UND KNAPP · vinz Eastern Cape wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuver - setzen. Das...

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2 3 APRIL 2018 TRAUMDESTINATION | REISEN REISEN | TRAUMDESTINATION APRIL 2018 SÜDAFRIKA LESOTHO SWASILAND MOSAMBIK SIMBABWE BOTSWANA NAMIBIA PRETORIA KAPSTADT Shamwari Game Reserve Kruger Nationalpark De Hoop Nature Reserve Port Elizabeth Garden Route Kap Agulhas TIPP VOM PROFI Harley-Safari zum Kap der Guten Hoffnung Bei einer Harley-Davidson-Fahrt mit Chauffeur erlebt man die wunder- schöne Landschaft der bekannten Kap-Halbinsel aus einer anderen Perspektive. Die aufregende Fahrt startet morgens in Kapstadt, führt vorbei am Traumstrand von Camps Bay und weiter entlang des atem- beraubenden Chapman Peak Drive, welcher als eine der schöns- ten Küstenstrassen Südafrikas gilt. Auf dem Rücksitz der Harley geht es weiter zum südwestlichen Punkt Afrikas, dem legendären Kap der Guten Hoffnung. Auch bei der Wei- terfahrt nach Simons Town spürt man die Meeresbrise hautnah und erlebt «Biker-Feeling» pur. In Simons Town hat sich am Boulders Beach eine Kolonie von Pinguinen niedergelassen. Diese süssen Kreaturen könnte man stundenlang beobachten. Die «Harley-Safari» endet am späteren Nachmittag in Kapstadt. Mehr Infos online auf: www.knecht-reisen.ch W oran erkennt man ein Abenteuer? Ge- nau: Daran, dass man auf dem Weg zum Klo gefressen werden kann. 3 Uhr nachts in einem Zelt in der südafrikanischen Wildnis. Das Bier vom Vorabend fordert seinen Tribut. Aber das Örtchen ist gut 200 Meter entfernt – 200 Meter, auf denen bierdeckelgrosse Taranteln, Puffottern, die wie Gasflaschen zi- schen, und Löwen auf der Suche nach einem Snack herumlungern könnten. Ich scanne mit der Taschenlampe je- in der Nähe der Stadt Port Elizabeth eingetauscht. Während andere Gäste des privaten Wildtierreservats in Luxus-Lodges nächtigen, geht es beim «Explorer Camp» um afrikanische Basics: Lagerfeuer, Staubgeruch und den Geschmack von Adrenalin. Das Camp besteht aus nur vier Zelten, ein- zig geschützt durch einen dünnen Elektrodraht à la Kuhwiese. «Der hilft nur gegen Elefanten. Alles andere läuft drunter durch», so Westley. Zum Abenteuerfeeling gehö- ren auch die «Walking Safaris». Wäh- rend man klassischerweise mit einem offenen Jeep durch die Landschaft zuckelt, pirschen wir zu Fuss vorbei an Gnus, Löwen und Co. Dafür gelten freilich strenge Regeln. Das Wichtigs- te: nicht rennen. Wer rennt, ist Futter. Vorne marschieren unsere zwei Ran- ger Westley und John mit geladenen Gewehren, dahinter traben wir fünf Gäste im Gänsemarsch. Gesprochen wird nicht: Die Ranger müssen auf die kleinsten Geräusche achten. «Löwen, die unter einem Busch liegen, warnen uns mit einem Knurren, und wir kön- nen einen Bogen machen. Wenn wir sie nicht hören, kann es schnell gefähr- lich werden», so John. Wildtier-Safaris sind DER Publi- kumsmagnet in Südafrika. In keinem anderen afrikanischen Land ist die Safari-Infrastruktur so gut ausgebaut wie hier. Nebst dem bekannten Kruger- Nationalpark im Osten des Landes existieren etwa 1000 private Reser- vate, in denen man die Big 5 (Büffel, Löwe, Elefant, Nashorn und Leopard) aus der Nähe beobachten kann. Doch wo Geld zu verdienen ist, gibt es auch Scharlatane: Nicht jedes Reservat ist so tierfreundlich, wie es den Anschein hat. Ein rühmliches Beispiel ist das private Shamwari Game Reserve. Vor 25 Jahren entstand das Schutzgebiet aus dem Wunsch, Farmland in der Pro- vinz Eastern Cape wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuver- setzen. Das Ergebnis ist ein Gebiet so gross wie der Kanton Appenzell Aus- serrhoden, in dem nebst den Big 5 auch Giraffen, Nilpferde oder Antilo- pen eine Heimat gefunden haben. Reisen nach Südafrika sind auch deshalb so beliebt, weil man als Tourist nicht zu sehr aus seiner gewohnten Kultur ausbrechen muss: Die beliebtesten Spots des Landes, zu der die Region um Kapstadt gehört, sind durch die weisse Geschichte des Landes geprägt. Hier fühlt man sich wie in Europa mit einem Schuss Exotik. Die Weingüter tragen denn auch solche Namen wie «Pro- vence» oder «Languedoc». Doch wer Südafrika bereist, sollte sich auch mit dem Leben der schwarzen Mehrheit befassen. Bis in das Jahr 1994 bestand das System der Apartheid mit allen hässlichen Folgen einer Rassentrennung. So wurden die Schwarzen gezwungen in sogenannten «Townships» zu leben. Auch noch 24 Jahre später herrscht in vielen Townships grosse Armut. Wer vom Flughafen in Kapstadt kommt, fährt kilometerlang an Wellblech- siedlungen vorbei. Doch es tut sich was: Viele Initiativen fördern soziale Projekte und unterstützen Start-ups. So ein Entrepreneur ist Tony Elvin. Der ehemalige Manager bei Starkoch Jamie Oliver ist von London in das Township Langa gezogen, um zukunfts- weisende Projekte zu pushen. Dazu gehört auch der Aufbau einer touristischen Infra- struktur: Einige Familien bieten nun Gäste- zimmer bei Airbnb an. «Wir sind überzeugt, dass das Zentrum Kapstadts sich bald von der bekannten Downtown in die Townships verlagern wird», so Elvin. Ein Besuch im Township empfiehlt sich mit einem Guide. Nicht aus Fragen der Sicherheit, sondern weil Erklärungen hilfreich sind. Der Fair- trade-Reiseveranstalter «Coffee Beans Routes» bietet verschiedene Touren an. den Winkel und stampfe laut auf den Boden. Vielleicht vertreibt der Lärm die Viecher? Oder lockt es sie etwa an? Irgendwo heult ein Tier. 5.30 Uhr: Zeit zum Aufstehen. Wer in Afrika Tiere beobachten will, muss vor Sonnenaufgang raus. Ranger West- ley hat schon das Lagerfeuer angeschürt und den Kaffeepot daraufgestellt. «Hast du heute Nacht den Löwen gehört?», fragt er, als sei das die normalste Sache der Welt. «Der war ganz nah.» Für zwei Nächte habe ich die Si- cherheit eines Hotelzimmers mit ei- nem Zelt in Shamwari Game Reserve In den Townships tut sich was Garden Route Die «Garden Route», ein 700 Kilo- meter langer Roadtrip von Kapstadt bis nach Port Elizabeth, ist die beliebteste Destination für Touristen. Die Strassen und Infrastruktur sind so gut, dass man den Trip leicht mit dem eigenen Mietwagen unterneh- men kann. Vorbei geht es am berühmten Weinland, an Kolonial- Charme-Städtchen und faszinieren- den Landschaften. An mehreren Spots trifft man sogar auf eines der herzigsten Tierchen des Landes: Die Brillenpinguine sind die einzigen noch frei lebenden in Afrika. Tieri- scher Highlight sind für viele aller- dings die Wale, die hier vom Frühling bis Herbst an der Küste ihre Jungen aufziehen. Nirgendwo auf der Welt kann man Wale so gut vom Land aus beobachten wie im «De Hoop Nature Reserve» beim Kap Agulhas (übri- gens der südlichste Punkt Afrikas!). In dem Schutzgebiet mit der typischen Kap-Flora leben zudem Antilopen, Zebras, Strausse und Leoparden. Geschlafen wird in ehemaligen Bauern-Cottages, die das Gefühl von anno dazumal vermitteln. Ideal zum Ausspannen für ein paar Tage. Mehr Infos: www.dehoopcollection.com Doch nicht nur die Tierwelt macht Südafrika zur meistbesuchten Desti- nation des schwarzen Kontinents (im Jahr 2017 kamen 60 000 Schweizer): Das Land am Kap ist «Afrika für Ein- steiger». Hier reist es sich so einfach wie zu Hause – und Abenteuer findet man trotzdem zuhauf. An meinem letzten Tag gehe ich mit Westley und John alleine auf Pirsch. Wir wollen Nashörner aus nächster Nähe beobachten. Wir marschieren über eine offene Fläche, vorbei an Zebras und Eland-Antilopen, die uns verwundert anglotzen. In der Ferne grasen Elefanten, Giraffen stolzieren wie Wesen aus der Dino-Zeit durch die Landschaft. Ich fühle mich wie in einer Doku von «National Geographic». Und ziemlich verletzlich. Denn plötzlich tauchen neben uns vier Breitmaulnashörner auf: zwei Mütter mit ihren Jungen. Wir sind viel zu nahe dran. Wir kauern auf dem Boden, doch die Leitkuh hat uns ent- deckt. Sie reckt ihr Horn, spitzt die Ohren und kommt auf uns zu. «Die ist viel zu neugierig. Das ist nicht gut», sagt John. Wir schleichen hinter einen Busch, doch der Schutz trügt. Der Angstschweiss nimmt zu. Doch die Nashornmama dreht ab – ihr Glück. Wenn es zum Äussersten kommt, bleibt nur der Abschuss. Nashörner rennen schneller als der Sprinter Usain Bolt, da hätte man keine Chance. Am Lagerfeuer brüsten wir uns abends mit den abenteuerlichen Tier- begegnungen. Und irgendwo heult erneut ein Tier. Viel zu nah. Hauptstädte: Pretoria (Exekutive), Kapstadt (Legislative), Bloemfontein (Judikative) Fläche: 1 219 912 km² Einwohner: 54 Millionen (Stand 2014), 42 Einwohner pro km² BIP pro Kopf 2016: US$ 5261 (94. Rang der Weltrangliste); Schweiz: US$ 79 242 (2. Rang) Währung: Rand Unabhängigkeit: 31. Mai 1961 (vom Vereinigten Königreich) Zeitzone: UTC+2 Amtssprachen: insgesamt 11 Amtssprachen, die häufigsten sind Afrikaans, Englisch, Süd- Ndebele, isiXhosa, isiZulu, Nord-Sotho, Sesotho, Setswana, Siswati, Tshivenda, Xitsonga Staatsoberhaupt: Cyril Ramaphosa KURZ UND KNAPP Buchen Das beschriebene Erlebnis sowie viele weitere Rund- und Spezial- reisen in Südafrika können z. B. bei Knecht Reisen gebucht werden. www.knecht-reisen.ch Hinkommen Edelweiss Air fliegt mehrmals wöchentlich von Zürich direkt nach Kapstadt. www.flyedelweiss.com Einreise Zur Einreise benötigt man lediglich einen gültigen Reisepass. Geld Bargeld kann problemlos mit der EC-Karte abgehoben werden. Kre- ditkarten werden überall akzeptiert. Gesundheit Für den Bereich um Kapstadt und die Garden Route sind keine besonderen Impfungen obligato- risch. Auch eine Malariaprophylaxe ist hier nicht notwendig (in anderen Regionen ist dies allerdings der Fall). Daher sollte man etwa sechs Wochen zuvor seinen Hausarzt kon- sultieren, vielleicht sind Auffrischun- gen nötig. www.safetravel.ch Abenteurerromantik: Abends klingen die Tage auf der Aussichtsterrasse aus. Beim Explorer Camp sind intensive Erlebnisse garantiert. Hier nächtigen nur sechs Gäste. Geduscht wird unter freiem Himmel – die Betten sind dagegen sehr komfortabel. Jeeps sind für die Tiere ein Teil der Natur, daher kommt man Giraffe und Co. sehr nahe. Eindrückliche Erscheinung: Gefährlicher sind allerdings Nashörner und Büffel. Bei einer Walking Safari fühlt man sich eins mit der Natur. Fotos: Shamwari (8), Mauritius (1), Thinkstock (1) In Südafrika sieht man sie noch: die Big 5! Wer möchte, sogar hautnah. Wir sind vom Jeep gestiegen und durch die Wildnis gepirscht. Und standen plötzlich vor einer neugierigen Nashornmama. Text Christian Bauer Auf Du und Du mit Nashorn und Gnu Carmen Wanner, Reisespezialistin südliches Afrika CARD

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SÜDAFRIKALESOTHO

SWASILAND

MOSAMBIK

SIMBABWE

BOTSWANA

NAMIBIAPRETORIA

KAPSTADT

ShamwariGame Reserve

KrugerNationalpark

De HoopNature Reserve

Port ElizabethGarden Route

Kap Agulhas

TIPPVOM PROFI

Harley-Safari zum Kap der Guten Hoffnung

Bei einer Harley-Davidson-Fahrt mit Chauffeur erlebt man die wunder-schöne Landschaft der bekannten Kap-Halbinsel aus einer anderen Perspektive. Die aufregende Fahrt startet morgens in Kapstadt, führt vorbei am Traumstrand von Camps Bay und weiter entlang des atem-beraubenden Chapman Peak Drive, welcher als eine der schöns-ten Küstenstrassen Südafrikas gilt. Auf dem Rücksitz der Harley geht es weiter zum südwestlichen Punkt Afrikas, dem legendären Kap der Guten Hoffnung. Auch bei der Wei-terfahrt nach Simons Town spürt man die Meeresbrise hautnah und erlebt «Biker-Feeling» pur. In Simons Town hat sich am Boulders Beach eine Kolonie von Pinguinen niedergelassen. Diese süssen Kreaturen könnte man stundenlang beobachten. Die «Harley-Safari» endet am späteren Nachmittag in Kapstadt. Mehr Infos online auf: www.knecht-reisen.ch

Woran erkennt man ein Abenteuer? Ge-nau: Daran, dass man auf dem Weg zum Klo gefressen

werden kann. 3 Uhr nachts in einem Zelt in der südafrikanischen Wildnis. Das Bier vom Vorabend fordert seinen Tribut. Aber das Örtchen ist gut 200 Meter entfernt – 200 Meter, auf denen bierdeckelgrosse Taranteln, Puff ottern, die wie Gasflaschen zi-schen, und Löwen auf der Suche nach einem Snack herumlungern könnten. Ich scanne mit der Taschenlampe je-

in der Nähe der Stadt Port Elizabeth eingetauscht. Während andere Gäste des privaten Wildtierreservats in Luxus-Lodges nächtigen, geht es beim «Explorer Camp» um afrikanische Basics: Lagerfeuer, Staubgeruch und den Geschmack von Adrenalin. Das Camp besteht aus nur vier Zelten, ein-zig geschützt durch einen dünnen Elektrodraht à la Kuhwiese.

«Der hilft nur gegen Elefanten. Alles andere läuft drunter durch», so Westley. Zum Abenteuerfeeling gehö-ren auch die «Walking Safaris». Wäh-rend man klassischerweise mit einem

offenen Jeep durch die Landschaft zuckelt, pirschen wir zu Fuss vorbei an Gnus, Löwen und Co. Dafür gelten freilich strenge Regeln. Das Wichtigs-te: nicht rennen. Wer rennt, ist Futter. Vorne marschieren unsere zwei Ran-ger Westley und John mit geladenen Gewehren, dahinter traben wir fünf Gäste im Gänsemarsch. Gesprochen wird nicht: Die Ranger müssen auf die kleinsten Geräusche achten. «Löwen, die unter einem Busch liegen, warnen uns mit einem Knurren, und wir kön-nen einen Bogen machen. Wenn wir sie nicht hören, kann es schnell gefähr-lich werden», so John.

Wildtier-Safaris sind DER Publi-kumsmagnet in Südafrika. In keinem anderen afrikanischen Land ist die Safari-Infrastruktur so gut ausgebaut wie hier. Nebst dem bekannten Kruger-Nationalpark im Osten des Landes existieren etwa 1000 private Reser-vate, in denen man die Big 5 (Büffel, Löwe, Elefant, Nashorn und Leopard) aus der Nähe beobachten kann. Doch wo Geld zu verdienen ist, gibt es auch Scharlatane: Nicht jedes Reservat ist so tierfreundlich, wie es den Anschein hat. Ein rühmliches Beispiel ist das private Shamwari Game Reserve. Vor 25 Jahren entstand das Schutzgebiet aus dem Wunsch, Farmland in der Pro-vinz Eastern Cape wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuver-setzen. Das Ergebnis ist ein Gebiet so gross wie der Kanton Appenzell Aus-serrhoden, in dem nebst den Big 5 auch Giraffen, Nilpferde oder Antilo-pen eine Heimat gefunden haben.

Reisen nach Südafrika sind auch deshalb so beliebt, weil man als Tourist nicht zu sehr aus seiner gewohnten Kultur ausbrechen muss: Die beliebtesten Spots des Landes, zu der die Region um Kapstadt gehört, sind durch die weisse Geschichte des Landes geprägt. Hier fühlt man sich wie in Europa mit einem Schuss Exotik. Die Weingüter tragen denn auch solche Namen wie «Pro-vence» oder «Languedoc».

Doch wer Südafrika bereist, sollte sich auch mit dem Leben der schwarzen Mehrheit befassen. Bis in das Jahr 1994 bestand das System der Apartheid mit allen hässlichen Folgen einer Rassentrennung. So wurden die Schwarzen gezwungen in sogenannten

«Townships» zu leben. Auch noch 24 Jahre später herrscht in vielen Townships grosse Armut. Wer vom Flughafen in Kapstadt kommt, fährt kilometerlang an Wellblech-siedlungen vorbei. Doch es tut sich was: Viele Initiativen fördern soziale Projekte und

unterstützen Start-ups. So ein Entrepreneur ist Tony Elvin. Der ehemalige Manager bei Starkoch Jamie Oliver ist von London in das Township Langa gezogen, um zukunfts-weisende Projekte zu pushen. Dazu gehört auch der Aufbau einer touristischen Infra-struktur: Einige Familien bieten nun Gäste-zimmer bei Airbnb an. «Wir sind überzeugt, dass das Zentrum Kapstadts sich bald von der bekannten Downtown in die Townships verlagern wird», so Elvin. Ein Besuch im Township empfiehlt sich mit einem Guide.

Nicht aus Fragen der Sicherheit, sondern weil Erklärungen hilfreich sind. Der Fair-trade-Reiseveranstalter «Coffee Beans Routes» bietet verschiedene Touren an.

den Winkel und stampfe laut auf den Boden. Vielleicht vertreibt der Lärm die Viecher? Oder lockt es sie etwa an? Irgendwo heult ein Tier.

5.30 Uhr: Zeit zum Aufstehen. Wer in Afrika Tiere beobachten will, muss vor Sonnenaufgang raus. Ranger West-ley hat schon das Lagerfeuer angeschürt und den Kaffeepot daraufgestellt. «Hast du heute Nacht den Löwen gehört?», fragt er, als sei das die normalste Sache der Welt. «Der war ganz nah.»

Für zwei Nächte habe ich die Si-cherheit eines Hotelzimmers mit ei-nem Zelt in Shamwari Game Reserve

In den Townships tut sich was

Garden RouteDie «Garden Route», ein 700 Kilo-

meter langer Roadtrip von Kapstadt bis nach Port Elizabeth, ist die

beliebteste Destination für Touristen. Die Strassen und Infrastruktur sind so gut, dass man den Trip leicht mit dem eigenen Mietwagen unterneh-

men kann. Vorbei geht es am berühmten Weinland, an Kolonial-

Charme-Städtchen und faszinieren-den Landschaften. An mehreren

Spots trifft man sogar auf eines der herzigsten Tierchen des Landes:

Die Brillenpinguine sind die einzigen noch frei lebenden in Afrika. Tieri-scher Highlight sind für viele aller-

dings die Wale, die hier vom Frühling bis Herbst an der Küste ihre Jungen aufziehen. Nirgendwo auf der Welt

kann man Wale so gut vom Land aus beobachten wie im «De Hoop Nature

Reserve» beim Kap Agulhas (übri-gens der südlichste Punkt

Afrikas!). In dem Schutzgebiet mit der typischen Kap-Flora leben

zudem Antilopen, Zebras, Strausse und Leoparden. Geschlafen wird in

ehemaligen Bauern-Cottages, die das Gefühl von anno dazumal vermitteln. Ideal zum Ausspannen

für ein paar Tage. Mehr Infos: www.dehoopcollection.com

Doch nicht nur die Tierwelt macht Südafrika zur meistbesuchten Desti-nation des schwarzen Kontinents (im Jahr 2017 kamen 60 000 Schweizer): Das Land am Kap ist «Afrika für Ein-steiger». Hier reist es sich so einfach wie zu Hause – und Abenteuer findet man trotzdem zuhauf.

An meinem letzten Tag gehe ich mit Westley und John alleine auf Pirsch. Wir wollen Nashörner aus nächster Nähe beobachten. Wir marschieren über eine offene Fläche, vorbei an Zebras und Eland-Antilopen, die uns verwundert anglotzen. In der Ferne grasen Elefanten, Giraffen stolzieren wie Wesen aus der Dino-Zeit durch die Landschaft. Ich fühle mich wie in einer Doku von «National Geographic». Und ziemlich verletzlich.

Denn plötzlich tauchen neben uns vier Breitmaulnashörner auf: zwei Mütter mit ihren Jungen. Wir sind viel zu nahe dran. Wir kauern auf dem Boden, doch die Leitkuh hat uns ent-deckt. Sie reckt ihr Horn, spitzt die Ohren und kommt auf uns zu. «Die ist viel zu neugierig. Das ist nicht gut», sagt John. Wir schleichen hinter einen Busch, doch der Schutz trügt. Der Angstschweiss nimmt zu. Doch die Nashornmama dreht ab – ihr Glück. Wenn es zum Äussersten kommt, bleibt nur der Abschuss. Nashörner rennen schneller als der Sprinter Usain Bolt, da hätte man keine Chance.

Am Lagerfeuer brüsten wir uns abends mit den abenteuerlichen Tier-begegnungen. Und irgendwo heult erneut ein Tier. Viel zu nah.

Hauptstädte: Pretoria (Exekutive), Kapstadt (Legislative), Bloemfontein (Judikative)

Fläche: 1 219 912 km²

Einwohner: 54 Millionen (Stand 2014), 42 Einwohner pro km²

BIP pro Kopf 2016: US$ 5261 (94. Rang der Weltrangliste); Schweiz: US$ 79 242 (2. Rang)

Währung: Rand

Unabhängigkeit: 31. Mai 1961 (vom Vereinigten Königreich)

Zeitzone: UTC+2

Amtssprachen: insgesamt 11 Amtssprachen, die häufigsten sind Afrikaans, Englisch, Süd-Ndebele, isiXhosa, isiZulu, Nord-Sotho, Sesotho, Setswana, Siswati, Tshivenda, Xitsonga

Staatsoberhaupt: Cyril Ramaphosa

KURZUND KNAPP

Buchen Das beschriebene Erlebnis sowie viele weitere Rund- und Spezial-reisen in Südafrika können z. B. bei Knecht Reisen gebucht werden. www.knecht-reisen.ch

Hinkommen Edelweiss Air fliegt mehrmals wöchentlich von Zürich direkt nach Kapstadt. www.flyedelweiss.com

Einreise Zur Einreise benötigt man lediglich einen gültigen Reisepass.

Geld Bargeld kann problemlos mit der EC-Karte abgehoben werden. Kre-ditkarten werden überall akzeptiert.

Gesundheit Für den Bereich um Kapstadt und die Garden Route sind keine be sonderen Impfungen obligato-risch. Auch eine Malariaprophylaxe ist hier nicht notwendig (in anderen Regionen ist dies allerdings der Fall). Daher sollte man etwa sechs Wochen zuvor seinen Hausarzt kon-sultieren, vielleicht sind Auffrischun-gen nötig. www.safetravel.ch

Abenteurerromantik: Abends klingen die Tage auf der Aussichtsterrasse aus.

Beim Explorer Camp sind intensive Erlebnisse garantiert. Hier nächtigen nur sechs Gäste.

Geduscht wird unter freiem Himmel – die Betten sind dagegen sehr komfortabel.

Jeeps sind für die Tiere ein Teil der Natur, daher kommt man Giraffe und Co. sehr nahe.

Eindrückliche Erscheinung: Gefährlicher sind allerdings Nashörner und Büffel.

Bei einer Walking Safari fühlt man sich eins mit der Natur.

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In Südafrika sieht man sie noch: die Big 5! Wer möchte, sogar hautnah. Wir sind vom Jeep gestiegen und durch die Wildnis gepirscht. Und standen

plötzlich vor einer neugierigen Nashornmama. Text Christian Bauer

Auf Du und Du mit Nashorn und Gnu

Carmen Wanner, Reisespezialistin südliches Afrika

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