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Nachrichten aus der Chemie| 62 | Februar 2014 | www.gdch.de/nachrichten 168 BJournalV Für Anwender Structural Methods in Molecular Inorganic Chemistry. Von David W. H. Rankin, Norbert Mitzel, Carole Morrison. John Wiley and Sons, Chichester, UK, 2013. 498 Seiten, brosch. 57,90 Euro. ISBN 978–0–470–97278–6 b Das vorliegende Buch ist eine Neuauflage von „Structural Methods in Inorganic Chemistry“ aus dem Jahr 1987, damals von Ebsworth, Rankin und Cradock. Da sich seitdem viel auf dem Gebiet der anorgani- schen Strukturchemie getan hat, ist nun auch der Titel geändert, der Rezensionen Schwerpunkt liegt auf molekularer anorganische Chemie. Die Struktur- aufklärung in der Materialchemie bleibt außen vor, was die Autoren freimütig anmerken. Das Buch will dem Leser das Werkzeug an die Hand geben, das er für die Interpre- tation von Messergebnissen benö- tigt. Auf ausschweifende theoreti- sche Einführungen wird verzichtet und auf die Literatur verwiesen. Fachsprachlich ist das Buch äu- ßerst gut gelungen. In fast allen Fäl- len sind Begriffe wie Signal, Bande, Peak, Reflex strikt unterschieden. Struktur und Geometrie werden je- doch im Chemikerjargon verwendet. Die Schreibweise von Punkt- und Raumgruppen ist im ganzen Buch leider unterschiedlich. Das Buch enthält eine ganze Rei- he an gut gelungenen und über- sichtlichen Abbildungen und Skiz- zen. Allerdings hätte Farbe an der ei- nen oder anderen Stelle sowohl zur Auflockerung als auch zur Verdeutli- chung beigetragen. In einer Abbil- dung vier bis fünf verschiedene Atomsorten und zusätzlich das HOMO und das LUMO in verschiedenen Grautönen zu unterscheiden, ist eine nahezu unlösbare Aufgabe. Das Buch ermöglicht Studieren- den den Einstieg in die Techniken zur Strukturaufklärung. Nach einer his- torischen Einführung und Abhand- lung der theoretischen und quanten- chemischen Grundlagen werden die spektroskopischen Methoden der NMR-, EPR-, ßbauer-, Rotations- und Vibrations-, UV/Vis-, und PES- Spektroskopie kapitelweise ausführ- lich besprochen und durch Beu- gungsmethoden sowie durch Mas- senspektrometrie ergänzt. Eine Rei- he von Fallbeispielen schließt das Buch ab. Diese schildern die Anwen- dung der Methoden, zeigen aber auch ihre Schwierigkeiten, sodass man einen insgesamt ausgewoge- nen Eindruck bekommt. Die Beispie- len sind instruktiv und umfassen so- wohl Klassiker (Struktur von XeF 6 ) als auch neuere Ergebnisse bis zum Jahr 2012. Jedes Kapitel endet mit einem Literaturverzeichnis, aller- dings haben hier gelegentlich Tipp- fehler eingeschlichen. Positiv hervorzuheben ist, dass das Buch die modernen Techniken b Kurz vorgestellt Für die Karriereplanung Wissenschaftliche Karriere. Fragen und Antworten 2006 bis 2012. He- rausgegeben vom Deutschen Hoch- schulverband, Bonn, 2013. 160 Sei- ten, brosch. 17,– Euro. ISBN 978–3–924066–98–7 Seit dem Jahr 2006 veröffentlicht der Deutsche Hochschulverband in seiner Zeitschrift Forschung und Lehre Antworten auf häufig gestellte Fragen zur wissen- schaftlichen Karriere und ihren Rahmenbedingungen. Dieser Band fasst Fragen und Antworten nun zusammen. Geförderte Exzellenz Exzellenzinitiative auf einen Blick. Herausgegeben von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Bonn, 2013. 124 Seiten. Kostenlos unter: http://delivr.com/2sw97 Die Broschüre zeigt die Exzellenz- cluster , Graduiertenschulen und Konzepte der zweiten Förderpha- se der Exzellenzinitiative. Diese läuft in den Jahren von 2012 bis 2017. Angegeben sind jeweils For- schungsschwerpunkte, Kooperati- onspartner und Kontakte. Geld für die Forschung Von Drittmittel-Druck, Antragsflut und sekundärer Währung. Heraus- gegeben von der Deutschen For- schungsgemeinschaft, Bonn, 2013. Dossier unter www.dfg.de/foerde rung/grundlagen_rahmen bedingungen/drittmitteldruck. Anhand von Zahlen, Materialien und Berichten der Fachkollegien- Sprechertagung dokumentiert das Dossier die Entwicklung in der For - schungsfinanzierung. Dazu kom- men ihre Auswirkungen auf die For - schungsförderung und die Deut- sche Forschungsgemeinschaft.

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Nachrichten aus der Chemie| 62 | Februar 2014 | www.gdch.de/nachrichten

168 BJournalV

Für Anwender

Structural Methods in Molecular

Inorganic Chemistry.

Von David W. H. Rankin, Norbert

Mitzel, Carole Morrison. John Wiley

and Sons, Chichester, UK, 2013.

498 Seiten, brosch. 57,90 Euro.

ISBN 978–0–470–97278–6

b Das vorliegende Buch ist eine

Neuauflage von „Structural Methods

in Inorganic Chemistry“ aus dem

Jahr 1987, damals von Ebsworth,

Rankin und Cradock. Da sich seitdem

viel auf dem Gebiet der anorgani-

schen Strukturchemie getan hat, ist

nun auch der Titel geändert, der

RezensionenSchwerpunkt liegt auf molekularer

anorganische Chemie. Die Struktur-

aufklärung in der Materialchemie

bleibt außen vor, was die Autoren

freimütig anmerken. Das Buch will

dem Leser das Werkzeug an die

Hand geben, das er für die Interpre-

tation von Messergebnissen benö-

tigt. Auf ausschweifende theoreti-

sche Einführungen wird verzichtet

und auf die Literatur verwiesen.

Fachsprachlich ist das Buch äu-

ßerst gut gelungen. In fast allen Fäl-

len sind Begriffe wie Signal, Bande,

Peak, Reflex strikt unterschieden.

Struktur und Geometrie werden je-

doch im Chemikerjargon verwendet.

Die Schreibweise von Punkt- und

Raumgruppen ist im ganzen Buch

leider unterschiedlich.

Das Buch enthält eine ganze Rei-

he an gut gelungenen und über-

sichtlichen Abbildungen und Skiz-

zen. Allerdings hätte Farbe an der ei-

nen oder anderen Stelle sowohl zur

Auflockerung als auch zur Verdeutli-

chung beigetragen. In einer Abbil-

dung vier bis fünf verschiedene

Atomsorten und zusätzlich das

HOMO und das LUMO in verschiedenen

Grautönen zu unterscheiden, ist eine

nahezu unlösbare Aufgabe.

Das Buch ermöglicht Studieren-

den den Einstieg in die Techniken zur

Strukturaufklärung. Nach einer his-

torischen Einführung und Abhand-

lung der theoretischen und quanten-

chemischen Grundlagen werden die

spektroskopischen Methoden der

NMR-, EPR-, Mößbauer-, Rotations-

und Vibrations-, UV/Vis-, und PES-

Spektroskopie kapitelweise ausführ-

lich besprochen und durch Beu-

gungsmethoden sowie durch Mas-

senspektrometrie ergänzt. Eine Rei-

he von Fallbeispielen schließt das

Buch ab. Diese schildern die Anwen-

dung der Methoden, zeigen aber

auch ihre Schwierigkeiten, sodass

man einen insgesamt ausgewoge-

nen Eindruck bekommt. Die Beispie-

len sind instruktiv und umfassen so-

wohl Klassiker (Struktur von XeF6)

als auch neuere Ergebnisse bis zum

Jahr 2012. Jedes Kapitel endet mit

einem Literaturverzeichnis, aller-

dings haben hier gelegentlich Tipp-

fehler eingeschlichen.

Positiv hervorzuheben ist, dass

das Buch die modernen Techniken

b Kurz vorgestellt

Für die Karriereplanung

Wissenschaftliche Karriere. Fragen

und Antworten 2006 bis 2012. He-

rausgegeben vom Deutschen Hoch-

schulverband, Bonn, 2013. 160 Sei-

ten, brosch. 17,– Euro.

ISBN 978–3–924066–98–7

Seit dem Jahr 2006 veröffentlicht

der Deutsche Hochschulverband

in seiner Zeitschrift Forschung

und Lehre Antworten auf häufig

gestellte Fragen zur wissen-

schaftlichen Karriere und ihren

Rahmenbedingungen. Dieser

Band fasst Fragen und Antworten

nun zusammen.

Geförderte Exzellenz

Exzellenzinitiative auf einen Blick.

Herausgegeben von der Deutschen

Forschungsgemeinschaft, Bonn,

2013. 124 Seiten.

Kostenlos unter:

http://delivr.com/2sw97

Die Broschüre zeigt die Exzellenz-

cluster, Graduiertenschulen und

Konzepte der zweiten Förderpha-

se der Exzellenzinitiative. Diese

läuft in den Jahren von 2012 bis

2017. Angegeben sind jeweils For-

schungsschwerpunkte, Kooperati-

onspartner und Kontakte.

Geld für die Forschung

Von Drittmittel-Druck, Antragsflut

und sekundärer Währung. Heraus-

gegeben von der Deutschen For-

schungsgemeinschaft, Bonn, 2013.

Dossier unter www.dfg.de/foerde

rung/grundlagen_rahmen

bedingungen/drittmitteldruck.

Anhand von Zahlen, Materialien

und Berichten der Fachkollegien-

Sprechertagung dokumentiert das

Dossier die Entwicklung in der For-

schungsfinanzierung. Dazu kom-

men ihre Auswirkungen auf die For-

schungsförderung und die Deut-

sche Forschungsgemeinschaft.

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Nachrichten aus der Chemie| 62 | Februar 2014 | www.gdch.de/nachrichten

169Bücher BJournalV

nicht als Allheilmittel glorifiziert,

sondern auf die traditionellen Tech-

niken der qualitativen und quantita-

tiven chemischen Analyse sowie der

Stöchiometrie verweist – denn nur

diese, so schreiben die Autoren, ge-

statten eine korrekte Überprüfung,

Interpretation und Einordnung der

Ergebnisse.

Jedes Kapitel behandelt Messme-

thoden sowohl für die Analyse gas-

förmiger, flüssiger als auch fester

Stoffe. Der Einfluss des physikali-

schen Zustands auf die Messergeb-

nisse wird anschaulich herausgear-

beitet. Das Kapitel Schwingungs-

spektroskopie behandelt zudem

nicht nur die IR- und ATR-IR-Spektro-

skopie sowie verschiedene Raman -

experimente, sondern auch entspre-

chende Untersuchungen mit Neu-

tronen- oder Elektronenstrahlen. Er-

gänzt wird dieses Kapitel schließlich

von einer praxisbezogenen Einfüh-

rung in die Gruppentheorie, mit

Bandenzuordnung sowie mit quali-

tativer und quantitativer Spektren-

analyse.

Besonders gut hat mir die Diskus-

sion im Kapitel „Wie gut ist die

Struktur?“ gefallen. Hier wird deut-

lich gesagt, wie trügerisch die übli-

chen Gütekriterien sein können und

wie leicht man ein kristallographi-

sches Problem übersehen kann.

Auch modernere Entwicklungen wie

die Elektronendichtebestimmung

anhand von Einkristallstrukturdaten

oder die Rietveld-Verfeinerung an

Pulvern werden besprochen, sodass

ein guter Eindruck der methodischen

Vielfalt entsteht.

Den Autoren ist eine wirklich gu-

te Einführung in die Methoden zur

strukturellen Charakterisierung von

Verbindungen der anorganischen

Molekülchemie gelungen. Das Buch

eignet sich sowohl für Studierende

als auch für Anwender, die Wissen

auffrischen wollen, ohne zu tief in

theoretische Grundlagen einsteigen

zu müssen. Man wird in einer jeden

strukturellen Charakterisierungsme-

thode umfassend informiert. In die-

sem Sinne kann ich das Buch voll

und ganz empfehlen.

Florian Kraus, München

Warum?

Bleiben Sie neugierig!

Von Vince Ebert. Rowohlt Taschen-

buch, Reinbeck, 2013. 286 Seiten,

brosch. 9,99 Euro.

ISBN 978–3–499–63043–9

b „Wissen vor acht“ heißt die Fern-

sehsendung, die uns – obacht, Tief-

sinn – kurz vor 20 Uhr TV-mäßig die

Fragen beantwortet, die wir an die

Welt und an die Wissenschaft haben

könnten, wenn wir zuvor den Redak-

teur gefragt hätten, was wir fragen

sollen. Wie funktioniert ein Laser?

Was ist das Besondere an Schrödin-

gers Katze? Was ist das Geheimnis

einer glücklichen Ehe? Warum riecht

Nivea nach Kindheit? Kurzum: Hier

gibt es 78 Antworten auf 78 Fragen,

die sich gerade jetzt nicht stellen.

Aber inzwischen muss ja jeder, der

einigermaßen erfolgreich seine Ni-

sche in der Wissensvermittlung ge-

funden hat und gleichzeitig lustig,

fröhlich oder glücklich ist, seine

Kompetenz multimedial und cross-

verlinkt unter die Leute bringen. Das

Buch bringt die wichtigsten Fragen,

die Vince Ebert, der Physiker unter

den engagierten wissensvermitteln-

den Spassmachern, in den Sekunden

kurz vor der Tagesschau ernsthaft

beantwortet.

Antworten zu Fragen aus der Phy-

sik, zu Tieren, zu Menschen und zu

Gott und seiner Welt – kurzum zu al-

lem, was Sie nie wissen wollten, sich

aber jederzeit zu fragen trauen.

Die Antworten sind kurz und kna-

ckig, sogar der Quantensprung als

kleinstmögliche Veränderung wird

richtig verkauft, wenn sich auch der

Sound eines Rennwagen nicht, wie

vermeldet, ändert, wenn er an mir

vorbei fährt. Der Ton bleibt wie er ist.

Der Rennwagen weiß ja gar nicht,

dass ich am Straßenrand stehe.

Sei’s drum: Hier gibt es Fragen

und merkbare, verständliche Ant-

worten für das Stammtischgespräch

der Akademiker. Alles korrekt und in

kleine Häppchen gegossen, gut ver-

träglich zu genießen; zumal Vince

Ebert als Kabarettist und Physiker

den Phänomenen ab und an noch ei-

ne skurrile Note abgewinnt. Manch-

mal leicht und locker, manchmal et-

was gekrampft. Gute Unterhaltung

also aus dem Zettelkasten eines un-

erschrockenen Menschen, der zeigt,

dass er an die Neugierde der Men-

schen, an den Menschen selbst und

an den Leser glaubt.

Ernst Guggolz, Mannheim

b Kurz vorgestellt

Fenster nach Fernost

Window-to-China Yearbook 2013.

Von Rolf Schmid. Bio4Business,

Stuttgart, 2014. 150 Seiten,

brosch. und pdf-Datei. 65,– Euro.

Window-to-Japan Yearbook 2013.

Von Rolf Schmid. Bio4Business,

Stuttgart, 2014. 120 Seiten,

brosch. und pdf-Datei. 55,– Euro.

Beide erhältlich über

www.window-to-japan.eu oder

info@ bio4business.eu.

Einen monatlichen Newsletter

mit Meldungen über Forschung

und Entwicklung in Universitäten

und Industrie Chinas [diese Nach-

richten S. 151] und einen über Ja-

pan publiziert der Chemieprofes-

sor und Unternehmensgründer

Rolf Schmid. Die Newsletter des

vergangenen Jahres hat er in zwei

Jahrbüchern zusammengefasst,

die Mitte Januar erschienen sind.