CHEMIE • LABOR • BIOTECH • PHARMA...South Pacific Viscose be-teiligt und betreibt den lokalen...

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1. 2. 3. 4. 5. 6. 2009 7. 8. Verlagspostamt: 2763 Pernitz / P.b.b./ 03Z035165 M CHEMIE REPORT CHEMIE • LABOR • BIOTECH • PHARMA DAS BRANCHENMAGAZIN .at Festo Ventilinseln: Saubere Automation sichert Reinstwasser Innovative Automatisierungstechnik sichert die kontinuierliche Produktion – hilfreiche Zusatzfeatures inklusive.

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Verlagspostamt: 2763 Pernitz / P.b.b. / 03Z035165 M

CHEMIEREPORTC H E M I E • L A B O R • B I O T E C H • P H A R M A

DAS BRANCHENMAGAZIN.at

Festo Ventilinseln:

Saubere Automation sichert Reinstwasser

Innovative Automatisierungstechnik sichert die kontinuierliche Produktion –

hilfreiche Zusatzfeatures inklusive.

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Aus dem Inhalt WIRTSCHAFT

Vinnolit stellt Chlorproduktion auf Membranverfahren um | Lenzing erhöht Anteile anIndonesien-Tochter | Thermo Fisher Scientific übernimmt deutschen Diagnostika-Anbieter |Neues Logistik-Zentrum für Compoundier-Unternehmen | Gemeinsamer Sprecher derHightech-Inkubatoren | Baumaterialkompetenz von BASF für die Öko-Stadt Masdar City |Lonza wirbt um Spezialisten für Arzneimittelherstellung | GSK übernimmt Dermatologie-Unternehmen | UVP-Novelle: Erleichterungen im Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

ÖSTERREICHISCHE CHEMIETAGE

Besonders sichtbar wurden bei den diesjährigen Österreichischen Chemietagen, die von 24. bis 27. August an der Technischen Universität Wien stattfanden, die großen Trends in der physikalischen Chemie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

FORUM ALPBACH

Wissenschaft, die allein der Neugierde des Wissenschaftlers entspringt, als Motor derWirtschaft? Wollte man die Alpbacher Technologiegespräche 2009 zusammenfassen,könnte man sie als ein Plädoyer für das Gedeihen der Grundlagenforschung lesen. . . . . 16

Unter dem Motto „Veränderung als Chance?“ standen die diesjährigen Gesundheitsgesprä-che in Alpbach ganz im Zeichen der Krise – der ökonomischen im Allgemeinen wie der des Gesundheitssystems im Speziellen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

AUTOMATISIERUNG

Innovative Automatisierungstechnik sichert die kontinuierliche Produktion. Immergefragter sind dabei Lösungen, die hilfreiche Zusatzfeatures – wie Condition Monitoring,Sicherheit und Ex-Schutz – gleich integrieren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

INFORMATIONSTECHNOLOGIE

Papierloses Labordatenmanagement bei Rentschler | Wissensextraktion bei klinischenStudien | MES-Tools unterstützen Reporting-Aufgaben | Implementierung und Validierungvon Labor-Informations-Management-Systemen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

RECHT

Die unmittelbar in Österreich anwendbare REACH-Verordnung war zwar in aller Munde,österreichische Begleitvorschriften gab es dazu bisher aber nicht. Das ändert sich nun mit dem REACH-Durchführungs-Gesetz vom 18. August 2009. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

INTERVIEW

Karl Zojer im Gespräch mit Monika Cziferszky, der ALSA-Preisträgerin des vergangenen Jahres . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

LIFE SCIENCES

Biotechnologie an österreichischen Fachhochschulen | Zellbasierte Gentherapie wurdepatentiert | Gesundheitspolitische Entscheidungen sind national geprägt | Bio-Europe 2009 in Wien | Biotechnica in Hannover | Neue Klasse an Gerinnungshemmern im Test zurSchlaganfallprävention | Neue Medikamente im Kampf gegen Nierenkrebs | LangfristigerAbnehmer für Hybrigenics Screening-Service | Internationaler Austausch an der Fach-hochschule Krems | Kremser Unternehmen findet Wirkstoff für die Wundheilung . . . . . . . 32

VERFAHREN UND ANWENDUNGEN

Polymer-Additive ermöglichen neue Materialeigenschaften | PBT- und Styrol-Anwendungenauf der Fakuma | Neuer Verzögerer erhöht Lagerstabilität von Harz-Vormischungen | Bio-chemie in der Mikrowelle | Erstmals wird Lasersintern von Polyetheretherketon möglich |Eine hochsensible Methode zur Herstellung von cDNA-Fragmenten | Aufbereitung von PET für die Formaldehyd-Analytik | Wärmebehandlungskonzept für Werkzeugstähle | Triple-Quadrupol-Massenspektrometrie | Datenfunksystem im Instandhaltungslager . . . . . . . . . 43

Neue Produkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

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Ankunft in Alpbach. Die lokalen Bauvor-schriften lassen die breiten Tirolerhäusermit ihren mit Blumenkistchen geschmück-ten Balkonen aus hellem Holz das Ortsbilddominieren. Alles deutet auf ein typisches,dem Fremdenverkehr gewidmetes TirolerBergdorf hin, auf Urlaub, Entspannung,Wandern und Mountainbiking. Währendich noch versuche, mich in den aufwärtsund abwärts führenden Gässchen zu orien-tieren, kommt mir Böhler-Uddeholm-Gene-raldirektor Claus Raidl mobiltelefonierendentgegen. Wenige Meter danach hält einDienstwagen mit Chauffeur, Unterrichtsmi-nisterin Claudia Schmied steigt aus, ichgrüße, sie grüßt freundlich zurück (wahr-scheinlich freut sie sich in diesen Tagen,überhaupt gegrüßt zu werden).Auf der kleinen Terrasse vor dem Kongress-zentrum unterhalten sich beim Kaffee an derSonne ein paar Alpbach-Veteranen, Intellek-tuelle in operativem Ruhestand, die sichüber die aktuellen Diskussionen auf demLaufenden halten wollen: „Wie lange bleibstDu da?“ – „Bis zum bitteren Ende.“ Ganz inder Nähe bringt sich ein Landesrat samt Ge-folge für einen Fotografen in Stellung.Ich gehe an den prall gefüllten Gastgärtender seit Langem ausgebuchten Hotels vor-bei, schnappe Gesprächsfetzen auf:„…wurde die Frage gestellt, ob Gott sich inunserer Zeit überhaupt noch zeigt…“. Da-neben netzwerken die Vertreter universitä-rer und außeruniversitärer Forschungsein-richtungen mit potenziellen Auftraggebernaus Industrie und Politik. An der Stelle, ander die Dorfstraße ein kurzes Stück steilnach unten führt, tritt Klimaforscherin Hel-ga Kromp-Kolb aus einer Häusernische,vertieft in eine Diskussion über die Ab-schätzung der gesellschaftlichen Folgenneuer technologischer Ansätze. In einerKurve versucht Sozialforscher Bernd Marinsein Cabrio zu wenden.Das ist Alpbach: hohes Niveau der geisti-gen Auseinandersetzung, das Zusammen-treffen von interessanten Leuten unter-schiedlichen Hintergrunds ohne Berüh-rungsängste, aber auch viel Repräsentation,wichtige Kontakte abseits des offiziellenProgramms, Sehen und Gesehenwerden,Kennen und Kennenlernen, alles konzen-triert in dem kleinen Dorf in idyllischerLandschaft, vom Flair des Kurzurlaubs um-geben.

Als der Student Otto Molden und der Innsbru-cker Uni-Dozent Simon Moser, 1945 dasForum Alpbach gründeten, mit dem Blick aufeine umfassende Erneuerung des geistigenLebens in Europa, wurden die Teilnehmernoch unter einfachsten Verhältnissen beher-bergt. 64 Jahre später ist vieles größer gewor-den, vieles an Komfort entstanden, doch einwenig von der ursprünglichen Einfachheit istnoch immer da: Hochkarätige Arbeitskreisetreffen in den Klassenräumen der AlpbacherHauptschule zusammen, beim gemeinsamenMittagessen auf der Terrasse davor gibt‘sKasspatzen, die man praktischerweise nurmit Gabel ausgerüstet essen kann. An denStehtischen nehmen Industrielle und Univer-sitätsprofessoren, Studenten und einfacheRedakteure gemeinsam ihr Essen zu sich.Man bricht nach Alpbach auf, um sich einwenig beeindrucken zu lassen. An der noto-risch frischen Luft lassen sich auch die abge-standenen Gedankengänge ein wenig durch-lüften. Politikerreden verbleiben wohl auch inden Tiroler Alpen in der ihnen eigenen Ankün-digungsallgemeinheit. Natürlich hat ClausRaidl recht, wenn er meint, Politiker hieltensich eher neben als bei den Alpbacher Tech-nologiegesprächen auf. Doch vielleicht kehrtja auch ein Politiker nach ein paar Tagen desintensiven Austauschs ein bisschen aufge-frischt in sein Amt zurück.Während die Teilnehmer der Technologie-gespräche ihre Koffer packen, hat schondas Seminar über „Networking und Lobby-ing in der EU“ begonnen, die politischenGespräche stehen unmittelbar bevor. Erst ineiner Woche wird das Kongresszentrum sei-ne Pforten schließen und Alpbach wiederdas sein, was es auf den ersten Blick zusein scheint: ein typisches, dem Fremden-verkehr gewidmetes Tiroler Bergdorf.

Viel Vergnügen mit der vorliegendenAusgabe wünscht IhnenGeorg Sachs

Chemiereport.at – Chemiereport.at – Das Magazin für Chemie, Labor und Biotechnologie. Internet: www.chemiereport.at / Medienin-haber, Verleger, Herausgeber, Anzeigen-Gesamtleitung: Josef Brodacz, Kitzberg 6, 2761 Waidmannsfeld, Tel.: 06991/967 36 31, E-Mail: [email protected] / Chefredaktion: Mag. Georg Sachs / Redaktion: Dipl. Chem. Carola Hanisch, Harald Jung, Inge Kracht, Dr. Horst Pichlmüller, Dipl. Ing. Wolfgang Schweiger, Dr. Karl Zojer / Lektorat: Mag. Gabriele Fernbach / Layout, DTP: creativedirector.cc lachmair gmbh / Druck: Jork Printmanagement GmbH, 1150 Wien / Erscheinungsweise 8 x jährlich, Druckauflage8.800 / Anzeigenpreisliste gültig ab 1. 1. 2006

EditorialAlpbach-Impressionen

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Vinnolit stellt Chlorproduktion auf Membranverfahren um

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Die Vinnolit GmbH & Co KG mit Hauptsitz in Ismaning nahe München istauf die Herstellung von PVC für höherwertige Anwendungen, etwa in der Bau-industrie oder der Medizintechnik, spezialisiert, stellt aber auch Zwischen- undNebenprodukte wie Natronlauge, Vinylchlorid und Zinntetrachlorid selbst her.Bis vor Kurzem klaffte aber an den Monomer-Produktionsstandorten Gendorf(im bayrischen Chemie-Dreieck) und Knapsack (nahe Köln) eine Lücke in derChlorversorgung. Diese wurde nun mit der Umstellung der Chlor-Alkali-Elek-trolysen an beiden Standorten auf das umweltfreundlichere Membranverfahrenund die gleichzeitige Erhöhung der Kapazität von 390.000 Tonnen auf 430.000Tonnen Chlor pro Jahr geschlossen. Zudem wurde mit diesem Schritt die Erwei-terung und Verbesserung der Liefersituation für das wichtige Koppelprodukt Na-tronlauge verbessert. In den Technologiesprung investierte Vinnolit rund 100Millionen Euro. Geschäftsführer Josef Ertl sprach von einer deutlichen Steige-rung der Energieeffizienz, die sowohl den CO2-Ausstoß als auch die Energiekos-ten senke.

Die Lenzing AG verstärkt ihre Präsenz auf dem asiatischen Cellulosefaser-Markt und erwirbt von derbörsennotierten Spinnereigruppe APAC Citra Centertex 40 % der Anteile an der indonesischen Hol-dinggesellschaft PGL. PGL ist mit rund 12 % am Viskosefaserproduzenten PT. South Pacific Viscose be-teiligt und betreibt den lokalen Verkauf von dessen Produkten. Lenzing erhöht damit indirekt auch dieBeteiligung an der Tochtergesellschaft PT. South Pacific Viscose von 86 % auf rund 91 %. Die SouthPacific Viscose ist der größte Viskosefaserhersteller Indonesiens. Bei einem jährlichen Ausstoß von165.000 Tonnen werden rund 1.500 Mitarbeiter am Standort Purwakarta, West Java, beschäftigt.

Insgesamt hat sich der Weltmarkt für Cellulosefasern nach einem scharfen Einbruch zum Jahreswech-sel wieder etwas erholt. Die Mengennachfrage zog nach Aussage von Lenzing-Vorstandsvorsitzendem Pe-ter Untersperger wieder an, die Preise seien aber noch immer unbefriedigend. Durch Lenzings Speziali-tätenstrategie und kontinuierliche Kundenbeziehungen habe man die Faserkapazitäten wieder voll aus-fahren können und verzeichnete nach einem Verlust von 5,4 Millionen Euro im ersten Quartal 2009wieder einen Periodengewinn von 11,3 Millionen Euro im zweiten Quartal.

Thermo Fisher Scientific wird das deutsche Biotechnologie-Un-ternehmen Brahms AG, einen Anbieter auf dem Gebiet der In-vitro-Diagnostik, etwa für Schilddrüsenerkrankungen, übernehmen.Brahms wird in den Spezialdiagnostikbereich von Thermo FisherScientific integriert, eine Geschäftssparte mit einem jährlichen Um-satz von rund 1,3 Mrd. US-Dollar innerhalb des Segments Analyti-cal Technologies, und wird dort den Kern eines künftigen EuropeanCenter of Excellence für klinische Diagnostik bilden.

Die Brahms AG entstand 1994 in einem der ersten Management-Buy-outs der deutschen Pharmabranche aus dem GeschäftsbereichDiagnostika von Henning Berlin/Marion Merrell Dow und hat sichseither mit mehr als 400 Mitarbeitern zu einem der größten deut-schen Biotechnologieunternehmen entwickelt. Seit 2005 hat derPrivate-Equity-Investor HBM Bio Ventures strategische Finanzie-rungen für Brahms bereitgestellt und in Folge gemeinsam mit demVorstand nach einem strategischen Partner mit komplementärem

Profil gesucht, den man nun inThermo Fisher gefunden hat.Die geplante Konzentrationder Diagnostik-Aktivitäten amBrahms-Standort Hennings-dorf nahe Berlin wird wohlauch die Entwicklung des dortansässigen Biotechnologie-Clusters beflügeln.

Mit den neuen Membranelektrolyse-Anlagen von Vinnolit

werden Chlor und Natronlauge hergestellt.

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Bernd Wegener, Vorstandsvorsitzender

von Brahms (und gleichzeitig auch des

Bundesverbands der pharmazeutischen

Industrie) sieht im Zusammenschluss

mit Thermo Fischer den „nächsten

logischen Schritt“ für sein Unternehmen.

Lenzing-Chef Peter Untersperger ver-

zeichnete im zweiten Quartal 2009

wieder Gewinne.

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Lenzing erhöht Anteile an Indonesien-Tochter

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Thermo Fisher Scientific übernimmt deutschenDiagnostika-Anbieter

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Die deutsche Poly-mergruppe ist ein1973 gegründetes Fa-milienunternehmen,das Polymere com-poundiert, veredeltund modifiziert. DieGruppe umfasst insge-samt fünf Unterneh-men, von denen vier(Polymer-Chemie,Techno-Compound,Polyblend und SunAlloys Europe) in BadSobernheim, Rhein-land-Pfalz, ansässig

sind. Für diesen Produktionsstandort hat die Gruppe nun ihr neu errichtetes Logistik-Centeroffiziell in Betrieb genommen. Mit einem Investitionsvolumen von ca. 5 Mio. Euro entstanddort auf einer Fläche von 10.000 mÇ neben acht gleichzeitig nutzbaren Andockplätzen fürLkw auch ein 18 m hohes Hochregallager mit Platz für rund 8.500 Paletten oder rund 370Lkw-Ladungen.

Die Kapazität des neuen Logistik-Centers soll dieses für Just-in-Time-Lieferungen ausrüsten,der zeitliche Aufwand für die Anlieferung von Rohstoffen sowie die Auslieferung von Fertigwa-ren in Säcken, Oktabins und Bigbags soll erheblich verringert werden. Darüber hinaus möchteman die gesamte Logistik auf eine Weise neu strukturieren, die unter anderem die Einführungdefinierter Zeitfenster für Speditionen ermöglicht und zu einer deutlich verringerten Belastungder Zufahrtswege zum Betriebsgelände „Am Gefach“ führt, weil die derzeit täglich ca. 60 LKW-An- und Auslieferungen dann zeitlich exakt koordiniert abgewickelt werden können.

Das neue Logistik-Center der Polymer-Gruppe in Bad Sobernheim soll eine deutlich effi-

zientere Abwicklung der An- und Auslieferungen ermöglichen.

Neues Logistik-Zentrumfür Compoundier-Unternehmen

Markus Costabiei, Geschäftsführer des oberösterreichi-schen Hightech-Inkubators „tech2b“, wurde von den Ge-schäftsführern der österreichischen Inkubatoren als derenVertreter und Sprecher ernannt. Er wird künftig alsSchnittstelle zu Ministerien agieren und die Interessen al-ler Inkubatoren vertreten. Die neun Hightech-Inkubato-ren wurden vom Bundesministerium für Verkehr, Innova-tion und Technologie ins Leben gerufen und werden ne-ben dem Bund von den Ländern und strategischwichtigen regionalen Partnern gefördert. So unterstützenbeispielsweise neben dem Wirtschaftsressort des LandesOÖ die Oberösterreichische Technologie- und Marke-tinggesellschaft (TMG), die Upper Austrian Research(UAR), die Johannes Kepler Universität Linz, die FH OÖsowie die Wirtschaftskammer OÖ das oberösterreichischeZentrum „tech2b“.

Die Förderung der Inkubatoren ist im Rahmen einesFörderprogramms auf zehn Jahre (2002–2012) angelegt.Ziel des Programms ist es, den Wissenschaftsstandort Öster-reich zu stärken und die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, indem Unternehmens-gründungen aus dem akademischen Umfeld mit maßgeschneiderten Angeboten begleitet werden.

Gemeinsamer Sprecher der Hightech-Inkubatoren

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Markus Costabiei wird künftig als Schnitt-

stelle zu Ministerien agieren und die Inter-

essen aller Inkubatoren vertreten.

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In den Vereinigten Arabischen Emiraten liebt man die Superlative –was bisher für Luxus und Hightech galt, soll nun auch für die Anpas-sung an natürliche Rahmenbedingungen gelten. Mit Masdar City isteine ökologische Vorzeige-Stadt geplant, die nach allen Regeln derKunst errichtet werden soll: vollständig mit erneuerbaren Energiefor-men versorgt, Wassergewinnung mit solarbetriebenen Entsalzungsanla-gen, frei von CO2-Emissionen und Abfall. Die Temperatur soll im Ver-gleich zum etwa 30 km entfernten Abu Dhabi durch Frischluftkorrido-re und Parkanlagen deutlich gesenkt werden. Knapp 50.000Einwohner sollen in Masdar eine Wohnstätte finden, das auch Stand-ort des Masdar Institute of Science and Technology sein wird.

Das Projekt möchte so etwas wie ein großangelegtes Praxis-Ver-suchsfeld für ökologisch orientierte Technologien sein, von dessen Er-fahrungen die künftige Forschung und Entwicklung zehren soll. Ent-sprechend dieser Ausrichtung sind nicht nur internationale Spitzenfor-schungsinstitute wie das MIT, sondern auch zahlreiche Unternehmenunter den Partnern von Masdar City: So wird General Electric in Mas-dar ein eigenes Zentrum für erneuerbare Energien errichten; Shell ist ei-ne strategische Allianz mit der Abu Dhabi Future Energy Company, derMutter der Initiative, eingegangen.

Praxisfeld für avancierte Umwelttechnologien. Jüngst ist auchBASF als „bevorzugter Lieferpartner“ in die Reihe der beteiligtenGroßkonzerne getreten. Der deutsche Chemieriese wird Baumate-rialien und Systemlösungen für nachhaltiges Bauen in die Partner-schaft einbringen. Zu dieser Palette gehören etwa Latenzwärmespei-cher (sogenannte Phase Change Materials), die in Putz oder Gips-platten als Alternative zu Klimaanlagen eingesetzt werden, oderSchwarzpigmente in Dachbeschichtungen, die verhindern, dass sichdunkle Oberflächen zu sehr aufheizen.

In die weltweite Beachtung des ehrgeizigen Vorhabens hat sichaber auch Kritik am Finanzierungsmodell gemischt. Das Geld fürdie Errichtung der Öko-Stadt soll nämlich zu einem Teil überCO2-Zertifikathandel erfolgen, in dem die in Masdar eingespartenEmissionen zertifiziert und vom Käufer der Zertifikate anderswoemittiert werden dürfen. Die Einsparungen sind aber lediglich er-rechnete, da sie durch Vergleich mit einer fiktiven Stadt gleicherGröße in der regional üblichen Bauweise ermittelt werden. Auf die-se Weise würden also Emissionen eingespart, die es de facto garnicht gibt.

Nahe Abu Dhabi soll mit Masdar City eine Modellstadtnach ökologischen Prinzipien entstehen.

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Die Lonza AG hat ein unverbindliches Angebot für den Erwerbder Patheon Inc., einem kanadischen Anbieter im Bereich Arznei-mittelentwicklung und -herstellung, unterbreitet. 42 % dieses Un-ternehmens hält derzeit der Finanzinvestor JLL, der für die ausste-henden Aktien 2 Dollar pro Aktie geboten hatte. Das Angebot vonLonza würde mit einem Preis von 3,55 Dollar pro Aktie deutlichdarüber liegen, für Lonza aber nur sinnvoll sein, wenn auch JLL sei-ne Anteile verkauft, was dieser umgehend zurückwies. Größeres In-teresse besteht dagegen bei Patheon selbst. Paul Currie, der Vorsit-zende des Special Committee of Independent Directors von Pathe-on, sagte zum Angebot: „Basierend auf allen verfügbarenInformationen war das Special Committee der Meinung, dass eineWeiterführung von Patheon als unabhängigem Unternehmen eineattraktivere Alternative ist als die angestrebte Übernahme durchJLL.“ Das Special Committee sei aber auch der Meinung, dass das

Angebot von Lonza eineausgezeichnete Möglich-keit zur Sicherung einer er-folgreichen Zukunft vonPatheon sei. Die Übernah-me von Patheon würde esLonza ermöglichen, inkomplementäre Aktivitä-ten wie die Forschung undHerstellung von fertigenDarreichungsformen fürWirkstoffe auf der Basisvon kleinen Molekülenund biologischen Wirkstof-fen einzusteigen.

Lonza wirbt um Spezialisten für Arzneimittelherstellung

Lonza-CEO Stefan Borgas sieht beim

Erwerb von Patheon die Möglichkeit, die

eigenen Diensteistungen um Erforschung

und Herstellung von fertigen Darreichungs-

formen zu erweitern.

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Baumaterialkompetenz von BASF für die Öko-Stadt Masdar CityBaumaterialkompetenz von BASF für die Öko-Stadt Masdar City

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Glaxo Smith Kline baut sein Dermatologie-Geschäft durch die Übernahme von Stiefel Laboratories stark aus. Der weiterhin unter dem Namen Stiefel agierende neue GSK-Sektor repräsentiert 8 % Anteil am Gesamtmarkt.

Mit der Akquisition von Stiefel Laboratories Inc. durch GlaxoSmith Kline (GSK) wurde ein neues Dermatologie-Unternehmengeschaffen, das auch künftig unter dem Namen Stiefel agiert. GSK

hat das gesamte Aktienkapital von Stiefel im Wert von 2,9 Mrd.US-Dollar übernommen, ebenso wie 0,4 Mrd. US-Dollar an Net-toverbindlichkeiten. Teil der Vereinbarung sind weitere Barzahlun-gen in der Höhe von bis zu 0,3 Mrd. US-Dollar, je nach künftigerGeschäftsentwicklung.

Der neue GSK-Geschäftsbereich „Dermatologie“ wird weiterhinunter dem Namen Stiefel geführt werden. Dazu Deidre Connelly,Präsident von GSK Pharma Nordamerika: „Die Stiefel-Übernahmezeigt, wie wir unsere Strategie des Wachstums und der Diversifika-tion durch gezielte Akquisitionen umsetzen. Wir haben damit einneues, weltweit führendes Dermatologiegeschäft geschaffen, das un-mittelbar neue Einnahmen für GSK generieren wird.“

Große Dermatologieeinheit geschaffen. Stiefel, gegründet1847, ist weltweit das viertgrößte Dermatologieunternehmen undfür die kontinuierliche Entwicklung neuer Behandlungsmethodenbekannt. Unternehmensangaben zufolge befinden sich derzeit mehrals 15 Projekte im Spätstadium der Forschung, die alle Teilgebieteder Dermatologie umfassen. Beispiele sind Therapien gegen Akne,Dermatose und Mykose (Pilzerkrankung). Im Jahr 2008 hat Stiefelrund 900 Mio. US-Dollar umgesetzt, GSK mit verschreibungs-pflichtigen Dermatologie-Produkten etwa 550 Mio. US-Dollar. InSumme repräsentieren sie damit 8 % Marktanteil im Dermatologie-sektor.

Auch das Markenportfolio des neu entstandenen Geschäftsbereichskann sich sehen lassen, es vereint Stiefels führende Marken wie Duac,Olux E und Soriatane mit GSKs Bactroban, Cutivate oder Altabax.Charles Stiefel wird die Rolle des CEO und „Chairman oft the Board“bis zum Abschluss der Transaktion innehaben und danach den GSK-Geschäftsbereich Dermatologie leiten.

GSK übernimmt Dermatologie-Unternehmen

Deidre Connelly, Präsident von GSK Pharma Nordamerika, sieht im gemein-

samen Marktauftritt neue Wachstumschancen.

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DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER

„Give me aone-handed eco-

nomist! All myeconomists say,

on the onehand… and on

the other hand…“Harry S. Truman,

von 1945–1953 der

33. Präsident der USA

„Ich glaube an die Elektromobilität, zu-mindest in einem gewissen Radius. Letzt-

lich richten wir unser Geschäft von Ölüber Gas in Richtung Strom aus.“

OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttensdorfer im

Interview mit Format, 28. August 2009

„Die Wirtschaftsforscher sind in dieForschungsbelletristik abgedriftet.“

Böhler-Uddeholm-Vorstandsvorsitzender Claus

Raidl tut sich bei seinem Referat über Wege aus der

Krise im Rahmen der Alpbacher Technologiegesprä-

che schwer, verlässliches Material an Kennzahlen

zugrunde zu legen.

„Die Konservativen müssen zur Kennt-nis nehmen, dass Chancengleichheit

nichts mit Nivellierung zu tun hat. Unddie Linken müssen erkennen, dass nicht

alle Menschen gleich talentiert sind.“Derselbe versucht in der Diskussion um eine

Bildungsreform zwischen polarisierenden ideologi-

schen Standpunkten zu vermitteln.

„Es ist oft unglaublich schwer, eine Tatin einen Gedanken umzusetzen.“

Stammzellenforscher Hans Schöler bediente sich

bei den Alpbacher Technologie-Gesprächen eines

Zitats von Karl Kraus, um zu verdeutlichen, dass ex-

perimentelle Ergebnisse in seinem Fachgebiet nicht

immer leicht zu interpretieren sind.

„Die Steinzeit istnicht zu Ende

gegangen, weil eskeine Steine mehr

gab.“Jürgen Mlynek,

Präsident der Helm-

holtz-Gemeinschaft

Deutscher Forschungszentren, wollte bei seinem

Referat im Rahmen der Technologiegespräche

Alpbach darauf hinweisen, dass nicht immer

dringliche Notwendigkeit der Motor des

technischen Fortschritts ist.

„Doktoranden muss man gut behan-deln. Ein Doktorand weiß etwas, ein

Postdoc weiß wo‘s steht und einProfessor kennt jemanden, der weiß wo‘

steht.“Mlynek über das wahre Rückgrat der Forschung

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Im Sommer hat der Nationalrat die Novelle zum Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz(UVP-Gesetz) beschlossen. Sie war notwendig, weil die EU-Kommission Österreich mit ei-nem Vertragsverletzungsverfahren gedroht hatte. Auslöser dafür war allerdings nicht diegrundsätzliche Konstruktion der UVP. Auch bemängelte die Kommission keineswegs, dassdie Verfahren zu wenig streng seien. Worum es ging, waren Bestimmungen über Schwellen-werte für neue Industrieanlagen, die von der Kommission als zu hoch eingestuft wurden.Darüber hinaus waren bestimmte Arten schutzwürdiger Gebiete nicht aufgeführt – Zonen,in denen in Österreich jedoch ohnehin weder Industrieanlagen noch Kraftwerke geplant,geschweige denn, genehmigt werden.

Die neuen Schwellenwerte im Anhang 3 des Gesetzes betreffen die Chemische Industrieunter anderem deshalb, weil sie für manche Anlagentypen, die in Gebieten mit hoher Wasser-bzw. Luftbelastung errichtet werden sollen, Einzelfallprüfungen vorsehen. Mit einer Einzel-fallprüfung wird festgestellt, ob ein Vorhaben UVP-pflichtig ist oder nicht.

Andererseits gibt es auch Erleichterungen. So kann die Genehmigungsbehörde ersterInstanz auf eine mündliche UVP-Verhandlung verzichten, wenn während der Auflagefrist fürdie Unterlagen kein Einspruch gegen ein Projekt erfolgt. Auch dem beliebten Spiel von Pro-jektgegnern, in letzter Minute vor dem Erlassen des Bescheids angeblich neue Sachverhaltevorzubringen, schiebt die Novelle mit dem klar definierten Schluss des Ermittlungsverfahrenseinen Riegel vor.

Wirtschaftsvertreter begrüßen Investorenservice. Die Wirtschaftskammer (WKÖ) unddie Industriellenvereinigung (IV) begrüßen insbesondere auch die Einrichtung eines „Inves-torenservices“ bei den Vollzugsbehörden. Dieser soll Projektwerber bei der Vorbereitung desGenehmigungsantrags unterstützen. In der Regel dauert es derzeit rund ein bis zwei Jahre, bisein Vorhaben eingereicht werden kann. Vom Investorenservice verspricht sich die WKÖ ei-ne „deutliche Verfahrensbeschleunigung.“

IV-Vizegeneralsekretär Peter Koren verweist überdies auf das bundesweite Verfahrensmoni-toring. Dieses läuft darauf hinaus, festzustellen, wo UVP-Verfahren besonders lange dauern undwo sie im Gegensatz dazu besonders rasch und effizient abgewickelt werden. Koren sieht das als

wichtigen Beitrag, um die durch-schnittlichen Verfahrensdauernzu verkürzen. Laut UVP-Gesetzmuss ein Verfahren in ersterInstanz binnen neun Monatenabgeschlossen sein, in zweiterInstanz binnen sechs Monaten.Doch werden diese Zeitspannenmeist nicht eingehalten.

Nach wie vor ungeklärt ist et-was, das als maßgeblicher Grundfür lange Verfahren gilt: denMangel an einschlägigen Exper-ten und Fachgutachtern bei derVollzugsbehörden. Dem abzu-helfen, ist laut Wirtschaftsvertre-tern nach wie vor dringend gebo-ten – allerdings nicht durchPersonalaufstockung, sonderndurch entsprechende Umschich-tungen und Neustrukturierun-gen in der Verwaltung.

UVP-Novelle:Erleichterungen im VerfahrenEine Novellierung des UVP-Gesetzes bringt eine neue Schwellwertregelung mit sich, erleichtert aber auch den Verfahrensablauf und sieht die Einrichtungeines Investorenservice bei den Vollzugsbehörden vor.

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Moderne Industrieanlagen wie dieses vom österreichischen Anlagenbauer

Andritz realisierte Zellstoffwerk sind mit der besten verfügbaren Umwelt-

schutztechnik ausgerüstet. Eine „g’mahte Wiesn“ sind Umweltverträglich-

keitsprüfungen trotzdem – auch mit dem neuen UVP-Gesetz – nicht.

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Der ALSA – und nicht zuletzt auch die feierliche Preisverlei-hung – gilt mittlerweile als Fixstern auf dem österreichischen Wis-senschaftshimmel. Zum vierten Mal wird dieses Jahr der AustrianLife Science Award für eine herausragende wissenschaftliche Arbeitauf dem Gebiet der Biowissenschaften und Biotechnologien ein-schließlich Medizin und Medizintechnik vergeben. Die SponsorenNovomatic, die niederösterreichische Wirtschaftsagentur ecoplus,VWR und Bayer sowie Initiator und Veranstalter Chemiereportkönnen sich dieses Jahr über einen hohen Frauenanteil freuen: 48 %der 21 Bewerbungen, wovon eine Bewerbung von einem Dreier-team stammt, sind Frauen.

Exzellenter WissenschaftsnachwuchsDie Jury, bestehend aus DI Dr. Sabine Herlitschka von der FFG,

Dr. Kurt Konopitzky, Vizepräsident der österreichischen Gesellschaftfür Biotechnologie, Vizerektor Univ.-Prof. Dr. Peter Swetly von derVeterinärmedizinischen Universität Wien und Prof. Dr. NikolausZacherl, Obmann der Austrian Biotech Industries, entscheidet überdie Preiswürdigkeit der Bewerbungen. Als Grundlage der Bewertung

gelten wissenschaftliche Exzel-lenz, Anwendungsorientiert-heit und Originalität der ein-gereichten Arbeiten. Die Jury bestätigt auch dieses Jahr, dass ein ers-ter Einblick in die Bewerbungsunterlagen eine hohe Qualität derArbeiten verspricht.

Fest in neuem RahmenDie feierliche Preisverleihung findet am 24. November 2009 im

neuen Novomatic Forum in Wien, dem ehemaligen „Verkehrsbureau“,in höchst zentraler und repräsentativer Lage statt. Die Besucher undvor allem die Preisträger dürfen sich auf einen besonders spektakulä-ren Rahmen freuen. Vergeben werden zwei Preise mit einem Preisgeldvon je Euro 1.000,- sowie ein Hauptpreis in der Höhe von Euro10.000,-, der vom österreichischen Glücksspielunternehmen Novo-matic zur Verfügung gestellt wird. Die trendige Location und der be-reits erprobte Ablauf versprechen einmal mehr einen feierlichen,kommunikativen Rahmen für einen der wichtigsten österreichischenWissenschaftspreise für junge Forscher.

ALSA 2009: Exzellenz, Frauenpower und eine neue LocationZum vierten Mal wird im Herbst 2009 der ALSA, der Austrian Life Science Award, verlie-hen. Initiator Chemiereport und Hauptsponsor Novomatic freuen sich über herausragendeNachwuchswissenschaftler, einen hohen Frauenanteil und eine neue Event-Location.

EINLADUNG

Um Anmeldung unter [email protected] wird gebeten.

zur feierlichen Preisverleihung

am 24. November 2009 im

Novomatic Forum

1010 Wien, Friedrichstraße 7

Franz Wohlfahrt, Novomatic

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Nanostrukturen mit Femtosekundendynamik Die Trends in der physikalischen Chemie

Die Österreichischen Chemietage, die von 24. bis 27. August 2009 an der Technischen Universität Wien stattfanden,stellen ein Forum für Österreichs Universitätschemiker dar, auf dem sie einander über den Stand ihrer Forschungenberichten können. Besonders sichtbar wurden in diesem Jahr die großen Trends in der physikalischen Chemie.

Von Georg Sachs

Die Österreichischen Chemietage sind eine Veranstaltung voneinem Zuschnitt, wie er selten zu finden ist. Einerseits ist der the-matische Grundriss äußerst breit und umfasst – mit Ausnahme derBiochemie – alle traditionellen Teilgebiete der Chemie, sprichtAnalytiker also genau so an wie Organiker oder Physikochemiker.Andererseits bleiben die Inhalte der Vorträge nicht bei globalenTrends der jeweiligen Fachgebiete stehen, sondern gehen, wie bei ei-ner wissenschaftlichen Spezialtagung, ins Detail der täglichen For-schungsarbeit. Hier zeigen Österreichs Universitätschemiker einan-der gleichsam, was sie so machen.

Bei der diesjährigen Veranstaltung wurde nun dieser österreichi-sche Rahmen dadurch gesprengt, dass die Gesellschaft Österreichi-scher Chemiker diesmal gemeinsam mit ihren Schwesternverbän-den aus Tschechien und der Slowakei als Veranstalter auftrat.

Besonders hervorzuheben ist die starke Präsenz der physikalischenChemie und der Materialchemie, von Disziplinen also, die in deröffentlichen Wahrnehmung des wissenschaftlichen Spektrums häufigzu kurz kommen. Wichtige Plenarvorträge und zahlreiche Vortrags-stränge fokussierten auf diese Fachgebiete und warfen, wenn man dievielen Mosaiksteine zu einem Gesamtbild zusammensetzte, Licht aufdie großen Bewegungen und aktuellen Entwicklungsfronten.

Vordringen in den Nanometer- und Femtosekundenbereich. Vie-les, was die physikalische Chemie heute tut, hat mit heterogenen Syste-men zu tun: mit Grenzflächen zwischen Festkörpern und Flüssigkeiten,mit Partikeloberflächen, mit Phasen, die sich bilden und miteinanderinteragieren. Zunehmend fällt der Blick auf das, was sich in Größen-ordnungen zwischen der molekularen und der makroskopisch-phäno-menologischen Ebene abspielt. Strukturen in allen Längenmaßstäbentreten zutage und werden in einer Fülle von Ansätzen beschrieben.

Große Fortschritte hat in diesem Bemühen die Erfindung von Me-thoden gebracht, die in räumlich kleinste und zeitlich kürzeste Dimen-sionen vordringen. Dieses Methodenrepertoire ist noch nicht alt, hatdie physikalische Chemie aber substanziell verändert. In räumlicheStrukturen im Nanometerbereich stießen zunächst die verschiedenenFormen der Rastersondenmikroskopie vor (deren erste, die Rastertun-nelmikroskopie 1981 von Gerhard Binnig und Heinrich Rohrer erst-mals eingesetzt wurde), den Femtosekundenbereich zeitlicher Auf-lösung eröffnete für die Chemie in den späten 1980er-Jahren AhmedZewail durch die Anwendung ultrakurzer Laserpulse.

Zeitaufgelöste Experimente. Heute sind die dadurch losgetrete-nen Techniken in der physikalischen Chemie allgegenwärtig – was sichauch bei den Österreichischen Chemietagen zeigte. Schon beim Mini-Symposium über aktuelle Trends in der Elektrochemie kam Wolfgang

GÖCH-Präsident Haio Harms (Lenzing

AG) begrüßte die Teilnehmer.

Der Leiter des wissenschaftlichen Komitees

der Chemietage, Herbert Ipser (Uni Wien)

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Kautek von der Universität Wien darauf zu sprechen, dass Laser-induzierte Prozesse an Grenzflächen zwischen Festkörpern undFlüssigkeiten attraktive Möglichkeiten darstellen, Korrosions-, Re-passivierungs-, Abtragungs-, Mikrostrukturierungs- und Reini-gungsprozesse zu beobachten. Und Dusan Velic (Comenius-Univer-sität Bratislava) berichtete in seinem Plenarvortrag am zweiten Tagder Veranstaltung von Vorstößen, mithilfe der zeitaufgelösten Laser-spektroskopie die räumliche Beschreibung von Struktur-Reaktivi-täts-Beziehungen um die vierte Dimension der Zeit zu bereichern.Am Modellsystem einer Aluminosilikat-Oberfläche in einer Elek-trolytlösung wurde in seiner Gruppe mithilfe von Cumarin alsFluoreszenzmarkierung die zeitliche Dynamik von Hydratations-prozessen untersucht.

Die physikalische Chemie biologischer Systeme. Ein Trend,der sich bei näherem Hinsehen zeigt, ist, dass die Methoden undKonzepte der physikalischen Chemie zunehmend auf biologischeSysteme angewandt werden, auch wenn die Wissenschaftler nichtvon vornherein aus der Molekularbiologie kommen. WolfgangKautek berichtete etwa davon, dass er die Erfahrungen seiner Ar-beitsgruppe mit der Untersuchung von anorganischen Elektroden-oberflächen nun auch auf die Untersuchung biologischer Grenzflä-chen wie selbstorganisierender kristalliner S-Layer-Proteine anwen-det. Auch Dusan Velic hat sich nach seinem Modellsystem derAluminosilikat-Oberfläche nun den Oberflächen von Zellen zuge-wandt und möchte Licht in die Zeitauflösung der Dynamik vonBiomolekülen bringen.

Biomimetische Oberflächen. Über eine ganz spezielle Anleihevon der Natur berichtete in einer „Special Invited Lecture“ im Festsaalder Universität Wien Eduard Arzt vom Leibniz-Institut für neue Ma-terialien in Saarbrücken: Können die adhäsiven Kräften zwischenOberflächen kontrolliert, verstärkt oder sogar an- und abgeschaltetwerden? Die Untersuchung des Anhaftens von biologischen Systemen,von Fliegen, Spinnen oder Geckos etwa, legt dies nahe. Unter der Lei-tung von Arzt wurden diese Leistungen der Natur mit nanomechani-schen Techniken untersucht und ihre Ursache in einer Kombinationvon Van-der-Waals- und Kapillar-Kräften gefunden. Ein gemeinsamesMerkmal biologischer Adhäsion ist die Miniaturisierung von fibrillä-ren Kontaktelementen, die im Falle des Geckos Dimensionen von 100nm erreichen. Sogenannte Biomimetische Oberflächen, die in der Mi-krofabrikation, in der Medizin oder bei der Herstellung von Sportge-räten von Bedeutung sein könnten, versuchen, die gefundenen Ergeb-nisse gezielt für technische Entwicklungen auszunützen.

Dusan Velic (Comenius-Universität

Bratislava) sprach über die Bemühun-

gen einer 4D-Charakterisierung

chemischer Prozesse.

In den ehrwürdigen Räumlichkeiten

des Festsaals der Universität Wien

sprach Eduard Arzt über biomimetische

Oberflächen.

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Die Zukunft des EssensEinen Blick auf unser Essen in Gegenwart und Zukunft warf im

Rahmen der Österreichischen Chemietage das Mini-Symposium„Food for the future“. Nanotechnologie in Nahrungsmitteln, NovelFood, Covenience Food – sind das neue Möglichkeiten der tech-nisch optimierten Ernährung oder vergeht einem bald der Appetit?

Die Nano-Multi-Tast-Microwave-Pizza gibt es (gottlob) nochnicht: Erich Leitner von der TU Graz skizzierte die Idee eines Fer-tiggerichts, bei dem verschiedene Mikrowellenlängen verschiedeneArten von Nanokapseln aktivieren, wodurch erst der Geschmack(sagen wir Hawaii oder Margherita) festgelegt wird. Na Mahlzeit!

Die Verwendung von Materialien mit Strukturen im Nano-Bereichfür intelligente Verpackungen, die etwa eine Unterbrechung der Kühl-kette anzeigen oder Anwendungen bei Schädlingsbekämpfungsmitteln,die den Wirkstoff nur dann freisetzen, wenn ein Anlass (z. B. die An-wesenheit eines Insekts) dafür besteht, sind schon weiter gediehen.

Neues Essen, neue Gewohnheiten. Den Begriff „Novel Food“hat die Gesetzgebung geschaffen, wie Klaus Riediger von der AGESberichtete. Seit dem Inkrafttreten einer entsprechenden EU-Richt-linie im Jahr 1997 müssen sich Lebensmittel, die „keine signifikan-te Verbrauchergeschichte“ in der EU haben, daraufhin überprüfenlassen, ob sie der Gesundheit des Konsumenten nicht abträglichsind. Sachlich gesehen weisen „neue Lebensmittel“ Inhaltsstoffe mitgezielt veränderter molekularer Struktur auf, enthalten Mikroorga-nismen oder sind aus solchen isoliert worden oder wurden aus bis-

her nicht für Lebensmittel herangezogenen Pflanzen oder mithilfeeines neuartigen Prozesses hergestellt. Ein Beispiel ist Olestra, einFettersatzstoff, bestehend aus Estern von Fettsäuren und Saccharo-se, der Eigenschaften besitzt, die nicht unbedenklich sind

Hani Rützler sprach abschließend über einige aktuelle Trendszum Essverhalten der Menschen. Der Vorzug der Bequemlichkeit,der uns die Welle der Covenience Produkte bescherte, wird in Zu-kunft nicht mehr allein bestimmend sein, sagte sie. Dazu würdeauch die Nachfrage nach frischem und gesundem Essen kommen.Punkten könne in diesem Szenario die asiatische Küche, die schnel-le Zubereitung mit frischen Zutaten verbindet.

Schnell und gesund –so wollen die Konsu-menten ihr Essen derZukunft haben.

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Er wurde, in vorgerücktem Alter schon, zu einem Mitakteur einerneuen Gründerszene. Robert Huber war von 1971 an Direktor amMax-Planck-Institut für Biochemie, 1988 erhielt er den Chemie-No-belpreis für seine Arbeiten über die dreidimensionalen Molekülstruk-turen von Proteinen. Doch erst danach entstand rund um den Stand-ort der renommierten Forschungsstätte im bayrischen Martinsried ei-ner der heute führenden Wirtschaftsparks der Biotechnologie inDeutschland.

Robert Huber war einer von drei Nobelpreisträgern, die man imRahmen der diesjährigen Alpbacher Technologiegespräche hörenkonnte. Als Teilnehmer einer Podiumsdiskussion über die wirtschaft-lichen Perspektiven, die Forschung und Innovation erschließen kön-nen, erzählte er die Geschichte des Unternehmens Suppremol, andessen Entstehung er beteiligt war. Die Dynamik, die zur Firmen-gründung führte, war in diesem Fall die Folge der rasanten Entwick-lung des Verständnisses unserer Immunabwehr auf molekularer Ebe-ne – und sie war ein Beispiel von vielen für die therapeutische Anwen-dung des Potenzials von Antikörpern. Auffällig ist an der Geschichte

die Konstellation an Positionen, die die Beteiligten einnehmen. Post-doc, Arbeitsgruppenleiter, wissenschaftliche Autorität, Entschei-dungsträger der Industrieforschung (in diesem Fall bei BoehringerMannheim und in weiterer Folge bei Roche), Firmengründer, ChiefScientific Officer, Mitglied des Advisory Boards eines Start-up-Unter-nehmens – die Akteure tauschen die Rollen mehrfach, ein enges or-ganisatorisches Zusammenspiel zwischen großem Pharmaunterneh-men, Forschungseinrichtung und neu gegründeter Firma und ein ho-hes Maß an struktureller Veränderbarkeit sind die Folge.

Innovation aus der inneren Dynamik der Wissenschaft her-aus? Nicht die gezielte Anwendungsorientierung der betriebenen For-schungsaktivitäten ist die Ursache dafür gewesen, dass in Martinsriedein üppiges Biotop der Biotechnologie entstanden ist, das neben Sup-premol heute ca. 60 weiteren einschlägigen Jungunternehmen alsHeimstätte dient. Vielmehr entfesselte die Explosion der molekular-biologischen Forschung selbst, verknüpft vielleicht mit der Bereit-schaft, die Grenzen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft durchläs-sig zu gestalten, die ökonomisch wirksamen Kräfte. Sollte es ein Re-zept für die politische Gestaltung der Innovationslandschaft sein, aufdiejenigen Forschungsbereiche zu setzen, in denen aus Neugierde unddem Vorhandensein eines entsprechenden gesellschaftlichen Echosvon innen heraus Dynamik entsteht?

Die Referenten der Technologiegespräche wurden nicht müde zubetonen, dass sich der wirtschaftliche Nutzen einer Entdeckung nichtgeneralstabsmäßig planen lasse. Jürgen Mlynek, Präsident der Helm-holtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, zog in seinemVortrag einen Umsturz in der Physik, die Erfindung der Quanten-mechnik, als Beispiel heran. Deren Urheber – ein Max Planck, ein Al-bert Einstein, ein Niels Bohr – hatten zu Beginn des 20. Jahrhundertsnicht im Sinn, einen neue Wirtschaftszweig zu begründen, sonderndiskutierten mit überlieferter Leidenschaft die Probleme ihres Fachs.Aber im Verlauf der nachfolgenden Jahrzehnte folgte eine Fülle tech-nischer Neuerungen der vorangepreschten Theorie – von der Halblei-

Claus Raidl, Robert Huber, Michael Prüller, Jürgen Mlynek und Reinhard Ploss disku-

tierten über die ökonomischen Perspektiven von Wissenschaft und Forschung.

Die Sonne über Alpbach umrahmte die hochkaräti-gen Diskussionen über das Wechselspiel zwischenWissenschaft, Technologie und Gesellschaft.

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Wissenschaft, die allein der Neugierde des Wissenschaftlers entspringt, alsMotor der Wirtschaft? Wollte man die Alpbacher Technologiegespräche 2009zusammenfassen, könnte man sie als ein Plädoyer für das Gedeihen derGrundlagenforschung lesen. Von Georg Sachs

Alpbacher Technologiegespräche 2009: Neugierde und Innovation

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terlelektronik bis zum Laser. Es erübrigt sich, darauf hinzuweisen,welche ökonomische Kraft diese Folgen bis heute haben.

Die Ökonomie des technischen Fortschritts. Das ist langfristiggedacht, aber volkswirtschaftlich zu begründen. Den ökonomischenPart zu beleuchten, übernahm Claus Raidl, Generaldirektor von Böh-ler Uddeholm und Hans Dampf in allen Gassen honoris causa. Raidlerinnerte daran, dass der „technische Fortschritt“ als Wirtschaftsfak-tor durch die Makroökonomie erst relativ spät systematisch berück-sichtigt worden sei. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sei Jo-sef Schumpeter, der österreichische Wirtschaftsvordenker (und Lebe-mann) der einzige gewesen, der darauf Bezug genommen habe.Deutlich forderte Raidl – auch als Maßnahme in der gegenwärtigenKrisendebatte – die verstärkte Förderung der Grundlagenforschung,also jener Forschung, die allein durch die Neugierde des Forschers ge-trieben wird. Und er lässt als Kuratoriumsvorsitzender des IST Aus-tria (vulgo Elite-Uni in Gugging) den Worten auch Taten folgen.

Worüber Raidl nicht sprach, war Böhler-Uddeholm, und so er-fuhr man auch nicht, wie viel der Weltmarktführer bei Werkzeugstäh-len in Forschung und Entwicklung investiert – ein Engagement derWirtschaft, das Podiumskollege Jürgen Mlynek vehement einforder-te, damit die gewünschten Prozentsätze des Bruttoinlandsprodukts anF&E-Volumen realisierbar seien.

Hoffnungen in die Stammzellenforschung. Wo liegen sie also,die wissenschaftlichen Umstürze unserer Zeit? Wo führt die von derNeugierde der Wissenschaftler getriebene Forschung zu Kaskaden anSensationen oder Umbrüchen des Weltbilds? In dieser Hinsicht ist esden Alpbacher Technologiegesprächen durchaus gelungen, einige deraktuellen Schauplätze vorzuführen. Der zweite eingeladene Nobel-preisträger war Martin Evans. Er hatte Anfang der 1980er-Jahre ent-deckt, dass sich aus bestimmten Zellen eines Mäuseembryos praktischalle Arten von Mäusezellen erzeugen lassen. Man nennt diese Eigen-schaft heute „Pluripotenz“, den damals entdeckten Zelltypus „Em-bryonale Stammzellen“. Die Entdeckung der Stammzellen war etwasNeues. Natürlich hatte man annehmen müssen, dass, wenn alle Zelleneines Organismus von den Keimzellen abstammen, auch die Verzwei-gungen dieses Stammbaums existieren müssen. Was aber nicht selbst-verständlich war, war die Tatsache, dass sich diese Art von Zellen inKulturen vermehren ließ. Evans ging in weiterer Folge den Weg, übergenetisch veränderte Stammzellen neue genetische Information in dieKeimbahn der Mäuse hineinzutragen. Und diese Technik öffnete wie-derum den Weg dafür, gezielt bestimmte Gene in den Tieren auszu-schalten (man spricht von „Knock-out-Mäusen“) – für diesen Beitragwurde Evans 2007 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.

Ein weiteres Anheizen der Aktivitäten in der Stammzellenfor-schung bedeutete 2006 die Entdeckung von Kazutoshi Takahashiund Shinya Yamanaka, dass Zellen eines erwachsenen Menschen inpluripotente Zellen zurückverwandelt werden können – man nenntdas Reprogrammieren. Seither überschlagen sich gleichsam die Ereig-nisse, beinahe monatlich erscheinen Arbeiten in den FachzeitschriftenNature, Science und Cell, die diese Praxis vereinfachen und näher andie als fundamental neu aufgefassten therapeutischen Möglichkeitenheranführen möchten. Mit Hans Schöler war auch einer der Protago-nisten dieses Wetteiferns bei den Technologiegesprächen vertreten.

Geklonte Tiere, geklonte Menschen? Nicht so weit weg von die-sem Forschungsgebiet ist jenes des Klonens von Säugetieren. Einer derPioniere dieser Biotechnologie, Alan Colman, der mittlerweile eben-falls zur Arbeit mit menschlichen embryonalen Stammzellen überge-gangen ist, war ein weiterer Referent in Alpbach. Colman konnte miteinigen amüsanten Anekdoten von vermeintlichen Fälschungen undbehördlichen Auflagen aufwarten, die auch etwas von den Fallstrickenerahnen ließen, dieauf einem Wissen-schaftsgebiet mit der-artig schnellen Ent-wicklungsfolgen undderartig weitgespann-ten gesellschaftlichenErwartungen lauern.Nicht immer bleibensolche Ereignisse imamüsanten Bereichangesiedelt. Der süd-koreanische Wissen-schaftler HwangWoo-suk publizierte2004, es sei erstmalsgelungen, einenmenschlichen Em-bryo zu klonen undauf diese WeiseStammzelllinien zugewinnen. Diese undweitere viel beachteteArbeiten des Autorserwiesen sich späterals von Grund auf ge-fälscht.

Klon-Pionier Alan Colman warf amüsante Blicke auf Wahrheit, Fälschung und Irrtum in

der Wissenschaft.

Menschliche embryonale Stammzellen (A) können bei-

spielsweise in Nervenzellen (B) ausdifferenziert werden

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Medizin-Nobelpreisträger Martin Evans gilt als einer der Entdecker embryonaler

Stammzellen.

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Eine Antwort auf die rhetorische Frage hatte der Präsident desForums Alpbach, Erhard Busek, nicht parat. Aus der Einladung desrenommierten Professors David L. Katz von der Yale School of Pu-blic Health, New Haven könnte man nur den Hinweis auf ein Kri-senrezept herauslesen: Positiv Denken, als notwendige Vorausset-zung für Veränderung. Etwas anderes bleibt den Akteuren im Ge-sundheitssystem auch gar nicht über.

Drei Tage diskutierten Wissenschaftler und Experten aus demIn- und Ausland über die Fakten, die Problematik und Herausfor-derungen an die Gesundheitsreform im Allgemeinen und, wie HansJörg Schelling, Vorsitzender des Hauptverbands der österreichi-schen Sozialversicherungsträger, es formulierte, ihre „unendlicheGeschichte“ in Österreich. „Österreich ist ein Teil der Welt und wirsollten unsere geliebte Dauerkrise im globalen Zusammenhang be-trachten“, riet Maria Magdalena Hofmarcher, Senior Researcher,Institut für höhere Studien, Wien. „Alle Gesundheitssysteme befin-den sich in einer Dauerkrise, weil die Ausgaben steigen. Österreichallerdings hat ein nachhaltiges Steuerungsproblem. Die Krise istnoch nicht schlimm genug, dass sich alle, Bund und Länder, zusam-mensetzen, um in Sachen Gesundheitsreform zu einem Ziel zukommen. Man traut einander nicht über den Weg“, erklärte sie undbeklagte die mangelnde Transparenz hinsichtlich der Verhandlun-gen der Bundesstrukturkommission. „Öffentlichkeit wäre eine ver-trauensbildende Maßnahme. Ich denke, wir sollten lustvoll mit derKrise umgehen: offensiv und transparent“, empfahl Maria Magda-lena Hofmarcher und traf damit den Tenor vieler der AlpbacherDiskussionsveranstaltungen.

Krankheitssymptome des österreichischen Gesundheitssys-tems. „Das österreichische Gesundheitssystem steckt in einer Ver-trauenskrise“, konstatierte Josef Moser, Präsident des Rechnungsho-

Alpbacher Gesundheitsgespräche 2009: Mit der Krise lustvoll umgehen

Unter dem Motto „Veränderung als Chance?“ standen die diesjährigen Gesundheitsgespräche in Alpbach ganz im Zeichen derKrise – der ökonomischen im Allgemeinen wie der des Gesundheitssystems im Speziellen.

Von Inge Kracht

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Forum-Alpbach-Präsident Erhard Busek eröffnete die Gesundheitsgespräche.

Zieht man ein Resümee über die Aussagender Experten, dürfte der eigentliche Patientdas Gesundheitssystem sein.

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fes, und zählte die mit Zahlen und Fakten gestützten Krankheitssymptome des Sys-tems auf: „Komplexe, zersplitterte verfassungsrechtliche Kompetenzverteilung, fehlen-de sektorübergreifende Dokumentation und Planung, mangelhafte Leistungsabstim-mung intramural und extramural, suboptimale Krankenhausstruktur, intransparenteKrankenhausfinanzierung, defizitäre Lage der Krankenkassen, Zersplitterung der Ent-scheidungsträger im Bereich Pflegegeld“ und – last but not least – die „Koordinations-defizite bei der Gesundheitsförderung“.

„Die Gesundheitsausgaben in Österreich sind von 1997 bis 2007 durchschnitt-lich jährlich um 4,3 % gestiegen“, belegte Moser. Die stationäre Versorgung habedabei eine Spitzenposition in Europa, nämlich 40 % der Gesamtausgaben, in An-spruch genommen, während die Prävention mit 1,9 % ein Schlusslicht im europäi-schen Kontext bildet. Die Akutbettendichte ist um 70 % höher als in der EU. DieDefizite der Gebietskrankenkassen sind stark angestiegen und eine langfristige Fi-nanzierung ist nicht gewährleistet. Mit satten 84 % stiegen die Heilmittelkosten undmachen rund 22 % der Gesamtausgaben aus. Die Zahl der Fachärzte nahm doppeltso stark zu wie die der Allgemeinmediziner. Die Zahl der Pflegebedürftigen und derPflegeausgaben haben stark steigende Tendenz. Bis 2013 wird eine Steigerung derGesundheitsausgaben von 29 % erwartet; 2,5-mal so viel wie die prognostizierteBIP-Steigerung.

„Was wir jetzt brauchen ist ein gesamthafter Ansatz einer Reform mit dem Ziel ei-ner österreichweiten, integrierten Leistungsangebotsplanung für alle Bereiche der Ge-sundheitsversorgung unter Einbeziehung der Pflege (stationärer, ambulanter, Rehabi-litations- und Pflegebereich) sowie eine stärkere Fokussierung auf die Gesundheitsprä-vention“, resümierte Moser.

„Es gibt in Österreich Flecken, wo Sie mit frischem Herzinfarkt im Regen ste-hen.“ Launig kommentierend präsentierte Franz Bittner, Geschäftsführer der PeriHuman Relations GmbH – in lebhafter Erinnerung als Obmann der Wiener Gebiets-krankenkasse und Vorsitzender im Hauptverband der österreichischen Sozialversiche-rungsträger – den Vortrag des erkrankten Gesundheitsökonomen Ernest Pichlbauer,„des Neoliberalen, der erstaunlicherweise mit dem System eher sorgsam und gar nichtzynisch umgeht“.

„Kein Gesundheitssystem schafft Patientensicherheit, Patientenzufriedenheit undWirtschaftlichkeit“, kommentierte Bittner diese Forderung Pichelbauers als eher uto-pisches Ziel. „Natürlich haben wir keine gesicherte Versorgungsqualität. Es gibt inÖsterreich Flecken, wo Sie mit frischem Herzinfarkt im Regen stehen. Und natürlichkommt die Klassengesellschaft in der Pflege auf uns zu. Oma geht’s hervorragend, aberwas ist mit unseren Kindern?“

„Was wir jetzt brauchen, ist ein gesamt-hafter Ansatz einer Reform mit dem Ziel einer österreichweiten, integriertenLeistungsangebotsplanung.“

Rechnungshof-Präsident Josef-Moser

„Bei Gesundheit darf nicht über Sparengeredet werden, wir sparen nicht, wirdämpfen die Dynamik.“

Hauptverbands-Vorsitzender Hans Jörg Schelling

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Der Wert des Gesundheitssystems misst sich, laut Pichelbauer,an der Verbesserung des Gesundheitszustands der Bevölkerung. „Ei-ne optimale Versorgung hängt davon ab, wie der Patient aufgeklärtund motiviert wird, wie er vertraut, wie er begleitet wird, ob alle In-formationen verfügbar sind und ob bzw. wie Leistungen, die er-bracht werden sollen, leistbar sind, sowohl finanziell als auch per-sönlich.“ Daraus ergibt sich die Aufgabe des Gesundheitssystems,Ärzte und Pflegepersonal optimal auszubilden „Das bedeutet, jemehr Geld zur Verfügung steht, desto besser ist das System“, erklär-te Bittner achselzuckend.

Die Erfahrung ausländischer Experten. Um ein wenig über denTellerrand hinauszublicken, waren zahlreiche Experten aus dem Aus-land zu den Alpbacher Gesundheitsgesprächen eingeladen. Und überdie Herausforderungen an die Gesundheitsreform waren sich dieseeinig: Demografische Entwicklung, steigende Zahl multimorbider Pa-tienten, ungesunde Lebensweise, Ansteigen der chronischen Erkran-kungen, Einnahmedefizite. Auch die Lösungsvorschläge unterschie-den sich kaum. Unter der Prämisse „Gesundheit als Menschenrecht“,empfahl Nick Goodwin, Senior Fellow, The King’s Fund, London, dieEinführung der Bellagio-Methode zur Bewertung und Weiterentwick-lung und somit zur Förderung der Primärversorgung.

Wolfram-Armin Candidus, Präsident der Deutschen Gesell-schaft für Versicherte und Patienten e.V., Heppenheim, erklärte dieChancen einer Reform mit der regionalen Bedarfsanpassung desambulanten und stationären Bereichs, der Vernetzung der Behand-lungsinstitutionen, der Schaffung von Behandlungsleitlinien contraPauschalen und Standards, einer Vergütung der Behandlung, diedem Aufwand entspricht, dem Abbau des bürokratischen Aufwandsund einer am Bürger orientierten Gesetzgebung gegen den starkausgeprägten Lobbyismus. Erste Priorität sollten, laut Candidus, dieBedürfnisse des Patienten und die Prävention haben.

Die Risiken für die Reformplanung in Deutschland sieht Candidusin der inkonsequenten Machterhaltungspolitik, der Verweigerungdurch die Lobbyisten, der Verdummung der Bevölkerung, der Betrach-tung des Patienten als unnötiges Übel oder als Kunde statt als Nutzer.

„In der Schweiz sind die Menschen zufrieden mit der Reform“,konstatierte Thomas B. Cueni, Generalsekretär, Interpharma-Ver-band der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz. „Un-sere Stärken sind die Solidarität und Eigenverantwortung der Bür-ger, die Wahlfreiheit (freie Versicherungswahl, freie Arztwahl) unddie alternativen Versicherungssysteme“. Neben der seit 1996 obliga-torischen Grundversicherung können sich die Bürger über Zusatz-versicherungen gegen mögliche Eventualitäten absichern. „Insge-samt bieten wir den Bürgern eine hohe Qualität“, lobte Cueni. Dasind die Dinge in Österreich etwas anders gelagert.

Es gibt viele Krankheiten, aber nur eine Gesundheit. „InÖsterreich gibt es keine Vernetzung der Angebote, es existiert keineganzheitliche Kompetenz. Das führt zu gleichen Zahlungen für un-gleiche Leistungen“, beklagte Hans Jörg Schelling, Vorsitzender desHauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger:„Unser System ist spitallastig, einrichtungs- und nicht patientenori-entiert und krankt an heterogenen Vertragsstrukturen und man-gelnden Benchmarks. Die Finanzierung der Versorgung ist nicht ge-sichert.“ Schelling forderte einen Aufbruch zu neuen Ufern: „DieGesundheitsförderung muss bezuschusst werden. Wir wollen keineVerstaatlichung des Gesundheitssystems und keine Rationierung.Denn, bei Gesundheit darf nicht über Sparen geredet werden, wirsparen nicht, wir dämpfen die Dynamik.“

Österreichs wichtigste Ressource sei der Mensch. Gesundheitund Bildung sind das wesentliche Kapital unseres Landes. Schelling:„Es gibt viele Krankheiten, aber nur eine Gesundheit. Darüber soll-ten wir reden.“

David L. Katz: Take good care of yourselfBeliebter Keynote-Speaker, vor allem auch bei den jungen Zuhörernder Alpbacher Gesundheitsgespräche, war David L. Katz, Direktordes Yale University’s Prevention Research Center. Sein Ruf als eineinternational berühmte Autorität in Sachen Ernährung, Gewichts-Management und Prävention chronischer Krankheiten, war ihmvorausgeeilt. Schlank, lebhaft inspiriert und mit seiner Thematikvoll im Trend, stellte er sein Krisenrezept des „positiven Denkens“vor und gab einen Einblick in sein für die Grundschule unterhaltsamaufbereitetes Rezept der Ernährungsdetektive gegen die ansteigen-de Zahl adipöser Kinder. So einfach kann Gesundheit sein. Seine Botschaft lautete: „IssLebensmittel. Nicht zu viel. Hauptsächlich Pflanzen.“ „Unser Pro-blem ist ein Überangebot an Kalorien“, machte der Professor deut-lich – Kalorien, die sich, nicht immer eindeutig erkennbar, in unse-rer Nahrung verstecken. Das lecker abgebildete Obst auf der Pa-ckung bedeutet eben nicht unbedingt, dass es sich auch darinbefindet. Das ist eine der vielen Lehren seiner Ernährungsdetektive.Schau auf die Angabe der Inhaltsstoffe! Und je länger diese Liste,desto schlechter das Produkt!Adipositas bei Kindern ist eine Seuche, genauso ansteckend undgenauso massenhaft auftretend, erklärte er. Einzelne Interventionenwürden da nichts helfen, dazu ist unsere Welt zu komplex. Gesun-des Leben heißt für Professor Katz: „Ich esse gut, ich betreibeSport, ich rauche nicht, ich bleibe schlank und so weiter.“ PositivesDenken ist in seinem Fall Ergebnis von Studien, die bewiesen, dasssich sogar die Gene durch eine gesunde Lebensweise beeinflussenlassen. Katz im Originalton: „The age-old choice between natureand nurture is to some degree false; we can, in fact, nurture natu-re. So take good care of yourself.“

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Am Rande der Alpbacher Technologiegespräche ließ Wissenschafts-minister Johannes Hahn mit einem neuen Vorstoß aufhorchen: Erschlug ein verbindliches Gesetz zur Forschungsfinanzierung vor, das ge-meinsam mit der Forschungsstrategie der Bundesregierung im Sommer2010 vorliegen und die Fortsetzung des Wachstumspfades sicherstellensoll. „Das Forschungsfinanzierungsgesetz soll das verlässliche finanziel-le Rückgrat der österreichischen Forschungsstrategie werden“, meinteHahn wörtlich.

Kerngedanke eines solchen Gesetzes ist ein verbindlicher Bud-getpfad bis 2020, also über eine Zeitspanne von zehn Jahren hinweg.Daneben soll es Leistungsvereinbarungen mit den Förderagenturen aufBasis mehrjähriger Globalbudgets und eine gesetzliche Verankerung derFörderschienen (Exzellenzcluster, K1/K2-Zentren, „ÖsterreichischesForschungsrahmenprogramm“ in zentralen Zukunftsfeldern) geben.Klare Strukturen mit ressortübergreifenden Teams sollen nach den Vor-stellungen von Hahn dem Monitoring und der Steuerung dienen. Undschließlich möchte der Wissenschaftsminister die Beschäftigung imakademischen Bereich steigern und die Absolventenquote, vor allem imnaturwissenschaftlich-technischen Bereich erhöhen.

Öffentliche Hand für zehn Jahre verpflichten. In seiner Rede beider Eröffnung der Technologiegespräche bezeichnete Hahn die Ent-wicklung der Forschungs- und Technologiestrategie als „Horizontalan-liegen der Bundesregierung“, die von allen Ressorts mitgetragen werde.Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung sei dem Forschungs- und

Entwicklungspfad, von dem vor einem Jahr die Rede gewesen sei, sei-ne reale Grundlage entzogen worden. Dem möchte er nun mit einerVerpflichtung der öffentlichen Hand über zehn Jahre hinweg begegnen.

Hahn reagiert mit dem Vorstoß offensichtlich auch auf die emotio-nal geführten Diskussionen, die während lange andauernder Budget-verhandlungen in der ersten Jahreshälfte die hohe Planungsunsicherheitim Forschungsbereich beklagten. Hahn sprach in Alpbach von der„Unsicherheit als Gift für den Forschungsstandort Österreich“ und von„Verlässlichkeit als bestem Boden für Innovationen“.

Wissenschaftsminister Johannes Hahn strebt die gesetzliche Verankerung einer auf zehn

Jahre gesicherten Forschungsfinanzierung an.

Gesetz soll Sicherheit für die Forschungsfinanzierung bringen

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An Reinstwasser werden höchste Anforderungen gestellt – eineHerausforderung für die Herstellung des kostbaren Nass. Damit diehohe Produktqualität gewährleistet ist, müssen alle Komponentenmitspielen. Das modulare Ventilinsel-Konzept von Festo spielt dabeiseine Stärken aus.

Druckluft in der Prozesstechnik. Immer mehr Anlagenbauer set-zen auf Pneumatik und reduzieren so die Investitions-, Installations-und Betriebskosten im Vergleich zu elektrischen Installationen teilwei-

se um mehr als 50 %. Pneumatische Antriebe bleiben wartungsfreiüber ihre gesamte Lebensdauer hinweg und sie überzeugen auch in Sa-chen Überlastsicherheit und Ex-Schutz. Druckluft steht auch bei Aus-fall der elektrischen Energie zur Verfügung, da für die Erzeugung undAufbereitung neben einem Kompressor immer auch ein Druckluft-speicher vorhanden ist. Pneumatische Antriebe für Schieber, Klappenund Kugelhähne, Vorortsteuerungen, Schaltschränke mit Ventilinseln,integrierte Steuerungen und Feldbus – Festo bietet Komplettpaketevon der Armatur bis zur Leitebene.

Robuste Vorsteuerventile vom Typ VOFC bzw. VOFD haben mit SIL4 die höchste

SIL-Zertifizierung schon am Antrieb installiert.

Automatisierungs-Komplettpakete von Festo: Einbaufertige Schaltschränke mit

Ventilinseln als Teil eines durchgängigen Automatisierungskonzepts.

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Saubere Automation sichert ReinstwasserInnovative Automatisierungstechnik sichert die kontinuierliche Produktion. Immer gefragter sind dabei Lösungen, diehilfreiche Zusatzfeatures – wie Condition Monitoring, Sicherheit und Ex-Schutz – gleich integrieren. Festo bietet modulareKomponenten und Systeme, die solchen Anforderungen gerecht werden – die CPX/MPA-Ventilinselkombination desAutomatisierungsspezialisten überzeugte auch den Hygienetechnik-Anbieter Steris Finn-Aqua.

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Systematisch automatisiert. Das Kernstückpneumatischer Anlagen bildet die Ventilinsel, op-tional als Remote-I/O zur Anbindung elektri-scher Sensorik und Aktorik als dezentrales Ele-ment. In der Nähe der Armaturen ist sie ideal fürschnelle und einfache Automatisierungslösun-gen, bei denen Armaturen, Pneumatik und Elek-tronik bestens zusammenspielen. Je nach Anzahlvon Armaturen, Sensoren und Aktoren sind dieVentilinseln modular bestückt. Diese Systemlö-sung hat mit dem Feldbus eine einzige, klar defi-nierte und standardisierte Schnittstelle zu denüberlagerten Steuerungen (SPS) und den pro-zessnahen Komponenten eines Leitsystems. DasSystemkonzept bietet den Vorteil, dass Erweite-rungen oder Änderungen lediglich auf der Steu-erebene erfolgen können, ohne die Hardwareauszutauschen. Zudem sind alle Komponentender Automatisierungslösung aufeinander abge-stimmt.

Einsatz von Ventilinseln senkt Kosten. Bei vielen automatisiertenbiotechnologischen Produktionsprozessen – wie beispielsweise beikomplexen Fermentationsanlagen – ist die Anbindung der pneumati-schen Prozesskette an das Leitsystem mit beträchtlichem Aufwand ver-bunden. Die Prozessventile lassen sich über Einzel-Vorsteuerventileansteuern, aber auch über dezentrale Ventilinseln. Ein genauer Blickauf die Kosten zeigt klare Vorteile für schaltschrankfertige Ventilinsel-systeme, wie sie von Festo angeboten werden.

Besonders spricht für die Systemlösung, dass nur eine einzige, klardefinierte und standardisierte Schnittstelle von der Ventilinsel zumFeldbus, beispielsweise Profibus DP, besteht. Bei Anwendung derVentilinseltechnologie entfällt im Vergleich zum Einzelventilkonzeptaußerdem der Binärausgang der Remote-I/O zur Ansteuerung derEinzelventile inklusive Verdrahtung, Verlegung und anderen Neben-tätigkeiten. In größeren Anlagen, die nicht zu sehr ausgedehnt sind,lassen sich oft Hunderte Binärausgänge einsparen – und damit derenProjektierung. Das spart Geld bei der Installation und senkt denInstandhaltungsaufwand.

Beispiel Reinstwassererzeugung. Weil sich ohne ein effektivesDiagnose-Konzept die Anforderungen der United States Food andDrug Administration (FDA) nach „Process Analytical Technology“(PAT) nur schwer umsetzen lassen, hat sich der Hygienetechnik-Anbieter Steris Finn-Aqua für die CPX/MPA-Ventilinseln – eine

Kombination aus dem Remote-I/O-TerminalCPX und der Magnetventilinsel MPA – von Fes-to entschieden. Das Unternehmen integriert dieCPX/MPA-Ventilinsel jetzt in ihre Multieffekt-Wasserdestillationsanlagen zur Erzeugung vonReinstwasser für die Pharmaindustrie. „Nebenden umfassenden Diagnosemöglichkeiten sparenwir mit der CPX/MPA auch 30 Prozent an In-stallationskosten“, erklärt Veli-Jukka Parkkamä-ki, Engineering Manager bei Steris Finn-Aqua.

Komfortables Condition Monitoring. Füreinen umfassenden Kostenvergleich gilt es, mög-lichst viele Aspekte zu berücksichtigen – schließ-lich ist der zuverlässige Anlagenbetrieb unterKostengesichtspunkten bedeutender als die Inve-stition. Erst im Betrieb zeigt sich die erfolgreicheUmsetzung des Anlagenkonzeptes. Besonderswichtig ist daher ein durchgängiges ConditionMonitoring, das Anwendern hilft, teure unge-plante Anlagenstillstände zu reduzieren. Das

Ventilinselkonzept CPX/MPA erhöht spürbar die Anlagenverfügbar-keit durch komfortable Wartungs- und Diagnosemöglichkeiten.

Die Spulen im Auge. Der Festo ASIC-Chip an Bord der Magnet-ventilinsel MPA ermöglicht eine ventilspezifische Diagnose pro Ventil-spule. Er kann somit den Spulenstrom überwachen und Unterspan-nung, Kurzschluss oder Leitungsunterbrechungen erkennen. Ein inte-grierter Diagnosespeicher hält diese Meldungen mit Zeitstempel fest.Die Daten werden über eine mehrfarbige LED am Ventil, über einHandheld (CPX-MMI) direkt im Feld sowie über Feldbus oder Ether-net (Web-Server) sichtbar. Ein Feature, das sich rechnet. Denn schoneine Minute Stillstandszeit kann in einer hochwertigen Produktions-einrichtung sehr zu Buche schlagen.

Safety inside. Gleich welche Ex-Zonen in einer verfahrenstech-nischen Anlage existieren, Festo hält geeignete Produkte für Sicher-heitsanwendungen in der pneumatischen Steuerkette bereit. Das Re-mote-I/O-Terminal CPX ermöglicht die Verarbeitung spezifischerSignaltypen in verfahrenstechnischen Anlagen der Kategorie ATEXZone 2 – Vergleichbares gilt für die Anwendbarkeit von Schwenkan-trieben mit Ex-Schutz und SIL-Zertifizierung. Robuste Vorsteuer-ventile vom Typ VOFC bzw. VOFD beispielsweise haben mit SIL4die höchste SIL-Zertifizierung. In der Emergency-Shut-Down-Funktion werden über diese Vorsteuerventile die Antriebe im Notfall

Neben den Automatisierungskomponenten im Diagnosesystem erhöhen die Festo

Services die Verfügbarkeit von Anlagen im rauen Umfeld der Prozessindustrien.

Der Hygienetechnik-Anbieter Steris Finn-Aqua integriert in seine Multieffekt-Was-

serdestillationsanlagen zur Erzeugung von Reinstwasser die CPX/MPA-Ventilinsel.

Geringere Investitionskosten, einfachere Inbe-

triebnahme und umfangreiche Diagnosemöglich-

keiten: Ventilinseln bieten eine ganze Reihe von

Vorteilen.

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sicher in die projektierte Schaltstellung gefahren, die je nach Anfor-derungsfall offen oder geschlossen sein kann. Mit der SIL4-Zulas-sung können Anlagenplaner und Ingenieurbüros die Ventile in dieAnlagenplanung mit einbeziehen und eine SIL-Berechnung für diekomplette Anlage erstellen. Für Endanwender bedeutet dies mehrSicherheit ihrer Anlagen und höhere Verfügbarkeit.

Weltweit überzeugend. Bei Festo gibt es Automatisierung auseiner Hand – auch das „Drumherum“ der Automatisierung einesbiotechnologischen Produktionsprozesses im Fermenter wird an-geboten. Während die Experten von Festo die Verantwortung fürden Motor und die Ansteuerung des Rührwerks im Edelstahltank,die Visualisierung der Diagnosedaten sowie die Druckluftaufbe-reitung übernehmen, können sich die Anwender auf ihre Kern-kompetenzen konzentrieren. Das sind Vorteile, mit denen derGlobal Player Festo weltweit überzeugt: 300.000 Kunden derFabrik- und Prozessautomatisierung in mehr als 200 Branchenvertrauen auf pneumatische und elektrische Automatisierungs-technik von Festo.

Schnelles Erkennen von Störungen – kein Problem mit den Diagnosefunktionen

der Ventilinseln von Festo.

Ing. Walter Lindmoser istBranchenspezialistProzesstechnik bei [email protected]

Zur Beschleunigung des Designsund der Auswertung klinischer Stu-dien in der Arzneimittelentwicklunghat der Anbieter Ariana Pharma dieEntscheidungsunterstützungs-Platt-form „KEM Clinicals“ (steht fürKnowledge Extraction and Manage-ment) entwickelt, zu der nun eineneue Version verfügbar ist. Das Soft-waretool soll dabei nicht nur in derLage sein, Hypothesen zu testen,sondern diese in Konsistenz mit denexistierenden Studiendaten zu gene-rieren. Nach Angaben des Herstellerszielt eine solche Funktionalität dar-auf ab, Tendenzen zu eliminieren,die aus dem Umstand unzureichen-der Ausgangsinformation her stam-men – „ein wiederkehrendes Pro-blem bei der Verwendung traditio-neller statistischer Methoden“, wiees in einer Aussendung heißt.

Beschleunigte Analyse umfangreichen Datenmaterials. Um die Analyse der in klinischen Studien gewonnenen Daten zu be-schleunigen, bedient sich KEM Clinicals einer Kombination von Features wie einem verbesserten Protokoll-Design, mit dem sich derEin- und Ausschluss von Daten optimieren lässt, das frühzeitige Erkennen von ungünstigen Ereignissen, die Identifikation sekundärerEndpunkte sowie die Optimierung von Nutzen-Risiko-Verhältnissen. Ariana verspricht seinen Kunden eine Zeitverkürzung der Daten-analyse von bis zu sechs Wochen. Schon bisher sah das Unternehmen Vorteile des KEM-Werkzeugs gegenüber herkömmlichen nume-rischen Methoden in der Möglichkeit erschöpfender Datenanalyse, der Priorisierbarkeit von Hypothesen und der Optimierung hin-sichtlich mehrerer Zielsetzungen einer klinischen Studie.

Ein neues Werkzeug der Entscheidungsunterstützung möchtedie Analyse der Daten aus klinischen Studien beschleunigen.

Wissensextraktion bei klinischen Studien

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Die Rentschler Biotechnologie GmbH aus dem oberschwäbischenLaupheim hat sich entschlossen, verschiedene Software-Pakete einzufüh-ren mit dem Ziel, Prozesse zu automatisieren und papierlos zu gestalten.Neben einem ERP-System (steht für Enterprise Resource Planning) ist derpapierlose QC-Prozess ein elementarer Bestandteil der angestrebten Pro-zessoptimierung bei gleichzeitiger Abdeckung aller regulatorischen Anfor-derungen. Als Basis dafür dienen das Laborinformationssystem auf SQL-Basis der Firma Lab Vantage Solutions, Inc. mit Zusatzmodulen und Ge-räteintegration und das Hygienemonitoring-Paket der Firma Moda TP.Zusätzlich wird eine Integration mit dem ERP-System realisiert, um einedurchgängige elektronische Prozessdokumentation zu erreichen. Die Fir-ma Vialis, ein Schweizer Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen aufdem Gebiet des Labordatenmanagements für die chemische und pharma-zeutische Industrie, zeichnet für die Umsetzung des Konzepts verantwort-lich und begleitet Rentschler durch den gesamten Implementierungs- undIntegrationsprozess.

Papierloses Labordaten-management bei Rentschler

Rockwell Automation stellt auf seiner Website ein neues „WhitePaper“ zum Thema „Manufacturing Execution Systems“ (MES) kos-tenlos zum Download zur Verfügung. MES dienen der Anbindungvon Automationssystemen der Produktion an die Unternehmenssoft-ware und sind in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen Aufga-benstellung für EDV-Verantwortliche in der Prozessindustrie gewor-den. In dem nun verfügbar gemachten Papier wird dargelegt, wie MESneben ihrer Grundfunktion, der verbesserten operativen Steuerungvon Produktionsanlagen, auch dazu verwendet werden können, denVerbrauch an Energie und Rohmaterialien zu kontrollieren und denvielfach geforderten Umweltreporting-Aufgaben von Produktionsun-ternehmen nachzukommen. Über die gesetzlichen Anforderungenhinaus haben sich viele Unternehmen auch freiwillige Umwelt- undNachhaltigkeitsziele auferlegt, deren Einhaltung nur festgestellt wer-den kann, wenn umfangreiches Datenmaterial aus der Produktion zurVerfügung steht.

Download unter http://www.rockwellautomation.com/solutions/sustainability/

MES-Tools unterstützenReporting-Aufgaben

Manufacturing Execution Systems schaffen durchgängige Datenverbindungen zwischen Pro-

duktion und Unternehmenssoftware.

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Labor-Informations-Management-Systeme (LIMS) sind Datenbank-Applikationen, die es erlauben, Analysen undlaborassoziierte Daten zu speichern und effektiv zu verwalten. Eine erfolgreiche LIMS-Implementierung steigert nichtnur Produktivität und Effektivität des Analysenlabors, sondern garantiert auch richtige und GxP-konforme Daten sowiedie Erfüllung regulatorischer Anforderungen. Von Birgit Krenn

Implementierung und Validierung vonLabor-Informations-Management-Systemen

Die manuelle Erfassung, Berechnung und Verifizierung von Ana-lysedaten bedeutet einen hohen Arbeitsaufwand und gefährdet die In-tegrität und GxP-Konformität des Datenmaterials. Die Einführungeines LIMS sichert qualitativ hochwertige, validierte Prüfdaten undgewährleistet je nach Softwareprodukt die Erfüllung regulatorischerAnforderungen an analytische Daten (z. B. GMP, GLP, ISO 17025,NELAC). Die Effizienz im Labor wird durch die Automatisierung re-petitiver Prozesse und verbesserte Informationsverfügbarkeit erhöht.Außerdem kann die Automatisierung der Datenverarbeitung einwertvoller Beitrag zur kontinuierlichen Prozessverbesserung bzw. zurImplementierung von „Quality by Design“ sein.

Die Anforderungen des Users als Basis. Um die vielen Vorteileder elektronischen Datenverarbeitung im Labor effektiv zu nutzenund die Kosten, insbesondere von Implementierung und Validierung,gering zu halten, ist eine intensive Planung und die aktive Teilnahmedes System-Owners an der Implementierung erforderlich. Die Pla-nung beginnt bereits mit der Festlegung wesentlicher Anforderungen,welche der User an die Datenverwaltung und das notwendige Sys-temdesign stellt. Externe Berater bieten bei der Definition der User

Requirements den Vorteil der Objektivität und breiter Erfahrung mitunterschiedlichen Systemen und Lösungsansätzen. Diese technischenund funktionellen User Requirements werden im Lastenheft oderauch „User Requirement Specification“ dargestellt. Sie sind die Basisfür die Auswahl eines LIMS bzw. eines Anbieters, aber auch die not-wendige Voraussetzung für eine effektive Validierung und Wirtschaft-lichkeits- und Return-on-Investment-Überlegungen.

Die endgültige Definition der User Requirements passiert am bes-ten innerhalb eines interdisziplinär und abteilungsübergreifend zu-sammengesetzten LIMS-Implementierungsteams. Dieses setzt sichidealerweise aus Labormanagement oder Qualitätskontrolle, IT-Ex-perten, Key Usern und Laborpersonal zusammen. Zudem sollten imregulierten Umfeld Qualitätssicherungs- und Validierungsexpertenfrühzeitig in das Implementierungsprojekt eingebunden werden.

LIMS-Validierung im GxP-Umfeld. Bei LIMS handelt es sichum computergestützte Systeme, die im GxP-regulierten Umfeld vali-diert werden müssen. Regulatorische Basis im GMP-Umfeld sindhierfür EU GMP Annex 11, 21 CFR Part 11 bzw. im GLP-UmfeldOECD Schriftenreihe Konsensdokument Nr. 10. Der GAMP5 bie-

tet als ausführlicher Industriestan-dard wertvolle Hilfestellung bei derkonkreten Umsetzung im Validie-rungsprojekt.

Einen zentralen Aspekt im GxP-regulierten Bereich stellt die Anwen-dung von Risikomanagement-Pro-zessen für die Entwicklung, Imple-mentierung und Validierung vonComputersystemen dar. Mit derLIMS-Implementierung gemäßGAMP 5 kann dem Risikomanage-ment-Modell nach ICH Q9 (heraus-gegeben von der International Con-ference on Harmonisation of Tech-nical Requirements for Registrationof Pharmaceuticals for Human Use)über den gesamten Lebenszyklus ei-nes computerisierten Systems Rech-nung getragen werden.

Ein LIMS besteht zumeist ausmehreren Softwaremodulen und dieEinteilung dieser einzelnen Modulein die vier GAMP-Klassen De-signqualifizierung (DQ), Installati-onsqualifizierung (IQ), Operatio-Eine erfolgreiche LIMS-Implementierung steigert nicht nur Produktivität und Effektivität des Analysenlabors,…

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nalqualifizierung (OQ) und Performance-Qualifizierung (PQ) ge-mäß GAMP 5 entspricht der ersten Risikobeurteilung und damit ein-hergehenden Reduktion des Validierungsumfangs. Sobald das Designdes Systems hinsichtlich Hardware, Software und Kernfunktionenfeststeht, sollte es anhand einer zentralen Risikoanalyse, z. B. nachFMECA überprüft werden. Darüber hinaus werden GMP-kritischeFunktionen und Komponenten identifiziert und der Testaufwand inIQ, OQ und insbesondere PQ reduziert sich auf die GxP-relevantenRisiken.

Nachdem die Durchführung der Performance Qualification (PQ)ausschließlich in der Verantwortung des Betreibers liegt, kann sichdieser durch gezielten Einsatz von Risikomanagement-Tools viel Auf-wand und Kosten sparen.

Standard- oder Individuallösung. Die Validierungskosten fal-len vergleichsweise gering aus, wenn ein verbreitetes, auf Industrie-standards basierendes System (COTS-Lösungen; Commercial offthe shelf ) vorliegt und steigen für maßgeschneiderte, kundenspezi-fische LIMS stark an. Für „off the shelf“-gekaufte Systeme wird dasSystem nicht mehr entwickelt (das wäre der System DevelopmentLife Cycle - SDLC) und die Validierung erstreckt sich nur mehrüber die Implementierung (also den System Implementation LifeCycle – SILC) des LIMS. Dennoch sollte in der Designqualifizie-rung geprüft werden, ob ein COTS-System die Anforderungen desLabors ausreichend erfüllt.

Bei interner Durchführung der Validierung muss auf die entspre-chende Ausbildung des interdisziplinären und abteilungsübergreifen-den Validierungsteams geachtet werden.

Gute Planung als Erfolgsgrundlage. Der Leitsatz „If you fail toplan you plan to fail“ gilt für die technische Planung wie für die Va-

lidierungsplanung. Ein Zahlenbeispiel aus den USA über die An-schaffung von neuen Softwareprojekten der US-Regierung im Wertvon 6,750.000 Mio. USD untermauert diesen Leitsatz:

Bestellte aber nicht gelieferte Software 2.900.000Gelieferte aber nie benutze Software 3.200.000Nirgends belegbare Software 350.000Software anwendbar erst nach Modifizierung 200.000Software anwendbar wie geliefert 100.000

(2% des Gesamtwertes)

Gründe für die hohe Ausfallsrate waren fehlende oder missver-standene Forderungen der Kunden, Inflexibilität des Lieferantenund fehlerhafte oder fehlende Dokumentation des Kunden. Um dasImplementierungs- und Validierungsprojekt zeitnah, effizient undmöglichst kostensparend zu gestalten, müssen sowohl System-Userals auch Validierungsexperten von Anfang an in das Projekt einge-bunden werden. Für Validierungsdienstleistungen sollten zudemnur wirklich erfahrene Anbieter beauftragt werden.

Dipl.-Ing. Birgit Krenn arbeitetbei VTU Engineering im BereichQualifizierung/Validierung/GMPBeratungwww.vtu.com

[email protected]

…sondern garantiert auch richtige und GxP-konforme Daten sowie die Erfüllung

regulatorischer Anforderungen.

Typische LIMS-Funktionen

Probenver-waltung

Anmeldung und eindeutige Kodierung einer Probe undchargen- oder materialspezifische Prüfplanzuordnung.Probenverfolgung über den gesamten Lifecycle

Datener-fassung undautomatischeDatenprüfung

Automatischer Datentransfer über eine (validierte) Schnittstelle, Plausibilitätsprüfungund Spezifikationsabgleich

SupplyManagement

Verwaltung und Qualitätsüberwachung vonReagenzien und Hilfschemikalien

Equipment /Management

Aufzeichnung und Verwaltung von Gerätedatenwie Kalibrierung, Wartung, Monitoringdaten

Reporter-stellung

Erstellung von Analysenberichten, Zertifikaten,Trends etc. gemäß definierter Firmenstandards

QS/QK

Kontrolle und Monitoring von Produkt- undAnalysequalität, Prozesskontrolle, Verwaltungvon Stammdaten, qualitätsgesicherte Dokumen-tation, Datenintegrität durch Statusübergänge,Audit Trail und Zugangshierarchien, Elektroni-sche Unterschrifts- und Freigabefunktionen

Schnittstellen Anbindung an Unternehmenssoftware

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In den vergangenen Jahren wurde das Chemikalienrecht in der EUdeutlich weiterentwickelt. „Hauptwerk“ ist die EU-Verordnungvom 18. Dezember 2006 zur „Registrierung, Bewertung, Zulassungund Beschränkung chemischer Stoffe und zur Schaffung einer Eu-ropäischen Agentur für chemische Stoffe“ (REACH-V), die inÖsterreich schon bisher unmittelbar anwendbar gewesen ist. Dochbisher fehlten innerösterreichische Regelungen, um die REACH-Vin das Behördensystem (ausdrücklich) zu integrieren.

Chemie ist überall – in der REACH-V auf 851 Seiten. Zur Er-innerung: Die REACH-V vereinheitlicht EU-weit weitgehend dieRechtsvorschriften für Chemikalien, um Beschränkungen des Bin-nenmarkts zu verhindern, Innovation zu fördern und gleichzeitigMensch und Umwelt zu schützen – ein oftmals unauflösbarer Wi-derspruch. Und: „Chemie ist überall“ und daher aus dem Alltagund der Wirtschaft nicht mehr wegzudenken, sodass es natürlich ei-

ne besondere Herausforderung war und ist, EU-weit einheitlicheRegelungen zu schaffen: Die REACH-V stellte sich diesen Heraus-forderungen – auf 851 Seiten!

Es können im Wesentlichen zwei Regelungsbereiche derREACH-V unterschieden werden: Erstens die Festlegung der Ver-pflichtung von Herstellern und Importeuren, chemische Stoffe alssolche, auch wenn sie in Zubereitungen enthalten sind, bei der inHelsinki eingerichteten Europäischen Chemikalienagentur(ECHA) zu registrieren; dies ersetzte die bisherige Anmeldepflichtfür neue Stoffe gemäß dem Chemikaliengesetz 1996. Es sollen inden nächsten Jahren auch schrittweise alle „Altstoffe“, sogenannte„Phase-in-Stoffe“, in das System der REACH-V eingegliedert wer-den; die Vorregistrierungsphase dazu endete bereits am 1. Dezem-ber 2008.

Zweitens sucht die REACH-V die weitere Entwicklung der Eu-ropäischen Chemikalienpolitik, insbesondere Maßnahmen zur Be-

schränkung von bestimmten Stoffen oder Zuberei-tungen und die Einführung eines Zulassungsregimesfür einzelne besonders besorgniserregende Stoffe, vor-zugeben. Wichtig ist hier insbesondere die Liste imam 1. Juni 2009 in Kraft getretenen Anhang XVII derREACH-V.

Die REACH-V regelt aber nicht nur „abgehoben“,sondern durchaus auch den „Chemikalienalltag“, z. B.sind die Beteiligten der Lieferketten, also Hersteller,Importeure, Händler, berufliche Verarbeiter und Ver-wender von chemischen Stoffen oder Gemischen zurInformationsweitergabe von sicherheits- und umwelt-relevanten Angaben verpflichtet. Und auch wenn sichdie REACH-V primär an die Industrie und das Ge-werbe richtet, sind auch für den Konsumenten unmit-telbar relevante Bestimmungen vorgesehen, so z. B.:• Der Lieferant muss für zulassungspflichtige Stoffe,

die in einem Erzeugnis zu mehr als 0,1% enthaltensind, auf Ersuchen eines Endverbrauchers alle si-cherheitsrelevanten Informationen zur Verfügungstellen.

• Die ECHA hat Listen der besonders besorgniserre-genden Stoffe auf ihrer Website kostenlos zu veröf-fentlichen und alle über die Registrierung erhalte-nen, nicht vertraulichen und elektronisch erfasstenInformationen zu Verfügung stellen.

„Neue“ österreichische Zuständigkeits- und Strafbestimmungen

zur REACH-VerordnungDie unmittelbar in Österreich anwendbare REACH-Verordnung war zwar in aller Munde, österreichische Begleitvor-schriften gab es dazu bisher aber nicht. Das ändert sich nun mit dem REACH-Durchführungs-Gesetz vom 18. August2009. Materiell sind dadurch kaum Änderungen eingetreten, die Klarstellungen könnten aber verwaltungspraktischeAuswirkungen haben.

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Werden die Beamten des Umweltministeriumsam Ende jedes Jahres „verzweifelt“Nachforschungen anstellen, um besondersbesorgniserregende Stoffe zu finden?

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• Arbeitgeber müssen den Arbeitnehmern die im Sicherheitsdaten-blatt enthaltenen Informationen für alle gefährlichen Stoffe, de-nen die Arbeitnehmer ausgesetzt sein könnten, nachweislich zurKenntnis bringen.

Österreichische Begleitbestimmungen. Mit dem Bundesgesetzvom 18. August 2009 zur Durchführung der REACH-V (BGBl2009/88) wird nunmehr ausdrücklich der Bundesminister fürLand- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft(BMLFUW) als die zuständige „umweltpolitische Behörde“ gemäßder REACH-V und der jeweilige Landeshauptmann als Überwa-chungsbehörde bestimmt. Die Bezirksverwaltungsbehörden und inII Instanz die Unabhängigen Verwaltungssenate (UVS) sollen nachdem Gesetz Verstöße gegen die REACH-V ahnden.

Dass die REACH-V weitreichende administrativ-politischeKonsequenzen quer durch nahezu alle Lebensbereiche hat, zeigt,dass der BMLFUW sich mit anderen Bundesministern in vielerleiHinsicht abzustimmen hat, was das Gesetz im Detail regelt, hieraber nicht ausgeführt werden kann.

Begleitend zum REACH-Durchführungs-Gesetz wurde, um dieKompatibilität zur REACH-V herzustellen, das Chemikaliengesetz1996 geändert.

Muss das Umweltministerium jährlich zwei besonders be-sorgniserregende Stoffe finden? Soweit es zur Vermeidung vonGefahren für das Leben oder die Gesundheit von Menschen oderfür die Umwelt erforderlich ist, hat der BMLFUW unter Bedacht-nahme auf wissenschaftliche Erkenntnisse sowie Erfahrungen undpraktische Anhaltspunkte über die möglichen Wirkungen dieserStoffe im Bundesgebiet Nachforschungen anzustellen, welche Stof-fe besonders besorgniserregend sind, insbesondere krebserzeugend,erbgutverändernd, fortpflanzungsgefährdend, persistent, bioakku-mulierbar, endokrin oder einfach toxisch.

Der Gesetzeswortlaut könnte so verstanden werden, dass derBMFLUW jährlich zumindest zwei besonders besorgniserregendStoffe finden muss (!), um darüber Dossiers auszuarbeiten und andie ECHA zu übermitteln. Es wird spannend, ob der BMLFUW

am Ende jedes Jahres „verzweifelt“ Nachforschungen anstellen wird,um besonders besorgniserregende Stoffe zu finden.

Überwachung und Strafbestimmungen. Der jeweilige Landes-hauptmann bzw. in seinem Namen der jeweilige „Chemikalienin-spektor“, ist zur behördlichen Überwachung der Einhaltung derVorschriften zuständig und kann insbesondere Beschlagnahme undvorläufige Zwangs- und Sicherheitsmaßnahmen bestimmen.

Nach dem REACH-Durchführungs-Gesetz ist, wer • einen Stoff ohne die erforderliche Registrierung gemäß der

REACH-V herstellt oder in Verkehr bringt;• Informationen, die er nach der REACH-V vorlegen muss, nicht

an die ECHA oder, soweit dies verlangt ist, an die zuständige Be-hörde übermittelt;

• den Bestimmungen über „Informationen in der Lieferkette“ nachder REACH-V zuwiderhandelt;

• der Pflicht zur Aufbewahrung von Informationen gemäß der RE-ACH-V in einer schwerwiegenden Art und Weise zuwiderhandelt;

• einen Stoff, der gemäß der REACH-V zulassungspflichtig ist, oh-ne Zulassung oder entgegen den Zulassungsbedingungen her-stellt, in Verkehr bringt oder verwendet; oder

• einen Stoff, ein Gemisch (eine Zubereitung) oder ein Erzeugnis(eine Fertigware) entgegen einer Beschränkung der REACH-Vherstellt, in Verkehr bringt oder verwendet;

von der jeweiligen Bezirksverwaltungsbehörde (BH oder Magis-trat) und in II. Instanz vom jeweiligen Unabhängigen Verwaltungs-senat (UVS) mit Geldstrafe von mindestens 360 bis zu 19.000Euro, im Wiederholungsfall bis zu 38.000 Euro zu bestrafen, wobeischon der Versuch strafbar ist. Wer der REACH-V ansonsten zuwi-derhandelt, ist mit Geldstrafe bis zu 9.000 Euro, im Wiederho-lungsfall bis zu 18.000 Euro zu bestrafen, wobei auch hier schon derVersuch strafbar ist.

Der Landeshauptmann kann auch die im Zusammenhang miteinem Verstoß beschlagnahmten Gegenstände einschließlich ihrerVerpackungen und Beipacktexte als Sicherungsmaßnahme ersatzlosfür verfallen erklären.

Im obigen Sinne kann binnen eines Jahres ab Abschluss der Tatder unmittelbare Täter, der Geschäftsführer des Unternehmens, derverantwortliche Beauftragte (§ 9 Abs 2 VStG) und für die Zahlungdas Unternehmen selbst verfolgt werden.

Klagen wegen Lauterkeitswidrigkeit drohen. Betont wird,dass ein (verschuldeter) Verstoß gegen die REACH-V auch lauter-keitsrechtliche Konsequenzen nach dem Gesetz gegen den unlau-teren Wettbewerb (UWG) nach sich ziehen könnte: Mitbewerberund „Schutzverbände“ könnten u. a. auf Unterlassung, Beseiti-gung, Urteilsveröffentlichung und unter Umständen Schadener-satz klagen.

Ob sich die Verwaltungspraxisund die Praxis zum UWG in Ver-bindung mit dem Chemikalienrechtdurch das REACH-Durchführungs-Gesetz verändern werden, bleibt ab-zuwarten.

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Dr. Max W. Mosing, LL.M.,LL.M., ist Rechtsanwalt undPartner der Gassauer-FleissnerRechtsanwälte GmbH, Tel. 01/205 206-150, [email protected], www.gassauer.at

Nach der REACH-Verord-nung sind die Beteiligtender Lieferketten zur Infor-mationsweitergabe vonsicherheits- und umwelt-relevanten Angabenverpflichtet.

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Frau Cziferszky, Sie haben – noch unter dem Namen Schuster –2008 den ALSA (Austrian Life Science Award) überreicht bekom-men. Was hat der Award für Sie bedeutet?

Der ALSA ist für mich eine wunderbare Anerkennung meiner Ar-beit und gleichzeitig Motivation, auf meinem wissenschaftlichen Wegweiterzugehen. Eine Auszeichnung wie diese hat neben dem objektivmessbaren monetären noch einen anderen für mich nicht minderwichtigen Wert. Sie stärkt mein wissenschaftliches Selbstbild und –vertrauen enorm und lässt mich künftigen Herausforderungen undBewerbungen in der internationalen Arena mit mehr Gelassenheitentgegenblicken.

Allein die Tatsache, dass es in Österreich Auszeichnungen wie die-se gibt, empfinde ich als Bestätigung und Hoffnung, dass die Grund-lagenforschung bei einem breiteren Publikum Zuspruch findet undnoch mehr finden wird.

Ihrer Namensänderung kann man entnehmen, dass Sie inzwischengeheiratet haben.

Ja, wir haben im Februar geheiratet, und ich heiße jetzt Cziferszky.Einige meiner Kollegen haben mich gefragt, warum ich denn den Na-men meines Mannes angenommen habe, wo ich doch schon einigewissenschaftliche Arbeiten unter M. Schuster veröffentlicht habe.Aber ich sehe darin kein Problem. Im Gegenteil, es hat auch Vorteileeinen individuelleren Namen zu haben.

Ich weiß es sehr zu schätzen, dass mein Mann jetzt auch in Cam-bridge lebt und arbeitet, weil das durchaus nicht selbstverständlichist. Viele Postdocs (und Dissertanten) führen belastende Fernbezie-hungen.

Sie sind mit Ihrer Arbeit über Photopolymere für Knochenersatzma-terialien so erfolgreich gewesen. Gibt es von Ihnen weitere Arbeitenauf diesem Gebiet?

Mit dem Abschluss meiner Dissertation war für mich auch die Ar-beit an Photopolymeren für Knochenersatzmaterialien abgeschlossen,für den Moment zumindest. Ich wollte und will während meinerPostdoc-Zeit in anderen Themenbereichen Expertise aufbauen, mei-nen Horizont und meine Fähigkeiten erweitern. Die Gruppe rundum Robert Liska an der TU Wien forscht jedoch nach wie vor aufdiesem Gebiet.

Gibt es einen speziellen Bereich der Chemie, in dem Sie sich amwohlsten fühlen?

Bisher hatten all meine kleinen und großen Forschungsprojekteim weitesten Sinne mit Medizin zu tun. Der menschliche Körperfasziniert mich: Was sich auf molekularer Ebene abspielt, wie mole-kulare Mechanismen auf makroskopischer Ebene in Erscheinungtreten und nicht zuletzt die zahlreichen Manipulationsversuche derMedizin.

Es war für mich immer wichtig, eine Anwendung meinerForschungstätigkeit vor Augen zu haben, auch wenn es immer Grund-lagenforschung war und ist, die mich beschäftigt. Ich brauche das Ge-fühl, dass das was ich mache, einmal Menschen von Nutzen sein kann.

Sie forschen seit einigen Monaten in Cambridge. Was ist da IhreAufgabe?

Ja, ich arbeite seit Oktober 2008 in der Gruppe von Oren Scher-man im Melville Laboratory for Polymer Synthesis. Die Forschung indieser Gruppe befasst sich vor allem mit supramolekularer Chemie inwässrigen Systemen. Es handelt sich hierbei um Grundlagenfor-schung mit Potenzial in verschiedenen Anwendungsrichtungen: Ma-terialentwicklung, „Green Chemistry“, Drug Delivery etc. Man kannmit dem in dieser Gruppe entwickelten Konzept des „MolecularHandcuffs“ (Angew. Chem. Int. Ed., 2008, 47, 3950-395, 3 Anm.)viele verschiedene Dinge machen.

Meine erste Aufgabe im Oktober war es, mit Oren zusammen ei-nen EU-Projektantrag zu schreiben. Er meinte, und da gebe ich ihmabsolut recht, dass ich als Postdoc lernen soll, meine Ideen (eben nochim Stadium der Idee) zu verkaufen. Glücklicherweise haben wir dasProjekt bekommen, und jetzt finde ich mich inmitten einer expandie-renden Gruppe, bestelle neue Geräte und darf viel Verantwortungübernehmen. Es ist eine tolle Erfahrung, vom allerersten Moment ei-nes Projektes an involviert zu sein, ich lerne viel dabei. Meine Arbeithier ist im Gegensatz zur Doktorarbeit nicht mehr reine Forschungs-arbeit sondern beinhaltet eben auch einiges an organisatorischemAufwand.

ALSA-Preisträgerin Monika Cziferszky ist seit Oktober 2008 an der Universität

Cambridge, einer der renommiertesten Forschungsstätten der Welt, tätig.

Wissenschaftliche Karriere und erfülltes LebenMonika Schuster hat im vergangenen Jahr den ALSA 2008 gewonnen. Nun heißt sie Cziferszky und hat mit Karl Zojerüber die Bedeutung des Preises, ihre laufende Forschung in Cambridge und die Rahmenbedingungen einer wissen-schaftlichen Tätigkeit gesprochen.

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In diesem EU-geförderten Projekt wollen wir die „MolecularHandcuffs“ benutzen, um Peptide zu untersuchen, die für Krankhei-ten wie Alzheimer und Parkinson verantwortlich sind.

Werden Sie die Arbeiten, die Sie jetzt in Cambridge durchführen, inWien dann fortsetzen?

Sie nehmen an, dass ich nach Wien zurückkomme? Aus meinerErfahrung sind wissenschaftliche Karrieren vor allem dann erfolg-reich, wenn man unter anderem örtlich flexibel ist und sich ergeben-de Chancen wahrnimmt. Das kann mich natürlich auch nach Wienoder Österreich zurückführen, wo ich die Lebensqualität im Gegen-satz zu Cambridge und vielen anderen Forschungsstandorten sehrschätze, aber zurzeit gibt es noch keine expliziten Überlegungen.

Alles, was ich hier an Erfahrungen sammle, nehme ich bestimmtin meinen nächsten Job mit, aber das konkrete Projekt ist zu stark andie Uni Cambridge und das Team hier gebunden, um Teile darausmitzunehmen.

An diese weltberühmte Universität zu kommen, ist sicherlich nichteinfach. Wie ist Ihnen das gelungen?

Ich habe mich gegen Ende meiner Dissertation für mehrereausgeschriebene Post-doc-Stellen in Europa beworben und war inder glücklichen Lage, mich zwischen mehreren entscheiden zukönnen. Die Konkurrenz war in Cambridge mit Abstand amgrößten. Ich bin mir sicher, dass neben der fachlichen Kompetenzdie soziale Komponente wichtig ist, wenn es darum geht, einTeam zu erweitern. Ich kann mir gut vorstellen, dass sowohl mei-ne Ausbildung als auch meine Persönlichkeit gut ins Team gepassthaben.

Wenn sie ihr jetziges Arbeiten mit den Verhältnissen an der TUWien vergleichen, wo sehen sie die wesentlichen Unterschiede?

Wo soll ich anfangen? Die Unterschiede reichen von Kleinigkei-ten, die das tägliche Laborleben erleichtern, bis zu dem allgegenwär-tigen Unterschied, dass Cambridge eine Universitätsstadt ist, undalles, was hier passiert, in irgendeiner Art und Weise von der Uni-versität vorgegeben beziehungsweise beeinflusst wird. Im Gegensatzdazu ist Wien Haupt- und Großstadt, zu der eben auch Universitä-ten gehören. Das ergibt ein ganz anderes Umfeld.

Auf der Uni selbst bemerkt man einen wesentlichen Unterschiedim Erscheinungsbild und in der Ausstattung. Da stehen offensicht-lich ganz andere finanzielle Mittel zur Verfügung, um die Gebäudeund Geräte auf dem neuesten Stand zu halten. Die extrem lebendi-ge und internationale Stimmung hier ist etwas, das ich als sehr in-spirierend und bereichernd empfinde. Zu diesem Umfeld zähle ichauch all jene Wissenschaftler von Weltrang, von denen fast jede Wo-che ein anderer hier zu Gast ist, Vorträge hält und seine Zeit für wis-senschaftliche Diskussionen anbietet.

Frauen in Führungspositionen sind nicht die Regel. Haben esFrauen besonders im Fachgebiet Chemie schwerer, die Karriereleiteremporzuschreiten?

Ich glaube, die Chemie ist nur eine Fachrichtung von vielen, dieaus historischen Gründen momentan noch Männer-dominiert sind.Aber ich erlebe ganz deutlich eine Umbruchstimmung. Es gibtzahlreiche spezielle Frauen-Förderungsprogramme, von denen ichbisher zum Teil schon profitiert habe: Die letzten 18 Monate mei-ner Dissertation wurden durch ein Doc-fForte-Stipendium (fürFrauen in Forschung und Technologie) der österreichischen Akade-mie der Wissenschaften finanziert. Ich habe auch den Eindruck,dass qualifizierte Frauen sehr gerne als neue Team-Mitglieder einge-stellt und aufgenommen werden. In meinem Studienjahrgang gabes ein recht ausgeglichenes Verhältnis zwischen weiblichen undmännlichen Studienanfängern. Ich denke, mein Jahrgang, meineGeneration ist daran gewöhnt, Frauen und Männer als gleichgestelltzu betrachten. Es wird aber noch einige Zeit dauern, bis sich diesesVerhältnis in die Führungsebenen fortsetzt.

Sie haben in Ihrer jungen Karriere schon viel erreicht. Wie geht esnun weiter? Wonach strebt eine so aufstrebende Wissenschaftlerin?

Nach einem erfüllten Leben, mit viel Abenteuer, Geborgenheitund einem Quäntchen Erfolg. Dafür habe ich keinen konkreten Kar-riereplan, wenn Ihre Frage darauf abzielt. Aber ich denke, ich habe einGefühl dafür, was meine Möglichkeiten sind.

Beruflich ist es im Moment für mich wichtig, die Ideen, die ich imOktober geboren habe, zu verfolgen, das Projekt so richtig zum Lau-fen zu bringen, mit all dem Equipment und den Personen, die dazunotwendig sind. Erfüllend ist es dann, wenn es positive Ergebnissegibt, wenn sich meine Ideen verwirklichen lassen und diese in weite-rer Folge z.B. Alzheimer-Patienten helfen können.

„Es war für mich immer wichtig, eine Anwendung meiner Forschungstätigkeit vor

Augen zu haben, auch wenn es immer Grundlagenforschung war und ist, die mich

beschäftigt.“ (Monika Cziferszky)

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Nicht ohne Grund verwendet man den Ausdruck „Life Sciences“im Allgemeinen stets in der Mehrzahl: Um ein angemessenes wissen-schaftliches Verständnis von Lebewesen und ihrer Nutzbarkeit fürden Menschen zu gewinnen, bedarf es einer Vielzahl von Fachrich-tungen. Die traditionelle Biologie wurde zusehends ergänzt durch ei-ne Biochemie, eine Biophysik, eine Bioinformatik. Die technischenAnwendungsmöglichkeiten dieses Wissens haben eine Biotechnolo-gie entstehen lassen, die mit der Medizintechnik im „Biomedical En-gineering“ zusammenwächst. Die vielfältigen Märkte, auf denen einesolchermaßen genährte Kompetenz neue Produkte und Dienstleis-tungen hervorbrachte, haben einen ganzen Wirtschaftszweig geformt,der den Namen „Life Sciences“ trägt, was ein deutlicher Hinweisdarauf ist, dass auch wirtschaftliches Handeln in diesem Bereich nichtohne solide wissenschaftliche Grundlagen möglich ist.

Auf diesen Spannungsbogen zwischen Naturwissenschaft, Technikund Wirtschaft hin orientiert sind die Biotechnologie-Ausbildungs-gänge an österreichischen Fachhochschulen. Entsprechend der Viel-zahl an Disziplinen und möglichen Anwendungsgebieten sind dieSchwerpunkte an den einzelnen Standorten jeweils unterschiedlichgesetzt und decken verschiedenartige Bedarfe der Industrie ab.

Um die Zusammenarbeit zu fördern und Klarheit für potenziel-le Interessenten zu schaffen, haben sich die Biotechnologie-Studien-gänge zur Plattform FH-Bioforum zusammengeschlossen. AllenAusbildungswegen gemeinsam ist der hohe Grad an internationalerAusrichtung, die starke Kooperation mit der Industrie und die Ver-ankerung der Lehre in eigenen Forschungsaktivitäten. Im Folgen-den soll ein kurzer Überblick über die Schwerpunkte der verschie-denen Bachelor-Studien rund um die Life Sciences an österreichi-schen Fachhochschulen gegeben werden.

Umwelt-, Verfahrens- und Biotechnik, MCI Innsbruck. Die Ausbildung am Management-Center Innsbruck legt den

Schwerpunkt auf die verfahrenstechnischen Anwendungen der Bio-technologie. Das ins Auge gefasste Berufsbild beinhaltet die Anwen-dung von Zellkulturtechniken und den Betrieb von Bioreaktorenfür industrielle Zwecke oder die Anwendung in der Umwelttechno-logie. Im Mittelpunkt steht das Übertragen im Labor entwickelterVerfahren auf den großtechnischen Maßstab, die Konzeption bio-verfahrenstechnischer Anlagen und die Verwertung fester, flüssigerund gasförmiger Abfallstoffe.

Medizin- und Bioinformatik, FH OÖ Hagenberg. Die Ausbildung am Standort Hagenberg nimmt insofern eine

Sonderstellung ein, als dass keiner der anderen Studiengänge derar-tig stark auf die Informatik fokussiert. Dabei wird aber so viel anmedizinischen und molekularbiologischen Grundlagen vermittelt,dass die Absolventen Anwendungsfelder wie das Entziffern desmenschlichen Erbguts, die Suche nach krankheitsauslösenden Ge-

nen, der Analyse des Zusammenspiels von Proteinen oder der Ent-wicklung von Arzneimitteln auch fachlich durchdringen können.

Bio- und Umwelttechnik, FH OÖ Wels. Am Standort Wels steht die Anwendung der Biotechnologie bei

industriellen Prozessen und insbesondere in der Umweltbiotechno-logie im Vordergrund. Die Studierenden lernen die integrierte Nut-zung biologischer und biochemischer Vorgänge in industriellen undgewerblichen Anlagen sowie deren Anwendung zur Herstellungbiologischer und synthetischer Ausgangsstoffe kennen. Im Auge hatman in Wels aber auch die Lebensmittelindustrie, die sowohl beider Produktion als auch bei der Entwicklung von Nahrungsmittelnstark von der Biotechnologie profitiert.

Biotechnische Verfahren, FHWN TullnAuch in Tulln wird eine Biotechnologie-Ausbildung geboten, die

auf Erfordernisse industrieller Anwendung der lebenden Zelle hinausgerichtet ist. Die Studierenden lernen die Herstellung von Grund-stoffen oder Biokunststoffen aus nachwachsenden Rohstoffen sowieAnwendungen auf den Gebieten Alternativenergie und Umwelttech-nik kennen. Ein besonderer Schwerpunkt in Tulln ist die Nutzungmodernster instrumenteller Analytik in der Biotechnologie.

Molekulare Biotechnologie, FH Campus WienVon allen hier vorgestellten Studiengängen ist der am Vienna

Biocenter angesiedelte am stärksten auf Arbeitsgebiete in der ange-wandten Forschung hin orientiert. Dabei liegt der Schwerpunkt aufden zahlreichen Arbeitsschritten, beispielsweise in der Wirkstoffent-wicklung, die einen hohen Grad an Standardisierung aufweisen.Die Studierenden werden für die Arbeit in Forschungs- und Ent-wicklungsabteilungen von Biotech-Unternehmen, in der pharma-zeutischen Industrie, in Kliniken und Behörden ausgebildet.

Schnittstelle zwischen Life Sciences und EngineeringAcht österreichische Fachhochschulstandorte bieten Studi-engänge an, die mit recht unterschiedlichen Schwerpunkteninnerhalb des Spektrums der Biotechnologien angesiedeltsind. Im Folgenden ein kurzer Überblick.

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Ein wichtiges Anwendungsgebiet der Biotechnologie ist die industrielle Verfahrens-

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Biomedical Engineering, Technikum WienDie Schnittstelle zwischen Biotechnologie und Medizintechnik besetzt der Studiengang

der FH Technikum Wien. Der Bogen spannt sich hier von der Medizin- und Krankenhaus-technik über den Umgang mit Zell- und Gewebekulturen bis hin zu medizinischen Informa-tionssystemen und zur Rehabilitationstechnik. Aufgrund dieses Profils hat dieser Studien-gang als einziger der hier vorgestellten auch eine fundierte Elektronikausbildung mit dabei.

Medizinische & pharmazeutische Biotechnologie, IMC FH KremsAuf medizinische und pharmazeutische Anwendungen hin orientiert ist die Biotechnolo-

gie-Ausbildung in Krems. Die medizinische Biotechnologie zielt hier darauf ab, beschädigteZellen oder Organe mit körpereigenen, natürlich gezogenen Zellen ersetzen zu können. Inder pharmazeutischen Biotechnologie werden Arzneimittel mithilfe von Mikroorganismenhergestellt. Eine Besonderheit in Krems ist die starke Betonung von Qualitätsmanagementund anderen in der Industrie benötigten Managementdisziplinen.

Bioengineering, FH Campus WienDer am Vienna Institute of Biotechnology angesiedelte Studiengang bietet eine an Aufga-

benstellungen der Entwicklung, der Produktion und der Qualitätssicherung orientierte Aus-bildung an. Absolventen kommen typischerweise in biotechnologischen Unternehmen, inder Lebensmittelindustrie, aber auch in Behörden und Krankenhäusern unter. Auch hierwird ein starker Fokus auf Qualitätsmanagement gelegt.

Zahlreiche Fachhochschulen bilden die Studierenden im Hinblick auf Qualitätssicherung oder F&E aus.

Einige Studiengänge haben die Nahrungsmittelindustrie als eine der Zielbranchen im Auge.

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Das US-Patentamt hat derMologen AG, einem biopharma-zeutischen Unternehmen mitSitz in Berlin, das Patent zur zell-basierten Gentherapie gegenKrebs erteilt. Dies könnte fürdas Unternehmen wichtig wer-den, wenn es um Auslizenzie-rung des Therapieansatzesgeht, der bei Mologen als Pro-duktkandidat MGN1601 ge-führt wird. Bei der zellbasier-ten Gentherapie gegen Krebskommen die von Mologenentwickelten Technologien„Midge“ und „DSlim“ unterVerwendung einer Mologen-

eigenen Krebszelllinie zumEinsatz. Für MGN1601 istein Antrag auf klinische Stu-dien der Phase Ib/IIa zur zell-

basierten Therapie von Nieren-krebs in Vorbereitung.

Bei dem Verfahren zur zellbasierten Gentherapie gegen Krebshandelt es sich um eine therapeutische Impfung zur Bekämpfungvon metastasierten Tumoren und zur Verhinderung von deren Wie-derauftreten (Rezidivierung) nach Operation, Bestrahlung oderChemotherapie.

Grundlage der Impfung sind menschliche Krebszellen, die aus ei-nem Tumor (z. B. Nierentumor) gewonnen wurden, und die in einerstandardisierten und charakterisierten Zellbank (der sogenannten Mas-terzellbank) vorliegen. Zellen, die von einem einzelnen Menschenstammen, als Zelllinie etabliert und bei anderen Patienten eingesetztwerden, werden als allogene Zellen bezeichnet.

Das Wirkprinzip. Das Wirkprinzip der zellbasierten Genthe-rapie besteht darin, eine Kreuzreaktion des Immunsystems der Pa-tienten gegen die eigenen Krebszellen hervorzurufen, nachdemdas Immunsystem über die Reaktion gegen die allogenen Krebs-zellen gelernt hat, wie Krebszellen typischerweise aussehen. Umdiesen Effekt effizient auszulösen, werden die allogenen Krebszel-len vor der Injektion in den Patienten mit zusätzlichen geneti-schen Informationen „genmodifiziert“ und mit dem DNA-Im-munmodulator „DSlim“ als Impfverstärker (Adjuvanz) kombi-niert. Die Genmodifizierung erfolgt mithilfe von DNA-basiertenMidge-Vektoren.

Zur Bewertung neuer medizinischer Verfahren werden von denzuständigen Behörden des Gesundheitswesens zunehmend wissen-schaftliche Methoden verwendet, wie sie unter dem Stichwort„Health Technology Assessment“ (HTA) zusammengefasst werden.Nicht nur medizinische Aspekte werden dabei erwogen, sondernauch ethische, rechtliche und organisatorische Zusammenhänge be-rücksichtigt. Nach wie vor bestehen aber große nationale Unter-schiede, was Methoden und Entscheidungsprozesse in diesem Be-reich betrifft, weshalb die Ergebnisse nationaler Gesundheitspolitikhöchst unterschiedlich ausfallen.

Dies ergab eine wissenschaftliche Untersuchung, die im Rahmendes Tiroler Forschungszentrums für Personalisierte Krebsmedizin, On-cotyrol, durchgeführt worden ist. Ruth Schwarzer von der Health and

Health Technology Assessment soll als Instrument zur Unterstützung

bei gesundheitspolitischen Entscheidungen dienen.

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Mologen erhält ein US-Patent für die unternehmenseige-nen Technologien zur zellbasierten Gentherapie gegenKrebs– ein wichtiger Schritt für eine künftige wirtschaft-liche Verwertung des Ansatzes.

Zellbasierte Gentherapie wurde patentiert

Eine Untersuchung im Rahmen des ForschungszentrumsOncotyrol deckte große Unterschiede in den Methodenund Entscheidungen der Gesundheitsbehörden verschie-dener Länder auf.

Gesundheitspolitische Entscheidungen sind national geprägt

Das US-Patent gibtden Bemühungenum die klinischeEntwicklung derDNA-basiertenKrebsbehandlungweiteren Auftrieb.

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Life Sciences University UMIT in Hall und Uwe Siebert, der dort dasDepartment für Public Health leitet, haben die Stationen von HTAverfolgt – von der beauftragten HTA-Organisation, über die wissen-schaftlichen Bewertungsmethoden bis hin zur Implementierung undWirkung. Hierfür wurden Methoden, Prozesse und Akteure in füh-renden europäischen Industrienationen in ihren Rahmenbedingun-gen, mit ihrem Blickwinkel und ihren Beweggründen verglichen und

die Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Interna-tional Journal of Technology Assessment inHealth Care“ veröffentlicht.

Mehr Unterschiede als Gemeinsam-keiten. Verglichen wurden HTA-Methodenan den beiden deutschen OrganisationenDAHTA@DIMDI und IQWiG, sowie beiNICE (England), HAS (Frankreich) und SBU(Schweden). Es traten deutlich mehr Unter-schiede als Gemeinsamkeiten zutage, insbe-sondere im Bereich der Entscheidungsfin-dung. „Die Tatsache, dass der Vergleich vonnur fünf Agenturen deutlich mehr Unterschie-de als Gemeinsamkeiten zutage fördert, zeigt,dass eine internationale Harmonisierungschwierig ist, auch weil gesundheitspolitischeRahmenbedingungen berücksichtigt werdenmüssen“, schlussfolgert Schwarzer.

Siebert und sein Team arbeiten im Rahmeneines Oncotyrol-Projekts mit internationalenForschungsinstitutionen, Entscheidungsträ-gern und Arzneimittelherstellern daran, dieQualität der wissenschaftlichen Methodik und

die Transparenz der Entscheidungsprozesse zu verbessern. Dabei sollein standardisierter Rahmen für HTA-Untersuchungen geschaffenwerden. Der Fokus liegt bei den Tirolern auf der Bewertung perso-nalisierter Krebstherapien, die bereits früh in deren Entwicklungbeginnen sollte. Ein solches „frühes HTA“ soll helfen, bereits wäh-rend der Entstehung neuer Technologien deren Einfluss auf Patientund Gesellschaft abzuschätzen.

Die Entscheidungsprozesse von Gesundheitsbehörden

verschiedener europäischer Länder zeigen aber

beträchtliche Unterschiede.

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Von 2. bis 4. November 2009 findet am Standort der MesseWien die „Bio-Europe“, Europas größtes Partnering-Event aufdem Gebiet der Biotechnologie statt – ein Zeichen für diesteigende internationale Sichtbarkeit von Wien als attraktivemStandort für diese Branche. LISA VR ist als Host Sponsor aktiv.

Haben Sie sich schon einmal 20 Verabredungen für drei Tage aus-gemacht und sind dann im Halbstundentakt mit dem Partner IhrerWahl hinter einem Vorhang verschwunden? Was ein wenig anrüchignach einer Drehscheibe für schnelle Liaisonen klingt, ist gängige Pra-xis bei Partnering-Events, wie sie in der Biotechnologie verbreitet sind.In dieser Branche mit ihrer hohen Dichte an Kooperationen ist dasKnüpfen von qualifizierten Kontakten zu Lizenznehmern, Technolo-gieanbietern, Dienstleistern ein entscheidender Faktor. Die größtederartige Veranstaltung in Europa, die „Bio-Europe“, findet heuer inWien und damit zum ersten Mal in ihrem nunmehr fünfzehnjährigenBestehen außerhalb Deutschlands statt.

Dazu Carola Schropp vom Veranstalter EBD Group: „Ein Teilder Mission unseres Unternehmens ist es, das Wachstum und dieEntwicklung der europäischen Biotech-Industrie zu fördern. Wienist eine natürliche Drehscheibe für Biotech-Aktivitäten in Osteuro-pa und ist zudem Standort von zahlreichen dynamischen Start-up-Unternehmen, internationalen Konzernen und Forschungsinstitu-tionen von Weltruf.“

Diese Standortwahl freut auch Wiens Vizebürgermeisterin Rena-te Brauner: „Es ist uns erfreulicherweise gelungen, die Bio-Europefür 2009 nach Wien zu holen. Wir werten das als Zeichen für diesteigende internationale Sichtbarkeit der Wiener Life Sciences-Un-ternehmen und Forschungseinrichtungen. Diese Partnering-Messewird auch eine erstklassige Gelegenheit für die teilnehmenden inter-nationalen Entscheidungsträger bieten, um die Kontakte zu denhier ansässigen Biotech- und Pharmafirmen zu intensivieren. In

dieser weltweit eng vernetzten Branche ist das ein wesentlicherSchlüssel zum Unternehmenserfolg.“

Software bringt Teilnehmer zusammen. Im vergangenen Jahr nah-men 2.400 solche Entscheidungsträger an der Veranstaltung teil, dieinsgesamt mehr als 10.000 Einzeltreffen absolvierten. Rainer Henning,CEO der in Wien ansässigen Fibrex Medical, Inc., hat schon an eini-gen derartigen Partnering-Veranstaltungen teilgenommen und schil-dert die Vorgehensweise: „Als Teilnehmer bekommt man Zugang zu ei-ner Software, die einem alle anderen Teilnehmer anzeigt. An diejenigen,die für einen interessant sind, kann man nun eine Meeting-Anfragestellen und bekommt im Gegenzug selbst welche.“ Die Entscheidung,ob man jemanden treffen will, bleibt aber jedem überlassen, man kannAnfragen auch ablehnen. Das Programm erstellt dann aus den wechsel-seitigen Interessensbekundungen für jeden Teilnehmer einen individu-ellen Ablauf.

Was folgt, sind drei intensive Tage. Henning: „Als kleines Bio-tech-Unternehmen will man natürlich große Pharmafirmen tref-

Wer geht mit wem in die

Box? Eine ausgeklügelte

Software legt bei der

Bio-Europe die Abfolge

an Einzeltreffen fest.

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Bio-Europe-Teilnehmer aus Wien (Stand: Ende August)• Affiris GmbH www.affiris.com

• Apeiron Biologics AG www.apeiron-biologics.com

• Apeptico Forschung und Entwicklung GmbH www.apeptico.com

• Assign Clinical Research GmbH www.assigngroup.com

• Averion Clinical Research GmbH www.averionintl.com

• Baxter Innovations GmbH www.baxter.at

• Bender MedSystems GmbH www.bendermedsystems.com

• Biomay AG www.biomay.com

• Biomedica Medizinprodukte GmbH & CO KG www.biomedica.co.at

• Boehringer Ingelheim RCV GmbH & Co KG www.boehringer-ingelheim.at

• Cyathus Exquirere Pharmaforschungs GmbH www.cyathus.eu

• Eli Lilly Regional Operations GmbH www.lilly.at

• Fibrex Medical Research & Development GmbH www.fibrexmedical.com

• Harrison Clinical Research Eastern Europe Forschungs GmbHwww.harrisonclinical.com

• IMBA Institute of Molecular Biotechnology GmbHwww.imba.oeaw.ac.at

• Intercell AG www.intercell.com

• LISA VR - Life Science Austria Vienna Region www.lisavr.at

• Marinomed Biotechnologie GmbH www.marinomed.com

• Mycosafe Diagnostics GmbH www.mycosafe.at

• Nabriva Therapeutics AG www.nabriva.com

• Neumann International AG www.neumann-inter.com

• Onepharm Research & Development GmbH www.onepharm.com

• Patentanwaltskanzlei Matschnig & Forsthuber OG www.matschnig-patent.at

• Polymun Scientific GmbH www.polymun.at

• RBPS-Technologies e.U. www.rbps-technology.com

• Redl Life Science Patent Attorneys www.redlpatent.com

• Sanova Pharma GmbH www.sanova.at

• Signalomics GmbH www.signalomics.com

• Trimed Biotech GmbH www.trimed-biotech.com

• Waters GmbH www.waters.com

Partnersuche im Halbstundentakt. Bio-Europe 2009 in Wien

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fen. Umgekehrt ist man wiederum für Anbieter von Dienstleis-tungen interessant.“ Der Verlauf der Gespräche kann dabei durch-aus unterschiedlich sein, erzählt Henning. Kennt man den Partnernoch nicht, dient das Treffen häufig der Kontaktanbahnung, umin einem gezielten Follow-up ins sachliche Detail gehen zu kön-nen. Henning nutzt die Bio-Europe aber auch, um Kontakte zuLeuten aufzufrischen, die man schon kennt, und Beziehungen aufdiese Weise am Laufen zu erhalten.

Formelle und informelle Treffen. Auf die Frage nach dem Ge-heimnis des Erfolgs der Veranstaltung antwortet Carola Schropp:„Es ist kein Geheimnis. Unser Erfolg liegt im Fokus unserer Veran-staltungen begründet, die speziell darauf ausgerichtet sind, Ge-schäftspartnerschaften in der Biotech-Industrie zu initiieren und zupflegen.“ Die richtigen Partnerschaften sind Ihrer Einschätzungnach entscheidend für Innovationen, den Aufbau stabiler Entwick-lungspipelines und eine ausreichend mit finanziellen Mitteln ausge-stattete Industrie.

Über die Meetings hinaus besteht das Angebot der Bio-Europe ausVorträgen, Firmenpräsentationen und Firmenständen. BesondererBeliebtheit erfreuen sich auch die Abendveranstaltungen, die Gelegen-heit zu informellem Networking geben. Wien kann hier mit seinenhistorisch bedeutsamen Plätzen punkten, die den Besuchern dieglamouröse, imperiale Geschichte der Stadt Wien näherbringen: LISAVR lädt am 1. November 2008 um 19 Uhr in die Orangerie desSchlosses Schönbrunn zur Welcome Reception. Davor können 360 Bio-Europe-Teilnehmer kostenlos das Schloss besichtigen. Am2. November öffnet das Bundesministerium für Wirtschaft, Familieund Jugend ab 19.30 Uhr die Redoutensäle der Wiener Hofburg fürdie Konferenzteilnehmer und am 3. November stellt die Stadt Wien ab19.30 Uhr den Festsaal des Rathauses zur Verfügung.

Weitere Informationen: www.ebdgroup.com/bioeurope; www.lisavr.at Biot

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„Wien ist Standort von zahlrei-chen dynamischen Start-up-Un-ternehmen, internationalenKonzernen und Forschungsinsti-tutionen von Weltruf.“Carola Schropp vom Veranstalter EBD Group

Host Sponsors:

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Von 6. bis 8. Oktober findet in Hannover die Fachmesse Biotechnica statt. Neben den schon traditionellen Methoden undAnwendungsgebieten der Biotechnologie wurde das Programm heuer um Bioinformatik und Protein Engineering erweitert.

Bioinformatik und Protein Engineering – neue Themenauf der Biotechnica

Ein Biologe rechnet nicht? Falsch – die Produktion von riesigenDatenmengen in den Lebenswissenschaften, allen voran in jenen, diesich so sogenannter High-Throughput-Methoden bedienen (Geno-mik, Proteomik, Metabolomik, Screening-Methoden in der Arznei-mittelentwicklung), hat sogar die Entwicklung speziell darauf ausge-richteter informatischer Ansätze und Methoden erforderlich gemacht.

Auf diesen Trend reagieren die Veranstalter der Fachmesse„Biotechnica“, die von 6. bis 8. Oktober in Hannover stattfindetund der Thematik Bio-IT erstmals breiten Raum bietet. In Halle8 wird eine eigene Ausstellungsfläche dafür zur Verfügung stehen,auf der Lösungen und Anwendungen vorgestellt werden, die denLaboralltag erleichtern, spezialisierte Datenbanken ermöglichenund die Datenanalyse vereinfachen sollen. Ergänzend dazu findetparallel zur Messe die Konferenz „Bio-IT World Europe“ statt, dievom Cambridge Healthtech Institute, einem Veranstalter biome-dizinischer Konferenzen in den USA, erstmals in Europa ausge-richtet wird. Das Konferenzprogramm der neuen Fachtagung be-steht aus mehr als 70 Vorträgen zu den vier VeranstaltungsreihenIT-Hardware und IT-Software im Bereich Life Sciences, Bioinfor-matik für die Genomik sowie Datenintegration und Wissensma-nagement.

Beispielsweise werden in der zweiten Reihe mit dem Titel „Bio-informatics for Genomics“ Lösungen für das Management geno-mischer Daten vorgestellt. Mit den präsentierten IT-Werkzeugenlassen sich nicht nur SNPs, CNVs, GWAS und Genexpressions-studien analysieren. Sie helfen auch, Genfunktionen von der Geno-typ- zur Phänotypebene zu integrieren und zu verstehen.

Ausstellung und Konferenz zum Protein Engineering. EinBiologe ist kein Ingenieur? Auch falsch – denn das Gebiet des Pro-tein Engineering schickt sich an, die Pharmbranche neu aufzumi-schen, wenn man an das Marktpotenzial der „Biologicals“, speziellder monoklonalen Antikörper und rekombinanten Proteine denkt.In Halle 8 erwartet die Besucher dazu die neue Ausstellung „ProteinEngineering“. Sie begleitet den ersten „Protein Engineering SummitEurope“ (PEGS Europe), der sich mit den Themenreihen Protein-

expression und Antikörper befasst. Veranstalter der Konferenz istebenfalls das Cambridge Healthtech Institute.

Die Veranstaltung liefert einen Überblick über aktuelle Technikenzur Expression und Produktion von Proteinen, zum Phage Displayund zur Antikörper-Entwicklung. In der Vortragsreihe „VerbesserteProteinexpression durch Innovation“ werden aktuelle Ergebnisse undStrategien für die Expression und Charakterisierung von Proteinenfür Forschung und Therapie vorgestellt. Mit den gestiegenen Anfor-derungen in der Forschung hat nicht nur die Bedeutung an flexiblenExpressionssystemen und Techniken zugenommen. Auch hoherDurchsatz und Aufreinigung spielen eine große Rolle. Der Pro-grammteil „Phage-Display zur Antikörperentwicklung“ thematisiertPhage-Display im Feld der monoklonalen und rekombinanten Anti-körper. Methoden, mit denen sich Peptid-Datenbanken über PhageDisplay erstellen und relevante Eigenschaften manipulieren lassen,haben das Wachstum dieses Feldes ermöglicht. Größere Geschwin-digkeit und höherer Durchsatz sowie verbesserte Eigenschaften wieMulti-Spezifität, Immunogenität und Aggregation sind dabei, eineneue Generation an therapeutischen Antikörpern für die Klinik zuermöglichen.

Anfang Oktober wirdHannover zum Mekkader Biotechnologie

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Überblick über die BiotechnicaAusstellungAbgebildet wird die gesamte Wertschöpfungskette der Biotech-nologie: Biotechnik, Equipment, Bioinformatik/Service, Anwen-dungen im Bereich Medizin und Pharmazie, Anwendungen imBereich Umwelt, Anwendungen im Bereich Landwirtschaft,Anwendungen im Bereich Ernährung

KonferenzenDas Konferenzprogramm der Biotechnica umfasst die Bereiche:

• Therapeutik: u. a. Bone-tec 2009, Stem Cells, Protein Engineering Summit

• Diagnostik: u. a. Advanced Methods in PCR, OptimizedProtein Expression, Methods in Molecular Diagnostics

• Biomanufacturing Symposium

• Molekularbiologische Lebensmittelanalytik – das Zukunftsfeld

• Bio-Based Economy Conference 2009

• Bioinformatik: Bio-IT World Europe

• Enabling Technologies

• 1. Bio@venture Conference 2009

PartneringDas Partnering-Konzept der Biotechnica bringt internationaleEntscheidungsträger aus allen Bereichen der Biotechnologiezusammen.

KarriereRecruitment-Podium für Bewerberkontakte, Personalsuche,Karriere und Bildung in der Biotech-Branche.

AwardBereits zum siebenten Mal vergibt die Deutsche Messe den mit100.000 Euro dotierten European Biotechnica Award.

www.biotechnica.de

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In Europa leiden mehr als sechs Millionen Menschen an Vorhof-flimmern. Bei dieser Erkrankung schlagen die beiden oberen Herz-kammern (der Vorhof ) unkontrolliert statt regelmäßig, und dasBlut wird nicht mehr vollständig gepumpt. Dies kann eine An-sammlung von Blut im Vorhof und dessen Gerinnung auslösen.Sollte ein so entstandenes Blutgerinnsel aus dem Vorhof in eine Ar-terie im Gehirn gelangen, kann es einen ischämischen Schlaganfallverursachen. Rund ein Fünftel aller ischämischen Schlaganfälle sinddie Folge von Vorhofflimmern.

Die Prävention von Schlaganfällen bei Vorhofflimmern ist vonbesonderer Bedeutung, weil diese häufig schwerwiegender sind, zuschwereren Körperbehinderungen führen und sich schlechter pro-gnostizieren lassen als Schlaganfälle, die nicht durch Vorhofflim-mern verursacht werden. Der medizinische Bedarf an neuen Medi-kamenten ist nach Ansicht von Experten hoch, da die derzeitigenTherapien mit Antikoagulantien (Gerinnungshemmern) ein engestherapeutisches Fenster haben und eine optimale Dosierung schwie-rig ist. Somit müssen die Patienten regelmäßig überwacht werden,um eine korrekte Dosierung sicherstellen zu können.

Neue Hoffnung Xa-Hemmer. Neue Vorstöße zur Therapie gibt esderzeit mithilfe einer relativ neuen Klasse von Gerinnungshemmern,den sogenannten Faktor Xa-Hemmern. Faktor Xa, auch Stuart-Pro-wer-Faktor genannt, ist eine an der Blutgerinnung beteiligte Serinpro-tease. Er spaltet Protothrombin an zwei Stellen und wandelt es so inThrombin um, was zum ersten Schritt der Gerinnungsphase gehört.

Aus dieser Gruppe befindet sich derzeit Rivaroxaban in der klini-schen Entwicklung von Bayer Health Care und Johnson & JohnsonPharmaceutical Research & Development. Es ist in der EuropäischenUnion zur Prophylaxe von venösen Thromboembolien bei erwachse-nen Patienten nach elektiven Hüft- oder Kniegelenkersatzoperatio-nen zugelassen. Nun hat Bayer die Patientenrekrutierung für eine mit„Rocket-AF“ bezeichnete Phase-III-Studie abgeschlossen, die Rivaro-xaban und Warfarin (einen Vitamin-K-Hemmer aus der Gruppe derCumarine) in der Prävention von Schlaganfällen und weiteren arte-riellen Embolien bei Patienten mit Vorhofflimmern vergleicht. In dieprospektive, randomisierte, doppelblinde Studie wurden 14.269 Pa-tienten aus mehr als 1.100 Studienzentren in 45 Ländern eingeschlos-sen. Das Studiendesign wurde vor Kurzem beim Jahreskongress derEuropäischen Kardiologen in Barcelona vorgestellt.

Vergleich mit Warfarin. Daiichi Sankyo hat mit Edoxabanebenfalls einen Faktor Xa-Hemmer im Rennen. Er wird derzeit in derzulassungsrelevanten Phase-III-Studie „Engage AF-TIMI 48“ getes-tet. Aus einem umfangreichen Studienprogramm der Phase I und IIfür Edoxaban ging bereits hervor, dass mit verschiedenen Dosierun-gen eine dosisabhängige Gerinnungshemmung erreicht werdenkonnte. In der neuen Studie werden nun zwei unterschiedliche Edo-xaban-Dosierungen bei Patienten mit Vorhofflimmern mit Warfarinverglichen. Rund 16.500 Patienten werden in diese doppelblinde kli-nische Prüfung von weltweit mehr als 1.400 Krankenhäusern einge-schlossen. Die mittlere Behandlungsdauer im Rahmen der Studie soll24 Monate betragen. Daiichi Sankyo geht davon aus, die Studie imersten Halbjahr 2012 abschließen zu können.

Rivaroxaban wurde in den Bayer-Laboratorien in Wuppertal erfunden.

Neue Klasse an Gerinnungshemmern im Test zur SchlaganfallpräventionSowohl Bayer Health Care als auch Daiichi Sankyo habenPhase-III-Studien zu neuartigen Gerinnungshemmern lau-fen, die zur Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern ein-gesetzt werden sollen.

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Gegenstand umfangreicher Bemühungen um eine adäquate Therapie ist das me-tastasierende Nierenzellkarzinom. Nach Angaben der American Cancer Society istNierenkrebs die achthäufigste Krebsart in den USA. Im Jahr 2009 werden Schätzun-gen zufolge etwa 13.000 Amerikaner an der Krankheit sterben. In Österreich wirddie Zahl der Patienten auf ca. 1000 geschätzt. Beim Nierenzellkarzinom entstehen dieKrebszellen im Epithel der Nierentubuli und wachsen zu einem Tumor heran. Wenndieser nicht behandelt wird, befällt der Tumor die angrenzenden Lymphknoten undschließlich andere Organe.

Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat nun das Medikament Avas-tin (wirksame Substanz Bevacizumab) plus Interferon zur Behandlung zugelassen.Die FDA-Zulassung stützt sich auf Daten aus der zulassungsrelevanten Phase-III-Studie bei Patienten mit fortgeschrittenem, nicht vorbehandeltem metastasiertemNierenzellkarzinom. In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass bei Patienten,die mit Avastin plus Interferon alpha behandelt wurden, die Zeit bis zur Ver-schlimmerung ihrer Krankheit um 67 % länger war als bei den Patienten, die nurmit Interferon alpha behandelt wurden. Avastin blockiert den vaskulären endothe-lialen Wachstumsfaktor VEGF und greift damit in einen grundlegenden Mecha-nismus des Krebswachstums ein.

Zweitlinientherapie mit Arzneimittel von Novartis. Die derzeitige Standard-therapie bei Nierenzellkarzinom ist die Behandlung mit Rezeptor-Tyrosinkinase-Inhibitoren wie Sunitinib von Pfizer. Versagte diese, standen bislang wenige Möglichkeiten offen. Hier konnte ein Präparat von Novartis Fort-schritte erzielen: Am 3. August hat die Europäische Kommission Afinitor (Wirkstoff Everolimus) in allen 27 EU-Mitgliedsstaaten zugelassen.Nur wenige Tage später erhielt der erste österreichische Patient diese neue Second-line-Therapie. Manuela Schmidinger von der KlinischenAbteilung für Onkologie am AKH Wien dazu: „Everolimus ist bislang die einzige Substanz, die im Rahmen einer randomisierten Phase-III-Studie einen Vorteil für das progressionsfreie Überleben nach Versagen von Rezeptor-Tyrosinkinase-Inhibitoren zeigen konnte. Everolimus istsomit die Zweitlinientherapie der Wahl nach Sunitinib. Die orale Formulierung stellt einen weiteren Vorteil für Patienten dar.“

Novartis ist mit dem Wirkstoff Everolimus ein Durchbruch in der

Zweitlinientherapie bei von Nierenzellkarzinom gelungen.

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Neue Medikamente im Kampf gegen Nierenkrebs

Langfristiger Abnehmerfür Hybrigenics´

Screening-Service

Langfristiger Abnehmerfür Hybrigenics´

Screening-Service

Das französische Biopharmazie-Unternehmen Hybrigenics hateinen dreijährigen Servicevertrag mit einem multinationalen LifeSciences-Unternehmen im Wert von 2,1 Millionen Dollar abge-schlossen. Gegenstand der Vereinbarung ist der Aufbau spezifi-scher cDNA-Bibliotheken, das Durchführen von Screenings mit-hilfe der unternehmenseigenen High-Throughput-Screening-Plattform „Yeast Two-Hybrid“ und das Erstellen von Datenbankenneu identifizierter Protein-Protein-Interaktionen. Die Ergebnissewerden mithilfe von Bioinformatik-Werkzeugen (etwa der Soft-ware PIM-Rider) visualisiert und ausgewertet. Als Teil der Verein-barung wird Hybrigenics eigene Programm-Manager bestimmen,die die Priorität der Screenings im Kundenauftrag sicherstellensollen.

Hybrigenics operiert in zwei organisatorischen Einheiten.Neben dem Servicegeschäft treibt eine eigene Pharmaeinheit dieunternehmenseigene Forschung zur Rolle der Ubiquitin-spezifi-schen Proteasen bei Degradationsprozessen von Onkoproteinenund die Verwendung von deren Inhibitoren zur Bekämpfung be-stimmter Krebsarten voran.

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Internationaler Austausch an der Fachhochschule KremsEiner der Vorzüge des Studiums an Fachhochschulen ist die star-

ke internationale Ausrichtung und die hohe Austauschdichte mit In-stitutionen in anderen Ländern. Solche Aktivitäten werden auch ander am Technopol Krems ansässigen IMC Fachhochschule Kremsgroßgeschrieben. So fand von 26. April bis 8. Mai dieses Jahres einEU-geförderter Workshop mit dem Titel „NMTCB – New Materialsand Technologies in Chemistry and Biotechnology“ statt. Dabeikamen Studierende und Lektoren von Fachhochschulen aus Turku,Tampere (beides Finnland), Breda (Niederlande), Vilnius (Litauen)und Antwerpen (Belgien) nach Krems und nahmen an gemeinsamenVorlesungen und Laborübungen teil.

Herstellung und Test eines Proteins. Ziel des Workshopswar ein Erfahrungsaustausch in Kerntechnologien der medizini-schen und pharmazeutischen Biotechnologie. Auf Theorievor-lesungen, abgehalten von Lektoren der Partnerinstitutionen folg-ten Laboreinheiten, in denen dieses Wissen angewandt und ver-tieft werden konnte. Im Rahmen dessen wurde ein menschlichesProtein biotechnologisch hergestellt und anschließend mit bio-physikalischen und zellbiologischen Testsystemen charakterisiert.Mit den dabei zum Einsatz gebrachten Bioreaktoren lässt sich ei-ne hohe Zelldichte gentechnisch veränderter Hefezellen und einehohe Ausbeute des schon in der Krebstherapie erprobten Proteinserzielen.

Die verfahrenstechnische Seite wurde dabei seitens der IMC FHKrems von den Lektoren Bernhard Klausgraber und DominikSchild organisiert, für die medizinisch-technischen Inhalte warenChristoph Wiesner, Andreas Eger und Harald Hundsberger, derauch als Projektkoordinator fungierte, verantwortlich. AusHundsbergers Sicht leistet das Programm einen wertvollen Beitragzur Erhöhung der Mobilität von Lektoren und Studierenden, undes werden auch schon gemeinsame Forschungsprojekte zwischenden Institutionen angedacht. Dementsprechend bereitet er auchbereits den nächsten EU-Workshop vor, der 2010 in Antwerpenstattfinden wird.

Lektoren und Studierende aus fünf europäischen Ländern kamen bei einem

EU-geförderten Workshop an der IMC FH Krems zusammen.

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TMB findet Wirkstoff für die WundheilungDas am Technopol Krems ansässige Unternehmen Tissue Med

Biosciences (TMB) hat einen Wirkstoff gefunden, der den Hei-lungsprozess chronischer Wunden um das bis zu Dreifache be-schleunigt. Bei diesem Wirkstoff handelt es sich um ein neuartigesProtein mit dem Namen TMBP-3, das mithilfe gentechnischer Me-thoden hergestellt wird und als Wachstumsfaktor fungiert.

„Die Testergebnisse zeigen, dass TMBP-3 die körpereigene Regene-rationsfähigkeit der Zellen ankurbelt. Wir sind daher sicher, dass derWirkstoff in Zukunft helfen wird, die oft langwierige Behandlung vonPatienten mit chronischen Wunden zu verkürzen“, erklärt TMB-Ge-schäftsführer Rudolf Berger. „Nach mehreren Testreihen zeigte sich,dass es durch den Einsatz von TMBP-3 nicht nur zu einem effiziente-ren Wundverschluss kommt, sondern dass dieser Prozess – gemessenan vergleichbaren Therapien – dreimal so schnell abläuft“.

Kostengünstig herstellbar. Neben der hohen Wirksamkeit undder möglichen Verbindung mit innovativen Wundverbänden, weistder Wirkstoff auch vergleichsweise niedrige Produktionskosten auf.Die regenerationsfördernden Proteine werden kostengünstig inBakterien erzeugt.

Der Schwerpunkt der Aktivitäten von TMB liegt in der Behand-lung chronischer Wunden – ein Problem, das häufig bei Patienten desDiabetes Typ 2 (Altersdiabetes) auftritt und den „diabetischen Fuß“zur Folge hat, der schließlich zur Beinamputation führen kann. Mitdiesem Arbeitsgebiet fügt sich das Unternehmen gut in den Techno-pol Krems ein, an dem die medizinische Biotechnologie und die Re-generative Medizin mit den Bereichen Blutreinigungssysteme, TissueEngineering und Zelltherapien einen Fokus darstellen.

Von TMB entwickelte Therapeutika werden im Labor getestet.

Neuartiges Wundheilungstestsystem für die rasche Identifizierung wirksamer Substanzen

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Im Lauf der mehrjährigen Entwicklungszeit haben die Lanxess Business Units TechnicalRubber Products und Rhein Chemie eng zusammengearbeitet und zahlreiche Patentanmel-dungen eingereicht. Diese umfassen den Verarbeitungsprozess, den Einsatz von Nanoparti-keln in Kautschukmischungen und den Einfluss bei thermoplastischen und duroplastischenPolymeren. Während der Geschäftsbereich Technical Rubber Products die Nanopartikel un-ter dem eingetragenen Warenzeichen „Nanoprene“ vermarktet, bietet die Rhein ChemieRheinau GmbH derartige Partikel unter dem Handelsnamen „Micromorph“ an. Nach engerKooperation zwischen Rhein Chemie und dem japanischen Reifenhersteller Toyo Tires &Rubber Co. Ltd. erfolgt der erste Großserieneinsatz des Kautschuk-Additivs bei der Produk-tion von Winterreifen. Die Reifen bieten eine gute Haftung auf trockener und nasser Straße,ohne dass sich der Reifengummi auf verschneitem oder vereistem Untergrund verhärtet.

Vorvernetzte Kautschukpartikel. Im Prinzip handelt es sich bei Nanoprene um vorver-netzte Kautschukpartikel, die bei Lanxess in einem patentierten Emulsionsverfahren herge-stellt werden. Je nach gewünschter Anwendung werden bei der Synthese unterschiedliche Zu-stände erreicht, etwa in puncto Vernetzungsgrad (Glasübergangstemperatur) oder Polaritätder Partikel. Mit Partikelgrößen zwischen 40 und 200 nm weist Nanoprene eine große spe-zifische Oberfläche auf, was zu einer verbesserten Verteilung und Anbindung des FüllstoffsSilica an die Polymermatrix führen soll.

Nach dem Herstellungsprozess kann das Kautschuk-Additiv in üblichen Handelsformenwie Ballen, Granulaten, Pulvern, Pasten und Masterbatches geliefert werden. Die Additiveunterscheiden sich in Aussehen und Konsistenz kaum von vielen anderen Elastomeren undlassen sich in gewohnter Weise verarbeiten. Spezielle Verfahren stellen sicher, dass sich diePartikel beim Anwender gut dispergieren lassen.

Polymer-Additive ermöglichenneue MaterialeigenschaftenDer Spezialchemie-Konzern Lanxess AG hat ein Polymer-Additiv für Kunststof-fe und Kautschuke entwickelt, das jetzt für den Industrieeinsatz bereitsteht.Mit den Mikrogelen, die aus organischen Partikeln im Nanomaßstab bestehen,lassen sich die Materialeigenschaften von Elastomeren und thermoplastischenWerkstoffen gezielt verbessern.

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Reifen, in deren Herstellungsprozess das neuen Kautschuk-Additiv zum Einsatz kommt, zeichnen sich durch gute

Haftung auf trockener und nasser Straße aus.

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Anlässlich der Fachmesse für Kunststoffverarbeitung Fakuma, dievon 13. bis 17. Oktober in Friedrichshafen stattfindet, präsentiertBASF die Ergebnisse eines Projekts, das Anfang 2009 mit Dozentenund Studenten der Arbeitsgruppe Produktdesign an der renommier-ten Kunsthochschule Royal College of Art in London begonnen wur-de. Die Aufgabe war, aus dem Kunststoff Ultradur B4300 M12 (dieBASF-Marke für eine mineralverstärkte, besonders wärmeleitfähige

und haptisch ansprechende Variante von Polybutylenterephthalat),Ideen für neue Produkte zu entwickeln.

Viele phantasievolle Ideen. Tom Stables aus England überlegtesich beispielsweise ein ergonomisch gestaltetes Kunststoff-Besteck fürden mehrmaligen Gebrauch, Dirk Winkel aus Deutschland eine form-schöne Leuchte von hoher Stabilität mit unsichtbaren Kabeln sowieintegrierten Schaltern und Emil Rosen aus Schweden ein robustes undfunktionales Handwaschbecken, das auch in öffentlichen Räumenverwendet werden kann. Therese Glimskär, ebenfalls aus Schweden,hat ein kabelloses Kunststoffbügeleisen entworfen, das galvanisiert istund das Prinzip der Induktion benützt, Alejandro Villarreal aus Mexi-ko ein filigranes und individualisierbares Fensterrahmensystem. ImBereich Elektroanwendung schlug Min-Kyu Choi aus Südkorea einenbesonders platzsparenden, faltbaren Stecker für Elektrogeräte vor undGeorges Moanack aus Kolumbien ein modulares, farblich gekenn-zeichnetes Kabel- und Steckersystem für Privat- und Bürobereich.

Neuer Polymerblend. An neuen Materialien stellt BASF auf derFakuma einen Blend aus ASA (Acrylnitril-Styrol-Acrylester) und PA(Polyamid) vor. Das Material gehört in die Produktfamilie Terblend Nund zeigt gegenüber bekanntem Terblend N (ABS/PA) die Vorteilehöherer UV-Stabilität und Chemikalienbeständigkeit. Gleichzeitig istdas Produkt sehr schlagzäh und leicht zu verarbeiten. Der KunststoffASA sorgt in diesem Blend für gute Dimensionsstabilität und die er-höhte UV-Resistenz, das PA für hohe Wärmeformbeständigkeit unddie besondere Fließfähigkeit.

Das britische Unternehmen Bac2 hat einen latenten Säurekatalysator entwickelt, der hochreaktiven Prepolymeren zugegeben wird und dabei Vormischungen ergibt, die mindestens dreiMonate lang lagerfähig sind, bevor sie bei rund 120 °C kontrolliert polymerisieren. Herkömm-liche Katalysatoren führen häufig entweder zu Vormischungen mit schlechterer Lagerfähigkeit,weil sie die teils heftigen Polymerisationsreaktionen nur wenige Stunden verzögern, oder abererfordern sehr hohe Aktivierungstemperaturen von mehr als 200 °C. Der Einsatz des neuenProdukts mit der Bezeichnung „CSR10“ ist besonders dann von Vorteil, wenn die Herstellungder Harz-Vormischung und die Formgebung räumlich getrennt erfolgen, weil dann die herge-stellten Vormischungen sicher transportiert und gelagert werden müssen.

Breites Anwendungsfeld Säure-aktivierbarer Prepolymere. Zu den mit Säurekatalysato-ren aktivierbaren Prepolymeren gehören Phenol-Formaldehyd-Resole, Harze auf Basis vonFurfurylalkohol und Amino-Formaldehyd-Harze. Sie kommen in einer Vielzahl von Alltags-produkten zum Einsatz, darunter Spanplatten und Laminate, glasfaserverstärkte Duroplaste,Isolierschäume, Schleifmittel und viele andere Massenprodukte. Dabei entscheidet die Mög-lichkeit, die Reaktivität eines Prepolymer-Katalysator-Systems zu beeinflussen, maßgeblichüber die Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Verarbeitung. Mischt man vernetzbare Kunst-stoffe mit starken Säuren, kann dies zu heftigen, stark exothermen Reaktionen führen.

Der Katalysator wurde ursprünglich für den Einsatz mit „Electrophen“ entwickelt, ei-nem leitfähigen Polymer von Bac2, das für die Herstellung von Komponenten für Plattenin Brennstoffzellen verwendet wird. Dabei konnten Katalysator und Harz erst direkt vorder Verarbeitung vermischt werden. Mit CSR10 konnte die Lagerfähigkeit der Vor-mischung von 30 Minuten auf über drei Monate verlängert werden.

Der latente Säurekatalysator CSR10 kann die Lagerfähigkeit

von Prepolymer-Vormischungen auf drei Monate erhöhen.

PBT- und Styrol-Anwendungen auf der Fakuma

Neuer Verzögerer erhöht Lagerstabilität von Harz-Vormischungen

Therese Glimskär aus Schwedenhat ein kabelloses Kunststoffbügel-eisen aus Ultradur entworfen.

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Peptide gehören zu den aussichtsreichstenKandidaten der pharmazeutischen Wirkstoff-entwicklung. Bei der näheren Untersuchungdieser Verbindungsklasse ist es häufig notwen-dig, unterschiedliche Peptide synthetisch inForschungslaboratorien herzustellen bzw. siezu analysieren.

Biochemische Reaktionen werden unter Mi-krowelleneinwirkung schneller als mit konven-tionellen Systemen vorgenommen, zuweilenläuft bei Verwendung von Mikrowellenenergie inwenigen Minuten ab, was bei traditioneller Me-thodik Stunden dauerte.

Anwendung in der Peptid-Synthese. Bei der Synthese von Peptiden mithilfe von Mi-

krowellen ist eine erhöhte Reinheit sowie eine Un-terdrückung der Racemisierungen zu beobachten. Eskonnte auch gezeigt werden, dass besonders schwie-

rige Sequenzen und besonders langkettige Peptide in der Mikrowelle darzustellen sind. Sowurde kürzlich von einem Peptid mit einer Kettenlänge von größer als 100 mer berichtet,welches ausschließlich im Mikrowellen-Peptid-Synthesizer darzustellen war. Ein möglicherErklärungsansatz für diese nur in der Mikrowelle zu realisierenden Peptide könnte dieStreckung der Moleküle im Mikrowellenfeld sein.

Speziell auf die Mikrowellen-Peptid-Synthese zugeschnittene Gerätetechnik bietet etwader Anbieter CEM an. Dabei werden die Reaktionsbedingungen der Festphasen-Synthesenach Merrifield mit der Mikrowellenaktivierung gekoppelt. Falls bei speziellen Aminosäu-re-Koppelungen lieber langwierig ohne Mikrowellenaktivierung gearbeitet werden soll,kann die Mikrowelleneinstrahlung deaktiviert und eine herkömmliche Aminosäure-Koppe-lung durchgeführt werden.

Mikrowellenunterstützter enzymatischer AufschlussDer enzymatische Aufschluss ist ein wichtiger Schritt in der Probenvorbereitung zur Se-

quenzanalyse von Proteinen. Mit verschiedenen Enzymen (z. B. Trypsin) kann selektiv die Zer-setzung von Proteinen in kleinere Peptide nach bestimmten Aminosäurebindungen erfolgen.Ein bekanntes Beispiel ist der Transferrin-Aufschluss. Mit herkömmlicher Methodik dauert derAufschluss etwa 16 Stunden, mit Mikrowellenunterstützung ist er in 10 Minuten möglich.

Mikrowellentechnik beschleunigt die Protein-HydrolyseDie Protein-Hydrolyse ist eine altbewährte Aufschlussprozedur von Proteinen und Pep-

tiden zur Analyse der Aminosäuren. Im Rahmen der Aminosäure-Analyse (AAA) erfolgt dieQuantifizierung der einzelnen Aminosäuren der jeweiligen Probe, was eine Voraussetzungzur Identifikation der Aminosäuresequenz des Proteins darstellt. Mithilfe der Mikrowellen-technik können bei dieser etablierten Arbeitsweise einige Vorteile erzielt werden:

1. Der Zeitgewinn durch den Einsatz der Mikrowellentechnik ist auch bei der Protein-Hydrolyse enorm. Anstatt die Zersetzungsreaktionen über Nacht zu betrei-ben, vermag die Mikrowelle in nur 15 min. vergleichbare Ergebnisse zu erzielen.

2. Die Aufschlusseffizienz wird erhöht. Speziell bei hydrophoben Proteinen wird der Aufschluss unter Mikrowellenaktivierung deutlich verbessert.

3. Es können in einem Lauf bis zu 10 Standard HPLC-Autosampler-Vials (100 – 300 µl) eingesetzt werden. Alle 15 min. können erneut 10 Probenhydrolysiert werden und somit kann ein extrem hoher Probendurchsatz erzielt werden.

Biochemie in der MikrowelleFür Peptidchemiker bietet die Anwendung der Mikrowellentechnik eine Reihevon Vorteilen: Reine Peptide mit schwierigen Sequenzen sind schneller her-stellbar, die effizientere Durchführung von enzymatischen Aufschlüssen undProteinhydrolysen unterstützt die Wissenschaft der Proteomics.

Liberty ist ein vollautomatisches Gerät zur

Peptidsynthese von CEM.

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Wärmebehandlungskonzept für WerkzeugstähleEschmann Stahl, eine im deutschen Gummers-

bach beheimatete Tochter von Böhler-Uddeholm,bietet ein neues Wärmebehandlungskonzept fürWerkzeugstähle an. Es besteht aus einer Vakuum-Kammerofenanlage sowie zwei Vakuumanlassöfen,davon einer mit einer Gasnitriereinheit, und ist dafürgedacht, die Projektzeiten bei der Bearbeitung kom-plizierter Werkzeugformen entscheidend zu verkür-zen. In Verbindung mit der ständigen Verfügbarkeitder besonders prädestinierten Stahlgüte 1.2343 ESUerhofft sich Eschmann Stahl damit eine gesteigertePräsenz auf dem Markt für Werkzeuge für den Alu-minium-Druckguss. Die neuen Anlagen sollen nachAussage von Geschäftsführer Bernd Vogel das beste-hende Portfolio der Rohstoffbeschaffung und mecha-nischen Vorbearbeitung komplettieren.

Werkzeugstähle werden wärmebehandelt, um ihreHärte zu erhöhen und gewünschte Gebrauchseigen-schaften wie Zugfestigkeit und Zähigkeit zu erzielen.Dem Erwärmen und raschen Abkühlen folgt meistein zweiter Wärmebehandlungsschritt bei geringerenTemperaturen („Anlassen“ des Stahles). Unter Gasni-trieren wird ein Oberflächenhärtungsverfahren ver-standen, bei dem sich durch Eindiffundieren vonStickstoff eine Nitridschicht bildet.

Im hessischen Biedenkopf-Wallau hat die FirmaFKM Sintertechnik die weltweit erste Anlage zumHochtemperatur-Lasersintern von Polyetheretherketon(PEEK) in Betrieb genommen. PEEK verbindet eineReihe von Eigenschaften wie Resistenz gegen Hydroly-se und Chemikalien, Sterilisierbarkeit, mechanische Be-lastbarkeit oder dauerhafte Temperaturbeständigkeit bis315 Grad Celsius miteinander, die das thermoplastischeMaterial interessant für die Herstellung von Formteilenfür die Medizintechnik, den Motorenbau und die Luft-und Raumfahrttechnik machen. Der Einsatz der Sinter-technik begegnet einem bisher verbliebenen Nachteilvon PEEK, der in dessen hohen Kosten gelegen ist. Mitdieser Technologie können Teile aus dem Kunststoffnach Angaben des Betreibers der Anlage kurzfristig undpreiswert hergestellt werden.

Alternative zu Spritzguss und mechanischer Bearbeitung. Bei der von FKM eingesetzten Lasersinter-Anlage handelt es sich um denTyp Eosint P800 des Herstellers Eos, der speziell für die Herstellung von PEEK-Bauteilen entwickelt wurde. Verarbeitet wird das Ther-moplast PEEK HP3, das ebenfalls von Eos kommt. Die zur Anwendung kommende generative Schichtbau-Technologie stellt eine Alter-native zu herkömmlichen Verfahren wie dem Spritzguss oder der mechanischen Bearbeitung dar. Das Lasersintern erfolgt in einem schnel-len, vollautomatischen Prozess, bei dem ein fokussierter Laserstrahl aus losem PEEK-Pulver schichtweise massive Formteile fertigt. Mit derAnlage lässt sich eine Genauigkeit von 0,12 mm erzielen, die Oberflächenqualität kann durch ein Finishing optimiert werden, sodass ty-pische PEEK-Teile wie etwa Tankdeckel, Wälzlagerkäfige, Rotorflügel oder medienführende Verbindungselemente gefertigt werden kön-nen. Nach Angaben von FKM könnten mithilfe der Lasersintertechnik auch neue Anwendungen wie Reinraum- oder Lebensmitteltech-nik für das Material erschlossen werden.

Die gestalterischen Freiheiten bei der Erzeugung von PEEK-Formteilen mittels Hochtemperatur-Lasersin-

tern sind hoch.

Das Wärmebehandlungskonzept besteht aus einer Vakuum-Kammerofenanlage sowie zwei Vaku-

umanlassöfen, davon einer mit einer Gasnitriereinheit.

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Erstmals wird Lasersintern von Polyetheretherketon möglich

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In der Getränkeindustrie werden Flaschen aus Polyethylenterephthalat (PET) regelmäßigauf ihren Gehalt an Formaldehyd überprüft, das als Nebenprodukt bei der Herstellung desKunststoffs entstehen kann. Formaldehyd ist seit 2004 als krebserregend für den Menscheneingestuft, in vielen Anwendungsfällen gelten entsprechende Grenzwerte.

Die Bestimmung des Formaldehyd-Gehalts erfolgt meist in den Vorstufen der Getränkefla-schen, den sogenannten Preforms, aus denen vor dem Nachweis das Formaldehyd erst aus der Pro-be extrahiert werden muss. Um dies reproduzierbar zu ermöglichen, ist es notwendig, die Probezunächst zu zerkleinern – der während der Vermahlung notwendige mechanische Energieeintragkann aber zur Erwärmung und damit zur Verdunstung des leicht flüchtigen Analyten führen.

Kryogenvermahlung verhindert Verdunstung von Formaldehyd. Um diesen Effekt zu ver-hindern, ist die Kryogenvermahlung eine geeignete Methode, wie sie etwa vom ProzessanbieterRetsch beschrieben wird: Im ersten Schritt werden die Preforms in einer Scheidmühle (beim Pro-dukt SM 100 von Retsch mit einem 6-mm-Bodensieb) schonend vorzerkleinert. Das so erhalte-ne Granulat wird anschließend in einer Kryogenmühle bei –196 °C unter Kühlung mit flüssi-gem Stickstoff in wenigen Minuten fein vermahlen. Dadurch wird gewährleistet, dass sich dieProbe während der Vermahlung nicht erwärmt und kein Formaldehyd entweichen kann. Außer-dem wird das Material durch die Kühlung versprödet, wodurch die Brucheigenschaften erheb-lich verbessert werden. Bereits nach kurzer Mahldauer erhält man ein Pulver mit einer Feinheitvon weniger als 100 µm, aus dem Formaldehyd nachfolgend extrahiert werden kann.

Der Nachweis erfolgt in weiterer Folge spektroskopisch mittels einer Farbreaktion (z. B. mitMBTH oder Schiffscher Probe).

Die Bestimmung vonFormaldehyd in PET-Flaschen kann indurch Kryogenver-mahlung erhaltenemGranulat erfolgen.

Aufbereitung von PET für die Formaldehyd-Analytik

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Um zu verstehen, welche Gene in einer bestimmten Zelle oder in einem System vonZellen zu bestimmten Zeitpunkten unter bestimmten äußeren Bedingungen „angeschaltet“sind, bedient man sich der Methode der Globalen Genexpression. Dabei wird die Gesamt-heit der in RNA exprimierten Abschnitte des genetischen Materials (das sogenannte Tran-skriptom oder – bei einer Vielzahl von Zellen – das Metatranskriptom) bestimmt. Ein ent-scheidender Schritt bei derartigen Analysen ist die Synthese von DNA, die zu der aus denZellen isolierten RNA komplementär ist (sogenannte cDNA), und die in nachfolgendenSchritten durch Polymerase-Kettenreaktion vervielfältigt und quantifiziert werden kann.

Sensitivität und Automatisierbarkeit erhöht. Für diesen Schritt hat Christian Grumaz vomFraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart in seiner Di-plomarbeit eine Methode entwickelt, die mit geringen Probemengen auskommt und einen ho-hen Durchsatz ermöglicht. Das Verfahren erlaubt es, aus 10 bis 100 Picogramm Gesamt-RNAglobale Transkriptionsprofile zu erstellen, und ist damit um den Faktor 10.000 empfindlicher alsdie bisherigen Methoden. Die neue Technologie soll vor allem in den AnwendungsbereichenDiagnostik, Medikamentenentwicklung und Grundlagenforschung zur Anwendung kommen.Sie wird von einem Unternehmen bereits mit Erfolg wirtschaftlich verwertet.

Eine hochsensible Methode zurHerstellung von cDNA-Fragmenten

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Die Grundfunktion eines LC/MS-Systems gliedert sich im ein-fachsten Fall in folgende 3 Phasen:1. Bildung der Ionen in der Ionenquelle (vgl. Chemiereport 4/09

und 5/09)2. Trennung der Ionen im Massenanalysator (vgl. Chemiereport

1/09)3. Detektion der Ionen (z.B. Elektronenmultiplier EM)

Um weitere Strukturinformationen über die gemessenen Analy-ten zu erhalten, muss man sich bei einem Single-Quadrupol-Systemder API-CID (Collision Induced Dissociation bei Normaldruck;In-Source CID) im Skimmerbereich bedienen. Dieser Transferbe-reich steht für MS-Verhältnisse unter relativ großem Druck (10-3

Torr) und bei entsprechend hohem Skimmerpotential kommt es zuZusammenstößen der Ionen mit Restgasen (Schutzgas Stickstoff,Atmosphärengas und Lösungsmittelmolekülen). Die durch Kollisi-on erzwungene Fragmentierung erhöht zwar den Informationsge-halt des Massenspektrums, sie geht jedoch sehr stark zulasten derNachweisempfindlichkeit.

Deshalb wurde das Triple-Quadrupol-Massenspektrometer ent-wickelt, das als klassisches Tandem-MS zum „Workinghorse“ derorganischen Spurenanalytik geworden ist. Im Gegensatz zu 3D-IonTraps („Tandem in Time“) findet die MS/MS-Funktion bei Triple-Quads räumlich getrennt statt („Tandem in Space“). Dafür ist esnotwendig, drei Quadrupole (Q) in Serie zu schalten (Abb. 1). Ge-räte mit dieser aufwendigen Bauweise werden daher auch als QQQbezeichnet und erzielen besonders hohe Nachweisempfindlichkeiten.

Der als Q0 bezeichnete „RF-only-Ion Guide“ hat keine Trenn-aufgaben, sondern lediglich die Funktion, die Ionen gebündelt demersten Massenanalysator Q1 zuzuführen. Der mittlere QuadrupolQ2 übernimmt die Funktion der Kollisionszelle und wird ebenfallsim RF-only-Modus ohne Trennfunktion betrieben.

Wird dieser Bereich von einer Zelle umschlossen und dann nochStoßgas (Stickstoff oder Argon) zudosiert, kommt es unter erhöh-tem Gasdruck zu niederenergetischen Kollisionen (ca. 10 – 40eV)mit den aus dem Q1 austretenden und selektierten Vorläufer-Ionen(„Precursor Ion“ bzw. Mutter-Ionen). Diese fragmentieren zu cha-rakteristischen Produkt-Ionen („Product Ion“ bzw. Tochter-Ionen).Die Stärke der Kollisionen und damit das Ausmaß der Fragmentie-rungen kann über die Beschleunigungsspannung und den Druckdes Stoßgases (CID-Gas) kontrolliert werden. Als Stoßgas wird vonAgilent Technologies und Applied Biosystems Stickstoff verwendet,der in großen Mengen ohnehin für das Schutzgas als „Gegenwind“für die Ionen im Skimmer-Bereich (Abb.1) vorhanden sein mussund kostengünstig mit Stickstoffgeneratoren produziert wird. Ther-mo Fisher Scientific und Waters setzen auf Argon im Q2, da aus derhöheren Molekularmasse effizientere Fragmentierungen resultieren.

Bei der Triple-Quadrupol-Technik lassen sich die im Folgendenerläuterten Betriebsmodi unterscheiden.

Betriebsart Product Ion Scan. Die Produktionenanalyse istdie am häufigsten eingesetzte MS/MS-Scantechnik. Das Quadru-polfeld von Q1 wird so eingestellt, dass aus dem Ionenstrahl nur

ein Vorläufer-Ion mit einem bestimmten Masse-zu-Ladung-Verhältnis in die Stoßzelle Q2 transfe-riert wird. Die Fragmentierung erzeugt darausProdukt-Ionen, die abschließend im Q3 analy-siert werden (Abb. 2). Die gewonnenen Molekül-informationen können zur Verifizierung der Iden-tität einer Zielsubstanz, zur Strukturaufklärungoder z. B. zur Sequenzierung von Peptiden undProteinen eingesetzt werden. Bei Anwendung ei-ner linearen Ionenfalle (LIT) anstelle des Q3kann im Product Ion Scan eine höhere Sensitivi-tät erzielt werden. Geräte mit dieser Technik wer-den von der Fa. Applied Biosystems als sogenann-te „QTRAP“-Systeme angeboten (der Name weistauf die Doppelfunktion Quadrupol und Ion Traphin). Der Product Ion Scan wird eingesetzt, umVerifizierung bzw. Identifizierung durchzuführenoder um die besten Vorläufer/Produkt-Ionenpaa-re für die SRM/MRM-Methodenentwicklung zubestimmen.

QQQ – ein Synonym für Selektivität undSensitivität in der MassenspektrometrieWird von einer HPLC-Massenspektrometrie-Kopplung höchste Empfindlichkeit bei sehr guter Selektivität gefordert, dannsteht die MRM-Fähigkeit von Triple-Quadrupol-Systemen an erster Stelle. Damit wird die sichere Quantifizierung einer Viel-zahl von Zielsubstanzen in komplexen Gemischen ermöglicht.

Von Wolfgang Brodacz, AGES Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit Kompetenzzentrum Cluster Chemie Linz

Abb. 1: Triple-Quadrupol Aufbau (lineare Anordnung)

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Abb. 5: Neutral Loss Scan

Betriebsarten SRM und MRM. Wird Q3 nicht über einen gro-ßen Messbereich gescannt, sondern auf einen einzigen Massenwertfixiert, kommt es zur sehr sensitiven und selektiven Registrierung die-ses genau vordefinierten Überganges (SRM; Single/Selected ReactionMonitoring, siehe Abb. 3). Registriert man im Q3 zwei oder mehrProduktionen, spricht man von MRM-Übergängen (Multiple Reacti-on Monitoring). D. h. ein charakteristisches Mutter-Ion (meist dasprotonierte bzw. deprotonierte Molekül-Ion) wird ausgewählt, unteroptimierten Bedingungen fragmentiert, und von den Bruchstückenwerden genau definierte Tochter-Ionen präzise gemessen. Diese Be-triebsweise vereint höchste Nachweisempfindlichkeit mit sehr guterSelektivität, da ausreichend viele diagnostische Molekülinformationengezielt registriert werden, die Messzeit aber nur auf sehr wenige Über-gänge aufgeteilt werden muss. Darüber hinaus stellen die Verhältnisseder MRM-Intensitäten ein weiteres Identifizierungskriterium zur Ver-fügung. D. h. die Signalstärken müssen für eine positive Identifizierunginnerhalb gewisser Grenzen liegen, welche bei der Kalibrierung mitden reinen Zielanalyten bestimmt werden. Es handelt sich hier um einklassisches Target-Screening, das z.B. beim Pestizid-Monitoring meh-rere Hundert Substanzen in einem chromatographischen Lauf umfas-sen kann. Der MRM-Modus ist das sensitivste Verfahren, um vielevordefinierte Zielanalyten auch aus komplexen Matrizes zu identifizie-ren und exakt zu quantifizieren.

Für die Analytik von pharmakologisch wirksamen Rückständenin Proben, die gemäß der Richtlinie 96/23EG von lebensmittellie-fernden Tieren stammen, wurden EU-weit geltende analytische An-forderungen in der Kommissionsentscheidung 2002/657/EC ge-setzlich festgelegt. Es gilt dabei ein Kriterienansatz, der Leistungs-merkmale vorgibt. Die wichtigste Anforderung im Hinblick aufLC-MS/MS-Methoden ist die Einführung von sog. Identifizie-rungspunkten. Für die massenspektrometrische Bestätigung vonz. B. erlaubten Substanzen müssen mindestens drei, bei verbotenenStoffen mindestens vier Identifizierungspunkte erzielt werden. Un-

ter Verwendung des MRM-Modus dürfen für die Muttermasse, diein Q1 fixiert wird, ein Punkt und für jedes weitere in Q3 gemesse-ne diagnostische Fragment-Ion jeweils 1,5 Punkte gerechnet wer-den. Dabei muss mindestens ein Fragment-Ionen-Intensitäts-verhältnis gemessen werden, welches eine zulässige Höchsttoleranz(abhängig von der relativen Intensität) nicht überschreiten darf. EinVorläufer-Ion mit zwei Töchtern erreicht somit 4 IPs (1+2*1,5)während zwei Vorläufer mit je einer Tochter für 5 Identifizierungs-punkte [2(1+1,5)] gut sind.

Betriebsart Precursor Ion Scan. Bei dieser Technik wird der Io-nenstrahl entsprechend der Aufnahme eines normalen Massenspek-trums durch den Q1 geleitet. Die Ionen erreichen während desScan-Vorgangs den Q2 und werden dort alle sequentiell fragmen-tiert. Q3 bleibt hingegen ständig auf eine einzelne Fragmentionen-Masse fixiert. Somit können nur jene Ionen detektiert werden, wel-che durch Q1 in die Kollisionszelle transferiert wurden und beimStoß das spezifische in Q3 detektierte Fragmention erzeugen (Abb.4). Ein Anwendungsgebiet des Precursor Ion Scan ist die Ermitt-lung unbekannter Metaboliten (Q1), die zu einem bekanntenWirkstoff(-Fragment) gehören (Q3).

Betriebsart Neutral Loss Scan. Auch der Verlust eines Neutral-teilchens kann während eines MS/MS-Experiments indirekt nach-gewiesen werden. Q1 arbeitet dabei im normalen Scan-Betrieb undtransferiert die Ionen in Q2, wo sie sequenziell fragmentiert wer-den. Q3 scannt ebenfalls im normalen Scan-Modus synchron mitQ1, jedoch verringert um die Masse des nachzuweisenden Neutral-verlustteilchens. Der Detektor registriert schließlich nur die von Q1in Q2 transferierten Ionen, welche bei der Kollision den eingestell-ten Neutralverlust erleiden (z. B. Wasser in Abb. 5). Neutral Losseignet sich teilweise auch zum Screenen auf bestimmte Metaboli-tenstrukturen.

Abb. 3: Selective Reaction Monitoring

Abb. 4: Precursor Ion Scan

Abb. 2: Product Ion Scan

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Die Lenzing Gruppe ist Marktführer bei Cellu-losestapelfasern und stellt darüber hinaus auchhochwertige Kunststoff-Spezialfasern her. Weltweitarbeiten ca. 6.000 Menschen in der Lenzing AG,die 2008 mit der Produktion von ca. 540.000 Ton-nen Cellulosefasern und anderen veredelten Roh-stoffen einen Umsatz von mehr als 1,3 Mrd. Euroerwirtschaftete.

Die Drehscheibe für die Instandhaltung der gigan-tischen voll integrierten Produktionsanlage imStammwerk ist das zentrale Ersatzteillager mit mehrals 20.000 verschiedenen Artikeln. Im Vorjahr wurdedas Projekt „Lager-Prozessoptimierung“ konzipiertund noch im gleichen Jahr erfolgreich umgesetzt.

Manfred Razenberger, zuständiger Projektleiter:„Wir wussten, dass wir für die Realisierung unsererIdeen ein Datenerfassungssystem benötigen, dassowohl die Offline- als auch die Online-Erfassungermöglicht und in beiden Fällen für eine nahtloseVerbuchung der Warenbewegungen in unseremERP-System sorgt. Mobilität und Flexibilitätwaren gefragt.“

Im 35.000 m3 großen zentralen Ersatzteillager werden 1D-Bar-codes verwendet, im Außenlager für die Verpackungsmaschinenwird der 2D DataMatrix-Code eingesetzt. Razenberger: „DasB&M-System gibt uns hier vollkommene Freiheit. Wir verwendenIntermec-Handterminals, deren Scanner sowohl das Lesen von 1D-als auch 2D-Codes erlaubt.“

Abwicklung vorher und nachher. Manfred Razenberger: „VorEinführung des neuen Systems mussten wir jährlich über 40.000A4-Seiten drucken, um die Ersatzteilabwicklung bewerkstelligen zukönnen. Der webbasierende Online-Katalog und das B&M-Systemhaben es ermöglicht, jetzt großteils papierlos und fehlerfreier arbei-ten zu können.“

Das B&M Tricon-System umfasst Datenfunk-HandterminalsIntermec CK31, die Middleware „Datakey“, die auf einem eigenenServer läuft und den Datakey-Leitstand, der für mehrere Arbeits-plätze lizenziert ist. Auf den Handterminals werden mit den Datakey-Bildschirmmasken mit Hilfe von Menüs, Listen, Text- und Grafik-informationen alle Arbeitsprozesse angeleitet. Hier können auchonline direkt Informationen aus SAP abgefragt werden. Bemerktz. B. ein Mitarbeiter im Regal eine Ungereimtheit, so kann er sichsofort mit dem Handterminal über den Materialstand Klarheit ver-schaffen.

Die Teilebewegungen finden aber nicht nur in der Normarbeits-zeit statt, da das Werk ja rund um die Uhr das ganze Jahr läuft. Da-her müssen auch ungeplante Entnahmen, zu Zeiten, an denen keinLagerist anwesend ist, durchgeführt werden können. Die Mitarbei-ter des Instandhaltungsteams können jederzeit ein B&M Tricon-Terminal nehmen, sich anmelden, das Etikett am Lagerort des ge-

wünschten Ersatzteils scannen und den Teil unter Eingabe der je-weiligen Kostenstelle bzw. des Auftrags entnehmen.

SAP und Datakey. Software-Drehscheibe bei der Lenzing AGist SAP R/3. Trotzdem entschied man sich mit der B&M-Middle-ware Datakey für eine unabhängige „Andock-Lösung“. ProjektleiterRazenberger meint dazu: „Wir wollten bewusst keine direkte On-line-Verbuchung, sondern über die Zwischenspeicherung am Data-key-Server eine zeitnahe Verbuchung im SAP. Wichtig ist die pa-pierlose und fehlerfreie Abwicklung und das zu jeder Zeit.“ UndRazenberger weiter: „Da Datakey bereits in der Zentrale installiertist, beschränkt sich der Aufwand für weitere Rollouts in den ande-ren Produktionsstandorten hauptsächlich auf die Anschaffung zu-sätzlicher lizenzierter Hardware. Das ist kostengünstig und kannrasch umgesetzt werden“.

Lenzing AG verwendet Datenfunksystemim InstandhaltungslagerIm Stammwerk der Lenzing AG wird ein Datenfunksystem von B&M Tricon eingesetzt, das die Online-Verbuchung allerLagerbewegungen über die Middleware „Datakey“ im SAP-System ermöglicht.

Im Ersatzteillager der Lenzing AG sind Handterminals von B&M Tricon im Einsatz.

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Besonderheiten des Datenfunksystems: • Ermöglicht die Online-Verbuchung aller Warenbewegungen

über die Middleware Datakey im SAP-System• Belegbasierende Lagerabwicklung wurde auf papierlosen

Ablauf umgestellt• Gemischter von 1D-Barcode und 2D(DataMatrix)-Code• Bildschirmmasken leiten die Benutzer mithilfe von Menüs,

Listen, Text- und Grafikinformationen bei ihren Arbeitsprozessen• Schon die erste „elektronische“ Inventur bringt große Zeiter-

sparnis• Zugriff zum Ersatzteillager rund um die Uhr – auch ohne

Lageristen• Zwischenspeicherung im Datakey-Server erhöht die

Betriebssicherheit www.bm-tricon.com

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Fuchsg. 47 • A-2345 Brunn • Tel.: 0043(0)2236-34070 • Fax: 0043(0)2236-3407010 • E-Mail: [email protected]

LIEFERPROGRAMMArmaturen u. Sicherheitstechnik:- REMBE Berstscheiben u. Sicherheitsarmaturen

- HYDROTHERMAL Inline-Dampfkocher

- INSTRUM Regelventile

- FAIRCHILD Druckregler

Prozeßmesstechnik:- OPTEK Trübungs-, Farb- u. UV-Messung

- SensoTech Konzentrationsmessung

- Solvias UV Spektrometer

- BETA Druckschalter

- MAGNETROL Niveaumessung

- McCROMETER Gasdurchflußmessung

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Anton Paar hat einenneuen Mikrowellensyn-thesereaktor mit der Ty-penbezeichnung „Mono-wave 300“ im Programm,dessen Spezifikationen esSynthesechemikern er-möglichen, neue Wege inder Methodenentwick-lung zu beschreiten.

Das Gerät ist mit ei-nem leistungsstarken850-W-Magnetron undeinem speziell gestalteten

Mikrowellenapplikator ausgestattet, mit dem die Erzeugung hoherFelddichten möglich ist. Auf diese Weise sind außerordentlich hoheAufheizraten bei den unterschiedlichsten Lösungsmitteln erzielbar.Sowohl polare als auch häufig verwendete schlecht absorbierendeLösungsmittel wie Toluol oder Dioxan können nach Angaben desHerstellers in kurzer Zeit bis weit über den Siedepunkt erhitzt wer-den. Der Reaktor ist bis zu einer Temperatur von 300 °C und einemDruck von 30 bar einsetzbar – auch das könnte Chemikern neueSynthesestrategien ermöglichen.

Reaktionen im Gramm-Maßstab möglich. Im Monowave 300können zwei Gefäßtypen mit einer Füllkapazität von 2 bis 20 ml ver-wendet werden, wodurch die Durchführung von Ansätzen bis in denGramm-Maßstab möglich sein sollte. Mit einem IR-Sensor und ei-nem Drucksensor, der in den Gerätedeckel integriert ist, werden diewichtigsten Reaktionsparameter bei jedem Experiment überwacht.Der Reaktor ist überdies mit einem Rubinthermometer zur simulta-nen Temperaturmessung in der Reaktionsmischung ausgestattet.

Die Bedienung erfolgt über eine Benutzeroberfläche mit Touch-screen und erlaubt ein schnelles und einfaches Programmieren derMethoden, Änderungen an Reaktionsparametern während einesLaufs und eine unmittelbare Erstellung von PDF-Reports. Über ei-ne USB- oder Ethernet-Verbindung können diese Reports auch di-rekt ausgedruckt werden. www.anton-paar.com

Mikrowellenreaktor für die Synthese

Ocean Optics bietet ein vollständiges Programm optischerSensorsysteme und -komponenten an, das die Bedürfnisse deswachsenden Markts für photovoltaische Solarzellen – von derCharakterisierung der Dünnschichten, die diese Zellen enthal-ten, bis zur Messung der spektralen Leistung von Sonnensimu-latoren – anspricht. Ocean Optics ist der Entwickler des welt-weit ersten faseroptischen Miniaturspektrometers. Die Gerätemit kleiner Stellfläche und Zubehör können für verschiedeneUV-Vis-NIR-Applikationen konfiguriert werden. Insbesonderekönnen Anwender Spektrometer und Zubehör beliebig kombi-nieren, um in der Herstellung und Montage von Solarpanelsverwendete photovoltaische Dünnschichten zu kontrollierenund die spektrale Leistung sowohl von der Sonne als auch vonLichtquellen wie Sonnensimulatoren zu messen.

Für die Solarzellenproduktion können Spektrometer undMeßsysteme von Ocean Optics zur Messung der Dicke vonDünnschichten sowie zur Endpunkterkennung konfiguriertwerden – wichtige Qualitätskontrollparameter, um von derSpezifikation abweichende Produkte zu identifizieren und denErtrag zu erhöhen. Spektrometer wie das USB4000 oder diemodulare Spektroskopie-Suite Jaz eignen sich auch für die Kon-trolle der absoluten und relativen spektralen Strahlung sowohlder Sonne als auch von Sonnensimulatoren. www.OceanOptics.eu

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Spektrometer für die Photovoltaik

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Mit dem neuen Messgerät Prosonic Flow 93T vonEndress+Hauser kann der Durchfluss in Rohrlei-tungen ohne Unterbrechung des Prozessbe-triebs schnell und zuverlässig erfasstwerden. Das mobil einsetzbare Ul-traschall-Durchfluss-Messgerätbedient sich der „Clamp-on“-Technologie. Damit sind Messun-gen sowohl in sehr großen Rohrleitun-gen mit bis zu 4 Meter Durchmesser alsauch in sehr kleinen Rohrleitungen mit nur20 Millimeter (DN 15) Durchmesser möglich.Prosonic Flow 93T wird netzunabhängig mit einemleistungsstarken Akku betrieben. Der integrierte Daten-logger zeichnet alle gemessenen Durchflusswerte sicher auf.Über den Stromeingang können auch Werte anderer Messgeräte ein-gelesen und gespeichert werden. Damit ist das Produkt geeignet, Kontrollmessungen an beste-henden Durchfluss-Messstellen vorzunehmen.

Einfache Montage und Datenübertragung. Die Montage des mobilen Messsystems be-steht aus den Schritten: Ultraschallsensoren aufschnallen, Messumformer anschließen undDurchfluss erfassen. Auch das Übertragen von Messwerten auf den Laptop oder den PC erfor-dert keine eigens anzuschaffende Software: Die Datenübertragung erfolgt entweder über einenUSB-Speicher-Stick – beispielsweise für die Weiterverarbeitung mit Windows-Programmen –oder über Online-Visualisierung und Auswertung von Messwerten mit dem Endress+HauserField Care-Programm. www.endress.com

Mobil einsetzbares Durchflussmessgerät

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Festo zeigt auf der Fachmes-se Smart Automation (7.–9.10., Linz) eine Reihe von neuenProdukten. Für frischen Windunterm Schlitten sorgt beispiels-weise die luftgelagerte Linear-motorachse ELGL. Das neueLuftlager gewährleistet nachAngaben des Herstellers eine be-sonders hohe Genauigkeit, Li-nearität und Verschleißfreiheit.Bei der magnetisch vorgespann-ten Linearachse wird der Schlit-ten mit Druckluft bespannt, al-so vor dem Verfahren mittels Druckluft vom Flachbett abgehoben, um die magnetische Vorspan-nung zu überwinden. Eine Schmierung mit Fett oder Öl kann entfallen, auch eine Feststellbremseist bei vertikalen Applikationen für gewöhnlich nicht notwendig – wird die Luft abgeschaltet, hältdas Magnetfeld den Schlitten exakt in Position.

Industrielle Bildverarbeitung. Darüber hinaus präsentiert das Unternehmen sein in Öster-reich entwickeltes, intelligentes Kamerasystem SBO, das für Aufgaben wie Condition Monito-ring, Qualitätskontrolle oder erweiterte Sicherheitsfunktionen angeboten wird. Sind an diePrüfgeschwindigkeit keine extremen Anforderungen gestellt und ist eine CAN-Bus-Schnittstellenicht erforderlich, ist auch das neue Kompaktkamerasystem SBO-Q-R3-WB eine Alternative.Es arbeitet mit einem besonders lichtstarken WideVGA Sensor (752 x 480 Pixel) in mono-chrom oder Farbe. www.festo.at

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Automatisierungskomponenten auf der Smart

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Honeywell hat Vertex M, ein kostengüns-tiges und flexibles System zur Überwachungtoxischer Gase mit 8 bis 24 Messstellen aufden Markt gebracht. Das Produkt ist fürden Einsatz in unterschiedlichsten Berei-chen optimiert und nutzt die unternehmens-

eigene Technologie zur Detektionsbestätigung„Chemcassette“ für die Erbringung des physikali-

schen Nachweises von Gaslecks. Neben dem kom-pakten Design mit 8 bis 24 Messstellen ist Vertex

M mit einer vielseitig einsetzbaren Kommunikati-onsplattform (konform mit LonWorks, DeviceNet,

ControlNet, Modbus Plus, DF1 und 4-20mA) ausgestat-tet. Das Gerät eignet sich damit sowohl für Stand-alone-Lösun-

gen als auch für die Integration in vorhandene Systeme.

Zahlreiche Konfigurationsoptionen. Vertex M ermöglicht die Überwachung vonmehr als 40 toxischen Gasen in Konzentrationen bis in den ppb-Bereich. Das Gerät ver-fügt über verschiedene Konfigurationsoptionen und ist auf die Integration von einem bisdrei Chemcassette-Sensoren bzw. einem Chemcassette-Sensor und einem Pyrolysegerätausgelegt. Die Betriebsspannung kann wahlweise 110 oder 220 VAC betragen. Der Her-steller weist auf die geringe Stellfläche hin, die das Gerät in Anspruch nimmt, das sichsomit auch in Anwendungen mit minimalem Platzangebot integrieren lässt. Trotz derkompakten Abmessungen kann das System aber zur effektiven Überwachung großräu-miger Gebiete mit Probenahmepunkten, die bis zu 120 m entfernt vom Gerät eingerich-tet werden, verwendet werden. www.honeywellanalytics.com

Warnsystem für toxische Gase

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Quadratische Leucht-tasten sind aufgrund ih-rer hohen Signalwirkungein wichtiger Bestandteildes Maschinen- und An-lagenbaus in anspruchs-vollen Arbeitsumgebun-gen. Bernecker+Rainerbietet solche Ausstat-tungselemente, beleucht-bar in den fünf FarbenRot, Gelb, Grün, Blauund Weiß, aber ebensoverschiedene Kombina-tionen aus ein- oder mehrfarbigen Tasten. Der von B&R entwickelte Leuchtkörper sorgtfür eine homogene Ausleuchtung der Taste und erhöht damit die Lesbarkeit der Tastenbe-schriftung. Wahlweise kann diese direkt auf Folie gedruckt oder per Einschiebestreifen an-gebracht werden, was zusätzliche Gestaltungsfreiheit bietet.

Gute taktile Eigenschaften. Basierend auf einer Kurzhubtaste, einem Leuchtkörperund Hochleistungs-LEDs auf einer Leiterplatte, hält die quadratische Leuchttaste einerBelastung von bis zu 1 Mio. Betätigungen stand. Je nach Anforderung kann die Tastemit unterschiedlichen Prägungen ausgeführt werden und bietet so ein gutes taktiles Tas-tengefühl. Ein Durchmesser von 16 mm des zu betätigenden Tastenbereichs sowie derMindestabstand von 30 mm zwischen zwei Leuchttasten sorgen für zusätzlichen Bedien-komfort. www.br-automation.com

Intuitives Bedienen für Industrieanwendungen

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Termin Veranstaltung / Ort Koordinaten

24. 9. HTC Zukunftskonferenz, Graz http://human.technology.at

24./25. 9. Chromatografietage, Bad Dürkheim www.chromatografietage.de

25. 9. Vienna Biocenter Researchers’ Night, Wien www.forschenistkunst.at

6.–8. 10. Biotechnica, Hannover www.biotechnica.de

7.–9. 10. Smart Automation, Linz www.smart-automation.at

12./13. 10. Quantitative Proteomics Seminar, IMP/Wien www.imp.ac.at

13.–15. 10. Filtech, Wiesbaden www.filtech.de

13.–15. 10. Fachmesse Maintain, München www.maintain-europe.com

22. 10. Science 4 Life Messe, Frankfurt/Main www.science4life.de/Messe

2.–4. 11. Bio-Europe, Wien www.ebdgroup.com/bioeurope

12. 11. LISA VR Business Seminar: Medizinprodukte-Zulassung in den USA, Wien

www.lisvr.at

24. 11. Austrian Life Science Award, Wien www.alsa.at

26. 11. LISA VR Life Science Circle: „Biotech and Medtech for an Aging Society“, Wien www.lisavr.at

ÖsterreichischeSpezialmesse SmartAutomation

Vom 7. bis 9. Oktober 2009 öffnet dieFachmesse Smart Automation Austria 2009als Leistungsschau der Automatisierungs-branche im Design Center Linz ihre Tore.Die alle zwei Jahre stattfindende österreichi-sche Spezialmesse der Industrieautomatisie-rung versammelt heuer 436 direkt bzw. indi-rekt vertretene Firmen. Mit dabei sind dieBereiche Prozessvisualisierung, Steuerungs-technik, Industrie-PC, Industrial Ethernet,Antriebstechnik, Sensorik und Bildverarbei-tung sowie Feldbusse.

Umfangreiches Programm an Vorträgen und Workshops. Parallel zum Produktangebot der Aussteller finden an den drei Fach-messetagen begleitende Vorträge und Workshops statt. Dazu gehören unter anderem ein Vortrag zum Thema „Aktuelle Anforderun-gen und Neuheiten in der Staub- und Emissionsmessung“ sowie die Vorstellung des „Einsatzes von CD/DVD Robotersystemen undPrinting-on-Demand für produktspezifische Dokumentationen“. Weiters werden Automation-Neuheiten für die skalierbare Steuerungsowie Kompaktumrichter für Pumpen und Lüfterapplikationen vorgestellt.

Ein Workshop behandelt die „Profibus-Diagnose in der Praxis“, ein Vortrag das Thema „Samos pro Sicherheit wirtschaftlich pro-grammiert“; zudem wird der „Industrieroboter IRB 4600 – the sharp generation“ vorgestellt. „Automatisieren in Ex-gefährdeten Be-reichen“ und der „Pragmatische Ansatz zur Bewertung der funktionalen Sicherheit von Schutzeinrichtungen nach EN 61508“ stehenebenso auf dem Programm wie „Neue Technologie, die die HMI/SCADA-Welt revolutioniert“. Das jeweilige Tagesprogramm mit Be-ginnzeiten und Veranstaltungssälen ist unter http://www.smart-automation.at/besucher/veranstaltung.html aufgelistet.

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Alle zwei Jahre versammelt sich die österreichische Automatisierungsbranche im Designcenter Linz.

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