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News-Termine

Für Ihren Terminkalender

22. September 2006, Bad HonnefTagesseminar des MosambikforumsWirtschaftsentwicklung als Instrument der Armutsbekämpfung. Neuere Ent-wicklungen in Mosambik.Programm/Einladung anfordern bei [email protected]

3.–5. November 2006KKM-Herbstseminar„Stimmen gegen Armut – Zivilgesellschaft und Armutsbekämpfung in Mosambik“.Mit Vertretern der Grupo 20 und dem NRO-Dachverband Link.

Neu erschienen

Grajek, Rainer: „Berichte aus dem Morgengrauen. Als Entwicklungshelfer der DDR in Mosambik“, ISBN 3-938294-06-X, 15,95 Euro

Hantel, Christoph: „Journalistenausbil-dung in Mosambik“, 2006, Verlag Frank und Timme, 428 S., ISBN 3-86596-056-1, 39,80 Euro

Couto, Mia: „O outro Pé da Sereia“, 2006, Editorial Caminho, 382 S., ISBN 972-21-1795-5, 19,40 Euro über TFM – Centro do Livro

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afrika süd lesen –und die Region verstehenHeft 3‘06: Parteiintrigen in Simbab-we * Internetnutzung in Südafrika * Ernüchterung nach Agrarboom in Mosambik * Fußball und Politik in An-gola * issa-Erklärung zum Völkermord in Namibia

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Mosambik-Rundbrief Nr. 70 • August 2006 3

I N H A L TE D I T O R I A L 4 Anderthalb Jahre Regierung Guebuza

6 Bürger in Uniform: Gemeindepolizei

8 Nach der Flut

10 Lebendige Medienszene

13 In Kürze

Schwerpunkt Millenniumsziele zu Gesundheit

16 Einleitung

17 Reduktion der Kinder- und Müttersterblichkeit

20 Geburtshilfe

22 HIV/AIDS und die MDG

24 HIV/AIDS Bekämpfung in Mosambik

27 Interview mit Jugendminister Simango

30 Projekt Vidas Positivas in Zambézia

32 Traditionelle Medizin und AIDS

33 Schulpartnerschaften und AIDS

34 Schülerinnenseite

35 Köhler und Afrika

38 Solidarität

42 Kultur

48 Galerie

Liebe Leserinnen und Leser!

Anderthalb Jahre nach der Amtsübernahme der Regierung Gue-buza ist es an der Zeit, eine Einschätzung der Regierungspolitik zu wagen. Weht ein neuer Wind? Ist alles beim Alten geblieben? Sind Veränderungen spürbar? Werden sie positiv oder negativ wahrgenommen? Antworten dazu zu bekommen, erweist sich als schwierig. Spricht man mit mosambikanischen Bekannten, hört man Widersprüchliches, fast alle äußern sich vorsichtig und zurückhaltend. „Wenige Signale und ohne eindeutige Richtung“, so drückt es Machado da Graça in seinem Artikel zur Guebuza-Re-gierung aus. Der Rundbrief wird sich bemühen, in den kommen-den Ausgaben Meinungen zur politischen Stimmung in Mosambik wiederzugeben.

Widersprüchliche Meinungen gibt es auch bei dem Thema Ge-meindepolizei. Einerseits befrieden die Bürger in Uniform ihre Stadtviertel, auf der anderen Seite gibt es zunehmend Berichte über Kompetenzüberschreitungen und Machtmissbrauch. Till-mann Elliesen stellt das Konzept vor, das in Mosambik immer mehr Verbreitung findet.

Der Schwerpunkt dieses Rundbriefs zählt mit 18 Seiten wohl zu den umfassendsten Schwerpunkten in der Publikationsgeschichte des Hefts. Die Millenniumsentwicklungsziele 4, 5 und 6 zum The-ma Gesundheit boten viel Stoff für interessante Beiträge. Beson-ders das Thema HIV/AIDS drängt sich immer wieder auf, denn es ist ein Thema, das für die gesamte Entwicklung des Landes von enormer Bedeutung ist.

Über den Besuch des deutschen Bundespräsidenten im April in Mosambik, seine Kontakte und Begegnungen zu KKM-Mitglieds-gruppen und sein Engagement für Afrika berichten wir im Solida-ritätsteil des Heftes.

In Deutschland wurde in diesem Sommer eine Vielzahl von Mo-sambik-Veranstaltungen, vor allem kultureller Art, angeboten: Die Tanzgruppe Culturarte begeisterte ihr Publikum durch ausdrucks-starken zeitgenössischen Tanz und der Maler Mirel arbeitete drei Monate lang im Wendland. Im Herbst wird im Rahmen einer Eu-ropatournee der Gruppe Mabulu wieder mosambikanische Musik nach Deutschland kommen. Die genauen Konzerttermine werden auf dem Schwarzen Brett der KKM-Webseite bekannt gegeben. Dort finden Sie regelmäßig aktualisierte Hinweise zu interessanten Veranstaltungen.

Wieder haben viele engagierte Menschen dazu beigetragen, dass uns ein spannendes Heft gelungen ist. Ihnen sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

Ihre

I M P R E S S U MDer Mosambik-Rundbrief erscheint drei Mal im Jahr in Deutschland und in der Schweiz.

Verlag, Herausgeber und Anschrift der Redaktion: KoordinierungsKreis Mosambik e.V., August-Bebel-Straße 16 – 18, D-33602 Bielefeld; Tel.: 05 21-12 47 42; Fax: 05 21- 6 49 75; E-Mail: [email protected]

Homepage: http://www.kkmosambik.deISSN: 1613-3080

Redaktion: Andrea Queiroz de Souza (ViSdP), Winfried Borowczak, Richard Brand, Judith Christner, Carolin Kalkof, Michael Kegler, Katharina Liebing, Luisa Pfau, Ulla Rinke, Rainer Tump,

Layout, Satz & Bildbearbeitung: Crossmedia Design, Bielefeld Titelbild: Petra Aschoff / Crossmedia Design

Mitarbeit: Petra Aschoff, Monika Böhnke, João Borges Coelho, Tillmann Elliesen, Elise Fräulin, Machado da Graça, Nina Gruntkowski, Christoph Hantel, Christine Herdemerten, Claudia-Maria Kukla, Annegret Löhr, Eva Massingue, Salomão Mungoia, Brigitte Ney Krings, Annett Pfeiffer, Jochen Reinert, Katrin Schneider, Peter Steudtner, Matthias Voß, Sonja Weinreich, Anne Wortberg

Druck: Nübold Buch- u. Offsetdruck, D-57368 Lennestadt.

Namentlich gekennzeichnete Artikel entsprechen nicht unbedingt der Ansicht der Redaktion oder des Herausgebers.

Der Mosambik-Rundbrief wird freundlicherweise vom Ausschuss für Bildung und Publizistik (ABP) des EED gefördert. Die Nordrheinwestfälische Stiftung für Umwelt und Entwicklung fördert den MDG-Schwerpunkt.

Bankverbindung: KD-Bank Münster, BLZ: 350 601 90, Konto: 211 024 10 14

Bezugsbedingungen: Ein Abonnement kostet 13,– Euro/25,– SFr. für drei Ausgaben. Ein Mehrfachabonne-ment von fünf Heften kostet 50,– Euro. Ein Mehrfach abonne ment von zehn Heften kostet 80,– Euro. Das Auslandsabo kostet 21,– Euro. Die Preise verstehen sich inklusive Versand.

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4 Mosambik-Rundbrief Nr. 70 • August 2006

A K T U E L L

Enttäuschte ErwartungenEnttäuschte Erwartungen

Das erste Jahr der Regierung Guebuza zu analysieren ist keine leichte Sache. Die Signale, die

bei uns ankommen sind wenige und sie geben keine eindeutige Richtung an. Ich möchte die Regierungspraxis messen an der Wahlkampfpolemik und den Ankün-digungen der ersten Monate nach Regie-rungsübernahme.

Große ErwartungenWir erinnern uns: Es gab dieses Verspre-chen vom Kampf gegen die absolute Ar-mut. Deshalb sollten die Korruption, die Kriminalität und der Geist des “deixar andar” (laufen lassen) bekämpft werden. Allen war klar, dass dies tatsächlich reale Übel sind, gegen die etwas unternommen werden muss. Die Versprechen weckten große Erwartungen in der Bevölkerung, denn sie sehnt sich danach, dass diese Probleme gelöst werden. Aber ein Jahr später scheinen die Dinge nicht so zu lau-fen, wie man es sich gewünscht hätte.

KriminalitatDie Kriminalität scheint zuzunehmen. Ständig hört man von Überfällen, Morden und Gewalt auf der Straße, ohne dass die Polizei in der Lage scheint, die Situation zu kontrollieren. Auch auf der höheren Ebene der organisierten Kriminalität scheinen die Kriminellen weiterhin den staatlichen Organen mit der Arroganz der Unantastbarkeit gegenüber zu treten. Ein Beispiel dafür war der Prozess gegen Ani-balzinho im Dezember letzten Jahres. Er trat dem Gericht siegessicher mit einem Dauerlächeln entgegen und behauptete, seine zweite Flucht sei auf ein Wunder Gottes zurückzuführen. Ständig lesen wir Meldungen über die Flucht von Gefange-

Polemik zu anderthalb Jahren Regierung Guebuza

Von Machado da Graça

nen aus sogenannten Hochsicherheitsge-fängnissen und das erweckt den Eindruck, dass die Verantwortlichen noch immer nicht ihren Aufgaben nachkommen. Es gibt Versuche, den Eindruck von Aktivität zu erwecken. So wurden hohe Haftstra-fen gegen zwei junge Frauen verhängt, die Kokain von Brasilien nach Mosambik schmuggelten. Dies kann aber nicht die Wirklichkeit verdecken. Die großen Dro-genhändler im Land sind unantastbar. Der kleine Fisch wird gefangen, den Großen lässt man laufen.

KorruptionsbekämpfungWas die Korruptionsbekämpfung angeht, gibt es ebenfalls nicht gerade ermunternde Ergebnisse. Einzelne Minister versuchen, Ordnung in ihre Ministerien zu bringen. Aber insgesamt passiert nichts, das ver-muten ließe, dass tatsächlich ernsthaft etwas gegen Korruption unternommen wird. Im Gegenteil, die einzige Person, die bereit war, ohne Angst diese Dinge anzugehen, wurde von ihrem Posten ent-fernt und durch jemanden ersetzt, in des-sen Lebenslauf sich jede Menge schlecht organisierter und eingeschlafener Fälle finden. Es wird sogar behauptet, dass die Fälle, die Dr. Isabel Rupia aufrollte, eventuell für nichtig erklärt werden, da die Antikorruptionseinheit eine gesetzlich nicht legitimierte Organisation gewesen sei.

Tatsächlich sind mehrere Personen aus Leitungspositionen entfernt worden, die in der öffentlichen Wahrnehmung mit Korruptionsfällen in Verbindung gebracht wurden. Aber die Ergebnisse der Unter-suchungen in diesen Organisationen blei-ben Geheimnisse der Götter. Man scheint Omelett machen zu wollen, ohne dabei

Eier zu zerschlagen. Die Entscheidung, die Korrupten nicht zu bestrafen bedeutet, dass auch die Korruption nicht bekämpft wird. Die Garantie der Straffreiheit ist ein wichtiger Faktor, der die Fortsetzung des alten Systems ermöglicht. Es werden Se-minare zur Korruptionsbekämpfungsstra-tegie abgehalten, aber all das stellt nur den Versuch dar, vorzugeben, dass etwas getan wird.

Deixar andarDas Phänomen des “deixar andar” zu be-kämpfen hatte sich die neue Regierung groß auf die Fahnen geschrieben. Ich sage “hatte”, denn man hat aufgehört, davon zu reden. Heute geht es in der Diskussion meistens um die Bekämpfung der Armut und weniger um die Hindernisse, die da-bei im Weg stehen. Aber was ist der Kern der Armutsbekämpfung? Welches sind die konkreten Maßnahmen der Regie-rung, um die Ziele zu erreichen? Mit Aus-nahme der spektakulären Verhandlungen zum Cahora Bassa Staudamm lassen sich keine wirtschaftlichen Maßnahmen erah-nen, die dazu beitragen könnten, dieses Ziel zu erreichen.

WirtschaftDer Untergang unserer Industrie ist offen-kundig. Der gesamte Caju-Verarbeitungs-sektor, die Textil- und Bekleidungsindu-strie, um nur einige Beispiele zu nennen, sind in Konkurs gegangen und haben ihre Arbeiter entlassen. In Kleinstädten mit ei-ner industriellen Tradition wie Monapo haben häufig alle Fabriken geschlossen. Und es sind sicherlich nicht Megapro-jekte wie die Aluminiumschmelze Mozal die unsere Probleme lösen werden. Die hochentwickelte Technik schafft kaum

Vor einigen Monaten wurde der Journalist Machado da Graça gebeten, in einer Sprach-schule in Maputo einen Vortrag zu halten, wie er das erste Jahr der Regierung Guebuza wahrgenommen hat. Der Rundbrief druckt Auszüge aus dem Manuskript.

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Arbeitsplätze. Zudem hat die Regierung derartig viele Zugeständnisse gemacht, um diese Projekte ins Land zu holen, dass der größte Teil der Gewinne ins Ausland transferiert wird.

Sonderbarerweise lag die Gasförde-rung in Pande zu Beginn komplett in den Händen der südafrikanischen Firma Sasol. Erst später begann die mosambikanische Regierung, einige Aktien aufzukaufen. Wie ist es möglich, dass gerade bei En-ergie, die für jedes Land strategische Be-deutung hat, unser Gas vollständig in die Hände einer ausländischen Firma gelegt wird?

Die sprunghaften Preiserhöhungen für Treibstoffe ohne vorherige Ankündi-gung war Ursache für den bislang größ-ten Dissens zwischen Regierenden und Regierten. Die Regierung verhielt sich arrogant, wie jemand, der niemandem Rechenschaft schuldig ist. All die hastig angekündigten Maßnahmen wurden kaum umgesetzt. Bis heute warten wir auf die versprochenen neuen Busse und die Autos mit Gasantrieb.

Auch auf der makroökonomischen Ebene verschlechtert sich die Situation. Wir erlebten den Wertverlust des Meti-cal und die Reduzierung der Devisenre-serven. Wo ist dieses Geld hingegangen? Diese Fragen führen uns zu Cahora Bassa. Alle Leute finden es toll, dass ein Abkom-men geschlossen wurde. Aber wie werden wir bezahlen? Wahrscheinlich werden wir uns deswegen verschulden müssen. So gehört uns dann der Staudamm, aber wir verschulden uns sofort wieder. Wir sehen den Abzug der Portugiesen und an ihrer Stelle werden Südafrikaner kom-men oder Chinesen. Wenn es so kommen sollte, dann bezweifele ich, dass wir bei dem Tausch gewinnen.

Fehlende FixpunkteWenn man sich die politischen Prozesse und die Wahlkämpfe in anderen Ländern anschaut, weiß man, dass alle Parteien und Kandidaten Versprechungen machen. Aber meistens machen sie auch Vorschlä-ge, wie sie regieren wollen. Die Steuern erhöhen oder senken, dieses oder jenes privatisieren, diese oder jene konkrete Maßnahme ergreifen. Bei uns wurde le-diglich gesagt, die Armut solle bekämpft werden, aber weder wie noch wann. Wie die parlamentarische Opposition richtig

feststellte, ist es unmöglich, die Amtsaus-übung der Regierung zu bewerten, da wir keine Anhaltspunkte haben, an denen wir sie überprüfen könnten.

Politische PluralitätWir erleben in der politischen Öffent-lichkeit eine interessante Entwicklung. Joaquim Chissano, der frühere Präsident der Republik ist weiterhin aktiv, natio-nal und international anerkannt und er taucht regelmäßig in den Medien auf. Das ist ungewöhnlich in einem Land, das an eine totale und konzentrierte Machtaus-übung gewöhnt ist, da früher die Amts-vorgänger immer verstorben waren. Da Chissano lebendig und aktiv ist, müssen wir uns an eine andere Form von Über-gang gewöhnen, mehr in der Tradition der etablierteren Demokratien. Aber das ist nicht schlecht, das ist gut.Der Abgang von Joaquim Chissano war nicht so konfliktfrei wie er nach außen hin erschien. Innerhalb der FRELIMO gibt es solche, die Guebuza unterstützen und an-dere, die auf Chissanos Seite stehen. Aber auch das finde ich nicht negativ. Es ist an der Zeit, dass die Dinge transparenter werden und dass wir die Regierungspartei nicht als monolithisches Gebilde betrach-ten, von Geheimnissen umwittert, was das innere Funktionieren betrifft.

RichtungswechselUm abzuschließen noch eine Episode aus der Nationalversammlung der Republik. Dort gab es eine Diskussion über die Än-derung der nationalen Symbole, insbeson-dere der Fahne und des Emblems. Nach-dem in der Vergangenheit beide Frakti-onen sich für eine Adhoc Kommission zur Veränderung der Symbole ausgesprochen hatten und großzügig Mittel für diese Ar-beit bereitgestellt wurden, sprachen sich nun die Parlamentarier der FRELIMO ge-gen eine Veränderung der Symbole aus. Es handelt sich dabei eindeutig um eine Manifestation des Richtungswechsels der Regierungspartei. Trotzdem war es son-derbar zu erleben, dass Abgeordnete, die damals für die Veränderungen gestimmt hatten, nun flammende patriotische Re-den dagegen hielten. Und das, nachdem viel Zeit, Geld und Arbeit investiert wur-den.

Machado da Graça ist Journalist in Maputo.

Der Beitrag wurde übernommen von der Internetseite des Autors: htpp://ideiasde-bate.blogspot.com, übersetzt, gekürzt und redaktionell bearbeitet.

Regierung Guebuza: Keine eindeutige Richtung?

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6 Mosambik-Rundbrief Nr. 70 • August 2006

A K T U E L L

Bürger in UniformBürger in Uniform

Die Kneipe von Hawa Guambe ist gerammelt voll. Die 54-Jährige betreibt noch einen Getränke-

verkauf, auch dort herrscht viel Betrieb. Zwei Häuser weiter sinkt ein Mann volltrunken zu Boden. Ein Begleiter versucht ihm wieder auf die Beine zu helfen. Andere sitzen vor ihren mit Well-blech gedeckten Baracken, trinken Bier und folgen gelangweilt dem Treiben auf der Straße. Es ist Samstag nachmittag in Chamanculo B, einem der ärmsten Viertel in Mosambiks Hauptstadt Maputo. Wer hier lebt, stammt mit großer Wahrschein-lichkeit aus einer Familie, die irgendwann vom Land in die Stadt gezogen ist, um der Armut zu entkommen. Und genauso wahrscheinlich ist es, dass sich diese Hoff-nung nicht erfüllt hat.

Der beträchtliche Alkoholkonsum vor allem vieler Männer, von denen kaum ei-ner Arbeit hat, sorgt dafür, dass hier auch nichtige Anlässe schnell zu gewaltsamen Auseinandersetzungen führen. „Eigent-lich muss ich um neun Uhr schließen, aber . . . naja“, sagt Hawa Guambe und grinst verlegen. „Wenn Betrunkene Ärger machen, dann hole ich einfach die Jungs vom Friedensrat. Die nehmen sie dann mit und sperren sie für ein, zwei Tage in ihr Hauptquartier.“

Sicherheit durch FriedensräteLeute einsperren dürfen die jungen Män-ner und Frauen von der „Policiamento Comunitário“ (Bürgerpolizei) eigentlich

Bürgernahe Polizeiarbeit durch Friedensräte

Von Tillmann Elliesen

nicht. Seit vier Jahren patroullieren sie regelmäßig in kleinen Gruppen durch Chamanculo B. Sie sollen nach dem Rechten sehen, Streitigkeiten schlichten und die Polizei rufen, wenn es ernst wird. In ihren grünen Kitteln, die als Uniform dienen und sie als Helfer der Staatsmacht ausweisen, sollen sie zudem Einbrecher, Diebe und andere Ganoven abschrecken. Alles ehrenamtlich. Dazu haben die Bür-ger des Viertels sie gewählt.

Das scheint zu funktionieren. „Frü-her wäre ich hier nicht so herumgelau-fen“, sagt João Ernesto Mbanguine und zeigt auf das Handy, das offen an seinem Gürtel hängt. „Heute ist das kein Problem mehr.“ Mbanguine ist Präsident des 17-

köpfigen Friedensrates von Chamanculo B, der 2002 im Rahmen eines deutsch-mosambikanischen Pilotprojekts einge-richtet wurde. Laut Projektberichten ist die Kriminalität in Chamanculo B seitdem deutlich zurückgegangen. Anwohner be-stätigen, dass das Viertel sicherer gewor-den ist, seit es den Friedensrat gibt. „Vor wenigen Jahren noch war Chamanculo B praktisch ein rechtsfreier Raum“, erzählt Hans-Georg Fuchs. „Die Polizei hat sich hier nicht reingetraut.“ Der frühere Be-amte des Bundeskriminalamtes (BKA) hat die mosambikanischen Behörden beim Aufbau des Friedensrates beraten. „Für die Polizisten war die Grenze dort, wo die Asphaltstraßen der Innenstadt enden und das Gewirr der Gassen von Chama-nculo B beginnt. Selbstjustiz war an der Tagesordnung.“

Schwache und korrupte PolizeiJoão Ngonhamo ist seit 1976 Polizist und seit zwei Jahren zuständig für die 11.000 Einwohner von Chamanculo B. Übliche Fälle, mit denen er es zu tun hat, sind Einbrüche, Überfälle und prügeln-de Ehemänner. Sechs Beamte hat er für das Viertel; Chamanculo B liegt damit deutlich unter dem ohnehin miserablen Landesdurchschnitt von 10 Polizisten auf 10.000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland kommen gut 30, in Frank-furt am Main sogar fast 50 Beamte auf 10.000 Einwohner.

Die mosambikanische Polizei ist hoffnungslos unterbesetzt und überfor-

Vor wenigen Jahren noch galt Chamanculo B als rechts-freier Raum. Doch seit einiger Zeit sinkt die Kriminalität in dem Viertel, das zu den ärmsten in der mosambikanischen Hauptstadt Maputo zählt. Dazu beigetragen hat eine Trup-pe ehrenamtlicher Hilfspolizisten, die der staatlichen Poli-zei zuarbeitet und zugleich die Interessen der Bürger ver-tritt. Die Regierung von Mosambik will das Erfolgsmodell auf das ganze Land ausdehnen.

Gemeindepolizei auf Streife

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dert. Das Geld reicht nicht einmal, um alle 20.000 Polizisten des Landes mit Uniformen auszustatten, heißt es in einem Regierungsbericht. Dazu kommt, dass das Vertrauen der Bevölkerung in die Staatsmacht nicht besonders groß ist. Vor allem die Armen, die sich nicht weh-ren können, leiden unter Polizeiwillkür nicht weniger als unter Kriminalität. Viele Beamte sind korrupt – kein Wunder bei einem Startgehalt von umgerechnet 50 Euro im Monat. „Viele Leute gehen nicht zur Polizei, weil sie Angst haben, bezah-len zu müssen“, sagt Emílio Valverde vom UN-Entwicklungsprogramm (UNDP), das die mosambikanische Regierung bei der Reform der Polizei berät.

Konzept bürgernahe PolizeiarbeitCommunity Policing – bürgernahe Po-lizeiarbeit – heißt das Rezept, mit dem die Regierung das Vertrauen in die Ord-nungshüter stärken und die Beamten für die Nöte der Bürger sensibilisieren will. Der Friedensrat von Chamanculo B dient dabei als Bindeglied zwischen beiden Sei-ten: Die Männer und Frauen sind zum einen Augen und Ohren der Polizei und helfen bei der Suche nach Verdächtigen. Zum anderen informieren sie die Beam-ten über Probleme und Sorgen der Be-wohner des Viertels. Sie schaffen dadurch die Grundlage für eine Polizeiarbeit, die nicht auf Misstrauen gegenüber der Be-völkerung ruht, sondern als Dienst an dieser verstanden wird. „Wir sind beides gleichzeitig“, sagt Friedensrat-Präsident Mbanguine: „Vertreter der Polizei und der Bürger.“

Hoffnung auf JobsAlbino Segulha verkörpert diesen Ansatz wie kein anderer. Der 32-Jährige war von Anfang an Mitglied des Friedensrates und koordiniert die Patrouillen. Seit zwei Jah-ren ist er außerdem Polizist: 2004 hat er die Ausbildung zum Streifenbeamten an der Polizeischule in Matalan abgeschlos-sen. „Unsere Polizei ist nicht sehr wirk-sam“, sagt Segulha. „Es gibt nicht genug Beamte, und die Polizisten kümmern sich nicht um die Sorgen der Bevölkerung. Auf der anderen Seite haben viele Leute kein Verständnis für rechtsstaatliche Ver-fahren. Wenn sie zum Beispiel beklaut werden, ist für sie der Fall erledigt, sobald sie ihre Sachen zurückbekommen haben.

Was mit dem Täter passiert, interessiert sie nicht. Unsere Aufgabe als Friedensrat ist es, das Bewusstsein für solche Fragen zu schärfen.“

Segulha sagt, er mache beim Frie-densrat mit, um etwas für die Sicherheit in seinem Viertel zu tun. Außerdem habe er darauf spekuliert, seine Aussichten auf einen Job zu verbessern – ein wichtiges Motiv auch für andere Friedensratmit-glieder, von denen einige bei Sicherheits-firmen und Wachdiensten untergekom-men sind.

Die Philosophie von Community Policing lautet: Wo Polizei und Bevölke-rung zusammenarbeiten, haben Straftäter keine Chance und werden verdrängt. „In Chamanculo B haben wir die Patroulli-en schon deutlich reduzieren können“, berichtet Mbanguine. Doch in dem Maße, wie in Chamanculo B die Krimi-nalität sank, klagten benachbarte Viertel über einen Anstieg. Das sei durchaus so erwünscht, erklärt BKA-Mann Fuchs. „Denn dann wächst in anderen Stadttei-len der Anreiz, ebenfalls Friedensräte ein-zurichten.“ Die Rechnung scheint aufzu-gehen: Seit Beginn des Pilotprojekts 2002 haben etliche weitere Viertel in Maputo Friedensräte gewählt. Das Innenministe-rium will den Ansatz auf ganz Mosambik ausdehnen. Landesweit gibt es bislang in rund 1.000 ländlichen und städtischen Gemeinden Friedensräte nach dem Mo-dell von Chamanculo B.

Auch die Regierung der USA unter-stützt Community Policing in Mosambik. Sie geht dabei anders vor als das deutsch-mosambikanische Projekt. Das US-Justiz-ministerium kooperiert nur mit den staat-lichen Behörden, gibt Fortbildungen in bürgernaher Polizeiarbeit und spendierte der Polizei von Maputo Anfang des Jahres 50 Fahrräder für Fahrradpatrouillen nach dem Vorbild amerikanischer Großstädte. Der Ansatz, die Bürger zu lehren, selbst auf Streife zu gehen und der Polizei zu-zuarbeiten, widerspreche der Philosophie von Community Policing, heißt es aus dem US-Justizministerium.

Gefahr der GrenzverletzungBeim UN-Entwicklungsprogramm ist man allerdings skeptisch, dass die US-Hil-fe wirkt. Es genüge nicht, bei der Verbre-chensbekämpfung nur auf die Polizei zu setzen, meint Berater Emílio Valverde. Sie sei einfach zu schwach. Deshalb müssten zugleich nichtstaatliche Strukturen ge-stärkt werden, die die Sicherheitslage verbessern helfen. Dabei ist sich Valver-de des Risikos durchaus bewusst, das die Friedensräte in sich bergen: „Die Gefahr besteht, dass die Räte ihre Kompetenzen überschreiten oder die Arbeit der Polizei untergraben. Sie müssen deshalb streng kontrolliert werden.“ Dass es gelegentlich zu Fehlverhalten kommt, belegen nicht nur Anekdoten wie die von Kneipenbe-sitzerin Hawa Guambe. Im Jahresbericht 2005 von Amnesty International heißt es, in einigen Regionen sei es zu Gewal-tanwendung, Erpressung und Diebstahl durch Einheiten der Policiamento Comu-nitário gekommen. Nach Vorfällen Ende Mai dieses Jahres in Beira warnte Vizemi-nister José Mandra die Friedensräte, sie seien nicht befugt, Waffen zu tragen oder routinemäßig Personen zu kontrollieren.

Manchmal ist es eben einfach zu verlockend, von der Rolle des Hilfspo-lizisten in die eines echten Beamten zu schlüpfen. Meistens sind die Grenzver-letzungen aber harmlos und werden von den Bürgern als Preis für die verbesserte Sicherheitslage toleriert.

Als die Besucher aus Deutschland sich verabschieden, schwingen sich drei junge Männer in grünen Kitteln auf ih-re Mopeds und eskortieren den Wagen unter dem Gejohle der Passanten wie eine Staatskarosse aus dem Viertel – bis dorthin, wo die Gassen von Chamanculo B enden und der Asphalt der Innenstadt von Maputo beginnt.

Tillmann Elliesen ist Redakteur der Zeitschrift E & Z. Entwicklung und Zusammenarbeit.

João Mbanguine koordiniert das Team

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Nach der Flut

dass alle Familienmitglieder eng neben-einander schlafen können. Viel mehr Platz brauchen sie bislang auch nicht, weil die Flut ihnen keinerlei Besitz gelas-sen hat. So sitzen Alberto Manuel, seine Frau Isabel Zeca und ihre sechs Kinder vor der kleinen Hütte, und man kann sich kaum vorstellen, dass sie alle gemeinsam in der Hütte Platz finden zum Schlafen. Während sie Mais in einem kleinen Topf röstet, erklärt Isabel Zeca gelassen, dass der wenige Platz gar nicht so schlimm sei, denn es gehe auf den Winter zu und da werden die Nächte kalt.

Warten auf NahrungsmittelhilfeViel kritischer ist die Ernährungssituati-on: Erst Mitte April erhielten die Fami-lien eine erste Lieferung des Welternäh-rungsprogramms mit Mais und Bohnen. Leider wurde dabei nicht bedacht, dass die Familien keine Möglichkeiten haben, den Mais zu mahlen – ihre Holzmörser gingen bei der Flut verloren und die Mais-mühlen können sie nicht bezahlen. Und der geröstete Mais, wie ihn sich auch die Familie von Alberto und Isabel zubereitet, ist für die Verdauung alles andere als be-kömmlich. Nicht nur ihre Kinder zeigen die ersten Anzeichen von Fehl- und Un-terernährung.

Die DorfbewohnerInnen von Noere haben alles mit den Flüchtlingen geteilt, was sie hatten. Sie selbst verloren ihre niedrig gelegenen Felder bei den Über-schwemmungen und die höher gelege-nen durch die Dürren Anfang des Jahres.

Umsiedlung nach Noere„Alle fünf Jahre“, so erzählt Alberto wei-ter, „gibt es diese schweren Überschwem-mungen, die uns um alles bringen, was wir besitzen. Das letzte Mal 2001. Doch bis zu dieser Nacht gab es nur langsam steigende Fluten, keine Überraschungen. Auch werden die Abstände zwischen den Überschwemmungen immer kürzer.“ Aus diesen Gründen beschlossen alle Fa-milien, sich am Rande des Dorfes Noere niederzulassen, welches gegenüber ihrer Insel Chibue liegt, und diesmal auch nicht zurückzukehren, sobald der Wasserpegel wieder gesunken ist.

Anfang März begannen die Hochwas-serflüchtlinge, sich aus Schilf notdürftige Hütten zu bauen. Oftmals nur so groß,

„Wir dachten, das Schlimm-ste sei schon vorbei, aber dann kam in der Nacht

die Flut zurück.“ So beschreibt Alberto Manuel Alfandega seine Rückkehr nach den ersten Überschwemmungen Ende Februar auf die im Zambezi gelegene Insel Chibue. Insgesamt 374 Fami-lien waren nach den jährlichen Über-schwemmungen wieder in ihre Häuser auf Chibue zurückgekehrt. Wenig später jedoch kam eine nächtliche, durch hef-tige Regenfälle in Zimbabwe ausgelöste, noch viel stärkere Flutwelle und zwang die InselbewohnerInnen zur Flucht. Die Familien verloren ihr gesamtes Hab und Gut und waren froh, dass niemand von den Fluten mitgerissen wurde.

Umgesiedelte Familien in Zambézia fallen durch alle Nothilfenetze

Auch in diesem Jahr hat es wieder Überschwemmungen in Mosambik gegeben. In weit ge-ringerem Umfang als im Jahr 2000 und wohl deshalb kaum wahrgenommen von der Welt-öffentlichkeit. Auch in diesem Jahr mussten Menschen vor dem Wasser fliehen und verlo-ren all ihr Hab und Gut sowie ihre Ernten. Bei seiner Mosambikreise traf Peter Steudtner auf eine Gemeinde am Zambezi, die bis dato kaum Unterstützung von Staat und Hilfsorga-nisationen erhalten hatte. Obwohl die mosambikanische Regierung Gelder für die Versor-gung der Flutopfer bereit gestellt hatte, kam bei diesen Menschen fast keine Hilfe an.

Von Peter Steudtner

Nach der Flut

Gerösteter Mais ist unbekömmlich

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Der nächste Schritt ist der Kauf und die Verteilung von Saatgut und Werkzeugen, damit die Flüchtlinge schnellstmöglich die schon begonnene Aussaatperiode nut-zen können, um ab August wieder von den eigenen Ernten leben zu können. Allein hierfür werden die Kosten vom Christenrat auf 9.000 Euro geschätzt. Damit kann die Unterstützung jedoch nicht aufhören, denn bislang haben die Flüchtlinge von Noere noch keinen Zu-gang zu sauberem Trinkwasser. Alles Wasser kommt aus dem Zambezi, der an dieser Stelle stark verschmutzt und auch „krokodilverseucht“ ist. So befinden sich gerade zwei Kinder aus Noere und einem angrenzenden Dorf nach Krokodilbissen im Krankenhaus in Quelimane. Auch die Rate an Durchfall erkrankungen hat seit der Umsiedlung durch die schlechte Wasserqualität innerhalb der Flüchtlings-bevölkerung stark zugenommen. Dies ist für Noere besonders dramatisch, da das Dorf zwölf Kilometer vom nächsten Ge-sundheitsposten entfernt ist.

Um eine langfristige Wiederansied-lung der 374 neuen Flüchtlingsfamilien gemeinsam mit den schon 2001/2002 angesiedelten 320 Flüchtlingsfamilien und eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen, erarbeitet der Christenrat gemeinsam mit INKOTA zur Zeit ein Unterstützungsprojekt. Bis dieses jedoch greifen kann, ist weiterhin akute Nothilfe notwendig.

Peter Steudtner ist Mosambik-Referent beim INKOTA-netzwerk und Vorstands-mitglied des KKM.

Unterstützung für das Nothilfeprojekt für Noere wird erbeten unter:INKOTA-netzwerk e.V. • KD-Bank (BLZ 350 601 90) • Konto 155 500 0010 • Stichwort: Hochwasser Noere

Felix Portugal, Gemeindeleiter der 2001 neu angesiedelten BewohnerInnen ist selbst erstaunt über das gute Zusam-menleben mit den neuen Flüchtlingen: „Obwohl wir nur 320 Familien sind und jetzt über 370 Familien neu hinzukamen, gab es keinerlei Konflikte um Land für die Hütten oder für neue Felder. Meine Leute scheinen sich noch sehr genau an ihre Notzeiten zu erinnern und unterstützen die Flüchtlinge bis zum Letzten.“

So sind insgesamt fast 700 Familien auf Nahrungsmittellieferungen angewie-sen, die jedoch auf sich warten lassen. Die erste Nahrungsmittellieferung von Mitte April reichte nur für die neuen Flüchtlinge. Das Welternährungspro-gramm erklärte hierzu, dass es keine LKWs mehr habe, um Nahrungsmittel zu liefern. Fauzia Ramos, die Distrikt-verwalterin von Mopeia, zu dem Noere gehört, erklärte hierzu, dass diese erste Lieferung nur möglich war, weil die Ver-waltung diesen Anteil von den regulären Lieferungen für die ca. 4.410 bedürftigen Familien der Stadt Mopeia „abgezweigt“ hatte. Auch müssten Lieferungen für No-ere beim Welternährungsprogramm ca. ein halbes Jahr vor der ersten möglichen Lieferung beantragt werden. Gar nicht so einfach bei Notfällen. Hinzu kommt, dass die Verwaltung keine eigenen Trans-portmittel hat, um die Nahrungsmittel die 100 Kilometer auf sehr schlechten Straßen nach Noere transportieren zu können. Das Welternährungsprogramm sieht sich wohl auch zukünftig nicht in der Lage, Noere in das Verteilungsnetz aufzunehmen. Für die April-Nahrungs-mittellieferung hatte dies die auch in der Distrikthauptstadt Mopeia ansässige NRO Save the Children übernommen.

Save the Children hatte bei dieser Ge-legenheit auch 143 Notfallausstattungen („Kits“) an die Flüchtlinge von Noere ver-

teilt. Jedes dieser Kits enthielt einen Topf, fünf Decken, fünf Teller, Esslöffel und Tassen, einen Eimer, eine Plastikplane, je einen 20-Liter- und einen 5-Liter-Kanister für Trinkwasser, Seife und in einigen we-nigen Kits auch Wasserreinigungsmittel. Es ist eher als Glück zu bezeichnen, dass es wegen dieser Kits keine Verteilungs-kämpfe gab. Save the Children konnte lei-der nicht weiter für die Flüchtlinge aktiv werden, weil ihr strategischer Plan ihnen nur einen Spielraum für Aktivitäten inner-halb eines Radius von 25 Kilometer um die Stadt Mopeia erlaubt. Das auch hier ansässige Mosambikanische Rote Kreuz erklärte sich bereit, die Flüchtlinge mit Decken und Moskito-Netzen auszustat-ten, jedoch waren diese bis Ende April noch nicht in Noere angekommen.

Unterstützung durch den CCMIn den Jahren 2001 und 2002 hatte der Mosambikanische Christenrat (CCM) schon die ersten Flüchtlingsfamilien von Noere mit einem kleinen Wiederansied-lungsprogramm (Nahrungsmittelhilfen, Saatgut, Ziegen und Perlhühner für die Zucht) unterstützt.

So entschloss sich nach einem Orts-besuch Ende April der Christenrat mit dem INKOTA-netzwerk, die knapp 700 Flüchtlingsfamilien in Noere zu unter-stützen. Anfang Mai finanzierte INKOTA den Transport einer ersten Hilfslieferung mit Maismehl, Bohnen und Speiseöl – wiederum eine von der für Mopeia vorgesehenen Nahrungsmittelhilfe „ab-gezweigte“ Ladung. Diese Unterstüt-zung war nicht sehr kompliziert: In der Stadt Mopeia gibt es bei einem anderen Entwicklungsprogramm einen gelände-gängigen LKW, der vermietet wird! Die Verwaltung und die anderen Organisa-tionen vor Ort sahen sich bislang nicht in der Lage, diese Mietkosten zu tragen.

Notunterkünfte in Noere

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Anteilen, behandelt alle relevanten The-men auf einem journalistisch anspruchs-vollen Niveau und wird von allen Be-völkerungsschichten gehört. Allerdings: Mit Kritik am offiziellen Regierungskurs, mit Aufdeckung von Korruption und mit wirklicher Dezentralisierung tut man sich schwer. Maputo ist oft noch das Maß aller Dinge, im Süden laufen die Fäden zusam-men.

Rádios ComunitáriasSeit die UNESCO und viele NGOs Geld und Manpower in Mosambik investiert haben, ist die Zahl der Rádios Comu-nitárias rasant gestiegen. Diese bestehen oft nur aus einem kleinen Container und einem pfiffigen Moderator. Teilweise werden sie von Entwicklungshelfern und NGOs in einem aufwändigen Prozess

Journalismus zu produzieren ist in Mosambik heute etwas anderes als vor 15 Jahren. Die immer noch

starke Fokussierung auf das Meinungs-machen, und belehrenden Pro/Contra-Journalismus weicht in ersten Ansätzen der Erkenntnis, dass Journalismus eine Dienstleistung an einem mündigen Rezi-pienten sein soll. Auch bei mosambika-nischen Unternehmen hat ein Umdenken eingesetzt; die ersten Öffentlichkeitsab-teilungen entstehen, Printmedien experi-mentieren mit neuen Inhalten. Das ver-wirrt oft die Fachkräfte der NGOs, für die Journalismus immer nur dann ein guter Journalismus ist, wenn er ihre jeweiligen Konzepte von Demokratie, Gender und Zivilgesellschaft transportiert. Aber Jour-nalismus ist mehr als ein Mittel zu Wahl-berichterstattung oder pure Demokratie-Plattform. Ein wirklich lebendiger Journa-lismus entsteht, wenn Kultur, Wirtschaft und Politik gemeinsam anfangen, als Orchester zu musizieren und in verschie-denen Nischen die Wirklichkeit abzubil-den. Erste Takte eines solchen Konzerts sind in Mosambik bereits zu hören.

MedienpaletteBesondere Bedeutung hat das Radio. Viele Menschen können sich einen kleinen Ra-dioempfänger leisten, es wird in allen mo-sambikanischen Sprachen gesendet und nicht ausschließlich auf Portugiesisch wie beim Fernsehen. Printmedien sind etwas für die wenigen Menschen, die nicht nur Portugiesisch lesen können, sondern komplexe politische Berichterstattung er-

fassen und das Geld für eine Tagszeitung aufbringen. Dieser Prozentsatz liegt im unteren einstelligen Bereich. Auch Fern-sehen ist teuer: Man braucht Strom, man braucht ein Fernsehgerät und eine gute Antenne. Dann kann man das nationale Fernsehen TVM empfangen und das por-tugiesische RTP África. Die reichen Mo-sambikaner in der Hauptstadt sind seit drei Jahren dabei, das Satellitenfernsehen für sich zu entdecken, das durch südafri-kanische Unternehmen angeboten wird.

Rádio MoçambiqueEinflussreichstes Medium ist Rádio Moçambique. Der Sender hat Redaktio-nen in allen Provinzen und mehr Mittel als alle anderen Radios zusammen. Er sendet ein 24-Stunden-Programm mit portugiesischen und mosambikanischen

Zur Entwicklung des Journalismus

Lebendige MedienszeneLebendige Medienszene

von Dr. Christoph Hantel

Die mosambikanische Medienszene ist vielfältiger geworden – und sie ist im Wachstum begriffen. In wenigen Jahrzehnten haben sich Radio, Presse und Fernsehen von portugie-sischen (bis 1975) bzw. sozialistischen (bis 1992) Verlautbarungsorganen in Institutionen gewandelt, die sich zunehmend als pluralistisch begreifen und anfangen, demokratische Grundsätze zu verinnerlichen. Christoph Hantel gibt einen Überblick über die Medienland-schaft und über Journalismus in Mosambik.

Ein Container und ein pfiffiger Moderator

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in die Entscheidungsmacht heterogener gesellschaftlicher Gruppen in den Dorf-gemeinschaften des mosambikanischen Buschs gestellt. Die Rádios Comunitárias leben sehr stark von der Unterstützung von außen. Die Kommerzialisierung fällt schwer, denn meist gibt es im Umkreis kaum Unternehmen, die Interesse daran haben zu werben. Bei Kampagnen für bessere Hygiene, AIDS-Prävention, Vorbe-reitung von Wahlen oder einfach für die Übermittlung persönlicher Informationen für weit entfernt lebende Verwandte oh-ne Telefon sind sie unentbehrlich.

Presse und FernsehenFür Journalisten sind Zeitungen eine wichtige Quelle, allen voran die Haupt-stadtzeitung Notícias, die den Anspruch hat, für die ganze Nation zu berichten. Savana und Zambeze gelten als regierungs-kritischer, die anderen Wochenzeitungen sind weder vom Layout noch von der politischen Richtung her besonders unterscheidbar. Wichtiger sind die Fax-zeitungen, die nicht gedruckt verkauft, sondern täglich oder wöchentlich gefaxt werden und teilweise sehr regierungs-kritisch berichten. Sie gehen meist an In-stitutionen und Verbände und erscheinen mit sehr kleiner Auflage, haben aber einen starken Einfluss. Und auch das Fernsehen gewinnt schnell an Bedeutung: Mit einer Mischung aus Berichterstattung aus den Provinzen, Telenovelas aus Brasilien und amerikanischen Serien bewegt es sich zwar immer noch auf einem mäßigen journalistischen Niveau, aber die Zahl der Empfänger auf den Dörfern nimmt zu. Es bestehen Befürchtungen, dass die hohe Analphabetenrate im Land durch das Fernsehen noch ansteigen könnte.

Die JournalistenDie meisten Journalisten empfinden die Zweiteilung im Journalismus als negativ: Die regierungskritischen Medien – allen voran Savana und Zambeze – decken Be-trügereien auf und treten Skandale los, während die eher regierungsnahen Me-dien – also Notícias, Rádio Moçambique, TVM – dies selten tun, sich also der „au-tocensura“ (Selbstzensur) unterwerfen. Die Journalisten eher regierungsnaher Medien sehen dies jedoch nicht als Man-ko: Sie werfen den anderen Medien vor, polemisch, sen sationsorientiert, staatszer-setzend und die nationale Einheit gefähr-dend zu berich ten.

Diesen Vorwurf erheben allerdings meist ältere Journalisten. Je jünger die Journalisten sind, desto pragmatischer gehen sie in ihren Beruf. Eine Generati-on von Journalisten ist am Start, die Jour-nalismus an Universitäten und in Kursen trainiert und ihre Arbeit zunehmend als Dienstleistung begreift. Mittlerweile gibt es mehrere Fakultäten in Maputo und Nampula, die Kommunikationswissen-schaft, Öffentlichkeitsarbeit und Werbung unterrichten. Erste Ansätze für Fachzeit-schriften und Special-Interest-Zeitschrif-ten sind erkennbar, es wird nicht mehr nur für eine diffuse Öffentlichkeit kom-muniziert, sondern für unterscheidbare Zielgruppe

Die rechtliche SituationJournalist ist in Mosambik, so wie auch in Deutschland, kein standes rechtlich ge-schützter Beruf. Nach Artikel 26 des Pres-serechts kann sich jeder Journalist nen-nen, der dies möchte. Das Presserecht ist nach demokratischen Standards sehr gut. Es schützt gleichermaßen die Interessen von Journalisten und Rezipienten, z.B. durch ein modernes Gegendarstellungs-recht. Allerdings werden die Belange privater Rundfunkorgane, insbesondere der Rádios Comunitárias, nur ungenü-gend berücksichtigt. Das Presserecht ist nicht weit genug gefasst bezüglich des Rechts auf Zugang zu Informationen von Behörden und Ämtern. Und: Es ist we-nig bekannt. Ein Journalist sagte mir: „Es gibt Journalisten, die arbeiten ohne die mindeste Kenntnis des Medienrechts. Es gibt Leiter öffentlicher Institutionen, die ihre Auskunfts- und Informationspflichten gegen über der Öffentlichkeit nicht ken-nen.“ Also braucht es couragierte und neugierige Journalisten, die bereit sind, den gegebenen Rahmen auch wirklich zu nutzen und ein Bewusstsein für die gute Rechtssituation zu schaffen. Und es braucht mutige Richter, die unbeirrt Ent-scheidungen treffen, die dem Presserecht gerecht werden.

Journalisten in MosambikDerzeit arbeiten rund 1.000 Mosambikaner als Journalisten, davon sind etwa ¼ Frauen; ca. die Hälfte aller Journalisten sind in der Haupt stadt Maputo im Einsatz. Etwa 2/3 arbei-ten bei regierungsnahen Medien, von diesen Zweidritteln wiederum ca. die Hälfte bei Rádio Moçambique oder Televisão de Moçambique. Die privatwirtschaftlichen Medien beschäftigen etwa 300 – 400 fest angestellte Personen, die meisten in Print medien, einige auch in Rádios Comunitárias.

Senden in den Lokalsprachen und in Portugiesisch

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des bestehenden, kaum entwickelten Marktes für Zeitschriften und Special-In-terest-Magazine. Auch Werbung und Öf-fentlichkeitsarbeit sind in vielen Firmen als notwendige Marketing-Instrumente erkannt worden. Die im Augenblick überbordende Dominanz des Radios wird etwas zurückgehen.

Und die Journalisten? Ein Bruchteil wird in den Genuss einer theoretischen Ausbildung kommen. Für die anderen gilt: Learning by Doing. Besonders wichtig ist, dass Journalisten auch zur Vermarktung ihrer Produkte fähig sein müssen. Marke-ting, Eigen-PR, Werbekundengewinnung ist fundamental wichtig, denn spannende, stimmige Geschichten erzählen können die meisten sowieso. Die Entwicklung der Möglichkeiten von Internet und E-Mail sind schwierig, da Computer mit im-mer größerem Speicherplatz notwendig sind. Es gibt erste Regierungsinitiativen in diesem Bereich. Auch wirtschaftliche Interessen werden in einem Land mit Bo-denschätzen und einem großen Potenzial für Tourismus zunehmen. Und hier liegt es an den Mosambikanern selbst, ob sie es schaffen, die Investoren aus aller Welt so zu domestizieren, dass Ihnen ihr wunder-bares Land, ihre reiche Kultur und auch ihr guter Journalismus nicht aus der Hand genommen werden.

Dr. Christoph Hantel ist Redakteur und Moderator und war von 2001 bis 2004 in Nampula an der Universität im Fach-bereich Kommunikation tätig.Zum Weiterlesen:Hantel, Christoph: Journalistenausbildung in Mosambik, 2006, Verlag Frank und Timme, 428 S., ISBN 3-86596-056-1, 39,80 Euro.

Institutionen und OrganisationenDie wichtigsten Organisationen und In-stitutionen, die journalistische Belange berühren, sind die Regierungsstelle Gabi-nete da Informação, der Presserat CSCS, der Journalistenverband SNJ und das In-stitut ICS.

Das Gabinete da Informação, ist eine Behörde, die Lizenzen für neue Medi-en vergibt und über die Einhaltung der rechtlichen und wirtschaftlichen Spielräu-me der verschiedenen Medien wacht. Es ging 1995 aus dem – 1975 gegründeten – Infor mationsministerium hervor. Der Conselho Superior da Comunicação So-cial (CSCS, etwa: „Hoher Schiedsrat der Massenkommu nikation“) ist eine öffent-

liche, autonome und staatlich finanzier-te Schiedsinstanz, die vor allem dann ein greift, wenn Personen oder Gruppen sich von Medienberichterstattung ange-griffen oder falsch dargestellt empfinden. Er nahm 1995 die Arbeit auf und hat mehrere Dutzend Mitarbeiter. Problema-tischerweise beobachtet er ausschließlich Printmedien und verheddert sich eher in Scharmützeln über den richtigen Ge-brauch von Sprache, anstatt auch Radio und TV unter die Lupe zu nehmen. Das Instituto da Comunicação Social (ICS) ist eine öffentliche Institution, die vor allem kleine Radios unter stützt und der Bildung und Informationsversorgung der ländlichen Bevölkerung verpflichtet ist. Es ging 1989 aus der bereits 1977 ge-gründeten Vorgängerinstitution hervor und hat landesweit etwa 230 Mitarbei-ter. Der Journalistenverband Sindicato Nacional de Jornalis tas (SNJ) hat etwa 500 Mitglieder. Er gibt seinen Mitgliedern Rechtsberatung, veröf fentlicht unregelmä-

ßig Newsletter und Beratungsbroschüren und spielte eine wichtige Rolle bei der Erstellung des Presserechts 1991. Heute ist sein Einfluss sehr gering.

Carlos CardosoFragt man mosambikanische Journalisten nach einem Vorbild, dann nennt jeder zweite Carlos Cardoso. Er war der Pro-totyp des investigativen Journalisten und Gründungs mit glied aller bedeutenden mosambikanischen Presse- und Agentur-medien. Er spielte in der Politik und Me-dienszene Mo sambiks seit Mitte der 70er Jahre bis zu seiner Ermordung 2000 eine be deutende Rolle als kom promiss loser Kri-tiker mosambikanischer Politik, der Wirt-schaftspolitik der Weltbank und mo sam-bikanischer Banken. Sein investigativer Stil, seine bescheidene Lebens führung und seine Rolle als weißer Mosambikaner machten ihn schon vor seiner Ermordung zum Symbol eines unabhängigen Journa-lismus. Die Prozesse um seine Ermordung dauern bis heute an. Kürzlich wurde der Sohn des ehemaligen Präsidenten Chis-sano, der von Anfang an als Drahtzieher des Cardoso-Mordes galt, aufgrund neuer Beweise angeklagt. Die Wahl des Richters Marrõa, dessen Verhandlungs führung als zügig und zielstrebig gilt, macht Hoffnung auf einen schnellen Prozess. Wie auch im-mer der Prozess ausgeht: Cardoso hat un-ter Journalisten einen besonderen Status als Märtyrer der guten Sache. Und sein Tod zeigt, dass Journalismus in Mosambik ein gefährliches Geschäft ist.

Blick in die ZukunftWie geht es weiter im mosambikanischen Journalismus? Das Fernsehen wird an Be-deutung gewinnen, ebenso wie die Print-medien. Zu erwarten ist eine Expansion

Jaime T.ist 28 Jahre alt. Er verdient etwa die Hälfte seiner Lebenshaltungskosten als Journalist beim Lokalradio in einer nördlichen Provinz. Er moderiert jeden Tag einige Stunden in seiner Muttersprache Macua, abends liest er aus der nationalen Tageszeitung „Notícias“, die er mit einem Tag Verspätung bekommt, die wichtigsten Meldungen vor. Er hat ein Mäppchen mit 20 selbstgebrannten CDs, eine Mischung aus mo-sambikanischen Bands und westlicher Popmusik wie Brian Adams oder Elton John. Seine Frau ist hausangestellte. Sie haben fünf Kinder.

Jorge P.ist 36 und Redakteur von Notícias in der Haupt-stadt Maputo. Er ist zuständig für Nachrichten aus dem Parlament und für Wirtschaftsnachrich-ten. Morgens werden die Themen festgezurrt und in einer dicken Kladde eingetragen, dann schwärmen die Redakteure mit den sogenannten „Chappas“, also den kleinen Bus-Taxen, zu den Terminen. Alle haben Mobiltelefone, Festnetz-anschlüsse gibt es vergleichsweise wenig. Am Nachmittag wird geschrieben, dann ist Andruck auf altmodischen Druckmaschinen. Die Redak-tion besitzt einige Computer.

Juliana M.ist 45 und Mitglied der FRELIMO. Sie arbeitet als Direktor der Provinzredaktion des natio-nalen Fernsehens TVM. Sie hat kleine Teams von Reportern und Kameramännern, die mit zwei Fahrzeugen unterwegs sind und Nachrich-ten sammeln, meist in der Provinzhauptstadt: Nach Unwettern sind Brücken eingestürzt, der Gouverneur hat geheiratet, eine NGO hat Geld gespendet, die Schweinepest ist ausgebrochen, ein wichtiges Fußballspiel steht an. M. bewohnt ein ansehnliches Haus und besitzt ein Auto mit Fahrer. Sie ist mit einem erfolgreichen Rechtsan-walt verheiratet und hat zwei Kinder.

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I N K Ü R Z E

VISUMSERTEILUNG BEI EINREISE

Seit Kurzem ist es möglich, an einigen Grenzübergängen nach Mosambik ein Einreisevisum (Visto da Fronteira) zu beantragen. Dieses Visum erlaubt eine einmalige Einreise für einen touristischen Aufenthalt von maximal 30 Tagen. Es ko-stet 25 USD pro Person. Die Erteilung des Visums ist nicht an allen Grenzü-bergängen möglich. Eine offizielle Liste mit Grenzübergängen, die diese Form des Visums ausstellen, existiert nicht. Informelle Informationen besagen, dass das Einreisevisum an den internationalen Flughäfen von Maputo und Beira erhält-lich ist und an den Straßenübergängen Goba, Namaacha und Ressano Garcia. Nicht ausgestellt wird das Visum am Grenzübergang Ponto d'Ouro.

Grundsätzlich weist die deutsche Botschaft darauf hin, dass eine vorherige Visumsbeantragung weiterhin empfohlen wird, da die Beantragung an der Gren-ze risikobehaftet ist. Es ist dort schon zu Ablehnungen von Anträgen gekommen. Auch Reiseveranstalter raten zu einer vor-herigen Visumsbeantragung, da bei der Erteilung an der Grenze mit Wartezeiten von ein bis zwei Stunden gerechnet wer-den muss.

MOSAMBIKANER OPTIMISTISCH

Die Mosambikaner blicken optimistisch in die Zukunft. Zu diesem Schluss kommt eine Meinungsumfrage des Instituts Afro-barometer. 1.200 Mosambikaner, Männer und Frauen aus dem ganzen Land, wur-den dazu befragt. 57% erwarten, dass in einem Jahr Mosambiks wirtschaft-liche Situation besser oder viel besser sein wird als heute. 48% der Befragten sehen eine positive Entwicklung inner-halb der letzten 12 Monate, 26% nah-men keine sonderlichen Veränderungen wahr und 21% sind der Ansicht, dass die Situation sich verschlechtert habe.Der Optimismus trotzt den widrigen Le-bensumständen. Nur 43% der Befragten gaben bei der Frage, ob ihre Familie im letzten Jahr einmal ohne Nahrungsmittel gewesen wäre, „nie“ an. Eine klare Mehr-

heit der Befragten, 57%, hat irgendwann im letzten Jahr Hunger erlebt, davon 15% häufiger und 5% gaben den Hunger als ihren ständigen Begleiter an. 80% der Be-fragten gaben an, irgendwann im Laufe des Jahres sei ihr Haushalt gänzlich ohne Einkommen gewesen.

GEBERKRITIK AN AIDSAKTIVITÄTEN

Die Regierung sollte mehr gegen AIDS tun, verlangen die Geberländer. Marcia Colquhoun von der irischen Botschaft sprach im Namen der Geber:„Nur 8% der Erwachsenen und 3% der Kinder, die antiretrovirale Behandlung benöti-gen, werden auch behandelt. Und das hauptsächlich in Maputo.“ Sie äußerte sich kritisch zu dem Versagen beim Umgang mit der HIV-Übertragung von Müttern auf Kinder. Nur 5% der HIV-po-sitiven Mütter erhielten eine antiretro-virale Behandlung, um die Übertragung des Virus auf ihre Babys zu verhindern.

FLÄCHENDECKENDE ARV-BEHANDLUNG GEFORDERT

Das mosambikanische Netzwerk von Organisationen gegen Aids (MONA-SO), ein Zusammenschluss aus zivil-gesellschaftlichen Gruppen, forderte auf einer Pressekonferenz in Maputo, dass die Versorgung mit den lebensver-längernden antiretroviralen Medika-menten (ARV) zur AIDS-Behandlung dringend verbessert werden muss. Es wird geschätzt, dass in Mosam-bik ca. 1,4 Millionen Menschen mit HIV infiziert sind. Davon benötigen etwa 350.000 eine ARV-Behandlung. Bislang werden allerdings lediglich 17.500 Menschen mit ARV versorgt.Diese Zahlen zeigen, wie weit Mosam-bik noch von seinen Zielen im Bereich ARV-Behandlung entfernt ist. MONASO beklagt die Unfähigkeit der Regierung, die Behandlungsmöglichkeiten auch auf Distriktebene auszuweiten. Selbst die Testmöglichkeiten bestehen meistens nur auf Provinzebene. Bis Juni 2005 konnte Mosambik landesweit lediglich 30 Stationen zur Verteilung von ARV-Medi-

kamenten aufbauen. Bis 2010 sollen Be-handlungsmöglichkeiten für alle Bedürf-tigen geschaffen werden. Von diesem Ziel ist Mosambik jedoch noch weit entfernt.

NEUES HIV-DREAM ZENTRUM Die italienische Nichtregierungsorganisa-tion Sant´Egidio hat am letzten Samstag in Maputo ein Zentrum für HIV-infizierte Kinder eröffnet. Das Zentrum ist Teil des Egidio-Programms DREAM (Drug Re-source Enhancement against AIDS and Malnutrition). Das Zentrum konzentriert sich auf die Behandlung von Kindern und auf HIV-positive Schwangere. Ihnen soll ermöglicht werden, nicht infizierte Kinder zu bekommen. Das DREAM-Pro-gramm versorgt derzeitig mehr als 8.000 Patienten mit antiretroviralen Medika-menten.

ÜBERFÜLLTE SCHULEN

Das mosambikanische Bildungsministe-rium hat zwischen 2000 und 2005 die Anzahl der Schulen und der Schüler stark erhöht. Dies hatte eine enorme Ver-schlechterung des Zahlenverhältnisses Lehrer/Schüler zur Folge.

Wie Statistiken des Ministeriums zei-gen, wuchs die Anzahl der Grundschulen (EP 1, Klassen 1 bis 5) von 6.705 im Jahr 2000 auf 8.696 Schulen im Jahr 2005. Im selben Zeitraum wuchs die Zahl der Schüler von 2.278.000 auf 3.394.000. Dies bedeutet eine Erhöhung der Schü-lerzahlen um 49%, während die Anzahl der Schulen nur um 30% anstieg.

Auch in den anderen Schulen ist die Tendenz die gleiche. Trotz der Erhö-hungen gibt es noch nicht genügend Plät-ze in den Schulen. Die Expansion wurde ermöglicht durch die stärkere Nutzung der Schulinfrastruktur: Es wurden mehr Schüler in eine Klasse gesetzt und eine Vielzahl von Schulen fährt drei Unter-richtsschichten pro Tag. Auch die Lehrer werden immer stärker belastet. Während im Jahr 2000 noch 62,1 Schüler auf einen Lehrer kamen, waren es im Jahr 2005 schon 74.

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I N K Ü R Z E

HOHES WIRTSCHAFTSWACHSTUM

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat im Mai seinen Jahresbericht zu regionalen Perspektiven veröffent-licht. Insgesamt zieht der IWF eine positive Wachstumsbilanz für den afri-kanischen Kontinent. Mosambik weist mit 7,9% Wirtschaftswachstum mit die höchsten Wachstumsraten des Konti-nents auf. Das Wachstum wird auf die Entwicklung der Megaprojekte zurück-geführt. Auch hat die stark angestiegene Nachfrage nach Rohstoffen in diesem Sektor zu einem Preisanstieg geführt.Auch für 2006 werden für Mosam bik hohe Wachstumsraten von circa 7% pro-gnostiziert.

SCHULDENDIENST STEIGT TROTZ HIPCObwohl Mosambik bereits die 2. Phase der HIPC-Entschuldungsinitiative er-reicht hat, hat sich der Schuldendienst Mosambiks zwischen den Jahren 2001 und 2004 mehr als verdoppelt. Er lag im Jahr 2004 bei 57,9 Millionen USD. Oh-ne HIPC betrüge der Schuldendienst ca. 100 Millionen USD mehr. Die Wirkung der Entschuldung wird vermindert durch die Neuaufnahme von multilateralen Kre-diten. Außerdem hat Mosambik aufgrund von Ölimporten Schulden bei Ländern wie Algerien, dem Irak und Lybien.

CHINESEN FINANZIEREN MEPANDA NKUA DAMM

Die mosambikanische Regierung unter-schrieb im April ein Memorandum mit der staatseigenen chinesischen China-Export-Import-Bank bezüglich der Finanzierung des Mepanda Nkua Staudamms am Fluss Zambezi in der westlichen Provinz Tete. Die Kosten des Damms, des Kraftwerkes und der Verbindung von Tete nach Mapu-to werden auf insgesamt 2,3 Milliarden USD veranschlagt. Auch ein kleinerer Damm, der Moamba Major in der Pro-vinz Maputo, soll mit Unterstützung der chinesischen Bank gebaut werden. Dieser Damm soll die Stadt Maputo mit Trink-

ZIMBABWISCHE FARMER IN SCHWIERIGKEITEN

Im Mai erschien ein Bericht von Joe Han-lon und Teresa Smart mit dem Titel „Das Wunder von Manica ist vorbei“, in dem die Situation der zimbabwischen Farmer in der mosambikanischen Provinz Mani-ca diskutiert wird. Viele Farmer sind in Schwierigkeiten und müssen die Produk-tion aufgeben. So gingen zwischen 2004 und 2006 mindestens 5.000 Vollzeit- und Saisonarbeitsstellen verloren. Anbaupro-gramme für Kleinbauern für Sonnenblu-men, Gemüse und andere Feldfrüchte kollabierten. Der Bericht vertritt die An-sicht, dass es trotzdem viele Mosambika-ner und Zimbabwianer gibt, die in der Lage sind die Produktion in Manica an-zukurbeln. Dazu bräuchten sie allerdings verstärkte Unterstützung durch die staat-lichen Strukturen. Der Gesamtbericht und weitere Diskussionspapiere finden sich auf der Webseite: http://www.open.ac.uk/technology/mozambique

EINNAHMEN AUS ZÖLLEN

Im Jahr 2005 konnte der mosambika-nische Zoll Einnahmen von 36 Millionen USD verbuchen.

Das SADC (Southern African Develop-ment Community) Handelsprotokoll will bis zum Jahr 2015 eine Freihandelszone im südlichen Afrika etablieren. Daraus ergibt sich, dass die Zölle auf Produkte aus der Region, vor allem aus Südafrika, auf Null sinken würden mit dramatischen Folgen für die Zolleinnahmen.

Der Zoll arbeitet an einer Strategie, um die Zollausfälle zu kompensieren, z.B. durch Verbesserungen bei der Ein-treibung der Mehrwertsteuern und durch Verkaufssteuern auf importierte Luxusgü-ter.

wasser versorgen; die Baukosten werden auf 300 Millionen USD geschätzt.

Der Bau des Mepanda Nkua Stau-damms stößt auf Widerstand bei den Anrainern des Zambezi und bei Umwelt-schützern

IMMER WENIGER ARBEITSPLÄTZE

Seit Mai 2003 sind in Mosambik über 11.000 Arbeitsplätze im formellen Sektor verloren gegangen. Das hohe Wirtschafts-wachstum des Landes trägt anscheinend nicht dazu bei, dass Arbeitsplätze entste-hen.

Während einer Auftaktveranstaltung zu den Aktivitäten zum Tag der Arbeit am 1. Mai, warnte der Vorsitzende der Ge-werkschaft OTM, Amos Matsinhe, davor, die Arbeiter weiter zu marginalisieren. Er wandte sich gegen eine Flexibilisierung des Arbeitsrechts und wies darauf hin, dass eine nachhaltige wirtschaftliche Ent-wicklung nicht möglich sei, wenn weitere Massenentlassungen zu einer Zunahme von Arbeitslosigkeit und Armut führten.

KEINE PRIVATISIERUNG VON LAND

Mosambiks Minister für Öffentliche Arbeiten und Wohnungswesen, Felício Zacarias, betonte auf einer Konferenz zur zukünftigen Wohnungswesen-politik, dass die Regierung nicht die Absicht habe, Land zu privatisieren.Land war direkt nach Mosambiks Unab-hängigkeit 1975 nationalisiert worden. Land kann nicht gekauft oder verkauft werden. Landnutzungsrechte können langfristig vom Staat gepachtet werden. Das bestehende System wird von der mosambikanischen Zivilgesellschaft stark unterstützt, da befürchtet wird, dass eine Privatisierung schnell zur Konzentration von Land in den Händen von wenigen Reichen führen würde. Auf der anderen Seite entstünde eine Klasse von landlosen Kleinbauern.

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Mosambik-Rundbrief Nr. 70 • August 2006 15

NEUE BANKNOTEN

Die mosambikanische Zentralbank hat zum 1.Juli 2006 die neuen Banknoten und Münzen in Umlauf gebracht. Es gibt Noten von 1.000, 500, 200, 100 und 50 Meticais, sowie Münzen im Wert von 10, 5, 2 und 1 Meticais. Neben der neuen Währung soll auch die alte Währung noch bis zum 31. Dezember dieses Jah-res parallel weiter gültig sein. Die neuen Banknoten sind auf der Internetseite der Bank von Mosambik abgebildet: http://www.bancomoc.mz/

REGIERUNG LANCIERT PARPA IIDie mosambikanische Regierung hat offi-ziell den zweiten Aktionsplan zur Redu-zierung der absoluten Armut (PARPA II) lanciert. Das Dokument wurde im Mai vom Kabinett gebilligt, nachdem es mit der Zivilgesellschaft und den internationa-len Partnern diskutiert worden war.

PARPA II folgt im Wesentlichen dem ersten Aktionsplan; die Prioritäten sind die Weiterentwicklung des Bildungs- und Gesundheitssektors, die Verbesserung der Regierungsführung, der Ausbau der Basisinfrastruktur und die Verbesserung des Finanzmanagements. Anders als im PARPA I wird eine größere Betonung auf die Integration der nationalen Wirtschaft gelegt. Dabei soll die Entwicklung in den Distrikten im Mittelpunkt stehen und ein gutes Wachstumsklima für kleine und mittlere Betriebe gefördert werden.

BOOMENDER TOURISMUS

Laut Welttourismusorganisation war Mo-sambik im Jahr 2005 das am schnellsten wachsende Tourismusziel. Ausgehend von sehr niedrigen Ausgangswerten wuchs die Zahl der Touristen im letzten Jahr um 37%, ein Indikator für das wach-sende Interesse an Mosambik.

Besucher kommen hauptsächlich aus Südafrika. Aber auch aus den USA und aus Europa kommen zunehmend Tou-risten, sowohl Rucksackreisende als auch Luxustouristen, die die Küste Mosambiks besuchen.

MORDANKLAGE GEGEN NYIMPINE CHISSANO

Die mosambikanische Staatsanwaltschaft hat den Geschäftsmann Nyimpine Chis-sano, den ältesten Sohn des ehemaligen Präsidenten Joaquim Chissano, des Mordes an dem Journalisten Carlos Car-doso im November 2000 angeklagt. Offi-zielle Stellen bestätigten, dass Chissano Jr. beschuldigt wird, den Mord an Cardoso in Auftrag gegeben zu haben. „Es liegen genügend Hinweise vor, die eine Ankla-ge rechtfertigen“, bestätigt Oberstaatsan-wältin Virgínia Maria. Gleichzeitig wird Chissano auch mehrerer Wirtschaftsver-gehen beschuldigt. Der bereits verurteilte Hauptangeklagte Anibal dos Santos Junior belastet Chissano.

JOURNALISTEN INHAFTIERT

Anfang Mai wurden drei Journalisten der Gemeindezeitung „Mabarwe“ in Catan-dica in der Provinz Manica inhaftiert.

„Mabarwe“ hatte im April über die Verhaftung eines Geschäftsmannes wegen Rinderdiebstahls berichtet. Der Geschäftsmann verklagte die Zeitung wegen Verleumdung. Erst nach acht Ta-gen wurden die Journalisten aus der Haft entlassen.

VERBESSERUNGEN BEI MENSCHENRECHTEN

Im Jahresbericht 2005 von Amnesty In-ternational stellt die Organisation eine Verbesserung der Menschenrechtssitua-tion für Mosambik fest.

So unternimmt die Regierung Gue-buza größere Anstrengungen bei der Korruptionsbekämpfung und bei der Kriminalitätsbekämpfung. Im Dezember 2005 ratifizierte Mosambik das Protokoll der afrikanischen Menschenrechtscharta zu den Rechten der Frauen in Afrika und das Protokoll zur Anerkennung des afri-kanischen Gerichtshofes.

Es gab weniger Beschwerden über Gefangenenfolter durch die Polizei als in vergangenen Jahren. Einige Polizisten wurden wegen Amtsmissbrauch und anderer Vergehen angeklagt. Politisch

motivierte Gewalt stellt der Bericht für das Jahr 2005 lediglich für Mocimboa da Praia in Cabo Delgado fest. Bei Zu-sammenstößen zwischen Anhängern der FRELIMO und der RENAMO wurden 12 Menschen getötet, 47 Menschen verletzt und fast 200 Häuser zerstört. Der Report ist im Internet abzurufen unter: http://web.amnesty.org/report2006/moz-summary-eng

RECHTE VON HOMOSEXUELLEN

Zum ersten Mal hat eine mosambika-nische Zeitung einen Artikel eines Jour-nalisten veröffentlicht, der sich für die Anerkennung der Rechte Homosexueller ausspricht. Bislang war das Thema Ho-mosexualität von den mosambikanischen Medien weitestgehend ignoriert worden. Der Artikel argumentierte, Schwule hät-ten das Recht, anders zu sein. In vielen afrikanischen Ländern sei die Stigmati-sierung Homosexueller sehr stark. Der zimbabwische Präsident Robert Mugabe beschimpfte Schwule sogar als Hunde. Nach Informationen der Zeitung „Ma-tinal“ planen mosamikanische Schwule eine Petition an das Parlament mit der Forderung, Schwulenehen zuzulassen.

DISKUSSIONEN IN BLOGS

Verstärkt nutzen mosambikanische In-telektuelle das Internet für politische Diskussionen. Spannende Debatten (auf Portugiesich) finden sich z.B. auf der Webseite des Journalisten Machado da Graça: http://ideiasdebate.blogspot.com und bei Imensis: www.imensis.co.mz/fo-rum

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16 Mosambik-Rundbrief Nr. 70 • August 2006

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6. Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen Krankheiten

1997 2003 Ziel 2015

Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung

Ausbreitung von HIV/AIDS zum Stillstand bringen und Infektions-rate verringern (HIV/AIDS Rate in % bei Erwachsenen, 15-49 Jahre)

8,2 16,2 k.A. Unwahrscheinlich

4. Kindersterblichkeit reduzieren 1997 2003 Ziel 2015

Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung

Kindersterblichkeit um 2/3 reduzieren(Sterberate unter 5 Jahren auf 1.000 Lebendgeburten)

219 178 108 Möglich

5. Müttersterblichkeit reduzieren 1997 2003 Ziel 2015

Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung

Müttersterblichkeitsrate um ¾ senken(Sterberate auf 100.000 Lebendgeburten)

1.000 408 250 Möglich

Quelle: MDG-Fortschrittsbericht Mosambik 2005

MDGs 4 (Kindersterblichkeit) und 5 (Ge-sundheit der Mütter) bis zum Jahr 2015 zu erreichen. Die größte Bedrohung für eine eine Verbesserung der Situation bildet dabei die Ausbreitung von HIV/AIDS.

Statistiken weichen wenn es um HIV/AIDS geht stark voneinander ab. Die Situation verändert sich schnell, so-wohl was die Zahl der Infizierten als auch der Menschen unter Behandlung angeht, viele Daten beruhen auf Schätzungen. Aus diesem Grund sind auch die Zahlen-angaben in den Artikeln nicht durchweg kohärent.

Die Infektionsrate bei HIV/AIDS hat sich innerhalb von sechs Jahren fast verdoppelt. Es gilt als unwahrscheinlich, dass dieser Trend in absehbarer Zeit um-gekehrt werden kann. Ziel 6 wird nicht erreicht werden und dadurch wird auch die Erreichung aller anderen Ziele gefähr-det. Mütter übertragen den HI-Virus auf ihre Kinder. Trotz vorbildlicher einzelner Projekte, z.B. der Brüderschaft Sant´ Egi-dio und von Ärzte ohne Grenzen, erhal-ten lediglich 5% der schwangeren HIV-Positiven eine antiretrovirale Behand-lung. Männer und Frauen, viele im öko-nomisch aktiven Alter, sterben an AIDS,

können ihre Aufgaben im Schuldienst, im Gesundheitssektor, in der Verwaltung oder im verarbeitenden Gewerbe nicht mehr wahrnehmen, können ihre Felder nicht mehr bestellen und nichts mehr zur Versorgung ihrer Familien beitragen.

Die Perspektiven scheinen düster. Spürbar ist allerdings ein zunehmendes Bewusstsein für die Krankheit, ihre Ursa-chen und Gefahren. Über HIV/AIDS zu reden, ist immer weniger ein Tabu. Die-se Offenheit dürfte langfristig zu einem Rückgang der Neuinfektionen beitragen. Die mosambikanische Regierung und die Geber haben ihr Engagement in den Bereichen Prävention und Behandlung deutlich erhöht. Während noch vor ei-nigen Jahren AIDS-Behandlung als zu teuer für die Länder Afrikas angesehen wurden, setzt sich langsam die Überzeu-gung durch, dass das Menschenrecht auf Gesundheit auch ein Recht auf AIDS-Be-handlung einschließt und der Tod von Millionen Menschen nicht ohne weiteres in Kauf genommen werden darf.

Auch die Bundesregierung ist hier ge-fordert, das Thema als ein zentrales The-ma innerhalb der Armutsbekämpfung zu erkennen und entsprechend mehr Mittel als bisher für Programme zur Verfügung zu stellen.

Die Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) 4, 5 und 6 beziehen sich auf das Thema Gesundheit.

Kinder- und Müttersterblichkeit sollen gesenkt, schwere Krankheiten wie AIDS und Malaria erfolgreich bekämpft wer-den.

Mosambik kann im Gesundheitsbe-reich einige gute Ergebnisse vorweisen: Die Kindersterblichkeit konnte in den letzten Jahren erheblich verringert wer-den (s. Kasten). Als besonders erfolgreich gelten die Impfkampagnen, die zuneh-mend auch mehr Kinder im ländlichen Raum erreichen. Die Müttersterblich-keitsrate konnte innerhalb von 6 Jahren mehr als halbiert werden. Der verbesserte Zugang zu Gesundheitseinrichtungen, der Bau neuer Krankenhäuser und Gesund-heitsstationen und die gestiegene Wahr-nehmung der Vorsorgeuntersuchungen haben dazu beigetragen.

Und trotzdem sind die absoluten Zahlen erschreckend hoch. Noch immer sterben 120.000 Kinder pro Jahr bevor sie fünf Jahre alt werden. Noch immer sind ein Drittel der Todesfälle von Frauen im gebärfähigen Alter auf schwangerschafts-bedingte Schwierigkeiten zurückzufüh-ren. Mosambik hält es für möglich, die

Einleitung Schwerpunkt

Zugang ermöglichenVon Andrea Queiroz de Souza

Zugang ermöglichen

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Mosambik-Rundbrief Nr. 70 • August 2006 17

Ein weiter WegMDGs 4 und 5: Reduzierung der Mütter- und Kindersterblichkeit

Ein weiter WegIn den letzten Jahren hat es im Gesundheitsbereich einige Fortschritte bei der Verringe-rung der Mütter- und Kindersterblichkeit gegeben. Die mosambikanische Regierung hält es für möglich, die MDGs 4 und 5 bis zum Jahr 2015 zu erreichen. Zu den Entwicklungen im Gesundheitswesen und den anstehenden Herausforderungen schreiben zwei in Mosambik tätige deutsche Ärztinnen.

Von Annett Pfeiffer und Brigitte Ney Krings

Aus allen Richtungen strömen die Mütter mit den Kindern im Tra-getuch und mit der gelben „ficha“

(Gesundheitskarte, in der Gewichtsent-wicklung des Säuglings und Impfungen eingetragen werden) in der Hand zum Gesundheitsposten. Unter dem Mango-baum stellt die Krankenschwester die Waage auf – ein ganz normaler Morgen in einem Dorf, ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsvorsorge. Reduzierung der Kindersterblichkeit in Mosambik – eine Erfolgsstory? Leider nicht, dennoch sind viele Schritte in die richtige Richtung sichtbar.

Eine gesunde Mutter sowie eine sichere Geburt sind in Deutschland Normalität, in Mosambik oftmals eine Wunschvorstellung. Die Kindersterblich-keit beträgt 178 (Sterblichkeit der unter 5-Jährigen pro 1.000 Lebendgeburten), die Säuglingssterblichkeit (Sterblichkeit der Kinder bis zu einem Jahr pro 1.000 Lebendgeburten) beträgt 124. Die Müt-tersterblichkeit liegt bei 408 pro 100.000 Lebendgeburten. Auch wenn man die Absenkung der Sterblichkeitsraten in den letzten Jahren als Erfolge verbuchen kann, sind diese Zahlen immer noch er-schreckend hoch.

VorsorgeprogrammIn Mosambik gibt es seit Jahren eine Schwangerschaftsvorsorge mit mehreren Zielen: Förderung der Muttergesund-heit durch Diagnose und Behandlung der sehr verbreiteten Eisenmangelan-ämie, Tetanusimpfung der Mutter zur

Vermeidung von Neugeborenentetanus, Screening und Behandlung auf Syphilis, Blutdruckkontrolle zur Früherkennung des gefährlichen Schwangerschaftshoch-drucks, Erkennung einer Risikoschwan-gerschaft mit anschließender Kranken-hauseinweisung. Die letzte Erweiterung des Programms ist Aufklärung über HIV und Testung, auf Wunsch mit anschlie-ßender prophylaktischer antiretroviraler Behandlung zur Minderung des Risikos der Übertragung von HIV von Mutter auf das Kind unter der Geburt. Geburten in Gesundheitseinrichtungen werden propa-giert, besonders, wenn eine Komplikati-on zu erwarten ist. Auf dem Land gibt es inzwischen an vielen Orten so genannte

„Casas de Espera“ – Häuser, in denen werdende Mütter, die weit entfernt woh-nen, die Geburt erwarten. Welche dieser Ziele erreicht die Schwangerschaftsvor-sorge? Im Bereich der Tetanusimpfung kann man große Erfolge verzeichnen: Alle Frauen, die zur Vorsorge kommen und keinen kompletten Impfschutz nachweisen können, werden geimpft. Dadurch spielt Tetanus zumindest in der Stadt bei Neugeborenen keine Rolle mehr. Die meisten Frauen werden beim ersten Besuch auf Syphilis getestet und bei Verdacht mit Penicillin behandelt. Die Behandlung der Ehemänner/ Partner ist dagegen nur unzureichend. Durch Unter- und Mangelernährung ist die Versorgung

Mütterberatung in Micaune/Zambézia

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mit Eisen nicht gewährleistet, so erhalten fast alle Frauen gratis Eisentabletten. Da-gegen umfasst der Begriff „Risikoschwan-gerschaft“ viele verschiedene Aspekte wie z.B. Erstgebärende jünger als 15 Jahre, Vielgebärende, kleiner Körperbau, mehrere Fehlgeburten, Kaiserschnitt, Tot-geburt, Schwangerschaftshochdruck mit schweren Folgen, Nachblutungen nach vorausgegangenen Schwangerschaften… Es gibt viele Gründe, eine Schwanger-schaft als Risikoschwangerschaft einzu-stufen.

Wie kann man allerdings in der folgenden Schwangerschaft das Risiko erkennen? Eine Narbe nach einem vor-angegangenen Kaiserschnitt kann man beobachten. Meist existieren jedoch kei-ne Aufzeichnungen über vorausgegan-gene Schwangerschaften und Geburten. Frauen wurde nicht erklärt, warum ein Kaiserschnitt gemacht wurde. Der mut-maßliche Grund für eine Totgeburt bleibt vielen Eltern ein Rätsel. So kann auch beim Aufnahmegespräch in der nächsten Schwangerschaft das Risiko für die jetzige Schwangerschaft nur schwer eingeschätzt werden.

UmsetzungsproblemeSchwangerschaftshochdruck und seine Folgen (hier im Volksmund „Schwanger-schaftsvergiftung“ genannt) ist weltweit die häufigste Ursache für Müttersterblich-keit und hat eine hohe Kindersterblichkeit zur Folge. Schwarze Frauen haben ein hö-heres Risiko an einem Schwangerschafts-hochdruck zu leiden. Dennoch haben nur wenige Gesundheitsposten überhaupt ein funktionierendes Blutdruckmessgerät. Frauen wissen oft nicht das Datum der letzten Menstruation, so kann das voraus-sichtliche Geburtsdatum nur grob abge-schätzt werden. Sowohl Frühgeburten als auch Übertragungen können vor der Geburt nicht ausreichend eingeschätzt werden. Woran liegt es, dass solche grundle-genden Daten wie Schwangerschaftsal-ter oder Blutdruck nicht diagnostiziert werden können? Liegt es an mangelnder Ausbildung oder Ignoranz des Pflegeper-sonals? Ein Teil des Problems ist sicher die massive Überforderung des Pflegeper-sonals. Im Zentralkrankenhaus der Stadt Beira (500.000 Einwohner) werden im

Jahr 6.000 Kinder geboren mit einem Personalschlüssel von zwei Hebammen pro Schicht und sechs gynäkologisch täti-gen Ärzten (in Deutschland wäre das der Personalschlüssel für eine Geburtenzahl von 500-600 im Jahr). Die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten selbst im Zentralkrankenhaus von Beira, dem zweitgrößten Krankenhaus im Land, sind sehr eingeschränkt. In den umliegenden Krankenhäusern kann oft nicht einmal ein Blutbild hergestellt oder die Blutgrup-pe bestimmt werden. Krankenhäuser mit bis zu 1.000 Geburten im Jahr arbeiten ohne die Möglichkeit, einen Kaiserschnitt durchzuführen und müssen Patientinnen zum Kaiserschnitt notfallmäßig ins nächst-größere Krankenhaus verlegen.

KleinkindergesundheitFür Kleinkinder ist die gelbe „ficha“ das wichtigste Dokument der Gesundheits-vorsorge. Regelmäßige Gewichtskontrol-len, Impfungen sowie prophylaktische Vitamin A-Gaben werden durchgeführt und ebenso wie Erkrankungen regis-triert. Auch wenn auf die Frage nach der „ficha“ hin und wieder erklärt wird, dass sie gestohlen wurde, haben doch die meisten Mütter die „ficha“ bei sich, wenn sie ins Krankenhaus kommen. Das Impfprogramm in Mosambik ist gut or-ganisiert, regelmäßige und großangelegte nationale Impftage schließen Impflücken. Mütter tragen ihre Kinder kilometerweit durch die Hitze, wenn ein Impfteam (bri-gada móvel) angekündigt wurde. In sechs Jahren kinderärztlicher Tätigkeit in Beira

Kontrolle ohne Konsequenzen?

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haben wir nur ein Kind mit Masern gese-hen, was den Erfolg des Impfprogramms zumindest in Beira unterstreicht.

Problem UnterernährungLeider ist Unterernährung immer noch ein Problem in Mosambik. Mehr als die Hälfte der Kleinkinder, die sterben, sind unterernährt. Im Präventionsprogramm werden Kleinkinder regelmäßig gewo-gen, im ersten Lebensjahr monatlich, spä-ter alle 2-3 Monate. Es kommt vor, dass über ein Jahr das Gewicht eines Kindes konstant bleibt, aber regelmäßig kontrol-liert wurde Woran liegt es, dass bei aller Kontrolle keine Konsequenzen gezogen werden? Zum einen liegt es an der Über-lastung des Pflegepersonals, auch an den häufig wechselnden Praktikanten/ Freiwilligen, die zum Messen und Wie-gen kurz angeleitet werden, die aber bei Problemen allein gelassen werden. Was passiert jedoch, wenn ein Kind als schwer unterernährt klassifiziert wird? Es gibt zu wenig Strukturen, die ein Ernährungs-programm anbieten, Mütter schulen, wie mit wenig finanziellen Mitteln wertvolle Mahlzeiten zubereitet werden können. Es braucht mehr medizinische Betreuung und eine psychomotorische Förderung der Kinder.

In den letzten zwei Jahren wird, un-terstützt von UNICEF, die Verbesserung der Behandlung schwer unterernährter Kinder vorangetrieben, Schulungen und spezielle therapeutische Milch sollen die Überlebenschancen dieser schwer kran-ken Kinder verbessern.

Fortschritte in Prävention, Diagnose und BehandlungDie Implementierung des „integrierten Management von Erkrankungen im Kindesalter“, einem von der WHO ent-wickelten Leitfaden, mit dessen Hilfe Krankenschwestern und Gesundheitshel-fer mit großer Sicherheit die wichtigsten lebensbedrohlichen Erkrankungen erken-nen und behandeln können, macht gute Fortschritte und zeigt erste Erfolge. Die Änderung der Behandlungsrichtlinien gegen Malaria und die Verteilung von Moskitonetzen lässt hoffen: Während im Zentralkrankenhaus in Beira von Februar bis Mai normalerweise über 50 Kinder monatlich stationär gegen Malaria behan-

delt wurden, haben wir seit letztem Jahr weniger als 30 Kinder monatlich gegen Malaria behandelt. Es ist noch zu früh zum Jubeln, aber ....

HIV/AIDSAuch Kinder leiden erheblich unter an HIV/AIDS: Mütter können HIV wäh-rend der Schwangerschaft, unter der Geburt oder während der Stillperiode auf ihre Babys übertragen, welche dann oft in den ersten Lebensjahren sterben. Die Säuglingsstation in Beira ist bis zu Dreivierteln mit AIDS – kranken Kindern belegt, auf der Station für Unterernährte sieht es ähnlich aus. Die Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten ist bisher nur in Zentren möglich und kommt für die Kleinsten oft zu spät.

Ein weiteres schweres Problem für das Gesundheitssystem sind die AIDS-Waisen. Sie sollen im familiären Umfeld aufgezogen werden, oft bei den Großel-tern oder der Tante/dem Onkel. Aber für diese Familien stellen zusätzliche Esser oft eine Belastung dar. Die Ernährung und Gesundheitsversorgung der AIDS-Waisen sind oft problematisch, das Ausmaß dieses Problems wird in Zukunft sicher noch größer.

AusblickInsgesamt kann man sagen, dass gute Konzepte vorhanden sind, verschiedene Faktoren dem Erfolg jedoch entgegenwir-ken. Während in den Städten und Dör-fern die meisten Mütter mindestens ein-mal zur Schwangerschaftsuntersuchung gehen, die meisten Kinder eine „ficha“ haben und geimpft wurden und viele

Erkrankungen in einem relativ frühen Stadium behandelt werden, leben immer noch die Hälfte der MosambikanerInnen weit abseits jeglicher Infrastrukturen und damit ohne Zugang zu Gesundheitsein-richtungen. Der Ausbau der Gesundheits-einrichtungen geht voran, neue Kranken-häuser werden gebaut. Viele Schwestern-schülerinnen und Pflegeschüler werden neu ausgebildet und im gesamten Land eingesetzt. Neben der Möglichkeit, in Maputo Medizin zu studieren, werden seit 5 Jahren auch in Beira an der Katho-lischen Universität MedizinstudentInnen ausgebildet.

Auf der anderen Seite macht die AIDS-Epidemie auch vor dem Gesundheitsper-sonal nicht halt: Pflegepersonal und Ärzte erkranken, pflegen Angehörige, gehen auf Beerdigungen – die Gesamtzahl der effek-tiv tätigen Gesundheitsarbeiter steigt nur langsam.

Die meisten tödlichen Erkrankungen sind mit Unterernährung gekoppelt und damit auch armutsbedingt. Wenn es nicht gelingt, die absolute Armut deutlich zu reduzieren und die AIDS-Epidemie auf-zuhalten, werden sterbende Mütter und Kinder weiterhin zum Alltag in Mosam-bik gehören.

Annett Pfeiffer ist Ärztin und arbeitet für den Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) an der Katholischen Universität in Beira an der medizinischen Fakultät. Sie ist dort unter anderem Koordinatorin des praktischen Jahres.Brigitte Ney Krings ist Gynäkologin und arbeitet an der Universität im Bereich Gynäkologie und Mutter-Kind-Gesund-heit.

Unterernährung bleibt ein Problem

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Waage und Hörrohr

tut es zwar noch, aber das Ventil, das den Druck halten soll, ist etwas defekt. Da-durch zeigt es zu niedrige Werte an und ist nutzlos. Bei der Schwangerensprech-stunde gibt es noch eine Personenwaage, ein Zentimetermaß (damit wird die Grö-ße der Gebärmutter gemessen und das Schwangerschaftsalter abgeschätzt, aber auch da zieht niemand Rückschlüsse, ob der Bauch viel zu klein oder zu groß für das Schwangerschaftsalter ist) und ein Hörrohr. Ich finde es enorm schwierig mit dem Hörrohr aus Holz die Herztöne des Feten zu ermitteln. Es ist immer ei-ne große Geräuschkulisse außen. Es gibt nur einen Vorhang als Abtrennung zum „Wartezimmer“ und nach draußen steht die Türe weit offen, sonst würde man drinnen ersticken. An Labortests kann nicht viel gemacht werden, einzige Rou-tineuntersuchung ist ein Syphilistest. Ein einfaches Blutbild wird nicht gemacht, vorsichtshalber bekommen alle Frauen Eisen mit nach Hause, die meisten sind unterernährt und haben nicht das Geld, um Fleisch zu kaufen. Bei Verdacht kann ein Test auf Malaria, Tuberkulose oder HIV im hauseigenen Labor gemacht wer-den. Eine Urinuntersuchung wird nur in Ausnahmefällen gemacht, bei Infektions-verdacht. Dabei ist in der Schwangeren-betreuung die Eiweißausscheidung im Urin wichtig. Selbst eine Blutgruppen-bestimmung gehört nicht zur Schwange-renvorsorge (in Deutschland schon mehr als 40 Jahre integriert). Im Zentralkran-kenhaus kann zwar eine Blutgruppen-bestimmung gemacht werden, die muss aber privat bezahlt werden. So kam eine

Schwangere zur Vorsorge, die bereits vier Fehlgeburten hatte (jetzt die fünfte Schwangerschaft). Selbst sie wusste im-mer noch nicht ihre Blutgruppe.

Sämtliche Gesundheitsposten, bei denen ich in den vergangenen Wochen mit den Studenten war, haben kein flie-ßendes Wasser. Man sich nicht zwischen zwei Patienten die Hände waschen. Auch im Kreißsaal gibt es kein fließendes Was-ser. Da stand an einem Waschbecken ein großer mit Wasser gefüllter Eimer, in dem die sauberen Bettpfannen drin auf-bewahrt wurden. Dieses Wasser diente gleichzeitig zum Händewaschen.

GeburtshilfepraxisSpannend waren die Tage im Kreißsaal. Erst zur eigentlichen Geburt gingen die Frauen in den Kreißsaal: Ein Raum mit

Eindrücke aus Kreißsaal und Gynäkologie

Waage und HörrohrEinen Einblick in die mosambikanische Praxis der Geburtshilfe bekam die Gynäkologin Brigitte Ney Krings, als sie StudentInnen während eines Praktikums in verschiedenen Ge-sundheitsposten und Krankenhäusern begleitete. Hierbei stellte sie fest, dass nicht nur die Ausstattung sich fundamental von deutschen Verhältnissen unterscheidet, sondern auch die Umgangsweise mit den schwangeren Frauen.

Gewichtskontrolle: wie die Fleischerwaage in der Metzgerei

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Diese Woche bekomme ich ein anderes Bild von Mosambik während ich die Studenten im

Gesundheitsposten begleite. Zum Teil er-lebe ich engagierte Krankenschwestern, die nur wenig Mittel zur Verfügung ha-ben, teilweise erlebe ich Mitarbeiter, die ihre Zeit absitzen ohne sich Gedanken zu machen. Wir haben gestern ein Kind ge-sehen, das auf den ersten Blick normal für ein knapp einjähriges Kind wirkte, etwa 80 cm groß, 7,2 kg schwer. Aber es war schon 2,5 Jahre alt! Seit 18 Monaten kam die Mutter mit Kind alle 2 Monate zum Wiegen, schon mit 12 Monaten wog es 6,8 kg, seither ist es weder gewachsen noch hat es an Gewicht zugenommen und niemand hat Notiz davon genom-men.

Die Waagen für die Kinder sind der Erwähnung wert: Es sind Federwaagen wie Fleischerwaagen in der Metzgerei. Die kleinen Kinder werden nackt in eine Gummihose gesteckt (natürlich werden die Hosen nicht jedes Mal gewaschen: Vielleicht einmal im Monat, falls über-haupt) und an einem langen Band an den Fleischerhaken gehängt. Die größeren Kinder fassen direkt den Haken an und hängen sich so dran. Im Kreißsaal gibt es eine Säuglingswaage, wie wir sie früher in Deutschland gewohnt waren. Aber schon nach dem ersten Lebensmonat werden die Säuglinge in diese Konstruk-tion gehängt.

AusstattungEs ist bemerkenswert, mit wie wenig Ausstattung der Gesundheitsposten aus-kommen muss. Das Blutdruckmessgerät

Von Brigitte Ney Krings

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Mosambik-Rundbrief Nr. 70 • August 2006 21

drei Liegen nebeneinander. Diese Liegen hatten überhaupt keine Abschirmung, die Nachbarin konnte also alles mitbekom-men. In der Eröffnungsphase bekommen die Frauen keine Unterstützung von den Hebammen. Hier hat man keinerlei Infor-mation darüber, wie es Mutter und Kind unter der Geburt geht. Eigentlich sollten die Herztöne nach jeder Wehe kontrol-liert werden, aber eine Hebamme allein, die dazu noch für die Wochenstation zuständig ist, nimmt sich dafür nicht die Zeit. So muss es schnell in der Austrei-bungsperiode gehen, wenn 10 Minuten überschritten sind, verlässt die Hebam-me noch einmal den Kreißsaal. Es gibt sicherlich das ein oder andere Kind, das im Krankenhaus ohne Hilfe der Hebam-me geboren wird. In diesem Gesundheits-posten sind etwa 1.200 Geburten im Jahr, aber kein Arzt ist dort. Wenn eine Geburt zu risikoreich wird, muss ein Krankenwa-gen die Frau ins 15 Kilometer entfernte Zentralkrankenhaus bringen.

GynäkologiestationIn den letzten Wochen war ich im Krankenhaus in der Gynäkologie. Diese Zeit ist mir schwer gefallen. Es gibt nur wenige Ärzte dort, die oft etwa 30 Pati-enten in der Sprechstunde sitzen haben. Gleichzeitig haben sie Dienst und sind für den Kreißsaal zuständig, sollen also Kai-serschnitte durchführen. So war es keine Seltenheit, dass sich einen ganzen Tag kein Arzt im Kreißsaal blicken ließ, selbst wenn wichtige Entscheidungen anstan-den. In Deutschland ist es ein wichtiges Feld in der Geburtshilfe, Frühgeburten zu vermeiden, bzw. so lange wie möglich hinauszuzögern. Hier wird eine Frühge-burt gar nicht als problematisch gesehen. Man kann sich nicht lange damit aufhal-ten: Entweder kommt das Kind in gutem Zustand raus, da kann man das Kind auf die Neugeborenenstation schicken, oder es stirbt bald. Im letzten Monat gab es 504 Geburten, davon 78 Totgeburten. Wie geht man mit Frauen um, von de-nen man weiß, dass sie ein totes Kind zur Welt bringen werden? Ich habe es nie er-lebt, dass jemand mit ihnen gesprochen, sie darauf vorbereitet hätte. Dazu kommt, dass die Frauen, bei denen ein totes Kind erwartet wird, gar nicht in den Kreißsaal kommen. Es gibt zwei Wehenzimmer

mit je 4 Betten, dort warten die Frauen zusammen bis kurz vor der eigentlichen Geburt. Dort kommen dann die toten Kinder zur Welt, im Nachbarbett viel-leicht eine 15-jährige Erstgebärende, total ängstlich und verschüchtert. Männer sind hier grundsätzlich nicht zugelassen, aber auch sonst niemand aus der Familie. Hier gibt der Arzt seine Diagnose und seine Anordnungen an die Hebamme weiter, ohne sich weiter mit der Frau auseinan-derzusetzen. Schmerzmittel gibt es für keine Geburt, für eine Totgeburt genau so wenig. Ich war zwar oft beeindruckt wie klaglos die Frauen hier ihre Wehen durchstehen, aber in den vergangenen Wochen habe ich doch gemerkt, dass vor allem Erstgebärende sich auch hier schwer tun. Die Reaktion der Hebam-men ist: „Stell dich nicht so an. So ist das Kinderkriegen nun mal. Sollen wir etwa deinem Mann hinterher erzählen, dass du dich so angestellt hast?“Vorgestern habe ich erlebt, dass eine Frau morgens gegen 9 Uhr zur Untersuchung kam, weil sie keine Kindsbewegungen mehr spürte. Ich hatte den Ultraschall gemacht und gesehen, dass der Fet im 8. Monat abgestorben war. Die Frau sprach kein Portugiesisch und war eher ver-schlossen. Es war einer der Tage, wo es 5 Kaiserschnitte hintereinander gab und alles hektisch zuging. Ich habe den Dienst habenden Arzt auf die Frau hingewiesen. Er meinte: „Die soll warten. Das ist ja

nicht eilig.“ Am nächsten Tag bekam ich mit, dass er sie erst gegen 18.00 Uhr ange-sehen und die Geburt eingeleitet hat. Die Schwesternschülerin erzählte mir, dass sie sich mit der Frau unterhalten hatte: Sie komme aus einem Ort etwa 1 Stun-de von Beira entfernt, habe zwei weitere Kinder, 5 und 2 Jahre alt, die sie zu Hau-se zurückgelassen habe. Sie wäre gerne zwischendurch nach Hause gefahren, um die Situation zu klären und Nachbarn zu bitten, auf ihre Kinder aufzupassen (ihr Mann war vor kurzem gestorben). Aber das wurde ihr nicht erlaubt. So lag sie im Krankenhaus und machte sich natürlich Sorgen, wie es den Kindern ergehen wür-de. Ich denke, in der Regel kümmern sich Nachbarn um die Kinder, aber es ist schlimm, wenn eine Frau mehrere Tage weg bleibt und niemand weiß, was los ist. So gibt es viele Einzelschicksale, von denen ich berichten könnte.

Vorsorgeuntersuchungen werden zunehmend wahrgenommen

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Recht auf Gesundheit

HIV/AIDS breitet sich seit 25 Jahren weltweit aus. Die Länder mit mitt-lerem und niedrigem Einkommen

tragen jedoch unverhältnismäßig mehr an der Epidemie, da sie viel mehr von den Auswirkungen betroffen sind und auch nicht die Mittel haben, HIV/AIDS zu bekämpfen. 95% der 38,6 Millionen HIV-infizierten Menschen leben in den Entwicklungsländern, davon über 60% in Afrika. Afrika südlich der Sahara ist am meisten betroffen, mit einer HIV-Rate von bis über 30% der Erwachsenen.

Eindämmung von HIV/AIDSMit der Millenniumserklärung der Verein-ten Nationen aus dem Jahr 2000 wurde HIV/AIDS auch von der internationalen Staatengemeinschaft als wesentliches „Entwicklungsproblem“ anerkannt. Die Aids Bekämpfung wurde als Ziel Nr. 6 explizit als Millenniumsentwicklungsziel (MDG) aufgenommen, zusammen mit der Bekämpfung von Tuberkulose und Malaria – diese drei Krankheiten machen zusammen den größten Teil der Todesfäl-le weltweit aus. Ohne adäquate Eindäm-mung von HIV/AIDS, wie es das MDG 6 formuliert, kann Afrika auch die anderen Entwicklungsziele nicht erreichen. Durch die HIV/AIDS Epidemie steigen Kinder- und Müttersterblichkeit, gehen die Bil-dungschancen für Mädchen zurück

Universeller ZugangBis zum Jahr 2001 wurde für die Länder Afrikas – auch von den Geberländern – lebenserhaltende antiretrovirale Behand-lung als „nicht bezahlbar“ angesehen und daher fast ausschließlich auf HIV-Präven-

on und Behandlung nicht getrennt wer-den dürfen.

Erst mit der „3x5-Initiative“ der Welt-gesundheitsorganisation im Jahr 2003 und steigenden internationalen Finanz-mitteln stieg die Zahl der Menschen unter AIDS-Behandlung in Afrika von 240.000 im Jahr 2003 auf 1,3 Millionen im Jahr 2005. Das ist ein erster Schritt, aber bei weitem nicht ausreichend. Weltweit be-nötigen über 6 Millionen Menschen anti-retrovirale Behandlung. Diese Zahl wird in den nächsten Jahren weiter steigen, da die Behandlung lebenslang weitergeführt werden muss und da letztlich alle HIV-infizierten Menschen antiretrovirale Be-handlung benötigen (ab einem gewissen Stadium ihrer Erkrankung).

Das Ziel ist der „Universelle Zugang“, das heißt: Alle Menschen müssen sich vor

tion gesetzt. Dadurch wurde auch kaum Ausbildung von Ärztinnen, Ärzten und Krankenpflegepersonal in der AIDS-Be-handlung mit antiretroviraler Therapie durchgeführt. Folgenschwer wiegt auch der „Brain drain“, das heißt die Abwande-rung von medizinischem Personal in die Industrieländer.

Erst langsam und auf Druck der in-ternationalen Zivilgesellschaft setzte sich die Erkenntnis durch, dass es mit dem Recht auf Leben und Gesundheit nicht zu vereinbaren ist, den Tod von Millionen Menschen in Kauf zu nehmen, und dass nur durch die Verhinderung des Todes der Eltern Kinder nicht zu Waisen wer-den. Man erkannte, dass HIV- Prävention nur wirkungsvoll sein kann, wenn den betroffenen Menschen eine Behandlung angeboten wird und dass daher Präventi-

HIV/AIDS und die Millenniumsentwicklungsziele

Recht auf GesundheitDas sechste Millenniumsziel bezieht sich auf die Bekämpfung von Krankheiten. Hier steht mit Unterziel 7 besonders die Bekämpfung von HIV/AIDS im Mittelpunkt der Bemühungen. Erst langsam hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass in den Ländern des Südens nicht nur auf Prävention gesetzt werden kann. Auch ein Zugang zu Behandlung muss ermögli-cht werden. Hierzu bedarf es des Drucks aus der Zivilgesellschaft, um die deutsche Regie-rung aufzufordern, ihr Engagement in diesem Bereich zu verstärken.

Von Dr. Sonja Weinreich

Überall im Stadtbild präsent: HIV/AIDS-PlakateFo

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HIV-Infektion schützen können (Präven-tion) und alle HIV-positiven Menschen sollten die Behandlung, Pflege und sozi-ale Unterstützung erhalten, die sie benö-tigen. Dies darf nicht davon abhängen, ob sie dies bezahlen können. Damit verbun-den ist die Anerkennung des Rechts auf Behandlung von HIV/AIDS als Teil des Rechts auf Gesundheit.

HIV/AIDS-Bekämpfung 2006Im Juni 2006 überprüften die Vereinten Nationen auf einer Vollversammlung die Erreichung der Ziele und den Stand der Ausbreitung der Epidemie.1 Es gibt eini-ge Fortschritte zu verzeichnen, jedoch ist noch längst nicht genug getan worden. • In einigen Ländern sind die neuen HIV-

Infektionen bei jungen Menschen rück-läufig. Dies wird vor allem auf einen späteren Beginn der ersten sexuellen Aktivität und den häufigeren Gebrauch von Kondomen zurückgeführt. Jedoch hat weltweit die Mehrheit der jungen Menschen noch immer keine genü-genden Informationen zu HIV/AIDS, mit denen sie sich und andere schützen können. Das ist besonders schlimm, da die Hälfte aller neuen HIV-Infektionen bei jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren auftritt.

• Kinder sind zunehmend betroffen. Allein in Afrika sind mehr als 12 Mil-

1 http://www.unaids.org/en/HIV_data/2006GlobalReport/default.asp

langfristig aufrechterhalten werden. HIV/AIDS- Bekämpfung muss wie eine Katas-trophe bekämpft werden als Notfall, aber dies muss für eine lange Zeit geschehen, über Jahrzehnte.

Was kann Zivilgesellschaft tun?Im Jahr 2001 griffen die UN das Millen-niumsziel der HIV-Bekämpfung auf und befassten sich in einer „Sondergeneral-versammlung zu HIV/AIDS“ (UNGASS) ausschließlich mit dem Thema. Sie ver-pflichteten sich zur Erreichung von be-stimmten Zielen, die sie im Juni 2006 auf einer weiteren Generalversammlung überprüften. Das Aktionsbündnis gegen AIDS – ein Zusammenschluss von 100 Nichtregierungsorganisationen, die in der AIDS-Arbeit und der Entwicklungs-zusammenarbeit engagiert sind, hat dazu in einem eigenen Bericht das Engage-ment der deutschen Bundesregierung kritisch betrachtet. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die Bundesregie-rung das Thema HIV/AIDS nicht seiner Bedeutung entsprechend, die es für die Armutsbekämpfung hat, behandelt und z.B. nicht genügend Mittel für die AIDS-Bekämpfung in Afrika bereitstellt.

Eine Gelegenheit, HIV/AIDS zu thematisieren, böte sich auf dem Gipfel der G8-Staaten, den Deutschland im Ju-li 2007 ausrichten wird. Noch lässt sich nicht erkennen, dass HIV/AIDS, bzw. entwicklungspolitische Themen, dort auf der Tagesordnung stehen werden. Hier ist die Zivilgesellschaft gefordert, immer wie-der von der Bundesregierung zu fordern, dass sie sich entsprechend engagiert.

Auch durch die eigene Mobilisierung von Ressourcen (Spenden), die Unter-stützung von Projekten vor Ort und die Mitarbeit in Netzwerken wie dem Akti-onsbündnis ist ein Engagement möglich.

Dr. Sonja Weinreich ist Ärztin und Sozi-alwissenschaftlerin. Sie war von 1995 bis 2000 in Sambia in der AIDS-Arbeit tätig. Seit 2001 ist sie HIV/AIDS Beraterin beim Deutschen Institut für Ärztliche Mission (Difäm).

Der Bericht „Globale Krise und Deutsch-lands Beitrag zur globalen Antwort“ des Aktionsbündnis gegen AIDS kann im In-ternet abgerufen werden unter www.aids-kampagne.de

lionen Kinder durch HIV/AIDS zu Waisenkindern geworden. Hier ist in der Vergangenheit viel zu wenig getan worden, um diesen und anderen betrof-fenen Kindern, zu helfen.

• Nur 9 Prozent der schwangeren HIV-po-sitiven Frauen erhalten Medikamente, die die Übertragung von HIV auf ihr ungeborenes oder neugeborenes Kind verhindern können.

• Frauen und Mädchen sind zunehmend von der Ausbreitung und den Aus-wirkungen von HIV/AIDS betroffen. Gerade hier sind die Programme, die sie schützen, völlig unzureichend. In Afrika treten in der Altersgruppe der 15-24jährigen Dreiviertel der Neuin-fektionen bei Frauen und Mädchen auf. Mädchen erhalten keine Schulbildung, weil sie für kranke Familienmitglieder oder für ihre verwaisten Geschwister sorgen müssen. Viele müssen sich „ver-kaufen“, um ihr Überleben und das ih-rer Geschwister zu sichern und haben dabei ein hohes Risiko, sich mit HIV zu infizieren.

Politische VerantwortungEine große Herausforderung ist nach wie vor die Übernahme von politischer Verantwortung. Obwohl sich die Situ-ation verbessert hat und z.B. fast alle afrikanischen Länder nationale Pläne zur Kontrolle von HIV/AIDS entworfen haben, muss diese Verantwortung auch

Kinderhaushalt in Chinde/ZambéziaFo

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Spricht man über AIDS, spricht man zuerst über Zahlen. Zitiert werden die Prävalenzrate, die Zahl der Neu-

infektionen sowie Zahlen von Infizierten und Toten nach Altersgruppe und Ge-schlecht geordnet. Man spricht über diese Zahlen als verlässliche Tatsachen. Doch wie viele Menschen wirklich krank sind und sterben, kann niemand sagen.

Zielerreichung messenDie Erreichung des MDG-Unterziels Nr. 7 wird mit drei Indikatoren gemessen, für die jedes Land individuelle Zielvorga-ben formulieren soll:1. HIV-Infektionsrate von Schwangeren

zwischen 15 und 24 Jahren2. Kondombenutzung bei der Verhütung

(15 – 24 Jahre)3. Verhältnis des Schulbesuchs von

Waisenkindern im Verhältnis zu Nicht-waisen

Der Basisindikator, die oft zitierte HIV-Prävalenzrate wird auf der Grundlage von Stichproben hochgerechnet. In Mosambik werden dafür schwangere Frauen zwischen 15 und 49 Jahren bei ihren Vorsorgeuntersuchungen auf den HI-Virus getestet.

Schwieriger wird es, wenn es um die Befragungen der Menschen zu ihrem Sexualverhalten geht, wie es der zweite Indikator vorsieht. In einem Land, in dem Sexualität mit Tabus belegt ist, sind Aussa-gen in Interviews wenig aussagekräftig. Auch der dritte Indikator wird aus Stich-proben hochgerechnet. Weder Waisen noch Nichtwaisen werden bevölkerungs-

statistisch erfasst. Plant man konkrete Unterstützungsprojekte müssen die Da-ten eines Distriktes jeweils real vor Ort erhoben werden.

Fehlende IndikatorenAndere wichtige Sachverhalte fragen die MDG-Indikatoren nicht nach, so z.B. die lebenswichtige Frage, wie viele Menschen Zugang zu antiretroviraler Behandlung haben. Die kann man exakt benennen – es sind derzeit knapp 20.000 Menschen von geschätzten 250.000, die die Behandlung brauchen würden. Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ kritisiert in ihrem Newsletter vom März

2006, dass es viel mehr sein könnten. Geld sei vorhanden, gebunkert auf Bank-konten der staatlichen Institutionen, die es nicht ausgegeben würden, u.a. weil es im Gesundheitssystem generell an aus-gebildetem Personal, an Gebäuden und Ausstattung fehlt. Es reicht nicht, die Ta-bletten zu verteilen – die Kranken müs-sen in ein aufwändiges, gut strukturiertes Betreuungsprogramm aufgenommen werden, das die Kontinuität der Behand-lung garantiert, wie Sant Egidio mit sei-nem Dream-Projekt oder die Ärzte ohne Grenzen anbieten. Verzögernd wirken auch der Regierungs- und Ministerwech-sel, der zu einem Politikwechsel führte.

Zur HIV/AIDS-Bekämpfung in Mosambik

Von Petra Aschoff

Umsetzung haktUmsetzung hakt1986 wurde in Mosambik der 1. HIV- Infizierte identifiziert. 20 Jahre später liegt die Präva-lenzrate bei 16,2% der Bevölkerung zwischen 15 und 49 Jahren – und steigt weiter, trotz öffentlicher Kampagnen und Aktionen in Bildungswesen und Arbeitswelt. Wer und was versagt, fragt sich die internationale Entwicklungszusammenarbeit. Die mosambikanische Regierung hält es für unwahrscheinlich, das Millenniumsziel 6, Unterziel 7, nämlich Stillstand oder gar Reduzierung der Infizierungen, zu erreichen.

AIDS-Waisen: Großmutter mit Enkelkindern

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Die nationale HIV/AIDS-Strategie be-nennt die Interventionsfelder Prävention, Advocacy-Arbeit, Stigma und Diskrimi-nierung, Behandlung, Unterstützung der Betroffenen, wissenschaftliche Forschung und Koordinierung der Aktivitäten auf nationaler Ebene. Für jeden dieser sie-ben Bereiche wurden Ziele, die Schritte zu deren Erreichung sowie Verantwort-lichkeit und umsetzende Organisationen benannt. An vielen Stellen findet sich

Die Parallelstrukturen von GATVs (Ga-binetes de Aconselhamento e Testagem Voluntária - Beratungs- und Teststellen) und normalen Gesundheitseinrichtungen sollen aufgehoben werden. Es mangelt an der Fähigkeit, das Geld adäquat zu mana-gen und es an Nichtregierungsorganisati-onen (NRO) weiterzugeben, die in diesen Bereichen erfolgreich arbeiten.

VoraussetzungenErklärtes Ziel ist es, die Verbreitung des Virus zu stoppen – aber wie? Manche be-haupten, die bisherige Arbeit zeige keine Erfolge, da die Rate weiterhin steige und die Menschen ihr riskantes Sexualverhal-ten nicht änderten. Aber auch in Ländern mit besserer Grundbildung setzen Men-schen ihr Leben z.B. durchs Rauchen aufs Spiel – wohlwissend, welche tödliche Gefahr sie eingehen. Dies muss man sich ebenso klar machen wie die Tatsache, dass Verhaltensänderungen am schwie-rigsten zu erzielen sind. Ein langer Atem tut Not – für individuelle und kollektive Aufklärung, die in angemessener Sprach- und Denkweise vermittelt werden muss. Es müssen tief verankerte gesellschaft-liche Traditionen und Verhaltensweisen verändert werden und das geht nur in gemeinsamen Prozessen. Es müssen Dis-kussionsräume entstehen, in denen sich die Menschen in ihrer Sprache und in einer Art und Weise, die ihnen und ihrer gesellschaftlichen Struktur angemessen ist, der Thematik nähern und kollektive Antworten finden können.

StrategieDie AIDS-Problematik an sich ist in Mo-sambik kein Tabu. Bereits 1986 wurde eine Kommission zur AIDS-Präventi-on gegründet, die allerdings durch die Kriegssituation wenig Bedeutung hatte. Das änderte sich seit 1999 und heute vergeht kein Tag, an dem nichts darüber in den Medien zu finden ist. UNAIDS lobt Mosambik für seine Offenheit. Präsident Guebuza hat eine eigene Kampagne ins Leben gerufen. Er ist nie ohne die AIDS-Schleife am Revers zu sehen. Es gibt eine klar strukturierte nationale HIV/AIDS-Strategie und sowohl die Regierung als auch die internationalen und bilateralen Geber leiten Geld an den CNCS, um die Strategie umzusetzen.

der Verweis auf NRO, die damit einen verankerten Platz im Gefüge bekamen. Mit der Strategie wurde ein sehr nütz-liches Instrument geschaffen, das allen Akteuren ein einfaches Überprüfen ihrer Konformität ermöglicht.

Nationaler AidsratDer nationale AIDS-Rat (CNCS) ist keine ausführende Institution. Er soll Strate-gien erarbeiten, er muss den Politikern

Prävention durch Informationsmaterial und Kondome

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Auswahl von Internet-Links zu AIDS in Mosambik

MDG-Seiten des KKM mit offiziellen Dokumenten zu HIV/AIDS:http://www.kkmosambik.de

Wikipedia-Seite zu AIDS in Afrika:http://de.wikipedia.org/wiki/AIDS in Afrika

Mosambik-Info der Weltgesundheitsorganisation (WHO):http://www.who.int/countries/moz/en/

Zeitschrift des mosambikanischen Gesundheitsministeriums zu HIV-SIDA:http://depts.washington.edu/haiuw/pdf/publications/newsletters/PORT/Boletim_vol1num3_Junho_2005.pdf

AIDS vernichtet Wissen in Mosambik, Panorama-Sendung, Juni 2005:http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,1614069,00.html

Englische Literatur zu AIDS in Mosambik:http://www.unsystemmoz.org/undaf/undafcca/2000/bibliography.asp

Where teachers fear to tread – Communicating about HIV/AIDS in Mozambique:http://www.learndev.org/People/MurielVisser/WhereTeachers.pdfStatistische Daten zu AIDS in Mosambik und weltweit:http://www.plusnews.org/aids/treatment/Mozambique.asp

Mozambique has ambitious AIDS plan:http://www.csa.za.org/article/articleview/252/1/1/

Global AIDS Program: Länderprogramm Mosambik:http://www.cdc.gov/nchstp/od/gap/countries/mozambique.htm

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zuarbeiten, er vertritt Mosambik auf der internationalen Bühne und er verteilt ein-gehende Mittel zur AIDS-Bekämpfung. So gut er die ersten drei Aufgaben erfüllt, so mangelhaft arbeitet er bei der Umsetzung der letzten.

Die Bewilligung von Mitteln dauert zwischen 6 Monaten und 2 Jahren nach Einreichen des ersten Antrags. Ist der Ver-trag unterschrieben und die erste Rate auf dem Bankkonto eingegangen, gehen die Probleme erst richtig los. Der Willkür bei der Aufstellung von Abrechnungsmoda-litäten ist Tür und Tor geöffnet. Dass in einem Land, in dessen Distrikten oft keine Banken vorhanden sind, alle Zahlungen mit Schecks gemacht werden sollen, ist nur eine davon. Sehr problematisch ist, dass die 2. Rate erst ausgezahlt wird, wenn der Rat auf Provinzebene zufrieden ist. Ist die dort zuständige Person aber unfähig, wird die Zahlung hinausgezö-gert und da nicht mit eigenem Geld zwi-schenfinanziert werden darf, stoppt das Projekt. Wenn man die verschwendete Zeit betrachtet, ist es ärgerlich – dahinter steht aber, dass Monate vergehen, in de-nen die Beratungs- und Unterstützungsar-beit verhindert wird – und dass von der Institution, die sie befördern soll.

AusblickBeim Global Fund, einem der großen Finanzgeber, wird deshalb überlegt, dem CNCS eine möglicherweise privatwirt-schaftliche Organisation zur Abwicklung des Finanzbereichs an die Seite zu stellen. Das wäre eine gute Lösung für Alle: Der CNCS hätte mehr Raum für seine Kern-aufgabe der Politikgestaltung und die im-plementierenden Organisationen mehr Abwicklungssicherheit und Zeitgewinn, die der eigentlichen Präventions- und Unterstützungsarbeit zu Gute kämen.

Petra Aschoff ist HIV/AIDS Fachkraft der DWHH in Mosambik

Alle im Text aufgeführten offiziellen Dokumente können auf der Webseite des KKM unter MDG 6 eingesehen werden.

Statistische Daten zu HIV/AIDS

HIV/AIDS-Indikatoren (Schätzungen nach WHO/UNA-IDS)

HIV-Infektionstrate (15 – 45 Jahre; 2003) 9,4 – 16,2 %

Zahl der AIDS-infizierten (0 – 49 Jahre; 2003) davon Frauen und Mädchen davon Kinder unter 15 Jahren

980.000 – 1.700.000590.000 – 960.000 91.000

AIDS-Tote in 2005 (Schätzung Care) 140.000

Menschen, die antiretrovirale Medikamente benötigen (De-zember 2004)

199.000

Menschen mit Zugang zu antiretroviralen Medikamenten (15-49 Jahre, 2005)

10.657

HIV-Test- und Beratungsstellen (2004) 113

Durchgeführte HIV-Tests in 2004 207 639

HIV-Infektionsrate bei Tuberkulosekranken (15 – 49 Jahre; 2002)

47,30%

Zahl der AIDS-Vollwaisen (Schätzung UNICEF, 2005) 326.000

Quellen: WHO/UNAIDS; Gesundheitsministerium Maputo; Nationaler Aidsrat; Care

HIV-Infektionsrate nach Alters-stufen

0 bis 1 0,3%

1 bis 4 2,0%

5 bis 9 1,0%

10 bis 14 0,5%

15 bis 19 8,8%

20 bis 24 23,3%

25 bis 29 20,4%

30 bis 39 28,5%

40 bis 49 11,3%

50 bis 80 3,8%

Quelle: Relatório Anual de 2003 dos Gabinetes de Aconselhamento e Testagem Voluntária

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Fenster der Hoffnung

Dr. Simango, wir würden ger-ne mit Ihnen über die jun-gen Menschen in Mosambik

sprechen und die Auswirkungen von AIDS auf deren Leben. Was un-ternimmt Ihr Ministerium um die Be-drohung von AIDS zu verringern. ?

Es ist wahr, dass HIV/AIDS eine Bedro-hung für unsere Gesellschaft darstellt. Die Infektionsraten sind hoch, besonders innerhalb der Generation der 15-24-jäh-rigen. Frauen sind noch stärker betrof-fen als Männer. Es ist wirklich ein sehr ernstes Problem. Was wir tun? Wir haben eine Strategie für den Kampf gegen HIV/

AIDS. Diese Strategie basiert auf drei Säu-len: Priorität hat die Prävention. Es gibt eine Vielzahl von Aktivitäten, einige kon-tinuierlich, andere sporadisch, wie zum Beispiel Jugendaufklärungskampagnen.

Die zweite Säule ist die Versorgung der Infizierten, wo wir noch nicht so weit wie im Präventionsbereich sind. Inzwi-schen erhalten circa 35.000 Menschen antiretrovirale Medikamente, aber das sind noch viel zu wenige.

Die dritte Säule ist die Fürsorge für AIDS-Waisen, für Kranke, die gepflegt werden müssen, alte Menschen, Kinder, die verlassen sind.

Unser Ministerium ist Mitglied im Nationalen AIDS-Rat (CNCS:Consel-ho Nacional de Combate a SIDA). Wir treffen uns regelmäßig, stimmen unsere Aktivitäten ab und evaluieren unsere Fortschritte. Wir verfolgen auch die Ent-wicklung in den einzelnen Provinzen. Über den Nationalen AIDS-Rat finanzie-ren wir die im Rahmen der Strategie defi-nierten Aktivitäten. Auch Organisationen der Zivilgesellschaft können dort Mittel beantragen. In den Provinzen existieren Provinzräte, deren Vorsitz der jeweilige Gouverneur hat. Sie sind verantwortlich für die Aktivitäten in den Provinzen.

Welche Probleme haben Sie bei der Implementierung ihrer Programme? Schaffen Sie es, mit ihren Aktivitäten bis in die Distrikte zu gehen?

Ja, unser Programm reicht bis in die Dis-trikte. Es gibt nicht einen einzigen Distrikt im ganzen Land, in dem das Programm der AIDS-Bekämpfung nicht ankäme. Aber es ist natürlich wahr, unsere Res-sourcen reichen nicht für alle. Wenn wir zum Beispiel über Distrikte reden, dann ist damit meistens die Distrikthauptstadt gemeint, aber es gibt ja noch all die Lo-kalitäten und Gemeinden. Dort müssen wir noch hinkommen. Ein Problem für uns ist der Zugang. Wir sind ein großes Land und unser Straßennetz ist schlecht. Der Transport ist ein Problem, manchmal die Verfügbarkeit von Material. Deshalb bieten wir Finanzierungsmöglichkeiten über den AIDS-Rat an, um diese Hinder-nisse zu minimieren. Kommunikation ist manchmal ein Problem. Wir versuchen immer Jugendliche zu finden, die die Lo-kalsprachen sprechen.

Bei Präventionsarbeit fällt oft das Stichwort Geração BIZ (Generation BIZ). Was ist das für ein Programm?

Geração BIZ ist ein Programm von Ju-gendlichen für Jugendliche. Das Wort BIZ ist aus dem Englischen vom Wort „busy“ (beschäftigt) abgeleitet. Die Ju-gendlichen selbst haben den Namen für das Programm ausgewählt. Es sind die Jugendlichen selbst, die es für andere Ju-gendliche machen. In das Programm sind drei Ministerien eingebunden: Das Mini-

Von Andrea Queiroz de Souza in Zusammenarbeit mit Annegret Löhr

Interview mit Jugend- und Sportminister Simango

David Simango war bis 2005 Gouverneur der Provinz Niassa und wurde danach zum Mi-nister für Jugend und Sport ernannt. Das Thema HIV/AIDS ist für die Jugendlichen in Mo-sambik ein existenzielles Thema. 60% der Neuinfizierten sind zwischen 15 und 24 Jahre alt und bereits die Hälfte aller Infizierten ist zwischen 15 und 29 Jahre alt. Die Frage wie junge Menschen davor geschützt werden können, sich mit HIV zu infizieren, ist für die Regierung eine große Herausforderung. Der Rundbrief führte dazu ein Interview mit Minister Siman-go, der sehr offen über die Notwendigkeit, Chancen aber auch Grenzen der AIDS-Präventi-on und –Behandlung sprach.

Fenster der Hoffnung

Minister Simango

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Das ist eine sehr schwierige Frage. Vo-rausschicken möchte ich, dass wir nicht davon ausgehen können, dass alle Jugend-lichen über diese Informationen verfügen. Aber es stimmt schon, viele Jugendliche wissen um die Krankheit, aber verändern ihr Verhalten trotzdem nicht. Ich glaube, dass es sich dabei um kulturelle Barrieren handelt. Es ist eine intime Angelegenheit und eine individuelle Entscheidung des Jugendlichen, auf die wir keinen Zugriff haben. Die Gefahr wird oft verdrängt. Aber ich habe das Gefühl, dass sich schon vieles verändert. Es existiert mehr Offenheit für das Thema. Der Anblick der Todkranken macht Leute wacher, nach-denklicher und ängstlicher.

Der Fortschrittsbericht der mosam-bikanischen Regierung zur AIDS-Be-kämpfung stellt fest, dass noch keine rückläufigen Tendenzen bei in der Ausbreitung der Krankheit zu erken-nen sind. Ist in der Präventionsarbeit etwas grundsätzlich falsch gemacht worden?

Ich denke, die Regierung hat nicht grund-sätzlich etwas falsch gemacht. Es gab den ersten strategischen Plan, ein zweiter wurde erarbeitet und wird implemen-tiert. Eine Erkenntnis ist, wie wichtig der kulturelle Kontext ist, wenn wir unsere Botschaften rüberbringen wollen. Kann ein Jugendlicher mit Erwachsenen über Sexualität sprechen? In einigen Gruppen geht das, in anderen nicht. Da spielt die Kultur eine Rolle, die Schulbildung. Wir müssen uns genau anschauen, inwieweit der kulturelle Kontext eine Herausforde-

sterium für Jugend und Sport, für Erzie-hung und für Gesundheit. Wir haben ein Koordinationskomitee eingerichtet. Und wir stimmen uns mit unseren Partnern ab: FUNUAP (Fundo das Nações Unidas para a População: Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen) und Pathfinder In-ternational

Das Programm reicht bis in die Provinzen. Dort gibt es jeweils einen Programmberater und die jugendlichen Aktivisten. Diese Jugendlichen wurden bezüglich des Themas HIV/AIDS ge-schult, besonders die Prävention betref-fend. Unser Ministerium versucht mit der Präventionsarbeit die Jugendlichen zu erreichen, die die Schule nicht besu-chen. Das Erziehungsministerium ist zu-ständig für die Präventionsarbeit mit den Schülerinnen und Schülern. Und das Ge-sundheitsministerium kümmert sich um die Gesundheit der Jugendlichen und der Erwachsenen: Sprechstunden im Kran-kenhaus. Überall wo das Programm aktiv ist, gibt es Beratungsstellen. Die Jugend-lichen können dort hingehen und treffen auf einen Krankenpfleger, der sie beraten kann. Wenn der Verdacht auf eine Infi-zierung besteht, können vertraulich Tests gemacht werden, manchmal ist es sogar möglich, Behandlungen durchzuführen. Auch in den Schulen und in den Stadt-vierteln gibt es Beratungsstellen. Dort werden verschiedene Aktivitäten ange-boten: Sport, soziale Aktivitäten, Theater, Tänze. Die ausgebildeten Jugendlichen bilden wieder andere Jugendliche aus und so wird der Kreis der Aktivisten stän-dig vergrößert. Eine Evaluation des Pro-gramms hat ergeben, dass die Aktivitäten tatsächlich Wirkung zeigen und dass das Gesamtprogramm gut funktioniert. Nun wollen wir das Programm auf das ganze Land ausweiten: In 8 der 11 Provinzen sind wir bereits jetzt aktiv.

Eine Studie unter Jugendlichen in Beira hat gezeigt, dass sie über HIV/AIDS und die Übertragungswege in-formiert waren. Trotzdem gingen sie in ihren sexuellen Beziehungen hohe Risiken ein. Was glauben Sie, muss passieren, damit Jugendliche ihr Ver-halten ändern?

rung darstellt. In manchen Gemeinden haben wir gesehen, dass die Menschen auf ihre traditionellen Führer hören und nicht auf Jugendliche, auch wenn sie über das Wissen verfügen. Also muss der tradi-tionelle Führer Veränderungen anregen. Aus diesen Erfahrungen haben wir viel gelernt. Wie wir an das Thema heran-gehen, muss der ethnischen Vielfalt und der kulturellen Diversität unseres Landes gerecht werden, die Diskussion wird in der Stadt anders geführt als auf dem Land, unter Akademikern anders als in re-ligiösen Gruppen. Die katholische Kirche hat sich sehr lange vehement gegen die Benutzung von Präservativen ausgespro-chen. Das Thema HIV/AIDS wurde von den Kirchen lange ignoriert. Aber inzwi-schen haben alle erkannt, dass wir alle uns dem Thema stellen müssen.

Einige Gruppierungen der Zivilge-sellschaft kritisieren die Regierung, weil es außerhalb der Provinzhaupt-städte kaum Präventionsarbeit und Behandlungsmöglichkeiten gibt. Die Weltbank moniert, dass die im Glo-balen Fonds bereitgestellten Mittel von Mosambik nicht abgerufen wer-den. Dem nationalen Aidsrat wird vorgeworfen, er sei ineffizient und bürokratisch. Lässt die Regierung die Menschen mit dem AIDS-Pro-blem allein?

Nein, die mosambikanische Regierung hat die Menschen niemals allein gelassen. Ich kenne alle diese Vorwürfe, aber oft steht dahinter eine Einstellung, die von der eigenen Verantwortung ablenken

Mural: Gemeinsam gegen HIV/AIDS

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Mosambik-Rundbrief Nr. 70 • August 2006 29

will. Auf dem letzten Gebertreffen wur-de ich gebeten, meine Erfahrungen als Präsident des Provinzrates für den Kampf gegen HIV/AIDS während meiner Zeit als Gouverneur in Niassa vorzustellen. Die Schwierigkeiten lagen in den Mecha-nismen. Zum Beispiel sind die Abläufe, um an Mittel zu kommen komplex und sehr bürokratisch. Dazu tragen auch oft die Geldgeber, unsere Partner, bei, die uns Auflagen für die Mittelvergabe vorschrei-ben. Der Aidsrat in der Provinz Niassa konnte bis vor gut einem Jahr lediglich Projekte in einer Größenordnung von bis zu 5.000 USD genehmigen. Alle Projekte, die mehr Mittel benötigten, wurden auf zentraler Ebene entschieden. Das hat die Entscheidungsprozesse verlangsamt und machte sie komplizierter. Die Geldgeber wollen auf nationaler Ebene über die Mittelvergabe mitentscheiden. Es ist uns anscheinend nicht gelungen ein Klima des vollständigen Vertrauens mit unseren Partnern herzustellen.

Diese Diskussion über Ineffizienz und Bürokratie; ich muss leider sagen, Vieles funktioniert tatsächlich nicht. Aber wir schaffen diese Schwierigkeiten selbst ge-meinsam mit unseren Partnern, manch-mal aufgrund von fehlendem Vertrauen und vor allem, weil wir komplizierte Forderungen stellen, die an der Realität unseres Landes vorbei gehen.

Wir müssen die Abläufe vereinfa-chen. Das Problem liegt nicht beim AIDS-Rat. Der AIDS-Rat wurde von uns und unseren Partnern gemeinsam gegründet. Wir beschäftigen inzwischen eine inter-nationale Beschaffungsfirma für bestimm-te Einkäufe. Manchmal sagen die Geber, sie hätten die Gelder bereitgestellt, aber wir haben oft den Eindruck, dass sich die Auszahlung sehr verzögert. Auch von unserer Seite her gibt es Schwierigkeiten: Unsere institutionellen Kapazitäten sind schwach, unsere Fachleute haben manch-mal Schwächen, etc. Aber trotzdem sind die Vorwürfe an uns nicht gerechtfertigt. Man muss die schwierige Situation des Landes mit einbeziehen.

Ein Arzt, der jahrelang in Cuamba ge-arbeitet hat, berichtet, dass eine me-dikamentöse Behandlung nur dann Erfolge zeigt, wenn die Ernährung

entsprechend gut ist und die Begleit-krankheiten behandelt werden.

Das ist wahr. Wenn ein Kranker aus einem Dorf zur Behandlung in die Stadt kommt, dann stellt sich erst einmal das Problem: Wo soll er bleiben? Er muss eine Familie finden, die ihn aufnimmt. Und diese Fa-milie hat oft nicht die Mittel, um ihn mit zu versorgen. Der Kranke bekommt dann vielleicht Medikamente, aber er müsste auch eine bestimmte Ernährungsweise einhalten. Irgendwann wird diese Person aufgeben und in ihr Dorf zurückkehren. Wir kennen die Fakten, wir wissen, dass die Medikamentenbehandlung nicht ausreicht. Wir versuchen schon, soziale Komponenten in unsere Programme zu integrieren. Es gibt ein Nahrungsmittelpa-ket für die Kranken. Aber auch das bringt Probleme mit sich. Wenn ein Kranker mit diesen Lebensmitteln nach Hause kommt, hat die Familie häufig selbst kei-ne Nahrungsmittel und es entsteht ein Streit darüber, wie die Nahrungsmittel in der Familie aufgeteilt werden sollen. Für uns ist AIDS nicht nur ein Problem von Krankheit sondern auch ein Problem von Armut.

Welche positiven Entwicklungen sind erkennbar was HIV/AIDS und den Umgang damit betrifft?“

Eine neue Studie zeigt, dass die Infek-tionsrate bei Kindern zwischen 10 und

14 Jahren extrem niedrig liegt. Wir nen-nen das unser „Fenster der Hoffnung“. Wenn wir es schaffen, diese Tendenz fortzuschreiben, dann sinkt innerhalb der nächsten fünf bis sechs Jahre auch die Infektionsrate der 15 bis 24-Jährigen. Ich bin optimistisch was die Zukunft betrifft, die Entwicklung wird sich zum Guten wenden. Im Moment leben wir in einer schwierigen Zeit, viele Menschen sterben an AIDS, wir durchleben eine Schockphase. Aber wir werden nicht al-le sterben, wir werden uns erholen und weitermachen.

Was können die Solidaritätsgruppen und Schulpartnerschaften angesichts der Situation tun?

Ich sehe viele Möglichkeiten zu helfen, zum Beispiel beim Programm „Geração BIZ“. Schulpartnerschaften können mit konkreten Programmen helfen. Sie kön-nen z.B. die erkrankten Jugendlichen un-terstützen durch Hilfen für Behandlung und Ernährung. Aber auch die Präventi-onsarbeit mit den Kindern der Partner-schule, der Aufbau von Beratungsstellen in den Schulen kann ein Thema für die Schulpartnerschaftsarbeit sein. Ich sehe viele konkrete Ansätze, die sich auf die Erfahrungen beziehen können, die uns schon vorliegen.

Herr Minister, wir danken Ihnen für das Gespräch.

AIDs-Schleifen an den Bäumen

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Länger leben

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Den Tod hinauszögernDas Konzept „Vidas Positivas“ (Positiv leben) ist nicht neu: Schon seit über fünf Jahren arbeitet die mosambikanische Organisation „Vidas Positivas“ mit dem Ansatz der Ernährungsaufklärung, wel-che AIDS-Prävention, die Betreuung und Unterstützung AIDS-Kranker und ihrer Familien und kleine einkommenschaffen-de Maßnahmen miteinander verbindet. Entwickelt aus einem südafrikanischen Programm wurde vor allem die landwirt-schaftliche Komponente übernommen und angepasst. Ausgangspunkt ist jedoch die Fragestellung: „Warum würdest Du länger leben wollen, wenn Du weißt, dass Du HIV-positiv bist?“ und das Wissen darum, dass es zum Einen inzwischen an-tiretrovirale Medikamente in Mosambik gratis gibt und zum Anderen, dass eine gesündere Ernährung bei den meisten Be-troffenen sowohl den Ausbruch der AIDS-Krankheit bzw. der Begleitkrankheiten um einige Jahre nach hinten verschieben

„Gibt es bei Euch im Norden wirklich keine Medizin ge-gen AIDS?“ fragt Joaquim

Jauce ungläubig, als wir im Schatten des großen Baumes vor dem Gesundheits-posten von Ruace sitzen. Leider muss ich ihm erklären, dass es auch bei uns kein Heilmittel für AIDS gibt und erzähle von dem Gebrauch antiretroviraler Medika-mente. „Die kennen wir hier auch,“ gibt er enttäuscht zurück. Für ihn ist diese Frage lebenswichtig. Joaquim gehört zu den fast 20% der Bevölkerung der Pro-vinz Zambézia, die mit dem HI-Virus in-fiziert sind.

Ernährungsgruppen in GurueWir sind auf der wöchentlichen Ver-sammlung einer „Grupo nutrição“ (Er-nährungsgruppe), die sich hier trifft, um gemeinsam Pläne zu machen, wie sie ihre eigene Ernährungs- und Einkom-menssituation verbessern kann. Angeregt durch den Mosambikanischen Christen-rat (Conselho Cristão de Moçambique – CCM) mit seinem Projekt „Educação Nutricional e Vidas Positivas“ für den Di-strikt Gurue an der Grenze zu Malawi, haben sich seit 2003 schon über zwanzig dieser Gruppen innerhalb des Projekts zusammengefunden. Für den CCM ist dieser Ansatz der aktiven Arbeit zu HIV und AIDS ein wichtiger Schritt weg von der stigmatisierenden Arbeit in Form von AIDS-Projekten mit der direkten Zielgrup-pe HIV-Positive und AIDS-Kranke, hin zu einer breiter angelegten und sehr niedrig-schwelligen Arbeit mit den Familien in der Region. Bei einer HIV-Rate von fast 20 % in Zambezia ist fast jedes Gemeinwe-senprojekt gleichzeitig ein AIDS-Projekt, da es kaum noch eine Familie gibt, die von der Krankheit verschont wurde.

kann, als auch bei schon ausgebrochener Krankheit den bislang sicheren Tod hi-nauszögert.

Schon seit 2003 arbeitet der CCM mit diesem Ansatz in einem beachtenswerten Pilotprojekt sowohl in der Stadt Gurue als auch im gleichnamigen Distrikt.

Helfende GemeindenFür André Sérgio, der mit Joaquim in der gleichen Gruppe ist, bringt das Projekt vor allem einen riesigen Vorteil: Bislang war es für ihn sehr schwer, mit AIDS-Kranken – auch in seiner Familie – umzugehen, weil er immer das Gefühl hatte, nicht helfen zu können und sehr ohnmächtig zu sein. Innerhalb des Projekts lernte er nun, wie er mit seinem eigenen Garten HIV-Infizierten und AIDS-Kranken etwas Gutes tun kann und vor allem: „Ich kann ihnen direkt helfen und so fehlen sie auch nicht so schnell in der Gemeinde, wo sie wichtige Aufgaben, wie zum Beispiel Friedensrichter zu sein, innehatten.“

Eine Projektstrategie des Christenrates in Zambézia

„Warum würdest Du länger leben wollen, wenn Du weißt, dass Du HIV-positiv bist?“ Diese Frage bildet den Ausgangspunkt im Konzept Vidas Positivas (Positiv leben). AIDS-Präven-tion in Verbindung mit Ernährungsaufklärung, der Unterstützung Kranker und landwirt-schaftlicher Maßnahmen. Der mosambikanische Christenrat CCM arbeitet seit 2003 mit diesem Ansatz erfolgreich im Distrikt Gurue in der Provinz Zambézia.

Von Peter Steudtner

Länger leben

Heilpflanzengärten in Gurue

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Auch Pastor Bonifácio Abel aus der Nachbargemeinde ist vom Projekt über-zeugt: „Schon vor dem Projekt gab es in unserer Gemeinde eine Gruppe, die sich um kranke und alte Menschen küm-merte. Jedoch hatten wir kaum etwas zu geben und zu helfen. Inzwischen hat diese Gruppe über zwanzig Mitglieder und so können wir schon zehn Fami-lien besuchen, die an AIDS und anderen chronischen Krankheiten leiden.“ Jeweils zwei oder drei Mitglieder einer Grupo Nutrição besuchen drei Mal pro Woche eine der zehn Familien. Dabei helfen sie den Familien, kleine Gemüsegärten an-zulegen, und sie bringen auch Mais oder andere Nahrungsmittel vom Gemein-schaftsfeld mit, welches um die Kirche herum angelegt ist.

Dabei erhielt die Gemeinde von Pa-stor Bonifácio nicht nur Unterstützung, um Gemüse und Mais anzubauen. Als Motivation für die Beteiligten der Grupo Nutrição erhielten sie Saatgut, um selbst Soja anzubauen, die sowohl zum Verkauf als auch für den Eigenbedarf gedacht ist. Diese Motivation knüpft an eine Erfolgs-geschichte von vor den Kriegen an, als in dieser Region einige der größten und wirtschaftlich erfolgreichsten Sojaplanta-gen Mosambiks lagen. So ist Soja für die Gemeindemitglieder ein Symbol für den Aufstieg.

GemüsegärtenEin Schlüsselelement des „Vidas Posi-tivas“-Ansatzes ist die Weiterbildung aller Beteiligten für das Anlegen kleiner und effektiver Gemüsegärten. Hierzu gibt das Konzept konkrete Anleitungen, wie groß ein Garten sein muss, um eine Familie zu versorgen und wie man Pro-dukte vermarkten kann, die nicht selbst verbraucht werden. Hierzu gehört auch das Wissen um die gute Vorbereitung der Beete, um einen möglichst hohen Ertrag bei geringem Arbeits- und vor allem Kräfteaufwand zu erreichen. Der niedrige Aufwand für die Bearbeitung der Beete orientiert sich vor allem an den Fähigkeiten von AIDS-Kranken, die sich so noch selbst und eventuell auch ihre Familien versorgen können.

HeilpflanzenDoch nicht nur Grupos Nutrição beteili-gen sich am Programm des CCM: Auch das Waisenhaus im Bairro Sede von Ru-ace, welches von drei Ordensschwestern geleitet wird, nutzt die Möglichkeiten des Projekts. Insbesondere im Bereich der na-türlichen Medizin nahmen die Ordens-schwestern an Weiterbildungen teil und bauen jetzt für sich und die 36 Kinder verschiedenste Heilpflanzen an. Vor allem den 16 AIDS-kranken Kindern kommt die „grüne Medizin“ (medicina verde) zugute und hilft ihnen, mit den mit AIDS einhergehenden Infektions-, Haut- und Magenkrankheiten umzugehen.

Das CCM-Projekt hat für Weiterbil-dungszwecke einen eigenen Heilpflan-zengarten angelegt, aus dem heraus Pflan-zen für die Weitergabe an die beteiligten Gruppen gezüchtet werden und direkte Schulungen im Garten stattfinden. Für diesen Teil der Arbeit erhielt der CCM Unterstützung von unerwarteter Seite: Die 78-jährige Roma Machuiguire war in einer der Unterstützungsgruppen, weil sie eine AIDS-kranke Nachbarin bis zu deren Tod gepflegt hatte. Dabei hatte sie nicht nur gekocht und gepflegt sondern die Nachbarin mit natürlichen Heilmitteln versorgt, die aus ihrem Garten stamm-ten. So half sie dem CCM, Heilpflanzen für das Projekt zu bestimmen und neue ausfindig zu machen. Dabei geriet sie zwischen die Fronten der traditionellen HeilerInnen, von denen viele Angst um

ihre Arbeit hatten, wenn schon der CCM das Wissen einer traditionellen Heilerin verwenden würde. Senhora Roma er-klärte, sie sei gar keine Heilerin, sondern könne nur mit ihrem Wissen über Kräuter etwas Linderung für einige wenige Pro-bleme bieten. Ihr üppiger Garten ist für den CCM eine Bereicherung der Arbeit mit natürlicher Medizin.

AIDS-Kranke erreichenDass das Projekt auch die Gruppe der AIDS-Erkrankten erreicht, obwohl es sich nicht explizit an HIV-positive Menschen wendet, wird deutlich, als bei einem Be-such bei einer Grupo Nutrição in einem Vorort von Gurue drei Frauen aus der Gruppe uns ansprechen. Alle drei Frauen sind AIDS krank und haben Kinder, bei zweien sind die Männer schon vor ihnen an AIDS gestorben. Die Frauen erhalten innerhalb der Gruppe Unterstützung und jede von ihnen hat einen eigenen Heilpflanzengarten zu Hause. Joana, die einzige, deren Ehemann noch lebt, ist auch die einzige, die schon öffentlich über ihre Krankheit geredet hat. Bei den anderen beiden wissen noch nicht einmal die Familien Bescheid. Die Chancen und Möglichkeiten, die das Projekt bietet, fasst Joana zusammen: „Nur durch die Einnahmen des Gartens und die Heil-pflanzen, die mir helfen, nicht mehr als zwei Monate im Jahr krank im Bett zu liegen, können wir als normale Familie trotz der Krankheit leben.“

Vidas Positivas: Mit der Krankheit leben lernen

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Von Geistern und Kartoffeln

Die Bäume in Chimoio tragen weiß-rot – die weiß gestrichenen Stäm-me mit den aufgemalten roten

Aids-Schleifen sollen vor der Krankheit warnen. Noch eindringlicher ist der weh-klagende Gesang, der mehrmals täglich in den Straßen von Chimoio erklingt, wenn Angehörige und Freunde ein Auto mit Sarg zum Friedhof begleiten. Das Virus macht nicht vor der Grenze halt: In den zentralmosambikanischen Provinzen Ma-nica und Sofala, Durchgangstationen für den Warenverkehr von Zimbabwe zum Hafen in Beira, trägt inzwischen jeder Fünfte das Virus in sich. Die Regierung und Hilfsorganisationen kämpfen gegen die weitere Ausbreitung der Krankheit: Im weiten Teilen des Landes wurden inzwischen Teststationen aufgebaut und wer bereits infiziert ist, erhält zumindest theoretisch kostenlose Aidsmedikamente. In der Praxis gibt es die lebensverlän-gernden Medikamente aber nur für eine geringe Anzahl von Bedürftigen in eini-gen Krankenhäusern in den Städten.

Rolle traditioneller MedizinDoch auf dem Land ist der Weg zum nächsten Krankenhaus oder zur nächs-ten Gesundheitsstation oft weit – etwa die Hälfte der Mosambikaner hat keinen Zugang zu medizinischer Versorgung nach westlichen Standards. Ihnen bleibt nur der Gang zum traditionellen Heiler. Aber auch so mancher Großstädter kon-sultiert je nach Leiden das Krankenhaus oder einen Curandeiro – um sicher zu ge-hen manchmal auch beide. Denn seit der Abkehr vom Sozialismus gegen Ende des Bürgerkriegs können traditionelle Lebens-formen in Mosambik wieder offen gelebt werden. Mit Hilfe des Gesundheitsmi-nisteriums gründeten Curandeiros 1990

die Vereinigung der traditionellen Medi-ziner Mosambiks – kurz AMETRAMO. Die AMETRAMO fördert den Austausch zwischen den traditionellen Heilern und organisiert regionale Treffen, um deren Arbeit zu unterstützen.

Falsche Versprechungen und kon-krete UnterstützungTrotz der Gründung der AMETRAMO unterscheiden sich die Behandlungsme-thoden der Heiler noch immer stark, da es keine standardisierte Ausbildung zum traditionellen Mediziner gibt. Und so werben einige Heiler damit, die Immun-schwächekrankheit heilen zu können. Für einige AIDS-Kranke ist dies der letzte Hoffnungsschimmer. Doch die meisten HIV-Infizierten wie Mariano Fábrica, der mit anderen HIV-Positiven in Chimoio die Vereinigung Rudo-Kubatana (Verein-te Liebe) gegründet hat, wissen genau, dass sie keine Heilung erwarten können. Trotzdem suchen Viele medizinische Un-terstützung beim Curandeiro: Sie lassen sich bei den kleinsten Anzeichen einer Er-kältung oder einer anderen Erkrankung behandeln, um den Ausbruch der Im-munschwächekrankheit hinaus zu zögern oder suchen bei Begleiterkrankungen nach Linderung. Mariano Fábrica führt seinen seit Jahren guten Gesundheitszu-stand auch auf die unterstützenden Maß-nahmen des Heilers zurück.

Bedeutung der SeeleInzwischen sind in Mosambik einige kon-ventionelle Mediziner davon überzeugt, dass das Wissen der traditionellen Medi-zin die Behandlung von AIDS-Patienten bereichern könnte. Seit 2003 wird in einigen Krankenhäusern die afrikanische Kartoffel als Nahrungsergänzung einge-

setzt – diese unscheinbare, dunkelbraune Knolle soll helfen, das Leben der AIDS-Kranken zu verlängern. Ein Heilmittel, wie sie manchmal gepriesen wird, ist sie aber nicht. Westlich ausgebildete Mediziner versprechen sich aber nicht nur von neuen Wirkstoffen Fortschritte, sondern auch von einer kombinierten Therapie. Denn auch die konventionelle Medizin hat schon lange erkannt, dass die psychische Verfassung des Patienten einen großen Einfluss auf den Krankheits-verlauf hat. Da die Curandeiros bei der Behandlung von Kranken generell auch die seelische und soziale Ebene mit ein-beziehen, könnten ihre Methoden neue Impulse in der Langzeittherapie von mo-sambikanischen AIDS-Patienten setzen. Mediziner beider Schulen müssten sich hierfür jedoch ihre Stärken und Schwä-chen bewusst machen und einen gleich-berechtigten Dialog anstreben.

Nina Gruntkowski arbeitet als freie Journa-listin viel zu Themen im südlichen Afrika.

Von Nina Gruntkowski

Traditionelle Heiler helfen, wo es keine Heilung gibt

Von Geistern und KartoffelnAuch traditionelle Heiler können AIDS nicht heilen, auch wenn manche dies behaupten. Aber hilfreich kann ihre Arbeit im Rahmen der Aidsbehandlung trotzdem sein. Neben Pflanzen, die stärkend auf die Patienten wirken, ist vor allem die Betonung der psycho-sozialen Komponente von Krankheit eine Stärke der traditionellen Medizin.

Stärken und Schwächen der tradi-tionellen Medizin

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Mosambik-Rundbrief Nr. 70 • August 2006 33

Im April 2007 wird die Partnerschaft zwischen der Baltic-Gesamtschule in Lübeck und der Escola Primária A luta

continua in Messano/ Gaza 10 Jahre alt. Es gibt ein Foto von einer Sitzung mit den Lehrkräften der Schule. Wir sitzen mit den Gastgebern im Stuhlkreis. Gerade haben wir nach den Wünschen für ihre Schule gefragt. Einige Wünsche – neue Klassenräume, Unterrichtsmaterialien, Möbel, Fortbildung – konnten wir erfül-len. Zur Zeit wird das ersehnte Lehrer-zimmer vollendet.

Hilferufe aus MessanoIn Zukunft wird es andere Wünsche geben. Seit Anfang 2006 wird unsere Partnerschaft von einer neuen Frage be-stimmt: Schulbau oder Sozialfonds? Im Juli 2005 starb die Frau des Lehrers S. an AIDS. Im Januar dieses Jahres schickte mir S. eine SMS: Lidinha, meine sieben-jährige Tochter, ist HIV-positiv. Nur diese Mitteilung, keine konkrete Bitte um Hilfe. Von seinem eigenen Gesundheitszustand erfuhren wir erst später und von ande-ren. Inzwischen wissen wir, dass er und Lidinha eine antiretrovirale Behandlung bekommen.

Auch sein Kollege E. kann seit Mo-naten nicht unterrichten. Er hat Tuber-kulose, die Behandlung wird etwa acht Monate dauern. Wir wurden von der Krankenschwester und dem Schullei-ter um „apoio“, um Hilfe gebeten – die Art der Hilfe wurde nicht genannt. Wir gingen und gehen aber davon aus, dass finanzielle Hilfe gewünscht ist, um Be-handlung und bessere Ernährung zu er-möglichen.

Wie können wir helfen?LehrerInnen und SchülerInnen der Lü-becker Schule brachten durch spontane Aktionen eine Geldsumme zusammen, die allein für die Behandlung der kleinen Lidinha etwa sechs Monate reichen wür-de.

Nur: HIV-Positive und AIDS-Kranke brauchen Langzeithilfe, sie brauchen Informationen, Beratung, Geld und Zu-wendung , wie auch die anderen Schwer-kranken.

Von verschiedenen Seiten wurde uns zur Einrichtung eines Sozialfonds an der Schule in Messano geraten. Menschen aus unterschiedlichen Bereichen könnten über die Vergabe von Geldern an die am schwersten Betroffenen entscheiden, unabhängig von deren Krankheit. „ Es könnte sonst Neid entstehen auf die, die ‚glücklicherweise‘ AIDS-krank sind“, sagt Petra Aschoff.

Uns wurde auch empfohlen, Initia-tiven zu unterstützen, die sich mit dem Thema Gesunde Lebensführung befas-sen. Die Organisation Vidas Positivas hat dafür u.a. Trainer ausgebildet.

In der Sitzung der Mosambik-AG im Juni wurde beschlossen, das Thema Sozialfonds für Messano? in der ersten LehrerInnenkonferenz nach den großen Ferien auf die Tagesordnung zu setzen. Eine Teilnehmerin der Sitzung wird über die beiden Aspekte – Finanzielle Hilfe im Krankheitsfall und Beratung zur gesun-den Lebensführung – mit den Lehrkräften ein Gespräch führen. Ich werde bis dahin versuchen, mit Vidas Positivas Kontakt aufzunehmen.

Die SchülerInnenvertretung hat sich bereits mit dem Thema befasst. Eine 5. Klasse sammelte daraufhin 320 Euro bei einer Aktion, die sie Power gegen Aids nannte.

Selbstverständlich werden wir die Lehrkräfte an unserer Partnerschule über unsere Ideen informieren und gemeinsam mit ihnen überlegen , welche Ideen um-gesetzt werden sollen und wie.

Langfristige VerantwortungLidinha ist erst sieben, sie soll möglichst lange leben. Auch der Vater muss lange am Leben bleiben, denn Lidinha hat noch fünf Geschwister. Wir in Lübeck denken an die Verantwortung, die eventuell von unserer Schule übernommen wird, dann aber auch weitergegeben werden muss – an zukünftige Kinder , junge Menschen und Lehrkräfte der Schule. Einen Schulneubau kann man aufgeben, wenn das Geld fehlt – einen Schwerkran-ken nicht.Wir stehen vor einer neuen, schwierigen Aufgabe im 10. Jahr unserer Partner-schaft.

Katrin Schneider engagiert sich im KKM-Vorstand und in der Schulpartnerschaft mit der Escola Primária in Messano.

Sozialfonds oder Schulneubau?Sozialfonds oder Schulneubau?HIV-AIDS als Thema in der Schulpartnerschaftsarbeit

Von Katrin Schneider

Die AIDS-Erkrankung von Lehrkräften an den mosambikanischen Partnerschulen trägt das Thema HIV-AIDS auf sehr konkrete Weise an die Schulpartnerschaftsarbeit heran. Kann man angesichts der Situation die Partnerschaft so weiterführen wie bisher oder muss man auf die sich verändernde Situation reagieren und neue Wege der solidarischen Unterstüt-zung ausprobieren? Katrin Schneider beschreibt den Diskussionsprozess an der Baltic-Ge-samtschule in Lübeck.

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34 Mosambik-Rundbrief Nr. 70 • August 2006

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Die Millenniumsentwicklungsziele besagen, dass bis zum Jahr 2015 alle Kinder der Welt zur Schule

gehen sollen bis sie eine Grundschulaus-bildung abgeschlossen haben. Mosambik ist weit entfernt von diesem Ziel, stellten die Jugendlichen während des Seminars fest. Fast ein Viertel der Kinder wird gar nicht erst eingeschult. Und von den ein-geschulten Kindern gibt die Mehrzahl den Schulbesuch schon früher auf.

Ein Grund dafür ist die Kinderarbeit. Kinder müssen zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Da bleibt wenig Zeit für den Schulbesuch.

In fünf Kleingruppen wurden die Themen bearbeitet. Dabei unterstützte Felix Mulhanga, Regionalkoordinator von Terre des Hommes für das südliche Afrika,die Gruppen. Anschaulich berich-tete er von seiner eigenen Kindheit auf

dem Land und von der Unterstützung, die Terre des Hommes in Mosambik für Kinder anbietet. Und dann ging es los in

die Bielefelder Innenstadt, um Öffentlich-keit herzustellen und auf die Situation von arbeitenden Kindern aufmerksam zu machen. Die Jugendlichen aus den Jahrgängen 5 bis 7 schlüpften für einige Stunden in die Rolle von Straßenkindern und putzten Schuhe, verkauften Kaffee, Zeitungen und Cashewnüsse. Voller Eifer stürzten sie sich auf die Passanten, ver-kauften, verhandelten und erklärten.

Die älteren Jugendlichen betreuten Infostände, spielten Straßentheater und befragten Passanten zu ihrem Wissen und Engagement im Bereich Kinderarbeit. Der strömende Regen in weiten Teilen des Nachmittags erschwerte gerade die-se Aufgaben erheblich. Passanten eilten vorbei, das Interesse war gering. Trotz-dem versuchten die Jugendlichen flexibel auf die Situation zu reagieren und sich alternative Strategien auszudenken, um ihr Anliegen unter die Leute zu bringen. Zum Ende des Seminars wurde gerade die Stadtaktion trotz einiger frustrieren-den Erfahrungen als positiv bewertet.

„Jeder Einzelne kann etwas tun. Ich selbst kann etwas tun. Durch unsere Schulpartnerschaft unterstützen wir Kin-der in Mosambik dabei, eine Schulausbil-dung zu machen.“ Dieses Fazit nahmen die Schülerinnen und Schüler aus sechs Schulen mit nach Hause. Und viele Ideen für Aktionen dazu.

Eindrücke von der Schulpartnerschaftswerkstatt 2006

Was arbeiten Kinder in Mosambik? Welche Folgen hat die Kinderarbeit? Ist Kinderarbeit immer schlecht? Was können wir hier konkret tun, damit Kinder in Mosambik die Schule besuchen können?Mit diesen Fragen beschäftigten sich im Juni 2006 fast fünfzig Schülerinnen und Schüler bei der jährlichen Schul-partnerschaftswerkstatt in Bielefeld.

In die Schule statt auf´s Feld!In die Schule statt auf´s Feld!

Von Andrea Queiroz de Souza

Für Kinderrechte an die Öffentlichkeit gehen

Vorbereiten auf die Stadtaktion

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Mosambik-Rundbrief Nr. 70 • August 2006 35

Schon in seiner Antrittsrede hatte Bundespräsident Horst Köhler ver-kündet, dass Afrika ihm besonders

am Herzen liege. In einem Interview mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung sagte er zu der Motivation seines Afrika-engagements: „Unser Umgang mit Afrika geht unsere Moral an – aber auch unse-re Vernunft. Für mich ist das zuallererst eine Frage der Menschlichkeit. Es geht um so etwas wie ein Weltethos. Was für Menschen sind wir, wenn uns die Not der Menschen im Süden unberührt lässt? Wenn wir uns davor drücken, unsere Ressourcen und unser Wissen auch für die einzusetzen, die von Krankheit und Hunger, von Rechtlosigkeit und Willkür bedrängt werden, dann stimmt in meinen Augen etwas nicht mit unserem Men-schenbild.

„Für mich entscheidet sich die Menschlichkeit unserer Welt am Schicksal Afrikas. Ist es nicht eine Fra-ge der Selbstachtung Europas, sich mit Blick auf unsere eigenen Fundamente, unsere Werte und Geschichte in Afri-ka ehrlich und großzügig zu engagie-ren?“ Köhler in seiner Antrittsrede im Juli 2004

Aber als Ökonom denke ich auch ganz pragmatisch. Wir können es uns nicht leisten, einen ganzen Kontinent zu verlieren. Wir im Norden brauchen Afri-ka. So wie Afrika uns braucht. Eine Krank-heit wie AIDS kennt in der globalisierten Welt keine Grenzen, Umweltprobleme, Terrorismus und Migration auch nicht… Ich will auch dabei helfen, dass auf bei-den Seiten das Verständnis füreinander wächst. Und das Bewusstsein dafür, dass wir aufeinander angewiesen sind.“Den schönen Worten lässt Köhler Taten fol-gen. Mit seiner Initiative „Partnerschaft für Afrika“ initiierte er einen afrikanisch-

deutschen offenen Dialog zu der Frage, wie es zu einer wirklichen Partnerschaft zwischen den Ländern Afrikas und den Industrieländern kommen kann. Eine internationale Konferenz auf dem Peters-berg im Jahr 2005, an der auch mehrere afrikanische Staatschefs teilnahmen, bil-dete den Beginn einer Reihe von Begeg-nungen und Diskussionen. In jedem Jahr soll es mindestens eine Veranstaltung ge-ben. Für Januar 2007 ist eine Konferenz in Ghana geplant, an der auch deutsche Jugendliche teilnehmen sollen.

Jährlich besucht der Bundespräsident Afrika. In diesem Jahr besuchte er als er-ster deutscher Bundespräsident Mosam-bik. Dort war man begeistert von Köhler, der als jemand daherkommt, der es ernst meint und der zuhört. Häufig brachte er den Besuchsablauf in Verzug, weil er sich die Zeit nahm, ausführliche Gespräche zu führen und Fragen zu stellen.

Die vertrauensvolle Zusammenarbeit bei der Entwicklung Ihres Landes kann auf den guten Beziehungen zwi-schen Deutschland und Mosambik und vielen Kontakten zwischen den Menschen in unseren Ländern auf-bauen… In Deutschland haben sich über 20 unterschiedliche Initiativen im „KoordinierungsKreis Mosambik“ zusammengefunden. Meine Frau wird morgen die Schule „Zimpeto Velho“ in einem Stadtteil von Maputo besuchen, eine Schule deren Bau die „Kooperati-ve Gesamtschule Leeste“ bei Bremen unterstützt hat. Das alles sind wun-derbare Beispiele dafür, dass sich viele Menschen in unseren Ländern kennen und schätzen und von gleich zu gleich begegnen.Aus der Tischrede von H. Köhler an-lässlich des Staatsbanketts in Maputo am 3. April 2006:

Bundespräsident Köhler in Mosambik

Partnerschaft für AfrikaPartnerschaft für AfrikaVon Andrea Queiroz de Souza

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Erster Besuch eines deutschen Bundespräsidenten

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36 Mosambik-Rundbrief Nr. 70 • August 2006

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Über 15.000 Kinder in Mosambik lernen in Schulen, deren Bau vom Weyher „Eine-Welt-Forum“ voll-

ständig oder teilweise unterstützt wurde. Eva-Luise Köhler, Deutschlands „First La-dy“, zeigte sich beeindruckt, als sie die Primarschule in Zimpeto Velho einweih-te. Pünktlich um zwölf Uhr zerschnitt sie das symbolische Eröffnungsband. „Die Schule in Zimpeto Velho ist ein gutes Bei-

Schüler mit dabei

Eva Köhler weiht Schule in Zimpeto Velho ein

spiel für deutsch-mosambikanische Zu-sammenarbeit“, stellte sie fest und sagte den Grundstock für die Einrichtung einer Schulbibliothek zu.

Während des Staatsbanketts am Abend hatten die Weyher Lehrer Anne-gret Löhr, Beate Auner-Diegel und Ulrich König die Gelegenheit, mit den Köhlers über das Engagement des „Eine-Welt-Forums“ zu diskutieren. Beeindruckt vom Weyher Engagement

Eva Köhler weiht Schule in Zimpeto Velho ein

Schüler mit dabeiVier deutsche SchülerInnen reisten

in der Delegation des Bundespräsi-denten mit. Eine der Schülerinnen,

Monika Böhnke, besucht die Liebfrauen-schule in Nottuln. Die Schule ist Mitglied des KKM und unterstützt eine Schule in Jécua bei Chimoio. Auf der Reise führten zwei Schülerinnen Tagebuch:

2. April, im Flugzeug: Irgendwann sagt jemand, Horst Köhler wolle die Schü-ler sprechen. Wir sind etwas überrumpelt. Nervös gehen wir im Gänsemarsch in den Besprechungsraum in der Maschine und plötzlich sitzen wir mit dem Bundesprä-sidenten auf einem Sofa. Er begrüßt uns und erkundigt sich ob wir Fragen haben, doch wir sind alle viel zu aufgeregt und daher stumm. Er übergeht das sehr pro-fessionell und erzählt von seinem Ansatz, in Afrika Hilfe zur Selbsthilfe zu fördern und erklärt auch im Grunde unsere Auf-gabe auf der Reise: Eindrücke sammeln, ohne zu werten und die Erfahrungen, die wir machen, an andere Jugendliche weiter tragen.

3. April, Ankunft: Mit militärischen Ehren und 21 Kanonenschüssen werden wir empfangen – alles sehr neu für mich. Wir stehen auf dem Flughafen rum. Von der Stadt ist noch nicht viel zu sehen. Es ist warm, doch der Himmel bewölkt. Die

Luft ist feucht, man spürt die Tropen. Als die Zeremonien vorbei sind, die allesamt eher steif als afrikanisch fröhlich sind, steigen wir in die Autos, wir die Schü-ler plus David Schwake in Wagen 6. Be-gleitet von „weißen Mäusen“ (Polizisten auf Motorrädern) fahren wir durch die Vororte von Maputo. Es ist Afrika, wie man es aus dem Fernsehen kennt. Stau-big, Wellblechhütten, Frauen, die Waren auf ihrem Kopf transportieren und kleine

Stände an den Straßenrändern, wo Obst, Kohle oder Holz verkauft wird. Durch die Fensterscheiben bleibt die Unwirklichkeit bestehen…

JOVIAL das „Jugendfreundliche Ge-sundheitszentrum“, das wir als nächstes besichtigen, beeindruckt mich stark. Hier machen Jugendliche für andere Jugend-liche Aufklärungsunterricht. Das Mäd-chen, das uns durch die Räume führt, ist bestimmt zwei Jahre jünger als ich und

Köhler nahm Schüler mit

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werden Fragen gestellt wie: Wie arbeiten Jugendliche in Mosambik? Wie sieht das Leben in Mosambik aus? Was gehört zu der Grundausstattung eines Tischlers in Deutschland und in Mosambik? Wie können wir diese entwickeln und produ-zieren? Die Antworten finden die Klassen im Internet, durch Videos und vor allem durch Gespräche miteinander und mit ihrem Klassenlehrer Rainer Maehl, der schon oft Mosambik bereist hat. Die Fo-tos zeigen Schüler im Praxisunterricht, die einen Hobel so bauen, dass er auch in

Mosambik mit den dortigen Mitteln her-gestellt werden kann. So lernen Schüler in Hamburg Produkte zu entwickeln und zu produzieren, die in Mosambik einem Jugendlichen den Einstieg in das Berufsle-ben als Tischler ermöglichen können. Um mehr über das afrikanische Land zu ler-nen und Projekte mit mosambikanischen Jugendlichen durchzuführen fährt eine Gruppe Schüler im Sommer 2006 nach Mosambik.

„Bei soviel Engagement war die Freude natürlich groß als die Mappe von der Jury unter die besten zwölf Beiträge gewählt wurde und wir als angehende Tischler zur Endausscheidung nach Ber-lin eingeladen wurden….

Wir staunten nicht schlecht, als Bun-despräsident Köhler in seiner Begrüßungs-rede ausführlich auf das Tischlerprojekt in Mosambik hinwies und erwähnte, dass ihn die große Holzmappe schwer beeindruckt hätte, um dann von seinen eigenen Erfahrungen in diesem Land zu berichten, das er erst vor kurzem besucht hat.

Das I-Tüpfelchen folgte bei der an-schließenden Präsentation der Beiträge. Wir bekamen die Möglichkeit, dem Bun-despräsidenten und der Entwicklungsmi-nisterin unser Projekt in einem intensiven Gespräch vorzustellen. Herr Köhler freute sich vor allem darüber, dass die Schüler Mosambik bereisen würden und so wertvolle Erfahrungen mit zurück nach Deutschland bringen können“.

Von Christine Herdemerten, Schülerin an der Gewerbeschule 6 in Hamburg

SchülerInnen der G6: Zur Preisverleihung nach Berlin

besitzt so viel Selbstbewusstein. Sie er-klärt alles sehr genau und sehr bestimmt ohne einen Anflug von Nervosität. An-schließend wird uns ein Theaterstück der Jugendlichen zum Thema AIDS gezeigt. Obwohl natürlich portugiesisch gespro-chen wird, versteht man die Problematik und die Geschichte, und außerdem über-zeugt letztendlich das schauspielerische Können der jungen Leute. (Elise Fräulin)

4. April, 11.30 Uhr: Nun machen wir uns auf den Weg zu „Rádio Moçam-bique“, ein Radioprogramm für Kinder und Jugendliche, das von Kindern gestal-tet und selbst moderiert wird. – Noch wissen wir nicht, dass für uns auf dem

Podium Plätze reserviert sind und wir an einer Live-Sendung beteiligt sind, in der wir zum Thema „Jugend in Deutschland“ interviewt werden. Auch Frau Köhler und die mosambikanische First Lady nehmen an dieser Gesprächsrunde tei und neh-men zum Abschluss Stellung zum Thema „AIDS“. – Ich war total aufgeregt, denn die ganze Zeit lief das Kamerateam der ARD im Saal umher, um die Sendung zu dokumentieren. (Monika Böhnke)

Die Reisetagebücher der Schülerin-nen Monika Böhnke und Elise Fräulin finden Sie unter: www.bundespraesident.de.

Auszeichnung für Gewerbeschule 6Auszeichnung für Gewerbeschule 6Eine weitere Begegnung mit einer

KKM-Schule hatte der Bundesprä-sident während der Preisverleihung

des Wettbewerbs „Alle für EINE Welt – EINE Welt für Alle“ im Mai im Schloss Bellevue.

Die Beteiligung war riesig. Mehr als 20.000 Schüler und Schülerinnen mit insgesamt über 540 Projekten nah-men an dem Wettbewerb teil. Aus ganz Deutschland gab es Wettbewerbsbeiträge unterschiedlichster Art, von Spielen und Büchern bis hin zu Theaterstücken und Internetseiten.

Mit dabei auch eine große Holzmappe mit schöner aufwändiger Intarsienarbeit auf dem Deckblatt – der ganze Stolz der Tischlerlehrlinge, die an der Gewerbe-schule G6 in Hamburg den theoretischen Teil ihrer Ausbildung absolvieren. Worum es bei diesem Beitrag geht, wird auf den ersten Blick klar: „Mosambik“prangt in großen hellen Lettern auf der Front, darunter zwei Hände – eine weiß, eine schwarz – die sich einander entgegen-strecken. In der Mappe sind viele Fotos aber auch viel Text. Hier wird gezeigt und beschrieben, wie die Schüler sich in vie-len Fächern mit dem Thema Mosambik beschäftigen. Der Schwerpunkt liegt hier-bei auf dem gemeinsamen Handwerk. Es

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Treffen der Freunde mit Mankeu

Neuer BotschafterSeit Mai gibt es wieder einen Bot-

schafter der Republik Mosambik in Deutschland. Carlos dos Santos

empfing Peter Steudtner und Andrea Queiroz de Souza vom Koordinierungs-Kreis Mosambik in Berlin zu einem ersten Gespräch.

Carlos dos Santos verfügt über lang-jährige Erfahrungen in der internationa-len Zusammenarbeit. Zuletzt war er als Direktor im Wirtschaftsministerium für die Beziehungen zu Europa und Amerika zuständig, zwei Jahre lang war er Berater des Präsidenten und vorher sechs Jahre lang Sonderbotschafter Mosambiks bei den Vereinten Nationen in New York.

Deutschland ist für den Botschafter ein neues Land, er hatte jedoch schon in Maputo die Gelegenheit, am Staatsbe-such von Bundespräsident Köhler teilzu-nehmen. Auch erste Deutschkenntnisse hat er sich im ICMA angeeignet.

António Sumbana, der Vorgänger von dos Santos, wurde Anfang 2005 nach

Maputo abberufen. Er bekleidet heute das Amt des Generalsekretärs im Präsi-dialamt. Sumbana war ein engagierter Botschafter, der sich für die Belange der in Deutschland lebenden Mosambikaner einsetzte. Beeindruckt von den starken und lebendigen Verbindungen zwischen Deutschland und Mosambik nahm er teil an Seminaren des KKM und an der Freundschaftstagung in Wittenberg und wies immer wieder darauf hin, dass er von der Solidaritätsbewegung in Deutschland erwarte, sich für das Selbstbestimmungs-recht der afrikanischen Staaten stark zu machen. Nationale Politikgestaltung wer-de stark erschwert durch die Konditiona-litäten der Industrieländer.

Peter Steudtner und Andrea Queiroz de Souza stellten während des andert-halbstündigen Gesprächs mit dos Santos den KKM vor. Der Botschafter zeigte sich erfreut über die Tätigkeit des Vereins und identifizierte einige Bereiche, in denen eine Zusammenarbeit für ihn wünschens-

wert wäre. Besonders interessiert zeigte er sich an der Schulpartnerschaftsarbeit und an dem Bereich berufliche Bildung. Dos Santos betonte seine Bereitschaft zu einer vertrauensvollen und unbürokrati-schen Zusammenarbeit.

Der neue Botschafter äußerte seine Entschlossenheit, die Arbeit seines Vor-gängers Sumbana mit allen in Deutsch-land lebenden Mosambikanerinnen und Mosambikanern weiterzuführen.

Neuer Botschafter

Von Jochen Reinert

Treffen der Freunde mit Mankeu

Soviel Zuwendung und Interesse an seinem Land hatte Mahumana Va-lente Mankeu wohl nicht erwartet,

als er Ende April als Ehrengast am Treffen der Freunde Mosambiks in Berlin teil-nahm. In Deutschland ist der Maler und Bildhauer für viele Mosambikfreunde in Ost und West ein Begriff. Er selbst lernte unmittelbar nach der Unabhängigkeit seines Landes 1975 die ersten Deutschen – Entwicklungshelfer aus der DDR – ken-nen. Einer von ihnen, Harald Heinke hat sogar gemeinsam mit ihm gemalt. In den 1980er Jahren stellte Mankeu in Berlin aus und wurde Korrespondierendes Mit-glied der Kunstakademie der DDR.

Nun, auf dem 5. Treffen der Freunde Mosambiks in Rahnsdorf, ist es wieder Harald Heinke, der mit einer Dia-Auswahl

Botschafter dos Santos

Maler Mankeu in Berlin

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Straßenkinderturnier in Maputo

„Deutschland gewinnt WM“„Deutschland gewinnt WM“von Anne Wortberg

Deutschland gewinnt im Endspiel gegen Brasilien mit 2:1. So hätte man sich den Ausgang der FIFA-

WM gewünscht. Mundialito, die „kleine WM“ für Straßenkinder, fand im Juni in Maputo statt. Die Teams spielten unter den Namen der Länder, die an der Welt-meisterschaft in Deutschland teilnahmen. Der Jubel auf dem Fußballplatz Cape-Ca-pe in Maputo kannte keine Grenzen: Deutschland ist Weltmeister! „Alemanha, Alemanha“ sangen die kleinen Fußballer nach dem ersehnten Abpfiff und fielen sich auf dem staubigen Sandplatz tanzend in die Arme.

Organisiert wurde das Turnier von der Deutschen Welthungerhilfe (DWHH), dem Mosambikanisch-Deutschen Kul-turinstitut (ICMA) und der mosambi-kanischen Nichtregierungsorganisation FAC. 12 Mannschaften aus den Vorstäd-ten der Hauptstadt, Mädchen und Jungen im Alter von neun bis dreizehn Jahren, spielten bei dem eintägigen Turnier um den Titel des kleinen Weltmeisters. Die Mannschaft aus Chamanculo C spielte für Brasilien, während Mafalala, der Stadtteil aus dem auch Mosambiks Fußballlegende Eusébio stammt, Deutschland im Kampf um den Titel vertrat. Unterstützt wurden die Teams von den Botschaften der ver-tretenen Länder, die „ihre“ Mannschaften mit Trikots ausstatteten und durch das Turnier begleiteten.

Die spannenden Begegnungen zogen die Zuschauer in ihren Bann, allen voran den mosambikanischen Ex-Fußballnatio-nalspieler Danito Primeiro, der von den Tricks und dem Spielwitz der kleinen Ballkünstler sichtlich beeindruckt war. „In jedem Spielzug spürt man die Begeis-terung der Kinder, und das steckt an“, so der Ex-Fußballstar. „Und obwohl sie barfuß spielen, haben sie den Ball völlig unter Kontrolle.“ Die Turnschuhe, die von den Organisatoren vor Beginn des Turniers gemeinsam mit den Trikots ver-teilt wurden, verschwanden sofort in den Taschen der kleinen Spieler. Die Begrün-

dung leuchtete ein: „Die sind doch viel zu schön für den staubigen Platz!“.

Zur Siegerehrung am Nachmittag sprach Bundespräsident Horst Köhler, der bei seinem Mosambikbesuch im April von dem Projekt erfahren hatte, am Telefon seine Glückwünsche für den „kleinen Weltmeister“ aus. Für alle, nicht nur die „kleinen Weltmeister“, die als Trophäe einen goldenen WM-Ball mit den Unter-schriften der deutschen Nationalmann-schaft in ihre Vorstadtsiedlung Mafalala trugen, wurde Mundialito zu einem un-vergesslichen Erlebnis.

das Werk seines Malerfreundes lebendig werden lässt: Beeindruckende Ölgemälde von mosambikanischen Minenarbeitern in Südafrika, wo Mankeu selbst schuften musste, Wandbilder vom Rausch der Un-abhängigkeit und Grafiken von Freuden und Mühen des Alltags.

Die Mosambik-Freunde verfolgen lebhaft die Entwicklung des afrikanischen Landes und bemühen sich, ihre Hilfe in der einen oder anderen Form fortzuset-zen.

Wie Bernhard Guttsche, früher Päd-agoge an der Frelimo-Schule, möchten auch andere in Zukunft dem ehemaligen Gastland beistehen. Guttsche, heute Por-tugiesisch-Lehrer in Niedersachsen, zeigt sich an einer Partnerschaft mit einer Schule in Mosambik interessiert. Diplom-ingenieur Ralf Straßburg, vormals in Ost-Berlin zuständig für die Vertragsarbeiter, will unbedingt etwas für Mosambik tun und hat als erste Gelegenheit das Ange-bot einer christlichen Glaubensgemein-schaft für ein Workcamp in Mosambik

angenommen. Waltraud Spill, langjährige Leiterin des Vereins Projektarbeit Hoyers-werda e.V., kann ebenso wie Johannes Schöche, Vorsitzender des Berliner Soli-daritätsdienstes International (SODI), von bereits gut funktionierender nichtstaatli-cher Hilfe berichten. Die Hoyerswerdaer konnten eine Schule mit fünf Klassen übergeben. Schöche, vor einigen Jahren Leiter eines Entminungsprojektes in Mo-sambik, berichtet von der Vollendung des SODI-Schulbaus in Mahulana auf einem von Minen geräumten Gelände.

Kicken für Deutschland und Brasilien

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Der Verein Colonga-Kids übernimmt direkte Schulpatenschaften

Bildung fördernBildung fördern

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Jedes binationale Paar, dessen einer Teil aus einem Land des Südens stammt, kennt das: Ein Teil des Fami-

lieneinkommens wird gebraucht, um die Familie „daheim“ zu unterstützen. Und jede Reise, besonders wenn sie nach Mo-sambik führt, zeigt, dass viel zu tun ist. Natürlich möchte man weder Konsum-güter heranschaffen noch ausschließlich Nothilfe leisten, wie wir das unter Mobi-lisierung aller Verwandten, Freunde und Kollegen nach der Flutkatastrophe 2000 taten. Man möchte etwas Substantielles tun!

Der Gedanke, in die Bildung der Kin-der und damit in die Zukunft zu investie-ren, lag daher nahe. Im Jahr 2002 fand sich eine Gruppe Engagierter, die bereit war Zeit, Geld und Mühe zu investieren, um eine eigene Organisation ins Leben zu rufen und in einem überschaubaren Rah-men tätig zu werden. 2004 gründeten wir schließlich unseren Verein „Colonga Kids e.V.“

Was wollen wir erreichen? Die Grundbildung in Colonga, einem klei-nen Ort in der Provinz Inhambane, ist gesichert. Eine Grundschule, gebaut von der britischen Hilfsorganisation „Save the Children“ ist in der Nähe. Das Problem besteht bei der weiterführenden Bildung, was auch Berufsausbildung einschließt. Den Kindern und Jugendlichen aus Co-longa und Umgebung steht nach der Grundschule neben dem Besuch eines Internates nur folgende Option offen: Sie können sich täglich auf den 12 Kilo-meter langen Weg nach Pande machen, um dort eine weiterführende Schule besuchen. Täglich 24 Kilometer zu Fuß zu gehen ist nicht wenig. Aber auch aus anderen Gründen war uns schnell klar,

Von Eva Massingue

dass Internate die beste Möglichkeit bie-ten, Kinder und Jugendliche aus armen, ländlichen Gebieten zur Schule zu schi-cken. Für manche Eltern, oft Bauern und selbst Analphabeten, ist der Stellenwert von Bildung nicht unbedingt einsehbar. Eigentlich sollte es doch genügen, sich um das Vieh zu kümmern, zu heiraten und sich um den Fortbestand der Familie zu kümmern ... Und Internate sind nicht eben preiswert! Schon die Grundausstat-tung ist für viele Familien unerschwing-lich, von den monatlichen Kosten ganz zu schweigen. Der Verein Colonga Kids e.V. sucht demzufolge Paten, die diese Kosten übernehmen. Abgedeckt werden • die monatlichen Internatskosten• die zu Ferienzeiten anstehende Heim-

fahrt• die Grundausstattung (abschließ-

barer Koffer, Handtücher, Bettwäsche, Schuhe)

• Schulausstattung wie Schreibutensilien, Bücher, Schuluniform

• sowie persönlicher Hygienebedarf. Zwischenzeitlich waren drei der Grün-dungsmitglieder in Colonga. Es gibt Briefkontakt zwischen Paten und Paten-eltern. Der Verein hat neun Mitglieder, sechs Kinder und Jugendliche werden gefördert. Dabei teilen sich mehrfach zwei Paten die Kosten für ein Kind, so dass eine Patenschaft auch für geringer Verdienende möglich ist.

Jedes Mitglied ist unmittelbar an Pla-nung und Entscheidung beteiligt: Mitten-drin eben – nicht nur dabei. Jede Patin bzw. jeder Pate und jedes Vereinsmitglied kann mit uns nach Mosambik fliegen, In-ternate, Patenkinder, Schulen und Eltern kennen lernen und ganz deutlich sehen, wo das Geld bleibt. Wir denken, dass uns

diese Möglichkeiten, die nur ein kleiner Verein bieten kann, zu etwas Besonde-rem machen.

Ein Mitglied der ersten Stunde be-schreibt das so: „Ich mag die Gemein-schaft Gleichgesinnter. Wir haben ge-meinsame Ziele, .... unsere Treffen sind inspirierend und machen Spaß. Bei und mit den Colonga Kids habe ich das Ge-fühl, etwas Sinnvolles zu tun, mich als Person einbringen zu können, wirklich etwas zu bewegen und dabei auch für mich selbst noch etwas zu gewinnen.“

Eva Massingue ist freie Journalistin und Autorin. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt im Bereich Kinder- und Jugendbücher und Belletristik aus Afrika und Asien.

Viele Mosambikinteressierte sind mit kleinen und größeren Projekten und Unterstützungs-leistungen in Mosambik engagiert. Der Rundbrief stellt den Verein Colonga Kids als ein Beispiel für konkrete Solidaritätsarbeit vor.

Schulpatenkind Delfina

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und Dokumenten, die in der mosambi-kanischen Presse veröffentlicht wurden, in seinem Grauen erlebbar. Besonders eindrucksvoll wird geschildert, wie die Menschen die Nachricht vom Tod Sa-mora Machels erhielten und aufnahmen. Wie in Zeitlupe ziehen die tragischen Er-eignisse jener Tage am Leser vorbei.

2005 kehrte der Autor nach Mosam-bik zurück und spürte den Veränderungen im Land nach.

Beziehungen DDR-MosambikNicht nur Leser, die aus der DDR nach Mosambik kamen, werden dieses über-wiegend in reportagehaftem Stil geschrie-bene Buch mit Interesse lesen. Es ist auf besondere Weise ein historisches Doku-ment. Unmittelbar nach dem Einsatz in Mosambik geschrieben, vermittelt es ungefiltert Denkweisen und Sprachge-brauch der DDR-Vertreter in Mosambik,.Es macht deutlich, was die DDR in Mo-sambik, vor allem auf dem Gebiet des Bil-dungswesens, erhofft und für realisierbar gehalten hat. Wer die 290 Seiten gelesen hat, wird Mosambik besser verstehen und auch mit den deutsch-mosambikanischen Beziehungen der letzten 40 Jahre besser umgehen können.

Rainer Grajek: Berichte aus dem Mor-gengrauen. Als Entwicklungshelfer der DDR in Mosambik, ISBN 3-938294-06-X, 15,95 Euro, bei Amazon oder über www.rainergrajek.de

Berichte aus demMorgengrauen

Morgengrauen – in diesem Wort steckt der Beginn eines neuen Tages, eines neuen Zeitalters.

Aber darin steckt auch der Schrecken, das Ungewisse.

Zwischen 1981 und 1986 war Rai-ner Grajek aus der DDR im mosambika-nischen Erziehungsministerium tätig. Er half bei der Ausgestaltung des mosambika-nischen Bildungssystems und der Qualifi-zierung von Lehrern mit. In sechs Jahren hat er beides erlebt, die große Hoffnung und den unvorstellbaren Schrecken.

Unmittelbar nach seiner Rückkehr diente die strapazierfähige „Erika“ (für Uneingeweihte: Eine Reiseschreibma-schine aus DDR-Produktion) dazu, die Erinnerungen festzuhalten. 16 Verlagen wurde das Manuskript angeboten, 16 Verlage lehnten es aus unterschiedlichen Gründen ab. Rainer Grajek bereitete sich auf einen Einsatz in Angola vor, dann ver-abschiedete sich die DDR aus der Weltpo-litik und der Text landete in der Schubla-de. Nunmehr hat es der Autor um einen aktuellen Prolog und ein Abschlusskapitel aus der Sicht des Jahres 2005 bereichert und der Öffentlichkeit vorgelegt.

Detaillierte AnalysenIn neun Kapiteln beschreibt der Lehrer und Historiker nicht nur seine unmittel-bare Tätigkeit und die Lebensbedingungen für ihn und seine Familie in Maputo, sondern berichtet detailliert und analy-siert tiefgründig das Bildungswesen, die politische Situation im Lande, den Alltag, die Traditionen und Lebensgewohnheiten der mosambikanischen Menschen.„Volksbildung in Mosambik“ stellt Histo-rie und Gegenwart des Bildungswesens aus der Sicht der 80er Jahre vor, be-schreibt ausführlich die Bildungschancen

der Menschen in der Kolonialzeit, die Hoffnungen, die in die Herausbildung einer neuen nationalen Lehrergenerati-on gesetzt wurden. Immer wieder wird die Beschreibung aktueller Erfolge und Schwierigkeiten in Verbindung mit hi-storischen Hintergründen gebracht, bei-spielsweise wenn Grajek über die Spra-chen in Mosambik schreibt. Wenn Grajek vom „Schmieden der Kader“ berichtet, tauchen Menschen wie Madalena Lhomulo auf, die trotz schwerer persönlicher Belastungen den Weg bis zum Lehrerstudium fand. An-hand solcher Schicksale macht der Autor deutlich, welche Hoffnungen viele Men-schen in die FRELIMO und in die Hilfe der DDR für Mosambik setzten. In dem Kapitel „Lebensweisen“ geht Grajek ausführlich auf Hochzeitsbräuche, Brautpreise und Fragen der zwischen-menschlichen Beziehungen, beispiels-weise in den Gemeinschaftsdörfern, ein. Er verwendet dazu eigene historische Forschungen, Berichte aus den Zeitungen des Landes und Erkenntnisse aus Begeg-nungen mit den Menschen.

Politische EntwicklungIn die Zeit des Aufenthaltes von Grajek fiel der IV. FRELIMO-Kongress. Interessant ist nicht nur die Auseinandersetzung mit dem Kongress, sondern auch die Schilde-rung der Bemühungen der FRELIMO, die Menschen für zusätzliche Planerfüllung, Ordnung und Sauberkeit zu mobilisieren. Kritische Fragen werden nicht ausgespart, so die Erregung der DDR-Berater, als 1983 die Strafe des Auspeitschens in Mosambik eingeführt wurde.

Der „nichterklärte Krieg“ der süd-afrikanischen Rassisten wird anhand von Berichten Beteiligter auf beiden Seiten

Rezension zum Buch von Rainer Grajek

Berichte aus demMorgengrauenVon Matthias Voß

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K U L T U R

Die Frau mit den Bohnenpflanzen

ihn auszurauben, sagte die Frau. Ob die Geschichte nun wahr oder dem Wunsch-denken der Frau entsprungen war, ich hatte jedenfalls Mitleid mit ihr. Ich sag-te ihr, um das Gespräch nicht abreißen zu lassen, dass ich auch in Chimuare gewesen sei. Für einen Moment schien sie daran zu zweifeln, als sei Chimuara so weit entfernt, dass nicht jeder dort hin gelangen könne (sie hielt die Leistung ihres Mannes und sein Andenken in Eh-ren). Ich erklärte ihr, wie es dort war und verschwieg dabei selbstverständlich, wie ich selbst wie ein Kind über vieles dort gestaunt hatte, damit sie mich nicht für einen Tölpel hielt. Sie dachte nach und wie es schien, entschloss sie sich, meinen Worten zu glauben. Und gleichzeitig ließ sie ein gewisses Missfallen erkennen. Vielleicht weil es mir gelungen war, dort hin zu gelangen und wieder zurück zu kommen, während ihr Mann gegangen und dort geblieben war. Ich nahm es ihr nicht übel, denn es zeigte, dass sie eine treue Frau war.

Auszug aus „As Cores do nosso Sangue“

Der Lastwagen, der mich mitge-nommen hatte, mich und meinen Korb voller Fische, setzte mich an

einer Kurve ab. Ich dankte, sprang herun-ter und schaute mich um. Da sah ich ei-nen kleinen Flecken Grün ganz am Ende des Abhangs und daneben einen kleinen Bachlauf. Die Sonne stand schon hoch und es war sehr heiß (wir waren im Mor-gengrauen in Mocuba aufgebrochen). Ich begab mich dort hin um – ich weiß gar nicht genau warum, vielleicht erschien es mir leichter, den Abhang hinab zu gehen, als weiter der Straße zu folgen, die sich noch lange bergan hinzog in Richtung einiger einfacher Häuser. Als ich den klei-nen Bachlauf erreichte, sah ich eine Frau, die mit ihren Bohnenpflanzen beschäftigt war und zwei kleine Mädchen und einen Jungen, wahrscheinlich ihre Kinder, die ihr bei der Arbeit halfen. Sie empfingen mich freundlich, gaben mir Wasser, um das ich sie gebeten hatte, um mich zu erfrischen; sie luden mich sogar ein, mit ihnen die Mahlzeit zu teilen, die sie im Schatten zweier Caju-Bäume zuberei-teten. Ich erklärte, ich sei in Geschäften unterwegs in der Gegend und zeigte mei-nen Korb mit den Fischen, damit sie sich von meiner Tätigkeit überzeugen konnte und, wer weiß, vielleicht interessierte sie sich ja dafür, so wie ich begann, mich für ihre Bohnen zu interessieren (Bohnen waren sehr begehrt in der Gegend aus der ich kam).

Sie für ihren Teil erzählte mir, dass sie diese Bohnenpflanzung, auf die sie sehr stolz war, trotz all ihrer Schwierigkeiten geduldig pflegte. Ihr Mann war vor ein paar Jahren verschwunden. War in den Süden gegangen, wollte in Chimuara den Zambezi zu überqueren um auf der anderen Seite ein paar Ziegen zu kaufen. Damals sagte man, und das sagt man üb-

rigens noch heute, dass Ziegen in Gongo-rosa nur die Hälfte kosten, und er wollte zwei oder drei in Caia kaufen um sie hier zu verkaufen oder in Nicoadala oder so-gar in Quelimane, und damit gutes Geld verdienen. Er kam nie zurück. Vielleicht hatte er sich entschlossen, alle Verbin-dungen zur Vergangenheit zu kappen und ein neues Leben irgendwo anders zu beginnen, dachte ich; Oder aber man hat ihm auf der Rückreise, nachdem er seine Geschäfte getätigt hat, all das Geld ange-sehen und ihn überfallen und getötet, um

Die Frau mit den Bohnenpflanzen

K U L T U R

Von João Paulo Borges Coelho

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Wir wechselten das Thema. Sie er-zählte mir, wie schwierig es war, heutzu-tage Bohnen zu verkaufen – schöne rote Bohnen. Der Aufkäufer, der sie immer genommen hatte, hatte seinen Laden zugemacht und war verschwunden, wie alle anderen es auch taten. Es wa-ren schwierige Zeiten. Auf den Straßen fuhren immer weniger Autos vorbei. An den Straßenrändern immer mehr verlas-sene Buden in denen das Gras wuchs, die auseinanderfielen und sich in Mahn-mahle verwandelten für etwas, das zu Ende war. Schwierige Zeiten, die es uns unmöglich machten zu glauben, dass noch viel Schlimmeres kommen würde. Das Elend hat kein unteres Ende. Kein Ende. So elend sie sein mag, diese Welt kann immer noch elender werden. Viel elender.

Mit der Zeit kam ich der Familie die-ser Frau näher. Und ihr, selbstverständ-lich. Ich besuchte diesen Ort am Bach immer, wenn die seltenen Mitfahrgele-genheiten es mir erlaubten. Am Anfang

mehr zufällig, fast weigerte ich mich, mir dessen bewusst zu werden, doch später versuchte ich immer öfter nach Gurué zu kommen und wurde richtig ungeduldig, wenn eine Gelegenheit auf sich warten ließ und ich die Fahrt aufschieben mus-ste. Ich fühlte mich wohl dort. Das sagte ich auch. Wir sprachen über das Leben und scherzten. Sie kochte gut und ich aß gern, damals. Eines Tages geschah das unvermeidbare und wir landeten auf ihrer Matte, ganz eng umschlungen. Ich entdeckte bisher unentdeckte Freuden, und sie entdeckte sie wieder zu einer Zeit, in der sie wohl schon alle Hoffnung darauf aufgegeben hatte. Falls ihr wollt, dass ich es euch erzähle, ich kann gar nicht genau sagen, wie es dazu kam. Ich erinnere mich, dass wir kurz davor noch gesprochen hatten und so getan, als wüssten wir nicht, dass geschehen wür-de, was wir in unserem Inneren längst schon als unvermeidbar erkannt hatten. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Also, wer nun den ersten Schritt getan hat,

wer zuerst diese Linie überquert hat, die die Vorahnung von dem bereits gesche-henen trennt, kann ich euch wirklich nicht sagen, denn ich weiß es nicht. Ge-rade erst war ich noch der Gast, der sich umsieht und sie die Gastgeberin, die ihn empfängt, einen Augenblick später schon wanderten meine Finger über ihren Rük-ken und wir beide atmeten leise und ganz erfüllt. Wir verstanden uns gut auf dieser Matte, so gut, wie wir uns davor auch schon verstanden hatten. Mir gefiel ihre raue Haut und ihr klares Lachen. Was ihr an mir gefiel könnte nur sie sagen, wenn sie hier wäre. Vielleicht erinnerte ich sie an ihren Mann, denn ich war ja wie er in Chimuara gewesen. Vielleicht mochte sie mich wirklich, ich weiß nicht genau. Ich weiß nur, dass wir von dem Tag an zwei Paare wurden anstatt von einem: am Tag wie wir immer gewesen waren und nachts, wenn wir alleine waren, so wie wir von da an wurden. Tagsüber sprachen wir nicht darüber, was wir nachts waren und umgekehrt. Wie ich schon sagte, wir waren zwei getrennte Paare. Aber ein einziges auch.

João Paulo Borges Coelho wurde 1955 in Porto (Portugal) geboren, wuchs in Mosambik auf und optierte nach der Un-abhängigkeit für die mosambikanische Staatsbürgerschaft. Er arbeitet als Histori-ker an der Universidate Eduardo Mondla-ne und als Gastdozent an der Universität Lissabon. Sein erster Roman „As duas Sombras do Rio“ erschien 2003 in Mapu-to und Lissabon. Seither sind zwei weitere Romane und die beiden Erzählbände „Se-tentrião“ und „Meridião“ (Índicos Indíci-ons I und II) erschienen. Zuletzt erschien der Roman „Crónica da Rua 513.2.“ An-fang des Jahres wurde João Paulo Borges Coelho mit dem Prémio José Craveirinha ausgezeichnet.Der hier veröffentlichte Text ist ein Aus-zug aus der Erzählung „As Cores do nosso Sangue“ (Die Farben unseres Blutes), die in „Setentrião“, (Lissabon / Maputo 2005) erschienen ist.

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44 Mosambik-Rundbrief Nr. 70 • August 2006

K U L T U R

Die AmtseinführungDie AmtseinführungVom Guerrileiro zum Stadtrat

Unter einem riesigen Feigenbaum sind ungefähr 200 Leute versam-melt. Am Ehrentisch, markiert

durch Tischdecke und die Lage unter einem Zinkblechdach, die Honoratioren. Davor rechts Stühle, auf denen ältere und wichtige Männer Platz nehmen. Rechts die Matten der fürs Singen und Tanzen zuständigen Frauen. Im Hintergrund links auf den Baumwurzeln zwei Schulklassen mit Lehrern. Und rechts hinten „son-stige“ Zuschauer, in der Mehrheit junge Männer. Die mosambikanische Flagge markiert einen offiziellen Anlass.

Vom Kämpfer zum SchlichterWas ist los? Mein ProPAZ-Kollege Paulo António Muandzo wird feierlich als „Au-toridade Comunitária“ eingeführt.

Muandzo, wie er allgemein genannt wird, war lange Jahre Frelimo-Kämpfer. Er erlitt einen Lungendurchschuss, der in einer komplizierten Operation in Bel-grad operiert wurde. Dies ist bis heute seine einzige Reise in ein Land außerhalb Mosambiks. Nach der Demobilisierung bekam Muandzo im Rahmen der Uno-moz-Programme etwas Starthilfe, um sich mit einem Laden selbständig zu machen. 1998 kam er in Kontakt mit ProPAZ und fing an, Streitschlichtung auf kommu-naler Ebene zu betreiben und sich für gewaltfreie Konfliktbearbeitung zu enga-gieren. Mittlerweile ist er der Koordinator der ProPAZ-Aktivitäten auf Provinzebene und nicht zuletzt aufgrund dieser Tätig-keit wurde er nun von den Bewohnern seines Stadtteils zur „Autoridade Co-munitária“ gewählt. Dieses Amt bringt Pflichten mit sich: Streitschlichter sollen die Autoridades sein. Die Kontrolle des Melderegisters und der Informationsfluss zwischen Bevölkerung und Administrati-on gehören zu ihren Aufgaben.

Die EhrungEhrensache für die ProPAZ-KollegInnen, bei der Amtseinführung dabei zu sein. Und wie üblich fängt das Programm mit Warten an: Warten darauf, dass alle Kolle-gen eintreffen, um mit mir im Landrover mitzufahren, Warten auf das Eintreffen weiterer Gäste in Magude, Warten da-rauf, dass irgendwer weiß, wann die Zeremonie losgeht... Immer wieder eine Geduldsprobe.

Aber dann geht es los unter dem Fei-genbaum. Als einzige Weiße soll ich am Ehrentisch Platz nehmen oder zumindest auf einem Stuhl. Es ist schwierig abzuleh-nen und gelingt nur unter Hinweis auf meinen Fotoapparat, mit dem ich ja die Zeremonie dokumentieren will. Trotz-dem bin ich in der Menge ein seltsamer Fremdkörper, der unter besonderer Beob-achtung steht. Warum lehne ich die mir angebotene Ehre ab? Und natürlich trete ich in ein Fettnäpfchen, weil ich mich zwischendurch bei den jungen Männern auf einem Baumstamm niederlasse und nicht bei den Frauen auf der Matte.

Wie erwartet, gibt es viele Anspra-chen, von denen ich nur die Körperspra-che verstehe, weil sie auf Shangana gehal-ten werden. Anders aber als bei ähnlichen Anlässen in Deutschland wird viel gelacht und auch aus der Menge mischen sich Teilnehmer ein. Der Administrator über-reicht Muandzo seine Uniform, jedes Teil schön in Plastik verpackt: Jacke, Hose, Gürtel mit Landeswappen, Hemd, Kra-watte, Käppi und Schuhe. Muandzo ver-schwindet ins nächste Haus und kommt uniformiert zurück.

Die UniformEs scheint für die Uniformen nur eine Ein-heitsgröße zu geben, denn ich traf noch keinen Líder Comunitário mit passender Uniform. Die Schmächtigen ertrinken in den Jacken, die Stattlichen sehen aus wie eine Knackwurst. Die Hosen schlagen

Ziehharmonikafalten und die Mützen sinken entweder bis auf Augenhöhe oder sitzen zu hoch am Hinterkopf. Aber immer werden sie mit Stolz und Würde getragen.

Als wichtigsten Bestandteil der ganzen Ausrüstung erhielt Muandzo dann die Crachá angesteckt, ein ca. 10 cm hohes goldfarbenes, rundes Staats-wappen, unter dem ein Balken die Auf-schrift „Autoridade Comunitária“ trägt. Dazu noch die Schärpe, die aber nur an Staatsfeiertagen zu tragen ist.

Das FestUnd dann kommt der in den Augen der Anwesenden wichtigste Teil der Feier: Die Tafelei. Wieder schön getrennt, die VIPs am Tisch, die sonstigen Honorati-oren auf Stühlen, junge Frauen rennen bedienend hin und her. Zum Schluss sind die jungen Männer, die Schulkinder und die Frauen an der Reihe.

Danach wird noch stundenlang ge-tanzt und getrunken und dann beginnt das Fest wie es angefangen hat: Mit War-ten. Warten, dass das Chaos sich lichtet, die Leute sich und das Zeug verteilen und endlich das Signal zum Losfahren gege-ben wird.

Claudia-Maria Kukla ist im Auftrag des Weltfriedensdienstes (WFD) als Friedens-fachkraft und Beraterin bei ProPAZ.

Von Claudia-Maria Kukla

Feierlicher Akt

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Mosambik-Rundbrief Nr. 70 • August 2006 45

Der Maler und Kunstpädagoge Flo-rencio Mirel Fernando Calisto ist 26 Jahre alt, lebt und arbeitet in

Chimoio. Im Jahre 1989 hat er im Selbst-studium in seiner Geburtsstadt Quelima-ne mit der Malerei begonnen.

Thematisch sind seine Bilder das Ergebnis von Alltagsbetrachtungen und Analysen und stellen eine Auseinander-setzung des Künstlers und Menschen Mirel mit Gewalt, Zerstörung, Armut und Leid dar. Darüber hinaus sind seine Bilder durch eine außerordentliche Par-teilichkeit für Frauen geprägt. Frauen und Kinder, so sagt er, bewirken spürbare Ver-änderungen in der Gesellschaft. Und weil Kinder gerade in Mosambik nicht selten einen schwierigen, wenn nicht leidvollen Alltag auf Grund vielfältiger Beeinträchti-gungen erleben, widmet Mirel einen Teil seiner Zeit mit Engagement und Gespür

der kunstpädagogischen Arbeit mit Kin-dern bzw. mit AIDS-Waisen. Er fördert mit seinen Aktivitäten die Kreativität der angesprochenen Kinder, schafft ihnen Selbstdarstellungsmöglichkeiten und Ausdrucksformen zur Bewältigung ihrer sozialen und familiären Situation.

Mirel gehört zu einer Generation von Künstlern in Mosambik, die sich mit ih-rer Kunst aktiv an der Bewältigung der dringenden sozialen Herausforderungen ihres Landes beteiligen und gleichzeitig, mit dem neuen Selbstbewusstsein der sich entwickelnden Zivilgesellschaft, der noch jungen Demokratie Mosambiks Ausdruck verleihen.

Während seines dreimonatigen Auf-enthaltes in Deutschland arbeitete er im Rahmen der Kulturellen Landpartie im Wendland mit Kindern und mit Schulklas-sen, die dadurch erleben konnten, wie

die direkte Begegnung mit dem jeweils Anderen und das gemeinsame Schaffen und Erleben zu einem möglicherweise neuen, vorurteilsfreien Blick auf fremde Kulturen und deren Ausdrucksformen beiträgt.

das Publikum mit ihrer kraftvollen und lebendigen Darstellung.

Das Stück beginnt mit Wasser. Fünf Tänzer sitzen vor laufenden Wasser-hähnen und waschen sich, genießen es sichtlich, das kühle Nass über ihre Kör-per rinnen zu lassen, davon zu trinken. Die Köstlichkeit, der Wert von Wasser drückt sich in dieser Szene aus. Am Ende des Stückes wieder Wasser. Der Himmel scheint sich zu öffnen, heftiger Regen fällt auf die Tänzer. Sie rutschen und tanzen durch die Pfützen in einer Mischung aus

kindlicher Euphorie und Verzweiflung. Der Betrachter denkt an die freudige Erwartung des Regens am Ende der Tro-ckenzeit. Der Leben spendende Regen wird willkommen geheißen. Aber er kann auch so heftig werden, dass er alles zer-stört und die Verbindung zwischen den Menschen kappt. So wie in Mosambik im Jahr 2000.

Der Bezug zur eigenen Realität ist für die Arbeit von Panaibra Gabriel ge-nauso kennzeichnend wie ein gelassener Umgang mit der Tradition. Er ist Auto-didakt, hat erst HipHop auf der Straße, dann traditionelle Tänze gelernt und sich schließlich im zeitgenössischen Tanz fortgebildet. Gabriel ist sich sicher: „Die Erinnerung an diese traditionellen Tanz-formen steckt im Körper. Als zeitgenös-sischer Choreograf entwickelt man sie dann weiter, findet seine eigenen Formen und Ausdrucksweisen. Doch die Traditi-on bleibt die Basis unserer Identität.“

Der junge mosambikanische Chore-ograf Panaibra Gabriel und seine Tanzgruppe Culturarte haben mit

ihrem Stück „Dentro de mim outra ilha“ (In mir eine andere Insel) den zweiten Preis beim renommierten Wettbewerb für modernen afrikanischen Tanz „Danse l´Afrique danse!“ in Paris erhalten. Auf der anschließenden Europatournee mit drei Stationen in Deutschland (Hamburg, Berlin und Bielefeld) gemeinsam mit den weiteren Preisträgern aus dem Senegal und Kongo/Brazzaville begeisterten sie

Preis für modernen Tanz

In mir eine andere InselIn mir eine andere Insel

Maputo: Viele Gruppen präsentieren zeitgenössischen Tanz

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Mirel in DeutschlandMirel in Deutschland

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46 Mosambik-Rundbrief Nr. 70 • August 2006

Mondlane Orden für Malangatana

Malangatana Valente Ngwenya, der wohl bekannteste bilden-de Künstler Mosambiks, ist an

seinem siebzigsten Geburtstag mit der höchsten Auszeichnung, die Mosam-bik zu vergeben hat, geehrt worden. Gleichzeitig wurde in seinem Geburtsort Matalana der Grundstein zu einer Stif-tung gelegt, die den Namen des Künst-lers tragen wird, sich der Förderung der Künste und der Kultur verschrieben hat und perspektivisch zu einem Forschungs- und Bildungsinstitut auf den Gebieten der Anthropologie, Archäologie, Geschichte und Musikforschung ausgebaut werden soll. Derzeit stehen der Stiftung laut

Mondlane Orden für Malangatana

Pressemeldungen ca. eine Million Dollar zur Verfügung. Weiteres Geld will der Künstler aus dem Verkauf seiner Werke beisteuern.

Malangatana wurde 1936 in Mata-lana geboren, arbeitete als Viehhirte, Babysitter, Balljunge und Butler, lernte traditionelle Heilkunst und begann 1960 als Künstler zu arbeiten. Als politisch und künstlerisch Verfolgter des Kolonialregi-mes wurde er nach der Unabhängigkeit zum herausragenden Künstler seines Landes. Von 1990 bis 1994 war er Ab-geordneter der Frelimo im mosambika-nischen Parlament und gilt als einer der Gründer des Movimento pela Paz.

Als Künstler und Mäzen regte er bereits in den siebziger Jahren die Grün-dung von Schulen und Kulturprojekten an, darunter das Museu Nacional de Arte und das Kultur- und Bildungsprojekt Mar-racuene, das nach Ende des Krieges als Centro Cultural de Matalana wiederbe-lebt wurde.

Neben Malangatana wurden im Juni auch der ehmalige Premierminister Pas-coal Mocumbi sowie die Leichtathletin Lurdes Mutola mit dem Mondlane-Orden ausgezeichnet.

Orden am 70. Geburtstag

Im Mai ist in Lissabon der neueste Ro-man von Mia Couto, „O outro Pé da Sereia“ vorgestellt worden, dem eine

historische Episode aus dem 16. Jahrhun-dert zu Grunde liegt: Die Begegnung des portugiesischen Missionars D. Gonçalo da Silveira aus Goa mit dem traditionellen Herrscher Monomotapa in Mosambik.

„Es gab eine Geschichte“, sagt Mia Couto in einem Interview mit dem Jornal de Letras (10-23 Mai 2006), „die war wirklich faszinierend. Als D. Gonçalo an den Hof des Kaisers Monomotapa kam, bot man ihm zur Begrüßung Gold und Frauen an. Er lehnte ab, mit dem Hin-weis, dass er bereits einer Frau ergeben sei, und zeigte dabei auf eine Marienfi-gur. Dem Kaiser kam zu Ohren, dass D. Gonçalo von einer schönen Frau begleitet werde und die wollte er sehen. Als der Missionar ihm die Figur zeigte, erklärte der Herrscher, dass er die Nacht mit ihr verbringen wolle. D. Gonçalo stimmte zu unter der Bedingung, dass die Marienfigur einen respektvollen Platz auf einem Altar neben dem Bett bekäme. So geschah es, und um vier Uhr in der Frühe ließ der

Neuer Roman von Mia CoutoNeuer Roman von Mia CoutoHerrscher den Missionar rufen und sagte, diese Frau habe die ganze Nacht über mit ihm geredet habe, nur habe er sie nicht verstanden, denn sie spreche nur Portu-giesisch und er bräuchte jemanden, der für ihn übersetzte. Gonçalo antwortete ihm, dass die Muttergottes eine Sprache, die er verstehe, sprechen würde, wenn er sich zuvor taufen ließe. So geschah es. Das ist die Geschichte. Doch mir schien, als gäbe es da noch etwas, das noch nicht gut erzählt war.“

Verschiedene Reisen treffen sich in diesem Roman: Die von Gonçalo da Sil-veira, dem Missionar, die von Mwadinga Malunga und die eines afro-amerika-nischen Paares. Der Missionar verfolgt den unerreichbaren Traum eines kon-vertierten Afrikas, die junge Mwadia Ma-lunga sucht die unmögliche Rückkehr in ihre Kindheit und ein afro-amerikanisches Paar folgt der Vision von einer Wiederbe-gegnung mit einem verwunschenen Ort Afrika. Und noch weitere Figuren durch-queren Jahrhunderte und geografische Grenzen ...

Mia Couto:O outro Pé da Sereia (Der andere Fuß der meerjungfrau)Editorial Camhinho (Lissabon) 2006In Deutschland erhältlich über TFM-Livroswww.tfmonline.de

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MATERIALIEN UND MEDIEN

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BÜCHER

Moçambique – Alemanha, Ida e Volta. Mosambik – Deutschland, hin und zurückErlebnisse von Mosambikanern vor, während und nach dem Aufenthalt in Deutschland. Zwei-sprachig Deutsch – PortugiesischHrsg: ICMA, 2005, 244 Seiten . . . . . € 10,00

Freundschaftsbande und BeziehungskistenDie Afrikapolitik der DDR und der BRD gegen-über MosambikHrsg.: Hans-Joachim Döring, Uta Rüchel, Brandes und Apsel, 2005, 213 Seiten . . . . . . . € 14,90

Wir haben Spuren hinter-lassen!Die DDR in Mosambik – Erlebnisse, Erfahrungen und Erkenntnisse aus drei JahrzehntenHrsg.: Matthias Voß, 2005, Lit-Verlag Münster, 608 Seiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . € 29,90

Der Chronist der WindeEin Roman von Henning Mankell über das Leben der Straßenkinder in Mosambik. Er gibt den Namenlosen ein Gesicht und eine Würde. Ein Buch der Emotionen, das uns daran erinnert, wozu Menschen – im Guten wie im Bösen – fähig sind. Paul Zsolnay Verlag, Wien, 1999, 265 Seiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . € 19,90

Reisen in MosambikKompakter, aktueller Reiseführer, sehr genaue Streckenbeschreibungen, GPS-Daten, ideal für Selbstfahrer und Gruppenreisende. Hupe-Verlag 2002, 384 Seiten . . . . . . . . . . . . . . . € 22,90

Schule zwischen Tradition und ModerneVon Felix Mulhanga. Eine Fallstudie in den länd-lichen Regionen Mosambiks. Hrsg: INISIA e.V. 2002, 234 Seiten, . . . . . . . . . . . . . . . € 25,65

Weltmission heute 49 – Länderheft MosambikHerausgegeben vom Evangelischen Missions-werk, 272 Seiten, . . . . . Abgabe gegen Spende

BROSCHÜREN

„Auf zu neuen Ufern – Neue Schulpartnerschaften für Nordrhein-Westfalen und Mosambik“, Dokumentation zum KKM-Schulpartner-schaftsprojekt 2003-2005, KKM 2005, 26 Seiten, . . . . . . . . . . . . kostenlos zzgl. Porto

„... auf deutsch sozialistisch denken ...“Sachbericht von Uta Rüchel über Mosambikane-rInnen in der Schule der Freundschaft und deren späteren Lebenslauf. Hrsgb. Landesbeauftragte für Stasiunterlagen, 104 Seiten, 2001, . . . . . Abgabe gegen Spende

„Encontros – Begegnungen. Schulpartnerschaften mit Mosambik – Chancen für Globales Lernen“, eine Handreichung, KKM 2005, 62 Seiten . . . . . . . . € 2,50 zzgl. Porto

FILME

André und Carlitos. Aidswaisen in MosambikKurzer Film für SchülerInnen (Sek I) über zwei Jungen, die ohne Eltern überleben müssen (ca. 10 Min.)

Zwischen Traum und Wirklich-keit – das Experiment Schule der FreundschaftIn Stassfurt entsteht 1975 die „Schule der Freund-schaft“, in der 900 mosambikanische Kinder eine Ausbildung erhalten und im Geiste des Kommu-nismus erzogen werden. Der Film wandelt auf den Spuren ehemaliger SchülerInnen.

KanimamboOswaldo, ein ehem. Strassenkind, konnte nach der Schulausbildung eine Ausbildung zum Schreiner abschließen und sichert jetzt den Lebensunterhalt seiner Familie. Hier wird Hilfe zur Selbsthilfe ermöglicht durch ein Projekt von „Terre des hommes“ (Laufzeit 18 Minuten)

Steps for the future (DVD)8 Filme und Begleitmaterial für Unterricht und Bildung zum Thema Alltag im südlichen Afrika im Zeichen von HIV/Aids, aus Mosambik der Kurzfilm „The Ball“ und der Spielfilm „A Miner´s Tale – Reise zwischen zwei Welten“

Im Rhythmus der StrasseAdolfo lebt mit seiner Familie in Inhambane. Abends geht er in die Schule, tagsüber ist er auf der Strasse mit seinen Freunden. Er arbeitet als Fremdenführer, trägt den Touristen die Einkaufs-taschen, verhandelt für sie auf dem Markt.(Laufzeit 15 Minuten)

Die Katastrophenmacher. Spendenflut und Medienmacht Wenn eine Krise das Medieninteresse geweckt hat fließen die Spendengelder. Wenn nicht, wird kaum gespendet. Die wichtigen Katastrophen sind kaum fernsehtauglich, z.B. Mosambik und die Dürre.

Nem tão distante – Mosambik ist nicht weitDVD zum Partnerschaftsbesuch Neuss – Chimoio, 30 Minuten, von Cora Demmer und Kathrin Erlinghagen, 7,– € zzgl. Porto

Die Ausleihzeit für Videos und DVD beträgt 14 Tage, Gebühr 6,– € / Film. Ausführliche Inhaltsangaben über den KKM erhältlich

MOSAMBIK-RUNDBRIEF

Bezugsbedingungen siehe RückseiteÄltere Einzelhefte € 2,–. Die letzten Hefte:56 Armut oder Entwicklung57 Zivilgesellschaft im Aufbruch58 Umwelt und Tourismus59 10 Jahre Frieden in Mosambik60 Gesundheit und Aids61 Entwicklungszusammenarbeit62 Wasser-Menschenrecht oder Geschäft?63 Freundschaftsbande und Beziehungskisten

– Mosambik und die DDR (vergriffen)64 Schulpartnerschaften – Auf zu neuen Ufern

(vergriffen)65 Religionen – Zusammenspiel oder

Zusammenprall?

66 Aufbruch tut Not – Frauenleben in Mosambik

67 30 Jahre Unabhängigkeit- Kontinuität im Wandel68 In Bewegung – Kultur in Mosambik69 Wahrscheinlich, möglich, unwahrscheinlich MDG in Mosambik

CDS

Mabulu: Outra VezNeue CD der Gruppe Mabulu . . . . . . € 15,00

Eyuphuro – 25 anosFolklore aus dem Norden Mosambiks € 15,00

Stewart Sukuma: Afrikti Sprachenvielfalt und gute Laune . . . . € 15,40

UNTERRICHTS MATERIAL

Olá, ich bin Cidália aus Mosambikvon Katja Mergelsberg, Unterrichtsmappe zu Mosambik, 4. – 7. Klasse, KKM, Bielefeld, 2004, 108 Seiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . € 4,–

Passar Fronteiras – Über Gren-zen hinweg nach Mosambikvon Katja Mergelsberg, Unterrichtsmappe zu Mosambik, 7.–9. Klasse, KKM, Bielefeld, 2004, 96 Seiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . € 4,–

Multimedia-Kiste: Lernen mit allen Sinnen Infos und Verleih KKM Verleih. . . . . . . . . . . . . . € 25,50/2 Wochen

„Christ sein weltweit – Mosambik“Material für den Religionsunterricht, Hrsgb.: Missionspädagogische Arbeitsgemeinschaft, 2001, 92 Seiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . € 7,50

Alle Preise verstehen sich inklusive Mehrwert-steuer. Verpackung und Porto extra. Der Versand erfolgt gegen Rechnung.

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GalerieFlorencio Mirel Fernando Calisto („Mirel“), ein junger Maler aus Chimoio in Zentralmosambik. Mehr über den Künstler im Innenteil des Hefts.

Kontakt: [email protected]