Ver gessen er Sch at z - thornconcept · 2017. 3. 15. · Ver gessen er Sch at z St ü ck f ü r St...

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Vergessener Schatz Stück für Stück holt Kirch- heimbolanden seinen unter- gegangenen Barockgarten ans Licht. Das Projekt kostet etwa 2,5 Millionen Euro; die Stadt hofft auf Sponsoren. Als Karl August von Nassau- Weilburg 1738 seine Residenz nach Kirchheimbolanden ver- legte, ließ er auch einen Garten im Stil der Zeit anlegen: streng axial und terrassiert, mit Was- serspielen und Flaniertreppen. Die Pläne haben sich erhalten, Fürst Karl Augusts Terrassengarten wird in Kibo wiederbelebt ebenso die Fundamente im seit- her mehrmals umgestalteten Schlossgarten. Denkmalschüt- zer und Archäologen, Baufor- scher und Gartenhistoriker le- gen diese seit Jahren frei. Es geht um mehr als eine blo- ße historisch gesicherte Rekon- struktion. Der Garten soll wie- derbelebt werden, als Ort der Künste wie der Freizeitgestal- tung, als kulturhistorisches Er- be und als Wirtschaftsfaktor. Die laufenden denkmalpflegeri- schen Arbeiten unterstützt die Stadt mit bis zu 60.000 Euro jährlich. Die Kosten für die ei- gentliche Revitalisierung wer- den auf 2,5 Millionen Euro ge- schätzt. „Die Hoffnung ist, dass sich Spender und Sponsoren en- gagieren“, erläutert die Projekt- koordinatorin bei der Ver- bandsgemeinde, Tatjana Fuchs. Um Mittel zu akquirieren und die Vision Barockgarten überre- gional bekanntzumachen, zog die Stadt Lydia Thorn-Wickert, Inhaberin der Agentur „thorn- concept.“ für innovative und nachhaltige Kulturprojekte, hinzu. Sie brachte die Stadt, die Meisterschule für Handwerker in Kaiserslautern, eine private Stiftung und Sponsoren zusam- men – in einer, wie sie formu- liert, „win-win-Situation für al- le Beteiligten“. Weitere Resulta- te der Zusammenarbeit waren kulinarische und kulturelle Pro- jekte zur Erfahrung der Barock- zeit speziell in Kirchheimbolan- den. „Man muss kein Denkmal- schützer oder Gartenexperte sein, um zu begreifen, dass hier unter dem Boden etwas Einzig- artiges und Kostbares erhalten geblieben ist“ , betont Thorn- Wickert. (kgi) INFO www.kirchheimbolanden.de: Die Broschüre „BarockerTerrassengar- ten“ kann von der Internetseite der Stadt heruntergeladen werden. Zwischen Schloss und Ballhaus, direkt neben dem Weinberg, wird das Gartenerbe freigelegt. FOTO: VERMESSUNGSBÜRO BUCHHOLZ/FREI Frau Thorn-Wickert, was be- geistert Sie an der Revitalisie- rung des Barockgartens? Die Revitalisierung ist keine zeitlich, räumlich oder finanzi- ell fertig definierte Kampagne, deren Erledigung man bei- spielsweise in den politischen Gremien anordnen oder dele- gieren könnte, sondern ein le- bendiger Prozess, der alle ge- sellschaftlichen Bereiche einbe- zieht, um erfolgreich zu sein. Dieser Prozess begeistert mich. Wie können Sie in diesem Pro- zess wirken? Ich sehe meine Aufgabe darin, konkrete Projekte zu entwi- ckeln, die dem Gesamten dien- lich sind. Diese können ganz un- terschiedliche Inhalte haben, erfüllen aber alle das Prinzip der Nachhaltigkeit: beispiels- weise ein interkulturelles Dia- logprojekt mit ukrainischen Steinmetzschülern und Stein- bildhauern, das sehr erfolgreich seit vier Jahren läuft. Neben den Projekten, die in Kooperation mit der Stadt entstehen, gibt es viele neue Ideen. Dabei geht es um Kultur, Austausch, junge Menschen, die Wiederbelebung der historischen Altstadt und den Erhalt von alten Gebäuden. Interview: „Es ist ein lebendiger Prozess“ Ihre Agentur „thornconcept.“ entwickelt innovative Maßnah- men im Bereich von Kultur und Bildung. Was heißt das? Die Innovationen setzen an der Schnittstelle von Kultur, Politik und Wirtschaft an. Es geht stets um die Verbindung der Berei- che, denn hierdurch entstehen die notwendigen Synergien, die zum nachhaltigen Erfolg füh- ren. Die Förderung junger Künstler nimmt einen wichti- gen Stellenwert ein. Interkultu- relle, interreligiöse, interdiszi- plinäre Ansätze haben Vorrang. Es geht immer um Grenzüber- schreitung. Was hat Sie bewogen, dem Ver- ein Zukunftsregion Westpfalz beizutreten? Der Verein Zukunftsregion Westpfalz ist eine phänomena- le Bürgerbewegung, die dieses Prädikat wirklich verdient. Es wird so wunderbar deutlich, dass die Welt gestaltbar ist, dass die Gesellschaft von Menschen gemacht ist und von Menschen auch verändert werden kann. Der ZRW vernetzt die Men- schen miteinander, fördert die Talente der Region, weist auf die Potenziale hin, schafft einen verbindenden Rahmen, wirkt identitätsstiftend. Nach Stationen in Südeuropa und den USA leben Sie, eine ge- bürtige Hessin, nun in der Alt- stadt von Kirchheimbolanden. Was gibt Ihnen die Stadt, was anderswo nicht möglich war? Seitdem ich hier lebe, befasse ich mich seit der Schulzeit zum ersten Mal mit der Geschichte der Pfalz und stelle fest, dass sich aus dem Verständnis der historischen Zusammenhänge in der Region die gesamte euro- päische Geschichte erschließen lässt. Für mich ist Kirchheimbo- landen ein Stück Heimat gewor- den. Dass ich so empfinde, liegt zuallererst an den freundlichen und aufgeschlossenen Men- schen. (kgi/Foto: frei) Lydia Thorn-Wickert, Inhabe- rin von „thornconcept.“ •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••

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    Vergessener SchatzStück für Stück holt Kirch-heimbolanden seinen unter-gegangenen Barockgarten ansLicht. Das Projekt kostet etwa2,5 Millionen Euro; die Stadthofft auf Sponsoren.

    Als Karl August von Nassau-Weilburg 1738 seine Residenznach Kirchheimbolanden ver-legte, ließ er auch einen Gartenim Stil der Zeit anlegen: strengaxial und terrassiert, mit Was-serspielen und Flaniertreppen.Die Pläne haben sich erhalten,

    Fürst Karl Augusts Terrassengarten wird in Kibo wiederbelebtebenso die Fundamente im seit-her mehrmals umgestaltetenSchlossgarten. Denkmalschüt-zer und Archäologen, Baufor-scher und Gartenhistoriker le-gen diese seit Jahren frei.

    Es geht um mehr als eine blo-ße historisch gesicherte Rekon-struktion. Der Garten soll wie-derbelebt werden, als Ort derKünste wie der Freizeitgestal-tung, als kulturhistorisches Er-be und als Wirtschaftsfaktor.Die laufenden denkmalpflegeri-schen Arbeiten unterstützt die

    Stadt mit bis zu 60.000 Eurojährlich. Die Kosten für die ei-gentliche Revitalisierung wer-den auf 2,5 Millionen Euro ge-schätzt. „Die Hoffnung ist, dasssich Spender und Sponsoren en-gagieren“, erläutert die Projekt-koordinatorin bei der Ver-bandsgemeinde, Tatjana Fuchs.

    Um Mittel zu akquirieren unddie Vision Barockgarten überre-gional bekanntzumachen, zogdie Stadt Lydia Thorn-Wickert,Inhaberin der Agentur „thorn-concept.“ für innovative undnachhaltige Kulturprojekte,hinzu. Sie brachte die Stadt, dieMeisterschule für Handwerkerin Kaiserslautern, eine privateStiftung und Sponsoren zusam-men – in einer, wie sie formu-liert, „win-win-Situation für al-le Beteiligten“. Weitere Resulta-te der Zusammenarbeit warenkulinarische und kulturelle Pro-jekte zur Erfahrung der Barock-zeit speziell in Kirchheimbolan-den. „Man muss kein Denkmal-schützer oder Gartenexpertesein, um zu begreifen, dass hierunter dem Boden etwas Einzig-artiges und Kostbares erhaltengeblieben ist“ , betont Thorn-Wickert. (kgi)

    INFOwww.kirchheimbolanden.de: DieBroschüre „Barocker Terrassengar-ten“ kann von der Internetseite derStadt heruntergeladen werden.

    Samstag, 20. Dezember 2014 ��� ��������" | Seite 17ZUKUNFTSREGION WESTPFALZ

    Zwischen Schloss und Ballhaus, direkt neben dem Weinberg, wirddas Gartenerbe freigelegt. FOTO: VERMESSUNGSBÜRO BUCHHOLZ/FREI

    Frau Thorn-Wickert, was be-geistert Sie an der Revitalisie-rung des Barockgartens?Die Revitalisierung ist keinezeitlich, räumlich oder finanzi-ell fertig definierte Kampagne,deren Erledigung man bei-spielsweise in den politischenGremien anordnen oder dele-gieren könnte, sondern ein le-bendiger Prozess, der alle ge-sellschaftlichen Bereiche einbe-zieht, um erfolgreich zu sein.Dieser Prozess begeistert mich.

    Wie können Sie in diesem Pro-zess wirken?Ich sehe meine Aufgabe darin,konkrete Projekte zu entwi-ckeln, die dem Gesamten dien-lich sind. Diese können ganz un-terschiedliche Inhalte haben,erfüllen aber alle das Prinzipder Nachhaltigkeit: beispiels-weise ein interkulturelles Dia-logprojekt mit ukrainischenSteinmetzschülern und Stein-bildhauern, das sehr erfolgreichseit vier Jahren läuft. Neben denProjekten, die in Kooperationmit der Stadt entstehen, gibt esviele neue Ideen. Dabei geht esum Kultur, Austausch, jungeMenschen, die Wiederbelebungder historischen Altstadt undden Erhalt von alten Gebäuden.

    Interview: „Es ist ein lebendiger Prozess“Ihre Agentur „thornconcept.“entwickelt innovative Maßnah-men im Bereich von Kultur undBildung. Was heißt das?Die Innovationen setzen an derSchnittstelle von Kultur, Politikund Wirtschaft an. Es geht stetsum die Verbindung der Berei-che, denn hierdurch entstehendie notwendigen Synergien, diezum nachhaltigen Erfolg füh-ren. Die Förderung jungerKünstler nimmt einen wichti-gen Stellenwert ein. Interkultu-relle, interreligiöse, interdiszi-plinäre Ansätze haben Vorrang.Es geht immer um Grenzüber-schreitung.

    Was hat Sie bewogen, dem Ver-ein Zukunftsregion Westpfalzbeizutreten?

    Der Verein ZukunftsregionWestpfalz ist eine phänomena-le Bürgerbewegung, die diesesPrädikat wirklich verdient. Eswird so wunderbar deutlich,dass die Welt gestaltbar ist, dassdie Gesellschaft von Menschengemacht ist und von Menschenauch verändert werden kann.Der ZRW vernetzt die Men-schen miteinander, fördert dieTalente der Region, weist auf diePotenziale hin, schafft einenverbindenden Rahmen, wirktidentitätsstiftend.

    Nach Stationen in Südeuropaund den USA leben Sie, eine ge-bürtige Hessin, nun in der Alt-stadt von Kirchheimbolanden.Was gibt Ihnen die Stadt, wasanderswo nicht möglich war?Seitdem ich hier lebe, befasseich mich seit der Schulzeit zumersten Mal mit der Geschichteder Pfalz und stelle fest, dasssich aus dem Verständnis derhistorischen Zusammenhängein der Region die gesamte euro-päische Geschichte erschließenlässt. Für mich ist Kirchheimbo-landen ein Stück Heimat gewor-den. Dass ich so empfinde, liegtzuallererst an den freundlichenund aufgeschlossenen Men-schen. (kgi/Foto: frei)

    Lydia Thorn-Wickert, Inhabe-rin von „thornconcept.“

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    Weihnachtsmarkt 24.11. – 23.12.

    Kaiserslautern On iCe 21.11. – 15.02.

    silvestermarkt 27.12.– 30.12.

    Wir wünschen Frohe Weihnachten

    und alles Gute im Neuen Jahr!

    Lautrer Advent

    infos unter:www.kaiserslautern.de