Natur in NRW Nr. 1/2008 · „Countdown 2010 – Save Biodiversity“ 14. Natur in NRW 1/08 3...

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IUCN: Die Kampagne Countdown 2010 NGOs: Mit Fairness und Verantwortung für die Vielfalt Partner: 70 Projekte für Biodiversität Bonn: Gastgeberstadt der COP 9 Siebengebirge: Bürgernationalpark als Chance Nr. 1/2008 Natur in NRW Biologische Vielfalt NRW Partner der Kampagne Countdown 2010

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Page 1: Natur in NRW Nr. 1/2008 · „Countdown 2010 – Save Biodiversity“ 14. Natur in NRW 1/08 3 Biologische Vielfalt in NRW Vom 19. bis 30. Mai 2008 ist Bonn Schau-platz der 9. UN-Naturschutzkonferenz.

IUCN:Die KampagneCountdown 2010

NGOs:Mit Fairness und Verantwortung für die Vielfalt

Partner:70 Projektefür Biodiversität

Bonn:Gastgeberstadtder COP 9

Siebengebirge:Bürgernationalpark als Chance

Nr. 1/2008Natur in NRW

Biologische VielfaltNRW Partner der Kampagne Countdown 2010

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Herausgeber und Verlag:Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-WestfalenLeibnizstraße 10D-45659 Recklinghausen, Telefon: 0 23 61/3 05-0

Redaktion:Marlies Graner, Bernd Stracke (verantwortlich)[email protected]

Redaktionsbeirat: Dr. Jürgen Eylert, Horst Frese, Dr. Heiner Klinger, Dr. Bertram Leder, Dr. Joachim Weiss

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Vertriebsverwaltung, Abo.-/Leserservice:BMV-Verlagsgesellschaft mbHPostfach 10 03 5245603 Recklinghausen, Telefon 0 23 61/5 82 88 [email protected]

Erscheinungsweise:vierteljährlich März, Juni, September, Dezember.Einzelheft: 1,50 € zuzügl. Porto.Jahresabonnement: 5,– € einschl.Porto.Bestellungen, Anschriftänderungen, Abonnement-fragen mit Angabe der Abonummer, Abbestellun-gen (drei Monate vor Ende des Kalenderjahres)siehe Vertriebsverwaltung.

Satz und Druck:B.o.s.s Druck und Medienvon-Monschaw-Straße 547574 Goch, Telefon 0 28 23/9 29 98-0

Für unverlangt eingesandte Manuskripte sowieBücher für Buchbesprechungen wird keine Haftung übernommen. Durch das Einsenden von Fotografien und Zeichnungen stellt der Absenderden Verlag von Ansprüchen Dritter frei. Die Redaktion behält sich die Kürzung und Bearbei-tung von Beiträgen vor. Veröffentlichungen, dienicht ausdrücklich als Stellungnahme des Landes-amtes für Natur, Umwelt und VerbraucherschutzNordrhein-Westfalen gekennzeichnet sind, stellendie persönliche Meinung des Verfassers dar.

ISSN 0947-7578

100% Umweltpapier

Beispiele für typische Arten und Lebens-räume in den Regionen Nordrhein-West-falens. Foto: P. Schütz

Composing: L. Fuhrmann

IUCN:Die KampagneCountdown 2010

NGOs:Mit Fairness und Verantwortung für die Vielfalt

Partner:70 Projektefür Biodiversität

Bonn:Gastgeberstadtder COP 9

Siebengebirge:Bürgernationalpark als Chance

Nr. 1/2008Natur in NRW

Biologische VielfaltNRW Partner der Kampagne Countdown 2010

Einzelbeiträge zu Countdown 2010-Projekten in Nordrhein-Westfalen 17

Bärbel Dieckmann10, 9, 8 … Vielfalt! 44

Elke SteinmetzEine Natur – eine Welt – unsere Zukunft 46

Bettina Lange, Günter MitlacherBiologische Vielfalt schützen – mit Fairness und Verantwortung 48

Peter SchützNRW-Partner für Countdown 2010 16

Der Schutz autochthoner Vorkommen, vor allem aber die Entwicklung neuer Beständeder Schwarzpappel (Populus nigra) sind Gegenstand aktueller Countdown 2010-Projekte der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) und des Rhein-Kreises Neuss.

Foto: P. Schütz

Wiebke Herding, Sebastian WinklerCountdown 2010 für die Biologische Vielfalt 12

Eckhard UhlenbergNRW wird Partner der Kampagne „Countdown 2010 – Save Biodiversity“ 14

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Biologische Vielfalt in NRWVom 19. bis 30. Mai 2008 ist Bonn Schau-platz der 9. UN-Naturschutzkonferenz. Erwartet werden zu dieser Zusammen-kunft der Vertragsstaaten der Konventionüber die Biologische Vielfalt über 150 Delegationen mit voraussichtlich mehr als5.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmernaus aller Welt. Nordrhein-Westfalen alsGastgeberland beteiligt sich mit eigenenBeiträgen und Aktionen für die Erhaltungvon Lebensräumen, Pflanzen, Tieren undkultureller Vielfalt. Ein erster Schritt hierzu war der Beitrittdes Landes NRW zu der von der Welt-naturschutzunion IUCN (InternationalUnion for Conservation of Nature and Natural Resources) durchgeführten Kam-pagne „Countdown 2010“. Unter demMotto „Mensch, Natur, Heimat – Partner-schaften für natürliche Lebensvielfalt vorOrt“ hat Nordrhein-Westfalens Umwelt-minister Eckhard Uhlenberg im Rahmeneiner Festveranstaltung am 29. November2007 in der Natur- und Umweltschutz-akademie NRW (NUA) in Recklinghauseneine Liste mit über 60 Partnern aus dem„Bündnis für die Natur“ und fast 70 Pro-jekten an Sebastian Winkler, Direktor desCountdown 2010-Sekretariats der IUCN,überreicht. Die Zahl der Partner ist mittler-weile noch gewachsen und die gemeldetenProjektbeiträge auf über 80 angestiegen.Zusammen mit seinen Partnern ist dasLand Nordrhein-Westfalen damit Teil einesNetzwerkes von europaweit mehr als 500Partnern, das sich für das 2010-Ziel ein-setzt, und aus nationalen und lokalen Regierungen, von Nichtregierungsorgani-sationen bis hin zu Unternehmen besteht.Die vorliegende Ausgabe von Natur inNRW stellt in Kurzportraits eine Auswahlvon 50 Projekten vor. Sie zeigen die viel-fältigen Möglichkeiten auf, sich für den Erhalt der Biologischen Vielfalt einzusetzen.In weiteren Beiträgen wird der Countdown2010-Prozess dargestellt, ebenso die Rolleder Nichtregierungsorganisationen in diesemProzess. Vorgestellt wird ferner die Kam-pagne des Bundesumweltministeriums zurBiologischen Vielfalt.Das vorliegende Heft berichtet darüberhinaus über die öffentliche Informations-veranstaltung Siebengebirge, die die NUAim Februar in Bad Honnef durchgeführthat, sowie über das Internetportal www.natur-in-nrw.de, das seit April 2005 nachdem „Wikipedia“-Prinzip über Pflanzen-,Pilz- und Tierarten in Nordrhein-Westfaleninformiert.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Heinrich BottermannPräsident des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW

Axel Steinerwww.natur-in-nrw.de 50

Bernd StrackeBürgernationalpark ist Entwicklungschance für das Siebengebirge 53

Informationsangebote 58

Jahresinhalt 2007 59

Journal 4

Editorial 3

Buchbesprechungen 55

Veranstaltungshinweise 9

Waldentwicklung auf alten Industriebrachen – hier im Bild eine Bahn-Brache in Gelsenkirchen – ist eine von zehn konkreten “Commitments”, mit denen das LandNRW am 29. 11. 2007 der Countdown 2010-Kampagne der IUCN beigetreten ist.

Foto: P. Schütz

Editorial

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Biodiversität messenDeutsche und Srilankische Forscher habeneine neue Methode entwickelt, um dieAuswirkungen von Arten auf die lokale Bi-odiversität zu messen. Damit kann festge-stellt werden, ob eine bestimmte Art dieArtenvielfalt fördert oder unterdrückt. Dieneue Methode erweitert das bei Biologenbekannte Verfahren, die Artenanzahl inAbhängigkeit von der Flächengröße zu un-tersuchen („species-area relationship“,SAR), um aufwendige statistische Verfah-ren. Damit kann nun auch die Rolle einzel-ner Arten in ihrer Auswirkung auf die Artenvielfalt beschrieben werden. Mit dieser individualisierten Methode („indivi-dual species – area relationship“, ISAR)können Schlüsselarten leichter ermitteltwerden. „Wir betrachten die Diversität imÖkosystem gewissermaßen durch die Brilleder einzelnen Arten“, sagt Co-Autor Dr.Andreas Huth vom UFZ. Damit wird eskünftig leichter, die Rolle einzelner Artenin Ökosystemen zu verstehen und gezielteSchutzmaßnahmen für Schlüsselarten zutreffen. Außerdem lassen sich so die öko-logischen Folgen von Veränderungen inder Landnutzung besser untersuchen.Die Forscher werteten mit ihrer neuen Methode einzigartige Daten von zwei tro-pischen Wäldern in Panama und Sri Lankaaus, die zu einem vom Smithsonian Tropi-cal Research Institute organisierten Netz-werk gehören. In diesem Netzwerk wirdseit Jahren in tropischen Wäldern rund umden Globus auf zwölf ausgesuchten bis zu50 Hektar großen Probeflächen jeder ein-zelne Baum mit einem Stamm dicker alsein Bleistift kartiert. Dabei verglichen dieForscher etwa 40.000 größere Bäume imtropischen Regenwald auf der Insel BarroColorado mit denen im Nationalpark Sin-haraja auf Sri Lanka. Zur Überraschung

der Forscher hinterlassen mehr als zweiDrittel aller Arten keine identifizierbarenSpuren in der lokalen Artenvielfalt und die anderen Baumarten wirkten sich nur inihrer unmittelbaren Umgebung, im Um-kreis von bis zu 20 Metern, auf die lokaleArtenvielfalt aus, aber nicht auf großenSkalen. Diese Erkenntnisse stützen dieheftig diskutierte „Neutrale Theorie“, wo-nach die Eigenschaften von Arten für dieStabilität und Diversität von Ökosystemennur eine untergeordnete Rolle spielen.

Zeigt der Welt die Vielfalt der NaturSich für die Umwelt einsetzen, ins Fern-sehen kommen und dabei auch noch Geldgewinnen! Für Jugendliche zwischen zehnund 14 Jahren kann das wahr werden: mitdem Ideenwettbewerb „Entdecke die Viel-falt der Natur!“ der Deutschen Bundes-stiftung Umwelt (DBU). Unter der Schirm-herrschaft von Bundesumweltminister Sig-mar Gabriel und zusammen mit NationalGeographic, National Geographic Worldsowie dem Kinderfernsehsender NICKsucht die DBU Jugendliche, die mit ihrerKlasse, einem Verein oder als Jugend-gruppe im Naturschutz aktiv werden. DieAktionen werden mit Geld- und Sach-preisen belohnt und können außerdem einem internationalen Publikum vorge-stellt werden auf der Konferenz zur bio-logischen Vielfalt der Vereinten Nationen(UN) vom 19. bis 30. Mai in Bonn. Für die Präsentation auf der UN-Konferenzkönnen Interessierte ihre Ideen bis zum 16. März bei der DBU einreichen. Für denallgemeinen Wettbewerb läuft die Bewer-bungsfrist noch bis zum 19. Oktober.Eine Reihe von Vereinen, Naturschutz-gruppen und Umweltbildungszentren stehenden jungen Aktiven als Ansprechpartnerfür Projekte im Wettbewerb bereit. Auf der Internetseite www.entdecke-die-vielfalt-der-natur.de sind ihre Adressen verzeichnet.

Kontakt DBU: An der Bornau 2, 49090 Osnabrück, Tel.: 05 41/9 63 35 21, Fax:05 41/9 63 3198, E-Mail: [email protected],Internet: www.dbu.de.

Quartiersuche bei FledermäusenWer viel reist, kennt das: die Suche nacheinem geeigneten Platz zum Übernachten.Auch für Fledermäuse stellt sich diesesProblem. Ihr Echoortungssystem, beimBeutefang äußerst erfolgreich, hilft ihnenhier nicht viel weiter – denn damit könnensie quasi den Wald vor lauter Bäumen nichtsehen. Forscher vom Max-Planck-Institutfür Ornithologie in Seewiesen, vom Säuge-tierforschungsinstitut der Polnischen Aka-demie der Wissenschaften und von derUniversität Ulm haben herausgefunden,dass Rufe von Artgenossen eine wichtigeOrientierungshilfe bei der Suche nachBaumhöhlen darstellen. Somit befördernsensorische Notwendigkeiten möglicher-weise auch die Gemeinschaftsfähigkeit derFledermäuse. (idw)

Uhlenberg weiht 50. Allee einIn Horn-Bad Meinberg im TeutoburgerWald bilden 110 Linden auf 670 MeternLänge die 50. Allee im Rahmen der 100-Alleen-Initiative der Landesregierung.Umweltminister Eckhard Uhlenberg weihtedie Allee mit dem Pflanzen der letzten Linde ein. Die 50. Allee ist zudem Teil des nordrhein-westfälischen Abzweigs derDeutschen Alleenstraße, die durch ganzDeutschland von Rügen bis zum Bodenseeführt. Uhlenberg stellte die Route durchNordrhein-Westfalen vor und überreichtedas erste Alleenstraßenschild.Umweltminister Uhlenberg führte aus: Alleen seien grüne Adern, die Staub undAbgase filtern und sich wunderbar in unsere Landschaften einfügen. Mit denneuen Alleen werde ein Plus an Lebens-qualität in Nordrhein-Westfalen geschaf-fen. Als Teil der Deutschen Alleenstraße

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Blätterdach im Sinharaja Tropenwald aufSri Lanka. Das Foto zeigt Shorea trapezi-folia in der Blüte. Diese Art ist einer derdominanten Laubbaumarten, die feuchteHabitate an Berghängen in mittleren undniedrigen Lagen bevorzugen. Das Unter-suchungsgebiet wurde 1978 als Weltbio-sphären-Reservat ausgewiesen und zähltseit 1988 zum UNESCO-Weltnaturerbe.

Foto: Nimal Gunatilleke, Universität Peradeniya

Die Mädchen der Ortswehr Moisburg aus der Gesamtgemeinde Hollenstedt beiHamburg fischen kleine Wassertiere ausdem Wasser. Sie geben Auskunft über dieWasserqualität des Baches. Foto: DBU

Abendsegler in einer BaumhöhleFoto: Siemers/MPI für Ornithologie

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hat die neue Allee in Horn-Bad Meinbergauch für den Tourismus große Bedeutung:„Alleen sollen zu einem touristischen Mar-kenzeichen Nordrhein-Westfalens werden“,so der Minister. „Dazu werden wir unsereAlleen erhalten und pflegen. Durch unse-ren Abzweig auf der Deutschen Alleen-straße bieten wir allen Besuchern ein wei-teres Erlebnis von Natur und Landschaft inNordrhein-Westfalen.“Die Route durch Nordrhein-Westfalen ist397 Kilometer lang und findet ihren Anschluss an die bestehende Deutsche Alleenstraße im Raum Höxter. Sie verläuftüber Paderborn, Soest, Dortmund undRemscheid durch das Bergische Land amAltenberger Dom vorbei bis Königswinter.Hier findet sie wieder Anschluss an dieDeutsche Alleenstraße in Rheinland-Pfalz.Das besondere an der nordrhein-westfäli-schen Alleenroute ist die Verbindung vonstark landwirtschaftlich geprägten Flächenin Ost-Westfalen mit Ballungszentren wiedem Ruhrgebiet sowie der sehr waldreichenRegion im Sauerland. Anhand der nord-rhein-westfälischen Alleenroute wird sicht-bar, wie grün und reich an Alleen das be-völkerungsreichste Bundesland ist.Weitere Informationen zur 100-Alleen-Initiative sowie der nordrhein-westfäli-schen Route der Deutschen Alleenstraßesind zu finden unter www.umwelt.nrw.de/naturschutz/alleen/alleenstrasse/index.php.Hier steht auch eine Karte mit der ge-planten Alleenroute zum Download bereit.

(MUNLV)

SchulhofdschungelBewerbung verlängertDer von der GRÜNEN LIGA Berlin im Februar gestartete bundesweite Schulwett-bewerb zum Thema Arten und Natur-schutz, der gefördert wird durch das Bun-desamt für Naturschutz (BfN) und dasBundesumweltministerium, hat die Bewer-bungsfristen verlängert. Ziel des Projektesist es, die Begriffe Artenvielfalt beziehungs-weise Biodiversität und Artenschutz „vorder Haustür“ bewusst und erfahrbar zu machen. Hintergrund ist dabei auch die imMai 2008 in Bonn stattfindende Vertrags-staatenkonferenz zum UN-Abkommenüber die Biologische Vielfalt (CBD).Schulen mit Schülerinnen und Schülern ab Klassenstufe 5 sind aufgerufen, ihrenSchulhof als ortsnahes Biotop zu ent-decken und/oder diesen dazu umzuge-stalten. Grundlage des Wettbewerbs undKommunikationsforum für die Schulen istdie Webseite www.schulhofdschungel.de,auf der alle näheren Informationen zumProjektwettbewerb abrufbar sind.Bewerbungsschluss ist der 31. Dezember2008. Einsendeschluss für die Wettbe-werbsbeiträge ist der 1. Juni 2009. Die Prämierung der Gewinner findet im Sep-tember 2009 in Berlin statt.Kontakt: Anke Ortmann und Karen Thor-meyer, GRÜNE LIGA Berlin e.V., Prenz-lauer Allee 230, 10405 Berlin, Tel.: 0 30/44 33 91-49, Fax: 0 30/44 33 91-33, E-Mail:[email protected], Inter-net: www.grueneliga-berlin.de.

25 Prozent der Wälderstark geschädigtAuch nach dem waldfreundlichsten Som-mer seit Jahren gibt es nur eine leichte Ver-besserung der Waldschäden. Ein Viertel derBäume sind weiterhin deutlich geschädigt.Entgegen dem Trend hat sich der Zustandder Eichen noch einmal um 4 Prozent-punkte auf 49 Prozent verschlechtert. Darauf hat die Schutzgemeinschaft Deut-scher Wald im Januar 2008 hingewiesen.„Die Stickstoffeinträge sind weiterhin zuhoch und führen zu Bodenversauerungenmit Nährstoff-Ungleichgewichten. DieBodenversauerung führt zu einer ge-ringeren Wurzeltiefe mit der Folge einerhöheren Anfälligkeit gegen Trockenheitund Windwurfen“, so Christoph Rullmann,Bundesgeschäftsführer der Schutzgemein-schaft Deutscher Wald (SDW).Folgende Tendenzen kann man feststellen:– die Eiche ist in allen Bundesländern am

stärksten geschädigt. Im Süden ist sieder am stärksten geschädigte Baum. InBaden-Württemberg sind 69 Prozentstark geschädigt, 60 Prozent in Thürin-gen, in den restlichen Bundesländern jeweils die Hälfte der Bäume.

– die Buche hat sich zum Teil stark ver-bessert; in Bayern und Baden-Württem-berg haben die hohen Werte in den letzten Jahren bis zu 17 Prozent auf 28Prozent beziehungsweise 44 Prozent abgenommen.

– die Kiefer zeigt die größten Spannenzwischen den Bundesländern; in Sachsen-Anhalt ist sie zu 98 Prozent gesund, imSaarland zu 62 Prozent geschädigt. Sieist bundesweit der gesündeste Baum.

– Allgemein sind die Schäden im Südenstärker als im Norden und im Westenstärker als im Osten. Die höchsten Schäden liegen im Saarland (43 Prozent), Baden-Württemberg (40 Prozent), Hes-sen (36 Prozent) und Thüringen (35 Pro-zent). (SDW)

Aktion „LebensraumKirchturm“ erfolgreichDer NABU und der Beratungssausschussfür das Deutsche Glockenwesen haben eine erste positive Bilanz der im Frühjahrgestarteten gemeinsamen Aktion „Lebens-raum Kirchturm“ gezogen. Bislang wur-den in nahezu allen Bundesländern insge-samt mehr als 200 Kirchen mit der gleich-namigen Plakette für ihr Engagement imBereich Artenschutz geehrt. Zahlreicheweitere erfolgreiche Projekte stehen kurzvor der Auszeichnung oder sind für daskommende Jahr geplant.Turmfalke, Schleiereulen und Fledermäuseleiden in Städten und Dörfern zunehmendan Wohnungsnot. Kirchtürme bieten für siegute Nistmöglichkeiten, die leider häufigbei Sanierungen verloren gehen. Wir freuenuns, dass viele Kirchengemeinden unserenAppell gehört haben und ihre Kirchen fürdiese Tiere geöffnet haben oder noch öffnenwollen“, sagte NABU-Präsident OlafTschimpke. Als bundesweit erste Kirchewurde die Heilandskirche in Berlin-Moabitausgezeichnet, die bereits seit vielen Jahren„Herberge“ für den vom NABU zum Vogeldes Jahres 2007 gekürten Turmfalken ist.Im dortigen Turm war in diesem Frühjahrein Turmfalkenkasten mit einer Webcaminstalliert worden. Mehrere zehntausendNaturfans beobachteten im Internet das

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Alleen „kämmen“ Feinstaub aus, könnenLebensraum für seltene und streng ge-schützte Arten sein (Hirschkäfer, Eremit),erhöhen den Erholungswert einer Land-schaft für die Menschen und sind oft kul-turhistorisches Zeugnis jüngster Land-schaftsentwicklung. Foto: P. Schütz

Die Eiche ist in allen Bundesländern amstärksten geschädigt. Foto: C. Ziegler

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Turmfalkenpaar Kurt und Erna bei derBrut und der erfolgreichen Aufzucht ihrerfünf Jungen.Weitere gelungene Beispiele für erfolg-reichen Artenschutz waren neben vielenanderen die Kirche Brahmenau-Groitschenin Brahmenau/Thüringen, die Michaels-kirche in Weiden/Bayern, die Christus-kirche in Warendorf/Nordrhein-Westfalen,die Kirchengemeinde Merlau/Hessen, diePeterskirche in Weinheim und St. Bern-hard in Karlsruhe/Baden-Württemberg sowie die Anscharkirche und die Vicelin-kirche in Neumünster/Schleswig-Holstein.Mit der Aktion „Lebensraum Kirchturm“wollen NABU und der Beratungsausschussdie Kirchengemeinden in Deutschland undihre Mitglieder, die fast 55.000 Kirchtürmebetreuen, erreichen. Ziel ist es, über tier-gerechte Sanierungen zu informieren undden Austausch mit den örtlichen NABU-Gruppen zu fördern. Die Aktion wird auchin den kommenden Jahren zum Schutz von Turmfalken, Schleiereulen und Fleder-mäusen fortgesetzt.Die Plakette „Lebensraum Kirchturm“ ist21 Zentimeter hoch und 15 Zentimeter breit.Sie zeigt einen Kirchturm mit Silhouettenvon Turmfalke, Schleiereule und Fleder-maus.Weitere Informationen bei: Julia Degmair,NABU-Referentin Öffentlichkeitsarbeit,Tel. 0 30/28 49 84-15 79, [email protected] und Kurt Kramer, Vorsitzenderdes Beratungsausschusses für das DeutscheGlockenwesen, Tel. 07 21/9 2110 55, www.glocken-online.eu.

Bilder von nordrhein-westfälischen Bächenund Flüssen gesuchtNRW-Umweltminister Eckhard Uhlen-berg ruft Amateurfotografinnen und -foto-grafen dazu auf, ihr schönstes Foto vonnordrhein-westfälischen Bächen und Flüs-sen einzuschicken. „Flüsse und Bächegehören zu den wesentlichen Elementen unseres Ökosystems. Sie dienen der Tier-und Pflanzenwelt als Lebensraum und für uns Menschen als Erholungsraum. InFluss- und Bachlandschaften bietet sichsehr oft noch ein ursprüngliches Natur-erlebnis und damit eignen sie sich wunder-bar als Fotomotiv“ so Uhlenberg.Etwas mehr als sechs Monate lang habendie Teilnehmerinnen und Teilnehmer Zeit,ihren Lieblingsfluss oder Bach abzulich-ten. Eingesandt werden können bis zu vierFotos, die das Wasser und die nähere Um-gebung zeigen. Die Bilder sollten eineGröße von mindestens 18 x 24 Zentimeterund höchstens 20 x 30 Zentimeter habensowie als digitale Fotos eine Auflösungvon mindestens 300 dpi. Einsendeschlussist der 29. August 2008. Zu gewinnen gibt

es Geldpreise: 500 Euro für den erstenPlatz, das zweitbeste Foto wird mit 300Euro honoriert, Platz drei mit 200 Euro.Zusätzlich gibt es jeweils 100 Euro für diePlätze vier bis zwölf. Die prämierten Auf-nahmen werden dann in einem Kalenderfür das Jahr 2009 zusammengestellt.Die kompletten Teilnahmebedingungenstehen zum Download bereit unter www.umwelt.nrw.de oder können telefonischbeim Umweltministerium angefordert wer-den unter 02 11/45 66-6 66. (MUNLV)

Einheimische Wasser-frösche sind bedrohtEinheimische Wasserfrösche können durchneu eingewanderte oder importierte Artenverdrängt werden. Zu diesem Ergebniskommt eine französisch-deutsche Studie.Die Wissenschafter hatten Populationenvon Wasserfröschen in Frankreich undNord-Spanien untersucht und stellten dabeifest, dass der eigentlich nur in Osteuropaverbreitete Seefrosch (Rana ridibunda)das Potenzial besitzt, einheimische Wasser-frösche wie den Grafschen Hybridfrosch(Rana grafi) oder den Iberischen Wasser-frosch (Rana perezi) zu verdrängen. DieseFähigkeit begründe sich unter anderemdarauf, dass der Seefrosch länger lebe undschneller wachse als die einheimischen Arten. Zudem würden die Seefroschweib-chen mehr Nachkommen produzieren alsihre Konkurrenten, schreiben die Forscherim Fachblatt Comptes Rendus Biologies.Der Seefrosch hat sich inzwischen vonZentralasien bis nach Frankreich und

Spanien ausgebreitet, wobei diese Verbrei-tung auf die Einführung von lebenden Individuen zum Verzehr zurückzuführenist. Durch die Vermischung der fremdenmit den einheimischen Arten werden dieeinheimischen Wasserfrösche auf wenigeGebiete zurückgedrängt. Das Einschleppeninvasiver Arten durch den Menschen giltneben dem Klimawandel als eine derHauptbedrohungen für die Artenvielfaltder Erde.Die meisten der stabilen Seefrosch-Popu-lationen in Frankreich und der Schweiz gehen darauf zurück, dass diese Froschartfür Gourmet-Restaurants gezüchtet oderdirekt aus verschiedenen Ursprungsländerneingeführt wurde. Inzwischen hat sich dieFrosch-Fauna entlang von größeren Fluss-auen in diesen beiden Ländern deutlich zu Gunsten der neuen Froschart verändert.Unklar war bisher jedoch, weshalb sich dieneuen Arten gegenüber den etabliertendurchsetzen konnten. Dazu untersuchtedas Wissenschaftlerteam über 700 Wasser-frösche an 22 Orten im Einzugsgebiet derRhone in Frankreich und an vier Orten imEinzugsgebiet des Ebro in Spanien. „Wirmussten feststellen, dass der zugewanderteSeefrosch besonders in sauerstoffreichemund salzarmen Frischwasser ein hohesKonkurrenzpotenzial hat. Unter diesen Bedingungen haben die einheimischenFrösche kaum eine Chance“, erklärt Dr.Dirk Schmeller vom Helmholtz-Zentrumfür Umweltforschung (UFZ).Der Verdrängungsprozess basiert unter anderem darauf, dass der Seefroschschneller wächst als die einheimischenFrösche und dadurch in direkte Nahrungs-konkurrenz tritt. Darüberhinaus leben See-froschweibchen länger und sind auchfruchtbarer. Sie produzieren deshalb überihr gesamtes Leben erheblich mehr Nach-kommen und verdrängen so die anderenFroscharten. Die Zahl der Nachkommenwird zudem zusätzlich erhöht, indem beiPaarungen mit dem Grafschen Hybrid-frosch (Rana grafi) oder dem Teichfrosch(Rana esculenta) Seefrosch-Nachkommenproduziert werden. Dieser letzte Punkt hört sich erstaunlich an, ist aber auf eine

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Bäche bieten reizvolle Motive. Im Bild derrenaturierte Hexbach. Foto: P. Schütz

Der ursprünglich nur in Osteuropa vor-kommende Seefrosch (Rana ridibunda) hatsich von Zentralasien bis nach Frankreichund Spanien verbreitet.

Foto: D. Schmeller/UFZ

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spezielle Fortpflanzung, die Hybridogenesezurückzuführen, die es in dieser Form nurbei Wasserfröschen gibt. Alles das kannzum Aussterben der einheimischen Wasser-froscharten führen, meinen die Forscherund empfehlen daher die Ausbreitung desSeefrosches genau zu beobachten. (UFZ)

Arbeitskreis „Schweb-fliegen in NRW“Bunte Flugkünstler auf gläsernen Schwin-gen in der Luft schwebend, harmlose „Wespen und Bienen“ ohne Stachel mitperfekter Nachahmung, unverzichtbareBestäuber für viele Blumen und Kultur-pflanzen, wichtige Akteure in der biologi-schen Schädlingsbekämpfung, Indikatorenfür die Qualität unserer Umwelt – Schweb-fliegen sind ein fester Bestandteil der Viel-falt fast aller Lebensräume und Öko-systeme in unserem Land.Schwebfliegen – eine Familie der Fliegen(Diptera: Syrphidae) mit erstaunlichen An-passungen und über 460 Arten in Deutsch-land! Wer immer diese Insektengruppekennen lernen oder seine Beobachtungenmitteilen möchte und sei es auch „nur“ ausdem eigenen Garten, oder wer Schweb-fliegen schon kennt und andere Interessen-ten, Fachleute oder Begeisterte sucht odermehr erfahren möchte, ist zur Mitarbeitwillkommen. Auf Einladung der Arbeits-gemeinschaft westfälischer Entomologenfanden bereits erste vorbereitende Treffenzu den Schwebfliegen im Bielefelder Naturkunde-Museum statt.Auf der Grundlage bisheriger Erhebungen,Sammlungsmaterial und Exkursionsergeb-nissen von Entomologen aus NRW undNachbarländern werden folgende Projektebearbeitet:– faunistische Erfassung und Kartierung

der Schwebfliegen in Nordrhein-West-falen

– Erarbeitung eines Verbreitungsatlassesfür NRW

– Erstellen und laufende Aktualisierungeiner Checkliste der Schwebfliegen vonNRW

– Analysen der Verbreitung und mögli-cher Gefährdungen sowie mittelfristigErarbeitung einer Roten Liste der ge-fährdeten Schwebfliegen für NRW

– Schutz wertvoller LebensräumeDiese Ziele sollen in enger Kooperationmit den Schwebfliegenkundlern/innen derbenachbarten Regionen in Niedersachsen,Hessen, Rheinland-Pfalz, Belgien und denNiederlanden verfolgt werden.Zu den regelmäßigen Leistungen des Arbeits-kreises gehören fachliche Betreuung undÜberprüfung von Determinationen, Auf-nahme auch von (überprüften) Daten, auchEinzelnachweisen, in Fundortkataster, Bereitstellung der Daten für Faunistik und

Naturschutz, Einführungs- und Bestim-mungskurse, Organisation gemeinsamerExkursionen, aktuelle Informationen zumThema per E-Mail-Rundbrief.Mit der LANUV ist eine Kooperationsver-einbarung für den Datenaustausch im Rah-men der Entwicklung des FundortkatastersNordrhein-Westfalen geschlossen worden.Hier werden Daten des Arbeitskreises fürdie Arbeit der Naturschutzbehörden zurVerfügung gestellt und einmal jährlich aus-getauscht.Leiter des Arbeitskreises sind Dr. AxelSsymank aus Bonn und Werner Schulzeaus Bielefeld.Kontaktaufnahmen bitte per E-Mail oderper Post an: Dr. Axel Ssymank, Falkenweg 6,53343 Wachtberg, [email protected];Tel. 02 28/34 34 85 (abends) und WernerSchulze, Samlandweg 15a, 33719 Biele-feld, [email protected], Tel. 05 21/33 64 43.

Arbeit aufgenommenAm 1. Januar 2008 hat eine neue For-schungseinrichtung die wissenschaftlicheBühne betreten, die bereits bei ihrer Grün-dung über einen Jahrzehnte alten Wissens-und Erfahrungsschatz verfügt: Das JohannHeinrich von Thünen-Institut (vTI), Bun-desforschungsinstitut für Ländliche Räume,Wald und Fischerei mit Hauptsitz inBraunschweig.Das vTI ist aus drei renommierten Bundes-forschungsanstalten des Bundesministe-riums für Ernährung, Landwirtschaft undVerbraucherschutz (BMELV) hervorge-gangen: der Bundesforschungsanstalt fürFischerei, der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft und großenTeilen der Bundesforschungsanstalt fürLandwirtschaft. „Ziel unserer Arbeiten am Johann Heinrich von Thünen-Institutist die nachhaltige Weiterentwicklung derLandwirtschaft, der Forst- und Holzwirt-schaft sowie der Fischerei“, so der Grün-dungspräsident Professor Carsten Thoroe.„Dabei beziehen wir ökonomische, ökolo-gische und technologische Aspekte ein.“

Das Forschungsinstitut mit dem Status einer Bundesoberbehörde wird wissen-schaftliche Entscheidungshilfen für diePolitik der Bundesregierung erarbeiten,deutsche Interessen in internationalen Gremien vertreten und zur Sicherung dernatürlichen Lebensgrundlagen beitragen.

Hohe Ehren für einenWetterprophetenEr ist leuchtend grün und nur daumengroß:Als vermeintlicher Wetterfrosch im Ein-machglas ist der Laubfrosch – wissen-schaftlich Hyla arborea – wohl die be-kannteste heimische Amphibienart. Nunist der Laubfrosch zum Lurch des Jahres2008 gewählt worden. Die Deutsche Ge-sellschaft für Herpetologie und Terrarien-kunde (DGHT) weist damit auf die allge-meine Gefährdung von Amphibien hin –und natürlich auch auf die spezielle desLaubfroschs. Fachlich unterstützt wird die Aktion von den österreichischen undschweizerischen Fachverbänden ÖGH undKARCH sowie vom NABU.Wie die meisten der weltweit rund 5.500Amphibienarten wird unser einheimischerSympathieträger mit dem niedlichen Äußeren immer seltener. Heute gilt bereitsein Drittel aller Amphibienarten als be-droht. Hauptursache ist dabei die Zer-störung der Lebensräume, in den letztenJahren machen in den artenreichen Tropenaber zusätzlich auch tödliche Pilzinfektio-nen den Fröschen und Kröten zu schaffen.Die Weltnaturschutzunion IUCN und derWelt-Zooverband WAZA rufen deshalbnun das Jahr 2008 zum internationalen„Year of the Frog“ aus.Unter dem Motto „Ein König sucht seinReich“ arbeitet der NABU bereits seit vielenJahren an regionalen und lokalen Laub-frosch-Schutzprojekten. Schwerpunkte sinddabei Hessen, Nordrhein-Westfalen und der Raum Hannover. Aber auch in zahl-reichen anderen Bundesländern gibt es Pro-jekte, so etwa in den Rheinauen bei Bingen(Rheinland-Pfalz), an den Haselbacher Teichen (Thüringen) oder in der „Frosch-farm“ des NABU Bremen. NABU

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Xanthogramma citrofasciatum, eine Wes-penmimikry auf einem Blatt sitzend.

Foto: AK Schwebfliegen in NRW

Er ist leuchtend grün und nur daumen-groß: der Laubfrosch Hyla arborea – wohldie bekannteste heimische Amphibienart.

Foto: P. Schütz

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Barrierefreies Natur-und Kulturerleben Barrierefreiheit ist notwendig und kannfür alle einen Zugewinn an Lebensqualitätbedeuten. Darüber waren sich alle Teil-nehmenden der Fachtagung am 15. Januar2008 in der NUA einig. Sie wurde in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemein-schaft der Naturparke in NRW durch-geführt. Rund 60 Aktive und Interessiertekonnten sich über den aktuellen Stand derEntwicklungen informieren und anhandzahlreicher Praxisbeispiele und anregen-der Diskussionen, vorhandene Barrierenund deren Beseitigung kennen lernen.Dr. Alexander Schink, Staatssekretär imMinisterium für Umwelt und Natur-schutz, Landwirtschaft und Verbraucher-schutz des Landes Nordrhein-Westfalen,hob den Auftrag der Gesellschaft hervor,allen Menschen Zugang zu Natur- undKulturerlebnissen zu ermöglichen. Auchdie UN-Naturschutzkonferenz bietet An-lass, diese Initiative zu ergreifen.

Barrierefreiheit beginnt im KopfRund 30 bis 40 Prozent der BevölkerungDeutschlands sind auf barrierefreie An-gebote angewiesen. Neben Blinden, Ge-hörlosen, lern- und körperlich behinder-ten Menschen, zählen auch ältere Men-schen, Eltern mit Kinderwagen und zeit-weise Kranke zu der Anspruchsgruppe.Das belegte Dr. Sigrid Arnade vom JoB(Journalismus ohne Barrieren)-Medien-büro in Berlin, das u. a. die NationalparkeBerchtesgaden, Eifel und Hainich bei der Erarbeitung und Umsetzung barriere-freier Maßnahmen unterstützt hat. Siestellte zahlreiche Möglichkeiten vor, dieauch mit geringen Kosteneinsatz zur Barrierefreiheit beitragen können. Nachdem Motto „Vorsorge ist besser als Nach-sorge“ können Mehrkosten vermiedenwerden, wenn Barrierefreiheit schon inder Planung berücksichtigt wird.Dass die Diskussion um Barrierefreiheitmehr als die „Rollstuhlproblematik“ um-fasst und auch in Medien wie dem Inter-net bedeutsam ist, machte Dr. MartinWoike, Vizepräsident der Landesanstaltfür Natur, Umwelt und Verbraucher-schutz, deutlich. Dirk Lischewski vonÖ/K/O/M; einer Informationsdienstleis-tungsfirma aus Münster, veranschaulichtedas durch die konkrete Vorstellung einerbarrierefreien Gestaltung von Webseiten.

Rechtliche RahmenbedingungenBehinderte Menschen nicht nur aus medizinischer Sicht und als Objekte derFürsorge zu betrachten, hat zu einemWandel und Perspektivwechsel in der Behindertenpolitik geführt. Bürger- und

menschenrechtsorientierte Sichtweise siehtbehinderte Menschen als selbstbestimmt anund setzt Barrierefreiheit voraus. Das hat sichinzwischen in der Gesetzgebung niederge-schlagen und zieht sich durch alle neuerenjuristischen Dokumente. H.-Günter Heiden,der als Journalist ebenfalls im JoB-Medien-büro tätig ist, gab einen Überblick, inwie-weit Barrierefreiheit international und national im Rechtssystem verankert ist. Neben der im Dezember 2006 verabschie-deten UN-Konvention über die Rechte be-hinderter Menschen gibt es auf internationa-ler Ebene unter anderem die EuropäischenStrukturfonds. Der Europäische Fonds fürregionale Entwicklung (EFRE) soll Maß-nahmen unterstützen, die zur Beseitigungvon Ungleichgewichten in sozialen Grup-pen führen. Der Europäische Sozialfonds(ESF) fördert Maßnahmen, die strategischebeschäftigungspolitische Ziele umsetzen.„Niemand darf wegen seiner Behinderungbenachteiligt werden“. Neben diesem imGrundgesetz verankerten Grundrecht gibtes in der Bundesrepublik das Behinderten-gleichstellungsgesetz (BGG), an das sichdie Barrierefreie Informationstechnik –Verordnung (BITV) angliedert. Das Allge-meine Gleichbehandlungsgesetz (AGG)besteht seit August 2006. Auf Länderebeneverabschiedete Nordrhein-Westfalen imDezember 2003 das BGG-NRW.

Praxisbeispiele – in Zeiten knapper KassenBeispiele aus den Naturparken Eifel undRheinland, den Niederlanden und vom Land-schaftsverband Rheinland (LVR) bereicher-ten den Einblick in die Praxis. AlexanderSobotta stellte die Projektinitiative „Eifelbarrierefrei“ im Naturpark Nordeifel vor. Fotos und Erfahrungsberichte veranschau-lichten die Einrichtung des barrierefreienLandschaftspfades an der Eifelhöhen-Klinikin Nettersheim-Marmagen. Dr. Elisabeth Zenses vom NaturparkRheinland lieferte einen Erfahrungsberichtzur Bestandsanalyse von barrierefreienEinrichtungen und Angeboten im dortigen

Naturpark. Weiterhin bestünde aber nochein hoher Informationsbedarf in den Ge-meinden zur Definition und zu Umset-zungsmöglichkeiten von Barrierefreiheit.Gespräche müssten fortgesetzt werden, damit Barrierefreiheit sich in Sicht undDenken der Menschen etabliert.Ein Blick über die Landes- und Bundes-grenze hinweg gelang Johan Bekhuis,der ein Praxisbeispiel aus dem deutsch-niederländischen Landschaftsentwick-lungsprojekt „De gelderse Poort“ amNiederrhein vorstellte. Das Deichvorland„Millingerwaard“ bietet eine Vielzahl anErlebnisräumen, deren vermeintlicheBarrieren mit ausleihbaren Ballonreifen-rollstühlen für unwegsames, sandigesGelände überwunden werden können.Zum Konzept der Einrichtung „wildernisop maat“ gehört es, Menschen mit und ohne Behinderung einen Zugang zur Natur durch vielfältige Sinneserlebnissezu ermöglichen.Susanne Vogel erläuterte die Bestands-aufnahme des Landschaftsverbands Rhein-land (LVR) zur Barrierefreiheit. Der LVRüberprüfte verschiedene Aspekte seinerEinrichtungen, bei denen Barrieren be-seitigt werden können. Dazu gehören Er-reichbarkeit, Erschließung, Information,Infrastruktur, Ausstattung, Angebote fürFamilien, Menschen mit Mobilitätsbe-hinderung, Hör- und Sehbehinderte undlernbehinderte Menschen. Ebenso wer-den Mindest- und Komfortstandards fest-gelegt, die zu einer Ausweitung barriere-freier Angebote führen sollen.Das Tagungsprogramm rundete Dr. Ger-trud Hein ab, indem sie Praxistipps fürspezielle Exkursionen gab, damit Kulturund Natur erleben für alle mit allen Sinnen möglich ist. Die Gründung eines Arbeitskreises mitetwa 20 Mitgliedern, die in regelmäßigenTreffen die bereits angelegten Wege fürBarrierefreiheit im Natur- und Kultur-erleben weiter ausbauen wollen, ist einwichtiges Ergebnis der Tagung. Dabeiwird die NUA weiterhin ihre „Katalysa-tor-Funktion“ wahrnehmen, um als Part-ner zur Unterstützung von Informations-angeboten zu fungieren. A.CzerwinskiKontakt: Alexandra Czerwinski, E-Mail:[email protected]: NUA / Dr. Gertrud Hein,Tel. 0 23 61/3 05 33 39, [email protected], www.nua.nrw.de.Lesetipp: Beiträge zur Landesentwicklung 59, Tagungsdokumentation „Barriere-freies Natur- und Kulturerlebnis“ der 16.Fachtagung im April 2005 in Bad Honnef,Landschaftsverband Rheinland – Um-weltamt, Ottoplatz 2, 50679 Köln, Tel02 21/8 09-37 80, Fax 02 21/8 09-24 61,E-Mail [email protected], 194 Seiten,5,00 €.

Exkursion für Gehörlose mit Gebärden-dolmetscherin im Naturpark Nordeifel.

Foto: Naturpark Nordeifel

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„Pfad der Vielfalt“ zurCBD-COP 9 nach BonnIm Juni 2007 hat die Oberbürgermeisterinvon Bonn, Frau Dieckmann, im Namenvieler Beteiligter dazu aufgerufen, durchattraktive Beiträge zu einem Rahmenpro-gramm der CBD-COP 9-Konferenz (19. –30. 5. 2008) „Anliegen und Gegenstandder Tagung auch für die breite Öffentlich-keit sichtbar zu machen“.Neben anderen öffentlichkeitswirksamenAktivitäten der Stadt Bonn, der einschlä-gigen Verbände und Institutionen sowie des Landes NRW zum Rahmenprogrammkommen am zentralen Wochenende derWeltkonferenz (24./25. Mai) zehn Um-weltmobile aus verschiedenen Ländern inden Bonner Süden, um den Kongressteil-nehmerinnen und -teilnehmern und den interessierten Bürgern einen Einblick in ihrAngebot und ihre Ausstattung zu ermög-lichen. Zur Demonstration ihrer zweck-mäßigen Ausrüstung für eine attraktive,handlungs- und erfahrungsorientierte Natur-schutzarbeit haben sie zwei Tage zuvor, am 22. Mai, an fünf „nature locations“ imabwechslungsreichen Naturraum rund umBonn „Informationsstationen“ gebildet:Mit interessierten Bonner Schülern sollenhier kleine Dokumentationen zur wunder-baren Vielfalt der aquatischen und terres-trischen Lebensräume, zu den Böden, derFlora und Fauna erarbeitet und zur Informa-tion der Besucher am folgenden Wochen-ende aufbereitet werden:

¸ 22. 5. 2008 (Fronleichnam): 10 Um-weltmobile aus ganz Deutschland undder Schweiz werden als Informations-und Aktionsstationen einen „Pfad derVielfalt“ repräsentieren: Rund um dieStadtgrenze Bonns, jeweils erreichbarmit öffentlichen Verkehrsmitteln unduntereinander verbunden durch einen inder Presse und im Tagungsprogrammkommunizierten Rad- und Wanderweg,bieten Sie aber auch den Bürgerinnenund Bürgern Anschauungsunterricht vorOrt.

¸ 24./25. 5. 2008 ( Sa./So., ebenfalls 10–18Uhr) Mobil-Konvoi und Präsentation:Um vor allem den internationalen Fach-leuten einen Einblick in die Möglich-keiten mobiler Einheiten für Biodiver-sitätskampagnen zu geben, werden dieUmweltmobile gemeinsam in der Nähedes CBD-Kongressstandortes (Rondellin der Rheinaue, Ecke Heinemann-

straße) auffahren und den interessiertenFachleuten und Bürgern Ergebnisse derUntersuchungen und Motive dieserVielfalt präsentieren.

Die seit 1997 in der Arbeitsgemeinschaftder Umweltmobile (AGUM) kooperieren-den Mobilprojekte bilden für die Zielgruppeder Experten aus aller Welt – insbesondereden Schwellenländern – hinsichtlich Auf-trag, Ausstattung und Zweckmäßigkeit einen wichtigen Ideenpool zur Förderungder Umweltbildungsinfrastruktur in den jeweiligen Heimatländern. Das habenfrühere Präsentationen bei internationalenVeranstaltungen, die weltweiten Kontakte(u.a. Japan, Australien und Kolumbien)und die daraus resultierenden Projekt-entwicklungen gezeigt. Mobile in Chinaund Tunesien profitierten direkt von demKnow-how-Transfer durch Consultingsund Hospitationen.Das von der AGUM geschaffene inter-nationale Fachportal fand als strategischeMaßnahme (Nr. 62) Würdigung im Natio-nalen Aktionsplan (NAP) für die UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwick-lung 2005–2014“. Seit der Teilnahme ander UNEP-Weltkonferenz für Umweltbil-dung in Turin 2005 liegen mehrsprachigeMaterialien und eine Internetplattform(www.ecobus.eu, in sechs Sprachen) vor,auf die von Projektentwicklern aus allerWelt rege zurück gegriffen wird.Die Aktion wird organisiert von der NUANRW (FB 35 im LANUV) und finanziellunterstützt durch das MUNLV.

O. Hartwig

Ausstellung BiologischeVielfalt in NRWAm 4. April 2008 findet im nordrhein-westfälischen Landtag in Düsseldorf einAktionstag zur Naturschutzkonferenz stattin dessen Rahmen die Ausstellung „Bio-logische Vielfalt in Nordrhein-Westfalen“einem breiten Publikum präsentiert wird.Die Ausstellung dokumentiert die Ansätze,Maßnahmen und Erfolge des Landes, derKommunen, der Naturschutzverbände,

Biologischen Stationen, der Land- undForstwirtschaft und weiterer Partner zumSchutz der Kulturlandschaften in NRW.Die Besucher erhalten mittels großforma-tiger Fotos Einblicke in die Artenvielfaltvon Wiesen und Kalktriften der Eifel,Grünland und Mooren im Münsterland,Fließgewässern des Bergischen Landesoder den Buchenwäldern des Siegerlandes.Tabellen und Grafiken dokumentieren je-weils die Bestandsentwicklung wichtigerTier- und Pflanzenarten. Dass „BiologischeVielfalt“ auch in der klassischen Industrie-region Ruhrgebiet oder auf andere Weiseerlebt werden kann, wird dem Betrachterin den weiteren Bausteinen der Ausstel-lung bildhaft vermittelt.Ausrichter: MUNLV, LANUV, NUA

Aktion Frühlings-spaziergänge in NRWDer Frühling ist für die Menschen einewillkommene Jahreszeit, um zu einer Wan-derung zu starten. Die NUA lädt die Bür-gerinnen und Bürger ein von April bis Mai2008, an Frühlingsspaziergängen in ganzNordrhein-Westfalen teilzunehmen, umdie Vielfalt unserer Landschaften kennen-zulernen und die neu erwachte Natur haut-nah zu erleben. Die „Frühlingsspaziergän-ge in NRW“ sind 2008 auch ein Beitragzum „NRW-Bündnis für die Natur“ imRahmen der UN-Naturschutzkonferenz(CBD = Convention on Biological Diver-sity), die Ende Mai in Bonn stattfindenwird.Die Vielzahl der in den Monaten April undMai angebotenen Frühlingsspaziergängehaben insbesondere das Ziel, die Biolo-gische Vielfalt in Nordrhein-Westfalen inbreiter Palette vorzustellen. Sie bieten Gelegenheit, nicht nur die großen Natur-schutzgebiete und Naturparke zu besuchen,sondern auch die kleineren Wunder derNatur direkt vor der eigenen Haustür

Veranstaltungshinweise

Marktplatz in Tübingen beim Treffen derAGUM im letzten Jahr Foto: D. Schruck

Von April bis Mai haben Bürgerinnen undBürger im Rahmen der Aktion Frühlings-spaziergänge die Möglichkeit in vielen Gegenden Nordrhein-Westfalens auf einerWanderung den Frühling zu genießen.

Foto: G. Hein

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zu entdecken. Als Exkursionsführer/innen haben sich die Mitarbeiter/innen von Um-weltbildungseinrichtungen, Vereinen, Ver-bänden, Tourismuseinrichtungen sowieKommunen zur Verfügung gestellt, die eine Vielzahl von recht unterschiedlichenExkursionen vorbereiten.Am 12. April 2008 wird die Auftaktveran-staltung mit Minister Eckhard Uhlenbergim Bergischen Freilichtmuseum in Lindlarstattfinden.Die Aktion „Frühlingsspaziergänge“ ist auchein Beitrag zur gleichnamigen bundes-weiten Kampagne des Bundesarbeitskrei-ses der staatlich getragenen Bildungsstät-ten im Natur- und Umweltschutz (BANU),der am 17. und 18. Mai 2008 bundesweiteNaturerlebnistage veranstaltet.Auf der Homepage www.nua.nrw.de kön-nen Sie sämtliche Angebote zu den Früh-lingsspaziergängen, die jeweiligen Termineund Treffpunkte abfragen.Ausrichter: NUA mit verschiedenen Part-nern, Kontakt: Dr. Gertrud Hein, NUA,Tel. 0 23 61/3 05 33 39, [email protected], Infos zum Programm: www.fruehling.nua.nrw.de.

Wert derEmscherregion„Emscherkonferenz – Zur Biodiversität eines besonderen Landschaftsparks“ lautetdas Thema einer zweitägigen Veranstal-tung, die im Mai in Oberhausen stattfindet.Die Konferenz selbst ist am 27. Mai 2008.Am 28. Mai führt eine Exkursion entlangder Emscher von Oberhausen startend überRecklinghausen bis Dortmund.Inmitten der von Industrie und Siedlunggeprägten Emscherregion entsteht ein besonders geprägter Landschaftspark imBallungsraum. Über die Renaturierung derFließgewässer im Emschereinzugsgebietentstehen neue und wieder hergestellte Gewässer. Industriebrachen und urbaneGrünflächen verfügen über eigene Poten-

ziale mit besonderen Biodiversitäten. DieVeranstaltung möchte über den aktuellenWert der Emscherregion für die Vielfaltvon Lebensräumen und Arten informieren,die weitere Entwickelbarkeit erörtern unddie Menschen mit ihrer geänderten Naturwieder zusammen bringen.Ausrichter: NUA, Biologische Station öst-liches Ruhrgebiet, Biologische Station west-liches Ruhrgebiet, Emscherfreunde, Lei-tung: Jürgen Heuser, Peter Keil, Dr. Ger-hard Laukötter, Teilnahmebeitrag: 30 €

Tagung, 10 € Exkursion, AnmeldungNUA NRW, Siemensstr. 5, 45659 Reck-linghausen, Tel.: 0 23 61/305 0, Fax: 0 23 61/305 3 340, E-Mail: [email protected].

Runder Tisch UmweltbildungNordrhein-Westfalen stellt sich der Auf-gabe, sich auf die zu erwartenden Klima-änderungen und ihre Folgen einzustellenund entsprechende Handlungsoptionen zuentwickeln. Dazu gehört auch eine Pro-jektförderung zur Klimafolgenanpassung.Dr. Barbara Köllner vom Landesamt fürNatur, Umwelt und Verbraucherschutz(LANUV) wird den Innovationsfond Klima vorstellen. Dr. Gertrud Hein, Natur-und Umweltschutz Akademie (NUA) gibteinen Einblick in die bundeseinheitlichenStandards zur Zertifizierung am Beispielder Natur- und Landschaftsführer.Der Runde Tisch Umweltbildung, das Forum der außerschulischen Umweltbil-dung in Nordrhein-Westfalen, findet alsNachmittagsveranstaltung am 16. April2008 in der Auslandsgesellschaft Nord-rhein-Westfalen in Dortmund statt.Kontakt: Dr. Petra Fischbach, Natur- undUmweltschutz-Akademie NRW (NUA),Tel.: 0 23 61/305 33 28, Fax: 0 23 61/30533 40, E-Mail: [email protected].

Wiederbewaldung nach KyrillIm Januar 2007 hatte der Orkan „Kyrill“ inden Wäldern Südwestfalens die schlimms-ten Sturmschäden in der Geschichte vonNRW angerichtet. Das Wiederbewaldungs-konzept räumt der natürlichen Wieder-bewaldung einen besonderen Stellenwertein – zu Recht? Unter dem Thema „Wieder-bewaldung nach Kyrill – Chancen undGrenzen natürlicher Sukzession“ richtetdie Schutzgemeinschaft Deutscher Waldam 22. April 2008 eine ganztägige Veran-staltung in Arnsberg-Obereimer aus. Nachden Fachvorträgen werden Sturmwurf-flächen des Orkans „Wiebke“ aus dem Jahr1990 aufgesucht, die als Versuchsflächesich selbst überlassen wurden.

Leitung: Gerhard Naendrup, Teilnahme-beitrag: 15 €, Anmeldung: Schutzgemein-schaft Deutscher Wald (SDW), RipshorsterStraße 306, 46117 Oberhausen. Tel.: 02 08/883 31881, Fax: 02 08/883 31883, E-Mail:[email protected].

Naturnahe Kulturland-schaften im FokusVom 3. bis 6. April 2008 findet an derHochschule Anhalt (FH) in Bernburg diediesjährige internationale Jahrestagungdes Arbeitskreises Renaturierungsökologieder Gesellschaft für Ökologie & Feldtageder Gesellschaft für Renaturierungsöko-logie statt.Organisiert wird die Tagung von der Hoch-schule Anhalt (FH) und der Gesellschaftfür Renaturierungsökologie (SER Europe).Das zentrale Thema der Tagung beschäf-tigt sich mit dem Wiederherstellen unddem Erhalten von Offenlandbiotopen inKulturlandschaften und dem Umsetzenkonkreter Renaturierungsmaßnahmen.Einer der Kernpunkte ist die Wiederbe-lebung eines günstigen Erhaltungszu-standes von Lebensräumen für Tier- undPflanzenarten. Die sich daraus ergebendenAufgaben werden auf der Tagung in dreiThemenkreisen aufgegriffen. Zum einengeht es um ganzheitliche Konzepte zur Ent-wicklung von FFH-Lebensräumen (Flora-Fauna-Habitat) durch Renaturierungsmaß-nahmen und zum anderen um die Renatu-rierung von Intensivgrünland. Außerdemsollen die Perspektiven für Offenland-lebensräume in Braunkohletagebauland-schaften aufgezeigt werden.In Vorträgen präsentieren Arbeitsgruppenaus dem In- und Ausland die Ergebnisse ihrer Projekte und diskutieren aktuelle Fragen. Ziel der Tagung ist der konstruk-tive Austausch zwischen Wissenschaftlern,Praktikern und Entscheidungsträgern vorOrt. Zwei Exkursionstage in die Bergbau-landschaft Sachsen-Anhalts und die Natur-räume „Unteres Saaletal“ und „Mittlere

Veranstaltungshinweise

Heutige Enscher: noch nicht renaturiert,aber die Deiche bereits von Schafen beweidet. Fernziel: nach Trennung vonSchmutz- und Quellwasser die Renaturie-rung zum naturnahen Bach.

Foto: P. Schütz

Der Orkan „Kyrill“ hat in den Wälderndie schlimmsten Sturmschäden in der Geschichte von NRW angerichtet. Im BildNaturwaldzelle Meersiepenkopf.

Foto: U. Schulte

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Elbe“, ergänzen die Tagung. Eine Poster-ausstellung rundet die Veranstaltung ab.Kontakt: Hochschule Anhalt (FH), EileenKlötzer, Tel.: +49-3496 67 1010, E-Mail:[email protected].

1. Naturgartentag im RuhrgebietDie Regionalgruppe Rhein-Ruhr des Natur-garten e.V. veranstaltet am Samstag, 17. Mai2008, mit Ortsgruppen vom BUND, NABUund der biologischen Station westlichesRuhrgebiet einen Naturgartentag im HausRipshorst, dem Informationszentrum desEmscher Landschaftsparkes. Es gibt ver-schiedene Kurzvorträge zu den Themen:Naturgärten – Warum?, Wildobst in Gartenund Küche, Dachbegrünung, Wildbienen,Vögel im Naturgarten, (G)arten & Elsa(Elsa Brandström Gymnasium).Daneben wird es eine Vielzahl von Ver-kaufs, -und Infoständen geben. Von biolo-gisch angebauten Kräutern, biologischemPflanzenschutz, Dachbegrünung, natur-nahen Gartenteichen, Nisthilfen für Wild-bienen, Baumpflege, über Kastanienzäune,heimische Wildpflanzen, Wildsträucher-hecken der Fa. Ahornblatt, Wildfrucht-marmeladen und Liköre, Biowein, Honigund verschiedenem Kunsthandwerk fürden Garten wird es alles geben, was einNaturgärtnerherz höher schlagen lässt.Dazu gibt es Workshops zu den Themen:einfache Bodenuntersuchungen, Baum-klettern für Kinder, Führung zu den Wiesen und Wildobststräuchern rund umHaus Ripshorst.Kontakt: Haus Ripshorst, Ripshorster Str.306, 46117 Oberhausen, www.rvr-online.de.

Artenschutz in der BauleitplanungIn der Fach- und der Bauleitung gewinntder nationale und europäische Artenschutzzunehmend an Bedeutung, insbesondere

durch die hohen rechtlichen Anforderun-gen bei der Bewältigung von Zielkonflik-ten zwischen Planungen oder konkretenVorhaben mit den Belangen des Arten-schutzes. Artenschutz nach dem Bundes-naturschutzgesetz umfasst den Schutz unddie Pflege wild lebender Tier- und Pflanzen-arten (§§ 10, 52(2) BNatSchG, BArtSchV)in ihrer natürlichen und historisch gewach-senen Vielfalt.

Der Artenschutz wurde international überdas Washingtoner Artenschutzabkommenund dessen europarechtliche Umsetzungdurch die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie,die Vogelschutzrichtlinie und dem hierausentwickeltem Natura 2000-Schutzgebiet-konzept (Richtlinie 92/43/EWG des Ratesvom 21. Mai 1992) zur Erhaltung dernatürlichen Lebensräume sowie der wild-lebenden Tiere und Pflanzen geregelt undüber das BNatSchG in nationales Rechtumgesetzt. Ergänzend ist bei Planungendie nationale und europäische Recht-sprechung zum Artenschutz beachtlich, dieeine Art „juristische Käseglocke“ überFFH- und Vogelschutzgebiete gelegt hat.Als „nachhaltige Trauerarbeit“ wird dabeider umfangreiche nationale und europäischeAbstimmungsprozess beschrieben, denPlanungen mit erheblichen Beeinträchti-gungen prioritärer Arten oder Lebens-räume verursachen.

Vor diesem Hintergrund bietet das Institutfür Städtebau zum Thema: „Artenschutz inder Bauleitplanung, Rechtsprechung, FFH-Richtline, Vogelschutzrichtlinie, novellier-tes BNatSchG, fachrechtliche Anforderun-gen, Abwägung, Beispiele aus der Praxis“am 3. Juni in Düsseldorf eine Tagung an.Die Veranstaltung versucht insbesonderedie Berücksichtigung der Belange des Artenschutzes in der Bauleitplanung auf-zuzeigen und die Anforderungen zur Be-wältigung von Zielkonflikten mit dem Artenschutz aus planerischer, rechtlicherund naturschutzfachlicher Sicht zur Kon-fliktbewältigung zu verdeutlichen. Anhandvon Fallbeispielen wird der naturschutz-fachliche und planerische Umgang mitdem Artenschutz in der Praxis veranschau-licht.

Ziel der Veranstaltung ist es, die fachlichenAnforderungen und Rechtsgrundlagenzum Artenschutz in der Bauleitplanungaufzuzeigen und die Bedeutung der ein-schlägigen Regelwerke und der Recht-sprechung für die Abwägung darzulegen.Anhand von Fallbeispielen werden dieMöglichkeiten und Grenzen zum Umgangmit dem Artenschutz in der Bauleit- undFachplanung aufgezeigt.

Tagungsort: CVJM Düsseldorf e.V., Graf-Adolf-Straße 102, 40210 Düsseldorf, Teil-nahmegebühr: 170 €. Anmeldung: Institutfür Städtebau Berlin, Stresemannstraße 90,10963 Berlin, Tel.: 0 30/2308 22 0, Fax:0 30/2308 22 22, E-Mail: [email protected].

KommunalesFlächenmanagementUm Strategien zur Reduzierung der Flä-cheninanspruchnahme und für ein nach-haltiges Flächenmanagement in Kommu-nen geht es auf einem Seminar, das dasDeutsche Institut für Urbanistik (Difu) vom9. bis 11. Juni 2008 in Berlin veranstaltet.Seit mehreren Jahren verfolgt die Bundes-regierung im Kontext der NationalenNachhaltigkeitsstrategie das ambitionierteZiel einer Reduzierung der Flächen-neuinanspruchnahme auf 30 Hektar proTag. Erreicht werden soll dies bis zum Jahr2020 vor allem durch eine vorrangige Innenentwicklung (Verhältnis von Innen-zu Außenentwicklung = 3:1). Gefordertsind innovative Formen des Flächenmana-gements, verbunden mit der Vision einesFlächenkreislaufs durch Flächenrecycling.Insbesondere die Kommunen sind im Rah-men ihrer Planungshoheit angesprochen,die Strategie in Kooperation mit allen rele-vanten Akteuren zu realisieren. Zugleichsind sie aber auch diejenigen, auf denen die Nachfrage nach Flächen lastet oder dieneue Wege finden müssen, brach gefalleneFlächen angemessen zu verwerten.Zur Umsetzung der Strategie hat das Bun-desforschungsministerium in Abstimmungmit anderen Bundes- und Länderressortssowie den kommunalen Spitzenverbändendas Förderprogramm REFINA aufgelegt.Ziel des Seminars ist es, insbesondere Er-gebnisse aus den REFINA Projekten vor-zustellen und zu diskutieren. Im Zentrumstehen übertragbare Umsetzungserfolgeder Modellkommunen.Erörtert werden sollen in dem Seminaru.a.:

¸ Aktivierungspotenziale der Innenent-wicklung

¸ vorbildliche interkommunale Wohn-und Gewerbegebietsentwicklungen

¸ Konzepte der Mobilisierung von Brach-und Konversionsflächen

¸ Erfahrungen mit der Ergänzung desPlanungsinstrumentariums um ökono-mische Steuerungsmechanismen

¸ Kostenfolgeabschätzungen der Sied-lungsentwicklung

¸ Strategien, unterschiedlichen Akteurendas Ziel einer notwendigen Reduzie-rung der Zielgruppen sind Ratsmit-glieder; Führungs- und Fachpersonalaus den Bereichen Stadtentwicklungund Stadtplanung, Umwelt sowie Wirt-schaftsförderung

Anmeldungen und Anfragen bitte an dasDeutsche Institut für Urbanistik (Difu),Ernst-Reuter-Haus, Straße des 17. Juni112, 10623 Berlin, Tel.: 0 30/39 001-0,Fax: 0 30/39 001-100, E-Mail: [email protected], Internet: www.difu.de/seminare,www.difu.de.

Veranstaltungshinweise

Schauspiel im Naturgarten: Die Fetthennewird vom Admiral aufgesucht.

Foto: G. Hein

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Countdown 2010

1. Arten und Ökosysteme brauchen für ihre Regeneration und Entwicklungausreichend Raum. Wenigstens zehnProzent aller Ökosystemtypen solltenunter Schutz stehen, um Natur und Naturlandschaften zu erhalten.

2. Ohne Biodiversität gibt es keine Land-wirtschaft. Die landwirtschaftliche Praxis sollte das Überleben von Artennicht in Gefahr bringen. Der Schlüsselzur Rettung der Biodiversität liegt in einer vielfältigen Landnutzung und derReduktion des Pestizid- und Dünge-mitteleinsatzes. Methoden des ökolo-gischen Landbaus können in vielen Ge-bieten als ein Beispiel hierfür dienen.

3. 75 Prozent aller Fischereigewässer sindbis an die Belastungsgrenze ausgelastetoder überfischt. Arten wie Kabeljau,Schellfisch und Heilbutt sind schonjetzt bedroht. Wenn wir nicht zu einernachhaltigen Nutzung übergehen, wer-den für unsere Enkelkinder keine Fische zurückbleiben.

4. Straßen, Fabriken und Wohnungsbauzerstören die Lebensräume von Tieren

und Pflanzen. Wenn die städtische undländliche Entwicklung keine Rücksichtauf die Natur nimmt, wird in ZukunftBeton und Schmutz unsere Umweltprägen.

5. Der Klimawandel gilt als die wichtigsteglobale Herausforderung der Mensch-heit. Mit den sich ändernden Bedin-gungen werden sich gleichermaßen die Ökosysteme und Lebensräume wan-deln. Es reicht nicht, die Klimaände-rungen zu bekämpfen. Zudem müssenWanderungsmöglichkeiten für Arten sowie deren Anpassungsfähigkeit anneue Gegebenheiten sichergestellt wer-den.

6. Wenn man eine Art außerhalb ihresnatürlichen Verbreitungsgebiets aus-setzt, geht sie in vielen Fällen ein.Manchmal jedoch etablieren sich so ge-nannte „invasive fremdländische Arten“in der heimischen Flora und Fauna lokalund zerstören diese. Da man nie wissenkann, in welche Richtung sich die Dinge entwickeln, ist es äußerst wichtig,diese Invasionen zu reduzieren.

Als sich die Regierungschefs im Jahr2002 beim Weltgipfel für Nachhal-tige Entwicklung dazu verpflichte-

ten, bis zum Jahr 2010 einen signifikantenRückgang des derzeitigen Biodiversitäts-verlusts zu erzielen, lobten viele diesesehrgeizige 2010-Ziel als historischenSchritt in die richtige Richtung. Seither haben etliche wissenschaftliche Studienden Ernst der Lage bestätigt: die Millen-nium Ecosystem Assessment der UN fandheraus, dass weltweit zwei Drittel allerÖkosystemdienstleistungen zurückgehen,IUCN’s Rote Liste umfasst mehr als16.000 gefährdete Arten und die durch-schnittliche Artendichte ist in nur 30 Jahren um 40 Prozent zurück gegangen.Der Bericht der Vereinten Nationen zurEntwicklung der Artenvielfalt schlussfol-gert, dass das Erreichen des 2010-Zielsbeispiellose Anstrengungen auf regionaler,nationaler und globaler Ebene erfordert.

2010-Ziel: Start 2002In Europa haben mehr als 500 Partner –von nationalen und lokalen Regierungen,über Nichtregierungsorganisationen bishin zu Unternehmen – diese Herausforde-rung angenommen. Sie haben mit Count-down 2010 ein leistungsstarkes Netzwerkaktiver Partner ins Leben gerufen und gehen die Ursachen des Biodiversitätsver-lustes an. Alle Mitglieder versprechen, sichvoll für das 2010-Ziel einzusetzen. DieseZusammenarbeit entfacht eine gemein-schaftliche Triebkraft, um die Biodiver-sität zu retten.Das Countdown 2010 Sekretariat – ange-siedelt beim IUCN-Regionalbüro für Europa – fördert und unterstützt die Aktivitäten, wirbt für die Bedeutsamkeitdes 2010-Ziels und begleitet die Fort-schritte in Richtung 2010.

Sieben Handlungsfelderfördern BiodiversitätEs gibt sieben Haupthandlungsfelder, indenen es den Biodiversitätsverlust in denkommenden Jahren zu stoppen gilt.

Wiebke Herding, Sebastian Winkler

Countdown 2010 für die Biologische VielfaltAuf dem Weltgipfel 2002 verpflichteten sich Regierungschefs bis zum Jahr 2010 den weltweiten VerlustBiologischer Vielfalt zu bremsen („2010-Ziel“). Zur Unterstützung in Europa haben über 500 Partner mit Countdown 2010 ein leistungsstarkes Netzwerk ins Leben gerufen. Das Countdown 2010 Sekretariatfür Europa – angesiedelt beim IUCN-Regionalbüro in Brüssel – fördert und unterstützt diese Aktivitäten.

Page 13: Natur in NRW Nr. 1/2008 · „Countdown 2010 – Save Biodiversity“ 14. Natur in NRW 1/08 3 Biologische Vielfalt in NRW Vom 19. bis 30. Mai 2008 ist Bonn Schau-platz der 9. UN-Naturschutzkonferenz.

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Countdown 2010

7. Biodiversität ist das Fundament für eine nachhaltige Entwicklung. DieFunktionen der Ökosysteme bilden dieBasis für jegliches wirtschaftlichesHandeln. Die Belange der Biodiversitätmüssen folglich integrativer Bestand-teil aller Politikbereiche werden. DieMaßnahmen dafür sind Marktanreize,Entwicklungshilfe, biodiversitätsver-träglicher Handel und internationaleRegierungsprozesse.

Der Verlust an Biodiversität beeinträchtigtKernbereiche des menschlichen Wohlbefin-dens. Dies betrifft die Versorgungssicher-heit mit Lebensmitteln und Energie, die Gefahr von Naturkatastrophen und den Zu-gang zu sauberem Wasser und Rohstoffen.Der Biodiversitätsverlust berührt ebensoGesundheit, soziale Beziehungen und Ent-scheidungsfreiheit der Menschen. Es ist so-mit im ureigenen Interesse der Menschen,das Überleben der Arten und den Fort-bestand der Ökosysteme sicherzustellen.Alle diese Ideen sind nicht neu. Sie spie-geln Forderungen wider, die von vielen Organisationen seit Jahrzehnten propagiertwerden. Die politische Legitimation fürdas 2010-Ziel liefert einen stabilen ge-meinsamen Rahmen, um diese Agenda

voran zu bringen. Während es in der Ver-antwortung der Regierungen liegt, das2010-Ziel zu erreichen, zeigt die politischeRealität, dass es sowohl engagierte Poli-tiker und Beamte, als auch eine ein-bezogene und informierte Öffentlichkeitbraucht, um diese Chance zu nutzen. DasZiel von Countdown 2010 ist klar und ein-fach. Durch die Bereitstellung des nötigenHandlungsspielraums soll es den Organi-sationen ermöglicht werden, ihre Arbeitauf das 2010-Ziel zu fokussieren, mit demHandwerkszeug und den Themen, die am dichtesten an ihrem eigenen Haupt-anliegen und ihren Zielsetzungen sind.

Countown 2010: ein Bündnis von PartnernUm sich dem Bündnis anzuschließen, un-terzeichnen die Partner eine Erklärung, inder sie ihre Bereitschaft zu zusätzlichen Aktivitäten und ihre Zustimmung zu denGrundsätzen und Zielsetzungen von Count-down 2010 erklären. Die Erklärung erfor-dert drei Schritte von jeder Organisation:1. Die Unterstützung des 2010-Ziels;2. Die Aufforderung von Entscheidungs-

trägern zum Handeln; und

Anschrift der Verfasser:Wiebke HerdingRegional Communications OfficerRegional Office for EuropeIUCN – The World Conservation UnionSebastian WinklerHead of Countdown 2010 SecretariatIUCN – The World Conservation UnionBoulevard Louis Schmidt 641040 Brussels, BelgiumE-Mail: [email protected]: www.iucn.org

3. Eine Selbstverpflichtung zur Reduktiondes Biodiversitätsverlustes.

Mit einen wirkungsvollen Netzwerk aktiverPartner kann Countdown 2010 die Regie-rungen zur Rechenschaft ziehen, damit sie:– ausreichend Raum für die Natur sichern,– ihre natürlichen Ressourcen auf nach-

haltige Weise nutzen und– beständig die Umweltverschmutzung

reduzieren.Zusammen können wir es schaffen, die Biodiversität zu retten.Weitere Informationen sind erhältlich untercountdown2010.net oder Tel: +32 2 7390320.

Sebastian Winkler, Head of Countdown 2010 Secretariat derIUCN in Brüssel, auf der Auftaktveranstaltung zum Beitritt des Landes Nordrhein-Westfalen zur IUCN-Kampagne 2010 am29. November letzten Jahres in der NUA. Foto: M. Wengelinski

Für die Biodiversität gibt es keine Zeit zu verlieren. Banner derIUCN Kampagne.

Foto: A. Niemeyer-Lüllwitz

Page 14: Natur in NRW Nr. 1/2008 · „Countdown 2010 – Save Biodiversity“ 14. Natur in NRW 1/08 3 Biologische Vielfalt in NRW Vom 19. bis 30. Mai 2008 ist Bonn Schau-platz der 9. UN-Naturschutzkonferenz.

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Countdown 2010

erhalten werden kann. DieErhaltung der BiologischenVielfalt vor Ort in dem mit18 Millionen Menschen bevölkerungsreichsten Bun-desland Deutschlands istnicht ohne die Menschen,nicht ohne das Engagementwichtiger gesellschaftlicherGruppen aus Politik, Wirt-schaft, den Kirchen undNaturschutzverbänden, denKommunen und engagier-ten Privatpersonen dauer-haft, d.h. nachhaltig zu er-halten und weiter zu ent-wickeln. Gerade für dieMenschen in den nord-rhein-westfälischen Bal-lungsräumen gehört Bio-logische Vielfalt zur prak-tischen Lebensqualität. DieArbeit steht der breiten Öffentlichkeit über das Internet unterhttp://www.lanuv.nrw.de/natur/pdf/partnerschaften.pdf zur Verfügung.Aufbauend auf dieserKommunikationsstrategiehat ab Mai 2007 die Natur und Umweltschutz-Akade-mie des Landes Nordrhein-Westfalen (NUA) schritt-weise ein Kommunika-tionsnetzwerk mit bis heute über 60 Partnern ausVertretern der oben ge-nannten gesellschaftlichenGruppen entwickelt und durch intensiveund persönliche Beratung die bis heute fast80 Projekte eingeworben. Die NUA wirddie Projekte im Bedarfsfalle fachlich undkomunikativ begleiten. Im Jahr 2010 ist ei-ne Bilanz und Ab-schlussdokumentationder Projekte vorgesehen – vor allem unterder Perspektive, Projekte über das Jahr2010 hinaus fortzuführen.

Unter dem Motto „Mensch, Natur,Heimat – Partnerschaften für natür-liche Lebensvielfalt vor Ort“

hat Nordrhein-Westfalen, vertreten durch seinen Minister für Umwelt und Natur-schutz, Landwirtschaft und Verbraucher-schutz eine Liste mit über 60 Partnern undfast 70 Projekten an Sebastian Winkler,Head of Countdown 2010-Secretariat derIUCN mit Sitz in Brüssel, überreicht.Diese rund 70 Projekte (Anm. der Red.:Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlussesdieser Ausgabe am 31. 1. 2008 sind es bereits knapp 80 Projekte) sind etwas Be-sonderes. Denn sie sind freiwillige Selbst-verpflichtungen, die über den gesetzlichvorgeschriebenen Rahmen hinaus gehenund bei öffentlichen Gebietskörperschaf-ten zusätzlich zu bestehenden Pflicht-aufgaben im Naturschutz durchgeführtwerden. Genau das ist die Intention vonCountdown 2010: Es sollen und müssenzusätzliche Anstrengungen zur Erhaltungder Biologischen Vielfalt unternommenwerden, denn das, was zur Zeit geschiehtist offenkundig zu wenig – denn die Bio-logische Vielfalt nimmt aktuell weltweitab.Damit leistet das Land Nordrhein-West-falen mit seinen Partnern einen wichtigenBeitrag zum Erhalt der Biologischen Viel-falt, zur Erhaltung und Weiterentwicklungder natürlichen Lebensvielfalt vor Ort.Die bis heute etwa 80 Projekte fielen jedoch nicht vom Himmel – sie wurden systematisch vorbereitet. Der Startschusszur NRW-Kampagne für Biologische Viel-falt fiel im Sommer 2006. Das Landesamtfür Natur, Umwelt und Verbraucherschutz(LANUV) wurde mit der Erarbeitung einerKommunikationsstrategie beauftragt. DieAnfang 2007 unter dem Titel „Mensch,Natur, Heimat – Projekte zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt vor Ort“ fertig-gestellte Studie zeigt anhand konkreterVorschläge, wie die Biologische Vielfaltfür die Menschen und in Partnerschaft mitden Menschen in Nordrhein-Westfalen

Eckhard Uhlenberg

NRW wird Partner der Kampagne„Countdown 2010 – Save Biodiversity“Im Rahmen einer Festveranstaltung ist das Land Nordrhein-Westfalen mit über 60 Partnern aus dem „Bündnis für die Natur“ am 29. November 2007 der Countdown 2010-Kampagne der Weltnaturschutzorganisation IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Ressources) beigetreten.

Anschrift des Verfassers:Eckhard UhlenbergMinister für Umwelt und Naturschutz,Landwirtschaft und Verbraucherschutzdes Landes Nordrhein-WestfalenSchwannstr. 340476 Düsseldorf

NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg nach der Unter-zeichnung der Beitrittserklärung des Landes Nordrhein-Westfalen zur IUCN-Kampagne 2010.

Foto: A. Niemeyer-Lüllwitz

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Countdown 2010

Die Rede von NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg anlässlich der „Countdown 2010-Festveranstaltung“ vom 29. November 2007 in Recklinghausen im Wortlaut:„Im kommenden Jahr findet in Bonn die 9. UN-Naturschutzkonferenzstatt, in deren Mittelpunkt die Bemühungen um den Schutz der bio-logischen Vielfalt stehen. Biologische Vielfalt – das ist die Vielfalt der Arten mit ihren Sorten und Rassen, also der genetischen Vielfalt und derÖkosysteme mit ihren Lebensräumen. Der Rückgang der BiologischenVielfalt nimmt weltweit bedrohliche Ausmaße an. Denken wir zum Beispiel an die Überfischung der Weltmeere oder die Folgen der sich abzeichnenden Klimaveränderungen!

Vor diesem Hintergrund ist das Land Nordrhein-Westfalen entschlossen,seinen Beitrag zu leisten, um dieser Entwicklung entgegenzusteuern. Wirwollen unserer Verantwortung für die „Biodiversität“ – für die Bewah-rung der Vielfalt der Schöpfung – gerecht werden.

Ich freue mich sehr, dass das Land in diesen Bemühungen nicht allein dasteht und sich zahlreiche Partner gemeinsam mit dem Umweltministe-rium unter dem Motto „Mensch – Natur – Heimat“ für die Erhaltung dernatürlichen Lebensvielfalt vor Ort engagieren. Dies alles im Rahmen desvon der Internationalen Naturschutzvereinigung (IUCN) initiierten„Countdown 2010-Prozesses“.

Manche schieben die Verantwortung gern auf andere, nach dem Motto:„Sollen sich doch Brasilien, der Kongo und Indonesien um den Regen-urwald kümmern. Dort sind die Zentren der Biologischen Vielfalt!“.

Ich halte wenig davon, mit dem Finger auf andere zu zeigen! Wir müssenmit gutem Beispiel vorangehen und die bei uns heimischen Arten und Lebensräume pflegen. Nur so können wir glaubwürdig auch von anderenetwas verlangen. Dies gilt gleichermaßen für die Erhaltung der Bio-diversität wie auch für den Bereich des Klimawandels.

Mit der Umsetzung der Natura-2000-Richtlinien hat Nordrhein-West-falen bereits einen entscheidenden Beitrag zur Erhaltung des euro-päischen Naturerbes geleistet: 8,2 Prozent unserer Landesfläche sind als Natura-2000-Fläche gemeldet. Das ist für ein Industrieland wie Nord-rhein-Westfalen sehr beachtlich.

Wie jüngst der Beitrag unseres Landes zum FFH-Nationalbericht gezeigthat, brauchen wir uns im Vergleich zu anderen Ländern hinsichtlich unserer Naturschutzleistungen nicht zu verstecken:

Dank

– einer Schutzgebietspolitik mit Augenmaß,

– einer funktionierenden Kooperation zwischen der Land- und Forst-wirtschaft auf der Basis des Vertragsnaturschutzes,

– einer ortsnahen Gebietsbetreuung durch engagierte Untere Land-schaftsbehörden und Biologische Stationen

ist der Erhaltungszustand vieler FFH-Arten und Lebensräume als günstigbewertet worden – zum Teil besser als in den anderen Ländern und imBundesdurchschnitt. Das soll auch so bleiben. Daher werde ich michdafür stark machen, dass der Naturschutz dieses Niveau aufrechterhält.Immerhin hat Nordrhein-Westfalen im Jahr 2007 rund 40 Millionen EURO (Landesmittel und EU-Mittel) für den Naturschutz ausgegebenund wird seine Anstrengungen im Jahre 2008 weiter verstärken. DiesesGeld war und ist gut angelegt. Das zeigen nicht zuletzt die Ergebnisse desMonitorings.

Noch in jüngster Zeit konnte ich mich durch den Besuch verschiedenerlaufender oder abgeschlossener Projekte davon überzeugen, dass im Naturschutz hervorragende Arbeit geleistet wird. Ob im Großen Torf-moor, in der Düsterdieker Niederung, in der Medebacher Bucht oder imNationalpark Eifel – an vielen Orten laufen tolle Projekte, die auch deutlich machen, welch abwechslungsreiche Kulturlandschaften unserLand aufweist. Eine Tatsache, die leider oft unterschätzt wird.

Es gibt aber auch eine Reihe von Arten und Lebensraumtypen, für die wirunsere Anstrengungen noch weiter verstärken müssen. Ein erster Schrittin dieser Richtung ist die Beteiligung Nordrhein-Westfalens am Count-down-2010-Prozess, in dem sich das Land bis 2010 unter anderem zu fol-genden Leistungen für den Erhalt der Biologischen Vielfalt verpflichtet:

1. Das Land beabsichtigt, den Dialog zur Frage der Errichtung eines Nationalparks Siebengebirge bis zum Jahr 2010 abzuschließen.

2. Wir werden noch in diesem Jahr die Broschüre „Geschützte Arten inNordrhein-Westfalen“ veröffentlichen. Darin werden alle geschütztenArten in NRW porträtiert, ihre Verbreitung und ihre Lebensräume vor-gestellt und der rechtliche Umgang im Planungsvollzug beleuchtet.

3. Nordrhein-Westfalen verpflichtet sich zum Abschluss der rechtlichenUmsetzung von Natura 2000 bis 2010.

4. Das Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Verbraucherschutz wirdauf der Grundlage des Artikel 10 der FFH-Richtlinie und des Artikel 3der Vogelschutz-Richtlinie bis zum Jahre 2010 ein Biotopverbund-konzept für das Land NRW erarbeiten. Unter besonderer Berücksich-tigung von Einflüssen der zu erwartenden Klimaveränderungen sollaufgezeigt werden, wo es ergänzenden Handlungsbedarf gibt, der dannmit den großen Verbänden des Landes diskutiert werden soll.

5. Nordrhein-Westfalen wird die Flächenkulisse des Projektes „Industrie-wald Ruhrgebiet“ um weitere Flächen ergänzen. Gerade die Biodiver-sität in unseren dicht besiedelten Ballungsräumen ist etwas Besonde-res und findet auch auf europäischer Ebene zunehmende Beachtung.

6. Nordrhein-Westfalen wird mindestens 500 Hektar von den währenddes Orkans „Kyrill“ im Staatswald geworfenen Flächen nicht auf-forsten, sondern der natürlichen Wiederbewaldung überlassen.

Die beiden zuletzt genannten Maßnahmen sind Bestandteil eines Maß-nahmenbündels zur Biodiversität im Staatswald, das der LandesbetriebWald und Holz im Verlauf der Veranstaltung noch ausführlicher vorstellenwird.

7. Nordrhein-Westfalen wird in diesem Jahr als Ergebnis eines vomLand und der EU geförderten Modellvorhabens die Broschüre„Streuobstwiesenschutz in Nordrhein-Westfalen“ veröffentlichen.Die Broschüre ist ein Kooperationsprodukt des MUNLV mit den Naturschutzverbänden und eine wichtige Informationsbasis für diesachgerechte Neuanlage und Pflege der Streuobstwiesen in NRW.Damit stellt sie einen Beitrag zur Erhaltung der Sorten- und Arten-vielfalt in Nordrhein-Westfalen dar.

8. Schließlich wird das Land offensiv die Bedeutung der BiologischenVielfalt unter dem Leitmotiv „Mensch – Natur – Heimat“ kommuni-zieren. Auf diese Weise wollen wir die Bürger unseres Landes mehrals bisher für dieses Thema gewinnen.

9. Und nicht zuletzt sind die mehr als 100 Alleen, die bis 2010 in NRWentstehen werden, ein wirksamer Beitrag zur Verbesserung des Land-schaftsbildes, aber auch für die Artenvielfalt in unserem Land.

10. Nordrhein-Westfalen bekennt sich zum Netzwerk Natura 2000 alsGrundlage für die Erhaltung der Biologischen Vielfalt und beabsich-tigt nicht, im Rahmen der laufenden Diskussion über eine Harmoni-sierung der Natura 2000-Richtlinien die Natura 2000-Standards zusenken.

Zu diesen von mir aufgelisteten Beiträgen des Landes kommen die Projekte der hier versammelten Partner, die das Landesengagement aufder Basis freiwilliger Selbstverpflichtung ergänzen. Einige Beispiele werden heute noch stellvertretend für viele andere präsentiert werden.

Die aus dem „Bündnis für die Natur“ entstandene Initiative soll in dennächsten Jahren fortgeführt werden. Wir werden immer wieder gemein-sam Bilanz ziehen und sehen, wie sich die Projekte entwickeln. Gleich-zeitig wird sich herausstellen, wo sich gegebenenfalls neuer Handlungs-bedarf für die Bewahrung der Biologischen Vielfalt ergibt.

Ich bin fest davon überzeugt, dass wir auf diesem partnerschaftlichen freiwilligen Wege sehr viel mehr zur Erhaltung und Entwicklung derwunderschönen und oft auch artenreichen Kulturlandschaft in Nordrhein-Westfalen leisten. Gleichwohl bekenne ich mich ausdrücklich auch zu einem notwendigen gesetzlichen Rahmen, da die Natur mit ihren sensiblenSchutzgütern der Anwaltschaft und der Vorsorge des Staates bedarf!

Zum Ende meiner Rede möchte ich darauf hinweisen, dass ich am 4. April2008, am sogenannten Länderaktionstag für Biodiversität, den Start-schuss geben werde für zahlreiche Exkursionen und Aktionen in Nord-rhein-Westfalen. Die Biologischen Stationen, die ehrenamtlichen Ver-bände, die Naturparke und andere werden sich daran beteiligen, den Bürgerinnen und Bürgern die natürliche Lebensvielfalt vor Ort zu zeigenund sie auf diese Weise dafür zu begeistern.

Engagement für und Liebe zur Natur kann nur aus dem direkten Erlebenerwachsen. Keine noch so gut gemeinte Broschüre kann das unmittelbareErleben ersetzen. Diese Aktionen werden sich bis in den Herbst des nächsten Jahres hinziehen.

Im Mai 2008 findet in Bonn die 9. UN-Naturschutzkonferenz statt. Hierwird sich NRW unter anderem mit einem Messestand präsentieren und dieDelegierten der Konferenz mit einigen attraktiven Exkursionen in unserschönes Land unterstützen“.

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Countdown 2010

Überblick über Themen, Ziele und Maß-nahmen der deutschen Biodiversitäts-strategie.In Vorbereitung der Nordrhein-Westfäli-schen Gastgeberrolle für die 9. Vertrags-staatenkonferenz in Bonn beauftragte das nordrhein-westfälische Umweltminis-terium bereits 2004 die damalige LÖBF(Landesanstalt für Ökologie, Bodenord-nung und Forstplanung) mit der Erarbei-tung eines nordrhein-westfälischen Grund-satzprogramms zur Biologischen Vielfalt(NOEKE et al. 2004) und 2006 mit der Er-arbeitung der fachlichen Grundlagen füreine Kommunikationsstrategie. Letztere istunter dem Titel: „Mensch, Natur, Heimat –Partnerschaften für die natürliche Lebens-vielfalt vor Ort“ erschienen und im Internet(http://www.lanuv.nrw.de/natur/pdf/partner-schaften.pdf) der Öffentlichkeit zugäng-lich (MUNLV 2007).Grundgedanke dieser Strategie ist, dass derErhalt Biologischer Vielfalt nur durch partnerschaftliches Engagement vielerMenschen aus verschiedenen Gesell-schaftskreisen gelingt (SCHLÜTER &SCHÜTZ 2008). Staatliches Handeln kannund muss solche Partnerschaften unterstüt-

zen und für die nachhaltige Wirkung derkonkreten Projekte die notwendigen Rah-menbedingungen schaffen. Die besondereRolle nicht-staatlicher Organisationen bei derCBD und der Kampagne Countdown 2010im Besonderen erläutern MITLACHER &LANGE (2008) in diesem Heft.Die Teilnahme an Countdown 2010 eröff-nete die Perspektive, dieses partnerschaft-liche Engagement zu organisieren. So be-gann im Sommer 2007 die Bildungsein-richtung des LANUV, die Natur- und Um-weltschutz Akademie des Landes NRW(NUA), im Auftrage des NRW-Umwelt-ministeriums, Partnerschaften für die Er-haltung der Biologischen Vielfalt zu orga-nisieren. Das „Suchmuster“ für Count-down 2010-Partner war (und ist) simpelund schwierig zugleich: Freiwillig undüber gegebenenfalls bestehende gesetz-liche Verpflichtungen hinaus sollen bis2010 konkrete und nachprüfbare Projektedurchgeführt werden, die zusätzlich zu den bestehenden Verpflichtungen die Bio-logische Vielfalt unmittelbar (z.B. durchArtenschutzprojekte) oder mittelbar (z.B.durch Umweltbildungs-Projekte) fördern.Dabei gilt der Leitsatz: „möglichst keinenalten Wein in neuen Schläuchen“ – d.h.Countdown 2010-Projekte sollen neu seinoder zumindest bis 2010 neue Anteile, Module oder Komponenten enthalten.

60 Partner für BiologischeVielfalt in NRWAm 27. November 2007 erklärten sich 60Partner aus Wirtschaft, ehrenamtlichemNaturschutz, Kirchen, Schulen, Kommunen,Stiftungen und Verbänden bereit die Bio-logische Vielfalt in Nordrhein-Westfalendurch „freiwillige Selbstverpflichtungen“zu fördern. Über 70 einzelne Projekte, diealle ganz oder zumindest zum überwiegen-den Teil bis 2010 durchgeführt werden sollen, kamen zusammen (SCHÜTZ 2007).Eine nicht unerhebliche Rolle fällt dabeinicht-staatlichen Einrichtungen zu – vorallem den in der freien Landschaft tätigenWirtschaftsunternehmen und den ehren-amtlich organisierten Naturschutzverbän-den auf der Kreisgruppenebene. Zudem

Der Erhalt der Biologischen Vielfaltist neben dem Klimawandel dieumweltpolitische Herausforderung

dieses Jahrhunderts. Bereits 1992 legtendie Vereinten Nationen in Rio de Janeirodieses Ziel im „Übereinkommen zur Bio-logischen Vielfalt“ (= CBD: Conventionon biological diversity) fest. Am 29. De-zember 1993 trat die CBD dann völker-rechtlich in Kraft und wird zurzeit von 190Vertragspartnern unterstützt; Deutschlandist seit 1994 Vertragspartner.

NRW unterstützt die CBDdurch Teilnahme an Countdown 2010Darauf aufbauend beschlossen 2002 Um-weltminister aus aller Welt in Johannis-burg, den rapiden Verlust Biologischer Vielfalt bis 2010 mindestens zu bremsen. Zur Unterstützung dieses „2010-Ziels“ ruft die internationale NaturschutzorganisationIUCN zur Teilnahme an der „Mitmach-Kampagne“ Countdown 2010 (HERDING& WINKLER 2008, in diesem Heft) auf.Deutschland unterstützt diese Campagne aufder Bundesebene (vgl. www.naturalliance.de), Nordrhein-Westfalen seit November2007 auch auf der NRW-Landesebene(UHLENBERG 2007 in diesem Heft).

Partner sind nötig für die Förderung Biologischer Vielfalt in NRWVom 29. bis 30. Mai 2008 findet in Bonndie 9. Vertragsstaatenkonferenz mit folgen-den Schwerpunktthemen statt: BiologischeVielfalt der Wälder, Agrobiodiversität, invasive und gebietsfremde Arten, globaleStrategie zur Erhaltung der pflanzlichenVielfalt, Anreizinstrumente und ökosyste-marer Ansatz der CBD sowie weiterer The-men wie Zugang zu genetischen Ressour-cen, Finanzierungsmechanismen etc. (vgl.hierzu STADLER & KORN 2008). Eingutes halbes Jahr vor der 9. Vertragsstaaten-konferenz beschloss das Bundeskabinettim November 2007 die nationale Biodiver-sitätsstrategie. KÜCHLER-KIRSCHUN &PIECHOCKI (2008) geben einen aktuellen

Peter Schütz

NRW-Partner für Countdown 2010Über 70 Projekte fördern Biologische Vielfalt in Nordrhein-Westfalen

Nordrhein-Westfalen unterzeichnete am 29. November 2007 in Anwesenheit der IUCN zusammen mitüber 60 Partnern die Countdown 2010-Vereinbarung. Das bedeutet: Rund 60 Partner aus Wirtschaft, ehrenamtlichem Naturschutz, Kirchen, Schulen, Kommunen, Stiftungen und Verbänden führen bis 2010auf freiwilliger Basis und zusätzlich zu ihren gesetzlichen Pflichtaufgaben etwa 70 Projekte zur Förderungder Biologischen Vielfalt in NRW durch. Ein Großteil dieser Projekte wird im folgenden jeweils auf einer halben Seite vorgestellt, eine ausführliche Abschlussdokumentation ist für Ende 2010 geplant.

Weißstorchprojekt in Minden-Lübbecke:Eine vorbildliche Kooperation von Kom-mune, Ehrenamt, NRW-Stiftung, Landwirtenund Biologischer Station. Foto: P. Schütz

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17Natur in NRW 1/08

Countdown 2010werden etliche Projekte von den Bio-logischen Stationen teils in Verbindung mit den Unteren Landschaftsbehörden derKreise und Kreisfreien Städte getragenoder zumindest mit befördert.Die hier vorgestellten Projekte teilen sich –an den Zielen der CBD angelehnt – in vierKategorien auf:¸ Förderung Biologischer Vielfalt durch

Umweltbildung: 16 Projekte¸ Förderung der Vielfalt von Lebens-

räumen (Biotopen): 19 Projekte¸ Förderung der Vielfalt von Arten: circa

13 Projekte¸ Förderung der Sorten-Vielfalt von Nutz-

tieren- und Pflanzen: circa 5 ProjekteDie Anzahl der Projekte ist hier jeweils nurmit „circa“ angegeben, denn vielen Pro-jekten ist eines gemeinsam: sie könnenmehr als einem CBD-Thema zugeordnetwerden. Das macht aber genau ihre Stärkeaus. „Stark“ zum Beispiel im Sinne einerMultiplikatorenfunktion sind solche Pro-jekte, die anhand eines fachlich-techni-schen Anteiles (z.B. einem Artenschutz-oder Ernährungs-Aspekt) auch einen Bil-dungsanteil für spezifische Zielgruppen(z.B. Schulen) haben. Anhand der im folgenden wiedergegeben Kurzfassungenvon Countdown 2010-Projekten werdenweitere Themen-Paarungen deutlich. Wie

wichtig zudem projektbezogene Partner-schaften sind, wird bei einer Analyse derTrägerschaften deutlich. Ein Beispiel magdas veranschaulichen: Das lokale Arten-schutzprojekt für die Große Rohrdommelin Krickenbeck wird von einer Biologi-schen Station praktisch umgesetzt, einerKommune unterstützt und von einem Gel-dinstitut sowie von einem großen nord-rhein-westfälischen Energieunternehmenmit finanziert.Neben den rein fachlichen Inhalten derProjekte sind es die Partnerschafts-Vernet-zungen und die Multiplikatoren-Wirkun-gen, die – unabhängig vom Erreichen fach-lich gesteckter Ziele bis 2010 – Biolo-gische Vielfalt als gesellschaftspolitischvereinbartes Ziel in Wert setzen.

LiteraturKÜCHLER-KIRSCHUN, J. & R. PIECHOCKI(2008): Die nationale BiodiversitätsstrategieDeutschlands. Natur und Landschaft, 1/2008S.12–18.SCHLÜTER, R. und P. SCHÜTZ (2008): Part-nerschaften für Biologische Vielfalt. LANUV-Jahresbericht 2007. Im DruckLANGE, B. & MITLACHER, G. (2008): Bio-logische Vielfalt schützen – mit Fairness undVerantwortung. – Beitrag in dieser Ausgabe.MUNLV (Hrsg.) (2007): Mensch, Natur, Hei-mat – Partnerschaften für den Erhalt der Biolo-

gischen Vielfalt vor Ort. Landesamt für Natur,Umwelt und Verbraucherschutz NRW, Selbst-verlag, Recklinghausen, 51 S.NOEKE, G., FALK, K., KLINGER, H., LEDER,B., SCHÜTZ, P. (2004): Zur Umsetzung der Bio-diversitätskonvention in Nordrhein-Westfalen.Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung undForsten Nordrhein-Westfalen (LÖBF-NRW),Selbstverlag, Recklinghausen, 50 S.SCHÜTZ, P. (2007): Countdown 2010. Natur inNRW 3/2007, S. 10, 11STADLER, J. & H. KORN (2998): Das Über-einkommen über die Biologische Vielfalt – Auf dem Weg zur 9. Vertragsstaatenkonferenzin Deutschland. Natur und Landschaft, 1/2008,S. 2–6.UHLENBERG, E. (2007) Rede anlässlich desCountdown 2010-Beitritts von Nordrhein-West-falen am 29.11.2007 in Recklinghausen. In:Nordrhein-Westfalen wird Partner der Kam-pagne „Countdown 2010-Save Biodiversity“ –Beitrag in dieser Ausgabe.HERDING, W. & WINKLER, S. (2008): Count-down 2010 für die Biologische Vielfalt. – Bei-trag in dieser Ausgabe.

Anschrift des Verfassers:Peter SchützNatur- und Umweltschutz Akademiedes Landes Nordrhein-WestfalenSiemensstr. 545659 RecklinghausenE-Mail: [email protected]

Bildungskampagne:„Wert der Vielfalt“Die Arbeitsgemeinschaft Natur- undUmweltbildung (ANU) NRW beabsich-tigt bis zum Jahre 2010 die Planung undDurchführung einer neuen Bildungs-kampagne: Wert der Vielfalt.Mit diesem neuen Projekt unter demOberthema Biodiversität und Klima-wandel möchten wir in Kooperation mitmöglichst vielen Bildungseinrichtungenin ganz NRW neue Bildungsmodule imSinne einer Bildung für Nachhaltigkeitentwickeln und erproben.Das große, aktuelle Thema Biodiversitätund Klimawandel haben wir in folgendeRegionalthemen gegliedert:1. Klima und Klimawandel2. Wald als Ressource und Klimawandel3. Bodennutzung und Klimawandel4. „Fremde“ Arten und KlimawandelIn der UN-Dekade (2005 bis 2014) fürnachhaltige Bildung ist für das Jahr 2008Wasser als Schwerpunktthema vorge-sehen. Deshalb möchte die ANU NRWin ihrer neuen Kampagne zur Biodiver-sität das Thema Wasser bei der Entwick-lung von Bildungsmaterialien zu allen

Regionalthemen mit einfließen lassen.Es sollen unter dem Hauptthema Bio-diversität und Klimawandel zu jedemRegionalthema mindestens zwei neueBildungsmodule entwickelt, erprobt undpubliziert werden.Im Rahmen von zwei landesweiten Tagungen werden die Bildungsmoduledem interessierten Fachpublikum vor-gestellt. Die neuen Materialien für einenachhaltige Bildung sollen alle Bevölke-rungsgruppen einbeziehen und Zielgrup-pen von Kindergarten- bis Seniorenalteransprechen. Als Materialsammlung wer-

den sie bis 2010 allen Umweltbildungs-einrichtungen und allen interessiertenLehrerinnen und Lehrern zur Verfügunggestellt.Die ANU NRW möchte mit diesem landesweiten Projekt zur Biodiversität,das die 9. Folgekonferenz zur CBD(Convention on Biological Diversity)und das Schwerpunktthema der UN-Dekade 2008 aufgreift, dazu beitragen,dass möglichst viele Zentren ihren engen lokalen bis regionalen Bezugsrahmen derUmweltbildung im Sinne einer Bildungfür Nachhaltigkeit (BNE) erweitern.Die Ergebnisse und Erfahrungen aus einem ersten Projekt zur Biodiversitätgeben uns die Zuversicht, weitere Ein-richtungen vor Ort bei der Erweiterungund Professionalisierung ihrer Bildungs-arbeit im Sinne einer BNE unterstützenund begleiten zu können.

Verfasser:Georg TengerBiologische Station Kreis Recklinghausen e. V.E-Mail:[email protected],[email protected]

Durch Umweltbildung im Sinne derNachhaltigkeit lernt man „global“ be-greifen. Foto: G. Tenger

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Countdown 2010

Der Bonner Weg der ArtenvielfaltDie 9. UN-Konferenz zur Konventionüber die Biologische Vielfalt im Mai2008 in Bonn ist der Anlass, den „Bon-ner Weg der Artenvielfalt“ zu kreieren.Die lang geplante Erneuerung des Lehr-pfades aus den 1970er Jahren kann somitin Angriff genommen werden. Die StadtBonn, der NABU Bonn und mehrere Firmen aus Bonn arbeiten hierbei engzusammen.

Der Weg liegt im Waldgebiet „Auf derWaldau“, dem stark frequentierten Nah-erholungsgebiet mit einem Naturkunde-museum (siehe Abb.) und Zeugnissender Bonner Kultur- und Waldlandschaft.Durch moderne didaktische und gestal-terische Methoden wird eine hohe Akzeptanz des Weges erwartet. DieKontakte des NABU Bonn zur Kinder-buchautorin der Sympathiefigur „HaseFelix“ bieten die einzigartige Möglich-keit, die Attraktivität des gesamtenWaldgeländes zu steigern und dem Erlebnispfad ein besonderes Merkmal zuverleihen. Die Einbindung des „weit-gereisten Gesellen“ in den Walderlebnis-pfad und das bereits bestehende Wald-

informationszentrum sollen den Anreizfür Kinder, junge Familien und Groß-eltern wesentlich erhöhen.

Der Ausbau erfolgt in mehreren Stufen:Die Mindestausstattung mit zwei „Felix“-Portalen und vier bis fünf didaktischenElementen ist für die Eröffnung am 18. Mai 2008 vorgesehen. Die Wege-führung erlaubt eine sukzessive Erweite-rung mit neuen Erlebniselementen undSchautafeln. Der flexible Ausbau sollweitere Sponsoren ansprechen und siefür bestimmte Stationen des Weges ge-winnen. Im Mai 2009 soll der Parcoursmit einer Kombination aus Erlebnis-stationen, Thementafeln und reinenTexttafeln auf einer Länge von vier Kilometer fertig gestellt sein. Der Bon-ner Weg der Artenvielfalt gibt dann um-fassende Einblicke in das ÖkosystemWald und seine Bedeutung für die lokale und globale Biologische Vielfalt.

Verfasser:Günter Mitlacher, Jürgen WissmannNABU Kreisgruppe Bonn e. V.E-Mail: [email protected]

Der zu erneuernde Lehrpfad liegt in demstark frequentierten Naherholungsgebiet„Auf der Waldau“, mit angrenzendenNaturkundemuseum.

Foto: NABU Kreisgruppe Bonn

Schulmaterialienfür GrundschulenWasser ist ein faszinierendes Element.Es will immer wieder von uns mit allen Sinnen neu entdeckt werden. Es istlebenswichtig, kostbar, vielseitig undunentbehrlich.Das Element Wasser bietet auch viel-fältige Möglichkeiten, Kindern und Ju-gendlichen wichtige Lebenserfahrungenzu vermitteln, sowohl in den elemen-taren Erlebnissen des Alltags als auch im naturwissenschaftlichen Unterricht inder Schule. Der von Emschergenossen-schaft und Lippeverband im Dezember2006 veröffentlichte Schulordner „Fließ-gewässer zwischen Natur und Technikam Beispiel von Emscher und Lippe“macht „Wasser“ zu einem spannendenUnterrichtselement. Rund um das Thema (Ab)Wasser stellt dieser OrdnerArbeitsmaterial für den Schulunterricht

der Sekundarstufe I zusammen. Schwer-punktthemen sind etwa der Hochwasser-schutz, die Gewässergüteklassen, neueWege für das Regenwasser, aber natür-lich auch der Umbau des Emscher-Systems.Das positive Feedback der Lehrer zeigtdie enorme Nachfrage nach Schulmate-rialien für den praxisnahen Unterricht.Emschergenossenschaft und Lippever-band verpflichten sich freiwillig, auf Basis dieser Erfahrungen auch für dieGrundschulen altersgerechte Schulmate-rialien rund um das Thema „Wasser“ an-zubieten. Die Schulmaterialien sollen imBaukastensystem und im Rahmen der er-probten gemeinschaftlichen Arbeit vonPädagogen, Fachleuten und Emscherge-nossenschaft/Lippeverband bis zum Jahr2010 fertig gestellt werden.

Verfasserin:Astrid KeuneEmschergenossenschaft/LippeverbandE-Mail: [email protected]

Logo Emschergenossenschaft/Lippever-band

Comicfigur SeikaEmschergenossenschaft/Lippeverband

Page 19: Natur in NRW Nr. 1/2008 · „Countdown 2010 – Save Biodiversity“ 14. Natur in NRW 1/08 3 Biologische Vielfalt in NRW Vom 19. bis 30. Mai 2008 ist Bonn Schau-platz der 9. UN-Naturschutzkonferenz.

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Countdown 2010

Von fleißigen Bienen,stolzen Admiralen undmerkwürdigen KäuzenEntdecke die bunte Vielfalt des Neuen Emschertals!Mit dem Regionalforum „BiologischeVielfalt im Neuen Emschertal“ führt dieArbeitsgemeinschaft Neues Emschertalalle regionalen Akteure, die sich mit dem Thema „Natur und Umwelt” in der Emscherregion beschäftigen zusammen.Bis 2010 ist jährlich ein Regionalforumin jeweils wechselnden Städten entlangder Emscher geplant. Der Startschusswird Ende August 2008 im Haus Rips-horst in Oberhausen fallen.Im Rahmen eines bunten Programmssollen auch kleinere Naturschutzgrup-pen die Möglichkeit erhalten, ihre Arbeitund speziellen Projekte vorzustellen.Damit soll auch kleineren Vereinen und

Umweltgruppen die Möglichkeit ge-geben werden, ihre wertvolle Arbeit einer breiten Öffentlichkeit zu präsentie-ren und weitere Partner zu gewinnen. ImMittelpunkt der offenen Veranstaltungs-form soll daher das Knüpfen von Kon-takten und der wechselseitige Erfah-rungsaustausch stehen. Auch Schul-klassen und interessierte Bürger sindeingeladen, sich über die vielfältigenMöglichkeiten des aktiven Arten-schutzes vor Ort zu informieren.Partner des Regionalforums sind die Natur- und Umweltschutz-AkademieNRW (NUA), die Biologischen Statio-nen des Neuen Emschertals sowie dieEmscher-Freunde.Die Arbeitsgemeinschaft Neues Em-schertal ist eine Kooperation zwischen

Emschergenossenschaft uns Regional-verband Ruhr. Sie wurde aus dem Selbst-verständnis heraus gegründet, neue Perspektiven für eine nachhaltige Ent-wicklung der Region zu schaffen.Hauptaufgabe der Arbeitsgemeinschaftist die Entwicklung des Neuen Emscher-tals. Die Kooperationspartner haben sichdeshalb anlässlich des Beitritts des Lan-des Nordrhein-Westfalen zum Count-down 2010-Prozess freiwillig verpflich-tet, Maßnahmen zum Schutz der Umweltund zum Erhalt der Artenvielfalt zu er-greifen.

Verfasserin:Dr. Simone TimmerhausArbeitsgemeinschaft Neues EmschertalE-Mail: [email protected] der AG Neues Emschertal

Infostand mit Eddy-EmscherFoto: Emschergenossenschaft/

Lippeverband

„QualitätsoffensiveNaturzentren National-parkregion Eifel“Die Naturzentren der Eifel sind das„Herz“ des betreuten Naturbildungs-und Naturerlebnisangebotes der Region.Nationalparktore, Naturhäuser und Bio-logische Stationen informieren über dieVielfalt und Erhaltungswürdigkeit derEifellandschaft und tragen mit ihrer Naturbildungsarbeit für Schulklassenund andere Gruppen zum Verständnisökologischer Zusammenhänge bei. Ins-gesamt 16 Einrichtungen in der Eifel haben sich im Rahmen eines Förderpro-jektes des Naturparks Nordeifel e.V. zueinem Netzwerk zusammengeschlossen.Ziel ist die Qualitätsentwicklung des An-gebotes und die Stärkung der Naturbil-dungseinrichtungen als Leistungsträgerim Landschaftstourismus der Eifel.Die wichtige Arbeit der Zentren wird zu-nehmend von den Mitteleinsparungender öffentlichen Hand beeinflusst. DerNaturbildungsmarkt stellt neue Heraus-forderungen. Nur durch eine profes-sionelle, strategische Ausrichtung desAngebotes kann ein höherer Kosten-deckungsgrad erreicht werden. Die ge-

meinsame Öffentlich-keitsarbeit dient derVermarktung des Na-turbildungsangebotessowie der Lobbyarbeitinnerhalb und außer-halb der Region. Derverbesserte Zugang zurNatur für Menschenmit Behinderung spielteine besondere Rollebei den Projektmaß-nahmen.Die 16 Projektpartnersetzen Natur und Land-schaft der Eifel „inWert“ und folgen dabeidem Grundsatz, dass„nur wer etwas erlebt,es auch verstehen kann“. Die sanfte Nut-zung der Landschaft durch die EifelerNaturzentren trägt maßgeblich zur Er-haltung der Biologischen Vielfalt in derEifel bei. Ausstellungen informieren, Erlebnisprogramme und Exkursionenmachen die Besonderheiten der Natur erlebbar und Naturpfade im Umfeld der Einrichtungen tragen zur Besucher-lenkung bei.Das Projekt „Qualitätsoffensive Natur-zentren in der Nationalparkregion Eifel“

wird unterstützt durch das NRW/EU Ziel 2-Programm sowie durch die Deut-sche Bundesstiftung Umwelt.

Verfasser:Alexander SobottaNaturpark Nordeifel e.V. im Deutsch-Belgischen NaturparkE-Mail: [email protected],[email protected]

Waldkindergarten im Waldpädagogischen Zentrum Eifel, Mechernich-Kommern Foto: Naturpark Nordeifel

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Countdown 2010

Niederwälder in NRWSicherung von Kulturgeschichte undBiodiversitätDas Buch „Niederwälder in NRW“ (LANUV-Fachbericht Nr. 1) behandeltauf 510 Seiten und mit 25 Einzel-beiträgen beispielhaft Niederwälder desLandes hinsichtlich Ökologie, Nut-zungsgeschichte und Erhaltung.

Bis 2010 ist folgendes geplant:– Entwicklung von Konzepten für eine

gezielte Förderung des Niederwaldeszur Erhaltung stockausschlagfähigerNiederwälder

– Vorschläge zur Ausweisung und lang-fristigen vertraglichen Absicherungvon Historischen Niederwäldern, ge-gebenenfalls unter Einschluss der historischen Nutzung

– Einrichtung eines landesweit tätigenNiederwald-Arbeitskreises zwecksSammlung und Austausch von ökolo-gischen und ökonomischen Erkennt-nissen und Erfahrungen im Zusam-menhang mit der Bewirtschaftung vonNiederwäldern

– Bestandserfassung typischer Artenzur Erkundung von Biotopansprüchensowie zur Ableitung von Handlungs-empfehlungen speziell bei den ge-fährdeten Arten (Haselhuhn, Eichen-Zipfelfalter)

– Ausbau der ÖffentlichkeitsarbeitDer Arbeitskreis Historischer HaubergFellinghausen würde die Einrichtung eines „Fortbildungs- und Informa-tionszentrums Niederwald“ im Bereichder Waldgenossenschaft Fellinghausenin Kreuztal begrüßen.

Kooperationspartner sind die Biologi-schen Stationen Rothaargebirge undOberberg, der Arbeitskreis HistorischerHauberg Fellinghausen, die Waldgenos-senschaft Fellinghausen, die Waldnach-barschaft Bladersbach, die Regional-forstämter Siegen-Wittgenstein und Bergisches Land, die Kreisverwaltungenund der ehrenamtliche Naturschutz.

Verfasser:Peter FaselBiologische Station RothaargebirgeE-Mail: [email protected] HerhausBiologische Station Oberberg

in Kooperation mit:Werner Herling (Waldvorsteher)Wolfgang BrauckmannAK Historischer Hauberg Fellinghausen, Regionalforstamt Siegen-WittgensteinDietmar RötzelWaldnachbarschaft BladersbachGünter DieckRegionalforstamt Bergisches LandDiethard AltroggeRegionalforstamt Siegen-WittgensteinUwe StranzOberbergischer KreisUntere LandschaftsbehördeKreis Siegen-Wittgenstein

Wie die Autoren anschaulich darstellen,sind Niederwälder heute Zentren beson-ders hoher Artenvielfalt und Fenster inunsere eigene Kulturgeschichte.

Atlas der Brutvögel inNordrhein-WestfalenEine landesweite Erfassung mit über200 ehrenamtlichen MitarbeiternDie Nordrhein-Westfälische Ornitholo-gengesellschaft e.V. (NWO) hat im Jahr2006 beschlossen, erstmals einen Atlaszur aktuellen Verbreitung aller in Nord-rhein-Westfalen vorkommenden Brut-vogelarten herauszugeben. Alle vor-liegenden, vergleichbaren Angaben sindannähernd 20 Jahre alt und wurden zu-dem für die beiden Landesteile getrenntund nach verschiedenen Vorgaben er-arbeitet.Das sehr ehrgeizige Vorhaben wirddurch die bereits seit 2005 laufendenKartierungen begünstigt, die im Rahmendes ADEBAR-Projektes durchgeführtwerden, das die bundesweite Erfassungaller Brutvogelarten nach einer einheit-licher, streng standardisierten und quan-titativen Erfassungsmethode vorsieht(ADEBAR = Atlas der deutschen Brut-vogelarten).Die Atlasarbeit ist ein wesentliches Fun-dament für den Erhalt der Artenvielfalt –denn erst wenn wir die Verbreitung unddie Häufigkeit der Arten so genau wie

möglich kennen, sind Bedarf und Ziel-richtung von Schutzmaßnahem effektivzu planen und umzusetzen. Zugleichwerden die Grundlagen für eine lang-fristige Überwachung der Vogelbeständegeschaffen.

Bei der Kartierung werden vor allem diemittelhäufigen Arten halbquantitativ fürjeden Quadranten einer topografischenKarte (Maßstab 1:25.000) erfasst. Fürdie seltenen Arten und Koloniebrüterwerden die speziellen Erfassungspro-gramme von Arbeitsgruppen und Art-spezialisten zusätzlich genutzt und aus-gewertet. Daten zu häufigen Arten wer-den im Rahmen der ÖkologischenFlächenstichprobe des LANUV auf 170Probeflächen erhoben und für das ganzeLand hochgerechnet.Traditionell ist das Ehrenamt der Motorsolch aufwendiger Erfassungsprojekte.Wir schätzen den rein ehrenamtlichenAufwand für die gesamte Kartierung inklusive Koordination, Auswertung undVorbereitung der Publikation auf etwa110.000 Arbeitsstunden. Es sind bereitsjetzt über 200 Mitarbeiter eingebunden.Der Atlas soll 2010 erscheinen.

Verfasser:Klaus Nottmeyer-LindenVorsitzender der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft e.V. (NWO)E-mail: [email protected]: www.nbw-ornithologen.de,www.dda-web.de

Ein Steinkauz, der „heimliche Wappen-vogel von NRW“ mit Beute

Foto: R. Behlert

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Countdown 2010

Biodiversität in derKulturlandschaft?Als die Menschen in den vielen Jahrhun-derten vor uns daran gingen, Land zu roden, die Landschaft umzupflügen, gabes zunächst einmal für viel Steine wenigBrot. Diese Steine wurden gesammelt undaufgeschichtet – es entstanden so neueBestandteile in der Landschaft. Je viel-gestaltiger sie wurde, um so mehr ökolo-gische Nischen entstanden, die manchenTieren und Pflanzen Unterschlupf boten,die man bislang hier noch nicht kannte,die Artenzahl nahm ständig zu.Reste einer solchen Landschaft mitstruktureller, kultureller und biologi-scher Vielfalt sind in Tecklenburg nocherhalten.Die Arbeitsgemeinschaft für Natur-schutz Tecklenburger Land (ANTL e.V.)betreut seit Ende der 1990er Jahre Teiledieser Landschaft, da sie vor allem durchAufgabe der Nutzung hochgradig ge-fährdet ist. Pflege- und Instandsetzungs-maßnahmen haben zunächst für den Erhalt von Hecken, Mauern, Streuobst-wiesen gesorgt. Durch das Anlegen vonmarkierten Wanderwegen, Führungenund die Herausgabe einer begleitenden

Wanderwegbroschüre wurden die Men-schen auf die kulturlandschaftlichen Be-sonderheiten aufmerksam gemacht.Für die Jahre 2008 bis 2010 plant derWestfälische Heimatbund (WHB) zu-sammen mit der ANTL den Aufbau einesKommunikationsnetzes zwischen derBevölkerung und den Anbietern. Grund-gerüst der Kommunikation ist das Inter-net. Dort werden die Wanderwege unddie Landschaftselemente wie beispiels-weise Kopfbäume, Streuobstwiesen,Steinbrüche oder alte Wege mit allendort vorkommenden Arten gezeigt undbeschrieben. Die Tecklenburger und alleanderen Interessierten sind aufgerufen,Tier- und Pflanzenbeobachtungen aberauch Informationen zur Landschafts-und Stadtgeschichte von Tecklenburgeinzubringen, damit diese in die Darstel-lung aufgenommen werden können. DieInternetseite wird damit zu einemschnellen Informationsmedium überTecklenburg, aber auch zu einer Daten-bank zur Landes-, Stadt- und Natur-geschichte.Zum Start des Projektes wird zur 9.CBD-Vertragsstaatenkonferenz in derZeit vom 19. bis 30. Mai 2008 von WHBund ANTL eine Ausstellung mit demgleichnamigen Thema präsentiert. In

zwölf Themenbereiche gegliedert wer-den einzelne Landschaftselemente cha-rakterisiert, Veränderungen und Gefähr-dungen aufgezeigt und beispielhaft dievorkommenden Pflanzen und Tiere vor-gestellt. In einem in Zusammenarbeitmit dem LWL-Medienzentrum für West-falen erarbeiteten Begleitmedium, be-stehend aus einem Textheft und einerCD-Rom, werden die Ausstellungstafelnerläutert und Bilder, Texte und Hinter-grundmaterialen für einen weiterführen-den pädagogischen Einsatz zur Ver-fügung gestellt.

Verfasser:Werner Gessner-KronePeter RevermannWestfälischer HeimatbundE-Mail: [email protected]

Rekultivierte Streuobstwiese auf demKamm des Teutoburger Waldes nebendem Hermannsweg Foto: S. Sagurna/

LWL-Medienzentrum für Westfalen

„Nussjagd“ der Natur-schutzjugend NRWDie NAJU NRW ruft alle Kinder im Alter zwischen 5 und 12 Jahren dazu auf,im Jahre 2008 zu „Nussjägern“ zu wer-den. Das Projekt hat zum Ziel, über dasSammeln von angefressenen Hasel-nüssen die Verbreitung der Haselmaus inNRW zu erfassen.Der Name ist aber etwas irreführend, dadie Haselmaus keine Maus, sondern einBilch ist und damit eine Verwandt-schaftsbeziehung zum bekannten Sieben-schläfer besitzt. Die etwa daumengroßeArt besitzt eine hohe Attraktivität undwirkt mit ihren Knopfaugen sehr nied-lich. Dadurch übt sie auf Kinder eine hohe Anziehungskraft aus und sie sindbei einer Beteiligung hoch motiviert.Aus naturschutzfachlicher Sicht ist sieebenfalls besonders interessant, da sieeine „streng geschützte Art“ ist, die beider artenschutzrechtlichen Prüfung inFachplanungen beachtet werden muss.Zudem lenkt die Haselmaus den Blickauf die bedrohten Hecken und Waldrän-der in Nordrhein-Westfalen. So wird esmöglich mit einer attraktiven Kinder-Mitmach-Aktion eine breite Öffentlich-keit zu erreichen und auf die versteckte

Lebensweise dieser seltenen Art auf-merksam zu machen.Alle beteiligten Kinder werden dadurchzu ernst zu nehmenden „Naturfor-schern“, deren Ergebnisse Eingang in eine valide Verbreitungskarte der Hasel-maus führen wird. Die gesammeltenNüsse werden von Experten ausgewertetund nach tatsächlichen Fraßspuren derHaselmaus untersucht. Ähnliche Fraß-spuren werden auch von Gelbhalsmaus,Rötelmaus und dem Eichhörnchen hin-terlassen und müssen aussortiert werden.Eine Arbeit, die nicht leicht ist, da dieFraßspuren zum Teil sehr ähnlich sind.Jeder Nussforscher erhält eine Antwort-karte zu seinem Sammelergebnis und hatdie Möglichkeit einen tollen Preis zu gewinnen. Ausdrücklich sind Schul-klassen, Kindergärten und Naturschutz-gruppen zur Beteiligung an diesem Projekt aufgerufen.Mit der Auswertung der Sammelergeb-nisse und der abschließend erstelltenVerbreitungskarte der Haselmaus solldas Projekt 2009 abgeschlossen sein.Das Projekt lief bereits erfolgreich, nacheinem ähnlichen Konzept 2004 in Sachsen, 2006 in Schleswig-Holsteinund 2007 in Hessen. Dort sammeltenrund 15.000 Nussjäger 170.000 Nüsse.

Allerdings befanden sich nur 1.000 Nüsse darunter, die von der Haselmausangefressen worden war. Die beein-druckenden Ergebnisse sind unterwww.nussjagd.de aufgeführt. Die Natur-schutzjugend NRW hofft auf einen ähn-lichen Erfolg in Nordrhein-Westfalenund freut sich auf den Projektstart.

Verfasser:Stefan WenzelJugendbildunsgreferent derNaturschutzjugend NRWE-Mail: [email protected]

Haselmaus Foto: B. Schulz

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Gewässeruntersuchun-gen und Umweltmaß-nahmen in WillichSeit über drei Jahren untersuchen Schü-lerinnen und Schüler Gewässer imGroßraum Willich, unter anderem dieCloer, die Flöth und die Hofflöth. AufGrundlage der Ergebnisse sind bereitsUmweltmaßnahmen in Zusammenarbeitmit der Stadt teilweise erfolgreich umge-setzt worden. Durch die gute Zusammen-arbeit mit dem NaturwissenschaftlichenVerein Krefeld und der Universität Duis-burg wurde eine Teilarbeit schon in derFachzeitschrift „Natur am Niederrhein“veröffentlicht. Einige Teilarbeiten sindmit Preisen ausgezeichnet worden, unteranderem mit dem 1. Preis beim Landes-wettbewerb „Jugend forscht / Schüler experimentieren“ und dem 2. und 3. Son-derpreis Umwelt des Landes NRW, über-reicht durch Umweltminister EckhardUhlenberg. Die Arbeitsgemeinschaft„Jugend forscht“ des Lise-Meitner-Gym-nasiums war aufgrund der Projekte im Januar 2007 von Bundesforschungs-ministerin Dr. Annette Schavan zur Auf-taktveranstaltung zum 7. Forschungs-rahmenprogramm der EU eingeladen,

um die beispielhafte Frühförderung vonNachwuchsforschern international vor-zustellen. Neben der Bundesforschungs-ministerin haben NRW-MinisterpräsidentDr. Jürgen Rüttgers und EU-Forschungs-kommissar Dr. Potocnik sich die Projekteerklären lassen. BundesumweltministerSigmar Gabriel hat ebenfalls schon Schülerinnen und Schüler der Arbeitsge-meinschaft zur Vorstellung der Projekteempfangen.

Im Rahmen des Projektes wer-den weiter die Gewässer unter-sucht und Umweltmaßnahmenumgesetzt. Die nächsten Maß-nahmen sind die Schaffungweiterer naturnaher Lebens-räume, die eine höhere Arten-vielfalt ermöglichen sollen,insbesondere wollen wir ver-schiedene Bereiche mit unter-schiedlichen Strömungsge-schwindigkeiten schaffen. Ge-gebenenfalls kann durch dieZusammenführung bestimm-ter Gräben die Wassermengeerhöht werden und damit dieLebensbedingungen für Tiereund Pflanzen verbessert wer-den. Außerdem werden wirNisthilfen für Insekten bauen.

Durch regelmäßige Ausstellungen undPresseartikel soll die Bevölkerung zurUnterstützung der Umweltprojekte ge-wonnen werden, so kann vielleicht auchverhindert werden, dass Müll achtlos in die Bäche geworfen wird.

Verfasser:Lise-Meitner-GymnasiumCountdown 2010 Arbeitsgemeinschaft„Jugend forscht“E-Mail: [email protected]

Die Arbeitsgemeinschaft „Jugend forscht“ des Lise-Meitner-Gymnasiums war als Aussteller zurAuftaktveranstaltung zum 7. Forschungsrahmen-programm der EU mit BundesforschungsministerinDr. Schavan, Ministerpräsident Dr. Rüttgers, EU-Forschungskommissar Dr. Potocnik eingeladen.

Foto: Lise-Meitner-Gymnasium

Sicherung und Inwert-setzung des Lebens-raumes StreuobstwieseObstwiesen sind in die „Rote Liste ge-fährdeter Biotope des Landes NRW“aufgenommen worden.Erst in den letzten Jahren ist die viel-fältige Bedeutung der Obstwiesen wie-der erkannt worden. Die Willy-Brandt-Gesamtschule hat sich deshalb den Er-halt, die Ergänzung und die Neuanlagevon Obstwiesen zur Aufgabe gemacht

und mit mehreren Grundeigentümernund der Stadt Bergkamen Obstwiesen-Pachtverhältnisse abgeschlossen und somit Streuobstwiesen für das Umwelt-projekt der Schule langfristig gesichert.Bisher wurde im Herbst das von denSchülern geerntete Obst zerkleinert, gepresst und weiter verarbeitet. Die er-zielten Erträge dienen der weiteren Finanzierung des Projektes.Für den Projektzeitraum 2008 bis 2010liegen folgende Aufgaben/Planungen vor,bei denen wir die Ziele und Vorgaben der Countdown-2010-Kampagne erfül-len wollen:1. Kartierung vorhandener Obstbaum-

wiesen2. Abschluss von Pacht- und Nutzungs-

verhältnissen mit weiteren Grund-eigentümern aus Bergkamen

3. Der Einstieg in die fachliche Betreu-ung und die Pflege der Obstbaum-wiesen in Kooperation mit heimi-schen Garten und Landschaftsbetrie-ben. Ab Spätherbst 2008 führen dieSchüler im Schüler-Rotationsprinzip(jeweils Jahrgang 8) den Obstschnitt(Baumschnittprojekt) durch.

4. Die Neuanlagen bzw. Ersatzanpflan-zungen von Jungbäumen in den be-

stehenden Obstbaumbestand in Zu-sammenarbeit mit dem Umweltamtdes Kreises Unna. Hierbei soll dieSortenvielfalt erweitert werden.

5. Die Bereitstellung und die Vermie-tung unserer Apparatur (Obstpresse,Obstzerkleinerer, Entsafter …) undTechnik für interessierte Dritte (Klein-gärtner, Privatpersonen …)

6. Verknüpfung des Projektes „Streu-obstwiesen“ mit Umweltprojekt „Er-haltung der heimischen Flora undFauna“, Anlegen von Brut- und Fut-terplätzen („Mäuseburg“) für denSteinkauz. Die Nisthilfen werden imTechnikunterricht hergestellt (Jahr-gang 7), angebracht, kartiert undlangfristig gepflegt.

Verfasser:Dirk Rentmeister, Peter GrigoriWilly-Brandt-GesamtschuleE-Mail:[email protected]:http://www.un.nw.schule.de/willy-brandt

Schüler bei der Apfelernte auf der Streu-obstwiese

Foto: Willy-Brandt-Gesamtschule

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Countdown 2010

NaturschuleAggerbogenIm Landschaftsgarten Aggerbogen wur-den in den letzten Jahren von der Natur-schule Vegetation, Säugetiere, Vögel,Reptilien, Amphibien, Libellen, Tagfal-ter, Heuschrecken und Laufkäfer kar-tiert. Ziel: Überprüfung durchgeführterRenaturierungsmaßnahmen (vom LandNRW gefördert).

Die Ergebnisse zeigten eine deutlicheZunahme von Strukturen und Arten. DieZahl der gefährdeten Arten (gem. RoterListe) haben sich mehr als veroppelt.

In den kommenden Jahren soll durch die gezielte Anpflanzung nektar- undpollenreicher Pflanzen vermehrt auf dieNahrungsbedürfnisse unterschiedlicherInsektenarten eingegangen werden.Dementsprechend sollen ökologischeBlumentypen berücksichtigt werden, dievon den verschiedenen Tiergruppen auf-grund ihrer Rüsselmorphologie angeflo-gen werden. Der Schwerpunkt liegt da-bei auf der ehemals vielfältigen Pflan-zenwelt, die zu den Besonderheiten einernaturnahen Aue gehörte, heute aber sonicht mehr vorhanden ist. Die geplantenNeuanpflanzungen ehemals heimischer

Blumenarten sollendabei sowohl in The-men-Lehrgärten (Bie-nengarten, Schmet-terlingsgarten) erfol-gen, als auch partielleingebettet in dernatürlichen Umge-bung des Land-schaftsgartens. Er-reicht werden solldabei auch, dassgenügend blühendePflanzen für denNahrungsbedarf derInsekten zu jederJahreszeit vorhan-den sind, also auchgenügend Energiespendende Pflanzenfür die im zeitigenFrühjahr auftretenden Hummelkönigin-nen, die oft an Nahrungsmangel sterben,bevor sie ihren neuen Staat gründen können.Parallel dazu sollen vielfältige Nistge-legenheiten wie ausgehöhlte Stämme für den Nestbau der Hornissen, freieSandflächen für Erdhummeln oder an-gebohrte Hölzer für Solitärbienen und -wespen angelegt werden.

Der im Gelände befindliche Teich sollim Rahmen eines :regionale2010 Projek-tes erweitert werden.

Verfasserin:Dr. Manuela GiannettiNaturschule AggerbogenE-Mail:[email protected]

Die Agger durchfließt in Lohmar-Wahlscheid einen weit-gehend naturbelassenen Landstrich: den LandschaftsgartenAggerbogen Foto: Naturschule Aggerbogen

Naturerlebnis Remscheid-GrundIm Nordwesten Remscheids werdendurch die Untere Landschaftsbehörde(ULB) Landschaftspflegemaßnahmen mitModellcharakter durchgeführt. Es ist ein Initiativen-Netzwerk entstanden, umfolgende Ziele zu erreichen:

„Renaturierung von Adlerfarnbrachen“Nach der Erstpflege mit Feuer werdendie Flächen künftig gemulcht bezie-hungsweise mit Schafen beweidet. ZurHerstellung eines Biotopverbundes wird

an anderer Stelle die obere Rohhumus-schicht mitsamt der Adlerfarn-Rhizomemaschinell abgeplaggt.

„Anlage von Streuobstwiesen“Die ULB unterstützt aktiv Privatleute,die sich für die Pflege und Neuanlage vonObstwiesen einsetzen.Im Projektgebiet befindet sich die größteObstwiese Remscheids mit über 100Obstbäumen auf zwei Hektar Fläche. DieULB unterstützt finanziell die Entwick-lung dieser Obstwiese mit Neupflanzun-gen über 2008 hinaus.

„Renaturierung eines Amphibien-Laichgewässers (Zielart Kammmolch)“Vor 50 Jahren war der Kammmolch inRemscheid weit verbreitet. Durch das2004 mit Kooperationspartnern entstan-dene Kammmolchprojekt wurde im November 2007 ein verlandetes Amphi-bien-Laichgewässer renaturiert, mit demErfolg, dass mittlerweile wieder Kamm-molche in Remscheid leben.

„Naturerlebnispfad“Das „Naturerlebnis Grund“ unterstütztauf acht Kilometer Wanderweg mit 16Infostellen ein neues Bewusstsein für dieLandschaft. Das Naturerlebnis Grund

lenkt Besucher aktiv zu einer intensivenLandschaftsbetrachtung hin. Die Vielfaltder erlebbaren Biotopstandorte reichtvon historischen Hohlwegen bis zu begonnenen Renaturierungsmaßnahmenunterhalb von Hochspannungstrassen immodernen Industriezeitalter.

ResümeeKreative Landschaftspflege wird ermög-licht durch die kooperative Einbindungvieler Akteure im Vorfeld.Die ULB Remscheid möchte Naturschüt-zer ermuntern sich der Verdrängung vonAdlerfarn auf Extremstandorten zu wid-men. Ist die Folgepflege durch extensiveBeweidung sichergestellt, bestehen guteErfolgsaussichten zur Wiederherstellungtrockenwarmer Sonderstandorte. Die Be-sonderheit des Remscheider Projekts istdie Anlage eines Naturerlebnispfades zurPräsentation von Naturschutzmaßnahmen.

Verfasser:Dipl.-Ing. Thomas FrieseStadt RemscheidFachbereich Landschaft, Grünflächen,FriedhöfeUntere Landschaftsbehörde RemscheidE-Mail: [email protected]

Auf den ersten Blick ungewöhnliche Naturschutzmaßnahme: Feuereinsatz!

Foto: T. Friese

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Lebensraum für Moor-frosch und KreuzotterWir renaturieren eine Feuchtheide

Natur tatkräftig schützen – so lautetdas Ziel des Projekts, das die Umwelt-pädagogische Station Heidhof des Regionalverbandes Ruhr im März2007 gestartet hat.Auf einer Fläche von 500 Quadratmeternführen Schulklassen und Jugendgruppenseitdem pflegerische Maßnahmen wiePlaggen und Entkusseln durch. Dabeiwerden dicke Pfeifengrasbulten heraus-gerissen, kleine Birken entfernt und dieoberen Bodenschichten abgetragen. Aus-gestattet mit Gummistiefeln, Plaggen-hacken und Schaufeln scheuen die Jugendlichen dabei weder schlechtesWetter noch die Anstrengung.Das Ziel der Pflegemaßnahmen ist es,tief im Boden ruhende Samen verdräng-ter Pflanzen keimen zu lassen und so ge-fährdeten Tieren einen neuen Lebens-raum bieten zu können.Während Feuchtheidegebiete zur Zeitder extensiv genutzten Kulturlandschafttypische Landschaftselemente waren,

findet man sie heutzutage nur noch alsRestvorkommen.Sie gelten als Lebensraum mit Tier- undPflanzenarten von gemeinschaftlichemInteresse. Hier finden zum Beispiel Son-nentau, Torfmoos, Rasenbinse, Sumpf-bärlapp, Glockenheide, Großer Brach-vogel, Heidebürstenspinner, Kreuzotterund Birkhuhn eine Heimat. Einige dieserArten stehen auf der Roten Liste undsind vom Aussterben bedroht.Um Veränderungen in der Projektflächebeobachten zu können, werden die Pflege-maßnahmen in den kommenden Jahrenweitergeführt. Zusätzlich können dieSchülerinnen und Schüler mit einemBohrstock Bodenproben ziehen und

Eigenschaften, wie z. B. den pH-Wertund den Kalkgehalt messen. EinfacheBestimmungen von Pflanzen und Tierenergänzen das Bild der sich änderndenLandschaft.Das Projekt wird von Schülerinnen undSchülern der gymnasialen Oberstufe inForm von Facharbeiten begleitet, so dassVeränderungen im Laufe der Zeit inten-siv verfolgt werden.

Verfasser:Gerhard Nitsche, Karin LübkeRegionalverband RuhrUmweltpädagogische Station HeidhofE-Mail:[email protected]

Ausgestattet mit Gummistiefelnscheuen die Jugendlichen

beim Entfernen kleinerer Birken weder schlechtes Wetter noch die

Anstrengung.Foto: Umwelt-

pädagogische Station Heidhof

Umweltbildungs-zentrum Reeser MeerDie Niederrheinische Kies- und Sand-baggerei GmbH (NKSB) und das Natur-schutzzentrum im Kreis Kleve e.V. be-teiligen sich in Kooperation mit derStadt Rees mit dem Projekt „Umwelt-bildungszentrum Reeser Meer“ amBündnis für die Natur – Mensch, Natur,Heimat.Das „Reeser Meer“ ist ein Komplex vonAbgrabungsseen. Unterschiedliche natür-liche (ehemalige Rheinschlingen), natur-nahe (Gräben & Teiche) und auch künst-liche Gewässer liegen in unmittelbarerNähe. Deshalb bietet sich das Gebiet inidealer Weise als Lernort für das Thema„Wasser und Natur“ in seinen vielfälti-gen Facetten an.Zentral im Gebiet liegt der „Wasmanns-hof“, ein ehemaliger landwirtschaft-licher Betrieb, der zu einem Umweltbil-dungszentrum ausgebaut werden soll.Insbesondere Schulklassen aller Alters-gruppen und Schulformen, Kindergärten,sowie integrative Kindergärten/Schulenund Förderschulen sollen den Was-mannshof besuchen können, um dort unter qualifizierter Anleitung die Natur

und speziell die Gewässer zu erkunden.Dabei könnten die Themenangebotezielgruppenspezifisch aufbereitet underlebnis- und handlungsorientiert sowiefächerübergreifend durchgeführt wer-den. Die Inhalte werden dabei an dieLehrplananforderungen der jeweiligenSchulform angepasst.Für das Projekt sollen der Hof und derangrenzende Außenbereich, sowie einSchulungs- und Arbeitsraum barrierefreigestaltet und mit entsprechenden Ge-räten (Boot, Mikroskope, Binokulare,Beamer etc) ausgestattet werden. Fernerwird ein Untersuchungsteich direkt amHof angelegt.Der Mensch verliert immer mehr denKontakt zur Natur. Er hält sich meistens

in geschlossenen Räumen oder naturferngestalteten Lebensräumen auf. Themenwie Natur und Naturschutz, BiologischeVielfalt, nachhaltiger Umgang mit Res-sourcen haben oft nur einen geringenStellenwert und können in den eng ge-fassten Lehrplänen der Schulen nur amRande behandelt werden.Unsere Erfahrung zeigt, dass man durcheigenes Beobachten, Messen, Experi-mentieren in und mit der Natur bei Kin-dern und Jugendlichen neben dem neuerworbenen Wissen auch eine hohe Motivation für ein umweltbewusstesDenken und Handeln erzielen kann. Wirmöchten deshalb mit dem Umweltbil-dungszentrum am Wasmannshof einenaußerschulischen Lernort schaffen, andem Schülerinnen und Schüler abseitsdes normalen Schulalltages einen praxis-und handlungsorientierten Unterricht erfahren. Dies dient wesentlich der Sen-sibilisierung für Artenvielfalt und Öko-logie in der Region, ganz im Sinne desBündnisses für die Natur – Mensch, Natur, Heimat.

Verfasser:Dr. Ulrich WernekeNaturschutzzentrum im Kreis Kleve e.V.E-Mail: [email protected]

Der Wahrsmannshof, das zukünftige Um-weltbildungszentrum Foto: NKSB, Rees

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Countdown 2010

„Standhaft, lebendigund bizarr – Kopf-bäume im Kreis Wesel“Als „Eremit“ bezeichnet der Duden einen von der Welt abgeschieden leben-den Menschen. Er verrät nicht, dass esauch eine Käferart gleichen Namensgibt, die „abgeschieden“ in Baumhöhlenlebt und die europaweit zu den Arten derallerhöchsten Gefährdungs- und Schutz-

kategorie zählt. Besagter Eremit ist kürz-lich in einem Waldgebiet im Kreis Weselentdeckt worden.Allem Anschein nach bevorzugt der Eremit Kopfbäume. Da solche seltenund zudem uralt sind, ist das Vorkom-men dieser Käferart akut bedroht.Die Kopfweide im Wappen führend, be-teiligt sich der Kreis an dem BündnisCountdown 2010, besiegelt per Unter-schrift des Technischen DezernentenHans-Joachim Berg.Das Projekt soll die vielfältige Bedeu-tung der Kopfbäume aufzeigen. Diesesollen insbesondere Kindern näher ge-bracht werden als „Lebensräume“ (u. a.für Steinkauz, Eremit, aufsitzende Pflan-zen, Pilze), wertvolle Bestandteile derLandschaft und als ein mit dem Nieder-rhein fest verwurzeltes Kulturgut.Im Mittelpunkt sollen bizarre Einzel-Kopfbäume stehen, die vieles erlebt und„durchstanden“ haben, und die Ge-schichten erzählen könnten. Hier soll ihnen der Mensch „zur Seite stehen“:Gedichte und Geschichten über Kopf-bäume oder zu anderen Themen schrei-ben und/oder solche unter einem Kopf-baum als atmosphärischem Hintergrundvortragen. Überdies ist ein Malwett-bewerb für Kinder geplant, unter Kopf-

bäumen sollen „Baum-Schulstunden“ –„lebendiger“ Biologie-, Deutsch-, oderGeschichtsunterricht – und/oder Gottes-dienste (Thema z. B. „Bewahrung derSchöpfung“) abgehalten werden, Schul-klassen könnten Patenschaften für Kopf-bäume übernehmen …Der Kreis Wesel ruft Naturschutzverbände,Heimatvereine, Schulen, Kindergärten,Kirchengemeinden sowie Autoren, bil-dende Künstler, und alle, die sich ange-sprochen fühlen, dazu auf, an dem 2008beginnenden Projekt mitzuwirken. Vor-schläge für geeignete Kopfbäume undProjekt-Ideen sind ebenso erwünschtwie etwa die Bereitschaft, unter einemKopfbaum etwas vorzutragen, dort zuunterrichten oder einen Gottesdienst zuveranstalten.Nähere Einzelheiten dazu werden zurZeit noch erarbeitet.

Verfasser:Bernd Finke, Kreis WeselFachbereich 60 – Bauen, Planen, Umwelt, LandwirtschaftFachgruppe 60-2 – Natur- und Land-schaftsschutz, Landwirtschaft, Jagd, FischereiE-Mail: [email protected]

Die Kopfweide: Der Wappenbaum desKreises Wesel Foto: G. Hein

Der „Grüne Hahn“ –neue Schwerpunktezum Schutz der heimi-schen ArtenvielfaltDie Evangelische Kirche von Westfalenunterstützt gemeinsam mit dem LandNordrhein-Westfalen den internationa-len Countdown- 2010-Prozess mit einerfreiwilligen Selbstverpflichtung.Seit Februar 2007 ist der „Grüne Hahn“offizielles Projekt der UNESCO-Welt-dekade „Bildung für Nachhaltige Ent-wicklung“. Es handelt sich um ein Um-weltmanagementsystem für Kirchenge-meinden. Im Mai 2007 wurde der „GrüneHahn“ mit dem VDI-Innovationspreis(Verein Deutscher Ingenieure) des VDI-Bezirksverbandes Westfalen ausgezeich-net. Das kirchliche Umweltmanagementerfüllt die Anforderungen des EU-Öko-Audit-Verordnung EMAS II bzw. DIN /ISO 14001ff. Mittlerweile sind über 60Kirchengemeinden und Einrichtungen inNRW beteiligt, 30 weitere gehen unterLeitung des Umweltreferats der Evange-lischen Kirche von Westfalen an den Start.Teamarbeit steht im Zentrum: Mit Hilfevon Checklisten wird eine fundierte

Bestandsaufnahme vorgenommen. DieAuswertung zeigt auf, welche Maß-nahmen besonders dringlich sind. Strate-gische Überlegungen treten hinzu. EinUmweltprogramm entsteht. Kontinuier-lich wird die Wirksamkeit der eingeleite-ten Maßnahmen überprüft. Erfolge wer-den dadurch sichtbar und darstellbar.In Kooperation mit der Natur- und Um-weltschutzakademie des Landes NRWwird bis 2010 und drüber hinaus ein neuerSchwerpunkt im Umweltmanagemententwickelt und umgesetzt: der Arten-und Biotopschutz. Im Focus werden dievielen Lebensräume stehen, die kirch-liche Gebäude und Flächen bieten.Nach der Bestandsaufnahme (z.B. vonEulen und Fledermäusen in Kirchenge-bäuden) wird analysiert, inwieweit dieseArten bedroht sind und welche Arten„fehlen“, die diese Standorte besiedelnkönnten. Das Instrument für diese Ana-lyse ist der Gebäude- und Flächenchecksowie der Grünpflege-Check kirchlicherGrundstücke insbesondere von Fried-höfen: Welche Arten leben hier? KönnenFlächen entsiegelt werden? Sind heimi-sche Gehölze gepflanzt? Sind Einflug-öffnungen für Eulen und Fledermäusebei größeren Dachstühlen realisierbar?Sind die verwendeten Leuchtmittel der

Außenbeleuchtung Nachtfalterverträg-lich? Nach dem Check und der Ein-holung fachlicher Expertise wird imUmweltteam ein Plan erarbeitet, mitwelchen Maßnahmen der Artenreichtumerhalten und entwickelt werden kann.Der neue Schwerpunkt des GrünenHahns kann einen Schneeballeffekt aus-lösen. Ein kirchlicher Friedhof, dessenGrünflächen im Frühling bunt leuchtenmit weißem Buschwindröschen, Ler-chensporn und gold-gelbem Scharbocks-kraut und Gelbster-nen vermittelt einganz anderes Erlebender Schöpfung als der 3 Zentimeter Ein-heitsrasen.

Verfasser:Pfr. Klaus BreyerUmweltbeauftragter der EvangelischenKirche von WestfalenStudienleiter Ökologie und Umweltethikan der Evangelischen Akademie IserlohnProjektleitung „Grüner Hahn – kirchliches Umweltmanagement“Institut für Kirche und Gesellschaft der EKvWE-Mail:[email protected]

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Countdown 2010

Erhöhung derBiodiversität auf „Kyrill“-Flächen imStaatswaldOrkan Kyrill, der im Januar 2007 in denWäldern von Nordrhein-Westfalen wütete,war nicht nur Katastrophe, sondern istauch Chance: Im Rahmen einer natur-nahen Waldbewirtschaftung und der Erhöhung der Biodiversität erlangenSukzessionsstadien und Konzepte für eine „sukzessionsgestützte Wiederbe-waldung“ mit Ergänzung durch Saatoder Pflanzung einen neuen Stellenwert.Als Beitrag zur Erhöhung der Biodiver-sität im Wald verpflichtet sich der Lan-desbetrieb Wald und Holz NRW auf einem Drittel der durch „Kyrill“ verur-sachten Kahlflächen im Staatswald(mehr als 500 Hektar) zunächst auf eineaktive Wiederbewaldung zu verzichtenund damit der natürlichen Wiederbewal-dung eine Chance einzuräumen.Die natürliche Wiederbewaldung undderen Dynamik auf den Sturmschaden-flächen ist in Abhängigkeit von den ver-jüngungsökologischen Rahmenbedin-gungen sehr unterschiedlich und wird

von zahlreichen Faktoren beein-flusst. Neben den ökologischenVerhältnissen (Standort, Witte-rungsverlauf, mikrometeorologi-schen Bedingungen) und der Ver-breitungsbiologie der Baumarten(Samenerzeugung, Samenver-breitung, Standpunkt und Entfer-nung eines potentiellen Samen-baumes) ist die Bestandes- undVegetationsgeschichte (Flächen-räumung, Befahrung, Baum-artenzusammensetzung des Vor-und Umgebungsbestandes, vor-handene Vegetation und die Kon-kurrenzverhältnisse innerhalb derVegetation) entscheiden für dasVorkommen und das Zusammenlebenvon Tier- und Pflanzenarten.Durch die flächenmäßige Darstellungder festzulegenden Sukzessionsflächenmit typischen Freiflächencharakter imStaatswald und der Beschreibung aus-gesuchter Teilflächen durch die ver-jüngungsökologischen Rahmenbedin-gungen werden die Grundlagen zur Dokumentation der Biodiversität auf denKyrill-Schadflächen festgelegt.Als besonders hervorzuhebendes Teil-projekt des Landesbetriebes Wald undHolz NRW ist die Dokumentation

der natürlichen Wiederbewaldung unterflankierender Erstellung eines regiona-len Jagdmanagementkonzeptes im Arns-berger Wald (Lehr- und Versuchsforst-amt Arnsberger Wald) zu nennen.

Verfasser:Dr. Bertram LederLandesbetrieb Wald und Holz NRWLehr- und Versuchsforstamt ArnsbergWald – SPAWaldbau und Forstgenetik –E-Mail:[email protected]

Auf geräumten Schadflächen wird auf eine aktive Wiederbewaldung verzichtet und dienatürliche Wiederbewaldung dokumentiert.

Foto: B. Leder

Projekt Industriewaldkooperiert mit KirchengemeindeMit dem „Projekt Industriewald Ruhrge-biet“ fängt die LandesforstverwaltungNRW die spontane Waldentwicklung aufIndustriebrachen auf, bewahrt wichtigeMerkmale der Vergangenheit und die einzigartige Identität dieses Industrie-raumes. Auf diesen zutiefst verändertenStandorten etabliert sich eine charakte-ristische, vielfältige Pflanzen- und Tier-welt, die auch Raum für Neobiota lässt.Die Entwicklung des Industriewaldeswird durch das Projekt moderiert und alle durch diesen Vorgang betroffenenMenschen werden zusammengeführt undbeteiligt. So entdeckt die evangelischeKirchengemeinde Ückendorf im Kontextdes strukturellen Wandels ein Stück neuergemeindlicher Identität und fasst denWandel als Auftrag und Chance auf, Ver-antwortung für die neue Vielfalt zu über-nehmen und die Menschen in ihrer sichverändernden Heimat zu begleiten:¸ Ein historischer Rückblick zeichnet

die Bedeutung des Wandels der ZecheRheinelbe für die Gemeinde nach: Die Zeche entwickelt sich von der

Produktions- zur Erholungsstätte, dieGemeinde von der Industrie- zur „Industriewaldgemeinde“.

¸ Im Rahmen von Projektarbeiten sam-meln Konfirmandinnen und Konfir-manden Daten zur Geschichte derFläche, führen Interviews mit ehema-ligen Bergarbeitern, deren Familien

und Nachfahren. Alt und Jung kommenüber die Geschichte der Gemeindemiteinander in Kontakt. Die Jugendbeschäftigt sich darüber hinaus mit deraktuellen Situation auf der Fläche, derPflanzen- und Tierwelt, der Schöp-fung, die noch nicht zu Ende ist. DieErgebnisse werden in einer Broschüreveröffentlicht und ausgestellt.

¸ Die Gemeinde identifiziert die ehe-malige Produktionsstätte Rheinelbeals sakralen Raum. Andachten werdenunter freiem Himmel gefeiert. Ge-meinsam mit der katholischen Nach-bargemeinde werden Prozessionen aufdie Halde geführt. Ökumene einmalanders.

¸ In einem Kooperationsvertrag mit derLandesforstverwaltung dokumentiertdie Gemeinde die Bereitschaft, Mit-verantwortung für den zurück gewon-nenen Lebensraum in ihrer Mitte zuübernehmen und vereinbart eine Paten-schaft über die Industriebrache Rhein-elbe.

Verfasser:Michael BörthLandesbetrieb Wald und Holz NRWE-Mail:[email protected]

Merkmale der Vergangenheit machendie einzigartige Identität des Industrie-waldes aus Foto: J. Weiss

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Countdown 2010

Biodiversität in NaturwaldzellenNaturwaldzellen als langfristigeFlächen zur forstwissenschaftlichenErfassung und Evaluierung der BiodiversitätStörungen im Waldgefüge sind das Initial zu Veränderungen der Biodiver-sität im Wald.Deshalb ist es vor dem Hintergrund derSturmkatastrophe „Kyrill“ hoch interes-sant, welchen Einfluss der Sturm auf dieStruktur- und Artendiversität in den Naturwaldzellen mit ihren unterschied-lichen Waldgesellschaften hat.In der größten Naturwaldzelle des Landes NRW, die im Arnsberger Waldliegt, soll eine waldökologische Stich-probeninventur durchgeführt werden.Sie kann zeitnah Auswirkungen „Kyrills“auf die Biodiversität repräsentativ fürdas Sauerland aufzeigen. In diesem Zusammenhang können Erhebungen zurZersetzerpilzflora an Totholz wichtigeErkenntnisse zur Dynamik von Arten-diversitäten bei Holzzersetzungsprozes-sen liefern.Weiterhin sollen in sturmgeschädigtenNaturwaldzellen die Artenzusammen-

setzung und Dichte der Baumverjün-gung und der Bodenvegetation erfasstwerden.Die Ergebnisse dieser Evaluierungenkönnen wichtige Impulse für Hand-lungskonzepte für einen naturnahenWaldbau und den Naturschutz für die Erhaltung und Entwicklung der Bio-diversität in Wäldern geben.Ebenso können sie dazu dienen, erste

Verfasserin:Uta SchulteLandesbetrieb Wald und Holz NRWE-Mail:[email protected]

Konsequenzen des Klimawandels in unseren Wäldern aufzuzeigen und zu dokumentieren.

Naturwaldzellensollen sich ohne

Nutzung natürlichweiterentwickeln,

Veränderungen derBiodiversität können

darum hier gut beobachtet werden.

Foto: U. Schulte

Ein Herz für Bäume –Waldvermehrung imRhein-Kreis Neuss –Das Kreisgebiet hat als gewachsene Kul-turlandschaft eine hohe Bedeutung alsAgrarstandort. Aufgrund der intensivenlandwirtschaftlichen Nutzung und derdichten Besiedlung ist demzufolge derWaldanteil mit nur etwas acht ProzentFlächenanteil sehr gering. Um naturnaheLebensräume zu schaffen und die viel-fältigen Schutz-, Nutz- und Erholungs-funktionen des Waldes auf Dauer zu stärken, soll der Waldanteil im Kreis-gebiet erhöht werden.Bereits 1988 hat der Kreistag als frei-willige Selbstverpflichtung ein Wald-vermehrungsprogramm beschlossen. ImRahmen des Waldvermehrungspro-gramms und der Aktion „Ein Herz fürBäume“ konnte der Rhein-Kreis Neussbisher rund 160 Hektar im Kreisgebietmit heimischen Bäumen und Sträuchernaufforsten. Dabei erfolgt die Auswahlder Waldvermehrungsflächen in Abstim-mung mit anderen Raumansprüchen,insbesondere mit den Institutionen derLandwirtschaft und den Kommunen.Die Aufforstungen orientieren sich an

der potentiell natürlichenVegetation. Im Kreisgebiethaben insbesondere dienährstoffreichen Buchen-wälder des Flachlandes(Flattergras-Buchenwald bishin zum Perlgras-Buchen-wald) ihren Verbreitungs-schwerpunkt. Aus diesemGrunde kann auch hier diese seltene und für denArtenschutz wichtige Wald-gesellschaft am besten dauerhaft erhalten unddurch Waldvermehrung sta-bilisiert werden.Bis zum Jahr 2010 sollen die Initiativenzur Schaffung naturnaher Waldbeständeim Kreisgebiet nochmals intensiviertwerden, wobei entsprechend der Wald-agenda 21 des Kreises als langfristigesZiel der Waldanteil bis zum Jahr 2010 aufzwölf Prozent Flächenanteil (Schwelleder Waldarmut) erhöht werden soll. DasWaldvermehrungsprogramm des Kreisesist ein offenes Projekt. Die Städte undGemeinden, die im Kreisgebiet tätigengesellschaftlichen Institutionen und Unternehmen sowie alle Einwohner desKreises sind aufgerufen, die Vermehrungdes Waldanteils im Rhein-Kreis Neuss

zu unterstützen. Durch die Aktion „EinHerz für Bäume“ soll die Waldvermeh-rung mit der Hilfe von Unternehmen undBürgerspenden unterstützt und auf einbreites bürgerschaftliches und gesell-schaftliches Engagement gestellt und damit noch erfolgreicher werden.

Verfasser:Volker GroßeRhein-Kreis NeussAmt für Entwicklungs-, Landschaftsplanung und StatistikE-Mail:[email protected]

Waldvermehrungsaktion mit dem WaldkindergartenKnechtsteden in Dormagen Foto: Rhein-Kreis Neuss

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Countdown 2010

Naturschutzgroßprojektfür die urban-industrielleLandschaftDie Spuren, die die Internationale Bau-ausstellung (IBA) Emscher Landschafts-park in den 1990er Jahren hinterlassenhat, finden heute ihren weiteren Aus-druck im Masterplan Emscher Land-schaftspark. Er stellt eine integrierte Re-gionalentwicklung dar, um Wirtschafts-förderung, Stadtentwicklung, Freiraum-planung und ökologische Belange glei-chermaßen zu berücksichtigen.Der Regionalverband Ruhr (RVR), dieBiologischen Stationen Westliches undÖstliches Ruhrgebiet (BSWR, BSÖR)haben eine Vision und Konzepte ent-wickelt, wie die naturschutzfachlichenBelange im urban-industriellen Raummit den Bedürfnissen der hier lebendenMenschen vereinbart und dabei für sämt-liche Interessen einen Mehrwert erzieltwerden kann. Der naturschutzfachlicheFokus liegt im Erhalt von Offenland-Biotopstrukturen, da hier zum einen diemeisten naturschutzrelevanten Arten-gruppen gefördert werden können undandererseits viele der hier vorkommen-den Lebensgemeinschaften wenig stör-anfällig sind, im Extremfall sogar regel-

mäßige Störung für dieweitere Existenz be-nötigen.Für die Freiflächenwerden daher auchkeine Betretungsver-bote ausgesprochenund keine massivenMaßnahmen der Be-sucherlenkung vorge-sehen.Umgesetzt werden soll das Projekt infünf teils nacheinander, teils parallel laufenden Schritten:1. Prüfung der Flächenverfügbarkeit und

Sicherung von Flächen;2. Entwicklung von differenzierten Maß-

nahmen- und Pflegekonzepten;3. Umsetzung der Maßnahmen und

Pflegekonzepte;4. Bewusstsein schaffen durch eine be-

gleitende Öffentlichkeitsarbeit;5. Evaluierung aller getroffenen Maß-

nahmen.Bei der Umsetzung werden neben denoben genannten Projektträgern regionalePartner beteiligt, die aufgrund ihrer Be-deutung eine Akzeptanzförderung undpositive Imagebildung erwarten lassen,als Multiplikatoren fungieren sowie im Rahmen von Bildungsangeboten und

Naturerlebniskonzepten tätig werdenkönnen. In diesem Zusammenhang be-teiligen sich RVR, BSWR und BSÖR amderzeit ausgelobten Wettbewerb IDEE.NATUR für ein Naturschutzgroßprojektim urban-industriellen Raum.

Verfasser:Ulrich Carow, Bereichsleiter Umwelt beim Regionalverband Ruhr (RVR)E-Mail: [email protected]. Peter Keil, Geschäftsführer und LeiterBiologische Station Westliches Ruhrgebiet e.V. (BSWR)E-Mail:[email protected], [email protected]ürgen Heuser, GeschäftsführerBiologische Station Östliches Ruhrgebiet (BSÖR)E-Mail: [email protected]

Offene Industriebrache – Lebensraum gleichermaßen fürviele gefährdete Tier- und Pflanzenarten und den Men-schen im Ruhrgebiet. Foto: BSWR

Aufbruch im AbbruchErfassen, Erleben und Erhalten derBiodiversität in einem KalksteinbruchIm Plänerkalkzug des Teutoburger Waldesbei Oerlinghausen (Kreis Lippe) liegt imWesten der Barkhauser Berge ein tief inden Berg eingeschnittener Kalk-Stein-bruch mit 20 bis 30 Meter hohen Steil-wänden. Teile des stillgelegten Steinbru-ches wurden vom Naturschutzbund Lippeerworben, die übrige Fläche über einenPachtvertrag langfristig für eine natur-schutzorientierte Entwicklung gesichert.1994 wurde das 6,1 Hektar große Geländeals Naturschutzgebiet ausgewiesen. DieBetreuung erfolgt durch die Ortsgruppedes NABU in Oerlinghausen.Auf dem für die Öffentlichkeit nicht zu-gänglichen und nicht durch Rekultivie-rungsmaßnahmen überformten Geländehaben sich die typischen Sekundärlebens-räume von Kalkabgrabungen ungestört zueinem wichtigen Rückzugsgebiet landes-weit gefährdeter Pionierarten entwickelnkönnen. Besonders zu nennen sind hiervom Uhu besiedelte Felswände, kalkreicheFlachgewässer mit Röhricht-Initialen undgroßen Amphibienpopulationen, Wärmeliebende Gebüschgesellschaften und typi-sche Pioniervegetation auf Feinsediment-und Grobgesteinsböden.

Mit der in den letzten Jahren gestiegenenDynamik der Sukzessionsprozesse imSteinbruchgelände stellt sich zunehmenddie Frage hinsichtlich der Stärke vonPflegeeingriffen, aber auch dahingehend,was ehrenamtlich langfristig geleistetwerden kann, um die Artenvielfalt desSteinbruches bei vertretbarem Pflegeauf-wand erhalten zu können.Die Beantwortung dieser Frage hängtentscheidend von der Identifikation derBetreuer mit „ihrem“ Steinbruch ab. ZurVertiefung dieser Verbundenheit wird imAktionsjahr 2008 in einem gemeinsamenProjekt von Biologischer Station Lippeund dem NABU Oerlinghausen die Bio-diversität des Steinbruches am Barkhau-ser Berg näher untersucht. Abgestimmtauf die unterschiedlichen Ansprüche undErfahrungshorizonte von Erwachsenenund Kindern werden gemeinsame Be-gehungen durchgeführt, bei denen das Er-leben der Natur im Vordergrund steht.Jahreszeitlich wechselnde Aktionen – wiedas Erlebnis nächtlicher Konzerte vonKröten und Uhus, die Erfahrung der Viel-falt oder der Schönheit von Details – sollen Erinnerungen an schöne Stundenin einer bedrohten Natur ermöglichen undzugleich das Verständnis für den sichständig wandelnden Lebensraum Stein-bruch und seiner Bewohner fördern.

Die hierdurch entstehende emotionaleBindung bildet die Basis einer aus-reichenden Motivation für die im Winter-halbjahr anschließenden Pflegeeinsätzeund die langfristige Erhaltung der Bio-diversität des Steinbruches. Beiläufig er-folgt so natürlich auch eine Inventarisie-rung der Tier- und Pflanzenwelt und eineverbesserte Dokumentation des Wandelsdes Gebietes.

Verfasser:Matthias FüllerBiologische Station Lippe e.V.E-Mail:[email protected]

Steinbruch OerlinghausenFoto: N. Schult

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Countdown 2010

Diersfordter WaldseeDer Untere Niederrhein ist eine der be-deutendsten Lagerstätten von Kies undSand in Nordrhein-Westfalen. Durch dieRohstoffgewinnung hat sich die Land-schaft in den letzten Jahrzehnten erheb-lich gewandelt. Nördlich der KreisstadtWesel liegt der Diersfordter Waldsee, einderzeit etwa 160 Hektar großes Abgra-bungsgewässer, das schon seit den sech-ziger Jahren besteht.Der Betreiber – die Suhrborg & CoGmbH – ist seit je her bemüht, die durchden Kiesabbau einhergehenden Auswir-kungen auf Natur und Landschaft so ver-träglich wie möglich zu halten und enga-giert sich diesbezüglich seit über 20 Jah-ren weit über die gesetzlichen Verpflich-tungen hinaus. Anders als bei den vielenanderen Baggerseen am Niederrhein er-folgt die Rekultivierung nicht nur amRand der Abgrabung, sondern es werdenjeweils größere zusammenhängende In-selbiotope geschaffen. Auf diese Weisesind Lebensräume entstanden, in denenmittlerweile zum Beispiel rund 110 Vo-gelarten und sogar Biber leben.Bis zum Jahr 2010 und darüber hinaussoll dieses Engagement für die Naturweiter ausgebaut werden. So wurde im

letzten Jahr die Biologische Station imKreis Wesel beauftragt, die Entwicklungder Biotope durch ein Monitoring zu dokumentieren. Die Erfahrungen ausdem Monitoring fließen in zukünftigeRekultivierungen ein und bilden die Basis für ein gezieltes Management.Hiermit wird sichergestellt, dass diewertvollen Biotope, wie beispielsweiseeine jüngst fertig gestellte Vogelinsel –auf der jedes Jahr gut 50 Paare Flusssee-schwalben zusammen mit Lach-, Sturm-,Herings- und Mittelmeermöwen brüten –gegen die natürliche Sukzession offen

gehalten werden und somit lang-fristig als Brutbiotop erhaltenbleiben.Ein weiteres Ziel für die Zukunftist die Schaffung eines größerenzusammenhängenden Schilfröh-richtes. Weitläufige Schilfbe-stände waren einmal ein festerBestandteil der niederrheini-schen Landschaft und sind durchTrockenlegung und Intensivie-rung der Landwirtschaft nurnoch in wenigen Schutzgebietenzu finden. Bis zum Jahr 2010 solleine größere Sandfläche ange-spült und auf dieser ein Schilf-

röhricht initialisiert werden.Die einmalige Natur soll der Bevölke-rung nicht vorenthalten werden. Schonheute können interessierte Bürgerinnenund Bürger an geführten Bootexkursio-nen teilnehmen. In Zukunft soll die Artenvielfalt am Diersfordter Waldseezusätzlich auf einem Lehrpfad veran-schaulicht werden.

Verfasser:Klaus KretschmerBiologische Station im Kreis Wesel e.V.Mail: [email protected]

Der Diersfordter Waldsee ein „Paradies auszweiter Hand“ Foto: Suhrborg & Co. GmbH

Sekundärbiotope –für Pflanzen und TiereDie Firma EUROQUARZ GmbH unter-hält ein Qualitäts- und Umweltmanage-mentsystem nach ISO 9001 und ISO 14001,der Standort Dorsten ist nach der EG-Öko-Audit-Verordnung (EMAS) validiert.Die Auflagen zur Rekultivierung der aus-gekiesten und mit inertem Bodenaushubverfüllten Flächen unseres Abbaufeldes 4in der Kirchheller Heide sah vor, dassGrünland hergestellt und zweischüriggemäht sowie mit 2 Großvieheinheiten(GVE) pro Hektar nachbeweidet werdensollte.Diese geforderten Rekultivierungsmaß-nahmen sind ökologisch sinnvoll, da soeine Überdüngung der Flächen ausbleibtund eine Wildkrautflora entsteht. Um aberzusätzlich die Basis für ein abwechslungs-reiches und kleinräumig wechselndesMosaik aus unterschiedlichen Lebens-räumen aufzubauen, haben wir die etwaseintönige Wiesenfläche, die an den An-schlussflächen über Waldsaum zumHochwaldbereich angrenzt, wellig bishügelig auf dem ursprünglichen Gelände-niveau gestaltet und zwei je rund 3.000Quadratmeter große verfestigte Senken

eingebettet und zwar in den Flurstücken 24(Foto) und 25 der Flur3, Gemarkung Kirch-hellen.Nachdem die Muldenmit Ton und Kiesgrundausgestaltet waren undsich mit Regenwassergefüllt hatten, über-ließen wir die beidenFlächen der natürlichenSukzession. Die Folge:es stellte sich eine hoheVielfalt an Amphibien,Insekten und Wasser-vögeln ein.Im Bereich der Feucht-biotope zur Wiese undzum Waldsaum hat sicheine individuenreiche Artenvielfalt ausder Ackerwildkrautflora in eine hoch-staudenreiche Saumgesellschaft heraus-gebildet.So wurden die Bereiche der Wiederauf-forstung und der Herrichtung der land-wirtschaftlichen Flächen ökologisch deut-lich angereichert.Das Landschaftsbild erinnert in seinerOberflächengestaltung an „Binnendünen-landschaften“, wie sie in der Region früher

weit verbreitet waren. Heute finden sicham „Alten Postweg“ nur noch Reliktedieser Landschaftsgestaltung, wobei dieDünentäler vermoort sind (Beispiel: Naturschutzgebiet Postwegmoore).

Verfasser:Dipl.-Ing. Günther LehmenEUROQUARZ GmbHE-Mail: [email protected]

Röhricht, Flechtbinse, Froschlöffel, Sumpfschwertlilie undnoch vieles mehr sorgt dafür, dass sich Frosch und Libellewohlfühlen können. Foto: W. Spiekermann

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Countdown 2010

Neuer Lebensraumfür 14 Gramm LebendgewichtSeit 1955 baut die EUROQUARZ GmbHin der Kirchheller Heide nahe Bottropam Rande des Ruhrgebietes eine Lager-stätte von Quarzsand, Quarzkies undQuarzfeinsand ab, die geologisch ge-sehen aus der jüngeren Rhein-Maas-Hauptterrasse stammt. Abgrabungs-flächen von weit über 200 Hektar wur-den seitdem rekultiviert und renaturiert.Die Zeit und viele tatkräftige Hände haben dafür gesorgt, dass die Natur sichihr Gebiet nach der Auskiesung zurück-erobert hat.

Aber nicht nur die Herrichtung und Er-haltung neuer Lebensräume für Floraund Fauna steht ganz oben auf der Listeder Umweltziele unserer Firma, sondernauch der verantwortungsvolle, weitsich-tige und differenzierte Umgang mit denunterschiedlichsten Lebensräumen derverschiedenen Tierarten während des aktiven und fortschreitenden Abbauesder Rohmaterialien.So pflegen wir zum Beispiel seit Jahrenein gut nachbarschaftliches Verhältnismit dem Dachs, dessen Bau wir währendder Jungtieraufzuchtzeit vom Abbau un-berührt lassen. Artenreiches Federvieh,wie Kanadagänse, Graugänse, Nilgänse(die als Höhlenbrüter auch mal einen alten verlassenen Fuchsbau in Beschlagnehmen), Krickenten, Waldwasserläufer,Raubwürger, Eisvögel und erstmals2007 der Uhu (aber leider nur mit einemBrutversuch, da er von ungebetenenBadegästen gestört wurde), hat sich da-ran gewöhnt, Tür an Tür mit dem für dieMineralgewinnung eingesetzten Rad-lader zu leben und lässt sich von den Arbeitsaktivitäten nicht stören.Die Uferschwalben, die auf der RotenListe verzeichnet sind, kehren im Aprilaus ihren Winterquartieren zurück undbauen ihre Neströhren in die sandigen

und kiesigen frisch aufgebrochenenSteilwände unserer Abgrabungen, da esihre ehemaligen Lebensräume, die Prall-hänge von Fließgewässern, in unserenBreitengraden nicht mehr gibt. Werdendie Vögel nicht gestört, siedeln sie sichrasch in den weichen und warmen hochgelegenen Böschungen an. Obwohl derKoloniebrüter uns von Jahr zu Jahr vorabbautechnische Probleme stellt, unter-lassen wir den Abbau der Koloniewändewährend der Brutzeit, die je nach Lege-beginn bei einem Teil der Uferschwal-ben auch ein zweites Mal erfolgen kann.Hierzu trägt natürlich auch das opulenteNahrungsangebot an Fluginsekten überden extensiv genutzten Wiesen und denFeuchtbiotopen unserer rekultiviertenFlächen bei.Die Uferschwalbe ist aufgrund ihrerFähigkeit, sich geänderten Lebensbedin-gungen anzupassen, nicht akut gefähr-det. – Abgrabungen sind ein von uns zurVerfügung gestellter Lebensraum.

Verfasser:Dipl.-Ing. Günther LehmenEUROQUARZ GmbHE-Mail: [email protected]

Fütterung des NachwuchesFoto: fotofee-kirchhellen

Rekultivierung Reeser-ward – eine Naturoaseaus zweiter HandDie Firma Hülskens GmbH & Co KG unddas Naturschutzzentrum im Kreis Klevee.V. beteiligen sich mit dem Projekt „DieRekultivierung Reeserward – eine Natur-oase aus zweiter Hand“ am Bündnis fürdie Natur – Mensch, Natur, Heimat.Wie viele andere Abgrabungen liegt auchdie ehemalige Abgrabung Reeserward inder heutigen Rheinaue und im Vogel-schutzgebiet „Unterer Niederrhein“. Aus-gehend von einem gemeinsam erarbeite-ten und umgesetzten Rekultivierungs-konzept soll mittels eines langfristigenMonitorings untersucht werden, welcheder versuchsweise hergerichteten ökolo-gischen Strukturen besonders wirksamfür eine Erhöhung der Artenvielfalt undeine Funktion des Gebietes als öko-logisch besonders wertvoller Teil der Rheinaue sind.Die Gestaltung der Verbindung zumRhein, die Gliederung des Gewässersund der Landbereiche, die Seitengräbenund Flutmulden sowie die Schaffung dynamischer, weitgehend offener Lebens-räume im Zusammenhang mit extensiverlandwirtschaftlicher Nutzung stehen da-

bei im Fokus. Es wird untersucht, wiesich welche Maßnahmen auf die Fischeund andere Gewässerorganismen, aufdie Brut- und Rastvögel und auf die Vegetation auswirken.Das zukunftsweisende Ziel ist dabei, dieerfolgreichen und auf andere Rekultivie-rungen in der Region übertragbarenMaßnahmen herauszuarbeiten und in einem Modellprojekt umzusetzen. So istein wesentlicher Beitrag zur Artenviel-falt im Sinne des Bündnisses für die Natur zu erreichen, wenn im Gegensatzzu konventionellen, oft strukturarmenund ökologisch nicht optimal gestaltetenRekultivierungen die Funktion als Auen-lebensraum im Vordergrund steht undbei künftigen Planungen an Hand des er-arbeiteten Modells besser berücksichtigtwerden kann.Die Verbesserung der Biodiversität inder Rheinaue ist auch und vor allem im Vogelschutzgebiet „Unterer Nieder-rhein“ sowie in den zahlreichen Natur-schutz- und FFH-Gebieten entlang desNiederrheins ein besonderes Anliegen,weil sich hier die Sohlentiefung desRheins und die weitgehend fehlendenatürliche Auendynamik negativ zumBeispiel durch Austrocknung der Aueoder Mangel an sandig-kiesigen Pionier-standorten bemerkbar machen. Werden

bestehende ebenso wie künftige Abgra-bungs- beziehungsweise Rekultivie-rungsgebiete unter auenökologischenAspekten besser gestaltet, können siewertvolle Lebensräume aus zweiterHand darstellen. Deren Wirkungen ge-hen oft über einen lokalen Aspekt hinausund können – wie das Bespiel der Laich-wanderungen von Fischen des Rheins indie Seitengewässer und das Abwandernvon Jungfischen in den Rhein zeigt – das gesamte System des Niederrheinspositiv beeinflussen.

Verfasser:Jörg Hüting, Dr. Ulrich WernekeHülskens GmbH & Co. KGE-Mail: [email protected]

Werden Rekultivierungsgebiete unterauenökologischen Aspekten gestaltet,können sie wertvolle Lebensräume auszweiter Hand darstellen

Foto: Hülskens GmbH & Co. KG

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Countdown 2010

Ehemaliges Kalksand-steinwerk ScherpenseelDie Rheinischen Baustoffwerke GmbH(RBS), deren Schwerpunkt im rheini-schen Braunkohlenrevier liegt, produ-zierte am Standort Scherpenseel naheder Stadt Übach-Palenberg bis zum Jahr2001 Kalksandsteine. Schon vor Einstel-lung der Produktion beabsichtigte dieRBS, mit der Renaturierung der Flächenweit über das geforderte Maß hinauszu-gehen und zusätzlich zur anstehendenEntfernung der baulichen Anlagen einvielfältiges Mosaik aus wertvollen Lebensräumen für Tiere und Pflanzenherzustellen.

Nach Abschluss der Abrissarbeiten undeiner Entsiegelung von etwa 8.500 Qua-dratmetern – bei der zudem unterirdi-sche, schon vergessene, mehrere 1000Liter fassende Tanks mit Boden undGrundwasser gefährdenden Schadstof-fen wiederentdeckt und komplett inklu-sive Bodenaushub entsorgt wurden –konnte mit den strukturellen Maßnah-men begonnen werden, die zu einer Ent-wicklung als Offenlandbiotop die not-wendigen Rahmenbedingungen setzensowie das Gebiet in den umgebenden

Naturraum der Teverener Heide einglie-dern sollen. Ziel ist die eigenständige,natürliche Entwicklung, so dass sichselbst überlassene Lebensräume mitstandortgerechten Pflanzen und Tierenausbilden, wobei konsequent die Vernet-zung mit der bestehenden Heideflächenangestrebt wurde. Differenzierte Stand-ortverhältnisse steigern die ökologischeVielfalt, so dass ein Mosaik vielfältigerBiotopstrukturen geschaffen wird.Durch diese Maßnahmen ist der Grund-stein gelegt worden, einen naturnahenLebensraum auf einer Gesamtfläche vonrund 2,5 ha entstehen zu lassen. Mit derEntfaltung eines ökologisch vielfältig

und landschaftsästhetisch reizvollenStandortes wird sich das Gebiet als wert-voller Bestandteil dauerhaft in den Land-schaftsraum Teverener Heide integrie-ren. Somit ist auch die Voraussetzung gegeben, den Bereich des ehemaligenBetriebsgeländes in das hier bereits bestehende Natura 2000 Gebiet aufzu-nehmen.Zur Dokumentation des Entwicklungs-fortschrittes werden freiwillig bis 2010 –beziehungsweise darüber hinaus – turnusmäßig floristische und faunistischeKartierungen durchgeführt, unterstütztdurch Fotodokumentationen. Einerseitswird damit der abnehmende anthropo-gene Einfluss dokumentiert, andererseitsgleichzeitig die Effizienz und Nachhal-tigkeit der realisierten Maßnahmen über-prüft. Für die Öffentlichkeit erläutert eine Schautafel unterstützt durch Foto-beispiele die ökologische Zielsetzungdes Renaturierungskonzeptes.

Verfasserin:Dipl. Ing. Claudia Schumacher M.Sc.Rheinische Baustoffwerke GmbHE-Mail: [email protected]: [email protected]

Zustand nach RenaturierungFoto: Rheinische Baustoffwerke GmbH

AbgrabungskomplexWeezeDer Abgrabungskomplex Weeze bestehtaus mehreren Trockenabgrabungen,welche zueinander in enger räumlicherKonzentration gelegen sind und eine Gesamtfläche von rund 136 Hektar um-fassen. Für den Gesamtkomplex wurdeein einheitliches Renaturierungskonzeptentwickelt, dass in Zusammenhang mitdem hohen Entwicklungspotenzial desRaumes die Bildung eines großflächigenBiotopverbundsystems (u.a. Vernetzungmit dem niederländischen Naturschutz-gebiet „Maasduinen“) realisiert.Die Verknüpfung von ökonomischen Interessen (Abbau) und naturschutzfach-lichen Zielsetzungen führt zur Entste-hung eines großflächigen Schutzgebie-tes, speziell für die Habitatanforderun-gen von gefährdeten Tier- und Pflanzen-arten der trockenen und mageren Stand-orte. Bis heute sind bereits über 60 Pro-zent der Gesamtfläche renaturiert.Ein entsprechend großflächiges und dif-ferenziertes Biotopverbundsystem mussauch kommuniziert werden. So werdenseit 1995 regelmäßig floristische undfaunistische Kartierungen durchgeführt,

die zahlreiche Rote-Liste-Arten nach-weisen: z.B. unter den Pflanzen Hypo-choeris glabra – Kahles Ferkelkraut,Gnaphalium luteo-album – GelbesRuhrkraut, Veronica triphyllos – Finger-Ehrenpreis, Anthyllis vulneraria – Ge-meiner Wundklee, Corrigiola litoralis –Hirschsprung (vgl. Foto) sowie unterden Tieren Numenius aquata – GroßerBrachvogel, Anas crecca – Krickente,Lullula aborea – Heidelerche, Lusciniasvecica – Blaukehlchen, Polygommatusbellargus – Himmelblauer Bläuling, Hyponephele lycaon – Kleines Ochsen-auge und diverse Laufkäfer.Im Rahmen des Countdown 2010-Pro-jektes wird die Firma GMG ihre freiwil-ligen Effizienz-Kontrollen weiter aus-bauen. So wird nicht nur die Nachhaltig-keit der realisierten Maßnahmen über-prüft beziehungsweise Sukzessionsent-wicklungen verdeutlicht, sondern eseröffnet sich zudem die Möglichkeit, un-erwünschte negative Entwicklungen undderen Einflussfaktoren zu erkennen unddurch entsprechende Maßnahmen das Er-reichen der Renaturierungsziele sicher-zustellen. Unterstützend ist bis 2010 dieErrichtung von Schautafeln geplant,welche die ökologische Zielsetzung desRenaturierungskonzeptes erläutern und

so Naturverständnis und Naturerlebnisgezielt fördern beziehungsweise die enge Verbindung von ökonomischen Interessen (Abbau) und naturschutzfach-lichen Zielsetzungen in diesem Raumverdeutlichen.

Verfasser:GMG Grundbesitz GmbH & Co. KGE-Mail: [email protected]

Einer der selteneren Arten, um die es hiergeht ist der Hirschsprung Corrigiolalitoralis Foto:

GMG Grundbesitz GmbH & Co. KG

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Countdown 2010

Erhaltung und Pflegevon Heiden, Borst-grasrasen und Mager-weiden am StillekingDer ehemalige Truppenübungsplatz Stil-leking wurde vom Märkischen Kreis imRahmen der Landschaftsplanung im Jahr1994 als Naturschutzgebiet (153 Hektar)ausgewiesen. Hier befinden sich diegrößten zusammenhängenden Heide –Magergrünlandflächen im Kreisgebiet,die zugleich ein Häufungszentrum selte-ner und gefährdeter Biotoptypen, Pflan-zen- und Tierarten darstellen. Über diebloße Unterschutzstellung hinaus wur-den zum Beispiel zur Besucherlenkungneue Wegeführungen und Einzäunungenvon Teilbereichen (65 Hektar) durch-geführt. Zur Pflege der Flächen und Er-haltung von Flora und Fauna wurde eineHeckrindherde angekauft und etabliert.Einige Teilflächen werden auch mit einer Wanderschafherde beweidet.Im Rahmen der Bündnispartnerschaft fürdie Erhaltung der Artenvielfalt vor Ortsollen zukünftig in verstärktem MaßeLangzeitbeobachtungen bzw. -erfassun-gen von Flora und Vegetation sowie aus-

gewählter Tiergruppen erfolgen. MitHilfe von 25 Dauerquadraten wird bis2010 und darüber hinaus die Entwick-lung der Vegetation in den Heiden,Borstgrasrasen und Magerweiden ver-folgt. Im Speziellen sollen die Verteilungund räumliche Entwicklung von Borst-grasbeständen und Calluna-Heiden dar-gestellt werden. Die hierzu notwendigenGelände-Daten werden in Zusammen-arbeit mit dem Katasteramt MärkischerKreis vor Ort mittels GPS eingemessen.Die Kartierung von charakteristischen

und Rote-Liste-Pflanzenarten soll Auf-schluss über die Entwicklung des Arten-spektrums geben. Im Focus faunistischerErhebungen stehen diesbezüglich grün-landtypische Insektengruppen (Heu-schrecken, Wanzen, Käfer, Tagfalter undWidderchen), Reptilien und die Brut-vogelarten des Offenlandes. Danebenwerden die Libellen- und Amphibien-fauna der dort befindlichen, unter demEinfluss der Beweidung stehendenKleingewässer kartiert. Diese Untersu-chungen sollen die vorhandene Arten-vielfalt dokumentieren und Aufschlussdarüber geben, ob und wie heutige Be-weidungsmodalitäten und Herdenmana-gement gegebenenfalls anzupassen sind.Mit den genannten Aktivitäten möchteder Märkische Kreis am Stilleking imSinne der IUCN-Kampagne Countdown2010 zur Erhaltung der Biodiversität beitragen.

Verfasser:Michael Bußmann, Klaus KraatzE-Mail:[email protected],[email protected]

Frühsommeraspekt im NSG StillekingFoto: M. Bußmann

LebensraumFeuchtwieseSeit über 25 Jahren mäht die OrtsgruppeKamen/Bergkamen im NABU Kreisver-band Unna jährlich zwei Feuchtwiesenim Kreis Unna. Ziel der Pflegearbeit istder Erhalt einer typischen Feuchtwiesen-pflanzengesellschaft mit den ZeigerartenDactylorhiza maculata (Geflecktes Kna-benkraut) und Dactylorhiza majalis(Breitblättriges Knabenkraut). Beide

Orchideenarten sind Kulturfolger auf extensiv genutzten, mageren Wiesen.Durch die Mahd konnte der Bestand vonDactylorhiza majalis von einigen hun-dert Pflanzen auf über 10.000 Pflanzenvergrößert werden, wie die jährliche Be-standserfassung durch den ArbeitskreisHeimischer Orchideen ergab. Durch dieextensive Pflege haben die Feuchtwie-sen überregionale Bedeutung erhalten.Nicht nur Pflanzen wie Caltha palustris(Sumpfdotterblume) oder Silene flos-cu-culi (Kuckucks-Lichtnelke) profitierenvon den Pflegemaßnahmen, sondernauch Waldeidechsen (Lacerta vivipara)finden hier einen Lebensraum mit aus-reichender Insektennahrung.Der NABU KV Unna will mit seinerPflegeaktion dauerhaft die BiologischeVielfalt dieses gefährdeten Lebens-raumes erhalten. Unterstützt wird dieNABU Ortsgruppe seit einigen Jahrenvon der Kamener Kindertageseinrich-tung „Unter dem Regenbogen“ und einem ortsansässigen Landwirt, der dasMahdgut übernimmt.Wichtigstes Ziel für die nächsten Jahreist, das bislang Erreichte mit jüngeren,engagierten Naturfreunden erfolgreichfortzuführen. Mithilfe der Orchideen als

Sympathieträgern im Naturschutz solleninteressierten Bürgerinnen und Bürgern,aber auch den politischen Entscheidungs-trägern, die Notwendigkeit des Schutzesvon Lebensräumen zur Erhaltung oderWiederherstellung der Artenvielfalt vermittelt werden. Gerade in unseremindustriellem Ballungsraum ist es eineunserer wichtigsten Aufgaben Menschenan die Natur heranzuführen, die direktvor unserer Haustür liegt. Wir wollen imRahmen von Vorträgen und ExkursionenInteresse für den Naturschutz wecken,damit eine neue Generation von Natur-schützern die Pflege der Feuchtwieseübernimmt und sich für den Erhalt unserer Tiere und Pflanzen einsetzt.Aber auch der Zustand des Lebens-raumes Feuchtwiese mit ihren typischenPflanzen- und Tierarten soll im Rahmender Countdown 2010 Kampagne doku-mentiert und der Entwicklungstrend beschrieben werden. Auch dabei bestehtdie Möglichkeit, neue Kartierer fürPflanzen oder Tiergruppen zu gewinnen.

Verfasser:Dipl.-Phys. Bernd MargenburgNABU Kreisverband Unna e.V.E-Mail: [email protected]

Orchideenwiese, im Vordergrund Dacty-lorhiza majalis (Breitblättriges Knaben-kraut) Foto: B. Margenburg

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Countdown 2010

EhemaligesMunitionsdepot imFriesheimer BuschAm südlichen Rand des Stadtgebietesvon Erftstadt lag, eingebettet in das Natur-schutzgebiet Friesheimer Busch, einMunitionsdepot der belgischen Streit-kräfte. Seit deren Abzug im Frühling1994 bemüht sich der NABU um eineEntwicklung der wertvollen Flächen imSinne des Naturschutzes. UmfangreicheUntersuchungen von Flora und Fauna inden Jahren 1995 und 1996 zeigten denaußergewöhnlichen Wert der Fläche fürseltene Arten des Offenlandes, seit 1996NSG. Dennoch wurde nach dem Rück-bau der Anlagen mit Aufforstungen be-gonnen. Glücklicherweise gelang es diese noch rechtzeitig zu stoppen.Nun kann am Erhalt und der Weiterent-wicklung der Heideflächen mit Callunavulgaris, Galium verum und Rumexacetosella sowie der Thymianrasen ge-arbeitet werden. Um eine gezielte Be-weidung einzelner Flächen zu ermög-lichen, wurden die vorhandenen Erd-wälle, die um die Munitionslagerhüttenaufgeschoben waren, an einigen Stellenfür den Aufbau temporärer Weidezäune

durchbrochen. So ist eine gesteuerte Be-weidung möglich. Nebenbei entstandenzu den ohnehin an den Wällen vorhande-nen Nistgelegenheiten für Wildbienenund Wespen weitere geeignete Strukturen.Mit den von 2007 bis 2008 laufendenKartierungen der Flora und Fauna wirdeine Datengrundlage geschaffen, die eine Erfolgskontrolle der bisherigenPflegemaßnahmen während der nächs-ten Jahre ermöglicht. Eine Wieder-holung von umfangreichen Kartierungenwird daher etwa im Abstand von fünf biszehn Jahren erforderlich sein. Aber auchin der Zwischenzeit muss während jederVegetationsperiode die Fläche gut beob-achtet werden, um Veränderungen, dieein dringendes Handeln erfordern, recht-zeitig zu erkennen. Insbesondere in denRandbereichen der Aufforstungsflächenmuss die Entwicklung der Vegetationdurch die Veränderung des Mikroklimasin der Folge des Wachstums der neuenGehölzstreifen genau beachtet werden.Nur wenn das Projekt auch über das Jahr2010 hinaus durch die Bewirtschaftungder Offenlandflächen bei gleichzeitigemMonitoring weiterlaufen kann, ist einnachhaltiger Effekt für die Erhaltung derBiologischen Vielfalt zu erwarten. Ein

weiteres Ziel besteht darin, vor 2010 indem Gebiet eine Zählstrecke für das inzwischen bundesweite Tagfaltermoni-toring einzurichten. Mit Unterstützungdes Umweltzentrums Friesheimer Buschsowie der Landschaftspflegestation desNABU besteht die Möglichkeit, regel-mäßige Zählungen sicherzustellen.

Verfasser:Karl-Heinz JelinekNABU Rhein-Erft e.V.E-Mail: [email protected]

Offenlandfläche mit angeschnittenemErdwall, die von Schafen (Skudden) undZiegen (Walliser Schwarzhalsziegen u.a.)beweidet wird Foto: G. Wartenberg

Erlebte EmslandschaftZur Entwicklung der Biologischen Viel-falt sowie zur Steigerung des Rückhaltsin der Bevölkerung setzt die NABU-Naturschutzstation Münsterland die Ein-richtung von großflächigen Ganzjahres-weidegebieten ein. Zentraler Bestandteildes Konzeptes ist der Einsatz eindrucks-voller Weidetiere, wie „Auerochsen“ und„Wildpferde“.

Säule 1: Maximale Effizienz für NaturschutzmaßnahmenBei einer sehr geringen Weidetierdichteist eine Einbeziehung von Gewässern,Waldflächen und anderen sonst als weide-empfindlich geltenden Biotopen möglich.Der Futterüberfluss im Sommer lässt eineVielzahl von Strukturen und unterschied-lich intensiv genutzten Weideflächen ent-stehen. Da keine prophylaktische Parasi-tenbekämpfung erfolgt, entwickelt sicheine an Großinsekten reiche Dungfauna.Auch der Strukturreichtum und die weide-bedingte Anreicherung der Weideland-schaft mit Blütenpflanzen führen zu einerstarken Förderung des Insektenreichtums.

Säule 2: IdentifikationDie Bevölkerung ist gezielt in dieDurchführung der Schutzmaßnahmeneingebunden: „Emsaktionäre“ beteiligensich durch Ihre Spenden am Flächen-erwerb im Schutzgebiet und bei „Ems-Aktionstagen“ setzen viele Menschenihre Arbeitskraft aktiv für die Bewah-rung Biologischer Vielfalt ein.

Säule 3: Kommunikation und BildungAuf Führungen erleben die Besucherauch in der Wahrnehmung des Natur-schutzes häufig „Aha“-Effekte. Die viel-

fach noch verbreiteten Vorstellungenvon unberührter Waldlandschaft als Ide-al auf der einen Seite und der durchLandwirte und eifrige Naturschützer ge-pflegten Kulturlandschaft auf der ande-ren geraten ins Wanken.

Säule 4: RegionalentwicklungDurch spezielle Angebote für Radfahrerund Beobachtungseinrichtungen hat dieLandschaft inzwischen spürbar an Attrak-tivität gewonnen.Im Rahmen des Countdown 2010 sollenin den Weidegebieten folgende zusätz-liche Maßnahmen umgesetzt werden:– Vergrößerung der Weidegebiete– Anlage zusätzlicher Flachwasserzonen

an Auengewässern– Entwicklung zusätzlicher Flächen mit

Sandmagerrasen– Schaffung eines zusätzlichen Beob-

achtungsstandes– Durchführung von 4 Ems-Aktions-

tagen.Die „Wildpferde“ in der Emsaue habensich zu Sympathieträgern für den Natur-schutz entwickelt. Foto: M. Steven

Verfasser:Michael Steven, NABU-NaturschutzstationMünsterland e.V.E-Mail: [email protected]

Das inzwischen in drei Emsauenarealenpraktizierte Konzept stützt sich auf vierSäulen:

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Countdown 2010

Ehemalige KiesgrubeHerrigWestlich von Erftstadt-Lechnich liegt inder Zülpicher Börde im Bereich dertrockensten Gegend Nordrhein-West-falens die ehemalige Kiesgrube Herrig.Bis Ende der 1980er Jahre wurde dortKies abgebaut. Seither wird das Geländenicht genutzt. Die Betriebsgebäude undsonstige Anlagen wurden Ende der

1990er Jahre entfernt. Bestrebungen,dort eine Verfüllung mit anschließenderRekultivierung vorzunehmen, konntenbisher verhindert werden. Im Herbst2001 wurde vereinbart, dass währendder nächsten 10 Jahre dort ein Monito-ring durchgeführt wird. Anschließendsoll über eine Teilverfüllung und Rekul-tivierung neu entschieden werden.Im Rahmen dieses Monitorings wurdendort insbesondere seltene Schmetter-lings- und Wildbienenarten gefunden,wobei sich unter den Wildbienen eineReihe von Wiederfunden und Neufun-den für Nordrhein-Westfalen befindet.Außerdem wurde der Ölkäfer Meloeproscarabaeus in größerer Anzahl regel-mäßig nachgewiesen.Durch ein offensichtlich vom Jagdpäch-ter angelegtes Laichgewässer dürfte diePopulation der Kreuz- und Wechsel-kröten einen neuen Schub erhalten haben.Hierzu sind während der nächsten Jahreaber noch genauere Untersuchungen er-forderlich.Vor diesem Hintergrund ist es erforder-lich, das Gelände langfristig zu sichernund bis 2011 ein Pflegekonzept zu er-stellen. Da die nachgewiesenen Artendurch eine Teilverfüllung und Ab-

deckung der Kiesflächen mit Mutter-boden kaum eine Überlebenschance hätten, muss es das dringendste Zielsein, derartige Planungen zu verhindern.Begleitend ist auch weiterhin ein Moni-toring zumindest für die wichtigsten Arten erforderlich.Wegen der vertraglichen Verpflichtungdes Kiesabbau-Unternehmens, innerhalbvon 30 Jahren in der Form einer Teilver-füllung die Grube zu rekultivieren, istbei diesem Projekt wie sonst kaum, dasBeschreiten neuer Wege erforderlich.Zum Erhalt der Biologischen Vielfalt inder ausgeräumten Bördenlandschaftmüssen kommunale Behörden der StadtErftstadt und des Rhein-Erft-Kreises so-wie das Kiesunternehmen sich von ihrenstarren Rechtvorstellungen lösen undneue Verhandlungsbereitschaft zeigen.Nur so kann Artenvielfalt in der ausge-räumten Agrarlandschaft erhalten bleiben.

Verfasser:Karl-Heinz JelinekNABU Rhein-Erft e. V.E-Mail: [email protected]

Der Ölkäfer eine herausragende Art inder „Kiesgrube Herrig“

Foto: K.-H. Jelinek

Quellen der BaumbergeErhaltung, Erforschung und Ent-wicklung der Baumberge-QuellenIn einem Bündnisprojekt zwischen dem Kreis Coesfeld und der UniversitätMünster sollen die Quellen der Baum-berge durch eine Bestandsaufnahme desLebensraumes Quelle untersucht und einHandlungskonzept für die Sicherungund Entwicklung erstellt werden.Die Baumberge sind eine Hügellandschaftmit mittleren Höhen von +185 mNN.Aufgrund dieser Höhe fungieren sie alsNiederschlagsbarriere mit vergleichs-weise hohen Niederschlagsmengen von800 bis 1000 mm/a. Die Gesteinsschich-ten bilden eine schüsselartige Struktur, inder sich das Grundwasser sammelt und anzahlreichen Quellen in alle Himmelsrich-tungen überläuft. Diese Quellen speisendie Flüsse Rhein, Ems, Ijssel und Vechte.Das interdisziplinäre Projekt beinhaltetUntersuchungen zur Hydrogeochemie,zum Wasserhaushalt, zur Ökologie derQuellen und zur Einbindung der Quellenin ein touristisches/didaktisches Gesamt-konzept. Ziel der hydrogeochemischenUntersuchung ist die Erforschung derGrundwasserbeschaffenheit unter derBerücksichtigung anthropogener Ein-flüsse und geologischer Gegebenheiten.

Aufgrund der Untersuchungsdaten sol-len die Einzugsgebiete abgegrenzt unddie Quellen typisiert werden. Die Be-trachtung von Quellfauna sowie vonStruktur und Umfeld der Quellen gibtAufschluss über ihren ökologischen Zu-stand und ermöglicht eine Einordnung inWertklassen. Aufgrund älterer Datenbe-ständen lassen sich Rückschlüsse auf dieEntwicklung der Quellbiotope machen.Zum Abschluss sollen die gewonnenenErkenntnisse in einem touristischen/didaktischen Gesamtkonzept der Öffent-lichkeit näher gebracht werden.Die Arbeiten werden in der Zeit von2007 bis 2010 durch Studierende der Westfälischen Wilhelms-UniversitätMünster (Geologisch-PaläontologischesInstitut in Kooperation mit dem Institutfür Evolution und Biodiversität) durch-geführt werden. Begleitet werden die Arbeiten durch ein interdisziplinäresTeam bestehend aus Vertretern des Lan-desamtes für Natur, Umwelt und Ver-braucherschutz NRW (LANUV), derBezirksregierung Münster, des Westfäli-schen Landesmuseums für Naturkundein Münster, der Naturförderstation Coes-feld, des Westfälischen Heimatbunds,des Baumbergevereins und der lokalenHeimatvereine.

Die Hexenquellen bei Schapdetten Foto: M. Engel

Verfasser:OR Dipl.-Geol. Dr. Patricia GöbelLehrstuhl für Angewandte GeologieGeologisch-Paläontologisches Institutund Museum Westfälische Wilhelms-Universität MünsterE-Mail: [email protected]

Hermann GrömpingKreis CoesfeldAbteilung 70.2 – Untere LandschaftsbehördeE-Mail:[email protected]

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Countdown 2010

Projekt Gottes Hausfür FledermausFledermäuse gehören aufgrund der Ver-änderungen in ihrem Lebensraum imLaufe der letzten Jahrzehnte zu den be-sonders stark gefährdeten Tierarten. DerVerlust von Quartieren für Gebäude be-wohnende Fledermausarten durch Reno-vierung, Isolierung und Abriss alter Ge-bäude spielt hierbei eine große Rolle.Eine Möglichkeit, dieses Problem lang-fristig zu lösen, besteht im Finden oderSchaffen von Quartieren, die eine kon-fliktfreie Nutzung durch Mensch undFledermaus zulässt. Auf Kirchendächernkann man entsprechende Örtlichkeitenfinden: Sie werden vom Menschen nichtoder wenig genutzt und bieten den Fledermäusen Störungsarmut, optimaleklimatische Bedingungen und meistauch Versteckplätze in großer Zahl. Arten, die seit jeher Kirchendächer nut-zen, sind z.B. die Breitflügelfledermaus,das Braune Langohr, die Zwergfleder-maus, die Kleine Bartfledermaus und dieFransenfledermaus.Das Projekt hat zum Ziel, möglichst viele Kirchendächer und -türme im Kreis Wesel für Fledermäuse zu öffnen und

herzurichten. Die Einbindung der je-weiligen Kirchengemeinden ist dabei einHauptanliegen, da der langfristige Er-folg nur dann gewährleistet ist, wenn in

den Gemeinden eine breite Akzeptanzund Identifikation mit dem Projekt er-reicht wird. Nebenbei bietet sich dieMöglichkeit, den Gedanken der Be-wahrung der Schöpfung praktisch um-zusetzen.In jeder teilnehmenden Gemeinde ver-mittelt die Biologische Station bei einemVortrag mit Exkursion Wissenswertesüber Fledermäuse, leitet die kirchlichenKinder- und Jugendgruppen beim Bauenund Aufhängen der Fledermauskästen anund trägt zur Vorstellung des Projekts in der Öffentlichkeit bei (Gemeinde-feste, Tag des offenen Denkmals, Fleder-maus-AG in Schulen). Die langfristigeBetreuung und „Erfolgskontrolle“ liegtin den Händen der Gruppen.Die Biologische Station setzt das Projektseit 2006 dank der finanziellen Unter-stützung der Naturschutzstiftung Nieder-rhein um. Diese junge Stiftung hat mitdem Projekt „Gottes Haus für Fleder-maus“ ihr erstes größeres Projekt unter-stützt.

Verfasser:Paul SchnitzlerBiologische Station Wesel e.V.E-Mail: [email protected]

Fledermauskästen für die katholischeKirche in Alpen

Foto: Biologische Station Wesel

Wiederansiedlung derGroßen Rohrdommelan den KrickenbeckerSeenFür die in weiten Teilen Europas starkrückläufige und in Nordrhein-Westfalenals Brutvogel ausgestorbene Rohrdom-mel soll innerhalb des EU-Vogelschutz-gebietes Maas-Schwalm-Nette Platte imNaturschutzgebiet Krickenbecker Seenein Areal von knapp 10 Hektar so opti-miert werden, dass es wieder ein poten-zielles Brutgebiet für die Rohrdommelsein kann.Hierzu werden degradierte Niedermoor-böden revitalisiert, indem sie von Gehöl-zen freigestellt, starke Humusauflagenentfernt und dann dauerhaft geflutet werden. Über verschiedene Verfahrenzur Initialpflanzung von Schilf sollen auf diesen Flächen aquatische Schilf-bestände entwickelt werden. Kleine freieWasserzonen innerhalb der Schilfbe-stände werden als Nahrungsgründe frei-gehalten werden. Von diesen Maßnahmenwerden außer der Rohrdommel nochzahlreiche weitere in Nordrhein-West-falen stark gefährdete Arten der Flora

und Fauna wie beispielsweisedas Blaukelchen von Schilf-gebieten profitieren. WeitereZiele sind eine Vergrößerungdes Retentionsraums und einvorbildhaftes Wassermanage-ment in Niedermoorbereichen.Ein Besucherlenkungskonzeptmit entsprechender Wegefüh-rung und Beobachtungsmög-lichkeiten ist in die Planungund Ausführung des Gesamt-projektes integriert. Ebensowird auf eine breite projektbe-gleitende Öffentlichkeitsarbeitgroßen Wert gelegt. Das Projektist auf einen Zeitraum von vierJahren angelegt. RegelmäßigeKontrolluntersuchungen (Mo-nitoring) auch über diesen Zeitraum hin-aus sollen den Erfolg der Maßnahmendarstellen.Projektträger ist die Biologische StationKrickenbecker Seen e.V. Das Rohrdom-melprojekt wird durch die DeutscheBundesstiftung Umwelt (DBU) finanziellgefördert. Weitere Kooperationspartnersind bisher die Stadt Nettetal, RWE Power, Essen – Köln und der Förder-verein der Biologische Station Kricken-becker Seen.

Verfasser:Dr. Ansgar ReichmannBiologische Station Krickenbecker Seen e.V.E-Mail: [email protected]

Große Rohrdommel Foto: M. Woike

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Countdown 2010

Schulterschluss: Kalk-werke und Behördenschützen den UhuIn der Kalkregion zwischen Wülfrath,Wuppertal und Mettmann gewinnen dieKalkunternehmen Neandertal, Oetels-hofen und Rheinkalk Kalk. Das Gebietist durch punktuelle Sprengungen, dyna-mische Abgrabungs- und Aufhaldungs-vorgänge, regelmäßigen Verkehr mitErdbaumaschinen und laufende techni-sche Anlagen gekennzeichnet. Trotzdemhaben die Steinbrüche eine außerordent-liche Bedeutung für den Artenschutz. Siesind Refugialbiotop für Orchideenarten,Schmetterlinge und Amphibien, diedurch die dynamische Flächennutzungsogar gefördert werden. Die Abgra-bungs- und Haldenflächen sind aus Sicherheitsgründen für die Öffentlich-keit unzugänglich.In dieser von Menschen geschaffenen,künstlichen Felsenlandschaft hat sich inden letzten Jahren, zunächst von der Öffentlichkeit ganz unbemerkt, eineUhupopulation angesiedelt, die 2007 inzwischen auf 12 Brutpaare mit insge-samt 22 Jungen angewachsen ist undsich weiter im Raum ausbreitet.

Seit 2005 werden im niederbergischenKalkrevier auf Grund einer zunächst privaten Initiative der drei hier tätigenKalkunternehmen die Uhus im KreisMettmann und der Stadt Wuppertal sys-tematisch beobachtet. Detlef Regulski,ein in der Region anerkannter Eulen-spezialist, erfasste die Entwicklung derPopulation, Raumnutzung und Nah-rungsverhalten. Die drei Kalkunterneh-men und die Vertreter der Landschafts-behörden der Stadt Wuppertal und desKreises Mettmann beschlossen aufgrundder Ergebnisse, diese private Initiativelangfristig gemeinsam fortzuführen.Behörden und Unternehmen wollen von2008 bis 2010 auf freiwilliger Basis,aber verbindlich durch einen Vertrag ge-

regelt, weitere Untersuchungen zur Ver-breitung und zum Verhalten des Uhus inder Region vornehmen. Parallel sollenSchutzmaßnahmen abgeleitet und mitzusätzlicher Unterstützung durch Jäger,örtliche Landwirte, Naturschutzverbändeund Vereine wie z.B. den Deutschen Alpenverein umgesetzt werden. DenUnternehmen werden die Aufwendun-gen zur Finanzierung des Gutachtensund die Umsetzung von Maßnahmen aufeinem Ökokonto bei den jeweiligenLandschaftsbehörden gutgeschrieben.Das kommt letztendlich nicht nur demUhu zugute, sondern einer komplexenLebensgemeinschaft, in der der Uhu alshöchstes Glied in der Nahrungskette undauf Grund seines europaweiten, hohenSchutzstatus eine Leitart ist. Mit diesemProjekt unterstützen die Landschafts-behörden und die drei Kalkunternehmendie Countdown 2010-Kampagne.

Uhu, Altvogel im KalksteinbruchFoto: Tamm

Verfasser:Uwe Stichling, Rheinkalk GmbH– Umweltschutz und Genehmigungen –E-Mail: [email protected]

Karin Ricono, Stadt WuppertalRessort UmweltschutzE-Mail: [email protected]

Weißstörche im„Höhenflug“21 Weißstorch-Brutpaare, den höchstenBrutbestand seit über 50 Jahren, zählteder Kreis Minden-Lübbecke 2007. Von1939 bis 1987 wurden 22 von 27 Horst-plätzen aufgegeben!Im Jahre 1987 gründete sich das Aktions-komitee „Rettet die Weißstörche imKreis Minden-Lübbecke“ e.V., um dasWeißstorchprojekt der NRW-Stiftung„Natur Heimat Kultur“ 1986 zu betreuen.Dort engagieren sich etwa 100 Bürgerin-nen und Bürger, ehrenamtliche Natur-schützer und Politiker.Kern des Projektes war der Erwerb von450 Hektar landwirtschaftliche Flächenund deren ökologische Optimierung.Über 7 Millionen Euro sind in den ver-gangenen 20 Jahren in das Projekt ge-flossen. Der weitaus größte Teil stammtaus Mitteln der NRW Stiftung. Aberauch die EU, das Land NRW und derKreis Minden-Lübbecke beteiligen sich.Wichtiger Partner ist der Verein „Bio-logische Station Minden-Lübbecke“, derviele der praktischen Feldarbeiten aus-führt und den Erfolg der unterschied-lichen Schutzmaßnahmen dokumentiert.

Die Zukunft der Weißstörche liegt imWesten! An Weser und Bastau hat sichder Brutbestand erholt, aber die Ausbrei-tung in die ebenfalls traditionellen altenLebensräume in den Altkreis Lübbeckehinein stagniert. Hier sieht das Aktions-komitee in enger Zusammenarbeit mit

dem NABU einen Schwerpunkt seinerzukünftigen Aufgaben. Noch in 2008sollen hier an sechs Standorten neueNisthilfen in den für Störche geeignetenFeuchtwiesen und anmoorigen Gebietender NSGs „Rauhe Horst“, „Altes Moor“und an der „Gr. Aue“ aufgestellt werden.Zwei Flächen (je 40 Hektar) sollen inden nächsten Jahren zusammenhängenderworben und durch Grabenaufstau, -be-seitigung und Drainagezerstörung ver-nässt werden. Diese Gebiete liegen nurwenige Kilometer westlich der jetzt beflogenen Horste und bieten gute Chancen für eine Brutraumerweiterung.Nähere Informationen: WestfälischesStorchenmuseum in Petershagen-Wind-heim, Im Grund 4, an der Weser oderwww.stoerche-minden-luebbecke.de.

Krahnwageneinsatz zur Versorgung derHorste: Bis 2010 soll der Weißstorch-bestand auf den Westkreis Minden-Lüb-beckes ausgedehnt werden.

Foto: Kreis Minden-Lübbecke

Verfasser:Lothar MecklingKreis Minden-Lübbecke UmweltamtGeschäftsführer des Aktionskomitees„Rettet die Weißstörche“ im Kreis Minden-Lübbecke e.V.E-Mail:[email protected]

Page 37: Natur in NRW Nr. 1/2008 · „Countdown 2010 – Save Biodiversity“ 14. Natur in NRW 1/08 3 Biologische Vielfalt in NRW Vom 19. bis 30. Mai 2008 ist Bonn Schau-platz der 9. UN-Naturschutzkonferenz.

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Countdown 2010

Rückkehr derAmeisenbläulingeDer Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläu-ling (Glaucopsyche nausithous) ist einenach der europäischen Flora, Fauna, Habitatrichtlinie geschützte (Anhang II)und am Niederrhein vom Aussterben be-drohte Schmetterlingsart. Die Art warehemals im Rheinland und auch imRhein-Kreis Neuss häufig und typisch,konnte jedoch seit über zehn Jahren imRhein-Kreis Neuss nicht mehr nachge-wiesen werden. Zentrales Ziel des Pro-jektes ist die nachhaltige Wiederansied-lung des gefährdeten Schmetterlings imRhein-Kreis Neuss. Als Projektpartnerwollen die Biologische Station imRhein-Kreis Neuss, der EntomologischeVerein Krefeld sowie die Freiraum- undLandschaftsplanung des Kreises diesesZiel möglichst bis zum Jahr 2010 mitfolgender Projektstrategie erreichen:

1.Wissenserweiterung zur Biologie undzu den Lebensraumansprüchen der ArtFür seine Entwicklung benötigt derAmeisenbläuling Bestände des GroßenWiesenknopfes als Futterpflanze und die Rote Knotenameise als Wirt für die

Larvenentwicklung. Das Wissen über diekomplexe Lebensweise des Ameisen-bläulings und bereits der Ameisen wirddurch die wissenschaftliche Projektbe-gleitung fortentwickelt. Damit kann dasfür Biotopentwicklungsmaßnahmen nö-tige Wissen zu den Lebensraumansprü-chen der Art erweitert und konkretisiertwerden.

2. Aufbau eines LebensraumverbundsystemsAufbauend auf der Erkundung und Ana-lyse geeigneter Lebensräume werdenbiotopoptimierende Maßnahmen insbe-sondere in der Rheinaue und in den wei-

teren Auenbereichen des Kreises durch-geführt. Dabei wird das spezifische Nebeneinander von Wiesenknopfwiesenund Brachen mit dem Vorkommen vonKnotenameisen als Lebensraum für denAmeisenbläuling angestrebt. KonkreteMaßnahmen sind beispielsweise diePflegemahd der Wiesenknopfwiesen, dasAusbringen von Wiesenknopfpflanzenoder das „Anlocken“ der Ameisen. ImRhein-Kreis Neuss wurden erstmals in2007 wieder Exemplare des DunklenAmeisenbläulings im NSG und FFH-Ge-biet „Die Buersbach“ gesichtet und derenerfolgreiche Eiablage nachgewiesen.

3. Durchführung eines WiederansiedlungsprojektesIm Jahr 2007 wurde an einem geeignetenStandort in der Rheinaue die Wiederan-siedlung durch die Ausbringung vonadulten Individuen des Ameisenbläulingsdurchgeführt. Das Projekt wird durch einintensives Monitoring begleitet.

Verfasser:Volker Große, Rhein-Kreis NeussAmt für Entwicklungs-, Landschaftsplanung und StatistikE-Mail:[email protected]

Im Nest der Knotenameisen werden dieAmeisenlarven von den Arbeiterinnenbetreut. Foto: M. Sorg

Wildbienen: Biologie –Bedrohung – SchutzBlütenreiche Landschaften sind dieGrundlage für eine gute Nahrungsver-sorgung der Bienen. Doch dort wo Honigbienen Pollen, Nektar und Honig-tau sammeln, finden auch andere Insekten Nahrung, entstehen vernetzteLebensgemeinschaften. Die Honigbieneals eines der wichtigsten, natürlich vor-kommenden bestäubenden Insekten be-sitzt Schlüsselfunktion zur Bestäubungs-sicherung und damit zur Nahrungssiche-rung vieler Tiere.Die jetzt geplante Naturschutzarbeitschließt nahe Verwandte der Honigbienemit ein. Imker setzen sich verstärkt für denSchutz der Wildbienen ein. Mit diesemProjekt will die Bienenkunde der LWKNRW in vielfältiger Weise informierenund schulen. Die wichtigsten Themen-bereiche seien hier kurz beschrieben.

Wildbienen – Biologie – Bedrohung – SchutzDie ersten Auflagen dieser Broschürereichen in das Jahr 1991 zurück. Sie istmehrfach überarbeitet und viel tausend-fach interessierten Bürgerinnen und Bür-gern zugänglich gemacht worden. Eine

neue Überarbeitung ist für das Jahr 2008vorgesehen.Uns ist es sehr wichtig auch in Zukunft,eine leicht verständliche und doch um-fassende Schrift zur Wildbienenproble-matik anzubieten.

Fortbildungsveranstaltungen:Wildbienenproblematik, Verbesserung derNahrungsgrundlagen durch Förderungder Bienenweide, Landschaftsentwick-lung, Nistbiotope und Nisthilfen. Aufdiesem Gebiet bieten wir auch für Naturschützer, Lehrer und weitere inte-ressierte Gruppen Vorträge an. Schwer-punkt für 2008/09 wird die Verbesserungder Bienenweide sein. Mit dem Schul-biologischen Zentrum Lüdinghausenwird im Mai 08 eine Lehrerfortbildungangeboten, die neben der Honigbieneschwerpunktmäßig Wildbienen behan-deln wird.

Wildbienen-InformationsständeEin wichtiger Baustein unserer Wild-bieneninformation ist die Gestaltung von Nistwänden. Derzeit wird auf Haus Düsse eine Informationswand aktuali-siert. Ähnliche Wände sind im All-wetterzoo und auf dem Kammergelände

in Münster entstanden. Sie dienen alsVorlage für viele „Nachbauten“ aufLehrbienenständen, Schulgärten undNaturschutzzentren.

Wildbienen im InternetDas Internetportal www.die-honigmacher.de wird in 2008/09 um einen weiterenKurs zur Wildbienenbiologie erweitert.Geplant sind Informationen zur Bio-logie, zur Bedrohung und zum Schutzder Insekten. Die wichtigsten Arten werden vorgestellt.

Wildbiene auf Apfelblüte Foto: LWK

Verfasser:Dr. Werner MühlenLandwirtschaftskammerNordrhein-WestfalenE-Mail: [email protected]

Page 38: Natur in NRW Nr. 1/2008 · „Countdown 2010 – Save Biodiversity“ 14. Natur in NRW 1/08 3 Biologische Vielfalt in NRW Vom 19. bis 30. Mai 2008 ist Bonn Schau-platz der 9. UN-Naturschutzkonferenz.

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Countdown 2010

RegionalstelleHornissenschutz OWLIn den achtziger Jahren des letzten Jahr-hunderts gingen die Hornissen-Beständerapide zurück, daher sind sie seit 1987laut Bundesnaturschutzgesetzt rechtlichgeschützt. Danach dürfen Hornissen undderen Nester nicht ohne triftigen Grundvernichtet werden. Die Nützlichkeit derHornissen ist kaum Jemandem bekannt:ein starkes Hornissenvolk verfüttert proTag bis zu 500 Gramm Insekten an seineBrut.Seit dem Jahr 2000 betreibt der NABU-Kreisverband-Höxter Hornissenschutz.Um die Aufklärung zum Thema Hornis-se effektiver zu gestalten haben wir imFrühjahr 2007 zum Hornissenschutz eine Wanderausstellung entwickelt understellt, die mit Fördergeldern der Spar-kasse Höxter und der unteren Land-schaftsbehörde des Kreises Höxter unter-stützt wurde.Unser Countdown 2010-Beitrag ist dieKnüpfung eines Netzwerkes von Hornis-sen-Beratern – die Wanderausstellungsoll dafür werben. Dazu wird diese Aus-stellung in ganz Ostwestfalen-Lippe inden Schulen, Rathäusern und Banken

gezeigt werden. Das Beraterteam sollnach dem Vorbild der Naturschutzstif-tung des Landkreises Osnabrück aufge-baut werden. Gesucht werden in allen 70Städten von Ostwestfalen-Lippe interes-sierte Personen die vor Ort als Beraterund eventuell auch als Umsiedler tätigwerden wollen/können. Diese benötigenkeine besonderen Kenntnisse oder Fähig-keiten, Interesse reicht vorerst. In Semi-naren wird das Wissen um Hornissen,Wespen und Hummeln vermittelt.Mit Beratung vor Ort als Artenschutz-maßnahme soll mehr Verständnis für

diese Tiere geweckt und verhindert werden, dass Nester aus Unwissenheitzerstört werden. Erfahrungen zeigen,dass die meisten Probleme durch Infor-mation, Aufklärung und Beratung schongelöst sind.

Verfasser:Theo ElberichNABU-Kreisverband HöxterE-Mail: [email protected], [email protected]

Wander-ausstellung zum HornissenschutzFoto: D. Schiller NABU Höxter

Rettet die heimischeSchwarzpappelDie heimische Schwarzpappel (Populusnigra L.) gehört botanisch zu den Wei-dengewächsen. Sie ist zusammen mit derSilberweide die Charakterbaumart derWeichholz-Auenwälder.Von Natur aus wäre sie in den Fluss- undStromtälern sehr verbreitet, tatsächlichkommt sie heute bei uns nur noch in Reliktbeständen vor. Sie ist daher in der„Roten Liste“ bundesweit als „stark ge-fährdet“ eingestuft. Der Verlust ihrernatürlichen Lebensräume – den Fluss-auen – und der seit Beginn des 19. Jahr-hunderts bevorzugte Anbau von Kreu-zungen zwischen der heimischen und verschiedenen nordamerikanischenSchwarzpappeln sind die Hauptgründeihrer Gefährdung.Die Schwarzpappel wurde zum „Baumdes Jahres“ 1996 ausgerufen. Aus die-sem Anlass organisierten SDW, StiftungWald in Not und Forstgenbank NRW inRees am Rhein eine nationale Schwarz-pappeltagung. Für die Forstgenbank keinneues Thema, denn bereits seit 1987 er-fasst sie alle Restbestände der heimi-schen Schwarzpappel in Nordrhein-Westfalen. Eine klare Unterscheidung zu

den Schwarzpappelhybriden ist dabeiwegen der engen Verwandtschaftsver-hältnisse nur durch aufwendige gene-tische Untersuchungen möglich. Bis zudiesem Zeitpunkt wurden landesweit505 Vorkommen genetisch eindeutigidentifiziert; bundesweit gibt es noch etwa 3.000 Altbäume. Zur langfristigen

Sicherung werden in einemMutterquartier bei Welverim Kreis Soest über 300Schwarzpappelklone dauer-haft erhalten.SDW und ForstgenbankNRW haben sich zum Zielgesetzt, auf geeigneten Standorten wie Flussauen,Altwasserarmen oder grund-wasserbeeinflussten Bödenneue Vorkommen zu begrün-den, um damit den Gefähr-dungsgrad der heimischenSchwarzpappel nachhaltigzu reduzieren. Die Forstgen-bank NRW zieht hierfür mittels vegetativer Vermeh-rung in Form von Steck-hölzern jährlich größereMengen an Schwarzpappel-pflanzen an.

Verfasser:Gerhard NaendrupLandesgeschäftsführer NRWSchutzgemeinschaft Deutscher WaldLandesverband NRW e.V.E-Mail: [email protected]

Pflanzten gemeinsam Ende März 2007 die ersten vonüber 100 heimischen Schwarzpappeln in den Urden-bacher Auewald: Düsseldorfs OberbürgermeisterJoachim Erwin und die SDW-LandesvorsitzendeMarie-Luise Fasse MdL. Foto: SDW

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Countdown 2010

Die Schwarzpappel inder Kulturlandschaftdes Rhein-Kreises NeussSchutz und Neupflanzung einerbedrohten BaumartDie heimische Schwarzpappel (Populusnigra) zählt europaweit zu den seltenenund bedrohten Baumarten. Auch im Rhein-Kreis Neuss ist dieser für die niederrhei-nische Landschaft typische Baum nurnoch in Reliktvorkommen zu finden.2006 ist es gelungen im FFH GebietZonser Grind bei Dormagen ein autoch-

thones Vorkommen der echten Schwarz-pappel nachzuweisen. Es handelt sichum einen vitalen, für Generhaltungs-maßnahmen geeigneten Bestand, inner-halb eines rund fünf Hektar großen Pap-pel- Silberweiden-Auenwaldes. Die Ent-decker dieses Vorkommens, die Schutz-gemeinschaft Deutscher Wald in Dorma-gen sowie die Forstgenetik des Landes-betriebes Wald und Holz bilden nun gemeinsam mit dem Rhein-Kreis Neusseine Projektpartnerschaft.Dabei stellt das gefundene Vermehrungs-material die Grundlage für regionale Arterhaltungsmaßnahmen dar, welchedie landesweiten Aktivitäten zum Schutzund zur Verbreitung der Schwarzpappelunterstützen sollen. Bis zum Jahr 2010sollen folgende Maßnahmen realisiertwerden:¸ Einrichtung eines Mutterquartiers

zur systematischen Vermehrung derregionalen Form der Schwarzpappel.Hierzu wird eine circa ein Hektar großeFläche des Rhein-Kreises Neuss imAuenbereich des Norf-Baches einge-richtet und betrieben.

¸ Anlage von Samenplantagen an ge-eigneten Standorten in Rheinnähe zurFörderung einer natürlichen Verbrei-tung in der Weichholzaue des Rheins.

¸ Anpflanzung solitärer Bäume, Grup-pen oder Reihen mit Schwarzpappelnzur landschaftsästhetischen Entwick-lung der typischen niederrheinischenKulturlandschaft des Kreises.

Verfasser:Volker GroßeRhein-Kreis NeussAmt für Entwicklungs-, Landschaftsplanung und StatistikE-Mail:[email protected]

Schwarzpappeln in der Rheinaue beiDormagen

Foto: E. Schmidt, SDW Dormagen

Schwarzpappeln im FFH-Gebiet „ZonserGrind” bei Dormagen

Foto: E. Schmidt, SDW Dormagen

Förderung des Gagel-strauchs (Myrica gale)im HeidemoorDer Gagelstrauch (Myrica gale) ist einRelikt der nordischen Eiszeit und kommtin der norddeutschen Moorlandschaftund in Küstennähe sehr häufig vor, hataber im Landesforst bei Siegburg undLohmar seine südlichste Verbreitung inDeutschland.

Aktuell ist der Bereich mit 63 Hektar alsNaturschutzgebiet ausgewiesen, inklu-sive der Fläche von einem Hektar, wel-che die Jäger des Hegerings Siegburg –Sankt Augustin seit 1990 in Pflege über-nommen haben. Die Erweiterung desNaturschutzgebietes von 36 Hektar auf63 Hektar erfolgte 1991 unter Einbe-ziehung unserer Pflegefläche.

Von den Maßnahmen der Jäger profitiertnicht nur der Gagelstrauch, sondern auch seltene Binsen, die Moorlilie, derSonnentau, die Glockenheide, mindes-tens 13 Libellenarten, diverse Lurcheund Schnepfenvögel, um nur einige zunennen.Unsere Arbeit wird durch einen Bio-logen betreut, der über die Katalogisie-

rung der dortigenPflanzenwelt pro-moviert hat. Wir Jä-ger verpflichten unsbis 2010 und darüberhinaus zum einenunsere Arbeit in der bereits betreutenFläche fortzusetz-ten. Darüber hinauswollen wir unser Betätigungsfeld aufweitere benachbarteStandorte des Gagel-strauchs ausdehnen.Die drohende Ver-buschung der Flä-chen soll durch Ent-fernen beziehungs-weise RückschnittSchatten gebender Weichhölzern ver-mindert werden. Ferner soll die Vernäs-sung der Fläche und damit ihre bemer-kenswerte Artenvielfalt durch Heben des Grundwasserspiegels (Errichtungvon Dämmen) gewährleistet bleiben.Mit Rücksicht auf die Vegitations-periode werden die Arbeiten im zeitigenFrühjahr und im Herbst an mindestendrei Samstagen erfolgen, bei aktuellemBedarf auch häufiger.

Diese Verpflichtung bringen wir Jäger in das Bündnis Contdown 2010 ein.

Verfasser:Dr. Gerd UllmannHegering Siegburg – Sankt Augustinin der Kreisjägerschaft Rhein-Sieg e.V.des Landesjagdverbandes NRWE-Mail: [email protected]

Gagelstrauch (Myrica gale) im HeidemoorFoto: Hegering Siegburg-St.Augustin

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Countdown 2010

Artenreiche FlurDormagenDas Rebhuhn wurde 1991 zum Vogel desJahres gewählt. Früher war das Rebhuhnein häufiger Charaktervogel der Feld-flur. Die Aufnahme des Rebhuhns in die„Rote Liste der gefährdeten Arten“ ver-anlasste unseren Hegering sich auch Ge-danken über Hilfsmaßnahmen für dasRebhuhn zu machen.Angeregt durch die Ergebnisse des 2.Rebhuhnsymposiums 1991 in Feucht-wangen und den vielen Veröffentlichun-gen von Heinrich Sindel über sein Reb-huhnprogramm – Artenreiche Feldflur –in der „Wild und Hund“ , begannen wirmit einem Landwirt im Frühjahr 1994mit der ersten Anlage von überwintern-den Ackerkrautstreifen. In Anlehnung anFeuchtwangen haben wir unser Projektebenfalls „Artenreiche Flur“ genannt.Kernpunkt unserer Biotophegemaßnah-me ist immer der sogenannte Acker-krautstreifen. Ein circa sechs Meter brei-ter Krautstreifen, bestehend aus einermehrjährigen Saatgutmischung und ein angrenzender Schwarzbrache- oderGrubberstreifen, wird dabei mitten inAckerparzellen in entsprechender Ent-fernung zu Straßen, Hecken und hohen

Bäumen angelegt. Das Vorgewende wirdnormal bewirtschaftet, um Spaziergän-ger und Hunde abzuhalten. Da die Strei-fen drei Jahre stehen bleiben sollen, die-nen sie somit als Ganzjahreslebensraumfür Rebhuhn, Fasan und Feldhase. Abernicht nur die jagdbaren Wildarten profi-tieren von diesen Maßnahmen, auchFeldlerche, Grauammer, Kiebitz, Wach-tel und der bei uns im Kreis Neuss nochvorkommende Feldhamster nutzen diesevon uns neu geschaffenen Lebensräume.Ohne die Einwilligung und Akzeptanzder Landwirte, wären diese Maßnah-men jedoch niemals möglich gewesen.Gefördert wurde unser Projekt zuerstvon der Stadt Dormagen und später dannvom Gemeinschaftswerk Natur und Um-welt Rhein-Kreis Neuss.Unser Ziel ist die Ausweitung des Projektes auf alle Stadt- und Gemeinde-gebiete im Kreis Neuss und die Er-höhung des Bekanntheitsgrades durchintensive Öffentlichkeitsarbeit.Nach der Novellierung des Landschafts-gesetztes in NRW sind unsere Acker-krautstreifen auch als Ausgleichsmaß-nahmen anerkannt. Diese auch als Blüh-streifen bezeichnete Naturschutzmaß-nahme, kann im landwirtschaftlichenBetrieb mit der Fruchtfolge rotieren.

Der Kreis Neuss ist durch Landwirt-schaft geprägt. Unser Projekt ist Natur-schutz mit Landwirten auf ihren eigenenlandwirtschaftlichen Flächen. Landwirtebesitzen Flächen, haben das Wissen unddie notwendigen Maschinen, um Offen-landpflege zu betreiben. Naturschutz oh-ne Eigentümer oder Nutzer ist konflikt-reich, wenig effektiv und teuer.Naturschutz im Kreis Neuss soll Pflegeder Kulturlandschaft gemeinsam mitLandwirten sein, ohne das Flächen derlandwirtschaftlichen Produktion aufDauer verloren gehen.

Verfasser:Theo Peters, Hegering DormagenKreisjägerschaft Neuss e.V.E-Mail:[email protected]

Ackerkrautstreifen stellen wertvolle Lebensräume dar

Foto: Kreisjägerschaft Neuss e.V.

Rheda-Wiedenbrück:KleintiertrasseHorstwiesenwegAls Ausgleich für die Flächenversiege-lung durch ein neues Wohngebiet wurdeim Jahr 2000 durch die Stadt Rheda-Wiedenbrück in Absprache mit der Gemeinschaft für Natur- und Umwelt-schutz des Kreises Gütersloh e.V. (GNU)am Horstwiesenweg eine ökologischwertvolle Fläche erstellt (ca. 4.200 m2).Entstanden ist ein querungsfreier Wan-derkorridor für Kleintiere (Amphibien,Igel u.a.). Die in den umliegenden Gärten lebenden zahlreichen Amphibiennutzen diese Fläche, um unbeschadet zuihren Laichgewässern zu gelangen.Das Besondere ist: Die Fläche wurde unter Verzicht auf wertvolles Baulandmitten in das Wohngebiet gelegt. Folgende Tiere und Pflanzen kommeninzwischen vor: Gewöhnliche Gras-hüpfer, Solitärbienen, Schlupf- undGrabwespen, Hummeln, Wespenspinne,Sandlaufkäfer, Hasenklee, AusdauernderKnäuel, Bergsandknöpfchen, Wegwarte,Malven, Leinkraut, Färberkamille, Bü-schelnelke. Im Jahr 2007 wurde von der GNU zudem eine Natursteinmauer

errichtet. Hier sollen sich auf Dauer wieder Eidechsen einfinden, die vorherdort heimisch waren.Bis zum Jahr 2010 wird die Ausgleichs-fläche weiterhin von ehrenamtlichenMitgliedern der GNU gepflegt. Uner-wünschte Vegetation (wie Rainfarn, Be-rufkraut oder Kanadische Goldrute) wirdentfernt. Unterstützung erfährt die GNUdabei von den Anwohnern, welche dieFläche als Rückzugsgebiet für Pflanzenund Tiere akzeptieren und schützen.Ein Schaukasten informiert seit 2005Spaziergänger über die Bedeutung derTrasse. Der Aushang soll jährlich erneuertund mit aktuellen Fotos interessanter Arten ergänzt werden. Bis 2010 sollenjährlich zum Tag der Artenvielfalt oderzum Tag der Umwelt Führungen ange-boten werden. Durch diese Aktivitätensoll erreicht werden, dass sich weitereseltene oder früher dort heimische Arteneinfinden.

Verfasserin:Dorothee KohlenStadt Rheda-WiedenbrückLeitstelle UmweltE-Mail: [email protected]

Im Hintergrund ein Schaukasten mit Informationen zur Kleintiertrasse, deran einem viel genutzten Fuß- und Rad-weg steht. Foto: T. Ulonska

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Artenschutzprogrammfür Kleinschmetterlingund SteinsameIn Erftstadt, am Rande des StadtteilsBliesheim, erstreckt sich in nach Süd-westen exponierter Hanglage, ein Mosaikaus Wärme liebender Gebüschvegetation,mageren Glatthaferwiesen und Reliktendes Trespen-Halbtrockenrasen.Für die Pflanzenarten der Kalktrocken-und Halbtrockenrasen und darüber hinauseinige Arten der Glatthaferwiesen ist dieLange Heide der einzige Standort imRhein-Erft-Kreis und als Refugialstand-ort autochthoner (einheimischer) Geno-typen von hoher lokaler Bedeutung. Seitetwa 15 Jahren versucht der NABU, die-ses Gelände vor der vollständigen Ver-buschung zu bewahren, zunächst durchwiederholten Stockhieb, seit 2006 be-gleitet von Beweidung durch Schafe undZiegen, da das Gelände auf Grund desReliefs nicht mit landwirtschaftlichemGerät zu nutzen ist.Eine botanische Besonderheit auf derFläche sind üppige Bestände des EchtenSteinsamen (Lithospermum officinale).Bereits Anfang der 1990er Jahre wurdeeine umfassende Bestandsaufnahme der

Schmetterlingsfauna, inklusive Nacht-falter, durchgeführt, welche die über-regional sehr hohe Bedeutung (Neufundefür NRW) belegt. Mit der Entdeckungdes bisher einzigen bekannten Vorkom-mens der Kleinschmetterlingsart Ethmiadodecea in Nordrhein-Westfalen im Jahr2005 ergibt sich nun die dringende Not-wendigkeit eines Monitorings spezielldieser an L. officinale gebundenen Art.Besonders wichtig ist hierbei die Ab-stimmung der Pflegemaßnahmen auf dieBedürfnisse des Kleinschmetterlings,die bisher allerdings nur unzureichendbekannt sind. Wegen der Bedeutung desVorkommens müssen die Maßnahmenüber das Jahr 2010 hinaus fortgeführtwerden. Der Echten Steinsame ist als Artwärme liebender Säume weniger mahd-beziehungsweise verbisstolerant als dietypischen Arten des Magergrünlands. Esist daher erforderlich, ausreichend großeSteinsamen-Bestände als Futterpflanzefür den Kleinschmetterling auf nicht be-weideten Flächen zu sichern. Durch eineSteuerung des Beweidungszeitraumesauf den anderen Flächen soll dann eineMöglichkeit gefunden werden, die Not-wendigkeit der Biotoppflege auch aufdie Bedürfnisse der seltenen Schmetter-lingsart abzustimmen.

Es ist geplant, jährlich während der Flug-zeit der Falter im Juni und anschließendim August bei den Raupen Zählungenvorzunehmen und die Standorte der genutzten Futterpflanzen zu dokumen-tieren. Weiter soll alle fünf Jahre ein Monitoring der kompletten Schmetter-lingsfauna erfolgen, um den Erfolg derPflegemaßnahmen zu überprüfen.

Verfasser:Karl-Heinz Jelinek, Dr. Bernhard Arnold,Gisela WartenbergE-Mail: [email protected],[email protected],[email protected]

Die Raupe von Ethmia dodecea aufSteinsamen auf der „Langen Heide“

Foto: K.-H. Jelinek

Eine regionale Initiative als globalesModellprojektDie Bergische Gartenarche, ein Arbeits-kreis (AK) des NABU Oberberg, grün-dete sich im Mai 2001. Die regionale Initiative hat das Ziel, vergessene „alte“Pflanzen-Sorten zu bewahren. Dies istnötig, da die früher selbstverständlicheWeitergabe von Pflanzen und Saatgutnicht mehr stattfindet.

Der AK spürt die alten Pflanzensortenauf und gibt Saatgut oder Ableger imRahmen von Patenschaften weiter. DiePaten verpflichten sich, Saatgut oder Ab-leger für weitere Interessenten zur Ver-fügung zu stellen. So wird nach dem„Schneeballprinzip“ eine nachhaltigeWiedereinführung der Pflanzen erreicht.Die Sortenliste der Arche umfasst zur Zeitknapp 200 alte Pflanzensorten. An die 450Personen haben sich bisher daran beteiligt.Der AK plant einen bebilderten Katalogzu erstellen, in dem die Pflanzen aus-führlich in Text und Bild dargestellt wer-den (inkl. vergessene Verwendungsarten,z.B. Rezepte, Anbau- und Vermehrungs-methoden, historische Dokumente undHintergrundgeschichten). Hierzu sollenalle bisher in der Archeliste enthaltenenPflanzen begutachtet und fotografiertwerden. Zudem steht die intensive Suchenach weiteren „alten“ Pflanzen ganz obenauf der Agenda. Dies umfasst neben Gar-tenbesichtigungen und der Recherche in alten Archiven auch eine verstärkteÖffentlichkeitsarbeit, um weitere Gar-tenbesitzer für das Projekt zu gewinnen.Daneben sollen die gesammelten Datenin vielfältiger Weise genutzt werden, sozum Beispiel für Ausstellungen und weitere Veröffentlichungen.

Im Hinblick auf die UN-Konferenz zurBiologischen Vielfalt in Bonn und dieKampagne „Countdown 2010“ wird dieBergische Gartenarche ihr auf alle Regionen übertragbares Konzept in Zu-sammenarbeit mit der NUA in einer sieben-sprachigen Broschüre als Modell-projekt vorstellen.In diesem Zusammenhang wird im Juni2008 in Kooperation mit der NUA einWorkshop im Bergischen Freilichtmuse-um Lindlar stattfinden, der das Konzeptvorstellt und als Initialzündung für potentielle Arche-Initiativen genutztwerden kann.Weitere Informationen: www.NABU-Oberberg.de.

Verfasserin:Sigrid Fröhling, Rita VogtBergische GartenarcheE-Mail: [email protected]

Marianne Frielingsdorf, Mitglied derBergischen Gartenarche, informiert Be-sucher eines Arche-Schaugartens überdie alten Landsorten Foto: S. Fröhling

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Countdown 2010

Initiative„PflanzengenetischeRessourcen“ in NRWZiel ist der Erhalt und die Förderungpflanzengenetischer Ressourcen (PGR)durch die Nutzung. Die Realisierung soll durch ein regionales Kompetenz-zentrums zur Erhaltung, Evaluierungund Pflege pflanzengenetischer Res-sourcen erfolgen.Bisher arbeiten in einem Netzwerk etwa50 Betriebe in unterschiedlichsten For-men, Regionen und Wirtschaftsbereichenzusammen. Dieses Netzwerk soll in Zukunft weiter ausgebaut werden undzusätzliche Partner gewonnen werden.Durch die schon jetzt positiv verlaufendeEntwicklung ergibt sich die Notwendig-keit der Koordination von Vermehrung –Anbau – Produktentwicklung – Ver-arbeitung – Vermarktung, dies soll in Zukunft durch die geplante Gründung einer Erzeugergemeinschaft oder Ver-marktungsgesellschaft erfolgen.Die Grundlage dafür bietet die Nutzungdes Sortenpools und die Dokumentationder Initiative „Pflanzengenetische Res-sourcen“ in NRW in den nächsten Jahren! In den vorangegangenen Jahren

wurden rund 600 verschiedene Sorten-muster in Versuchsreihen angebaut undhinsichtlich ihrer regionalen Anbaueig-nung beurteilt. Der Bestand umfasst

heute 150 Getreide-, 50 Tomaten-, 30Kartoffel-, 52 Bohnen-, 8 Erbsensortenund 50 Paprikavarianten.Dieses Saatgut bildet somit den Kern eines Sortenpools.Der Schlüssel zum nachhaltigen Anbauund der wirtschaftlich sinnvolle Etablie-rung alter Arten/Sorten, ist eben die Ver-arbeitung und Vermarktung zu innovati-ven Produkten.Imperialgersten- und Emmerbier, Em-merbrot und Emmerbrand sind solche innovativen Produkte, die sich am Markthalten konnten und nun sollen weitereProdukte entwickelt werden. Alte Toma-tensorten wurden mit rund zehn Tonnenim Jahr 2007 regional abgesetzt.Es ergaben sich Anknüpfungspunktezum Feinkostbereich, zur gehobenenGastronomie und „Slow food“. EinigeProdukte konnten auf dem „Salone delGusto 2006“ in Turin vorgestellt werden.Dieser Ansatz soll in den kommendenJahren ausgebaut werden.

Spiegelgerste, im Rheinland bis ca. 1920als Braugerste angebaut. Charakteris-tisch: die aufrechte Ährenstellung.

Foto: U. Schulze

Verfasser:Ullrich SchulzeLandwirtschaftskammerNordrhein-WestfalenE-Mail: [email protected]

Kartoffeln und mehrRegionaler Einkauf, besonders wenn dahinter eine relativ große Nachfrage-macht steht, bietet viele gute Gründe fürein Handeln, das den Anforderungen zurErhaltung der Artenvielfalt gerecht wird:Bauern und Bäuerinnen, Handwerker,Gärtner und Händler profitieren von regionalen Kreisläufen – bleibt doch die Wertschöpfung in der Region und„nebenbei“ werden Verkehr, Lärm undAbgase verringert.Weiterhin sind Qualität und Frische garantiert, denn die Nähe zum Erzeugerhat Auswirkungen auf seine Produktions-methoden und Qualität. Letztendlichsteht ein konsequenter regionaler Ein-kauf für den Erhalt einer vielfältigen unddamit artenreichen Kulturlandschaft.Doch der Einkauf in der Region – zumalfür Großhaushalte – ist nicht einfach. Eine industrielle Lebensmittelproduktionund der Spezialisierungsdruck in derLandwirtschaft haben dazu geführt, dasses an angepassten regionalen Strukturenin der Verarbeitung und Vermarktung fehlt.Hier setzt das Kartoffelprojekt der Ka-tholischen Landfrauenbewegung (KLFB)im Bistum Münster an. Dieses Projekt,das sie in Kooperation mit dem „Verein

regionale Landwirtschaft Münsterlande.V. (RLM)“ entwickelte, hat ein gutfunktionierendes regionales Verarbei-tungs- und Vermarktungssystem ange-stoßen.Kartoffeln aus dem Münsterland werdenin den „Freckenhorster Werkstätten“ desCaritas-Verbandes Warendorf für kirch-liche und „weltliche“ Großküchen inMünster, Steinfurt und Warendorf ge-schält und verarbeitet. Der Erfolg gibtden Initiatorinnen Recht. Die „Münster-Land-Knolle“ ist ein Qualitätsprodukt,das sowohl in Ordensgemeinschaften,Krankenhäusern, Altenheimen, Kanti-nen und Restaurants sehr geschätzt wird,als auch von den Studentinnen und Studenten der münsterischen Mensen.Obwohl keine Bioware, muss die Er-zeugung der „MünsterLand-Knolle“ be-stimmte Qualitätskriterien erfüllen. Somuss unter anderem eine siebenjährigeFruchtfolge eingehalten werden und imAnbaujahr dürfen keine Herbizide ge-spritzt werden.Die KLFB und auch der RLM wollen inZukunft nicht nur den Markt für Kartof-feln im Münsterland ausbauen, sonderndarüber hinaus den Großküchen weitereProdukte anbieten, die einer konsequen-ten regionalen Erzeugung entsprechen.

Margareta Ebbigmann mit den im Betriebder Familie produzierten „MünsterLand-Knollen“ Foto: M. Ebbigmann

Verfasserin:Maria Kleingräberkfd-Diözesanverband Münster e.V.E-Mail:[email protected]

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Countdown 2010

Generhaltungheimischer GehölzeBei den meisten Straucharten und vielenwirtschaftlich weniger wichtigen Baum-arten ist es kaum möglich, Pflanzen ausheimischen Herkünften zu erwerben.Die Vorkommen dieser Arten liegen oftverstreut und sind arm an Individuen.Außerdem sind die Löhne für die Ernteund Aufarbeitung von Saatgut sehr hoch.Die Folge ist: Die Beerntung von heimi-schen Vorkommen lohnt sich nicht. Der

größte Teil des Saatgutes für Land-schaftsgehölze wird daher aus dem Aus-land eingeführt.Der Nachteil: Pflanzen aus nicht heimi-schem Saatgut sind bei uns wahrschein-lich nicht angepasst. Noch nach vielenJahren können sich Pflanzen aus fremden Herkünften empfindlich zeigen gegenüber solchen Witterungsextremenoder Schädlingspopulationen.Fast alle in Betracht kommenden Artenfruktifizieren meist schon in jungen Jah-ren sehr reichlich. Neubegründete Vor-kommen breiten sich deshalb rasch aus.Außerdem wird der Pollen von nicht heimischen Gehölzen in heimische Vor-kommen derselben Art eingetragen. Beides führt zu einer Unterwanderungder heimischen Vorkommen und damitmöglicherweise zu einer Beeinträchti-gung ihrer Stabilität.Nur ein Weg führt aus diesem Dilemmaheraus: Es muss dafür gesorgt werden,dass diese Pflanzen in einer Art und Weiseangeboten und nachgefragt werden, dassalle beteiligten Parteien zufrieden sind.Entscheidend auf der Nachfrageseite isteine intensive Aufklärung. Die Kunden –Waldbesitzer, Landschaftspfleger, Stra-ßenbauverwaltungen etc. – müssen über-

zeugt werden, dass eine Anpflanzungmit Pflanzen aus fremden Herkünften allenfalls eine Notlösung ist und sich auflange Sicht sogar negativ auswirkenkann.Als Grundlage für die Ernte von heimi-schem Saatgut werden beerntungswür-dige Vorkommen erfasst und kartiert.Die Vorkommen müssen beobachtet, gegebenenfalls gepflegt und auf ihrenBehang hin eingeschätzt werden. Die eigentliche Ernte ist dann nicht nur billiger, sondern auch besser als gegen-wärtig. Um erstklassiges Saatgut in ausreichender Menge preiswert zu er-zeugen, ist darüber hinaus der Aufbauvon Samenplantagen unverzichtbar.Wenn die genannten Voraussetzungen,geschaffen sind, dann werden auch dieBaumschulen für ein entsprechendesAngebot sorgen.

Augenweide und wertvolle Futterquellefür über 60 Vogelarten, die heimischeVogelbeere. Foto: G. Hein

Verfasser:Dr. Joachim Chr. HeyderLandesbetrieb Wald und Holz NRWRef. IV-1.1 Ökologischer Waldbau und ForstgenetikE-Mail:[email protected]

Nutzung alterObstbaumsortenDas Thema Erhalt der Artenvielfalt undalte Obstsorten gelangt verstärkt in dasBewusstsein der Schüler, denn im Ein-zugsbereich der Schule liegt altes Bauernland mit Obstwieen.Bei den Obstsorten handelt es sich umden Topas-Apfel, die Hauszwetschgeund die Birne „Gute Luise“. Die Bäumekommen aus einem Naturland-Betriebaus Steinfurt (Rinkerode). An dem Pro-jekt werden bis zum Jahre 2010 min-destens drei bis vier Klassen, rund 100Kinder sowie Gruppen aus dem Ganztagteilnehmen (etwa. 60 Kinder). Es sindüberwiegend Schülerinnen und Schülerder 3. und 4. Jahrgänge.Hauptziel: Nachhaltigkeit zu übermit-teln, die Vielfalt der Produkte (Apfelsaft,Apfelmus, Apfelkuchen usw.) kennen zu lernen. Auch die Vielfalt des Ge-schmacks auszuprobieren im Vergleichzu veränderten Produkten der heutigenZeit (also keine „alten Sorten“). In be-gleitenden Unterrichtsreihen, wie bei-spielsweise „Gesunde Ernährung“, sollenEssgewohnheiten überdacht und mög-lichst verändert werden. Ebenfalls wer-den in Unterrichtseinheiten Strauchobst,

Kernobst, Steinobst erarbeitet. Das ThemaVielfalt der Arten ist seit zwei Jahrendurch den Schulgarten und das Bienen-haus ständig im Bewusstsein. Im Schul-garten befindet sich hauptsächlich alsObst Strauchobst.Im Herbst 2007 wurden alte Obstbaum-sorten (Apfel, Birne, Pflaume) gepflanzt.Die Schüler sorgen zurzeit und in dennächsten Jahren für die Bodenverbesse-rung, Pflege der Bäume, Gestaltung einernaturnahen Umgebung und beobachtendie Bäume im Jahreslauf. Später soll dasObst geerntet, möglichst per Hand ver-arbeitet und verzehrt werden. Das Themagesunde Ernährung wird dazu erarbeitet.Die Anschaffung einer Obstpresse ist geplant. Die Gestaltung der naturnahenUmgebung soll vermitteln, dass die Viel-falt notwendig ist für den Erhalt von Vögeln, Wildbienen und Kleintieren(Wildbienenhaus vorhanden). Dabei wer-den für die Obstsorten typische Produktehergestellt wie zum Beispiel Apfelsaft,Apfelmus, Apfelkompott, gekochtesPflaumenmus, gekochter Saft usw.Begleitende Unterrichtseinheiten sindSteinobst, Kernobst, Strauchobst, letzte-res befindet sich im Schulgarten. Beglei-tend zum Herstellen und Verzehren derProdukte wird der Geschmack neuerer

Obstsorten mit den alten verglichen. Essgewohnheiten werden thematisiertund Anregungen zu Veränderungen be-sprochen. Ein Rezeptbuch kann erstelltwerden. Es wird Kontakt zu Apfelbauernhergestellt und es werden Besuche zuden Streuobstwiesen stattfinden.

Verfasserin:Helga Runge, SchulleiterinEichendorffschule AngelmoddeStädt. Gemeinschafts-GrundschuleE-mail:[email protected]

Schüler der Eichendorffschule bei der„Obstbaumpflanzaktion“

Foto: Eichendorffschule

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Biologische Vielfalt

und Wissenschaft zusammen. Als wir dieDaten zusammentrugen, waren wir über-rascht über die Zahl der bereits erreichtenBeschlüsse und Programme von derBaumsatzung bis zum Beschluss zum gen-technikfreien Bonn. Wir hatten all das nur bisher nicht unter den Oberbegriff „Biodiversität“ gefasst! Dazu kommenMaßnahmen wie das gerade angelaufene Aktionsprogramm Klimaschutz der StadtBonn, das global gesehen ebenfalls derVielfalt nutzt.Die Daten und Fakten des Berichts fließenjetzt in ein internationales Modellprojekt

ein – LAB (Local Action for Biodiversity).Bonn ist Mitglied des Lenkungskreisesund entwickelt gemeinsam mit weltweit 20 Städten und Regionen Modelle kom-munaler Biodiversitätsstrategien.Diese werden nicht nur vor Ort in den teil-nehmenden Städten wirken, sondern auchGrundlagen und Diskussionsbeiträge fürdie nationale und internationale Ebene liefern. Im Rahmen von LAB möchteBonn fünf konkrete Projekte anstoßen, voneinem neuen Kooperationsprojekt in derFlächen- und Freiraumplanung bis hin zurbiodiversitätsorientierten Beschaffung von

Über 5.000 Delegierte werden vom19. bis 30. Mai in Bonn darüberverhandeln, wie dem Artensterben

Einhalt geboten werden kann und wie Zu-gang und Nutzen zu Biologischer Vielfaltgerechter verteilt werden können. Bereitsam 12. Mai treffen sich die Mitglieder des Cartagena-Protokolls zur Biologischen Sicherheit in der UNO-Stadt am Rhein.In Bonn hat das Thema Biologische Viel-falt Aktivitäten auf allen Ebenen ange-stoßen, deren Wirkung teilweise weit überdie Konferenz hinaus reichen kann – vonder Flankierung der Konferenz in engerAbstimmung mit den federführenden Bundesministerien über konkrete Projektefür Biologische Vielfalt und Erfahrungs-austausch mit anderen Städten bis hin zurErarbeitung von Positionen der kommuna-len Ebene in der globalen Debatte.Warum das so ist, erklärt sich aus der besonderen Rolle und dem besonderenSelbstverständnis Bonns als Standort fürinternationale Zusammenarbeit und Nach-haltigkeit in Deutschland und Nordrhein-Westfalen. Das Leitmotiv „UNO in Bonn –für nachhaltige Entwicklung weltweit“verpflichtet nicht nur die derzeit 17 UNO-Organisationen und ein Netzwerk von Wissenschaftseinrichtungen, Entwicklungs-diensten, Wirtschaftsunternehmen, Medienund Nichtregierungsorganisationen, sondernvor allem auch die Stadt Bonn selbst.Biologische Vielfalt und das Engagementdafür sind im Stadtgebiet deutlich sichtbar.Im traditionell dicht besiedelten Rheinlandkann Bonn nicht nur gewachsene Kultur-landschaften, sondern auch neun Natur-schutzgebiete vom Mischwald bis zur Binnendüne aufweisen. Derzeit 23 Prozentder Stadtfläche stehen unter Naturschutz,weitere 28 Prozent unterliegen dem Land-schaftsschutz. Eine besonders sensible undsorgfältige Abwägung bei notwendigenBauprojekten versteht sich deshalb vonselbst.Ende Januar hat Bonn seinen ersten Bio-diversitätsbericht ins Internet gestellt – undführt damit vorhandene Wissensbausteine,Programme und Initiativen in Verwaltung

Bärbel Dieckmann

10, 9, 8 … Vielfalt!Bonn im Countdown zur UNO-Vertragsstaatenkonferenz

Wie kann die Vielfalt des Lebens erhalten werden? Lässt sich der Countdown des Artensterbens noch aufhalten? In Bonn sollen in wenigen Monaten die Weichen dafür neu gestellt werden. Für den Austragungsort der 9. Vertragsstaatenkonferenz der UNO-Konvention über die Biologische Vielfalt bedeutet das gleich dreifache Verantwortung – einmal als Gastgeberstadt der voraussichtlich größtenUNO-Konferenz auf deutschem Boden, zum zweiten in eigenen Beiträgen für den Erhalt der BiologischenVielfalt und zum dritten, was den Beitrag von Städten weltweit zu diesem Zukunftsthema anbelangt.

Bundesstadt Bonn mit Blick auf das Siebengebirge Foto: Presseamt der Stadt Bonn

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Biologische Vielfalt

Holz durch lückenlose Zertifizierung vonder Quelle bis zum Verbraucher.Mehrfach hat Bonn als Ort von Vertrags-staatenkonferenzen und großen internatio-nalen Umweltkonferenzen bewiesen, dasses Konferenzen ein besonderes Umfeldbietet. Bonn ist nicht nur Plattform, son-dern auch Akteur, der seine Netzwerke undZugänge nutzt, um Zukunftsthemen in Aktionen und Programme umzusetzen, dieeine klare Botschaft und vor allem Glaub-würdigkeit ausstrahlen. Denn wer mobili-sieren will, muss selbst mit gutem Beispielvoran gehen.Bewusstsein ist dabei das A und O. DerWert und die Unersetzlichkeit BiologischerVielfalt für unsere Zukunft muss in einenZusammenhang mit dem eigenen Alltagund Leben gestellt werden. Wir wollen die Menschen zum Nachdenken und Nach-machen anregen, zum Weiterfragen undWeitertragen. Dazu macht die Bonner Öffentlichkeitskampagne zur Biodiversitätsich die Dynamik der Vertragsstaaten-konferenz zunutze.Bereits im Herbst 2007 begann eine Veran-staltungsreihe, in der unterschiedlichsteAkteure und Veranstaltungen unter demOberthema „Biologische Vielfalt“ ihrenPlatz gefunden haben. Ein Internet-Veran-staltungskalender informiert stets aktuellüber neue Angebote.Ganz besonders richten sich Kommuni-kation und Bildungsangebote an Kinder,Jugendliche, Pädagogen und Lehrer, vorallem solche, die auf längerfristige Wir-kung abzielen wie unsere Multiplikatoren-workshops für Schüler und Lehrer. ImRahmen des Kunstprojekts „KinderKunst-Kinder“ stellen Kinder ihren Begriff vonBiologischer Vielfalt, ihre Hoffnungen,Wünsche und Ängste als sehr persönlicheund in unmittelbarer Nähe des Verhand-lungsorts sichtbare Botschaft an die Kon-ferenz dar.

Als Oberbürgermeisterin übernehme ichgerne Verantwortung für ein wichtiges Zu-kunftsthema. Ich möchte dazu ermuntern,für den Schutz Biologischer Vielfalt aktivzu werden, selbstverständlich und alltäg-lich. Denn ich glaube, dass Städte in derLage sind, Menschen zu Motoren der Ver-änderung zu machen. Jeden an seinemPlatz.Doch es wäre kurzsichtig, das Engagementauf diese Ebene zu beschränken. Denn neben den Vereinten Nationen, National-staaten, Regionen, Nichtregierungsorgani-sationen, Unternehmen und Fachinstitutio-nen in Verwaltung und Wirtschaft bringensich zum ersten Mal auch Städte mit eigenen Initiativen und politischen Bei-trägen aktiv in die globale Strategie undDebatte ein.Der Grund liegt auf der Hand: Städte be-decken zwar nur zwei Prozent der Land-fläche weltweit, aber ihre Bevölkerungenstellen immerhin über 50 Prozent der Welt-bevölkerung – und verbrauchen 75 Prozentaller Ressourcen! Dieses Missverhältnismacht Städte zum Zünglein an der Waage.Sie stehen in besonderer Verantwortung,wenn es darum geht, Lebensgrundlagen zu erhalten – mittels lokaler Aktivitäten,aber auch durch die Stützung nationalerStrategien und die Nutzbarmachung vonErfahrung und Einfluss auf globaler Ebene.Die Agenda 21 von Rio fordert „Think global – act local“. Für die Städte sprecheich schon lange von „Local action – Globalinteraction“. Unterschiedliche Gegeben-heiten und Rahmenbedingungen erfordernunterschiedliche Ansätze vor Ort – diedann in Austausch und Dialog zu einer globalen Strategie zusammengeführt werden können. Bonn hat in diesem Prozess eine Katalysatorenfunktion fürKlimaschutz und in steigendem Maße auchfür Biodiversität übernommen.Gerade arbeiten wir gemeinsam mit demSekretariat der CBD-Konvention, demStädtenetzwerk für Nachhaltigkeit ICLEIund vielen weiteren Partnern daran, unter-schiedliche Prozesse zu einer starken

Position der Städte in der globalen De-batte zusammenzuführen. Nachdem die Städte-Ebene in Curitiba ihre Bereitschaftzum Engagement erklärt hat, muss sie inBonn ihre Erwartungen an ein wirkungs-volles Miteinander der Ebenen in einen gemeinsamen Aufruf der Städte einbrin-gen, der konkrete Forderungen postuliertund gleichzeitig eine Selbstverpflichtungzur Mitwirkung einschließt – einen „Callfor Action“.Gemeinsam mit ICLEI und der Service-stelle Kommunen in der Einen Welt habeich Oberbürgermeister, Bürgermeister undandere hochrangige Städtevertreter ein-geladen, im Rahmen einer COP-begleiten-den Konferenz diesen Aufruf zum Handelnzu erarbeiten. Fünf Stadtoberhäupter sollen diesen „Bonn Call for Action“ ins Plenum der Vertragsstaatenkonferenztragen – die Stimme der Städte wird alsohörbar.Doch das ist nur EIN Schritt. Denn nur dasZusammenwirken von Gesellschaften undNationen auf allen Ebenen kann dem Ver-lust Biologischer Vielfalt etwas entgegen-setzen und ihre gerechtere Verteilung undNutzung erreichen.Keine Vielfalt ohne Vielfalt eben.

Anschrift der Verfasserin:Bärbel DieckmannOberbürgermeisterin der Stadt Bonn53117 BonnE-Mail: [email protected]

UNO-Konferenz zur Wüstenbildung (Klima,Wüste und Armut stehen in enger Wechsel-wirkung zur Biologischen Vielfalt)

Foto: Presseamt der Stadt Bonn

Der Götgesbach mit Buschwindröschen imFrühling Foto: Biologische Station Bonn

Schülerinnen und Schüler bei der Aussaatihres Regio-Saatgut-Pakets im Herbst 2007

Foto: Presseamt der Stadt Bonn

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Biologische Vielfalt

begrenzen. Dieses „2010-Ziel“ haben dieStaats- und Regierungschefs aus aller Weltbeim Weltgipfel 2002 in Johannesburg beschlossen. Die Weltnaturschutzunion(IUCN) hat zur Unterstützung dieses ZielsIhre Kampagne „Countdown 2010“ ausge-rufen (vgl. Beitrag von NRW-Umweltmi-nister Eckhard Uhlenberg in diesem Heft).

Ein ganzes Jahr „Werbung“und mehr Bildung für VielfaltIm Mai 2007 – genau ein Jahr vor der UN-Naturschutzkonferenz – startete das Bun-desumweltministerium die Kampagne zurBiologischen Vielfalt. Damit soll die großeAufmerksamkeit, die die internationaleKonferenz auf sich ziehen wird, für dieWahrnehmung des Themas genutzt, aberauch gleichzeitig eine noch größere Auf-merksamkeit für die Konferenz erzeugtwerden. Mit ansprechenden Werbemoti-ven und Plakaten, einer neuen Internet-seite www.naturallianz.de, anschaulichemInformationsmaterial und vielen öffent-lichen Veranstaltungen soll die KampagneInteresse wecken und Wissen rund um dasThema Biologische Vielfalt vermitteln.Grafisches Leitmotiv ist dabei ein sich ausVögeln zusammensetzender Elefant, deranschaulich und greifbar die Botschaft

Den Begriff „Biodiversität“ kennen71 Prozent der deutschen Bevölke-rung und können ihn einordnen.

Dies ergab eine im November 2007 durchdie Europäische Kommission durchge-führte Umfrage im Rahmen der „Euro-baromter“-Studien. Dieser Prozentsatz istder zweithöchste in der europäischen Be-völkerung. Gleichwohl sind der Wert derBiologischen Vielfalt und die Bedeutungihres dramatischen Verlustes weitaus weniger Menschen bekannt als die Tat-sache und die Auswirkungen des Klima-wandels.

„Biodiversität“ – kein unbekannter Begriff in DeutschlandIm Mai 2008 wird die 9. Vertragsstaaten-konferenz des Übereinkommens über dieBiologische Vielfalt in Bonn stattfinden.5000 Delegierte aus den 189 Mitgliedstaa-ten der Konvention werden dann über denSchutz und die nachhaltige Nutzung derBiologischen Vielfalt weltweit sowie überden Zugang und den gerechten Vorteils-ausgleich bei der Nutzung diskutieren.Diese UN-Naturschutzkonferenz ist dasletzte Treffen der Vertragsstaaten vor einem wichtigen Datum: Bis zum Jahr2010 will die Weltgemeinschaft den Ver-lust der Biologischen Vielfalt entscheidend

Elke Steinmetz

Eine Natur – eine Welt – unsere ZukunftKampagne zur Biologischen Vielfalt des Bundesumweltministeriums

Im Mai 2007 startete das Bundesumweltministerium die Kampagne zur Biologischen Vielfalt. Sie soll auf die 9. Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über die Biologische Vielfalt aufmerksam machen, die im Mai 2008 in Bonn stattfinden wird. Mit klassischen Werbemitteln wie Flyern, Postern undAnzeigen, der Internetseite www.naturallianz.de und öffentlichen Veranstaltungen vermittelt die Kampagnedas Thema Biologische Vielfalt. Grafisches Leitmotiv ist ein sich aus Vögeln zusammensetzender Elefant,der die Botschaft vermittelt: „Jede Art hängt von der anderen ab“ – letztendlich auch der Mensch.

Logo der UN-Naturschutzkonferenz in Bonn

Der Infobus der Tour „Unterwegs für Vielfalt“ Foto: BMU

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Biologische Vielfaltübermitteln soll: „Jede Art hängt von deranderen ab – zerstören wir eine, gefährdenwir viele“. Ein besonderes Element derKampagne war die Infobustour „Unter-wegs für Vielfalt“, die im Herbst 2007durch ganz Deutschland rollte. Am 26.September startete die Tour mit der Parla-mentarischen Staatssekretärin Astrid Klugin Berlin und endete nach insgesamt 16Stationen am 20. Oktober mit Bundes-umweltminister Sigmar Gabriel in Bonn –zum Tag der Vereinten Nationen.Ganz wesentlich gehören auch Bildungs-maßnahmen zur Kampagne: So konntenbeispielsweise bundesweit über 7.500Lehrerinnen und Lehrer die faszinierendeNaturdokumentation „Unsere Erde“ sehen,bevor die aufwändige BBC-Produktion am7. Februar offiziell in den deutschen Kinosanlief. Mit ihr wirbt das Bundesumwelt-ministerium unter der Schirmherrschaftvon Minister Sigmar Gabriel für eine ver-stärkte Behandlung des Naturschutzes imSchulunterricht. Ermöglicht wurden die„BildungsMatineen“ durch die Koope-ration von Universum Film, Initiative BildungsCent e.V., WWF, CinemaxX AG sowie zahlreichen engagierten Kinobe-treibern.

Die nationale Umsetzung desÜbereinkommens voranbringenDie Bundesregierung hat im November2007 die Nationale Strategie zur Biologi-schen Vielfalt beschlossen. Damit liegt inDeutschland erstmals eine umfassende undanspruchsvolle Strategie zur Umsetzungdes Übereinkommens über die BiologischeVielfalt vor, die rund 330 Ziele und circa430 Maßnahmen zu allen biodiversitäts-relevanten Themen enthält. Die Um-setzung der Strategie ist der wesentliche

politische Prozess für Schutz und nach-haltige Nutzung auf nationaler Ebene. Dies ist keine Aufgabe für den Bund allein, sondern muss alle gesellschaft-lichen Akteure einbeziehen. Daher hat dasBMU im Dezember 2007 einen mehr-jährigen, dialogorientierten Umsetzungs-prozess gestartet. Bausteine dieses Pro-zesses werden große Nationale und Regio-nale Foren zur Biologischen Vielfalt sowieverschiedene Workshops sein. Es sind allestaatlichen und nicht-staatlichen Akteureeingeladen, sich am Umsetzungsprozess

zu beteiligen. Die Kampagne zur Biologi-schen Vielfalt unterstützt die Ankündigungund Durchführung der im ersten Halbjahr2008 anstehenden Regionalforen, zumBeispiel am 28. April in Stuttgart zum Thema „Biodiversität, Innovation und naturverträgliches Wirtschaften“, am 30.April in Schwerin zum Thema „Küstenund marine Biodiversität“ oder am 9. Maiin München zum Thema „Biodiversität undWildnis“ (mehr unter www.biologische-vielfalt.de).

Die Naturallianz: gesellschaftlicher Rückhalt fürdie Grundlage unseres LebensDie Biologische Vielfalt zu schützen undnachhaltig zu nutzen bedeutet nicht nur,die Schönheit der Natur zu bewahren. Es bedeutet, die Grundlagen unseres Über-lebens zu sichern. Für die dringendbenötigten politischen Fortschritte, die beiden internationalen Verhandlungen derUN-Naturschutzkonferenz erzielt werdensollen, ist ein gesamtgesellschaftlicherRückhalt notwendig. Deshalb gründeteBundesumweltminister Sigmar Gabriel dieNaturallianz: Vertreterinnen und Vertretervon Politik, Nichtregierungsorganisatio-nen, Wirtschaft, Medien, Wissenschaft undKultur haben sich zusammengeschlossenund setzen sich persönlich und in der Öffentlichkeit für den Erhalt und die nach-haltige Nutzung der Biologischen Vielfaltein (siehe www.naturallianz.de).

Jeder Einzelne zähltBis zur UN-Naturschutzkonferenz ver-bleiben nur noch wenige Monate, die gezielt auch für die Öffentlichkeitsarbeitgenutzt werden. Dabei werden der Menschund die Auswirkungen des Verlusts derBiologischen Vielfalt auf jede/n einzelne/nim Vordergrund stehen. Insgesamt ist dasZiel der Kampagne, bis zur Konferenz derbreiten Öffentlichkeit das Verständnis zuvermitteln, dass die Biologische Vielfaltdie Grundlage unseres Lebens ist und dasswir Menschen Teil allen Lebens sind.So beschreibt es in einfachen Worten auch der Titelsong der Kampagne „I’m apart of it“, den die Band „Höhner“ der Naturallianz gewidmet haben. DerSong ist zu hören und lesen unter www.naturallianz.de.

Anschrift der Verfasserin:Elke SteinmetzBundesministerium für Umwelt, Naturschutz und ReaktorsicherheitKampagne zur Biologischen VielfaltRobert-Schuman-Platz 353175 BonnE-Mail: [email protected]

Die „Höhner“ mit der Parlamentarischen Staatssekretärin Astrid Klug und der BonnerOberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann vor dem Kampagnenplakat zur BiologischenVielfalt. Foto: T. Imo/photothek.net

Das Hauptmotiv der Kampagne des Bun-desumweltministeriums „Jede Art hängtvon der anderen ab“

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Biologische Vielfalt

ler, europäischer und internationalerEbene für ein fachliches Aktions-programm zur COP 9 und MOP 4.

¸ Der DNR vermittelt die Ziele und Auf-gaben der Konvention durch Öffent-lichkeitsarbeit und einen Informations-service an Interessierte in Deutschland.

Unsere Aufgaben fokussieren sich in demProjekt vor allem auf die Information unddie Koordination. Das Ziel ist es, in derFunktion als „Multiplikator“ die viel-fältigen Informationen von politischenEntwicklungen bis zur Konferenzorgani-sation in die Öffentlichkeit zu tragen. DieKoordination eines „Aktionsprogrammdes NGOs“, das die fachlichen Positionenbeinhaltet, ist grundlegend für die Lobby-arbeit vor und während der Vertrags-staatenkonferenz.

Während der Vorbereitungszeit und der dreiKonferenzwochen fungiert das gemein-same Projektbüro als wichtiger Knoten-punkt im Netzwerk der Zivilgesellschaftund hält den Informationsfluss aufrecht. Esunterstützt deutsche und internationaleNichtregierungsorganisationen (NGOs),arbeitet mit den deutschen Ministerien,dem CBD-Sekretariat und anderen Organi-sationen eng zusammen.

Wir bieten Informationen zur CBD COP 9/MOP 4Unsere Homepage www.biodiv-network.debildet die zentrale Kommunikationsplatt-form der NGOs und bietet aktuelle politi-sche Informationen sowie Hinweise zurKonferenzorganisation, Tagungsberichte,Positionspapiere und Veranstaltungshin-

Rund 5.000 Delegierte aus 190 Ver-tragsstaaten, Nichtregierungsorga-nisationen und Initiativen, lokalen

Gemeinschaften und indigenen Volksgrup-pen sowie Presse, Funk und Fernsehenheißen wir dann willkommen. Es findetdas erste Mal eine Vertragsstaatenkonfe-renz der UN-Konvention über die biolo-gische Vielfalt in Deutschland statt. Diesist eine große Chance für die deutschenNichtregierungsorganisationen, sich inter-national zu vernetzen und den Konferenz-teilnehmern und Konferenzteilnehmerin-nen ein nicht nur fußballbegeistertes Landzu demonstrieren. Es bietet sich neben denerwarteten wegweisenden politischen Be-schlüssen die Chance der deutschen Be-völkerung auch über den Eisbären Knuthinaus die Bedeutung der Artenvielfaltweltweit sowie vor der eigenen Haustürenäher zu bringen.

Wir knüpfen das Netzwerk der ZivilgesellschaftDie Biologische Vielfalt ist das Netzwerkdes Lebens! Zur Vorbereitung der Konfe-renz knüpfen der Deutsche Naturschutz-ring (DNR) und das Forum für Umwelt &Entwicklung unter dem Motto „Biolo-gische Vielfalt schützen – mit Fairness undVerantwortung“ das Netzwerk der Zivil-gesellschaft. Unser Projekt unterstützt undinformiert zivilgesellschaftliche Gruppenund Initiativen, um die nationale und inter-nationale Beteiligung an den Konferenzensicherzustellen und den Anliegen der Zivilgesellschaft entsprechendes Gehör zuverschaffen. Dazu wollen wir auch einebreite Mitwirkung und Unterstützung derdeutschen Initiativen, Organisationen undVerbände erreichen.

Der Deutsche Naturschutzring (DNR) unddas Forum Umwelt & Entwicklung teilensich die Aufgaben:

¸ Das Forum Umwelt & Entwicklung koordiniert die Aktivitäten auf nationa-

Bettina Lange, Günter Mitlacher

Biologische Vielfalt schützen – mit Fairness und VerantwortungDie Rolle der NGOs bei den Vorbereitungen auf die 9. UN-Konferenz über die Biologische Vielfaltin Bonn 2008

Die Biologische Vielfalt ist weltweit akut bedroht und soll mit Hilfe der UN-Konvention über die Biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity – CBD) seit 1992 vor dem weiteren Verlust bewahrt werden. Die Bundesrepublik Deutschland und die Stadt Bonn sind vom 19. bis 30. Mai 2008Gastgeberinnen der 9. UN-Konferenz im Konferenzcampus rund um das Maritim Hotel.

Runde der Nichtregierungsorganisationen (NGOs) zur Vorbereitung der KonferenzFoto: Projektbüro CBD COP 9/MOP 4

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Biologische Vielfaltweise in den Sprachen Deutsch, Englischund teilweise in Spanisch an. Unser Email-Newsletter (Abo: [email protected])informiert regelmäßig über den Stand derDinge.Das Projektbüro CBD COP 9/MOP 4 organisiert zu den Konferenzschwerpunkt-themen eine Reihe von Tagungen, Work-shops und Runden Tischen, die bis Mai2008 stattfinden und mit internationalenStrategieworkshops für NGOs und zivilge-sellschaftlichen Gruppen ihren Abschlussunmittelbar vor dem Beginn von MOP 4und COP 9 finden. Die Veranstaltungenumfassen die Themenfelder der COP 9 undMOP 4 sowie die CBD im Allgemeinenund die Kommunikation von Biodiversität.100 Tage vor der COP 9 haben wir medien-wirksam unsere politischen Forderungenmit einem „Internationalen Dialogforum“an die Bundesregierung als Gastgeber undan die internationale Vertragsstaatenge-meinschaft gerichtet. 100 Tage vor derCOP 9 haben wir so dem Verhandlungs-prozess nochmals Impulse aus Sicht derNGOs gegeben. Die jeweiligen Veranstal-tungsankündigungen sowie Dokumenta-tionen und Vorträge stehen auf der Projekt-homepage online und werden stets imEmail-Newsletter angekündigt.

Zur COP 9/MOP 4 vom 12. bis 30. Mai 2008Nach Kuala Lumpur (COP 7/2004) undCuritiba (COP 8/2006) bietet die 9. Ver-tragsstaatenkonferenz (COP 9) in Bonn dieeinmalige Gelegenheit, hautnah dabei zusein. Es ist möglich, sich als NGO-Vertre-ter über das CBD-Sekretariat in Montrealzu akkreditieren und so an einigen Diskus-sionen und „side events“ im Konferenzbe-reich des Maritim Hotels teilzunehmen.Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt(DBU) organisiert parallel zur Konferenzeine „Plaza der Vielfalt“ rund um das Kon-ferenzzentrum mit umfangreichen Ausstel-lungs- und Veranstaltungsangeboten, diesich an die Delegierten und das Fach-publikum richten. Das Projektbüro CBDCOP 9/MOP 4 von DNR und Forum Um-welt & Entwicklung wird dort als Anlauf-stelle für NGOs vertreten sein. Des Weite-ren sind wir im Gustav-Stresemann-Insti-tut (GSI), dem NGO-Headquarter, zu fin-den. Zahlreiche weitere Veranstaltungen inBonn richten sich nicht nur an die Dele-gierten, sondern auch an die Bürgerinnenund Bürger und möchten auf den Erhalt der Biologischen Vielfalt weltweit und inDeutschland aufmerksam machen.

Wie können Sie sich einbringen und engagieren?Verbände, Initiativen oder Gruppen, die zu den verschiedenen Themen der Biologi-schen Vielfalt aktiv sind, haben neben derTeilnahme an der COP 9/MOP 4 und an

Aktionen während des Konferenzzeit-raums weitere Möglichkeiten, sich im Vor-feld des Konferenz zu engagieren. Sie kön-nen sich über unsere Homepage informie-ren und unsere Veranstaltungen besuchen.Wir stellen gerne unsere Homepage undden Newsletter als „Multiplikator“ fürHinweise auf ihre Aktionen und Veranstal-tungen zur Verfügung.Das Interesse am Erhalt der BiologischenVielfalt kann noch mehr gesteigert werden,indem Verbände, Initiativen oder Gruppenbeispielsweise ihre eigenen Aktivitäten unter das Motto „Biologische Vielfalt“stellen. Eine weitere Möglichkeit bestehtdarin, vermehrt Presse- und Öffentlich-keitsarbeit zu laufenden Projekten unterdem Fokus „Erhaltung der BiologischenVielfalt“ und „Nachhaltige Nutzung“durchzuführen. So können wir gemeinsamden Bekanntheitsgrad, die öffentlicheWahrnehmung der CBD sowie die Einfluss-nahme auf die politischen Entscheidungensteigern, die für uns alle relevant sind.

Das Projekt „COP 9-Vorbereitung“ wird vomBundesamt für Naturschutz mit Mitteln desBundesministeriums für Umwelt, Natur-schutz und Reaktorsicherheit gefördert.Wichtige Links zur CBD COP 9/MOP 4:www.biodiv-network.dewww.cbd.intwww.naturallianz.de

Anschrift der Verfasser:Dipl.-Geogr. Bettina LangeProjektleiterin DNR-InformationskampagneDipl.-Geogr. Günter Mitlacher,Projektleiter NGO-Koordination ForumUmwelt & EntwicklungDeutscher Naturschutzring (DNR),Projektbüro CBD COP 9/MOP 4c/o DNR/Forum Umwelt & EntwicklungAm Michaelshof 8–1053177 BonnE-Mail: [email protected]

[email protected]

Der Deutsche Naturschutzring (DNR) und das Forum für Umwelt & Entwicklung knüpfen unter dem Motto „Biologische Vielfalt schützen – mit Fairness und Verant-wortung“ das Netzwerk der Zivilgesellschaft. Bild: Projektbüro CBD COP 9/MOP 4

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Biologische Vielfalt

getrennt werden können, wird allzu oftverschwiegen. Dieses Spezialwissen istnur durch langjähriges Bestimmungs-training und Erfahrung zu erlangen.Im Zeitalter des Internets suchen nun vieleNaturfreunde Bestimmungshilfe und In-formationen genau dort. Oft erlahmt das an-fängliche Interesse jedoch angesichts vonHunderttausenden unspezifischen Treffer-meldungen, die von den Suchmaschinen„ausgespuckt“ werden. Zudem finden sichoft nur schwer Informationen darüber, obdie entsprechenden Arten überhaupt inNRW zu erwarten sind.Auf den Internetseiten des Landesamtesfür Natur, Umwelt und VerbraucherschutzNRW (LANUV) sind Informationen überdie sogenannten FFH-Arten (Flora-Fauna-Habitatrichtlinie) abrufbar. Unter die FFH-Richtlinie fallen die Tier- und Pflanzen-arten, für die besondere Schutzgebiete aus-gewiesen werden müssen und für die die

Länder eine besondere Verantwortung tragen. Ein Nachweis dieser rechtlich ge-schützten Arten schafft Rechtssicherheitbei Planungsvorhaben – eines der wich-tigsten Ziele der Arteninfo-Systeme desLandes NRW beziehungsweise des jetzigenLANUV. Damit müssen sich diese Info-Systeme jedoch primär beziehungsweiseausschließlich auf die streng und besondersgeschützten Arten beziehen. Die „normalenAllerweltsarten“, mittelhäufige Arten odereben solche, die keinen „besonderen“ ge-setzlichen Schutz genießen, können kaumberücksichtigt werden.Genau hier setzt das Portal www.natur-in-nrw.de seit April 2005 an. Die Grundidee,die hinter diesem neuen Internetportalsteckt, ist recht simpel. Unter einer An-laufadresse sollen im Internet möglichstviele Informationen zu allen (häufigen undseltenen) nordrhein-westfälischen Tier-,Pilz- und Pflanzenarten abrufbar sein.

Nordrhein-Westfalen zählt, bedingtdurch das Zusammentreffen vonatlantischen und kontinentalen Kli-

maeinflüssen, zu den europäischen Regio-nen mit recht hoher Artenzahl. Wie vieleTier- und Pflanzenarten die BiologischeArtenvielfalt von NRW allerdings genauausmachen, wird niemand auch nur an-nähernd sagen können. Das liegt unter anderem an den teilweise nur von einerhandvoll Experten zu bestimmenden undnoch dazu sehr artenreichen Artengruppen,wie etwa den Zweiflüglern (Dipteren) mit rund 9200 Arten deutschlandweit. Um uns herum gibt es jede Menge Tier- undPflanzenarten, die nur leider kaum jemandbestimmen kann. Und fast täglich kommenunter anderem aufgrund der Klimaerwär-mung neue Wanzen-, Käfer-, Weberknecht-oder Spinnenarten hinzu, die ihr Verbrei-tungsareal erweitern und dabei auch bisnach NRW vordringen.

Die Marktlücke – die IdeeUm herauszufinden welche Tier- oderPflanzenart man vor sich hat, schaut derLaie gerne in seine(n) Foto-Naturführer.Spezial-Bestimmungsbücher sind ent-weder sehr teuer, da sie nur in einer gerin-gen Stückzahl aufgelegt werden, aufgrundder genutzten Fachtermini schwer ver-ständlich oder vergriffen sind oder sie ent-stammen dem englischsprachigen Bücher-markt. Natürlich gibt es einige Buchver-lage (z.B. Kosmos), die schöne Natur-bücher basierend auf Abbildungen, zumKauf anbieten. Was ist jedoch von einemKäferbuch zu halten, das circa 1000 mittel-europäische Käferarten – von insgesamtrund 8000 Arten – in Abbildungen zeigt?Problematisch ist zudem, dass dem Käuferdes Buches vorgegaukelt wird, er könnemit dem Buch alle Käferarten zweifelsfreibestimmen. Dass jedoch viele Tierartennur unter dem Binokular anhand von kleinsten Härchen, Gruben, Riefen usw.von anderen äußerst ähnlichen Arten ab-

Axel Steiner

www.natur-in-nrw.deNordrhein-Westfalens Artenvielfalt im Internet

Im April 2005 startete das Internetportal www.natur-in-nrw.de, wobei es sich jedoch nicht um die Online-Version der vom LANUV herausgegebenen Zeitschrift „Natur in NRW“ handelt. Die Idee: Unabgängig von Seltenheit, Schutzkategorie und der aktuellen naturschutzpolitischen Relevanz einzelner Arten wirbt und informiert das Internetportal www.natur-in-nrw.de für und über die Biologische Vielfalt in Nordrhein-Westfalen. Da NRW der Flächenbezug ist, grenzt sich das Portal auch gegen andere Portale und Suchmaschinen wie zum Beispiel Wikipedia ab. Im Folgenden werden Ziele, Inhalte und Perspektiven dieses sukzessive umfangreicher werdenden, teamorientiert betriebenen Arten-Informations-Portals vorgestellt.

Das Internetportal www.natur-in-nrw.de

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Biologische VielfaltOhne Zweifel gibt es bereits zu vielen be-liebten Artengruppen, wie beispielsweiseSchmetterlingen, Heuschrecken und Libel-len sehr schöne Seiten im Internet. DieseSeiten müssen jedoch vom Laien erst auf-wändig recherchiert werden und man be-kommt dort immer nur Informationen zueiner einzigen Artengruppe. Es fehlte bis-her eine Art Gesamtüberblick unter einemDach.

Das Prinzip: schrittweisesWachstum durch TeamworkEine solche Mammutaufgabe ist natürlichnicht im Alleingang von heute auf morgenzu bewältigen. Angelehnt an das auf frei-williger Mitarbeit beruhende Wikipedia-Prinzip wird Fachleuten und Naturlieb-habern auf www.natur-in-nrw.de eine Platt-form angeboten, auf der sie ihre eigenenFotos und Textinformationen einem breitenPublikum vorstellen können. Aktuell habenvon diesem Angebot bereits 51 Naturlieb-haber Gebrauch gemacht. Die bereits sehreindrucksvolle Liste an Professoren, Dok-toren, Dipl.-Biologen, Hobbyfotografen,Webprogrammierern und anderen Natur-freunden kann im Einzelnen im Internet-portal unter „Dank an …“ abgerufen wer-den und zeigt, dass das Portal bereits einegewisse Akzeptanz erfährt.Die Art der Unterstützung kann recht unter-schiedlich aussehen, zum Beispiel durch:¸ das Bereitstellen von Tier- und/oder

Pflanzenfotos¸ das Erstellen von Tier- und/oder Pflan-

zenartenportraits¸ das Schreiben von Literaturkritiken¸ Design-Vorschläge, Webdesign-Entwürfe,

Programmier-Tipps, Fehlersuche¸ und die Bereitstellung von fehlenden

Tier- und Pflanzenlisten.Mit wachsenden Inhalten steigen der Nutzen, der Bekanntheitsgrad und damitauch die Zugriffszahlen auf www.natur-in-nrw.de.

Aktueller InhaltZur Zeit sind in 83 Artenlisten insgesamt15.260 in NRW vorkommende Tier-,Pflanzen- und Pilzarten gelistet. In den Artenlisten werden soweit bekannt diedeutschen und die wissenschaftlichen Art-namen genannt. Oft sind weitere Informa-tionen über den jeweiligen Gefährdungs-grad der Arten abrufbar. Die Artenlistenwurden mir freundlicherweise von den jeweiligen Spezialisten zur Verfügung ge-stellt oder sogar eigens für diesen Zweckangelegt.Momentan gibt es bereits, in Form von Artenportraits, ausführliche Textinformatio-nen und bis zu sechs Fotos pro Art zu rund400 Arten! Die Artenprofile verteilen sichauf die einzelnen Artengruppen (in der Rei-henfolge der Anzahl der Profile) wie folgt:

Spinnen (73), Pilze (70), Schwebfliegen(51), Wanzen (45), Käfer (38), Doppel-füßer (26), Vögel (25), Heuschrecken (22),Libellen (11), Schmetterlinge (10), Weber-knechte (5), Stechimmen (5), Zikaden (4),Säugetiere (4), Pseudoskorpione (3), Rep-tilien (3), Amphibien (2), Pflanzen (1)Neben den Fotos liefern die Artenprofileweitere Informationen über wichtige Bestimmungsmerkmale, Verwechslungs-arten, Infos zu Lebensraum, Nahrung, Bio-logie und Lebensweise, Verbreitung undLiteraturtipps. Es wird ferner (sofern vor-handen) zu externen Verbreitungskarten,Sounddateien (z. B. Heuschrecken, Vögel)oder – wie im Falle der Vögel – zu Seitenverlinkt, die das komplette Federkleid derVogelart zeigen.In 31 artengruppenspezifischen Literatur-listen (z. B. Vögel, Libellen, Heuschrecken…) werden insgesamt über 470 Bücher,DVDs, Zeitschriften usw. vorgestellt undmeist in Rezensionen besprochen. Bereits17 Verlage (u. a. Kosmos, Eugen Ulmer,Quelle & Meyer …) stellen mir für dieseZwecke freundlicherweise Rezensions-exemplare zur Verfügung. Auf diese Weisekönnen dem interessierten NaturfreundTipps zur Auswahl seiner Bestimmungs-literatur gegeben werden.

Bestens verlinkt und wachsende Zugriffe!Ein weiterer Nutzen besteht in der nach Artengruppen getrennten Linkliste mit be-reits über 200 Links zu anderen natur-relevanten Internetseiten. Dies ermöglichtden schnellen Wechsel zu Internetseitender jeweiligen Artengruppen-Spezialisten.Über die neuesten Artenprofile, Zugriffs-statistiken, weitere Neuerungen aufwww.natur-in-nrw.de und neu erschieneneNaturbücher informiert ein Newsletter, derin einem Turnus von 1 bis 2 Monaten er-

scheint und in dessen Verteilerliste man sicheintragen lassen kann. Zur Zeit gehen dieseRundmails an knapp 500 Interessenten(Biologische Stationen, NABU-Ortsver-bände, andere Interessenverbände und Privatpersonen).Im letzten Jahr konnten monatlich auf denbisher weit über 600 Internetseiten mit rund2500 verschiedenen Fotos (aufgrund ver-schiedener Größenangebote insgesamt ca.6000 Fotodateien) bis zu 350.000 Maus-klicks (bisheriger Spitzenreiter ist der Sep-tember 2007) aus über 60 Ländern weltweitverzeichnet werden. Im Winterhalbjahr kames – vermutlich aufgrund der fehlenden zubeobachtenden Tiergruppen (Insekten, Spin-nen …) – zu einem saisonalen Einbruch derBesucherzahlen. Interessanterweise be-wirkte ein kurzer Bericht in der Boulevard-presse über eine ominöse gefährliche Spin-nenart, dass am 9. Januar 2008 über 72.000Zugriffe an diesem einen Tag auf www.natur-in-nrw.de zu verzeichnen waren.Durch das Engagement einzelner Natur-freunde rücken bestimmte Fachbereiche(z. B. Spinnen, Pilze, Doppelfüßer, Wan-zen, Schwebfliegen …) in den Vorder-grund. So wird man z. B. anderenorts keine vergleichbaren Informationen überheimische Spinnen oder Doppelfüßer imdeutschsprachigen Internet finden.

Ausblick: die Perspektiven sind gutDer Verfasser dieses Beitrages, betreibt,pflegt und koordiniert das Info-Portalwww.natur-in-nrw.de bisher ehrenamtlich.Durch wiederum ehrenamtliches Engage-ment vieler Arten-Spezialisten kommenjährlich etwa 150 neue Artenprofile undweiter neue Artenlisten hinzu. So stellteauch das LANUV (bzw. die Vorläuferinsti-tution LÖBF) die von ESSER, JKUBZIK,SONNENBURG & WOYDAK erarbeitete

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September 2007 (Maximum):

350.000 Mausklicks

> 16.000 Sessions

40.000 Seitenabrufe

Pro Tag sahen sich im September 540

Besucher im Durchschnitt 2-3

Internetseiten auf www.natur-in.nrw.de an.

Zugriffe aus über 60 Ländern weltweit.

Monate von April 2004 bis 28. Januar 2008

Zugriffsstatistik des Internetporals www.natur-in-nrw.de

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Biologische Vielfalt

Artenliste der Stechimmen Nordrhein-Westfalens zur Verfügung (vgl. LÖBF(2004): Stechimmen in Nordrhein-West-falen. Schriftenreihe Bd. 20. B.o.s.s Ver-lag, Kleve. ISBN: 3-89174-035-2).Das bereits geschaffene Netzwerk stehtweiteren Anwendungen offen, zum Bei-spiel.:¸ Ein landesweiter Veranstaltungskalen-

der für Exkursionen und Vorträge vonarten- und naturorientierten Verbändenkönnte ins Leben gerufen werden. Aus-gestattet mit einer Suchfunktion hätteman dann beispielsweise alle NRW-Termine für die nächste Fledermaus-exkursion schnell zur Hand.

¸ Eine gemeinsame NRW-Liste (z.B. sor-tiert nach PLZ und/oder Fachbereich)für Ansprechpartner der verschiedenenFachsparten könnte ins Leben gerufenwerden. Ein Laie mit einer Fachfragekönnte somit schnell zu einem Fach-mann vor Ort Kontakt aufnehmen – somit könnte ein Experteninfosystemgeschaffen werden.

¸ Diese Plattform könnte zum Beispielmit Hilfe eines „Schwarzen Bretts“ denAustausch von Fehlfängen in Tierfallenermöglichen. Viele Tierartengruppen,die bis dato unbestimmt entsorgt werden, da oft Zeit und Wissen für eine fachgerechte Bestimmung fehlen,

ZusammenfassungSeit April 2005 informiert das Internet-portal www.natur-in-nrw.de über Pflan-zen-, Pilz- und Tierarten in Nordrhein-Westfalen. Hierbei handelt es sich nichtum die Onlineversion der seit 2007 er-scheinenden Reihe „Natur in NRW“ (vor-mals LÖBF-Mitteilungen). www.natur-in-nrw.de informiert nach dem „Wiki-pedia“-Prinzip über alle Arten in NRW,d. h. es geht über die Vorstellung beson-ders- und streng geschützter Arten hin-aus und behandelt vor allem die vielenArtengruppen, die nicht im aktuellenFokus des Naturschutzes stehen. So ent-hält das Info-Portal zur Zeit 83 Arten-listen und ca. 400 Arten-Profile zu Spin-nen (73), Pilzen (70), Schwebfliegen (51),Wanzen (45), Käfern (38), Doppel-füßern (26), Vögeln (25), Heuschrecken(22), Libellen (11), Schmetterlingen (10),Weberknechten (5), Stechimmen (5), Zikaden (4), Säugetieren (4), Pseudo-skorpionen (3), Reptilien (3), Amphibien(2), Pflanzen (1).Management und Pflege des Portals er-folgen ehrenamtlich und teambasiert –„starke“ Partner und weitere Mitarbei-ter – Artenspezialisten – werden laufendgesucht.

Anschrift des Verfassers:Dipl.-Biologe Axel SteinerGençayer Str. 4458339 BreckerfeldE-Mail: [email protected]: www.natur-in-nrw.de

Fotoausstellung des Internetportals im Freilichtmuseum Hagen anlässlich des „Wald-und Naturtags“ Foto: A. Steiner

könnten auf diese Weise wissenschaft-lich ausgewertet werden.

Das sind nur einige der naheliegenden Anwendungen von www.natur-in-nrw.dein der Zukunft.Als Fiktion könnte in ein paar Jahren einleichtes tragbares Notebook, mit dem manallerorts ins Internet gelangen kann, alsBegleiter auf Exkursionen viele Bestim-mungsbücher ergänzen oder gar ersetzen.Die vielfältigen multimedialen Vorzüge eines solchen Systems liegen auf der Hand.Man würde immer das richtige Bestim-mungsbuch dabei haben, könnte auf deut-lich mehr Informationen zugreifen, hättestatt in der Regel ein Foto pro Art, vielevergleichende Fotos zur Verfügung, könnte sich aktuelle Verbreitungskartenansehen und Sounddateien anhören.Solche und ähnliche Perspektiven bedür-fen jedoch professioneller Partner, dennauf der bisherigen ehrenamtlichen Basissind diese Entwicklungsmöglichkeitenaufgrund der verfügbaren Personal- undFinanzressourcen eher begrenzt.Wer an dem Internetportal mitarbeitenmöchte ist eingeladen, sich mit dem Autordieses Beitrages in Verbindung zu setzen.

Der Weberknecht (Dicranopalpus ramosus) – eine neue Weberknechtart erobert nunauch NRW Foto: A. Steiner

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Siebengebirge

beachtlichen Potenziale für den Prozess-schutz eines Nationalparks Siebengebirge.Schon jetzt seien 50 Prozent der National-parkfläche für den Prozessschutz geeignet.Mit einer derzeitigen Fläche von 4.771Hektar gehöre der Nationalpark Sieben-gebirge zu den kleineren Nationalparken in Deutschland. 2.440 Hektar wiesen einenso naturnahen Erhaltungszustand auf, dassauf diesen Flächen naturschutzfachlich sofort die Bewirtschaftung eingestellt werden könne.Bundesweit neu und einzigartig sei auchdie Form einer bürgerlichen Trägerschaftdes Nationalparks durch einen kommuna-len Zweckverband mit einer öffentlichrechtlichen Anstalt als Nationalparkver-waltung. Schink wörtlich: „Obwohl dasLand die eigentliche Finanzierung für denneuen Nationalpark zu übernehmen bereitist, hat das Land im Bürgernationalpark

nur eine Stimme wie alle anderen Partnerauch.“ Die Rahmenvereinbarung gewähreallen Partnern die Sicherheit, dass der jetzt gefundene Konsens auch weiter trage.Veränderungen seien nur mit Zustimmungaller Partner möglich.Das Land erwarte von den Gebietskörper-schaften nicht, dass sie jetzt bereits ihreMeinungsbildung zur Errichtung eines Bür-gernationalparks Siebengebirge abschließen.Erwartet werde allerdings bis möglichstOstern das Signal durch entsprechende Beschlüsse in den Parlamenten, ob die vor-gelegten Entwürfe von Rahmenverein-barung, Nationalparkverordnung und Jagd-verordnung eine solide Grundlage dafürbilden, in das förmliche Verfahren zur Er-richtung des Bürgernationalparks einzu-treten. Dazu gehöre auch eine Anhörung zudem Vorschlag des VVS für ein Verkehrs-lenkungs- und Erholungsnutzungskonzept

Mehr als 450 Teilnehmerinnen undTeilnehmer zählte die öffentlicheInformationsveranstaltung Bürger-

nationalpark Siebengebirge, die die Natur-und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA)am 7. Februar 2008 in Bad Honnef durch-führte. Vorgestellt wurden der aktuelleStand des Dialogprozesses sowie die Be-ratungsergebnisse der einzelnen Arbeits-kreise, die bereits im Zuge der Auftaktver-anstaltung zum Nationalpark Sieben-gebirge im Juni 2007 gegründet wordenwaren. Die Arbeitskreise, die sich mit denThemen Ökologie, Tourismus/Sport/Erho-lung, Infrastruktur, Nutzungen und Ideenzu einer künftigen Trägerschaft des Bür-gernationalparks befasst hatten, legten aufder Informationsveranstaltung nun Ent-würfe für eine Rahmenvereinbarung, eineNationalparkverordnung, eine Jagdver-ordnung sowie den Entwurf eines erstenWegekonzeptes vor.Die öffentliche Informationsveranstaltungbildete auch den Auftakt für die Beratun-gen in den Ausschüssen und Räten derStädte Bad Honnef, Bonn und Königs-winter sowie in den Gremien des Rhein-Sieg-Kreises über die Frage, ob in das for-male Ausweisungsverfahren eingestiegenwerden soll.NRW-Umweltstaatssekretär Dr. AlexanderSchink, Landrat Frithjof Kühn, Rhein-Sieg-Kreis, Bürgermeisterin Wally Feiden,Bad Honnef, Bürgermeister Peter Wirtz,Königswinter, der Bonner StadtdirektorDr. Volker Kregel, Herbert Krämer, Vorsit-zender des Verschönerungsvereins für dasSiebengebirge (VVS), der Präsident desLandesamtes für Natur, Umwelt und Ver-braucherschutz (LANUV) Dr. HeinrichBottermann sowie LANUV-VizepräsidentDr. Martin Woike und Klaus Stockhausen,Forstbetriebsgemeinschaft Siebengebirge,standen als Referenten und Diskussions-partner zur Verfügung.Schink stellte die geplante Rahmenverein-barung und die Nationalparkverordnungvor. Er machte deutlich, dass das Land vollund ganz hinter dem Projekt stehe. DieLandesregierung wolle drei Millionen Eurojährlich für die Nationalparkverwaltungzur Verfügung stellen. Er verwies auf dieim Vergleich zu anderen Nationalparken

Bernd Stracke

Bürgernationalpark ist Entwicklungs-chance für das SiebengebirgeÖffentliche Informationsveranstaltung der NUA zum Nationalpark Siebengebirge

Mehr als 450 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zählte die öffentliche Informationsver-anstaltung zum Bürgernationalpark Siebengebirge, die die NUA am 7. Februar 2008 inBad Honnef ausrichtete. Foto: M. Wengelinski

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Siebengebirge(Wegeplan) als zentralen Bestandteil einesspäter zu verabschiedenden Nationalpark-plans. Das Beteiligungsverfahren werdedurch die Bezirksregierung Köln durch-geführt. Gelegenheit zur Stellungnahmeerhielten Träger öffentlicher Belange, diekommunalen Gebietskörperschaften, dieVerbände des Naturschutzes und andererNutzergruppen sowie jeder einzelne Eigen-tümer von Flächen im Nationalpark.„Eine sorgfältige Auswertung dieser An-hörung bis zum Frühjahr 2009 wird danndie Entscheidungsgrundlage dafür sein, obdas Land in Gemeinschaft mit der kommu-nalen Familie und den Eigentümern denBürgernationalpark nach entsprechenderAbstimmung mit der Bundesregierung undmit Genehmigung des zuständigen Land-tagsausschusses mit Beginn des Jahres2010 errichten kann.“ so Dr. Schink. Er hobhervor, keinesfalls wolle das Land gegenden Willen der Städte einen Nationalparkverwirklichen: „Dann ziehen wir uns ausdiesem Vorhaben zurück.“Landrat Frithjof Kühn erklärte, der National-park Siebengebirge sei eine Chance für dieRegion, die man nicht verstreichen lassensolle. „Er ist ein Angebot an unsere Bürgerzum Mitmachen, eine Aufforderung, sichaktiv am Gestaltungsprozess zu beteiligen.“Kühn stellte in Aussicht, gemeinsam mitdem VVS bis zum Jahre 2012 eine Stif-tung „Bürgernationalpark Siebengebirge“gründen zu wollen. Der Rhein-Sieg-Kreis werde dafür in den nächsten Jahren bis zuvier Millionen Euro zur Verfügung zu stellen.Der Bürgernationalpark Siebengebirgewerde als Zweckverband in Trägerschaftaller Eigentümer und der beteiligten Ge-bietskörperschaften errichtet. Die Zweck-verbandsversammlung sei sozusagen das„Nationalparkparlament“. Der VVS alsRepräsentant bürgerschaftlichen Engage-ments und die Forstbetriebsgemeinschaft(FBG) als Organisation der privaten Wald-eigentümer seien neben dem Land und den Kommunen gleichberechtigte Mit-glieder in diesem „Nationalparkparlament“.Hinzu komme noch ein Vertreter der Jagd-genossenschaften mit beratender Stimme.Bad Honnefs Bürgermeisterin Wally Feidenerklärte, die Ausweisung eines National-parks habe neben den Alleinstellungs-merkmalen aus geologischer und ökolo-gischer Sicht erhebliche Bedeutung für das Siebengebirge und dessen Städte. Sieerwarte eine nachhaltige Aufwertung derStandorte aus städtebaulicher, kulturhisto-rischer, touristischer, wirtschaftlicher undnaturschutzfachlicher Sicht. Eine Auswei-tung nach Süden könnte diesen positivenAspekt noch deutlich unterstützen.Nachdem nun in fünf Arbeitsgruppen dieProbleme bei der Umsetzung des National-parkgedankens berücksichtigt und Vor-schläge zu ihrer Lösung formuliert wordenseien, werden sich die Gremien des Rats

der Stadt Bad Honnef damitbefassen und entscheiden, obdie Arbeitsergebnisse weiterverfolgt werden sollen unddie Nationalparkidee in dieUmsetzung gehen soll. ImVerlauf dieses Prozesseswerde es auch eine breiteBürgerbeteiligung geben.Bürgermeister Peter Wirtzaus Königswinter steht einemNationalpark Siebengebirgezwar positiv gegenüber, zeigtesich allerdings dem vonStaatssekretär Dr. AlexanderSchink aufgezeigten Zeit-plan gegenüber skeptisch:„Für mich beginnt jetzt erst die Diskussion mit dem Bürger. Bei uns wird Sorg-falt vor Schnelligkeit gehen.Ich glaube nicht, dass wir die Zeitschiene so einhaltenkönnen.“Der Bonner Stadtdirektor Dr.Volker Kregel machte deut-lich, dass er einen National-park Siebengebirge nach wievor als eine Chance für Natur, Menschen und Regionansehe. Die Stadt Bonn unterstütze die Aufwertungdes Siebengebirges in ökologischer Hin-sicht und als Erholungs- und Kulturland-schaft. Es müssten Maßnahmen ergriffenwerden, die eine Verschlechterung desFFH-Gebietes vermeiden und die hohenAnsprüche an eine schützenswerte Kultur-landschaft im Ballungsraum erfüllen wür-den, der Nationalpark sei dazu ein geeig-netes Instrumentarium. Er führte aus: „DieDiskussion der vergangenen Monate hatdie Region zusammengebracht, auf fach-lich hohem Niveau Lösungen gesucht undzeugt auch vom großen Engagement derBonner für das Siebengebirge. Ziel ist einBürgernationalpark. Daher müssen wir dieMenschen auf dem Weg mitnehmen unduns hierfür Zeit lassen.“VVS-Vorsitzender Herbert Krämer stellteden Teilnehmerinnen und Teilnehmern denersten Entwurf eines neuen Wegeplans vor.Danach sollen den Siebengebirgsnutzernrund 200 Kilometer Wanderweg zur Ver-fügung stehen. Krämer warb noch einmalfür die Idee eines Bürgernationalparks Siebengebirge: „Der neue Bürgernational-park ist eine Entwicklungschance für dasSiebengebirge und zugleich für die Fort-setzung von 150 Jahren bürgerschaftlichenEngagements des VVS“. Die materiellenRegelungen in der Rahmenvereinbarungerlaubten dem VVS, sich mit seinen immerhin 840 Hektar Grundbesitz in den Bürgernationalpark einzubringen. Miteinem Entwurf für ein neues Wegekonzeptals Bestandteil eines den gesamten Natur-park betrachtenden Erholungslenkungs-konzeptes sei es dem VVS gelungen, nach

intensiven Gesprächen mit allen Nutzer-gruppen und in Würdigung der natur-schutzfachlichen Vorschläge der Biologi-schen Stationen der Region einen erstenVorschlag vorzulegen, der einen gerechtenAusgleich der unterschiedlichen Interes-sen ermöglicht. „Ich begrüße es daheraußerordentlich, dass unabhängig von dem formalen Beteiligungsverfahren zurNationalparkverordnung die Bezirksregie-rung Köln vom Land beauftragt wird, auchden Entwurf des Wegeplans in die An-hörung bringt und es damit Gelegenheitzur Stellungnahme für Jedermann gebenwird. Die Festlegung in der Nationalpark-verordnung, dass bis zur Aufstellung desNationalparkplans, der zudem die Zu-stimmung aller Mitglieder des Zweck-verbandes finden muss, alle bestehendenWege Bestandsschutz haben, nimmt allenBeteiligten die Sorge, ihre Anregungenund Bedenken nicht sachgerecht in denMeinungsbildungsprozess einbringen zukönnen.

Anschrift des Verfassers:Bernd StrackeNatur- und Umweltschutz-AkademieNRW (NUA)Siemensstr. 545659 RecklinghausenE-Mail: [email protected]

Banner für die Informationsveranstaltung zum Bürger-nationalpark Siebengebirge. Foto: M. Wengelinski

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Erfassung und Bewertung von ArtenEmpfehlungen für die Erfassung undBewertung von Arten als Basis für dasMonitoring nach Artikel 11 und 17 derFFH-Richtlinie in Deutschland, Berichtedes Landesamtes für UmweltschutzSachsen-Anhalt, Sonderheft 2, 370 Seiten, kostenlos, ISSN 1619-4071Ziel der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie istes, „zur Sicherung der Artenvielfalt durchdie Erhaltung der natürlichen Lebens-räume sowie der wild lebenden Tiere undPflanzen (…) beizutragen“. Die LANA(Länderarbeitsgemeinschaft „Naturschutz“der Ministerien) beschloss auf ihrer 81.Sitzung im September 2001 in Pinneberg,„Mindestanforderungen für die Erfassungund Bewertung von Lebensräumen undArten sowie deren Überwachung“ zu er-arbeiten. Ziel dieser Arbeiten war insbe-sondere, Grundlagen für das Monitoringnach § 11 bereitzustellen. Mit dem nunvorliegenden Sonderheft 2, Berichte desLandesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, liegen diese Empfehlungen nun-mehr vor.Credo: Gemäß Zuständigkeit in SachenNaturschutz müssen sich die Bundesländernicht „sklavisch“ nach diesen Empfehlun-gen richten, es macht aber Sinn, sich mög-lichst nah an ihnen zu orientieren.Für insgesamt 242 Arten werden Empfeh-lungen vorgelegt. Die vorliegenden Be-wertungsschemata stellen Kompromissedar, die durch intensive Diskussionsrundenvon Ländervertretern und Artengruppen-spezialisten in den letzten Jahren erreichtwurden. Das für einige Arten noch Grund-lagendaten fehlen, vielfach weiterer For-schungsbedarf im Rahmen der Diskussio-nen nachgewiesen wurde, ist nicht über-raschend. Überraschend ist jedoch, dass

für die überwiegende Mehrzahl der FFH-Arten tatsächlich praktikable Lösungenvorgelegt werden konnten. Aus fachlicherSicht war das bereits im Sommer 2004 derFall. Die anschließende politische Diskus-sion brauchte noch einmal fast zwei Jahre – sie wurde mit der Amtschefkonfe-renz der zuständigen Ministerien im Mai2006 und anschließender redaktionellerÜberarbeitung des Gesamttextes 2006 ab-geschlossen. Die Arbeit kann daher als guterund tragfähiger Kompromiss zwischen finanzierbarer Maßnahmen einerseits sowiewissenschaftlich vertretbaren und im Ge-lände auch praktikablen Methoden anderer-seits angesehen werden. P. Schütz

Nationale Strategie zurBiologischen VielfaltBundesministerium für Umwelt, Natur-schutz und Reaktorsicherheit (2007):Nationale Strategie zur BiologischenVielfalt – vom Bundeskabinett am 7. No-vember 2007 beschlossen. Reihe Umwelt-politik, Berlin 178 Seiten, Download mög-lich unter: www.bmu.de/naturschutz_biologische_vielfalt/downloads/doc/40333.phpMit der nun vorgelegten umfassenden„Nationalen Strategie zur BiologischenVielfalt“ erfüllt Deutschland Artikel 6 derCBD (Übereinkommen über die Biologi-sche Vielfalt). Dieser Artikel sieht vor, dass„jede Vertragspartei“ nationale Strategien,Pläne oder Programme zur Erhaltung undnachhaltigen Nutzung der BiologischenVielfalt entwickeln oder zu diesem Zweckihre bestehenden Strategien, Pläne undProgramme anpassen soll. Das vorliegendeWerk legt die Umsetzung des Überein-kommens auf nationaler Ebene und auchauf der weltweiten Ebene dar, d.h. auch die internationalen Bezüge werden be-nannt. Ziel der Strategie ist es, alle gesell-schaftlichen Kräfte zu mobilisieren und zubündeln, so dass sich die Gefährdung derBiologischen Vielfalt in Deutschland deut-lich verringert. Kernziel ist es, dass dieVielfalt einschließlich ihrer regional-typi-schen Besonderheiten in Deutschland wie-der zunimmt. Ein weiteres Ziel ist es folge-richtig, dass Deutschland seiner Verant-wortung für die weltweite nachhaltige Ent-wicklung verstärkt nachkommen wird. DieStrategie formuliert daher eine konkreteVision für die Zukunft und benennt dazualle biodiversitäts-relevanten Themen. Dieentsprechenden Handlungsziele reichen biszum Jahre 2050. Themen wie „Innovationund Beschäftigung“, „Armutsbekämpfungund Gerechtigkeit“, „Berichterstattung, Indikatoren und Monitoring“ liegen nah,dass die nationale Strategie zur Biologi-schen Vielfalt in Deutschland kein sektoralkommunizierbares Thema ist, sondern einQuerschnittsthema, das auf die nächsten

Jahre hin fast alle gesellschaftspolitisch relevanten Bereiche durchdringen wird.Besonders dankbar für den Leser ist da-neben der Anhang ab Seite 140, denn hierwerden Bezüge der verschiedenen Kapitelzu den Beschlüssen der bisherigen Ver-tragsstaaten-Konferenzen, Strategien undAktionsplänen der EU-Biodiversitäts-politik, der einschlägigen deutschen Sek-torstrategien sowie der großen Nutzungs-bereiche Landwirtschaft, Bodennutzung,Rohstoffabbau und Energiegewinnung,Flächeninanspruchnahme, Besiedlung undVerkehr, naturnahe Erholungsmöglich-keiten und Tourismus etc. gezogen. DasBuch schließt ab mit einem umfangreichenGlossar und einem Abkürzungsverzeich-nis, dass es auch dem Anfänger ermöglichtden einschlägigen Text, der streckenweisean den „Eu-Jargon“ erinnern muss zugäng-lich wird und als fachliche Lektüre interes-sant und spannend bleibt. Unabhängigvom eigenen (Umwelt-)politischen Stand-punkt ist das Werk eine Pflichtlektüre fürall diejenigen, die sich zukünftig nicht nurauf der internationalen und nationalenEbene, sondern vor allem auch auf der lokalen Ebene vor Ort in Sachen Biolo-gischer Vielfalt engagieren wollen.

P. Schütz

Was ist Biodiversität?Bruno Streit (2007): Was ist Biodiver-sität? – Erforschung, Schutz und WertBiologischer Vielfalt. Verlag C. H. Beck,125 Seiten, ISBN 978-3-406-53617-5,Preis: 7,90 EURO.Was bedeutet Biodiversität und warum istsie so wichtig für den Menschen? Wie kön-nen wir sie schützen? Anhand aktuellerZahlen und neuester Erkenntnisse erläutert

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Page 56: Natur in NRW Nr. 1/2008 · „Countdown 2010 – Save Biodiversity“ 14. Natur in NRW 1/08 3 Biologische Vielfalt in NRW Vom 19. bis 30. Mai 2008 ist Bonn Schau-platz der 9. UN-Naturschutzkonferenz.

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das Buch die Biologische Vielfalt. Es informiert über den Stand der wissen-schaftlichen Forschungen, erläutert Ab-kommen und Maßnahmen für eine nach-haltige Biodiversitätsstrategie und formu-liert Chancen, Probleme und vor allen Dingen die vor uns liegenden Aufgaben.Bruno Streit erläutert das Wesen der Biologischen Vielfalt aus der Sicht einesUniversitätsprofessors am Institut für Öko-logie, Evolution und Diversität der Uni-versität Frankfurt am Main. Aus der histo-rischen Entwicklung des Schicksals ver-schiedener Großtierarten in Mitteleuropa,wird der Bogen gespannt zu aktuellen Fra-gen der Vielfalt und dass macht das Buchvor allen Dingen für naturwissenschaftlichorientierte Leser so wertvoll, die immerwieder in den gesellschaftswissenschaftli-chen Bereich hinein reflektieren „GlobaleMigrationen“ und „Kulturell bedingte Bio-logische Vielfalt“ sind nur einige Beispielefür dieses aktuelle Thema. Diversität derKulturpflanzen, der Nutztiere und das brisante Thema gentechnisch veränderterOrganismen leiten dann über zu den Maß-nahmeempfehlungen, die sich zum Groß-teil aber nicht nur unter dem Slogan „Poli-tik von kommunal bis global“ an politischeEntscheidungsträger richten. P. Schütz

Lage der BiologischenVielfaltSekretariat des Übereinkommens überdie Biologische Vielfalt Bonn – Bad Godesberg: Die Lage der BiologischenVielfalt. 2. Globaler Ausblick (Dt. Fas-sung der engl. Ausgabe “Global Bio-diversity Outlook 2”) Landwirtschafts-verlag 2007, BfN, Reihe Naturschutz und

Biologische Vielfalt, Bd. 44, 96 Seiten,ISBN 978-3-7843-3944-3, 10,– EURO.Der Global Biodiversity Outlook 2 enthälteine Einschätzung des gegenwärtigenStands und der Entwicklung der Biologi-schen Vielfalt sowie der wichtigsten Ur-sachen für deren Rückgang. Er ist ein über-zeugender Beleg für die Bedeutung derBiologischen Vielfalt für das menschlicheWohlergehen.Der Bericht beinhaltet einen knappenÜberblick über den Stand der Umsetzungdes Übereinkommens über die BiologischeVielfalt, über Fortschritte im Hinblick aufdas für das Jahr 2010 gesetzte Biodiver-sitätsziel und seinen Beitrag zur Erfüllungder Millennium-Entwicklungsziele. Nun,da das Jahr 2010 näher rückt, benennt derText entscheidende Maßnahmen auf indi-vidueller, institutioneller und systemischerEbene, die notwendig sind, um das 2010-Ziel zu erreichen.

MooseFrahm, J.-P. (2006): Moose. Eine Ein-führung. 237 Seiten, 266 Abbildungen.Weissdorn-Verlag Jena; ISBN 3-936055-53-X, Preis: 17,90 EURO.Die Kapitel sind übersichtlich geordnetnach auch für den Moos-Laien spannendenThemen. Zunächst wird beschrieben, wasMoose überhaupt sind und wie sie sich vonanderen Pflanzen unterscheiden. Die Groß-gruppen der Moose werden vorgestellt undetwas zur Geschichte der Moosforschungerzählt. Es folgen Kapitel über Arten-zahlen, Stammesgeschichte, „Ernährung“,Verbreitungs-Strategien, Nutzen, Überlebens-tricks und Standortvielfalt der Moose.Dann wird über Kuriosa berichtet, dieMoose in der Kunst werden beleuchtet undHerbarien vorgestellt. Am Ende folgen

noch Kapitel über „Geschützte Moose“und über Moosgärten.Die Mooskunde ist ein altes Fachgebiet,die Bestimmungsliteratur ist recht umfang-reich und aktuell wurde auch ein aktuellerVerbreitungsatlas der Moose Deutschlandsveröffentlicht (Meinunger / Schröder 2007).Eigenartigerweise gibt es aber nur wenigeLehrbücher, die sich mit der Biologie derMoose beschäftigen. Meist muss man aufenglischsprachige Werke zurückgreifen,neuerdings wird von der Amerikanerin Janice M. Glime ein englischsprachigesOnline-Lehrbuch der Bryologie erstellt,von dem der erste Teil schon im Internetverfügbar ist (www.bryoecol.mtu.edu). DieBehandlung der Moose in Universitäts-Lehrbüchern ist vom Umfang her sinkend.Sie beschränken sich oft nur auf die syste-matische Einordnung. Außer dem 1991 er-schienenen, ebenfalls von J. P. Frahm ver-fassten Lehrbuch „Biologie der Moose“,gibt es bislang keine deutschsprachigenLehrbücher über Moose. Zudem sind dieseFachbücher in der Regel sehr teuer.Aus dieser Sicht schließt dieses Taschen-buch im DIN A5-Format die oben aufge-führten Lücken: Zum einen ist es preis-wert, zum anderen gibt es einen allgemein-verständlichen aktuellen Einblick in dieBryologie und erlaubt, sich schon rechtweit in das Thema „Moose“ einzuarbeiten.Trotz der vielfältigen Informationen istdieses Buch – im Gegensatz zu anderenMoos-Fachbüchern – gut lesbar. Der Autorversteht es, auch komplizierte Vorgängeanschaulich zu erklären. Die Sprache istbewusst einfach gehalten, es werden mög-lichst wenige Fachausdrücke verwendetoder sie werden anschaulich erklärt. Durchdie reiche Bebilderung – auch ansprechen-de, bislang nicht veröffentlichte Fotos vonseltenen Arten (z.B. Ditrichum plumbicola)sind darunter – ist es schon ein Genuss, dasBuch einfach nur durchzublättern und dieAbbildungen und Fotos anzusehen. Einkleines Manko ist das fehlende Literatur-verzeichnis, der Autor vermeidet durch-gängig im gesamten Buch Literaturzitate.Aber als einführendes Lesebuch überMoose ist es sehr zu empfehlen. Auch Spezialisten finden noch reichlich Hinwei-se zum aktuellen Forschungsstand undwerden schmunzeln können über einige in-teressant erzählte Anekdoten zum Thema.

J. Hesse

NachwachsendeRohstoffeSymposium Energiepflanzen 2007. Ver-öffentlicht in: Schriftenreihe „Nach-wachsende Rohstoffe“. Band 31. VerlagTh. Mann GmbH & Co KG. Gelsen-kirchen 2007. 279 Seiten.Am 24. und 25. Oktober 2007 fand in Berlin das vom Bundesministerium für Er-

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Page 57: Natur in NRW Nr. 1/2008 · „Countdown 2010 – Save Biodiversity“ 14. Natur in NRW 1/08 3 Biologische Vielfalt in NRW Vom 19. bis 30. Mai 2008 ist Bonn Schau-platz der 9. UN-Naturschutzkonferenz.

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nährung, Landwirtschaft und Verbraucher-schutz (BMELV) durchgeführte „Sympo-sium Energiepflanzen 2007“ statt. Vertreteraus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft undNaturschutz diskutierten den aktuellenStand bei Anbau und Nutzung von Energie-pflanzen. Die Beiträge der Veranstaltungsind nun zeitnah in der Schriftenreihe„Nachwachsende Rohstoffe“ – Band 31 –erschienen.Der anthropogene Klimawandel und diedaraus resultierende Notwendigkeit derReduzierung der CO2-Emissionen sind inaller Munde. Die Nutzung nachwachsen-der Rohstoffe trägt nachweislich zur ver-minderten Nutzung endlicher, fossilerRohstoffe und damit zur Vermeidung vonCO2-Emissionen bei. Die energetischeNutzung von Biomasse birgt große Poten-ziale für die Wärme- und Stromerzeugungund für die Kraftstoffherstellung. In 2006deckte die Bioenergie in Deutschlandschon etwa 3,6 Prozent des Primärenergie-verbrauchs. Ihr Anteil wird noch steigen,denn die Bundesregierung hat den Ausbauder erneuerbaren Energien und der nach-wachsenden Rohstoffe in ihren Klima-schutzzielen festgeschrieben.Trotz dieser offensichtlich positiven Seitenwerden Energiepflanzen aus der Landwirt-schaft teilweise kontrovers diskutiert. DieSchlagworte sind Monokulturen, erhöhteDüngung, intensiverer Pflanzenschutz undNutzungskonkurrenz. Im Einzelfall wer-den die Energiepflanzen sogar für die steigenden Nahrungsmittelpreise verant-wortlich gemacht. Schwierig sind auch dieFolgen zu beurteilen, die aus dem Importnachwachsender Rohstoffe beziehungs-weise ihrer Produkte in den jeweiligen Erzeugerländern entstehen. Durch Rodungvon Urwaldflächen um anschließend aufden freiwerdenden Flächen Energiepflan-zen anzubauen, kann so die CO2-Bilanzsogar negativ ausfallen.In Berlin wurde Ende Oktober 2007 eineZwischenbilanz gezogen. Die Beiträge sindausgewogen zusammengestellt. Nach denallgemein einführenden Vorträgen sind siein fünf große Blöcke gegliedert: Anbaufor-schung, Züchtung / neue Kulturen, ökologi-sche Aspekte, landwirtschaftliche Energie-holzproduktion sowie Ernte, Logistik undÖkonomie. Das Fazit der Veranstaltunglautet: Eine nachhaltige Bioenergiepro-duktion mit Energiepflanzen ist möglich,Forschung und Entwicklung sind aber weiterhin für alle Sparten empfohlen. Einverantwortungsvoller Umgang mit den Energiepflanzen in der landwirtschaft-lichen Praxis sowie eine Entwicklung imEinklang mit Natur und Landschaft mussimmer Voraussetzung sein.Die Veröffentlichung kann zum Preis von35,– EURO beim Verlag bestellt werden.Die Fachagentur Nachwachsende Roh-stoffe e.V. (FNR) bietet auf ihren Seitenaber auch den kostenlosen Download an(www.fnr.de). C. Seidenstücker

Liebenswertes NRW„Liebenswertes NRW – Eine Spurenleseaus 20 Jahren Nordrhein-Westfalen-Stiftung“, Mercator Verlag in Duisburg,ISBN 3-87463-403-5, Nordrhein-West-falen-Stiftung. Verlag Fachtechnik plusMercator Verlag, Düsseldorf 2006, Preis22 EURO.Vielfalt in naturkundlicher, kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht ist eines der herausragenden Merkmale des LandesNordrhein-Westfalen. Das zum Ausdruckzu bringen ist Ziel dieses Bildbandes. Auf335 Seiten und mit über 400 Fotografienstellt das Buch durch eine Synthese vonNatur und Kultur die Vielfalt Nordrhein-Westfalens dar. Burgen, Schlösser, Land-schaften, Mühlen und Museen einerseits,Naturschutzgebiete wie die „Niederrhei-nischen Everglades“ (gemeint sind dieFleuthkuhlen bei Issum) zeichnen ein Bild,das insbesondere diejenigen überrascht,die aus ihrer Erinnerung an das Wirt-schaftswunder nach dem 2. WeltkriegNRW ausschließlich mit Kohle und Stahlin Verbindung bringen.Das Buch stellt rund 100 Beispiele des ehrenamtlichen Einsatzes in der Natur-,Kultur- und Heimatpflege vor und leistetdamit ein nicht zu unterschätzenden Bei-trag für die Dokumentation ehrenamtli-chen Engagements im 18 Millionen-Ein-wohner-Land Nordrhein-Westfalen. Somitavanciert dieses Buch zu einer Pflicht-lektüre für alle, die sich mit der GeschichteNordrhein-Westfalens auseinandersetzenwollen und die ein Gefühl dafür ent-wickeln wollen wie „der“ Nordrhein-West-fale „tickt“. Am Ende der Lektüre kannman sich des Eindrucks nicht erwehren,dass sich eine ganz wesentliche Säule des „Standortes“ Nordrhein-Westfalensaus den Komponenten Vielfalt, Lebens-qualität und bürgerschaftliches Engage-ment aufbaut. P. Schütz

Genressourcen in BauerngärtenVogl-Lukasser B. (2007): Übern Zaung’schaut, Osttiroler Bäuerinnen und ihre Gärten, Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien, ISBN 978-3-7022-2819-1, 24,90EURO.In den traditionellen Bauerngärten ist häu-fig noch ein wertvoller Schatz an unter-schiedlichen Sorten von Gemüse- undZierpflanzen, Heil- und Gewürzkräuter sowie Obstgehölzen zu finden, von denenviele bereits in ihrem Bestand gefährdetsind. Viele Kulturpflanzensorten stellen eine unersetzbare Genressource dar, dieunbedingt bewahrt werden muss. Das istallerdings nur möglich, wenn auch weiter-hin ein Interesse an diesen alten Kultur-pflanzensorten besteht und die Kultivie-rung in den Gärten fortgeführt wird.Das vorliegende Buch gibt die Gelegen-heit, gemeinsam mit einer Wissenschaft-lerin über den Zaun in die traditionellenGärten Osttiroler Bäuerinnen zu schauen.Da die Bäuerinnen selbst mit ihrem tradi-tionellen Wissen und ihren Erfahrungen zuWort kommen, ist das Buch ein authenti-sches Zeugnis bäuerlicher Gartenkultur.Das Buch ist mit ausgewählt informativenwie auch schönen Fotos reich bebildert.Der Leser erfährt viel über lebendige Tra-ditionen bei der Nutzung, Gestaltung undBewirtschaftung von Gärten, so dass deut-lich wird, welch wichtigen Beitrag dieBäuerinnen zur Bewahrung der biolo-gischen Vielfalt bei Kulturpflanzensortenleisten. Da auch die wissenschaftlichenForschungsergebnisse in das Buch einge-flossen sind, ist das Buch lesenswert für alldiejenigen, die sich für bäuerliche Garten-kultur interessieren und ein Interesse daranhaben, die Biologische Vielfalt alter Kul-turpflanzen als Genressource zu erhalten.

G. Hein

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Page 58: Natur in NRW Nr. 1/2008 · „Countdown 2010 – Save Biodiversity“ 14. Natur in NRW 1/08 3 Biologische Vielfalt in NRW Vom 19. bis 30. Mai 2008 ist Bonn Schau-platz der 9. UN-Naturschutzkonferenz.

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Biologische VielfaltMit anschaulichen Grafiken, im Unterrichteinsetzbaren Fragebögen und kurzen präg-nanten Texten wird das kleine EinmaleinsBiologischer Vielfalt erläutert. Arbeits-bögen unter dem Motto „Kompetenzcheckzum Themenkomplex Biodiversität“ undHandreichungen für Lehrkräfte ermög-lichen es, relativ schnell und effizient zumThema Biologische Vielfalt eine Unter-richtsreihe zu planen und zu entwickeln.Zu Begriffen wie „Biosphärenreservat“oder „Nationalpark“ gibt es unter demMotto „Ein Platz für Mensch und Natur“eine Fülle anschaulich aufbereiteter Infor-

mationen. Ein weiterer interessanter An-satz für projektbezogenen Unterricht istein Drehbuchentwurf für einen „Kurzfilmüber Artenvielfalt“. Das Material schließtab mit einer umfassenden „Handreichungfür Lehrkräfte“.Wie ein roter Faden zieht sich ein moder-ner, ganzheitlicher Ansatz des Naturschutz-begriffes durch und macht das Material fürden modernen NW-Unterricht (Naturwis-senschaften) oder gleichermaßen auch fürdie klassisch getrennten Fächer Biologie,Chemie, Physik, Mathematik) sehr hilf-reich.Die Unterrichtsmaterialien: „BiologischeVielfalt – Materialien für Bildung und Information“ werden seit Mai 2007 vomBundesministerium für Umwelt, Natur-schutz und Reaktorsicherheit (BMU) herausgegeben und sind auch dort zu beziehen:Bundesministerium für Umwelt, Natur-schutz und Reaktorsicherheit (BMU), Referat Öffentlichkeitsarbeit – 11055 Ber-lin, E-Mail: [email protected], Internet:www.bmu.de.

1.300 Expeditionen„Expeditionen“ in Natur und Landschaftmüssen nicht immer in weit entfernten Regionen stattfinden. Auch in der eigenenRegion gibt es für jung und alt spannendeErlebnisse. Dafür steht der nunmehr seit 16Jahren vom Deutsch-Belgischen Naturparkherausgegebene Veranstaltungskalender fürdie Eifel.In diesem Jahr hat der Naturpark diesengrenzüberschreitenden Veranstaltungska-lender zu Natur und Landschaft in der Eifel noch einmal erweitert: Unter demneuen Titel „Eifel-Expeditionen 2008“werden über 1.300 Termine von 12 Veran-staltungspartnern aus Deutschland undBelgien gebündelt. Das breite Angebotreicht von den beliebten Narzissen-Wan-derungen im Frühjahr über die zahlreichenRanger-Touren im Nationalpark Eifel biszu umweltpädagogischen Fortbildungenim Naturparkzentrum Botrange im belgi-schen Hohen Venn.Mit diesem Umfang und dieser Vielfalt anThemen und Terminen ist „Eifel-Expedi-tionen 2008“ ein deutschlandweit einmali-ges Angebot an betreuten Wanderungen,Exkursionen und Naturführungen und trägtdamit zur Etablierung der Naturerlebnis-region Eifel bei.Der Veranstaltungskalender „Eifel-Expe-ditionen 2008“ im Deutsch-BelgischenNaturpark ist erhältlich in den Tourist-Informationen und Naturzentren in der Eifel, sowie beim Naturpark. Die Veran-staltungstermine sind auch im Internet ab-rufbar unter www.naturpark-eifel.de.

UmweltindikatorenDeutschland onlineWussten Sie, dass die Apfelblüte inDeutschland wegen des Klimawandels proJahrzehnt um fünf Tage eher einsetzt?Oder dass der Primärenergieverbrauch imJahr 2005 so hoch war, dass ein mit Kohlebeladener Zug 400.000 Kilometer langsein müsste, um diesen Energiebedarf zudecken? Eine Strecke, die fast zehn Malum die Erde reicht. Diese und viele andereInformationen finden sich im aktualisier-ten Umweltkernindikatorensystem des Um-weltbundesamtes (UBA). Das Internet-Angebot enthält eine Liste mit 50 Umwelt-indikatoren – etwa zu den Themen „Klima-änderungen“ sowie „Umwelt und Gesund-heit“. Diese Indikatoren liefern einenschnellen und aktuellen Überblick über die Umweltsituation in Deutschland. Siezeigen, wo Umweltpolitik erfolgreich istund wo noch mehr zu tun ist.Die „Umweltindikatoren Deutschland“bilden ein vernetztes System kurzgefassterUmweltinformationen in den vier Themen-bereichen des 6. Umweltaktionsprogrammsder EU: Klimaschutz, Biologische Vielfalt,Gesundheit und Ressourcenschonung. DieUmweltsituation in Deutschland lässt sichso mit der in anderen EU-Staaten ver-gleichen.Umweltindikatoren beschreiben den Zu-stand der Umwelt, positive wie negativeTrends und zeigen die Entwicklung beimErreichen der Umweltschutzziele auf, diesich die Bundesregierung setzte. OhneUmweltindikatoren gäbe es keine Erfolgs-kontrolle der Umweltpolitik.Mit Hilfe des Indikatoren-Systems lassensich auch so genannte Ursache-Wirkungs-beziehungen nachvollziehen. Einige Indi-katoren machen beispielsweise Klimaän-derungen sichtbar.Das Umweltbundesamt veröffentlicht dieaktuellen „Umweltindikatoren Deutsch-land“ zusammen mit anderen Behörden –etwa den Bundesämtern für Naturschutzsowie Strahlenschutz, dem StatistischenBundesamt und dem Deutschen Wetter-dienst – als Teil des UBA-Internetange-botes „Umwelt Deutschland“.Interessierte finden im aktualisierten On-line-Angebot auch Antworten auf Fragen,die über die Kernaussagen hinaus gehen –so zum Beispiel Möglichkeiten zum nach-haltigen Umgang mit unseren Ressour-cen – etwa Energie oder Fläche – sowie zurMinderung der Schadstoffbelastung derLuft und des Grundwassers.Die Umweltindikatoren Deutschland, mitHintergrundinformationen zu Datenquellen,Rechtsgrundlagen, Umweltzielen sowie wei-terführender Literatur sind im Internet unterwww.env-it.de/umweltdaten zu finden.Unter www.umweltbundesamt.de („UmweltDeutschland“) kann das dazugehörige Falt-blatt bestellt oder heruntergeladen werden.

InformationsangeboteLändlicher RaumDas nordrhein-westfälische Landwirt-schaftsministerium hat eine kostenloseBroschüre zum NRW-Programm „Länd-licher Raum“ herausgegeben. Das Pro-gramm ist das Kernstück der Förderpolitikfür die Land- und Forstwirtschaft sowie fürden ländlichen Raum insgesamt und um-fasst alle wesentlichen Förderaktivitätendes Landes in diesen Bereichen. Die neueBroschüre ermöglicht einen raschenÜberblick über die Möglichkeiten undMaßnahmen des Programms.Die neue Broschüre kann direkt beim Ministerium bestellt werden unter: Tel.0211/45 66 666, E-Mail: [email protected] oder im Internet unterwww.munlv.nrw.de. Sie wird in Kürzeaber auch bei den Beratungsstellen derLandwirtschaftskammer, den Forstämternsowie bei den Bezirksregierungen und demLandesamt für Natur, Umwelt und Ver-braucherschutz erhältlich sein.

(MUNLV)

Page 59: Natur in NRW Nr. 1/2008 · „Countdown 2010 – Save Biodiversity“ 14. Natur in NRW 1/08 3 Biologische Vielfalt in NRW Vom 19. bis 30. Mai 2008 ist Bonn Schau-platz der 9. UN-Naturschutzkonferenz.

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Inhaltsverzeichnis 2007

RUDOLPH, I.:LIFE-Natur in Nordrhein-Westfalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3/16

KÖNIG, H., SANTORA, G.:Landesweites Brutvogelmonitoring . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3/21

LOSKE, K.-H.:Erfassung des Steinkauzes (Athene noctua) in Krefeld . . . . 3/27

FRESE, H., SCHÜTZ, P.:Das Siebengebirge – eine ganz besondere Region in NRW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3/34

ARBEITSKREIS WALDBAU UND NATURSCHUTZ NRW:Zukunft der Buchenwälder in Nordrhein-Westfalen . . . . . . . 3/37

WESSELS, W.:Umweltindikatoren aus dem Arbeitsbereich der LÖBF . . . . 3/41

MÜLLER, A., OSTENRATH, K., HORSTMEIER, H.:JUMP4Schools . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3/45

MICHELS, C.:Einbürgerung der Beifuß-Ambrosie in NRW verhindern . . . 3/50

LEDER, B.:Empfehlungen zur Wiederbewaldung der Orkanflächen in NRW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4/18

PETRAK, M.:Ein Jahr nach Kyrill – wie geht es weiter . . . . . . . . . . . . . . . 4/23

ROSENKRANZ, F.:Neue Aussichten auf neuen Wegen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4/26

SCHULTE, U., RICHTER, J.:Naturwaldzellen halten Kyrill stand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4/30

RICHTER, J.:Totholz in Buchen-Naturwaldzellen in Nordrhein-Westfalen . . 4/32

FALKENRIED, L.:„Kyrill“ und die Waldzustandserhebung in Nordrhein-Westfalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4/35

FALKENRIED, L.:Waldzustandserhebung 2007 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4/38

GÖCKING, C., MEIER, E., STEVEN, M., ZIMMERMANN, T.:Ein König sucht sein Reich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4/41

GEIGER, A., KIEL, E.-F., WOIKE, M.:Künstliche Lichtquellen – Naturschutzfachliche Empfehlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4/46

STRACKE, B.:Landwirtschaft und Klimawandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4/49

Natur in NRW*

32. Jahrgang Natur in NRW 2007

Jahresinhaltsverzeichnis 2007

NEISS, T.:Demokratie und Naturschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/16

SCHUMACHER, W.:Bilanz – 20 Jahre Vertragsnaturschutz . . . . . . . . . . . . . . . . 1/21

MICHELS, C.:Landesweite Erfolgskontrollen des Vertragsnaturschutzes . . 1/29

LEDER, B., SPELSBERG, G.:Die Waldkiefer in NRW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/36

PETRAK, M.:Vom Truppenübungsplatz Vogelsang zum Nationalpark Eifel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/41

SCHEIBLE, A.:Schwarzpappeln am Rhein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/46

HOFFMANN, H.-J.:Zum Auftreten der neozoischen Platanengitterwanze in NRW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/48

STRACKE, B.:Abgrabungsindustrie und Naturschutz im Gespräch . . . . . 1/51

KIEL, E.-F.:Erhaltungszustand der FFH-Arten in Nordrhein-Westfalen . . 2/12

GÖCKING, C., MENKE, N., KIEL, E.-F., HÜBNER, T.:Die Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale, CHARPENTIER 1840) . . . . . . . . . . . . . 2/18

KREUELS, M., KIEL, E.-F.:Die Flussufer-Wolfspinne in Nordrhein-Westfalen . . . . . . . . 2/24

ARBEITSKREIS WALDBAU UND NATURSCHUTZ NRW:Gesetzliche Regelungen zur Verkehrssicherungspflicht im Wald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/28

FRESE, H.:Einführung: Waldbauern und Wanderwelt . . . . . . . . . . . . . . 2/31

WESSELS, W., STAHL, E., ASCHE, N.:Gehören Holzaschen in den Wald? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/35

MOOIJ, J. H.:„GOOSE 2007“ in Xanten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/40

HAHN, V.:Neubegründung von Bergheideflächen auf dem Kahlen Asten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/42

Heft/Seite Heft/Seite

* Ausgabe 1 erschien unter dem Namen Naturschutz-Mitteilungen

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kooperiert mit nationalen und internationalenwissenschaftlichen Institutionen,

betreibt Marktförderung durch gezielte Förderungbestimmter Produktformen und Produktionsweisen,

ist zuständig für den Vollzug bei Veterinär-angelegenheiten und Lebensmittelsicherheit.

Es erfasst Grundlagendaten für den Biotop- undArtenschutz sowie die Landschaftsplanung und istdas Kompetenzzentrum des Landes für den GrünenUmweltschutz.

Es entwickelt landesweite und regionale Leit-bilder und Fachkonzepte,

überprüft die Effizienz von Förderprogrammenund der Naturschutz- und Landschaftspflegemaß-nahmen.

Es veröffentlicht Ergebnisse in verschiedenenPublikationsreihen und gibt mit der ZeitschriftNatur in NRW Beiträge zu allen Themenbereichenrund um den Naturschutz heraus,

informiert die Öffentlichkeit durch umfang-reiche Umweltinformationssysteme:Internet: www.lanuv.nrw.de, Telefonischer Ansagedienst der aktuellen Luftqualitätswerte aus NRW Tel.: 02 01/19700,und das Bürgertelefon: 02 01/79 95-12 14.

Die NUA ist als Bildungseinrichtung im LANUVeingerichtet und arbeitet in einem Kooperations-modell eng mit den anerkannten Naturschutzver-bänden (BUND, LNU, NABU, SDW) zusammen,

veranstaltet Tagungen, Seminare, Lehrgängeund Kampagnen für unterschiedliche Zielgruppenmit dem Ziel der Zusammenführung von Interessen-gruppen und der nachhaltigen Entwicklung desLandes,

bildet fort durch Publikationen, Ausstellungenund verschiedene Informationsmaterialien. Lum-bricus – der Umweltbus – dient als rollendes Klassenzimmer und mobile Umweltstation.

Das LANUV NRW ist eine wissenschaftlicheLandesoberbehörde, die am 1. Januar 2007 aus denVorläuferinstitutionen Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten, Landesumweltamt und Landesamt für Ernährung und Jagd sowie den Dezernaten 50 der Bezirksregierungen ent-standen ist. Die Kompetenz und die langjährigenErfahrungen der Vorläufereinrichtungen in den Bereichen Natur, Umwelt und Verbraucherschutzbefinden sich nun unter einem Dach.

Es gliedert sich in acht Abteilungen:

x Zentrale Dienste

x Naturschutz und Landschaftspflege

x Umweltwirkungen, Umwelt- und Verbraucherschutzberichterstattung, Umweltbildung

x Luftqualität, Geräusche, Erschütterungen,Strahlenschutz

x Wasserwirtschaft, Gewässerschutz

x Zentrale Umweltanalytik

x Anlagentechnik, Kreislaufwirtschaft

x Verbraucherschutz, Tiergesundheit, Agrarmarkt

Es hat seinen Hauptsitz in Recklinghausen mitDienststellen in Essen und Düsseldorf und weiterenAußenstellen,

untersteht dem Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz(MUNLV) NRW,

beschäftigt ca. 1300 Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter mit speziellen Ausbildungen für die viel-fältigen Sachgebiete der einzelnen Abteilungen.

Es berät und unterstützt die Landesregierung unddie Vollzugsbehörden,

betreibt in NRW Überwachungsnetze in den Bereichen Boden, Luft, Wasser und Umweltradio-aktivität,

betreibt die Überwachung der in den Verkehr gebrachten Lebens- und Futtermittel,

erarbeitet Konzepte und technische Lösungenzur Umweltentlastung,

entwickelt und pflegt Umweltschutz-IT-Systeme,

Landesamt für Natur, Umweltund VerbraucherschutzNordrhein-Westfalen

Postfach 1010 5245610 RecklinghausenLeibnizstraße 1045659 RecklinghausenTel.: 0 23 61/3 05-0Fax: 0 23 61/3 05-3215Internet: www.lanuv.nrw.de

Nr. 1/200833. Jahrgang

Natur in NRW

K 2840 F