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SENATE // Magazin für eine weltweite, Ökosoziale Marktwirtschaft 2013/3 DONAUKRATIE – WOHIN UNS DIE DONAU FÜHRT. Über Bildung, Forschung, Entwicklung und die EU-Strategie für den Donauraum.

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SENATE //Magazin für eine weltweite, Ökosoziale Marktwirtschaft 2013/3

DONAUKRATIE – WOHIN UNS DIE DONAU FÜHRT. Über Bildung,

Forschung, Entwicklung und die EU-Strategie für den Donauraum.

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Macht und Stärke der Donau

„Kratos“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Macht, Stärke“. Die griechische Mythologie kennt „Kratos“ als den Gott der Macht. Wenn wir somit diese Ausgabe dem Thema „DONAUKRATIE“ widmen, meinen wir damit die Macht und die Stärke der Do-nau – des Flusses, der Europa wie kein anderer durchströmt und verbindet. Gerade Öster-reich ist mit der Donau und die sie betreffen-den Staaten durch eine intensive Beziehung verbunden: von der historischen Donaumon-archie über die inoffizielle Bundeshymne „An

der schönen blauen Donau“ von Johann Strauß Sohn, bis hin zur Tatsache, dass Wien heute Sitz vieler Donau-Institutionen ist und in unserem Land eine große Anzahl von Persönlichkeiten als Donauraum-Experten über die Grenzen hinaus einen bemer-kenswerten Ruf erlangt haben. Dem SENAT DER WIRTSCHAFT ist es eine große Freude, mit seinem Präsidenten Dr. Erhard Busek, einen der profundesten Kenner des Donauraums an seiner Spitze zu haben. In seinem Leitartikel hebt er die Kernbereiche hervor, warum sich Wirtschaft-streibende gerade heute mit diesem außergewöhnlichen Strom befassen müssen, wenn sie ihre Zukunftsfähigkeit entwickeln und bewahren wollen. Dr. Busek ist auch eine der treibenden Kräfte hinter der neuen Initiative des SENAT DER WIRTSCHAFT, dem EUROPEAN DANUBE FORUM SPITZ. Im Rahmen dieser ganzjährigen Arbeits-kreis, Symposien- und Fachkongress-Initiative werden alle im Donauraum aktiven Institutionen und Unternehmen eingeladen, im Dialog konkrete Wirtschaftsprojekte umzusetzen, um so für die Unternehmen, für die Regionen und für die Menschen im Donauraum nachhaltige Wertschöpfung zu erzielen. Mehr darüber lesen Sie im entsprechenden Artikel.

Herausgeber: Dr. Erhard Busek, Dieter Härthe, Hans Harrer // SENAT DER WIRSCHAFT Österreich e.V. Rotenturmstraße 5–9, A-1010 Wien, Telefon +43 1 505 35 48, www.senat-oesterreich.at // Redaktion: Labinota Isufi, Jochen Ressel // Autoren dieser Ausgabe: Johannes Hahn, Erhard Busek, Peter Langer, Karin Keglevich, Jochen Ressel, Franz Schellhorn, Elisabeth Thomas, Patrick Lindner, Tania Berger, Christian Ernst Fuchs, Cristi Danilet, Szabolcs Fazakas, Elmar Weixlbaumer, Labinota Isufi, Wolfgang B. Schmidt // Abbildungen: © Horváth Botond – Fotolia.com, 1–4, 14, ©City Foto/Lehner, 2, © Europen Commission, 7, 8, © vasilevki – Fotolia.com, 14–22, ©European Union PE-EP, 15, © CGDC / getty images, 27, © CGDC / Benno Klandt, 28, © pashabo – Fotolia.com 30–32, © Franz Schellhorn, 31, © pureshor – Fotolia.com, 39, © lassedesignen – Fotolia.com, 42–44, © kav777 – Fotolia.com 58, 59, © beachboyx10 – Fotolia.com, 64–68, © cienpiesnf – Fotolia.com, 69–72, © Günter Kargl, 75, © Franz Hlemreich, 77, www.bernhardbergmann.com, 82, © www.VIDEO-FILM-FRITZ.at, 85, © www.wilke.at, 87 // Layout und Herstellung: Goldegg Verlag GmbH, Mommsengasse 4/2, A-1040 Wien, www.goldegg-verlag.com // Gedruckte Auflage: 10.000 Exemplare

Impressum

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Die Donau ist mehr als lediglich ein Fluss. Die Donau ist Genussregion, Tourismus-motor, Energielieferant, Haupttransportweg durch Europa und verbindet die ehemals politisch und wirtschaftlich geteilten Hälften unseres Kontinents auf einer Länge von 2.900 km. Die Donau-Anrainerstaaten stellen eines der bedeutendsten sozio-ökono-mischen Potenziale innerhalb Europas dar. Über 115 Mio. Menschen leben allein in den Ländern, Regionen und Städten, die unmittelbar an der Donau liegen – mit einer Jahrtausende währenden gemeinsamen Geschichte und einem in Europa einmaligen kulturellen Reichtum. Sie verbindet alte mit noch jungen Demokratien im Osten. Ge-meinsam stehen wir vor der Herausforderung, diesen Wirtschaftsraum so zu nutzen, dass nicht lediglich ökonomischer, sondern vor allem ökologischer und sozialer Ge-winn auf allen Seiten erzielt werden kann. Das ist Grund genug, diesem wichtigen Anliegen des SENAT durch diese Ausgabe des SENATE-Magazins Ausdruck zu verleihen und führende Persönlichkeiten zu Wort kommen zu lassen. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen der vorliegenden Ausgabe und viel Erfolg bei der Umsetzung von Wirtschaftsprojekten, bei denen die „Donaukratie“, die Macht und Stärke der Donau, genutzt wird und bei deren Umset-zung der SENAT DER WIRTSCHAFT mit dem EUROPEAN DANUBE FORUM SPITZ unterstützend für Institutionen und Unternehmen wirkt!

Hans Harrer, Vorstand SENAT DER WIRTSCHAFT

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30 Wer braucht schon den Föderalismus? // Den sündteuren Föderalismus abschaffen – oder ihn vorher überhaupt richtig einführen? // Dr. Franz Schellhorn

33 Bildung aus der Sicht der Jugend // Welche Aspekte Mitgliedern des Jungen Senats besonders wichtig sind // Elisabeth Thomas und Patrick Lindner

37 Intelligenter Korridor// Das Potenzial des Donauraums in Bildung, Wissenschaft und Forschung ist beträchtlich // DI Dr. Tania Berger

42 Die Sprachlosigkeit der Europäer // Wie Unternehmen von der Mehrsprachigkeit ihrer Mitarbeiter profitieren // Dr. Christian Ernst Fuchs

6 Donaukratie // Wohin uns die Donau führt // Dr. Johannes Hahn

10 Von Donaueschingen zum Schwarzen Meer – oder sonst noch wohin? // Dr. Erhard Busek

14 Der Aktionsplan der EU – Strategie für den Donauraum (EUSDR) // Vier Säulen und zwölf Schwerpunktbereiche

16 Europa an der Donau // Die EU-Strategie für den Donauraum: Entwicklung, Perspektiven, Herausforderungen // Peter Langer

23 Der Donauraum braucht neues Lobbying! // Mag. Karin Keglevich

26 Dialogue and Cooperation for Change? // How dialogue works, why it is so important and so hard to establish // Jochen Ressel interviews H. E. Petar Stoyanov

DONAUKRATIESchwerpunktthema

SENATE // THEMEN UND MENSCHEN IM OKTOBER 2013

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45 Den Donauraum gemeinsam „bewirtschaften“! // Das EUROPEAN DANUBE FORUM SPITZ als wirtschaftliche Umsetzungs-Initiative // Jochen Ressel

49 Romania on the right way // How to implement and secure the rule of law after decades of corruption // Cristi Danilet

52 Die Rolle des Europäischen Rechnungshofes bei der jüngsten Erweiterung der Europäischen Union // Dr. Szabolcs Fazakas

58 Am „Strom“: Die Donau und ökologische Elektrizität// Neue Konzepte für eine energieautarke Zukunft an der Donau // Jochen Ressel

61 Bloody good vine// Der Boom neuer Weinbauregionen in Osteuropa // Jochen Ressel

Politik & Gesellschaft

64 Die Reichen sollen zahlen … // … und warum Robin Hood heute keinen Job mehr hätte // Mag. Elmar Weixlbaumer

69 Ökosoziale Verantwortung auf die Straße bringen // Für ein Unternehmertum, das etwas „unternimmt“ // Jochen Ressel

73 Die Macht der Tracht // Gründe für die Renaissance traditioneller Bekleidung im Donauraum // Jochen Ressel

Alpbach spezial

78 „Wir müssen mehr Bewegungsspielraum schaffen – vor allem für die Jungen!“ // Forum Alpbach: Dr. Busek fordert echte europäische Öffentlichkeit und weniger Vorschriften // Labinota Isufi

Wirtschafts News

81 „East meets West“// Führungskonzepte im Vergleich // Labinota Isufi

82 Wirtschafts-News // Top-Informationen aus Top-Unternehmen

88 In Las Vegas steht ein Hofbräuhaus … // Über ein nicht alltägliches Investment // Wolfgang B. Schmidt

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Wohin uns die Donau führt

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orschung und Innovation sind der Motor für den zukünftigen Wohlstand in Europa. Zentrale Her-ausforderungen wie der Klimawandel und die demografische Entwicklung, Fragen der Energie- und der Ernährungssicherheit erfordern innova-tive Lösungen. Die EU hat im Rahmen ihrer Eu-ropa2020-Strategie Forschung und Entwicklung in den Mittelpunkt gestellt, um ein intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum zu ge-währleisten. Der Donauraum, im dem rund 115 Millionen Menschen aus 14 Ländern leben, steht vor den-selben Herausforderungen: Hier sind alle wirt-schaftlichen und sozialen Extreme Europas zu

finden, das Spektrum reicht von den wettbe-werbsfähigsten bis hin zu dem ärmsten Regio-nen. Der Donauraum ist anderen Großregionen aber auch einen Schritt voraus, bietet doch die „EU-Strategie für den Donauraum“ einen neuen und integrativen Rahmen der künftigen Zusam-menarbeit.

Die Umsetzung der „makroregionalen Strategie“

Seit 2011 befindet sich die „makroregionale Stra-tegie“ in der Umsetzungsphase: In 11 sektoralen Politikbereichen werden klare Akzente gesetzt,

F

EU-Kommissar für Regionalpolitik,

Dr. Johannes Hahn

Dr. Johannes Hahn begann seine politische Laufbahn in der Wiener Landespolitik und wurde 2007 Bundesminis-ter für Wissenschaft und Forschung. Seit 2010 ist er als EU-Kommissar für Regionalpolitik tätig.

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DonaukratieSchwerpunktthema

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SENATE // SCHWERPUNKTTHEMA

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konkrete Projekte entwickelt und umgesetzt und die Zusammenarbeit der Akteure vor Ort gestärkt. Hauptanliegen sind neben dem Ausbau der Donau zu einem umweltverträglichen, ener-gieeffizienten Verkehrsweg, die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und eine verstärkte Zu-sammenarbeit in Wissenschaft und Forschung. Über 150 konkrete Projekte werden in den unterschiedlichen Prioritätsbereichen bereits umgesetzt, viele davon im Bereich Innovation wie etwa die Einrichtung gemeinsamer Tech-nologietransfer-Zentren, grenzüberschreiten-de Forschungsprojekte im Bereich Umwelt und Schifffahrt oder die Entwicklung gemeinsamer Master- und Bachelor-Programme. Der von der Slowakei und Serbien gemeinsam koordinierte Prioritätsbereich 7 widmet sich der „Knowledge Society“. Die Fähigkeit einer Gesell-schaft, Wissen zu schaffen und zu nutzen, ist ein Schlüsselfaktor für Wachstum und Beschäf-tigung. Eine wissensbasierte Wirtschaft braucht eine wettbewerbsfähige Forschungs- und Bil-dungsinfrastruktur, innovationsfördernde Insti-tutionen und leistungsfähige Informations- und Kommunikationstechnologien. Im Donauraum variieren diese Rahmenbedingungen beträcht-lich, und insgesamt liegen sie unter dem Niveau

der 28 EU-Mitgliedstaaten. Inzwischen konnten aber erste Erfolge erzielt werden: Die wissen-schaftliche Zusammenarbeit für spezifische Her-ausforderungen wie Wasserqualität, erneuerbare Energien oder Bodenqualität wird inzwischen vom europäischen Joint Research Center koor-diniert. Potenzial ist vorhanden, wird die Region doch trotz aller geschichtlich gewachsenen Un-terschiede durch die seit Langem bestehenden intensiven Handelsbeziehungen geeint. In Kom-bination mit der gemeinsam historischen, kultu-rellen und politischen Entwicklung, bildet dies eine stabile Grundlage für eine auf Kooperation.Es bleibt jedenfalls noch viel zu tun, um die Möglichkeiten der EU-Strategie für den Do-nauraum auszuschöpfen: Gezielte Förderung der Forschungsinfrastruktur und eine stärkere Vernetzung aller relevanten Akteure im Bereich der Forschung können den bestehenden „brain drain“ erheblich reduzieren und die Entwicklung in Richtung „brain circulation“ leiten. EU-Mittel aus den Struktur-und Innovationsfonds müssen 2014–2020 noch effizienter und zielgerichteter eingesetzt werden. Daher ist die gemeinsame Abstimmung von größter Bedeutung. Es gilt, den Donauraum zu einer „echten Region des 21. Jahrhunderts“ zu entwickeln.

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DonaukratieSchwerpunktthema

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Unser Wissen über die Donau – immerhin der zweitlängste

Fluss Europas – reicht oft über die Geografie nicht hinaus. Zu

lange war der Fluss durch die politischen Behinderungen vor

1989 aus unserem Bewusstsein ausgeblendet. Erst langsam

kehrt die Donau zurück aus der Nebelwelt der jüngsten

Vergangenheit, denn der Donauwalzer als zweite Hymne

Österreichs war uns bewusst, aber das war es schon!

Dr. Erhard Busek

Präsident SENAT DER WIRTSCHAFT Österreich

Von Donaueschingen

zum Schwarzen Meer –

oder sonst noch wohin?

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SENATE // SCHWERPUNKTTHEMA

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Dr. Erhard Busek war von 1991–1995 Vizekanzler der Republik Österreich; Neben seinen politischen Funkti-onen, unter anderem als Minister, Generalsekretär der ÖVP, Stadtrat und Vizebürgermeister von Wien bekleidete er viele weitere Funktionen wie die des Rektors der Fach-hochschule Salzburg, Präsident des Europäischen Forum Alpbach, Berater des Außenministers der Tschechischen Regierung, Sonderkoordinator des Stabilitätspaktes für Südosteuropa. Heute ist Dr. Busek Vorsitzender des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa; Präsident des „Gustav-Mahler Jugendorchesters“; Koordinator der Southeast European Cooperative Initiative, Präsident des Vienna Economic Forums, Vorsitzender des Universitäts-rates der Medizinischen Universität Wien und Präsident des „SENAT DER WIRSCHAFT“ neben etlichen anderen Funktionen und seiner Lehrtätigkeit an mehreren Univer-sitäten.

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DonaukratieSchwerpunktthema

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Die Donau fließt durch das Herz des Kontinents und verbindet viele Länder und Kulturen mit-einander. Das gilt nicht nur für die ökologische Situation des Flusses, sondern vor allem für den Transport, für Hafenanlagen, Energienutzung etc. Dabei hat der Tourismus durchaus die Do-nau entdeckt. Gerade für Österreich ist der Do-nauraum das Expansionsgebiet schlechthin. Die relativ gute Situation unserer Betriebe inmitten des allgemeinen Krisengeredes verdanken wir dem Unternehmergeist in unserem Land, mäßig unterstützt von der Politik.

Die aktuellen Aufgabenstellungen

Die Aufgabenstellungen sind vielfältigster Art. Natürlich ist es die Schifffahrt, weil die Nutzung der Donau zum Transport von Gütern nicht nur prak-tisch, sondern auch öko-logisch richtig ist. 1991 erfolgte ein erheblicher Ein-bruch von ohnehin nicht beeindruckenden Zahlen, die sich letztlich durch die Kriege im zerfallenden Ju-goslawien noch reduzier-ten.In Wahrheit aber ist es ein großes Thema der Wasserwirtschaft, die wieder für die zukünftige Gestaltung des Raumes eine entscheidende Rolle spielt. Es trifft Fragen der Wasserqualität ebenso wie das „Waste Water Treat ment“ in den anliegenden Regionen. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, es muss aller-dings darauf hingewiesen werden, dass wichtige Verbindungen zwischen den Ländern damit ge-schaffen werden. Wir haben Räume wo es zu we-nig Brücken gibt, die Hafenanlagen sind zu wenig entwickelt und letztlich ist es die Gemeinsamkeit der Kultur, die uns hier eine entsprechende Zu-kunft gibt.Ökologisch ist die Donau schon ein Sorgenkind, da sie wohl in der Güteklasse Zwei das öster-reichische Bundesgebiet verlässt, aber reichlich verschmutzt im Schwarzen Meer ankommt. Zir-

ka 200 Hotspots gibt es entlang des Flusses, wo durch Industrieabscheidungen, intensive Dün-gung und nicht zuletzt durch das Fehlen von Kläranlagen die Qualität des lebensspendenden Wassers kräftig reduziert wird. Der „Korridor 7“ – die Bezeichnung der Donau im europäischen Verkehrsnetz – wird von einem Sekretariat begleitet (TINA-Sekretariat), das in Wien ansässig ist und mit der Europäischen Kommission engstens kooperiert, und die Stadt Wien hat einen Beamten damit betraut, der eu-ropäische Akzeptanz findet. Das Infrastruktur-ministerium hat ein Unternehmen ausgegliedert („Via Donau“), das die Aufgabe hat, die Koopera-tion entlang des Flusses zu ermöglichen. Die Europäer entdecken den Fluss, denn der Fremdenverkehr auf Schiffen bis ins Schwarze

Meer explodiert geradezu. Auch die EU arbeitet sich mit dem Beitritt Kroatiens langsam vor, denn das ist auch notwendig. 14 Länder sind es in diesem Gebiet, unterschiedlich entwickelt, vielfältig, reich an Geschich-te, aber auch an Problemen. Es muss gelingen, wie nach dem Zweiten Weltkrieg über den Rhein hinweg eine euro-

päische Gemeinschaftlichkeit zu schaffen – zum Nutzen der Bürger. Europa ist vielfach noch nicht angekommen – praktisch, aber auch in den Hirnen und Herzen. Das ist der eigentliche Sinn der Donau-Regionalinitiative – offiziell European Union Strategy for the Danube Region (EUSDR – http://www.danube-region.eu)

Die EU-Strategie für den Donauraum

Praktisch geschieht sie durch Projekte in 12 The-menfeldern, von der Schifffahrt über die Infra-struktur bis zur Ökologie, Bildung und Kunst. (Siehe Informationskasten Seiten 14 und 15)Es ist wie ein Mosaik, aus dessen unterschiedli-chen Steinen ein Bild entstehen soll. Wie es aber

Europa ist vielfach noch

nicht angekommen –

praktisch, aber auch in

den Hirnen und Herzen.

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anders machen? Wir legen Wert auf unsere Ver-schiedenheiten, sie machen auch den Reiz des Donauraums aus. Einfach ist es nicht, aber das Zusammenleben will gelernt sein. Der Fluss wird daher verbinden, nicht trennen, wie das bislang schon noch der Fall ist. Warum ist das notwendig? Viele Konflikte der Geschichte sind in die-sem Raum entstanden – 100 Jahre Attentat in Sarajewo wird uns daran erinnern. Aber auch die Konfrontati-on zwischen Ost und West nicht nur nach 1945, son-dern schon eineinhalb Jahrtausende zuvor sind hier geschehen. Ost- und Westrom, Völkerwan-derung, Christentum und Islam fanden hier als Konflikte statt. Die Entwicklung im Nahen Osten, in der Türkei, im Kaukasus und in Zent-ralasien zeigen die Schlüsselfunktion des Donau-raums. Wenn Österreichs Einwohnerzahl trotz sinkender Geburtenrate steigt, wissen wir, wo-her die meisten kommen …

Europa entscheidet sich an der Donau

Die Einbettung Europas global, die Nachbar-schaft, aber auch unsere Stabilität entscheidet sich hier! Das hängt nicht allein an der Qualität der Demokratien und an der EU, sondern daran, wie sehr wir einander kennen und verstehen. Das wirkliche Bindeglied ist hier die Kultur! Es

braucht nicht nur Kulturpolitik, sondern eine Po-litik der Kultur. Die Musik ist eine außerordent-liche Hilfe, denn sie braucht keine Übersetzung,

sie ist auch präsent in Schät-zen der Kulturlandschaft, wenn wir nur daran denken, wie selbstverständlich Pol-ka, Csardas, Mazurka, etc. ineinander fließen. Mozart hat sogar einen Türkischen Marsch komponiert … Hier liegt der Schlüssel für die DonauKRAFT, wenn wir die emotionale Komponente der Kunst und Kultur mit der realen Kraft der Wirt-

schaft verbinden!Ein Fluss kann trennen, er verbindet aber auch, wenn wir ihn dazu nutzen. Von selber ist gar nichts – heißt es immer wieder. Das stimmt und muss als große Herausforderung begriffen wer-den. Im Donauraum liegt der Schlüssel zur Ent-wicklung Europas, aber auch Österreichs. Wir le-ben nicht in einer Randlage, sondern in der Mitte des aktuellen Geschehens. Vor allem die Politik lebt in der ständigen Versuchung des Abmeldens, um sich Probleme zu ersparen. Damit wird sie aber zum Problem! Die Europa-Debatte von heute muss für uns eine um die DonauKRAFT sein, denn Karl Markus Gauß hat hellsichtig bereits bemerkt: „Die Do-nau ist ein Experiment, das die ganze Welt be-einflusst – was hier scheitert, mag überall schei-tern, was hier Erfolg hat, gibt Hoffnung für jeden anderen Platz der Erde.“

Die globale Einbettung

Europas, die

Nachbarschaft, aber

auch unsere Stabilität

entscheidet sich hier!

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Anbindung des Donauraums

Verbesserung der Mobilität und der Multimodalität a) Binnenwasserstra-ßen (koordiniert von Österrreich und Rumänien) b) Bahn-/Straßen-/Luft-verkehr (koordiniert von Slowenien und Serbien)

Förderung der Nutzung nachhaltiger Energie (koordiniert von Tschechien und Ungarn)

Förderung von Kultur und Touris-mus, des Kontakts zwischen den Menschen (koordiniert von Rumäni-en und Bulgarien)

1.

2.

3.

Umweltschutz im Donauraum

Wiederherstellung und Sicherstellung der Qualität der Gewässer (koordi-niert von Ungarn und Slowakei)

Management von Umweltrisiken (ko-ordiniert von Ungarn und Rumänien)

Erhaltung der biologischen Vielfalt, der Landschaften und der Qualität von Luft und Boden (koordiniert von Bayern und Kroatien)

4.

5.

6.

Der Aktionsplan der

EU – Strategie für

den Donauraum (EUSDR)

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Aufbau von Wohlstand im Donauraum

Entwicklung der Wissensgesellschaft durch Forschung, Bildung und Infor-mationstechnologien (koordiniert von Serbien und Slowakei)

Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, einschließlich Clusterbildung (koordiniert von Ba-den-Würtemberg und Kroatien)

Investitionen in Menschen und Qua-lifikationen (koordiniert von Öster-reich und Moldawien)

7.

8.

9.

Stärkung des Donauraums

Verbesserung der institutionel-len Kapazität und Zusammen-arbeit (koordiniert von Wien/Österreich und Slowenien)

Zusammenarbeit zur Förderung der Sicherheit und zur Bekämp-fung der schweren und organi-sierten Kriminalität (koordiniert von Bayern und Bulgarien)

10.

11.

Vier Säulen und zwölf SchwerpunktbereicheFür jeden der zwölf „Priority Areas“ sind zwei „Priority Area Coordinators“ (PACs) aus jeweils zwei Ländern zuständig, die dem EU-Kom-missariat für Regionalpolitik bzw. der DG Re-gio gegenüber verantwortlich sind. Den PACs zugeordnet sind sog. „Steering Groups“ (Len-kungsgremien) mit Mitgliedern aus allen 14 an der Strategie beteiligten Ländern, in denen die vorgeschlagenen Projekte diskutiert und zur

Umsetzung empfohlen werden. Darüber hin-aus befördern „National Coordinators“ – in der Regel bei den Außenministerien der jeweiligen Länder angesiedelt – auf nationalstaatlicher Ebene den Strategie-Prozess. Nähere und aktuelle Informationen zur EU-Strategie für den Donauraum (EUSDR): www.danube-region.eu

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Die EU-Strategie für den Donauraum: Entwicklung, Perspektiven, Herausforderungen

Peter Langer, Generalkoordinator des

Rats der Donaustädte und -regionen

eht mich an, sagt die Donau, groß bin ich, schön und weise. Niemanden in Europa gibt es, der mir das Wasser reichen könnte. Ausstrecken möchte ich mich der Länge nach über eure Städte, lasst euch nieder zu beiden Seiten meines Ufers, ich will eure Hauptstraße sein.“ Diese poetischen Sätze des ungarischen Literaten und großen Europäers György Konrád, 1998 in Ulm gespro-chen, lesen sich heute wie eine programmatische Vorwegnahme der Botschaft der EU-Strategie für den Donauraum1.

1 György Konrad: Donau-Anhörung, Ulm 2008, Edition Der Strom – eine Schriftenreihe der Europäischen Donau-Akademie

Die Donau ist der einzige europäische Strom, der von West nach Ost fließt. Er bildet auf seinem annähernd 2900 Kilometer langen Lauf die Ach-se Mittel- und Südosteuropas und verbindet den Schwarzwald mit dem Schwarzen Meer – ein ein-zigartiges europäisches Phänomen. Seit der welt-politischen Wende von 1989/90 durchfließt der Strom zehn europäische Staaten; sie stellen eines der bedeutendsten sozioökonomischen Potenzi-ale innerhalb Europas dar. 115 Mio. Menschen leben allein in den Ländern, Regionen und Städ-ten, die unmittelbar an der Donau liegen – mit einer Jahrtausende währenden gemeinsamen

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Europa an der Donau

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Geschichte und einem in Europa einmaligen kul-turellen Reichtum2.

Das Gefälle im Donauraum

Dabei handelt es sich beim Lauf des Stroms Rich-tung Osten nicht nur geografisch um ein Gefälle – denken wir bespielhaft an Baden-Württemberg als Ursprungsland der Donau oder Österreich und etwa Rumänien oder die Republik Moldau am Stromende. Die Donau verbindet alte – im Westen – mit noch jungen Demokratien im Os-ten, entwickelte soziale Marktwirtschaften mit ökonomischen Übergangsystemen, die immer noch die Reste gescheiterten Planwirtschaftens beseitigen müssen, seit über 60 Jahren friedli-che Zivilgesellschaften mit Ländern, in denen noch vor wenigen Jahren Krieg und Vertreibung Mittel der Politik waren: Stabilität und Labi-lität, Rechtsstaatlichkeit und Korruptionsge-sellschaft, Reichtum und Armut, Hightech und fehlende Infrastruktur, Wirtschaftskraft und schleichender Staatsbankrott, soziale Sicherheit und Wirtschaftsmigration nebeneinander, mitei-nander … und alles im Fluss. Um es vorwegzunehmen: dieses soziale, wirt-schaftliche und politische „Gefälle“ zwischen West und Ost langfristig aufzuheben ist die zen-trale Aufgabe der EU-Strategie für den Donau-raum.Mit der Erweiterung der EU auf inzwischen 28 Mitgliedsstaaten entstand das Konzept soge-nannter „Makro-Regionen“ innerhalb der Eu-ropäischen Union: Europäische Großregionen sollen auf Grund ihrer geopolitischen Lage und gemeinsamer historischer, kultureller und wirt-schaftlicher Bezüge und ökologischer Herausfor-derungen im Rahmen eines umfassenden Ent-wicklungsprogramms miteinander verbunden und gefördert werden. 2009 wurde im Rahmen der schwedischen EU-Ratspräsidentschaft als erste makroregionale Strategie vom Europäi-

2 vgl. Michael W. Weithmann: Die Donau. Ein europäischer Fluss und seine 3000-jährige Geschichte, Regensburg 2000, und Claudio Magris: Donau – Biographie eines Flusses, München, Wien 1988.

schen Rat die „EU-Strategie für den Ostseeraum“ beschlossen 3.Die EU-Ostseestrategie ist das Vorbild für die EU-Strategie für den Donauraum (EUSDR) – ge-nauer: Bei der EUSDR handelt es sich um eine Art „Blaupause“ der Ostseestrategie. Das ist kei-nesfalls despektierlich gemeint: Vergleichbarkeit schafft auch die Möglichkeit gegenseitiger Kon-sultations- und Evaluationsprozesse. Für beide makroregionale Strategien sind das EU-Kom-missariat für Regionalpolitik bzw. die ihm zuge-ordnete Generaldirektion (DG) Regio in Brüssel

3 vgl. Stefan Gänzle: Der Ostseerat führt zu neuen regionalen Kooperationen, Neue Zürcher Zeitung, 21.Februar 2012

Peter Langer, 1950 in Heidelberg geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Politik, ist Dozent für Kulturgeschichte und war 2008 Mitgründer der Euro-päischen Donau-Akademie, in deren Leitung er tätig ist. 2009 wurde er zum Koordinator und Sprecher des Rats der Donaustädte und -regionen bestimmt; seit 2011 ist er Donaubeauftragter der Städte Ulm und Neu-Ulm, seit 2012 Berater der baden-württembergischen Landesre-gierung in Fragen der EU-Strategie für den Donauraum. Neben anderen Auszeichnungen für seine politische und kulturelle Tätigkeit im Donauraum erhielt er 2008 das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.

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zuständig. Verantwortlicher Kommissar ist der Österreicher Dr. Johannnes Hahn.

Ausgangspunkte der Donauraumstrategie

Die entscheidenden Impulse für das Zustande-kommen der EUSDR gingen von zwei Ebenen aus: „top down“ und „bottom up“. Zum einen war es der auf der Ebene von Außenminister-treffen der Donauländer und des Stabiltätspakts für Südosteuropa angesiedelte sog. „Donauko-operationsprozess“, der in den Jahren nach dem Ende der Balkankriege ab Anfang der 2000er Jahre nach We-gen einer politischen Neuord-nung und Zusammenarbeit in Südosteuropa suchte. Unser Freund Dr. Etrhard Busek war (und ist) ein wichtiger Akteur. Diese Initiativen mündeten 2009 in einen konkreten Vor-schlag der österreichischen und rumänischen Regierungen zur Schaffung einer von der EU-Kommission zur erarbeitenden Donauraum-Strategie.4 Andererseits gab es bereits seit Ende der 90er Jahre viele und unterschiedliche Aktivitäten auf kommunaler und regionaler Ebene, die ganz wesentlich von Baden-Württemberg – insbeson-dere Ulm – ausgingen. Die Ulmer Donauinitiati-ven und die von hier ausgehende Vernetzung im europäischen Donauraum – kurz: der „Ulm-Pro-zess“ – zeigten nachhaltige Wirkung. Eine wichti-ge Rolle im Vorfeld der Entscheidung, die EUSDR auf den Weg zu bringen, spielten die Donaukon-ferenzen in der baden-württembergischen Lan-desvertretung in Brüssel 2006, 2008 und 2010 und der „Ulm Summit“ mit Regierungsvertretern aus den Donauländern im Mai 2009. Eine Ulmer Initiative war auch die Gründung des „Rats der Donaustädte und -regionen“ bei der IV. Konfe-renz der Donaustädte und -regionen im Juni

4 vgl. Erhard Busek: Ein Fluss verbindet – Die Donau als Instrument europäischer Integration, Vortrag an der TU Wien, 12/2011

2009 in Budapest. Der „Ulm-Prozess“ hat we-sentlich dazu beigetragen, die EUSDR auf den Weg zu bringen5. Ein weitere wichtige Institution in der Donau-Kooperation ist die schon Anfang der 90er Jahre von Österreich aus initiierte Ar-beitsgemeinschaft (ARGE) Donauländer6.Im Juni 2009 wurde die EU-Kommission vom Europäischen Rat beauftragt, eine Strategie für den Donauraum zu erarbeiten. Im Laufe des Jahtes 2010 fanden dann – beginnend in Ulm – entlang des Stroms insgesamt fünf Stakehol-der-Konferenzen der EU-Kommission statt,

um in einem breit angelegten Konsultationsprozeß – „bot-tom-up“ – gemeinsam mit vie-len Akteuren, Institutionen, NGOs und Unternehmen aus dem ganzen Donauraum Inhal-te und Ausrichtung der Strate-gie zu diskutieren. Die EU-Strategie für den Do-nauraum wurde im Dezember 2010 von der Europäischen Kommission vorgestellt und

am 24. Juni 2011 im Rahmen der ungarischen Ratspräsidenschaft vom Europäischen Rat ver-abschiedet. Die Strategie schließt das gesam-te Donaubecken ein – nicht nur die unmittel-baren zehn Anrainerländer – mit insgesamt 14  Staaten: den acht EU-Mitgliedern Deutsch-land – stellvertretend Baden-Württemberg und Bayern -, Österreich, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Slowenien, Bulgarien und Rumänien, den EU-Beitrittskandidaten Kroatien und Mon-tenegro, den potenziellen Beitrittskandidaten Serbien und Bosnien-Herzegowina sowie der Uk-raine (nur die Regionen an der Donau) und der Republik Moldau. Die Strategie soll den Wohl-stand im Donauraum erhöhen, die Umsetzung europäischer Rechtsvorschriften in den beteilig-ten Staaten fördern und auf diesem Wege auch diejenigen Staaten, die noch nicht EU-Mitglieder sind, näher an eine Mitgliedschaft heranführen.

5 vgl. Peter Langer: Stadt – Land – Fluss – Europa, Ulm 2011 unter www.donauakademie.eu

6 vgl. www.argedonau.at

Das soziale,

wirtschaftliche und

politische „Gefälle“

langfristig aufzuheben

ist die zentrale Aufgabe

der EU-Strategie für

den Donauraum.

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Sie soll insbesondere der Verwirklichung der Zie-le der Strategie „Europa 2020“ dienen. Mit der Verabschiedung der Strategie wurden von der EU-Kommission auch drei „NOs“ ver-kündet: keine neuen Institutionen, kein neues Geld, keine neuen Rechtsvorschriften. Das heißt, mit neuen Fördermitteln ausdrücklich für Pro-jekte im Rahmen der EUSDR ist allenfalls in der nächsten Phase der EU-Struktur- und Kohäsi-ons-Fonds ab 2014 zu rechnen. Andererseits ste-hen Ländern wie Rumänien und Bulgarien noch im laufenden Jahr 2013 Mittel aus EU-Struk-turfonds in Höhe von mehreren Milliarden Euro für Projekte und Maßnahmen im Rahmen der EUSDR zur Verfügung, die bisher nicht abgeru-fen wurden.

Die zentrale Herausforderung

Damit ist bereits eine zentrale Herausforderung der jetzigen Implementierungsphase der EUSDR angesprochen: In der Administration und Koor-dination des Strategie-Prozesses – insbesonde-re bei der Projekt-Entwicklung und Umsetzung – bestehen erhebliche Defizite – unter anderem aufgrund mangelnder Kompetenz und Qualifi-kation in den Verwaltungen und Institutionen und der Labilität der politischen Systeme etwa durch häufigen Wechsel der politischen Akteu-re. Zu ersten Erfolgen im Bereich der Verkehrs-infrastruktur wie der Fertigstellung der neuen Donaubrücke zwischen dem bulgarischen Vidin und dem rumänischen Calafat müssen mittel- und langfristig Maßnahmen und Projekte fol-gen, die bei den Menschen in den Städten und Regionen an der mittleren und unteren Donau ankommen. Sie müssen in ihrem Alltag sichtba-re und positive Veränderungen bringen und eine optimistische Wachstumsperspektive schaffen: durch mehr Wohlstand, Bildung, eine saubere Umwelt, soziale Gerechtigkeit und Rechtssicher-heit. Das ist Sinn und Zweck der EU-Donauraum-strategie.Bei der 6. Europäische Konferenz der Donau-städte und-regionen am 24. und 25. September 2012 in Wien, an der 200 Bürgermeister, Reprä-

sentanten der Regionen und Städte, Vertreter der nationalen Regierungen, des EU-Parlaments und der EU-Kommission, Akteure aus NGOs, Medien und Unternehmen aus dem ganzen Do-nauraum teilnahmen.wies Wiens Bürgermeister und Landeshauptmann Dr. Michael Häupl dar-auf hin, dass in der jetzigen entscheidenden Pha-se der Umsetzung der EU-Donauraumstrategie vor allem die Städte und Regionen gefragt sind – als vergleichsweise stabile Faktoren im Donau-raum. Von der lokalen und regionalen Ebene und deren Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg wird der Erfolg der EU-Donauraumstrategie ab-hängen7.

Städte und Regionen: „Good Governance“

„Governance“ ist – wenn man eine präzise und trennscharfe Übertragung in den deutschen Dis-kurs versucht – ein mehrdeutiger Begriff. Darun-ter zu verstehen sind politische und gesellschaft-liche Lenkungs- und Gestaltungsformen, die sich auf staatliche Systeme ebenso beziehen können wie auf zivilgesellschaftliche, Verwaltungs- und Unternehmensstrukturen. Bezogen auf die Staa-ten, Städte und Regionen entlang der Donau und die EU-Strategie für den Donauraum kommt ein weiterer entscheidender Aspekt hinzu, der be-reits genannt wurde: Das „Gefälle“ entlang der Donau von West nach Ost betrifft zum einen die Wirtschaft und den Stand der Technologie, zum anderen die Qualität des politischen und gesell-schaftlichen Handelns und der damit verbunde-nen Institutionen. In der EUSDR wird dies durchaus zum Ausdruck gebracht. Hier findet sich das Thema „Gover-nance“ vor allem in der 4. Säule des Aktionsplans wieder: „Stärkung des Donauraums“. Unter der Bezeichnung „Verbesserung der institutionellen Kapazität und Kooperation“ ist ihm ein ganzer Prioritätsbereich (Nr.10) gewidmet, für den die Stadt Wien verantwortlich ist. Dort heit es: „Die Donaustaaten sind ganz unterschiedlich, was Rechtsstaatlichkeit, Transparenz, Demokratie,

7 vgl. Wien im Zeichen der Donauraumstrategie, in www.wieninternational.at

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DonaukratieSchwerpunktthema

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Marktwirtschaft und die allgemeine politische Stabilität betrifft. Die Staatsführungen sind in unterschiedlichem Maße dezentralisiert. Unter-schiedlich sind sie auch hinsichtlich ihrer Finan-zierungsstrukturen, politischen Mandate, politi-schen Kompetenzen, territorialen Kompetenzen und in der Reife ihrer Beziehungen zur EU. Wei-ter bestehen Unterschiede in der politischen und institutionellen Kapazität der einzelnen Staaten, der verschiedenen Ebenen von Verwaltung, Ins-titutionen und Zivilgesellschaft sowie zwischen städtischen und ländlichen Regionen. Die insti-tutionellen Kapazitäten werden von der jeweili-gen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit beein-flusst“ 8.

Die Rolle der Städte und Regionen

Als wichtige Handlungsebene wird in diesem Zu-sammenhang vor allem auf die Rolle der Städte und Regionen hingewiesen. Denn insbesonde-re die Leistungsfähigkeit der Kommunal- und Regionalver-waltungen in den südosteu-ropäischen Donauländern ist noch eher schwach ausgeprägt. Neben strukturellen Ursachen, wie z. B. der oft geringen finan-ziellen Ausstattung und man-gelnden Kompetenz der lokalen im Vergleich zur zentralstaatlichen Ebene, stel-len hier insbesondere auch Aspekte der Qualifi-kation des Personals ein erheblisches Defizit bei der Schaffung einer nach den Grundsätzen mo-dernen öffentlichen Managements handelnden Administration dar. Im Rahmen der Umsetzung der EU-Donauraum-strategie kommt daher dem Aspekt des adminis-trativen „Capacity-building“ eine Schlüsselrolle zu: Die nachhaltige Optimierung und Stärkung von Governance insbesondere auf der kommu-nalen Handlungsebene trägt wesentlich dazu bei, dass die definierten strategischen Ziele und Aktionsfelder der Donauraumstrategie erreicht werden können. Dazu bedarf es einer geziel-

8 Aktionsplan der EUSDR, S. 84; unter www.danube-region.eu

ten Weiterbildung der MitarbeiterInnen in den Stadtverwaltungen im Bereich des Public Ma-nagement, um die Maßnahmen und Projekte der Donauraum-strategie effizient umsetzen zu können. Insbesondere die Verwaltungen der Städte am Oberlauf der Donau – wie Ulm und Wien – kön-nen dazu durch eine aktive Vermittlung ihres in der Aus- und Weiterbildung vorhandenen Know-hows einen wichtigen Beitrag leisten. Der Rat der Donaustädte und Regionen hat deshalb ein Twinning-Projekt zwischen Donaustädten aus Baden-Württemberg, Bayern und Österreich und Donau-Städten in Ungarn, Kroatien, Serbien, Bulgarien und Rumänien.initiiert mit dem Ziel, „Donau-Manager“ auszubilden 9)9.Funktionierende Städte-Netzwerke sind ins-gesamt eine unabdingbare Vorausetzung für die Entwicklung von institutioneller Kapazität und „Good Governance“. Im Aktionsplan wird der Rat der Donaustädte und -regionen (RDSR)

als strategischer Partner der EU-Kommission insbesondere hinsichtlich des Informations-austauschs und Know-how-Transfers genannt10. Neben der Optimierung administra-tiver Strukturen geht es vor al-lem auch um die Entwicklung von aktiver Bürgerbeteiligung

z. B. an öffentlichen Planungsprozessen – bisher in Südosteuropa kaum entwickelt – und die Ein-beziehung und Förderung der Zivilgesellschaft. Damit gemeint sind Orte und Institutionen des bürgerschaftlichen Engagements und freiwilli-ge, öffentliche Vereinigungen (NGOs). Ziel ist es, das Zusammenwirken von öffentlichen Ver-waltungen und Zivilgesellschaft so transparent, gleichberechtigt und effektiv zu gestalten. Zivil-gesellschaftliche Träger oder deren Vereinigun-gen bzw. Verbände müssen ihre Kompetenzen und Verantwortungen umfassend wahrnehmen können. Damit werden – als Beitrag zum Büro-

9 Twinning and Learning: „Danube Manager“ – Urban and regional management in the Danube Region; Verwaltungshochschule Campus Wien 2012,

10 vgl. Aktionsplan der EUSDR, S. 87; unter www.danube-region.eu

Besondere

Aufmerksamkeit

muss dabei den

jungen Menschen im

Donauraum gelten.

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kratie-Abbau und zu einer nachhaltigen Demo-kratie-Entwicklung in Südosteuropa – sowohl die kommunale und regionale Selbstverwaltung gegenüber der zentralstaatlichen Ebene als auch bürgerschaftliche Partizipationsstrukturen ge-stärkt. Der Rat der Donaustädte und -regionen hat bereits 2010 in einem Positionspapier im Rahmen der Konsultationsphase der EUSDR auf die herausragende Bedeutung der Bürgerrechte und Zivilgesellschaft im Donauraum hingewie-sen und konkrete Projekte zur Roma-Integrati-on, Frauen-Gleichstellung, Jugendbegegnung und Medienfreiheit vorgestellt 11.Der RDSR führt zur Zeit gemeinsam mit dem „Danube Civil Society Forum“, einer Netzwerkor-ganisation von NGOs und zivilgesellschaftlichen Vereinigungen im Rahmen der EUSDR12, und der Europäischen Donau-Akademie13 unter der Be-zeichnung „River Show: Democracy, Self Gover-nment and Citizens Participation in the Danube Region“ eine Informationskampagne durch, um die politischen und administrativen Akteure, Vertreter von NGOs, SMEs und Medien in den Städten und Regionen entlang der Donau über die Möglichkeiten, Perspektiven und Aktionsfel-der der EUSDR zu informieren 14.

Kulturelle Identität: „Unity in the Diversity“

Aus der Synergie, dem erfolgreichen Zusam-menwirken einer effektiv und unbürokratisch arbeitenden Administration mit einer Bür-ger-Partizipation ohne Alibi-Funktion und der Mobilisierung der Zivilgesellschaft wird ein wei-teres Handlungsfeld von Good Governance nach-haltig gefördert: ein auf die Region bezogenes Zusammengehörigkeitsgefühl von Bürgerinnen und Bürgern, die in der Lage sind, für sich und andere kompetent zu handeln. So kann „kultu-relle Identität“ enstehen – als Zugehörigkeit zu einem bestimmten kulturellen Kollektiv mit der

11 vgl. www.donaustrategie-positionen.de; vgl. auch: Ivo Gönner: EU-Strategie für den Donauraum; in: EUROPA kommunal Nr. 2/2011

12 vgl. www.danubestrategy.eu

13 vgl. www.donauakademie.eu

14 danube connects – das magazin für die Donauländer, Ulm 2 / 2012, S. 7

„… fragt vielmehr, was könnt ihr für euer Land tun!“

(nach John F. Kennedy)

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Bereitschaft, für dieses Kollektiv verantwortlich zu handeln 15)15. Und wieder sind es vor allem die Städte und Regionen, in denen ein solcher Prozess stattfinden kann. In den Städten und Regionen wird die gemeinsame wechselvolle Ge-schichte, Gegenwart und Zukunft an der Donau am stärksten und unmittelbarsten erlebt – als Grundlage jeder Identitätsbildung. Die EU-Do-nauraumstrategie kann einen Beitrag dazu leis-ten, dass diese Verbundenheit durch die kultu-relle, wissenschaftliche, zivilgesellschaftliche und kommunale Zusammenarbeit gestärkt und zugleich seine Heterogenität und Differenz hin-sichtlich der Sprachen, Kulturen, Religionen, Wirtschaft und Politik toleriert werden. So kann regionale und letztlich auch europäische Iden-tität der Menschen in diesem räumlichen Zu-sammenhang entstehen. „Unity in the diversity“ kann zu einem europäischen Markenzeichen des Donauraums werden, indem Projekte entwickelt werden, die die kulturellen Gemeinsamkeiten, aber auch die kulturelle Vielfalt entlang der Do-nau fördern16.

Vision und Verantwortung

Langfristig geht es um die nachhaltige Entwick-lung und Konsolidierung des Donauraums als große Wirtschafts-, Innovations- und Kultur-region in Europa. Besondere Aufmerksamkeit muss dabei den jungen Menschen im Donau-raum, den „Young Danubians“ gelten. Seit dem Fall des Eisernen Vorhanges und den blutigen Konflikten auf dem Balkan gibt es einen starken

15 vgl. George H. Mead: Geist, Identität und Gesellschaft, Frankfurt am Main 1968

16 vgl. Peter Langer: Kulturelle Identität im Donauraum; Ulm 2011, in www.donauakademie.eu

Abwanderungstrend von gutausgebildeten jun-gen Menschen aus dem mittleren und unteren Donauraum nach Westeuropa. Damit ist eine dramatische Wechselwirkung entstanden: zum einen führen die wirtschaftlichen Defizite zur Abwanderung der jungen Eliten, zum anderen wirkt sich dies negativ auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung aus. Dieser „Brain-drain“ ´kann nur in einer gemeinsamen Anstren-gung abgewendet werden: mit einer Kombina-tion aus guter Ausbildung vor Ort, nachhaltiger Wirtschaftsentwicklung und einer verbindlichen Rechtssicherheit. Die jungen Eliten im mittleren und unteren Donauraum brauchen attraktive Angebote aus wirtschaftlichen Sektoren, die eine gute Zukunft versprechen. Der Erfolg der EU-Donauraumstrategie als ei-nes der ambitioniertesten europäischen Projek-te hängt entscheidend davon ab, dass es einen ständigen Dialog und eine enge Zusammenarbeit zwischen Akteuren aus der Wirtschaft, Wissen-schaft und Politik gibt. Sie müssen sich zu einem festen Netzwerk zusammenschließen, getragen von der gemeinsamen Verantwortung und der Vi-sion, den Donauraum mit seiner jahrtausendeal-ten bewegten Geschichte und vielfältigen Kultur neu und dauerhaft zusammenzuschließen. Dafür braucht es einen ständigen Dialog zwischen den Akteuren, wie ihn das „ EUROPEAN DANUBE FORUM“ anbietet. „Wenn nicht im Donauraum europäische Identi-tät entwickelt wird, wo sonst?“ – so Dr. Erhard Busek17. D‘accord !

17 zitiert in: Positionen des Rats der Donaustädte und -regionen, April 2010, S. 6, unter www.donaustrategie-positionen.de

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Der

Donauraum

braucht neues

Lobbying!Mag. Karin Keglevich,

Geschäftsführerin Special

Public Affairs, Senatorin im

SENAT DER WIRTSCHAFT

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eder trachtet danach, die eigenen Interessen zu wahren und Wege zu finden, um aus Erforder-nissen, Wünschen und Ideen konkrete Projekte und Vorgehensweisen entstehen zu lassen. Da-bei geht es schlussendlich immer darum, wer auf welche Weise von diesen Erfordernissen, Wünschen und Ideen wie erfährt bzw. darum, wer als Wissenträger/in überhaupt relevant ist. Es handelt sich um eine der Königsklassen der Kommunikation, denn das Verstehen der Zu-sammenhänge erfordert in komplexen Struktu-ren umfangreiches Know-how. Daher entstand daraus ein eigener Berufsstand inklusive viel-fältiger Definitionen, was Vertreterinnen und Vertreter dieser Zunft überhaupt konkret tun – die Lobbyisten. Eine dieser Definitionen findet sich in Gablers Wirtschaftslexikon von Prof. Dr. Bernd Helmig: „Die möglichst vollständige Aus-nutzung der Möglichkeiten der Einflussnahme auf das politische System.“ Ist diese Definition jedoch nach wie vor gültig? Entstehen durch die Erweiterung Europas nicht vollständig neue An-forderungen und Vorgangsweisen? Was bedeu-ten diese Veränderungen für den Donauraum?

Eine Frage der Definition und der Komplexität

Die Wirkungsweise des gezielten Lobbyismus wird immer unterschiedlich wahrgenommen. Sie wird dann verdammt, wenn ein Wettstreit verlo-ren wird. Dann heißt es rasch, „die Lobbyisten“ sind die Gewinner, z. B. die „Banken-Lobby“, die „Frächter-Lobby“, die „Waffen-Lobby“ usw. Feh-lendem Lobbying gibt man jedoch immer dann die Schuld, wenn sich Ideen und Vorstellungen nicht durchsetzen. Dann hat z. B. „Österreich in der EU eine zu schwache Lobby“. Braucht man sie nun, oder nicht, die Lobby? Vor allem im Hinblick auf die politischen Gege-benheiten verändert sich das Spiel der Kräfte. Die nach wie vor auch in der gelebten Praxis existierende politische Zweiteilung in EU und Nationalstaaten ist ein großes Problem bei der Umsetzung konkreter Projekte. Anhand vieler Beispiele ließe sich illustrieren, dass die EU kon-

krete nationale Grenzen überschreitende Inter-essen hat, diese aber von den politischen Akteu-ren vor Ort nur halbherzig umgesetzt werden. Im Hinblick auf die Donau gibt es z. B. konkre-te EU-geförderte Initiativen zur Verbesserung der Donau als Warenverkehrsweg, um z.  B. die Vertiefung der Fahrrinnen zu ermöglichen, da-mit Frachtschiffe ganzjährig die Donau als Ver-kehrweg nutzen können. Die EU verfolgt dabei das Ziel, einer ausgewogeneren Verteilung der Transportwege Schiene, Luft, Straße und Was-ser zu erreichen, um so die Umweltbelastung weiter einzudämmen. Was geschieht jedoch in der Praxis?

Was tatsächlich passiert – was jedoch nötig wäre

Projekte denen die nationalen Politiker in Brüs-sel zugestimmt haben, werden im eigenen Land nur halbherzig „verkauft“ um lokalen Politikern, NGOs und Bürgerinitiativen nicht zu sehr in die Quere zu kommen, und man getraut sich oftmals nicht, die geforderten Maßnahmen entspre-chend umzusetzen, auch wenn diese zur regio-nalen Wirtschaftsentwicklung einen wesentli-chen Beitrag leisten würden. Eine gängige Praxis ist daher die Gründung von staatsnahen Gesell-schaften, die dann – mit der entsprechenden parteipolitischen personellen und finanziellen Ausstattung – die Umsetzung teils unpopulärer Maßnahmen übernehmen sollen. Diese Gesell-schaften erben auch die „Buhmann-Funktion“, damit die Politik die Stürme der Emotionen möglichst unbeschadet übersteht und vor allem offiziell keine Verantwortung übernehmen muß. Modernes Lobbying würde der Politik hier we-sentliche Unterstützung bieten können, um sinnvolle Maßnahmen so zu transportieren,

J Mag. Karin Keglevich ist Gründerin und Geschäftsführe-rin von Special Public Affairs und gilt als arrivierte Exper-tin in ihrem Kommunikations-Fachbereich. Der Schwer-punkt der PR-Beratungskompetenz ihres Unternehmens liegt im Industrie- und Finanzbereich. Mag. Keglevich ist Senatorin im SENAT DER WIRTSCHAFT. www.spa.co.at

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dass sie und ihre Anliegen von den Bürgerinnen und Bürgern wie auch von Repräsentatinnen und Repräsentanten der Wirtschaft entsprechend verstanden würden. Lokale Politiker könnten dann leichter diese geplanten Aktivitäten umzu-setzen.Die Politik muss das Vertrauen entwickeln, dass sie sinnvolle Initiativen mit dem Ziel Arbeits-plätze zu schaffen, Wertschöpfungsketten zu unterstützen, Regionenentwicklung zu fördern und auch ökologische Aspekte in einem adequa-ten Ausmaß berücksichtigt und auch offen und klar kom-muniziert. Immer mündigere Bürgerinnen und Bürger er-warten sich das von gewählten Repräsentanten. Die Zeiten, in denen man still und leise mit Verschleierungstaktiken und vorgeschobenen Institutionen versucht, politischen Ziele so zu erreichen, dass schwer nachvollziehbar ist, wer eigent-lich dahinter steht, sollten vor-bei sein. Eine offene, sachbezogene Kommuni-kation wäre gefordert und ein klares Bekenntnis zur Notwendigkeit der Maßnahmen. Moderne, zukunftsorientierte Kommunikationsstrategien zur Information der Privatwirtschaft und der Öffentlichkeit, aber auch der eigenen lokalen Po-litker ist eine neue und unabdingbare Form des „umgekehrten“ Lobbyismus.

Besonderheit Donauraum

Gerade im Donauraum, in dem aufgrund der Ausbreitung der Donau eine Unmenge von Städ-ten, Regionen, Ländern und Institutionen sowie die EU-Donauraumstrategie einwirken, bedarf es gezielter, aufeinander abgestimmte, Kommu-nikationskonzepte. Dabei muss eine grenzüber-schreitende und ideologieunabhängige Pakt-

fähigkeit aller Stakeholder entwickelt werden, damit auch bei entsprechendem Gegenwind alle Institutionen hinter den gemeinsam vereinbar-ten Maßnahmen stehen. Durch das Fehlen die-ser Kommunikationsstrategien passiert es viel zu oft, dass bei entsprechendem Gegenwind diese Paktfähigkeit nicht gegeben ist. Gerade für Unternehmen ist dies im Hinblick auf ihre Engagements im Donauraum unabdingbar. Sie stellen nur dann Arbeitsplätze bereit, wenn die Sicherheit gegeben ist, dass es nicht lediglich bei

Absichtserklärungen bleibt, sondern konkrete Maßnah-men gesetzt werden. Daher ist eine verstärkte Integration der Wirtschafts-Repräsentan-tinnen und Repräsentanten in diesem Kommunikationskreis-lauf unabdingbar. Die Potenziale für die Entwick-lung des Donauraums sind so groß und umfangreich, dass die Maßnahmen nicht durch klein-geistige Territorialansprüche

unterwandert werden dürfen. Dabei gilt einmal mehr: Großes kann nicht geschehen, wenn man Kleine fragt, ganz im Sinne des Zitats von Hen-ry Ford: „Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie sich wünschen, hätten sie geantwortet: Schnellere Pferde“. Aus der Perspektive des Klei-nen kann das Große, das optimal Mögliche, das Potenzial und die Entwicklungschance mitunter gar nicht erkannt werden. Es handelt sich somit um eine Frage der Leadership-Qualität, um den Mut voran zu gehen und um den Weitblick für größere politische und wirtschaftliche Perspekti-ven, die einer Einzelperson möglicher Weise ver-borgen bleiben. In diesem Sinne braucht der Donauraum drin-gend ein neues Lobbying – ein neues Verständnis für Kommunikationsbedürfnisse auf der Basis der Transparenz und Offenheit!

Maßnahmen

dürfen nicht durch

kleingeistige

Territorialansprüche

unterwandert werden.

Großes kann nicht

geschehen, wenn

man Kleine fragt.

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How dialogue works, why it is so important and so hard to establish

Jochen Ressel interviews H.E. Petar Stoyanov

Dialogue and Cooperation for

Change

merging countries need assistance in becoming more efficient, capable, and competitive partners on a regional and global level. The Center for Glo-bal Dialogue and Cooperation – CGDC provides this support by promoting dialogue between bu-siness and politics on the basis of ethical prin-ciples. Petar Stoyanov – President of the CGDC, President of the Republic of Bulgaria 1997–2002 – explains, why the chance to initiate dialogue should not be taken for granted, how it can be created and how it impacts the Danube region.

Mr. Stoyanov, you have an extensive experience in how dialogue works. Why is it so important to have dialogue, nowadays in Europe?From my experience as a President, I firmly be-lieve in dialogue within politics. We all belong to different nations, we have diverse points of view,

history, and traditions. In the last century, the Europeans fought each other; we were enemies during the two world wars. Only as a result of mutual dialogue were we able to create the Euro-pean Union. We were able to successfully enlarge the European Union following the lifting of the “iron curtain” – only because of dialogue!

Which is the most essential „ingredient“ to create dialogue? I think that among the most important personal values or principles is the ability to listen. To lis-ten to what people around us are saying. It may be at a conference, a business meeting, in the street or at the university. Listening is the basis for responding adequately, and this is already a dialogue that will generate better results and wiser solutions.

E

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One factor is to listen, another to express yourself properly in order to be understood correctly. It goes both ways, right? Dialogue is a two-way street – sending and recei-ving. With regard to the sender, I am confident that values like honesty, transparency, relia-bility, and mutual trust form a sound basis for relationship between politics and business. But the message won’t be received, if the recipient doesn’t follow the same ethical principals. Consi-dering today‘s situation, we can clearly see com-munication gaps which need to be filled. I will give you the most obvious example: politicians have to work to restore the respect and trust of people, because these are the fundamentals in any political system. How can we deal with the current financial crisis without the confidence of the business and the people in the political lea-

dership? Therefore, the ethical principles on both sides play an important role to create fruitful di-alogue.

How can one contribute to this cause? We always have to consider the welfare of people on a global level. That means: we have to help and support each other. Everyone of us can contribu-te to the well-being of peole in the world! And this is not a slogan; this is the ultimate way to

The Center for Global Dialogue and Cooperation – CGDC is a politically-independent, international, non-govern-mental organization. The 3rd CGDC Annual Meeting will be held on 03–04 December 2013, in Vienna. CGDC is granting a 20% discount to members of the SENATE OF ECONOMY. For more information: www.cgdc.eu

S.E. Petar Stoyanov is the former President of the Repub-lic of Bulgaria (1997-2002) and President of the CGDC.

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deal with global challenges and the crisis. Hence, I am positive, that consideration for everyone‘s rights and values is an important step towards facing any challenges – whether political, finan-cial or economic.

How does this apply for the Danube Region and South-Eastern Europe in particular? I’m convinced that integration is the key fac-tor with regard to the entire region. Complete European integration cannot be accomplished without the Western Balkans. Their inclusion is significant not just because of their strategic geographic location. Dialogue is, once again, the keyword. The CGDC is working on bringing to-gether the different stakeholders in South-Eas-tern Europe; we try to urge the relevant respon-sible bodies and people to think more about the future, common projects and mutual benefits, rather than dwelling on history and the past.

What have you been working on recently to support this process? Any on-going projects in this direction? Let me highlight three main spheres we tackle, where dialogue plays an important role, and we are putting our efforts in creating it there: educa-tion, economic development, and engery efficen-cy.EDUCATION

The “Education for Change – Scholarship for Stu-dents from the Western Balkans” project is carri-ed out, in cooperation with MODUL University in Vienna and has provided 13 scholarships for MBA in Public Governance and Management to outstanding students from the Western Balkan region, belonging to different ethnic and re li gious groups, to enable them to become the future lea-ders in their countries. The CGDC has identified an opportunity to make a lasting positive change by investing in the education of young people, so that they can learn, understand, and conse-quently embrace their differences. Our next project is to provide skill development education and training programs for teachers from Eastern European countries. After com-pleting their studies, these teachers will pass on their knowledge to students, and thus multiply the effects of the program. By combining our ef-forts with like-minded organizations, we hope to contribute to building a better future and invest in the most valuable asset – the new generations and upcoming leaders.ECONOMIC DEVELOPMENTExploring and popularizing business opportuni-ties and cultural heritage is vital for establishing sustainable social and economic development. The CGDC has teamed up with Milestone GRP for a joint project on a number of premium locations like Peru, Qatar, Canada, Azerbaijan, Kazakhs-

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tan etc. The result are top-quality investment publications that provide in-depth coverage of the profiled country, highlighting its key public and private players, business opportunities, cul-ture and traditions. These reports offer up-to-date, timely and forward-looking content from world-renowned experts, and it is directly deli-vered to the relevant audience.ENERGY EFFICIENCYThis is one of our major fields of interest and, thus, a traditional topic at our Annual Mee-tings. We have decided to reach out further and organize an international conference on energy self-sustainability of municipalities, based on sharing the experience of the Municipality of Guessing and similar best-practice models. For this project, we will seek cooperation, for ex-ample, with the Covenant of Mayors, different international or local energy agencies, as well as organizations like UNIDO (which recently gran-

ted our organization a consultative status). The Danube Region has a special place in this project in many aspects – economic, geographic, politi-cal, as a highly relevant energy source with huge potential, as well as framework-wise on the Euro-pean and regional levels.

Mr. Stoyanov, what are the main points of your personal vision you want to share and establish in Europe and the Danube Region in particular? The belief in human rights and democracy as a fundament. And on this basis, we must create di-alogue and cooperate with one another. Yes, we have had hard times throughout history, but let‘s try to learn from them and move on. Only then, can we create a better future.

Many thanks for the interesting insights you gave us on your understanding of dialogue!

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Schwerpunktthema

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Den sündteuren Föderalismus abschaffen – oder ihn vorher überhaupt richtig einführen?

Dr. Franz Schellhorn

n Europa wird wieder „groß“ gedacht. Man sehnt sich nach den „Vereinigten Staaten von Europa“. Einer erstarkten Staatengemeinschaft, die mit einer (kräftigen) Stimme spricht und allen Mit-gliedsländern einheitliche Orientierungshilfen vorgibt. Kleinstaaterei gilt neuerdings wieder als peinliche Kleingeisterei, eine gemeinsame Währung brauche schließlich eine gemeine Wirt-schafts- und Fiskalpolitik, wie immer öfter zu hören ist. Eine Vergemeinschaftung der Staats-schulden (Eurobonds) ist deshalb ebenso kein Tabu mehr wie eine Angleichung der nationalen Steuer- und Sozialsysteme. Was früher undenk-bar war, scheint nun, fünf Jahre nach Ausbruch der globalen Finanzkrise, also zum Greifen nahe: Das Überwinden nationaler Egoismen zugunsten einer großen, gemeinsamen Idee. Mit dem nicht

zu unterschätzenden Vorteil, dass sich am Ende so gut wie alle freuen dürfen und nur ein Verlie-rer einsam in der Gegend rumsteht: der Födera-lismus. Ein Föderalismus, der in Zeiten anschwellender Staatsschulden ohnehin unter Legitimations-druck gekommen ist, allen voran in schlecht wirtschaftenden Ländern wie Österreich. Ein Steirer ist zwar kein Tiroler und ein Kremser kein Linzer, so wie auch ein Wiener mit dem Bregen-zer wenig gemein hat. Der Erhalt der regionalen Artenvielfalt ist zwar bei den Bürgern populär – aber neun Länder, 80 Bezirke und 2357 Gemein-den samt dazugehörenden Verwaltungseinhei-ten seien für einen Ministaat wie Österreich nun einmal ein nicht mehr zu bezahlender Luxus. Schließlich gäbe es in ganz Dänemark gerade ein-

I

Wer braucht schon den

Föderalismus?

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mal 98 Gemeinden und außerdem komme das benachbarte Bayern ja auch ohne Bundesländer aus (gerne unterschlagen wird, dass Bayern sie-ben Regierungsbezirke führt, die den österreichi-schen Bundesländern recht ähnlich sind. Hinzu kommen 71 Landkreise und 2056 Gemeinden). Selbst in der Schweiz, dem zu Land gewordenen Föderalismus, finden sich nahezu wöchentlich Berichte über geplante Fusionen von Kantonen und Gemeinden. Weshalb es auch höchste Zeit sei, den sündteuren Föderalismus in Österreich zu korrigieren, respektive abzuschaffen.

Föderalismus nach Gutsherren-Art

Das wird allerdings nicht ganz einfach werden. Das liegt schon einmal daran, dass etwas, das es gar nicht gibt, vergleichsweise schwer aus der Welt zu schaffen ist. Österreich ist zwar ein fö-deral organisiertes Land, das aber nur am Papier. Echter Föderalismus verlangt nämlich neben ei-ner klaren Kompetenzverteilung noch zweierlei: Kein Bail-out für schlecht wirtschaftende Länder und Gemeinden sowie Steuerhoheit für selbige. In Österreich übernimmt der Staat ohne Gegen-leistung die Haftungen abgesandelter Bundes-länder (Kärnten) und von Steuerhoheit ist weit und breit keine Spur. Der Bund treibt 95 Prozent der Steuergelder ein, die dann in Gutsherren-art verteilt werden. Vor allem von großherzigen Landesvätern, die es besonders gut mit ihren Schäflein meinen.Während die Länder und Gemeinden also gera-de einmal fünf Prozent aller Steuergelder selbst eintreiben, gehen 30 Prozent der Staatsausga-ben auf ihr Konto. Ein System, das geradezu auf Verschwendung öffentlicher Gelder ausgerichtet ist. Wer sich für ausgegebene Steuergelder nie verantworten muss, greift nun einmal besonders

gerne und tief in die von fremder Hand gefüllte Tasche. Die Folgen heißen überteuerte Prestige-projekte, verspekulierte Landesbanken, „verlo-rene“ Wohnbaugelder und explodierende Schul-den in den Ländern. Dort wurden sie seit 1995 verdreifacht, im Bund verdoppelt. Einzig in den Gemeinden sind sie leicht rückläufig.Diesen österreichischen Pseudoföderalismus durch eine straffe Zentralisierung zu ersetzen, wäre natürlich eine Möglichkeit. Die weitaus bessere wäre aber, in Österreich (und in vielen anderen europäischen Ländern) den Föderalis-mus endlich einmal einzuführen. Zentralisierte Staaten werden nämlich keineswegs günstiger verwaltet als föderale, ganz im Gegenteil. Es ist eben keine Frage von Größe, wie teuer ein Staat kommt. Sondern eine Frage des Anreizsystems. Und da zeigt sich, dass eine ganze Reihe föderal organisierter Länder besser abschneiden als ihre zentralisierten Pendants. Wie etwa Kanada oder

Dr. Franz Schellhorn begann nach seinem Studium der Handelswissenschaften seine Laufbahn bei der Tageszei-tung „Die Presse“, bei der er bis vor Kurzem als stv. Chef-redakteur tätig war. Er ist Direktor der Agenda Austria.

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auch die bereits erwähnte Schweiz, die mit 26 Kantonen, 148 Bezirken und 2408 Kommunen noch kleinteiliger aufgestellt ist als Österreich. Dennoch verwalten die Eidgenossen ihr Land um ein Drittel günstiger als das flächenmäßig dop-pelt so große Österreich.

Steuerfreiheit für Länder und Gemeinden? Besser heute als morgen!

Der fundamentale Unterschied: Bei den Eidge-nossen wird das Geld dort eingehoben, wo es aus-gegeben wird. Wenn der Herr Bürgermeister ein Schwimmbad oder ein zweites Feuerwehrhaus bauen lassen will, fein. Vorausgesetzt, die Bürger stimmen dem Vorhaben und den damit verbun-denen Steuererhöhungen zu. Dasselbe passiert im Kanton und auf Bundesebene. Abstimmen darf, wer bezahlt. Das sichert den sorgsamen Umgang mit Steuergeldern und die unmittelbare Betroffenheit erhöht auch die allgemeine Steuer-moral. Wie könnte nun eine Steuerhoheit für föderale Einheiten aussehen? In der Schweiz gehen die wichtigen indirekten Steuern (allen voran die Mehrwertsteuer) an den Bund. Alle drei Verwal-tungsebenen heben selbstständig Einkommen-steuern ein. Und zwar mit deutlich unterschied-lich hohen Sätzen. Die Folge ist ein enormer innerstaatlicher Wettbewerb um die Steuerzah-ler, der das Preis-Leistungs-Verhältnis des öf-fentlichen Angebots verbessert. Die Bürger sind dann nämlich umworbene Kunden. Das führt auch keineswegs zu einem ruinösen Wettlauf nach unten, wie immer wieder gerne behauptet wird. Die Steuersätze in den Kommunen und Kantonen unterscheiden sich beträchtlich, und

das seit vielen Jahren. Gäbe es dieses „Race to the bottom“ wären sie alle auf demselben Niveau und viele föderalen Kassen leer – das genaue Gegenteil ist der Fall. Gerade den ärmeren Regi-onen eröffnen sich Chancen, mit niedrigen Steu-ern Unternehmen und Besserverdiener anzuzie-hen. Wem das nicht gelingt, der darf immer noch auf den Finanzausgleich hoffen, den es natürlich weiterhin gibt.

Gleich geschalteter Staatsdirigismus im Deckmantel

Ein derartiger Wettbewerbsföderalismus wäre auch für Österreich und die benachbarten Länder des Donauraums der bessere Weg als ein gleichge-schalteter Zentralismus unter dem Deckmantel der „Vereinigten Staaten von Europa“. Vor allem für die Gemeinden, die sich aus der finanziellen Abhängigkeit und der Bevormundung überge-ordneter Einheiten befreien könnten. Zum Wohl aller Bürger, die sich über einen besser und auch günstiger verwalteten Staat freuen dürften. Der eidgenössische Wettbewerbsföderalismus sorgte in Kombination mit einer öffentlichen Schulden-bremse übrigens auch dafür, dass die Schweiz in den vergangenen fünf Jahren der tobenden Finanzkrise ausnahmslos Haushaltsüberschüsse ausgewiesen hat. Ohne, dass irgendjemand das Kaputtsparen des Staates zu beklagen gehabt hätte. Womit sich einmal mehr zeigt: Hin und wieder ist es gar nicht so übel, etwas kleiner zu denken.

Ihre Meinung zum Thema?Schreiben Sie uns Ihre Überlegungen zum Thema „Föderalismus“ an [email protected]

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Bildung aus der Sicht der JugendWelche Aspekte Mitgliedern des Jungen Senats besonders wichtig sind

Mag. Elisabeth Thomas: Bildung in Österreich – ein Statement

„Bildung ist nicht das Füllen eines Gefäßes,

sondern das Entfachen eines Feuers.“ W. B. Yeats

Das größte Kapital unserer Gesellschaft heutzu-tage sind Wissen, Forschung und Technologie. Leider wird in Österreich diesen Bereichen viel zu wenig Wert beigemessen. Es ist sicherlich höchste Zeit, dass sich etwas zum Positiven ver-ändert. Die akutelle Bildungspolitik lässt uns nicht gerade glücklich in die Zukunft blicken.Die Basis wird in Kindergärten, Krippen sowie bei Tagesmüttern und Kindergruppen mit der

Elementarpädagogik gelegt. Hier braucht es mehr Qualität, bessere Ausbildungen und mehr Ganztagesangebote. Die Schulen als primäre Bildungseinrichtun-gen sollten möglichst frei agieren können und die Lehrer sollten vielfältige Kompetenzen ha-ben. Im Vordergrund sollten die Potenziale der Schülerinnen und Schüler stehen, die dement-sprechend gefördert gehören. Die Lehrer sind entscheidend für die Qualität der Bildung, was internationale Studien zeigen. Wichtig ist hier

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auch die Wertschätzung und Image-Pflege für diesen Beruf. Gleichzeitig sollten die Direktorinnen und Direk-toren genügend Spielraum haben, um zu gestal-ten (Schwerpunktsetzung im Lehrplan, Auswahl der Lehrer). Ob die Gesamtschule der Weisheit letzter Schluss ist, sei dahingestellt, allerdings mangelt es definitiv an Ganztagesangeboten (massiver Anstieg der Nachhilfekosten für El-tern).Förderlich wäre auch eine Qualitätssicherung durch eine Evaluierung der verschiedenen Grup-pen: Lehrer, Schüler, Eltern, Absolventen, Hoch-schulen und Arbeitgeber. Ein solches System existiert bereits auf vielen Universitäten.Die Lehre im tertiären Bildungssektor sollte da-durch aufgewertet werden, dass es faire sowie leistbare Weiterbildungs- und Umstiegsmöglich-keiten gibt. Von großer Bedeutung wäre außer-dem das lebenslange Lernen zu unterstützen.Eine exakte Studienplatzfinanzierung wäre bei den Universitäten, so wie schon bei den FHs ge-

geben, dringend von Nöten. Es sollte für jedes Studienfach, primär für die überlaufenen Studi-engänge, erhoben werden, wie groß das Potenzi-al am Arbeitsmarkt ist und dementsprechend der Zugang geregelt und aber auch die Finanzierung gesichert werden. Bei den Hochschulen wäre pri-mär eine verbesserte Finanzierung von Nöten.Ad Forschung: Heutzutage werden Jungwissen-schaftler nur mehr in prekären Arbeitsverhält-nissen angestellt (schlechte Bezahlung, kurze Verträge, Unsicherheit ob Projekte verlängert werden). Diese Projekte sind ausschließlich dritt-mittelfinanziert, das heißt von der öffentlichen Hand werden in diesem Bereich kaum noch In-vestitionsunterstützungen gewährt. Bestehen-de Stellen im Forschungsbereich werden häufig abgebaut bzw. nicht mehr nachbesetzt. In der Forschung wären außerdem Planungssicherheit und Freiheit von unschätzbarem Wert. Bezüglich Planungssicherheit wäre es entscheidend, das Verfahren zur Projekteinreichung bei verschiede-nen Forschungsförderungsfonds zu vereinfachen und zu beschleunigen. Freiheit sollte insofern hergestellt werden, als dass auch die Grundla-genforschung, die keine unmittelbar messbare wirtschaftliche Auswirkung hat, so wie in ande-ren Ländern auch gefördert werden muss (auch von staatlicher Seite).Es ist für uns als junge Menschen frustrierend zu sehen, dass sich das Bildungsniveau verglichen mit anderen Ländern stetig im Sinkflug befindet und wir von Elite-Unis weit entfernt sind.

Mag. Elisabeth Thomas, Export-Managerin bei Fa. CANDOL Produktions- und Handels GesmbH, studierte Sportwissenschaften an der Universität Wien – Zent-rum für Sportwissenschaf-ten und Universitätssport. Sie arbeitet im JUNGEN SENAT DER WIRT-SCHAFT führend mit.

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Patrick Lindner, MSc: Globalisierte Bildung im Informationszeitalter

Im Informationszeitalter ist Wissen und die Zugänglichkeit davon unser höchstes Gut. Je-des Kind bzw. jede/r Jugendliche/r besitzt ein Smartphone und kann innerhalb kürzester Zeit seine Eltern in Grund und Boden argumentieren, aufgrund von Informationen die über das Inter-net jederzeit abrufbar sind. Die immer verfügba-re Information über alles erleichtert den Alltag enorm, das steht außer Frage, aber was das für Probleme mit sich bringt zeigen aktuelle Beispie-le aus der Plagiatsproblematik. Abgesehen von diesem Thema bieten die Neuen Medien auch vielen Personen eine Plattform die anderswo kein Gehör finden würden. Das ist in vielen Fäl-len gut (Stichwort Arabischer Frühling und die Organisation der Demonstrationen über Soziale Netzwerke), in anderen Fällen weniger (kaum Nachvollziehbarkeit bzw. Überprüfbarkeit der Quellen). Hier wäre es Zeit den, aktuell eher antiquierten, EDV-Unterricht zu überarbeiten. Kinder wissen wie man „googlet“, wo man welche Informatio-nen herbekommt, aber oft nicht wie man diese einsetzt. Das ist einerseits aus Plagiarismussicht wichtig, andererseits aber auch, da Kinder oft

Inhalte unreflektiert wiedergeben und so frag-würdige Inhalte als Tatsachen angesehen werden (Hoax der „Tagespresse“ bezüglich Asyl für Ed-ward Snowden in Österreich). Informationen sind nahezu weltweit gleichzeitig verfügbar. Regionale Krisen sind nicht mehr regi-onal, sie verbreiten sich oft wie ein Lauffeuer im Internet. Generell ist Mobilität und die schnel-le Überbrückung von Distanzen allgegenwärtig. Menschen sind heute mobiler denn je. Schüler und Studenten befinden sich in einem regen Aus-tausch mit gleichgesinnten aus aller Welt. Aus-landssemester sind schon lange keine Ausnahme mehr, sondern stellen oft die Regel in diversen Ausbildungen dar. Das Erasmusprogramm ist ein gutes Beispiel dafür. Die europaweite Reise- und Bildungsfreiheit stellt einen nicht mehr wegzu-denkenden Vorteil in der Berufswelt gegenüber den älteren Generationen dar. Märkte in der Wirtschaft sind nicht mehr regional oder natio-nal sondern global. Umgangsformen, Bedürfnis-se, Rollenbilder sind in unterschiedlichen Teilen der Welt bekannter Weise unterschiedlich. Das alles kann man in Büchern nachlesen, aber es zu erleben und zu wissen wie es sich anfühlt als „AusländerIn“ in einem anderen Land gelebt zu haben ist nur durch Kurse nicht lernbar. Bei allem Lob für Erasmus, kämpft aber auch die-ses mit einigen Problemen. Die Finanzierungs-hilfe für ein Auslandssemester stellt zwar eine Hilfestellung dar, aber im Ausland kann man da-von kein halbes Jahr leben. Ohne entsprechende Hilfe z. B. der Eltern, ist dieses Programm nicht finanzierbar. Das zeigt auch deutlich, wieso in vielen Fällen der Bildungsgrad der Eltern „ver-erbt“ wird und nur wenige Menschen tatsächlich einen Aufstieg schaffen.

Patrick Lindner, MSc, Consultant bei PORREAL Immobilienmanagement GmbH, studierte an der Technischen Universität Wien Wirtschaftsingeni-eurwesen, an der Fachhoch-schule Technikum Wien

Internationales Wirtschaftsingenieurwesen und absolvier-te an der Universitat Politècnica de València ein European Project Semester. Er arbeitet im JUNGEN SENAT DER WIRTSCHAFT führend mit.

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Auslandserfahrung ist auch bei Jobausschrei-bungen und Lebensläufen sehr wichtig. Wie bereits erwähnt stellt „Auslandserfahrung“ in vielen Fällen eine Basis für eine erfolgreiche Be-werbung dar. Interessant in diesem Zusammen-hang ist, dass aber nur „zählbare“ Erfahrung positiv gewertet wird. Ein Jahr Weltreise rein privat wird als Lücke im Lebenslauf betrachtet, und man wird schnell gefragt, was man den in dieser Zeit getan habe. Fremde Kulturen kennen-zulernen wird offensichtlich nicht als relevanter

Kompetenzgewinn bewertet. Hier wäre es an der Wirtschaft möglicherweise ein Umdenken einzu-leiten.Für die Zukunft wäre zu wünschen, dass die Bildungsthematik in Österreich endlich an Stel-lenwert gewinnt und die Politik ebenso wie Be-troffene erkennen, dass Stillstand niemanden weiterbringt. Die Leidtragenden sind in jeden Fall die Bürger von Morgen, und gerade sie soll-ten die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs auf-rechterhalten können.

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eit jeher war die geografische Lage an der Do-nau ein Fundament für grenzüberschreitende Kooperationen. Heute leben im Donauraum mehr als hundert Millionen Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen. Eine seiner größten Herausforderungen liegt in der verbes-serten Zusammenarbeit zu Fragen der Bildung. Die Donau-Universität Krems gestaltet dabei als wesentliche Akteurin die Wissenslandschaft im Donauraum mit und setzt sich mit sozialen Brennpunktthemen der Zukunft auseinander.„Die geografische Lage an der Donau, die unsere Länder als Lebensader verbindet, war seit jeher ein idealer Nährboden für die Zusammenarbeit, die nicht vor nationalen Grenzen halt macht“,

meinte etwa der Österreichische Wissenschafts-minister Karl-Heinz Töchterle im vergangenen Mai anlässlich der „Donauraum-Minister/innen-konferenz“ in Bratislava. Die intensiven Han-delsbeziehungen in der Region seien dafür ein deutlicher Beweis, ebenso die sich dynamisch entwickelnde Mobilität und die Vielfalt an Ko-operationen in Wissenschaft und Forschung.Die Donauländer gelten vielen Beobachtern heu-te als Regionen mit dem höchsten Entwicklungs-potential innerhalb Europas. Rund 20 Prozent der europäischen Bevölkerung leben hier und dazu zählen auch drei Millionen Studierende.Ein wesentliches Instrument der wissenschaft-liches Zusammenarbeit im Donauraum wurde

S

DI Dr. Tania Berger

Donau Universität Krems

Das Potenzial des Donauraums in Bildung, Wissenschaft und Forschung ist beträchtlich

Intelligenter Korridor

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bereits 1983 mit der Donaurektoren-Konferenz ins Leben gerufen: Sie ist das größte Netzwerk für Wissenschaft und Forschung im Donauraum. Mehr als 50 Bildungsinstitutionen, unter ihnen auch die Donau-Universität Krems, sind dabei eingebunden. Der Austausch von Lehrenden und Studierenden und Aktivitäten im Qualitätsma-nagement sind zentrale Anliegen dieses Netz-werkes.

Bewegung schafft Verbindung

Europas mächtigster Strom gab der Donau-Uni-versität Krems ihren Namen – beide sind in Bewegung und schaffen Verbindungen. Die Do-nau-Universität bildet viele StudentInnen aus Südosteuropa aus und hat seit ihrer Gründung

1994 gute Kontakte zu ihren Nachbarn im Osten und Südosten gepflegt. Daraus sind zahlreiche Kooperationen mit ost- und südosteuropäischen Hochschulen entstanden. Die universitäre Zu-sammenarbeit zwischen den zehn Ländern des Donauraumes soll dabei forciert und die Position der Donau-Universität Krems als mitteleuropä-isches Kompetenzzentrum für Weiterbildung ausgebaut werden.Im Entwicklungsplan der Donau-Universität Krems ist dieses Engagement im Donauraum festgeschrieben: „Neben dem gesetzlichen Auf-trag Schwerpunkte in der postgradualen Wei-terbildung in Zentral- und Osteuropa zu setzen, sind es die zahlreichen Kooperationen mit Hoch-schulen, die die Universität für Weiterbildung im Donauraum verankern“, erläutert Viktoria Weber, Vizerektorin für Forschung und Nach-wuchsförderung der Donau-Universität Krems. Die Mobilität von WissenschaftlerInnen mittels EU-Förderungen zu erhöhen, sei dabei wesent-lich für erfolgreiche Projekte.

Innovative Ausbildungskonzepte in der Bildungslandschaft

Ein gelungenes Beispiel des interuniversitären Engagements der Donau-Universität Krems ist der von den ExpertInnen des Departments für Weiterbildungsforschung und Bildungsmanage-ment entwickelte Lehrgang in Hochschulma-nagement an der Universität von Novi Pazar in Serbien.Das EU-Projekt „Vernetzte und gestufte Aus- und Weiterbildung im Bildungsmanagement“ ( BIMA-In) ist ein weiterer Grundpfeiler der Hochschulbildung im Donauraum. Dabei arbei-tete die Donau-Universität in Kooperation mit sieben Universitäten in Russland, Weißrussland und der Ukraine zusammen, um in diesen Län-dern Masterlehrgänge für das Bildungs- und Hochschulmanagement zu entwickeln.Die grenzüberschreitende Initiative MOREMS – Modernisation and Reconstruction of Univer-sity Management and Structure – ist ein weite-

DI Dr. Tania Berger ist ausgebildete Architektin und promovierte Bautechnikerin. Sie etabliert derzeit am Department für Migration und Globalisierung der Do-nau-Universität Krems den Fachbereich „Social Housing“ auf, der sich zum einen auf nationaler Ebene mit Integra-tion im Wohnen befasst und im internationalen Kontext mit Urbansierungsprozessen.Vor ihrer momentanen Aufgabe hatte sie die Projektlei-tung in wissenschaftlichen Forschungsprojekten auf na-tionaler und EU-Ebene zu Themen des Energieeffizienten Bauens, Niedrigenergie- und Passivhausbau, gebäudein-tegrierte Fotovoltaik, und Folgen des Klimawandels für Gebäudenutzung inne.

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res Projekt, an dem die Donau-Universität par-tizipiert. Ziel des Projektes ist es, eine moderne Hochschulorganisation einzuführen, die Zusam-menarbeit erfolgt mit Partneruniversitäten in Deutschland, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Mazedonien und Serbien.

Interdisziplinär, innovativ und kundenorientiert

Das Interesse an den Studienangeboten univer-sitärer Weiterbildung der Donau-Universität Krems ist auch im 18. Jahr ihres Bestehens unge-brochen groß. Die Zahl der Studierenden ist er-neut deutlich gewachsen, sie kommen aus mehr als 87 Ländern weltweit, ihr Durchschnittsalter beträgt knapp 40 Jahre, der Anteil weiblicher Studierender liegt bei über 50 Prozent.Die Absolventinnen und Absolventen der Do-nau-Universität Krems sind mit ihrem Weiter-bildungsstudium hoch zufrieden und stellen der

Universität Bestnoten aus. Dies zeigt die vor wenigen Wochen veröffentlichte Alumni-Studie 2012, für die alle AbsolventInnen des Jahres 2011 befragt wurden. Eine große Mehrheit der ehemaligen Studierenden würde die Donau-Uni-versität Krems auf jeden Fall oder wahrscheinlich weiterempfehlen und sie wieder für ein Weiter-bildungsstudium wählen. Als häufigste Gründe für die Weiterempfehlung werden die Qualität der Vortragenden, die gute Betreuung, der be-rufsbegleitende Aufbau des Studiums sowie Lehrinhalte und Praxisorientierung genannt.„Die gute Bewertung der Donau-Universität Krems und ihrer Studienangebote durch unsere AbsolventInnen freut uns sehr. Wir nehmen dies als Verpflichtung, auch künftig innovative, hoch qualitative berufsbegleitende Weiterbildungs-studien zu entwickeln“, sagte Vizerektorin Vikto-ria Weber bei der Präsentation der Alumnistudie.Interdisziplinär, innovativ, praxis-, markt- und kundenorientiert sind die Attribute, die Absol-

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ventInnen der Donau-Universität Krems am stärksten zuschreiben. Dies spiegelt sich auch in den häufigsten Gründen, die für eine Wahl der Donau-Universität Krems genannt wurden. Ne-ben dem berufsbegleitendem Aufbau des Studi-ums sind dies die Lehrgangsinhalte sowie deren hohe berufliche Verwertbarkeit.Noch immer aber finanziert die Mehrheit der Studierenden ihr Weiterbildungsstudium selbst: So haben 53 Prozent der AbsolventInnen ihren Universitätslehrgang vollständig privat finan-ziert. Arbeitgeber unterstützen ihre Mitarbei-terInnen sowohl durch Mitfinanzierung der Studiengebühren (31 Prozent) als auch durch Freistellung für die Präsenzzeiten an der Univer-sität oder flexible Gestaltung der Arbeitszeiten.

Von der Donau nach Europa

Europäische Antworten auf globale Fragen zu finden, dieser Herausforderung will sich auch das

neue Zentrum für Europa und Globalisierung un-ter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Gudrun Biffl an der Donau-Universität Krems stellen, das im Juni 2013 mit einem Symposium eröffnet wur-de. Im Fokus des neuen Lehr- und Forschungsbe-reichs sollen die vielfältigen Herausforderungen Europas in einer globalen Welt stehen.Unter Bündelung der vorhandenen Kompe-tenzen sollen künftig interdisziplinäre For-schungsprojekte und Weiterbildungsangebote ermöglicht werden, die sich Themen wie Bildung, Mobilität oder Demokratisierung im europäi-schen Raum widmen. „Dafür braucht es gesell-schaftspolitische Weichenstellungen, die ohne wissenschaftliche Analysen nicht möglich sind“, sagte Dekanin Biffl bei der Eröffnung in Krems. Die Themen Europas, die Chancen, Ziele und Herausforderungen der Union standen dem-entsprechend auch im Mittelpunkt des Eröff-nungs-Symposiums. Die europäische Kohäsions- und Finanzpolitik waren dabei ebenso angeregt

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besprochene Themen wie der europäische Hoch-schulraum, die Herausforderungen neuer Tech-nologien für die Teilhabe am europäischen De-mokratisierungsprozess und Mobilität innerhalb Europas zur Stärkung der Identität und des Wirt-schaftswachstums.

Soziale Brennpunktthemen der Zukunft

Neue Herausforderungen kommen auf europäi-sche Gesellschaften auch in der Aufgabe der In-tegration von größeren Zuwanderergruppen zu. Während die Notwendigkeit zum Handeln hier in den Bereichen Arbeitsmarkt und Bildung schon vielfach erkannt und vielfältige Programme und Aktivitäten initiiert wurden, blieb das Thema Wohnen bisher weitestgehend unberücksichtigt. Dabei betrifft Integration längst nicht mehr nur Menschen aus verschiedenen Herkunfts-ländern und Kulturen sondern insgesamt unse-re zunehmend diverse Gesellschaft. Gerade im Wohnbereich kann es zu mitunter sehr heftigen Konflikten kommen – Wohnen muss schließlich jeder und die Anforderungen und Bedürfnisse im unmittelbaren Wohnumfeld divergieren zuse-hends. Gleichzeitig stellt Wohnen als Lebensmit-telpunkt eine Art „Zuhausefühlfaktor“ dar, der als Integrationsinstrument genutzt werden will. Ein neuer Lehrgang der Donau-Universität Krems vermittelt nun Praxiswissen um mit Kon-flikten in diesem Spannungsfeld professionell umgehen zu können.„Gut ausgebildete MitarbeiterInnen bei Wohn-bauträgern, Haus- und Gemeindeverwaltungen, bei Gebietsbetreuungen und in der Sozialarbeit helfen Mühen und Kosten für die Schlichtung von langwierigen Konflikten zu minimieren, in-dem sie die Initiative ergreifen und attraktive Wohnumfelder schaffen,“ so Tania Berger, die den Lehrgang „Migrationssensibles Wohnma-nagement“ leitet. Damit wird an der Donau – Universität Krems, im Herzen des Donauraums, auch weiterhin Zukunftsarbeit an sozialen Brennpunktthemen geleistet.

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it der Erweiterung der Europäischen Union auf 28 Mitgliedstaaten ist der europäische Wirt-schaftsraum der größte gemeinsame Markt der Welt. Über 500 Millionen Einwohner dürfen sich mit der Mehrsprachigkeit dieses gemeinsamen Raumes auseinandersetzen. Nach der letzten Eu-robarometer Umfrage geben etwas mehr als die Hälfte der EU – Bürger (54%) an, sich in mindes-tens einer Fremdsprache unterhalten zu können und es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass die Mehrsprachigkeit zunimmt.

Der Status quo

Die Mehrheit der europäischen Bürger sieht sich nicht als aktiver Fremdsprachenlerner und nur

eine Minderheit (14%) hat innerhalb der letz-ten zwei Jahre das Erlernen einer Sprache fort-gesetzt. Zugleich aber wissend, dass die Vorteile einer neuen Sprache insbesondere im Ausland ar-beiten zu können, bei Geschäftsreisen ordentlich kommunizieren zu können oder einfach nur die Sprache im Urlaub zu nutzen, enorm sind. Zwei Drittel der EU -Bürger sehen Englisch (67%) als wichtigste Sprache an, gefolgt von Deutsch (17%), Französisch (16%), Spanisch (14%) und Chinesisch (6%). Bemerkenswert auf alle Fäl-le ist, dass 98% der europäischen Bürger davon überzeugt sind, dass es für die Zukunft ihrer Kinder wichtig ist, andere Sprachen zu lernen. Es herrscht auch in hohem Maße darüber Über-einstimmung (84%), dass jeder in der EU in der

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Wie Unternehmen von der Mehrsprachigkeit ihrer Mitarbeiter profitieren

Dr. Christian Ernst Fuchs, MBA, CSE –

Senator im SENAT DER WIRTSCHAFT

Die Sprachlosigkeit der Europäer

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Lage sein sollte, mindestens eine Fremdsprache zu sprechen. Aber davon sind wir noch weit ent-fernt!Es gibt eine sehr aussagekräftige Elan Studie mit 2.000 exportierenden KMU Betrieben in 29 Staaten. Wegen Kommunikationshindernis-sen gehen 11% der exportierenden Klein- und Mittelbetriebe definitiv Aufträge verloren. Über einen Zeitraum von drei Jahren bedeutet dies einen Verdienstentgang pro Unternehmen von € 325.000,– Dies aber bei den Unternehmungen, bei denen sich die Firmen über tatsächliche be-ziehungsweise mögliche Geschäftseinbußen im Klaren waren. Die tatsächlichen Zahlen könn-ten jedoch viel höher sein. Hochgerechnet auf die 945.000 KMU Betriebe in den 29 Ländern kommt man auf einen theoretischen Geschäfts-entgang von rund 307 Millionen Euro.

Ein Praxisbeispiel

Die Vorteile der Sprachkenntnisse zeigt folgen-des Beispiel aus der Praxis bestens auf. Ein nam-haftes österreichisches Unternehmen im Inves-titionsgüterbereich ließ für ein Russlandprojekt seine Marktverantwortlichen ein Basistraining in Russisch absolvieren. Das Sprachtraining war praxisgerecht aufgebaut und ganz klar struktu-riert. Das Feedback des CEOs an das durchfüh-rende Unternehmen CEF: „Der ausländische Mitbewerb hatte ein etwas besseres Produkt und auch einen attraktiveren Preis. Es war anzuneh-

men, dass der Auftrag für uns verloren gegangen wäre. Aber Irrtum! Aufgrund der sprachlichen Qualifikationen unserer Mitarbeiter konnte ein fundiertes Vertrauensverhältnis und Sympa-thie aufgebaut werden. Wir haben das Projekt bekommen und dank der Sprachkenntnisse un-seres Projektteams haben wir einen lukrativen Auftrag an Land gezogen!“Ganz ehrlich; wir kaufen doch auch lieber die Produkte und Dienstleistungen die wir benöti-gen, bei Menschen die wir mögen! Sprache und

Dr. Christian Ernst Fuchs ist Geschäftsführer des 1983 gegründeten Sprachinstituts CEF – dem führender Anbie-ter von Sprachausbildung, Übersetzung und Dolmetsch für Unternehmen in Österreich. CEF ist mit Instituten in Wien, Linz Salzburg, Graz und Dornbirn präsent sowie mit Auslandsrepräsentanzen europaweit. Pro Jahr werden rund 8000 Seminarteilnehmer/innen sprachlich ausgebil-det. CEF ist ein Mitgliedsunternehmen im SENAT DER WIRTSCHAFT. www.cef.at

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interkulturelle Kompetenz sind zweifelsohne gerade im Exportgeschäft ein wesentliches As-set, um diese Verbundenheit herzustellen. Dabei geht es nicht um sprachliche Perfektion, sondern vielmehr um eine praxisorientierte Anwendung der Kenntnisse.

Jetzt etwas „unternehmen“

Hans Harrer, Vorstand im SENAT DER WIRT-SCHAFT, führt dazu aus: „Bei unserer Senats-arbeit haben wir intensiven Kontakt unter anderem mit Unternehmerinnen und Unter-nehmern aus dem Donauraum, sowie dort tä-

tigen Institutionen. Es ist begeisternd, wie sich Entscheidungsträger in diesen Regionen um den Spracherwerb bemüht haben. In vielen Fällen be-merken wir, wie groß der Nachholbedarf in die-sem Bereich in Österreich ist. Der SENAT DER WIRTSCHAFT fordert daher auf, diesem wesent-lichen Aspekt Aufmerksamkeit zu schenken und auch in diese Richtung etwas zu ‚unternehmen’ – damit Unternehmerinnen und Unternehmer ihrem Namen auch gerecht werden. Der Erwerb von Fremdspachenkenntnissen wird mehr und mehr zu einem Gradmesser der Zukunftsfähig-keit von Unternehmen werden – daran besteht kein Zweifel.“

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Das EUROPEAN DANUBE FORUM SPITZ als wirtschaftliche Umsetzungs-Initiative

Jochen Ressel

Programm-Koordinator, EDFS

ie Europäische Union hat mit der von ihr ent-wickelten und etablierten Donauraumstrategie das Ziel, allen BürgerInnen des Donauraums bis 2020 bessere Chancen auf höhere Bildung, Beschäftigung und Wohlstand in ihrer Heimat-region zu ermöglichen. (EK KOM(2010) 715). Dabei sollen bereits vorhandene Strukturen und Ressourcen effizient genutzt und koordiniert werden. Das betrifft unterschiedliche politische Ebenen, verschiedene sektorale Strategien und Finanzierungsinstrumente.Wissenträger/innen und Führungspersönlich-keiten der Bereiche Politik, Wissenschaft und

Verwaltung haben daher in den letzten Jahren und Jahrzehnten eine Anzahl von Institutionen ins Leben gerufen, die sich mit unterschiedlichen Aspekten beschäftigen, die für den Donauraum relevant sind. Einige davon wurden anlassbe-zogen, z. B. zur Friedenssicherung als Folge des Balkan-Krieges, andere aus ideellen Motiven heraus gegründet. Woran es allerdings noch fehlt, ist eine Plattform, die der wirtschaftsent-wicklungsbezogenen Vernetzung all dieser Ins-titutionen dient. Viele der Ideen und Konzepte werden ohne eine entsprechende Unterstützung von Unternehmen viel zu selten Realität. Es sind

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Den Donauraum gemeinsam „bewirtschaften“!

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schlussendlich die Unternehmen im Donau-raum, die Arbeitsplätze bereitstellen, an nach-haltigen Wertschöpfung interessiert sind und daher Projekte vorantreiben, die für die eigene Unternehmensentwicklung von essentiellem In-teresse sind.

Eine verbindende Initiative

Der SENAT DER WIRTSCHAFT verfügt mit sei-nem Präsidenten Dr. Erhard Busek über einen der wohl profundesten Kenner des Donauraums, der – wie so oft in Österreich – außerhalb der Landesgrenzen als Experte, Kenner und Vermitt-ler ganz besonders geschätzt und geachtet wird. Gemeinsam mit Senatsvorstand Hans Harrer, der im Donauraum als Unternehmer im Bereich Gesundheitswesen, Hotellerie und Gastronomie sowie Immobilienentwicklung seit Jahrzehnten mit einer Vielzahl an Unternehmen äußerst er-folgreich tätig ist, wurde die Notwendigkeit einer wirtschaftsorientierten „Andockplattform“ aller im Donauraum tätigen Institutionen in einen or-ganisatorischen Rahmen gegossen, dem EURO-PEAN DANUBE FORUM SPITZ. Hans Harrer erklärt die Ausrichtung dieser Ini-tiative folgendermaßen: „Primär handelt es sich dabei um eine ganzjährige Arbeitskreis-, Sympo-sien- und Fachkongress-Initiative für die Wirt-schaftsentwicklung des Donauraums. Das EURO-PEAN DANUBE FORUM SPITZ verbindet aktiv alle im Donauraum tätigen Institutionen mit der Wirtschaft. Durch diese Verbindung werden aus Ideen und Visionen konkrete, wirtschaftlich re-levante Projekte, bei denen Unternehmerinnen und Unternehmer aktiv anpacken und dadurch ökonomischen Erfolg für ihr Unternehmen, wie auch ökologischen und sozialen Erfolg für den Donauraum realisieren.“

Der Know-how-Pool für die Wirtschaft

Durch diese Zielsetzung unterstützt das EURO-PEAN DANUBE FORUM SPITZ und die damit

verbundenen Unternehmen auch die Initiativen der Europäischen Union zur Entwicklung des Do-nauraums. Das ist der Grund, warum der SENAT DER WIRTSCHAFT als Hauptinitiator weitere Partnerorganisationen zur Realisierung mit an Bord geholt hat. Deren Mix deckt verschiedenste Tätigkeitsbereiche im Donauraum ab.

INSTITUT FÜR DONAURAUM UND MITTELEUROPA (IDM)Fördert die Zusammenarbeit und leistet Grund-lagenarbeit für Behörden und Institutionen in den Bereichen Wissenschaft, Kultur, Politik, Wirtschaft und Verwaltung und versteht sich als Clearinghouse für die Belange des Donau-raums sowie Mittel- und Südosteuropas. IDM unterstützt die Arbeit der Botschaften, Handels-vertretungen, Kulturinstitute und Fremdenver-kehrsvertretungen. www.idm.at

EUROPÄISCHE DONAU AKADEMIE ULM (EDA)Widmet sich insbesondere den Kooperations- und Integrationsprozessen im Donauraum im Hinblick auf die Förderung von Völkerverständi-gung, kultureller, wissenschaftlicher und demo-kratischer Zusammenarbeit, der Entwicklungs-hilfe sowie dem Umwelt- und Landschaftsschutz. Die Fachbereiche Geistes- und Sozialwissen-schaften, Demokratie und Recht, Umwelt, Ener-gie und Mobilität, Medizin und Public Health sowie Kultur und Medien stehen dabei im Zen-trum. www.donauakademie.eu

SOUTHEAST EUROPEAN COOPERATIVE INITIATIVE (SECI)Bemüht sich darum, die Zusammenarbeit zwi-schen den Regierungen der Region voranzutrei-ben und neue Kommunikationswege zwischen ihnen zu erstellen. SECI erweitert die flächende-ckende Planung koordiniert notwendige Überar-beitungen für eine bessere Einbindung des pri-vaten Sektors in die regionalen wirtschaftlichen und umgebungsbedingten Anforderungen. www.secinet.org

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RAT DER DONAUSTÄDTE UND -REGIONEN (CODCR)Ein politisches Gremium, von Städten und Regio-nen entlang der Donau, mit dem Ziel Gemeinden und Regionen entlang der Donau eine intensive-re Zusammenarbeit auf den verschiedenen Sach-gebieten zu ermöglichen, in denen sie durch die Donau gemeinsam betroffen sind. Das betrifft insbesondere die Bereiche Verkehrsinfrastruk-tur, erneuerbare Energie, Kultur und Tourismus, Umweltschutz und Wasserqualität, Bildung und Informationsgesellschaft, Zivilgesellschaft, Aus-bau von Institutionen sowie die Stadt- und Regi-onalentwicklung. www.codcr.com

Die Arbeitsweise des EUROPEAN DANUBE FORUM

Wie soll die Zielsetzung, diverse Projekte, Kon-zepte und Ideen verschiedener Institutionen mit der Wirtschaft zu verbinden aber gelebt werden? Dkfm. Gerhard Smutny, Geschäftsleiter des EU-ROPEAN DANUBE FORUMS, erklärt: „Kern der Initiative sind die Arbeitskreise, die vom Ma-nagement-Gremium eingesetzt werden. In die-sen Arbeitskreisen werden die Projekte konkret besprochen, die Anforderungen der Wirtschaft klargemacht, die rechtlichen, ökologischen und sozialen Aspekte behandelt und festgelegt, in welchen Schritten man das Projekt umset-zen will und welche Behörden, Insititutionen und Meinungsbildner dabei eine Rolle spielen. Schlussendlich wird überprüft, ob das Projekt auch seitens der EU relevant ist und gefördert wird. Unternehmen haben daher die Möglich-keit, in diesen Arbeitskreisen führend voranzu-gehen, um für sich selbst ökonomisch relevante Projekte auf die Strasse zu bringen.“ Jochen Ressel, im Rahmen des EUROPEAN DA-NUBE FORUMS für die Programm-Koordination verantwortlich, ergänzt: „Bedarfsorientiert und themenbezogen werden wenn nötig und sinnvoll ergänzende Symposien abgehalten, um aktuelle Projekte in der Öffentlichkeit zu diskutieren und vorzustellen. Außerdem findet einmal pro Jahr

ein mehrtägiger internationaler Fachkongress des EUROPEAN DANUBE FORUM SPITZ statt, bei dem aktuelle Entwicklungen im Donauraum geortet, Bedürfnisse erhoben und notwendige Initiativen in die Wege geleitet werden. Ergebnis-se der Arbeitsgruppen und konkret umgesetzte Wirtschaftsprojekte werden in diesem Rahmen ebenfalls vorgestellt. Bei der Fachkonferenz ste-hen die Bereiche Bildung, Infrastruktur, Logis-tik, Tourismus und Energie im Zentrum.“

Als Unternehmerin und Unternehmer Teil der Initiative werden

Unternehmen haben jetzt die Gelegenheit, sich aktiv mit ihren Wirtschaftsentwicklungsprojek-ten und Ideen als gestalterische Kraft einzubrin-gen. Dazu Hans Harrer: „Es gibt aus dem Umfeld des SENAT DER WIRTSCHAFT und darüber hin-aus viele Unternehmerinnen und Unternehmer, mit denen ich in Kontakt bin, die ganz konkre-te Projekte in ihrem eigenen Geschäftsbereich im Donauraum umsetzen wollen, um Umsatz, Gewinn und Arbeitsplätze zu generieren, denen aber die Einbettung in die institutionellen Gege-benheiten bei der EU sowie bei den Städten und Ländern des Donauraums fehlt. Alle diese sind aufgefordert, sich jetzt ins EUROPEAN DANUBE FORUM einzubringen. Gemeinsam können wir den Donauraum sinnvoll ‚bewirtschaften’ und mithelfen, das Gute mit dem Nützlichen zu ver-binden.“

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EUROPEAN DANUBE FORUM SPITZ – eine ganzjähri-ge Arbeitskreis-, Symposien- und Fachkongress-Initiative für die Wirtschaftsentwicklung des Donauraums. Jetzt Gesprächstermin vereinbaren und kon-krete Integrationsmöglichkeiten für Unter-nehmen orten: [email protected]

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Cristi Danilet is currently Member of the Romanian Superior Council of Magistracy, the council which ensures the independence of justice and proposes judges and prosecutors to be appointed by the President of Romania. Between Jan. 2005 and May 2007 he was Counsellor to the Minister of Justice. He specialised in Criminal Law and published a number of studies, articles and books in this field.

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omania is the seventh biggest country in Europe with a population of 21 million inhabitants. It has every existing landform – sea, plains, hills, mountains, and the Danube Delta. Its land is rich in natural deposits, and holds a tremendous potential for tourism. Romania has a great past. But it also has a present which Romanians are not always proud of. Due to its past, strongly re-lated to the Soviet Union, Romania is a country which still has huge administration, legislation, corruption and justice issues. My status as a judge forbids me to politicise. But it equally obliges me to talk, whenever I have the chance, about the rule of law. And Romania has been trying to respect the rule of law – as a state where law is enforced and judges are respected.

Romania before the Accession to the EU

In 1995, Romania applied for membership of the EU. In 2004, the negotiations for the accession ended and Romania still had to deal with the pro-blems of justice and corruption.

During the following two years, the Romanian justice underwent important changes: • a reform strategy for justice was made up; • an elite unit of the prosecutor’s office was

reorganised to specialise solely in the fight against corruption on a high level (until that point, the field under question had never been subject to attention, and between 2002 and 2004 only 2 cases were known – concer-ning a politician and a judge, respectively);

• senior judges and prosecutors stemming from the communist era retired (at present, the most prosecutors are under 40–45 years of age);

• the principle of randomly assigning the cases was introduced (previously the chief of court had assigned the files);

• assessments were held to occupy leading positions in courthouses and prosecutor offices (these positions had before been filled at Minister of Justice‘s proposal);

• The Judicial Council responsible for recrui-ting, promoting, transferring and sanctio-ning judges and prosecutors, was set up – as

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Judge Cristi Danilet – member of the Romanian

Superior Council of Magistracy

How to implement and secure the rule of law after decades of corruption

Romania on the right way

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a council made up of a majority of judges and prosecutors elected by their peers and in which the Minister of Justice only holds one vote.

Romania after the Accession

Romania‘s political class has kept many of the approaches of the communist era. Being familiar with Romanian politicians’ lack of seriousness in keeping commitments, the European Commissi-on agreed to establish the Cooperation and Ve-rification Mechanism (CVM) for Romania after its accession. CVM has not yet been removed, al-though it has been a long time since 2007 when Romania joined the EU, as there are still some benchmarks to complete: • Ensure a more transparent and efficient

judicial process, notably by enhancing the capacity and accountability of the Judicial Council;

• Report and monitor the impact of the new civil and penal procedure codes;

• Establish, as foreseen, an integrity agency responsible for verifying magistrates’, public servants’ and politicians’ assets, incompatibi-lities and potential conflicts of interest, and for issuing mandatory decisions on the basis of which dissuasive sanctions can be taken;

• Building on progress already made, continue to conduct non-partisan investigations into allegations of high-level corruption;

• Take further measures to prevent and fight against corruption, in particular within the local government.

By joining the EU, Romania was put on the map of Europe: foreign investors came, the construc-tion of motorways began, and community legis-lation was integrated. The problems my country still has to face up are the slowness of justice and widespread corruption.

Romania and the Schengen Area

Although Romania meets the technical require-ments for its borders, the country has not yet

been included in the Schengen Area, due to its corruption. This is an understandable fact, as tens of frontier police officers and customs of-ficers from three border check points were arres-ted two years ago after having been monitored for a whole year by the secret services.

The Romanian anticorruption

Having understood what disastrous effects cor-ruption can have on Romania, both on national and international level, some judges and prose-cutors have assumed the role of corruption figh-ters.A young prosecutor became the Head of the Na-tional Anticorruption Directorate and his team managed to investigate and send to trial many people thought to be intangible. Between August 2006 and October 2012, more than 4,700 people were sent to trial for deeds of corruption, half of which held high decision-making and controlling positions on a central and local level. Among them there were 23 Members of Parliament, 15 Ministers and Secretaries of the State, eight prefects/under-prefects and just as many Presi-dents of Local Councils, nine directors of natio-nal agencies who were Secretaries/Undersecreta-ries of the State, 40 chiefs of national and state managed companies, as well as 25 directors of public institutions, 100 mayors, over 50 judges and prosecutors, 500 police officers and multiple customs officers, fiscal inspectors, financial gu-ard commissioners, etc. Furthermore 90 percent of them were sentenced by the judges.On Judicial Council’s level, it has been under-stood the importance of the prevention of cor-ruption amongst magistrates. In 2007, I was the first judge to have the courage to speak publicly about corruption within the Romanian justice. Offended by my attitude, a number of 70 judges and court clerks made complaints against me at the Judicial Council which led to my being inves-tigated for a year for breaking the deontological code. Finally, the case was closed. Years passed and I was elected to be part of the Judicial Coun-cil. In November 2011, at my initiative, the Stra-

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tegy for Strengthening the Integrity within the Judiciary was approved. An Action Plan with de-tailed measures to increase the transparency, res-ponsibility, and the management of courthouses and prosecutor offices was an integrated part of this Strategy. We have declared “zero tolerance” for judicial corruption.

Present and Future

At present, judges and prosecutors often react against the Government’s and Parliament’s initi-atives aimed at breaking the independence of the judicial system. Afraid that the magistrates will investigate them, politicians have been trying to change the laws in order to make justice depen-dent on them. They have even been trying to in-timidate judges and prosecutors by the means of mass-media. Not being completely independent in Romania, the mass-media frequently obey to political orders. The “watchdog” of democracy has transformed itself into a dog that bites off any head which does not bow.Although justice is not fully reformed yet, fortu-nately, we have got a new class of high-minded and competent judges and prosecutors who do not get frightened or intimidated and who are proud to have such a noble profession. At the same time, there are judges and prosecutors with a communist view who do not accept reforms and others who are just corrupt. Luckily these are “endangered species”.We have accepted to become part of the Europe-an family. We committed to the European ideas, though it is also true that we are not quite com-fortable with some of them. Romania moves slowly, more slowly than Europe would like to see it. But we are on the right way, the only possible one!

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Dr. Szabolcs Fazakas – Mitglied des Präsidiums

des Europäischen Rechnungshofes

er Europäische Rechnungshof hat in den letzten Jahren als externer Auditor und auch als Curia Rationum mit ihren Sonderberichten Stellung zur Vorbereitung und Durchführung der Er-weiterungsrunden genommen und mit seinen Empfehlungen zur Verbesserung dieser Tätigkeit beigetragen. Die Rolle des Europäischen Rech-nungshofes wird allgemein begrüsst und aner-kannt. Trotzdem ist es wichtig, dass nicht nur die Empfehlungen des Rechnungshofes effekti-ver verwirklicht werden, sondern die Tätigkeit des Rechnungshofes selbst bezüglich der Erwei-terung in der Zukunft noch gezielter geplant und durchgeführt wird.

Hat die EU-Erweiterung noch Priorität?

Trotz vermehrten Kritiken und Bedenken kann es grundsätzlich festgestellt werden, dass die jüngste Erweiterung der Europäischen Union weiterhin, sowohl international wie auch inne-neuropäisch, als ein großer Erfolg angesehen werden kann. Die EU, die seit der Gründung der Gemeinschaft für Kohle und Stahl (1950) ihren Mitgliedsstaaten Frieden, Stabilität und Wohlstand garantiert hat, ist heute – dank den Erweiterungsrunden – nicht nur der größte Wirtschaftsraum der Welt, sondern auch eine

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Die Rolle des Europäischen

Rechnungshofes bei der

jüngsten Erweiterung der

Europäischen Union

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Dr. Szabolcs Fazakas promovierte an der Wirtschafts-universität in Budapest und war in weiterer Folge im Außenhandelsministerium und als Botschafter tätig. Nach seiner Zeit im ungarischen Parlament war er von 2004 bis 2009 als Abgeordneter im Europaparlament tätig und ist seit 2010 Mitglied des Präsidiums des Europäischen Rechnungshofes.

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Wertegemeinschaft, die die europäischen Grund-ideen wie Frieden, Freiheit, Demokratie, Rechts-staatlichkeit und Menschenrechte verwirklicht.Mit ihrer Erweiterungspolitik hat die EU den Transformationsprozess in den Mittel-und Ost-europäischen Ländern (oft als post-kommunisti-sche Ostblockländer genannt) sehr positiv beein-flusst. Die Perspektive allein, sobald wie möglich ein EU-Mitgliedsstaat werden zu können, hat die wichtigen Reformprozesse in diesen Ländern eindeutlich bestimmt und beschleunigt. Somit sind die notwendingen demokratischen und marktwirtschaftlichen Strukturen im Zuge des Transformationsprozes-ses in diesen Ländern geschaffen, die zur poli-tischen und wirtschaft-lichen Stabilität, nicht nur in diesen Ländern sondern in ganz Europa beigetragen haben. Mit dem Beitritt dieser Länder konnte die künstli-che, politisch bestimmte Spaltung Europas nach dem zweiten Weltkrieg überwunden werden. Nach dem „Big Bang“ von 2004, als auf einmal 10 neue Mitgliedsländer in die EU aufgenommen wurden, konnten Rumänien und Bulgarien im Jahre 2007 EU-Mitgliedsländer werden und am 1. Juli 2013 trat auch Kroatien der EU bei. Das heisst, dass in den letzten 10 Jahren 13 Län-der, so viele wie nie zuvor, der EU beigetreten sind und damit hat sich die Anzahl der Länder, die Fläche und die Bevölkerungszahl der EU fast verdoppelt. Nach dieser historischen, nie dage-wesenen Erweiterung ist eine gewisse Erweite-rungsmüdigkeit zum Vorschein gekommen, da letztendlich darf man nicht vergessen, dass die vertikale und horizontale Integration der EU Hand in Hand gehen sollte. Es stellt sich die Fra-ge: Ist die Erweiterung der Europäischen Union weiterhin eine Priorität?Es ist eine unbestrittene Tatsache, dass nach den letzten Erweiterungsrunden, beeinflusst durch die anhaltende, globale Finanz- und Wirtschafts-krise seit 2008, die Mehrheit der Bevölkerung

der alten Mitgliedsstaaten der Erweiterung keine Priorität mehr gibt. Deswegen wird auch immer öfter darauf hingewiesen, dass die Schlussfolge-rungen des Europäischen Rates von Kopenhagen 1993 nicht nur die politischen, marktwirtschaft-lichen und institutionellen Bedingungen für die Beitrittsländer festlegen (die sogenannten „Ko-penhagener Kriterien“), sondern auch darauf aufmerksam machen, dass die Erweiterungs-kapazität der EU auch berücksichtigt werden muss und darauf hinweisst dass „die Fähigkeit der Union, neue Mitglieder aufzunehmen, dabei

jedoch die Stoßkraft der europäischen Integration zu erhalten, ebenfalls ei-nen sowohl für die Union als auch für die Beitritts-kandidaten wichtigen Gesichtspunkt darstellt“. Das heisst im Klartext: Bis zur „Big Bang“-Er-weiterung im Jahre 2004

wurde nur geprüft, wieweit diese Kandidatenlän-der durch ihre Reformen bereits in der Lage sind, die Kopenhagen-Kriterien zu erfüllen. Seit 2004 wird nunmehr viel mehr darauf hingewiesen, dass die Erweiterungskapazitäten der EU selbst politischen, wirtschaftlichen und sozialen Gren-zen ausgesetzt sind, die man bei den politischen Entscheidungen über weitere Erweiterung der EU in Betracht ziehen soll.Es muss gleichzeitig auch bemerkt werden, dass heutzutage die europäische Perspektive selbst bei den südosteuropäischen Kandidatenländern (West-Balkanländer) aufgrund der anhalten-den globalen Finanz- und Wirtschaftskrise, die Europa und die süd-europäischen Länder wirt-schaftlich und sozial besonders hart trifft, nicht mehr so lukrativ erscheint wie vor 15 bis 20 Jah-ren. Trotzdem ist es allen West-Balkanländern klar, dass sie keine andere reale Alternative zur EU-Mitgliedschaft haben, weswegen sie sich be-mühen, diese Perspektive zu verwirklichen.Trotz aller Bedenken ist die EU – politisch gese-hen – weiterhin entschlossen diesen Entwick-lungsprozess weiterzuführen, wie u.  a. in den

Es ist es allen West-

Balkanländern klar, dass sie

keine andere reale Alternative

zur EU-Mitgliedschaft haben.

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Schlussfolgerungen des Rates der Allgemeinen Angelegenheiten (11. Dezember 2012) zu lesen ist: „Erweiterung bleibt eine entscheidende Poli-tik der Europäischen Union.“ In Zeiten, in denen die EU verschiedene globale und interne Heraus-forderungen bewältigen muss, ist Erweiterung weiterhin ein wichtiges Mittel, womit Frieden, Demokratie, politische und wirtschaftliche Sta-bilität in Europa gewährleistet werden kann. Die Entschlossenheit und Verpflichtung der EU bezüglich der Erweiterung ist auch finanziell wahrnehmbar: mit dem sogenannten „Instru-ment für Heranführungshilfe“ (IPA) unterstützt die EU die Reformen in den beitrittswilligen Län-dern durch finanzielle und technische Hilfe. Das IPA fördert verschiedene Projekte in den Kandi-datenländern die zur politischen, gesellschaftli-chen, institutionellen und wirtschaftlichen Ent-wicklung dieser Länder beitragen und dadurch diese Länder europareif machen. Eine besondere Bedeutung kommt der Förderung der Absorpti-onskapazitäten in diesen Ländern zu, da dadurch diese Länder fähig gemacht werden, nach dem EU-Beitritt die ihnen zustehenden EU-Mittel effektiv zu verwalten. Im Zeitraum 2007–2013 beläuft sich das IPA-Fi-nanzierungsvolumen auf 11,5 Milliarden Euro. Nach dem aktuellen Vor-schlag der Europäischen Kommission wird das Instrument für Heran-führungshilfe für den nächsten mehrjährigen Finanzrahmen (2014–2020) modernisiert („IPA II“), wobei die verfügbare Summe steigen könn-te und zwei Milliarden Euro pro Jahr ausmachen würde.All das zeigt, dass der Erweiterungsprozess nach dem Beitritt des 28. Mitglieds und trotz der ver-ringerten Euphorie gegenüber der EU-Erweite-rung weiterhin vorangeführt wird. Nach dem aktuellen Status sind z. Z. in Südosteuropa allein Montenegro, Mazedonien, Serbien und die Tür-kei (Kandidatenländer), Albanien, Bosnien und Herzegowina sowie der Kosovo (potenzielle Kan-

didaten) beitrittswillige Länder. Um diese Erwei-terungspolitik erfolgreich fortzuführen, muss man die Lehren der bisherigen Erweiterungsrun-den prüfen und die Konsequenzen daraus für die Zukunft ziehen, dabei kommt die Rolle des Eu-ropäischen Rechnungshofes klar zum Vorschein.

Die Rolle des Europäischen Rechnungshofs bei der Durchführung der Erweiterungspolitik

Der Europäische Rechnungshof, als externer Au-ditor der EU ist für die Prüfung der EU-Finanzen zuständig und trägt mit seinen Jahres- und Son-derberichten zur Verbesserung des EU Finanz-managements bei. Damit fungiert er zugleich als unabhängiger Hüter der finanziellen Interessen der europäischen Steuerzahler. Der Hof führt Prüfungen durch, um die Erhebung und Ver-wendung der EU Finanzmittel zu beurteilen. Er prüft, ob die Finanzoperationen richtig erfasst und ausgewiesen, rechtmäßig und ordnungsge-mäß ausgeführt und im Sinne eines sparsamen, wirtschaftlichen und wirksamen Mitteleinsat-

zes verwaltet wurden (die bekannten triple E: Economy, Effectiveness and Efficiency). Durch seine Arbeit fördert der Hof Accountability und Transparenz. Bei der Heranführungshilfe der Kandidatenländer wer-

den wesentliche EU-Mittel angewendet. Des-wegen hat der Europäische Rechnungshof die Aufgabe und Verpflichtung zugleich, die Verwen-dung dieser EU-Hilfen zu prüfen. Im Volksmund heissen diese Berichte „Länderberichte“, obwohl sie nicht die Länder selbst, sondern die Kommis-sion und ihre Tätigkeit als Gegenstand der Prü-fung haben. Die Folgerungen und Empfehlungen der Berichte können auch naturgemäss nur die Kommission betreffen, aber letztendlich geben sie einen Einblick über den Stand der Vorbeite-rungen in den betroffenen Länder und dienen

Die Europäische

Kommission hat wichtige

Lehren aus den früheren

Erweiterungen gesammelt.

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nicht nur zur Verbesserung der Förderpolitik der EU, sondern tragen auch dazu bei dass diese Kan-didatenländer, den Kopenhagen-Beitrittskriteri-en besser und schneller entsprechen zu können.Im Jahre 2006 wurde der Sonderbericht des Rechnungshofes über die von der EU finanzier-ten Projekte in Rumänien und Bulgarien ver-öffentlicht. Dieser hat u.  a. festgestellt, dass obwohl die geprüften Projekte den allgemeinen Investitionszielen insgesamt entsprachen, bei über der Hälfte der geprüften Investitionspro-jekte, die Investitionsgüter nicht oder nur zum Teil für die beabsichtigten Zwecke eingesetzt wurden. Es wurde auch ermittelt, dass Output und Ergebnisse erheblich hinter der Zeitplanung zurückblieben, wofür anhaltende Mängel in der Verwaltungskapazität sowie unzureichende nationale Mittel die Hauptursachen waren. Der Rechnungshof hat darauf hingewiesen, dass die Kapazitäten der nationalen Behörden in Bulgarien und Rumäni-en überschätzt werden und nicht in der Lage sind, die vorhandenen und besonders nach dem Beitritt vorgesehenen hohen EU-Mittel richtig verwalten zu können. Diese allarmierende Botschaft wurde vom Euro-pa Parlament in einer direkt dafür eingesetzten Sondersitzung behandelt. Hier wurde festge-stellt, dass diese Mängel eine Gefahr nach dem Beitritt dieser Länder darstellen und deswegen eine Verschiebung des Beitrittsdatums bis zum nachhaltigen Ausbau der notwendigen Verwal-tungskapazitäten in Erwägung gezogen werden sollte. Es hat sich aber herausgestellt, dass die politische Entscheidung über den Beitritt Bulga-riens und Rumäniens zum 1. Januar 2007 schon im Frühjahr 2006 getroffen war, sodass es keine Möglichkeit zur Berücksichtigung der Folgen dieses Sonderberichtes mehr gab. Die Realität hat der Warnung des Berichtes Recht gegeben. Aufgrund der mangelnden Ab-

sorptionskapazitäten mussten die Fördermittel für Bulgarien und Rumänien für längere Zeit suspendiert werden. Auch der Europäische Rech-nungshof hat seine Lehren aus diesem Fall gezo-gen. Seitdem sind wir bestrebt, unsere Berichte so zeitig fertigzustellen, dass sie bei politischen Entscheidungen verwendet werden können und uns in den folgenden Berichten auf das Funkti-onieren der Verwaltungskapazitäten zu konzen-trieren. Der Sonderbericht über Kroatien wurde schon nach diesen Gesichtspunkten geplant und fertiggestellt.In diesem schon im Jahre 2011 veröffentlich-ten Sonderbericht wurde die Frage geprüft, ob die IPA eine wirksame Unterstützung der örtli-

chen Absorptionskapa-zitäten zur Verwaltung der EU-Mittel nach dem Beitritt geleistet hat. Es wurde u.  a. festgestellt, dass die Unterstützung Kroatiens beim Kapa-zitätenaufbau auf einer angemessenen Planung durch die Kommission und die kroatischen Be-hörden basierte, und dass

die EU-Hilfe entscheidend dazu beigetragen hat, die Fähigkeit Kroatiens zur Verwaltung der Hilfe nach dem Beitritt zu erhöhen. Gleichzeitig hat der Sonderbericht auch die Kor-ruption, die besonders in den Balkanländern ein gefährliches Phänomen ist, unter die Lupe ge-nommen und darauf hingewiesen, dass trotz den gutmütigen Maßnahmen der kroatischen Regie-rung zur Stärkung der Korruptionsbekämpfung in dieser Hinsicht weiterhin große Herausforde-rungen in Kroatien zu meistern sind. Es wurde auch positiv festgestellt, dass die Europäische Kommission wichtige Lehren aus früheren Er-weiterungen gezogen hat, wodurch die Hilfe für Kroatien wirksamer gestaltet wurden konnte. Nach der positiven Aufnahme des Kroatienbe-richtes arbeitet der Europäische Rechnungshof zur Zeit an einem Sonderbericht, der die Ver-

Bei über der Hälfte der

geprüften Investitionsprojekte

waren die Investitionsgüter

nicht oder nur zum Teil

für die beabsichtigten

Zwecke eingesetzt.

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wendung der EU-Fördermittel in Serbien prüft. Auch hier wird der Korruptionsbekämpfung eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Nach die-sem Sonderbericht ist es geplant, die Verwen-dung der EU-Fördermittel in der Ukraine ins Vi-sier zu nehmen.

Die Lehren der bisherigen Erweiterungen

Aufgrund der allgemeinen Erfahrungen und der Konklusionen der Sonderberichte des Rech-nungshofes können von den bisherigen Erweite-rungen folgende Lehren gezogen werden. Eine große Lehre der bisherigen Erweiterungs-runden ist, dass das Timing eine kritische Rolle spielt. Es ist äußerst wichtig, dass die Beitritts-kandidaten die notwendigen Vorbereitungen für die Mitgliedschaft noch vor dem Eintritt vollständig durchführen. Es ist äußerst kosten-aufwändig, spaltend und schädlich bezüglich der Glaubwürdigkeit der EU, wenn nicht vollkom-men vorbereitete Kandidaten der EU beitreten – siehe Beispiel Bulgarien und Rumänien. Die gründliche und zuverlässige Vorbereitung ist vor allem im Bereich des Managements in der Schaf-fung der notwendigen Verwaltungskapazitäten der EU-Fördermittel unumgänglich. Zweitens ist finanzielle Disziplin von größter Be-deutung. Man soll nur auf das bisherige IPA-Bud-get, oder auf das vorgeschlagene Förderungsvo-lumen (2 Milliarden Euro Fördermittel pro Jahr ab 2014) hinweisen, um bewusst zu machen, dass es hier um wirklich große Summen geht. Dazu kommt noch, dass besonders in Krisen-zeiten, wenn knappe Finanzmittel großen Be-dürfnissen gegenüber stehen, Transparenz und Accountability von größter Bedeutung sind. Die Sicherstellung der finanziellen Disziplin in den Kandidatenländern ist die Aufgabe der Europä-ischen Kommission, wobei die Verwirklichung dieses Zieles oft äußerst schwierig und mühsam ist. Die weitverbreitete Korruption ist ein gros-ses Hindernis, welches den Beitrittsprozess der Kandidaten deutlich verlangsamen und gefähr-den kann.

Drittens kann man die Notwendigkeit der Priori-tisierung als eine wichtige Lehre nennen. Es gibt nämlich sehr viele verschiedene, vielversprechen-de Projekte und Ziele in mehreren Bereichen, doch die verfügbaren finanziellen Mittel reichen nicht aus, alle gleichzeitig zu verwirklichen. Des-wegen ist es von entscheidender Bedeutung, dass die strategischen Ziele in realisierbare, spezifi-sche Projekte umgesetzt werden, wobei die Ge-fahr darin besteht, dass zu viele Projekte wegen der knappen finanziellen Mittel unfinanzierbar und deshalb de facto undurchführbar sind. Die Prioritäten der jeweiligen Beitrittsländer müs-sen je nach den individuellen Gegebenheiten und speziellen Umständen sorgfältig geprüft und ausgewählt werden. Die selektive zukunftsori-entierte Auswahl der strategischen Ziele und die effektive Verwaltung der EU Fördermittel tragen entscheidend dazu bei, dass die Kandidatenlän-der nach dem EU-Beitritt erfolgreiche Mitglieder werden.

Konklusion

Der Europäische Rechnungshof ist nicht die In-stitution, in der die politischen Entscheidungen über die Zukunft von Europa u.  a. über die Er-weiterungspolitik getroffen werden. Wir sind auch nicht diejenigen, die zur Verwirklichung dieser politischen Ziele ernannt sind und die da-für notwendingen finanziellen Mittel anordnen können. Wir haben aber das Mandat zur Rechnungsprü-fung. Durch unsere Prüfungen können wir auf Risiken hinweisen, auf Probleme aufmerksam machen und Ratschläge für bessere, effektivere Verwaltung in der Zukunft geben. Diese Rolle haben wir auch bei der jüngsten Erweiterung der EU bewusst wahrgenommen und sind zu-versichtlich, dass wir mit unseren gezielten Prü-fungen dazu beigetragen haben, dass die EU-För-dermittel in den Kandidatenländern effektiver verwendet werden. Damit dienen wir nicht nur den Interessen der europäischen Steuerzahler, sondern auch denen der Kandidatenländer und Europa im Allgemeinen.

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eit jeher ist Wasser eine Quelle der Kraft. Wir selbst als menschliche Wesen sind ohne Wasser innerhalb weniger Tage ohne Kraft, und die Lebensgeister schwinden. Die alten Überlieferungen von der Kraft des Wassers die in allen Urkulturen existieren, wie z. B. in unseren Breiten die Schilderung der Sintflut in der Genesis, und die Beobachtungen und Erfah-rungen der frühen Menschen machten klar: Diese Kraft muss sich der Mensch nutzbar machen, um die Arbeit zu erleichtern und dadurch produktiver zu werden. Mit der fortschreitenden Technisierung wurden immer mehr Nutzungsmöglichkeiten der Kraft des Wassers erkundet, versucht, verfeinert und perfektioniert. Mit dem Siegeszug der Elektri-zität und einem exponentiell steigenden Bedarf an elektrischer Energie wurden nach und nach neue Quellen zur Herstellung von Strom entwickelt. Von den ursprünglichen Wasserkraftwerken, über Koh-lekraftswerke bis zur Atomenergie – mit teilweise unberechenbaren und nach wie vor unbewältigba-ren Lang- und Längstzeitfolgen auf Tausende von Jahren hinaus.

Die Renaissance der Wasserkraft

Die Nutzung der Wasserkraft kann in Österreich auf eine lange Geschichte zurückblicken und

stellt eine der tragenden Säulen der erneuerba-ren Energiebereitstellung dar. Nach intensivem Ausbau der Großwasserkraft in den 1960er- bis 1990er-Jahren und dem Bekenntnis gegen die Atomkraft, liegt der Fokus heute vor allem auf dem Ausbau der Kleinwasserkraft durch die Revi-talisierung von älteren Anlagen. Österreichische Unternehmen sind aufgrund dieser historischen Gegebenheiten auch im internationalen Wasser-kraftwerkbau international führend.Heute werden rund 60% der Inlandsstromerzeu-gung durch die Wasserkraft abgedeckt, ein Wert, mit dem Österreich im internationalen Spitzen-feld liegt. Dieser hohe Anteil impliziert hohe Ex-pertise im Kraftwerksplanungs-, -errichtungs, und -betriebsbereich. In den ca. 150 Groß- und 3.000 Kleinwasserkraftwerke werden jährlich rund 38 TWh Strom produziert. Kleinwasser-kraftwerke (bis zu einer Leistung von 10 MW) machen bezüglich ihrer Anzahl den überwiegen-den Teil der bestehenden Anlagen aus, repräsen-tieren aber lediglich 12% der Jahreserzeugung. Allerdings können durch die Nutzung der Klein-wasserkraft jährlich rund 4,1 Mio. Tonnen CO2 eingespart werden. Darüber hinaus haben Klein-wasserkraftanlagen einen hohen Stellenwert für die Versorgungssicherheit durch dezentrale

S

Neue Konzepte für eine energieautarke Zukunft an der Donau

Am „Strom“: Die

Donau und ökologische

Elektrizität

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Energieversorgung. (Quelle: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Was-serwirtschaft, Kleinwasserkraft Österreich, April 2013)

Problemfelder der Stromversorgung

Von woher soll die benötigte Energie jedoch kommen? Stromsparen ist auf breiter Basis nach wie vor ein Fremdwort und das zeigt auch die ak-tuelle Stromverbrauchsstatistik. Laut dem Bun-desumweltamt ist der Stromverbrauch von 1990 bis 2010 um ganze 39% gestiegen. Der Grund für den Anstieg des Bruttoinlandsverbrauchs in diesem Zeitraum sind gestiegene energetische Endverbräuche in den Sektoren Verkehr (+76%), produzierender Bereich (+47%), private Haus-halte (+18%) und öffentliche und private Dienst-leistungen (+66%). Erst in den letzten Jahren konnten vereinzelt sogar Rückgänge des Brutto-inlandsverbrauchs registriert werden, wie z. B. 2011, in dem um 3,3% weniger verbraucht wur-de. Metereologen führen das aber eher auf die warme Witterung zurück als auf steigendes Be-wusstsein im Umgang mit elektrischer Energie.

Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Zu-sammenhang, dass zusätzlich zur Wasserkraft auch andere Formen der erneuerbaren Engerie einen mittlerweile bemerkenswerten Anteil an der Stromversorgung haben. Feste Biomasse mit 31,5% sowie die erneuerbaren Anteile in der Fernwärme mit 10,3%, der Biokraftstoffe mit 6,1% und den energetisch genutzten Laugen mit 6,9%. Die Beiträge der Sektoren Windkraft, So-larthermie, Umweltwärme, Biogas, Geothermie, Deponie- und Klärgas und Photovoltaik machen in Summe 6,2% aus. Der starke Zuwachs der Photovoltaik und der Windkraft ist ebenfalls Be-standteil dieser Energiewende. (Quelle: Lebens-ministerium). Bei der Errichtung klassischer großer Wasser-kraftwerke werden durch bauliche Maßnahmen Eingriffe in das Ökosystem der dafür notwendi-gen Flüsse und Gewässer getätigt, die einerseits aufgrund immer schärferer Umweltauflagen (Stichwort: Umweltverträglichkeitsprüfungen) und auch durch die Bewusstseinsbildung der Be-völkerung immer schwerer umsetzbar sind. Stau-werke, Dämme, Schleusen und Fischausstiegshil-fen müssen errichret werden, um an die sonst umweltschonende Bioenergie zu kommen und die dafür notwendigen Maßnahmen finden bei

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einer fortschreitend verbesserten ökologischen Bildung immer geringere Akzeptanz. Daher sind neue Wege der Energiegewinnung aus Wasser mehr denn je gefragt.

Beispiel Strom-Boje

Als Beispiel für ein alternatives Stromgewin-nungskonzept aus Wasserkraft, das für die Do-nau in höchstem Maße relevant ist, ist die Ent-wicklung der Wasser-Boje durch Aqua Libre, einer Bereichs des internationalen Unterneh-mens Bilek + Schüll. Richard Mayerhofer, Ge-schäftsführer von Bilek + Schüll erklärt auf die Frage nach der Funktionsweise der Wasser-Boje: „Die Strom-Boje hängt im Fluss und nutzt allein die Strömung, also die Fließgeschwindigkeit des Wassers. Je schneller die Strömung, desto mehr Energie kann daraus generiert werden. So behält der Fluss, gerade weil er noch ungestört fließen kann, seine Selbstreinigungskraft. Außerdem wird der Lebensraum von Fischen, Krebse u.  a. bleibt intakt. Schiffe können ungehindert fah-ren. Fischer, Schwimmer, Wassersportler, Natur-liebhaber sowie Anrainer sehen ihren Naturle-bensraum dadurch nicht gefährdet.“ Er ergänzt: „Wir wollen damit beweisen, dass es möglich ist, ökonomischen Nutzen aus der Wasserkraft zu ziehen, ohne der Natur ökologischen Schaden zuzufügen.“2008 wurden der Aqua Libre Energieentwick-lungs GmbH die Patente fur Europa, die USA und Kanada erteilt. lm Oktober 2009 wurde die Strom-Boje 2 in die Donau eingesetzt. Mit 3 m Höhe, 10 m Länge und 150 cm Rotor eine Leis-tung von 80.000  kWh pro Jahr. Damit können 30 Haushalte versorgt werden. 2010 gewann AquaLibre mit der Strom-Boje sowohl den Öster-reichischen Klimaschutzpreis als auch den Ener-gy Award Gesamtpreis. Zwischenzeitlich wurde das Konzept laufend weiterentwickelt. Dazu Richard Mayerhofer: „Mittlerweile konnten wir einen 250  cm-Rotor entwickeln, der ideal für Flüsse wie Donau und Rhein ist. Dem Entwicklerteam gelang es, einen langsam drehenden Rotor zu entwickeln, der

schon bei 50 Umdrehungen/min. seinen vollen Wirkungsgrad erzielt und dabei ohne Getriebe und somit auch ohne Getriebeöl und -verluste auskommt.

Die Zielsetzung

Was kann durch alternative Konzepte für die Ge-winnung von Elektrizität, wie der Wasser-Boje, realistisch erreicht werden? „In der Wachau, die sich bis 2025 das Ziel gesetzt hat, eine energie-autarke Region zu werden, sind bereits 500 mög-liche Standorte für die Boje ermittelt worden. Damit ließen sich insgesamt ca. 120  Gigawatt-stunden pro Jahr erzeugen – ein Energiebetrag, mit dem 30.000 Haushalte, also die Wachau in-klusive Krems, versorgt wären.“, führt Richard Mayerhofer aus. „Damit könnte man jährlich rund 70.000 Tonnen CO2 einsparen.“Hans Harrer, Vorstand im SENAT DER WIRT-SCHAFT und Initiator des EUROPEAN DANUBE FORUM SPITZ, sieht in Projekten wie diesem große Potenziale. „Als Unternehmer bin ich in der Entwicklung von Renewable-Energy-Konzepten seit Jahrzehnten tätig und mich begeistert dieses Beispiel innovationsorierten Unternehmertums. Im Rahmen des EUROPEAN DANUBE FORUMS SPITZ werden wir diese Ideen und Konzepte auch anderen Regionen entlang der Donau vor-stellen können, um so zu einer sinnvollen Alter-native bei der Stromgewinnung beizutragen. Als ökolologisches Sorgenkind wird uns die Donau jede dieser Anstrengungen danken!“

Aqua Libre ist zu je einem Drittel im Eigentum von Indus-triedesigner und Erfinder Fritz Mondl sowie der Firma BEB Fertigungscenter mit dessen Gesellschafter, Harald Jursitzky. Er beschäftigt 15 Fachkräfte. Firmensitz ist Magarethen an der Moos bei Schwechat. Der dritte Teil wird durch die Bilek + Schüll in Wien gehalten. Der Her-stellungsbetrieb für Kunststoffeinzelkomponenten ist in Wien-Liesing beiheimatet und beschäftigt 25 Mitarbeiter. Eigentümer und Geschäftsführer ist Richard Mayerhofer, Senator im SENAT DER WIRTSCHAFT.

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Hospes des Europäischen Wein-Ritterordens

„Ordo Equestris Vini Europae“

aren die Weinbaugebiete klassischer Prägung in Italien, Frankreich, Deutschland, Spanien und Portugal zu finden, gesellte sich Österreich nach dem nationalen Megacrash des Weinbaus eben-falls in die Kategorie der Top-Qualitäts-Regio-nen. In den letzten Jahrzehnten wurde die Fa-milie der hochwertigen Weinanbaugebiete noch größer. Ein Weinkeller ohne einige kalifornische, australische, südafrikanische und südamerika-nische Köstlichkeiten ist schlichtweg nicht gut sortiert. Wer wirklich vorne dabei sein will, hat jedoch auch schon einige Flaschen aus bislang noch nicht so populären Weinbauregionen im Keller oder im Weinschrank – Weine aus der öst-lichen Donauregion. Der Weinbau in den Gebieten von der panno-nischen Tiefebene bis zum Schwarzmeer-Delta

wurde in den ersten Jahren nach dem Fall des Eisernen Vorhangs verständlicherweise stief-mütterlich behandelt, ging es doch darum, die wirklich großen Herausforderungen in politi-scher, diplomatischer und vor allem wirtschaftli-cher Hinsicht zu bewältigen. Über 20 Jahre nach dieser bahnbrechenden Umwälzung geraten die Weinsorten aus diesen Regionen jedoch mehr und mehr in den Fokus.

Geografische, klimatische und historische Gegebenheiten

Ein Blick auf eine Europakarte im Hinblick auf die geografischen Gegebenheiten zeigt, dass es keineswegs absurd ist, in Ländern wie Rumänien oder Bulgarien, der Ukraine oder Moldavien gu-

W

Der Boom neuer Weinbauregionen in Osteuropa und was Starwinzer Senator Willi Opitz beiträgt

Bloody good vine

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ten Wein zu produzieren. Die bulgarische Stadt Plovdiv liegt z. B. in etwa auf der geographischen Breite Roms, die rumänische Hauptstadt Buka-rest liegt auf der Höhe der Toskana. Wie in Euro-pa, spielt auch dort die Donau für den Weinbau eine wichtige Rolle. Darüber hinaus bilden in Rumänien die Karpaten eine klimatische Tren-nung zwischen den Regionen mit maritimen und kontinentalem Klima und trotz der teilweise strengen Winter ist die Temperatur während der Vegetationszeit der Reben mit 11 Grad im Süden daher vergleichsweise hoch, was den Weinbau begünstigt. In der Schwarzmeerregion, die sich durch eine lange und milde Herbstperiode aus-zeichnet, ergeben sich dadurch hervorragende Bedingungen für die Zuckerbildung der Reben. Der Weinbau ist in diesen Regionen auch histo-risch verankert. In Bulgarien kann der Weinbau bis ins 8. Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgt werden, als die Thraker das heutige Gebiet Bul-gariens besiedelten. Thrakischer Wein wurde im Römischen Reich zu einer Berühmtheit. Es ist daher nicht verwunderlich, dass in Bulgarien auf einer Fläche von 97.000 ha, in Rumänien sogar auf einer Fläche von 250.000 ha, Wein kultiviert wird.

Mit österreichischem Know-how zur Top-Qualität

Um Top-Qualität zu bieten müssen unzählige Faktoren zusammenstimmen. Einige davon sind beeinflussbar, andere nicht. Das Alter der Reb-stöcke ist z. B. ein beeinflussbarer Faktor. Durch staatlich unterstützte Modernisierungsprogram-me wurden in den letzten Jahren große Flächen neu bepflanzt, auf denen früher teils über 20 Jahre alte Rebstöcke in schlecht gepflegten Zu-stand standen. Darüber hinaus sind die Anzahl der Sonnenstunden, die Sonneneinstrahlwinkel, die Bodenbeschaffenheit, die Auswahl der Reb-sorten passend zur Bodenbeschaffenheit und die gesamte Kellertechnik Faktoren, die die Qualität des Weines zum Posititiven wie auch zum Nega-tiven beeinflussen können.

Der österreichische Top-Winzer Willi Opitz, Se-nator im SENAT DER WIRTSCHAFT, fasst fol-gendermaßen zusammen: „Wichtig für guten Wein ist die Hingabe und die Pflege. Kaum eine andere Pflanze reagiert so sensibel auf diese As-pekte, wie der Wein. Den Reben fehlte es früher vielfach an beidem. Doch seit den 90er-Jahren ist Wein auch für osteuropäische Winzer nicht lediglich ‚Ware’, sondern ein Genussprodukt und daher widmet man sich vielerorts der Verbes-serung der Qualität und holt zu diesem Zweck Know-how aus dem Westen in die Region.“ Eine ganze Reihe österreichischer Top-Winzer sind daher mit Engagements z. B. in Ungarn vertre-ten, einige auch in den entfernteren Regionen entlang der Donau. Willi Opitz ist unter ande-rem für ein rumänisches Weingut in Transylva-nien tätig, um den benötigten fachlichen Input zu geben.

Liliac ist ein Weingut im rumänischen Transylvanien mit ca. 39 ha Anbaufläche. Es ist Teil der ist Teil der AMB HOLDING und wird von Willi Opitz, Senator im SENAT DER WIRTSCHAFT, in Fragen der Anbau- und Keller-technik sowie des Marketings beraten. www.liliac.com

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Casestudy: Liliac

„Transylvanien liegt auf derselben Breite wie das Burgund und das Piemont und bietet daher na-turbedingt optimale Voraussetzungen, um guten Wein zu produzieren“, so Willi Opitz. Das Wein-gut selbst ist Teil der AMB HOLDING – einer in der Immobilienbranche beheimatete Unterneh-mensgruppe von Alfred M. Beck, die ihren Fokus seit Jahren gezielt auf Projekte mit gesellschaftli-chem Mehrwert richtet. Daher wurde für das ru-mänische Weingut der international renommier-te Weinmacher Willi Opitz (u.  a. Late Harvest Winemaker of the Year in London) engagiert, der sein umfangreiches Know-how als Coach ein-fließen lässt. Unter der Leitung des in den vielen Facetten der Weinherstellung erfahrenen Rudolf Krizan wird die Arbeit im Weingarten und in der Kellerei bis ins letzte Detail professionalisiert.Willi Opitz erklärt: „Was natürlich nie vergessen werden darf ist die Geschichte, mit dem man den Wein zum Konsumenten bringt. Darin lag auch die Herausforderung der Namensfindung, denn der Name der Region ist als Weinbauregion unbekannt. Das einzige, was die meisten West-europäer und Amerikaner von Transylvanien wissen, ist ja, dass es die Heimat Draculas ist, der nächtens als Fledermaus umherfliegt. Die

Fledermaus selbst ist für den Weinbau darüber hinaus als Schädlingsbekämpfer höchst interes-sant. Daher haben wir dem Weingut den Namen ‚Fledermaus’, in der rumänischen Sprache eben ‚Liliac’, gegeben. Zum Slogan ‚Bloody good vine’ wars dann nur mehr ein kleiner Schritt.“

Die künftige Bedeutung des Weins für die Donauregion

Ohne Zweifel hat die Kultivierung des Weines vielfältige Auswirkungen. Der Magister Genera-lis des Ordo Equestris Vini Europae, des Euro-päischen Wein-Ritterordens, Consul Prof. Ing. Dr. Tombor-Tintera hat den Satz geprägt: „Wer miteinander Wein trinkt, führt nicht Krieg ge-geneinander.“ Die Geschichte beweist, dass Frie-den immer mit Wein besiegelt wurde. Neben der friedensstiftenden und gesellschaftlichen Komponente ist es offensichtlich, dass Wein-bau-Regionen auch immer langfristig wachsende Tourismusregionen sind. Die Entwicklung der Donauländer im Hinblick auf deren Weinkultur wird daher eminenten Einfluss auf die tourismus-wirtschaftliche Entwicklung haben und kann ein Motor sein, der vielen Menschen in unterschied-lichen Branchen Arbeitsplätze bereitstellt.

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Die Reichen sollen zahlen …… und warum Robin Hood heute keinen Job mehr hätte

e näher der Termin einer Nationalratswahl (in anderen Staaten heißt es Bundestagswahl oder Wahl zur Nationalversammlung, funktioniert aber genauso) rückt, desto wahrscheinlicher wird es, dass aus einer Ecke – vornehmlich der linken – der Ruf nach einer besonderen Besteuerung der „Reichen“ erfolgen soll. Denn, so die einfache Argumentation, nachdem die Armut immer wei-ter steigt, ist es nur gerecht, wenn „die Reichen“ einen Teil von ihrem Reichtum abgeben und die weniger Gesegneten damit erfreuen. Wenn man darüber nachdenkt, ob bestimmte Gesellschaftsgruppen besonders zu besteuern sind, so stößt man rasch auf den Begriff „Gerech-tigkeit“. Ist es nicht „gerecht“, wenn man Reichen Geld wegnimmt, um es Ärmeren zu geben? Ist die Hollywood-Karikatur von Robin Hood nicht herzerwärmend, wie er die Reichen beraubt, um die Goldmünzen, auf einem Karren stehend, un-ter die hungernde Dorfbevölkerung zu werfen? Offensichtlich stößt man dabei auf zwei grund-legende Probleme: Das eine ist die fehlende Defi-nition von „reich“ und das andere die Folgerung, die sich aus der Forderung eines Sondersteuer für Reiche zwangsläufig ergibt: Wenn man der Gruppe der „Reichen“ Geld wegnehmen darf, warum nicht auch anderen Gruppen? Den Ge-bildeten vielleicht, weil sie ja schon ein Studium von der Republik finanziert bekamen? Den Un-ternehmern? Den Nichtwählern, den Migranten,

den Expatriaten, den Rechten, den Linken? Es wird schwierig sein, Argumente zu finden, war-um man sich bei einer Gruppe bedienen darf und bei einer anderen nicht. Die erste Frage, wie denn „reich“ zu definieren sei, ist jedoch mindestens ebenso schwierig zu beantworten, wenn man nicht wie Robin Hood willkürlich Kutschen überfallen will. Zieht man das reine im Inland deklarierte Geldvermögen für eine Abgrenzung heran, so entwischen einem alle jene, die ihr Geld im Ausland steuerschonend geparkt haben. Da die wirklich Vermögenden meist ein Heer an Steuerberatern und Rechts-anwälten beschäftigen, werden dies vermutlich genau diejenigen sein, deren Schröpfung zwar wirklich lukrativ wäre, die man aber kaum erwi-schen wird. Man müsste sich also erst wieder an die wohlhabende Mittelschicht wenden.Aber auch andere Definitionen scheitern: Eine Bemessung anhand des Grundbesitz scheitert, weil nicht jeder Millionär Grund in Österreich besitzt und man dann die ohnedies verarmte Ne-benerwerbsbauernschicht damit treffen würde. Das Einkommen taugt auch nicht für eine Ein-stufung als „reich“, weil dies ebenso wie Vermö-gen leicht verschleiert werden kann. Natürlich bietet es sich an, medienwirksam auf statistische Ausreißer mit 100.000  Euro Einkommen hin-zuweisen. Aber abgesehen von solchen Spitzen-verdienern ist das Gros der Gutverdienenden in

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weit bescheideneren Regionen beheimatet. Die Grenze für die obersten 10% liegt in Österreich bei monatlich 3.199 Euro (Wert 2011). Sollten Sie mehr verdienen, so können Sie sich freuen, zu den reichsten 10% der Österreicher zu gehören. Eng verknüpft mit der Frage des Reichtums ist auch die Form des Reichtums. Wenn Robin Hood die Goldkisten der Reichen plünderte, um die Münzen und Preziosen unters Volk zu streu-en, so hätte er heute seine liebe Not. Die rund 80.000 Millionäre in Österreich besitzen zwar geschätzte 250 Milliarden Euro, haben diese aber mehr oder weniger gut dem Zugriff von Fis-kal-Robin Hoods entzogen. Immobilien im Aus-land, Konten in der Karibik, Treuhandvermögen und Stiftungen lassen nur mehr wenig übrig, was mit einer „Millionärssteuer“ wirklich erfasst wer-den könnte.Doch kommen wir zurück zum Begriff der „Ge-rechtigkeit“. Kein vernünftiger Mensch versteht darunter, dass jeder Mensch dasselbe besitzen und verdienen soll. Denn wenn meine Großmut-ter in ihrem Garten ausgezeichnete Salat häuptel zieht, soll sie diese auch gewinnbringend am Markt verkaufen können. Selbst eingefleischtes-te Kommunisten wissen, dass erst die Möglich-keit durch eigene Arbeit (zusätzliches) Geld zu verdienen, den Menschen motiviert. Ein System, in dem alle Menschen gleich viel verdienen, wür-de das erste Jahr nicht überleben.

Mag. Elmar Weixlbaumer ist Verleger, Fachbuchautor und Medienexperte in Wien. Er ist ausgebildeter Mathema-tiker und Betriebswirt und beschäftigt sich in seinen Publikationen und Vorträgen mit wirtschaftspolitischen Fragen, Bildung und der Wissensvermittlung der kom-menden Generationen.www.elmar-weixlbaumer.com

Mag. Elmar Weixlbaumer,

Senator im

SENAT DER WIRTSCHAFT

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Damit landen wir bei der Frage, wie viel ein „gerechter“ Lohn für unsere Arbeit ist. Gerne wird von verschiedenen Berufsgruppen – etwa Universitätspersonal oder Angestellte in sozi-alen Berufen – beklagt, dass ihre hochwertige Arbeit völlig unterbezahlt sei, während Gera-de-nicht-mehr-Jugendliche, die mit Aktien spie-len, ein Vermögen bezahlt bekommen.Die Wahrheit ist – und wenn wir ehrlich sind, wissen wir das auch alle – dass der „Wert“ der Arbeit nie den Lohn dafür definiert, sondern im-mer Angebot und Nachfrage. Darum verdient der Arbeiter einer Ölbohrinsel ein Vielfaches einer Supermarktkassiererin, weil sich sonst niemand diese Arbeit antun würde, während man für letz-teres Berufsbild unzählige Bewerber findet. Wenn wir über „gerechten“ Lohn und damit über eine anzustrebende Gerechtigkeit beim Vermö-gen nachdenken, müssen wir einen anderen Zu-gang finden. Wir können also von der nachfra-gegesteuerten Entlohnung unserer Arbeit dazu übergehen, stattdessen die Aufstiegsmöglichkei-ten jedes Einzelnen zu betrachten. Wenn jemand mit seinem jetzigen Lohn unzufrieden ist, wie müsste eine „gerechte“ Welt aussehen, in der alle die gleichen Chancen haben, mehr zu verdienen? Verdient jemand als Bauarbeiter heute den Be-trag x, wie wahrscheinlich ist es, dass er im nächsten Jahr zum Beispiel x + 10% verdient? Und wie wahrscheinlich ist es für den Direktor einer Großbank x + 10% zu verdienen? Wenn die Chancen für alle gleich sind, für die Armen und die Reichen, dann muss diese Wahrscheinlichkeit für den Bauarbeiter und den Bankdirektor gleich sein und wir nähern uns einer gerechten Welt an.

In einer idealen Welt gehen wir davon aus, dass es für jedermann völlig gleich wahrscheinlich ist, dass er im nächsten Jahr 10% mehr oder weniger verdient, und dass diese Wahrscheinlichkeit für alle Einkommensklassen gleich ist, Aufstiegsge-rechtigkeit also. Manche steigen auf, manche fal-len zurück, wie dies in der Realität auch passiert. Es soll jedoch für alle Einkommensklassen gleich wahrscheinlich sein aufzusteigen. Ich gehe davon aus, dass wir alle diese Aufstiegs-gerechtigkeit als fair empfinden würden. Ein Mil-lionenverdiener würde also im kommenden Jahr mit genau derselben Wahrscheinlichkeit 10% mehr verdienen wie ein Junglehrer. Diese Fairness, diese gleiche Wahrscheinlich-keit für alle Einkommensgruppen, wurde bereits 1931 von Robert Gibrat beschrieben und man nennt es Gibrat‘s Law. So schön dieses Modell aber auch sein mag, es gibt zwei gravierende Pro-bleme damit.Das erste Problem ist, dass Gibrat‘s Law langfris-tig genau jene Verteilung von Einkommen und Vermögen erzeugt, bei der ein Großteil des Ver-mögens einigen wenigen Reichen zugeordnet ist. Mathematisch ausgedrückt entsteht durch obige Forderung eine Verteilung (genauer eine Lognor-malverteilung) wie in der Abbildung gezeigt: sehr viele Arme, einige wenige Reiche.

Das zweite Problem mit Gibrat‘s Law ist aber, dass genau diese Verteilung in der Realität be-obachtet wird. Und zwar nicht nur in Österreich, sondern in allen Kulturen, unabhängig vom po-litischen System, der Staatsform – Demokratie oder Diktatur –, dem Wohlstandsniveau oder

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dem Bildungsniveau. Auch vergangene Kulturen unterschieden sich hier nicht: Studien zeigten, dass im Ungarn des Mittelalters und sogar im al-ten Ägypten genau diese Verteilung des Vermö-gens beobachtet werden konnte. Wir müssen also zur Kenntnis nehmen, dass genau diese Forderung nach Fairness, diese Auf-stiegsgerechtigkeit, dass die Ärmeren mit dersel-ben Wahrscheinlichkeit ihr Einkommen und Ver-mögen steigern können wie die Reichen, in der Realität bereits passiert. Und zwar immer schon! Und wir müssen auch zur Kenntnis nehmen, dass diese Form der Fairness eine Gesellschaft erzeugt, in der viele Arme wenigen Reichen ge-genüber stehen. Doch werfen wir nun noch einen Blick auf die Fakten. Wie ungerecht ist Österreich denn wirk-lich? Das erste Übel, das uns hier begegnet, ist die Definition der „Armut“. Die gerne für politisch willkommene Sensationen verwendete Definiti-on bezeichnet jene als arm, die einen gewissen Anteil des mittleren Einkommens nicht verdie-nen. EUROSTAT spricht beispielsweise von Ar-mutsgefährdung, wenn 60% des Mittelwerts (ge-nauer des Medians) des Pro-Kopf-Einkommens unterschritten werden. Diese Definition führt offensichtlich zwangsläufig dazu, dass der Anteil der Armen immer innerhalb einer Bandbreite schwanken wird. Denn es wird immer Menschen geben, die weniger als der Mittelwert verdienen, so ist ein Mittelwert definiert. Dass jene Armen in absoluten Eurobeträgen natürlich immer mehr zur Verfügung haben, wenn das mittlere Einkommen steigt, wird dabei verschwiegen. Wir haben also eine „neue Armut“, diese liegt aber heute weit über dem Durchschnittseinkommen früherer Jahrzehnte. Ebenso sinnlos ist die Definition der Armuts-schwelle über den Betrag der Sozialhilfe, wie dies ebenfalls gern gemacht wird. Wenn die Mindest-sicherung heute mit 794,91 Euro festgelegt ist – dem Durchschnittseinkommen eines Arbeit-nehmers im Jahr 1976 – dann haben wir zwar ebenso wie damals Menschen, die diesen Betrag verdienen, aber diese „Armut“ entspricht dem Durchschnittseinkommen unserer Jugend.

Um diese Entwicklung in anderen Worten zu beschreiben: Ein Warenkorb, für den man 1950 noch durchschnittlich eine Stunde arbeiten musste, ist heute in weniger als 10 Minuten ver-dient (im Durchschnitt über alle Einkommen)! Und ebenso wie unser Wohlstand kontinuierlich stark gestiegen ist, wurde auch die Sozialhilfe-grenze angehoben. Das ist natürlich wichtig und richtig, aber als Maß für die Entwicklung des Ar-mutsanteils taugt dieser Wert nicht. Kurz gesagt, diese gemeinhin verwendeten Maße machen die Armut unausrottbar, denn ein Anteil unserer Bevölkerung wird immer unter eine so willkürlich festgelegte Schwelle fallen. Natür-lich ist es schrecklich, wenn Menschen jeden Cent umdrehen müssen, doch wir müssen auch sorgfältig sein, bei der Festlegung dieser Armut, wenn wir auf die Reichen als Sponsoren zurück-greifen wollen. Die Weltbank definiert Armut als Einkommen von weniger als 1  Dollar am Tag (jüngst auch 1,25 oder 2 Dollar). Andere alternative Konzep-te messen das Nichtvorhandensein konkreter Merkmale, wie etwa die Möglichkeit jeden Tag eine gehaltvolle Mahlzeit zu erhalten, das Vor-handensein zumindest eines passenden Paars Schuhe o. Ä. Diese Maßstäbe zeigen Armut in ih-rer existenziellen Form, losgelöst vom Konsum-standard unserer wohlhabenden Gesellschaft. Der Nachteil dieser Maße ist offensichtlich: Der-lei Armut gibt es in Mitteleuropa praktisch nicht mehr. Sollten wir nicht stolz über den erreichten Gesamtwohlstand sein, weil unsere Definition von Armut weit von jener existenziellen Armut entfernt ist? Womit natürlich nicht gesagt wer-den soll, dass es nicht wichtig ist, so wie bisher, die relative Armut zu bekämpfen und weiter da-für zu sorgen, dass die unteren Einkommensklas-

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sen über einen unserer Gesellschaft angemesse-nen Mindestwohlstand verfügen können.Zum Abschluss über die Betrachtung von Reich und Arm noch einige Zahlen und Fakten über die wirkliche Verteilung von Vermögen und Ein-kommen in Österreich. Das allgemein verwende-te Maß für die Ungleichheit zwischen Arm und Reich ist der Gini-Koeffizient, der das Auseinan-derdriften der Einkommensklassen misst. Es ist heute erwiesen, dass eine ausgewogene Vertei-lung von Arm und Reich unerlässlich ist für so-zialen Frieden und eine funktionierende Gesell-schaft, während das Einkommensniveau wenig Einfluss auf Stabilität und Frieden hat. Völlige Gleichmacherei ist dabei genauso störend, wie die Konzentration des Einkommens auf eine kleine Elite. Es gibt ein gesundes Verhältnis zwi-schen Arm und Reich, das nicht zu klein und nicht zu groß sein soll.Weist ein Land einen Gini-Koeffizient von 0 auf, so würden alle Menschen gleich verdienen, in Österreich würde Andres Treichl genauso brutto 2072 Euro verdienen, wie der nette Student, der meinen Nachbarskindern immer Nachhilfe gibt. Das Gegenteil, ein Gini-Koeffizient von 1, wäre ein Land, wo ein Oligarch alles verdient und alle übrigen mangels Einkommen binnen Monats-frist verhungert wären. In der Praxis liegen die Werte zwischen 0,25 und 0,70.Entgegen aller Parolen und Schlagzeilen ist Ös-terreich hier weltweit eines der führenden ausge-glichenen Länder. Mit einem Gini-Koeffizient von 0,26 werden wir nur mehr von einigen wenigen Nationen überboten und liegen vor Deutschland (0,28), Schweiz (0,33) oder dem für sein „Brut-

tonationalglück“ bekannten Bhutan (0,38). Weit abgeschlagen sind natürlich die USA, die mit 0,46 sogar ungleichverteilter als Bolivien, Ugan-da oder Turkmenistan sind.Diese Ausgewogenheit, die über die vergange-nen Jahrzehnte konstant war, verdanken wir sicherlich den großzügigen Sozialleistungen in Österreich. Ein Drittel unserer Bevölkerung be-zieht mehr als die Hälfte ihres Einkommens vom Staat in Form von Transfers, wie verschiedenste Beihilfen oder die Sozialhilfe. Laut OECD gab es Mitte der 2000er-Jahre kein Land auf der Erde, in dem die Sozialtransfers einen größeren Anteil am Haushaltseinkommen hatten als in Öster-reich. Diese Transfers werden natürlich von den Vermögenden bezahlt. Wenn wir also eine geson-derte Besteuerung der Reichen – wer immer das sein mag – fordern, dann dürfen wir nicht ver-gessen, dass bereits heute das oberste Prozent der Spitzenverdiener ein Viertel unseres Steue-reinkommens tragen muss. Ob unter all diesen Gesichtspunkten eine For-derung nach einer neuen Reichensteuer seriös ist, muss jede Gruppierung für sich entscheiden. Natürlich ist es gelebte demokratische Praxis vor einer Wahl mit deftigen Slogans die einfachen Bevölkerungsschichten zu mobilisieren. Ob dies jemals umgesetzt werden kann, ob eine „Millio-närssteuer“ das Vermögen der Reichen, die ihr Geld meist in Stiftungen geparkt haben, über-haupt erreicht, ob die Handvoll Millionäre über-haupt einen substanziellen Beitrag zum Budget liefern könnten oder lediglich als Wahlkampfmu-nition verheizt werden und ob eine Millionärs-steuer dann auch bei den Armen ankommt und nicht für Prestigeprojekte verballert wird, sind dabei pragmatische Fragen, die im Wahlkampf-getümmel keinen Platz haben.

Aber es ist gut zu wissen, dass unsere Heimat nicht nur ein schönes Stück Erde ist, sondern auch eines der wohlhabendsten und ausgewo-gensten Länder der Welt ist. Wenn wir wissen, dass in Österreich die Grenze für die obersten 10% nur das Doppelte des Durchschnittsein-kommens beträgt, dann fragen wir uns, hätte Robin Hood bei uns noch einen Job?

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s ist eigentlich unvorstellbar: Es gab eine Zeit, in der Menschen aufwuchsen, ohne jemals et-was von Umweltschutz, Ressourcenknappheit und ökologischer Verträglichkeit gehört zu ha-ben. Eine Zeit, in der man Straßen, Häuser und Betriebsstätten einfach gebaut hat, ohne eine Umweltverträglichkeitsprüfung zu benötigen. Eine Zeit, in der nahezu alle Güte scheinbar un-beschränkt benötigt wurden. Eine Zeit, in der die Erlöskurven des Wirtschaftswunders nur nach oben zeigen konnten. Eine Zeit, die noch nicht allzu lange zurückliegt. In den vergangenen Jahr-zehnten hat die Menschheit und das Unterneh-mertum mit dem Geist der Globalisierung jedoch ganze Arbeit geleistet, was die Verknappung der lebensnotwendigsten Ressourcen betrifft und unsere Kinder wachsen Tag für Tag mit dem Wis-sen auf, dass alles endlich, alles beschränkt, alles knapp und alles zukunftsgefährdend ist. Wir sind es unseren Kindern schuldig, ihnen in diesem Gefühl der berechtigten und begründeten Unsicherheit zu beweisen, dass wir uns um ihre Zukunft ernsthaft sorgen und dafür Verantwor-tung übernehmen – nicht durch Reden, sondern

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Jochen Ressel

Ökosoziale Verantwortung auf die Straße bringenFür ein Unternehmertum, das etwas „unternimmt“

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durch Handeln – indem wir als Unternehmer et-was „unternehmen“ im wahrhaftigsten Sinne des Wortes. Hans Harrer, Vorstand im SENAT DER WIRTSCHAFT postuliert: „Es geht nicht darum, unseren Kindern eine bessere Zukunft zu bieten – es geht darum, ihnen eine lebenswerte Zukunft zu bieten.“ Welche Verantwortung ergibt sich da-raus für jeden von uns?

Eine Verpflichtung für Senatsunternehmen

Gerade Unternehmerinnen und Unternehmern in Österreich, wo der Begriff der Ökosozialen Marktwirtschaft durch mutige Vordenker we-sentlich geprägt und definiert wurde, muss die praxisorientierte Umsetzung dieses zukunfts-orientierten Konzepts ein besonderes Anliegen sein. Dem SENAT DER WIRTSCHAFT und sei-nen Mitgliedsunternehmen ist es eine besonde-re Freude, gleichzeitig aber auch Verpflichtung, Persönlichkeiten in den eigenen Reihen zu wis-sen, die zur europaweiten Etablierung des ökoso-zialen Verständnisses in höchstem Maße beige-tragen haben. Dazu zählen auf österreichischer Seite zuvor-derst die beiden Ehrensenatoren DI Dr. Josef Riegler und DI Dr. Franz Fischler. Einer der profundesten Wissenschaftler und Denker in diesem Bereich steht dem SENAT DER WIRT-SCHAFT in Deutschland als Präsident vor, Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Radermacher, der durch un-zählige Vorträge, Studienbegleitungen, Publika-tionen und durch seine Lehrtätigkeit unermüd-lich für die Bewusstseinsbildung im Hinblick auf ökosoziale Verantwortung wirkt. Mit diesen Per-sönlichkeiten stehen den Mitgliederunterneh-men nahezu unerschöpfliche Wissenresourcen zur Verfügung, die für die Umsetzung ökosozi-aler Konzepte im eigenen Unternehmen genutzt werden können – ja dafür sogar genutzt werden müssen.Hans Harrer, Vorstand im SENAT DER WIRT-SCHAFT, betont in besonderer Weise, dass dies nicht lediglich graue Theorie ist: „Wir reden nicht nur darüber, dass dieses Know-how den Mitglie-

derunternehmen zur Verfügung steht – wir be-weisen das auch durch Senatsprojekte, bei denen Unternehmerinnen und Unternehmer gemein-sam mit diesen Experten konkrete Lösungen für die eigenen Unternehmen und weit darüber hin-aus entwickeln.“

Beispielhafte Projekte mit Senatsunternehmen

Auf einige Projekte sei in diesem Zsuammenhang speziell hingewiesen, bei denen Unternehmerin-nen und Unternehmer das Know-how aus dem SENAT DER WIRTSCHAFT zukunftsorientiert nutzen und damit ihre ökosoziale Verantwor-tung wahrnehmen.

CO2-FREIE REGIONEN

Die führenden Unternehmen aus Westöster-reich, allesamt Mitglieder im SENAT DER WIRT-SCHAFT, die eine wesentliche Anzahl der Ar-beitsplätze in der Region bereitstellen, haben auf eigene Initiative den SENAT gebeten, sie bei der Entwicklung eines Konzepts zu unterstützen, damit ihre Unternehmen CO2-neutral agieren. In mehreren Workshops und unter der wissen-schaftlichen Beratung von Prof. Dr.Dr. Franz- Josef Radermacher, wurde ein Aktionsplan der erforderlichen Massnahmen, Investitionen, Fertigungsprozessänderungen, Rohstoffbeschaf-fungsprozessen u. v. m. erstellt. Aktuell arbeiten diese Unternehmen unter Berücksichtigung der im Rahmen der Projektentwicklung festgelegten zeitlichen Komponenten an der Umsetzung. Im Jahr 2016 sollte die Basis geschaffen sein, dass Unternehmen ihr großes Ziel erreichen.Damit nicht genug, forderten die Unterneh-merinnen und Unternehmer die Politik auf, ihnen zu folgen und sich an diesem Prozess zu beteiligen. Dadurch sollen auch die Einrichtun-gen und Unternehmen der öffentlichen Hand CO2-neutral werden. In gemeinsamen Projekt-sitzungen mit Prof. Dr.Dr. Radermacher wurde dieser Prozess nun in die Wege geleitet. Diese Vorgehensweise ist beispielhaft für den gesam-ten mitteleuropäischen Raum, iniziiert von

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ökosozial verantwortungsbewussten Unterneh-merinnen und Unternehmern im SENAT DER WIRTSCHAFT und mit dessen tatkräftiger Un-terstützung, inklusive einer positiv orientierten Wirkung auf die politischen Institutionen.

ÖKOSOZIALE STEUERREFORMDer Grund, warum das Steuersystem eine ökoso-zial orientierte Veränderung benötigt, liegt auf der Hand: Nachhaltigkeit hat eine ökologische Dimension (Ressourcen- und Energieverbrauch und die damit verbundenen Umweltschäden, einschließlich der CO2-Emissionen), eine öko-nomische Dimension (Steuereinnahmen werden genutzt, um den Faktor Arbeit von Steuern und Abgaben zu entlasten) und eine soziale Dimensi-on (verteilungspolitisch ungewollte Belastungen auszugleichen. Eine ökosoziale Orientierung des Steuersystems bewirkt daher in logischer Folge, dass ökologische Investitionen angestossen wer-den.Der SENAT DER WIRTSCHAFT beauftragte als Teil eines Konsortions von Unternehmen und Insitutionen, wie dem Ökosozialen Forum Österreich, der Julius Raab Stiftung, Energie Steiermark AG, Gewerkschaft PRO-GE, Green-peace, Schachinger Logistik und Global 2000, die detaillierte Ausarbeitung eines entsprechen-des Vorschlages. Unternehmerinnen und Un-ternehmer aus dem SENAT DER WIRTSCHAFT gaben Inputs, brachten konkrete Vorschläge ein und nutzten die Möglichkeit, aktiv an der Aus-gestaltung des Reformvorschlags mitzuwirken. Hans Harrer zu den weiteren Schritten: „Sobald die künftigen politischen Entscheidungsträger gewählt, angelobt und handlungsfähig sind,

wird der vorliegende, in allen Details wissen-schaftlich und mathematisch untermauerte 114 Seiten starke Endbericht mit der Unterstützung der Wirtschaft mit allem Nachdruck an die agie-renden Persönlichkeiten herangetragen werden. Das Unternehmertum treibt damit die Politik vor sich her, damit nicht nur die Unternehmen handeln, sondern auch die Politik endlich et-was unternimmt, um ökosoziale Verantwortung nicht nur auf den Lippen zu tragen, sondern dies auch durch Tun zu beweisen.“

LEHRLINGS-BAUSTELLEAls weiteres Beispiel sei das Thema des Fachar-beitermangels erwähnt. Dieser wird ebenfalls medienwirksam insziniiert. Andere jammern, die Unternehmen des SENAT DER WIRT-SCHAFT handeln. Auf Initiative des Geschäfts-führers der Dolinschek GmbH, Senator KR Albin Dolinschek, und dem Marketingleiter von Sun-Media, Senator Andreas Müller, wurden sechs Häuser ausschließlich von Lehrlingen errichtet. Das mag lapidar in einem Satz gesagt sein, be-wirkte aber gewaltiges Echo und hatte ungeahn-te positive Auswirkungen. In Summe beteiligten sich 21 Senatsunternehmen mit ihren Lehrlin-gen an dieser Initiative, das Können und die At-traktivität der Lehrberufe wurden dadruch am praktischen Beispiel dargestellt und dieses Pa-radeprojekt in Finkenstein (Kärnten) wurde von Schulen und Lehrkräften besucht sowie auf brei-ter Basis medial dargestellt. Der Präsident des SENAT DER WIRTSCHAFT, Dr. Erhard Busek, zählte zu den treibenden Kräften bei der Projekt-entwicklung, um aktive Reputiationsbildung für den Lehrberuf in der Öffentlichkeit zu erreichen.

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DIE ÖKOSOZIALE WIRKUNG DER SENATSUNTERNEHMENIn diesem Zusammenhang sei darauf beson-ders hingewiesen, dass sich viele Unternehmen im Umfeld des Senats mit ökosozialen Themen befassen. Sie sind beispielgebend für die gesam-te österreichische Unternehmerwelt. Gerade die Ausgabe Nr.2/2013 des SENATE-Magazins zum Thema „Heiße Luft um nichts? Über Kli-mawandel, sinnvolle Doppel-Strategien und Gemeinwohl-Zukunft“ ist gefüllt mit Best-Prac-tise-Beispielen von Unternehmerinnen und Un-ternehmern, die ihre ökosoziale Verantwortung tagtäglich in der Praxis leben.

Keine zeitgeistige Erscheinung

Achim Feige, Senior Brand Consultant bei brand:trust, zeigte bei einem Top-Executive-Talk im Frühjahr 2013 in Wien eine grundlegende Veränderung der Entscheidungsstrukturen von Konsumentinnen und Konsumenten auf. Er führte aus: „War nach dem Weltkrieg der Fokus der Unternehmen das Versorgen und Vertei-len, ging es darauf folgend hauptsächlich ums Vertreiben und Verkaufen. In den 80er- und 90er-Jahren des letzten Jahrtausends stand das Verführen und Manipulieren im Mittelpunkt. Sa-les und Marketing war bis zu diesem Zeitpunkt von der internen Unternehmenssicht getrieben. Das ist vorbei! Jetzt, im neuen Jahrtausend geht es den Konsumentinnen und Konsumenten da-rum, mit ihren Geschäftspartnern gemeinsam Bedeutung zu schaffen. Unternehmen, die diese Beeinflussung ihres Tuns durch externe Sicht-weisen nicht akzeptieren und nutzen, werden die Zukunft nich er- und überleben.“Einige CSR-Projekte als Hobby zu betreiben und im Jahresbericht einige Zeilen über Ökolo-gie von sich zu geben ist bei weitem nicht mehr genug. Immer mündiger werdende und immer besser informierte Zielgruppen spüren, ob all das Feigenblätter zur Verschleierung der wah-ren Geisteshaltung sind, oder ob es sich um eine aufrichtig gemeinte und gelebte ökosoziale Ver-antwortung handelt, die Einfluss auf den ökono-

mischen Erfolg des Unternehmens hat. Solange die ökosoziale Orientierung nicht aktiv beiträgt, um die Unternehmensziele zu erreichen und als integrierter Bestandteil der Erlösstruktur merk-lich spürbar ist, solange handelt es sich um leere Lippenbekenntnisse und um Projekte, die in un-ternehmerisch herausfordernden Zeiten sofort der Vergangenheit angehören. Wahre ökosoziale Verantwortung ist jedoch Teil des Geschäftskon-zepts und daher ein unabdingbarer Bestandteil des unternehmerischen Wirkens.

Jetzt handeln!

Das Angebot des SENAT DER WIRTSCHAFT liegt daher für alle Unternehmen unseres Landes klar am Tisch: Sinnvolle, tiefgreifende und nachhal-tige Unterstützung in der Umsetzung des Wun-sches, ökosoziale Verantwortung auf die Straße zu bringen! Karl Kaiblinger und Robert Egger, beide Senatoren im SENAT DER WIRTSCHAFT, postulierten bei einer vom SENAT unterstützten Informationsveranstaltung zum Thema „East meets West“, bei der es um Gemeinsamkeiten der Führungskonzepte der westlichen und fer-nöstlichen Welt ging, worauf es heute ankommt: „Es geht nicht darum die Dinge richtig zu tun. Es geht darum zu hinterfragen, ob wir die richtigen Dinge tun!“ Mit anderen Worten: Wenn der Rauchfang eines Schiffes handwerklich noch so perfekt gestri-chen wird, ist es im Falle eines leckgeschlagenen Schiffes trotzdem die falsche Aktivität. Es geht daher jetzt darum, unser unternehmerische Tun zu hinterfragen, um die Dinge zu tun, von denen wir überzeugt sind, dass sie die richtigen sind und erst in weiterer Folge zu analysieren, wie wir diese Dinge richtig umsetzen können. Der SENAT DER WIRTSCHAFT mit allen verbun-denen Know-how-Trägern steht Unternehmen bei diesem Prozess tatkräftig zur Seite, damit Unternehmen das „unternehmen“, was nötig ist, um ökosoziale Verantwortung auf die Straße zu bringen.

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eute wird sie mit allerlei Namen bedacht: Land-hausmode, Country-Look, Jäger-Gwand, Okto-berfest-G’wandl, Raiffeisen-Smoking, Kommu-nalpolitikergwandl usw. Menschen, die in den Bergen und am Land aufgewachsen sind tragen sie ganz selbstverständlich und finden, dass Städterinnen und Städter darin immer ein we-nig verkleidet aussehen. Die einen beschwören den Traditionalismus, die anderen interpretie-ren Formen, Farben und Materialien neu. Für die einen Pseudo-Look, für die anderen moderne Mode mit historischen Wurzeln. Für die einen Frevel an der stolzen Geschichte, für die ande-ren schlichtweg „in“. Die Rede ist von der Tracht, dieser besonderen Art der Kleidung, die sich im 19. Jahrhundert formte und bis heute in ihren

Grundzügen unverändert erhalten geblieben ist. Angesichts der aktuellen Entwicklung kann man durchaus von einem Trachten-Boom sprechen, greifen doch immer mehr junge Menschen wie-der auf diese historische Kleidung zurück. Woran liegt diese Rückbesinnung? Oder handelt es sich um eine Vorwärts-Besinnung?

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Jochen Ressel

Die Macht der TrachtGründe für die Renaissance traditioneller Bekleidung im Donauraum

Jochen Ressel ist im obersteirischen Wallfahrtsort Mariazell geboren. Im SENAT DER WIRTSCHAFT ist er Mitglied der Chefredaktion, ist im Projektmanagement und als Programm-Koordinator des EUROPEAN DANUBE FORUM SPITZ tätig. Im Rahmen des Business-klub-Jochen Ressel konzeptioniert, organisiert und moderiert er über 50 Businesstalks, Konferenzen und Kongresse pro Jahr.

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Historisches

Seit nunmehr über 100 Jahren bestehen in un-seren Breiten Trachtenvereine, die sich mit der Definition, der Herstellung und dem Tragen die-ser Kleidung beschäftigen. Besonders hingewie-sen sei in diesem Zusammenhang darauf, dass Trachten nicht lediglich Teil des Lebens im zen-traleuropäischen Kernland sind, sondern überall auf der Erde existieren. Ob in den entlegensten Teilen Afrikas und Asiens oder im Alpen- und Donauraum: überall gibt es diese traditionellen Kleidungsformen, die allerdings von einer globa-lisierten Modewelt weitgehend verdrängt wur-den. Ihre einprägsamen Besonderheiten lassen die Tracht immer noch als etwas besonderes er-scheinen – farbenfroh und ausdrucksstark. Mit besonderem Fokus auf den Donauraum, sind viele dieser Besonderheiten länderübergreifen-de Merkmale, egal ob in der ungarischen, kroa-tischen, bulgarischen, rumänischen, ukraini-schen, bayrischen oder unserer österreichischen Tracht. Dazu zählen unter anderem z. B. die überall vorkommenden Schürzen, Hüte, Ranzen und dekorativen Elemente sowie die omniprä-sente Verbindung zur Jagd als zentrales Element der Nahrungsbeschaffung.

Wie Tracht kommuniziert

Für ihre Träger war die Tracht stehts mehr als lediglich eine Bekleidungsform. Sie entstand aus den Bedürfnissen der Arbeit und des Festes. Die Lederhose als widerstandsfähiges Material bei der Arbeit in der Natur, der Ranzen als Schutz für Nieren und mit Stützfunktion für den Be-wegungsapparat, wie auch der enge Leib des Dirndls mit ebendieser Stützfunktion für die im landwirtschaftlichen Bereich tätigen Frauen. Er-gänzend dazu kam die Festtagstracht, die edlere Form der Arbeitskleidung. Zur Arbeit: die kurze Lederhose, zum Kirchgang: die Kniebundhose. Zur Arbeit: das einfache Dirndl, zum Fest: das Seidendirndl usw.Dem Kenner und Wissenden vermittelt die Tracht in ihrer traditionellen Form auch heute

noch viel über Wesen und Herkunft der Trägerin bzw. des Trägers. Sie gibt Auskunft darüber, aus welcher Region man stammt (mitunter sogar aus welchem Dorf), über Reichtum oder Armut, über die soziale Stellung und sogar darüber, ob man ledig, verheiratet, verwitwet, heiratswillig oder -unwillig ist. Ob Trauer oder Hochzeit, sonntäg-licher Kirchgang oder Hochfest: die Tracht gibt Auskunft darüber und spielt mit einer Vielzahl von Komponenten als Kommunikationsmittel. Heute erkennt man sogar österreichische Trach-ten, die speziell für russische Touristinnen und Touristen gefertigt wurden mit freiem Auge.

Aspekte der Geisteshaltung

Die Kommunikationskraft der Tracht wurde mehr und mehr instrumentalisiert und schließ-lich auch politisch genutzt, um gewisse Geistes-haltungen öffentlich darzustellen. Im National-sozialismus z. B. galt die Tracht als Ingriff des Ausdrucks der Volksgemeinschaft. Sie grenzte von anderen Rassen und Völkern ab und zeigte germanisch/arische Motive. Die Tracht, aus der historischen Entwicklung bereits seit jeher mit der Jagd als Berufsbild verbunden, fand so Ein-gang in das ideologische Umfeld und zeigte Zu-gehörigkeit. Noch vor wenigen Jahren war das Tragen der Tracht im städtischen Bereich nicht minder stark konnotiert. Trug jemand im öffentlichen Leben Tracht, so wurde dies als nahezu untrügliches, eindeutiges Zeichen für die politische und re-ligiöse Gesinnung gesehen: traditionalistisch, eventuell monarchistisch, möglicherweise adelig, katholisch,aber ganz sicher politisch eher rechts. Erst in den letzten Jahren wird Tracht mehr und mehr als Modefaktor gesehen – losgelöst von allen ideologischen, politischen und geis-teshaltungsorientierten Interpretationen. Da sie in der Alltagskleidung der urbanen Räume verschwunden ist, wurde sie Ausdrucksmittel bei besonderen Anlässen und Synonym für ent-spanntes Feiern, für Freude und für ein bei die-sen Anlässen besonders zum Ausdruck gebrach-tes Lebensgefühl.

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Was hinter dem Trend steckt – eine Theorie

Möglicherweise steckt hinter dem heute zu be-obachtenden Modetrend „Tracht“ auch der Wil-le, besondere Anliegen zu kommunizieren – auch wenn das unbewusst geschieht. Die Tracht ist, wie erwähnt, Ausdruck eines Lebensgefühls und der Identifikation mit einer Region und einer Gemeinschaft. Vieles davon ist im Uniformis-mus der Modewelt verloren gegangen. Umfra-

gen zeigen jedoch, dass gerade junge Menschen mehr und mehr auf der Suche nach ihrer Identi-tät sind, auf der Suche nach ihren Wurzeln, weil sie trotz aller digitalen, grenzüberschreitenden Kommunikationsformen erkennen, dass Iden-tität das Rahmenkonstrukt des eigenen Han-delns, des Verstehens und Verstandenwerdens, bildet. Die Tracht ist Synonym für diese in der Geschichte verankerte Identität. Sie ist zwar modischen Schwankungen unterworfen, ist aber in ihrer grundsätzlichen Erscheinungsform seit

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über 100 Jahren stabil und bleibend – Werte, die junge Menschen in der Welt von heute beson-ders vermissen. Die Tracht ist entstanden aus den Anforderun-gen und Bedürfnissen der Menschen bei Arbeit und Fest. Weniges in der Welt von heute orien-tiert sich an den Bedürfnissen des Menschen. Die Tracht transportiert auch diesen Aspekt: den Willen zur Orientierung an den Bedürfnis-sen der Menschen. Die Materialien der Tracht sind nicht Viskose, Polyamid, Nylon und Co, sondern sind ursäch-lich mit der Natur verbunden: Wolle, der daraus gewirkte Loden, Leder und Seide spielen die Hauptrollen. Diese Materialien stehen gerade heute mehr denn je für Nachhaltigkeit, Natür-lichkeit und für Ressourcenbewusstsein. All das passt zu den aktuellen Studien über die Wertebil-der junger Menschen. Wie die APA in einer Stu-die am Anfang des Jahres erhob, sehen sich die überwiegende Mehrheit der 18 bis 24-Jährigen als familienbewusst, heimatorientiert, verant-wortungs- und umweltbewusst sowie Lifesty-le-kritisch. Es ist daher keineswegs absurd, dass das nunmehr wieder äußerst beliebte anlassbe-zogene Tragen der Tracht unbewusst genau das bewirkt, was schon immer integrierter Teil der Tracht war: Eine Form der Kommunikation von Identität und Werten.

Wie der Profi dazu steht – Loden Steiners Sichtweise

Das Unternehmen der Familie Steiner beschäf-tigt sich seit 1888 und mittlerweile in der fünf-ten Generation in besonderer Weise mit der Tracht. In diesem Jahr gründeten die Vorfahren eine kleine Lodenwalke, aus der das Unterneh-men „Loden Steiner“ entstanden ist. Produkte wie der „Schladminger“ sind viel gefragter Ex-portartikel. Mit fixen Partnern ist das Unterneh-men in den Märkten Italien, Frankreich, Groß-britannien, aber auch in den USA, in Japan und Korea vertreten.

Auf die Frage wie er den aktuellen Trend zur Tracht wahrnimmt meint Herbert Steiner: „In der Region, in der unser Unternehmen ansässig ist, im Ennstal, ist die Tracht natürlich immer präsent gewesen. Allerdings sehen auch wir ei-nen verstärkten Trend bei jungen Menschen. Sichtbar wird das auf Festen, wo 80–90% der jungen Menschen in Tracht unterwegs sind. Es werden sogar neue Trachten und Dirndln für einzelne Städte und Regionen kreiert, wie z. B. das Schladminger Dirndl. Treibene Kräfte hinter diesen Initiativen sind hauptsächlich die Jun-gen.“ Aus seiner Sicht ist der Auslöser für den Trachtenboom auf mehreren Ebenen zu finden: „Einerseits gibt es die preisliche Variante. Durch verstärkte Importe sind Lederhosen und Dirnd-ln nun auch für junge Menschen erschwinglich geworden. Selbst traditionelle Tracht-Trägerin-nen und -Träger verwenden für den Alltag diese durchaus tauglichen Produkte. Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist die Tatsache, dass andere Branchen mithelfen, die Tracht wieder salonfähig zu machen. Beispiel-haft sei hier die Musik erwähnt. Musiker wie Andreas Gabalier oder die Seer erleichtern jun-gen Menschen den Zugang zur Tracht und wir-ken imagebildend – ein Musiktrend, der mit Hu-ber von Goisern seinen Anfang nahm.“ Auf die Dauer dieses Trends und die Auswirkungen an-gesprochen stellt Herbert Steiner fest: „Trends kommen und gehen. Es ist natürlich zu hoffen, dass auch beim Abflauen des jetzigen Booms die Trachtenaffinität auf einem höheren Niveau wei-tergetragen wird. Unwidersprochen ist sie für alle Trägerinnen und Träger Ausdruck der Tra-dition, des Heimatbewusstseins und wirkt daher identitätsbildend.“

Loden Steiner ist ein weltweit exportierendes Unterneh-men mit Sitz in der Dachstein/Tauern-Region und produ-ziert seit 1888 Loden aus unterschiedlichen Wollarten.Loden Steiner ist Mitgliedsunternehmen im SENAT DERWIRTSCHAFT. www.steiner1888.at

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„Wir müssen mehr Bewegungsspielraum schaffen – vor allem für die Jungen!“Forum Alpbach: Dr. Busek fordert echte europäische Öffentlichkeit und weniger Vorschriften

uropa-Werte quergedacht“ – unter dieses Mot-to stellte der SENAT DER WIRTSCHAFT seinen diesjährigen Arbeitskreis im Rahmen des Eu-ropäischen Forums Alpbach. „Wir wollen mehr Raum schaffen für unterschiedliche Standpunk-te. Es ist wichtig, dass wir einen differenzierten Blick auf Europa haben, das ja gerade durch seine Vielfalt vereint ist“, so der Vorstand des SENAT DER WIRTSCHAFT Hans Harrer. So wählte der SENAT in seiner Senatswerkstatt ein neues, in-teraktives Format, das gemeinsam mit promitto organisations- und politikberatung entwickelt wurde. Die Leitfrage dabei war: Welche Werte und Fähigkeiten braucht es, um auch in Zukunft unternehmerisch erfolgreich zu sein? Dazu wur-

den VertreterInnen aus Politik und Wirtschaft – insbesondere Jung-UnternehmerInnen – ein-geladen.

Erfahrungen und Werte

Die Konsequenzen der Wirtschafts- und Finanz-krise sind auch Resultate einer Wertekrise, die sich in unserer Gesellschaft immer weiter ver-breitet. Zwischen VertreterInnen der Realwirt-schaft und jener der Finanzwirtschaft könnte die Kluft gar nicht größer sein. „Die blinde Gier nach dem schnellen Geld hat ein ganzes System an den Rande des Abgrunds geführt“, gibt Harrer zu be-denken. Damit meint der Vorstand des gemein-

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wohlorientierten Think-Tanks aber keineswegs bloß den finanziellen Abgrund. Die europäische Antwort, so ist der SENAT DER WIRTSCHAFT überzeugt, müsse in einer Neubetonung einer nachhaltigen und gemeinwohlorientierten Wert-haltung liegen. „Besonders junge Unterneh-merInnen werden wesentlicher Träger und Trei-ber dieses neuen Wachstums sein“, wünscht sich der Senatsvorstand. „Es werden diese verinnerlichten Weltbilder und Lebenshaltungen sein, die maßgeblich un-sere Fähigkeit zur Veränderung von Systemen bestimmen werden“, sagte Dr. Erhard Busek, Vizekanzler a. D. und Präsident des SENAT DER WIRTSCHAFT. Erst die echte Auseinanderset-zung über die Gemeinsamkeiten, vor allem aber auch Unterschiede in den Werten führe zu einer tragfähigen Basis für eine gute Entwicklung.

WERT-volles Fundament für Europa

An dieser Basis arbeiteten mehr als 100 Senato-ren, Sentatorinnen und Gäste der international besetzten SENATs-WERKstatt. Via Skype wurde zu zwei Arbeitskreisen in Ljubljana und Brüssel live-geschaltet. Die Synergien, die sich aus der in-ternationalen wie interdisziplinären Zusammen-arbeit ergeben, sollen künftig verstärkt genutzt werden, um Lösungen für drängende Fragen zu

finden. Erfahrene wie auch aufstrebende Jun-gunternehmerInnen gingen gemeinsam mit re-nommierten FachexpertInnen den Fragen nach gemeinsamen Werten auf den Grund. Vor allem aber wie diese den Zusammenhalt und Partizipa-tion fördern können, war von Interesse. „Europa steht in vielerlei Hinsicht vor großen Herausfor-derungen, doch kann es auf besondere Fähigkei-ten und Werte zurückgreifen. Nur gemeinsam können wir diese vielen wertvollen Fähigkeiten erkennen und umsetzen“, ist der Keynote Spea-ker Prof. Robert B. Rosenfeld überzeugt.

Europa ein Gesicht geben

Abschließend wurden die verschiedenen Ergeb-nisse in einem prominent besetzten Plenum präsentiert. SENATs-Präsident Dr. Erhard Busek zeigte sich zufrieden: „Wir müssen eine echte eu-ropäische Öffentlichkeit schaffen. Europäische Talkshows wären ein möglicher Weg, denn eines ist klar: wir brauchen viel mehr Kommunikation zum Thema Europa!“ Sebastian Kurz, Staatsse-kretär für Integration, war begeistert von den Ergebnissen: „Es geht darum, Menschen das Ge-fühl zu geben, dass sie auch wirklich aktiv mit-gestalten können, um gegen den europäischen Stillstand anzukommen. Es muss unser gemein-sames Ziel sein, Europa ein Gesicht zu geben.“

Podiumsdiskussion StS Kurz und Dr. Busek

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Prof. Robert B. Rosenfeld

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Hintere Reihe: Mag. Josef Fellinger jun.; Prof. F. J. Radermacher; MMag. Markus Starecek; Mag. Patrick Lindner; Dr. Erhard Busek; Dieter Härthe; Hans Harrer; Vordere Reihe: Denise Pölzelbauer; Stefan Hofmüller; Katharina Hofmüller MSc,MBA; Elisabeth Thomas; Prof. Robert B. Rosenfeld;

Gipfeltreffen der Generationen – Der JUNGE SENAT spricht Tacheles

Das traditionelle SENATs-Frühstück stand im Alpbacherhof dieses Jahr ganz unter dem Mot-to „Erneuerung“. Daher war es auch der JUNGE SENAT, der das Plenum eröffnete. Erst abends zuvor hatte ihn Präsident Dr. Erhard Busek aus der Taufe gehoben und damit nicht nur das Alp-bacher Generalthema „Erfahrungen und Werte“ wiederspiegelt, sondern auch den Weg für die Zukunft einer neuen Generation im SENAT DER WIRTSCHAFT geebnet. Der JUNGE SENAT will, dem Trend entspre-chend, frischen Wind und quergedachte Ideen in den SENAT bringen. „Wir verstehen uns als An-gebot und Sprachrohr für eine neue Generation von Jung-UnternehmerInnen. Wir sind partei-politisch unabhängig und sind somit frei ein ein-ziges Interesse zu vertreten: das der Wirtschaft“, so das Mission Statement der Jungen. „Wir wol-len jetzt etwas tun und verkrustete Strukturen im Sinne einer Gemeinwohlwirtschaft aufbre-

chen“, hieß es weiter. SENATs-Präsident Busek begrüßt dieses Engagement, denn „als Bürger muss man sich in seine Angelegenheiten einmi-schen“. Er ermutigte seine jungen SENATs-Kolle-gInnen, nicht in die „Weltuntergangsstimmung“ einzustimmen, sondern den Mut zur eigenen klaren Stimme zu haben. Prof. Dr. Dr. Franz Josef Radermacher, Präsident des deutschen SENATs, pflichtete Busek bei und mahnte auch, eine globale Perspektive in die Diskussion zu bringen: „Global betrachtet sind mehr als 50% der Weltbevölkerung unter 20 Jahre alt – es gibt also noch viel zu tun!“.Mit der Live-Videokonferenz ist es dem SENAT DER WIRTSCHAFT gelungen bewusst zu ma-chen, dass es hier und jetzt möglich ist, etwas auch über Grenzen hinweg zu bewegen. Es ist auch gelungen, die tatsächlich gelebten europä-ischen Werte von UnternehmerInnen nicht nur zu zeigen, sondern auch einen, für alle lebba-ren, Wertekanon zu erarbeiten – ganz nach dem Leitsprich des SENATs: „Wirtschaft – das sind wir alle!“.

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„East meets West“: Führungskonzepte im Vergleich

Am 19. August 2013 folgten rund 60 geladene Gäste aus Wirtschaft und Politik der Einladung der Senatoren DI Robert Egger (Shaolin Öster-reich) und Karl Kaiblinger (kaiblinger & part-ner), um zwei Führungskonzepte miteinander zu vergleichen: das Konzept der fernöstlichen Shaolin mit Leadership Challenge®, einem Füh-rungskonzept der westlichen Welt. So unterschiedlich die Ansätze von Egger und Kaiblinger auch sein mögen, so haben sie doch eines gemeinsam: Sie stellen beide den Men-schen in seiner Ganzheit in den Mittelpunkt. „In meiner langjährigen Erfahrung habe ich be-merkt, dass man mit rein westlichen Methoden an Grenzen stößt. Für mich ist die Shaolin-Phi-losphie ein Weg, der sich mit unserer westlichen Unternehmenskultur bestens vereinen lässt“, ist Robert Egger überzeugt. Karl Kaiblinger er-gänzt: „Führungspersonen stehen heute vor zahlreichen und vor allem ganz neuen Heraus-forderungen. Es liegt somit an uns selbst, sich das beste Know-how für unsere Führungsarbeit und unsere Mitarbeiter anzueignen. Wie das am effizientesten und effektivsten gelingen kann, konnten wir mit dieser Veranstaltung deutlich machen.“

SENATs-Aktivitäten im Rückblick

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Wirtschafts-NewsTop-Informationen aus Top-Unternehmen

„Vulcano Ursprung“ feiert Geburtstag

B ettina und Franz Habel feiern die von ih-rem Unternehmen iniziierte Schinkenwelt

„Vulcano Ursprung“ den ersten Geburtstag. Am 13. September wird das Jubiläum mit einem großen Fest für Jung und Alt in Eggreith bei Auersbach begangen. Auf zwei Etagen und über 1.000 m² werden die Besucher in die Welt feins-ten Schinkens entführt und erfahren alles über das Geheimnis dieser veredelten Delikatesse Schinken. Bei Führungen werden die einzelnen Schritte der Produktion, Verarbeitung und Reife-technik veranschaulicht: Vom Edelstahlschinken am Eingang über den Willkommensraum, Arka-denweg, Schweinestall und das Regionale „Spei-sekastl“ bis zum einzigartigen Sinnesraum mit ausgefallenen Installationen und schwebenden Schinken. Die anschließende Schinkenbar, der Genussladen und Gewölbekeller sorgen dafür, dass hier wirklich alles am Gaumen zergeht. Der SENAT DER WIRTSCHAFT gratuliert diesem er-folgreichen Mitgliedsunternehmen.

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15 Jahre die Berater®

D as österreichische Trainings- und Consul-tingunternehmen, wurde 1998 von Mag.

Martin Röhsner gegründet und feiert damit sein 15-jähriges Bestehen. Heute beschäftigt es 460 MitarbeiterInnen an über 70 Standorten in ganz Österreich und ist auch in der Slowakei, Slowe-nien, Ungarn und Bulgarien tätig. Jährlich wer-den für rund 16.000 TeilnehmerInnen Aus- und Weiterbildungsprogramme geplant, organisiert und durchgeführt. die Berater® Unternehmens-beratungs GmbH zählt damit zu den größten Er-wachsenenbildungseinrichtungen Österreichs, wurde mit dem Staatspreis für Erwachsenenbil-dung und dem Life-Long-Learning-Award aus-gezeichnet und ist Mitgliedsunternehmen im SENAT DER WIRTSCHAFT.

VDB – Vereinigung der Backbranche: erfolgreiches 7. Kolloquium

D ie Branche war vollständig angetreten, keiner der Großbetriebe und auch kein

Filialist mit Rang und Namen ließ sich die Ge-legenheit entgehen, am 7. Kolloquium der VDB Österreich am 10. und 11. Juni 2013 in Schlad-ming teilzunehmen. Das war zum einen dem Thema geschuldet, das ausgehend von einer aktuellen Bestandsaufnahme in Zahlen, der Ge-schäftsführer Michael Bruckner vorlegte, sich intensiv mit der Frage der Nachwuchswerbung beschäftigte. Den Reigen zum Thema Lehrlinge eröffnete Angela Pretzl, Obmann-Stellvertrete-rin der VDB, mit den Ergebnissen einer Umfrage unter österreichischen Berufsschülern. Es wurde intensiv diskutiert, wie man Fachkräfte nicht nur gewinnt, sondern auch hält. Im Rahmen der Veranstaltung stellten Spar Österreich, McDo-nalds Österreich sowie die Großbäckerei Anker ihre Lehrlingsprogramme vor, die wieder einmal zeigte, wie intensiv und systematisch man sich mit der Suche, der Förderung und der Begleitung von Auszubildenden beschäftigen muss, wenn man Erfolge erzielen will. Der zweite Tag war den Anforderungen an die Bäckereien aus den Themenbereichen Hygiene und Zertifizierungen gewidmet.

Der SENAT DER WIRTSCHAFT dankt Senator KR Dr. Peter Schneider für sein Engagement in diesem wichtigen Bereich.

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InnovationCamp: neue Geschäfts-möglichkeiten für Unternehmen

M it dem InnovationCamp wird Unterneh-men im Rahmen des Innovationskon-

gresses die Möglichkeit geboten, eine Aufga-benstellung aus ihrem Unternehmen kreativ bearbeiten zu lassen. Bereitgestellt werden ein Innovationsnetzwerk mit exklusivem Experten-wissen, Branding als innovativer Vorzeigebetrieb in Online- und Printmedien, Crowdsourcing und Gamification-Mechanismen sowie nutzba-res Methodenwissen. Die Problemstellung wird professionell von ISN betreut und für die Um-setzung bearbeitet und wird von mehr als 8.000 kreativen Impulsgebern auf Österreichs Crowd-sourcing Plattform www.neurovation.net online bearbeitet und vorbewertet. Iniziiert wird das InnovationCamp von Martin Maitz, dem Orga-nisator des Innovationskongresses im Congress Center Villach, zu dem wieder über 1.200 Teil-nehmerInnen erwartet werden und am 14. und 15. November 2013 stattfindet. Mehr Informa-tionen unter www.innovationskongress.at.

Sonnentor feiert 25-Jahr-Jubiläum

A m 15. August lud SONNENTOR zum Jubi-läums-Kräuterfest in Sprögnitz. Zu Mariä

Himmelfahrt – dem traditionellen Kräuterweih-tag – öffnete SONNENTOR für mehr als 7.000 Besucher seine Tore. An diesem Tag standen die Kräuter-Schätze der Natur ganz im Mittelpunkt. Ein buntes Programm für die ganze Familie mit Livemusik und Bio-Schmankerln sorgten für sonnige Unterhaltung. Ein besonderes Highlight war der Versuch, ein für das Waldviertel typi-sches Gebäck für das Guiness Buch der Rekorde zu backen: einen Riesen-Mohnzelten mit 70 kg Gewicht und einem Durchmesser von 1,60 Me-ter! Die Besucher hatten außerdem die Gelegen-heit, einen Blick hinter das „SONNENTOR“ zu werfen und sich selbst ein Bild davon zu machen, wie die Kräuter, die später ihren Tee oder ihre Speisen veredeln, angebaut und verarbeitet wer-den. Der SENAT DER WIRTSCHAFT gratuliert seinem Mitgliedsunternehmen mit Gründer und Geschäftsführer Senator Johannes Gutmann zum Jubiläum und wünscht weiterhin viel Erfolg durch beispielhaftes, nachhaltiges und ökosozia-les Wirtschaften!

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Haberkorn gewinnt TRIGOS Auszeichnung

B ei der TRIGOS Gala im Wiener Rathaus am 3. Juni konnte Haberkorn den TRIGOS

Preis für ganzheitliches CSR-Engagement in der Kategorie Großunternehmen entgegennehmen. Der TRIGOS ist Österreichs Auszeichnung für Corporate Social Responsibility (CSR) und wird an Wirtschaftsunternehmen vergeben, die sich sozial und ökologisch besonders engagieren. Dass Haberkorn den TRIGOS 2013 gewinnen konnte, freut Vorstand Gerald Fitz besonders: „Den TRIGOS zu gewinnen ist etwas Besonde-res. Es ist für uns eine Bestätigung, dass wir den richtigen Weg gehen und natürlich eine Motiva-tion, diesen konsequent fortzusetzen.“ Die Jury begründet ihre Entscheidung mit dem verant-wortungsvollen Wirtschaften von Haberkorn, das eng mit der Unternehmensstrategie ver-knüpft ist. Neben zahlreichen Klimaschutzak-tivitäten und einer umfassenden betrieblichen Gesundheitsförderung hat die Jury vor allem die durchgeführte Nachhaltigkeitsüberprüfung des kompletten Produktsortiments überzeugt. Der SENAT DER WIRTSCHAFT gratuliert seinem Mitgliedsunternehmen zu dieser besonderen Auszeichnung. Foto: v. l. n. r.: Sektionschefin Ber-nadette Gierlinger (BMWFJ), Michael Opriesnig (Stv. Generalsekretär Rotes Kreuz), Gerald Fitz (Haberkorn GmbH), Christian Friesl (Bereichs-leiter Gesellschaftspolitik, Industriellenvereini-gung) Fotocredit: TRIGOS/Richard Tanzer.

SOT-Süd-Ost Treuhand – Sommergespräche zum Thema „Gleichheitfreiheit“

D ie SOT Süd-Ost Treuhand lud bereits zum 14. Mal zu den Sommergesprächen ins

„Casineum am See“ des Casino Velden ein. Über 130 Manager aus Industrie und Wirtschaft so-wie Steuer- und Rechtsexperten widmeten sich dem spannenden Thema „Gleichheitfreiheit“, ein Wort, das schon beim Lesen zum Nachden-ken anregt. Es diskutierten u. a. Anton Schmidl (SOT Partner), Horst Pirker (Vorstand des Ent-sorgungskonzerns Saubermacher), Horst Gross (Präsident des Universitätsklubs Klagenfurt), Peter Kostelka (Volksanwalt a.  D.), Heinrich Neisser (2. Nationalratspräsident i.  R. und Ju-rist), die Journalisten Robert Misik und Christi-an Ortner sowie Friedrich Spritzey (Partner der SOT – Siehe Foto v. l. n. r.). Inhaltlich stand die Frage im Mittelpunkt: Was kann die beiden Be-griffe Gleichheit und Freiheit verbinden, gehören sie zusammen oder getrennt? „Mit dieser Frage setzten wir den Reigen der Behandlung von phi-losophischen und soziologischen Grundüberle-gungen bei den SOT Sommergesprächen fort“, zeigt sich Dr.  Anton Schmidl, SOT Partner und Initiator der Sommergespräche, erfreut über die große Teilnehmerzahl. SOT ist Mitgliedsunter-nehmen im SENAT DER WIRTSCHAFT.

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1. Career Moves Chancen-Barometer

I st Chancengleichheit ein Lippenbekenntnis oder bereits Realität in Österreichs Unterneh-

men? Bis dato gab es zum Thema Arbeit und Be-hinderung in Österreich keine aussagekräftigen und repräsentativen Zahlen. Daher hat die On-line-Jobinitiative Career Moves dieses Jahr den Chancen-Barometer ins Leben gerufen, um erst-malig die Situation von Menschen mit Behinde-rung am Arbeitsmarkt in Österreich auszuloten.Mehr als 250 CEOs und Personalverantwortliche von österreichischen Betrieben haben im Zuge einer repräsentativen Erhebung zur Einstellung von Menschen mit Behinderung ihre Meinung abgegeben. Die Ergebnisse belegen erstmals mit konkreten Zahlen den Stand der Inklusion von Menschen mit Behinderung in österreichischen Betrieben und die diesbezügliche Haltung und Einstellungsbereitschaft der Personalentschei-derInnen. Der Career Moves Chancen-Barome-ter wird ab heuer jährlich die Entwicklung von Chancengleichheit von Menschen mit Behinde-rung am Arbeitsplatz dokumentieren und soll als Basis für weitere Initiativen in diesem Bereich dienen. Die Ergebnisse des Career Moves Chan-cen-Barometer wurden am 27. August erstmals der Öffentlichkeit zusammen mit Bundesminis-ter Rudolf Hundstorfer präsentiert.

Willi Opitz kreiert Cuvée für Prince George

I m Rahmen der „Royal Summer Party“ der Austro-British-Society kreierte Senator Willi

Opitz, unterstützt von der anglophilen Gäste-schar, einen besonderen Wein für den jüngsten und derzeit wohl berühmtesten Engländer, für Prince George Alexander Louis von Cambridge. Der Botschafter Österreichs beim Vereinigten Königreich, S.E. Emil Blix, wird die besondere Kreation des burgenländischen Starwinzers und der Mitglieder der ABS an die Royal Family über-geben. ABS-Präsident KR Dr. Kurt Tiroch stellte allerdings fest: „Verkosten darf der künftige Kö-nig den edlen Tropfen aber erst bei seiner Hoch-zeit.“ Senator Willi Opitz ergänzt im Hinblick auf die Qualität der erstellten Cuvée: „So wie für Prince George die besten Ingredenzien verwen-det wurden, Kate und William, so wurde auch für den Royal-Baby-Cuvée nur das Beste der Weinre-ben des Burgenlandes herangezogen.“

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Neues Buch von Barbara Tolliner erschienen

B arbara Tolliner ist fasziniert, was Kinder alles können. Ihr Motto: „Kinder können

mehr, wenn man sie lässt.“ Tagtäglich sieht sie besorgte Eltern, die das Beste für ihre Kinder wollen. Noch nie haben Eltern so viel für ihre Kinder getan wie heute. Und sie vertrauen gehor-sam das Wertvollste – ihr Kind – einem Schulsys-tem an, das noch nicht im 21. Jahrhundert an-gekommen ist. In ihrem eben erschienen Buch „Die ambitionierten Eltern und ihre Feinde“, mit einem Vorwort des bekannten dänischen Fami-lientherapeuten und Buchautors Jesper Juul, zeigt sie anhand von acht dialogischen Gesprä-chen, wie sich Eltern für ihre Kinder einsetzen, sich in Sachen Schule ins Zeug werfen, was ihnen und ihren Kindern Druck und Stress verursacht und wie Schule von diesen Erkenntnissen pro-fitieren kann. Barbara Tolliner ist Senatorin im SENAT DER WIRTSCHAFT und Initiatorin des Impulsforums „Unternehmen & Familie“.

Sie können uns fragen!Oder die,

die eh` nichts wissen.

MASCO Consult GmbHInnsbrucker Bundesstraße 40/2, A – 5020 Salzburg

T +43 662 82 56 88F +43 662 82 56 88-21

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Wolfgang B. Schmidt

Geschäftsführer MASCO Consult, Senator

im SENAT DER WIRTSCHAFT

In Las Vegas steht ein Hofbräuhaus …Über ein nicht alltägliches Investment

as Vegas, die Stadt mit den größten Hotels der Welt und ca. 40 Millionen Besuchern jährlich, die Stadt der Casinos, Shows und des Entertain-ments. Themenhotels wie Paris, Venedig, New York und Mandela Bay – was für Dimensionen! München sollte da doch nicht fehlen, der Trans-fer bayrischen Kulturgutes drängt sich regelrecht zwingend auf. Was eignet sich da nicht besser als ein originalgetreuer Nachbau vom „Hofbräu-haus“ in München …Die Idee erschien zunächst abwegig, eher eine Schnapsidee. Kaum jemand konnte sich das vorstellen. Las Vegas – Mafia, Spielerparadies, Schutzgelder – waren die spontanen, nicht vor-urteilsfreien Gegenargumente, die natürlich allesamt überhaupt gar nicht mehr stimmten. Aber wo in Las Vegas könnte eine solche Projek-tidee umsetzbar sein? Am Strip? Aussichtslos, unbezahlbare Lage. Ach ja, und überhaupt, wer soll denn so etwas finanzieren, ca. 13 Millionen

US-Dollar für eine Gastronomie mit ca. 1.000 Plätzen, mit Schwemme und Biergarten, und das auch noch bei durchschnittlich 40 Grad trocke-ner Hitze?

Der Reiz, das Unmögliche zu tun

Wenn ein Projekt von allen als unmöglich reali-sierbar eingestuft wird, ergibt sich ein besonde-res Reiz, es eben doch zu schaffen. Neben einer umfangreiche Due Diligence war die entwickelte wirtschaftliche und organisatorische Konzeption und das Know-how schlussendlich die Grundla-ge für die erfolgreiche Realisierung, angefangen beim Grundstück, über die Architekten, den Ge-neralunternehmer, den Lizenzvertrag bis hin zur Kapitalbeschaffung und Bankkredit sowie das Management.Ein ideales Grundstück fand sich parallel zum „Strip“ an der Paradiese Road, direkt gegen-

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über des Hard Rock Cafés und des Casinos. Das ca.  1,53  acres (ca. 6.190 m²) große Grundstück erlaubte die Bebauung mit einer Grundfläche von ca. 1.700 m². Genug für eine Nachbildung der „Schwemme“ wie im Münchner Original mit ca. 500 Plätzen und einem Biergarten mit ebenfalls 500 Plät-zen. Der allerdings nicht im Freien, sondern mit 14 Meter Deckenhöhe voll klimatisiert, Brunnen und Kastanien und weiß-blauem bayrischem Himmel. Das Ganze überdacht mit über 70.000 echten Creaton – Biberschwanzziegeln aus Bay-ern.

Realisierungs-Gegenwind

Ganz reibungslos verlief der Bau jedoch nicht. Die „Union“ (Gewerkschaft) demonstrierte meh-rere Monate, weil der Generalunternehmer Ar-beiter beschäftigte, die nicht der Gewerkschaft angehörten.Ein Übriges tat dann noch die Diskussion darü-ber, ob das Hofbräuhaus in München nicht die

Urzelle des Nationalsozialismus gewesen sei. So verzögerte sich die für Oktober 2003 geplante Fertigstellung um fast ein halbes Jahr. Die Eröff-nung am 31. Januar 2004 führte dann allerdings zu einem Verkehrskollaps auf der Paradise Road, der Verbindung vom Flughafen zum Convention Center mit über 60.000 Fahrzeugen pro Tag.

Nahezu 10 Jahre später …

Ein Lizenzvertrag mit dem Staatlichen Hofbräu-haus in München auf Dauer von 20 Jahren sorgt für die regelmäßige Lieferung aller in München gebrauten Biersorten, ab Rampe München über Bremerhaven per Schiff nach Los Angeles und dann per Truck nach Las Vegas, alle 4 Wochen ein 49-Fuß-Container.Originales, importiertes Bier insbesondere nach dem Reinheitsgebot gebraut ist genauso wichtig wie originale bayrische Speisen, abgerundet mit Live-Musik von Bands aus dem alpenländischen Raum, die alle vier Wochen wechseln. Die auf einem Alphorn geblasene amerikanische Nati-

Hofbräuhaus Las Vegas

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onalhymne führt zur allgemeinen Entzückung. Einzig die typische „Weißwurscht“ hat sich bis jetzt nicht so richtig durchsetzen können, die amerikanischen Gäste bevorzugen eher die ge-grillte Form.Seit Eröffnung in 2004 besuchen durchschnitt-lich ca. 360.000 Gäste pro Jahr den original-getreuen Nachbau mit Spitzenbesuchen beim „Oktoberfest“, in der Regel durch Siegfried & Roy zeitgleich mit dem Münchner Oktoberfest eröffnet, aber dann sechs Wochen lang. So ziem-lich allen bedeutenden Prominenten in den USA ob Schauspieler, Künstler, Showgröße, Sportler oder Politiker war das Hofbräuhaus Las Vegas zwischenzeitlich einen Besuch wert.

Das Finanzierungskonzept

Finanziert wurde das Investment durch eine Limited Partnership, vergleichbar Komman-ditgesellschaft, deutsche Anleger erbrachten 8.750.000  US-Dollar Eigenkapital Die Bank of Nevada war offensichtlich von dem Projekt und der damit verbundenen Historie so angetan, dass der der benötigte Kredit über 4  Millionen

US-Dollar als Non-recourse-Kredit gewährt wur-de. Die Kommanditisten profitieren von einer regelmäßigen jährlichen Ausschüttung von min-destens 12% auf das eingesetzte Kapital.Für profitable Ergebnisse sorgt ein aus vier Ur-bayern bestehendes Management, das umsatz-abhängig vergütet wird. Einen beträchtlichen Anteil am Umsatz hat das Merchandising, in einem großzügigen integrierten Shop sowie on-line gibt es fast alles mit bayrischem alpenlän-dischem Hintergrund. Von Krügen über Dirndl, Lederhosen, Kuckucksuhren bis hin zu Mar-kenprodukten wie Porzellan und Trachten. Auf geht`s, in Vegas steht ein Hofbräuhaus … oans, zwoa, gsuffa!

Wolfgang B. Schmidt (MASCO) mit Ottfried Fischer und Sigfried Fischbacher von Siegfried & Roy

Wolfgang B. Schmidt ist Geschäftsfüher des internatio-nalen Projektentwicklungsunternehmens MASCO, mit einem jährlichen Auftrags- und Investitionsvolumen von ca. 2,5 Mrd. Euro. Die Schwerpunkte liegen dabei im Bereich Sachwertanlagen, erneuerbare Energie, M&A sowie Corporate Finance. MASCO ist ein Mitgliedsunter-nehmen im SENAT DER WIRTSCHAFT. www.mascoconsult.com

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