III. Baltische Germanistentage

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III. Baltische Germanistentage: Offenheit und Geschlossenheit in Sprache, Kultur und Wissenschaft Vilnius, 25.-27. Oktober 2018

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III. Baltische Germanistentage:Offenheit und Geschlossenheit in Sprache, Kultur und Wissenschaft

Vilnius, 25.-27. Oktober 2018

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III. Baltische Germanistentage:Offenheit und Geschlossenheit in Sprache, Kultur und Wissenschaft

Vilnius, 25.-27. Oktober 2018

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Programm

25. Oktober 2018, Donnerstag

bis 17:00 Uhr AnreiseHotel „Domus Maria“, Aušros vartų Str. 12

17:00-19:00 Uhr Akademisches Oktoberfest des DAAD (IC Riga, Vilnius)mit Erfahrungsberichten von Alumni des DAAD und weiterer Organisa-tionen an der Universität Vilnius und darüber hinaus. Grußworte von der Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland, Angelika Viets, dem Sprecher der litauischen Präsidentin Martynas Lukoševicius sowie Heiko Marten (IC-Lektorat Riga)

Kleine Aula, Universiteto Str. 3

19:00-20:00 Uhr Gespräche und AbendessenUniversitätscafe, Universiteto Str. 3

26. Oktober 2018, FreitagRaum Kristijonas Donelaitis, Philologische Fakultät der Universität Vilnius, Universiteto Str. 5

ab 8:30 Uhr BegrĂĽĂźung mit Kaffee

9:00-9:15 Uhr Eröffnung:Aleksej Burov (VU), Daumantas Katinas (VU), Alexander Mionskowski (DAAD);Grußworte von der stellvertretenden Dekanin der philologischen Fakultät der Universität Vilnius Dr. Diana Šileikaitė-Kaishauri sowie der Direktorin des Instituts für Sprachen und Kulturen im Ostseeraum Erika Sausverde

9:15-9:45 Uhr Die beteiligten Germanistiken stellen sich vor (im Rahmen der geplanten gemeinsamen Website auf den Seiten des IC-Lektorats des DAAD in Riga)

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10:00-10:30 Uhr Dr. Klaus Geyer (Odense): dafito: Deutsch als Fremdsprache in international tätigen Organisationen

10:30-11:00 Uhr Dr. Anta Kursiša (Helsinki): Germanistik und DaF – mit oder ohne Berücksichtigung der Mehrsprachig-keit?

11:00-11:30 Uhr Kaffeepause

Raum Kristijonas

Donelaitis:

Plenum

Raum 107:

Workshop 1Raum 108:

Workshop 2Raum K3:

Workshop 3

11:30-12:00 Uhr Õie Kirs (Tallinn):Offenheit üben: Den Blick aufs Eigene durch das Fremde schärfen

Prof. Evelyn Ziegler (Duisburg- Essen): Spurensuche: Das Deutsche in derLinguistic Land-scape von Vilnius

Dr. Anta Kursisa (Helsinki): Mehrsprachig-keit begreifen und mehrspra-chige Kompeten-zen entwickeln

Dr. EglÄ— KontutytÄ— (Vilnius): Kommunikation im Beruf: ein Unternehmen auf Deutsch vorstellen12:00-12:30 Uhr Katrin Koorits

(Tartu):Ăśberschreitung routinierter Lern- und Lehrmeth-oden durch stu-dienbegleitenden Deutschunterricht

12:30-13:00 Uhr Dr. Merle Jung (Tallinn):DaF und Fach: sachfachli-che Inhalte im Deutschunterricht

13:00-14:30 Uhr MittagspauseUniversitätscafe

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14:30-15:00 Uhr Dr. Virginija Masiulonytė, Dr. Diana Šileikaitė-Kaishauri (Vilnius): Arbeitsbericht zur Verbleibstudie über Germanistik-AbsolventINNen der Universität Vilnius 2002-2018Raum Kristijonas Donelaitis

15:00-15:30 Uhr Respondenz und Diskussion:Dr. Terje Loogus (Tartu), Dr. Agnese Dubova (Ventspils)Raum Kristijonas Donelaitis

15:30-16:00 Uhr KaffeepauseVorraum Kristijonas Donelaitis

Raum Kristijonas

Donelaitis:

Plenum

Raum 107:

Workshop 1Raum 108:

Workshop 2Raum K3:

Workshop 3

16:00-16:30 Uhr Dr. Agnese Dubova (Ventspils):Zum Einfluss der Kontaktsprachen auf den lettischen linguistischen Fachwortschatz (20.-21. Jh.)

Prof. Evelyn Ziegler (Duisburg- Essen): Spurensuche: Das Deutsche in derLinguistic Land-scape von Vilnius

Dr. Anta Kursisa (Helsinki): Mehrsprachig-keit begreifen und mehrspra-chige Kompeten-zen entwickeln

Dr. EglÄ— KontutytÄ— (Vilnius): Kommunikation im Beruf: ein Unternehmen auf Deutsch vorstellen

16:30-17:00 Uhr Prof. Dr. Sigita Barniškienė (Kaunas): Zum literarischen Berufsbild der Lehrerin im Roman „Der Hals der Giraffe“ von J. Schalansky

17:00-17:30 Uhr Marie Luise Meier (DAAD, Tartu): Digital Game-based Learning: Die Ideologie in Sprachlernspielen

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17:30-18:00 Uhr KaffeepauseVorraum Kristijonas Donelaitis

18:00-19:30 Uhr Abendvortrag: Prof. Jörg Roche (München): Das Prinzip der vollständigen Handlung im DAF-Unterricht: Zu den Vorteilen eines kohärenten und effizienten Lern- und LehrprinzipsRaum Kristijonas Donelaitis

ab 20:00 Uhr Ausklang, gemeinsames Abendessen

27. Oktober 2018, Samstagab 9:00 Uhr BegrĂĽĂźung mit Kaffee

Vorraum Kristijonas Donelaitis

Sektion I: Neuere deutsche LiteraturRaum 107

Sektion II: Sprach- und Literaturwissenschaft Raum 109

I: 9:30-9:50 UhrII: 9:30-9:45 Uhr

Hella Jansons (Tartu): Transitorische Räume und transito-risches Schreiben im Roman „Das Provisorium” von Wolfgang Hilbig

Marija Labanauskas (Erlangen-NĂĽrnberg): Das Konzept der Sprachbiographie als Chance zur Individualisierung des Deutschunterrichts

I: 9:50-10:10 II: 9:45-10:00

Triinu Saks (Tartu): Politische Gewalt im Roman „Herztier“ von Herta Müller

Ženija Minka (Ventspils):Übersetzung von Fußballlexika Deutsch-Lettisch am Beispiel des Jugendromans „Asphaltfieber“ von Michael Horeni

I: 10:10-10:30 II: 10:00-10:15

Ramona Bätz (Würzburg): Die Rolle des Tieres in Kafkas „Verwandlung“

Anastasija Andrejeva (Vilnius):Zur Rezeption des Tristanstoffes im GroĂźfĂĽrstentum Litauen des 16. Jahrhunderts

II: 10:15-10:30 Martyna MingaudaitÄ— (Vilnius):Das Annolied: HintergrĂĽnde und Ausdrucksmittel frĂĽhmittelhoch-deutscher Geschichtsdichtung

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10:45-11:45 Uhr Präsentation der Ergebnisse der Workshops (jew. 20 Minuten)Raum Kristijonas Donelaitis

12:00-12:30 Uhr KaffeepauseVorraum Kristijonas Donelaitis

12:30-13:30 Uhr Vorstellung der Internet-Plattform Dhoch3,AbschlussdiskussionRaum Kristijonas Donelaitis

13:30-14:30 Uhr Gemeinsames MittagessenUniversitätscafe

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Abstracts zu den Vorträgen

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1. Plenarvorträge (26.10.)

Dr. Klaus Geyer (Odense)

dafito: Deutsch als Fremdsprache in international tätigen Organisationen

Dass Germanistik als Studienfach, vor allem außerhalb des deutschen Sprachraumes, an Attraktivität eingebüßt hat, aber auch forschungsseitig nach Orientierung sucht, gehört zum unwidersprechlichen Grundverständnis der Disziplin der vergangenen mindestens 20 Jahre. Die Lösungs- oder vielleicht eher: Rettungsversuche sind viel-fältig (vgl. z.B. auch die 10 Positionen zum Stellenwert der Germanistik und der deut-schen Sprache im Ostseeraum des 21. Jahrhunderts), der Erfolg ist noch unbestätigt. In meinem Vortrag, der sich ausdrücklich auf die universitäre Germanistik als Studien-fach außerhalb des deutschen Sprachraumes bezieht, möchte ich Konzepte vorstellen und diskutieren, wie die merkwürdige Dichotomie zwischen „eigentlicher“, „richtiger“ oder Kerngermanistik und ihren – externen Erfordernissen geschuldeten – Neuorientie-rungen überbrückt werden kann, bzw. aus anderer Perspektive gar nicht überbrückt zu werden braucht, ist doch ein Studium welcher Art von Germanistik auch immer an einer Universität außerhalb des deutschen Sprachraumes seit jeher vor allem eines: dafito, also Deutsch als Fremdsprache in international tätigen Organisationen.

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Dr. Anta Kursiša (Helsinki)

Germanistik und DaF – mit oder ohne Berücksichtigung der Mehrsprachigkeit?

Die auslandsgermanistischen Studiengänge zielen in erster Linie darauf, ExpertInnen für deutsche Sprache und Kultur der deutschsprachigen Länder auszubilden, die dann idealerweise in Institutionen oder Unternehmen mit deutschsprachigem Bezug, aber auch als Deutschlehrkräfte eingesetzt werden können. Der Impulsvortrag möchte die Frage aufwerfen, inwieweit in der heutigen beruflichen Realität auch mehrsprachi-ge Kompetenzen einer solchen Expertise inhärent sind, inwieweit also das Konstrukt Mehrsprachigkeit ein (expliziter) Teil der germanistischen Ausbildung werden sollte/könnte/müsste. Illustriert werden diese Überlegungen mit Beispielen aus den Aktivitä-ten und Projekten zu Mehrsprachigkeit und Deutsch in Finnland.

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1. Plenarvorträge (26.10.)

Ă•ie Kirs (Tallinn)

Offenheit üben: Den Blick aufs Eigene durch das Fremde schärfen.

Das Ziel des heutigen Fremdsprachenunterrichts ist schon längst nicht mehr allein der Erwerb einer Fremdsprache. Das im Lernprozess Vorgehende soll interdisziplinär und interkulturell sein und ein grundlegendes Element des Allgemeinwissens des Lerners ausmachen. In DaF-Lehrwerken werden häufig Themen wie In der Fremde, Mobilität, Von einem Ort zum anderen, Das Leben zwischen Kulturen etc. erörtert, die gut als Grundlage für eine Diskussion über die Ursachen für den Wechsel des Wohnorts bzw. für die Auswanderung dienen. Die Thematik ist in der Geschichte des Baltikums viel-fach belegt. Der Vortrag basiert auf Beispielen aus der Unterrichtspraxis, mit denen die Autorin den in den Lehrwerken beinhalteten Lehrstoff mit den zusätzlichen landes-kundlichen Modulen ergänzt hat, mit dem weiteren Ziel, durch Deutsch den Blick für das Eigene zu schärfen. Geschildert werden einige themenbezogene Stundenabläufe und daraus resultierende Erfahrungen.

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Katrin Koorits (Tartu)

Ăśberschreitung routinierter Lern- und Lehrmethoden durch studienbegleitenden Deutschunterricht

Auch wenn Estland bekannt für seine Innovationen in vielen Lebensbereichen ist, er-folgt der Fremdsprachenunterricht an Schulen und Universitäten oftmals in traditi-oneller Weise. Dies führt dazu, dass Lerner zwar über gute Grammatik- und Wort-schatzkenntnisse verfügen, die kommunikative Kompetenz jedoch im Vergleich dazu unterentwickelt ist. Hinzu kommt, dass die Studierenden sehr an Routinen und Ver-trautem festhalten und mit veränderten Situationen schnell überfordert sind. Außer-dem nehmen sie eine eher passive Rolle im Lernprozess ein. In dieser Präsentation soll gezeigt werden, wie in einem Intensivkurs für Anfänger, an dem auch Germanistik-studierende ohne vorherige Deutschkenntnisse teilnehmen, mithilfe unterschiedlicher methodischer Ansätze versucht wird, die Kommunikation der Lernenden zu erhöhen, Motivation zu steigern und die Studierenden für ungewohnte Lernsituationen zu öff-nen.

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1. Plenarvorträge (26.10.)

Dr. Merle Jung (Tallinn)

DaF und Fach: sachfachliche Inhalte im Deutschunterricht

Was bedeuten die Kurzwörter CLIL und MINT? Welchen Mehrwert bekommt der Deut-schunterricht durch sachfachliche Inhalte? Wie lassen sich Inhalte aus anderen Fä-chern am besten mit dem Deutschunterricht kombinieren? Wo können Deutschleh-rende Materialien und Anregungen finden? Auf diese Fragen wird im Vortrag eingegangen, um einen Einblick in die Ziele und Möglichkeiten der Verwendung der Sachfachinhalte im DaF-unterricht zu geben.

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Dr. Virginija MasiulonytÄ—, Dr. Diana SileikaitÄ—-Kaishauri (Vilnius)

Zum beruflichen Verbleib der litauischen Germanist(inn)en: Ergebnisse einer Umfrage der Absolvent(inn)en der Deutschen Philologie an der Universität Vilnius (Jahrgänge 2002 bis 2018)

In diesem Vortrag werden die Ergebnisse einer Umfrage der Absolvent(inn)en des Ba-chelor-Studiums der deutschen Philologie an der Universität Vilnius (Jahrgänge 2002 bis 2018) präsentiert. Es wird untersucht, welche beruflichen Laufbahnen die Absol-vent(inn)en eingeschlagen haben, welche beruflichen Perspektiven sich für sie auf dem Arbeitsmarkt eröffnen, und wie sie ihren beruflichen Werdegang und die Rolle ih-res Studiums in diesem Zusammenhang einschätzen. An der Umfrage, die im Frühjahr und im Sommer 2018 online durchgeführt wurde, haben insgesamt 215 Absolvent(inn)en teilgenommen, was einer Rücklaufquote von 57.5 % entspricht. Der Fokus dieses Vortrags liegt auf ihren beruflichen Profilen: Arbeits- und Aufgabenfeldern, ihrer be-ruflichen Selbsteinschätzung und ihrer Meinung über den Studiengang Deutsche Phi-lologie an der Universität Vilnius.

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1. Plenarvorträge (26.10.)

Dr. Agnese Dubova (Ventspils)

Zum Einfluss der Kontaktsprachen auf den lettischen linguistischen Fachwortschatz (20.-21. Jh.)

Das Vokabular der linguistischen Fachwörter wird in allen philologischen Studienrich-tungen vermittelt, dadurch gehört es zur akademischen und beruflichen Ausbildung. Bis zum Jahr 1940 hat die deutsche Sprache als wichtige Kontaktsprache unter den lettischen Linguisten bei der Herausbildung der linguistischen Termini im Lettischen eine große Rolle gespielt. In der Sowjetperiode erlebte auch der linguistische Fach-wortschatz Änderungen durch die russische Sprache und das totalitäre politische Regime. Ab den 90er Jahren rechnet die lettische Linguistik mit einer mehrsprachi-gen Situation (Englisch, Russisch, Deutsch u.a.), die den Einfluss auf die linguistische Fachlexik ausübt. Der Vortrag gibt einen kurzen historischen Rückblick, dann werden die soziolinguistischen Hintergründe der gegenwärtigen Situation analysiert.

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Prof. Dr. Sigita Barniškienė (Kaunas)

Zum literarischen Berufsbild der Lehrerin im Roman „Der Hals der Giraffe“ von J. Schalansky

Judith Schalansky hat in ihrem Roman „Der Hals der Giraffe“ (2011) ein satirisches Bild einer Biologielehrerin, die seit dreißig Jahren an der Schule in Vorpommern un-terrichtet, geschaffen. Das Ziel meiner Analyse ist es, narrative, künstlerische, thema-tische, auch sprachliche Mittel herauszustreichen, die die Schriftstellerin meisterhaft verwendet, um ein witziges und zugleich menschliches Bild einer Pädagogin im Ver-hältnis zu ihren Schülern und Kollegen entstehen zu lassen.

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1. Plenarvorträge (26.10.)

Marie Luise Meier (DAAD, Tartu)

Digital Game-based Learning: Die Ideologie in Sprachlernspielen

Studien zeigen, dass so genannte Serious Games mit teils herausragendem Erfolg im Schulunterricht zum Erlernen vielfältiger Inhalte genutzt werden können. Mittlerweile steht für den Fremdsprachenunterricht ein vielfältiges Angebot an Lernsoftware zur Verfügung, das von den gängigen Lernapps für das Smartphone bis zum elaborier-ten Adventure für den Heimcomputer reicht. Lernsoftware ist jedoch im Internet frei verfügbar, oftmals sogar kostenlos, und damit keiner pädagogischen Prüfung un-terworfen, die Diskrepanzen im vermittelten Stoff oder in der vermittelten Ideologie bemängeln könnte. Dies kann sich als problematisch erweisen, da Videospiele auf machtvolle Weise motivieren, jedoch auch eine in hohem Maße immersive Wirkung haben können: der Erfolg des unbewussten, situationsgebundenen Lernens ist deut-lich erhöht, die Aufmerksamkeit bezüglich ideologisch fragwürdigen Inhalten jedoch gesenkt. Der Vortrag soll einen kurzen Überblick über das Feld des so genannten ga-me-based learnings geben und an ausgewählten Lernspielbeispielen erläutern, wel-che Überzeugungen tendenziell in die Medien eingebettet sind.

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Prof. Dr. Jörg Roche (München)

Das Prinzip der vollständigen Handlung im DaF-Unterricht: Zu den Vorteilen eines kohärenten und effizienten Lern- und Lehrprinzips

Vortrag und Diskussion behandeln die berufs- und fachsprachliche Didaktik auf Grundlage der linguistischen Pragmatik, moderner Lern- und Spracherwerbstheorien und der Berufsschulpädagogik. Allen gemeinsam ist eine konsequente Handlungsori-entierung. Mit der Szenariendidaktik und dem Prinzip der vollständigen Handlung (= Grundlage moderner Lehrpläne in deutschen Berufsschulen) lässt sich die Handlungs-orientierung „auf natürliche Weise“ gerade in beruflichen und fachlichen Kontexten operationalisieren. Der Vortrag stellt die dafür nötigen Instrumente dar und berichtet über die Best Practice des Sprachenlernens. An Hand einiger Animationen zeigt er zu-dem auf, wie die oft abstrakt erscheinende Grammatik ebenso transparent gemacht werden kann wie berufliche Handlungsprozesse. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind gebeten, eigene Szenarien aus dem akademischen Bereich in die Diskussion ein-zubringen. Sofern genügend Zeit besteht, lassen sich so ggf. didaktische Umsetzun-gen an konkreten Beispielen skizzieren.

Abendvortrag (26.10.)

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2. Workshops (26. und 27.10.)

Doc. Dr. EglÄ— KontutytÄ— (Vilnius)

Kommunikation im Beruf: ein Unternehmen auf Deutsch vorstellen

Da in der letzten Zeit Germanist/inn/en immer häufiger im Wirtschaftsbereich arbei-ten, ist es für sie wichtig, unter anderem auch in beruflichen Situationen kommuni-zieren zu können. Anhand des Beispiels des Unternehmensporträts wird im Workshop gezeigt, wie man eine in der Wirtschaft gebräuchliche Textsorte produzieren kann.

Zuerst werden anhand eines deutschen Unternehmensporträts die Themen und Re-demittel einer Unternehmenspräsentation vor- und zusammengestellt. Anschließend erarbeiten die Workshopteilnehmenden anhand von informativen Interviews Präsen-tationen über ein (estnisches, lettisches oder litauisches) Unternehmen und stellen es im Plenum vor. Somit wird ein Muster einstudiert, mit dessen Hilfe man Firmenporträts erstellen kann.

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Dr. Anta Kursiša (Helsinki)

Mehrsprachigkeit begreifen und mehrsprachige Kompetenzen entwickeln

Die Teilnehmenden betrachten ihre eigene Mehrsprachigkeit aus unterschiedlichen Blickwinkeln und lernen dabei einige Methoden aus der Mehrsprachigkeitsforschung kennen. Darüber hinaus können ausgewählte Ansätze zur Entwicklung von mehrspra-chigen Kompetenzen in konkreten Aufgabenstellungen ausprobiert werden. Ein an-schließender Austausch über die Bedeutung solcher Ansätze für die berufliche Vorbe-reitung im Studium rundet den Einblick in den Themenbereich Mehrsprachigkeit ab.

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2. Workshops (26. und 27.10.)

Prof. Dr. Evelyn Ziegler (Duisburg-Essen)

Spurensuche: Das Deutsche in der Linguistic Landscape von Vilnius. Vorkommen, Formen und Funktionen

Wir unternehmen einen kleinen geführten Spaziergang und betrachten Schilder, Auf-schriften, Werbung, Aufkleber, Graffitis, die man im hektischen Alltag normalerweise kaum bemerkt. Wir werden dabei vor allen Dingen das Deutsche in den Blick nehmen und seine Vorkommen (wo und wie häufig), Formen (Texte, Namen) sowie Funktionen (Werbung, Information, Gedenken, Benennen) näher in den Blick nehmen. Dazu ist es notwendig, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre mobilen Telefone für eine fotodokumentarische Erhebung mitbringen. Diese Fotos bilden die Grundlage für die nähere Betrachtung und Auswertung der deutschsprachigen Items. Ein besonde-res Augenmerk liegt auf touristischen und wirtschaftlichen Aspekten, d.h. der Frage, inwieweit deutschsprachige Touristen in Vilnius auf Deutsch angesprochen werden (Hauptbahnhof, kulturelle Einrichtungen, Restaurants und Geschäfte) und der Frage, inwieweit sich deutsche Firmen in Vilnius auf Deutsch oder Englisch als lingua franca präsentieren.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in kleinen Gruppen zusammen arbeiten und abschließend ihre Ergebnisse präsentieren.

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Hella Jansons (Tartu)

Transitorische Räume und transitorisches Schreiben im Roman Das Provisorium von Wolfgang Hilbig

In Wolfgang Hilbigs Roman Das Provisorium befindet sich der Protagonist „C.“ stets in öffentlichen Räumen: Straßen, Einkaufszentren, Cafés, Hotels, Bahnhöfe, Bars. Da-durch, dass er mit Verkehrsmitteln wie Zug, Taxi und Flugzeug reist, gelangt er wieder-holt an Orte eines provisorischen Seins - Räume, die von Vorläufigkeit gekennzeich-net sind. Der Ethnologe und Anthropologe Marc Augé bezeichnet sie prägnant als Nicht-Orte. In meiner Magisterarbeit stelle ich zentrale Nicht-Orte und Transiträume im Roman vor, vergleiche die Form der Erzählung mit den Charakteristika des Transit-raumes und führe Übereinstimmungen vor.

Die Existenz von „C.” als Schriftsteller, als Bürger eines Staates, als Mann und als le-bendiger Mensch ist von dem Paradigma des Provisorischen geprägt. Durch den Ein-satz von Nicht- Orten, Transiträumen und narratologischen Mitteln werden verschie-dene Aspekte des provisorischen Daseins dargestellt und ein kritischer Blick auf die moderne Welt geworfen.

3. Beiträge von Promovenden und Studierenden (27.10.)3.1. Neuere deutsche Literatur

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3. Beiträge von Promovenden und Studierenden (27.10.)3.1. Neuere deutsche Literatur

Triinu Saks (Tartu)

Politische Gewalt im Roman Herztier von Herta MĂĽller

Ein wiederkehrendes Thema in den Texten von Herta Müller ist die Diktaturerfahrung in Nicolae Ceauşescus Rumänien, wo die Autorin aufgewachsen ist und bis zu ihrer Emigration nach Deutschland 1987 gelebt hat. Die Charaktere in Müllers Roman Herz-tier leiden unter der Repression des Staates. Sie ertragen Verfolgung, Bedrohungen, Verhöre und falsche Anschuldigungen. Die Deformation ihres Alltags wird zur zweiten Natur – „Sie waren in der Angst zu Hause“.

In meinem Vortrag will ich über die Versprachlichung von Traumata reden, die durch politische Gewalt und Repression ausgelöst wurden. Welche Methoden und literari-schen Strategien nutzt Müller, um die Traumata narrativ darzustellen? Wie werden sie auf der Handlungs- und auf der Erzählebene prägnant? Können sie überwunden werden?

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Ramona Bätz (Würzburg)

Die Rolle des Tieres in Kafkas Verwandlung

Im Fokus des Vortrags steht die Verwandlung des Protagonisten in ein Tier und die Ver-änderungen, die dieser aufgrund seines ungewöhnlichen Erscheinungsbildes durch-lebt. Das Aussehen des Protagonisten ist im Verlauf der Erzählung von besonderer Bedeutung. Zu den Veränderungen zählen nicht nur die Entwicklungen, die Gregor Samsa körperlich macht, sondern auch die Veränderungen, die er mental macht. Aus-schlaggebend dafür ist unter anderem der sich wandelnde Umgang seines Umfelds mit dem Tier, das nicht nur wie Ungeziefer aussieht, sondern zunehmend auch abwer-tend und respektlos und nicht mehr wie ein Mitglied der Familie behandelt wird. Das Augenmerk liegt insbesondere auf den Rechten des Tieres. Es wird betrachtet inwie-fern der zum Tier gewordene Protagonist entmenschlicht, dominiert und entrechtet wird und welche zeittypischen Problematiken durch die Darstellung des Tieres aufge-zeigt werden.

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3. Beiträge von Promovenden und Studierenden (27.10.)3.2. Sprach- und Kulturwissenschaft

Marija Labanauskas (Erlangen-NĂĽrnberg)

Das Konzept der Sprachbiografie als Chance zur Individualisierung des Deutschunterrichts

Sprachlernbiografien helfen dabei sich die individuelle Mehrsprachigkeit bewusst zu machen und zeigen die funktionale und emotionale Beziehung zu den eigenen Spra-chen auf. Lehrende bekommen durch die individuellen Biografien einen Einblick in die Spracherfahrungen der Lernenden. Durch die Berücksichtigung der Sprachlernbio-grafien können Horizonte erweitert, interkulturelles Lernen ermöglicht und Wertschät-zung vermittelt werden. Die Förderung von Mehrsprachigkeit sollte daher sowohl in Schulen als auch an Universitäten ein Bildungsziel sein.

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Ženija Minka (Ventspils)

Übersetzung von Fußballlexika Deutsch-Lettisch am Beispiel des Jugendromans „Asphaltfieber“ von Michael Horeni

2018 ist sowohl in Lettland als auch in der ganzen Welt bisher ein Fußballjahr gewe-sen – in Russland hat die Weltmeisterschaft stattgefunden, und die lettische Natio-nalmannschaft hat einen neuen Trainer und ein neues Image bekommen. Es wird in Lettland immer wieder von bedeutenden Ereignissen der Fußballwelt gesprochen und geschrieben, und so ein Diskurs bedarf einer fußballspezifischen Sprache. Ob die let-tische Fußballsprache ausgeprägt genug ist, um einen Jugendroman mit vielerlei fuß-ballbezogenen Ausdrücken zu übersetzen, ist aber eine offene Frage. In meinem Vor-trag wird gezeigt, was ein Übersetzer im Falle unzureichender Wörterbücher tun kann, um einen verständlichen und spannenden Fußballroman ins Lettische zu übertragen.

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3. Beiträge von Promovenden und Studierenden (27.10.)3.2. Sprach- und Kulturwissenschaft

Anastasija Andrejeva (Vilnius)

Zur Rezeption des Tristanstoffes im GroĂźfĂĽrstentum Litauen des 16. Jahrhunderts

Unter den mittelalterlichen höfischen Romanen nimmt das Gedicht von „Tristan und Isolde“ eine ganz besonders signifikante Stellung ein. Die Besonderheit des Gedichts ist nicht nur im Thema verborgen, sondern auch in der Mannigfaltigkeit der Varianten. Solch eine Variante wurde auf dem Territorium des Großfürstentums Litauen auf weiß-russisch geschrieben. Diese Textvariante hat die Eigenschaften anderer Texte und in diesem Zusammenhang ist die Forschungsfrage meines Vortrags folgende: Ist dieser Stoff eine Anspielung auf französische oder auf deutsche Varianten?

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Martyna MingaudaitÄ— (Vilnius)

Das Annolied: HintergrĂĽnde frĂĽhmittelhochdeutscher Geschichtsdichtung

Das Annolied ist die erste deutschsprachige Geschichtsdichtung, die eine beträchtli-che Menge an Hinweisen auf die damalige Weltanschauung bietet. In meinem Vortrag versuche ich die Fragen zu beantworten, zu welchem Anlass und mit welcher Wir-kungsabsicht dieser Text geschrieben wurde, welche Ausdrucksmittel der anonyme Autor verwendet, und welche historischen Hintergründe dahinterstehen.

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Lehrstuhl fĂĽr Deutsche Philologie

der Universität Vilnius,

Tel.: 0037052687230

E-Mail-Adresse: [email protected]

Organisationsteam:

Dr. Aleksej Burov [email protected]

Dr. Daumantas Katinas [email protected]

Dr. Alexander Mionskowski [email protected]