ANDREAS SCHOLL TAMAR HALPERIN - …...John Dowland (1563–1626) Flow, my tears F II/6 Andante...

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ANDREAS SCHOLL TAMAR HALPERIN 23. OKTOBER 2017 LAEISZHALLE KLEINER SAAL

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ANDREAS SCHOLL TAMAR HALPERIN

23. OKTOBER 2017LAEISZHALLE KLEINER SAAL

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Zu Beginn seiner Karriere stieß Andreas Scholl mit seiner hohen Stimme auf Verwunderung. Dabei hat die hohe Männerstimme – Counter-tenor oder Altus genannt – eine große Tradition, die an das Kastratentum des Barock anknüpft. Inzwischen zählt Scholl seit gut 25 Jahren zur Weltspitze und ist mit seiner »himmlischen« Kehle ein Meister in der Gestaltung virtuo-ser Koloraturen, feiner Nuancen, melodischer Linien – und stimmiger Programme. Für den heutigen Abend hat er gemeinsam mit seiner Lebens- wie Musikpartnerin Tamar Halperin einen konzertanten Gang durch die englische Musikgeschichte zusammengestellt, von Dow-land und Purcell bis hin zu Benjamin Britten.

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Montag, 23. Oktober 2017 | 20 Uhr | Laeiszhalle Kleiner SaalLiederabende | 2. Konzert

19 Uhr | Einführung im Studio E mit Meike Pfister

ANDREAS SCHOLL COUNTERTENOR TAMAR HALPERIN KLAVIER, CEMBALO

John Dowland (1563–1626) Flow, my tears F II/6 (1600)

Come again F I/66 (1597)

I saw my lady weep F II/2 (1600)

Thomas Campion (1567–1620) I care not for these ladies (1601) Henry Purcell (1659–1695) Ground c-Moll ZT 681 / für Cembalo solo

Now that the sun / Evening Hymn Z 193 (1688) Music for a while / aus »Oedipus« Z 583 (1692) Robert Johnson (1583–1633) Have you seen but a white lily grow? (1616) Henry Purcell Ground d-Moll ZD 222 / für Cembalo solo

Man is for the woman made / The Mock Marriage Z 605 (1695)

Pause

Joseph Haydn (1732–1809) Sechs englische Kanzonetten Hob. XXVIa (Auswahl) (1795)

Despair The Wanderer Recollection

Joseph Haydn Sonate A-Dur Hob. XVI/12 (ca. 1767) Andante Minuet – TrioFinale: Allegro molto

Benjamin Britten (1913–1976) English Folksongs I (Auswahl) (1942)

The Salley GardensGreensleevesThe Ash Grove

Three English Folks Songs Bearbeitung: Tamar HalperinBlack is the colourThe Wife of Usher's Well Waly Waly

Wir bitten Sie, nicht zwischen einzelnen Liedern zu applaudieren.

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COUNTERTENOR ANDREAS SCHOLL Andreas Scholl wurde 1967 im hessischen Eltville geboren. Es gelang ihm, seine Kopfstimme über den Stimmbruch hin-aus zu erhalten. Seine musikalische Ausbildung erhielt er an der Schola Cantorum Basiliensis, wo er bei Richard Levitt und René Jacobs studierte. Mittlerweile ist er dort selbst als Dozent tätig. Andreas Scholl hat zahlreiche Auszeichnungen und Preise gewonnen, darunter einen Echo Klassik für seine eigenen Kom-positionen für das Hörbuch von Hans Christian Andersens Des Kaisers neue Kleider und Die Nachtigall.

Der Countertenor hat zudem eine Reihe außergewöhnlicher Soloaufnahmen veröffentlicht, zuletzt gemeinsam mit Tamar Halperin das Album Wanderer mit deutschen Liedern. Zu sei-nen weiteren Veröffentlichungen zählen Kantaten von Bach mit dem Kammerorchester Basel, O Solitude (ein Purcell-Album, das 2012 mit dem BBC Music Magazine Award ausgezeichnet wurde), Heroes (eine CD mit Arien von Händel, Mozart, Hasse und Gluck), A Musicall Banquet sowie Crystal Tears mit Musik von Robert und John Dowland, Vivaldis Stabat Mater und wei-tere Motetten mit dem Australian Brandenburg Orchestra sowie Arcadia, eine Sammlung seltener Kantaten von Komponisten der römischen Accademia dell’Arcadia.

Im Bereich der Oper übernahm Andreas Scholl die Titelrolle in Händels Giulio Cesare im Théâtre des Champs-Elysées und bei den Salzburger Festspielen sowie Bertarido (Rodelinda) bei der Glyndebourne Festival Opera und der Metropolitan Opera New York. Mitschnitte dieser Inszenierungen sind auf DVD erhältlich.

Er gab Konzerte mit den Berliner Philharmonikern, dem New York Philharmonic, dem Royal Concertgebouw Orchestra, dem Boston Symphony Orchestra, der Dresdner Philharmonie, der Akademie für Alte Musik Berlin, dem Freiburger Barockorches-ter und der Academy of Ancient Music. 2005 war er bei der »Last Night of the Proms« in London zu erleben – als erster Counter-tenor in der Geschichte der Proms.

DIE KÜNSTLER

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TAMAR HALPERIN KLAVIER, CEMBALOTamar Halperin wurde in Israel geboren und erhielt ihre Aus-bildung an der Universität von Tel Aviv, der Schola Cantorum Basiliensis und der Juilliard School in New York City, wo sie 2009 über Johann Sebastian Bach promovierte. Sie erhielt mehrere Stipendien und Auszeichnungen, so etwa einen Ehrenpreis beim Van Vlaanderen Musica Antiqua Brugge Competition.

Mit einem Repertoire, das fünf Jahrhunderte umspannt, ist sie als Cembalistin und Pianistin mit zahlreichen Solis-ten, Ensembles und Orchestern aufgetreten, so etwa mit Lau-rence Cummings, Idan Raichel, dem New York Philharmonic, dem English Concert Baroque Orchestra und dem hr-Jazzen-semble. Sie konzertierte in Europa, den USA, Israel, Mexiko, Japan, Korea und Australien, beispielsweise in der New York Carnegie Hall, der Londoner Wigmore Hall, der Pariser Salle Gaveau, der Musashino Hall in Tokio, der Sydney Recital Hall, dem Gran Teatre del Liceu Barcelona und dem Berliner Kon-zerthaus. Darüber hinaus gastierte sie beim Bach Festival in Leipzig, beim Rheingau Musik Festival und bei »Musica Viva« in Australien. In Doppelfunktion als Cembalistin und Dirigentin hat sie mit dem Podium Festival Orchestra, The English Con-cert und dem Cape Town String Exchange Ensemble musiziert.

Obwohl die Barockmusik im Zentrum ihrer Arbeit steht, wid-met sich Tamar Halperin ebenso begeistert dem klassischen und zeitgenössischen Repertoire und komponiert und arran-giert Pop-, Jazz-, elektronische und Neue Musik. In Zusam-menarbeit mit dem Jazzpianisten Michael Wollny entstand das viel beachtete Album Wunderkammer, das 2010 mit einem Echo ausgezeichnet wurde. Ihre jüngste Aufnahme ist die CD Wande-rer mit Andreas Scholl und Liedern von Haydn, Mozart, Schu-bert und Brahms.

DIE KÜNSTLER

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MUSIK OHNE LAND

Englische Liebeslieder aus 350 Jahren

Eine kalte, regnerische Novembernacht soll der Legende nach ausgereicht haben, um Englands Musikleben zur Strecke zu bringen. Ob ihn nun wirklich seine Frau nach durchzechter Nacht ausgesperrt hatte oder, doch wahrscheinli-cher, die Tuberkulose am Werk war, jedenfalls starb am 21. November 1695 Henry Purcell – der größte Komponist, den die Insel bis dahin hervorgebracht hatte. Und in die Gruft nahe seiner Orgel in Westminster Abbey senkte die Nation mit seinem Sarg auch ihre musikalische Zukunft. Was damals aber noch niemand ahnen konnte.

Der leidende Dowland

Purcells Tod setzte den Schlussstrich unter eine Blütezeit der Künste, die ihren Ausdruck auf höchstem Niveau in der geistlichen Musik für Chor, der Schau-spielmusik und der Kammermusik fand. Und auch in der intimen Gattung des Liedes zur Lautenbegleitung, dem »Ayre«, das John Dowland zu raffinierter Ent-faltung gebracht hat. Der Komponist, Lautenist und wohl auch Sänger pflegte der Mode seiner Zeit gemäß eine Attitüde der Melancholie, die als Ausdruck gro-ßer Künstler galt und der er in seinen Lieder auch musikalisch huldigte. So etwa im Ayre Flow my tears, dessen sprichwörtlich ruhiger Fluss und stets abwärts geführte Melodielinien den Ausdruck zurückgezogener Trauer einfangen.

Obwohl Dowland ein Kind des elisabethanischen (und damit protestantischen) Zeitalters war, konvertierte er auf einer Frankreich-Reise zum Katholizismus. Seine Chancen auf eine Anstellung bei Hofe in der Heimat verbesserte er damit nicht gerade, dafür arbeitete er mehrere Jahre als einer der höchstbezahlten Angestellten beim protestantischen König Christian IV. in Kopenhagen. Dass der Musiker trotz seines Mottos »Semper Dowland, semper dolens« (Immer Dow-land, immer schmerzlich) auch freudigere Töne anschlagen konnte, zeigt das äußerst effektvolle, springlebendige Come again: in atemlos sich steigernden Schilderungen feiert die Musik die im Text beschworene Liebe, auf die nach den Seufzern, dem Schmachten, und dem Kuss der Tod folgt – der Liebestod frei-

lich. Die ganz und gar fröhliche Musik legt nahe, dass die so wortreich beklagte Unnahbarkeit der Geliebten wohl mehr Spiel ist als todernst gemeint.Näher noch an der Tanzmusik der Zeit ist Thomas Campions Lied I care not for these Ladies mit seinem reigenartigen Strophengesang. Das wäre auch nach Tisch eine würdige Unterhaltungsmusik.

Purcell, der britische Orpheus

Ein Jahr nach dem Tod Oliver Cromwells geboren, der während der Herrschaft der Puritaner jede Form von Musik und Belustigung unterdrückte, wirkt das Erscheinen Henry Purcells 1659 wie die Rückkehr des Frühlings nach dem Win-ter. Ausgebildet wurde er als Mitglied der Chapel Royal, doch schöpfte er seine Inspiration auch aus dem französischen Prachtstil und dem italienischen Furor und Melodienreichtum. Mit seinem Werk setzte er die Koordinaten, an denen sich die englische Musikgeschichte bis ins 20. Jahrhundert ausrichten sollten. So etwa auf der Opernbühne oder in der Kirche, mit seinen prachtvoll gewebten, dabei ungemein hell wirkenden »Anthems« (englischen Motetten).

Und natürlich auch im Lied. In Music for a while scheint die Zeit über der sich in Halbtonschritten nach oben schrau-benden Basslinie still zu stehen. Das Gegenstück ist die Evening Hymn, denn auch hier zieht sich ein wiederkehrendes Bassmodell, eine Chaconne, durch das ganze Stück – allerdings mit absinken-der, beruhigender Wirkung. Der frühe Tod Purcells, den eine zu seinem Gedenken erschienene Liedersammlung mit dem legendären Beinamen Orpheus Britanni-cus adelte, wirkt im Wissen um die kom-menden Jahrhunderte der Musik in Eng-land nur umso tragischer.

Henry Purcell

DIE MUSIK

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Starbesuch in London

1904 publizierte der Schriftsteller Oscar A. H. Schmitz eine Schrift über engli-sche Gesellschaftsprobleme, deren Titel zum geflügelten Wort werden sollte: Das Land ohne Musik. Darin machte er für die vermeintliche Kunstferne der Bri-ten das Erbe der seinerzeit eingewanderten Niedersachsen verantwortlich – des »nüchternsten aller germanischen Stämme«. Fakt ist: Nach Purcells Tod sind es 150 Jahre lang ausschließlich ausländische Komponisten, die an der Themse den Ton angeben: Georg Friedrich Händel, Johann Christian Bach, Joseph Haydn, Felix Mendelssohn Bartholdy – die Liste ließe sich fortsetzen.

Aber: Wäre der junge Händel, gefeiert und verwöhnt von der Gastfreundschaft römischer Kardinäle, wirklich nach London gegangen, wenn er damit in einer musikalischen Provinz gestrandet wäre? Das Publikum etwa in den »Hanover Square Rooms« war gebildet und hatte einen ausgezeichneten Geschmack, wie auch Joseph Haydn mit Freuden feststellen konnte. 58-jährig hatte er sich auf das Wagnis eines London-Gastspiels eingelassen. Kam schon vor seinem Ein-treffen kaum ein Konzert ohne ein Werk von ihm aus, wie es ein Zeitgenosse schildert, so wusste er in seiner Anwesenheit die Nachfrage geschickt anzu-heizen.

Zu den Früchten seiner Aufgeschlossenheit der englischen Kultur gegenüber gehören neben mehr als 300 Schottischen Arien mit Klaviertrio-Begleitung auch zwei Bände mit English Canzonettas auf empfindsame Gedichte seiner Freundin Anne Hunter. In Schwierigkeit und Klaviersatz richten sie sich bewusst an den gebildeten Amateur, ohne im musikalischen Anspruch Abstriche zu machen – etwa indem Haydn die sich wiederholenden Strophen durch Varianten interes-sant hält. Der Klavierpart von Despair und Recollection könnte ohne Singstimme glatt als langsamer Sonatensatz durchgehen. Der Text von The Wanderer frönt in der Schilderung einer Nachtwanderung der in England so beliebten Schauer-romantik. Die unheimliche Stimmung setzt Haydn mit stockenden Pausen und chromatischen Rückungen um – kein Wunder, dass beiden Bände sogleich unge-meiner Erfolg beschieden war.

Die englische Musik entdeckt sich selbst wieder

Erst Ende des 19. Jahrhunderts tauchten auf den Konzertprogrammen wieder vemehrt originär britische Komponisten auf: Edward Elgar, Gustav Holst, Ralph Vaughan-Williams. Sie verstanden sich als Teil einer »English Musical Renais-sance«, die unter anderem durch die Beschäftigung mit der eigenen Volksmu-sik und den großen Werken der Tudorzeit neue Energie schöpfen wollte. Ihre Erkenntnisse kleideten sie allerdings in das Gewand der deutschen Romantik, was ausgerechnet der scharfzüngige Musikkritiker George Bernhard Shaw 1919

in seiner Abrechnung The Future of British Music kritisierte. Für ihn klang das alles »trivial« und nach »Secondhand Mendels-sohn«; einzig die Musik Elgars ließ er gelten.

»Ich wünschte, ich könnte Elgars Musik lieben«, notierte der junge Benjamin Britten in seinem Tagebuch, nannte Brahms’ Musik »hässlich und prätentiös« – und kündigte damit schon an, dass seine spätere Musikästhetik den Bruch mit der Roman-tik nicht scheuen würde. Tatsächlich ziehen seine Vorbilder einen weiten Bogen an dieser Epoche vorbei, von Purcell über Mozart direkt zu Strawinski, Schostakowitsch und Mahler. Dass gerade er sich dennoch viel mit der englischen Tradition ausei-nandergesetzt hat, beweisen etwa seine Purcell-Variationen in The Young Person’s Guide to the Orchestra, seine Shakespeare-Oper A Midsummer Night’s Dream, sein Porträt des englischen Fischermilieus in seiner Oper Peter Grimes und nicht zuletzt seine Sammlungen von English Folks Songs, die er mit eigenen Klavierparts anreicherte.

Ein schönes Beispiel dafür ist The Ash Grove, dessen Melo-die er zunächst im hohen Register des Klaviers mozartisch-rokokohaft unterlegt. Doch mit der Suche nach der Geliebten in der zweiten Strophe beginnen sich zunehmend Dissonanzen ins musikalische Geschehen zu mischen, die Begleitung lehnt sich auf und tritt in Konkurrenz zur Singstimme. So entlarven sie die erste Strophe als einen verklärten Traum, der zum Zeit-punkt des Liedes bereits auf tragische Weise ausgeträumt ist. Mit Benjamin Brittens Abkehr von der Romantik findet Groß-britannien nach fast dreihundert Jahren wieder zu einer unver-wechselbaren Stimme. CARSTEN HINRICHS

Joseph Haydn

Benjamin Britten

DIE MUSIK

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JOHN DOWLAND

Flow my tearsFlow, my tears, fall from your springs!Exiled for ever, let me mourne;Where night’s black bird her sad infamy sings,There let me live forlorn.

Down, vain lights, shine you no more!No nights are dark enough for thoseThat in despair their lost fortunes deplore;Light doth but shame disclose.

Never may my woes be relieved,Since pity is fled;And tears and sighs and groans my weary daysOf all joys have deprived.

From the highest spire of contentmentMy fortune is thrown;And fear and grief and pain for my desertsAre my hopes, since hope is gone.

Hark, you shadows that in darkness dwell,Learn to contemn light.Happy, happy they that in hellFeel not the world’s despite.

Fließt, meine Tränen, aus Euren Quellen!Ausgeschlossen für immer, lasst mich klagen;Wo der schwarze Vogel der Nacht

von seiner traurigen Schande singt,Lasst mich verlassen leben.

Geht unter, ihr eitlen Lichter, scheint nicht mehr!Keine Nacht ist dunkel genug für jene,Die verzweifelt ihr verlorenes Glück beweinen;Licht bringt die Schmach nur an den Tag.

Nie mögen meine Klagen Erleichterung finden,Da das Mitgefühl geflohen ist,Und Tränen und Seufzer und Ächzen

meine beschwerlichen TageAller Freuden entledigt haben.

Vom höchsten Turmspitz der ZufriedenheitGeworfen ward mein Glück;Und Angst, Leid und Schmerz meiner EinödeSind meine Hoffnung, seid Hoffnung starb.

Wohlan! Ihr Schatten, die ihr im Düstern haust,Lernt das Licht zu verachten.Glücklich, glücklich die, die in der HölleDer Welt Verachtung nicht mehr spüren.

LIEDTEXTETELEMANN FESTIVAL 24.11. BIS 03.12.2017 | HAMBURG

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Hamburg

Ein Festival von NDR Das Alte Werk in Kooperation mit Elbphilharmonie Hamburg.

Unterstützt von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und der Behörde für Kultur und Medien Hamburg.

AKADEMIE FÜR ALTE MUSIK BERLIN NDR BIGBAND DOROTHEE OBERLINGER MIRIWAYS PARISER QUARTETTE ORATORIUM BERNARD LABADIE BAROQUE MEETS JAZZ TAG DES GERICHTS JEAN RONDEAU OPER URBAN STRING

FREIBURGER BAROCKORCHESTER ELBIPOLIS NDR CHORLES TALENS LYRIQUES GIOVANNI ANTONINI CHRISTOPHE ROUSSET

MORALISCHE KANTATEN HAMBURGER RATSMUSIK TELEMANN ET LA FRANCE

ENSEMBLE RESONANZ SELIGES ERWÄGEN IL GIARDINO ARMONICO

Ausführliche Informationen unter ndr.de/telemann-festival

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Come againCome again!Sweet love doth now invite, Thy graces that refrain,To do me due delight,To see, to hear,

to touch, to kiss, to die,With thee again in sweetest sympathy.

Come againThat I may cease to mourn,Through thy unkind disdain:For now left and forlorn,I sit, I sigh,

I weep, I faint, I die,In deadly pain and endless misery.

All the dayThat sun that lends me shineBy frowns doth cause me pineAnd feeds me with delay:Her smiles, my springs

that make my joys to grow,Her frowns, the winters of my woe.

All the nightMy sleep is full of dreams,My eyes are full of streams,My heart takes no delightTo see the fruits and joys

that some do find,And mark the storms to me assigned.

Komm wieder!Süße Liebe lädt jetzt ein,Deine Reize aber verweigern mirMeinen Anteil an den Freuden,Zu sehen, zu hören,

zu berühren, zu küssen, zu sterbenMit Dir, in süßer Zweisamkeit.

Komm wiederDamit ich aufhören kann zu klagen,Dass ich durch deine unhöfliche AblehnungNun verloren und verlassen bin.Ich sitze, ich seufze,

ich weine, ich verzage, ich sterbeIn tödlichem Schmerz und endloser Verzweiflung.

Den ganzen TagDass die Sonne, die mir leuchtet,Durch ihre Trübung mich schmerztUnd mich mit Verzögerung straftIhr Lächeln ist meine Quelle,

die meine Freuden wachsen lässt,Ihr Trübung ist der Winter meines Schmerzes.

Den ganzen TagMein Schlaf ist voller TräumeMeine Augen sind voller TränenströmeMein Herz freut sich nichtDie Früchte und Freuden zu sehen,

die manchen vergönnt sindUnd in mir einen Sturm entfachen.

Out, alas,My faith is ever true,Yet will she never rue,Nor yield me any grace;Her eyes of fire, her heart of flint is made,Whom tears nor truth may once invade.

Gentle Love,Draw forth thy wounding dart,Thou canst not pierce her heart,For I that to approve,By sighs and tears more hot than are thy shafts,Did tempt, while she for mighty triumph laughs.

I saw my lady weepI saw my lady weep,And Sorrow proud to be advanced soIn those fair eyes where all perfections keep.Her face was full of woe,But such a woe, believe me,

as wins more heartsThan Mirth can do with her enticing parts.

O fairer than aught elseThe world can show, leave off in time to grieve.Enough, enough! your joyful looks excels.Tears kill the heart, believe;O strive not to be excellent in woe,Which only breeds your beauty’s overthrow.

Heraus, ach,Mein Glaube ist immer treuDoch sie zeigt niemals ReueUnd gönnt mir keine GnadeIhre Augen sind aus Feuer, ihr Herz aus SteinLässt sich nicht von Treu noch Tränen erweichen.

Süße Liebe,Zieh deinen verwundenden Pfeil wieder heraus,Du kannst ihr Herz nicht durchdringen,Und ich kann es bezeugen,Mit Seufzern und Tränen, heißer als deine Speere,Habe ich es versucht,

während sie triumphierend lachte.

Ich sah meine Liebste weinen,Die Trauer war stolz, so geadelt zu werden,Durch solch holde Augen, perfekter als alle.Ihr Gesicht war schmerzensvoll,Doch solcher Schmerz, glaubt es mir,

gewinnt mehr Herzen,Als verlockende Fröhlichkeit es vermag.

O holder bist Du als alles sonst,In dieser Welt; lass nun ab vom Schmerz.Genug! Dich freudig sehen ist noch schöner,Tränen töten nur das Herz, glaube mir;O mühe dich nicht, im Leid alle zu übertreffen,Es wäre das Ende deiner Schönheit.

LIEDTEXTE

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THOMAS CAMPION

I care not for these ladiesI care not for these ladiesThat must be woo’d and pray’d;Give me kind Amaryllis,The wanton country maid.Nature art disdaineth,Her beauty is her own.

Who when we court and kiss,She cries: forsooth, let go!But when we come where comfort is,She never will say no.

If I love Amaryllis,She give me fruit and flow’rs;But if we love these ladies,We must give golden show’rs.Give them gold that sell love;Give me the nut-brown lass.

Who when we court and kiss,She cries: forsooth, let go!But when we come where comfort is,She never will say no.

These ladies must have pillowsAnd beds by strangers wrought.Give me a bow’r of willows,Of moss and leaves unbought,And fresh AmaryllisWith milk and honey fed.

Who when we court and kiss,She cries: forsooth, let go!But when we come where comfort is,She never will say no.

Mir sind die Damen wurscht,Wo man betteln muss und flehen.Gebt mir die nette Amarillis,Das übermütige Mädchen vom Lande;Auf Kosmetik pfeift ihr Wesen,Ihre Schönheit ist eine Klasse für sich.

Denn wenn wir nur flirten und küssen,Schreit immer sie: lass los!Doch kommen wir zur Sache,Sagt sie niemals nein.

Solange ich Amarillis liebe,Ernte ich Früchte und Blumen,Doch wenn wir jene Damen hofieren,Müssen wir es Gold regnen lassen.Gib ihnen das Gold, das die Liebe versetzt,Gib mir dafür das braungebrannte Mädel,

Denn wenn wir nur flirten und küssen,Schreit immer sie: lass los!Doch kommen wir zur Sache,Sagt sie niemals nein.

Jene Damen müssen auf Kissen schlafen,Und in kunstvoll gearbeiteten Betten,Gib mir eine Weidenlaube,mit Moos und Blättern umsonst,Dazu die frische Amarillis,Mit Milch und Honig genährt,

Denn wenn wir nur flirten und küssen,Schreit immer sie: lass los!Doch kommen wir zur Sache,Sagt sie niemals nein.

HENRY PURCELL

Now that the sunNow, now that the sun hath veil’d his lightAnd bid the world goodnight;To the soft bed my body I dispose,But where shall my soul repose?Dear, dear God, even in Thy arms,And can there be any so sweet security!Then to thy rest, O my soul!And singing, praise the mercyThat prolongs thy days.Hallelujah!

Music for a whileMusic for a whileShall all your cares beguile,Wond’ring how your pains were eas’dAnd disdaining to be pleas’dTill Alecto free the deadFrom their eternal bands,Till the snakes drop from her head,And the whip from out her hands.

ROBERT JOHNSON

Have you seen the bright lily grow Have you seen the bright lily grow,Before rude hands have touched it?Have you mark’d the fall of the snow,Before the earth hath smutch’d it?Have you felt the wool of beaver?Or swan’s down ever?Or have smelt o’ the bud of the brier?Or the nard in the fire?Or have tasted the bag of the bee?Oh, so white, oh, so soft, oh, so sweet is she!

Nun, da ihr Licht die Sonne hat verhülltUnd Gutenacht gesagt der Welt;Leg’ meinen Körper sanft zur Ruhe ich,Doch wo soll meine Seele Frieden finden?Lieber Gott, geradewegs in Deinen Armen,Wo sonst wär’ solch süße Geborgenheit?Nun auf, zu Deiner Ruh’, o meine Seele!Und singend preise die Barmherzigkeit,Die Dauer deinen Tagen gibt.Halleluja!

Musik soll eine Weile langAll deine Sorgen täuschen,Du wunderst dich, wie Dein Schmerz gestillt,Und lehnst alle Zerstreuung ab,Bis Alekto die Toten befreit hat,Aus ihren ewigen Fesseln,Bis ihr die Schlangen vom Haupt fallenUnd die Peitsche aus ihrer Hand.

Habt ihr je die weiße Lilie wachsen sehenBevor grobe Hände sie berührten?Habt ihr den fallenden Schnee bemerkt,Bevor die Erde ihn beschmutzte?Habt ihr jemals Biberfell gefühlt?Oder Schwanendauen?Den Duft einer Heckenrosenknospe gerochen?Oder von Duftöl im Feuer?Oder jemals den Honig einer Biene gekostet?Oh, so weiß, oh, so weich, oh so süß ist sie!

LIEDTEXTE

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HENRY PURCELL

Man is for the woman madeMan is for the woman made,And the woman made for man;As the spur is for the jade,As the scabbard for the blade,As for digging is the spade,As for liquor is the can,So man is for the woman made,And the woman made for man.

As the scepter to be sway’d,As for night’s the serenade,As for pudding is the pan,And to cool us is the fan,So man is for the woman made,And the woman made for man.

Be she widow, wife or maid,Be she wanton, be she stayed,Be she well or ill array’d,Whore, bawd or harridan,Yet man is for the woman made,And the woman made for man.

Der Mann ward für die Frau erschaffen,Und für den Mann die Frau,Wie die Spore für den Gaul,Wie das Futteral für den Dolch,Wie fürs Graben der SpatenWie für den Schnaps die Kanne.So ward der Mann für die Frau erschaffen,Und für den Mann die Frau,

Wie das Zepter, um geschwungen zu werden,Wie die Serenade für die Nacht,Wie die Pfanne für den Pudding,Und der Fächer, uns zu kühlen,So ward der Mann für die Frau erschaffen,Und für den Mann die Frau.

Sei sie Witwe, Weib oder Mädchen,Sei sie vorlaut oder Mauerblümchen,Sei sie wohlgestaltet oder krumm,Hure, Kupplerin oder Hausdrachen,Doch ward der Mann für die Frau erschaffen,Und für den Mann die Frau.

Pause

LIEDTEXTE

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JOSEPH HAYDNSechs englische Kanzonetten (Auswahl)Texte: Anne Hunter (1742-1821)

DespairThe anguish of my bursting heartTill now my tongue hath ne’er betray’d.Despair at length reveals the smart;No time can cure, no hope can aid.

My sorrows verging to the grave,No more shall pain thy gentle breast.Think, death gives freedom to the slave,Nor mourn for me when I’m at rest.

Whene’re the precious dew drop fallsI ne’er can know, I ne’er can see;And if sad thought my fate recalls,

A sigh may rise unheard by me.

VerzweiflungDie Pein meines berstenden HerzensHat meine Zunge bisher nie verraten.Verzweiflung brennt erst auf die Dauer;Keine Zeit kann heilen, keine Hoffnung helfen.

Mein Kummer reicht bis zum Grabe,Und länger soll nicht schmerzen deine Brust.Bedenk’, dass Freiheit gibt der Tod dem Sklaven,Drum klage nicht um mich,

wenn ich zur Ruh’ mich lege.

Wann immer regnet der Tränen Tropfen Tau,Nicht weiß ich es, noch kann es sehen;Und wenn ein trauriger Gedanke

mein Los erinnert,Erhebt sich, ungehört von mir, ein Seufzer.

The WandererTo wander alone

when the moon, faintly beamingWith glimmering lustre,

darts thro’ the dark shade,Where owls seek for covert,

and nightbirds complainingAdd sound to the horror

that darkens the glade.

’Tis not for the happy; come, daughter of sorrow,

’Tis here thy sad thoughts are embalm’d in thy tears,

Where,l lost in the past, disregarding tomorrow,

There’s nothing for hopes and nothing for fears.

RecollectionThe season comes when first we met,But you return no more.Why cannot I the days forget,Which time can ne’er restore?O days too fair, too bright to last,Are you indeed forever past?

The fleeting shadows of delightIn memory I trace;In fancy stop their rapid flightAnd all the past replace.But ah! I wake to endless woes,And tears the fading visions close.

Der WandererAlleine zu wandern,

wenn der Mond, mit schimmerndem Glanz,Schwach strahlende Pfeile

in den düstren Schatten wirft,Wo sich Eulen verstecken,

und das Jammern der NachtvögelDas Grauen vertont,

das die Lichtung verdunkelt.

Das ist nichts für den Glücklichen; komm, Tochter des Kummers,

Hier ist’s, wo Du in Tränen deine trüben Gedanken salbst,

Wo, verloren im Gestern, das Morgen missachtend,

Nichts bleibt mehr zu hoffen und nichts zu fürchten.

RückschauDie Jahreszeit kommt, zu der wir uns trafen,Doch Du kehrst nie wieder.Warum kann ich jene Tage nicht vergessen,Die mir die Zeit nie zurückbringen kann?O, zu holde Tage, zu hell um zu dauern,Seid Ihr tatsächlich für immer verloren?

Die fliehenden Schatten der FreudeVerfolge ich in meiner Erinnerung;Halte ihre Flucht in meiner Fantasie auf,Ersetze so, was längst vergangen.Doch, ach! Ich erwache zu nie endendem Weh,Und unter Tränen verblassen die Trugbilder.

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BENJAMIN BRITTEN English Folksongs I (Auswahl)

The Salley GardensDown by the Salley Gardens

my love and I did meet;she passed the Salley Gardens

with little snow-white feet.She bid me take love easy,

as the leaves grow on the tree;but I, being young and foolish,

with her would not agree.

In a field by the river my love and I did stand,

and on my leaning shoulder she laid her snow-white hand.

She bid me take life easy, as the grass grows on the weirs;

but I was young and foolish, and now am full of tears.

GreensleevesAlas, my love, you do me wrongTo cast me off discourteouslyAnd I have loved you so longRejoicing in your company

Greensleeves was all my joyGreensleeves was my delightGreensleeves was my heart of goldAnd who but my Lady Greensleeves?

Die WeidegärtenUnten bei den Weidengärten

trafen sich mein Lieb und ich;sie ging durch die Weidengärten

auf kleinen schneeweißen Füßen.Sie bat mich, ich solle die Liebe leicht nehmen,

so wie die Blätter wachsen am Baum;aber ich, jung und närrisch,

konnte ihr nicht zustimmen.

In einem Feld am Fluss standen mein Lieb und ich,

und sie legte auf meine Schulter ihre schneeweiße Hand.

Sie bat mich, ich solle das Leben leicht nehmen, wie das Gras wächst auf den Deichen;

aber ich war jung und närrisch, und nun bin ich voller Tränen.

GreensleevesAch, meine Liebste, du tust mir Unrecht,Mich so grob von Dir zu stoßen.Dabei habe ich Dich so lange geliebtmich Deiner Gesellschaft erfreuend.

Greensleeves waren all meine Freude,Greensleeves waren mein Vergnügen,Greensleeves waren mein Herz aus Gold,Wer sonst, außer meiner Lady Greensleeves?

I have been ready at your handTo grant whatever you do craveI have waged both life and landYour love and good-will for to gain

Greensleeves was all my joyGreensleeves was my delightGreensleeves was my heart of goldAnd who but my Lady Greensleeves?

The Ash GroveDown yonder green valley,

where streamlets meander,When twilight is fading

I pensively roveOr at the bright noontide in solitude wander,Amid the dark shades of the lonely ash grove;

’t was there, while the blackbird was cheerfully singing,

I first met my dear one, the joy of my heart!Around us for gladness

the bluebells were ringing,Ah! then little thought I

how soon we should part.

Still glows the bright sunshine o’er valley and mountain,

Still warbles the blackbird its note from the tree;Still trembles the moonbeam

on streamlet and fountain,But what are the beauties of nature to me?With sorrow, deep sorrow, my bosom is laden,All day I go mourning in search of my love;Ye echoes, oh, tell me,

where is the sweet maiden?– She sleeps neath the green turf

down by the ash grove.

Ich war Dir stets zur Hand,bereit zu gewähren, was immer Du begehrtest;Leben und Besitz habe ich aufs Spiel gesetztFür deine Liebe und Dein Wohlwollen.

Greensleeves waren all meine Freude,Greensleeves waren mein Vergnügen,Greensleeves waren mein Herz aus Gold,Wer sonst, außer meiner Lady Greensleeves?

Der EschenhainDort unten im grünen Tal,

wo Bächlein sich schlängeln,Wenn die Dämmerung weicht,

schreite ich nachdenklich umherOder wandere zur hellen Mittagszeit einsamUnter den dunklen Schatten des Eschenhains.

Hier war’s, während die Amsel fröhlich sang,wo ich meine Liebste das erste Mal traf,

die Freude meines Herzens;Um uns läuteten die Glockenblumen

vor lauter Vergnügen,Ah, da dachte ich wenig daran,

wie schnell wir scheiden sollten.

Noch immer glüht der helle Sonnenschein über Berg und Tal,

Noch trällert die Amsel ihr Lied vom Baum,Noch erzittert der Mondstrahl

auf Bächlein und Quelle;Doch was bedeutet mir die Schönheit der Natur?Mit Kummer ist meine Brust beladen,Jeden Tag suche ich klagend meine Liebe;Ihr Echos, oh sagt mir,

wo ist das liebliche Mädchen?– Sie schläft unter dem grünen Gras

drunten im Eschenhain.

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THREE ENGLISH FOLKS SONGS

Black is the colourBlack is the color of my true love’s hair,Her face is something wondrous fair, The prettiest eyes, and the dearest hands, I love the grass on where she stands.

Winter is pass’d and the leaves are green,The time is past that we have seen,But still I hope the time will comeWhen she and I will be as one.

The Wife of Usher’s WellThere was a woman, she lived alone,some babies had she three;she sent them off to the North Comarreeto learn their gramaree.

They hadn’t been gone but about three weeks,three weeks and a day,cold death spread abroad the land,and swept her babies away.

She prayed to God who was in heaven,awearin’ a starry crown:»Oh send me back my three little babes,tonight or in the mornin’ soon.«

It was so near to the Christmas time,the nights be long and cold;her three little babes came arunnin’ upall into their mother’s arms.

She fixed a table for them to eat,on it put bread and wine,»Come eat, come drink, my three little babes,come eat, come drink of mine.«

»Dear mother, I neither want your bread,nor will I drink your wine,for just before the break of day,our Saviour we must join.«

Schwarz sind die Haare meiner wahren Liebe,Ihr Gesicht ist wundersam heiter,The schönsten Augen, die schönsten Hände,Ich liebe das Gras, auf dem sie steht.

Der Winter ist vergangen, die Blätter sind grün,Die Zeit ist vergangen, seit wir uns sahen,Aber ich hoffe noch immer, dass die Zeit kommtWenn wir beide zusammenkommen.

Es war einmal eine Frau, alleinstehend,die hatte drei Kinder;sie schickte sie in den hohen Norden,damit sie etwas lernten.

Sie waren nur etwa drei Wochen fort,drei Wochen und einen Tag,da breitete sich der Tod im Land ausund raffte ihre Kinder hinweg.

Sie betete zu Gott, der im Himmel wohntund eine Krone aus Sternen trägt:»Oh schick mir meine drei Kinder zurück,noch heute oder morgen früh.«

Es war kurz vor Weihnachten,wenn die Nächte lang und kalt sind,ihre drei kleinen Kinder kamen gelaufendirekt in die Arme ihrer Mutter.

Sie setzte sie an den Esstisch,auf den sie Brot und Wein stellte:»Esst und trinkt, meine armen Kinder,esst und trinkt von mir.«

»Liebe Mutter, ich möchte Dein Brot nicht,und werde auch nicht Deinen Wein trinken,denn noch bevor der Tag anbricht,müssen wir zurück zu unserem Erlöser.«

She fixed them a bed in the backside room,on it she put a clean sheet;on top she spread a golden cloth,and fixed her babes to sleep.

»Rised up, rised up«, said the oldest one,»Rised up, rised up«, said all three,»Our Saviour smiles and bids us come,and follow him it must be.«

»Cold clods of clay roll over my head,green grass grows at my feet,and the tears you shed, mother dear,will wet our winding sheet.«

Waly, walyThe water is wide, I cannot get o’erAnd neither have I wings to fly.Oh give me a boat that will carry twoAnd both shall row, my love and I.

Down in the meadow the other dayA-gathering flowers both fine and gayA-gathering flowers both red and blueI little thought what love can do.

I leaned my back up against some oak,Thinking that he was a trusty tree.But first he bended, and then he brokeAnd so did my false love to me.

A ship there is and she sails the sea.She’s loaded deep as deep can be,But not so deep as the love I’m inI know not, if I sink or swim.

Oh love is handsome and love is fineAnd love’s a jewel while it is newBut when it is old it groweth coldAnd fades away like morning dew.

Sie bereitete ihnen ein Bett im Hinterzimmer,und breitete ein frisches Laken darauf;obenauf legte sie ein goldenes Tuch,und legte die Kinder zur Ruhe.

»Aufgestanden«, sagte der Älteste,»aufgestanden«, sagten alle drei,»unser Erlöser lächelt und ruft uns zu sich,und wir müssen ihm folgen.«

»Kalte Lehmbrocken rollen über meinen Kopf,grünes Gras wächst zu meinen Füßen,und die Tränen, die Du vergießt, Mutter,werden unser Leichentuch benetzen.«

Das Wasser ist breit, ich kann es nicht queren,und habe auch keine Flügel, um zu fliegen.O, gib mir ein Boot, das zwei tragen kann,und ich werde rudern meine Liebste und mich.

Drunten auf der Wiese, gestern,während ich feine, schöne Blumen pflückte,während ich rote und blaue Blumen pflückte,dachte ich nicht daran, was die Liebe kann.

Ich lehnte meinen Rücken gegen eine Eiche,und glaube, es sei ein starker BaumAber erst gab sie nach, und dann brach sie,und so tat es auch meine falsche Liebe.

Da ist ein Schiff, das auf dem Meer fährt,es ist so schwer beladen wie nur möglich,aber nicht so sehr wie ich verliebt bin,ich weiß nicht, ob ich schwimme oder sinke.

O, die Liebe ist schön, die Liebe ist fein,die Liebe ist ein Juwel, wenn sie frisch ist,aber wenn sie älter wird, erkaltet sieund verfliegt wie der Tau am Morgen.

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Die Aufzeichnung des Konzerts in Ton, Bild oder Film ist nicht gestattet.

IMPRESSUMHerausgeber: HamburgMusik gGmbHGeneralintendanz: Christoph Lieben-Seutter | Geschäftsführung: Jack F. KurfessRedaktion: Clemens Matuschek, Simon ChlostaÜbersetzungen: »The Salley Gardens«: Babette Hesse | »Three English Folk Songs«: Clemens Matuschek | alle übrigen: Carsten Hinrichs

Gestaltung und Satz: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyerDruck: Flyer-Druck.de

Anzeigenvertretung: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, [email protected]

BILDNACHWEISAndreas Scholl (James McMillan); Tamar Halperin (Gregor Hohenberg); Henry Purcell: Gemälde von John Closterman, 1695 (National Portrait Gallery London); Joseph Haydn: Gemälde von Thomas Hardy 1791 (Royal College of Music); Benjamin Britten (unbezeichnet); Harry-Partch-Instrument (Steven Severinghaus)

FESTIVAL GREATEST HITSWenn man die große Linie des heutigen Abends von Dowland über Haydn bis Britten chronologisch verlängert, landet man zwangsläufig in der Musik der Gegenwart. Die steht im Zentrum des Festivals »Greatest Hits« Anfang November, das dieses Jahr seine fünfte Ausgabe erlebt und wieder faszinierende, un-erwartete Hörerlebnisse bietet. Im Fokus stehen diesmal Gérard Grisey, der Elbphilharmonie-Residenzkünstler Peter Eötvös und Harry Partch, der Mitte des 20. Jahrhunderts eigene Instru-mente baute, die mal wie ein Baum voller Kuhglocken, mal wie ein Weinregal aussehen. Drei Tage lang erklingen die Greatest Hits der Moderne auf Kampnagel, zum Abschluss dann in der Elbphilharmonie.

1.– 4. November 2017 www.greatest-hits-hamburg.de

VORSCHAU

Kampnagel /elBpHIlHaRmOnIewww.gReatest-HIts-HamBuRg.de

principal sponsors elbphilharmonie

Kulturpartner

Greatest HitsFestival Für zeitgenössische Musik 1.– 4.11.2017

klangforum Wien, Peter eötvös, ensemble Musikfabrik

elbtonal Percussion, ensemble resonanz

nDr elbphilharmonie Orchester, nDr chor

Phillip sollmann, composer slam u.v.m.

Mit hits von harry Partch, gérard grisey, Peter eötvös u.a.

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WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN

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FÖRDERSTIFTUNGENStiftung ElbphilharmonieKlaus-Michael Kühne StiftungKörber-StiftungHans-Otto und Engelke Schümann StiftungHaspa Musik StiftungHubertus Wald StiftungErnst von Siemens MusikstiftungCyril & Jutta A. Palmer StiftungMara & Holger Cassens StiftungHonorarkonsulat der Tschechischen Republik Hamburg

Freundeskreis Elbphilharmonie + Laeiszhalle e.V.

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