A G , 9 . M A I 2 0 1 4

7

Sonstige Nadelbäume

Eiche

Lärche

Esche

Kiefer7

6

5 43

Baumartenverteilung

Fichte

28sonstigeLaubbäume

15

Angabenin Prozent

Buche32

Landkreis Konstanz Baden-Württemberg

% %

4040

19

41 %

3338

Waldfläche

Singen

Gottmadingen Rielasingen-Worblingen

Öhningen

Allensbach

Konstanz

Stockach

Eigeltingen

Steißlingen

Aachquelle

Mindelsee

Engen

Radolfzell

Hilzingen Hohentwiel

Staufen

HohenkrähenMägdeberg

Hohenstoffeln

Hohenhewen

Nellenburg

SchlossLangenstein

Neuhewen

Mühlingen

B o d a n r ü c k

Engen

Singen

Gottmadingen Rielasingen-Worblingen

Öhningen

Radolfzell

Allensbach

Konstanz

Stockach

Bodman-Ludwigshafen

Burg Bodman

Bodman-Ludwigshafen

Burg Bodman

Eigeltingen

Steißlingen

Hilzingen Hohentwiel

Staufen

Hohenkrähen

Schloss SchlattSchloss SchlattMägdeberg

Hohenstoffeln

Hohenhewen

Nellenburg

SchlossLangenstein

Neuhewen

Mühlingen

Aachquelle

Mindelsee B o d a n r ü c k

Mainau

ReichenauReichenau

Staats- undBundeswaldAlleineigentum Bund oder Land

Gemeinde- und sonstiger KörperschaftswaldAlleineigentum Zusammenschlüsse öffentliches Rechts

Großprivat-wald mit eigener Verwaltung, z. B. Religions-gemeinschaften

Wem gehört der Wald

Mittlerer und Klein-privatwald ohne eigene Verwaltung

Im Landkreis besitzen mehrere Adels-familien Wald – dies in der Regel imverborgenen Hintergrund, da Besitz-grenzen kaum zu erkennen sind. 50Prozent der Privatwaldungen gehörenihnen, die größeren Forstbetriebehaben eine eigene Verwaltung.➤ Graf von und zu Bodman: Die aus-gedehnten, prächtigen Wälder aufdem Bodanrück bilden den Kern derDomäne Bodman. Reizvolle Misch-wälder prägen den Bodanrück mitseinen zum See hin steil abfallendenTälern. Die Buche findet hier ihrOptimum, auch andere Baumartenwie Lärche, Fichte, Douglasie, Eiche,Ahorn, Esche, Erle werden gefördert.➤ Fürstenberg: Die Fürstenberg sindein süddeutsches Adelsgeschlecht desHochadels, dessen Besitzungen zwi-schen Schwarzwald, Hochrhein,Bodensee und der Schwäbischen Alblagen und teils heute noch liegen. ImBesitz ist auch ein 930 Hektar großesMischwaldrevier bei Engen (Bargen).➤ Hohenzollern: Das Haus ist eine derbedeutendsten deutschen Dynastien.Das Adelsgeschlecht besteht aus derbrandenburgisch-preußischen undder schwäbischen Linie, die historischnachweisbar ist ab dem 11. Jahr-hundert, Wald bei Mühlingen besitzt.➤ Graf Douglas: Das Geschlecht derDouglas (gälisch dubh glas: dunklerBach) kommt ursprünglich ausSchottland und lässt sich bis ins 12.Jahrhundert zurückverfolgen. ZweiZweige bestehen in Baden und inPreußen. Karl Robert begründete diebadische Grafenlinie Douglas-Lan-genstein, als er 1906 seinen Haupt-wohnsitz nach Schloss Langensteinverlagerte. Das Haus hat seinen Sitzder Forstverwaltung im Hofgut Dau-enberg in Eigeltingen. Die Familie

verfügt überBesitzungen imHegau, im Oberen Do-nautal und Gondelsheim.Patrick Graf Douglas († 2010) wurdedurch Adoption Erbe des Geschlechtsder Freiherren von Reischach underwarb neben Schloss Schlatt und derBurg Hohenkrähen die Nellenburg.➤ Bernadotte: Graf Lennart Berna-dotte († 2004), Urenkel von Groß-herzog Friedrich I. und Herr derMainau, gestaltete den verwildertenPark zu einem Blumen- und Pflanzen-paradies. Gräfin Sonja Bernadotte (†2008) führte die Geschäfte im Sinneihres Mannes weiter. Heute stehenGräfin Bettina Bernadotte und GrafBjörn Bernadotte an der Spitze desUnternehmens. Herzstück ist nebenden historischen Gebäuden das vonGroßherzog Friedrich I. ab 1856 an-gelegte parkähnliche Arboretum mit500 verschiedenen Arten von seltenenund sehr wertvollen Laub- und Nadel-gehölzen. Darunter befindet sicheiner der ältesten Urweltmammut-bäume Deutschlands. Der aus Chinastammende Baum war 1952 als 70Zentimeter großes Bäumchen aus-gepflanzt worden. Gewaltig sindExemplare des Riesenmammutbau-mes. Die Samen kamen 1853 ausKalifornien, 1864 ließ Friedrich I.zahlreiche Bäume pflanzen. Damitgehören sie zu den ältesten ihrer Art.Auf dem Festland besitzt die MainauGmbH ebenfalls große Wäldereien.➤ Graf Vetter von der Lilie: Felix GrafVetter von der Lilie, Besitzer des Sin-gener Schlosses und Waldeigentümerim Hegau gehört zu einem öster-reichischen Hochadelsgeschlecht ausder Untersteiermark. Das Haus besitztWald östlich von Hilzingen.

Dem Adel auf der Spur

Seit dem 14. Jahrhundert treibt in denWäldern rund um den Vulkan Hohen-krähen der Geist des Vogts auf Krä-hen, Popolius Mayer, sein Unwesen.Noch heute sind Jammern und Weh-klagen durch die Verließe zu ver-nehmen. Als ein Abt eines schwäbi-schen Klosters auf der Burg nach demRechten schauen wollte, wurde er vonPopolius sieben Jahre und 40 Tageweggesperrt. Der Abt belegte den Vogtmit einem Fluch: „Du sollst siebenmal40 Jahre ruhelos zwischen den ödenMauern hausen, rastlos den Hegaudurchstreifen und als Kobold Men-schen necken.“ Popolius brach sichdarauf das Genick, treibt seither al-lerlei Schabernack – und erscheint zurFasnacht als Poppele in Singen.

Wo Popolius MayerSchabernack treibt

Die SerieBesonderheiten unserer Wälder:3. Mai: Landkreis Waldshut9. Mai: Landkreis Konstanz16. Mai: Landkreis Tuttlingen23. Mai Landkreis Sigmaringen30. Mai: Landkreis Bodenseekreis6. Juni: Landkreis Ravensburg13. Juni: Landkreis Schwarzwald-Baar20. Juni: Landkreis Lörrach

Die Serie im Internet:www.suedkurier.de/unser-wald

Im Landkreis Konstanz liegen rund 8000 HektarWald in ausgewiesenen Wasserschutzgebieten.

Waldboden nimmt wie ein Schwamm das Regen-wasser auf. Im Hohlraumsystem speichert er

unter einem Hektar Laubwald zwei Mil-lionen Liter Wasser. Die obersten zehnZentimeter des Waldbodens binden 50

Liter Wasser je Quadratmeter.Langsam gibt der Wald das

gefilterte Wasser mitsehr guter Quali-

tät ab. Dahersprudelt hier

das Wasserselbst nochnach länge-

rer Tro-cken-

heit.

Wasser und Wald

Die Quelle im idyllischen Hegau-OrtAach, die größte ihrer Art in Deutsch-land, wird zu einem bezauberndenWiesenflüsschen, der sich vierzehnKilometer durch die Hegau-Niede-rungen seinen Weg bis zum Bodenseebahnt. Das Wasser stammt größ-tenteils aus der Donau, die zwischenImmendingen und Fridingen ver-sickert und durch das Karstgesteineinen unterirdischen Abfluss ge-schaffen hat. Bei der Versinkungentscheidet sich, ob das Wasser mitdem Donaufluss Richtung SchwarzesMeer oder via Aach, Bodensee undRhein zur Nordsee fließt. Die Mün-dungen von Donau und Rhein sind1800 Kilometer voneinander entfernt.Auf heilige-quellen.de findet sich dieLegende, nach der der Teufel in Aachin die Falle ging: „Kaum hatten dieersten Siedler bei der Aachquelle dieersten Hütten und schiefwandigenHäuser erbaut, da errichteten sie ausDank für den nie versiegenden Was-sersegen dem lieben Gott ein Kirch-lein, nur einen Hahnenschrei entferntvon der mächtigen Quelle, die sieimmer noch im Stillen und Verborge-

nen als überirdisch verehrten. DasGotteshaus weihten sie dem heiligenRemigius, der nur wenige Jahrhunder-te vorher nach einer blutigen Schlachtden Frankenkönig samt seinem gan-zen Volke zum Christentum bekehrthatte (worauf die Stadt Reims ge-gründet wurde). Über diese frommeAacher Tat war der Teufel, dem nochdie Wut von Reims in allen Knochensteckte, so erbost, dass er sich schwor,diese Remigi-Feste abzuschaffen undgleichzeitig eines der ersten Gottes-häuser im Hegau zu zerstören. In dernächsten mond- und sternenlosenNacht schlich er wie ein freches Wie-sel heran, nahm das Türmlein zwi-schen seine borstigen Beine undwollte das ganze Gotteshäuslein he-rausrupfen. Aber der fromme Zim-mermann, der auf den Namen Josefhörte, hatte zum Abschluss seinesBaues alle Strebebalken, Binden undSpannriegeln drei kräftige Kerbeneingebeilt, und aus seinem struppigenBackenbart konnte jedermann dieSegensworte hören: ‚In des Drei-einigen Namen, Amen!’ So war dasWinden und Drehen des schwitzen-den Luzifers vergebens, aber – alsBeweis für die Wahrheit der Legende –gab der Turmhelm nach – nur einehalbe Elle, und seitdem ist für alleZeiten der St.-Remigius-Turm in Aachverdreht wie eine Bohnenranke unddazu krumm und schief.Der Teufel, erbost über seine sata-nische Ohnmacht, sprang hinab zurfriedlich lächelnden Aachquelle, undohne sich umzugucken, rannte er inden offenen Felsspalt hinter demWasserkessel, den Spalt, den später,viel später, die Aacher ‚Sarah-Loch’nannten. Seitdem ist es trocken, aberin den tiefen Klüften darunter suchtder Leibhaftige seither den damalsdurch ein von ihm erzeugtes kleinesErdbeben verengten Felsausgang.

Wie in Aach der Teufel in die Falle ging

Hier steckt der Teufel im Detail: Das sagen-umwobene Sarah-Loch an der Aachquelle imHegau. B I L D : STA DT A AC H

Die imposanten Vulkane in der beeindruckenden Hegaulandschaft

begrüßen die Besucher des LandkreisesKonstanz im Nordwesten. Im Vordergrund

der mächtige Hohentwiel mit seinerFestung, Hausberg der Stadt Singen.

B I L D : P L E S S I N G

BodenseeQUELLE: FORSTBW, MINISTERIUMSÜDKURIER-GRAFIK: STELLER

Themen des Tages 3S Ü D K U R I E R N R . 1 0 6 | M PF R E I T A G , 9 . M A I 2 0 1 4 Themen des Tages 3S Ü D K U R I E R N R . 1 0 6 | M PF R E I T A G , 9 . M A I 2 0 1 4

8

Unser Wald, unsere Heimat

präsentiert

Klaus-Peter Cerny, Leiter des ForstamtsTuttlingen, ist ein Mann des Waldes –durch und durch und mit voller Über-zeugung. Obwohl er in seiner Positiondurchschnittlich nur noch ein Tag proWoche im Wald unterwegs ist, so sprichtaus jeder seiner Silben die Liebe zur Na-tur. „Holz hat einen hohen Wohlfühl-faktor“, erzählt er mit leuchtenden Au-gen. „Ökologisch produzierte Ware ausunserer Heimat ist ein kostbarer Roh-stoff der kurzen Wege.“ Also bricht er ei-ne Lanze für die heimischenProdukte: „Es muss nicht im-mer Holz aus Kanada oderSchweden sein.“ Er legt wie sei-ne Kollegen im Land höchstenWert auf nachhaltigen Holzab-bau. „Es gibt oft Vorwürfe, wirwürden den Wald kaputt ma-chen“, berichtet er, „aber dasgenaue Gegenteil ist der Fall:Holznutzung jeder Art ist pure

Nachhaltigkeit, das schafft kein andererRohstoff wie Beton oder Stahl.“ Werdenhier Bäume gefällt und verkauft, wer-den dort neue eingepflanzt. Er zitiert indiesem Zusammenhang aus dem Lan-deswaldgesetz: „Jeder, der Wald in eineandere Nutzung überführt, muss dies inder Raumschaft wieder aufforsten.“Das gilt auch für den von Daimler ge-planten Prüfungs- und Technologie-zentrum beim Truppenstandort Im-mendingen, der bis 2017 komplett ver-schwunden sein soll. Cerny schätzt,dass die Umwidmung in die Teststreckerund 150 Hektar Wald kosten wird. „Einszu eins kriegen wir das kaum wieder er-setzt. Also müssen Alternativen gefun-den werden.“ Das Amt hat bereits Inse-rate geschaltet und sucht nach Grund-stücksbesitzern, die Interesse an einerAufforstung haben. Gelebte Nachhal-

tigkeit nennt sich das.Im Landkreis Tuttlingen treffen un-

terschiedliche, über Jahrtausende ge-wachsene Naturgewalten aufeinander:die südwestlichen Ausläufer derSchwäbischen Alb, Teile der Baar, einerHochebene zwischen Schwarzwaldund Schwäbischer Alb, sowie der Be-ginn des Oberen Donautals. Der Kreiswird in west-östlicher Richtung von dereuropäischen Wasserscheide zwischenRhein und Donau durchlaufen, seinnördlicher Teil gehört damit zum Ein-zugsgebiet des Rheins, der Südliche

entwässert zur Donau hin.Die Donau durchbricht hinterder Kreisstadt Tuttlingen dieKalkformation der Schwäbi-schen Alb. Im Laufe der Jahr-tausende hat der Fluss einebeeindruckende Bergland-schaft mit engen Flussmäan-dern und steil aufragendenHängen geschaffen. Die Do-nau verschwindet bei gerin-

ger Wasserführung im Kalkgestein undtritt im Hegau-Städtchen Aach inDeutschlands größter Quelle Deutsch-lands mit 10 000 Litern pro Sekundewieder an die Oberfläche. Konträr dieLandschaft des Heubergs, der einenGroßteil des Kreises einnimmt und sichin einer Höhenlage zwischen 800 und900 Höhenmetern als weite Hochflächepräsentiert, geprägt von Wacholderhei-den und dem steten Wechsel von Feldund Wald.

Die Waldfläche im Landkreis Tuttlin-gen umfasst 36 700 Hektar, damit ist et-wa die Hälfte der Landkreisfläche Wald.Im Vergleich zu anderen Gebieten inBaden-Württemberg ist der LandkreisTuttlingen ein sehr waldreicher Land-kreis. Von den 36 700 Hektar Wald ent-fällt der Großteil mit 21 700 Hektar aufden Wald im Eigentum der Kommunenund sonstigen Körperschaften. 4400Hektar sind im Besitz des Landes Ba-den-Württemberg, 10 600 Hektar gehö-ren privaten Waldbesitzern. Der Holz-vorrat in den Wäldern des Landkreisesliegt bei rund zwölf Millionen Vorrats-festmetern. Je Hektar beträgt der Vorrat330 Festmeter. Jährlich wachsen ca.275 000 Festmeter nach, von denen et-wa 250 000 Festmeter genutzt werden.Dies entspricht einer Menge von 10 000LKW-Ladungen.

Im Bann der uraltenNaturgewalt

Unser Wald, unsere Heimat (3): Landkreis Tuttlingenist Heimat vieler Tiere und legendärer Landschaften

V O N A N D R E A S S C H U L E R................................................

unsere Heimat

SÜDKURIER

Unser Wald

................................................

„Holz hat einen hohenWohlfühlfaktor. Öko-logisch produzierte Wareaus der Heimat ist einRohstoff kurzer Wege.“

Klaus-Peter Cerny, Leiter des Forstamts Tuttlingen

................................................

Die Forstbetriebe imLandkreis Tuttlingenbieten etwa 100 Personeneinen Arbeitsplatz – sowie Harald Müller, demRevierleiter Neuhausenob Eck. „Ich bin stolz aufmeine Arbeit“, sagt er.Die Hälfte dieser Men-schen arbeitet beim

Kreisforstamt. Weitere 80 bis 90 Per-sonen arbeiten bei forstlichen Dienst-leistungsunternehmern und Holz-abfuhrunternehmern. Der Umsatz imHolzverkauf aller Forstbetriebe imLandkreis beträgt jährlich rund 25 bis30 Millionen Euro. Ein guter Teil desgeernteten Holzes wird in den siebenmittelständischen Sägewerken inunserem Kreis verarbeitet. Entlangdes Rohstoffes Holz hat sich im Land-

kreis eine sehr vielfältige Wertschöp-fungskette aus verschiedensten Be-trieben der holzbe- und verarbeiten-den Industrie und des Handwerksentwickelt. Neben der stofflichenHolzverwertung gewinnt die energeti-sche Holzverwertung (Brennholz) anBedeutung. Qualifizierte Aus- undFortbildungen sind die Basis für einefachkundige und sichere Arbeit imWald. Der Landkreis Tuttlingen bietetan seinem forstlichen Stützpunkt inBachzimmern pro Jahr zwei bis dreiAusbildungsplätze für den staatlichanerkannten Ausbildungsberuf„Forstwirt / Forstwirtin“ an. Darüberhinaus enthält das Angebot Motorsä-genlehrgänge und Fortbildungen fürWaldbesitzer, Brennholzselbstwerber,Rettungsdienste und Bauhofmit-arbeiter.

Arbeitgeber Wald

RevierleiterHarald Müller.B I L D : A KS

Das digitale Angebot für Mitglieder

BILDERGALERIEN

Unser Service zurKommunalwahlWer tritt bei der Kommunal-wahl für welche Partei an? Inunserem großen Kommunal-wahl-Paket erfahren Sie es!www.suedkurier.de/kommunal-wahl

VIDEO

Katze rettet Kind vorbissigem HundEine Katze hat in den USAeinen Hund verjagt, der einvierjähriges Kind angriff.www.suedkurier.de/kurios

IHRE MEINUNG

Abstimmung vom 15. MaiHaben Sie Angst vor einemRechtsruck bei der Europawahl?

39 % – Ja, Europa kann sich nureinigen, wenn die Bürger dahinterstehen.61 % – Nein, hier äußert sich einProtest, der wieder verschwindet.

Frage heute: Soll ein geistig behin-dertes Kind das Gymnasium oderdie Realschule besuchen dürfen?www.suedkurier.de/umfrage

Heute

Gewusst wie E RL

Zum Tag

Es sind Bilder wie die aus Duisburg,die alte Vorurteile verstärken und

neue begründen. 150 Sinti und Romaleben dort eng aufeinander in einemMietshaus im Stadtteil Rheinhausen,auf dem Gehweg türmt sich der Müll,während nebenan wütende Anwohnerihrem Ärger Luft machen. Der Klinker-bau mit den weißen Balkonen, in denvergangenen Monaten das am häufigs-ten gefilmte Haus in ganz Nordrhein-Westfalen, ist zum Synonym für dieschleichende Verwahrlosung einesViertels geworden – und zur Projekti-onsfläche für viele Ängste.

Kommen Bulgaren und Rumänennur nach Deutschland, um sich Sozial-leistungen wie das Kindergeld oderHartz IV zu erschleichen? Im Endspurtdes Europawahlkampfes gibt es keinThema, das emotionaler diskutiertwird, und keines, bei dem Wahrneh-mung und Wirklichkeit so weit ausei-nanderklaffen.

So können sich Kandidaten von AfDund CSU heftig darüber erregen, dassSaisonarbeiter Kindergeld beziehen,obwohl deren Kinder in ihren Heimat-ländern aufwachsen und nicht in derBundesrepublik. Ein Blick in die Statis-tik aber zeigt: Von den rund 700 000Kindern von EU-Ausländern, für dieDeutschland Kindergeld überweist,stammen nur etwas mehr als 60 000aus Bulgarien und Rumänien. Die we-nigsten von ihnen, nicht einmal achtProzent, leben noch immer dort. Beipolnischen und tschechischen Kin-dern dagegen, das nur zum Vergleich,sind es weit über 20 Prozent. Daranstößt sich niemand. Es ist ja auch legal.

Duisburg ist kein Einzelfall, auch inMannheim, München oder Offenbachstehen Kommunen vor ähnlichen Pro-blemen. Daraus jedoch den Schluss zuziehen, dass über Deutschland nun ei-ne Welle von Armutsflüchtlingenschwappt und die Osterweiterung der

EU in atemberaubendem Tempo unse-re Sozialkassen entleert, ist doch eini-germaßen gewagt. Jeder vierte Zuwan-derer aus Bulgarien und Rumänien hatnach Auskunft der Bundesagentur fürArbeit einen Hochschulabschluss, vie-le Betriebe kämen ohne Arbeitskräfteaus Osteuropa gar nicht über die Run-den, und auch ein anderes, nicht ganzunwichtiges Detail wird in der aufge-heizten Diskussion gerne vergessen:Diese Beschäftigten zahlen in Deutsch-land auch Steuern und Sozialabgaben.Umgekehrt, das sei ebenfalls nur amRande erwähnt, kann auch ein inLuxemburg arbeitender Deutscher das(höhere) Kindergeld in Luxemburg be-antragen, er muss sich dazu nach ei-nem Urteil des Europäischen Gerichts-hofes noch nicht einmal das deutscheElterngeld seiner Frau anrechnen las-sen.

Geschäft mit der NotJa, der Zuzug aus Bulgarien und Rumä-nien nimmt zu. Und ja, es gibt Fälle vonMissbrauch, in denen Kinder einfacherfunden werden, in denen Familientatsächlich nur wegen des Kindergel-des kommen oder in denen das Kinder-geld aus Deutschland nicht mit demaus der Heimat verrechnet wird, wie essich eigentlich gehört. Diese Problemeaber sind bisher von überschaubarerNatur und lassen sich auch mit ver-gleichsweise überschaubarem Auf-wand lösen, mit strengeren Kontrollenetwa, wie sie die Bundesregierung jetztplant, oder mit einem befristeten Ein-reiseverbot für Sozialbetrüger.

Auch einigen Unternehmern inDeutschland werden die Behördenkünftig genauer auf die Finger sehenmüssen: Wo Menschen, die kein WortDeutsch sprechen, mit perfekt ausge-füllten Papieren auf einem Amt er-scheinen und Kindergeld oder einenGewerbeschein beantragen, sind häu-fig skrupellose Hintermänner im Spiel,die ihr Geschäft mit der Not anderermachen, sie in Scheinselbständigkei-ten und Abhängigkeiten treiben undden Sozialstaat an der Nase herum füh-ren. Auch daran stößt sich im Momentniemand.

A RM U TS Z U WA N D E RU N G

Missbrauchter MissbrauchDie Behauptung, dass überDeutschland eine Welle vonArmutsflüchtlingen schwappt, istdoch einigermaßen gewagt.

V O N R U D I W A I S , B E R L I N ................................................

[email protected]

GESAGT IST GESAGT

„Wenn man ein bisschen sichumschaut in diesen Tagen,dann kann man diese Mis-sion über 14, fast 15 Jahrejetzt auch mal als Beispielnehmen.”

Ursula von der Leyen, CDU,Verteidigungsministerin, über denEinsatz der internationalen Schutz-truppe im Kosovo.......................................

„In den USA wissen vieleSenatoren nicht mal, wo dieKrim liegt.“

Wladimir Jakunin, Chef derrussischen Staatsbahn und Ver-trauter Wladimir Putins.......................................

„Wir sind zum Dialog bereit,aber nicht mit Erpressernund Plünderern.“

Alexander Turtschinow, ukrai-nischer Übergangspräsident, erklärt,warum prorussische Separatistenaus dem Osten des Landes nicht mitam Runden Tisch sitzen.......................................

EUROPAWAHL-ABC

RatAls Rat der Europäischen Uni-on gilt zunächst einmal dasZusammentreffen der jeweili-gen Fachminister zum Finanz-ministerrat oder Sozialrat. Dashöchste Gremium der Ge-meinschaft ist der EuropäischeRat, der üblicherweise als„EU-Gipfel“ bezeichnet wird –also das Zusammentreffen derStaats- und Regierungschefs.Egal welcher Rat – der Vorsitzwird vom jeweiligen Vertreterdes Landes wahrgenommen,das den Vorsitz in der Ge-meinschaft (Ratspräsident-schaft) innehat. Diese wechseltnach einem festgelegten Zeit-plan alle sechs Monate. Derzeithat Griechenland den EU-Vorsitz inne , Deutschland war2007 zum letzten Mal dran undsteht erst wieder im Jahr 2021der Union vor.Alle Tagungen dieser Rätewerden aber von einem Gremi-um vorbereitet, das viele alsdas mächtigste Gremium derGemeinschaft bezeichnen: derAusschuss der Ständigen Ver-treter (EU-Botschafter) derMitgliedsstaaten. (dre)

Chefredakteur:Stefan LutzStellvertretende Chefredakteure: Günter Ackermann, Torsten GeilingLeitende Redakteure: Dieter Löffl er, Margit Hufnagel, Sebastian PantelPolitik und Hintergrund: Dieter Löffl er; Wirtschaft: Peter Ludäscher; Kultur: Wolfgang Bager; Sport: Ralf MittmannVerlag und Herausgeber: SÜDKURIER GmbH, KonstanzGeschäftsführer: Rainer WiesnerVerlagsleitung: Michel Bieler-LoopAnzeigen: Michael BeyerVertrieb: Svenja GramppZustellung: Thomas KluzikSÜDKURIER GmbH, MedienhausMax-Stromeyer-Straße 178, 78467 KonstanzPostfach 102 001, 78420 KonstanzTelefon 0 75 31/999-0, Telefax 0 75 31/ 999-1485Abo-Service und Kleinanzeigen: Kostenlose Servicenummer 0800/880 8000

Internet: http://www.suedkurier.dehttp://www.suedkurier-medienhaus.deE-Mail-Adressen:[email protected]@[email protected]@[email protected] AG, KonstanzIBAN DE35 6904 0045 0270 1811 00BIC COBADEFFXXXDruck: Druckerei Konstanz GmbH78467 Konstanz, Max-Stromeyer-Straße 180Zurzeit ist Anzeigenpreisliste Nr. 82 vom 01. 01. 2014 mit den Allgemeinen Geschäftsbedingungen für Anzei-gen und Beilagen und den Zusätzlichen Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Verlages gültig. Bei Ausfall der Lieferung infolge höherer Gewalt, Arbeitskampf, Verbot oder bei Störungen in der Druckerei bzw. auf dem Versandweg kein Entschädigungsanspruch. KeineGewähr für unverlangte Manuskripte. Erfüllungsort und Gerichtsstand für alle Verlagsgeschäfte ist Konstanz, soweit nicht zwingend gesetzlich anderes vorgeschrieben.

Deutscher Lokaljournalistenpreis 2010 • 2012 European Newspaper Award 2011 • 2012 • 2013 • 2014

2 Themen des TagesS Ü D K U R I E R N R . 1 1 2 | M PF R E I T A G , 1 6 . M A I 2 0 1 42 Themen des Tages S Ü D K U R I E R N R . 1 1 2 | M PF R E I T A G , 1 6 . M A I 2 0 1 4

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Die große Bedeutung derNaturschutzgebiete mani-festiert sich in der Aus-weisung zahlreicherSchutzgebiete unter-schiedlichster Kategorien: ➤ 24 Naturschutzgebietemit ca. 2200 Hektar➤ 44 Landschaftsschutz-gebiete mit ca. 7000 Hektar➤ 35 Flächenhafte Natur-denkmale mit ca. 70 Hektar.Die Gesamtgröße entsprichtca. elf Prozent der gesamtenLandkreisfläche. Nicht be-rücksichtigt sind dabei Natur-parkflächen sowie diegesetzlich geschütztenBiotopflächen und dieFFH-Gebiete (spezielleeuropäische Schutz-

gebiete). Die öffentlicheHand investiert jährlichknapp 400 000 Euro fürden Naturschutz unddie Landschaftspfleg-maßnahmen. Finan-zielle Mittel kommenvia Landschaftspflege-verträgen heimischen

Landwirten und überPflegeaufträge mit Hilfeder Waldarbeiter denGemeinden zugute. VonInvestitionen in Natur-schutz und Landschafts-

pflege profitiert auchder Tourismus im Land-kreis Tuttlingen.

Schutzgebiete im Landkreis

Nachhaltigkeit ist Trumpf: Schilderbei Worndorf. B I L D : S C H U L E R

Donau

Wehingen

Trossingen

Neuhausenob Eck

Krumbach

Emmingen-Liptingen

Mühlheim

Geisingen

Tuttlingen

Rietheim-Weilheim

Talheim

Spaichingen

Kolbingen

BärenthalMahlstetten Irndorf

L i p p a c h t a l H i n t e l e s t al

Lemberg

Wehingen

Trossingen

Neuhausenob Eck

Krumbach

Kolbingen

Emmingen-Liptingen

Mühlheim

BärenthalMahlstetten Irndorf

Geisingen

Tuttlingen

Rietheim-Weilheim

Talheim

Spaichingen

L i p p a c h t a l H i n t e l e s t al

Donau-Zollernalb-Weg Lemberg

Großer Heuberg

Esche, Ahorn, sonstigeLaubbäume10

SonstigeNadelbäume

2

Kiefer 6Tanne 6

Buche27

Angabenin Prozent

Baumartenverteilung

Fichte49

2929

12

59

Landkreis Tuttlingen

Baden-Württemberg

Waldfläche

%

%

%50

38

Staats- und BundeswaldAlleineigentum Bund oder Land

Gemeinde- und sonstiger Körper-schaftswaldAlleineigentum Zusammen-schlüsse öffentliches Rechts

Großprivatwald mit eigener Verwaltung, z. B. Religionsgemeinschaften

Mittlerer und Kleinprivatwald ohne eigene Verwaltung

Wem gehört der Wald

Aufgrund kultur-historischer, geo-logischer, natur-räumlicher undlandschaftlicherBesonderheitenhat sich im Land-kreis Tuttlingen

eine große Fülle an seltenenPflanzen und Tierarten ent-

wickelt:➤ Über 500 Pflanzenarten je Mess-tischblatt, womit das Gebiet zu denfloristisch artenreichsten GebietenBaden-Württembergs zählt.➤ Über 50 seltene und schutzwürdigeFarn- und Blütenpflanzen wie z.B.Frauenschuh, verschiedene Knaben-krautarten und der Märzenbecher.➤ Seltene Tierarten wie z.B. Wan-derfalke, Raubwürger und Uhu beiden Vögeln, Gelbbauchunke bei den

Amphibien oder Kreuzenzian-Bläu-ling bei den Schmetterlingen.Der Landkreis besitzt aufgrund derVielfalt ein Blumenwappen. Es enthälttypische, seltene und geschütztePflanzenarten: Das Leberblümchen,der Märzenbecher, der Seidelbast, dieKüchenschelle, das Maiglöckchen, derTürkenbund, der Frauenschuh, dasgefleckte Knabenkraut, die Arznei-Schlüsselblume, das rote Waldvöge-lein, die Kartäusernelke, der Wachol-der und die Silberdistel.In den vergangenen Jahren traten beiFüchsen im Landkreis vereinzelt Fällevon Staupe auf. Da die Füchse ver-stärkt in Wohngebiete vordrängen,riet das Veterinäramt zur Impfung beiHunden zum Schutz vor der Virus-erkrankung, deren Kennzeichen ho-hes Fieber, Abgeschlagenheit undGehirnschädigung sind.

Pflanzen und Tiere

Unser Wald, unsere Heimat – DieBesonderheiten unserer Wälder:3. Mai: Landkreis Waldshut9. Mai: Landkreis Konstanz16. Mai: Landkreis Tuttlingen23. Mai Landkreis Sigmaringen30. Mai: Landkreis Bodenseekreis6. Juni: Landkreis Ravensburg13. Juni: Landkreis Schwarzwald-Baar20. Juni: Landkreis Lörrach

Die Serie im Internet:www.suedkurier.de/unser-wald

Die Serie

Die Schwäbische Alb erreicht amLemberg im Norden des LandkreisesTuttlingen mit 1015 Metern ihrenhöchsten Punkt. Der einzigartigeAlbtrauf mit seinen charakteristischenKalkbuchenwäldern erhebt sich alsweithin sichtbare Steilstufe über demFaulenbach- und Primtal. Im Land-kreis Tuttlingen beginnt das Donau-durchbruchstal, eine der beeindru-ckendsten Landschaften des Landes.Der Große Heuberg im Nordosten desLandkreises zählt mit seinen groß-flächigen Mähwiesen zum Urbildeiner historisch gewachsenen Kultur-landschaft. Die fruchtbaren Donau-wiesen zwischen Geisingen undMühlheim sind weitgehend in einemnaturnahen, ökologisch wertvollenZustand.Die vielfältige Landschaftsausstattungbedingt auch die hervorragende Aus-stattung des Landkreises mit verschie-densten Lebensräumen für eine sehrartenreiche Tier- und Pflanzenwelt.Das Gebiet des Landkreises zählt zuden Altsiedellandschaften. Trotzdemgibt es bis heute nur eine vergleichs-weise dünne Besiedelung und exten-sive Landnutzung. Auch dies sindwichtige Bedingungen für eine reich-haltige Naturausstattung. Landschaftsprägend waren überJahrhunderte hinweg extensiverAckerbau im Rhythmus der Drei-felderwirtschaft auf tiefgründigen,siedlungsnahen Standorten sowieausgedehnte, extensive Weidewirt-schaft auf den entfernteren und flach-gründigen Standorten.

Landschaften, dietief beeindrucken

Der Landkreis Tuttlingen bestichtdurch seine naturschutzfachlicheEinzigartigkeit, die weit über dieeigenen Grenzen hinweg geschätztwird. Die weiträumigen, gut ver-netzten und überwiegend extensivgenutzten Landschaftsräumen sowieVorkommen von vom Menschenunbeeinflussten Biotopen wie Felsenmit ihren an die trockene Steppeerinnernden Pflanzenwelt auf denwarmen Felsköpfen und Blockhaldenzeugen von der Besonderheit. ImLandkreis finden sich Zeugnisse his-torischer Bewirtschaftungsformen,beispielsweise die aus dem extensivenAckerbau herrührenden Steinriegel-Heckenzeilen-Landschaften in Kol-bingen, Bärenthal und Irndorf. DurchWanderschäferei entstanden groß-flächige Wacholderheiden wie dasNaturschutzgebiet „Kraftstein“ beiMahlstetten, der größten Wacholder-heide im Regierungsbezirk Freiburg.Durch extensive Wiesennutzungentstanden blumenbunte Heuberg-wiesen-Landschaften des gesamtenGroßen Heubergs. Ausgedehnte,blumenbunte Magerwiesen, für dieder Landkreis zusammen mit demZollernalbkreis sogar landesweite,wenn nicht sogar im Hinblick auf dieFestlegung von Natura-2000-Gebieteneuropaweite Verantwortung besitzt.Großflächige, natürliche Kalkbuchen-wälder finden sich am Albtrauf sowieurwüchsige Ahorn-Eschen-Schlucht-wälder mit Märzenbechervorkommenin den Donauseitentälern wie imHintelestal oder im Lippachtal.

Einfach einzigartigund natürlich

zu 120 Zentimetern eine typischeKörpermasse von bis zu 32 Kilo-gramm und wird zwölf Jahre alt; Tierein Gefangenschaft erreichten schonein Alter von 19 Jahren und ein Ge-wicht von 42 Kilogramm. Der eu-ropäische Biber ist etwas kleiner undweist eine durchschnittliche Körper-masse von rund 18 Kilogtramm auf.Ziel von Naturschutz und Land-schaftspflege ist im Landkreis derErhalt der bäuerlichen Kulturland-schaft mit vielfältigem Mosaik ver-schiedenster Landschaftsformen undmit seiner reichen Tier- und Pflanzen-welt. Es geht um die Bewahrung na-türlicher Lebensgrundlagen. In Natur-schutz und Landschaftspflege inves-tieren, heißt in Lebensgrundlagennächster Generationen investieren.

Der Biber ist seit sechs Jahren imWesten des Landkreises wieder hei-misch. Nicht nur Sympathieträger,sondern auch Zeichen, dass an sei-nem Vorkommen das dortige Ökosys-tem wieder in Ordnung ist, weil seinLebensraum erst durch die von derStadt Tuttlingen begonnene Donau-Renaturierung wiederhergestelltwurde. Die Rückkehr ist ein ermuti-gendes Zeichen, dass die Menschenaktiv etwas für die Natur tun können.Eine Schöpfungslegende von India-nern aus dem Gebiet der GreaterLakes in Nordamerika lautet: „Manituschuf die fruchtbare Erde aus demSchlamm, den der Biber hervor-tauchte.“ Der nordamerikanischeBiber erreicht bei einer Gesamtlängeeinschließlich des Schwanzes von bis

Die Rückkehr des Bibers

Der Donau-Zollernalb-Weg führtdurch drei Landkreise: Sigmaringen,Tuttlingen und Zollernalbkreis. Erbeginnt in Beuron und führt vom Talder Donau hinauf auf die Zollernalb.In einer Schleife verläuft der Weg biszum Lemberg bei Gosheim, wo derDonauberglandweg anknüpft. Zu-sammen mit dem Donauberglandwegbildet der Donau-Zollernalb-Wegeinen Rundwanderweg mit 214 Kilo-meter Länge auf 14 Etappen. (Donau-berglandweg: Etappen eins bis vier,Donau-Zollernalbweg: Etappen fünfbis 14). Beide Wege verlangen Kon-dition und Trittsicherheit. Es sindkeine Wege für reine Spaziergänger.Schmale Pfade und urige Steige wech-seln sich mit bequemen Wegabschnit-ten ab. Die optimale Zeit ist von EndeApril bis Anfang November.

Zwei Wege, ein Ziel

Gut die Hälfte des Landkreises ist mit Wald bedeckt. Unsere Aufnahme wurde zwischen Engen und Honstettengemacht, Blick nach Norden. Unten rechts der Ausläufer des Wasserburger Tals, im Hintergrund ist

Emmingen-Liptingen zu sehen, links davon der Höhenzug Witthoh (862 Meter). B I L D : P L E S S I N G

QUELLE: FORSTBW, MINISTERIUMSÜDKURIER-GRAFIK: STELLERBILDER: ERNI, ERIC ISSELÉE, HARALD BIEBEL - FOTOLIA

Märzen-becher

Wem der Wald gehört

Themen des Tages 3S Ü D K U R I E R N R . 1 1 2 | M PF R E I T A G , 1 6 . M A I 2 0 1 4 Themen des Tages 3S Ü D K U R I E R N R . 1 1 2 | M PF R E I T A G , 1 6 . M A I 2 0 1 4

10

Unser Wald, unsere Heimat

präsentiert

Viel Adel, dreiLänder undein Schloss

Unser Wald, unsere Heimat (4): Wer im LandkreisSigmaringen unterwegs ist, der kommt am Adel nichtvorbei. Die Geschichte liest sich wie ein Roman

In den Adern des Landkreises Sigmarin-gen fließt blaues Blut: In keinem ande-ren Landkreis finden sich so viele Adeli-ge wie hier. „Wir sind der Kreis mit demgrößten Anteil an Großprivatwaldbesit-zern“, erzählt Forstamtsleiter StefanKopp. „Bei uns sind alle großen Fürs-tenhäuser vertreten.“ 17 000 Hektarund somit fast 40 Prozent der Wälder istin deren Besitz. Die Liste der großenFürstenhäuser liest sich wiedas Who’s who des nationalenAdels: Hohenzollern, GrafDouglas, Prinz Fürstenberg,Haus Württemberg, FürstFürstenberg, Markgraf von Ba-den und Thurn und Taxis. Un-ter ihren Besitztümern findensich einige sehenswerte Ge-biete mit riesigem Naherho-lungswert.

Am bekanntesten ist das WaldgebietJosefslust, zu dem auch der WildparkJosefslust gehört. Das Gebiet ist einJagdrevier des Hauses Hohenzollernzwischen Sigmaringen und Krauchen-wies. Der Wildpark hat ein 35 Kilometerlanges Wegenetz. Hier finden Natur-liebhaber unter Naturschutz stehendealte Bäume, romantische Seen, Skulp-turen und versteckt gelegene, alte Tore.Wer möchte, kann den Grillplatz benut-zen. Alte gusseiserne Wegweiser weisenden Weg. Der Name geht zu-rück auf das 1727 durch FürstJoseph Friedrich von Hohen-zollern erbaute Jagdschlöss-chen „Josefslust“. Das HausHohenzollern vermarktet di-rekt das Wildfleisch, dabeihandelt es sich vorwiegendum Fleisch von Rehwild,Schwarzwild (Wildschwein),in geringeren Mengen auchRotwild (aus dem Jagdrevier im Bayeri-schen Wald), Damwild (Hirsch), Gams-wild aus dem oberen Donautal, Wildha-se, Wildfasan und Wildente. Die Jagd-saison dauert von Anfang Mai bis EndeJanuar. Hauptsaison ist Spätherbst.Forstamtsleiter Stefan Kopp: „Ansons-ten führen auch die Großprivatwaldbe-sitzer Drückjagden auf Schwarzwildund teilweise auf Rehwild als effizienteJagdmethode zur Wildstandsregulie-rung durch.“

Die Geschichte der Familie Hohen-zollern, die in Sigmaringen ihrenStammsitz hat, liest sich wie ein Roman.Beinahe nämlich hätte das Haus heutekeine Ländereien mit großen Waldge-bieten mehr. Eine Frau aus Paris jedochverhinderte dies. Doch der Reihe nach:Die Grafen von Zollern sind seit dem elf-ten Jahrhundert sicher nachweisbar. ZuBeginn des dreizehnten Jahrhundertsteilte sich das Geschlecht in eine schwä-bische und in eine fränkische Linie. Diefränkische Linie der BurggrafschaftNürnberg wurde später zu Kurfürstenvon Brandenburg erhoben.

Karl I. Graf von Hohenzollern warReichserbkämmerer und späterReichshofratspräsident. Er erhielt 1534von Kaiser Karl V. die Grafschaften Sig-maringen und Veringen als Reichsle-hen. 1576 teilte sich die schwäbische Li-nie in Hohenzollern-Hechingen, Ho-

henzollern-Sigmaringen und Hohen-zollern-Haigerloch. 1623 wurden dieHechinger und Sigmaringer Linie inden Reichsfürstenstand erhoben, nichtaber die Haigerlocher Linie, die alsnicht standesgemäß angesehen wurdeund 1634 ausstarb. Die Linie Hechingenstarb 1869 ebenfalls aus. Die FamilieHohenzollern-Sigmaringen existiertbis zum heutigen Tage. Von existenziel-ler Bedeutung war Fürstin Amalie Ze-phyrine, die mit der Frau von Napoleon

Bonaparte befreundet war.Die gebürtige Pariserin, dieaus einer deutschen Adelsfa-milie vom Hof von König Lud-wig XVI. stammte, heiratete1782 Erbprinz Anton Aloys vonHohenzollern-Sigmaringenund gilt als die „Retterin Ho-henzollerns“. Sie konnte zuBeginn des 19. Jahrhundertseine Mediatisierung durch

Napoleon verhindern. Mediatisierunghieß, dass ein zuvor reichsunmittelba-res Gebiet mittelbar wurde, also einemLandesherrn unterstellt wurde. 1806schuf Napoleon den Rheinbund undzerschlug damit das Heilige RömischeReich deutscher Nation. Den hohenzol-lern’schen Fürstenhäusern Sigmarin-gen und Hechingen gelang es, ihre Sou-veränität zu erhalten. Sigmaringen er-reichte sogar einen beachtlichen Ge-bietszuwachs: 1806 erhielt das Fürsten-

tum Sigmaringen die Besit-zungen der Klöster Habsthalund Wald sowie der Deutsch-ordensherrschaften Achbergund Hohenfels. Außerdem er-langte es die Souveränität überdie Fürstlich Fürstenbergi-schen Herrschaften Jungnauund Frohnstetten, die Thurnund Taxis’schen HerrschaftenOstrach und Straßberg sowie

über die Speth’sche Herrschaft in Gam-mertingen und Hettingen.

In der Folge der Märzrevolution 1848dankten die Fürsten von Sigmaringenund Hechingen 1849 ab, sodass ihreFürstentümer 1850 als Hohenzollern-sche Lande an das Königreich Preußenfielen. Die preußische Besitzergreifungerfolgte am 6. April 1850. Die beidenFürstentümer wurden vereinigt und ge-hörten als preußischer Regierungsbe-zirk Sigmaringen zur Rheinprovinz.Nach dem Zweiten Weltkrieg entstandWürttemberg-Hohenzollern, das densüdlichen Teil des ehemaligen König-reichs Württemberg sowie die „Hohen-zollernschen Lande“ umfasste. Mit derBildung des Südweststaates ging Ho-henzollern in Baden-Württemberg auf.

Die Familie Hohenzollern-Sigmarin-gen spielte auch nach der preußischenÜbernahme eine bedeutende Rolle.Karl Anton von Hohenzollern-Sigma-ringens ältester Sohn Leopold kandi-dierte 1870 für Spaniens Thron. Auchkamen die von 1866 bis 1947 regieren-den Könige von Rumänien aus demHause Hohenzollern-Sigmaringen. Bisheute befinden sich Schloss Sigmarin-gen, ein Drittel der Burg Hohenzollern,Schloss Umkirch, das Jagdschloss Jo-sefslust und Schloss Krauchenwies imEigentum des Fürstenhauses; ein Sei-tenzweig besitzt die Burg Namedy.

V O N A N D R E A S S C H U L E R................................................

unsere Heimat

SÜDKURIER

Unser Wald

Fürstin AmalieZephyrine. B I L D : H F R

Das digitale Angebot für Mitglieder

KURIOS

Unfreiwillig komischeWahlplakateEigentlich wollen sich dieKandidaten der Kommunal-und Europawahl höchst seriösum ein politisches Amt bewer-ben. Zu viel Kreativität kannallerdings auch in die Hosegehen.www.suedkurier.de/kurios

VIDEO

DFB-Elf voller TatendrangDie deutschen Nationalspielerwollen sich für das endgültigeWM-Aufgebot empfehlen.www.suedkurier.de/videos

IHRE MEINUNG

Abstimmung vom 22. MaiHaben Sie Verständnis für denÄrger von Steinmeier?

49 % – Ja, die Vorwürfe der Kriegs-treiberei sind unverschämt.51 % – Nein, als Außenministermuss er Gegenpositionen ertragen.

Frage heute: Trauen Sie es JoachimLöw zu, dass er die Nationalmann-schaft zum WM-Titel führt?www.suedkurier.de/umfrage

Heute

Zehn Schläge wegen der Lüge, hier würde es keine Meinungsfreiheit geben! S C HO E N F E L D

Zum Tag

Der Wahlkampf ist wie ein Besuchbeim Frisör. Politiker bearbeiten

die Köpfe der Wähler, um Sympathienund damit Stimmen zu gewinnen. ImHaarsalon wird mit allen Künsten ge-arbeitet, um Locken oder Glattes in einvorteilhaftes Licht zu rücken. Waschen,legen, föhnen, auch färben. Bis Sonn-tag wird den Bürgern noch ordentlichder Kopf massiert. Kommunale Kandi-daten und europäische Listen sind imAngebot. Hier schlägt die Stunde derStilisten und Lockendreher.

Im Endspurt der Wahlkampagne hatsich noch ein Redner angemeldet. Erhat kein Hinterzimmer bestellt, son-dern die Lanxess-Arena in Köln ge-bucht. Wenn Recep Erdogan kommtund vor seinen Landsleuten sprechenwird, ist das Wahlkampf der anderenDimension. Der türkische Regierungs-chef wirbt für seine AKP in einer dergrößten Gemeinden außerhalb derheimatlichen Erde. Seine Auftritte sindbegleitet von Fahnenparaden, Licht-show und Applaus-Regisseuren, die ander richtigen Stelle die Hände im Blockrühren lassen.

Juristisch darf Erdogan das. Die Bun-desrepublik garantiert die Freiheit derRede. Dass ein ausländischer Spitzen-politiker dieses verbriefte Recht derartausreizt, ist dennoch eine Provokation.An diese Möglichkeit haben die Väterund Mütter des Grundgesetzes nichtgedacht, als sie das Recht in die Verfas-sung schrieben.

Erdogan ist Nutznießer von Freihei-ten, die er im eigenen Land untersagt.Politiker anderer Parteien werden vonseiner AKP eingeschüchtert, Journalis-ten verfolgt. Das Internet will er zensie-ren und Twitter verbieten. Stattdessenetabliert er ein System der schleichen-den Islamisierung. Hier ein Alkohol-verbot, dort ein Kopftuch. In Deutsch-land leben 1,4 Millionen Türken, die inihrer Heimat wählen dürfen. Bei ihnen

wirbt Erdogan für seine rückwärtsge-wandten Ideen, die sich klammheim-lich über die westlichen Werte empö-ren oder sie karikieren. Darüber sollteman sich nichts vormachen.

Er darf das, aber er könnte es auchunterlassen, wenn er Anstand besäße.Die zaghaften Empfehlungen deut-scher Politiker fruchten nichts. Sie be-stärken den Mann nur in seiner Ver-achtung europäischer Laxheit. Wäh-rend die Familien der Bergleute von So-ma trauern, reist Recep Erdogan zumStimmenfang ins Ausland. Nachdem erdie Türken, an deren Wohl ihm doch soviel liegt, beleidigt und getreten hat,breitet er seine schlechten Manieren inDeutschland aus. Türkeikenner gehendavon aus, dass er reiche Ernte für dieWahlen im August einfahren kann: 50bis 60 Prozent der Landsleute zwischenSingen und Hamburg wählen die AKP.Das ist prozentual mehr als zu Hause.

Moderne und MystikDie AKP steht für wirtschaftlichen Auf-schwung und autoritäre Rückbesin-nung. Die Mischung aus ökonomi-scher Dynamik und religiöser Mystikist das Erfolgsrezept der Bewegung.Dass er es mit Minderheiten und demdemokratisch Kleingedruckten nichtgenau nimmt, nahm die Mehrheit derTürken bisher hin. Nicht alle: Für Kölnkündigen die Aleviten eine Demons-tration an. Sie zeigen, dass es noch eineandere Türkei gibt als jene stromlini-enförmige der Ära Erdogan.

Erdogans innenpolitische Kraft-meierei wird ebenso wie der nahendeKölner Auftritt in der EU sorgfältig be-obachtet. Auf dem Papier ist die Türkeinach wie vor Kandidat für den Beitritt.Doch ist die sprichwörtliche Gedulddes Papiers erschöpft. Auch Verfechtereiner türkischen EU-Mitgliedschaftrückten in den vergangenen Tagen vonErdogans aggressiver Rhetorik der Ein-schüchterung ab. Der SPD-Mann Mar-tin Schulz, der EU-Kommissionspräsi-dent werden will, sieht das kleinasiati-sche Land momentan nicht im euro-päischen Stuhlkreis. Das ist der Vorteilbeim Dorf-Coiffeur: Auf engem Raumerfährt Kunde sehr viel.

E RD O G A N - B E S U C H I N D E U TS C H L A N D

Waschen, legen, föhnen Am Samstag spricht der türki-sche Regierungschef Erdogan ineinem Kölner Stadion. Das istkeine gute Idee. Langfristigschadet er seinem Land.

V O N U L I F R I C K E R ................................................

[email protected]

GESAGT IST GESAGT

„Wir wollen Hartz IV nichtfür EU-Bürger zahlen, diesich allein zur Arbeitssuchein Deutschland aufhalten.“

Angela Merkel, CDU, Bundeskanz-lerin, zur Debatte über Sozial-leistungen für EU-Ausländer.......................................

„Die Union setzt im Endspurtdes Europawahlkampfesdarauf, Rechtspopulisten wiedie AfD scharf rechts zu über-holen. Dafür ist ihr nichts zubillig und zu schäbig.“

Simone Peter, Bundesvorsitzendeder Grünen, zum selben Thema.......................................

„Der Aufstieg der Antidemo-kraten und Populisten erfülltmich mit großer Sorge.“

Nikolaus Schneider, Ratsvor-sitzender der Evangelischen Kirchein Deutschland (EKD).......................................

EUROPAWAHL-ABC

XenophobieXenophobie bedeutet Frem-denfeindlichkeit und steht alsSynonym für die Ausgrenzungvon Menschen aufgrund ihrerRasse, Hautfarbe, Weltan-schauung, Religion oder se-xuellen Orientierung. Es gibtkein politisches Bündnis in derWelt, das sich dagegen so starkgemacht hat, wie die EU.So wurde schon bisher eineAnti-Diskriminierungs-Richt-linie durchgesetzt, die jedeBenachteiligung im Beruf undim sozialen Bereich verbietet.Auch wenn einige Forderun-gen, insbesondere bei dernochmals geplanten Verschär-fung, vielen zu weit geht, so istdie Konsequenz des Kampfesgegen Diskriminierung docheinzigartig auf der Welt.Dazu gehört auch und be-sonders die Zurückweisungausländerfeindlicher Tenden-zen. Brüssel hat mehrfachverschiedene Mitgliedsstaaten(zum Beispiel Belgien wegenlatentem Rassismus) vor denEuropäischen Gerichtshofgezerrt, um auf diesem Wegaller Ausgrenzung ein Ende zusetzen. (dre)

Chefredakteur:Stefan LutzStellvertretende Chefredakteure: Günter Ackermann, Torsten GeilingLeitende Redakteure: Dieter Löffl er, Margit Hufnagel, Sebastian PantelPolitik und Hintergrund: Dieter Löffl er; Wirtschaft: Peter Ludäscher; Kultur: Wolfgang Bager; Sport: Ralf MittmannVerlag und Herausgeber: SÜDKURIER GmbH, KonstanzGeschäftsführer: Rainer WiesnerVerlagsleitung: Michel Bieler-LoopAnzeigen: Michael BeyerVertrieb: Svenja GramppZustellung: Thomas KluzikSÜDKURIER GmbH, MedienhausMax-Stromeyer-Straße 178, 78467 KonstanzPostfach 102 001, 78420 KonstanzTelefon 0 75 31/999-0, Telefax 0 75 31/ 999-1485Abo-Service und Kleinanzeigen: Kostenlose Servicenummer 0800/880 8000

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Deutscher Lokaljournalistenpreis 2010 • 2012 European Newspaper Award 2011 • 2012 • 2013 • 2014

2 Themen des TagesS Ü D K U R I E R N R . 1 1 8 | M PF R E I T A G , 2 3 . M A I 2 0 1 42 Themen des Tages S Ü D K U R I E R N R . 1 1 8 | M PF R E I T A G , 2 3 . M A I 2 0 1 4

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sonstigeLaubbäume

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Baumartenverteilung

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Landkreis SigmaringenBaden-Württemberg

Waldfläche

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SonstigeNadel-bä

55555555555555555555bäumebäbäbäbäbäume

Donau-Zollernalb-Weg Strecke Landkreis

Sigmaringen: 87 km

Meßkirch

Sigmaringen

Stettena.k.Markt

Schwenningen

Gammertingen

Veringenstadt

Mengen

Krauchenwies

Leibertingen

Beuron

Blindloch

Herbertingen

Pfullendorf

Ostrach

Bad Saulgau

Donau

Sauldorf

Inzigkofen

Kreenheinstetten

Denkingen

Burg Wildenstein

Kloster Wald

Wald

Illmensee

Meßkirch

Sauldorf

Wald

Sigmaringen

Inzigkofen

Stettena.k.Markt

Schwenningen

Gammertingen

Veringenstadt

Mengen

Krauchenwies

Leibertingen

KreenheinstettenBeuron

BlindlochHerbertingen

Pfullendorf

Ostrach

Denkingen

Bad Saulgau

DonauBurg Wildenstein

Kloster Wald

Zielfinger VogelseeZielfinger Vogelsee

Illmensee

Donau-Zollernalb-Weg Strecke Landkreis

Sigmaringen: 87 km

LeibLeibLeib

Staats- und BundeswaldAlleineigentum Bund oder Land

Gemeinde- und sonstiger KörperschaftswaldAlleineigentum Zusammen-

schlüsse öffentliches Rechts

Wem der Wald gehört Waldfläche

Großprivatwald mit eigener Verwaltung,

z. B. Religionsgemeinschaften

Mittlerer- und Kleinprivatwald ohne eigene Verwaltung

Im Dreiländereck Blindloch stießenvor 1803 die Herrschaftsgebiete deroberen Grafschaft Hohenberg mitFridingen, der Freiherrn von Enzbergmit Buchheim und des Klosters Beu-ron zusammen. Die Grenze zwischender Enzbergischen und der Klos-terherrschaft verläuft vom Dreiländer-eck südlich im Blindloch bis ins Lieb-frauental, auf diesem Abschnitt sindnoch zwei alte Grenzsteine zu finden– mit den Zeichen E (Enzberg) und B(Beuron). Nach 1810 waren es diewürttembergische Gemeinde Fridin-gen, die badische Gemeinde Buch-heim und die hohenzollerische Ge-meinde Beuron, die das Dreiländer-eck bildeten. Die Grenztafel zeigt dieVerhältnisse zwischen 1806 und 1850.Nach 1850 tritt an die Stelle Hohen-zollerns der Staat Preußen. Die meis-ten Grenzsteine weisen in diesemGebiet die Bezeichnung KP – König-

reich Preußen – auf. 1918 müssen diegekrönten Häupter Deutschlandsabdanken, im Blindloch stoßen nundie Grenzen der Reichsländer Baden,Württemberg und Preußen zusam-men. Nach dem Zweiten Weltkriegwird Preußen von den alliierten Sie-germächten aufgelöst, bei der Länder-neugliederung entsteht zunächstSüdwürttemberg Hohenzollern, 1952Baden-Württemberg. Im Blindlochstoßen jetzt die RegierungsbezirkeFreiburg und Tübingen zusammen;die Landkreise Tuttlingen, Stockachund Sigmaringen. Nach der Kreisre-form 1973 wird der Landkreis Stock-ach aufgelöst, die Gemeinde Buch-heim wird Landkreis Tuttlingen zu-geordnet. Und so ist heute das Blind-loch die Grenze zwischen den Land-kreisen Sigmaringen und Tuttlingensowie Schnittpunkt der GemeindenBeuron, Buchheim und Fridingen.

Dreiländereck:Geschichte des Blindlochs

Der Donau-Zollernalb-Weg ist einMuss für Naturfreunde. Er bildet mitdem Donauberglandweg einen beein-druckenden Rundwanderweg. VomDach der Schwäbischen Alb am Alb-trauf entlang ins Durchbruchtal derOberen Donau und wieder zurücküber die Zollernalb in die Region derzehn Tausender: Auf 214 Kilometernkönnen Naturliebhaber in 14 Etappenschöne Landschaften erwandern, 87Kilometer davon im Landkreis Sigma-ringen. Der Donau-Zollernalb-Weg,die Fortsetzung des Donaubergland-weges, startet in Beuron, verläuft linksder Donau über den Eichfelsen beiIrndorf. Von dort rechts der Donauüber Burg Wildenstein und überKreenheinstetten nach Beuron-Hau-sen im Tal, von dort über Inzigkofenbis Sigmaringen und Gammertingennach Winterlingen auf die Albhoch-fläche. Weiter über Straßberg, Alb-stadt, Meßstetten und Schömbergzurück zum Ausgangspunkt Lemberg.

Donau-Zollernalb-WegKloster Wald ist ein ehemaliges Zisterzienserinnen-kloster zwischen Meßkirch und Pfullendorf. Heuteist es ein Benediktinerinnenkloster mit Heimschu-

le. Einst Besitz der Pfullendorfer Grafen, gelangteWald per Erbschaftsvertrag Rudolfs von Pfullendorf

zwischen 1168 und 1176 an Kaiser Friedrich Barbaros-sa. Die Landschaft prägen die der Schwäbischen Alb

vorgelagerte Hochebene und Erdmoränen der Würm-und Risseiszeit mit Kies- und Sandvorkommen. Zehn

selbstständige Gemeinden (Wald, Walbertsweiler, Sen-tenhart, Hippetsweiler, Ruhestetten, Glashütte, Kappel,

Reischenbach, Riedetsweiler, Rothenlachen) wurdenin den 70er-Jahren zur Flächengemeinde Wald.

Ort und Kloster Wald

Vom Fachbereich Forst werden 25Gemeinde- und 63 Kirchenwälder mit19 600 Hektar und 1100 Hektar Staats-wald bewirtschaftet. Zusammen mitdem Privatwald werden vom Fach-bereich Forst rund 47 000 HektarWald betreut. Der Holzeinschlag desFachbereichs Forst liegt bei jährlich250 000 Festmetern Holz aus allenWaldbesitzarten. Das entspricht10 000 LKW-Ladungen. Die Betreuungumfasst Betriebsleitung, ForstlichenRevierdienst und Wirtschaftsver-waltung. Die Holzernte ist eine derwesentlichen Arbeiten. Die von den 19Forstrevierleitern sorgfältig ausge-suchten, erntereifen Bäume odersolche, die aus Pflegegründen ent-nommen werden, werden von denForstwirten oder Maschinen gefälltund verkaufsfertig aufgearbeitet. DasHolz wird über den Fachbereich Forstan die Holzindustrie verkauft.

Jährlich 10 000LKW-Ladungen Holz

Schloss Sigmaringen ist der Stammsitz der fürstlich-katholischenLinie der Hohenzollern, dem schwäbischen Teil der Hohenzollern-

Dynastie. Wie die Burg Hohenzollern befindet sich auch das SchlossSigmaringen nach wie vor in Privatbesitz und bietet Führungen durch

seine prachtvollen Räume an. B I L D : RE I N E R L Ö B E - P HO T OAT E L I E R

Der Landkreis Sigmaringen wirdauch gerne als Landkreis des Adelsbezeichnet. Nirgendwo andersfinden sich so viele Adelshäuser wiehier. Eine Übersicht ihrer Wälder:Westliches Donautal: Hohenzollern,Graf Douglas, Prinz FürstenbergNördlich und Umgebung Sigmaringen:Hohenzollern, WürttembergUmfeld Messkirch: Graf Douglas,Prinz Fürstenberg, Fürst Fürsten-berg, HohenzollernKrauchenwies: Hohenzollern, (ParkJosefslust), Württemberg (im Westen)Sauldorf/Sentenhart: Fürst Fürs-tenberg, Hohenzollern, Herdwan-gen: Markgraf von BadenDenkingen: Fürst Fürstenberg Pfullendorf bis Bad Saulgau: Thurnund Taxis (Hauptbesitz, sehr großerWald), Hohenzollern, Württemberg Umfeld Bad Saulgau: Thurn und

Taxis, WürttembergSüdlich/östlich von

Ostrach: GrafKönigsegg.

Wälder des Adels

Eine Menge Holz vor der Hütte: Forstamtsleiter Stefan Kopp sitzt auf einemimposanten Holzblock, dessen Menge in 30 Sekunden nachwächst. B I L D : S C H U L E R

Unser Wald, unsere Heimat– Die Besonderheiten unserer Wälder:3. Mai: Landkreis Waldshut9. Mai: Landkreis Konstanz16. Mai: Landkreis Tuttlingen23. Mai Landkreis Sigmaringen30. Mai: Landkreis Bodenseekreis6. Juni: Landkreis Ravensburg13. Juni: Schwarzwald-Baar-Kreis20. Juni: Landkreis Lörrach

Die Serie im Internet:www.suedkurier.de/unser-wald

Die Serie

QUELLE: FORSTBW,

MINISTERIUM

SÜDKURIER-GRAFIK:

STELLER

Themen des Tages 3S Ü D K U R I E R N R . 11 8 | GF R E I T A G , 2 3 . M A I 2 0 14

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Unser Wald, unsere Heimat

präsentiert

Der Bodenseekreis fällt durch sein he-terogenes Erscheinungsbild auf. Waldspielt eine eher untergeordnete Rolle,auch wenn hier ebenfalls prachtvolleExemplare zu finden sind. Grundsätz-lich lässt sich laut Fortamtsleiter Mi-chael Strütt festhalten: „Je weiter wegvom Bodensee, desto höher ist das Inte-resse an einem wirtschaftlichen Wald.“Unterm Strich besitzen Wein- undObstanbau einen höheren Stellenwert.Der Bodensee bestimmt das Leben.

Mit der Umsetzung der Ver-waltungsreform zum 1. Januar2005 wurden die StaatlichenForstämter Überlingen undTettnang zur neu gebildetenUnteren Forstbehörde imLandratsamt dem ForstamtBodenseekreis zusammenge-legt. Damals wurden die Flä-chen an den politischen Kreis-grenzen festgemacht. Mit ei-

ner Waldfläche von rund 19 000 Hektar(29 Prozent der Fläche) ist der Boden-seekreis unterdurchschnittlich bewal-det (Baden-Württemberg 38 Prozent).Der Wald befindet sich zu 58 Prozent inPrivateigentum. Je 21Prozent der Wald-fläche sind im Besitz des Landes Baden-Württemberg sowie der Städte und Ge-meinden im Bodenseekreis. Der Waldim Landkreis gehört 3800 unterschied-lichen Waldbesitzern. Die durch-schnittliche Besitzgröße im Kleinpri-vatwald liegt bei 1,5 Hektar. Der Boden-see und das angrenzende eiszeitlich ge-prägte Hügelland mit seinen vielfälti-

gen Sonderkulturen und strukturrei-chen Mischwäldern machen den Bo-denseekreis zu einer besonders attrak-tiven Kulturlandschaft. Der natürlicheWald ist ein Buchen-Mischwald mit An-teilen von Eiche, Esche, Ahorn, Roterleund Weißtanne. Bereits seit dem Mittel-alter wurden Nadelbäume wie Fichte,Kiefer und Lärche eingebracht. Heutebesteht der Wald zu 60 Prozent aus Na-del- und zu 40 Prozent aus Laubbäu-men. Das Baumartenverhältnis wirdsich deutlich zugunsten der Laubbäu-me verschieben. Der Bodensee sorgt für

ein ausgeglichenes Klima miteiner mittleren Jahrestempe-ratur von 7,9 bis 10,1 Grad undNiederschlägen zwischen 800und 1300 Millimeter. DerHolzvorrat in den Wäldern desBodenseekreises liegt beizehn Millionen Kubikmetern.Dies entspricht 480 Kubikme-ter Holz pro Hektar. Er liegt da-mit um mehr als 25 Prozent

über dem Landesdurchschnitt. Jährlichwachsen 255 000 Kubikmeter an nach-haltig nutzbarem Holz nach. Dies sindrund 28 LKW-Ladungen täglich.

Im öffentlichen Wald liegen 170 Hek-tar Bann- und Schonwälder sowie über900 Waldbiotope auf 1274 Hektar. EinViertel des Waldes ist Teil des europäi-schen Schutzgebietssystems „Natu-ra2000“ bzw. liegt in Naturschutzgebie-ten und Landschaftsschutzgebieten.Dem Wald kommt eine große Rollebeim Erhalt von natürlichen Lebens-räumen und der Sicherung der Arten-vielfalt zu. Besonderheit der Regionsind neben dem Bodensee die tief in dieMolasse eingeschnittenen Tobel. Mo-lasse ist die Bezeichnung für Sedimenteund Sedimentgesteine, die bei der Ab-tragung eines Faltengebirges zwischender letzten Phase seiner Bildung undseiner weitgehenden Einebnung zu ei-nem Gebirgsrumpf entstehen. Ein To-bel ist ein trichterförmiges Tal mit ei-nem engen, schluchtartigen Ausgang.

Hier bestimmtder See dastägliche LebenUnser Wald, unsere Heimat (5): Im Bodenseekreishaben Wein- und Obstanbau einen höheren Stellenwertals die Forstwirtschaft

V O N A N D R E A S S C H U L E R................................................

unsere Heimat

SÜDKURIER

Unser Wald

................................................

„Wir haben bei uns sehrertragreiche Wälder, dieaber keine dominanteRolle im Kreis spielen.“

Michael Strütt, Leiter des Forstamtes................................................

Linus, Paul und Finn (von links) haben auf dem Tettnanger Geowanderweg viel lernen kön-nen. Wandergäste müssen jedoch unbedingt den Schildern folgen – ansonsten kann mansich auf dem Weg über zehn Stationen schnell verlaufen. B I L D : KE R ST I N MO M M S E N

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Heute

… nur über Brüssel braut sich was zusammen! JA N S O N

Zum Tag

Für Jean-Claude Juncker endete derEU-Gipfel nach der Europawahl

bitter. Nur Stunden zuvor hatte er vonden Fraktionschefs im EuropäischenParlament Rückendeckung bekom-men. Anschließend fielen ihm ausge-rechnet jene in den Rücken, in derenKreis er selbst 18 Jahre lang als luxem-burgischer Premierminister gesessenhat: die Staats- und Regierungschefs.Es sind nicht nur der Brite David Ca-meron – der übrigens auch den SPD-Spitzenkandidaten Martin Schulzstrikt ablehnt – und der Ungar ViktorOrbán, die sich gegen Juncker stellen,sondern auch die Regierungschefs ausden Niederlanden, Schweden undFinnland. Auch Bundeskanzlerin Mer-kel ließ durchblicken, dass sie sich kei-neswegs auf Juncker als Kommissions-präsident festgelegt hat.

Europa steht an einem Scheideweg.Dabei geht es nicht um die PersonJean-Claude Juncker oder die Frage,welche der europäischen Institutionensich nun am Ende mit welcher Perso-nalie durchsetzt. Im Mittelpunkt mussdie Diskussion darüber stehen, ob die-se Union sich tatsächlich zu einer poli-tischen Einheit mit einer zentralen re-gierungsgleichen Behörde entwickelnwill oder lieber die Konföderation un-abhängiger Staaten bleibt.

Die beiden Kommissionen unterJosé Manuel Barroso waren da keineHilfe. Sie (nicht nur der Präsident allei-ne) haben aus der Regulierung in vie-len Fällen eine Gängelung der nationa-len Regierungen gemacht, die nie-mand wirklich wollte. Die EU mag gutdurch die Krise gekommen sein, abersie hat elementare Aufgaben nicht ge-löst: Die Arbeitslosigkeit von 27 Millio-nen Menschen ist ein Skandal. Die un-geklärte Energiesicherheit bleibt einhohes Zukunftsrisiko. Verhandlungenüber ein Freihandelsabkommen hinterverschlossenen Türen sind ein Ärger-nis. Für diese Punkte wird man leicht

einen Konsens finden. Aber was ist mitder zentralen Frage, ob die Mitglied-staaten die gerade erst beschlossenenSparvorgaben wieder lockern dürfen?Wenn man schon mit Blick auf denSpitzenkandidaten von einem Verspre-chen gegenüber dem Wähler redet,dann gilt das doch wohl umso mehr fürdie Zusage, sich gegen künftige Krisenzu rüsten und sichere Jobs zu schaffen.

Natürlich hätte man nicht nur demsiegreichen konservativen Spitzenkan-didaten, sondern auch der EU selbst ei-ne zügige Klärung der Barroso-Nach-folge gewünscht. Aber das wäre das fal-sche Signal auf die niedrige Wahlbetei-ligung wie auch das Erstarken der EU-Gegner gewesen. Denn beide Ereignis-se kommen einem Misstrauensvotuman die Regierungen der Mitgliedstaa-ten gleich. Camerons Schimpfen aufdie EU, Hollandes Kritik an der Union,Merkels Appelle in Richtung Brüssel –all das geht an der Tatsache vorbei, dasses diese Gipfelrunde ist, die Antwortennicht nur einfordern darf, sondern die-se „im Lichte der Europawahl“ – wie esder Lissabonner Vertrag fordert – zu ge-ben hat. Das muss jetzt geschehen.Und zwar bevor man sich entscheidet,wer diese Antwort als Kommissions-präsident in den Alltag der EU umset-zen soll.

Das Parlament muss beteiligt werdenDabei gibt es viele gute Gründe, die Eu-ropäische Union stärker auf jene politi-schen Bereiche auszurichten, die dieMitgliedstaaten tatsächlich nicht allei-ne lösen können: Wirtschaft, Währung,Binnenmarkt, Außenpolitik, Energiesi-cherheit, Klima- und Umweltschutz.Aber wer das will, sollte wissen, dassdazu auch die Umsetzung und Durch-führung gehören. Die kann man aller-dings anders gestalten als per Diktataus Brüssel. Muss sich die Kommissiontatsächlich um Steckbriefe für Allergi-ker auf allen Lebensmitteln kümmern?Sicher nicht. Der EU-Gipfel hat eineperspektivische Diskussion eröffnet,von der man sich wünschen würde,dass sie tief, gründlich und weitrei-chend ist – und dass man daran diefrisch gewählten Volksvertreter der 503Millionen Bürger beteiligt.

ST RE I T U M D I E E U - KO M M I S S IO N

Europa am ScheidewegWird Jean-Claude Junckerwirklich neuer Präsident derEU-Kommission? Wichtiger alsPersonalfragen sind die inhalt-lichen Weichenstellungen.

V O N D E T L E F D R E W E S , B R Ü S S E L................................................

[email protected]

GESAGT IST GESAGT

„Niemand hat das Recht, dieUN-Charta zu verletzen undin Europa neue Grenzen zuziehen und neue Mauern zuerrichten.“

Arseni Jazenjuk, ukrainischerRegierungschef, richtet deutlicheWorte an Russland.......................................

„Für uns ist das Netz nichtper se gut oder böse. DasInternet ist das, was wirdamit oder daraus machen.“

Peter Tauber, CDU-Generalsekre-tär, über die NSA-Affäre.......................................

„Nur weil wir den bestenHammer haben, ist nichtjedes Problem ein Nagel.“

Barack Obama, US-Präsident, überMilitäreinsätze im Ausland.......................................

AUFGELISTET

!Die zehn mächtigstenFrauen der Welt

Und wieder ist es die deutscheBundeskanzlerin: Zum viertenMal in Folge hat das „Forbes“-Magazin Angela Merkel zurmächtigsten Frau der Weltgekürt. Die Liste zählt diehundert einflussreichstenFrauen aus Politik, Wirtschaftund anderen gesellschaftlichenFeldern auf. Das sind die ers-ten zehn:

1. Angela Merkel, Kanzlerin (Deutschland)

2. Janet Yellen, US-Notenbank-Chefin(USA)

3. Melinda Gates, Wohltätigkeitsorganisation(USA)

4. Dilma Rousseff, Präsidentin (Brasilien)

5. Christine Lagarde, IWF-Chefin (Frankreich)

6. Hillary Clinton, ehemalige US-Außenmi-nisterin (USA)

7. Mary Barra, General-Motors-Chefin (USA)

8. Michelle Obama, First Lady (USA)

9. Sheryl Sandberg, Facebook-Managerin(USA)

10. Virginia Rometty, IBM-Chefin (USA)

Chefredakteur:Stefan LutzStellvertretende Chefredakteure: Günter Ackermann, Torsten GeilingLeitende Redakteure: Dieter Löffl er, Margit Hufnagel, Sebastian PantelPolitik und Hintergrund: Dieter Löffl er; Wirtschaft: Peter Ludäscher; Kultur: Wolfgang Bager; Sport: Ralf MittmannVerlag und Herausgeber: SÜDKURIER GmbH, KonstanzGeschäftsführer: Rainer WiesnerVerlagsleitung: Michel Bieler-LoopAnzeigen: Michael BeyerVertrieb: Svenja GramppZustellung: Thomas KluzikSÜDKURIER GmbH, MedienhausMax-Stromeyer-Straße 178, 78467 KonstanzPostfach 102 001, 78420 KonstanzTelefon 0 75 31/999-0, Telefax 0 75 31/ 999-1485Abo-Service und Kleinanzeigen: Kostenlose Servicenummer 0800/880 8000

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Deutscher Lokaljournalistenpreis 2010 • 2012 European Newspaper Award 2011 • 2012 • 2013 • 2014

2 Themen des TagesS Ü D K U R I E R N R . 1 2 3 | M PF R E I T A G , 3 0 . M A I 2 0 1 42 Themen des Tages S Ü D K U R I E R N R . 1 2 3 | M PF R E I T A G , 3 0 . M A I 2 0 1 4

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MarkdorfOberteuringen

Deggenhausertal

Meersburg

Uhldingen-Mühlhofen

Salem

Bermatingen

Überlingen

Lipperts-reute

Heiligen- bergOwingen

LangenargenKressbronn

Friedrichshafen

Tettnang

Meckenbeuren

Affenberg

Tettnanger Wald

Affenberg

MarkdorfOberteuringen

Deggenhausertal

Meersburg

Uhldingen-Mühlhofen

Salem

Bermatingen

Überlingen

Lipperts-reute

Heiligen- bergOwingen

Sipplingen

LangenargenKressbronn

Friedrichshafen

Tettnang

Meckenbeuren

Tettnanger Wald

Affenberg

Mainau

Bodensee

QUELLE:FORSTBW,

MINISTERIUMSÜDKURIER-GRAFIK: STELLER

BILDER: FOTHOSS, MARTINABERG, OLEG ZHUKOV

− FOTOLIA

Staats- und BundeswaldAlleineigentum Bund oder Land

Gemeinde- und sonstiger KörperschaftswaldAlleineigentum Zusammenschlüsse öffentlichen Rechts

Großprivatwald mit eigener Verwaltung, z. B. Religionsgemeinschaften

Wem der Waldgehört

Mittlerer- und Kleinprivatwald ohne eigene Verwaltung

DouglasieEicheWeich-laubholz

Hart-laubholz

Kiefer

9

44

Tanne 32

Lärche 3Baumartenverteilung

Fichte

439Angaben

in Prozent

Buche23

Bodensee-kreis Baden-Württemberg

% %

585821

21%

2938

Waldfläche

Das idyllische Städtchen Tettnang istim wahrsten Sinne des Wortes in allerMunde: Hier wird der womöglichweltbeste Hopfen angebaut, der zahl-reiche Brauereien weltweit beliefert.Das Zusammenwirken von geologi-scher Grundlage und klimatischenGegebenheiten machen den Hopfenso einzigartig. Produziert wird derTettnanger Hopfen integriert undkontrolliert und ist als geschütztegeografische Angabe durch die Eu-ropäische Union geschützt. Hopfen-Anbau in Tettnang wird erstmals 1150urkundlich erwähnt. Der planmäßigeAnbau erfolgte ab 1844. 150 Betriebeproduzieren auf 1200 Hektar (dreiProzent der Welthopfenfläche) Tett-nanger Aromahopfen.

Hopfen-Museum Tettnang: Hopfengut 20,88069 Tettnang-Siggenweiler. Geöffnet 20.April bis 31. Oktober, Dienstag bis Sonntag10.30 Uhr bis 18.00 Uhr, 07542/952206

Gott erhalt’sEinst erstreckten sich ausgedehnte

Feucht- und Extensivwiesen von derTalsenke im Süden von Markdorf bisnach Oberteuringen. Mit den Än-derungen in der Landbewirtschaftungverringerte sich der Lebensraum fürMeister Adebar. Um dem entgegen-zuwirken, taten sich die BUND-Orts-gruppe Markdorf und der LandkreisBodensee zusammen und schufendort ein neues Storchenparadies:Feuchtwiesen mit Würmern, Fröschenund kleinen Fischen. Der Landkreiskaufte etliche Hektar Land, um siedem Naturschutz im Allgemeinen unddem Weißstorch im Besonderen zurVerfügung zu stellen. Um dieses Bio-top zu erhalten, wurden drei Heck-rinder zur extensiven Beweidung an-geschafft. Diese Form der Pflege hältschwere Maschinen vom Gebiet fern,die sich negativ auf die vorhandeneFauna auswirken würden. Die Rinderhaben sich bereits vermehrt.

Adebar fliegt

Seit 2009 existiert der GeowanderwegTettnang im Tettnanger Wald. An zehnStationen werden dem Wanderer tiefeEinblicke in die geologischen Schich-ten des Tettnanger Walds gezeigt. DerGeowanderweg ist Teil des Ober-schwäbischen Geoinformationsnetz-werks. Ein Besuch lohnt sich.Im Gebiet der Stadt Tettnang sindneun Naturschutzgebiete (Argen,Birkenweiher, Buchbach, Hirrensee,Knellesberger Moos, Loderhof-Wei-her, Matzenhauser Mahlweiher,Schachried und Wasenmoos), siebenLandschaftsschutzgebiete, zwei flä-chenhafte und sechzehn Einzel-

gebilde-Naturdenkmäler ausgewie-sen. Ihre stärkste Umformung erhiel-ten die Alpen während der Eiszeiten.Diese begannen vor zwei MillionenJahren und endeten vor etwa 12 000Jahren. Aus den Alpentälern strömtendie Eismassen bis ins Alpenvorlandund schürften am Alpenrand tiefeBecken aus. Das heutige Boden-seebecken wurde während der letztenEiszeit durch den aus dem alpinenRheintal austretenden Rheingletschergeformt. Der heutige Bodensee liegtalso in dessen fluvioglazial erodiertemZungenbecken. Insofern kann manden Bodensee als Zungenbeckensee

oder Gletscherrandsee bezeichnen.Dort wo die Gletscher abschmolzen,lagerte sich Gesteinsschutt ab, derdann weiter transportiert wurde.Diese Ablagerungen werden als Morä-nen bezeichnet. Moränen wurden vonGletschern abgerundet und grob nachGröße sortiert. An den Hügelgrenzender Endmoränen erkennt man heutenoch, wie weit die Gletscher damalsvorgedrungen sind. Im TettnangerWald kann man diese Vorgänge sehrgut erkennen. Man wird in die Ver-gangenheit versetzt und erlebt geo-logische Geschichte hautnah.Anhand von Lehrschildern wird den

Wanderern gezeigt, wie unterschied-lich und spannend diese Region amBodensee ist. Ob Terrassenstufen,Toteislöcher oder Sanddünen: Mankann hier einiges entdecken, was dieGlazialmorphologie zu bieten hat. DerGeowanderweg befindet sich südöst-lich des Tettnanger Ortsteils Hagen-buchen, im Tettnanger Wald zwischenden Fluren Salzweg, Nesselfang,Buchbrunnenbogen, Rauhe Bögenund Weißbildbögen (Kiesabbau). Dieerste Station erreicht man am ein-fachsten über den Hauptwanderwegvom Wanderparkplatz Hagenbuchen,vorbei an den beiden Weihern, her.

Geologischer Wanderweg im Tettnanger Wald: Wie die Gletscher die Region prägten Die SerieUnser Wald, unsere Heimat:3. Mai: Landkreis Waldshut9. Mai: Landkreis Konstanz16. Mai: Landkreis Tuttlingen23. Mai Landkreis Sigmaringen30. Mai: Landkreis Bodenseekreis6. Juni: Landkreis Ravensburg13. Juni: Landkreis Schwarzwald-Baar20. Juni: Landkreis Lörrach

Die Serie im Internet:www.suedkurier.de/unser-wald

Der Salemer Affenberg öffnet eineWelt, die man so am Bodensee nie fürmöglich gehalten hätte: In dem 20Hektar großen Wald tummeln sich freiüber 200 Berberaffen. Keine trennen-den Gitter oder Gräben – der Be-sucher ist gleichsam Gast im Heim-gebiet dieser aufgeweckten Tiere undkann sie mit speziell zubereitetemPopcorn füttern. Die Heimat derBerberaffen ist Marokko und Algerien.Dort leben sie im Gebirge bis in Hö-hen von 2000 Metern. Aufgrund dessehr ähnlichen Klimas fühlen sie sicham Bodensee wie zu Hause und völligwohl. Da die Berberaffen vom Aus-sterben bedroht sind, stellen dieAffenberg-Tiere einen wertvollenBestand dar, von dem ganze Gruppenwieder ins Freiland in Nordafrikaausgesiedelt werden können – was1986 geschehen ist. In Salem ist eben-falls eine Brutkolonie von frei fliegen-den Störchen beheimatet.

Heimische Affen

Ein wahres Juwel der Vogelwelt ist im Bodenseekreis beheimatet: die Kol-benente, eine etwa stockentengroße Vogelart aus der Familie der Entenvö-

gel. Sie ist eine in Mitteleuropa selten brütende Entenart. Bekannte Brut-gebiete sind der Bodensee, das Ismaninger Teichgebiet in Bayern sowie die

Innstauseen. Sie zählt zu den Tauchenten und kann bis zu 30 Sekundenabtauchen. Das Männchen ist im Prachtkleid mit fuchsroter Kopffärbungund karminrotem Schnabel unverkennbar. Das Brutgebiet ist nur in Mit-telasien geschlossen. Das europäische Brutgebiet ist dagegen unverbun-

den und hat seine Schwerpunkte im westlichen Mittelmeergebiet.Die inselartigen Vorkommen in Mitteleuropa sind darauf zurück-

zuführen, dass die Ente erst im Verlauf des 20. Jahrhundertsdiese Region be-

siedelte.

Hier lebt ein echtes Schmuckstück

Der Überlinger Wald ist einer derprächtigsten im Kreis. Laut Forst-verwaltung existieren überdurch-schnittlich hohe Holzvorräte beihohen Anteilen erntefähiger Bäume.Auch der Anteil der Nadelbäume istmit 58 Prozent groß. Doch auch hiersteigt die Zahl der Laubbäume an. Ausdiesem Grund will das Forstamt einbesonderes Augenmerk auf die Pflegeder Nadelbäume legen. Der Über-linger Wald hat 2410 Hektar. Davongehören 1790 Hektar dem Spital- undSpendenfonds und 620 Hektar derStadt Überlingen. Der ÜberlingerWald erstreckt sich auf acht Gemar-kungen: Owingen, Ludwigshafen,Frickingen-Altheim, Herdwangen,Heiligenberg, Pfullendorf, Stockach.Während die Pflege öffentlichenGrüns den Haushalt der Stadt belas-tet, ist der Wald eine Einnahmequelle.2012 erwirtschafteten Spital und Stadtmit dem Wald einen Gewinn von 1,2

Millionen Euro – Rekordergebnis.Auch schon in den Jahren zuvorschrieb der Forstbetrieb sehr guteschwarze Zahlen: Unterm Strichdurchschnittlich 500 000 Euro Plusjedes Jahr. Als das Spital 2012 in dasAltenpflegeheim St. Ulrich investierte,finanzierte das Spital einen Teil derInvestition über einen „außerordentli-chen Holzhieb“ im Spitalwald. DerReinerlös aus dem Holzverkauf lagdamals bei rund 300 000 Euro.Ein Unwetter könnte von heute aufmorgen alles ändern. Ein solchesEreignis war zum Beispiel SturmLothar, der am 26. Dezember 1999über das Land fegte und schwereSchäden verursachte. Auf den Sturmfolgte der Borkenkäfer. Unter denFolgen litt der Wald noch lange Zeit:2003 schrieb der Forstbetrieb des-wegen noch rote Zahlen und schlossdamals mit einem Minus von rund34 000 Euro ab.

Überlingen profitiert vom Wald

Reise in die Vergangenheit: Die Pfahlbau- siedlungen aus der Stein- und Bronzezeit (4000bis 850 v. Chr.) werden in Unteruhldingenwieder lebendig. B I L D : V RD - FO T O L I A

Themen des Tages 3S Ü D K U R I E R N R . 1 2 3 | M PF R E I T A G , 3 0 . M A I 2 0 1 4 Themen des Tages 3S Ü D K U R I E R N R . 1 2 3 | M PF R E I T A G , 3 0 . M A I 2 0 1 4

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Unser Wald, unsere Heimat

präsentiert

Wer Rekorde sucht, wird zwischen All-gäu und Linzgau im Landkreis Ravens-burg fündig. In den Worten von Kreis-forstamtsleiter Marijan Gogic schwingteine gehörige Portion Stolz mit, wenner über die Eigenarten seines Landkrei-ses spricht. „Wir haben diezweitgrößte Fläche in Baden-Württemberg“, berichtet er,„nur der Landkreis Ortenauist größer.“ Die Höhenunter-schiede sind ebenfalls beson-ders groß: Die Werte bewegensich zwischen 420 (Schussen-tal) und 1117 (Schwarzer Grat)Metern über dem Meeres-spiegel. Der Schwarze Grat istdie höchste Erhebung Württembergs.

Als Orkantief Lothar am 26. Dezem-ber 1999 über Deutschland herfegte,war auch der Landkreis Ravensburgbetroffen. In Baden-Württemberg gin-gen binnen zwei Stunden 30 MillionenKubikmeter Holz zu Boden. Die West-flanke des Nordschwarzwalds litt am

stärksten. Für die Waldbesitzer einewirtschaftliche Katastrophe – dasbrach liegende Holz war ein gefunde-nes Fressen für Borkenkäfer. MarijanGogic sagt heute: „Lothar ist vergessenund vorbei. Auch Stürme sind natürli-che Prozesse, sie gehören zur Naturund das müssen wir akzeptieren.“

Im Landkreis Ravensburg dominiertdie Eiche, deren Ertrag sich in den ver-gangenen zehn Jahren positiv entwi-ckelt: 2005 gab es 55 Euro pro Festme-ter, heute sind es rund 100 Euro. „DieNachfrage, nach gutem Eichholz wirdimmer größer“, erklärt Gogic, „dahersind auch die Preise gestiegen.“ Erspricht von einem vor-alpinen Fich-tenspeckgürtel, der sich durch seinenLandkreis zieht. Je weiter man sich je-doch gen Norden bewegt, desto mehrLaubholz wächst in den Wäldern. Bisvor zehn Jahren, als der Preis für Eichenam Boden lag, würde auf Laubbäumehöherer Wert gelegt.

Die hohe Anzahl von Mooren istebenfalls ein Charakteristikum desLandkreises Ravensburg. Moore sindnasse, mit niedrigen Pflanzen bewach-sene Lebensräume. Der ständige Was-

serüberschuss aus Niederschlägenoder Mineralbodenwasser bedeutet ei-nen Sauerstoffmangel und führt zu ei-nem unvollständigen Abbau derpflanzlichen Reste, die als Torf abgela-gert werden. Durch die Anhäufung vonTorf wächst die Oberfläche von leben-den Mooren in die Höhe (siehe Infoele-

ment rechts).Vor 15 000 Jahren, am Ende

der letzten Eiszeit, der Würm-eiszeit, zog sich der Rheinglet-scher zurück in die Alpen. Erformte in weiten Bereichendas Landschaftsbild mitSchussenbecken und Hügeln,die Drumlins im Landkreisaus. Mit seinem kalkreichenGeschiebe aus den Alpen lie-

ferte er auf 60 Prozent der Fläche desLandkreises das Ausgangsmaterial fürdie Bodenbildung. Es entstanden vor al-lem nährstoffreiche Braunerden. ZehnProzent der Fläche im Nordosten desLandkreises entstanden in den beidenälteren Eiszeiten (Mindel- und Risseis-zeit). Die hier entstandenen Böden sindbereits in gewissem Umfang entkalkt.Vor allem in den Seitentälern des Schus-senbeckens und in weiteren Flusstälerntritt die vor rund 65 Millionen Jahrenentstandene, ansonsten tiefer liegendeMolasse auf zehn Prozent der Fläche zu-tage. Aus dem sehr heterogenen Materi-al entstanden häufig Sandböden. Beiden restlichen 20 Prozent der Land-kreisfläche handelt es sich vor allem umNiederterrassenschotter aus Flussabla-gerungen und Mooren.

Große zusammenhängende Wald-gebiete sind der Altdorfer Wald mit8000 Hektar und die Adelegg mit 2000Hektar. Der Wald befindet sich etwa zu23 Prozent in Landesbesitz und zu zehnProzent im Eigentum von 32 Städtenund Gemeinden sowie 133 sonstigenKörperschaften (z.B. Kirchenwälder).Beim Privatwald (67 Prozent) wird un-terschieden zwischen Großprivatwaldüber 200 Hektar (37 Prozent) undKlein-privatwald (30 Prozent). DerKleinprivatwald im Landkreis gehört6300 unterschiedlichen Waldbesitzernmit einer durchschnittlichen Besitz-größe von 2,5 Hektar.

Das eingeschlagene Holz wird zu 75Prozent als wertvolles Stammholz anSäge- und Furnierwerke verkauft. NeunProzent werden zu Papier- oder Indus-trieholz verarbeitet und etwa zehn Pro-zent werden als Energieholz aufberei-tet, damit es die Bürger im Kreis schönwarm haben. Der Rest – rund sechs Pro-zent – verbleibt als Totholz und damitals Lebensraum für eine große Zahl anPflanzen und Tieren im Wald.

Land derExtreme amAlpenrand

Unser Wald, unsere Heimat (6): Der Landkreis Ravensburg hat einige Superlative zu bieten. Nur 29 Prozent des Gebietes sind mit Wald bedeckt

unsere Heimat

SÜDKURIER

Unser Wald

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„Orkan Lothar ist ver-gessen und vorbei. AuchStürme sind natürlicheProzesse.“

Marijan Gogic, Kreisforstamtsleiter...............................................

V O N A N D R E A S S C H U L E R...............................................

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SOMMER-AUSFLÜGE

Zehn Geheimtipps für die RegionEine Vollmondfahrt auf fast2000 Meter und noch unent-deckte Badestrände am Boden-see-Ufer: Wir haben zehnAusflugstipps für das Pfingst-wochenende!www.suedkurier.de/bawue-sk

VIDEO

Neuer Weltrekord imBaum-UmarmenIn Nepal haben sich 2001 Men-schen zwei Minuten lang anBäume geklammert.www.suedkurier.de/videos

IHRE MEINUNG

Abstimmung vom 5. JuniIst der Kauf der eigenen vierWände sinnvoll?

68 % – Ja, die Zinsen sind günstigund man spart im Alter die Miete.32 % – Nein, man ist gebunden undgeht ein großes Risiko ein.

Frage heute: Werden Sie in Zukunftriskantere Anlageformen für Ihr Geldwählen?www.suedkurier.de/umfrage

Heute

Die Sparschweine zittern. E RL

Zum Tag

Man kennt sich, schätzt sich und istsich politisch immer noch nahe,

auch wenn sich die Wege mittlerweilegetrennt haben. Die langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete Erika Stein-bach und Alexander Gauland, Mitbe-gründer und Vorstandsmitglied der eu-rokritischen „Alternative für Deutsch-land“ (AfD), kommen aus der als be-sonders konservativ geltenden hessi-schen CDU, die sich einst unter AlfredDregger, Manfred Kanther und RolandKoch am rechten Rand der Union po-sitioniert hat. Kein Wunder, dass sichErika Steinbach eine Koalition derCDU mit der AfD vorstellen kann.

In der Union steht die streitbareSteinbach mit dieser Position zwarreichlich allein auf weiter Flur, gleich-wohl hat sie die Führungsspitze aus derLethargie gerissen und eine intensiveinterne Debatte angestoßen. Wie solldie Merkel-Partei, die in den vergange-nen Jahren sichtlich nach links gerücktist, mit der neuen Konkurrenz im kon-servativ-bürgerlichen Lager umgehen?Ignorieren? Bekämpfen? Oder gar ko-alieren? Darauf setzen, dass die Neu-gründung ein Strohfeuer ist, wie einstdie „Stattpartei“ oder die Piraten, dasebenso schnell wieder erlischt wie esausgebrochen ist? Darauf hoffen, dassdie Partei, die bislang weder personellnoch programmatisch gefestigt ist, anihren internen Querelen zerbricht?Oder sie als politischen Konkurrentenernst nehmen, der eine Lücke im Par-teienspektrum besetzt und sich wieeinst die Grünen nach Richtungs-kämpfen dauerhaft etabliert?

Nach der Europawahl ist klar, dassMerkels Strategie, die AfD komplett zuignorieren, ebenso erfolglos war wieSeehofers Versuch, sie durch Lautstär-ke und noch eurokritischere Töne zuüberbieten. Eine halbe Million Wählerwandten sich von CDU und CSU abund gaben der AfD ihre Stimme, in

Sachsen, wo Ende August ein neuerLandtag gewählt wird, kamen BerndLucke und Co. auf knapp über zehnProzent. Dort wie in Thüringen und inBrandenburg, wo Mitte SeptemberLandtagswahlen stattfinden, könntedie AfD in die Parlamente einziehenund die CDU schneller als ihr lieb istzwingen, Farbe zu bekennen. Bislanggilt die einst von CSU-Chef Franz JosefStrauß ausgegebene Devise, dass esrechts der Union keinen Platz für einedemokratische Partei geben darf. Dochnachdem sich das linke Lager bereitsdurch das Entstehen der Grünen, derLinkspartei und der Piraten fragmen-tiert hat, droht auf der rechten Seite desSpektrums ein ähnlicher Prozess. DasVerschwinden der FDP wie der Moder-nisierungskurs der Union haben einVakuum geschaffen, das eine modernekonservative, marktliberale, den Bür-gerrechten verpflichtete und demokra-tische Partei besetzen kann. Da es zu-dem unwahrscheinlich ist, dass dieCDU wieder zu ihren alten Positionenzurückkehrt, dürfte dieser Platz dauer-haft frei bleiben. Mit einer solchen Par-tei könnte die Union unter gewissenUmständen auch koalieren.

Ob allerdings ausgerechnet die AfDdiese Partei ist, ist mehr als fraglich. Inihrem gegenwärtigen Zustand sprichtwenig dafür, dass sie dauerhaft über-lebt. Zu heterogen ist noch immer ihrFührungspersonal, zu unklar ihr politi-scher Kurs, zu diffus ihre Programma-tik, ihre Forderung nach einer Rück-kehr zur D-Mark ist rückwärtsgewandt,weltfremd und würde Deutschlandenorm schaden. Darüber hinaus hatsie wenig zu bieten. Vielmehr ist dieAfD im Augenblick ein Sammelbeckenvon Enttäuschten und Frustrierten, diemal dieser, mal jener Protestpartei ihreStimme geben.

Vor dieser Partei müsste die Unioneigentlich keine Angst haben. Dass siees dennoch hat, zeigt, wie verunsichertsie selber trotz ihrer jüngsten Wahlsie-ge ist. Dabei gilt noch immer das Mot-to, das einst Oskar Lafontaine ausgege-ben hat: Nur wer von sich selber über-zeugt ist, kann auch andere überzeu-gen.

C D U - D E BAT T E

Ignorieren oder koalieren?Die CDU wird sich einigenmüssen, wie sie mit der AfDumgeht – und zwar schneller,als ihr lieb ist.

V O N M A R T I N F E R B E R , B E R L I N................................................

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GESAGT IST GESAGT

„In einigen Jahren geht esnicht mehr um die Frage, obes G7- oder G8-Gipfel gibt,sondern G2 oder G3. Das sinddie USA, China und Europa.Europa muss sich entschei-den, ob es an einer Haupt-versammlung teilnehmenund mit einem Lunchpaketnach Hause gehen oder imAufsichtsrat sitzen und mit-bestimmen will.“

Wolfgang Steiger, Generalsekretärdes CDU-Wirtschaftsrates, zumG-7-Gipfel in Brüssel.......................................

„Wir geben der Arbeit ihrenWert zurück.“

Andrea Nahles, Bundesarbeitsministerin (SPD) überden Mindestlohn, den die GroßeKoalition einführen möchte.......................................

„Ein Baum, der fällt, machtmehr Krach, als ein Wald, derwächst.“

Winfried Nachtwei, ehemaligerGrünen-Bundestagsabgeordneter,über die Berichterstattung deut-scher Medien aus Krisenregionen .......................................

AUCH DAS NOCH

!Ex-FDP-Fraktionverkauft Heuss-Büste

Jetzt kommt sogar TheodorHeuss unter den Hammer: Beider Auflösung der FDP-Bun-destagsfraktion müssen dieLiberalen nun auch eine Bron-zebüste des ersten Parteivor-sitzenden und Bundesprä-sidenten Theodor Heuss (1884-1963) verkaufen. Auf der In-ternet-Verkaufsplattform desBundes wird der 2008 gefer-tigte Bronzeguss samt „Stein-/Metallsockel“ angeboten.Verkäufer ist die FDP-Bundes-tagsfraktion „in Liquidation“.Die Auktion endet am 13. Juni.Die Heuss-Büste wurde vondem Künstler Gregor Dittmeraus Albisheim in Rheinland-Pfalz für den früheren FDP-Chef Guido Westerwelle ange-fertigt. Die FDP-Fraktion hattedamals 7000 Euro dafür ge-zahlt. Gregor Dittmer zeigtesich über den Verkauf seinesWerkes erbost: „Ein Unding,dass sie die Büste einfach soverscherbeln.“ (dpa)

Chefredakteur:Stefan LutzStellvertretende Chefredakteure: Günter Ackermann, Torsten GeilingLeitende Redakteure: Dieter Löffl er, Margit Hufnagel, Sebastian PantelPolitik und Hintergrund: Dieter Löffl er; Wirtschaft: Peter Ludäscher; Kultur: Wolfgang Bager; Sport: Ralf MittmannVerlag und Herausgeber: SÜDKURIER GmbH, KonstanzGeschäftsführer: Rainer WiesnerVerlagsleitung: Michel Bieler-LoopAnzeigen: Michael BeyerVertrieb: Svenja GramppZustellung: Thomas KluzikSÜDKURIER GmbH, MedienhausMax-Stromeyer-Straße 178, 78467 KonstanzPostfach 102 001, 78420 KonstanzTelefon 0 75 31/999-0, Telefax 0 75 31/ 999-1485Abo-Service und Kleinanzeigen: Kostenlose Servicenummer 0800/880 8000

Internet: http://www.suedkurier.dehttp://www.suedkurier-medienhaus.deE-Mail-Adressen:[email protected]@[email protected]@[email protected] AG, KonstanzIBAN DE35 6904 0045 0270 1811 00BIC COBADEFFXXXDruck: Druckerei Konstanz GmbH78467 Konstanz, Max-Stromeyer-Straße 180Zurzeit ist Anzeigenpreisliste Nr. 82 vom 01. 01. 2014 mit den Allgemeinen Geschäftsbedingungen für Anzei-gen und Beilagen und den Zusätzlichen Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Verlages gültig. Bei Ausfall der Lieferung infolge höherer Gewalt, Arbeitskampf, Verbot oder bei Störungen in der Druckerei bzw. auf dem Versandweg kein Entschädigungsanspruch. KeineGewähr für unverlangte Manuskripte. Erfüllungsort und Gerichtsstand für alle Verlagsgeschäfte ist Konstanz, soweit nicht zwingend gesetzlich anderes vorgeschrieben.

Deutscher Lokaljournalistenpreis 2010 • 2012 European Newspaper Award 2011 • 2012 • 2013 • 2014

2 Themen des TagesS Ü D K U R I E R N R . 1 2 9 | M PF R E I T A G , 6 . J U N I 2 0 1 42 Themen des Tages S Ü D K U R I E R N R . 1 2 9 | M PF R E I T A G , 6 . J U N I 2 0 1 4

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Bad Waldsee Bad Wurzach

Ravensburg

WeingartenBaienfurt

Wilhelmsdorf

Kißlegg

LeutkrichWolfegg

Altshausen

Wolpertswende

Aulendorf

WangenIsny

Pfrunger-Burgweiler Ried

Ebenweiler See

Dornacher undHäckler Ried

Arrisrieder Moos

Bodenmöser

GründlenriedRötseemoos

Moore undWeiher um

Brunnen

Wurzacher Ried

Brunnenholzried

SchwarzerGrat

Schmalegger undRinkenburger Tobel

Waldlehrpfad

Sch

u ss e

n tal

A ltdorfer Wald

Bad Waldsee Bad Wurzach

Ravensburg

WeingartenBaienfurt

Wilhelmsdorf

Kißlegg

LeutkrichWolfegg

Altshausen

Wolpertswende

Aulendorf

WangenIsny

Pfrunger-Burgweiler Ried

Ebenweiler See

Dornacher undHäckler Ried

Arrisrieder Moos

Bodenmöser

GründlenriedRötseemoos

Moore undWeiher um

Brunnen

Wurzacher Ried

Brunnenholzried

SchwarzerGrat

Schmalegger undRinkenburger Tobel

Waldlehrpfad

Altdorfer Wald

Sch

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Staats- und BundeswaldAlleineigentum Bund oder Land

Gemeinde- und sonstiger KörperschaftswaldAlleineigentum Zusammen-schlüsse öffentlichen Rechts

Großprivatwald mit eigener Verwaltung, z. B. Religionsgemeinschaften

Mittlerer- und Kleinprivat-wald ohne eigene Verwaltung

Wem der Waldgehört

Sonstige Nadel-bäume

Tanne

Eiche4

19

7

5

Baumarten-verteilung

Fichte48

sonstigeLaubbäume

Angabenin Prozent

Buche17

QUELLE: FORSTBW,MINISTERIUM

SÜDKURIER-GRAFIK: STELLERBILDER: FOTOLIA

ichte48

enent

Landkreis Ravensburg

Baden-Württemberg

%%

6767

1023 %

2938

Waldfläche

23 %

Die Landwirtschaft im Kreis Ravensburg besitzt in wirt-schaftlicher, gesellschaftlicher und landschaftlicher Hin-sicht einen hohen Stellenwert: Im zweitgrößten Land-kreis von Baden-Württemberg stehen mit geschätzten70 000 Tieren rund 20 Prozent aller baden-württem-bergischen Milchkühe auf den Weiden und in denStällen. Damit ist der Landkreis Ravensburg der Land-kreis mit den meisten Kühen. Ursache dafür sind dasbesonders wüchsige Klima mit hohen Sommernieder-schlägen, die lange, erfolgreiche Tradition in der Milch-erzeugung und die hervorragenden Strukturen aufgrundder Vereinödung. Das hat in weiten Teilen des Kreisesdafür gesorgt, dass heimische Betriebe oft im Au-ßenbereich inmitten ihrer Flächen liegen und dieserund um den Hof bewirtschaften können.

Hier sind die Kühe daheim 38 Infotafeln zeigen auf dem sechs Kilometerlangen Rundweg des Ravensburger Waldlehr-

pfades die wichtigsten heimischen Baumarten,Brutvögel und andere Tiere des Waldes, informieren

zu Walderkrankungen und Schadstoffen im Wald undgeben Hinweise auf die Funktionen des Waldes für den

Wasserhaushalt der Landschaft. Aber auch herrliche Ausblicke auf die Alpen,das Schussenbecken, den Höchsten und den idyllisch gelegenen Flappachwei-

her warten auf die Besucher. Ein farbiges Eichhörnchen auf braunem Holz-schild weist den Lehrpfad-Besuchern den Weg. Der Lehrpfad beginnt oberhalbdes ehemaligen Eisstadion St. Christina, Parkplätze an der Schule St. Christina.

Waldlehrpfad

Das Naturschutzgebiet Schmaleggerund Rinkenburger Tobel repräsentiertden besonderen Landschaftstypus desTobelwaldes mit naturnahenSchluchtwäldern und Fließgewässern.Das Schutzgebiet, das an den Ravens-burger Ortsteil Schmalegg angrenzt,zeigt auf einer Fläche von 229 Hektarzahlreiche aufgeschlossene Formatio-nen der im Voralpenland abgelagertentertiären Süßwassermolasse. In derKernzone des Schutzgebiets befindetsich ein eindrucksvoller Wasserfall.Der Beginn des Wanderwegenetzesmit Parkplätzen ist beim Jägerhaus inSchmalegg neben der Sportanlage.

Typische LandschaftDas sehenswerte NaturschutzgebietDornacher Ried mit Häckler Ried,Häckler Weiher und Buchsee liegtzwischen Fronreute und Wolperts-wende. Das Dornacher Ried wurdebereits 1924 von der Württembergi-schen Forstdirektion zum Natur-schutzgebiet erklärt. Heute zählt dasDornacher- und Häckler-Ried-Gebietzum EU-Life Projekt „LebensraumBlitzenreuter Seenplatte“. Um dieehemaligen Moorflächen wieder zuvernässen, wurden 18 Holzspundwän-de in die im Jahr 1873 angelegtenEntwässerungsgräben eingebracht.Das wieder hergestellte Moorgebiethat nun Zeit, zu dem zu werden, wases einmal war: Ein naturnahes, intak-tes Hochmoor sowie Lebensraum fürviele seltene Tier- und Pflanzenarten(Schwarzstorch, Sumpfbärlapp, Son-nentau, Gefleckte Heidelibelle).

Naturschutzgebiete

Die SerieBesonderheiten unserer Wälder:3. Mai: Landkreis Waldshut9. Mai: Landkreis Konstanz16. Mai: Landkreis Tuttlingen23. Mai Landkreis Sigmaringen30. Mai: Landkreis Bodenseekreis6. Juni: Landkreis Ravensburg13. Juni: Landkreis Schwarzwald-Baar20. Juni: Landkreis Lörrach

Die Serie im Internet:www.suedkurier.de/unser-wald

Moore haben eine erstaunliche Wir-kung auf uns Menschen. Wir ver-binden seit ewigen Zeiten Bedrohli-ches und Lebensfeindliches mit ih-nen. Annette von Droste-Hülshoff hatin ihrem Werk „Der Knabe im Moor“geschrieben: „O schaurig ist’s übersMoor zu gehn, wenn es wimmelt vomHeiderauche, sich wie Phantome dieDünste drehn und die Ranke häkeltam Strauche, unter jedem Tritte einQuellchen springt, wenn aus derSpalte es zischt und singt, o schaurigist’s übers Moor zu gehn, wenn dasRöhricht knistert im Hauche!“Dabei sind Moore etwas Fantasti-sches: Sie stellen mit ihren einzig-artigen Ökosystemen Lebens- undRückzugsräume für bedrohte Artendar, speichern riesige Mengen Koh-lenstoff und wirken im Landschafts-wasserhaushalt als Filter und Rück-

halteflächen. Von einst etwa 500 000Hektar Hochmoorfläche in Deutsch-land sind nur etwa 30 000 Hektarübrig geblieben. Im Bodenseeraum,im Alpenrheintal und in Oberschwa-ben sind noch einzigartige Mooresowie Feuchtgebiete auf Moorbödenerhalten. Der Moorlehrpfad Arrisrie-der Moos nahe Kißlegg beschreibt aufzwölf Tafeln die Entstehung derMoore, deren Nutzung durch Torf-abbau, Land- und Forstwirtschaft unddie Pflanzengemeinschaften vonHochmoor, Niedermoor, Streuwiesenund Moorwäldern. Der 3,5 Kilometerlange Stichweg quer durchs Moorstartet von Arrisried/Hilpertshofenzwischen Wangen und Kißlegg. Esexistieren drei Zugänge (West-, Nord-und Südeingang), allerdings existierendort keine Parkplätze. Fahrzeugedeshalb am Straßenrand abstellen.

Schon Droste-Hülshoff schauerte es

Idyllisch gelegen: ein Weiher im Altdorfer Wald. B I L D : FA L KE10 0 - FO T O L I A

Themen des Tages 3S Ü D K U R I E R N R . 1 2 9 | M PF R E I T A G , 6 . J U N I 2 0 1 4 Themen des Tages 3S Ü D K U R I E R N R . 1 2 9 | M PF R E I T A G , 6 . J U N I 2 0 1 4

16

Unser Wald, unsere Heimat

präsentiert

Im Schwarzwald-Baar-Kreis prallenzwei forstwirtschaftliche Welten aufei-nander. „Zwischen Schwarzwald undBaar bestehen riesige Unterschiede“,sagt Forstamtsleiter Hubert Mosba-cher. „Damit haben wir ein echtes Al-leinstellungsmerkmal im Land.“ ImWesten ist der Schwarzwald prägend,im Osten die Baar mit Albtrauf mit ei-ner enormen geologischen Vielfalt.Ausgehend vom Grundgebirge sind indiesem geteilten Landkreis alle Trias-und Jura-Formationen anzutreffen.Die geteilte Klimaausprägung zeigtsich in den Jahresniederschlägen mit1900 Millimeter im Schwarz-wald und 750 Millimeter aufder Baar. Die Jahresdurch-schnittstemperatur bewegtsich zwischen fünf und siebenGrad Celsius. An seiner engs-ten Stelle sind die Grenzenzwischen Osten und Westengerade mal 25 Kilometer von-einander entfernt.

Inmitten der Schwarzwald-landschaft liegt das „Ferienland imSchwarzwald“. Die Region rund umTriberg, Schonach, Schönwald, Furt-wangen und St. Georgen lockt mit At-traktionen und Naturereignissen: Soetwa Deutschlands höchste Wasser-fälle in Triberg, die in vielen Kaskadendas Wasser der Gutach den Berg hi-nunterrauschen lassen. Oder die welt-größte Kuckucksuhr in Schonach oderdas außergewöhnliche Deutsche Uh-renmuseum in Furtwangen.

Beinahe die Hälfte der 47 00 HektarLandkreisfläche ist mit Wald bedeckt.Die Waldbesitzstrukturen im Landkreissind geschichtlich bedingt sehr ver-schieden. Im Südosten sind es die grö-ßeren Kommunalwälder mit Betriebs-größen zwischen 1400 und 2800 Hektar.Der Privatwald ist fürstlicher Besitzoder kleinparzellierter bäuerlicherWald. Im Nordwesten liegt der Schwer-punkt beim Privatwald und hier liegtauch der größere Teil des Staatswaldes.Häufig sind die Privatwälder Teil von

Hofgütern. Gerade im ländlichen Be-reich besitzt der Wald nach wie vor einebedeutende Rolle als Produktions- undWirtschaftsfaktor und bietet Arbeits-plätze direkt in der Forstwirtschaft oderin den Holz verarbeitenden Betrieben.Die Fichte ist mit einem Flächenanteilvon 70 Prozent die dominierendeBaumart. Sie hat in der Zeit von 1987 bis2002 leicht an Fläche verloren, jedochan Vorrat gewonnen, da die Nutzun-gen, speziell im kleinen und mittlerenPrivatwald, trotz Sturm „Lothar“ deut-lich unter dem Zuwachs blieben.

Einen besonderen Schwerpunkt beiden Naturschutzmaßnahmen imWald bildet der Bereich um den Rohr-

hardsberg. Ausgehend vonden Erfahrungen und Maß-nahmen des Modellprojek-tes Rohrhardsberg (1998Auszeichnung mit demBundesnaturschutzpreis)wurden die Naturschutz-maßnahmen im Rahmender forstwirtschaftlichenNutzung weitergeführt.Schwerpunkte hierbei wa-

ren Biotopgestaltungsmaßnahmen(Auerwild und Offenlandmaßnah-men) sowie im Bereich Waldpädago-gik (Waldschulzeltplatz Weißenbach).Im Bereich Schonach wurde ein rund100 Hektar großer Bannwald ausge-wiesen, in dem der Wald der natürli-chen Entwicklung überlassen wird.

Der Kreis trägt den Beinamen Quel-lenland – und wird diesem gerecht. In-takte Natur und eine der klimatischgesündesten Regionen Europas, diezwischen 472 bis 1163 Metern überdem Meeresspiegel liegt, zeugen da-von. Drei Viertel der Städte und Ge-meinden sind staatlich anerkannteHeilklimatische Kurorte, Heilbäder,Luftkur- und Erholungsorte. Rund 90Prozent des Quellenlandes bestehenaus Wald, Wiesen, Ackerland und Was-serflächen. Der Naturpark Süd-schwarzwald, zu dem der größte Teildes Landkreises gehört, unterstütztden Erhalt dieses Lebens- und Erleb-nisraums.

Dergeteilte

LandkreisUnser Wald, unsere Heimat (7): Vielfalt der Regionen im Schwarzwald-Baar-Kreis

könnte kaum größer sein

V O N A N D R E A S S C H U L E R..............................................

unsere Heimat

SÜDKURIER

Unser Wald

Die Hexenlochmühle wurde 1825 erbaut und ist seit 1839 in Familienbesitz. Zwischen 9.30und 18 Uhr gibt’s feinste Schwarzwälder Spezialitäten. B I L D : T R AV E L P E T E R - FO T O L I A

Das digitale Angebot für Mitglieder

BILDERGALERIE

WM einmal anders:Verrückte WettbewerbeKirschkernweitspucken, Ehe-frauentragen oder Hand-taschen-Weitwurf: Wir haben15 Meisterschaften zusammen-gestellt, die alles andere alsgewöhnlich sind. www.suedkurier.de/wilde-heimat

VIDEO

Die Kinostartsvom 12. JuniTrailer zu den Kinostarts derWoche und aktuelle Film-kritiken finden Sie online.www.suedkurier.de/filmkritik

IHRE MEINUNG

Abstimmung vom 12. JuniSind Sie ein Freund des Public Viewing?

27 % – Ja, in der Gemeinschaftmacht es mehr Freude. 73 % – Nein, die großteils unqualifi-zierten Kommentare brauche ichnicht.

Frage heute: Gibt es in Deutsch-land zu viele Schulferien? www.suedkurier.de/umfrage

Heute

Gegen jede Regel. S KO T T

Zum Tag

Pakistans Taliban demonstrierenungeniert ihre Macht: Der größte

und wichtigste Flughafen des Landeswurde in dieser Woche gleich zwei Tagein Folge von den Taliban angegriffen.Mindestens 35 Menschen kamen beiden Terroranschlägen ums Leben. DerFlugverkehr nach Karachi, Pakistansgrößter Metropole, musste über Stun-den hinweg komplett ausgesetzt wer-den. Auch wenn Polizei und Armee dieEntführung von Flugzeugen und Gei-selnahmen verhindern konnten, er-reichten die Terroristen ihr Ziel, Panikund Furcht zu schüren. Abermals stehtPakistans Regierung blamiert da, weilsie offenbar nicht imstande ist, Flughä-fen und andere wichtige Einrichtungenvor den Islamisten zu schützen. Wie si-cher ist etwa Pakistans beachtlichesAtomwaffen-Arsenal, wenn die Talibanso einfach die Kontrolle über den inter-nationalen Flughafen der 16-Millio-nen-Stadt Karachi übernehmen kön-nen? Nuklearraketen in den Händenvon islamischen Terroristen dürftenicht nur für die Nachbarländer Pakis-tans, sondern für die ganze Welt einSchreckensszenario sein.

Der Angriff der Taliban auf den Flug-hafen Karachi ist zudem ein weitererSchlag für Premierminister NawazSharif, der angetreten ist, Pakistan auseiner schweren Wirtschaftskrise zuführen und händeringend versucht, in-ternationale Investoren anzulocken.Auch Sharifs umstrittener Plan, Frie-densverhandlungen mit den Taliban zuforcieren, um das islamische Land zustabilisieren, ist nach dem Doppel-An-schlag in Karachi kaum mehr zu retten.Stattdessen wird der Regierung nichtsanderes übrig bleiben, als PakistansMilitär voll und ganz zu unterstützen,das gerade eine großangelegte Offensi-ve gegen die Taliban in Nord-Wasiris-tan begonnen hat.

Die abgelegene und unruhige Berg-

gegend an der Grenze zu Afghanistanist ein strategisches Rückzugsgebiet fürTaliban- und Al-Kaida-Kämpfer. Tau-sende Menschen in Nord-Wasiristansind nun auf der Flucht vor den Bom-ben- und Raketenangriffen. Im Nord-westen Pakistans wiederholt sich seitJahren das gleiche Schauspiel – aufbrutale Militärangriffe folgen Friedens-verhandlungen mit den aufständi-schen Islamisten, die nach ein paarMonaten im Sande verlaufen und nurdazu dienen, beiden Seiten Zeit zu ge-ben, Nachschub zu organisieren undihre Reihen zu schließen. Und jedesMal, wenn das Militär wieder Versteckeder Aufständischen bombardiert unddie USA Drohnen-Angriffe gegen Tali-ban-Kommandeure fliegen, rächensich die Islamisten mit Terroranschlä-gen in Großstädten Pakistans, wo sieMärkte, Hotels, Armee-Einrichtungen,Polizeiwachen und Regierungsgebäu-de angreifen. Dies geht meist so lange,bis die Regierung wieder mit den Tali-ban in Gespräche über einen Waffen-stillstand eintritt.

Die pakistanischen Taliban sind einelose Gruppierung von Dutzenden isla-mistischen Terror-Organisationen undkriminellen Elementen, mehr eineFranchise-Organisation als eine straffeKommandogruppe. Dieses Teufelsge-misch macht eine militärische und po-litische Strategie gegen die Aufständi-schen extrem schwierig. In den vergan-genen Monaten hat Pakistans Regie-rung versucht, die Taliban in gefährli-che und weniger gefährliche Gruppenaufzuspalten, um so die Terroristen et-was unter Kontrolle zu bringen, dochdas Resultat dieser Bemühungen istwenig vielversprechend. Auch wenndie Taliban-Gruppen in vielen Dingenverschieden sind, vereint sie doch ei-nes: Sie wollen den pakistanischenStaat durch ein streng islamisches Re-gime ersetzen, und sie sind bereit, trotzaller Unterschiede für dieses Ziel zu-sammenzuarbeiten. Der Doppel-anschlag auf den Flughafen in Kara-tschi dürfte der Anfang einer neuenTerrorwelle sein, die das islamischeLand überziehen wird, und der Blutzolldürfte auch diesmal hoch sein.

PA KI STA N

Die Macht der TalibanDer Doppelanschlag auf denFlughafen von Karatschi dürfteder Anfang einer neuen Terror-welle sein. Sie wird Pakistanempfindlich treffen.

V O N A G N E S T A N D L E R , I S L A M A B A D................................................

[email protected]

GESAGT IST GESAGT

„Deutschland, ich bin über-zeugt davon, dass es trotzaller Probleme in der Vor-bereitung für den viertenTitel reicht. Das junge, hung-rige und technisch versierteTeam Belgiens ist mein Ge-heimfavorit.“

Winfried Kretschmann, Grüne,Ministerpräsident von Baden-Würt-temberg, auf die Frage, wer Fußball-Weltmeister wird.......................................

„Die Jungen werden müdeund matt, junge Männerstolpern und stürzen. Dieaber, die dem Herrn ver-trauen, schöpfen neue Kraft,sie bekommen Flügel wieAdler.“

Jesaja, Prophet, zum Auftaktder Fußball-Weltmeisterschaft zitiert vom Oldenburger Bischof Jan Janssen.......................................

„Okay. Mann oder Maus. Siehaben mich herausgefordert.Ich fürchte, ich muss das jetztmachen.“

Boris Johnson, Bürgermeister vonLondon, will sich von einem Wasser-werfer abspritzen lassen, um zudemonstrieren, dass die Geräte imGrunde ungefährlich sind.......................................

GUT ZU WISSEN

!Mehrheit nutztOnline-Banking

Sicherheit und Datenschutzsind einer aktuellen Studiezufolge unverändert die wich-tigsten Anforderungen bei denNutzern des Online-Banking.Insgesamt nutzen inzwischenmehr als 70 Prozent der Men-schen in Deutschland dasOnline-Banking, ergab einevon der Initiative D21 und derFinanzberatung Fiducia inAuftrag gegebenen Studie.Demnach lehnen aber 19 Pro-zent der Befragten entspre-chende Dienste weiter bewusstab. Die größte Sorge sei dabeidie Angst vor Betrug, geben 76Prozent der Ablehner an. Beimmobilen Banking werden dieGefahren laut der Studie sogarnoch deutlich höher einge-schätzt. (dpa)

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2 Themen des TagesS Ü D K U R I E R N R . 1 3 4 | M PF R E I T A G , 1 3 . J U N I 2 0 1 42 Themen des Tages S Ü D K U R I E R N R . 1 3 4 | M PF R E I T A G , 1 3 . J U N I 2 0 1 4

17

SonstigeNadelbäumeBuche

1194

Baumarten-verteilung

Fichte64

sonstige Laubbäume

Angabenin Prozent

Tanne12

OrchideenwaldDeggenreuschenRauschachen

Bad Dürrheim

Donaueschingen

Brigachtal

St. Georgen

FurtwangenVöhrenbach

Wolterdingen

NiedereschachKönigsfeld

Donau

NeckarBrigach

Breg

HüfingenBräunlingen

Blumberg

Triberg

Schonach

Schönwald

Villingen- Schwenningen

TribergerWasserfälle

BalzerHerrgottHexen-lochmühle

RundwegRundweg

Rohrhardsberg- Obere Elz

Schlossberg-Hauberg

Schwenninger Moos

Birken-Mittelmeß

OrchideenwaldDeggenreuschenRauschachen

Naturphänomene

QUELLE: FORST-BW, MINISTERIUMSÜDKURIER-GRAFIK: STELLER /BILDER: TOBIAS MARX, MAX, PHOTOCREW - FOTOLIA

Staats- und BundeswaldAlleineigentum Bund oder Land

Gemeinde- und sonstiger Körper-schaftswald Alleineigentum Zusammenschlüsse öffentlichen Rechts

Wem der Wald gehört

Großprivatwald mit eigener Verwaltung, z. B. Religionsgemeinschaften

Mittlerer- und Kleinprivatwald ohne eigene Verwaltung

Schwarzwald-Baar-Kreis

Baden-Württemberg

%% 4545

13

42%4738

Waldfläche

nstigenstigeäume

eDas bedeutet Baar

Im Landkreis beginnen die Donauund der Neckar. Zwei Städte, Donau-eschingen und Furtwangen, bean-spruchen jeweils die Donauquelle.Beide Städte, ebenso die beidenQuellflüsse Brigach und Breg, gehörenzum Landkreis. Der Neckarursprungbefindet sich im Stadtbezirk Schwen-ningen der Stadt Villingen-Schwen-ningen. Das Wasser beider Flüssenimmt unterschiedliche Wege; wäh-rend die Donau in das Schwarze Meermündet, fließt der Neckar über denRhein in die Nordsee. Somit durch-quert die Europäische Hauptwasser-scheide das Kreisgebiet, in einergroßen, nach Osten offenen Schleifeum die Donauquellen herum. WeitereFlüsse wie die Elz, die Wilde Gutach,die Gutach, die Schiltach und einNebenbach des Biber beginnen imKreis ebenfalls ihren Lauf, die Wutachtangiert ihn. Damit entwässert dasKreisgebiet nach Süden zum Hoch-rhein/Bodensee, nach Westen undNordwesten zum Oberrhein, nachNordosten in den Neckar und nachOsten in die Donau.

Überall FlüsseDas Auerhuhn aus der Familie derRaufußhühner ist sehr scheu und nurnoch selten in den lichten Bergwäl-dern des Hochschwarzwaldes an-zutreffen. Er gilt in weiten TeilenMitteleuropas als bedroht und stehtin Deutschland auf der Roten Listemit der höchsten Gefährdungsstufe.Deshalb ist es umso erfreulicher, dassdieser eindrucksvolle Vogel imSchwarzwald mit geschätzten 600Exemplaren noch heimisch ist. Auer-hühner brauchen lichte, strukturierteNadelholzbestände mit Tannen, Kie-fern, Fichten sowie hin und wiederBuchen und eine gut entwickelteBodenvegetation. Dazu zählt be-sonders die Heidelbeere. Die Zwerg-sträucher bieten nicht nur Deckungvor Fressfeinden, sondern auch Wind-schutz. Außerdem besiedeln InsektenBlätter und Zweige. Für die heran-wachsenden Küken sind diese Insek-ten unverzichtbare, proteinreicheNahrung. Für die erwachsenen Auer-hühner bieten die Blätter und Blüten,insbesondere aber die Früchte einewichtige Nahrungsquelle.

Der Auerhahn

Schwarzwälder Schinken ist eine derbekanntesten regionalen Markenüberhaupt. Auf dem Feldberg stehtdas Schwarzwälder-Schinken-Mu-seum. Rohschinken darf nur so hei-ßen, wenn er im Schwarzwald her-gestellt und verpackt wurde. Seit 1997ist die Marke geschützt. Zur Her-stellung wird der Schinken trockengepökelt und mit Knoblauch, Korian-der, Pfeffer und Wacholder einge-rieben. Zwei Wochen verbleibt er ineiner Salzlake, zwei Wochen imBrennraum. Anschließend wird er inRäucherkammern kalt über frischemTannen- und Fichten-holz geräuchert, dreiWochen hängt er bei25 Grad. Schließlichreift der Schinkennoch zwei bis dreiWochen an der Luft.

Der Schinken

Geheim-nisvoll, un-erforscht, einmystischerOrt mit An-ziehungskraft:Der BalzerHerrgott, einein eine Weid-buche einge-wachsenesteinerneChristusfigurB I L D : R S E ST E R -

FO T O L I A

Unser Wald, unsere Heimat – Die Besonder-heiten unserer Wälder:3. Mai: Landkreis Waldshut9. Mai: Landkreis Konstanz16. Mai: Landkreis Tuttlingen23. Mai Landkreis Sigmaringen30. Mai: Landkreis Bodenseekreis6. Juni: Landkreis Ravensburg13. Juni: Schwarzwald-Baar-Kreis20. Juni: Landkreis Lörrach

Die Serie im Internet:www.suedkurier.de/unser-wald

Die SerieSchwarzwald ist klar: Viele dunkleTannen lassen den Wald schwarzaussehen. Aber warum heißt die BaarBaar? Ganz einfach: Baar heißt nichtsanderes als – Land der Quellen! DieBaar-Hochmulde ist ein naturräum-lich begünstigtes Gebiet, das dankseines großen Wasserreichtums schonseit ewigen Zeiten für Menschen undTiere gute Lebensbedingungen bietet.Menschen siedelten sich hier eher anals im hohen Schwarzwald oder aufden trockenen Höhen der Schwäbi-schen Alb. Gleichzeitig war die Baarein günstiges Durchzugsland. Wassersichert Überleben, Wasserläufe ge-

ben Orientierung. Sprachforscherhaben herausgefunden, dass dasWort Baar auf eine uralte Sprach-wurzel zurückgeht, auf das indo-

germanische bzw. vorkeltische„bher“, was Quelle heißt.

Südwestlich von Furtwangen lockt dieRundtour über Balzer Herrgott undHexenlochmühle: Start ist in NeukirchRichtung Bregenbachtal. Über denVogtshansenhof geht’s auf einenHöhenweg, der durch den Kohlerwaldüber den Fallengrund zum BalzerHerrgott führt. Der Balzer Herrgott isteine in eine Weidbuche eingewachse-ne steinerne Christusfigur zwischenWildgutach und Neukirch-Fallen-grund. Entstehung und Herkunft sindnicht vollständig geklärt. Eine Thesebesagt, dass ihn Hugenotten oderaber Royalisten auf der Flucht aus

Frankreich am Hang liegen gelassenhätten. Eine Bäuerin erzählt, er stam-me aus einem Kloster und sei inKriegszeiten an der Stelle im Waldversteckt worden. Laut einer drittenVersion sei die Figur um 1800 auf-grund eines Gelübdes von einemBauern namens Balzer erstellt wor-den. Danach geht’s zur altehrwürdi-gen Hexenlochmühle, bis zum Beha-hof und ins Bregenbachtal. Vorbei amRabenfelsen entlang dem idyllischenBachlauf des Bregenbachs bis zu denHäusern von Bregenbach. Anschlie-ßend zurück zum Ausgangspunkt.

Wo man den Herrgott trifft

Triberg mit seinen Ortschaften Gremmelsbach undNußbach ist in 600 bis 1038 Meter Höhe gelegen.In einer schwarzwaldtypischen Landschaft findensich unter anderem ein Haltepunkt einer der

schönsten Gebirgsbahnen Europas, derSchwarzwaldbahn, sowie Deutschlands höchste Wasserfälle.

Themen des Tages 3S Ü D K U R I E R N R . 1 3 4 | M PF R E I T A G , 1 3 . J U N I 2 0 1 4 Themen des Tages 3S Ü D K U R I E R N R . 1 3 4 | M PF R E I T A G , 1 3 . J U N I 2 0 1 4

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Unser Wald, unsere Heimat

präsentiert

Der Landkreis Lörrach hat, ähnlich wieseine Nachbarlandkreise, fast schonmediterrane Besonderheiten, die ihnaußergewöhnlich machen. Einmalig istdie Lage im Dreiländereck Deutsch-land, Frankreich und Schweiz. So ist dieLandesgrenze im Süden iden-tisch mit der Staatsgrenze zurSchweiz. Im Westen fällt dieLandesgrenze auf einer Längevon 20 Kilometern mit derdeutsch-französischenStaatsgrenze zusammen.Auch die vertikale Erstreckungdes Landkreises von 200 Me-tern Meereshöhe im Rheintalüber den Dinkelberg, dasMarkgräfler Hügelland, den Südwest-schwarzwald bis zum 1416 Meter hohenBelchen im Hochschwarzwald ist ein-malig.

Der Landkreis nimmt mit seinen220 000 Einwohnern und einer Flächevon 807 Quadratkilometer im Land und

innerhalb der Region Hochrhein-Bo-densee eine mittlere Position ein. Erweist große strukturelle Unterschiedeauf: Die Gebiete im vorderen und mitt-leren Wiesental sowie im Hochrheintalsind dicht besiedelt und stark industria-lisiert. Daneben befinden sich die land-schaftlich außerordentlich reizvollenTal- und Hochlagen des südlichenSchwarzwaldes. Sie sind dünn besiedeltund wirtschaftlich schwach. Hier herr-schen Landwirtschaft, Kleingewerbeund Fremdenverkehr vor. Davon unter-scheidet sich das Gebiet der Markgraf-schaft mit ihren stattlichen Dörfern undalten Marktflecken deutlich: Nebendem Kleingewerbe ist es vor allem dieLandwirtschaft mit ihren Sonderkultu-ren, dem Obst- und Weinbau, die die-sem Landstrich sein Gepräge gibt.

Der Buchswald von Grenzach-Wyhlen ist einer der ältesten sowie letz-ten Wildstandorte des immergrünenBuchsbaumes in Deutschland. Nir-gends sonst bildet der Buchs so dichteund ausgedehnte, bis über vier Meterhohe Bestände. Leider wird dieser ein-malige Bestand seit einigen Jahren vondem aus Fernost über den Hafen Weilam Rhein eingeführten Buchsbaum-zünsler bedroht, was dazu führt, dassder Buchs seine Blätter verliert. DerBuchsbaumzünsler ist ein in Ostasienbeheimateter Schmetterling, der alsNeozoon seit 2007 in Europa auftritt.Vermutlich durch den internationalenHandel mit Baumschulware erfolgte dieEinschleppung. 2007 wurde die Art erst-mals in Weil am Rhein am GemeinenBuchs nachgewiesen. Die Populationim Siedlungsgebiet um Basel dehnt sich

seit 2007 pro Jahr um fünf Kilometerkreisförmig aus und führte im Zusam-menhang mit einem gleichzeitigen Be-fall durch den Pilz Cylindrocladium bu-xicola bis zum Jahr 2010 zu einem völli-gen Verkahlen des jahrhundertealtenBuchsbaumwaldes bei Grenzach-Wyhlen. Aufgegeben ist der Buchswald

jedoch nicht. ForstamtsleiterThomas Unke: „Ein Großteilder Buchsbäume ist tatsäch-lich abgestorben, doch auchfür den Buchswald gilt: DieHoffnung stirbt zuletzt“, er-zählt er: „Es gibt Erholungsan-zeichen, insbesondere imnördlichen und östlichen Ver-breitungsgebiet außerhalb desNaturschutzgebiets haben

Buchsbäume überlebt oder wieder aus-getrieben.“ Der Zünsler wird nicht di-rekt bekämpft. Die Forstwirte hoffen aufeine erfolgreiche Etablierung natürli-cher Feinde, zum Beispiel Vögel, Wes-pen, Parasiten oder ähnliches.

Die Weite und Offenheit der Land-schaft mit ihrem Wechsel zwischenWald, Wiesen und Weiden sowie dieGastfreundschaft der Bewohner sindmarkante Merkmale des Erholungsge-bietes. Sehenswerte Kultur- und Natur-denkmäler wie die Schlossruine Röt-teln, die Wasserschlösser Inzlingen undSchliengen, der Nonnenmattweiherund die Hasler Tropfsteinhöhle (Erd-mannshöhle) sind Zeugen der alten Kul-turlandschaft. Die Thermen des Ober-rheins waren schon den Römern be-kannt. Dort liegt Bad Bellingen, dasjüngste Heilbad der Region. Der Waldprägt das Landschaftsbild und hat eineherausragende Rolle beim Erhalt der Le-bensraum- und Artenvielfalt. Im Walddes Landkreises Lörrach liegen rund 340Hektar Bann- und Schonwälder sowieetwa 2300 Waldbiotope mit einer Ge-samtfläche von rund 2800 Hektar.

Einsatz imAuftrag derwilden Natur

Unser Wald, unsere Heimat (8): Im Landkreis Lörrach istdie Rückkehr seltener Tiere zu beobachten. Tierische Ein-wanderer aus Asien bedrohen jedoch den Buchsbaum

................................................

„Auch für den Buchswaldgilt: Die Hoffnung stirbtzuletzt.“

Thomas Unke, Forstamtsleiter................................................

V O N A N D R E A S S C H U L E R................................................

Das berühmte Big Tipi auf der Expo Hanno-ver im Jahr 2000. Die zwölf 100 Jahre altenund 31 Meter langen Eichenstangen stamm-ten aus dem Landkreis Lörrach. B I L D : D PA

unsere Heimat

SÜDKURIER

Unser Wald

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Das Southside-Festivalim Liveticker60 000 Musikbegeisterte feiernan diesem Wochenende inNeuhausen ob Eck beimSouthside 2014. Wir berichtenab Freitag live vom Festival!www.suedkurier.de/southside

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10 Ausflugstipps für denHochrheinVom Badesee bis zum Mu-seum: Der Hochrhein hat vielSpannendes zu bieten! Wirhaben zehn Tipps für einengelungenen Sommerausflug.www.suedkurier.de/bawue-sk

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33% – Ja, freiwillig werden ihn dieHelm-Muffel sonst nie tragen.67 % – Nein, jeder muss selbstentscheiden.

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Heute

Olé und Oje. E RL

Zum Tag

Rund 55 000 Menschen, das sind soviel, wie in ein Bundesliga- oder

WM-Stadion passen. Die 55 000 Men-schen, um die es hier geht, jubeln abernicht ihren Lieblingsmannschaften zu.Sie sitzen auf seeuntüchtigen, überfüll-ten Booten und riskieren ihr Leben.55 000 Menschen, so viele wie nochnie, haben seit Beginn dieses Jahres dieÜberfahrt meist von der Küste Libyensüber das Mittelmeer nach Italien ge-wagt. Wie soll Europa mit diesen Men-schen und den Hunderttausenden, dieihnen in den kommenden Jahren fol-gen werden, verfahren?

Kommende Woche beim EU-Gipfelin Brüssel sollte dieses Thema ganzoben auf der Tagesordnung stehen.Stattdessen werden sich die Staats-und Regierungschefs vor allem darü-ber streiten, wer in der EU künftig wel-chen Posten bekommen wird und wiesehr verschuldete Länder sich weiterverschulden dürfen. Das sind ebenfallswichtige Fragen. Aber sie verlieren anBedeutung, wenn massenhaft Men-schen im Mittelmeer ertrinken. Bis zu20 000 Tote gab es hier in den vergan-genen 20 Jahren.

Das Zynische dabei ist: Handelt essich, wie bei einem Bootsunglück imvergangenen Oktober, um über 350 To-te, hält die Medienwelt und mit ihr daskollektive Gewissen kurz inne. Sterbenaber alle paar Tage nur fünf bis zehnMenschen, darunter schwangere Frau-en und Kinder, dann interessiert dasniemanden mehr. Das sind die betäu-benden Nebenwirkungen des Wohl-stands, an den sich vor allem Mittel-und Nordeuropäer in Jahrzehnten desFriedens gewöhnt haben.

Wäre es möglich, sollten die europäi-schen Staats- und Regierungschefs ih-ren Gipfel in einem der überfülltenFlüchtlingscamps in Sizilien, irgendwoan der libyschen Küste, wo Zehn-,wenn nicht Hunderttausende auf die

Überfahrt warten, oder in den vomKrieg zerstörten Ländern wie Somalia,Eritrea oder Syrien abhalten. IhreGleichgültigkeit gegenüber denFlüchtlingen würde sich rasch in eineaktive Politik umwandeln. Das Fehleneiner gemeinsamen politischen Ant-wort auf die unkontrollierte Massen-einwanderung und die Tausenden To-desopfer an Europas Grenzen sind dasgrößte humane Versagen der EU.

Was also kann die EU tun? Ihre Gren-zen vollständig zu öffnen, ist auch imHinblick auf die Überlastung der Sozi-alsysteme oder das Erstarken extremis-tischer Parteien völlig undenkbar. Eineeffektive Verteidigung der EU-Außen-grenzen ist eine Illusion geworden,nachdem die Alliierten 2011 Libyenbombardierten. Seit die Herrschaft desDiktators Muammar al-Gaddafi been-det ist, haben Banden in Libyen das Sa-gen, die sich teilweise auch als Schlep-per betätigen und keinerlei Interesseam Grenzschutz haben. Sie verdienenam Exodus. Der bleibt so lange Reali-tät, wie es Kriege und Verfolgungen inAfrika und im Mittleren Osten gebenwird. Die Ursachen dieser Konfliktepolitisch zu bekämpfen, gebietet sichheute mehr denn je.

Der Zustrom nach Europa wird nichtab-, sondern weiter zunehmen. Das Ri-siko des Ertrinkens schreckt die Flücht-linge nicht, ebenso wenig die scharfenEU-Gesetze. Die Abschottung ist des-halb keine Option mehr. Ein konkreterSchritt in die richtige Richtung wäre,Asylsuchenden die Chance zu geben,bereits vor der Überfahrt einen ent-sprechenden Asylantrag in den Bot-schaften der EU-Staaten zu stellen. Beieinem positiven Bescheid kann danneine sichere und legale Überfahrt ga-rantiert werden. Die 28 EU-Staatensollten sich über Aufnahmequoten ei-nigen. Auch Länder wie Polen, Tsche-chien oder Bulgarien müssen sich nachihren Möglichkeiten beteiligen. Ge-wiss, Europa hat viele Schwächen. Sei-ne Stärke aber sind weitgehenderWohlstand und Frieden. Beides ver-pflichtet die Europäer gegenüber den-jenigen, die am Rande ihrer Existenzstehen.

F L Ü C H T L I N GE

Europas PflichtTausende von Flüchtlingen habenauf der Überfahrt von Afrikanach Europa ihr Leben verloren.Die Abschottung gegen sie istkeine Option mehr.

V O N J U L I U S M Ü L L E R - M E I N I N G E N................................................

[email protected]

GESAGT IST GESAGT

„Es scheint, als gewöhnen wir uns an die Situation.“

Volker Jung, Vorsitzender derKammer für Migration und In-tegration der EKD, zur Lage derMenschen in Syrien.......................................

„Wir freuen uns auf unsereFamilien, die uns hoffentlichnoch wiedererkennen.“

Klemens Reindl, Bergwacht-Einsatzleiter, nach dem erfolg-reichen Abschluss der Rettungs-aktion in der Riesending-Schacht-höhle.......................................

„Ansonsten ist die dänischeMinisterpräsidentin eine tolle Ministerpräsidentin.Und deshalb habe ich auchden Eindruck gewonnen: Ihr macht die Arbeit zu Hau-se viel Spaß.“

Angela Merkel, Kanzlerin (CDU),über Dänemarks MinisterpräsidentinThorning-Schmidt.......................................

ZUM WEITERSAGEN

! Was Fans allesso mitbringen

Die brasilianischen Bauernsind in Sorge vor der Ein-schleppung von Schädlingendurch WM-Touristen. Währendder Fußball-Weltmeisterschaftkönnten durch Fans aus ande-ren Ländern unbemerkt 350neue Parasiten-Arten einge-schleppt werden, teilte dieNationale Pflanzenschutz-Vereinigung Andef, ein Ver-band der brasilianischen Land-wirtschaft, mit. Das größteRisiko seien Touristen aus denUSA. Sie könnten mit mit-gebrachten Lebensmitteln 225bislang noch nicht vertreteneSchädlingsarten nach Brasilienbringen. In Italien und Frank-reich gibt es laut Andef rund120 Arten, die in Brasilienbisher nicht aufgetreten sind.Der am meisten gefährdeteAustragungsort sei Recife imNordosten des Landes. In derRegion wird Zuckerrohr,Baumwolle und Kakao an-gebaut. Durch Fans der auslän-dischen Mannschaften könn-ten dort 323 Schädlinge unbe-merkt eingeschleppt werden,hieß es. (AFP)

Chefredakteur:Stefan LutzStellvertretende Chefredakteure: Günter Ackermann, Torsten GeilingLeitende Redakteure: Dieter Löffl er, Margit Hufnagel, Sebastian PantelPolitik und Hintergrund: Dieter Löffl er; Wirtschaft: Peter Ludäscher; Kultur: Wolfgang Bager; Sport: Ralf MittmannVerlag und Herausgeber: SÜDKURIER GmbH, KonstanzGeschäftsführer: Rainer WiesnerVerlagsleitung: Michel Bieler-LoopAnzeigen: Michael BeyerVertrieb: Svenja GramppZustellung: Thomas KluzikSÜDKURIER GmbH, MedienhausMax-Stromeyer-Straße 178, 78467 KonstanzPostfach 102 001, 78420 KonstanzTelefon 0 75 31/999-0, Telefax 0 75 31/ 999-1485Abo-Service und Kleinanzeigen: Kostenlose Servicenummer 0800/880 8000

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Deutscher Lokaljournalistenpreis 2010 • 2012 European Newspaper Award 2011 • 2012 • 2013 • 2014

2 Themen des TagesS Ü D K U R I E R N R . 1 3 9 | M PF R E I T A G , 2 0 . J U N I 2 0 1 42 Themen des Tages S Ü D K U R I E R N R . 1 3 9 | M PF R E I T A G , 2 0 . J U N I 2 0 1 4

19

LandkreisLörrach

Baden-Württemberg

%%

303018

52

%

5038

WaldflächeBelchen

Todtnauberg

Hochblauen

Leuengraben

Röttlerwald

Nonnenmattweiher

Burgruine Rötteln

Erdmannshöhle

Gletscher-kessel Präg

W i e s e n t a l

D i n k e l b e r g

M a r k t -g r ä f e r -l a n d

Weil am Rhein

Lörrach

Steinen

Kandern

Malsburg-Marzell

Kleines Wiesental

Schliengen

Bad Bellingen

Inzlinger Wasserschloss

Grenzach-Wyhlen

Rheinfelden

Schopfheim

Schönau

Todtnau

Rh

e i n t a l

Belchen

Todtnauberg

Hochblauen

Leuengraben

Röttlerwald

Natur-phänomene

Nonnenmattweiher

Burgruine Rötteln

Erdmannshöhle

Gletscher-kessel Präg

W i e s e n t a l

D i n k e l b e r g

M a r k -g r ä f l e r -l a n d

Weil am Rhein

Lörrach

Steinen

Kandern

Malsburg-Marzell

Kleines Wiesental

Schliengen

Bad Bellingen

Inzlinger Wasserschloss

Grenzach-Wyhlen

Rheinfelden

Schopfheim

Schönau

Todtnau

Rh

e i n t a l

QUELLE: FORSTBW,

MINISTERIUMSÜDKURIER-

GRAFIK: STELLERBILDER: EMER - FOTOLIA, DPA

Staats- und BundeswaldAlleineigentum Bund oder Land

Gemeinde- und sonstiger Körperschaftswald Alleineigentum Zusammenschlüsse öffentlichen Rechts

Großprivatwald mit eigener Verwaltung, z. B. Religions-gemeinschaften

Wem der Wald gehört

Mittlerer- und Kleinprivatwald ohne eigene Verwaltung

Sonstige Nadelbäume

Douglasie

Tanne

Eiche

3

76Baumartenverteilung

Fichte31

Buche34

sonstige Laubbäume

Angabenin Prozent

4

15

Seit 1503 gehörte das Gebietzwischen Mühlheim und Schopf-heim zur Markgrafschaft Baden-Durchland – daher hat dieser Land-strich den Namen Markgräflerlanderhalten. 1589 wurde das markgräf-liche Forst- und Jagdhaus in Kandernerbaut. Es diente seitdem als Dienst-sitz der Forstverwaltung. 2009 ver-kaufte das Land das denkmalge-schützte Gebäude an die Stadt Kan-dern, nach wie vor wird es forst-lich genutzt. Damit ist es dasälteste Forsthaus desLandes.Zur Forstgeschichte vonKandern gehört auchdie Goldene Sau. Mark-graf Georg Friedrichstiftete dieses Trinkgefäßin Gestalt eines Keilers1605 als Andenken aneine erfolgreiche Sau-jagd. Es ist ein Werk des be-rühmten Augsburger GoldschmiedsBalthasar Lerff, aus getriebenemSilber, feuervergoldet und wiegt 2,5Kilogramm. Das Fassungsvermögenbeträgt 1,5 Liter. Das Original derGoldenen Sau wurde 1976 an dasLandesmuseum Karlsruhe übergeben.Im Gegenzug erhielt das ForstamtKandern eine originalgetreue Nach-bildung. Seither wird die Goldene Sauals Talisman gegen alle widrigenUmstände für das Forstamt Kandernbetrachtet. Noch heute wird zu be-stimmten Anlässen Markgräfler Gut-edel aus der Goldenen Sau getrunken.Den ersten Eintrag im Gästebuchschrieb 1605 Markgraf Georg Fried-rich. Dieses Gästebuch ist ein kultur-historisches Zeitzeugnis der wechsel-haften Geschichte der Markgrafschaft.

Goldene SauEiner der bedeutenden Markenartikeldes Landkreises Lörrach ist die Dou-glasie, eine kanadische Kiefernart, dienach dem schottischen Botaniker D.Douglas benannt ist. Diese Baumartwar bis zur Eiszeit bei uns überall

heimisch. Anfang des 19. Jahrhun-derts wurde die Pflanze durch daswürttembergische Königshauswieder eingeführt und seitdemvermehrt forstwirtschaftlich kulti-viert. Das Holz ist gekennzeichnetdurch seine ausgeprägte Strukturmit gelblicher bis rotbrauner

Färbung. Im Baugeschäft ist dasDouglasienholz aufgrund derguten Festigkeit und guten Witte-

rungsbeständigkeit vor allem fürden Einsatz im Außenbereichbeliebt. Aber auch für Ver-arbeitung zu Möbeln, Innen-

treppen und Fußbodenbelägenist es bestens geeignet.

Douglasien

Der Belchen ist mit 1414 Metern dievierthöchste Erhebung im Schwarz-wald. Aufgrund seines von der Ober-rheinebene her fast symmetrischenProfils mit der kahlen Bergkuppe gilter als schönster Berg des Schwarz-waldes. Gleiches gilt für den Panora-mablick: Durch seine exponierte Lagehat man bei günstiger Wetterlageeinen grandiosen Blick über das ge-samte südliche Oberrheintal bis zuden Westalpen. Der Feldberg ist miteiner Höhe von 1493 Metern zwar derhöchste deutsche Mittelgebirgsgipfel.Er liegt knapp außerhalb des Kreis-gebietes, doch seine südwestlichenHänge fallen steil ins Wiesental ab.

Der BelchenSeit 1912 gilt die Wildkatze in Baden-Württemberg offiziell als ausgestor-ben. Nur daran halten möchte sie sichnicht wirklich. 2009 wurde das alssehr scheu geltende Tier im Rött-lerwald bei Lörrach (siehe Artikel amFuß dieser Seite) erstmals wiedergesichtet. Hubert Stratmann, derWildtierbeauftragte der Forstbehörde,stellte Fotofallen auf, die mit Infrarot-technik für Nachtaufnahmen aus-gestattet sind – mit dieser Kamerakonnte er das Vorkommen bestätigen.Eine erste genetisch analysierbareHaarprobe wurde 2010 gewonnen, imFrühjahr 2011 sind in drei weiterenWaldgebieten durch genetische Un-

tersuchungen Haarproben von Wild-katzen nachgewiesen worden. Nachdiesen vier, zeitlich und räumlichrecht nahe beieinander liegendenNachweisen gilt es als sicher, dass essich nicht nur um einzelne, zufälligdurchstreichende Exemplare handelt.„Vielmehr haben Wildkatzen dienaturnah bewirtschafteten Wald-gebiete im Landkreis Lörrach wohlangenommen und wieder besiedelt“,sagt Forstamtsleiter Thomas Unke,grenzt jedoch ein: „Von einer gesi-cherten Population kann allerdingsnoch nicht gesprochen werden.“ Diesoll sich jedoch in den kommendenJahren entwickeln.

Wildkatzen im LandkreisUnser Wald, unsere Heimat – DieBesonderheiten unserer Wälder:3. Mai: Landkreis Waldshut9. Mai: Landkreis Konstanz16. Mai: Landkreis Tuttlingen23. Mai: Landkreis Sigmaringen30. Mai: Landkreis Bodenseekreis6. Juni: Landkreis Ravensburg13. Juni: Schwarzwald-Baar-Kreis20. Juni: Landkreis Lörrach

Die Serie im Internet:www.suedkurier.de/unser-wald

Die Serie

➤ Orkan Lothar: Am zweiten Weih-nachtsfeiertag 1999 bricht OrkanLothar mit voller Wucht über Süd-westdeutschland herein. Selbststurmerprobte und feste Baumartenwie die Eiche können solchen Natur-kräften nichts mehr entgegensetzen.Fast die Hälfte des Röttlerwaldes beiLörrach liegt danach am Boden:30 000 Kubikmeter Holz. Die Waldweltwird innerhalb von Minuten auf denKopf gestellt. Forstamtsleiter ThomasUnke: „Wir Menschen stehen fas-sungslos daneben und stellen fest:Solche Stürme wird es wieder geben.Wie stellt sich Wald darauf ein? Waskönnen wir daraus lernen?“ Diese undandere Fragen wollen Wissenschaftlerim Anschluss nach Lothar seitherbeantworten. Deswegen wurde derRöttlerwald 2001 zum Bannwalderklärt: „Ein geworfener Wald richtetsich ganz von alleine wieder auf – undwir schauen staunend zu“, sagt Unke.

➤ Allmende: Der Röttlerwald blickt –stellvertretend für viele Waldungen imgesamten Landkreis – auf eine wech-selvolle Geschichte zurück. Als „Vier-Höfe-Wald“ wurde er von den Bür-gern der Orte Binzen, Wollbach, Ötlin-gen und Tumringen (mit Haagen) als„Allmendwald“ gemeinsam genutzt.Der Wald sah damals viel lichter aus.Neben dem Holzeinschlag für denBau von Gebäuden, ließ man das Viehdarin weiden und sammelte auchkleinere Äste als Brennholz. NachEinführung der Stallhaltung wurdedas Laub als Einstreu für den Stallgenutzt, Eicheln und Bucheckernsammelte man nach wie vor – nichtnur für das Vieh. Für die Menschenjener Zeit stellte Bucheckernöl undEichelkaffee eine wichtige Ergänzungihres Speisezettels dar. Noch in denQuellen aus dem 15., 16. und 17. Jahr-hundert findet an Holzarten vor allemdie Eiche Erwähnung, sie war als

Faszination Bannwald Röttlerwald: Hier darf sich die Natur austobenbegehrtes Bauholz und Lieferantinvon Eicheln immer wieder gefördertworden. Die Buche war als Brennholzund für die Köhlerei begehrt. Als„verwüsteter Bauernwald“ wird erdenn auch in Schriften jener Zeitbeschrieben. Als Lebensgrundlagejener Zeit notwendig, bedeutete dieseArt der Übernutzung für den Bodeneinen ständigen Nährstoffentzug. Erstdie Einführung der geregelten Forst-wirtschaft ermöglichte schrittweiseeine nachhaltige Nutzung der Wälder.Im 16. Jahrhundert fiel der Besitz andie Herrschaft von Rötteln, später andie Markgrafschaft. Seit der Säkulari-sation 1806 gehört der Röttlerwaldzum Staatswald.➤ Totes Holz als Lebnsraum: Rund einViertel aller in Deutschland vorkom-menden Käferarten lebt an totemHolz und an Holzpilzen. Für unserAuge oft erst auf den zweiten Blickerkennbar, bereiten Pilze die Zerset-

zung des reichlich vorkommendentoten Holzes vor. Im Wirtschaftswaldgerade einmal fünf Kubikmeter, hatSturm Lothar hier für runde 150 Ku-bikmeter Totholz gesorgt. Aber auchgrößere Tiere fühlen sich im Bann-wald wie im Paradies – die Hohltaubekann sich in verlassenen Schwarz-spechthöhlen ein Nest bauen. Dasheimische Wild fühlt sich im „Kreuz-und-Quer“ der Baumstämme „sau-wohl“. Jäger sind deshalb die Ein-zigen, die den Bannwald Röttlerwaldnoch „nutzen“ dürfen. Ohne seinenatürlichen Feinde wie Wolf undLuchs würde der Wildbestand zu starkanwachsen und der Schaden im Waldund auf den umliegenden Feldernund Wiesen zu groß werden.

B I L D :Ein Waldschrat weist auf den BannwaldRöttlerwald bei Lörrach hin. Hier wird der

Natur auf 166 Hektar freien Lauf gelassen.B I L D : S C H U L E R

Die Goldene Sau aus Kandern.Bild oben: Blick auf denDinkelberg und den

Schweizer Jura;rechts Wehr, links

Schopfheim. B I L D :

M A N F RE D S C H M I DT - FO T O L I A

Themen des Tages 3S Ü D K U R I E R N R . 1 3 9 | M PF R E I T A G , 2 0 . J U N I 2 0 1 4 Themen des Tages 3S Ü D K U R I E R N R . 1 3 9 | M PF R E I T A G , 2 0 . J U N I 2 0 1 4

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