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‘Bittet den Herrn der Ernte’

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‘Bittet den Herrn der Ernte’

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De uitgave van dit proefschrift is mede mogelijk gemaakt door het Stu-diefonds Gereformeerde Bond in de Protestantse Kerk in Nederland.

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‘BITTET DEN HERRN DER ERNTE’ GYULA FORGÁCS (1879-1941)

PIONIER DER UNGARISCHEN REFORMIERTEN INNEREN MISSION

‘BIDT DE HEER VAN DE OOGST’ GYULA FORGÁCS (1879-1941) PIONIER VAN DE HONGAARSE

HERVORMDE INWENDIGE ZENDING

(met een samenvatting in het Nederlands)

Proefschrift

ter verkrijging van de graad van doctoraan de Universiteit Utrecht,

op gezag van de rector magnificus, prof. dr. W. H. Gispen, ingevolge het besluit van het college voor promoties

in het openbaar te verdedigen op dinsdag 12 juni 2007 des ochtends te 10.30 uur

door

Álmos Ete Síposgeboren 16 mei 1937 te Budapest (Hongarije)

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Promotoren: Prof. dr. J. A. B. Jongeneel Prof. dr. A. M. Kool (Budapest) Prof. dr. S. Ladányi (Budapest)

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INHALTSVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGEN XIVORWORT XIII

1. EINLEITUNG 11.1 MOTIVATION UND ZIEL 11.2 FORSCHUNGSMETHODEN 41.3 STRUKTUR 51.4 QUELLEN 6

1.4.1 Primäre Quellen 6Bücher 6Artikel und Studien 7Missionszeitschriften und Zeitungen 7Protokolle und Tagebuch 7Archivalien 7

1.4.2 Sekundäre Quellen 81.4.3 Allgemeine Literatur 8

I. GESCHICHTLICHER TEIL2. DER HINTERGRUND DES LEBENS VON GYULA FORGÁCS (1848 - 1945) 13

2.1 EINLEITUNG 132.2 DIE POLITISCHE LAGE UNGARNS 14

2.2.1 Das Habsburger Reich sowie die sprachlichen und nationalen Minderheiten 142.2.2 Die soziale und wirtschaftliche Lage in Ungarn (1848-1945) 17

Soziale Lage 17Wirtschaftliche Lage 18

2.3 DIE LAGE DER RELIGIONEN UNGARNS (1848-1945) 202.3.1 Allgemeine Lage 202.3.2 Die Lage der protestantischen Kirchen (1848-1945) 22

Die Protestanten und die Katholiken 22Die protestantischen Kirchen und die sozialen Probleme 25

2.3.3 Das innere Leben der Reformierten Kirche (1867-1945) 26Die Eigenart der Reformierten Kirche in Ungarn 26Organisation 27Das spirituelle Leben der Gemeinden 28Theologische Richtungen 30

2.4 DIE SITUATION DER MISSION IN UNGARN (1848-1945) 332.4.1 Die Missionsbewegungen in der Reformierten Kirche 332.4.2 Die ausländischen Wurzeln der Missionsbewegungen (1841-1945) 37

Deutsche Einflüsse 37

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Schottische Einflüsse 38Angelsächsische Einflüsse 40Holländische Einflüsse 41

2.4.3 Die Missionsarbeit (1848-1945) 44Herausforderungen – Motivationen 44Zielgruppen und Ziele der Mission 45Die Mittel der Mission 47Die Mission und die Kirche 48

2.5 SCHLUSSBEMERKUNGEN 51

3. DER LEBENSWEG VON GYULA FORGÁCS (1879-1941) 533.1 EINLEITUNG 533.2 JUGEND UND ERZIEHUNG (1879-1903) 53

3.2.1 Familie Forgács 533.2.2 Jugend und theologische Ausbildung (1879-1902) 553.2.3 Praktische Tätigkeiten und Auslandserfahrungen (1897-1903) 57

3.3 TÄTIGKEITEN VON FORGÁCS IN VEREINEN (1903 - 1933) 583.3.1 Tätigkeiten bis zum Ende des Ersten Weltkriegs (1903 – 1918) 58

Organisationsarbeit 58Literarische Arbeit 59Persönliche Kontakte 59Wende in seiner Anschauung 60

3.3.2 Tätigkeiten nach dem Ersten Weltkrieg (1918-1933) 62Die neuen Wege der Vereinsorganisation 63Brückenbau 64

3.4 TÄTIGKEITEN IN DER SCHOTTISCHEN MISSION I (1906-1910) 643.5 TÄTIGKEITEN IN DER KIRCHE (1910-1933) 67

3.5.1 Die Gemeinde Péczel (1910-1924) 67Kinder- und Jugendmission 68Evangelisation 68Gemeindeaufbau 69‘Die Innere Mission im Dienst der patriotischen Gefühle’ 70Persönliche Angelegenheiten 73

3.5.2 Die Gemeinde Sárospatak (1924-1933) 74Neue Arbeitsmethoden der Inneren Mission 75Arbeit unter Kindern und Jugendlichen 77Evangelisation in der Gemeinde 77Diakonie 78Theologische Akademie 79Persönliche Angelegenheiten 80

3.5.3 Regionale und nationale Tätigkeiten (1910-1933) 81Forgács und die reformierte Kirche 81Kreis von Péczel 83

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Kirchenleitung (1920-1928) 85Synodalamtsträger (1928-1933) 86

3.6 TÄTIGKEITEN IN DER SCHOTTISCHEN MISSION II (1933-1941) 893.7 SCHLUSSBEMERKUNGEN 92

II. THEOLOGISCHER TEIL 4. DIE THEOLOGISCHE AUSBILDUNG VON FORGÁCS (1897-1903) 97

4.1 EINLEITUNG 974.2 LAGE DER THEOLOGIE IM UNGARN DES 19.JAHRHUNDERTS 974.3 DIE THEOLOGISCHE FAKULTÄT IN BUDAPEST (1855-1903) 100

4.3.1 Gründung (1855) 1004.3.2 Professoren (1855-1903) 1024.3.3 Verbindungen mit dem Ausland und deren Einflüsse (1855-1903) 1034.3.4 Die Reform der Pfarrerausbildung (1896-1911) 104

4.4 FORGÁCS ALS THEOLOGIESTUDENT IN BUDAPEST (1897-1901) 1064.4.1 Die Zeit der Immatrikulation (1897) 1064.4.2 Das spirituelle Leben an der Theologischen Fakultät 1074.4.3 Die Theologiestudenten und die Innere Mission 108

4.5 FORGÁCS ALS STIPENDIAT IN EDINBURGH (1901-1902) 1094.5.1 Die schottisch-ungarischen Verbindungen (1787-1902) 1094.5.2 Edinburgh und das ungarische Stipendium 1104.5.3 Die theologische Ausbildung und das kirchliche Leben in Edinburgh 1124.5.4 Einfluss der theologischenAusbildung und des kirchlichen Lebens auf Forgács 115

4.6 SCHLUSSBEMERKUNGEN 119

5. DIE SPIRITUALITÄT VON FORGÁCS 1215.1 EINLEITUNG 1215.2 DIE UNGARISCHE REFORMIERTE SPIRITUALITÄT 122

5.2.1 Die historischen Wurzeln der ungarischen reformierten Spiritualität (1626 – 1786) 122

Puritanismus 122Pietismus 124

5.2.2 Die Träger der ungarischen reformierten Spiritualität im 17. /18. Jahrhundert 1255.2.3 Die wichtigsten Eigenschaften der ungarischen reformierten Spiritualität des 17. und 18. Jahrhunderts 126

5.3 DIE PERSÖNLICHE FRÖMMIGKEIT VON FORGÁCS 1285.3.1 Berufung – Bekehrung 1285.3.2 Die Rolle der Bibel und des Gebets 1305.3.3 Die Heiligung 1325.3.4 Das Familienleben von Forgács 135

5.4 DIE ROLLE DER GEMEINSCHAFT (KONVENTIKEL) IN DER SPIRITUALITÄT VON FORGÁCS 1365.4.1 Die Rolle der Gemeinschaft in der Missionsarbeit 1365.4.2 Die Spiritualität der brückenbauenden Absicht 1375.4.3 Die Rolle des Glaubensbekenntnisses 140

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5.5 DIE MISSIONSSPIRITUALITÄT VON FORGÁCS 1435.5.1 Die Quelle seiner Missionsspiritualität 1435.5.2 Ziel seiner Missionsspiritualität 1455.5.3 Hindernisse der Missionsspiritualität 146

5.6 SCHLUSSBEMERKUNGEN 147

6. DIE THEOLOGISCHEN GRUNDGEDANKEN VON FORGÁCS 1516.1 EINLEITUNG 1516.2 SEINE THEOLOGISCHE ENTWICKLUNG 152

6.2.1 Der Anfang 1526.2.2 Die Rolle der Glaubensbekenntnisse 1536.2.3 Forgács und das allgemeine Christentum 154

6.3 DIE STRUKTUR SEINER THEOLOGIE 1566.3.1 Das formale Prinzip 1566.3.2 Das materielle Prinzip 1576.3.3 Norma der Aufgaben 1586.3.4 Die Spitze der Struktur, die Missionslehre 159

6.4 DIE THEOLOGISCHEN GRUNDGEDANKEN VON FORGÁCS 1606.4.1 Dogmatische Schwerpunkte: Soteriologie und Ekklesiologie 1606.4.2 Ethische Schwerpunkte 165

6.5 KONTINUITÄT, SELEKTIVITÄT UND DISKONTINUITÄT IN DER THEOLOGIE VON FORGÁCS 1686.5.1 Kontinuität 1686.5.2 Selektivität 1696.5.3 Diskontinuität 170

6.6 SCHLUSSBEMERKUNGEN 172

7. DIE MISSIONSTHEOLOGIE VON FORGÁCS 1757.1 EINLEITUNG 1757.2 DIE MISSION UND MISSIONSLEHRE VOR UND ZUR ZEIT FORGÁCS 177

7.2.1 Die Mission und Missionslehre im internationalen Kontext 177Johann H. Wichern 178Ottho G. Heldring 180Alexander Duff 180Gustav Warneck 181John R. Mott 181

7.2.2 Die Mission und Missionslehre im ungarischen Kontext 182Mission und Patriotismus 182Mission und Kirche 184Der vielfältige ungarische Missionsbegriff 184Aladár Szabó 185László Ravasz 185Jenő Sebestyén 186János Victor 187Sándor Makkai 189

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7.3 BEZEICHNUNG, ORT UND STRUKTUR DER MISSIONSTHEOLOGIE VON FORGÁCS 1907.3.1 Bezeichnung 1907.3.2 Ort 1907.3.3 Struktur 191

7.4 SYSTEMATISCHE MISSIONSTHEOLOGIE 1927.4.1 Begriff und Natur der Mission 192

Trinitarischer Aspekt 192Ekklesiologischer Aspekt 196Die Natur der Mission 197

7.4.2 Ziele der Mission 1977.4.2.1 Die Ausbreitung des Reiches Gottes 1977.4.2.2 Die Gemeindegründung 1997.4.2.3 Verkündigung – Erziehung 2007.4.2.4 Diakonie 201

Die Diakonie als Evangelisation 201Die Diakonie als Aufgabe 201

7.4.3 Gebiete der Mission 2027.4.3.1 Eine Mission, zwei Gebiete 2027.4.3.2 Innere Mission 203

Gebiete der Inneren Mission 203Arbeit der Inneren Mission 205

7.4.3.3 Äußere Mission 2077.4.3.4 Judenmission 208

Historische und inhaltliche Kontexte der Judenmission in Ungarn 209Kirchlicher Kontext der Judenmission 210Theologischer Kontext der Judenmission 213

7.5 PRAKTISCHE MISSIONSTHEOLOGIE 2177.5.1 Struktur der praktischen Missionstheologie 2177.5.2 Anwerbung und Ausbildung von Missionsmitarbeitern 2197.5.3 Organisation der einzelnen missionarischen Arbeitsgebiete 2207.5.4 Das Evangelisieren 221

Begriff und Wesen des Evangelisierens 221Inhalt des Evangelisierens 223Evangelisieren durch Verkündigung des Wortes Gottes 224Evangelisieren durch Lesen und Verbreiten der Bibel 225Evangelisieren durch religiöse Traktate und Zeitschriften 225Evangelisieren durch Gebet und Gesang 226Evangelisieren und Spenden 227Die Arbeitsgebiete des Evangelisierens 228Das Evangelisieren der Kinder 228Das Evangelisieren der Teenager 229Das Evangelisieren der Jugendlichen 230

7.5.5 Die Diakonie 231Diakonie als Arbeit der Inneren Mission 231

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Diakonie als missionarisches Tor 231Die Struktur der diakonischen Arbeit 232

7.5.6 Die Reformation der Missionsarbeit 233Die Reformation der örtlichen Gemeinde 234Die Reformation der Arbeit der Inneren Mission 237Die Reformation der Verbindung zwischen Kirche und Vereinen 238

7.6 SCHLUSSBEMERKUNGEN 238

8. WESEN UND WIRKUNG DER MISSIONSTHEOLOGIEVON FORGÁCS 2438.1 KONTEXTUELLE MISSIONSTHEOLOGIE 2438.2 ORIGINELLE MISSIONSTHEOLOGIE 2458.3 WIRKUNGSGESCHICHTE 2488.4 WÜRDIGUNG 252

APPENDICES 255APPENDIX 1. UNGARISCHE STIPENDIATEN IN EDINBURGH (1843-1986) 257APPENDIX 2. SATZUNG DES PÉCZELI KÖR (PÉCZELER KREISES) 261APPENDIX 3. PROTOKOLLE 265APPENDIX 4. MISSIONARISCHE BLÄTTER IN UNGARN 267APPENDIX 5. DIE ÄMTER VON FORGÁCS 269APPENDIX 6. BILD VON GYULA FORGÁCS 271

BIBLIOGRAPHIE 273I. PRIMÄRE QUELLEN 273II. SEKUNDÄRE QUELLEN 295III. ALLGEMEINE LITERATUR 297

SAMENVATTING 309ÖSSZEFOGLALÁS 313VERZEICHNIS DER PERSONENNAMEN 317CURRICULUM VITAE 321

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XI

ABKÜRZUNGEN

Aufl. AuflageBd. BandBp. Budapestce Bethania ce Vereincsw Christlicher Studenten Weltbundcvjm Christlicher Verein Junger Männerd.h. das heißteig. eigeneé.n. évszám nélkül (ohne Jahresangabe)fcs Free Church of Scotlandhrsg. herausgegebenJkv. Jegyzőkönyv (Protokoll)jec Jugendbund Entscheidenes ChristentumJhrg. JahrgangKlny. Különnyomat (Sonderausdruck)kie Keresztyén Ifjúsági Szövetségl gy Levél Gyűjtemény (Archiv)mekdsz Magyar Evangéliumi Keresztyén Diákszövetségmekmsz Magyar Evangéliumi Keresztyén Missziói Szövetségmr ksz Magyar Református Külmissziói Szövetségo.J. ohne Jahror l e Országos Református Lelkész Egyesület (Reformierter Pfarrerbund)P Predigtpeil Protestáns Egyházi és Iskolai LapPSZ Protestáns Szemlered. redigiertr gg Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. und 4. Auflager lt. Dunamelléki Református Egyházkerület Ráday Gyűjteménye Ráday Levéltár, Budapestr l h Református Lelkészi Hivatal (Reformierte Pfarramt)Sen. Seniorsdg Soli Deo Gloria Studentenbundslt. Sárospataki Református Kollégium Tudományos Gyűjteményei Sárospataki Levéltársmb Studenten Missionsfreiwilligen Bewegungsvm Student Volunteer Movementsze Szabad Egyház (Freikirche)u.a. unter anderenufc United Free Church of Scotland

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ABKÜRZUNGEN

XII

übers. übersetztymca Young Men’s Christian Associationvgl. vergleichevisz Vasárnapi Iskolai Szövetség (Sonntagsschule Verein)wscf World Student Christian FederationZsLt. A Magyarországi Református Egyház Zsinati Levéltára, Budapest

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XIII

VORWORT

In meiner Zeit als Theologiestudent bildete sich erstmals in mir die Absicht, einmal eine wissenschaftliche Arbeit zu schreiben. Diesen Anspruch weckte mein Vater Dr. István Sípos in mir, der an der Princeton University (USA) den Grad des PhD erwor-ben hatte und für seinen Glauben auch das Gefängnis erleiden musste. Ich habe jedoch nie daran gedacht, dass ich diese Arbeit nach 46 Jahren Pfarrdienst und dem Großzie-hen von 11 Kindern schreiben würde. Weiterhin habe ich auch nicht daran gedacht, dass ich als Kind, das Dank einer durch die holländische Regierung organisierten Hilfsaktion 1948/49 ein Jahr in Utrecht verbrachte, einmal der namhaften Universität dieser Stadt meine Dissertation einreichen werde.

Dankbar bin ich also allen, die mich beim Schreiben dieser Arbeit unterstützt ha-ben. Dank sage ich in erster Linie meinem Promotor, Herrn Professor Dr. Jan A. B. Jongeneel, der mir meine Arbeit damit erleichterte, dass er mehrmals Ungarn besuch-te und mich auf diese Weise auch persönlich beim Schreiben meiner Dissertation be-raten konnte. Ich danke ihm, dass er meine Handschriften mehrmals von Anfang bis Ende gelesen hat. Damit mir der Anblick seiner Notizen, die die Seiten meiner Arbeit füllten, nicht die Lust nahm, sprach er mir damit Mut zu, dass er sagte, dass dies eine sehr gute Arbeit sein werde. Die Bücher von Professor Jongeneel lesend, lernte ich außerordentlich viel über seine wissenschaftliche Methode und lernte auch, das Sys-tem der wissenschaftlichen Anforderungen der Universität Utrecht zu schätzen.

Meinen Dank möchte ich meiner zweiten Promotorin Dr. Anne-Marie Kool, Pro-fessorin an der Reformierten Theologischen Akademie in Pápa, aussprechen, die mich zu dieser großen Unternehmung nicht nur ermutigt, sondern mich auch auf die Person und Arbeit von Gyula Forgács aufmerksam gemacht hat. Als ich mein Thema gewählt hatte, wusste ich noch nicht, dass das gleiche Problem, das seinerzeit auch Forgács beschäftigte, heute ebenso den Bibelbund, dessen Mitbegründer (1989) und General-sekretär ich bin, beschäftigt. Es handelt sich um das Verhältnis zwischen der durch die Vereine vertretenen Erweckung der Inneren Mission und der Kirchenleitung. Auch erst im Laufe meiner Forschungen erfuhr ich, dass der heutige Sitz des Bibelbundes in Pécel dereinst das erste Gemeindehaus des Landes war und das Forgács dieses bauen ließ. Prof. Dr. Anne-Marie Kool gab mir nicht nur die Idee meines Themas, sondern half und ermutigte mich bis zum Ende. Sie wählte eine besondere Form der Ermuti-gung, als sie das Niveau ihrer Forderungen jedes Jahr höher schraubte. Für Ihre hohen Ansprüche und Ihre strenge Konsequenz bin ich auch nachträglich dankbar.

Unter meinen ungarischen Konsultanten möchte ich zuerst Herrn Dr. Sándor Ladá-nyi, Professor für Kirchengeschichte, Dank sagen. Er half viel mit seinen Ratschlägen und damit, dass er mich im Laufe meiner Forschungen auf gute und wichtige Quellen aufmerksam machte.

Eine große Hilfe bedeuteten Urteil und Rat des Professors für Geschichte Dr. Lász-ló Kósa, Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, und von Dr. László

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VORWORT

XIV

Tőkéczki, Dozent an der Wissenschaftlichen Universität Eötvös Lóránt. Sie sahen die Teile der Arbeit durch, die die ungarische Geschichte betreffen, und machten mich auf wichtige Gesichtspunkte aufmerksam. Die Hinweise von Professor Kósa halfen mir dabei, die Ereignisse der ungarischen Geschichte aus dem entsprechenden Abstand zu betrachten. Beiden danke ich für Ihre Hilfsbereitschaft.

Für die anspruchsvolle Arbeit der Übersetzung ins Deutsche bin ich besonders mei-ner Tochter und meinem Schwiegersohn Gyöngyvér und Edgar Luz, Missionaren in Ecuador, sowie meinen lieben Freunden, dem Ehepaar Rainer und Éva Foit, zu Dank verpflichtet. Ich bin dankbar, dass sie die viel Geduld verlangenden Übersetzungs-und Lektorierungsarbeiten mit so großer Hingabe ausführten.

Den gleichen Dank möchte ich Herrn Professor Dr. Dieter Becker und Herrn Pfar-rer Christoph Meisel für ihre Korrekturarbeit ausdrücken. Besonders dankbar bin ich Herrn Pfarrer Meisel für die mühevolle Arbeit der grammatikalischen Korrektur.

Zuletzt erwähne ich meine wichtigste Hilfe, meine Frau Sárika, die sehr viele wichtige Arbeiten statt meiner übernahm und mir mit ihrer unterstützenden Liebe bis zum Ende beistand. Ich danke ihr, dass es sie nicht langweilte, jahrelang die neuesten Einzelheiten meiner Forgács-Forschungen anzuhören und auch bereit war, auf den mit mir zu verbringenden ruhigen Sommerurlaub zu verzichten.

Mit meiner Arbeit beabsichtige ich, auch unseren ausländischen Glaubensbrüdern unsere Kirche noch bekannter zu machen und gleichzeitig dabei zu helfen, dass die Vereine und Gemeinden, die die Mission tragen, und die Leitung meiner Kirche ein-ander näher kommen und wir, dem gemeinsamen Ziel entgegen, den Weg gemeinsa-men gehen können.

Bei der Auswahl meines Themas, bei Forschung und Aufarbeitung meiner Quellen sowie in der Hilfe der meine Arbeit unterstützenden Personen erfuhr ich die besondere Fügung Gottes und möchte vor allem Ihm danken.

27. Juli 2006 Álmos Ete Sípos

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1

1 Magyar Művelődéstörténet, László Kósa red., (Budapest: Osiris Kiadó, 1998), p. 320. Siehe noch Sándor Bíró, ‘A két világháború kora’ in Sándor Bíró und István Szilágyi red., A Magyar Református Egyház története (Budapest: Kossuth Könyvkiadó,1949), p. 409.

2 Magyar Művelődéstörténet, p. 421.3 Gyula Forgács, A belmisszió és cura pastoralis kézikönyve (Pápa: Református Főiskolai Könyvnyomda,

1925) p. 308. Siehe noch A Magyarországi Református Egyház Budapesten 1928. évi május hó 8. napján megnyílt Országos Zsinatának Irományai (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai RT. Nyomása, 1928), 5. sz. irat, pp. 2-10.

4 Siehe Kenneth Scott Latourette, Geschichte der Ausbreitung des Christentums (Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht, 1956), Siehe noch Stephen Neill, Geschichte der Christlichen Missionen, 2. ergänzte Aufl. (Erlangen: Ev.-Luth.Mission Erlangen, 1990), Siehe noch: Paulus Scharpff, Geschichte der Evangelisation, 2. Aufl. (Giessen: Brunnen Verlag, 1980)

5 Latourette, Geschichte, 1956: 205. Zitiert von Anne-Marie Kool: God moves in a Mysterious Way. The Hungarian Protestant Foreign Mission Movement (1756-1951), (Zoetermeer: Boekencentrum B.V., 1993), p. 1.

1. EINLEITUNG

1.1 MOTIVATION UND ZIEL

Am Anfang des 20. Jahrhunderts war die Ungarische Reformierte Kirche (URK), die damals noch fast 2,6 Millionen Mitglieder hatte, 1 sehr aktiv in der Inneren Mission. Die Zahl der Mitglieder änderte sich nach dem Ersten Weltkrieg, als Zweidrittel des ungarischen Gebietes, den Nachbarländern (Rumänien, Tschechoslowakei, Jugosla-wien) angeschlossen wurde. Mit diesem Schritt wurden innerhalb eines Monats ca. eine Million Mitglieder der Ungarischen Reformierten Kirche zu Staatsbürgern eines anderen Landes. 2

Der Anfang des 20. Jahrhunderts war der ‘Frühling’ der ungarischen protestanti-schen Inneren Mission. Dutzende Missionsvereine und kirchliche bzw. parakirchliche Bewegungen wurden gegründet. Infolgedessen kamen auch die protestantischen Kir-chen, sowohl geistlich als auch strukturell, in Bewegung. 3 In diesen Bewegungen und Organisationen der Inneren Mission haben Mitglieder der Ungarischen Reformierten Kirche und der Ungarischen Evangelischen (Lutherischen) Kirche aufeinander einge-wirkt, gemeinsam Ziele gesetzt und in manchen Vereinen zusammengearbeitet. In der Geschichte der protestantischen Kirche in Ungarn gab es wahrscheinlich keine andere Epoche, in der eine so große Menge missionarischer und evangelistischer Bücher, Zeitschriften und Traktate erschienen ist.

Trotzdem kann man feststellen, dass die Autoren der großen missionsgeschicht-lichen Werke des 20. Jahrhunderts - Kenneth Scott Latourette, Paulus Scharpff, und Stephen C. Neill 4 - über das missionarische Leben in Ungarn nicht berichten; selbst Ungarn als Nation wird kaum erwähnt. Nach Kenneth S. Latourette fehlt es in Ungarn an Missionstätigkeiten. 5 Dadurch waren und blieben, sowohl die Geschichte und das

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1. EINLEITUNG

2

6 Darauf macht aufmerksam Jan A. B. Jongeneel, Missiologie. I. Zendingswetenschap (’s-Gravennhage: 1986), p. 142.

7 Sándor Bíró , ‘Az ujra felfedezett evangélium’, in Bíró und Szilágyi red., A Magyar Református Egyház, p. 383 ff.

8 Mihály Bucsay, ‘Belmisszió és egyháztársadalmi egyesületek’, in Tibor Bartha und László Makkai, Tanulmányok a Magyarországi Református Egyház Történetéből 1867- 1978, Studia et Acta Ecclesiastica V. (Budapest: A Magyarországi Református Egyház Zsinati Irodájának Sajtóosztálya, 1983), pp. 227-235.

9 Forgács, A belmisszió és cura pastoralis kézikönyve, 1925.10 Auf ungarisch erschienen: Az Úr csodásan működik I. Band in 1995, II. Band in 1997, III. Band in 2000

(Budapest: Harmat Verlag).

Leben der ungarischen Missionsbewegungen, als auch ihre Beziehungen zu den Kir-chen, auf internationaler Ebene für lange Zeit terra incognita. 6

Diese Informationslücke hat zwei deutliche Ursachen. Erstens, es sind keine bedeu-tenden Publikationen über die ungarische Lage in anderen Sprachen erschienen und die ungarische Sprache war im Ausland nur in einem sehr engen Kreis bekannt. Zweitens, während der Zeit des Kommunismus (1945-1989) wurden keine missionsgeschicht-lichen Werke publiziert. Mission war aus politischen Gründen tabuisiert. Als Beweis dafür führen wir die Tatsache an, dass man in einer ungarischen Kirchengeschichte von 1949 nur 17 Seiten 7 und in einem ähnlichen Werk von 1983 nur 8 Seiten 8 über die Geschichte der Inneren Mission in Ungarn lesen kann. Währenddessen verstaubte das missionsgeschichtliche und missiologische Standardwerk von Gyula Forgács von 1925 9 in den Bibliotheken und niemand griff nach ihm. Darum war der jüngeren Gene-ration Ungarns die Blütezeit der ungarischen Inneren Mission kaum bekannt.

Der erste Aufbruch aus dieser sprachlichen Isolation innerhalb Europas war die in Utrecht verteidigte Doktorarbeit von Anne-Marie Kool: God moves in a Mysterious Way. The Hungarian Protestant Foreign Mission Movement (1756-1951), Zoetermeer, 1993, die später auch auf ungarisch herausgegeben wurde. 10

Die erwähnten Tatsachen motivieren uns, die ungarische Missionsgeschichtsschrei-bung aus der sprachlichen Isolation herauszuführen und auch im Ausland bekannt zu machen.

Unser Hauptziel ist es, durch das Leben und Werk eines ungarisch reformierten Pfarrers, Gyula Forgács (1879-1941), die lebhafte Missionstätigkeit dieser Zeit in Ungarn darzustellen. Unsere Themenwahl fiel darum auf Forgács, weil sich an seinerPerson und Werk die missionarische Aktivität wiedergespiegelt, die Ungarn in den ersten vier Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts charakterisierte. Als Student der Theo-logie lernte er die internationalen Jugendbewegungen kennen: 1898 nahm er an der Weltkonferenz des Christlichen Vereins Junger Männer [CVJM] in Basel, 1901 an der Weltkonferenz des Weltbundes Christlicher Studenten [CSW] in Sorö, Dänemark, und im selben Jahr an der CVJM Konferenz in Oslo teil. Die persönliche Bekanntschaft und die Begegnung mit John R. Mott gaben ihm wichtige Impulse. Aufgrund dieser Erfah-rungen und Impulse kann man behaupten, dass er gleich am Anfang seiner Tätigkeit (1898-1910) Vorstandsmitglied in sieben ungarischen Missionsvereinen war, und dass er fast mit allen ungarischen protestantischen Missionsvereinen Kontakte pflegte.

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1. EINLEITUNG

3

11 Paulus Scharpff, Geschichte der Evangelisation, p. 96. Siehe noch Jos Colijn, Egyháztörténelem, Előadások az egyetemes keresztyén egyház történetének körképéhez (Sárospatak: a Sárospataki Református Teológiai Akadémia,1996), pp. 383. 398.

12 A Magyarországi Református Egyház Országos Zsinatának Irományai, 21. melléklet, pp.1-12.13 Gyula Forgács, A Református Misszió irányelvei (Sárospatak: Nyomatott A Ref. Főiskola

Könyvnyomdájában, 1931), pp. 3-4.14 Siehe David J. Bosch, Transforming Mission: Paradigm Shifts in Theology of Mission (Maryknoll:

Orbis, 1991), pp. 511-512. Auf ungarisch: David J. Bosch, Paradigmaváltások a misszió teológiájában (Budapest: Harmat Kiadó és a Protestáns Missziói Tanulmányi Intézet, 2005), pp. 466-467.

Zwischen 1910 und 1933 diente Forgács als Gemeindepfarrer in zwei bekannten reformierten Gemeinden, erst in Péczel in der Nähe von Budapest und später in Sáros-patak, Nord-Ungarn. Ihm war also nicht nur die Tätigkeit der Missionsvereine, son-dern auch die Gemeindearbeit innerhalb der Reformierten Kirche gut bekannt. Im Jahre 1928 wurde er Mitglied der IV. Synode der Ungarischen Reformierten Kirche (1928-1933) und später zum Referenten dieser Missionskomitees gewählt. Er wurde sogar mit der Vorbereitung des ersten ungarischen reformierten Missionsgesetzes be-auftragt. Auf diese Weise nahm er am Aufbau der Missionsstruktur der Kirche teil.

Ein weiteres Hauptziel unseres Studiums ist es, eine Antwort auf die folgende Frage zu finden: Wie konnte die Ungarische Reformierte Kirche, trotz der vielfältigen Missi-onsströmungen des 20. Jahrhunderts und der zerstörerischen Wirkung des Kommunis-mus, ihre Einheit ohne organisatorische Kirchentrennung bewahren? In der protestanti-schen Kirchengeschichte Europas ist nämlich nachweisbar, dass die Erweckungs- und Missionsbewegungen in manchen Kirchen zu Kirchentrennungen führten. 11

Wir möchten klar machen, dass die Missionstheologie von Forgács eine bedeuten-de Rolle dabei spielte, dass man die Mission und die Kirche als eine Einheit betrach-tete und die Missionsvereine ihre Tätigkeit innerhalb der Kirche ausübten. 12 Nach seinem Konzept, sollten die Missionsvereine das ‘Feuer’ und die ethischen Werte der Erweckung in die Kirche hineintragen und die dadurch wiederbelebte Kirche sollte das Evangelium an die Gesellschaft weitergeben. 13 Seine Missionstheologie ist kom-plementär, d.h. sie beinhaltet die Innere und die äussere Mission, Evangelisation, Diakonie und Inkulturation. Seine umfangreiche Auffassung über Mission kann mit derjenigen verglichen werden, die sich nach den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts immer mehr durchsetzte. 14

Diese Wirkung übte Forgács teilweise durch seine theologisch-wissenschaftliche und volkstümlich-literarische Arbeit aus. Sein noch bis heute als Standardwerk be-handeltes Hauptwerk A belmisszió és a cura pastoralis kézikönyve (Handbuch der Inneren Mission und Cura Pastoralis) erschien 1925. Das war die erste ungarische wissenschaftliche Missionslehre, die damals jedes reformierte Pfarramt ausgehändigt bekam. Es wurden außerdem 40 verschiedene Bücher von ihm herausgegeben. Mehr als 400 seiner Artikel wurden in mehreren Zeitschriften und Zeitungen publiziert. Zudem war er noch Redakteur von 6 Zeitschriften und Zeitungen.

Als Gemeindepfarrer war Gyula Forgács wie eine ‘Tür’. Durch ihn strömten die Wirkungen der internationalen und nationalen Erweckungen, in die von Rationalis-mus und Liberalismus stark gelähmte und kraftlose Kirche ein. Das Missionsgesetz

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1. EINLEITUNG

4

15 A Magyarországi Református Egyház Törvényei (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai RT. Nyomása, 1933), pp. 115-117.

16 János Victor, ‘Forgács Gyula szolgálata’, Református Élet, VIII/25 (1941), p. 4. 17 A Péczeli Református Egyház Adat-tára és Naplója, 1917. Handschrift von Gyula Forgács, Református

Lelkészi Hivatal, Péczel, p. 142.18 ‘Dies war ein schöner Frühling der modernen Inneren Mission, und das Morgengrauen der Erweckung

unserer Kirchen. Das 20. Jahrhundert hat uns nicht schlafend sondern wach vorgefunden.’ Forgács, A belmisszió, p. 256.

19 Das bezieht sich erstens auf das Ende des 19. Jahrhundertes, im CVJM und SMB, im Deutschsprachigen Reformierten Filialkirche in Pest, im Bereich der Aussere Mission.

aus dem Jahre 1933 ist, wie schon erwähnt, fast ganz seine Arbeit. Dieses Gesetz brachte in das Missionskonzept der Kirche eine grundsätzliche und positive Verän-derung. Die in dem Gesetz formulierte Missionsstruktur, aus welcher die Missionsar-beit der Kirche auch heute noch hervorgeht, ist sein Werk. 15 Nach seiner Beerdigung würdigte ihn der ungarische Professor für Systematische Theologie, János Victor, mit folgenden Worten: ‘Es gibt in Ungarn keine Gemeinde die nicht, bewusst oder unbe-wusst, den Segen des Dienstes von Forgács genießt.’ 16

Forgács als Person und die ganze Ungarische Reformierte Kirche betreffende und die Missionstheologie der Kirche bestimmende, auch bis heute beweisbare Wirkung seines Lebenswerkes wurden wissenschaftlich noch nicht erforscht. Deshalb erbringt dieses Studium nicht nur für das Ausland, aber auch für Ungarn in mehreren Aspekten viel Neues.

Angesichts seiner außerordentlichen Aktivität in der Missionsarbeit, haben wir das Leitwort, der von Forgács organisierten und für die Mission neue Impulse bringenden Konferenzen, als Titel unseres Studiums gewählt: ‘Bittet den Herrn der Ernte!’ 17

1.2 FORSCHUNGSMETHODEN

Wir beabsichtigen, die Missionsarbeit und Missionstheologie des Pfarrers Gyula For-gács durch eine Beschreibung und Analyse seiner Motivationen und Zielsetzungen methodisch darzustellen.

Im ersten Teil des Studiums (Geschichtlicher Teil), verwenden wir die historische Methode. Darin werden wir den Lebensweg, die Erziehung, die Studien und die missi-onarische Tätigkeit von Forgács darstellen. Wir beschreiben die Lage der ungarischen protestantischen Kirchen und der aufblühenden Bewegungen der Inneren Mission. All das wird im historisch-politischen und wirtschaftlichen Kontext Europas am Ende des 19. und am Anfang des 20. Jahrhundertes untersucht. Dieser Zeitabschnitt gilt als die Blütezeit der ungarischen protestantischen Inneren Mission 18: die Calvinisten und Lutheraner arbeiteten in mehreren Bereichen 19 zusammen und beeinflussten undmotivierten sich gegenseitig. Die Grenzen unserer Forschung werden durch das Ge-burts- und Todesdatum (1879-1941) von Forgács bestimmt. Wir verfügen über zahl-reiche geschichtliche Daten seines Lebensweges. Zudem ist es nicht schwierig, seine Lebensperioden klar zu unterscheiden.

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1. EINLEITUNG

5

20 ‘Der grösste Bote Gottes: Jesus Christus… alle Mission ist seine Mission’, Forgács, A belmisszió, p. 5.21 Forgács, A Református Misszió , p. 3.22 Jan van den Berg, Normatieve Kerkgeschiedenis (Kampen: KOK, 1978), pp. 208-209.

Die systematische Methode wird im zweiten Teil dieses Studiums benutzt. Es ist der theologische Teil, in dem die Missionstheologie von Forgács, aufgrund des uns zur Verfügung stehenden, reichen Quellenmaterials, dargestellt wird. Es werden die Wir-kungen analysiert, die auf ihn in den Studienjahren an der Theologischen Akademie in Budapest, als Stipendiat in Schottland (Edinburgh 1901-1902) und später von interna-tionalen Missionsbewegungen und missionstheologischen Strömungen einwirkten.

Die vergleichende Methode ist auch benutzt. Diese Methode wenden wir dann an, wenn analysiert und untersucht werden soll, wie sich die ungarischen und internati-onalen missionarischen Einflüsse auf die Theologie von Forgács auswirkten. Mit dervergleichenden Methode untersuchen wir auch, welchen Einfluss die Theologie vonForgács auf die Anhänger der ungarischen Missionstheologie ausgeübt hat.

Während der Darstellung der Theologie von Forgács werden wir die von ihm be-nutzten Begriffe gebrauchen und mit dem internationalen Vokabular konfrontieren. Forgács übernimmt die Begriffe ‘Innere Mission’, ‘Äussere Mission’ und ‘Mission’ und verwendet sie in seinen Werken ziemlich konsequent. Den Begriff ‘Mission’ ver-steht er, als Gottes Auftrag an die Kirche, den sie unmittelbar von Jesus Christus emp-fangen hat. 20 Er fasst also den Begriff ‘Mission’ im breiteren Sinne auf. Die Begriffe der ‘Inneren’ bzw. ‘Äusseren Mission’ beziehen sich bei ihm auf die verschiedenen Arbeitsgebiete der Mission. 21

In unseren Untersuchungen halten wir den kritischen Abstand, der eine wichtige Bedingung für die akademische Arbeit ist. Sowohl die Versuchung des Subjektivis-mus als auch die Einseitigkeit der Hagiographie haben wir versucht zu vermeiden. Auf diese Gefahr hat uns der Missionsgeschichtsschreiber Johannes van den Berg aufmerksam gemacht. Diese Gefahr besteht nur nicht allgemein, sondern auch im Bezug auf unser Thema. 22

1.3 STRUKTUR

Das Studium besteht aus drei Teilen und beinhaltet 8 Kapitel. Der erste Teil ist der geschichtliche Teil (I), in dem der gesellschaftliche und kirchliche Hintergrund des Lebens von Forgács geschildert wird (Kap.2). Im Anschluss daran werden sein Le-benslauf, Familie, Erziehung, Studentenjahre und sein Lebensweg als Pfarrer bis zu seinem Tod (1941) kurz dargestellt (Kap.3). Die geschichtliche Darstellung seines Lebensweges halten wir darum für wichtig, weil es möglich ist darin die Wurzel sei-ner Missionstheologie klar zu entdecken. Ohne seine Erziehung, seine persönlichen Kontakte, seine Kenntnisse und Erfahrungen, die er in Missionsbewegungen und in der Gemeindearbeit erwarb, zu kennen, kann man weder seine theologischen Motiva-tionen noch seine Zielsetzungen verstehen.

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1. EINLEITUNG

6

23 Gyula Forgács, A misszió elmélete (Pápa: Főiskolai Könyvnyomda, 1917).24 Gyula Forgács, A belmisszió és cura pastoralis kézikönyve, 1925.25 Gyula Forgács, A Református Misszió irányelvei, 1931.

Der zweite Teil (II) ist der theologische Teil. Hier wird die Missionstheologie von Forgács in vier Kapiteln behandelt. Erstens werden die Einflüsse, die auf ihn wäh-rend seiner theologischen Studien in Ungarn und in Schottland einwirkten, erörtert (Kap.4.). Dann untersuchen wir seine Spiritualität, die sich in seinen volkstümlichen Schriften, seinem Tagebuch und in seinen Briefen widerspiegelt. All dies wird uns zu einem besseren Verständnis seiner Persönlichkeit verhelfen (Kap.5). Im Weiteren werden die Struktur und der Aufbau seiner Missionstheologie dargestellt (Kap.6). An-schließend behandeln wir den Inhalt seiner Missionstheologie bzw. wie er die aus der systematischen Missionstheologie abgeleiteten praktisch-theologischen Konsequen-zen in seiner Gemeindearbeit verwirklichen wollte (Kap. 7).

In unserem Studium liegt der Schwerpunkt auf dem theologischen Teil. Wir haben uns zu dieser Form des Aufbaus und der Gewichtung entschieden, weil Forgács nicht nur Organisator von Missionsvereinen und ein Pfarrer im Gemeindeaufbau war, son-dern auch und vor allem ein Theologe. Bis heute ist er ein einflussreicher Begründerder ungarischen wissenschaftlichen Missionstheologie.

Im dritten Teil des Studiums (III. Kap.8) geben wir eine Zusammenfassung und eine kritische Bewertung des Wesens und der Wirkungen der Theologie von Forgács. Diese theologische Bewertung schließt seine Eingliederung in die ungarischen Missi-ologie und Wirkungsgeschichte ein.

1.4 QUELLEN

Der größte Teil der Bibliographie dieses Studiums beinhaltet Werke ungarischer Spra-che. Die Namen der ungarischen Autoren werden nach der deutschen Rechtschrei-bung geschrieben, zuerst steht der Vorname, dahinter der Familienname. Die Titel ihrer Werke werden ungarisch angegeben, aber diese Werke werden in den Fußnoten ins Deutsche übersetzt. Nur die Titel der wichtigsten Werke und die wichtigeren Zitate werden ins Deutsche übersetzt.

1.4.1 Primäre Quellen

BücherAußer seinem missiologischen Hauptwerk, das ca. 800 Seiten umfasst, sind 40 ver-schiedene Bücher bzw. Hefte von ihm erschienen. Mehrere seiner Bücher sind wissen-schaftliche Werke, die theologische Fragen der Mission behandeln. Die bedeutendsten sind A misszió elmélete [Die Theorie der Mission] (1917), 23 A belmisszió és cura pas-toralis kézikönyve [Handbuch der Inneren Mission und cura pastoralis] (1925), 24 A református misszió irányelvei [Die Richtlinien der reformierten Mission] (1931). 25

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1. EINLEITUNG

7

26 Das Tagebuch beschreibt u.a. die Folgen der kommunistischen Revolution von 1919, deswegen war es bis 1999 verborgen.

27 In der Ráday Sammlung Budapest sind 1506 Briefe aufbewahrt.

Der größte Teil seiner gedruckten Schriften sind volkstümliche Traktate, Biogra-phien und einfache biblische Lehren. Einige seiner Bücher behandeln die praktisch-theologischen Fragen der Kinderarbeit und des Konfirmandenunterrichts. Alle ge-druckten Bücher werden in der Bibliographie aufgeführt!

Artikel und Studien In verschiedenen Zeitschriften sind fast 400 Artikel von ihm erschienen. Mehrere dieser Schriften sind wissenschaftliche Behandlungen der Missionstheologie. Andere Artikel erörtern verschiedene Fragen über das praktische, christliche Leben und die Mission im volkstümlichen Stil. Alle gedruckt herausgegebenen Schriften werden in der Bibliographie aufgeführt!

Missionszeitschriften und ZeitungenDarunter sind besonders die Beiträge wichtig, die Forgács in den von ihm selbst re-digierten Zeitschriften veröffentlicht hat: Ébresztő [Der Erwecker], Magyarság [Das Ungartum], Reformáció [Die Reformation], Református Igehirdető [Der reformierte Verkündiger], Sárospataki Református Lapok [Die reformierten Blätter von Sárospa-tak], Belmissziói Útmutató [Wegweiser der Inneren Mission].

Protokolle und TagebuchDie Protokolle des Presbyteriums der reformierten Gemeinden in Péczel und Sáro-spatak, und sein handschriftliches Tagebuch von 1910 bis 1924 (Péczel), das bis jetzt keine Publikation fand. 26

Im erwähnten handschriftlichen Tagebuch ist auch seine Autobiographie zu finden.

ArchivalienDas Material seiner nicht publizierten Artikel, Vorträge und Handschriften ist recht umfangreich. Notizen aus seinen Studentenjahren (1897-1899) sind erhalten. Zudem ist ein Teil seiner Predigten und Predigt- und Gesangsübersetzungen in der Ráday Sammlung in Budapest bewahrt geblieben. Sein reger Briefwechsel von 1894 bis 1940 27 ist auch archiviert und dokumentiert. Seine Predigten und Briefe hat er selbst geordnet, ein kleiner Teil davon blieb allerdings noch ungeordnet.

Der größte Teil seiner Schriften ist in der Ráday Sammlung und im Archiv der Reformierten Kirche in Budapest geordnet zugänglich. Hier kann man fast alle seine Bücher, Artikel und Briefe finden. Ein anderer, kleinerer Teil seiner Schriften ist inder Wissenschaftlichen Sammlung und Archiv des Reformierten Kollegiums in Sáros-patak und in der Wissenschaftlichen Sammlung und Archiv der Reformierten Kirche in Pápa aufbewahrt.

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1. EINLEITUNG

8

28 János Victor, ‘Forgács Gyula szolgálata’, Református Élet, VIII/25 (1941), p. 4. Siehe noch Victor, ‘Forgács Gyula konventi szolgálatai’, Református Figyelő, IV/8 (1931), pp. 90-91.

29 Pál Gulyás, Magyar írók élete és munkái, IX. (Budapest: Argumentum kiadó és a Magyar Tudományos Akadémia Könyvtára, 1992), pp. 414-416.

30 Mihály Bucsay, Der Protestantismus in Ungarn 1521-1978, I-II. (Wien-Köln-Graz: Verlag Hermann Böhlau, 1977, 1979).

31 Sándor Ladányi, ‘A “Péczeli Kör” megalakulásának félszázados évfordulójára’, Református Egyház, XXII/9 (1970), pp. 198-199.

32 A.-M. Kool: God moves in a Mysterious Way, pp. 244-245. 297-304. 33 KIE, Belmissziói Bizottság, Leány Egyesület usw.34 Kopie der Matrikel im Richard Hörcsik, ‘Az edinburghi magyar peregrináció rövid története’ in

Tovább...Emlékkönyv Makkai László 75. születésnapjára Irták barátai és tanítványai (Debrecen: 1989), pp. 174-177.

35 Hörcsik, ‘Az edinburghi magyar peregrináció rövid története’, p. 176.

1.4.2 Sekundäre Quellen

Besonders wichtige Würdigungen über Forgács sind von folgenden Personen erschie-nen: János Victor, Professor für systematische Theologie 28, Pál Gulyás, 29 Literaturhis-toriker und Mitglied der Ungarischen Wissenschaftlichen Akademie Mihály Bucsay 30 und Sándor Ladányi, 31 beide sind Professoren für Kirchengeschichte in Budapest. Der I. und der II. Band der Dissertation von Anne-Marie Kool beinhalten auch eine Bewer-tung der Theologie von Forgács, doch limitiert, da darin keine archivarischen Quelle genannt wird. 32

Die Protokolle verschiedener Vereine 33 in kirchlichen Archiven von Budapest und Sárospatak. Diese Protokolle enthalten ausführliche Berichte und Angaben darüber, welche missionarische Arbeit in den von Forgács geleiteten Gemeinden geleistet wur-de bzw. welche Rolle seine Person bei den im Missionsausschuss der Synode laufen-den Arbeiten gespielt hat.

Weiterhin: Die Protokolle der Synode in deren Archiv in Budapest.Die Matrikel des New College von Edinburgh. 34 Forgács studierte von 1901 bis

1902 in Edinburgh im New College als Stipendiat. Damals war das New College in Edinburgh ein Zentrum des Scottish Renewal Theological Movement. Hier bekam er für seine weitere Missionstätigkeit wichtige Erfahrungen und Impulse. 35

János Bütösi, A missziológia, mint teológiai tudomány (Debrecen: Bütösi Missziói Alapítvány, 1995). Bütösi war Professor mit Lehrstuhl für Missiologie an der Fakultät für Theologie in Debrecen.

Die über die erwähnten, auf Forgács bezogenen Quellen zusammengestellte Bibli-ographie kann als nahezu vollständig betrachtet werden.

1.4.3 Allgemeine Literatur

Allgemeine, zusammenfassende, internationale, missionsgeschichtliche und missio-logische Werke wurden als Hintergrund des ganzen Studiums benutzt. Unter ihnen halten wir die folgenden für besonders wichtig.

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1. EINLEITUNG

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36 Jan A. B. Jongeneel, Missiologie. I: Zendingswetenschap, II: Missionaire theologie (’s-Gravenhage : Boekencentrum, 1986. 1991).

37 Jan A. B. Jongeneel, Philosophy Science, and Theology of Mission in the 19th and 20th Centuries, A Missiological Encyclopedia Part I. The Philosophy und Science of Mission (Frankfurt am Main; Berlin; Bern; New York; Paris; Wien : Peter Lang Europäischer Verlag, 1995), Part II. Missionary Theology (1997).

38 David J. Bosch, Transforming Mission: Paradigm Shifts in Theology of Mission ( Maryknoll: Orbis, 1991).

39 Kenneth Scott Latourette, A History of the Expansion of Christianity. The nineteenth century in Europe, Bd. II. 1955.

40 Stephen Neil, Geschichte der christlichen Missionen, 2.Aufl., 1990.41 Johann H. Wichern, Die Innere Mission der Deutschen ev. Kirche (Hamburg: Rauhes Haus in Horn,

1849).42 Die ungarische Geschichtsschreibung stand zwischen 1950 und 1989 unter strenger Kontrolle der

kommunistischen Partei. Geschichte durfte ausschließlich nach marxistisch-leninistisch ideologischen Gesichtspunkten geschrieben werden. Deshalb verwenden wir nach 1989 erschienene Quellen.

43 Domokos Kosáry, Magyarság történet (Budapest: Franklin kiadó, 1943).44 András Gergely, Magyarország története 1790-1918 (Budapest: IKVA Kiadó, 1990). 45 Magyar Művelődéstörténet, László Kósa red., (Budapest: Osiris Kiadó, 1998). Auf englisch erschienen:

A Cultural History of Hungary in the Ninetheent and Twentieth Century (Budapest: Corvina-Osiris, 1999).

46 Ignác Romsics, Magyarország története a XX. században (Budapest: Osiris Kiadó, 1999).47 Magyarország története a 19. században, András Gergely red., (Budapest: Osiris Kiadó, 2003).

Für die Geschichte der Missionswissenschaft und Missionstheologie sind die fol-genden generellen Arbeiten wichtig: Jan A. B. Jongeneel, Missiologie (1991) 36, Jan A. B. Jongeneel, A Missiological Encyclopedia 37 und David J. Bosch, Transforming Mission. Paradigm Shifts in Theology of Mission (1991). 38 Bosch wurde ins Ungari-sche übersetzt, Paradigmaváltások a misszió teológiájában (Budapest: Harmat Kiadó és a Protestáns Missziói Tanulmányi Intézet, 2005).

Die Geschichte der äußeren Mission wurde von Kenneth S. Latourette, A History of the Expansion of Christianity (1955) 39, und von Stephen C. Neill, Geschichte der Christlichen Missionen (1992), beschrieben. 40

Für die Theologie der Inneren Mission war wichtig: Johann H. Wichern, Die Innere Mission der Deutschen Ev. Kirche (1849). 41

Allgemeine Werke über die politische und soziale Geschichte Ungarns waren: 42 Domokos Kosáry, Magyarság történet (1943) [Die Geschichte des Ungarntums], 43 András Gergely, Magyarország története (1990) [Die Geschichte Ungarns], 44 Magyar Művelődéstörténet, László Kósa red., (1998) [Ungarische Kulturgeschichte], 45 Ignác Romsics, Magyarország története a XX. században (1999) [Die Geschichte Ungarns in XX. Jahrhundert], 46 Magyarország története a 19. században (2003) András Gergely red., [Die Geschichte Ungarns in 19. Jahrhundert]. 47

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I. GESCHICHTLICHER TEIL

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2. DER HINTERGRUND DES LEBENS VON GYULA FORGÁCS (1848 - 1945)

2.1 EINLEITUNG

Das ungarische Volk, das sich vom 9. Jahrhundert bis ins 10. Jahrhundert hinein in Mittel-Ost-Europa, genauer gesagt, im Karpaten-Becken, angesiedelt hatte, lebte bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts in einem selbstständigen und unabhängigen Kö-nigreich. Seine Unabhängigkeit wurde durch die Armee des türkisch-osmanischen Reiches, das aus süd-östlicher Richtung expansiv aufgetreten war, gefährdet. Diese Armee hat der ungarischen Armee, die ihr zum Landesschutz entgegenmarschierte, bei Mohács 1526 einen tödlichen Schlag beigebracht. Auf dem Schlachtfeld ist selbst König Ludwig (Jagiello) II., zusammmen mit seinem Generalstab, ums Leben gekom-men. Damit ist der Staat der Ungaren zusammengebrochen und wurde für nahezu zwei Jahrhunderte Kriegsschauplatz des Kampfes zwischem dem Osmanischen und dem Habsburger Reich. 1 Das Land blieb bis 1699 unter türkischer Herrschaft. Da-nach wurde und blieb Ungarn bis 1867 in das Habsburger Reich integriert, dann war es bis zum Ende des Ersten Weltkrieges (1918) in einen dualistischen Staatenbund eingegliedert. 2 Diese Situation bestimmte das politische, wirtschaftliche und kulturel-le Leben des ungarischen Volkes.

In diesem Kapitel stellen wir zuerst die politische und die sozial-wirtschaftliche Situation der im Habsburger Reich lebenden Nationalitäten und danach die Situati-on der verschiedenen Konfessionen vor. 3 Anschließend behandeln und analysieren wir die organisatorischen und spirituellen Eigenschaften der ungarischen Protestan-ten, und darin ausführlicher, der Ungarischen Reformierten Kirche. Abschließend werden die missionarischen Einflüsse, die die Ungarische Reformierte Kirche ausdem Ausland erreichten, und die unter deren Wirkung begonnenen Bewegungen behandelt.

1 The Corvina History of Hungary from earlierst times until the present day, Péter Hanák red., (Budapest: Péter Hanák, 1991), pp. 47-80.

2 Magyarország története a 19. században, András Gergely red., (Budapest: Osiris Kiadó, 2003), p. 360.3 Für die ungarische Geschichte nach der Reformation gibt es wenigstens zwei markante Interpretationen.

Die eine berücksichtigt spezifisch römisch-katholische, die andere protestantische Gesichtspunkte.Diese beiden Gesichtspunkte weichen am meisten in der Beurteilung des Verhältnisses zu den römisch-katholischen Habsburgern und zu den nicht römisch-katholischen Konfessionen voneinander ab.

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2. DER HINTERGRUND DES LEBENS VON GYULA FORGÁCS

14

2.2 DIE POLITISCHE LAGE UNGARNS

2.2.1 Das Habsburger Reich sowie die sprachlichen und nationalen Minderheiten

Das Habsburg Reich stellte am Anfang des 19. Jahrhunderts mit seinen 600.000 Qua-dratkilometern und seinen 35 Millionen Einwohnern ohne Zweifel eine europäische Großmacht dar, die mit ihrer Einmillionen-Mann-Armee mit der Kraft jeglicher Macht auf dem Kontinent gleichgestellt werden konnte. 4 Die ethnische Zusammenstellung des Habsburg Reiches zeigte auch ein besonderes Bild. Seiner Bevölkerung gehörten 11 verschiedene Nationalitäten an. Ca. 20 % der Gesamtbevölkerung waren Öster-reich-Deutsche, ca. 20 % Ungarn und 60 % verteilten sich auf die übrigen 9 Länder. Nur die Polen und die Tschechen überschritten die 10 %-Marke, die übrigen Prozente verteilten sich auf die Russen, Bulgaren, Rumänen, Slowaken, Slowenen, Kroaten und Italiener. 5 Die Mehrheit dieser Gruppen versuchte durch ihre Institutionen und Ideologien ihre Identität und ihre Selbstständigkeit zu bewahren, aber die Kriegsan-gelegenheiten und das Finanzwesen lagen vollständig in der Hand Wiens.

Diese Umstände und der im 19. Jahrhundert erwachende, moderne Nationalismus, gefährdeten immer mehr die Einheit des Habsburg Reiches. In den nationalistischen Bewegungen der Reichsvölker tauchte immer stärker die Idee der Gründung eines unabhängigen Nationalstaates auf. In Galizien, welches das polnische Territorium bil-dete, hatte der Adel z.B. einen Aufstand ausgelöst, um dadurch die nationale Unab-hängigkeit zu erreichen. Kurz danach brach in Paris (24. Februar 1848), dann in Wien (13. März 1848) und auch in Pest (15. März 1848) die Revolution aus. Das Ziel der Revolutionen war es, die Trennung vom Habsburg Reich und dadurch die politische Freiheit des Landes zu erreichen. 6

Wien hatte schnell erkannt, dass, falls sich die Ungarn vom Habsburger Reich er-folgreich lösen würden, die ganze Monarchie zerfallen wird. So versuchte es zuerst die kleineren Völker gegen Ungarn auszuspielen und danach brachte es ihre Armee in Alarmbereitschaft. Um ihre Freiheit zu erreichen, haben die Ungarn zu den Waf-fen gegriffen und kämpften nicht nur aufopferungsvoll, sondern auch erfolgreich ge-gen die kaiserlichen Truppen. Am Ende hatte sich Kaiser Franz Joseph I., der am 2. Dezember 1848 den Thron bestieg, hilferufend an den russischen Zaren Nikolaus I. gewendet. 7 Darauf schickte dieser eine Armee mit 200.000 Soldaten nach Ungarn, die zusammen mit der Armee des Kaisers am 13. August 1849 die ungarische Armee zur Kapitulation zwangen. 8

Auf den Umsturz des ungarischen Freiheitskampfes folgten die Jahre der Rache, die von einer blutigen Vergeltung begleitet wurden. Diese Periode (1850-1859) wurde

4 István Diószegi, A Ferenc József-i Kor Nagyhatalmi Politikája (Budapest: Kossuth Könyvkiadó, 1987), p. 5.

5 Diószegi, A Ferenc József-i Kor, pp. 6-8.6 András Gergely, Magyarország története 1790-1918, 2. Aufl. (Budapest: IKVA Kiadó, 1990), pp. 41-43.7 Gergely, Magyarország története, p. 64.8 Gergely, Magyarország története, p. 66.

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von ungarischen Historikern als Neoabsolutismus bezeichnet. 9 Alexander Bach, als Innenminister von Franz Joseph I. war beauftragt, die absolutistische und zentralisie-rende Politik Österreichs in Ungarn auszuführen. Er versuchte Ungarn in das Habs-burger Reich zu assimilieren. Also als Konsequenz der Niederlage hat Ungarn sein noch bestehendes, aber sehr zerbrechliches Selbstbestimmungsrecht verloren.

Um Ungarn als eine einzige Provinz in das Habsburg Reich assimilieren zu kön-nen, war es zu groß. Deshalb wurde der Ausbau der Eisenbahnlinie im Reich so durch-geführt, dass dadurch die Entwicklung der ungarischen Volkswirtschaft verhindert wurde. Überall im Habsburger Reich wurden einheitliche Bürger- und Strafgesetze eingeführt und die offizielle Verwaltungssprache war die deutsche Sprache.

Trotz allem ging die Erosion des Reiches weiter. Die Habsburger haben die Lom-bardei, ein früher integrierter Teil des Reiches, 1859 im Krieg zwischen dem Habs-burger Reich und Italien verloren. 1866 brach der preußisch-österreichische Krieg aus, den die Habsburger auch verloren haben. Die aufeinander folgenden Niederlagen hatten das absolutistisch strukturierte Reich in eine Krise gestürzt.

In einen Übereinkommensvertag, den man Ausgleich genannt hat, haben führen-de Köpfe des Militärs und der Regierung von Wien, mit Ferenc Deák (1803-1876), dem Vertreter des Ungarischen Reichstages, beschlossen, eine neue Staatsform mit dem Namen Österreich-Ungarische Monarchie zu gründen. In dieser neuen Staats-form hatten sowohl Ungarn, als auch Österreich ein selbständiges Parlament und eine eigene, dem Parlament verpflichtete Regierung. Diese Selbstständigkeit blieb jedochsymbolisch, da die Kriegsangelegenheiten und das mit diesem verbundene Finanzwe-sen weiterhin von der Zentralregierung in Wien verwaltet wurden. Als Zeichen der Selbstständigkeit wurde Franz Joseph I. zum König Ungarns gekrönt. 10 Diese Zeit-periode bezeichnen die Historiker als die Zeit des Dualismus, die von 1867 bis 1918 andauerte 11 und friedlich verlief.

Von Anfang an gab es unter den Politikern und den Historikern Gegner und Be-fürworter des ‘Ausgleichs’. In der Gegenwart sind diejenigen in der Mehrheit, die die Vorteile und Gewinne für Ungarn, nicht das angetane Unrecht und die Beein-trächtigung der politischen Unabhängigkeit, hervorheben. 12 Die Jahre des Dualismus sind für Ungarn so zu Ende gegangen, dass Kaiser Franz Joseph I. am 28. Juli 1914 den Serben den Krieg erklärte und sich der Erste Weltkrieg schnell auf dem ganzen Kontinent ausgebreitetet hat. Der Erste Weltkrieg ging mit dem Zusammenbruch des dualistischen Staates Österreich-Ungarn zu Ende und führte gleichfalls zum Zerfall des Habsburger Dynastie.

In dem der Beendigung des Ersten Weltkriegs folgenden innenpolitischen Durchein-ander fiel am 30. Oktober 1918 die Landesführung dem Grafen Mihály Károlyi, einemAristokraten, der sozialdemokratische Gefühle und kommunistische Sympathie zeigte, in die Hände. Károlyi spielte jedoch am 21. März 1919 die Macht einer kommunisti-

9 Magyarország története a 19. században, p. 327.10 Magyarország története a 19. században, pp. 323-325.11 Gergely, Magyarország története, pp. 78-80.12 Magyarország története a 19. században, pp. 325-326. 379-384.

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schen Gruppe in die Hände. Die Leiter dieser Gruppe, riefen in Ungarn eine Räterepu-blik sowjetischen Typs aus und begannen, als Schüler von Lenin, die Verwirklichung der Proletardiktatur in Ungarn: Sie ließen in den Städten und Dörfern des Landes in erster Linie die zur ungarischen Intelligenz gehörende Bürger brutal ermorden. 13

Als die Siegermächte, die auf den Friedensverhandlungen in Paris vertreten wa-ren, dies bemerkten, beauftragten sie Rumänien und die Tschechoslowakei, Ungarn zu belagern und das Land vor der kommunistischen Bedrohung zu beschützen. Die Rumänen hatten vom 29. Juli 1919 an den Auftrag erfüllt und schon am 4. August Budapest belagert. Die rumänische Armee, die Ungarn erobert hatte, vertrieb aber nicht nur die kommunistischen Leiter aus dem Land, sondern richtete auch so schwere Verwüstungen und Raub an, dass die Siegermächte wiederum diejenigen waren, die im November 1919 die Rumänen aus dem Lande auswiesen. 14 Nach der Niederschla-gung der bolschewistisch-kommunistischen Revolution wurde Miklos Horthy (1868-1957) später der Gouverneur von Ungarn. Sein Ministerpräsident Graf István Bethlen (1874-1947) spielte eine wichtige Rolle dabei, dass sich in Ungarn der ‘parlamentari-sche Autoritätsstaat’ 15 mit Mehrparteiensystem entwickeln konnte.

Die erwähnten Ereignisse hatten das Schicksal Ungarns sowie das aller anderen Nationalitäten innerhalb des ehemaligen Habsburger Reichs entscheidend beeinflusst.Im Sinne des die Folgen des Ersten Weltkriegs festhaltenden sog. Friedensvertrages (1920) 16 konnte Ungarn nur ein Drittel (32,9 %) seiner Gebiete und kaum mehr als zwei Fünftel (41,7 %) seiner ungarischsprachigen Bevölkerung behalten, den Rest hatte es verloren. Statt Ungarn mit vielen nationalen Minderheiten entstand schließ-lich ein kleiner Nationalstaat, während eine erhebliche Anzahl Ungarn zu den Nach-barländern Tschechoslowakei, Rumänien und Jugoslawien kam.

Inzwischen versuchte 1921 Karl IV. (Habsburg), der 1918 auf den ungarischen Thron verzichtete, die Unterstützung einer Gruppe der ungarischen Aristokraten und des römisch-katholischen Priestertums genießend, den ungarischen Thron wiederzu-gewinnen. Dieser Versuch scheiterte jedoch und damit brach der Kontakt zwischen Ungarn und dem Habsburg-Haus endgültig ab.

Nachdem Hitler an die Macht gekommen war (1933), wurde Ungarn in die Vor-bereitung des Krieges und dann selbst immer mehr in den Krieg hineingezogen, (19. März 1944). Dies führte später dazu, dass es zum Kriegsschauplatz wurde. Der ‘par-lamentarische Autoritätsstaat’ mit Mehrparteiensystem bestand bis zur deutschen Okkupation von Ungarn fort. Nach der deutschen Besetzung gelangte die politische Macht in die Hände einer rechtsradikalen Gruppe, die der deutschen Wehrmacht zur Macht verhalf und die eigentlich Vollstrecker der Anweisungen von Hitler war. Des-halb führte die Beendigung des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945 zur sowjetischen Besetzung und auch zum politischen Zusammenbruch Ungarns.

13 Ignác Romsics, Magyarország története a XX. században (Budapest: Osiris Kiadó, 1999), p. 123.14 Romsics, Magyarország története a XX. században, p. 133.15 Romsics, Magyarország története a XX. században, p. 220-222.16 Kosáry, ein ungarischer Historiker sagt: ‘Der Friedensvertrag von Trianon war keine Vereinbarung,

sondern ein Diktat.’ Domokos Kosáry, Magyarság történet (Budapest: Franklin kiadó,1943), p. 405.

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2.2.2 Die soziale und wirtschaftliche Lage in Ungarn (1848-1945)

Soziale LageAm 11. April 1848 hatte das ungarische Parlament die Befreiung der Fronarbeiter an-gekündigt und dies hat eine gesellschaftliche und soziale Veränderung in Gang gesetzt. In die politische Struktur des Ausgleiches wurde eine gewisse Modernisierung vorpro-grammiert, die zur Verbreitung des Mittelstandes (Bürgerstand) verholfen hatte. Die Verbürgerlichung in Ungarn wurde von vielen Dualitäten charakterisiert. Dies machte sich in der Lebensführung, in der Denkweise, in der politischen Struktur und in der po-litischen und wirtschaftlichen Elite bemerkbar. 17 So begann eine Massenzuwanderung in die Städte und es erschienen neue Arbeitszweige und damit verbunden auch neue Kapitalbesitzer. Die Zahl der Industriearbeiter wuchs ständig. Zur Jahrhundertwende gehörten ca. 1.000 Familien zum sog. Großbürgertum, die überwiegend zum Juden-tum gehörten. 18 Die Mehrheit des ‘Mittelstandes’ waren ungarische Familien und assi-milierte Deutsche, aber auch unter den Intellektuellen, im Handel und Bankwesen war die Zahl der Juden relativ hoch. 19 Eine besondere Schicht war der sog. ‘herrschaftli-che Mittelstand’, der noch die alten, adligen und feudalen Werte und Wertordnungen vertrat und seine Abstammung hoch schätzte. Die sog. ‘Bauern-Bürger’ bildeten eine andere besondere Gruppe, deren Tätigkeit von Unternehmermentalität und Agrar-fachkenntnis charakterisiert war. Die Dorfbewohner waren eher ‘landorientiert’ als ‘profitorientiert’.20 Deshalb blieb die Zahl der Landbevölkerung bedeutend groß. In dieser Doppelstruktur hatte sich die ungarische Gesellschaft langsam verändert. Neue gesellschaftliche Gruppen sind entstanden, während andere verschwanden.

Die auffallende Entwicklung Ungarns, die an der Wende des 19. Jahrhunderts be-gann, wurde von ernsthaften sozialen Problemen begleitet. Die Getreidekrise in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts bedeutete ein Unglück für das ganze Land. Diese Krise hatte vor allem die Agrararbeiter getroffen. Die unzufriedenen Massen der Land-bevölkerung wurden von den agrarsozialistischen Bewegungen, die 1891 entstanden, zusammengeführt. Die immer größer werdende Gruppe der armen Tagelöhner schloß sich auch dieser Bewegung an. Gleichzeitig begann unter den Industriearbeitern eine organisierte Arbeit der Arbeiterbewegung, die verschiedene Ausrichtungen zeigte, u.a. kommunistische und sozialdemokratische. Durch diese Bewegungen entstanden verschiedene Arbeiterparteien, die später die unzufriedene Masse der Arbeiter, die nach dem Ersten Weltkrieg immer größer wurde, auf die Straße geführt hatte.

Gegenüber dem Judentum, 21 das im wirtschaftlichen und kulturellen Leben der Nation eine wichtige Rolle spielte und zudem zahlenmäßig immer größer wurde, ent-wickelte sich ein gewisser Antisemitismus. Ein Höhepunkt dessen war der Prozess

17 Magyarország története a 19. században, pp. 434-435.18 Magyarország története a 19. században, pp. 438-440.19 Magyarország története a 19. században, pp. 440-444.20 Magyarország története a 19. században, pp. 450-451.21 Gergely, Magyarország története, p. 86. Siehe noch Carlile Aylmer Macartney, Hungary. A Short

History (Chicago, 1962), pp. 190-191.

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von Tiszaeszlár (1883), in dem die Juden der rituellen Ermorderung eines christlichen Dienstmädchens angeklagt wurden. ‘Die Regierung hatte sich aber dem Antisemitis-mus entgegengesetzt. Die Ausschreitungen wurden gezügelt und in dem, bis dahin größten Prozess, wurden die Angeklagten freigesprochen.’ 22 Dieses Gerichtsurteil war ein Sieg des Liberalismus, der das politische Leben grundsätzlich bestimmte.

Ein anderer Grund für die sozialen Spannungen ist darin zu suchen, dass Ungarn ein Land mit vielen Nationalitäten war. Diese ethnischen Gruppen wollten ihre Autonomie erreichen. Da aber die ungarische Staatsmacht ihren Forderungen keinen Platz gab, or-ganisierten sie Demonstrationen, Pressedebatten und Rechtshandlungen. Nach dem Aus-gleich wurde der Nationalismus in Mittel-Ost-Europa und auch in Ungarn immer stärker. Obwohl das ‘Gesetz der Nationalitäten’ von 1868 jedem Menschen in Ungarn das Recht zur Freiheit und zur kulturellen Entwicklung zusprach, kam dies nicht zur Geltung. 23

Die Spannungen, die schon aus der Vergangenheit in der ungarischen Gesellschaft vorhanden waren, vergrößerten sich durch die zögerlichen Entwicklungen in der Wirt-schafts- und Außenpolitik und durch die Defizite, die im Ersten Weltkrieg entstandensind. Die Niederlagen, die durch den Krieg verursacht wurden und auch die unerwarte-ten sozialen Schwierigkeiten führten dazu, dass 1919 eine bolschewistisch-sozialistische Revolution entstand, die ein ungarischer Historiker folgendermaßen zusammenfasste: ‘Diese war vielleicht die dunkelste Periode in der ungarischen Geschichte, als dieser furchtbare Mist aller Revolutionen die leidenden Millionen in seine Gewalt zog.’ 24

Nach dem Friedensvertrag von Trianon, der den Ersten Weltkrieg endlich abge-schlossen hatte, sind mehrere Hunderttausende, aus den abgetrennten Gebieten, ins Mutterland geflüchtet. Diese Menge hatte die sowieso wachsende Zahl der Arbeits-losen und der Obdachlosen weiter vermehrt. Die ungarische Regierung unter Leitung von Bethlen konnte die sozialen und wirtschaftlichen Probleme vorübergehend kon-trollieren, aber die Lösung der sozialen Probleme wurde dadurch behindert, dass die Auswirkung der amerikanischen Wirtschaftskrise von 1929 in den Jahren 1930-31 auch Ungarn erreicht hatte. 25

Nachdem Hitler an die Macht gekommen war und Ungarn in den Krieg hineinge-zogen wurde, verschlechterte sich auch die soziale Lage. Die Zahl der Unzufriedenen wurde immer größer und führte zur Verstärkung der Sozialdemokratie und der kommu-nistischen Arbeiterbewegung. Das begünstigte jedoch die Radikalisierung der Agrar- und Arbeiterbewegung. Dieser Prozess führte mit der Beendigung des Zweiten Welt-kriegs im Jahr 1945 zum sozialen und wirtschaftlichen Zusammenbruch Ungarns.

Wirtschaftliche LageDie nach Oberfläche und Einwohnerzahl zu den Großmächten gerechnete Monarchiekonnte wirtschaftlich nur eine Mittelposition unter den industriell hochentwickelten

22 Gergely, Magyarország története, p. 87.23 Péter Hanák, Magyarország története (Budapest: Corvina, 1991), p. 138.24 Domokos Kosáry, Magyarság történet, p. 389. 25 T. Iván Berend und György Ránki, Közép-Kelet Európa gazdasági fejlődése a 19. és 20. században

(Budapest, 1976), p. 146.

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Ländern West-Europas und den unterentwickelten Agrarländern Ost-Europas bean-spruchen. Ihre wirtschaftliche und gesellschaftliche Gesamtsituation wurde durch eine gewisse Zwiespältigkeit charakterisiert. Einerseits hatte sie ab der Mitte des 19. Jahrhunderts immer mehr die Merkmale des früheren, bürgerlichen Kapitalismus ge-tragen, andererseits waren in ihr immer noch die Merkmale des späteren Feudalismus gegenwärtig. Ihre Infrastruktur blieb noch im zweiten Teil des 19. Jahrhunderts un-terentwickelt. So bot die Industrie nur für 10 % der Bevölkerung eine Arbeitsmög-lichkeit. In der Getreideproduktion gehörte sie zur Frontlinie Europas. Diese wirt-schaftlich-gesellschaftliche Situation hat sich am Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr geändert und in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eine neue Wende genommen.

In der ungarischen Geschichtsschreibung wurde die Periode von 1848 bis 1918 als die Zeit der Industrierevolution bezeichnet. Besonders von 1875 bis 1890 war in der Industrie, im freien Wettbewerb und in der Ausbreitung der Mittelschicht (Bürger) eine auffallende Entwicklung erkennbar. Es war ‘die Periode des Liberalismus mit freiem Wettbewerb, eine Zeit mit schrittweiser, friedlicher Entwicklung.’ 26

In der Zeit des Dualismus wurde die moderne Infrastruktur mit großen Investitionen ausgebaut, vor allem das Eisenbahnnetz. So konnte man 1846 nur 35 km per Eisen-bahn bereisen, 1913 waren es schon 22.084 km. Infolge der Flussregulierungen hatte die Schiffahrt einen großen Aufschwung erlebt. 27 Auch die Mobilisierung des Agrar-sektors wurde gestartet, das Groß-Mietsystem, das von den Kapitalbesitzern finanziertwurde, entwickelte sich fortan. Dies hat später die Modernisierung der Güter, die noch in Selbstverwaltung blieben, ermöglicht. Im Hintergrund der Agrarentwicklung stand ein neues Banken- und Kreditsystem, das hauptsächlich agrarorientiert war. Das für den Agrar- und Eisenbahnbau benötigte Material wurde vom Maschinenbau und der Schwerindustrie geliefert. Vor dem Ersten Weltkrieg fand man in Ungarn schon eine entwickelte Stahlindustrie und einen landwirtschaftlichen Maschinenbau vor. Zudem eine Mühlen-, Alkohol- und Zuckerindustrie, die alle Agrarprodukte verarbeitete. 28

Die ungarische Wirtschaft hat sich von dem wirtschaftlichen Zusammenbruch nach den Ersten Weltkrieg verhältnismässig schnell wieder aufgerichtet. Zwischen 1920 und 1925 vervierfachte sich der Export und der Import verdoppelte sich. 29 Die Kon-solidierung wurde aber durch die wirtschaftliche Krise von 1930-1931 gehindert, die die Wirtschaft eines solchen Landes, das hauptsächlich vom Agrarexport lebt, wegen des Preisrückgangs schwer getroffen hatte. Die dreißiger Jahre waren durch große Arbeitslosigkeit gekennzeichnet, die die Entwicklung sowohl der Landwirtschaft als auch der Industrie abgebremst hat.

Obwohl sich die Industrialisierung fortsetzte, hat sich die Industrie doch nicht als wirksam erwiesen. Die Industrieproduktion hat kaum 43% des europäischen Durch-schnittes erreicht. Der Durchschnitt des Nationaleinkommens pro Person betrug 1937-38

26 Gergely, Magyarország története, p. 84.27 Magyarország története a 19. században, pp. 353-356.28 Berend und Ránki, Közép-Kelet Európa gazdasági fejlődése a 19. és 20. században, p. 90.29 Berend und Ránki, Közép-Kelet Európa gazdasági fejlődése a 19. és 20. században, p. 146.

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noch immer 120 USD, was die Hälfte des europäischen Durchschnittes war. 30 Die freie Entwicklung der Wirtschaft wurde ganz abgebremst, als Ungarn 1941 an der Seite Hitler- Deutschlands in den Weltkrieg eintrat und am 11. Dezember 1941 auch den USA den Krieg erklärte. Von diesem Zeitpunkt an stand die Wirtschaft unter deutscher Direktive und hat mit allen wirtschaftlichen Potentialen dem Krieg gedient. Von Sep-tember 1944 bis April 1945 hat sich der Krieg auch auf ungarische Gebiete ausgebrei-tet und wegen der Kämpfe wurde die ganze Infrastruktur des Landes und 40% des gesamten Nationalvermögens vernichtet.

2.3 DIE LAGE DER RELIGIONEN UNGARNS (1848-1945)

2.3.1 Allgemeine Lage

Das Gesetz Nr. XX von 1848 teilte die Religionen in zwei Gruppen auf. Zu einer Grup-pe gehörten die sog. anerkannten Religionen (religiones acceptae), zu der anderen die sog. geduldeten Religionen (religiones receptae). Anerkannte Religionen waren die römisch-katholische, die griechisch-katholische, die reformierte, die evange-lisch-lutheranische, die unitarische, die griechisch-orthodoxe Kirche und die jüdische Glaubensgemeinschaft. 31 Vom Staat wurden ihnen Religionsfreiheit, in ihrer inneren Organisation Freibestimmungsrecht, Selbstverwaltungsrecht und noch andere Rechte gesetzlich zugesichert. Nach dem Gesetzartikel Nr. XX von 1848 hatten sie Gleichheit vor dem Gesetz. Ihre kirchliche Schulen sollten sogar, zumindest theoretisch, aus der Staatskasse finanziell unterstützt werden.32 Ihre Mitglieder durften diese Schulen ge-genseitig besuchen. Der Zusammenbruch der Revolution von 1848 und dessen Folgen hatten leider die Verwirklichung dieses Gesetzes für längere Zeit verhindert.

Die sog. geduldeten Religionen hatten wesentlich weniger Rechte und sie stan-den unter einer strengeren Kontrolle. Zur Gründung einer solchen Religion brauch-te man eine Sondererlaubnis. Nach dem Umsturz der Freiheitsrevolution blickte die Habsburgpolitik mit einer besonderen Antipathie auf die Protestanten. Kossuth war Lutheraner, und die Reformierten waren wegen ihres Nationalbewusstseins, ihrer Re-ligionslehre und ihrer Kirchenstruktur verdächtig. Alle protestantischen Pfarrer und Lehrer, die sich an der Freiheitsrevolution aktiv beteiligten, wurden unter Anklage ge-stellt. Einige von ihnen wurden ins Gefängnis gebracht, andere wurden hingerichtet. Nach einer Zeit der Rache und der Einschüchterung hatten die Habsburger ihre Taktik geändert und versuchten die Kirchen für die Unterstützung ihres eigenen Systems zu gewinnen. Bei den Römisch-Katholischen versuchten sie das anders zu erreichen als bei den Protestanten.

30 Hanák, Magyarország története, p. 193.31 János Csohány, Az 1894-95. évi Magyarországi Egyházpolitikai Törvények és a Református Közvélemény

(Debrecen: A Debreceni Református Teológiai Akadémia Egyháztörténeti Tanszékének Tanulmányi Füzetei. 10-11. 1987), p. 112.

32 János Csohány, Magyar protestáns egyháztörténet 1711-1849 (Debrecen: Debreceni Református Kollégium Sokszorosító Irodája, 1979), pp. 62-63.

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Die Habsburger hatten 1855 ein Konkordat mit dem Papst geschlossen. In diesem verzichteten sie auf das Recht der staatlichen Kontrolle über die römisch-katholische Kirche, wofür der Papst die volle Loyalität der Kirche garantierte. Die protestanti-schen Kirchen wurden dagegen 1859 durch einen kaiserlichen Befehl, ‘Patent’ ge-nannt, ihrer Selbstverwaltungsrechte beraubt und alle ihre kirchlichen Tätigkeiten unter staatliche Kontrolle gestellt. Dieses Ereignis hat die unbeschränkte Macht der römisch-katholischen Kirche über die anderen Religionen gestärkt. Daraus entwi-ckelte sich zuerst ein politischer, anti-habsburgischer ‘Patent-Kampf’, danach gegen die römisch-katholische Kirche ein ‘Kulturkampf’. 33 Diese Kämpfe waren insofern erfolgreich als 1867 im ‘Ausgleich’ das Verhältnis zwischen Staat und Kirche ver-fassungsmäßig geregelt wurde. Nach dem ‘Ausgleich’ ließ die ungarische Regierung die Gleichberechtigung der Religionen und die finanzielle Unterstützung der KirchenSchritt für Schritt im Landesparlament bewilligen und als Gesetz verfassen. 34 Mit der Annahme der staatlichen Unterstützung orientierten sich die protestantischen Kirchen statt der Formation der ‘freien Kirche’ Richtung der Verflechtung mit dem Staat. Hiermüssen wir noch anmerken, dass es in Ungarn eine derartige Verflechtung des bürger-lichen Staates und der protestantischen Kirchen früher nicht gab.

In diesem Gesetz wurde den Kirchen auch das Schulgründungsrecht anerkannt. Auch die Frage der religiösen Angehörigkeit der in einer Mischehe geborenen Kinder wurde darin geregelt. Laut des G. A. VII. von 1885 waren jeweils 3 Bischöfe und 3 Generalkuratoren (bzw. Aufseher) aus der reformierten und aus der lutheranischen Kirche im Oberhaus des Parlaments als Mitglieder vertreten. Der unitarischen Kirche wurde ein Vertreter zugesagt. Danach wurde die Emanzipation der jüdischen Religion bekanntgegeben und auch die Konfessionslosigkeit wurde gesetzlich anerkannt (G.A. XLII. 1895). Die volle Gleichberechtigung der Religionen konnte einerseits wegen des zahlenmäßigen Übergewichtes der römisch-katholischen Kirche und ihres großen Eigentums, andererseits wegen der finanziellen Armut der protestantischen Kirchennicht verwirklicht werden.

Das Recht der ‘geduldeten Religion’ bekamen die Baptisten erst 1905, und die Muslime erst 1916. 35 Die Gesetze über die Gleichberechtigung der Religionen haben aber hauptsächlich den politischen, rechtlichen und finanziellen Status der ‘anerkann-te Religionen’ gestärkt.

Ungarn war also Anfang des 20. Jahrhunderts hinsichtlich der Religionen der viel-fältigste Staat Europas. Die Bevölkerung des Landes verteilte sich auf 7 Konfessio-nen, 0,1% der Gesamtbevölkerung gehörten den sogenannten Freikirchen an. Eine

33 Mihály Bucsay, Der Protestantismus in Ungarn 1521-1978, II. (Wien-Köln-Graz: Verlag Hermann Böhlau, 1979), pp. 93-95. Siehe noch Sándor Bíró, ‘Az önkormányzat védelmében’, in A Magyar Református Egyház története, Sándor Bíró und István Szilágyi red., (Budapest: Kossuth Könyvkiadó, 1949), p. 332.

34 János Bolyki und Sándor Ladányi, ‘A Magyarországi Református Egyház 1918-1948 között’, in A Magyarországi Református Egyház Története 1918-1990, József Barcza und Dénes Dienes red., (Sárospatak: Sárospataki Református Kollégium, 1999), p. 7.

35 Mihály Bucsay, Der Protestantismus in Ungarn 1521-1978, I. (Wien-Köln-Graz: Verlag Hermann Böhlau, 1977), pp.131-135.

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Besonderheit stellten die aus der Vereinigung der römisch-katholischen und der grie-chisch-orthodoxen Konfessionen im Verlaufe des 17.-18. Jahrhunderts entstandenen griechisch-katholische Konfession sowie die unitarische Konfession dar, die von den das Dogma der Dreiheiligkeit ablehnenden Glaubensgemeinschaften, nur in Sieben-bürgen ohne Unterbrechung, bis in die Gegenwart besteht. 36 Zur Jahrhundertwende, vor dem Zerfall der Monarchie, lebten auf dem Gebiet des sog. historischen Ungarns 48,7% römisch-katholische, 17-18% reformierte und 28,5% evangelisch-lutherische Kirchenangehörige ungarischer Muttersprache. Dazu kamen Unitarier, welche alle ungarischer Muttersprache waren. Der übrige Teil der erwähnten Konfessionen und auch diejenige, die nicht zu einer dieser Kategorien gehörten, waren deutscher, slowa-kischer, kroatischer, serbischer, ukrainischer, bulgarischer Muttersprache. Die Tätig-keit der Konfessionen und ihr Verhältnis zueinander hatten ‘die Krone und das Gesetz reguliert.’ 37

Zwischen 1920 und 1945 wurde keine rechtliche Veränderung in dem Verhältnis zwischen Staat und Kirche erreicht, obwohl die sogenannten anerkannten Kirchen immer nachdrücklicher die Innenpolitik des Staates kritisiert hatten. Sie förderten die Bodenreform; der Staat sollte nämlich den armen Agrararbeitern zu Bodenbe-sitz verhelfen. Weitere Forderungen waren die Demokratie und die Lösung der Arbeitslosigkeit. 38 Am heftigsten waren die Kirchen mit dem Staat wegen der Juden-Frage 39 in Konflikt geraten, aber trotzdem hat diese Sache den rechtliche Status derKirche nicht verändert.

In dem rechtlichen Verhältnis zwischen Kirche und Staat kam es nach dem Ab-schluss des Zweiten Weltkrieges 1948 zu einer wesentlichen Veränderung. Der kom-munistische Staat hatte alle Kirchen in den engsten Rahmen gedrängt und alle unter seine Kontrolle gebracht. 40

2.3.2 Die Lage der protestantischen Kirchen (1848-1945)

Die Protestanten und die Katholiken‘Der starke Druck der rekatholisierenden und gefürchteten eindeutschenden Tenden-zen’ bewegte die lutherische und die calvinistische Kirchen, trotz der unterschied-

36 Magyar Művelődéstörténet, László Kósa red., (Budapest: Osiris Kiadó, 1998), pp. 319-320.37 József Tóth, ‘Az állam és az egyház viszonya a Monarchiában’, in Kiegyezés és Dualizmus, Edit

Kunfalvi red., (Budapest: Honvédelmi Minisztérium, 1998), p. 82.38 Bíró, ‘A református egyház a magyarság életében’ in A Magyar Református Egyház története, pp. 495-

500.39 Die reformierte Kirche protestierte auf einer 1940 in Debrecen durchgeführten Konferenz entschieden

gegen jede Form des Antisemitismus. Sogar noch in 1944 wurde scharfer Protest gegen die Deportationen erhoben. Bíró, ‘Die reformierte Kirche im Leben des Ungartums’ in A Magyar Református Egyház története, pp. 500-501. Siehe noch Bolyki és Ladányi, A Magyarországi Református Egyház 1918-1948 között, pp. 53-56.

40 Am 7. Oktober 1948 unterschrieben die Kirchen das vom kommunistischen Staat aufgezwungene Abkommen, diesem folgte das Schließen der Pastoren- und Seelsorger-Ausbildungsinstitutionen sowie das Verbot des Religionsunterrichts und der Missionsvereine. Siehe Bolyki und Ladányi, A Magyarországi Református Egyház Története, p. 123.

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lichen Glaubensauffassungen, bereits im 18. Jahrhundert zum Zusammenschluss. 41 Eine Folge dieses von außen kommenden Druckes war die Einheit, mit der im 18. Jahrhundert die Ausübung der ‘Intercommunio’ und der ‘Intercelebracio’ zu einer all-täglichen Gewohnheit wurde. 42 Danach arbeiteten sie auch auf mehreren Gebieten, der Mitte des 19. Jahrhunderts begonnenen Missionsarbeit, zusammen.

Die gesellschaftliche Lage der protestantischen Kirchen Ungarns im frühen 19. Jahrhundert wurde durch zwei Tatsachen bestimmt: Einerseits sprach der Großteil der Mitglieder der protestantischen Kirchen ungarisch, andererseits war die Hauptreligion während der Monarchie die römisch-katholische.

Nach der Revolution 1848 hatten sowohl der Kaiserhof als auch die Leitung der römisch-katholischen Kirche die Protestanten einstimmig als Verursacher des Frei-heitskampfes angeklagt. Wien hielt die Protestanten für die gefährlichsten Rebellen, deshalb versuchte es die Organisation dieser Kirchen zu zerschmettern und sie unter eine Zentralmacht zu stellen. Diesem Ziel diente der offene kaiserliche Befehl (‘Pa-tent’) von 1859. Dieser hatte den protestantischen Kirchen eine neue Organisations-form vorgeschrieben, das Verbot der öffentlichen, kirchlichen Versammlungen und eine staatliche Bewilligungspflicht zur Ernennung eines Pfarrers.43 Der Widerstand der ungarischen Protestanten gegen dieses ‘Patent’ war so heftig, dass der Kaiser den Befehl am 15. Mai 1860 zurückziehen musste. 44

Obwohl die Gesetze, die während des Ausgleiches verabschiedet wurden, den Sta-tus der Konfessionen verfassungsgemäß regulierten, hatte ‘die Ungarische Katholi-sche Kirche gegenüber der Regierung passiven Widerstand geleistet. Denn ihrer Mei-nung nach war die Regierung gegenüber den anderen Konfessionen übermäßig nach-giebig, zum Schaden der römisch-katholischen Kirche.’ 45 Dies tat die römisch-katho-lische Kirche, obwohl der Thron nach dem Gesetz nur von einer römisch-katholischen Person geerbt werden konnte und dessen Krönung nur in einer römisch-katholischen Kirche, unter Mitwirkung des Primas, vorgenommen werden durfte. Zum Kultusmi-nister durfte ebenso nur eine römisch-katholische Person gewählt werden und die staatlichen Feiertage durften nur nach den römisch-katholischen Zeremonien gefeiert werden. 46 Die Kontroversen zwischen der römisch-katholischen und der protestanti-schen Lehre hielten die Spannungen, die auf gesellschaftlichem Gebiet auftauchten, wach. Diese Spannungen und Kontroversen hörten auch nach dem Zusammenbruch der Monarchie nicht auf.

Weitere Spannungen enstanden wegen der konfessionellen Schulen. Der Gesetz-artikel Nr. XXXVIII/1868 hatte das Recht zur Schulgründung der Konfessionen, bzw.

41 Bucsay, Der Protestantismus in Ungarn, II., pp. 34-35.42 Bucsay, Der Protestantismus in Ungarn, II., p. 35.43 Mihály Zsilinszky, A Magyarhoni Protestáns Egyházak Története (Budapest: Athaeneum Irodalmi és

Nyomdai Rt., 1907), p. 698.44 Bíró, ‘Egyházunk belső élete a szabadságharc után’ , in A Magyar Református Egyház Története, p. 351.45 János Csohány, ‘A magyar állam valláspolitikája és a református egyház’, in Bartha und Makkai,

Tanulmányok, p. 93.46 Csohány, ‘A magyar állam valláspolitikája’, p. 92.

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das Recht der Eltern zur freien Schulwahl gesichert. Die Kirchen durften Schulen gründen, aber sie standen unter strenger staatlicher Kontrolle. Der Staat hatte das Recht, das Maß der Ausrüstung der Schulen zu bestimmen und wo die Reformier-te Kirche den Vorschriften nicht entsprach, wurde die Schule verstaatlicht. Obwohl dieses Gesetz den protestantischen Kirchen große Möglichkeiten garantierte, um die Bevölkerung im Geist des Protestantismus zu unterrichten und in hochqualifiziertenSchulen protestantische Intellektuelle auszubilden, mussten viele Schulen wegen der Armut der Kirche verstaatlicht werden, oder die Kirchengemeinden selbst waren es, die sie dem Staat übergaben. Die katholischen Schulen konnten währenddessen wei-terhin bestehen. 47

Zum Fortbestand der protestantischen Schulen spielte weiterhin eine wichtige Rol-le, dass der Staat zur Unterstützung der Institute und Schulen den protestantischen Kirchen eine Hilfe zusicherte und außerdem erhielten die protestantischen Pfarrer eine Staatshilfe (congrua sustentatio), die zu ihrem Gehalt hinzu kam. Um diese Un-terstützungen im Gesetz zu sichern, führten die protestantischen Kirchen einen kir-chenpolitischen Kampf, dessen bedeutendes Ergebnis es war, dass in 1912 die Refor-mierte Kirche in Debrecen und die evangelisch-lutherischen Kirche in Pressburg, ihre theologischen Fakultäten an der staatlichen Universität eröffnen durften. 48 Gegenüber dem römischen Katholizismus und im gemeinsamen Kampf für die Religionsfreiheit begannen immer mehr Menschen die Bildung einer reformierten-lutherischen Union zu betonen. 49 Trotz mehrerer Versuche konnte sich diese Union organisatorisch nicht verwirklichen. Aber auf gesellschaftlichem und kirchenpolitischem Gebiet und in der Mission funktionierte sie gut.

Das Verhältnis zwischen den protestantischen und römisch-katholischen Kirchen überschattete am Ende des 19. Jahrhunderts eine kirchenpolitische Debatte um den 12. §. LIII/1868. Dieses Gesetz verfügte über die Konfessionszugehörigkeit der Kin-der, die aus Mischehen geboren waren, wonach die Kinder vom gleichen Geschlecht mit dem Vater oder der Mutter, der Konfession ihrer Eltern folgen sollten. Das verbot das Reversale. Aber das Gesetz wurde von der römisch-katholischen Kirche nicht eingehalten, folglich brach ein neuer Kampf um die Verwirklichung der Konfessions-gleichberechtigung aus. 50 Diesem Kampf wurde durch die kirchenpolitischen Gesetze aus den Jahren 1894-95 ein Ende gesetzt, sie konnten aber die Spannungen zwischen Protestanten und Katholischen nicht auflösen. Die Spannungen auf Grund dieser Situ-

47 Bíró, ‘A népiskolai törvény és az egyházi iskolák’, in Bíró und Szilágyi, A Magyar Református Egyház története, pp. 347-348.

48 János Csohány, ‘A magyar állam valláspolitikája’, p. 96.49 (Den Gedanken der Union vertraten die Protestáns Egylet (Protestantische Vereinigung) (1871),

die Protestáns Egyházi és Iskolai Lap (Protestantische Kirchen- und Schulzeitung) (1842) bzw. die 1855 gemeinsam gegründete und bis 1865 gemeinsam unterhaltene Egyesült Protestáns Theologiai Tanintézet (Vereinigte Protestantische Theologische Lehranstalt), später jedoch nur die reformierte Pfarrer ausbildende Budapesti Református Theologiai Akadémia (Reformierte Theologische Akademie Budapest). Siehe A Budapesti Református Theologiai Akadémia Története 1855-1955, pp. 19-23.

50 Tibor Fabinyi, ‘Az evangélikus egyház’, in L. Ferenc Lendvai red., Magyar protestantizmus 1918-1948 (Budapest: Kossuth Kiadó, 1987), p. 128.

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ation und die ständigen Diskussionen über der Rechtsgleichheit haben die Beziehung zwischen Katholiken und Protestanten begleitet und so sehr vergiftet, dass es fast keine Kontakte zwischen ihnen gab.

Die protestantischen Kirchen und die sozialen ProblemeDie durch die liberale Theologie beeinflussten protestantischen Kirchen verfügten biszu den 1920-er Jahren über kein Programm für die Behandlung der ständig brennen-der werdenden sozialen und Minderheitenprobleme. Die Ursachen dafür sehen unga-rischen Historiker hauptsächlich darin, dass die ungarischen protestantischen Kirchen von den größeren europäischen protestantischen Blöcken isoliert lebten und somit den christlichen Sozialismus und die christliche Demokratie, besonders hinsichtlich der päpstlichen Enzyklika Rerum Novarum (1891, Papst Leopold XIII.) für römisch-katholisch hielten. 51

Während der politischen und konfessionellen Kämpfe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten die protestantischen Kirchen ihre gesellschaftliche und politische Situation immer mehr stabilisiert und sich in die Staatsordnung eingegliedert. Die Folge dieser Situation war, dass sich die führenden Personen der Kirchen, also auch der größere Teil der Gemeindepfarrer, immer mehr vom Volk getrennt haben. Die Kirchenbesucher wurden so von der Kirche entfremdet. Dieser Prozess wurde durch die Sekularisierung noch mehr beschleunigt. Die gesellschaftlichen und wirtschaftli-chen Rechtsungleichheiten und die sozialen Spannungen wurden nicht nur in der Ge-sellschaft, sondern selbst unter den Pfarrern, Lehrern und Kirchenangestellten immer größer. Aufgrund der schnellen Entwicklung der Industrie haben viele ihre Dörfer verlassen, aber als sie in den Städten ankamen, fanden sie weder Kontakt noch Hilfe in den Kirchen. 52 Deshalb schlossen sich die Arbeiter den sozialistischen Arbeiter-bewegungen und die armen Bauern den agrarsozialistischen Bewegungen an. 53 Um ihre religiösen Ansprüche zu befriedigen, wandten sie sich den Baptisten, Nazare-nern, Adventisten und Zeugen Jehovas zu, die um die Jahrhundertwende schon im Land verbreitet waren. Da die führenden Personen der Kirchen in einer gesicherten finanziellen Lage waren, beschäftigten sie sich nicht mit den sozialen Problemen. DieKämpfe gegen die Katholiken um die Religionsgleichheit und später die Ereignisse des Ersten Weltkrieges hatten sie völlig in Anspruch genommen.

Es kamen die sozialen Spannungen zwischen der Kirchenleitung und gut bezahlten Pfarrern und für wenig Geld arbeitenden Dorfpfarrern und kirchlichen Mitarbeitern zum Vorschein. Nach einem Verfasser eines Artikels in Kálvinista Szemle (Calvinis-tische Rundschau), liegt eine Ursache der Spannungen darin, dass sich ‘das Finanz-Denken’ auch in der Kirche verbreitet hatte. 54

Zwischen den zwei Weltkriegen hat die Frage der Lösung, der in der Gesellschaft und Kirche auftauchenden sozialen Probleme, sowohl die Vertreter der Inneren

51 Magyar Művelődéstörténet, p. 328.52 Bolyki und Ladányi, A Magyarországi Református Egyház Története, p. 10. 53 Bolyki und Ladányi, A Magyarországi Református Egyház Története, p. 10.54 Militans, ‘Egyházi forradalom a kommunizmus alatt’, Kálvinista Szemle, I/8-9 (1920), p. 8.

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Mission 55 als auch die Vertreter der sogenannten ‘Sozial- und Diakonie-Theologie’ 56 immer mehr beschäftigt. Kirchenhistoriker zählen zu den Vertretern dieser zweiten Richtung die folgenden reformierten Pfarrer: Zoltán Jánosi (1868-1942), Ferenc Kiss (1862-1948), Albert Bereczky (1893-1966) und Zoltán Tildy (1889-1961). 57 Die ge-nannten Personen hatten ihre Ansichten und Lösungsvorschläge zu sozialen Fragen in Artikeln, kirchlichen Konferenzen und auch politischen Foren veröffentlicht. Nach 1945 ist von ihnen Bereczky Bischof (1948) und Tildy der erste Präsident der Unga-rischen Republik (1946) geworden.

2.3.3 Das innere Leben der Reformierten Kirche (1867-1945)

Die Eigenart der Reformierten Kirche in UngarnUm die Eigenart der Ungarischen Reformierten Kirche zu beschreiben, benutzten die ungarischen Vertreter der Systematischen Theologie und der Kirchengeschichts-schreibung seit ca. 1930 bis in die Gegenwart den von Friedrich D. Schleierma-cher geprägten Begriff der ‘Volkskirche’. 58 Die ungarische reformierte Kirchenge-schichtsschreibung 59 benutzt den Begriff der Volkskirche im soziologischen Sinne zur Kennzeichnung der Kirche, deren Mitglieder dem ungarischen Ethnikum ange-hören und die in diesem Sinne als ‘Kirche des Volkes’ dem Leben des ungarischen Volkes dienen wollen. Mit diesem Begriff wollten sie auch gleichzeitig betonen, dass diese Kirche nicht durch die Obrigkeit von ‘oben her’, sondern von ‘unten her’ ent-standen ist. 60

Im theologischen Sinne wurde dieser Begriff deshalb zur Kennzeichnung der Ei-genart der Ungarischen Reformierten Kirche benutzt, weil die durch die natürliche Vermehrung in die Kirche hineingeborenen Massen auf dem Wege der Kindertau-fe bzw. der Konfirmation zu Mitgliedern wurden.61 Bedingung um Mitglied in der Volkskirche zu sein, sind bis zum heutigen Tag nicht der Glaube oder die Wiederge-

55 Bolyki und Ladányi, ‘A Magyarországi Református Egyház’, p. 29.56 Bolyki und Ladányi, ‘A Magyarországi Református Egyház’, p. 42.57 Bolyki und Ladányi, ‘A Magyarországi Református Egyház’, p. 9.58 Siehe Imre Révész, Az egyház jelene és jövője (Debrecen: 1937), Mihály Bucsay, ‘Bevezetés’ in A

Magyar Református Egyház története, pp. 22-23. János Victor, ‘Maradjon egyházunk népegyház?’, Igazság és élet, 4/67(1942). Siehe noch Bolyki und Ladányi, ‘A Magyarországi Református Egyház’, p. 33. Gusztáv Bölcskei, ‘A magyarországi református teológiai munka fél évszázada szociáletikai megközelítésből’ in A Magyarországi Református Egyház Története, p. 192.

59 Siehe Mihály Bucsay, ‘Bevezetés’ in A Magyar Református Egyház története, p. 22. Bolyki und Ladányi, ‘A Magyarországi Református Egyház’, p. 33.

60 Bolyki und Ladányi, ‘A Magyarországi Református Egyház’, p. 33. vgl. H.-R. Müller-Schwefe, ‘Volkskirche’ in Die Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG), 3. Aufl. VI. Bd. Wilfrid Werbeck red., (Tübingen: J.C.B. Mohr /Paul Siebeck/, 1962), p. 1460.

61 János Victor, Az egyház bűnei, Egyházi életünk válsága (Budapest: A Magyarországi Református Egyház Kálvin János Kiadója, 2003), pp. 114-119. János Bütösi, Ébredés Egyház Egyesület (Budapest: Fundamentum Evangéliumi Alapítvány, 1998), p. 17-18. Mihály Bucsay, ‘Bevezetés’ in A Magyar Református Egyház története, p. 22. Siehe noch Bolyki und Ladányi, ‘A Magyarországi Református Egyház’, p. 36.

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burt, sondern es genügt die Ausübung der kirchlichen Zeremonien und Traditionen. 62 Gemäß János Victor bezeichnen wir die Ungarische Reformierte Kirche deshalb als Volkskirche, weil in ihr die ‘statische Organisation’, das ‘institutionelle Element’ do-miniert und das Missionselement fehlt oder nur sehr schwach ist. 63

Im 18., 19. und 20. Jahrhundert gab es in der Kirche viele Beschützer der Instituti-onen, der volkstümlichen religiösen Traditionen und Zeremonien der Volkskirche. Es gab jedoch auch immer Kritiker und Angreifer. János Victor und Mihály Bucsay, die ungarischen Professoren der Systematischen und Historischen Theologie, betrachte-ten als Positivum der Volkskirche, dass die statischen Elemente der Volkskirche, d.h. das ‘institutionelle Element’ und die religiöse Tradition, die Ungarische Reformierte Kirche in den Stürmen des Zeitgeistes und der verschiedenen theologischen Richtun-gen zusammen hielten und deshalb beurteilten sie den Volkskirchencharakter, trotz aller berechtigter Kritik, als wichtig. 64 Gleichzeitig betonten beide, dass in der Kirche außer dem ‘institutionellen Element’ auch das Element der ‘Bewegung’, unter dem sie das Missionsleben verstanden, erforderlich ist. Sie betonten jedoch, dass ‘das institu-tionelle Element’ in der Kirche dazu dient, den ‘Bewegungscharakter’ umso mehr zur Geltung zu bringen. 65

OrganisationDie Mitglieder der Reformierten Kirche lebten bis 1881 in fünf Kirchendistrikten: vier befanden sich in Ungarn und einer in Siebenbürgen. Jeder Kirchendistrikt wurde durch seine eigenen Statuten regiert. Sie vertraten manchmal sogar unterschiedliche Prinzipien. Die verfassungsmäßige Periode nach dem Ausgleich (1867) erforderte im-mer mehr die Bildung einer organisatorisch einheitlichen Reformierten Kirche. Dies wurde von der am 31. Oktober 1881 eröffneten, ‘verfassungsgebenden Synode’ ver-wirklicht, die die verwaltungsgemäß einheitliche Reformierte Kirche in Ungarn ins Leben gerufen hat. Sie wurde Magyarországi Evangélium szerint reformált keresztyén Egyház (Nach dem Evangelium reformierte christliche Kirche in Ungarn) genannt, und bestand aus dem Kirchendistrikt von Siebenbürgen und aus den vier Kirchen-distrikten von Ungarn. 66 Die Synode erklärte, dass sich die gegründete einheitliche Kirche mit dem ‘synodal-presbyterianischen System’ verwalten wird. Dies bedeutete, dass die Kirchengemeinde (die lokale Kirche) die kleinste Verwaltungseinheit ist. Aus mehreren Kirchengemeinden besteht eine höhere kirchliche Behörde, Dekanat ge-

62 Gemäß dem 1995 kodifizierten Kirchenmissionsgesetz: ‘Die Ungarische Reformierte Kirche ist eineVolkskirche und Glaubenskirche zugleich, denn die Mitglieder werden von Generation zu Generation in sie hineingeboren, sie werden durch Taufe und Konfirmation in unsere Volkskirche aufgenommen undschließen sie sich unserer bekennenden Kirche durch die Bekehrung und Wiedergeburt an.’

63 János Victor, Az egyház bűnei, Egyházi életünk válsága, pp. 118-119. 64 János Victor, ‘A látható egyház dicsősége’, Keresztyén Lelkipásztor, 11/15 (1917), János Victor, Az

egyház bűnei, Egyházi életünk válsága, pp. 116-117. Mihály Bucsay, ‘Bevezetés’ in A Magyar Református Egyház története, p. 22.

65 János Victor, Az egyház bűnei, Egyházi életünk válsága, p. 119. Mihály Bucsay, ‘Bevezetés’ in A Magyar Református Egyház története, p. 23.

66 Bolyki und Ladányi, ‘A Magyarországi Református Egyház’, p. 9.

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nannt. Mehrere Dekanate bilden einen Kirchendistrikt (Superintendentur) und die Sy-node besteht aus Vertretern dieser Kirchendistrikte. Zur Durchführung der synodalen Beschlüsse wurde der Generalkonvent ins Leben gerufen. Auf allen Ebenen kam die Körperschaftsregierung und das Paritas-Prinzip zur Geltung. 67 Dies bedeutete, dass außer den Presbyterien, die Mitgliedschaft jeder kirchenregierenden Körperschaft in gleicher Zahl aus Pfarrern und aus Nicht-Pfarrern besteht. An der Spitze der Dekanate stehen die Dekane mit ihren Dekanatskuratoren, an der Spitze der Kirchendistrikte stehen die Bischöfe mit deren Hauptkuratoren.

Nach der Volkszählung im Jahr 1910 betrug die Zahl der Reformierten in Ungarn 2.621.329, die in 2026 Muttergemeinden lebten und von 2062 Pfarrern betreut wurden. Nach dem Friedensschluss von Trianon (1920) nahm diese Zahl um 916.906 Person ab, weil der ganze Kirchendistrikt von Siebenbürgen mit 600 Muttergemeinden und mit ca. 1000 Diasporagemeinden an das rumänische Königreich angeschlossen wurde. 68

Infolge der Tätigkeit der Inneren Mission wurden von 1921 bis 1944 in der Re-formierten Kirche 36 neue Gemeinden gegründet, 56 Kirchengebäude, 75 kirchliche Schulen und 85 Gemeindehäuser gebaut. 69 Dieser Wachstum war hauptsächlich in Budapest und in der Umgebung der größeren Städte zu bemerken, da die Menge der Flüchtlinge aus Siebenbürgen und die in die Stadt wandernden Arbeiter hier ihr Fort-kommen gesucht haben. Die Folge der unter jenen geführten Missionstätigkeit ist das erwähnte Wachstum gewesen.

Aber die große Wende in Ungarn 1945 hat auch das organisatorische Leben der Re-formierten Kirche radikal verändert. 70 Der kommunistische Staat lenkte die Synode, die Kirchendistrikte und die Dekanate über deren Leiter, diktatorisch, wodurch die or-ganisatorische Tätigkeit der Kirche zu einer rein formellen Angelegenheit degradiert wurde. Die Gründung neuer Gemeinden und der Bau von Kirchen wurden nicht mehr genehmigt.

Das spirituelle Leben der GemeindenIn der Periode des Dualismus (1867-1918) entstand die innere, verfassungsmäßige Ordnung der Reformierten Kirche, gleich danach ihr verbreitetes Schulnetz. Es schien so, als wachse der Status und das öffentlich-politische Gewicht der Kirche. Während-dessen aber bekam weder die Bauernschaft, die mit immer größeren Sozialproble-men kämpfen musste, noch die Arbeiterschaft, die wegen der Industrialisierung in die Städte hineinströmte, eine Antwort und geistlichen Trost von der Kirche. 71 Dem-

67 Bartha und Makkai, Tanulmányok, p. 195.68 Bíró, ‘A két világháború kora’, in Bíró und Szilágyi, A Magyar Református Egyház Története, p. 409.

Siehe noch Ede Böszörményi, ‘Statisztikai adatok a református társadalomról’, in Tibor Bartha und László Makkai, Tanulmányok a Magyarországi Református Egyház Történetéből l867- 1978, Studia et Acta Ecclesiastica V. (Budapest: A Magyarországi Református Egyház Zsinati Irodájának Sajtóosztálya, 1983), p. 26.

69 Bíró, ‘A két világháború kora’, in Bíró und Szilágyi, A Magyar Református Egyház Története, p. 412.70 Gusztáv Bölcskei, ‘A legújabb kori egyháztörténetünk áttekintése 1948-1990’ in A Magyarországi

Református Egyház Története, pp. 158-164.71 Bolyki und Ladányi, ‘A Magyarországi Református Egyház’, p. 10.

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zufolge wurden die Kirchen schnell leer und das spirituelle Leben sank auf einen Tiefpunkt. Die Entwicklung der Naturwissenschaften und die Produkte der modernen Technik brachten eine neue Weltanschauung mit sich, die scheinbar dem biblischen Weltbild entgegenstand. Die Kirche war auf diese Herausforderung auch nicht vor-bereitet, darum verlor sie auch die sog. gebildete Mittelschicht. Diese Schicht fiel ineine noch tiefere Gleichgültigkeit als die Bauernschaft. Die Aristokratie wandte sich ebenso von der Kirche ab. Als Baron Miklós Vay eine landesweite Aktion startete, um einen Fond zu gründen, der die armen Gemeinden unterstützen sollte, unterstützten ihn die reformierten Aristokraten nicht, und so ist seine Aktion misslungen. 72

Die rationalistischen Predigten gerieten immer mehr von der Wahrheit der Bi-bel ab und ‘das Volk ist von der trockenen, gelehrten Rederei in der Kirche müde geworden’. 73 Am Anfang des 19. Jahrhunderts wurden in vielen reformierten Familien noch täglich Kirchenlieder gesungen, die Bibel und das vom Puritanismus inspirier-te Andachtsbuch des Pfarrers György Szikszai gelesen. 74 Diese Praxis war am Ende dieses Jahrhunderts verschwunden. Die ungarischen Vertreter der liberalen Theologie des 19. Jahrhunderts, 75 die die Bibel mit den Feststellungen der Naturwissenschaften zu harmonisieren versuchten, 76 konnten die Menschen nicht mehr in die Kirche zu-rückführen. Gegenüber den kirchenentfremdeten Massen blieb die andere Methode, die versuchte, vor der immer weniger werdenden Zuhörerschaft den Nationalismus, die Religionsethik oder agrarkulturelle Informationen in der Predigt zu propagieren, genauso erfolglos. 77 Da die Kirche auf die existenziellen Fragen der Menschen keine Antwort gab, wandten sich religiöse Menschen zu solchen religiösen Gruppen hin, die außerhalb der Kirche tätig waren. 78 So wurden im Süd-Alföld die Nazarener immer stärker, dann die Adventisten und Baptisten und in den Städten die Methodisten. Die leitenden Persönlichkeiten der Reformierten Kirche wollten die sog. ‘Sekten-Frage’ durch die Polizeimacht lösen, weil sie den wahren Grund der Popularität der ‘Sekten’ kaum gesehen und erkannt hatten. 79

Zu den Ausführungen müssen wir jedoch hinzufügen, dass, obwohl das spirituelle Leben in der Kirche einen Tiefstand erreicht hatte und immer weniger Leute die Kir-

72 Bíró, ‘Wir sehen das Gute, aber haben keinen Willen, dem zu folgen’ in A Magyar Református Egyház, p. 363.

73 Bíró, ‘Az egyház válságának belső okai’ in A Magyar Református Egyház, p. 365, zitiert in Sárospataki Lapok, 1858.

74 György Szikszai, Keresztyéni Tanítások és Imádságok (Pressburg: 1786). Eddig mintegy 25 kiadásban jelent meg.

75 Ballagi Mór, Kovács Albert, Kovács Ödön, Bartók György követői és tanítványai. Siehe Bíró, ‘Ballagi Mór tanai’ in A Magyar Református Egyház, pp. 371-372.

76 A magyarországi theológiai liberalizmus képviselői, a D.F. Strauss és F.C. Baur theologiai liberalizmusának követői voltak. vgl. H. Grass, ‘Theologischer und Kirchlicher Liberalismus’ in Die Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG), 3. Aufl. IV. Bd. Wilfrid Werbeck red., (Tübingen: J.C.B. Mohr /Paul Siebeck/, 1960), pp. 352-353.

77 Bíró, ‘Ballagi Mór tanai’ in A Magyar Református Egyház, p. 372. 78 Imre Révész, ‘Előszó’ in A Magyar Református Egyház, p. 6.79 Bíró und Szilágyi, A Magyar Református Egyház, p. 380.

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che besuchten, die Struktur der Kirche dennoch nicht zerfiel. Die 1881 in Debreceneinberufene Synode schuf die einheitliche Ungarische Reformierte Kirche. 80 Die Got-tesdienste wurden beibehalten, die ‘institutionellen Elemente’ der Volkskirche und die Zeremonien blieben erhalten. In Zeiten großer Veränderungen und in der Krise erwiesen sich allein die Institution und die Struktur als fortbestehende und als zusam-menhaltende Kraft.

Am Ende des 19. Jahrhunderts suchten doch immer mehr Menschen eine Lösung und sie betonten, dass der Ausweg aus der Krise der Kirche die Innere Mission sei. Durch die ausdauernde Arbeit der Vertreter der Inneren Mission begann sich das geist-liche Leben der Gemeinden ab Anfang des 20. Jahrhunderts zu verändern.

Die Vereine der Inneren Mission hatten eine große Anzahl von Bibeln und Trakta-ten verteilt, unter den Studenten Evangelisationen organisiert 81 und das Praktizieren des frommen Lebens propagiert. Infolgedessen begann sich das Leben der Gemeinden zu verändern. Als Erfolg dieses Vorgangs hat sich die reformierte Synode mit der Fra-ge des Gemeindelebens beschäftigt und 1933 kam das Missionsgesetz 82 zustande, das die in der Gemeinde geführte Missionstätigkeit motiviert und geregelt hat.

Die Jahre des Zweiten Weltkrieges haben kurzfristig in dem Leben der Gemeinden einen Rückfall gebracht. Bald nach den Schwierigkeiten, die von den 1945 eingetrete-nen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen verursacht wurden, begann eine geistliche Erweckung in den Gemeinden der ungarischen protestantischen Kirche.

Theologische RichtungenIn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist neben dem politischen, wirtschaftlichen und geistigen Liberalismus auch der theologische Liberalismus in der Reformierten Kirche Ungarns entstanden. 83 Die Vertreter der liberalen Theologie waren der Mei-nung, dass die von der Kirche entfremdeten, aber gebildeten Menschen, nur in die Kirche zurückkehren würden, wenn die Kirche ihre Lehre zeitgemäß artikuliert. Dass die Theologie eine Wissenschaft ist, wollte man dadurch beweisen, dass sie zur Re-ligionswissenschaft umgeformt wird. Deshalb hat man die Bibel mit historisch-kriti-schen Methoden untersucht. Ohne den Offenbarungscharakter der Bibel mit einzube-ziehen sahen sie die Moral als den Kern der Religion an und hielten Jesus für einen der größten Lehrer der Menschheit. Im Zentrum der Attacken seitens des theologi-schen Liberalismus stand der Auferstehungsglaube. Weil die biblischen Wunder und

80 Mihály Bucsay, Der Protestantismus in Ungarn, II., pp. 105-109.81 Der 1909 erfolgte Besuch von John R. Mott hatte auch einen starken Einfluss auf die Arbeit der

Studenten. Bíró, ‘Az ujra felfedezett evangélium’ in A Magyar Református Egyház, p. 401. 82 1933. évi III. Törvénycikk az Egyház Missziói Munkájáról.83 ‘Der klassische Liberalprotestantismus stammt aus dem Deutschland des 19. Jahrhunderts und hinter

ihm steht die Erkenntnis, dass man auch den christlichen Glauben wie die Theologie im Sinne der modernen Vernunft neu aufbauen muss. Wo die traditionellen Formen der Bibelinterpretation oder eben die traditionellen Glaubensvorstellungen in Widerspruch zu den neuesten Ergebnissen des menschlichen Wissens geraten sind, war eindeutig, dass man diese zu verwerfen oder neu zu interpretieren hatte, um den Glauben mit den Erkenntnissen über die Welt wieder in Übereinstimmung zu bringen’. Siehe noch: Alister E. McGrath, Christian Theology an Introduction (Oxford: Blackwell Publishers, 1994), p. 99.

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die Auferstehung Jesu als Tatsache, für die Naturwissenschaft den größten Skandal bedeuteten, fühlte sich der theologische Liberalismus dazu verpflichtet, diese Wider-sprüche aufzulösen indem er den Standpunkt der Realwissenschaften akzeptierte und die Geschichtlichkeit der Auferstehung Jesu bezweifelte. 84

Der Hauptvertreter des theologischen Liberalismus war Mór Ballagi (1815-1891), Theologieprofessor in Pest, der einen Artikel 85 über die Unmöglichkeit der Aufer-stehung Jesu publiziert hatte. Auf Ballagi übten die spekulativ-hegelianische Rich-tung und die historisch-kritische Schule von Ferdinand C. Baur, einen großen Ein-fluss aus.86 Die Hauptstützpunkte des Liberalismus in Ungarn waren die reformierten Hochschulen in Pest, Sárospatak und Nagyenyed. Trotzdem hatten die Theologen, die die ‘Liberaltheologie’ vertraten, nur eine geringe Basis im Lande. 87

Die Verneinung der Auferstehung hat eine andere theologische Richtung in der Reformierten Kirche Ungarns ausgelöst. Dies war die Neo-Orthodoxie oder wie sie von einigen Kennern benannt wurde, die ‘kirchenbauende Orthodoxie’ (‘egyházépítő ortodoxia’). 88 Die Vertreter dieser Richtung kamen aus dem Kreis des konfessionel-len Calvinismus, dessen Zentrum Debrecen war. Unter ihnen fanden sich z.B. Imre Révész senior (1826-1881), Ferenc Balogh (1836-1913) und Lajos Filó (1828-1905). Später gehörten zu dieser Richtung noch Imre Révész junior, Sándor Makkai, Sándor Csikesz und Ferenc Kiss. Sie alle betonten den Offenbarungscharakter der Bibel und die Wichtigkeit der reformierten Bekenntnisse. Das große theologische Wissen und die wissenschaftliche Gewandheit der beiden Professoren Révész senior und Ferenc Balogh gaben dieser Richtung eine bedeutende Autorität und Gewicht. Ihre Ansich-ten veröffentlichten sie im Evangelisch-Protestantischen Blatt, das 1875 gegründet wurde. Diese Richtung wusste eine wirkliche kirchliche Basis hinter sich, 89 die für die spätere Erweckung in Debrecen eine gute Vorbereitung darstellte. Schließlich hat diese Neo-Orthodoxie die Oberhand über die liberale Richtung gewonnen und ist in die Erweckung von Debrecen übergegangen. 90

Am Ende des 19. Jahrhunderts gab es noch eine dritte Strömung, die sog. Innere Mission. In dieser Zeit beschäftigten sich viele Menschen mit der Frage, wie das kirch-liche Leben erneuert werden könnte. Wie wir sahen, wollten einige mit dem Libera-lismus, andere mit der Neo-Orthodoxie Erneuerung erreichen. Gleichzeitig vertraten auch viele Menschen, unter ihnen die Theologieprofessoren Lajos Filó und Aladár Szabó und ihre Sympathisanten, dass ‘die Kirche nur mit Hilfe der Inneren Mission geheilt werden kann.’ 91 Hauptakzent in der Theologie der Inneren Mission war, dass

84 Imre Révész, Révész Imre élete 1826-1881 (Debrecen: 1926), p. 159. Siehe noch A Budapesti Református Theologiai Akadémia Története 1855-1955, p. 24.

85 Protestáns Egyházi és Iskolai Lap (Blatt für die Protestantische Kirche und Schule), 13. (1862) 86 Révész, Révész Imre élete 1826-1881 (Debrecen:1926), p. 156.87 Bíró, ‘Ballagi Mór tanai’ in A Magyar Református Egyház, p. 372.88 Bolyki und Ladányi, ‘A Magyarországi Református Egyház’, p. 34.89 Bolyki und Ladányi, ‘A Magyarországi Református Egyház’, p. 34.90 Bartha und Makkai, Tanulmányok, p. 160.91 Bíró, ‘Az újra felfedezett evangélium’, in Bíró und Szilágyi, A Magyar Református Egyház, p. 383.

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die Menschen zur Sündenerkenntnis geführt werden müssen und danach sollte ihnen eine Hilfe gegeben werden, um den lebendigen und persönlichen Christus-Glauben, die Wiedergeburt, zu erleben. Ein weiteres, wichtiges Ziel war es, dass der Glaube ge-pflegt und geübt werden sollte, da die Kirche nur dadurch stärker werden kann. Schrit-te auf dieses Ziel waren ihrer Meinung nach, evangeliumsgetreue und erweckliche Predigten, Evangelisationen, Sonntagsschulen, christliche Vereine, soziale Institute in der Kirche und evangeliumsgemäße Schriften. 92 Nach den Theologen der Inneren Mission gab es auch innerhalb der Kirche sehr viele getaufte Christen, die genauso evangelisiert werden sollten, wie die Massen, die von der Kirche entfremdet waren. Die Theologie der Inneren Mission, besonders am Anfang des 20. Jahrhunderts, war eine evangeliumsgemäße, überkonfessionelle Theologie, die die konfessionellen Un-terschiede nicht betonte; stattdessen verkündigte sie die Wichtigkeit der Wiedergeburt und der Bekehrung.

Diese theologische Richtung wurde von drei anderen Richtungen geformt und wei-ter gefärbt. Eine Einwirkung kam aus der angelsächsisch-protestantischen Richtung, die zweite aus der in Frankreich, der Schweiz, Deutschland und Holland entstandenen Erneuerungsbewegung und die dritte aus dem deutsch-lutherischen Pietismus, spezi-ell aus der Inneren Mission von Johann H. Wichern und Theodor Fliedner. 93 Wichtige Vertreter am Ende des 19. Jahrhunderts waren Révész senior, Ferenc Balogh, József Szalay, Károly Rácz, Ferenc Kecskeméti, dann am Anfang des 20. Jahrhunderts Ala-dár Szabó und János Victor.

Die theologischen Richtungen in Ungarn waren sehr vielschichtig. Unter den vielen theologischen Strömungen hatte die Theologie der Inneren Mission den größten Ein-fluss auf die Reformierte Kirche, weil sie in den Gemeinden die breiteste Basis hintersich hatte. 94 Diese Richtung wurde von zwei Seiten scharf kritisiert. Eine Gruppe der Kritiker bildeten die Theologieprofessoren und einige Prominente der Kirchenleitung als Vertreter des religiösen Liberalismus. 95 Diese klagten die Bewegung der Inneren Mission an, dass sie die Gemeindeglieder in die Sekten trieben, die den Pietismus verbreitet und großen Schaden in der Kirche verursacht. 96 Die anderen Kritiker ka-men aus dem historischen Calvinismus. Sein bekanntester Vertreter in Ungarn war der Theologieprofessor von Budapest, Jenő Sebestyén (1884-1950), der als ‘ungarischer Kuyper’ betitelt wurde, weil er als Schüler von dem Theologen und Staatsmann Ab-raham Kuyper in Holland den strengen und konfessionstreuen Calvinismus vertreten hat. Seine Anschauungen hat er als Redakteur der Kálvinista Szemle [Calvinistischen Rundschau] (1920-1933), später der Magyar Kálvinizmus [Ungarische Calvinismus] (1934-1938) veröffentlicht, weiterhin hat er zahlreiche Bücher, Studien und Vorlesun-

92 Új Óramutató, Aladár Szabó red., (Budapest: 1896), siehe noch Aladár Szabó, Kegyelem által (Gödöllő: eig. Ausg., 1941), p. 148.

93 Ábrahám Kovács, A Budapesti Ev. Ref. Németajkú Leányegyház eredete és története 1858-1869 (Debrecen: A D.Dr. Harsányi András Alapítvány kiadványai, 2004), p. 14. Mihály Márkus, ‘A belmisszió teológiája’, in Bartha und Makkai, Tanulmányok, p. 179.

94 Bíró, ‘A belmisszió eredményei’ in A Magyar Református Egyház, p. 400.95 Bíró, ‘A vallási liberalizmus ellenvetései’, in A Magyar Református Egyház, p. 397.96 Aladár Szabó, Kegyelem által, p. 99.

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gen dieser Richtung gewidmet. Er betonte immer die Spezialansichten von Calvin: die Lehre über Gottes Souveränität und die Prädestination. Eine wichtige These von ihm war, dass die Souveränität Gottes besonders auf zwei Gebieten wirkt: in der Kirche (besondere Gnade) und in der Welt (allgemeine Gnade). Gott ist also auch Herr über die profane Welt und er lenkt auch sie. Das Hauptziel des historischen Calvinismus war es, den Calvinismus für die ‘ungarische Seele’ akzeptabel zu machen. 97

Sebestyén bezeichnete die Theologen der Inneren Mission als ‘allgemeine Chris-ten’ wegen ihrer Überkonfessionalität und er beschuldigte sie des Verrats an ihrer calvinistischen Identität. Er übte Kritik an ihrer Ekklesiologie, weil er es nicht ak-zeptierte, dass die Mitglieder der Gemeinden in die Vereine übergehen. Er betonte, dass die Reformation immer innerhalb der Kirche geschehen soll. 98 Der historische Calvinismus hat den Barthianismus, der in den zwanziger Jahren zuerst in Sieben-bürgen und dann von da aus in Ungarn einströmte, stark kritisiert. Mit dieser Rich-tung debattierten Sebestyén und auch die Vertreter des historischen Calvinismus nach dem Zweiten Weltkrieg noch immer. Die Hauptvertreter der barthianischen Theologie waren in Klausenburg Sándor Tavaszy, in Sárospatak Barna Nagy, in Pápa István Török und in Budapest János Victor. Sie vertraten alle einen ‘gemäßigten Barthianismus’. 99

Die oben erwähnten theologischen Richtungen kamen nicht immer charakteristisch vor, sondern oft nuanciert und wirkten sich, einander ergänzend, auf das Leben der Reformierten Kirche aus. Es kann also gesagt werden, dass in Ungarn bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs (1945) ein lebendiger Dialog zwischen den einzelnen theolo-gischen Richtungen geführt wurde.

2.4 DIE SITUATION DER MISSION IN UNGARN (1848-1945)

2.4.1 Die Missionsbewegungen in der Reformierten Kirche

Die Missionstätigkeit, die am Ende des 19. Jahrhunderts und am Anfang des 20. Jahr-hunderts zur Belebung der ganzen Reformierten Kirche in Ungarn führte, stamm-te aus drei Erweckungsbewegungen. 100 Der Begriff ‘Erweckung’ wurde von Imre Révész (1889-1967) folgendermaßen definiert: ‘Unter Erweckung, nach der origina-len Deutung des Wortes im NT (Röm 13,11-14; Eph 5,14; 1Thess 5,4-8), verstehen wir nicht, wenn diejenigen, die mit der Kirche Christi früher keine Gemeinschaft hatten,

97 Sándor Ladányi, ‘Sebestyén Jenő’, in Emlékkönyv Sebestyén Jenő születésének 100. évfordulójára, Sándor Ladányi red., (Budapest: A Református Egyház Zsinati Irodájának Sajtóosztálya, 1986), pp. 15-16.

98 Bolyki und Ladányi, ‘A Magyarországi Református Egyház’, pp. 39-40.99 Bolyki und Ladányi, ‘A Magyarországi Református Egyház’, p. 41.100 Diese Aufteilung wird von drei Autoren gebraucht: Mihály Márkus, ‘Közvetítő és ébresztő teologia’,

in Bartha und Makkai, Tanulmányok, p. 179. Siehe noch Richárd Hörcsik, ‘Az edinburghi magyar peregrináció rövid története’ in Tovább…Emlékkönyv Makkai László 75. születésnapjára, írták barátai és tanítványai (Debrecen: 1989), pp. 173-174. Siehe noch János Csohány, Az 1894-95. évi Magyarországi Egyházpolitikai Törvények, p. 4.

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sich zum ewigen Leben hinwenden, sondern wenn getaufte und registrierte Mitglieder der Kirche, die aber nach dem Maßstab des Evangeliums keine lebendigen Mitglie-der sind, entdecken, dass sie schlafend in der Sünde aus der Lebensgemeinschaft mit Christus herausgefallen sind.’ 101

Die erste Erweckungsbewegung war die von Révész senior geleitete in Debrecen. Seine Calvin-Biographie 102 (1864) und seine Missionstätigkeit übten einen großen Einfluss auf seine Schüler aus, unter ihnen Ferenc Balogh (1836-1913), der im Kolle-gium von Debrecen der erste Professor für Kirchengeschichte wurde, und Lajos Csíky (1852-1925) und József Erdős (1856-1946), die später als Theologieprofessoren unter Theologiestudenten die Arbeit der Erweckung zur Mission sehr aktiv betrieben. 103 Diese Richtung übte auch auf Aladár Szabó großen Einfluss aus, der noch als Jun-ge das Buch von Révész senior gelesen hatte. 104 Zu dieser Bewegung gehörte noch Károly Rácz (1842-1925), Pfarrer in Szapárifalva.

Als Vertreter aus der Erweckungsbewegung in Debrecen wirkten sich auch die Theologieprofessoren, die Theologiestudenten und auch die Pfarrer und Gemeinden sehr effektiv aus. Ihre Tätigkeit als Pfarrer und Autoren haben sie durch Artikel, Studi-en, Predigten und Übersetzungen von Biographien verstärkt. In diesen Publikationen machten sie die Leser auf die Bedeutung der Evangelisation und die Wichtigkeit der Wiedergeburt aufmerksam. Sie betonten die persönliche Frömmigkeit und die prakti-sche Diakonie. Großen Wert legten sie auch auf die Missionsarbeit unter Kindern in der Sonntagsschule. Kurz gesagt, sie betrieben die Innere Mission. Diese Bewegung war vom calvinistischen Puritanismus charakterisiert, aber sie war auch offen für den Pietismus mit lutherischer Färbung. 105

Die zweite Missionsbewegung mobilisierte das Alföld und das Süd-Alföld. 106 Die-se Bewegung entstand im Kreis der Pfarrer, die das puritanische Erbe bewahrten. Sie bekamen geistliche Impulse und Anregungen von den Vertretern der Erweckung in Debrecen, vor allem von Ferenc Balogh, von dem wir später noch einiges erfahren werden. Balogh war Stipendiat in Edinburgh, wo er von der Schottisch Theologi-schen Erneuerungsbewegung (Scottish Renewal Theological Movement) einen posi-tiven Einfluss bekam. Die Vertreter dieser Bewegung waren die reformierten PfarrerJózsef Szalay (1855-1917) aus Nagybecskerek und Ferenc Kecskeméti (1855-1916) aus Békés, die mit Károly Rácz aus Szapárifalva zusammenarbeiteten. Durch ihre Tä-

101 Imre Révész, ‘Egy fejezet a magyar református ébredés történetéből’, Theologiai Szemle XIX/1. (1943), p. 11.

102 Imre Révész, Kálvin élete és a kálvinizmus (Pest: 1864).103 Sie haben unter dem Begriff ‘Missionserweckung’ folgendes verstanden: ‘Persönliche Erneuerung im

Glauben, die Pflege der Frömmigkeit durch Bibellesen, das Halten der Sonntagsschulen, die Heiligungdes Sonntags, die Legation (Sendung der theol. Studenten in Gemeinden Anm. des Verfassers) sollen zur Angelegenheit der Inneren Mission werden…’. Mihály Márkus, ‘Közvetítő és ébresztő teologia’ in Bartha und Makkai, Tanulmányok, p. 180.

104 Szabó, Kegyelem által, p. 24.105 Mihály Márkus, ‘Közvetítő és ébresztő teologia’ in Tanulmányok, p. 181. Siehe noch Richárd Hörcsik,

‘Az edinburghi magyar peregrináció’, p. 173.106 Hörcsik, ‘Az edinburghi magyar peregrináció’, p. 173.

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tigkeit wurden sowohl die großen, kirchenentfremdeten Massen aus dem Alföld und Süd-Alföld, als auch die ‘Bauernekklesiolen’, die oft ohne Pfarrer funktionierten, mit dem Evangelium erreicht. Diese Pfarrer erreichten auch ehemalige reformierte Kir-chenmitglieder, die mit der Zeit bei anderen Konfessionen, z. B. bei den Adventisten, Baptisten und Nazarenern, Antworten und geistlichen Trost suchten. 107 Die zur Erwe-ckungsbewegung im Süd-Alföld gehörenden Pfarrer versuchten durch ihre Predigten und erwecklichen Bücher und Artikel die Bauernmassen zu erreichen und anzuspre-chen. József Szalay aus Nagybecskerek hat am 18. März 1898 einen Verein für die Innere Mission gegründet, der ‘Erster Ungarischer Missionsverein’ genannt wurde. Der schon erwähnte Károly Rácz mit seinen Kollegen, vertrat die reformierte Linie der Erweckung. Sie betonten die Notwendigkeit der Rückkehr zu den reformierten Glaubensbekenntnissen und hielten den Gottesdienst für die wichtigste missionari-sche Aufgabe. Sie kämpften sehr entschlossen für eine vollständige Trennung von Kirche und Staat. 108

Die dritte Missionsbewegung war die Erweckungsbewegung der Inneren Mission von Budapest. Der Leiter und Hauptvertreter dieser Bewegung war der schon erwähnte reformierte Pfarrer und Theologieprofessor Aladár Szabó (1862-1944), der später als Vater der Inneren Mission bezeichnet wurde. Szabó hatte sich 1880 an der Reformier-ten Theologischen Akademie in Budapest eingeschrieben und studierte gleichzeitig an der Philosophischen Fakultät. Das Buch über Calvin von Révész senior motivierte ihn dazu, Theologie zu studieren. Hier kam er in Kontakt mit Pfarrer Andrew Moody, der von der Schottischen Mission nach Ungarn gesandt wurde. Der missionarische Eifer von Moody hatte einen großen Einfluss auf Szabó ausgeübt und in seinem Herzenwurde die Verantwortung für die Mission geweckt. 109 Moody hat Szabó in die Missi-onsarbeit unter den Kindern eingeführt, und so wurde ‘die Kinderevangelisation die erste Äußerung der ungarischen Inneren Mission’. 110

Im Gebäude der Schottischen Mission arbeitete auch die deutschsprachige refor-mierte Filialkirche, wo Szabó zwei aktive Leiter der innenmissionarischen Orga-nisationen kennenlernte. Einer war Tivadar Biberauer, der Hauptinspektor der Un-garischen Eisenbahnen; der andere war Aladár Szilassy (1847-1924), ein Richter, der ein begeisterter Mitarbeiter in der christlichen Jugendarbeit war. Beide hatten einen entscheidenden Einfluss auf das Leben von Szabó, besonders dadurch, dass sieihn auf sein späteres Lebenswerk vorbereiteten: er ist in Ungarn der Vorläufer der

107 Imre Révész, ‘Előszó’ in A Magyar Református Egyház, p. 14. Siehe noch Jenő Szigeti, ‘A békési paraszt-ecclesiolák válsága, a baptista gyülekezet megalakulása 1890-1891’ in ‘Mert ezt Isten hagyta…Tanulmányok a népi vallásosság köréből’, pp. 447-448. Weiterhin: ‘Die Pfarrer der Inneren Mission aus dem Süd-Alföld boten diesen kleineren Konfessionen Schutz gegenüber den Angriffen der Reformierten. In den Zeitungen der Erweckung auf im Alföld konnten die Publikationen von Baptisten und Adventisten erscheinen. Sogar József Szalay übersetzte das Buch von E.G. White, Jézushoz vezető út. Dies war das erste adventistische Buch auf Ungarisch’. Bartha und Makkai, Tanulmányok, p. 182.

108 A Magyar Református Egyház, p. 393.109 Szabó, Kegyelem által, pp. 33-37.110 Bíró, ‘A vasárnapi iskola mozgalom’, in A Magyar Református Egyház , p. 390.

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Erweckung, sowohl in der Inneren als auch in der Äußeren Mission, geworden. 111 Szabó hat früh erkannt, dass die Missionsarbeit unter den Kindern und Jugendli-chen von großer Bedeutung ist, und er motivierte immer mehr Theologiestudenten zur aktiven Teilnahme an der Sonntagschulbewegung. Infolgedessen hat sich die Arbeit, die Frl. Irma Biberauer 1883 begonnen hatte, ständig vergrößert und schon nach zwei Jahren wurden in Budapest in 11 Gemeinden für 780 Kinder Kindergot-tesdienste gehalten.

Aladár Szilassy hatte 1883 Karl Fermaud, den internationalen Sekretär von Christ-licher Verein der Junger Männer (CVJM) eingeladen, und sie haben den Keresztyén If-júsági Egyesület [KIE] (Verein der Christlichen Jugend) gegründet, der für die Jugend-arbeit in Ungarn zuständig war. Zum Sekretär wurde Aladár Szabó gewählt. 112 Nach den Ergebnissen in Budapest wollten Szabó und seine Mitarbeiter die Kindermission im ganzen Land vorstellen und ausbauen. In Pápa fanden sie einen guten Empfang, aber in Sárospatak hat sich das Presbyterium der Reformierten Kirche gegenüber der Sonntagschularbeit verschlossen.

Szabó erkannte die innere Krise der ungarischen Gesellschaft und die tote Situ-ation der Kirche. Er sah immer klarer, dass hier nur eines helfen konnte, nämlich, dass das Land und die Kirche geistlich aufwachen und sich bekehren, dass sie Jesus Christus als Herrn ihres Lebens annehmen. 113 Er hat mit seinem ständig wachsen-den Mitarbeiterstab sowohl die Mitglieder, als auch führende Personen der Kirche zur Umkehr gerufen. Dass diese Missionstätigkeit nicht umsonst war, beweist die Tatsache, dass er in der ersten Januarwoche 1887 die Erlaubnis bekam, mit der Re-formierten Kirche am Kálvin-Platz die erste Allianz-Gebetswoche durchzuführen. Nach der Evangelisation von Sommerville sah Szabó immer klarer, wie wichtig es wäre, auch in Budapest auf Ungarisch zu evangelisieren. 114 Aus diesem Grund wurden 1892 für die intellektuelle Schicht der Hauptstadt religiöse Abende organi-siert, die im großen Saal der Schottischen Mission in der Hold-Straße stattfanden. Diese Abende wurden von Aladár Szabó, Béla Kenessey und István Kecskeméthy geleitet. 115 Dort nahmen nicht nur reformierte sondern auch evangelisch-lutherische Leute teil.

In diesen drei Missionsbewegungen konnte man am Anfang beobachten, dass we-der die theologischen noch die Generationsunterschiede die Vertreter der Bewegun-gen voneinander trennen konnten. Sie waren durch ihre gemeinsame Bemühung für die Erweckung durch die Mission stark miteinander verbunden. Eine weitere gemein-same Eigenschaft dieser Erweckungen war, dass sie bei Reformierten, wie auch bei

111 Szabó, Kegyelem által, p. 37. Siehe noch A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, p. 138. 112 Bálint Kovács, A Keresztyén Ifjúsági Egyesület története 1883-1950 (Budapest: A KIE szeniorok Pógyor

István Köre, 1998), p. 33.113 Bucsay, ‘A belső egyházi élet rövid áttekintése 1867és 1918 között’, in Tanulmányok, pp. 202-203.

Siehe noch Szabó, Kegyelem által, p. 106.114 Nämlich in Budapest war die Sprache der Evangelisation der Schottischen Mission bisher die

Deutsche.115 Bíró, ‘Általános evangélizáció’, in A Magyar Református Egyház, p. 394. Siehe noch A.-M. Kool, God

moves in a mysterious way, p. 144.

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Lutheranern die Verantwortung für die Äußere Mission erweckten. 116 Infolgedessen wurden Missionsvereine gegründet, und Zeitungen erschienen; dazu kam, dass am Anfang des 20. Jahrhunderts Missionare ins Ausland gesandt wurden.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die erwähnten Erweckungen in den Ge-sellschaften aus den Gemeindeebenen und aus protestantischen (ökumenischen) Ebe-nen entstanden und sich die gelähmten protestantischen Kirchen langsam bewegten. Von dieser Bewegung wurden immer mehr Pfarrer erfasst und durch den Pfarrer hat sie auch auf die Gemeinden eingewirkt. Mitte der dreißiger Jahre setzte sich ein Teil der Leiter der Reformierten Kirche für die Sache der Mission ein, und als Ergebnis dessen wurde 1933 das Missionsgesetz erlassen, das erklärte, dass die Mission eine Aufgabe der Kirche ist. Von diesem Zeitpunkt an wurde auch die Organisation der Mission eine Aufgabe der Kirche. 117 Ab 1948 beschränkte der kommunistische Staat dieses Recht der Kirche auf Gottesdienste innerhalb der Kirchengebäude. 118

2.4.2 Die ausländischen Wurzeln der Missionsbewegungen (1841-1945)

Zur Jahrhundertwende waren die Missionsorganisationen und Vereine die Transfor-matoren und Katalysatoren der angefangenen und sich ausbreitenden protestantischen Missionsbewegungen. Die Gründer und Leiter dieser Organisationen und Vereine waren Pfarrer, die selbst eine persönliche Erneuerung erlebt hatten. Aber unter den führenden Personen der Inneren und Äussern Mission waren auch Laien, Frauen und Männer.

In diesem Kapitel möchten wir kurz auf die Frage Antwort geben, woher diese füh-renden Personen der Missionsbewegungen und der Vereine ihre geistlichen Impulse bekamen. Wenn wir die Antwort auf diese Frage suchen, entdecken wir schnell, dass im Hintergrund der Erweckungsbewegungen in Ungarn die Vertreter der missiona-rischen, evangelistischen und erweckenden Bewegungen stehen, die im Ausland im 19. Jahrhundert wirkten. Diese missionarischen Einflüsse werden in chronologischerReihenfolge dargestellt, obwohl auch hier zeitliche Überschneidungen vorkommen.

Deutsche EinflüsseEine wichtige Rolle spielte die Wirkung der deutschen pietistischen Erweckung, die im ersten Teil des 19. Jahrhunderts die Missionsbewegungen in Ungarn erreichte. Ihre Vermittlerin war Erzherzogin Maria Dorothea von Württemberg, die mit ihrem Mann Erzherzog Nador Joseph im Jahr 1819 nach Pest kam. ‘Dieses Ereignis eröffnete eine neue Zeit für den ungarischen Protestantismus.’ 119 Die Erzherzogin war nämlich eine tiefgläubige Frau, die unter dem Einfluss des Pietismus von Albrecht Bengel inWürttemberg stand. Maria Dorothea lud die Vertreter der Schottischen Mission nach

116 Anne-Marie Kool erforschte und publizierte die missionstheologischen und organisatorischen Bemühungen von Imre Révész, Ferenc Balogh, Károly Rácz, Aladár Szabó und sie stellt auch die Früchte und Ergebnisse ihrer Tätigkeit dar. A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, pp. 150-153.

117 Siehe Abschnitt: Spirituelles Leben der Gemeinden, pp.32-33.118 Bolyki und Ladányi, ‘A Magyarországi Református Egyház’, p. 161.119 Tibor Fabinyi, ‘Maria Dorothea und der ungarische Protestantismus’, Jahrbuch für die Geschichte des

Protestantismus in Österreich, 96 (1980), p. 338.

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Ungarn ein 120 und sie initiierte auch Konferenzen, zu denen die Pfarrer der Schottischen Mission und die protestantischen Pfarrer von Pest eingeladen wurden. An der geistli-chen Ausrichtung dieser Konferenzen haben Johann Georg Bauerhof, der Hofprediger, József Székács, der spätere evangelisch-lutherische Bischof, und Pál Török, der spätere reformierte Bischof, aktiv mitgewirkt. 121 Im Freundeskreis der Erzherzogin ist das Ver-antwortungsgefühl für die Innere und Äußere Mission und für die diakonische Arbeit immer stärker erwacht. Ihr Pietismus war nicht eine selbstsüchtige, sondern ein offene Frömmigkeit, die auf die körperlichen und seelischen Probleme einfühlsam reagierte. 122

Im 19. Jahrhundert strömten verschiedene Wirkungen von der deutschen Erwe-ckung nach Ungarn hinein. Vielen wurden durch die Bewegung der Inneren Mission von Johann H. Wichern (1808-1881) und durch die diakonische Arbeit von Theodor Fliedner (1800-1864), deren Vermittler Tivadar Biberauer, der Leiter der Deutsch-sprachigen Reformierten Filialkirche in Pest war, beeinflusst. Biberauer hatte guteBeziehungen zum Diakonissen-Mutterhaus von Fliedner in Kaiserswerth, 123 und war ‘begeisterter Nachfolger von Wichern.’ 124 Biberauer hat mit den Leitern der Inneren Mission des ungarischen Protestantismus nicht nur zusammengearbeitet, sondern er pflegte mit ihnen auch eine freundschaftliche und brüderliche Beziehung. Die Fruchtseiner Arbeit war, dass die Äußere Mission des ungarischen Protestantismus einen Aufschwung erlebte und er spielte eine bedeutende Rolle darin, dass in der Äußeren Mission auch viele Frauen mitwirkten. 125

Schottische EinflüsseDie ungarisch-reformierten Missionsbewegungen erhielten sehr starke Impulse von der schottische Erweckung (Revival), die am Anfang des 19. Jahrhunderts stattfand. Die Freikirche in Schottland (Free Church of Scotland) hatte 1838, als ein Zeichen ihrer Erneuerung, die Judenmission angefangen. 126 1841 hat die Schottische Mission ihre ersten Missionare nach Ungarn geschickt, unter ihnen auch John Duncan, den die Ungarn wegen seiner ausgezeichneten Hebräischkenntnisse später ‘Rabbi’ Duncan nannten, sowie Robert Smith und William Owen Allan. 127 Diese Missionare wollten nicht nur die Juden, die in Budapest in großer Zahl lebten, missionieren, sondern sie suchten auch Kontakte zu den protestantischen Kirchen. So kamen sie mit Pál Török, Superintendent der Reformierten Kirche in Budapest, und mit dem Lutheraner Johann Georg Bauerhofer, Hofkaplan von Erzherzogin Maria Dorothea, in Kontakt. 128 1871

120 Fabinyi, ‘Maria Dorothea und der ungarische Protestantismus’, p. 338.121 A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, p. 104.122 A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, p. 110.123 A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, p. 111.124 Richard Bodoky, Jövevények és vándorok. Polgári családtörténet. A Biberauer-Bodoky krónika, 5 vols.

(Budapest: Dr. Bodoky Richardné, 1996), I. p. 196.125 U.a. Irma Pauer, Mária Molnár, Irén Kunst. Vgl. A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, p. 115.126 Hörcsik, ‘Az edinburghi magyar peregrináció’, pp. 164. 179.127 Hörcsik, ‘Az edinburghi magyar peregrináció’, p. 165.128 A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, pp. 101-102.

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lernten sie Révész senior in Debrecen kennen, der von ‘Rabbi’ Duncan, wegen seines imponierenden Wissens und tiefen Glaubens, besonders beeindruckt war. 129 ‘Rabbi’ Duncan wurde später eingeladen, im New College von Edinburgh Professor für das AT zu sein. Damit hatte sich das Tor von New College auch für ungarische Stipendia-ten geöffnet. Als ‘Rabbi’ Duncan wieder nach Ungarn (1862) kam, um einen Besuch in Debrecen zu machen, wurde seine Freundschaft zu Révész vertieft. Nach seiner Rückkehr nach Schottland schlug er die Stiftung eines ungarisch-tschechischen Sti-pendiums vor, und die Leitung der Universität stimmte zu. 130 Von dem Zeitpunkt an kamen fortlaufend ungarische Theologen nach Edinburgh. Unter ihnen waren vie-le Leiter und wichtige Personen in der missionarischen Erweckungsbewegung in Debrecen, auf dem Süd-Alföld und in Budapest. 131

Die Missionsarbeit im Süd-Alföld erhielt einen großen Aufschwung, als die Schot-tische Mission den bekannten Evangelisten aus Schottland, Andrew N. Sommerville (1812-1894) eingeladen hatte. Sommerville kam am 1. Dezember 1887 nach Ungarn und evangelisierte ein halbes Jahr lang in den Gemeinden des Süd-Alföld. Im Winter, bei minus 15-20°C, evangelisierte er in 37 Orten, wo, trotz der großen Kälte, manch-mal 8 bis 10 Tausend Menschen seinen Predigten zuhörten. 132 Das Ergebnis seiner Evangelisation kann man nicht mit statistischen Daten beschreiben. Der Kirchenhis-toriker Imre Révész sah aber die Erweckung, die in den Jahren von 1890 an in Ungarn stattfand, als Fortsetzung dieser Evangelisation von Sommerville. Auf seiner Evan-gelisationsreise wurde Sommerville von Ferenc Balogh, Lajos Csíky, József Szalay und Aladár Szabó begleitet. Aladár Szabó war ein junger Pfarrer in Budapest und seit 1883 in der ungarischen Sonntagschularbeit tätig. Die persönliche Ausstrahlung von Sommerville, seine Spiritualität und die Wirkung seiner Predigten übten auf diesen Pfarrer einen sehr großen Einfluss aus und gaben einen starken Impuls für die weitereMissionsarbeit. 133

129 Ferenc Balogh, ‘Duncan János tanár emlékezete’, Magyar Protestáns Egyházi és Iskolai Figyelmező, II (1871), pp.421-422.

130 Report of the Committee on Bursaries for Foreign Students, Presented to the General Assembly 1865, and Address to the General Assembly by the Evanglical Reformed Church of Hungary, may, 1865. Edinburgh, 1865. p. 2.

131 Ferenc Balogh (1865), Lajos Csiky (1876/77), József Szalay (1879/80), Ferenc Kecskeméti (1879/80), István Fa, István Benkő (1880/81), Richárd Biberauer (1897/98), Béla Sörös (1899/1900), Gyula Forgács (1901/02), Géza Takaró (1905/06), István J. Kováts, József Pongrácz (1906/07), László Deme (1911/12), Sándor Csekey (1920/21), und bis 1947, 28 reformierte Pfarrer. Bis 1983 noch 17 reformierte Pfarrer. Der Katalog siehe Hörcsik, ‘Az edinburghi magyar peregrináció’, pp. 174-177.

132 Der Historiker Imre Révész wertete den Dienst von A. N. Sommerville wie folgt aus: ‘Es ist ein besonderes Geschenk Gottes, dass an diesem Punkt der ungarisch-reformierten Erweckung, der leicht zum Todpunkt hätte werden können, als Wegbereiter von Aladár Szabó, … Sommerville mit unglaublicher Arbeitskraft, die nur mit der besonderen Hilfe des Heiligen Geistes zu begründen ist, den größten Teil der ungarisch-reformierten Gemeinden, die sog. Massengemeinden, die auf dem Lande sehr typisch waren, evangelisieren konnte. Der Mann, der dies gemacht hat, war der 75-jährige A.N. Sommerville’. Imre Révész, ‘Ein Kapitel aus der Geschichte der ungarisch-reformierten Erweckung, die Rundreise von A. N. Sommerville 1887-1888 in Ungarn’, Theologiai Szemle 18 (1943), pp. 10-45.

133 Vgl. A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, pp. 141-143.

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Die erwähnten Personen gründeten Missionsvereine, stifteten diakonische Organi-sationen und übten eine bedeutungsvolle literarische Tätigkeit für die Mission aus. 134 Die Einwirkungen aus Schottland wurden von der Schottischen Mission in Pest weiter gepflegt und gestärkt und auch nach dem zweiten Weltkrieg (1945) fortgesetzt.

Angelsächsische EinflüsseAuf den Spuren der Missionserweckung entfaltete sich die Kinder- und Jugendarbeit. Zum Jahrhundertwechsel wurden verschiedene Jugendorganisationen und Vereine gegründet. Die Vertreter der evangelistischen Erweckungsbewegungen von England übten einen großen Einfluss auf die Mitarbeiter der Jugendarbeit in Ungarn aus. Die-se angelsächsische Bewegungen entstanden aus den Wirkungen der Zweiten Großen Erweckung in Amerika. 135

In Budapest wurde 1883 der Christliche Verein Junger Männer [CVJM] (Young Men’s Christian Association) [YMCA] gegründet, dessen ungarischer Name Keresz-tyén Ifjúsági Egyesület (KIE) war. George Williams, den Gründer von YMCA (1844), der einen großen Impuls von Charles Grandison Finney (1792-1875) bekam, hatte Aladár Szabó 1894 in London getroffen, zu dem er auch später eine gute Bezie-hung pflegte.136 Bei der Gründung des KIE spielte Karl Fermaud, der Sekretär der CVJM, der 1883 Ungarn besuchte, eine bedeutsame Rolle. Er stand schon früher in Briefkontakt mit Ferenc Balogh und Tivadar Biberauer. Fermaud wurde von dem begeisterten Organisator der Jugendarbeit Aladár Szilassy eingeladen. Dieser Jurist war auch der Gründer der KIE. 137 Fermaud hielt 1883 vor den Studenten der Refor-mierten Theologie in Pest eine impulsive Rede, woraufhin sofort die KIE ins Leben gerufen wurde.

Der Evangelisch-Christliche Studentenbund in Ungarn (MEKDSZ) wurde 1907 ge-gründet. Dieser entsprach der World Student Christian Federation [WSCF] (Christlicher Studenten Weltbund) [CSW]. Bei der Gründung spielte John R. Mott (1865-1955) eine entscheidende Rolle, der von Dwight L. Moody beeinflusst war.138 Mott, der Sekretär von WSCF und Initiator der Student Volunteer Movement [SVM] (Studenten Missions-freiwilligen Bewegung) [SMB] (1886), war öfter in Ungarn. 139 Er machte einen beson-deren Eindruck auf die leitenden Personen der ungarischen Missionsbewegungen und pflegte einen engen Kontakt zu ihnen. Unter ihnen waren Aladár Szabó, der Mott seit1894 kannte, János Victor, der eine tiefe Freundschaft zu ihm entwickelte, und József Pongrácz, der ihn als Student in Edinburgh getroffen hatte. 140

134 Hörcsik, ‘Az edinburghi magyar peregrináció’, p. 172.135 Siehe Paulus Scharpff, Geschichte der Evangelisation, 2. Aufl. (Dillenburg: Brunnen Verlag, 1980), pp.

193-200.136 Kovács, A Keresztyén Ifjúsági Egyesület, pp. 14; 23-26.137 Kovács, A Keresztyén Ifjúsági Egyesület, p. 26. 138 Scharpff, Geschichte der Evangelisation, p. 198.139 A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, pp. 214-215. 140 László Ravasz, Emlékezéseim (Budapest: A Református Egyház Zsinati Irodájának Sajtóosztálya,

1992), pp. 112-113.

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1909 machte Mott in Ungarn eine Rundreise und hielt viele Vorlesungen in Bu-dapest, Debrecen, Kolozsvár (Cluj), Sárospatak, Sopron. Er besuchte auch die theo-logischen Akademien in Ungarn. 141 Er machte einen tiefen Eindruck auf László Ra-vasz (1882-1975), Sándor Makkai (1890-1951) und auf Imre Révész (1889-1967), die später Bischöfe wurden. 142 Motts Persönlichkeit, seine Reden und Visionen über die Mission hatten die Studenten sehr begeistert und gab der schon früher begonnen Jugendarbeit einen großen Schub nach vorn. 143

Eine wichtige Organisation der Erweckung durch die Innere Mission bildete der Bethanien-Verein, der 1903 von Aladár Szabó gegründet wurde. 144 In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts spielte dieser Verein im Leben der Mission eine wichtige Rolle. Bei der Gründung war Szabó’s Vorbild, Francis E. Clark (1850-1914), der Vertre-ter der zweiten evangelistischen und erwecklichen Bewegung, der 1881 die Young People’s Society for Christian Endeavour (Jugendbund Entscheidenes Christentum) [EC] gegründet hatte. 145 Der Bethanien-Verein folgte sowohl in seiner Zielsetzung als auch in seiner Organisation dem Beispiel des EC. Sie legten großen Wert auf die Dia-konie, die praktische Frömmigkeit, die Verbreitung von christlicher Literatur und die Evangelisation.

Holländische EinflüsseIn den ungarischen Missionsbewegungen war immer eine bekennende, calvinistische Gruppierung mit dabei, die die Mission nach ‘calvinistischen Prinzipien’ verwirkli-chen wollte. Darunter haben sie jenen Kampf verstanden, der in der Kirche und in der Welt der Souveränität Gottes, seiner Herrlichkeit und der Königsherrschaft Christi eine zentrale Bedeutung gibt. 146 Diese Missionsarbeit sah nicht nur ihr Ziel, sondern auch ihren Ursprung in der Souveränität Gottes, bzw. betonte die kirchliche Veranlas-sung dieser Arbeit. 147 Dieser bekennende, calvinistische Zug tauchte mal stärker, mal schwächer auf. Am Ende des 19. Jahrhunderts dominierte diese calvinistisch beken-nende Färbung in den Erweckungsbewegungen von Debrecen und im Süd-Alföld, dann in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts tauchte sie auch in der Erwe-ckung durch die Mission in Budapest immer stärker auf. Diese calvinistische Einwir-kungen kamen zum Teil aus Holland nach Ungarn.

141 Sándor Bíró, ‘A Magyar Evangéliumi Keresztyén Diákszövetség’, in A Magyar Református Egyház, pp. 400-401.

142 A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, p. 210.143 Mihály Bucsay, ‘Evangélizáció és diakónia’, in Tanulmányok, p. 234. Siehe noch Bíró, ‘A belmisszió

eredményei’, in A Magyar Református Egyház, p. 398.144 Szabó, Kegyelem által, p. 151.145 Scharpff, Geschichte der Evangelisation, p. 188.146 Mihály Bucsay, ‘A magyar kegyesség a dualizmus korában’ in Tanulmányok, p. 242., zitiert vom Calvin-

Bund, in seiner Festschrift über die Pfarrkonferenz 1916. Bp. 1916. Siehe noch A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, pp. 52. 143.

147 Bernhard Wielenga, Evangélizáció a református egyházban, übers. von Jenő Sebestyén (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Részv.-Társ., 1923), pp. 8-9.

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Ein Vermittler des holländischen Einflusses war Károly Rácz, der reformierte Pfar-rer aus Szapárifalva. 1866 besuchte Rácz als Stipendiat der Theologischen Akademie von Debrecen die Vorlesungen in Wien von Theologieprofessor Eduard Böhl, der ihn auf den niederländischen Pfarrer Hermann Friedrich Kohlbrügge und seine Gemein-dearbeit aufmerksam machte. Kohlbrügge, der früher in Holland gearbeitet hatte, war damals in Elberfeld (Deutschland) als Pfarrer tätig, wo Rácz ihn für eine längere Zeit besuchte. Nachdem Rácz sah, wie ernst er die Taufe und das Abendmahl in der Gemeinde von Elberfeld praktizierte, wie der Heidelberger Katechismus gelehrt und die Gemeinde vom Presbyterium geleitet wurde, hat er nach seiner Heimkehr 1867 zuallererst ein Werk 148 von Hermann F. Kohlbrügge ins Ungarische übersetzt und in seiner Gemeinde verbreitet. So wurden in Ungarn der Name und die Tätigkeit von Kohlbrügge bekannt. 149 Um Rácz sammelte sich ein nicht sehr großer, aber sehr eifri-ger Pfarrerkreis, der die calvinistischen Prinzipien übernommen und verbreitet hat. 150 Diese Prinzipien wurden auch durch die Zeitung Szabad Egyház (Freie Kirche) ver-breitet, deren Redakteur Rácz war.

Ein anderer Vermittler der holländischen Einflüsse war Lajos Csíky, Theologiepro-fessor an der Theologischen Akademie von Debrecen, der Homiletik aus dem prak-tisch-theologischen Fachbuch von Theologieprofessor Johannes J. van Oosterzee (1817-1882) aus Utrecht unterrichtete. 151 Danach wurde ein weiteres Werk J.J. von Oosterzee, seine Erklärung des Heidelberger Katechismus, veröffentlicht. Diese wur-de vom Theologieprofessor Géza Antal (1866-1934), der in Pápa unterrichtete, ins Ungarische übersetzt (1908). 152 Als Ergebnis der niederländischen Einwirkung hat die Erklärung des Heidelberger Katechismus nach längerer Zeit wieder eine neue Beto-nung in der Arbeit der Kirche gewonnen.

Béla Kenessey (1858-1918), der zuerst Theologieprofessor in Budapest, später Bi-schof in Kolozsvár und ein guter Freund von Aladár Szabó war, erhielt auch in Holland Einflüsse, die er nach Hause brachte. Béla Kenessey war 1881 in Utrecht Stipendiat,wo er mit dem Nederlandsche Zendings Vereeniging (NZV) in Beziehung kam und wo er die Gesellschaft Eltheto, die aus den Theologiestudenten der Universität Utrecht gebildet wurde, kennenlernte. Er brachte Informationen von diesem Verein nach Un-garn und sprach begeistert über die Arbeit, die er in Holland gesehen hatte. 153

Ab dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts hatte die Erweckungsbewegung in Budapest einen immer stärker werdenden bekennenden calvinistischen Zweig, der

148 Hermann F. Kohlbrügge, Erläuternde und befestigende Fragen zu dem Heidelberger Catechismus (Elberfeld: mühlmann, 1851).

149 János Csohány, ‘Rácz Károly (1842-1925) lelkipásztor élete és munkássága’ in Vallási Néprajz 3, (Budapest: 1987), Siehe noch Károly Rácz, A Heidelbergi Káté (nach Kohlbrügge) [Lugos: SZE, 1891].

150 Mihály Bucsay, ‘Kátétanítás’, in Tanulmányok, p. 219.151 Bucsay, ‘Szószéki igehirdetés’, in Tanulmányok, p. 214. J.J. van Oosterzee, Praktische Theologie,

Bd.1-3. (Heilbronn: 1877).152 J.J. van Oosterzee, A Heidelbergi Káté 52 egyházi beszédben, übers. Géza Antal (Pápa-Debrecen:

1908).153 Béla Kenessey, ‘Egy látogatás a Nederlandsche Zendings Vereeniging rotterdami misszionáriusképző

intézetébe’, PEIL (1882), pp. 1541-1546.

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vom Kálvin Szövetség (1908) [Calvin Bund] vertreten wurde. 154 Auf die Arbeit des Calvin-Bundes übte zweifellos den größten Einfluss der spätere TheologieprofessorJenő Sebestyén (1884-1950) aus. Sebestyén war von 1908 bis 1910 Stipendiat in Ut-recht. Auf ihn hatten Abraham Kuyper und Professor Hugo Visscher in Utrecht, einen großen Einfluss. Visscher war eine zentrale Persönlichkeit in der Bewegung, die dieKirche von innen erneuern wollte. Er richtete die Aufmerksamkeit von Sebestyén auf Calvin und machte ihm die theologische und politische Konzeption des Calvinismus von Kuyper bekannt. 155

Auf Initiative von Sebestyén wurde 1921 der reformierte Studentenbund Soli Deo Gloria, 156 und danach 1936 die Kálvin János Társaság (Johannes Calvin Gesell-schaft), bzw. der reformierte Zweig des KIE gegründet. Sebestyén befürchtete nämlich, dass die Bewegung der Inneren Mission zu einem Bruch innerhalb der Reformierten Kirche führen würde, weil sie die Missionsarbeit nicht auf der Grundlage des Glau-bensbekenntnisses leistete. 157 Die Vertreter der Bewegung der Inneren Mission klagte er an, dass sie nicht kirchenzentrale calvinistische Prinzipien, sondern ein von diesen abweichendes, interkonfessionelles, sogenanntes ‘allgemeines Christentum’ vertreten würden. 158 Laut Sebestyén konnte man die Rettung und Stärkung der Reformierten Kirche nur davon erwarten, dass die Kirche zu der reinen und reformierten Lehre zurückkehre. 159

Auf die Befürchtungen und Beschuldigungen Sebestyéns antwortete seitens der Bewegung der Inneren Mission János Victor. Einerseits nahm er die Arbeit der Inne-ren Mission in Schutz, andererseits wies er die Beschuldigung des Verrats der calvi-nistischen Prinzipien zurück. 160

In den Streit zwischen Sebestyén und Victor schaltete sich auch die Redaktion der holländischen Zeitung Reformatie ein, die Sebestyén unterstützte. 161 In dieser Zeitung erschien eine Artikelserie, die den ungarischen Reformatismus, und innerhalb dieses, die Bewegung der Inneren Mission analysierte und tadelte. 162 Auf die holländische Kritik antwortete Victor, dass Prof. Valentijn Hepp seine Meinung über das ungari-sche Kirchenleben ohne Kenntnis des Kontextes geäußert hätte. Danach wies Victor die Beschuldigung des Verrats der Lehren von Calvin zurück. Seine Argumentation

154 Bucsay, ‘Belmisszió és egyháztársadalmi egyesületek’ in Tanulmányok, p. 235.155 Ladányi, Emlékkönyv, p. 15.156 Sándor Ladányi, ‘Sebestyén Jenő’, in Emlékkönyv Sebestyén Jenő születésének 100. évfordulójára, p.

18. 157 Jenő Sebestyén, Evangélizáció és református evangélizáció, előadás. Elhangzott a Kálvinista Szemle

1920. május 26-27-én, Budapesten tartott konferenciáján.158 ‘Két konferencia’, aláírás nélkül, Kálvinista Szemle, I/1 (1920), p. 9.159 Ladányi, ‘Sebestyén Jenő’, p. 18.160 János Victor, Térj magadhoz drága Sion (Budapest: 1930), p. 78.161 Prof. Dr. V. Hepp, Ds. K. Schilder, Dr. C. Tazelaar, Prof. Dr. J. Waterink.162 V. Hepp, ‘Hoe te oordeelen over het Calvinisme in Hongarije?’, Reformatie, 1928. 05. 11. – 1929.

04. 09. Zitiert Sándor Gál, ‘A kezdeményező egyház’ Victor János egyházépítő szolgálata különös tekintettel a misszióra és a gyülekezetépítésre, Doctorarbeit, (Debrecen: 2005), p. 52. Fußnote 207.

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schloss er damit, dass ‘…der ungarische Calvinismus kein durch Sebestyén modifi-zierter importierter Calvinismus ist, sondern auf dem Wort beruht.’ 163

Obwohl die Spannung des Streites zwischen Sebestyén und Victor auch später nicht nachließ, 164 schadete dieser dennoch nicht den im Laufe der Geschichte entstan-denen brüderlichen Beziehungen zwischen Holland und Ungarn. Unserer Meinung nach trug dieser Streit, trotz aller Misstöne, dazu bei, dass die Bewegung der ungari-schen Inneren Mission ihr Verhältnis zu den Glaubensbekenntnissen geklärt und ihren bekennenden Charakter mehr als bisher hervorgehoben hat.

2.4.3 Die Missionsarbeit (1848-1945)

Herausforderungen – MotivationenDie ungarische protestantiche Missionsarbeit war genauso vielfältig wie die Erwe-ckungsbewegungen, die sie herausforderten. 165 Am Ende des 19. Jahrhunderts wur-de die Missionsarbeit durch die leeren Kirchen und durch die spirituelle Leblosig-keit motiviert. Diese schmerzhaften Tatsachen motivierten sowohl die Vertreter des Liberalismus, 166 als auch die der Inneren Mission 167 dazu, eine Lösung zu suchen. Sie sahen klar, dass die Massen der armen Bauern und die Arbeiterschaft in den Städten sich von der Kirche entfremdeten, da sie von der Kirche auf ihre immer größer wer-denden sozialen Probleme keine Antwort oder wegweisenden Rat erhalten hatten. 168

Eine wichtige Herausforderung bedeutete die ‘Nationaltragödie’ nach dem I. Welt-krieg. Nach Trianon (1920) wurden zwei Drittel der Bevölkerung zu Staatsbürgern der Nachbarländer und dies löste nicht nur nationale, sondern auch religiöse Spannungen aus, weil die meisten Reformierten ungarischer Muttersprache waren. Die Orthodo-xen waren Rumänen und Serben und die Lutheraner hatten Slowakisch und Deutsch als Muttersprache. Zwischen den Römisch-Katholischen und den Protestanten stan-den hohe dogmatische Scheidewände, und mit den Juden entstanden zum Teil religi-öse, ideologische oder wirtschaftliche Spannungen. 169 Hauptsächlich die Vertreter der Inneren Mission haben erkannt, dass der nach Trianon entstandene Nationalismus und der Revisionismus, für die Kirchen eine Sackgasse bedeuten, weil zur Erneuerung des spirituellen Lebens der Gemeinde ein anderer Weg führt. 170

163 János Victor, ‘Egyházi életünk holland szigorú református szemmel’, Református Figyelő, 21 (1929), pp. 251-252. Siehe noch János Victor, Ki hazudott önnek Hepp professzor? Nyilt levél. Zsinati Levéltár, 44. fond. 1. Box. 1. dosszié. In diesem offenen Brief beruft sich Viktor auf Johan H. Bavinck, der trotz seines ausgezeichneten Dogmatismus gern in der holländischen Studentenbewegung der ‘allgemeinen Christen’ mitarbeitete.

164 Sándor Gál, ‘A kezdeményező egyház’, pp. 53-54.165 Márkus, ‘Theológiai irányzatok’, in Tanulmányok, p. 179.166 Bíró, ‘A szabadságharctól az első világháborúig’ in A Magyar Református Egyház , p. 370.167 Bíró, ‘A szabadságharctól az első világháborúig’, p. 383.168 Bolyki und Ladányi, ‘A Magyarországi Református Egyház’, p. 10. 169 Macartney, Hungary. A Short History (Chicago, 1962), pp. 190-191.170 Bolyki und Ladányi, ‘Útkeresési kísérletek’ in A Magyarországi Református Egyház, p. 29.

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Die bolschewistische Revolution nach dem Ersten Weltkrieg (1919) löste nicht nur einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zusammenbruch aus, sondern sie deckte auch die inneren Probleme und die Hilfslosigkeit der Kirchen auf. In dieser tragischen Situation hatten sich zuerst die Vertreter der Inneren Mission zur Kon-ferenz gesammelt, um die Methoden der Erweckung der Kirche zu suchen. Sie er-hofften dieses von einer Intensivierung der innenmissionarischen Aktivitäten. 171 Die erwähnten Herausforderungen waren die indirekte Motivation der Mission. Unter den theologischen Motiven der Mission ist die von László Ravasz (1882-1975) vertretene Absicht der Ausbreitung des Reiches Gottes und des Zustandebringens von ‘christ-licher Kultur’ erschienen. 172 Das Hauptmotiv für Jenő Sebestyén war gloria Dei und plantatio ecclesiae, 173 während Sándor Makkai (1890-1951), der einer der Theore-tiker der reformierten Missionsarbeit wurde, die plantatio ecclesiae als Motiv der Mission unterstrich. 174

Zielgruppen und Ziele der MissionDie aus der Gesellschaft und aus der Kirche kommenden Herausforderungen haben die Ziele und die Zielgruppen der Missionsbewegungen bestimmt. Die schon erwähn-ten Missionsbewegungen waren sich darin einig, dass das Hauptziel die geistliche Er-weckung der Gemeinden und der ganzen Kirche ist. Den Weg, der dazu führen sollte, sahen sie in der Hilfeleistung zur Bekehrung einzelner Personen. Diese Ziele haben Ferenc Balogh und seine Schüler, 175 József Szalay und sein Kreis, 176 Aladár Szabó 177 und Jenő Sebestyén 178 klar formuliert. Sie hielten es für genauso wichtig, dass die Gläubigen ermutigt würden, ihre Frömmigkeit zu praktizieren.

Die erste große Zielgruppe der Mission war die Kirche selbst, ihre Würdenträger eingeschlossen. 179 So wurden mit dem erweckenden Evangelium die Theologiepro-fessoren, die Theologiestudenten, die Pfarrer und die traditionellen Kirchgänger er-reicht. Eine weitere Zielgruppe waren die verschiedenen Schichten der Gesellschaft: die Bauern, die Arbeiter, die Bürger, die Aristokratie, aber auch die städtischen Dienst-mädchen, die Inhaftierten und die Kranken in Hospitälern, weiterhin die Waisen, Pro-stituierte, die Ex-Inhaftierten, die alleinstehenden Alten, die Armen und die Knechte.

Das erste Ziel der Mission war die Evangelisation der Kinder und der Jugendli-chen. Das zweite Ziel, das sich alle Bewegungen gestellt haben, war die Erziehung zur

171 Bolyki und Ladányi, ‘Útkeresési kísérletek’ in A Magyarországi Református Egyház, pp. 27-31.172 Ravasz László, ‘A külmisszió’, Hajnal, IV/3 (1928), pp. 1-5.173 Vgl. Jan A. B. Jongeneel, ‘Voetius’ zendingstheologie, de eerste comprehensieve protestantse

zendingstheologie’ in J. van Oort (red.) De onbekende Voetius (Kampen: Kok, 1989), p. 133.174 Makkai förderte, dass die Gemeinde selbst fähig sein muss, die Mission auszuführen. Makkai Sándor,

Az egyház missziói munkája (Budapest: Révai Kiadás, 1938), p. 117. 175 Mihály Márkus, ‘A belmisszió teológiája’ in Tanulmányok, pp. 180-181.176 Szigeti, ‘A békési paraszt-ecclesiolák válsága’, in Mert ezt Isten hagyta, p. 452. 177 Szabó, ‘Szándékaink’, Hajnal I/1-6 (1894) p. 4.178 Jenő Sebestyén, ‘A megtérés református szempontból’ in Kálvinista Szemle, IV. (1923) pp. 398-414.179 Sándor Bíró, ‘Az újra felfedezett evangélium’, in A Magyar Református Egyház története, p. 384.

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aktiven, helfenden und karitativen Arbeit, also zur Diakonie. Sie waren der Meinung, dass dadurch einerseits ein Teil der sozialen Probleme durch die institutionelle Diako-nie gelöst werden könnte, andererseits die Gesellschaft zu einem Paradigma kommen könnte, wie man die großen sozialen Probleme bekämpfen kann.

Die Missionsarbeit konnte nur dadurch effektiver gemacht werden, wenn man immer mehr Laien in die Arbeit mit einbeziehen konnte. So finden wir unter denZielen der Mission den Gedanken der Mitarbeiterschulung. Dies wurde schon 1893 von József Szalay betrieben. 180 Am konkretesten wurde dieses Ziel von Aladár Szabó formuliert. 181 Zur Zielgruppe gehörten die jüngeren oder älteren Gläubigen, die größ-teils Intellektuelle waren. Unter den Zielen der Mission finden wir, zwar mit unter-schiedlicher Betonung in den verschiedenen Bewegungen, auch das Erreichen der nicht-christlichen Völker mit dem Evangelium, also die Äußere Mission. Die Ziel-gruppen dieser Tätigkeit waren die Juden und die Moslems. 182

Die Erweckungsbewegung von Debrecen und auf dem Süd-Alföld setzte als wich-tiges Ziel auch das Erwecken und Stärken des bekennenden reformierten Bewusst-seins. Aladár Szabó betonte besonders als eines der Ziele der Mission, die Verbreitung des Reiches Gottes. Außerdem ‘hat er viele Elemente eingeführt oder gestärkt, die auf den ersten Blick in der Ungarischen Reformierten Kirche zu fremd waren, und sie hätten ihn daran hindern können, dass seine Arbeit Wurzeln schlägt. Solche Elemente waren: 1. Die Überkonfessionalität, gegenüber dem starken, konfessionellen Denken und gegenüber dem Nationalismus, 183 2. Der Pietismus gegenüber dem Rationalis-mus, obwohl dieser seit dem 16., 17. und 18. Jahrhundert nicht fremd war; 3. Die “Demokratisierung” gegenüber dem tief verwurzelten Feudalismus; 4. In der Zeitpe-riode, als das ungarische Nationalbewusstsein stärker wurde, hat sich das missiona-rische Denken durch den schottischen Puritanismus (Schottische Mission) und durch den deutschen Pietismus (Deutschsprachige Reformierte Filialkirche) verbreitet.’ 184 Die Missionsziele von Szabó waren eine Art Brückenbau, nicht nur zwischen den Konfessionen, sondern auch unter den verschiedenen Strömungen innerhalb der Re-formierten Kirche in Ungarn.

Mit Rücksicht auf die Tragödie des ungarischen Volkes wegen Trianon waren ei-nige der Meinung, dass das Ziel der Mission die Stärkung des Nationalbewusstseins und die Verbreitung der ungarischen Kultur wäre, besonders hinsichtlich der in den vom Mutterland abgetrennten Gebieten lebenden Ungarn. Diese Meinung vertraten Márton Czelder und József Erdős, die in der Mission von Moldau arbeiteten. 185 Die-ses Ziel kann man aber auch bei den Vertretern des historischen Calvinismus entde-

180 József Szalay, ‘A mi missziónk’, Keresztyén Evangélista 15/1904, p. 114.181 Aladár Szabó, ‘Szándékaink’, Hajnal I/ 1-6 (1894), p. 4. 182 A.-M.Kool, God moves in a mysterious way, pp. 193-195.183 Jenő Sebestyén und Mitarbeiter griffen deshalb den Gedanken der Gemeinschaft der Konfessionen an,

weil sie die Einheit der reformierten Kirche gefährdet sahen bzw. befürchteten, dass die Kirche ihre Identität verliert. Jenő Sebestyén, Evangelisation und reformierte Evangelisation, Vortrag. Gehalten auf der am 26. und 27. Mai 1920 in Budapest durchgeführten Konferenz Kálvinista Szemle.

184 A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, p. 154. Fußnote 429.185 József Erdős, ‘A magyar ref. egyház missziója a jelenben’, Debreceni Protestáns Lapok, V. (1885), p. 392.

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cken. Andere haben, als zukünftiges Ziel der Mission, die gloria Dei stark betont (u.a. Károly Rácz und Jenő Sebestyén). Die Zielgruppe der sog. Konfessionalisten waren die ungarischsprachigen Reformierten.

Zwischen 1920 und 1945 wurden einerseits die der Kirche entfremdeten Indus-triearbeiter und die landwirtschaftlichen Tagelöhner die Zielgruppen der Mission. Andererseits wurden die verschiedenen Schichten und Altersgruppen in der Kirche die Zielgruppen der inneren Missionsarbeit. Die Beschäftigungen mit den verschie-denen Altersgruppen haben die Vertreter der Inneren Mission in Ungarn eingeführt. Das Ziel der Mission war die Gewinnung von Gruppen außerhalb der Kirche und deren Eingliederung in die Gemeinden. Das Ziel der Mission nach Altersgruppen in den Gemeinden war die Vorbereitung für die Missionsarbeit. Dies charakterisiert die Missionsziele bis 1945.

Die Mittel der MissionIn der Geschichte der ungarisch-protestantischen Kirche wird deutlich, wie viele und viel-seitige Mittel die Missionsbewegungen benutzt haben, um ihre Ziele zu verwirklichen.

Um die Einzelnen und die Gemeinden zu erwecken, bzw. ihnen zur Umkehr zu ver-helfen, wurde das Mittel der missionarischen Verkündigung gebraucht, worunter den ganzen Inhalt des Evangeliums zusammenfassende und zur Umkehr rufende Kirchen-predigten verstanden wurden. Diese wurden fast ausschließlich von Pfarrern gehalten. Eine andere Form waren die kampagnemäßigen, über mehrere Abende gehaltenen Evangelisationen, die nicht nur in Kirchengebäuden, sondern auch in großen Sälen, in Höfen oder auf den Straßen veranstaltet wurden. Dort wurde das Evangelium auch von Laienpredigern verkündigt.

Ein wichtiges Mittel der Evangelisation war die Verbreitung der Bibel. Damals waren in Ungarn zwei Bibelgesellschaften tätig. Eine davon war die Britische und Ausländische Bibelgesellschaft, die 1861 ihre Tätigkeit in Ungarn begann. Diese Bibelgesellschaft gab in den ersten 70 Jahren ihrer Tätigkeit 62 mal die ungarische Károli-Bibel heraus. In diesem Zeitraum wurden im Land 287.672 vollständige Bi-beln und 847.495 Neue Testamente verteilt. Die andere war die Schottisch Nationale Bibelgesellschaft, die ebenfalls 1862 ihre Tätigkeit aufnahm und die Bibeln verbreite-te, die die Britische und Ausländische Bibelgesellschaft herausgegeben haben. 186

Wichtige Mittel der Missionsarbeit waren die verschiedenen Vereine und Verbände. 187 Um die konfessionelle Identität zu stärken, fanden sie ein gutes Mittel im Heidelberger Katechismus, der in den Gemeinden regelmäßig gelehrt wurde. Dies

186 Die Schottische Mission in Ungarn beschäftigte 5 Kolporteure, die jährlich 4000 Exemplare der ungarischen Bibel verkauften. 1902 verkauften sie 20.146 Bibeln. Siehe Mihály Bucsay, ‘A Szentírás magyar fordtásainak, kiadásainak és terjesztésének ügye’ in Tanulmányok, pp. 208-209.

187 Unter den Kindern tat die Missionsarbeit der Verband für Sonntagschule (1882). Unter den Jugendlichen und Studenten arbeitete der Verband für Reformierte Jugendliche in Budapest, später KIE genannt (1883). Weitere wichtige Vereine waren: der Gábor Bethlen-Kreis (1900), der Evangelisch-Christliche Studentenverband in Ungarn (1904), der Verein Zsuzsánna Lorántffy (1892), der reformierte Studentenverband Soli Deo Gloria (1921).

(Fortsetzung…)

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wurde hauptsächlich von den Vertretern der Missionsbewegung in Debrecen intensiv praktiziert. Wir können feststellen, dass am Ende des 19. Jahrhunderts eine Renais-sance in der Belehrung des Katechismus stattgefunden hat, die in der Mission eine wichtige Rolle spielte. 188

Zur Verwirklichung der Missionsziele erwiesen sich die Presse und die Literatur-arbeit der Mission als ergebnisreich. Regelmäßig oder periodisch erschienen lokale, regionale und landesweite Zeitschriften. ‘Von 1868 bis 1918 sind etwa 190 verschie-dene reformierte Presseprodukte erschienen’. 189 Es ist auffallend wie viele Gemeinden eigene Zeitungen hatten. Auch solche Zeitungen wurden sehr wichtig, in denen eine bestimmte theologische Richtung vertreten wurde. Jede Gruppe hatte ihre eigene Zeit-schrift: für die Pfarrer, die Kinder und die Frauen. Einige behandelten nur Themen der Inneren Mission, andere nur Themen der Äußeren Mission. Es ist bemerkenswert, dass die meisten Zeitungen und Zeitschriften protestantisch waren. An ihrer Redakti-on beteiligten sich reformierte und evangelisch-lutherische Personen. 190

In riesigen Auflagen sind Traktate und kleinere Hefte erschienen, die das Evan-gelium oder bestimmte biblische Lehren in einer populären Form vermittelten. Die Innere und Äußere Mission wurden auch durch solche Blätter beabsichtigt. Auch viele Bücher über die reformierte Lehre wurden herausgegeben, die nicht nur die Pfarrer, sondern auch die christlichen Intellektuellen ansprachen. Unzählige Hef-te, Bücher, theologische Lehrbücher und Predigten wurden ins Ungarische über-setzt und herausgegeben. Darunter waren auch solche, die sich mit der Mission beschäftigten. 191

Die Mission und die KircheWie wir sahen, gewannen die Missionsbewegung und die Aktivitäten zur Jahrhundert-wende eine immer grössere Dynamik. Immer mehr Vereine wurden gegründet, die Missionsliteratur wurde weit verbreitet und die Diakonie wurde stark angetrieben. Die Mitarbeiter der Inneren Mission drängten die Kirche, die Mission zu übernehmen. Ihr Programm und die Ziele der Mission hat Aladár Szabó in seiner epochenbestimmenden

Unter Erwachsenen waren die wichtigsten Mittel zur Mission: der Verein Bethanien (1903), die Schottische Mission (1841), die Arbeit der Außenmission koordinierten: Die erste ungarische Missionsgesellschaft (1893), der Evangelisch-Christliche Missionsverband in Ungarn (1903), der Verband für Evangelisch-Christliche Frauenvereine in Ungarn (1904).

Vereine, bzw. Verbände mit diakonischer Arbeit waren: Landesverein der protestantischen Waisen (1859), Reformierter Verein zur Herausforderung der Liebe (1892), Reformierte Gesellschaft Karfreitag (1893), Reformierter Frauenverein in Buda (1902), Diakonissenverein Philadelphia (1903), Diakonissenheim vom Verein Lorántffy Zsuzsanna in Debrecen (1902), Diakonissenheim (1914), Calvineum (1908), Zentralkomittee der Vereine vom Blauen Kreuz in Ungarn (1903). Zur Stärkung des konfessionellen Charakters und der reformierten Identität waren gegründet worden: der Landesverein der Reformierten Pfarrer (1907) und der Calvin-Verband (1908).

188 Bucsay, Der Protestantismus in Ungarn, II., pp. 124-125.189 Imre Czegle, ‘A református egyház időszaki sajtója’, in Tanulmányok, p. 244.190 Nämlich war die Wurzel der Missionsbewegung gemeinsam. Siehe 2. 4. 2. pp. 47-48.191 Eine ausführliche Zusammenfassung ist zu lesen: Imre Czegle, ‘A református egyház időszaki sajtója’

in Bartha und Makkai, Tanulmányok, pp. 243-247.

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Schrift, Új Óramutató (Der neue Uhrzeiger, 1896), zusammengefasst. Diese Schrift war nicht nur eine Diagnose und Therapie, sondern auch eine harte Kritik an der Kirche. 192

Die Kirchenleitung hatte die Erweckung und ihre Äußerungen nicht gerade mit offenen Armen aufgenommen. Die Spannungen zwischen den Vertretern der Kirche und den Missionsbewegungen haben sich in vier Punkten herauskristallisiert.

Die erste, immer wiederkehrende Klage der Kirchenleitung war der lutherische Pietismus als Grund der Inneren Mission. 193 Der Grund ihrer Kritik war, dass diese Frömmigkeitsrichtung die Kirche aus den Augen verliert und ein individualistisches Christentum propagiert. 194 Damit haben sie die Tätigkeit der Schottischen Mission und den Kreis um Aladár Szabó angeklagt. Deshalb wandten sich viele gegen die Richtung der Inneren Mission im Kirchendistrikt diesseits der Theiß und in Sieben-bürgen, Sárospatak und Kolozsvár. 195

Die zweite wiederkehrende Anklage war die Überkonfessionalität. Aladár Szabó hielt die Mission wirklich für eine überkonfessionelle Angelegenheit, deren Ziel es war, die Einheit in Christus Jesus zu erlangen. Er sah das Reich Gottes als eine höhere Realität an als nur die Reformierte Kirche. Jenő Sebestyén griff seine Überkonfessio-nalität damit an, dass die Innere Mission eine ‘allgemeine Christenheit’ verkündigen würde, die im Gegensatz zu einer bekennenden Christenheit stünde und dies mache die Reformierte Kirche schwach. 196

Die dritte Spannungsfrage war das Verhältnis zwischen der Kirche und den Verei-nen der Inneren Mission. 197 Die Vereine der Inneren Mission hatten ihre eigene Orga-nisationssatzung, und besonders die Vereine der Erweckungsbewegung in Budapest versuchten, sich von der ‘offiziellen Kirche’ unabhängig zu machen, da die Kircheihre Tätigkeit nicht unterstützte, sondern behinderte. Die Kirche hatte aber Angst um ihre Einheit und Konfessionalität. Selbst Jenő Sebestyén, der die calvinistische beken-nende Richtung vertrat und die Gründung der Vereine für sehr wichtig hielt, betonte, dass sie innerhalb der Kirche funktionieren müssen. Sebestyén hatte Angst vor einer Kirchentrennung. Er kritisierte die Idee der ecclesiola in ecclesia und meinte, dass ‘eine neue Reformation aus der Kirche heraus kommen und dorthin zurückkehren sollte; nicht in der Kirche soll eine neue Kirche gebildet werden, sondern die institu-tionelle Kirche soll zu einer bekennenden, lebendigen und spirituellen Kirche umge-formt werden.’ 198 Gleichzeitig hatten die leitenden Persönlichkeiten der Kirche, die

192 Új Óramutató, Aladár Szabó red., 1896, p. 4.193 Im Hintergrund der Spannungen zwischen der Kirche und der Inneren Mission stand, nach Sándor Bíró,

ein anderer Grund, nämlich ‘die theoretische Abneigung der rationalistischen und liberalen Theologie dem Pietismus gegenüber und auch das Greuel der Pastoren vor aller Mehrarbeit’. Siehe Bíró, ‘A vallási liberalizmus ellenvetései’, in A Magyar Református Egyház, p. 397

194 Márkus, ‘A belmisszió teológiája’ in Tanulmányok, p. 184.195 Bíró, ‘A belmisszió nehézségei’ in A Magyar Református Egyház, p. 396.196 Vgl. Sándor Gál, ‘A kezdeményező egyház’, pp. 51-53. Siehe noch Lajos Rácz, ‘Sebestyén Jenő a

szerkesztő és publicista’, in Emlékkönyv, pp. 106-107.197 A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, p. 297. Siehe noch Sándor Gál, ‘A kezdeményező egyház’,

pp. 47-49.198 Béla Pap, ‘Ébred az egyház!’, Protestáns Szemle, 48 (1939), pp. 3-4.

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sich in Sicherheit fühlten, Angst um die Erhaltung ihrer Autorität und Position, die sie von den innenmissionarischen Vereinen und der immer größer werdenden Autorität ihrer Leiter gefährdet sahen. 199

Den vierten Diskussionspunkt bildete die Frage der theologischen Ausbildung. Die Fahnenträger der Mission haben schnell erkannt, dass die Institute beziehungsweise Theologischen Akademien eine große, strategische Bedeutung hatten. Darum wollten sie die Studenten gewinnen und theologische Lehrtätigkeit ausüben. Einen besonde-ren Widerstand hat es in Siebenbürgen hervorgerufen, als Bischof Domokos Szász im gleichen Jahr, 1895, Béla Kenessey und István Kecskeméthy, Albert Molnár und József Pokoly, Vertreter aus der Inneren Mission von Budapest, an die Theologische Fakultät in Kolozsvár als Professoren eingeladen hat. 200 Als 1888 Aladár Szabó an der Reformierten Theologie in Budapest zum Assistenten ernannt wurde, haben sich einige aus der Lehrkörperschaft gegen seine Person geäußert und haben ihr Missfallen darüber ausgedrückt, dass an die Theologische Akademie in Budapest ‘pietistische’ Professoren eingesetzt werden. 201

Die Spannungen zwischen Mission und Kirche führten in Ungarn trotzdem nicht zur Spaltung. Die Kritiken seitens der Vertreter der Inneren Mission, aber noch mehr die Er-gebnisse ihrer Arbeit, das landesweite Aufblühen des Gemeindelebens, machte immer mehr leitende Persönlichkeiten der Kirche offen für die Innere Mission. Für die Öffnung seitens der Kirche spielte es auch eine Rolle, dass die Vertreter der Inneren Mission die Wissenschaftsfeindlichkeit einiger Richtungen des Pietismus nicht übernommen haben. Im Gegenteil, die Leiter der ungarischen Missionsbewegung waren auch theologisch gut ausgebildet. Schließlich war es gelungen, dass die Reformen der theologischen Aus-bildung vor dem Generalkonvent dargelegt wurden, der an seiner Sitzung vom 5. bis 9. April 1910 beschlossen hat, dass die Theorie der Mission und die cura pastoralis in allen vier Jahrgängen des Theologiestudiums unterrichtete werden muss. 202

So wurde langsam der Gedanke reif, dass die Kirche sich auch in ihren Gemein-den für die Tätigkeit der Missionsvereine öffnet. Der Beschleunigung dieses Prozesses wurde dadurch geholfen, dass die meisten Leiter der Inneren Mission reformierte Pfar-rer waren, die selbst in den Gemeinden arbeiteten oder an den Theologischen Akade-mien unterrichteten. Nach solch einer Vorgeschichte kam die Sache der Mission 1922 vor den Generalkonvent. 203 Der Konvent gründete mit seinem Beschluss Nr. 22/1922. ein Komitee für Innere Mission, das sich landesweit mit dem Thema der Mission be-schäftigte und mit den verschiedenen Verbänden und Vereinen der Inneren Mission Gespräche initiierte, damit sie über die Zusammenarbeit mit der Kirche sprechen. 204

199 Bíró, ‘A vallási liberalizmus ellenvetései’ , pp. 397-398. 200 ‘Akik jó bizonyságot nyertek’ A Kolozsvári Ref. Theologia Tanárai, Zsolt Kozma red., (Kolozsvár:1996),

Siehe noch: Bucsay, ‘Lelkészképzésünk ügye’ in Tanulmányok, p. 221.201 Szabó, Kegyelem által, pp. 99. 101.202 ‘Konventi Jegyzőkönyv’ 1910. Ápr. 5-9. 105. Zsinati Levéltár, Budapest.203 ‘Der Generalkonvent verfügte über solche Dinge, die die gesamte Ungarische Reformierte Kirche

betriffen so wie es im Gesetz angeordnet ist.’, I. tc. 146. §. A Magyarországi Református Egyház Törvényei (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és nyomdai Rt., 1933), p. 67.

204 Bolyki und Ladányi, ‘A Magyarországi Református Egyház’, p. 57.

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1932 hielt Bischof László Ravasz eine Vorlesung mit dem Titel ‘Die Kirche und der Verein’. 205 Er wiederholte seinen früheren Gedanken, wonach ‘man die Mission verkirchlichen und die Kirche missionieren soll.’ 206 Er unterschied unter den Aufga-ben der Missionsarbeit solche, die die Kirche nicht den Vereinen überlassen darf und solche, die sie ihnen ruhig überlassen kann. Über die Arbeit der Vereine erwähnte Ravasz kritisch, dass, wenn dieselbe Missionsarbeit von mehreren Vereine getrieben wird, die Effektivität vermindert und die Kräfte zersplittert werden. Am 14. September 1933 wurde der III. Gesetzartikel des Kirchlichen Gesetzbuches mit dem Titel ‘Über die Missionsarbeit der Kirche’ gebildet und am 31. Oktober 1933 in Kraft gesetzt. Mit diesem wurde die Missionsarbeit zu einer gesetzlich regulierten Aufgabe der Kirche, die in allen Gemeinden durchgeführt werden muss. 207 Die Vereine wurden von der Kirche anerkannt, aber sie mussten sich in die Struktur der Kirche eingliedern. Die Protokolle vom Konvent und von der Synode setzen die Gespräche der Vertreter der Missionsabteilung der Synode und der verschiedenen Vereine über die gemeinsamen und landesweiten Programme fest. 208

Obwohl zwischen den Missionsorganisationen und der Kirche einige ungeklärte Spannungspunkte geblieben sind, kann man feststellen, dass sowohl die Innere Missi-on als auch die Äußere Mission zur Sache der Kirche geworden sind. Diese Entwick-lung brachte eine neue Wende im Leben der Reformierten Kirche in Ungarn.

2.5 SCHLUSSBEMERKUNGEN

Die Wende des 20. Jahrhunderts brachte im Leben des ungarischen Volkes große po-litische, soziale und wirtschaftliche Veränderungen. Nach 200 Jahren, am Ende des Ersten Weltkrieg, wurde Ungarn vom Habsburger Reich unabhängig und hatte ein selbstständiges nationales Leben begonnen. Die am Ende des 19. Jahrhundertes ange-fangene Verbürgerlichung und die diese begleitende Industrierevolution, die auch den Schluss des Feudalismus bedeutete, hatte die ungarische Gesellschaft umstrukturiert. Neue gesellschaftliche Gruppen sind erschienen und haben für sich Platz und Rolle beansprucht. Diese Prozesse wurden durch wirtschaftliche Krisen und Spannungen begleitet, infolgedessen begann die Organisierung der Industrie- und Agrararbeiter-schaft zur Bewegung.

Anfangs des 20. Jahrhundert waren in Ungarn 7 Konfessionen tätig, denen der Staat die Religionsfreiheit garantierte. Die Freiheit der Religionsausübung sowie die politische und soziale Rolle der Religionen bestimmte Mitte des 19. Jahrhunderts die Staatsreligion des Habsburger Reiches, der römische Katholizismus. Dieser war

205 László Ravasz, Legyen világosság I. (Budapest: Franklin Társulat, 1938), pp. 439-458.206 László Ravasz, Püspöki jelentés (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Részv. Társaság,

1922), pp. 21-23.207 Siehe 1933. évi III. tc.1.§. in A Magyarországi Református Egyház Törvényei 208 ‘Konventi jegyzőkönyv’, 1936. május 6; 33 und 39 alpont ZsLt Budapest. Siehe noch ‘Zsinati

jegyzőköny’, 1941. május 19-20. p. 244. ZsLt Budapest.

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bestrebt, die Tätigkeit aller anderen Konfessionen zu beschränken. Nach jahrelangen kulturellen und politischen Kämpfen erhielten die Protestanten die Religionsfreiheit und damit auch das Recht, Schulen zu gründen. In diesem Kampf erwies sich das gemeinsame Vorgehen der Reformierten und der Lutheraner als erfolgreich. Gleich-zeitig damit stieg auch das politische Gewicht der Protestanten.

Unter den protestantischen Kirchen war die Ungarische Reformierte Kirche die größte, deren mehr als zweieinhalb Millionen Mitglieder organisatorisch in fünf Kir-chendistrikten lebten. Diese Zahl verringerte sich nach dem Ersten Weltkrieg mit der Veränderung der politischen Grenzen auf ca. eine Million Kirchenmitglieder. Die Re-formierte Kirche war hinsichtlich ihres Wesens eine Volkskirche, in die die Menschen durch Geburt und Taufe gelangen konnten.

Die reformierten Gemeinden gelangten im 19. und 20. Jahrhundert, durch den Ein-fluss des theologischen Rationalismus und Liberalismus, in eine spirituelle Krise. In-folgedessen enfremdeten sich große Massen von der Kirche, und diese wurden immer leerer. Als Reaktion auf Rationalismus und Liberalismus entfalteten sich die missio-narischen Bewegungen immer stärker, die für die spirituelle Erneuerung der Kirche arbeiteten. Diese Bewegungen führten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Leben der Reformierten Kirche zu bedeutenden Veränderungen. Es entstanden missi-onarische Kinder- und Jugend-Vereinigungen, für die Durchführung der organisierten diakonischen Arbeit kamen mehrere Vereinigungen zustande, die missionarische Li-teratur erlebte einen Aufschwung in noch nie dagewesenem Ausmaß. An dieser Mis-sionstätigkeit hatte die so genannte ‘Bewegung der Budapester Inneren Mission’ unter der Leitung von Theologieprofessor Aladár Szabó einen bedeutenden Anteil.

Die Wurzeln der ungarischen Missionsbewegungen reichen unmittelbar bis zu den ausländischen Missionsbewegungen des 19. Jahrhunderts zurück. Die Einflüssedes deutschen Pietismus, des schottischen Puritanismus, der angelsächsischen evan-gelisierenden Erweckungen sowie des holländischen bekenntnistreuen Calvinismus formten und gestalteten die Theologie und die Frömmigkeitspraxis der ungarischen Missionsbewegungen sowie der missionarischen Vereinigungen auf vielfältig Weise.

Die Missionsbewegungen, unter diesen hauptsächlich die Bewegung der Inneren Mission, fanden in der Leitung der Reformierten Kirche keine zustimmende Aufnah-me. Die patriotischen Leiter der Ungarischen Reformierten Kirche nahmen die aus ausländischen Wurzeln gespeiste Bewegung der Inneren Mission misstraurisch auf und beschuldigten sie, dass sie lutherische Elemente, ihres ursprünglichen deutschen Pietismus, in die Reformierte Kirche einschmuggeln will. Eine andere Beschuldigung war, dass der Interkonfessionalismus der Bewegung der Inneren Mission die calvinis-tische Identität der Reformierten schwächt. Als schwere Beschuldigung wurde auch vorgebracht, dass die Bewegung der Inneren Mission mit der Gründung von missio-narischen Vereinigungen beabsichtigt, die Einheit der Kirche zu spalten. Die Vertreter der Inneren Mission schützten jedoch beharrlich die Sache der Mission, und im Buda-pester Bischof László Ravasz einen Befürworter findend, nahm die Synode 1933 dasMissionsgesetz an.

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3. DER LEBENSWEG VON GYULA FORGÁCS (1879-1941)

3.1 EINLEITUNG

Das Leben der Familie Forgács bildet einen Mosaikstein in der Geschichte der unga-rischen Verbürgerlichung am Ende des 19. Jahrhunderts. In ihrem Schicksal spiegeln sich die politischen, kirchlichen und sozialen Verhältnisse der damaligen Gesellschaft wieder. In den Wellen der positiven Entwicklung der Verbürgerlichung erleidet die Familie trotzdem Schiffbruch und fällt auseinander. Gyula, das erstgeborene Kind der römisch-katholischen Eltern, kommt auf eine besondere Weise mit der reformierten Kirche und mit der sich immer mehr entfaltenden, innermissionarischen Erweckung in Kontakt. Diese hatte auf den jungen Forgács einen so großen Einfluss, dass er bereitwar, trotz dieser Familientragödie, die Möglichkeit einer Bürgerkarriere, die sein Va-ter für ihn plante, auf die Seite zu stellen, und den Pfarrerberuf zu wählen, der damals mit finanziellen Schwierigkeiten begleitet war.

In diesem Kapitel stellen wir den Lebensweg, genauer gesagt die Erziehung und theologische Ausbildung von Forgács, vor. Danach behandeln wir zuerst seine Tä-tigkeiten in den Missionsvereinen und später in den reformierten Gemeinden in Pé-czel und Sárospatak fortgesetzte Pfarrertätigkeit, bzw. seine in der regionalen und nationalen Kirche ausgeübte theoretische und organisatorische Tätigkeit. Alle seine Tätigkeiten fallen chronologisch in seinen, in der Schottischen Mission in zwei Peri-oden 1906-1910 und 1933-1941, geleisteten Dienst. Da wir bei der Vorstellung seines Lebensweges der chronologischen Reihenfolge folgen, behandeln wir die zweite Peri-ode seiner in der Schottischen Mission geleisteten Tätigkeit am Ende des Kapitels.

3.2 JUGEND UND ERZIEHUNG (1879-1903)

3.2.1 Familie Forgács

Gyula Forgács ist am 7. September 1879. in Léva, 1 als Erstgeborener von Mihály Firtusz 2 und Julianna Czirók, geboren. 3 Obwohl der Großteil der Stadtbewohner rö-misch-katholisch war, gab es in Léva seit 1544 eine reformierte Kirche und seit 1619 eine reformierte Grundschule. 4 Seither war die Stadt das Zentrum der Reformierten

1 Léva ist eine Kleinstadt in Nord-West-Ungarn, im Bezirk Bars, heute Levice, in der Slowakei. Die Einwohnerzahl betrug an der Wende des 19. ins 20. Jahrhunderts 9675, davon waren 8752 ungarischer, 688 slowakischer und 199 deutscher Muttersprache. Die Verbürgerlichung und industrielle Revolution zum Ende des 19. Jhrhts in der Österreich-Ungarischen Monarchie hatten auch Léva erreicht und brachten im Leben der Kleinstadt erhebliche Änderungen mit sich. So gab es schon am Anfang des 20. Jhrhts in Léva eine Kutschenfabrik, Seifenfabrik, Mühle und eine Druckerei.

(Fortsetzung…)

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des Bezirkes Bars und wurde auch von den Vertretern der Inneren Mission oft be-sucht. Gleichzeitig spielte das Judentum, das in großer Zahl vertreten war, im Leben und in der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt, eine wichtige Rolle.

Der Vater von Forgács, Mihály Firtusz, ist 1848 geboren und war römisch-katho-lisch. Seine Eltern waren arme Leute, die ihren Sohn zum Schneider ausbilden ließen. Der junge Mihály wollte aber mehr. Er wollte aus dem Kreis der Handwerker aus-brechen und reich werden. Deshalb studierte er an der Ausbildungsstätte für Lehrer und erhielt ein Lehrerdiplom. Er blieb aber nicht lange als Lehrer tätig, da er in der Stadtverwaltung eine besser bezahlte Arbeitsstelle bekam. 5 Danach heiratete er Juli-anna Czirók, die auch römisch-katholisch war. Aus dieser Ehe kam 1879 Gyula als Erstgeborener, 6 und dann Janka auf die Welt. Beide wurden, nach der Religion ihrer Eltern, römisch-katholisch getauft.

Nach der Geburt von Janka hat sich die Ehe von Mihály Firtusz so sehr verschlech-tert, dass er beschloss seine Frau zu verlassen. Da in der römisch-katholischen Kirche eine Scheidung erhebliche Schwierigkeiten mit sich brachte, gab jemand Mihály Fir-tusz den Rat, zur reformierten Kirche überzutreten, um sich von seiner Frau leichter scheiden lassen zu können. Der Wechsel in die reformierte Kirche ist im Jahre 1881 geschehen. Firtusz hat auch seinen Sohn, der nach dem Gesetz, der Religion seines Vaters folgen musste, in die Reformierte Kirche herübergebracht. 7 So ist Gyula For-gács reformiert geworden. Sein Vater hat ihn mit 6 Jahren zu sich genommen und hat ihn in die reformierte Schule eingeschrieben. Seine jüngere Schwester, Janka, blieb katholisch und wurde von ihrer Mutter erzogen. Die Familie war somit auch religiös in zwei Teile zerrissen.

Eine starke Motivation des Lebens von Mihály Firtusz war der Wunsch nach ge-sellschaftlichem Aufstieg und Reichtum. Nach der reformierten Grundschule hatte er seinen Sohn in das Piaristenhauptgymnasium in Léva eingeschrieben, und er gab alle Unterstützung dazu, dass sein Sohn sein Studium an einer Universität fortsetzten konnte. 1896 hat Firtusz wieder geheiratet. Jetzt nahm er Ilona Máriásy, die Tochter

Als Zeichen der kulturellen Entwicklung gibt es neben der Grundschule ein Gymnasium und eine Hochschule zur Lehrerausbildung. Von den 9675 Einwohnern waren 6317 römisch-katholisch, 1485 reformiert, 1384 Juden und 456 evang.-lutherisch. Révai Nagy Lexikona, Bd. 12., (Budapest: Révai Testvérek Irodalmi Intézet Rt., 1915), p. 690.

2 Den Familienname hat Mihály Firtusz 1899 auf ‘Forgács’ geändert. Siehe A Dunamelléki Református Egyházkerület Theologiai Akadémiájának Anyakönyve 1880-1925, RLt Budapest. 1897/98. év 28. sz. jegyzete.

3 Forgács Gyula, ‘Curriculum vitae’ in A Péczeli Református Egyház Adattára és Naplója 1917, Handschrift, Ref. Pfarramt, Péczel, p. 121. Siehe noch Pál Gulyás, Magyar Írók élete és Munkái, IX. (Budapest: Argumentum Kiadó, 1992), p. 414.

4 Magyar Református Templomok II., István J. Kováts red., (Budapest: Atheneum,1942), p. 430.5 Forgács, ‘Curriculum vitae’, p. 121.6 Ref. Matrika II. sväzok 1825-1885, Statny okresny archiv, Ivánka (Slovakia), p. 148/a.7 Bemerkung: ‘Diese Bemerkung wurde hier später eingeführt laut des Taufscheines, den Hochw. Priester

Antal Lakner am 3. April 1881 ausstellte, als der Vater in die Ref. Kirche übertrat und seinen Sohn, der eineinhalb Jahre alt war, im Sinn des Gesetzes, mit sich brachte. Ref. Pfarrer Lajos Szabó’, Ref. Matrika II.sväzok 1825-1885, Statny okresny archiv, Ivánka (Slovakia), p. 148. 39/115.

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des Bürgermeisters von Léva mit römisch-katholischem Glauben, zur Frau. Die rei-che Bürgertochter war 23 Jahre jünger als Firtusz, der damals schon 48 Jahre alt war. Ihre Eheschließung geschah in der reformierten Kirche von Léva. 8

Um seine wahre Zugehörigkeit zu Ungarn zu beweisen und um eine bessere Beur-teilung vor der Stadtleitung zu gewinnen, ließ er seinen slawischen Namen ‘Firtusz’ auf den ungarischen ‘Forgács’ ändern. Und da die Leitung der Stadt, an der Spitze sein Schwiegervater, der Bürgermeister, römisch-katholisch war und ihm eine bessere Ar-beitsstelle versprach, kehrte er zur römisch-katholischen Kirche zurück. Nach diesem Schritt ließ er seine Ehe, die er 1896 in der reformierten Kirche geschlossen hatte, am 3. März 1916 in der römisch-katholischen Kirche von Léva erneut segnen. 9 Er wurde aber von seinen Freunden schwer enttäuscht, weil sie ihm die versprochene Stelle nicht gaben. Er hätte sie sehr gut brauchen können, da aus seiner zweiten Ehe sieben weitere Kinder hervorgingen.

Seine Enttäuschung und die finanziellen Schwerigkeiten führten ihn in eine tiefeDepression. Er wurde immer unerträglicher, vor allem für seine Frau. Er starb 1925, nach einer langen Krankheit und wurde römisch-kath. beerdigt. 10

3.2.2 Jugend und theologische Ausbildung (1879-1902)

Auf das Leben des jungen Gyula Forgács wirkten sich drei Umstände stark aus. 1. Der erste war die Scheidung seiner Eltern und der darauffolgende Zerfall der Fa-

milie. Bis zu seinem 6. Lebensjahr hatte ihn seine Mutter erzogen, danach lebte er mit seinem Vater zusammen, der ihn allein erzog. Der Vater, der den reformierten Glauben angenommen hatte, erzog seinen Sohn auch im reformierten Glauben und pflegte einegute Beziehung mit ihm. Alle Briefe von Forgács zeigen eine große Achtung und Liebe gegenüber seinem Vater.

2. Die zweite entscheidende Einwirkung hing mit dem römisch-katholischen Gym-nasium der Piaristen in Léva zusammen. Sein Vater hatte sein Talent entdeckt und hat ihn in diesem Gymnasium eingeschrieben, wo er acht Jahre verbrachte und 1897 sein Abitur machte. 11 Dieses Gymnasium sammelte die begabten Jugendlichen aus der Umgebung. Die Schüler wurden auf einem hohen Niveau unterrichtet und es gab einen sehr aktiven ‘Selbstbildungsverein’. 12 Der Junge, der mit großem Interesse lern-te, gewann eine weitgefächerte Ausbildung, unter anderem erlernte er die englische Sprache. Im Gymnasium schloss er eine lebenslange Freundschaft mit seinem Klas-senkameraden Dezső Kutassy. 13 Dieser gehörte der reformierte Kirche an und wollte

8 Matricula der Ref. Kirche in Léva (Slowakei), Bemerkung 6. Jahr 1896.9 József Birtha, ref. Pfarrer aus Léva benachrichtigt Gyula Forgács über diese Entwicklung. Brief Nr.

1197, Box C/27. 5. RLt Budapest. 10 Forgács, Box C/27. 5. ohne Nummer: Partezettel. RLt Budapest.11 Siehe Stammbuchblatt von Gyula Forgács, Ref. Bischofsbüro, Budapest.12 Unter den Schriften von Forgács befindet sich ein ‘Vertrag’, den der junge Forgács 1895 mit seinen

Freunden geschlossen hatte, in dem sie sich und einander zum Studium der Literatur, zu physikalischen Experimenten und zum gegenseitigen Mitteilen der Ergebnisse entschlossen und verpflichtet haben.Forgács, Box C/27. 4. Nr. 3. RLt Budapest.

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reformierter Pfarrer werden. Kutassy spielte darin eine bedeutende Rolle, dass auch Forgács sich mit dem Gedanken beschäftigte, Theologie zu studieren. 14 Gleichzeitig interessierte er sich auch für Mathematik und Physik.

3. Der dritte Umstand, der auf Forgács einwirkte, war die reformierte Kirche in Léva. Léva wurde von der Auswirkung der Erweckung durch die Innere Mission von Budapest, wegen der relativen Nähe zur Hauptstadt, sehr schnell erreicht. Léva wurde für lange Zeit zum Missionszentrum, in welchem die Vertreter der Inneren und Äuße-ren Missionen oft zusammen kamen. 15 Einen großen Einfluss übte die Person und derGlaube von Dénes Tolnai, Pfarrer in Léva, auf Forgács aus. Von ihm bekam er solche geistlichen Impulse, dass er, obwohl er schon die Bewerbung für das Fach Physik an der Römischen Katholischen Universität Pázmány Péter in Budapest eingereicht hatte, in letzter Minute sein Vorhaben veränderte und seine Aufnahmeerklärung an der Reformierten Theologischen Akademie abgab. 16 Im Hintergrund seines rätselhaf-ten Sprungs steht der Einfluss des alten Pfarrers Tolnai.17 Forgács hatte sich am 8. September 1897 in die Liste der Studenten eingeschrieben. 18 Es ist ein Zeichen des Zeitgeistes und der Bedingungen dieser Periode in der Kirche, dass die Zahl der Stu-denten in 4 Jahrgängen nur insgesamt 22 erreichte. Dies zeigt auch, dass die Kirche mit einem großen Pfarrermangel zu rechnen hatte.

Unter den Professoren gab es einige Vertreter bzw. Unterstützer der Erweckungs-bewegung und der Inneren Mission. So z. B. Aladár Szabó, der Philosophie und Pä-dagogik, István Hamar, der Altes Testament, Farkas Szőts, der Dogmatik und Elek Petri, der Neues Testament gelehrt hat. 19 Die Praktische Theologie wurde von Albert Kovács gelehrt, der gegen die Innere Mission war. 20 Forgács kam schnell in die Grup-pe der besten Studenten. Er absolvierte seine Prüfungen mit ‘ausgezeichnet’. Seine Hochachtung vor den anderen zeigt sich sehr deutlich in der Tatsache, dass die aka-demische Jugend ihn in seinem vierten Studienjahr zum Senior, d.h. zum Präsidenten

13 Bis zum Lebensende stand er mit Dezső Kutassy in einem Briefwechsel. Forgács Box C/27. 5. 1005. Brief Nr. 1265. RLt Budapest. Dieser letztere wurde am 5. Januar 1940 datiert.

14 József Éliás, ‘Az örök élet már e földön az enyém lett’ in Református Jövő, I/32. (1941), p.8.15 A.-M. Kool, God Moves In A Mysterious way, p. 230. Fußnote 191.16 József Éliás, ‘Az örök élet…’ in Református Jövő, p. 2. ‘Der andere Freund war der alte Pfarrer in Léva.

Ihre Liebe hat ihn zu Pfarrerberuf hinübergeführt und hat ihm das Gesicht Christi näher gebracht’ – sagt nach seinem Tod seine Frau.

17 Forgács, ‘Curriculum vitae’, p. 121. ‘Zwei Wochen vor meiner Abreise aber hat Gott anderes getan: Ich kam zur Theologischen Akademie von Budapest…’.

18 Siehe A Dunamelléki Református Egyházkerület Theologiai Akadémiájának Anyakönyve 1880-1925, p. 28. Nr. 3. Unter dem Name Gyula Firtusz.

19 László Pap und Mihály Bucsay red., A Budapesti Református Theologiai Akadémia Története 1855-1955 (Budapest: A Református Egyetemes Konvent Sajtóosztálya, 1955), pp. 78-80. Siehe noch András Koczogh, A Budapesti Keresztyén Ifjúsági Egyesület Története (Budapest: A Budapesti Keresztyén Ifjúsági Egyesület kiadása, 1929), p. 16.

20 László Ravasz machte eine Bemerkung über Albert Kovács: ‘Lajos Novák bezeichnete die Innere Mission als den mächtigsten Feind der Kirche, Albert Kovács aber machte nur darauf eine Handbewegung und sagte: Sie ist ein Gehirnsyphilis’. László Ravasz, Emlékezéseim, (Budapest: A Református Egyház Zsinati Irodájának Sajtóosztálya, 1992), p. 183.

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des Studentenrates wählte und das Lehrerkollegium ihn mit dem besten Stipendium belohnte. 21 Neben seinen theologischen Studien absolvierte er noch die reformierte Lehrerausbildung in Nagykőrös und er erhielt 1900 das Lehrerdiplom. 22

3.2.3 Praktische Tätigkeiten und Auslandserfahrungen (1897-1903)

Forgács kam während seiner Schuljahre in Léva, durch einen Schulkameraden und durch seinen Pfarrer mit der Inneren Mission in Kontakt. 23 So kann man es verstehen, dass er sich 1897, nachdem er sein Theologiestudium in Budapest angefangen hatte, dem Kreis um den Theologieprofessor Aladár Szabó anschloss. Szabó war der Leiter der Erweckung durch seine Beteiligung an der Inneren Mission in Budapest. In seiner Wohnung kamen die Theologiestudenten wöchentlich zum Bibelstudium und zur Ge-betsgemeinschaft zusammen. Unter ihnen auch Forgács. 24

Aladár Szabó hat den jungen Theologiestudenten zu einem Treffen mit der Schot-tischen Mission und der deutschsprachigen Filiale der Pester Reformierten Gemeinde eingeladen, bei dem er mit Andrew Moody und J. MacDonald Webster, den Leitern der Schottischen Mission, zusammentraf. Er machte dort auch die Bekanntschaft mit Aladár Szilassy Senior 25 und mit Tivadar Biberauer, den beiden maßgebenden Persönlichkeiten der Erweckung der Inneren Mission und der Vereinsarbeit. Er lernte ihre Missionstätig-keit und die Kinder- und Jugendarbeit kennen und wollte daraufhin gleich mitarbeiten.

Als Forgács seine Studien in Pest beendet hatte, bekam er mittels der Schottischen Mission ein Stipendium von der United Free Church of Scotland in Edinburgh an das New College für das Jahr 1901/1902. 26 Was er in Schottland gesehen und erfahren hat-te, blieb in seiner Erinnerung tief erhalten. 27 Als er 1902 nach Ungarn zurückkehrte, besuchte er unterwegs vom 12. bis 16. August in Sorö (Dänemark) die Weltversamm-lung des Christlichen Studenten Weltbundes (CSW), wo er zum erstenmal mit John R. Mott zusammentraf. Danach begegnete er ihm nochmals bei der Weltversammlung des Christlichen Vereins Junger Männer (CVJM) in Christiana/Oslo vom 20. bis 24. August. 28 Die große Anzahl der Teilnehmer und ihr lebendiges, spirituelles Interesse übten auf den jungen Forgács eine dauerhafte Wirkung aus. Es scheint so zu sein, dass

21 Forgács bekommt in Juni 1901 das Stipendium der Csontos-Stiftung mit 200 Kronen. Siehe Tanárkari Összejövetel Jegyzőkönyvei 1896-1902, Protokoll vom 18. Juni 1901. Punkt 3. RLt Budapest.

22 Siehe Stammbuchblatt von Gyula Forgács, Ref. Bischofsbüro, Budapest.23 Dass er das Theologiestudium wählte, darin spielten sein Schulfreund Dezső Kutassy – später auch ref.

Pfarrer – und sein Pfarrer: Dénes Tolnai eine entscheidende Rolle. Vergl. József Éliás, ‘Az örök élet…’, p. 2.

24 Aladár Szabó jr., ‘Valaki elment’, Református Híradó, XX/7 (1941), p.1.25 Bálint Kovács, A Keresztyén Ifjúsági Egyesület története 1883-1950 (Budapest: A KIE Szeniorok Pógyor

István Köre, 1998), p. 133.26 Richárd Hörcsik, ‘Az Edinburghi Magyar Peregrináció Rövid Története’ in Tovább…Emlékkönyv

Makkai László 75. Születésnapjára, Írták barátai és tanítványai (Debrecen, 1989), pp. 164-167.27 Hörcsik, ‘Az Edinburghi Magyar Peregrináció…’, p. 171.28 Forgács, ‘Három Konferencia’, Ébresztő, III/2 (1902), pp. 26-31.

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diese Erlebnisse dazu beitrugen, dass er sich lebenslang für die Mission und noch mehr für die Jugendarbeit entschlossen engagieren wollte.

Der aus Schottland heimgekehrte Forgács beteiligte sich immer intensiver daran, die Arbeit der Inneren Mission bzw. der Vereine zu unterstützen. Da man sein Organi-sationtalent erkannte, wählte man ihn im Jahre 1903, zum Sekretär des Keresztyén If-júsági Egyesület (KIE)[CVJM] und er organisierte die Jugendarbeit. 29 Über diesen Verein hat Bischof László Ravasz gesagt: ‘Im Christlichen Jugendverein begann die große spirituelle Erweckung des ungarisch-evangelischen Christentums.’ 30 Forgács spielte eine bedeutende Rolle darin, dass das Leben des KIE, der 1883 gegründet wurde, ab 1903 einen Aufschwung erlebte und so aus der Passivität herauskam. 31

3.3 TÄTIGKEITEN VON FORGÁCS IN VEREINEN (1903 - 1933)

3.3.1 Tätigkeiten bis zum Ende des Ersten Weltkriegs (1903 – 1918)

OrganisationsarbeitDie Fahnenträger und Vertreter der Erweckung waren die verschiedenen Vereine der Inneren Mission. Diese Vereine funktionierten innerhalb der Kirche, waren aber strukturell unabhängige Organisationen. Dies bedeutete aber nicht, dass die Kirchen die Arbeit der Vereine unterstützt hätte! Zwischen der Leitung der Reformierten Kir-che und den Vereinen entstand eine ernsthafte Spannung. Die Kirche sah in den Ver-einen einen Rivalen oder sogar einen Feind. Die Feindschaft steigerte sich bis dahin, dass die Innere Mission ‘nicht aus den Wurzeln der Kirche und des Gemeindelebens, sondern aus den von außen kommenden, ausländischen Einwirkungen und auf Grund der von Einzelnen oder von den Vereinen kommenden Initiative’ 32 betrachtet wurde. Man muss zustimmen, dass die Gründung der Vereine tatsächlich von ausländischen Missionsorganisationen, die während des 19. Jahrhunderts Ungarn erreicht haben, be-einflusst wurde. Die Vereine wurden von ein oder zwei Schlüsselpersonen gegründet;dieselben Personen haben oft mehrere Vereine gegründet und geleitet.

Die Frage kann gestellt werden, wie Forgács mit diesen Vereinen in Kontakt kam und welche Rolle er beim Entstehen und in der Arbeit dieser Vereine spielte. Weiter-hin ist es wichtig, zu untersuchen, ob in seiner Tätigkeit in den Vereinen ein Prozess, eine Entwicklung und irgendeine Änderung erkennbar sind. Seine Arbeit in den Ver-einen wird in zwei Phasen untersucht, da in seiner Tätigkeit nicht nur Phasen, sondern auch ein gewisser Perspektivenwechsel zu erkennen sind.

Er war Mitbegründer und erster Sekretär des Bethanien-Vereins (JEC), der 1903 gegründet wurde und in der ungarischen Inneren Mission eine wichtige Rolle spielte. 33 Sándor Csia, später Sekretär des Bethanien-Vereins, schreibt über Forgács,

29 Kovács, A Keresztyén Ifjúsági Egyesület, p. 51.30 Kovács, A Keresztyén Ifjúsági Egyesület, p. 4.31 Kovács, A Keresztyén Ifjúsági Egyesület, p. 54.32 Sándor Makkai, Az Egyház Missziói Munkája (Budapest: Révai Kiadás, 1938), p. 241.

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in seinen schon zitierten ‘Erinnerungen’, dass ‘sein Name sich mit dem Start der un-garisch-christlichen Studentenbewegung verbindet’. Der 1904 gegründete Magyar Evangéliumi Keresztyén Diák Szövetség (MEKDSZ)[CSW] wählte ihn auch zum Sekretär. Die Meinung, dass er die Sache der Jugendmission auf seinem Herz trägt, wurde weit verbreitet. Der Calvin-Verein, der eine ausgesprochen konfessionstreue, reformierte Richtung vertrat, wählte ihn 1908 zum Vize-Präsidenten. 34

Es ist auffallend, dass Forgács gleichzeitig das Vertrauen der Jugendvereine ge-noss, die vor allem international orientiert waren und auch derer, die Bekenntnistreue am Wichtigsten achteten. Die ökumenische Offenheit und Bekenntnistreue charakte-risierten ihn sein ganzes Leben lang.

Forgács beteiligte sich auch an der Arbeit des Ungarischen Vereins für Außenmis-sion (gegründet am 1. Mai 1903). Er war die Verbindungsperson zwischen der Schot-tischen Mission, die mehrere bedeutende Vereine gegründet hatte, und dem Magyar Evangéliumi Keresztyén Missziói Szövetség (MEKMSZ), 35 in dessen Leitung er Mitglied war. 36

Literarische ArbeitNeben der Organisationstätigkeit leistete er eine bedeutende literarische Arbeit. Bis 1914 erschienen von ihm 14 Bücher und Traktate, 60 Artikel und Berichte in den wichtigsten Missionszeitungen. 37 Die Hauptthemen seiner Artikel und Vorlesungen lauteten: Jugendarbeit und Jugendvereine und deren fundamentale Fragen und Proble-me und die spirituellen Fragen der Jugend. In seinen Artikeln spiegelt sich wider, dass er an fast allen Veranstaltungen der Vereine für Innere Mission und ihrer Bewegungen teilnimmt, dort Vorlesungen hält und die Arbeit organisiert.

Persönliche KontakteZu den meisten Leitern, die in den Vereinen tätig waren, hatte er eine gute Beziehung. Das war deswegen auffallend, da das Leben der Vereine und ihre missionarische Ef-fektivität oft von persönlichen Rivalitätskämpfen geschwächt wurden. Forgács war ökumenisch offen, wobei er die Sache der Mission für wichtiger hielt, als alle dogma-tischen oder persönlichen Gegensätze. Diese Ansicht vertrat er auch in seinen Schrif-ten und Gesprächen. 38 Das befähigte ihn innerhalb der Kirche zu einer Vermittlerrol-

33 Sándor Csia, ‘Forgács Gyula’, Mustármag, XXXVIII/8 (1941), p. 70. Siehe noch Box Forgács C/27. 9. Brief von Sándor Csia. RLt Budapest.

34 Forgács, A belmisszió, p. 303.35 A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, pp. 191-193.36 Schriften von ref. Pfr. Gyula Forgács (1895-1940), Box C/27. 9. RLt Budapest.37 So z.B. im Protestáns Egyházi és Iskolai Lap (1842-1919), das ‘jahrzehntelang Fahnenträger der

Erweckung durch die Innere Mission war’, erscheint 9 Artikel von ihm, im Protestáns Szemle, (1889-1944) 22 Artikel, im Ébresztő, der das Blatt von KIE ist, 29 Artikel. Er arbeitete hier als Hauptmitarbeiter von 1903 bis 1908. Er publizierte im Kis Tükör 12 Artikel, in dem Élet és Munka 3 längere Berichte. Er publizierte auch im Blatt des Bethanienvereins, dessen Titel: Mustármag war (1904-1943), im Blatt von MEKDSZ, Diákvilág, Blatt von ORLE, im Lelkész Egyesület. 15 Handschriften seiner Vorlesungen sind im RLt zu finden. Die Themen der Artikel siehe in der Bibliographie.

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le. Seine gute Beziehung zu Aladár Szilassy Senior, und zu Aladár Szabó haben wir bereits erwähnt, aber er hatte auch ein fast problemloses Verhältnis zu János Victor, Béla Kenessey, Jenö Sebestyén, László Ravasz, Sándor Csia, Béla Megyercsy, László Deme usw., zwischen denen auch häufig Gegensätze bestanden.39

Neben diesen Beziehungen pflegte er gute Kontakte zu den Leitern der ausländi-schen Jugendbewegungen, vor allem Karl Fermaud, dem Hauptsekretär der CVJM in Genf, John R. Mott, dem geistlichen Leiter der CVJM und der CSW, Christian Phildius, dem Sekretär des Weltbundes des CVJM, Irén Kunst und Mathild Vasel, ungarische Missionarinnen der Inneren Mission in China, Philip Stier, dem Vertreter der Basler Mission und Georg Matthews, dem Hauptsekretär des Presbyterianer Weltbundes. 40 Von ihnen waren Fermaud, Mott, Phildius und Stier mehrmals in Ungarn, 41 hielten Vorträge und kamen mit den Leitern reformierter und lutheranischer Vereinigungen zusammen, einschließlich Forgács. 42 Er konnte ihre Ansichten und ihre ökumenische Offenheit kennen lernen. Unter anderem haben ihm diese Kontakte geholfen, nicht nur die ungarischen Missionsbewegungen unter einander, sondern diese auch mit den ausländischen Missionsbewegungen, zusammen zu führen. Aus diesen Fakten können wir feststellen, dass Forgács zu den Schlüsselpersonen der ungarischen reformierten Missionsarbeit gehörte. 43

Wende in seiner Anschauung1910 ging der Schwerpunkt der innerenmissionarischen Arbeit von Forgács von der Vereinsarbeit zur Gemeindearbeit über. In diesem Jahr hat er Budapest verlassen und nahm die Einladung der reformierten Gemeinde von Péczel an und wurde dort Pfarrer. Diesen Schritt hat er höchstwahrscheinlich deshalb getan, weil er eine Anschauungs-wende oder eine Art ‘Paradigmenwechsel’ 44 in seinem Leben erfuhr: Er entdeckte in den ‘leblosen’ 45 Gemeinden der Kirche eine so starke missionarische Herausforde-rung, auf die er unbedingt antworten wollte. 46

38 Gyula Forgács, A belmisszió és cura pastorális kézikönyve (Pápa: Református Főiskolai könyvnyomda, 1925), p. VI.

39 Siehe Briefwechsel: Forgács, C/27. Box 4-5. RLt Budapest.40 Forgács, A belmisszió, pp. 662-666.41 Forgács, A belmisszió, pp. 457. 662.42 Forgács Gyula, A Péczeli Református Egyház Adattára és Naplója 1917, Handschrift, Ref. Pfarramt,

Péczel, p. 111.43 Forgács, C/27. Box 8. Brief von János Victor 1913. RLt Budapest. Siehe auch: János Victor, ‘Dienst von

Gyula Forgács’’, Református Élet, VIII/25 (1941), p. 4.44 David J. Bosch, Transforming Mission – Paradigm Shifts in Theology of Mission (Maryknoll: Orbis,

1991). 45 Die Bezeichnungen: ‘leblos’, ‘tot’ waren oft zur Charakterisierung die Situation in den Gemeinden

benutzt worden, so z.B. von Aladár Szabó, Gyula Forgács, Imre. Révész.46 Hinter dieser Anschauungsänderung können wir 3 Motive erkennen. Zuerst die Erlebnisse und

Erfahrungen von Forgács in Schottland. Dort war ihm aufgefallen, dass die Mission nicht von der Kirche ausgesondert war, sondern von den lokalen Gemeinden betrieben wurde.

(Fortsetzung…)

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Die Herausforderungen, die aus diesen ‘leblosen’ Gemeinden kamen, führten ihn zur Erkenntnis, dass die Mission durch die Gemeinde in die Kirche hineingeführt werden sollte, denn nur hier wird die Innere Mission durch Vereine wirklich effektiv. In diesem Zusammenhang bestreiten wir die Behauptung von Sándor Makkai und anderen, dass der Gedanke und das Paradigma ‘die Verkirchlichung der Mission und Vermissionierung der Kirche’ ursprünglich von Bischof László Ravasz gestammt ha-ben soll. 47 Nachdem Ravasz 1921 zum Bischof gewählt worden war, formulierte er dieses Program zum ersten Mal 1922 in seinem Bischofsbericht. 48 Unserer Meinung nach ging Forgács gerade deshalb 1910 nach Péczel, weil er diesen Gedanken schon damals erkannt hatte. Er vertritt dieses Paradigma auch in seinem Werk, A belmisszió és cura pastoralis kézikönyve [Das Handbuch der Inneren Mission und der Cura Pas-toralis], worin er den Teil, der dieses Thema behandelt, noch vor 1917 geschrieben hatte. 49 Darüber schreibt er auch 1917 in seiner Privatdozenten Abhandlung. 50

Diese Behauptung wird auch von János Victor unterstützt, der meinte: ‘Wenn die größte Frage unseres kirchlichen Lebens zur Zeit die Schaffung der Synthese zwi-schen der Inneren Mission und dem kirchlichen Leben ist (also die Verkirchlichung der Inneren Mission und die Vermissionierung der Kirche), dann hat unsere Kirche den typischen Vorkämpfer dieser Sache in der Person von Gyula Forgács gehabt.’ 51

Der aus der aktiven Welt der Vereine der Inneren Mission nach Péczel gekommene Forgács organisierte dort gleich die Sonntagschule, gründete innerhalb der Gemeinde 1911 einen Mädchenverein, 1912 für Jungen den Jugendverein. 52 Er fängt in Péczel seine Gemeindeaufbauarbeit an, organisiert Evangelisationen etc. Zur Unterstützung und zur Popularisierung dieser Arbeit lädt er die Gruppen und die Vertreter der Ver-eine von Budapest ein, mit denen er früher auch zusammen gearbeitet hatte. 53 Wäh-

Zweitens, dass ‘der Vater der ungarischen Inneren Mission’, Aladár Szabó, der für Forgács beispielgebend war, 1905 in Budapest-Józsefváros eine Gemeinde gründete, wo er als Pfarrer gewählt wurde. Noch mehr, er bezeichnete die Gründung neuer Gemeinden als eine wichtige missionarische Tätigkeit. Drittens war ihm das Programm des Calvin-Vereins wichtig, in dem Forgács damals als Vize-Präsident tätig war. Dieser Verein betonte, theologisch wohl begründet, die Verbundenheit der Missionsarbeit mit Bekenntnissen, aber auch die Verbundenheit mit der Kirche und Gemeinde.

47 Makkai, Az egyház missziói munkája, p. 243.48 László Ravasz, Püspöki jelentés (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Részv. Társaság,

1922), pp. 21-23. Ravasz illustriert das Verhältnis Innere Mission zur Kirche praktisch und pragmatisch, aus dem Gesichtspunkt eines Bischofs, dessen Hauptziel ist, die Spannung wegen der Inneren Mission irgendwie zu behandeln. Dementgegen begründet Forgács mit missionstheologischer Argumentation seinen Standpunkt und der Bischof übernimmt einiges aus dieser Begründung. Zur tieferen Erklärung dieser Frage siehe auch im Theologischen Teil.

49 Forgács, A belmisszió, p. VI.50 Forgács, A Misszió Elmélete (Pápa: Nyomatott a Ref.Főiskola Nyomdájában,1917), pp. 44-46.51 János Victor, ‘Forgács Gyula konventi szolgálatai’, Református Figyelő, IV/1931. pp. 90-91.52 A Péczeli ev.ref. Egyház közgyűlési és presbyteri gyűlési jegyzőkönyve, 1904 január 1-től 1913 dec.4-

ig. III. Péczeli ref. Egyház iratai, Péczel. pp. 360. 380. RLH Péczel.53 1912 fährt eine Gruppe mit 30 Mitglieder der KIE-Organisation in Budapest nach Péczel und sie halten

dort einen Abend mit Spezialprogramm. 1911 kamen der Generalsekretär des CVJM, K. Phildius, danach einige Delegierte von der Weltversammlung des CSW in Konstantinopel nach Péczel, wo in der Kirche eine große Festversammlung gehalten wurde. Siehe Péczeli presbiteri jkv. III. pp. 335. 337.

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renddessen pflegte er Kontakte zu den wichtigsten Vereinen der Inneren Mission (z.B.KIE, MEKDSZ, Calvin-Verein, MEKMSZ) und zur Schottischen Mission. Dies geschah aber immer durch die Gemeinde.

1915 fängt Forgács an, sein großes Werk über die Innere Mission zu schreiben. 1917 wird er in Budapest theologischer Privatdozent. 54 So blieb kaum Zeit für die Ver-eine, denn seine restliche Kraft wird für die Gemeindearbeit in Péczel beansprucht. In Folge seiner Missionsarbeit blüht das Gemeindeleben auf. In der Superintenden-tur, zu der die Gemeinde von Péczel gehörte, haben viele andere Gemeinden über die Arbeit mit Kindern, über die Gemeindeevangelisation und über das spirituelle Leben der Gemeinde gehört, woraufhin seiner Person ein starkes Vertrauen und eine Hochschätzung seitens der anderen Pfarrer von der Superintendentur geschenkt wird. Damit ist zu erklären, dass ihn ein Teil der Pfarrer 1918 zum Superintendenten wählen wollte. 55 Es scheint so, dass während dieser Zeit seine Beziehung zu den Vereinen immer schwächer wurde.

3.3.2 Tätigkeiten nach dem Ersten Weltkrieg (1918-1933)

Die Revolutionen, die nach dem Zusammenbruch des Ersten Weltkrieges ausgebro-chen waren, hatten die innere Situation der Reformierten Kirche erschüttert. Dies hatte aber nicht nur negative Konsequenzen. In dieser schweren Situation waren die Vertre-ter der Inneren Mission die ersten, die einen Ausweg daraus suchten. Ein Versuch war, die durch Forgács initierte Gründung einer missionarischen Arbeitsgemeinschaft, die ‘der Kreis von Péczel’ genannt wurde. 56

Gleichzeitig können wir beobachten, dass Forgács solche kirchlichen Funktionen übernahm, mit deren Hilfe er die Sache der Mission vorwärts treiben wollte. 1915 übernimmt er die Position des Missionsreferenten in der Superintendentur von Pest und 1920 auch noch die des Kirchendistrikts an der Donau. 57 Wie stark er das Ver-trauen der Vereine besaß beweist die Tatsache, dass er 1921 bei der Bischofswahl im Kirchendistrikt an der Donau vom Bethanien Bund als Kanditat aufgestellt wurde. 58

Nach dem Ersten Weltkrieg unternahm Forgács die Rolle in einem holländisch-un-garischen Verein. 1921 besuchten ihn Harm Bouwman und Tjeerd Hoekstra, zwei hol-ländische Theologieprofessoren aus Kampen, in seinem Haus in Péczel. Sie wollten sich persönlich über die Reformierte Kirche in Ungarn und ihre geistliche Lage nach dem Weltkrieg informieren lassen. Im Sommer 1921 kam neben den schon erwähnten Professoren noch Bernhard Wielenga mit nach Budapest, ein Pfarrer der Gerefor-meerde Kerken aus Amsterdam. Sie predigten und hielten Vorlesungen an mehreren

54 Gyula Forgács, A Misszió Elmélete, Theológiai Magántanári Vizsgálatra (Pápa: Főiskolai Nyomda, 1917).

55 Péczeli presbiteri Jkv. V., pp. 83-84.56 Bolyki und Ladányi, A Magyarországi Református Egyház, pp. 28-31. Siehe noch Forgács, A belmisszió,

pp. 324-328. Weitere Einzelheiten siehe unten Seite 91 ‘A péczeli kör’.57 Siehe noch das Stammbuchblatt von Gyula Forgács, Ref. Bischofsamt Budapest.58 Forgács C/27. Box 9. Brief von Sándor Csia an Forgács, 24. IV. 1921. RLt Budapest. Forgács nahm die

Kandidierung nicht über, aber 1932 doch die Kandidierung im Kirchendistrikt von jenseits der Theiß.

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Stellen in Budapest. Da Pfarrer Richárd Biberauer, der gut holländisch sprach, nicht zu Hause war, hatte man ihnen Pfarrer Aladár Szabó als Dolmetscher empfohlen. Er nahm diese Aufgabe gerne an und bekam so einen guten Kontakt zu ihnen. Obwohl nach dem 1. Weltkrieg viele holländische Gemeinden soziale und finanzielle Hilfe fürUngarn leisteten, fiel es Aladár Szabó auf, dass diese Gäste speziell die Mission unddie geistliche Arbeit unterstützen wollten. 59 Da sie auch das Gemeindeleben auf dem Land persönlich kennenlernen wollten, hat Aladár Szabó sie zu Forgács geschickt. 60 Nachdem sie sich informiert hatten, kamen Bouwman und Hoekstra zu dem Ergebnis, dass sie die ‘konfessionstreue, kirchengebundene und kirchenbauende Erweckung in Ungarn unterstützen sollen.’ 61 Sie gründeten einen holländisch-ungarischen Ausschuss, dessen Ziel es war, das zu unterstützen, was die innerenmissionarische Arbeit zu einer bekennenden und kirchengebundenen Tätigkeit machen kann. 62 Dieser Ausschuss be-schäftigte sich jahrelang mit der Veröffentlichung von holländischen, theologischen Büchern und Predigten auf Ungarisch, weiterhin mit der Bekanntmachung des kirchli-chen Lebens in Holland. 63 Forgács pflegte diese Beziehung auch noch später.

Die neuen Wege der Vereinsorganisation1924 wird Forgács zum Pfarrer der Gemeinde in Sárospatak gewählt. Mehrere hun-dert Kilometer entfernt von der Hauptstadt, wurde es für ihn immer schwieriger, die Kontakte zu den Vereinen aufrechtzuerhalten. Hier organisierte er auch noch Vereine, aber innerhalb der Gemeinde. So entstanden in der Gemeinde von Sárospatak ein Jugendverein, Mädchenverein, Pfadfinderverein, Calvin-Bund und ein Ausschuss fürInnere Mission. Dieser Ausschuss war die erste Organisation in Ungarn, die innerhalb der Gemeinde gegründet wurde. Einer seiner Aufgaben war es, die Missionsarbeit in der Gemeinde zu organisieren und die Kontakte zu den anderen Vereinen im Land zu pflegen.64 Er selbst blieb in Kontakt mit anderen Landesvereinen, z.B. mit dem KIE, mit den Ifjú Keresztyének Országos Szövetsége (IKESZ), der die regionale Organisatio-nen des KIE koordinierte, und mit den MEKMSZ. Er selbst war noch bis 1925 Generalse-kretär des IKESZ sowie zwischen 1933 und 1936 vom MEKMSZ. 65

59 Aladár Szabó, Kegyelem által (Gödöllő: eig. Ausgabe,1941), pp. 204-205.60 Péczeli Adattár és Napló, p. 144.61 Forgács, A belmisszió , p. 318.62 Forgács, A belmisszió , pp. 318-319. Der Ausschuss hatte als Ziel vor sich: ‘Einen Pfarrer zu beschäftigen,

der landesweit seine Arbeit tut, weiterhin die Veröffentlichung theologischer Bücher sichert, das Ziel der Evangelisation bekanntmacht, wonach die Menschen nicht nur zur Bekehrung aufgerufen werden müssen, sondern in die Kirche integriert werden sollen’. Siehe noch Sebestyén Jenő emlékkönyv, Sándor Ladányi red., (Budapest: Református Egyház Zsinati Irodájának Sajtóosztálya, 1986), p. 20.

63 Forgács, A belmisszió, p. 320. Siehe noch Aladár Szabó, Kegyelem, p. 207. 64 ‘A sárospataki ref. Egyházközség Belmissziói Bizottságának jegyzőkönyvei’ 1926.okt.16-tól. RB. IX.

3/14. Sárospataki Levéltár.65 Forgács, Briefkopf. Ein anderes Signal über den Kontakt mit KIE war der Brief vom CVJM-Generalsekretär,

Ernst Sartorius, der 1925 einen Brief geschrieben hatte und bat Forgács nach dem Tod von Béla Megyercsy um Rat, wer sein würdiger Nachfolger werden könnte. Forgács wurde später zum Mitglied des Nationalkomitees der KIE gewählt (darüber auch der Brief von Tóth Miklós) Box C/27. 8. RLt Budapest. Siehe noch A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, p. 298.

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BrückenbauForgács war davon überzeugt, dass die Mission, die von den Vereinen getragen wurde, verkirchlicht werden soll. Man kann diese Überzeugung daraus feststellen, dass er nach dem Tod von Béla Megyercsy, der Generalsekretär der KIE war, als dessen Nach-folger Zoltán Töltéssy empfohlen hatte, der damals Generalsekretär des reformierten Studentenbund SDG (Soli Deo Gloria) war. Er tat das offensichtlich deswegen, weil er Töltéssy für den richtigen Mann hielt, durch den der KIE in Richtung Verkirchlichung geleitet werden kann. Dies geschah dann auch tatsächlich relativ schnell. In den Jah-ren, die er in Sárospatak verbrachte, ging er zu Landesversammlungen der ORLE und MEKDSZ, um dort Vorlesungen zu halten. 66

Es ist auffallend, dass Forgács während dieser Zeit (1924-1933) in den Zeitungen der verschiedenen Vereine der Inneren Mission fast gar nichts veröffentlicht hat. Alle seine Artikel und Studien über die Mission erschienen nur in Zeitungen, die er selbst herausgab. 67 Seine literarische Arbeit in den Vereinen hörte in dieser Periode fast ganz auf. Der Schwerpunkt seiner Arbeit änderte sich also.

1926 wird er zum Referenten für Mission im Generalkonvent und 1928 zum Sy-nodalmitglied und gleichzeitig auch zum Missionsreferenten der Synode gewählt. 68 1931 stellt er als Missionsreferent des Konvents ‘das Missionsstatut der reformierten Kirche in Ungarn’ zusammen, und als synodaler Missionsreferent bekommt er den Auftrag, das Missionsstatut der Kirche vorzubereiten. In diesem Gesetzentwurf sagt die Kirche aus, dass die Mission zur Lebenstätigkeit der Kirche gehört und macht es zur Aufgabe, die Innere Mission zur Gemeindemission zu transformieren. Obwohl dieses Gesetz in seiner Endfassung nicht von Forgács der Synode vorgestellt wurde, verkörperte sich darin trotzdem sein Paradigma. 69 Nach der Einführung des Missions-statutes (15. April 1933) haben folgende Missionsvereine, die im ganzen Land tätig waren, ihre Zusammenarbeit mit der Kirche erklärt: Bethanien, der reformierte Zweig des KIE, der Frauenverein Lorántffy Zsuzsanna, MEKDSZ, Calvin Bund, Soli Deo Gloria Verband, Reformierte Pfarrerbund (Országos Református Lelkész Egyesület)[ORLE], und Sonntagsschulverein (Vasárnapi Iskolai Szövetség)[VISZ]. 70

3.4 TÄTIGKEITEN IN DER SCHOTTISCHEN MISSION I (1906-1910)

Der junge Forgács, der sich an der Theologischen Akademie von Pest 1897 immatri-kulierte, fand bald Kontakte, via Aladár Szabó und Aladár Szilassy, zur Schottischen

66 Brief von Sándor Csikesz, Box C/27. 9. RLt Budapest. Siehe noch Brief von István Draskóczy, Box C/27. 8. RLt Budapest.

67 Reformáció (1920-1930), Református Igehirdető (1920-1927), Belmissziói Útmutató (1927-1930), Sárospataki Református Lapok (1924-1933), Református Figyelő (1928-1933).

68 A Református Egyház Országos Zsinatának Irományai 1928-1930 (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Rt. Nyomása, 1928), pp. 4. 25.

69 Belmissziói Útmutató 1930-1931, Gyula Forgács red., (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Rt. Nyomása, 1930), pp. 67-68. Siehe noch Makkai, Az egyház missziói munkája, pp. 244-245.

70 Makkai, Az egyház missziói munkája, p. 244. Vergl. Belmissziói Útmutató 1931, Forgács red., p. 67.

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Mission. Die Schottische Mission war der Treffpunkt derer, die die Erneuerung der Kirche wünschten. 71 Hier trafen sich die Pfarrer, die später in der Entstehung der wichtigsten Vereine, die die Innere Mission trugen, eine führende Rolle spielten. 72 Andrew Moody war zu der Zeit der Leiter der Schottischen Mission in Budapest. Von ihm erhielt die erste Generation der ungarisch-protestantischen Erweckung durch die Innere Mission, unter ihnen Aladár Szabó und seine Freunde, geistliche Motivationen und bei ihm haben sie sich regelmäßig getroffen. 73

Aladár Szabó, der an der Theologischen Akademie Lehrer von Forgács war, 74 lud seine Studenten zu den Veranstaltungen der Schottischen Mission ein. Dort haben sie sowohl Moody als auch die Arbeit der Mission und die Personen, die später die Leiter der Inneren Mission geworden sind, kennen gelernt. Da die Veranstaltungen der Schot-tischen Mission von immer mehr Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen besucht wurden, nahm Moody für die ungarischsprachige Arbeit die jungen Theologiestuden-ten und Vikare in Anspruch. So bekam Forgács eine immer intensivere Beziehung zur Schottischen Mission. Durch diese Kinder- und Jugendarbeit und zudem durch die Mis-sionsarbeit unter den Juden, sammelte er viele Erfahrungen. 75 Die jungen Theologen lernten inzwischen die United Free Church of Scotland (Unierte Freikirche von Schott-land), die hinter der Schottischen Mission stand, und ihre Arbeitsmethoden kennen. Da Moody die spirituelle und theologische Entwicklung der jungen Theologiestudenten für sehr wichtig hielt, war es selbstverständlich, dass er durch das Stipendium, das von der Free Church of Scotland gestiftet wurde, immer mehr Studenten nach Edinburgh zum New College schicken wollte. Dieses Stipendium wurde auf den Vorschlag von ‘Rabbi’ John Duncan und von Moody, die die Missionsarbeit in Ungarn sehr unter-stützten, 1862 vom General Assembly für Studenten aus der Tschechei und aus Ungarn gestiftet. So kam auch Forgács als Stipendiat von 1901 bis 1902 nach Edinburgh ans New College, ein Jahr nach der Vereinigung der Free Church of Scottland und der Free Presbyterian Church. So war die United Free Church of Scotland sein Gastgeber.

Wenn wir auf die Stipendiatenliste derer, die vor und nach Forgács in Edinburgh stu-dierten, einen Blick werfen, können wir feststellen, dass fast alle von ihnen zu Schlüs-selfiguren der ungarischen Erweckung durch die Innere Mission geworden sind.76 Die Erklärung dafür finden wir darin, dass der bekenntnistreue Unterricht am New College, die lebhafte Missionsarbeit in den schottischen Gemeinden und die Spiritualität der Leh-rer, auf die Studenten einen tiefen Eindruck gemacht haben. 77 Dieses Stipendium wirkte sich sehr stimulierend auf die Erweckung der ungarischen Inneren Mission aus.

71 Kováts, A Keresztyén Ifjúsági Egyesület, p. 15.72 A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, p. 106.73 z. B. die Familien von Biberauer, Victor, Szilassy…74 Szabó lehrte ab 1891 Philosophie. Siehe Szabó, Kegyelem által, p. 106.75 ‘The Witness’, 20. Nov. 1862, Nr. 20, p. 3 (Edinburgh), zitiert von Richárd Hörcsik, ‘Az edinburghi

magyar peregrináció’, p. 180.76 So z.B. Richárd Biberauer, Béla Sörös, Géza Takaró, J. István Kovács, József Pongrácz, Zoltán Szabó,

László Deme, István Benkő. Siehe Hörcsik, ‘Az edinburghi magyar peregrináció’, p. 176.77 Csiky Lajos, A skót szabadegyház ismertetése (Debrecen: 1877), p. 5.

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So war es auch bei Forgács. Wir finden leider keinerlei Aufzeichnungen darüber,welche Vorlesungen er am New College besuchte. Aber dafür haben wir mehr Be-richte, über das, was er dort in den Gemeinden gesehen und erlebt hat. In seinem Buch über die Innere Mission schreibt er sehr ausführlich über das Leben und die Missionsarbeit der schottischen Gemeinden. Als eine große Entdeckung schreibt er in seinem Bericht darüber, dass die Tätigkeit, die man in Ungarn als Innere Mission bezeichnet, und die sowohl zu Hause als auch in Deutschland von kirchenunabhän-gigen Vereinen betreiben wird, in Schottland von der Gemeinde, also von der Kirche selbst, getan wird. 78 Hier gibt es keine von der Kirche unabhängigen Vereine, sondern jede innenmissionarische Arbeit geschieht innerhalb der Gemeinde. Innerhalb der Ge-meinde sind selbstständige Gruppen für die Kinder- und Jugendarbeit, für den Famili-enbesuchsdienst, für die vielfältige Diakonie 79 und für die Äußere Mission, besonders unter den Juden, zuständig.

Während seines Aufenthalts in Schottland reiste Forgács viel, um Erfahrungen zu sammeln. Unter anderem berichtet er über ein für Studenten gehaltenes Prayermee-ting (Gebetsversammlung), an dem er am 9. Februar 1902 teilnahm. Es fiel ihm auf,wie viele Jura-, Medizin-, und Philosophiestudenten anwesend waren. Die spontane Gebetsgemeinschaft der zahlreichen Jugendlichen und die spirituelle Atmosphäre der Zusammenkunft beeindruckten ihn sehr. Als sie erfuhren hatten, dass er ein Ungar ist, wurde er gebeten, über die Situation der ungarischen Mission zu berichten. Sein Be-richt wurde von den Jugendlichen mit großer Aufmerksamkeit und Interesse begleitet. Über seine Erlebnisse berichtete er gleich danach in der Zeitschrift Ébresztő (Der Wecker), die von István Csűrös herausgegeben wurde. 80

Kurz nach seiner Heimkehr geschahen bedeutende Änderungen in der Arbeit der Schottischen Mission. Moody, der hochgeachtete Leiter der Schottischen Mission in Ungarn, ging 1905 in Rente und J. MacDonald Webster übernahm die Leitung. Webs-ter, der schon seit 1895 neben Moody arbeitete und die ungarischen Verhältnisse sehr gut kannte, hatte zwei Dinge klar erkannt: Erstens, die Zahl der Ungarisch sprechenden Juden, wird immer größer. Darum hielt er es für besser, im Blick auf die Zukunft der Mission, die Missionsarbeit in Ungarisch zu betreiben. Die zweite Erkenntnis war, dass eine gute Beziehung mit der Reformierten Kirche für die Zukunft sehr wichtig ist.

Dies vor Augen haltend, bekam Webster Interesse an Forgács, den er aus mehreren Gründen geeignet fand, für die Missionsarbeit unter Ungarisch sprechenden Jugend-lichen und für eine Vermittlerrolle zur Reformierten Kirche. So wurde Forgács als Religionslehrer in die Schottischen Mission eingeladen. 81 Diese Arbeit tat er vom 1. Januar 1906 bis zum 1. Mai 1910. Die Lehrtätigkeit verichtete er vor allem unter Kindern, deren Eltern vom Judentum zum Christentum konvertiert waren. Die Schot-tische Mission, und darin Forgács, wirkten so effektiv, dass zu dem Schulgebäude, in

78 Forgács, A belmisszió, pp. 143-153.79 Die ernsthafte Behandlung der Diakonie war auch anderen auffallend, die in Schottland waren, Lajos

Csiky, A skót szabadegyház ismertetése (Debrecen: 1877), p. 5.80 Forgács, ‘Beszámoló’, Ébresztő, II/ 6 (1902), pp. 86-88. 81 Forgács, A belmisszió, p. 257. Siehe noch Forgács, ‘A százéves skót misszió’, p. 426.

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der Vörösmarty Straße, das ursprünglich für kleinere Schülerzahlen als Grundschu-le geplant war, zusätzlich eine Mittelschule und ein Kollegium für Mädchen gebaut werden musste. 82 Daraufhin haben sich noch mehr Schüler eingeschrieben. 83 Der Mis-sionscharakter der Schule wurde dadurch gesichert, dass neben dem üblichen Religi-onsunterricht jeden Tag in der ersten Stunde auch noch Bibelkunde als eigenständiges Fach unterrichtet wurde. Diese Schule war die einzige im Land, in der die Schüler Bibelkenntnisse als Sonderfach lernen konnten. Beim Einschreiben der Schüler haben die Eltern mit ihrer Unterschrift ihre Zustimmung dazu gegeben, dass in dieser Schule im reformierten Geist unterrichtet wird.

Neben der Lehrtätigkeit organisierte Forgács Abendveranstaltungen mit vielfäl-tigem Programm, er hielt Referate, redigierte das Blatt Élet és Munka (Leben und Arbeit), das von James M. Webster 1909 begonnen worden war und er schrieb darin auch viele Artikel. Sein Dienst bei der Schottischen Mission veränderte sich 1910, als er von der Gemeinde in Péczel als Pfarrer eingeladen wurde. Er hat diese Einladung angenommen, und damit ging diese erste Phase seines Dienstes bei der Schottischen Mission zu Ende.

3.5 TÄTIGKEITEN IN DER KIRCHE (1910-1933)

3.5.1 Die Gemeinde Péczel 84 (1910-1924)

Den durch seine Vereinsarbeit bekannt gewordenen Gyula Forgács, hat die reformier-te Gemeinde von Péczel am 20. März 1910 zum Pfarrer gewählt. 85 Der größte Teil der Bewohner von Péczel lebte von der Landwirtschaft, aber ständig wuchs die Zahl derer, die Handwerker geworden sind, bzw. als Industriearbeiter in Budapest arbeite-ten. Durch die Nähe zur Hauptstadt konnte man in Péczel die wichtigsten Ereignisse in Wirtschaft und Politik schnell mitbekommen. In Péczel existierte schon seit 1695 eine selbstständige reformierte Gemeinde. 86

Die Gemeinde von Péczel nahm ihren Pfarrer und seine Frau, Piroska Pongrácz (1886-1968), mit Liebe auf. Seine Antrittspredigt über 1Kor 9,16 zeigte klar, 87 dass die

82 Forgács, A belmisszió, p. 257. Siehe noch Forgács, ‘A százéves skót misszió’, p. 426.83 In die Grund,- und Mittelschule (‘Bürgerschule’ genannt) waren 508 Schülerinnen eingeschrieben.

Siehe noch Gyula Forgács, ‘A százéves skót misszió’, p. 412.84 Die Ortschaft Péczel liegt von Budapest 20 km entfernt, wo 1910 5.517 Einwohner lebten. Ihre religiöse

Zusammenstellung war wie folgt: 3.047 Römisch-Katholisch, 1.848 Reformierte, 341 Israelite, 231 Ev.-Lutherische, 29 Griechisch-Orthodoxe, 23 Baptisten.

Péczeli Adattár és Napló, p. 5. Heute heißt der Ortsname ‘Pécel’ aber weil alle Quellschriften den alten Namen ‘Péczel’ gebrauchen, verwenden wir diesen auch in der gesamten Arbeit.

85 Péczeli presbiteri jkv. III., p. 296. RLH Péczel.86 Siehe dazu die Inschrift des vergoldeten Abendmahlskelches. Péczeli Adattár és Napló, p. 107. RLH

Péczel.87 ‘Denn dass ich das Evangelium predige, dessen darf ich mich nicht rühmen; denn ich muss es tun. Und

wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte!’

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Gemeinde in seiner Person einen begeisterten Vertreter der Erweckung durch die Innere Mission bekommen hat. Forgács’s Ziel war es, alle Altersgruppen in der Gemeinde zu missionieren und dafür hatte er konkrete Vorstellungen, was die Methoden anging.

Kinder- und JugendmissionNach seiner Ankunft in Péczel fing er als erstes die Mission unter den Kindern und Ju-gendlichen an. Seine Frau und einige Lehrer, die er in diese Arbeit miteinbezogen hatte, hielten für die Kindern in der reformierten Schule jeden Sonntag Vormittag Sonntags-schule ab. Am Nachmittag hielt Forgács selbst die Bibelstunde für die Konfirmanden.Die Vorliebe und die Methode für die Kinderarbeit brachte er aus der Schottischen Mission mit, wo er sich viel mit Kindern beschäftigt hatte. Seine Verantwortung den Kindern gegenüber zeigte sich auch darin, dass er gleich nach seiner Ankunft in Péczel, dem Presbyterium den Bau eines neuen Klassenzimmers vorschlug. 88

Neben der Sonntagsschularbeit machte er sich Gedanken über die Problematik der Konfirmation der Jugendlichen. Er sah und erlebte, wie formell die Konfirmationdurchgeführt wurde, und dass das Gelöbnis eines Kindes mit 10-13 Jahren nicht ernst genommen werden kann. Deshalb schlug Forgács, als das Presbyterium von Péczel 1919 die Kirchenzugehörigkeit für freiwillig erklärte, vor, dass man niemandem vor seinem vierzehnten Lebensjahr erlauben sollte, ein Konfirmationsgelöbnis abzulegen.Zudem dürfen diejenigen, die schon ein Gelöbnis abgelegt haben, ‘nicht zum Tisch des Herrn kommen, bevor sie nicht zwei Jahre lang mit ihrem christlichen Verhalten darüber Zeugnis geben, dass sie ein reifes und nützliches Mitglied unserer Kirche werden wollen.’ 89 Er rief die Jugendlichen, die über 16 waren, zusammen, und grün-dete 1912 für Jungen den Jugendverein und für Mädchen den Mädchenverein. Be-sonders im Mädchenverein war die Arbeit sehr intensiv. Die Zahl der Mitglieder stieg bald auf 80. Sie organisierten einen Chor, einen Kreis für Handarbeit und sogar einen Nähkurs. 90 Obwohl die Ereignisse des Ersten Weltkrieges in der Jugendarbeit einige Einbrüche mit sich brachten, begann Forgács diese Arbeit immer wieder neu.

Evangelisation Forgács hat darum die Missionsarbeit mit Kindern angefangen, weil er durch die Kin-der auch die reformierten Familien erreichten wollte. Während seiner Vereinsarbeit lernte er, dass die sog. Soirées (Gemeindeabende) 91 in der Mission ein gutes Mit-tel waren. Er organisierte diese Abende zuerst für kleinere Gruppen. Sie wurden in Klassenräumen abgehalten, wo neben Teetrinken und Gemeinschaft auch eine ‘Rede mit Evangelisationscharakter’ 92 gehalten wurde. Danach wurden auch Vorlesungen,

88 Die reformierte Schule hatte nur ein Klassenzimmer, in dem mehrere Klassen lernten. Péczeli presbiteri jkv. III. 1910, p. 319. RLH Péczel.

89 Péczeli presbiteri jkv., V. 1919. p. 89. RLH Péczel.90 Péczeli presbiteri jkv. III. 1910, pp. 360, 390-392.91 Forgács, A belmisszió, pp. 149-150, 223. Siehe noch Sándor Béla Nagy, ‘A vallásos estélyekről’ in

Belmissziói Útmutató 1930-1931. Gyula Forgács red., pp. 34-36.92 Dies ist ein Ausdruck von Forgács. Siehe noch Forgács, A belmisszió, p. 342.

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Gedichte und Lieder vorgetragen. Ab 1910 hat er diese Abende eingeführt und die Gemeindeglieder zeigten ein großes Interesse dafür. Obwohl diese Abende vor allem geistliche Botschaften vermittelten, hatten sie auch einen kulturellen Zug.

Weil Forgács auch die formellen Gemeindeglieder erreichen wollte, entschloss er sich, aus der sakralen Atmosphäre der kirchlichen Gebäude herauszugehen und be-suchte die Familien. Diese nahmen ihn gerne auf und er hielt dort Hausgottesdienste, bei denen auch immer wieder die Nachbarn anwesend waren. Mit Freude meldete er am Jahresende der Gemeinde, dass er schon in 25 Häusern Gottesdienste gehalten hat. 93 Begeistert vom Erfolg der Hausgottesdienste hielt er im August 1914 auf dem Hof eines Kirchenmitgliedes eine offene Evangelisation (open air meeting) ab, an der eine große Menge von Leuten teilnahm. Diese offene Evangelisation wurde öfter wiederholt. Weil das Evangelium immer mehr Menschen berührt hatte, wurden die außerhalb der Kirche zur Verfügung stehenden kirchlichen Räume zu klein. So hat das Presbyterium beschlossen, ein großes Gemeindehaus zu bauen, in dem neben einem großen Veranstaltungssaal, auch neue Klassenräume und Wohnungen Platz bekom-men sollten. Im September 1913 haben sie den Bau angefangen und kamen so schnell voran, dass das Gebäude schon am 20. Oktober 1914 in Betrieb genommen werden konnte. Als erstes Gemeindehaus in Ungarn hat dieses Gebäude eine besondere Be-deutung. Später wurde es auch noch das Zentrum des Missionslebens. In dem großen Saal des Gemeindehauses wurden Filme gezeigt, Theaterstücke aufgeführt, und es hatte eine große Bibliothek. Forgács und das Presbyterium haben dafür gesorgt, dass diese Gebäude ihren religiösen Charakter nicht verlieren und immer dem Ziel der Mission dienen sollten.

Die Ereignisse des Ersten Weltkrieges haben auch die Kirchenmitglieder in Péczel tief getroffen. Die reformierten Jugendlichen wurden zum Militärdienst einberufen und die zu Hause gebliebenen Jugendlichen sind wegen der wirtschaftlichen Schwie-rigkeiten in die Hauptstadt gezogen, um arbeiten zu können. So blieb die Jugendarbeit auch in den Vereinen in Péczel stehen. Ab 1915 wurde die wirtschaftliche Lage immer schlechter. Im Winter konnte man keinen Brennstoff bekommen, die Kirche und das Gemeindehaus konnten nicht geheizt werden. Forgács musste die Veranstaltungen ab-sagen und konnte nur einen Sonntagsgottesdienst in der Kirche halten.

GemeindeaufbauDie vor dem Ersten Weltkrieg geschehene Arbeit der Inneren Mission und später die aus dem Krieg resultierenden Schwierigkeiten und schmerzhaften Erlebnisse haben die Gemeinde zusammengeschweißt. Besonders nach den tragischen Ereignissen der Proletardiktatur von 1919 fühlte Forgács, dass die Zeit gekommen war, dass auch in der Struktur der Gemeinde eine biblische Reformation stattfinden sollte. In dieVolkskirche werden die Menschen eigentlich hineingeboren, und die Kirche, die mit dem Staat eng verbunden war, hat von ihnen die Kirchensteuer wie eine Art Staats-steuer eingefordert.

93 Péczeli Adattár és Napló, p. 110.

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Der Pfarrer von Péczel hat einen damals ganz ungewöhnlichen und seltsamen Schritt gewagt. Er rief das Presbyterium zusammen und sie haben beschlossen, dass in Péczel die verbindliche Mitgliedschaft in der Kirche und die damit verbundene Kir-chensteuer gelöscht werden. 94 Sie beschlossen, dass sich die Kirche in der Zukunft nur noch aus freiwilligen Opfergaben erhalten soll. Sie haben es so realisiert, dass jedes Mitglied in der Kirche gefragt wurde, ob er ein freiwilliges Gemeindemitglied bleiben will und ob er freiwillig Kirchensteuer zahlen will. Diese Arbeit wurde in der Ge-meinde von den Presbytern durchgeführt, nachdem sie die Ortschaft Péczel in zwölf Kreise eingeteilt hatten. Für jeden Kreis waren jeweils zwei Presbyter zuständig. 95

Infolge der Missionsarbeit von Forgács haben sich in der Gemeinde, in der es ur-sprünglich 1848 registrierte Gemeindeglieder gab, 1910 schon 2000 Menschen zu einer freiwilligen Kirchenmitgliedschaft gemeldet. 96 Auf den Vorschlag des Pfarrers gründete das Presbyterium ein Komitee, um Kirchenzucht praktizieren zu können. Das Komitee sollte die innere Ordnung der Gemeinde bewahren. Das Presbyterium hat so entschieden, dass die kirchlichen Gebäude für keine parteipolitischen Veran-staltungen benutzt werden dürfen. Weiterhin durfte man an keinerlei Veranstaltungen Alkohol trinken oder Lautstark stören. 97 Zum Wirkungskreis des Gemeindegerichts gehörte z.B., die betrunkenen und unmoralischen Gemeindeglieder zu züchtigen, das Abendmahl zu verbieten oder sie später wieder zuzulassen. 98 Das Presbyterium fasste auch einen Beschluss über die Reform der Konfirmation. Jeder Presbyter war für einoder zwei Jugendliche zuständig, die er begleiten sollte. Diese Methode war einmalig in der Praxis der Reformierten Kirche in Ungarn. Es war darum kein Zufall, dass die Studenten der Theologischen Akademie in Budapest nach Péczel kamen, um dort zu wohnen und die Arbeit unter Konfirmanden zu erlernen. Damit hatte der Pfarrer denPresbytern dazu verholfen, dass sie ihre Missionsaufgaben ernst genommen haben.

‘Die Innere Mission im Dienst der patriotischen Gefühle’ 99

Wie wir schon früher erwähnt haben, wurde Péczel von den Ereignissen des Ersten Weltkrieges tief getroffen. Dies zeigte sich nicht nur darin, dass viele Jugendliche in den Militärdienst einberufen wurden und der Krieg große Armut hervorrief, sondern auch darin, dass 1915 zwei große Glocken der reformierten Kirche in Péczel eingezo-gen wurden, um aus den Glocken Kanonen zu gießen. 1917 folgte auch die dritte. 100 1918 wurden sogar die Metallpfeifen der Kirchenorgel demontiert.

Die Nachricht über den verlorenen Krieg, die sozialen Spannungen und der innere Verrat der Landesführung lösten eine tiefe Unzufriedenheit in Budapest aus, die zu-

94 Péczeli presbiteri jkv. V. 1919, p. 98.95 Péczeli presbiteri jkv. V. 1919, pp. 94-95.96 Péczeli presbiteri jkv. V. 1919, p. 104.97 Péczeli presbiteri jkv. V. 1919, pp. 104-105.98 Péczeli presbiteri jkv. V. 1920, pp. 113, 115-116, 125-126. Siehe auch Péczeli Adattár és Napló, p.

140.99 Forgács, A belmisszió, p. 602.100 Péczeli presbiteri jkv. V. 1915, pp. 47. 71.

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erst zur Bürgerrevolution, danach zur Proletardiktatur führte. Nach der Revolution und der Diktatur kamen Anarchie, Plünderungen und Hinrichtungen. Am 31. Oktober 1918 hat die Nachricht der Revolution auch Péczel erreicht. Die Leiter der Ortschaft wurde abgelöst und an ihre Stelle wurde nach sowjetischem Vorbild der Arbeiterrat gesetzt. Die unzufriedenen Arbeiter griffen zu den Waffen und Péczel wurde von der Anarchie bedroht. Auf der Hauptstraße der Ortschaft wurde eine Volksversammlung abgehalten, und Pfarrer Forgács ging aus Neugier hin. Als er das Wort ergreifen durf-te, versuchte er die Massen zu beruhigen, die danach nach Hause gingen. 101

Die negativen Auswirkungen des verlorenen Krieges waren immer mehr zu spü-ren. Man hörte alarmierende Nachrichten darüber, dass die Gebiete, die von Unga-ren bewohnt waren, plötzlich von Rumänen, Serben, Tschechen besetzt wurden, oder dass die Besatzungsgruppen die ungarische Bevölkerung belästigten und ausgeplün-dert haben. Daraufhin wurde entschieden, eine kirchliche Delegation in die Länder West-Europas zu schicken, die für die in diesen Gebieten wohnenden ungarischen Reformierten eintritt. In dieser Delegation bekam auch Forgács einen Platz, der aus-gezeichnet Englisch und Deutsch sprechen konnte und gute internationale Beziehun-gen besaß. Die ungarisch-reformierte Delegation machte sich am 3. Dezember 1918, mit 22 Mitgliedern, auf die Reise. Acht Personen fuhren in die Schweiz, vierzehn De-legierte, darunter auch Forgács, gingen nach Den Haag, Holland. Ihr Ziel war es, die Reformierten in der Schweiz, Holland, England und den USA über die Situation der ungarischen reformierten Gemeinden, die in den besetzten Gebieten leben, zu infor-mieren und für sie eine moralische und diplomatische Unterstützung zu bekommen. England empfing die ungarische Delegation nicht. Darum übernahmen Jan AnthonyCramer (1864-1952), Utrecht, und Johannes W. Pont (1863-1939), Utrecht, zwei hol-ländische Professoren, die Aufgabe, nach England zu fahren, um dort im Interesse der Ungaren Verhandlungen zu führen. 102

Der am 13. März 1919 aus Holland heimkehrende Forgács befand sich in einem vom politischen und kirchlichen Chaos laut gewordenen Land. Es herrschte eine in-nenpolitische Anarchie. Am 21. März 1919 trat die bürgerliche Regierung, die das Land verraten hatte, zurück, und an ihre Stelle trat die ‘bolschewistische Diktatur’, die durch die Proletarrevolution an die Macht kam. Die Vertreter der Diktatur besuchten die Dörfer und Städte des Landes. Eine unsinnige und maßlose Hinrichtungsserie gegen den angenommen oder wirklichen Feind, wurde gestartet. Ihr eigentliches Ziel war die Einschüchterung. Die Kirchen,- und Religionsfeindlichkeit der Diktatur führ-te dazu, dass man die kirchlichen Gebäude beschlagnahmte, den Religionunterricht an den Schulen, und an vielen Stellen sogar das Abendmahl verbot.

So geschah es auch in Péczel. 103 Endre Tarnay, der Vorsitzende des reformierten Presbyteriums in Péczel, der als wohlhabender Bürger die Innere Mission mit vielen Spenden unterstützt hat, wurde festgenommen und zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Forgács hat in diesen schweren Zeiten die Mitglieder der Gemeinde unterstützt und

101 Péczeli Adattár és Napló, pp. 130-131.102 Péczeli Adattár és Napló, p. 132.103 Péczeli Adattár és Napló, p. 133.

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getröstet, 104 und wenn es nötig war, widersetzte er sich der Leitung der Arbeiterräte. Er versuchte die Gebäude der Kirche damit zu schützen, dass er den großen Saal der Gemeinde für bestimmte Veranstaltungen der Kommunisten öffnete. 105

Im August 1919, als ‘die Bolschewiken-Regierung’ gestürzt wurde, beauftragten die Siegermächte Rumänien, Ungarn zu besetzten und damit das Land vor der kom-munistischen Gefahr zu schützen. Die rumänische Besatzungsarmee brachte aber eine noch grössere Zerstörung mit sich als die Kommunisten. In Péczel raubten sie viele Häuser aus, Forgács selbst wurde auf der Straße ausgeplündert. Die kirchlichen Ge-bäude wurden in Beschlag genommen. Der Pfarrer, der gerade durch den Pfarrhof lief, wurde von einem rumänischen Soldaten beschossen; da dieser aber betrunken war, hat er den Pfarrer nicht getroffen. 106 Die rumänischen Truppen haben im November 1919 Péczel so verlassen, dass sie die kirchlichen Gebäude beschädigten, die Schul-bänke zerbrachen, die Landkarten zerfetzten, die Bücher der Bibliothek zerrissen und die Schlösser zerschlugen. Nach dem Tagebuch von Forgács: ‘Unbeschreiblich sind die Schäden, die sie verursacht haben.’ 107 An der Schadensaufnahme und der Wie-derherstellung der Ordnung in der Ortschaft beteiligte sich Forgács aktiv. In dieser Zeit besuchte ihn ein Samenhändler aus Holland, ein Herr Kloosterhuis, der vor der Proletardiktatur aus Péczel geflüchtet war und Ende 1919 wieder zurückkehrte. Aufseinen Vorschlag hin nahm Forgács zum Holländischen Diakonischen Dienst Kontakt auf, um Unterstützung für Péczel zu bitten. 108

Bevor der Trianon-Vertrag unterschrieben wurde, wonach Ungarn zwei Drittel sei-ner Landfläche verlieren sollte, hielt man eine Protestversammlung auf dem Haupt-platz von Péczel ab. Einer der Redner war Forgács, der den Wortlaut eines Protest-schreibens verlas. 109 Obwohl er nie Mitglied einer politischen Partei geworden ist, war sein politischer Standpunkt immer eindeutig. Er verurteilte sowohl die bürgerliche Revolution als auch die bolschewistische Diktatur, unterstützte aber den Gedanken der Trennung von Kirche und Staat. 110

Nach dem Sturz der bolschewistischen Diktatur flammte der Antisemitismus lan-desweit mit der Begründung auf, dass in der Diktatur auch die Juden eine wichtige Rolle spielten. Forgács, der ein Mitglied des 10-köpfigen Ausschusses von Péczelwar, stellte sich auf die Seite der Juden, die in Péczel lebten, und versuchte sie zu schützen. 111 Über seine politische Mission kann man sagen, dass er der ungarisch-cal-vinistischen Pfarrertradition folgte, wonach der Pfarrer für die Gesellschaft und sein Volk Verantwortung zu tragen hat.

104 Péczeli Adattár és Napló, p. 134.105 Péczeli Adattár és Napló, p. 135. Siehe noch Péczeli presbiteri jkv. V. 1919, pp. 90-92.106 Péczeli Adattár és Napló, p. 136.107 Péczeli Adattár és Napló, p. 137.108 Péczeli Adattár és Napló, p. 139. Forgács hat die Name Kloosterhuis ohne Vorname erwähnt.109 Péczeli Adattár és Napló, p. 142.110 Forgács, ‘A politika’, Reformáció, II/4 (1921), pp. 37-38. Siehe noch Bolyki und Ladányi, ‘A

Magyarországi Református Egyház’, p. 25.111 Péczeli Adattár és Napló, p. 136.

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Persönliche AngelegenheitenDas Familienleben von Forgács war ausgeglichen und beispielhaft. Große Trauer kam in das Leben der Eltern, als sie am 1. Februar 1918 ihren einzigen Sohn, der damals 8 Jahre alt war, wegen einer Gehirnhautentzündung innerhalb von 24 Stunden verloren. Der Vater gründete von dem für seinen Sohn gesammelten Geld eine Stiftung, um jedes Jahr einen Schüler, der fleißig studierte, zu unterstützen.112

Obwohl Forgács in der Gemeinde und auch in der Gesellschaft beliebt und geehrt war, hatte er einige Feinde. Nach dem Protokoll der Presbytersitzung meldete sich an fast allen Sitzungen der Presbyter Lajos Nagy zu Wort und machte kritische Be-merkungen. Er kritisierte zuerst die Arbeit der reformierten Lehrer, später wandte er sich gegen Forgács und zeigte ihn bei den kirchlichen Behörden an. Seiner Anzeige nach mache Forgács seine Arbeit schlecht, die Gemeinde nehme ab und die schuli-sche Unterweisung sei nicht ausreichend. 113 Diese Anzeige, die grundlos war, ist im Herbst 1913 zum Superintendenten des Dekanates gekommen, gerade in der Zeit, als das Presbyterium von Péczel beschlossen hatte, ein neues Gemeindehaus und ein neues Klassenzimmer zu bauen, da die Zahl der Kinder, die in die reformierte Schule gingen, ständig wuchs. Als die kirchlichen Behörden nach Péczel kamen, um diese Anklage zu überprüfen, stand das Presbyterium einstimmig hinter seinem Pfarrer und betonte, dass, seitdem Forgács in der Gemeinde tätig war, im Leben der Gemeinde eine früher nicht erfahrene Entwicklung passiert. 114 Mehrere Zeichen wiesen darauf hin, dass hinter der Anklage von Lajos Nagy der römisch-katholische Kantor stand. 115 Es ist beachtenswert, dass Forgács, der über sein Leben und seine Arbeit Tagebuch führte, diese unangenehme Anklage überhaupt nicht erwähnte.

1920 tauchte ein neuer Feind in der Person von Kantorlehrer Albert Szabó auf. Szabó, der 41 Jahre lang Kantor und Lehrer in der Gemeinde war, war bekannt und geehrt. Mit zunehmendem Alter verschlechterte sich sein Gehör so stark, dass er nicht mehr fähig war, die Gemeindelieder zu leiten und die Schüler zu unterrichten. Weil sich immer mehr Personen darüber beklagten, bat ihn das Presbyterium, in den Ru-hestand zu gehen. Albert Szabó wollte die Bitte des Presbyteriums nicht akzeptieren und reagierte beleidigt. Später trat er mit hohen finanziellen Ansprüchen auf, die dasPresbyterium für nicht rechtens befand. Aus dieser Sache entstand zuerst ein kirchli-cher, danach ein ziviler Prozess. Im Laufe der Verhandlungen wurde der Ärger Szabós über Forgács immer größer und unter seinen Bekannten und in seinem Freundenkreis hat er Forgács folgerndermaßen verleumdet: ‘Er ist ein fanatischer Jesuit, ein Spion der Ausländer, es reicht mir von so einem Pfarrer…’ 116

112 Péczeli Adattár és Napló, p. 122. Siehe noch Péczeli presbiteri jkv., V. 1918, p. 79.113 Das Thema der Klage war wörtlich: ‘In der reformierten Kirche von Péczel steigt von Jahr zu Jahr die Zahl

derer, die aus unserer Kirche austreten…in einigen Klassen der Schule der reformierte Gemeinde in Péczel verwendet man unerlaubte Mittel zur Zucht…’. Siehe Péczeli presbiteri jkv., V. 1913, pp. 401-403.

114 Péczeli presbiteri jkv., III. 1913, pp. 401-402.115 Péczeli presbiteri jkv. III. 1913, p. 402.116 Péczeli Adattár és Napló, p. 147.

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Danach wurde die Sache von Albert Szabó ein immer wiederkehrendes Thema der Presbytersitzungen, das man jahrelang nicht abschließen konnte. Scheinbar hat diese Sache das Leben von Forgács so verbittert, dass es ein, wenn auch nicht der entscheidende, Grund dafür geworden ist, dass er, als ihn die Gemeindedelegation aus Sárospatak am 18. Oktober 1922 besuchte und ihn an ihre Pfarrstelle eingeladen hatte, zustimmte. Die Gemeinde von Sárospatak hat ihn im November 1922 zum Pfarrer gewählt. Er blieb aber noch eineinhalb Jahre in Péczel, da die Witwe des verstorbenen Pfarrers von Sárospatak das Pfarrhaus nicht verließ. Diese eineinhalb Jahre waren von weiteren Debatten mit Albert Szabó und von den Wahlkämpfen um den Nachfolger in Péczel erfüllt, die sein Leben noch mehr belasteten. 117

3.5.2 Die Gemeinde Sárospatak (1924-1933)

Forgács kam im Juni 1924 in Sárospatak an. Der Name der Kleinstadt, die im 11. Jahrhundert gegründet worden war, und kaum zehntausend Einwohner hatte, war landesweit bekannt. 118 Ein Teil der Einwohner waren Bauern, Weinbauern und In-dustriearbeiter, außerdem gab es eine ziemlich große Zahl von Intellektuellen. Sáro-spatak wurde durch seine Schule bekannt, die 1531, nicht lange nach der Reformati-on, gegründet wurde. Urspünglich war es eine Grundschule, aber sie entwickelte und vergrößerte sich fortlaufend. Am Anfang des 17. Jahrhunderts erschien die Ideologie des Puritanismus, die von den Peregrinusstudenten aus den westeuropäischen Univer-sitäten mitgebracht wurde. 1793 wurde die Juristenfakultät, 1799 die Theologische Fakultät und 1857 die Pädagogische Fakultät gegründet. Das reformierte Kollegium von Sárospatak, das ein mehrstufiges Ausbildungssystem aufwies,119 machte die Stadt zu einem bedeutenden Zentrum der Reformation in Ungarn. Seine Bibliothek war die größte im Land.

Der im Jahre 1540 gegründeten reformierten Gemeinde gehörten zu der Zeit 3500 Personen an. 120 Auf das Gemeindeleben wirkte sich permanent der Geist und die Spiritualität der Theologischen Akademie aus. Ein Beispiel dafür ist, dass als ‘die von Aladár Szabó geleiteten, milden Wellen der Erweckungsbewegung der Inneren Mission, die in erster Linie die Sonntagsschul,- und die Jugendar-beit betroffen hatten, auch Patak erreichten, auf harten Widerstand und Abwei-sung getroffen sind.’ 121 Hinter der Ablehnung, die das Presbyterium der Gemeinde von Sárospatak an Aladár Szabó schickte, stand, nach Meinung von Szabó, ein

117 Péczeli Adattár és Napló, pp. 147-148. Siehe noch Péczeli presbiteri jkv.,V. 1922, pp. 195-196.118 ‘Sárospatak’ in Magyar Nagylexikon, 15. Bd. Szilveszter E. Vízi red., (Budapest: Magyar Nagylexikon

Kiadó, 2002), pp. 816-817.119 Jenő Zoványi, Magyarországi Protestáns Egyháztörténeti Lexikon, Sándor Ladányi red., 3. verb.

Ausgabe (Budapest: A Magyarországi Református Egyház Zsinati Irodájának Sajtóosztálya, 1977), pp. 523-524. Siehe noch Magyar Nagylexikon, pp. 816-817.

120 István J. Kováts, red. Magyar Református Templomok, p. 513. Siehe noch József Várady, Tiszáninnen református templomai (Debrecen: Alföldi Nyomda, 1989), p. 285.

121 Mihály Szentimrei, ‘Adalékok a Sárospataki Református Kollégium XX. századi történetéhez’ in A Magyarországi Református Egyház, p. 203.

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Theologieprofessor. 122 Mihály Szentimrei behauptet: ‘Den Hauptgrund dieses Zu-standes sahen viele in dem immer stärker vorherrschenden Rationalismus und im the-ologischen Liberalismus.’ 123

1920 öffneten sich, durch die ‘Nationaltragödie’ (Trianon), viele für das Evangeli-um, das von den Vertretern der Erweckungsbewegung der Inneren Mission verkündigt wurde. Die Vertreter, unter ihnen auch Forgács, erhielten gelegentlich Einladungen nach Sárospatak, um Gottes Wort zu verkündigen. 124 Als der Pfarrer von Sárospatak starb, hat die Mehrheit der Gemeinde, Forgács zum Pfarrer eingewählt, der dies dann auch annahm.

Die Frage kann gestellt werden, was Forgács dazu bewegt hat, außer den bereits erwähnten Anfeindungen in Péczel, die gut funktionierende Gemeinde dort zu verlas-sen? Wir sahen schon vorher, wie sehr er von allen ‘Missionsherausforderungen’ fas-ziniert war. Besonders die Jugendarbeit stand ihm nahe, worin er, im Hinblick auf die Theologiestudenten in Sárospatak, große Möglichkeiten sah. 125 Ein weiteres Motiv für seine Entscheidung finden wir sicher darin, dass er schon früher von Sándor Makkaian die Theologische Akademie in Sárospatak zu Vorlesungen eingeladen wurde. 126

Neue Arbeitsmethoden der Inneren MissionDen Pfarrer, der in Sárospatak ankommt, empfängt eine langsam erwachende Ge-meinde, die auch ernste finanzielle Probleme hat. Die spirituelle Kraftlosigkeit wurdeeinerseits an der Gleichgültigkeit, anderseits an der während der Zeit des Rationalis-mus ausgestorbenen Opferbereitschaft der Gemeindeglieder erkennbar. Forgács fand die Kirchengebäude und das Pfarrhaus in einem schrecklichen Zustand vor. In der Kirche und im Pfarrhaus benutzte man noch Petroliumlampen und das Pfarrhaus hat-te keine Wasserleitung. Man musste das Wasser aus einem Brunnen auf der Straße holen. Der neue Pfarrer hielt es, trotz dieser widrigen äußeren Umstände, für seine wichtigste Aufgabe, die Gemeinde innerlich-geistlich aufzurichten.

Diese Arbeit fängt er in Sárospatak wegen der gesellschaftlichen und kirchlichen Umstände anders an als in Péczel. 127 Forgács hatte zum ersten Mal in Schottland be-obachtet, welche wichtige Rolle die Mitarbeiter in einer missionarischen Gemeinde-arbeit haben. Dieses Beispiel hat er auch in Sárospatak vor Augen. 128 Als Pfarrer in Péczel begann er diese Erkenntnis erst später zu verwirklichen, und in seinem Buch 129

122 Aladár Szabó berichtet, dass als er 1884 nach Sárospatak ging, um in der Gemeinde die Sonntagsschule zu organisieren, ein Theologieprofessor hatte dem Presbyterium vorgeschlagen, ihm diese Tätigkeit zu verbieten. So musste Szabó die Stadt verlassen. Szabó, Kegyelem által, pp. 66-75.

123 Szentimrei, ‘Adalékok…’ p. 203.124 Szentimrei: ‘Adalékok…’ p. 204.125 Ravasz László, Korbán (Budapest: Franklin Társulat, 1943), p. 431.126 Siehe auch Brief von Sándor Makkai vom 2. Juli 1918. Forgács, Box C/27. 4. Brief 234. RLt Budapest.127 In der Stadt wohnten viele Intellektuelle, Studenten, und die Gemeinde war zweimal so groß wie die in

Péczel. 128 Forgács, A belmisszió, p. 147-148.129 Forgács, ‘Munkaerő szerzése és képzése’ in A belmisszió, pp. 618-653.

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widmet er schon ein ganzes Kapitel dem Thema der Berufung und Schulung der Mitar-beiter. Deshalb suchte er, als er in Sárospatak ankam, zuerst Mitarbeiter, die er im Pres-byterium zu finden hoffte. Gleich nach seiner Ankunft rief er das Presbyterium zusam-men und stellte ihnen sein Missionsprogramm vor. Er fasste dies so zusammen, dass er die Gemeindeglieder dazu gewinnen möchte, dass sie in allem zu Gottes Ehre leben. 130 Seine erste Bitte an die Presbyter war, dass sie trotz der alten Tradition, nach dem Sonn-tagsgottesdienst nicht gleich nach Hause gehen, sondern im Gemeindebüro bleiben, um die aktuellen Angelegenheiten der Gemeinde zu besprechen. Er ermutigte sie, die Bibel zu studieren und sie zur Richtschnur in ihrem persönlichen Leben zu machen. Im Pro-tokoll des Gemeinderats, 131 worin nur die trockenen Zahlen über die finanziellen Fragender Gemeinde zu finden waren, erscheint ein neuer, ungewohnter Ton.

Forgács besprach seine Missionspläne immer mit den Presbytern und versuchte, sie für die Arbeit mitverantwortlich zu machen. Bevor er einen Ausschuss, einen Ver-ein oder einen Verband in der Gemeinde gründete, hat er alles mit dem Presbyte-rium abgesprochen. Obwohl der größte Teil des Presbyteriums nie zum Motor der Missionsarbeit wurde, hat er es dennoch erreicht, dass sie aus der alten Passivität und Gleichgültigkeit heraustraten. Ein Zeichen dessen war z.B. als János Marton, ein Presbyter, einen bis dahin ungewöhnlichen Vorschlag machte, wonach die Gemeinde in Kreise aufgeteilt werden sollte und die Mitglieder des jeweiligen Kreises von den Presbytern regelmässig besucht werden sollten. 132 Für Forgács war es wichtig, dass das Presbyteramt auch von den Gemeindegliedern ernst genommen wurde. Als die Gemeinde 1928 vier Männer zu Presbytern wählte, die nur selten in die Kirche kamen und seit Jahren nicht am Abendmahl teilgenommen hatten, protestierte Forgács gegen diese Entscheidung und geriet dadurch auch mit dem Presbyterium in Konflikt.133

Obwohl er es für seine wichtigste Aufgabe hielt, die Verantwortung für die Mission in den Presbytern zu wecken, fand er trotzdem nur in solchen kleineren Gruppen der Ge-meinde wahre Mitarbeiter, deren Mitglieder reif waren, um die Innere Mission zu orga-nisieren und sie selbst zu tun. Aus diesen Gemeindemitgliedern hat er den Ausschuss für Innere Mission gegründet, der als solcher der erste in der Reformierten Kirche in Ungarn war. 134 Der Ausschuss hatte die Aufgabe, aufgrund des Vorschlages für Innere Mission vom Allgemeinen Konvent, ein ausführliches Programm auszuarbeiten und sich darum zu bemühen, dass dies in der Gemeinde von Sárospatak realisiert wird. Die Mitglie-der des Ausschusses wurden von Forgács selbst zur Gemeindearbeit vorbereitet. 135 Eine

130 Sárospataki presbiteri jkv. I. 1900-1927, p. 359. RLH Sárospatak.131 Sárospataki presbiteri jkv. I. 1900-1927, p. 371. 132 Sárospataki presbiteri jkv. VII/2. 1927-1943. p. 47.133 Sárospataki presbiteri jkv. II. 1927-1943, p. 15.134 A Sárospataki ref.egyházközség Belmissziói Bizottságának jegyzőkönyvei. 26. Oktober 1926 und 20.

November 1926. Der Ausschuss bestand aus 6 Männern und 6 Frauen, der Vorsteher war Pfarrer Gyula Forgács und Dr. Sándor Kiss weltlicher Vorsteher der Gemeinde. RB. IX. 3/14. SLt.

135 Die Missionskonzeption von Forgács spiegelt treu ein Brief, der am 1. September 1926 dem Referenten für Mission im Kirchendistrikt, Andor Enyedi, geschrieben wurde, worin er wieder darüber schreibt, wie man die geeigneten Mitarbeiter zur Missionsarbeit auswählt, mit der man schon unter den Kindern oder Konfirmanden anfangen soll. Brief 257. LGY, SLt.

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weitere Aufgabe des Ausschusses war es, die Beziehungen zu den anderen Vereinen für Innere Mission im Lande zu pflegen.136 Zu den Sitzungen des Ausschusses wurden auch die Pfarrer aus den Nachbardörfern eingeladen, damit auch sie das Missionsprogramm kennen lernen konnten.

Arbeit unter Kindern und JugendlichenForgács war überzeugt, dass zur Realisierung des Missionsarbeitsplanes, der für die reformierten Gemeinden ausgearbeitet wurde, der Weg über die Erziehung einer neu-en Generation führt. Deshalb legte er auch in Sárospatak auf die Mission unter Kin-dern und Jugendlichen großen Wert. 137

Forgács hat die ‘Kinderpastoration’ schon unter Kindern mit 6 Jahren organisiert. Einem Missionsmitarbeiter wurden 10 Kinder zugeteilt, die er regelmäßig besuchen sollte, und wenn es nötig war, die Familie mit einer sozialen Hilfe zu unterstützen. Der Religionsunterricht und die Kindergottesdienste wurden auch auf die Nachbar-orte und Aussiedlerhöfe ausgeweitet, da es auf diesen Gebieten keine reformierten Gemeinden oder Schulen gab. 138 Als Ergebnis dieser Missionsarbeit wurden jeden Sonntagmorgen Kinder-, und Jugendgottesdienste gehalten und später wurden dann auch zwei Bibelkreise für Jugendliche in der Gemeinde gegründet. Da in den meis-ten Gemeinden die Konfirmation zur Formalität wurde, strebte Forgács danach, dassdie Konfirmationsvorbereitung für die Jugendlichen zu einem Glaubenserlebniswurde. Sie sollten dadurch motiviert werden, am Leben der Gemeinde teilzuneh-men. Er förderte die Gründung der Pfadfinderarbeit, der Mädchen-, und Jungenver-eine in Sárospatak. 139 Beachtenswert ist, dass diese Vereine nicht unabhängig waren, sondern alle innerhalb der Gemeinde gegründet wurden und unter der Autorität des Presbyteriums standen, während sie zu anderen Landesvereinen für Mission Kon-takte pflegten.

Evangelisation in der GemeindeEine wichtiges Ziel der Arbeit von Forgács war die regelmäßig in die Kirche gehende erwachsene Kirchenmitgliedschaft. Sein Vorbild darin waren Johann H. Wichern und die Gemeinschaftsbewegung. Er wollte diese Menschen durch die Evangelisation aus ihrem ‘geistlichen Schlaf’ aufwecken. Dies nannte er ‘evangelistische Vorlesungen’, worunter er eine glaubenerweckende Rede verstand, die von der liturgischen Predigt, welche von der Kanzel gehalten wurde, zu unterscheiden war. Er hielt diese evange-listischen Vorlesungen abends, deshalb nannte er sie manchmal auch ‘religiöse Aben-de’. Er versuchte, den Gemeindegliedern unbedingt klar zu machen, dass es sich da-bei nicht um einen traditionellen Abendsgottesdienst handelt. Diese evangelistischen Vorlesungen wurden traditionell jährlich einmal, eine Woche lang, jeden Abend in der

136 Belmissziói bizottság jkv., 20. November 1926, Punkt 1. SLt.137 Siehe den Brief an Andor Enyedi, Brief Nr. 257 LGY, SLt.138 Sárospataki presbiteri jkv. I. 1900-1927, p. 396.139 Sárospataki presbiteri jkv. II. 1927-1943, p. 43.

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Kirche gehalten. Nach dem Missionsplan von Forgacs für das Jahr 1928 in Sárospa-tak, plante man solche religiöse Abende jeden Freitagabend in der Kirche. 140

Da er alle Schichten der Gemeinde mit dem Evangelium erreichen wollte, regte er die Gründung verschiedener Missionsvereine für Erwachsene an. So wurde schon 1924 ein reformierter Frauenverein in Sárospatak, 1928 ein reformierter Missions-bund von Sárospatak, 141 und danach 1930 die lokale Gruppe des Calvin-Bundes gegründet. 142 Seine Absicht wurde dabei immer klarer, dass er aus der sakralen Ge-schlossenheit des Kirchgebäudes austreten und das Evangelium in die Gesellschaft der Kleinstadt hineinbringen wollte.

Gleichzeitig erkannte er die Missionsherausforderung der großen Aussiedlerhöfe, die um die Stadt herum lagen. Er erkannte, dass auf diesen Hofgütern solche Men-schen leben, um deren Seelen sich niemand kümmerte. Er organisierte aus den Mit-gliedern des Ausschusses der Inneren Mission und aus den Theologiestudenten eine begeisterte Mannschaft, die die Hofgüter regelmässig besuchten, um dort zu evange-lisieren. In Kispatak, einer Vorstadt von Sárospatak, hielten sie jeden Mittwochabend Hausgottesdienste ab. 143

Obwohl in der Stadt relativ viele Intellektuelle lebten, bestand die Mehrheit der Bewohner doch aus einfachen Leuten, die von der Landwirtschaft und vom Wein-bau lebten. Forgács hielt es darum auch für eine wichtige Aufgabe, diesen einfachen Menschen zu helfen, kulturell besser gebildet zu werden. So schrieb er 1928 ein sog. ‘Volksbildungsprogramm’. 144 In der Stadt, außerhalb der Kirchengebäude, suchte er einen großen Saal, wohin die Interessierten, unabhängig von ihrer religiösen Zugehö-rigkeit, kommen konnten, um Vorlesungen über die ungarische Literatur und über die Geschichte zu hören. Diese Vorlesungen wurden jahrelang, jeden Dienstag- und Don-nerstagabend, entweder von Forgács selbst oder von Theologiestudenten gehalten.

DiakonieForgács hat die Gemeinde auch für die sozialen Probleme der Stadt empfindsam ge-macht. Er hielt besonders den Mutter- und Säuglingsschutz für wichtig, der damals in Ungarn sehr schwach organisiert war. Im Ausschuss der Inneren Mission beschäf-tigten sie sich regelmäßig mit diesen Fragen. Einerseits unterrichtete er die Mitglie-der des Ausschusses, wie man Hausbesuche macht und wie sie den jungen Müttern einen Aufklärungsvortrag über dieses Thema halten können, anderseits mobilisierte er die weiblichen Mitglieder des Ausschusses, damit sie diese armen Mütter besuch-ten, sie unterstützten und ihnen finanzielle Hilfe zu sicherten.145 1928 schlug er dem

140 Sárospataki presbiteri jkv. II. 1927-1943, p. 39.141 Sárospataki presbiteri jkv. II. 1927-1943, p. 22.142 Sárospataki presbiteri jkv. II. 1927-1943, p. 91.143 Sárospataki presbiteri jkv. II. 1927-1943, p. 43.144 Sárospataki presbiteri jkv. II. 1927-1943, p. 43. Er hielt 1928 ein intensives Volksbildungsprogramm

von 60 Stunden.145 Belmissziói bizottság jkv., 20. November 1926, Punkt 4. SLt. Siehe noch Brief 57. Brief von Gyula

Forgács an Andor Enyedi am 1. Sept. 1926 SLt. LGY.

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Presbyterium vor, in der Stadt einen Kindergarten und einen Hort zu gründen. Später organisierte der Frauenverein die städtische Armenhilfe, bei der immer mehr Frauen mitarbeiteten. Ihr erstes Ziel war es, die Bettelei, die in der Stadt wegen der immer größer werdenden Armut entstand, abzuschaffen. 146

Theologische AkademieEine wichtige Motivation dafür, dass Forgács nach Sárospatak kam, war die Ein-ladung, die er vorher schon von Sándor Makkai, Professor in Sárospatak, erhalten hatte, 147 dass er an der Theologischen Akademie lehrte. Es war weithin bekannt, dass die Jugendarbeit seinem Herzen sehr nahe stand und dass er große Hoffnungen darauf hegte, dass man die Theologiestudenten in der Missionsarbeit einsetzten könnte. Als er 1924 in Sárospatak ankam, wurde er gleich gebeten an der Theologischen Akade-mie zu lehren. 148

Obwohl Forgács im Akademischen Tagebuch 1928 noch immer als ein Lehrer er-wähnt wird, kann man nirgendwo ein offizielle Spur darvon entdecken, dass er wirk-lich gelehrt hät. Außer dieser Bemerkung wird sein Name im Akademischen Tage-buch nicht mehr erwähnt. Wir wissen aus dem Buch von Lajos Szabó (1908-1996), der ein Schüler von ihm war, dass er Englisch an der Akademie unterrichtet hat. ‘Jede Stunde war ein Erlebnis’, schreibt der ehemalige Schüler. 149 Daraus kann man die Folgerung ziehen, dass der Vertreter der Inneren Mission von der Lehrkörperschaft der Theologische Akademie nicht angenommen wurde. Viele andere Pfarrer, die sich um die Lehrstelle beworben hatten, sahen in ihm einen Rivalen und intrigierten gegen ihn. 150 Die Lehrerstellen wurden inzwischen mit anderen Kandidaten besetzt.

Forgács pflegte nur zu dem Theologieprofessor József Zsíros eine gute Beziehung.Dieser Professor für das AT war in der Jugendmission der Gemeinde aktiv, war Leiter des Jugendvereins und unterstützte die Arbeit von Forgács. Forgács hielt noch zu den Assistenten Zoltán Szabó 151 und Béla Sándor Nagy einen guten Kontakt, die sich an der Gemeindearbeit intensiv beteiligten und ihm darin auch geholfen haben. 152 Seine Beziehung zur Theologischen Akademie blieb bis zum Schluss kühl. Als ein Zeichen dafür kann man erwähnen, dass 1931, als das Kollegium das 400-jähriges Jubiläum seiner Gründung feierte, die Gemeinde per Post eine Einladung erhielt, worauf For-gács in einem Grußbrief in mit wenigen antwortete. 153 Trotz der Gleichgültigkeit der

146 Sárospataki presbiteri jkv. II. 1927-1943, pp. 118.146.147 Siehe Brief von Sándor Makkai vom 2. Juli 1918. Forgács, Box C/27. 4. Brief 234. RLt Budapest.148 Akadémiai Napló, 1924. KD. III. 122. SLt.149 Lajos Szabó, Utolsó szalmaszál (Budapest: Magyar Egyháztörténeti Enciklopédia Munkaközösség,

2000), pp. 39-40.150 Akadémiai Napló 1927. K.e. III. 20. SLt.151 Zoltán Szabó, aki 1933-tól a gyakorlati tanszék professzora lett, Forgács hatására kapcsolódott be a

külmissziói munkába és külön szemináriumot tartott azoknak, akik külmisszióba készültek. Siehe A Tiszántúli Egyházkerületi Tanács jegyzőkönyve, 1935. szeptember 27., 3. pont, zitiert A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, pp. 421-422.

152 Belmissziói bizottság jkv., 20. November 1926, p. 1. SLt.153 Sárospataki presbiteri jkv. II. 1927-1943, p. 117.

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Theologieprofessoren gab es mehrere Theologiestudenten, die die Predigten von For-gács gerne hörten und sich in die Arbeit der Inneren Mission, sowohl in der Gemeinde als auch auf den Bauernhöfen, einbrachten. Viele haben ihn zu den Bauernhöfen be-gleitet und arbeiteten bei den Evangelisationen mit. 154 Andere hat er in die Volksbil-dungsarbeit mit einbezogen; er hat sie beauftragt, Vorlesungen zu halten. 155

Eine gute Beziehung und Zusammenarbeit zwischen der Theologischen Akade-mie und der Gemeinde, die nach Meinung von Forgács so wichtig gewesen wäre, ist nie zustande gekommen. Es ist auffallend, dass die Leitung der Theologischen Akademie ihn nie um etwas gebeten hat. Sie versuchte, ihn von den Theologiestu-denten fern zu halten. Den Grund dafür können wir darin vermuten, 156 dass sich die Theologische Akademie vor der Richtung der Inneren Mission, die Forgács vertrat, und die eigentlich ein neues Paradigma für die Mission bedeutete, verschlossen hat. Dieses ‘neue’ Paradigma war für die Theologieprofessoren, die das volkskirchliche Paradigma vertraten, fremd. Es war ihnen fremd, dass Forgács den ‘Pfarrer-Zentralis-mus’ der ungarisch-Reformierten Kirche ändern wollte. Er wollte immer mehr Laien-mitarbeiter in die Missionsarbeit einbeziehen, indem er versuchte ihnen bewusst zu machen, dass die Mission eine den Gemeindegliedern von Gott gegebene Aufgabe ist, die nicht nur durch den Pfarrer getan werden soll. Es war auch befremdend für sie, dass er über die Armen und deren Kinder hinaus, sogar den Bettlern soziale Hilfe gab, und dadurch die damals von der Gemeinde und von der Kirche akzeptierten ge-sellschaftlichen Grenzen überschritten hat. Auch seine Gedanken über die freiwillige Kirchenmitgliedschaft, womit er die von der Volkskirche vertretene Bedingung der Kirchenmitgliedschaft verändern wollte, fanden keine Zustimmung.

Sein Wirken in Sárospatak kann man trotzdem nicht als ergebnislos bezeichnen. Ein Pfarrerkollege hat die 1941-er Erweckung im Kollegium als Frucht des Wirkens von Forgács angesehen. ‘Die Erweckung, die in der Sárospataker Schule, besonders an der Theologischen Akademie geschah, ist zum großen Teil Gyula Forgács zu ver-danken. Heute erzieht die Sárospataker Theologische Akademie und das Lehrerbil-dungsinstitut ... die Blüte der für Missionsarbeit geeigneten Jugend.’ 157

Persönliche AngelegenheitenDie Arbeit von Forgács, die mit großem Elan gestartet wurde, setzte die ganze Ge-meinde und die ganze Stadt in Bewegung. Viele waren mit ihm einverstanden, standen hinter ihm und hatten ihm geholfen. Es gab aber auch etliche Gemeindeglieder, denen die vom alten und gewohnten Inhalt und der Form so unterschiedliche, neuformulierte Botschaft des Evangeliums und des Gemeindelebens nicht gefiel. Besonders habendie Gemeindemitglieder die nur namentliche Mitglieder der Kirche waren und selbst Sonntags kaum in die Kirche gingen, ihr Missfallen gegenüber Forgács zum Ausdruck

154 Sárospataki presbiteri jkv. II. 1927-1943, p. 3.155 Sárospataki presbiteri jkv. II. 1927-1943, p. 39.156 László Ravasz, ‘XX. Püspöki Jelentés’ in Különlenyomat a Dunamelléki Ref. Egyházkerület 1941. évi

jegyzőkönyvéből (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Rt., 1941), p. 8.157 András Koczogh, ‘Emlékezés Forgács Gyulára’, Hajnal, VIII (1941), pp. 5-6.

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gebracht. In einer Nacht wurde sein auf dem Feld gelagertes Heu angezündet. 158 Im Jahr 1927 wurde gegen ihn bei den kirchlichen Behörden eine Anzeige erstattet, worin man bat, ihn aus Sárospatak zu entfernen. In der Anzeige beschuldigte man ihn, dass er das Geld der Gemeinde verschwendet, weil er in die Kirche den elektrischen Strom installieren ließ. In der Anzeige stand auch, dass er die Bäume auf dem Hof der Kirche ausschneiden ließ. Um die Anzeige vor dem kirchlichen Vorsteher glaubwürdiger zu machen, haben sie auch geschrieben, dass ‘Forgács als Person ungeeignet ist, um den Glaubenseifer und die Opferbereitschaft zu wecken.’ 159

Vor den kirchlichen Behörden, die die Anzeige untersuchten, hat das Presbyterium Forgács nicht nur verteidigt, sondern stellte fest, dass man in der Gemeinde einen vor-her noch nie gesehenen Aufschwung erlebte, seitdem er in der Gemeinde als Pfarrer diente. 160 Obwohl die Ankläger ihre Anzeige widerriefen, interpretierte Forgács diese Anzeige als eine Verletzung an der ganzen Gemeinde. So forderte er die Ankläger auf, an einem Sonntag vor der Gemeinde aufzustehen und sich zu entschuldigen, au-ßerdem sollten sie erklären, dass sie in der Zukunft treue Mitglieder der Gemeinde sein wollen. Dieses Ereignis, das man Kirchenabbitte nannte, geschah am 8. Januar 1928. 161 1930 wurde er erneut angegriffen. Diesmal wieder nicht wegen seines Diens-tes, sondern wegen finanzieller Angelegenheiten. Der neue Hauptkurator der Gemein-de, Bertalan Izsó, klagte den Pfarrer an, dass er mit dem Geld nicht richtig umgehe und die Kirche kaputt mache. 162 Diese Anklage wurde später noch einmal wiederholt und obwohl das Presbyterium ihn immer verteidigte, haben diese Anklagen in seinem Herzen bleibende Wunden hinterlassen.

Sonst lebte er selbst einfach und sein Gehalt war niedrig. Die kindischen und bos-haften Debatten und Angriffe wegen der Einführung der Elektrizität in die Kirche und des Wassers in das Pfarrhaus lassen die Folgerung ziehen, dass diese Angriffe grund-los waren und von solchen Leuten veranlasst wurden, die gegen die geistliche Arbeit des Pfarrers waren. Dies führte dazu, 163 dass Forgács 1933 die Einladung der Schot-tischen Mission zu einer neuen Pfarrstelle annahm. In seiner Entscheidung spielte sicherlich eine wichtige Rolle, dass er in den 9 Jahren, die er als Pfarrer in Sárospatak verbrachte, sehr oft und auf unterschiedliche Weise persönlich angegriffen wurde.

3.5.3 Regionale und nationale Tätigkeiten (1910-1933)

Forgács und die reformierte KircheForgács hatte schon als Theologiestudent erfahren, dass die Arbeit der Inneren Mis-sion in der Reformierten Kirche auf viele sehr fremd wirkte. Ein Teil der Kirchenlei-

158 Sárospataki presbiteri jkv. II. 1927-1943, p. 442.159 Sárospataki presbiteri jkv. II. 1927-1943, pp. 438-442.160 Sárospataki presbiteri jkv. II. 1927-1943, p. 444.161 Über dies informiert ein Protokoll der Gemeindeversammlung, das dem Protokoll der

Presbyteriumssitzung angeschlossen wurde: Sárospataki presbiteri jkv. II. 1927-1943, p. 9. 162 Sárospataki presbiteri jkv. 1927-1943, p. 72.163 Lajos Szabó, Utolsó szalmaszál, pp. 269 -270.

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tung und der Pfarrer verhielten sich gegenüber der missionarischen Arbeit der Vereine ausgesprochen feindlich und der andere Teil eher gleichgültig. Die feindliche Ableh-nung wurde vor allem durch die führenden Personen in der Kirche, wie die Bischö-fe, die Theologieprofessoren und die angesehenen Synodalmitglieder, gestärkt. Ihre Argumente waren, dass die Arbeit der Inneren Mission ein deutsches oder englisches Importprodukt sei, das den ungarischen Menschen fremd ist und den Gemeinden schade. 164 Die Vertreter der Inneren Mission antworteten darauf, dass der größte Scha-den nicht durch die Innere Mission oder durch die Vereine angerichtet wird, sondern durch die Kirchenleitung selbst.

Als die Zahl der Vereine und deren Mitgliedschaft zunahm und das Ansehen der leitenden Personen der Inneren Mission wuchs, ist die Spannung zwischen der Kir-chenleitung und den leitenden Personen der Inneren Mission auch weiter gewachsen. László Ravasz, der 1921 zum Bischof im Kirchendistrikt an der Donau gewählt wur-de, analysierte die inneren Verhältnisse der Kirche in seinem ersten Bischofsbericht. Er stellte fest, dass ‘in den ersten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts unter allen spirituellen Problemen die Frage der Inneren Mission zum wirklichen Apfel von Eris geworden ist’. Er hat auch ausgesagt, dass hinter diesen Spannungen ‘viele Machtfra-gen oder Komfortfragen, also persönliche’ 165 Fragen stehen, wie z.B. Sorgen um die Autorität oder Konkurrenz. In der Kirche, die sich mit dem Staat verflochten hatte,haben die Pfarrer der größeren Gemeinden finanziell gut gelebt. Ihr Wohlstand hingnicht vom geistlichen Zustand der Gemeinde ab. Die Leute in der Kirchenleitung wa-ren von dem ‘Finanz-Geist’ und von dem Geist der Kapitalsammlung beherrscht. 166 Bíró behauptet: ‘Die Haltung der Gegner der Inneren Mission kann man auf zwei Gründe zurückführen: Ein Grund ist das Zurückschrecken der Pfarrer vor aller Mehr-arbeit, was eine allgemeine Einstellung war. Der andere Grund war die Antipathie der liberalen Theologie gegenüber jeder Art von Pietismus.’ 167

Als Forgács 1910 in Péczel zum Pfarrerdienst eingesetzt wurde, trat er in eine Pfarrergemeinschaft des Dekanats ein, zu der fast fünfzig Pfarrer gehörten. 168 Das gab ihm die Gelegenheit, das Leben vieler Gemeinden und Pfarrer kennenzulernen. 169 Er konnte innerhalb einer kurzen Zeit feststellen, dass das innere Leben einer Gemeinde entscheidend von der Spiritualität des Pfarrers abhängig ist. Wenn man das Leben der Gemeinden ändern will, sollte die Reformation bei den Pfarrern anfangen. Mit Pfar-

164 ‘Áron Szilády sagte: er hasst zwei Dinge – den Pfannkuchen, gefüllt mit Quark, und die Innere Mission. Ravasz, Emlékezéseim, p. 183. Áron Szilády war der Hauptnotar im Kirchendistrikt an der Donau, Novák Theologieprofessor in Sárospatak, und Kovács in Budapest.

165 Ravasz, Püspöki Jelentés, p. 21.166 Militans, ‘Egyházi forradalom a kommunizmus alatt’, Kálvinista Szemle I/1920. pp. 6-7.167 Sándor Bíró: ‘A vallási liberalizmus ellenvetései’ in A Magyar Református Egyház története, red. von

Sándor Bíró und István Szilágyi (Budapest: Verlag Kossuth, 1949), p. 397.168 Das Dekanat Pest bestand aus 29 Muttergemeinden, in dem auch Vikare und Katecheten arbeiteten.

Siehe Zoványi, Protestáns Egyháztörténeti Lexikon, p. 470.169 Forgács wurde 1915 zum Missionsreferenten im Dekanat Pest gewählt. Siehe Stammbuchblatt von

Gyula Forgács, Ref. Bischofsbüro, Budapest.

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rern und mit der Kirchenleitung kann man am besten auf kirchlichen Veranstaltungen und Konferenzen in Kontakt kommen.

Forgács wollte die Pfarrer und die Kirchenleitung nicht durch Debatten überzeu-gen, sondern durch geduldigen und biblisch überzeugenden Austausch.

Auch sein Hauptwerk wollte er so schreiben, dass er darin ein positives Paradigma über Gemeindeaufbau und über die Bedeutung und Schönheit der Arbeit der Inneren Mission aufzeigt. 170 Er dachte, wenn er kirchliche Ämter übernimmt, bekommt er grö-ßere Möglichkeiten, um seine Vorschläge zur Reformierung der kirchlichen Struktu-ren vor Pfarrerversammlungen, unter den Pfarrern und in der Kirchenleitung bekannt zu machen. Forgács wurde, nachdem er in Péczel ankam, nicht zu einem Pfarrer mit Partikulardenken, der sich nur mit dem Zustand seiner eigenen Gemeinde beschäftig-te, sondern er blieb lebenslang ein Pfarrer, der über die gesamte Reformierte Kirche nachdachte und der ganzen Kirche Hilfe anbieten wollte. 171

Kreis von PéczelDie aktive kirchliche Tätigkeit von Forgács über die Grenzen der Gemeinde von Pé-czel hinaus hatte während der Zeit der Revolutionen, nach dem Ersten Weltkrieg, angefangen. Das Zentrum dieser Revolutionen war Budapest, die auch das Zentrum des Kirchendistriktes war. Die Vertreter der Inneren Mission sahen es so, dass durch die Ereignisse der Revolutionen, die auch die Kirchen schockierten, Gott eine Mög-lichkeit zu einer neuen Reformation in der Reformierten Kirche, schuf.

Am 15. November 1918, am Vorabend der Bürgerrevolution, hielten die Pfarrer des Dekanats von Pest und die Professoren der Theologischen Akademie eine Versamm-lung in Budapest ab und gründeten den Reformierten Landesrat mit dem Ziel, dass dieser die neue Zielsetzungen der Reformation in der Kirche verwirklichen soll. 172 Forgács war nicht nur als ein Teilnehmer an dieser Versammlung anwesend, sondern war auch der Präsident der Nachmittagssitzung. 173 Die nächste Sitzung folgte am 9. April 1919 in Budapest, wohin auch die Aktivisten der Inneren Mission eingeladen wurden. Es waren mehr als 200 Teilnehmer anwesend. Das Thema war auch hier die Reformation der Kirche. Die erste Vorlesung hat Forgács über das Verhältnis von Kirche und Staat gehalten. 174

170 ‘Mein Ziel war es, praktische Anweisungen denen zu geben, die im Dienst unserer geliebten Kirche gewissenhaft arbeiten wollen’. Siehe Forgács, A belmisszió , Előszó, p. V.

171 Sein großer Briefwechsel beweist, dass er mit Menschen Kontakte pflegte, die zu verschiedenenRichtungen der Kirche gehörten. Nach seinem Tod werteten fast alle Richtungen seine Verdienste aus.

172 Unter den Zielsetzungen waren auch die Trennung von Kirche und Staat, die Vorbereitung einer neuen Kirchenverfassung, die Reform des Gemeindelebens, die kirchliche Integration der Inneren Mission. Siehe Bolyki und Ladányi, ‘A Magyarországi Református Egyház’, pp. 15-16.

173 Adattár és Napló, Péczel, p. 131.174 Die weiteren Punkte des Programms waren: Gemeindeorganisation – László Deme. Allgemeines

Pastorat – István Benkő. Die Vereinigung der Gemeinden – Jenő Sebestyén. Taktische Fragen – István Pap Bilkei. Religiöse Erziehung – Ferenc Gombos. Konfirmation – Imre Szabó. Krise des Christentums- István Benkő. Bolyki-Ladányi, A Magyar Református Egyház Története (Geschichte der Reformierten Kirche in Ungarn)1918-1990, p. 25. Siehe noch Péczeli Adattár és Napló (Datensammlung und Tagebuch von Péczel), p. 134.

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Die Ereignisse der bolschewistischen Proletarrevolution von 1919 haben die Si-tuation in Ungarn so verändert, dass die Verwirklichung der Reformen für eine Zeit aufhörte und die ganze Kirche eine Krise erlebte. Dazu kam noch das Friedensabkom-men von Trianon, das auch die reformierte Kirche tief traf und eine allgemeine Trau-rigkeit auslöste. Um aus dieser schweren Situation einen Ausweg zu suchen, hat Géza Takaró, Pfarrer von Kőbánya und ein Freund von Forgács, im März 1920 eine Pfarr-erkonferenz in Budapest zusammengerufen, an der nur zehn Pfarrer teilnahmen, unter ihnen auch Forgács. 175 Eine Lösung aus dieser krisenhaften Situation suchend, waren sie sich darin einig, dass der Neuaufbau der Gemeinden nach ‘calvinistischen Prin-zipien’ anfangen sollte. Unter diesen Prinzipien verstanden sie die Trennung der Kir-che vom Staat, die freiwillige Kirchenmitgliedschaft, die praktische Verwirklichung des allgemeinen Priestertums in den Gemeinden und die Kirchenzucht. Unter diesem Gedanken wurde am 26. und 27. Mai 1920 die erste Konferenz der Kálvinista Szem-le (Calvinistischen Rundschau), redigiert vom Theologieprofessor Jenő Sebestyén, in Budapest zusammengerufen. Hier hielt Forgács eine Vorlesung über das Thema: ‘Die ungarisch-reformierte Pfarrerschaft vor neuen Aufgaben’. Er referierte darüber, wie er in den vergangenen zehn Jahren in Péczel versucht hatte, nach calvinistischen Prinzipien eine Reform des Gemeindelebens zu verwirklichen. 176 Nach dem Referat äußerten mehrere Konferenzteilnehmer den Wunsch, dass sie die Gemeinde in Péczel besuchen und das Leben der Gemeinde kennenlernen wollten. Als eine Antwort dar-auf lud Endre Tarnay, der Hauptkurator von Péczel, der Forgács regelmäßig begleitete und inzwischen aus der Gefangenschaft heimgekehrt war, alle Interessierten zu einem Gemeindebesuch ein.

Die Konferenz in Péczel wurde vom 17. bis 21. August 1920 gehalten, 51 Per-sonen, darunter 34 Pfarrer, nahmen daran teil. 177 Die Teilnehmer waren sich darin einig, dass die Ursache der schlechten Zustände in der Kirche in zwei Gründen zu suchen ist: Einer ist die falsche Vorstellung über das Pfarreramt und dass die Pfarrer geistlich müde geworden sind, der andere ist, dass die ‘calvinistischen Prinzipien’ in den Gemeinden verkümmerten. ‘Die Gemeindemitgliedschaft, die Konfirmation,die Kirchensteuer, der Pfarrer, der Presbyter, die Bibel, das Gebet, der Dienst, die Zucht sind Worte, die die ursprünglichen calvinistischen Begriffe nicht deckten.’ 178 Darum haben sie beschlossen, dass die Pfarrer einander besuchen, sich geistlich stärken und füreinander regelmäßig beten wollen. Sie wollen zielbewusst danach trachten, dass sie in den Gemeinden die gläubigen Mitglieder zu Mitarbeitern aus-bilden, die freiwillige Kirchenmitgliedschaft und die brüderliche Zucht in der Kir-che gut durchdacht Stück für Stück verwirklichen. Den Inhalt der Konferenz fassten sie schriftlich unter dem Titel ‘Das Programm des Kreises von Péczel’ zusammen. Alle Teilnehmer unterschrieben und verpflichteten sich, alles zu verwirklichen, was

175 Péczeli Adattár és Napló, p. 141. Siehe noch Forgács, A belmisszió, p. 324.176 Sein Referat ist später erschienen in Kálvinista Szemle, I /16 (1920), pp. 4-5. Titel: ‘Javaslat az egyházi

élet megújítására’.177 Die Teilnehmerliste wurde publiziert in Református Egyház, XXII/ 9 (1970), p. 198.178 Forgács, A belmisszió, p. 326.

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darin steht. 179 Weiterhin beschlossen sie, unter dem Namen Reformáció (Reforma-tion) eine neue Zeitschrift zu gründen, deren Redakteur Forgács sein sollte. 180 Der Kreis von Péczel wurde nie zu einem Verein und blieb immer eine Bewegung, der sich jederman anschließen konnte.

Der Motor zur Verwirklichung des Programms von Péczel war Forgács, der viel dafür getan hat, dass das Programm landesweit bekannt wurde. 181 Die landesweite Wirkung des Programms kann man daran erkennen, dass, als die Redaktionen von Reformáció und Kálvinista Szemle über dieses Thema vom 23. bis 25. August 1921 in Kúnhegyes, eine Konferenz organisierten, 134 Personen daran teilnahmen, die entweder Pfarrer, Lehrer oder Presbyter waren. An dieser Konferenz fassten sie die Reformen, die die Ge-meinden und das Leben der ganzen Kirche sowohl organisatorisch als auch bekenntnis-mäßig betreffen, unter dem Namen Memorandum von Kúnhegyes zusammen. 182 Dieses wurde persönlich durch Forgács dem Vorstand der Synode überreicht. 183 Die Verwirkli-chung des Reformplanes innerhalb der ganzen Kirche ist letztlich nicht gelungen, da es in den bürokratischen Labyrinthen der Synode verloren ging.

Damit ist der Kreis von Péczel formell zu Ende gegangen, aber seine erweckli-che und aufrüttelnde Wirkung im kirchlichen Leben ist doch geblieben. Auf seine Initiative hin hat man angefangen, Evangelisationskampagnen zu organisieren und im Kirchendistrikt an der Donau Missionspfarrer anzustellen. 184 Die Auswirkung der Bewegung hat man über die Landesgrenzen hinaus gespürt, z.B. in Siebenbürgen, wo am 9. August 1921 in Marosvécs der ‘Bund von Vécs’ gegründet wurde, der ähnliche Ziele hatte, wie der Keis von Péczel. 185

Kirchenleitung (1920-1928)Sowohl die Kirchenleitung als auch die Pfarrerkollegen haben Forgács als einen aus-gezeichneten Organisator und als einen begabten Theologen anerkannt. 186 Damit kann man erklären, dass seine Pfarrerkollegen ihn mehrmals in Positionen der Kirchenlei-tung gewählt haben. Besonders die Pfarrer, die die Innere Mission unterstützt haben, wollten, dass er innerhalb der Kirche leitende Ämter übernimmt. Sie erhofften sich davon, dass er für die Arbeit der Inneren Mission einen Weg ebnen kann. 1918 wurde

179 Grunddokument des Péczeli Kör, Sonderdruck ohne Jahr und Verlag, pp. 10-11. Forgács, A belmisszió, p. 325.

180 Die erste Nummer der Reformáció ist am 31. Oktober 1920 erschienen, die letzte im Dezember 1931. In der ersten Nummer wurde das Programm vom Kreis von Péczel veröffentlicht.

181 Um das Programm bekannt zu machen, organisierten sie Konferenzen in den Komitaten Somogy, Békés, Tolna, in den Städten Debrecen, Szeged, Szekszárd, Sárospatak, Gyoma, Szikszó. An diesen Konferenzen nahm auch Forgács teil. Siehe Péczeli Adattár és Napló, p. 144. Református Egyház, XXII/9 (1970), p. 199.

182 Erschienen in Reformáció, II/17 (1921), pp. 181-186.183 Péczeli Adattár és Napló, p. 144.184 Forgács, A belmisszió, pp. 327-328.185 Bolyki und Ladányi, ‘A Magyarországi Református Egyház’, p. 33.186 László Ravasz, Korbán (Budapest: Franklin Társulat, 1943), p. 431. Siehe noch János Victor, ‘Forgács

Gyula szolgálata’, Református Élet, VIII/25 (1941), p. 4.

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er von mehreren zum Kanditaten für das Dekansamt in Pest aufgestellt, aber er ge-wann nicht die Mehrheit der Stimmen. 187 In seinem Tagebuch hielt er diesen Misser-folg jedoch nicht einmal für erwähnenswert.

Am 26. Juni 1920 wurde er in der Distriktversammlung zum Vizenotar des Kir-chendistriktes gewählt, so ist er in die Leitung des Kirchendistriktes an der Donau hineingekommen. 188 Der Kirchendistrikt wählte im Juni 1921 László Ravasz, den Theologieprofessor aus Klausenburg, zum Bischof, der den Weg zur kirchlichen Ent-faltung darin sah, dass man die Arbeit der Inneren Mission verkirchlicht. Auf seinen Vorschlag hin wurde Forgács 1921 zum Sekretär des Ausschusses für Innere Mission im Kirchendistrikt gewählt.

Forgács pflegte zu Bischof Ravasz, der die theoretische und praktische Missionstä-tigkeit von Forgács gut kannte und hoch schätzte, eine gute Freundschaft. 189 Ravasz besuchte ihn öfter in Péczel und nahm ihn zu sich als einen Mitarbeiter. Später, auf den Vorschlag von diesem Bischof, wurde Forgács für ein Jahr (1921-1922) von der Arbeit in Péczel freigestellt, um die Gemeinden im Kirchendistrikt besuchen zu kön-nen und die Innere Mission durch Vorträge bekannt zu machen. 190 Er begleitete oft den Bischof auf seinen Reisediensten, wenn er die Kirchengemeinden besuchte, und er spielte auch eine wichtige Rolle beim Ausbau ausländischer Beziehungen. 191

Als Forgács 1924 nach Sárospatak ging, kam er in einen anderen Kirchendistrikt. Die meisten Pfarrer im Kirchendistrikt diesseits der Theiß kannten ihn schon und zeig-ten ihm ihr Vertrauen, als sie ihn zum Ratsbeisitzer für den Kirchendistrikt wählten. 1932, nach dem Tod von Bischof Kálmán Révész, haben ihn die Pfarrer aus der Umge-bung von Sárospatak, die mit der Mission sympathisierten, zum Bischof nominiert. Die Nominierung war eine Anerkennung seiner Missionsarbeit, die er auf Gemeinde- und Kirchenebene getan hatte. Die Mehrheit der Stimmen konnte er aber wiederum nicht gewinnen. 192 Einen Grund der Abweisung kann man im traditionellen Lokalpatriotis-mus des Kirchendistriktes diesseits der Theiß sehen, der in ihm den ‘Fremden’, ‘der aus Pest kommt’, sah. Ein anderer Grund ist ohne Zweifel im Protest gegenüber dem neuen Missionsparadigma zu sehen, womit er selbst in Sárospatak kämpfen musste.

Synodalamtsträger (1928-1933)Die Wahl von László Ravasz zum Bischof im Kirchendistrikt an der Donau brachte aus der Sicht der Missionsarbeit eine bedeutende Wende. In seinem ersten Bischofs-bericht 1922 beschäftigte er sich mit dem Verhältnis der Missionsvereine zur Kir-

187 Péczeli presbiteri jkv., V. 1918, p. 84.188 Péczeli presbiteri jkv., V. 1920, p. 118. Siehe noch Péczeli Adattár és Napló, p. 143.189 László Ravasz, XX.Püspöki jelentés, klny. (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Rt., 1941), p.

8. Siehe noch Ravasz, Emlékezéseim, pp. 183. 418.190 In seinem Tagebuch schreibt er über die Städte, in denen er Vorlesungen hielt: Pécs, Debrecen, Pápa,

Sárospatak. Siehe noch Péczeli Adattár és Napló, p. 146.191 Ravasz, Emlékezéseim, p. 183.192 Der Fürsprecher der Pfarrer, die Forgács wählen wollten, war Béla Nagy Sándor. Er hat auch ein

Flugblatt redaktiert, siehe im Box C/27 RLt Budapest. Siehe auch Sárospataki presbiteri jkv. 1927-1943 II., p. 123.

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che. Er schlug vor, dass der Kirchendistrikt an der Donau die Verantwortung für die Missionsarbeit übernimmt und er bat die Vereine der Inneren Mission, diese Arbeit zu unterstützen. 193 Dieser Bericht war ein Zeichen dafür, dass in der Kirche eine epochemachende Wende geschah. In dieser Wende beabsichtigte Ravasz, Gyula Forgács eine bedeutende Rolle zu geben. Ravasz vertrat auch im höchsten Gremi-um der Reformierten Kirche, der Synode, das oben erwähnte Missionsparadigma. 194 Der Generalkonvent, die exekutive Organisation der Synode, gründete 1922 den Ausschuss der Inneren Mission innerhalb der Synode. 195 Forgács, der inzwischen nach Sárospatak gegangen war, wurde 1926 zum Referenten dieses Ausschusses gewählt. Zur Beauftragung mit dem Referentenamt hat mit beigetragen, dass er in seinem Hauptwerk (1925) seine Fachkenntnisse auch in den theoretischen Fragen bewiesen hatte.

Als Missionsreferent am Generalkonvent erhielt er den Auftrag, eine Missionskon-zeption für die ganze Kirche auszuarbeiten. Ein Weg zur Umsetzung dieser Konzepti-on erschien ab 1927 in der offiziellen Zeitschrift des Konvents Belmissziói Útmutató (Innerenmissionarischer Wegweiser). Er führte die Redaktion dieser Zeitschrift bis 1930. Dieser Wegweiser veröffentlichte Arbeitspläne für die landesweite Mission, er machte die Struktur der Missionsarbeit bekannt, schlug Programme für die Missions-arbeit unter Kindern und Jugendlichen vor, gab einige Hilfen für die Religionslehrer usw. Forgács hatte gleich nach seiner Ernennung zum Referenten die Erarbeitung dieser Missionskonzeption begonnen und trat bald mit einem fertigen Plan auf. Am 8. Mai 1928 wurde Forgács als Vertreter vom Kirchendistrikt diesseits der Theiß zur Synode delegiert. 196 Die Synode wählte schon am ersten Sitzungstag die Mitglieder des Missionsauschusses der Synode: Bischof Ravasz wurde zum Vorsteher und For-gács zum Referenten gewählt. Es war von kirchengeschichtlicher Bedeutung, dass sich der Bischof der Kirche und ein ehemaliger Repräsentant der in den Vereinen geschehenen Missionsarbeit in einem Ausschuss für die Mission einsetzten. 197 Die Synode formulierte auf einer Sitzung 1930 einen Beschluss, wonach der Ausschuss der Inneren Mission des Konvents eine Satzung vorbereiten sollte, die die landesweite Missionsarbeit regelte. 198 Außerdem sollte Forgács der Synode einen diskussionsferti-gen Gesetzesentwurf für die Mission vorlegen. 199

193 Ravasz, Püspöki jelentés, klny., pp. 21-24.194 László Ravasz, VIII. Püspöki jelentés (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Rt., 1929), pp. 8-9.

Siehe noch Sándor Makkai, Az egyház missziói munkája, p. 243.195 Konventi jegyzőkönyv, 1922, Nr. 22, ZsLt.196 A Magyarországi Református Egyház Országos Zsinatának irományai (Budapest: Bethlen Gábor

Irodalmi és Nyomdai Rt. 1928), Nr. 1., p. 4.197 Zsinat Irományai, Nr. 13., ZsLt. 198 Der Vorentwurf wurde abgefertigt und er ist mit dem Beschluss Nr. 141 in Kraft getreten unter dem

Titel: ‘Missionsreglement der reformierten Kirche in Ungarn’. Zsinati jegyzőkönyvek, 10. Mai 1930, Nr. 869. ZsLt.

199 A Magyarországi Református Egyház Egyetemes Konventje Budapesten 1931. április 15-17 napjain tartott ülésének jegyzőkönyve (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Rt. 1931), pp. 396-410.

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Der theoretische Teil des Missionsreglement wurde von Forgács fertiggestellt. 200 Die Mitglieder des Ausschusses nahmen ihn an, aber sie fanden ihn zu ausführlich. Der Ausschuss baute aber auf der von Forgács dargelegten missionstheologischen Basis ein Reglement mit 81 Artikeln auf, das von der Synode angenommen wurde und am 1. September 1931 in Kraft trat.

Inzwischen wurde auch der Gesetzentwurf zur Mission formuliert. In der Vorbe-reitung spielte Forgács die Hauptrolle. Dieser Gesetzentwurf wurde von Forgács zum ersten Mal 1929 der Synode vorgelegt. 201 Die Mitglieder der Synode haben diesen Gesetzentwurf mehrmals zur Überarbeitung zurückgegeben. Die meisten Einwände waren unwichtige Dinge. Unter anderem hielt man ihn für zu ausführlich. Der von Forgács geleitete Ausschuss hat die vorgeschlagenen Änderungen jedesmal durch-geführt, und zum Schluss hat er den 60 Artikel umfassenden Gesetzesentwurf auf 15 Artikel reduziert. 202 Diejenigen, die an dieser Arbeit teilnahmen, mussten schmerzhaft erleben, wie Géza Antal, 203 Bischof aus West-Ungarn, zusammen mit 25 Kollegen, am 6. Mai 1930 vorgeschlagen hat, den Gesetzentwurf von der Tagesordung zu nehmen, weil man ihn überhaupt nicht brauchte. Obwohl die Synode diesen Vorschlag zurück-gewiesen hat, gab man den Gesetzentwurf dem Ausschuss der Mission zurück, zur weiteren Überarbeitung. Diese Nörgelei konnte Forgács nicht mehr tolerieren, des-halb dankte er als Vorsteher des Ausschusses der Mission und Referent des Konvents, ab. 204 Die Arbeit, die Forgács begonnen hatte, führte Andor Enyedy weiter und die Synode billigte am 14. September 1933 den III. Gesetzartikel über ‘Die Missionsarbeit der Kirche.’ 205 Das Gesetz über Mission bestand aus nur 11 Artikeln, es wurde also wesentlich kürzer und allgemeiner, als es Forgács wollte. Es war jedoch einmalig da-rin, dass die Missionsarbeit als eine organische Lebensaktivität der Kirche betrachtet wurde, die nicht nur die Aufgabe und Pflicht der kirchlichen Amtsträger war, sondernauch die der Kirchenmitglieder.

Das Gesetz sah vor, dass in allen kirchlichen Organisationen ein Ausschuss für Mission gegründet wird, der für die Organisation der Missionsarbeit verantwortlich ist. Das Gesetz beschrieb auch die kirchliche Integration der Vereine der Inneren Mis-sion. ‘Dieser epochemachende Gesetzartikel machte theoretisch die traditionelle In-nere Mission zu einer Tätigkeit, die in der Gemeinde geschehen soll’, schreibt Sándor Makkai in seiner Auswertung. 206

200 Der Entwurf ist erschienen: Gyula Forgács, A református misszió irányelvei (Sárospatak Ref. Főiskola könyvnyomdája, 1931).

201 Zsinat Irományai, Nr. 5.202 Forgács bemängelte das Vertrauen gegenüber den Redakteuren des Gesetzes. Die Synodalväter

beschuldigten die Mitglieder des Ausschusses, dass sie die Autonomie der kirchlichen Korporationen verletzen. Siehe noch Gyula Forgács, A református misszió, pp. 1-2.

203 Zsinat Irományai, Nr. 46.204 A Magyarországi Református Egyház Zsinatának naplója (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és

Nyomdai Rt. 1931), 4. Sitzungsperiode vom 4. bis 12. Mai 1931, p. 1518/1005.205 A Magyarországi Református Egyház Törvényei (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Rt.

1933), pp. 115-117.206 Makkai, Az egyház missziói munkája, pp. 246-248.

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Aus dem Vorschlag, den Forgács gemacht hatte, ist zwar die präzise theologische Definition der Mission nicht herausgekommen, aber ein gutes Rahmengesetz war ent-standen. Das Missionsgesetz hat die Missionsarbeit für jede Gemeinde pflichtmäßigvorgeschrieben, die Innere und die Äußere Mission als Aufgabe der Kirche festge-stellt und die Missionsarbeit der Leitung der Kirche zugeordnet.

Seine Vorschläge zur praktischen Verwirklichung der Missionsarbeit, obwohl leicht verändert, wurden doch in einem Reglement der Mission verwirklicht. Zum Schluss haben sich das Missionsgesetz und das Missionsreglement gut ergänzt. Es wurde möglich, unabhängige Missionspfarrer einzustellen, die Mission zu ‘verkirch-lichen’ und zu strukturieren. 207 Die Bemühungen von Ravasz und Forgács waren letztlich nicht umsonst, denn die Sache der Mission, obwohl umstritten, beschäf-tigte nun das ganze Land. 208 Diese Feststellung bekräftigen auch die nachstehenden Daten. Zwischen 1920 und 1940 wurden allein im Kirchendistrikt an der Donau 56 neue Kirchengebäude, 75 kirchliche Schulen und 85 Gemeindehäuser gebaut. 209 Im Kirchendistrikt an der Donau nahmen 23.809, im Kirchendistrikt jenseits der Donau 8.605 und im Kirchendistrikt jenseits der Theiß 46.376 Kinder regelmässig an Kin-dergottesdiensten teil. 210

Dessen ungeachtet sah Forgács in der mehrmaligen Ablehnung ‘eine aufschieben-de, Ideologie reifende und dörrenlassende Untätigkeit’ einiger kirchenleitenden Per-sonen, und er konnte mit ihren Nörgeleien nicht fertig werden. Wenn man noch die persönlichen Angriffe in der Gemeinde von Sárospatak dazu rechnet, die ihn in dieser Zeit erreicht hatten, kann man verstehen, dass er sich aus der kirchlichen Öffentlich-keit immer mehr zurückzog und schliesslich 1933 die Pfarrstelle in der Schottischen Mission von Budapest übernahm, die ihm mehr Ruhe versprach.

3.6 TÄTIGKEITEN IN DER SCHOTTISCHEN MISSION II (1933-1941)

23 Jahre später, 1933 ist Forgács wieder in den Dienst der Schottischen Mission getre-ten. Dies geschah in der Zeit, als John Calder ihr Leiter war, da der schottische Pfarrer Alexander King nach Schottland zurückkehrte und die Pfarrstelle neu ausgeschrieben wurde. Da sich in Schottland niemand beworben hatte, entschied die Leitung, dass sie einen ungarischen Pfarrer zu dieser Arbeit einladen werde. 211 So fiel die Wahlauf Forgács, mit dessen früherem Dienst die Leitung sehr zufrieden war und der alle Zweige der Judenmission in Ungarn gut kannte. Damit wurde Forgács der erste selb-ständige ungarische Pfarrer der Schottischen Mission. Die Schottische Mission wirkte

207 Nach der Missionssatzung sollten in Gemeinden, Dekanaten, Kirchendistrikten und am Konvent Missionsausschüsse mit Referenten gebildet werden. Dieser strukturelle Aufbau der Mission ist bis heute noch in Kraft.

208 Ravasz, Emlékezéseim, pp. 183-184.209 Sándor Bíró, ‘A két világháború kora’, p. 412.210 Konventi jkv., 17-19. April 1940., Punkt 53. Missionsbericht von Andor Enyedy.211 Forgács, ‘A százéves skót misszió’, p. 427.

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organisatorisch innerhalb der Reformierten Kirche, 212 so wurde eigentlich Forgács der Kirche, um die er sich so bemühte und die er geliebt hat, nicht untreu.

Diese Missionsarbeit wurde in erster Linie unter den Juden in Budapest getan, da allein in der Hauptstadt 200.000 jüdische Bürger lebten. 213 Die Judenmission beinhal-tete die Evangelisation, Lehrtätigkeit, soziale Arbeit und die Verbreitung christlicher Literatur. 214

Als Forgács 1933 nach Budapest zurückkam, hatte die Mission ein gut ausgebautes Schulsystem. In ihren Grund,- Mittel,- und Handelsschulen waren 500 Kinder einge-schrieben. Neben den Schulen gab es ein Mädcheninternat. Fast alle Schüler waren Kinder jüdischer Familien, die zum Christentum konvertiert waren und ihre Kinder nach reformiertem Geist erzogen. Die Konvertierten wurden nach 6 Monaten Probe-zeit mit dem Heidelberger Katechismus zur Taufe vorbereitet, weil die Leitung der Mission ‘die Anwendung der strengen reformierten Prinzipien’ verlangte. 215

Nach seiner Ankunft sollte Forgács die Konfirmationsvorbereitung und den Reli-gionsunterricht weiterführen. Wegen der internationalen Lage der Juden vermehrte sich die Zahl der Juden, die konvertieren wollten. 1939 wollten allein in Budapest 5.000 Juden in eine christliche Konfession übertreten. Da in den Gemeinderäumen der Reformierten Kirche keine freien Plätze mehr waren, hat man einen Teil der Kon-vertierenden zur Schottischen Mission geschickt. 216 Die Aufgaben von Forgács wur-den immer größer. Er lernte die biblische Begründung der Judenmission in Schottland kennen und versuchte diese Arbeit durch Traktate und durch Referate bekannter und populärer zu machen. 217

1937 ist er nach Schottland gereist, um über die Arbeit in Ungarn zu berichten, vor allem in den Gemeinden, die die ungarische Arbeit regelmäßig unterstützten. Er war vom großen Interesse dieser Gemeinden überrascht, und es hat ihn tief berührt, dass er Menschen getroffen hat, die ihn mit Namen kannten und für ihn regelmäßig beteten. 218

1938 wurde er mit der Organisation einer internationalen Konferenz in Wien für die Mitarbeiter der Judenmission beauftragt, wo die Mitarbeiter aus verschiedenen Ländern ihre Erfahrungen austauschen konnten. Aus politischen Gründen haben sie aber keine Erlaubnis bekommen, diese Konferenz abzuhalten. Da aber die politischen Umstände in Ungarn günstiger waren, wurde die Konferenz von der Schottischen Mission in Budapest organisiert und vom 26. bis 30. August 1938 abgehalten. Daran

212 Forgács, ‘A százéves skót misszió’, in László Ravasz, És lőn világosság (Budapest: Franklin Társulat, 1941), p. 414.

213 In Ungarn lebten im Jahr 1910, 928.621 jüdische Mitbürger. Siehe Forgács, A belmisszió, p. 495.214 Forgács, A belmisszió, p. 496.215 Forgács, ‘A százéves skót misszió’, p. 413.216 Forgács, ‘A százéves skót misszió’, p. 413.217 Forgács, Zsidó áttérők figyelmébe (Budapest: Sylvester Nyomda, 1937), Siehe noch ‘Zsidó kérdés és az

evangélium’. Er hielt ein Referat 1933 in Rákosliget, Manuskript 7. Box C/27, RLt Budapest.218 Bericht im Manuskript 7, Box C/27. RLt Budapest.

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nahmen 42 Delegierte teil. Ein Referent war unter anderem Forgács, der über die ‘Ju-denevangelisation und Assimilation’ einen Vortrag hielt. 219

Forgács fuhr 1939 nach London, um dort an der Internationalen Konferenz des International Committee on the Christian Approach to the Jews teilzunehmen. Er wurde dort zum Mitglied des Internationalen Ausschusses gewählt. 220 Die Ar-beit innerhalb der Missionsbewegung hat ihn jedoch nicht daran gehindert, seine Lehrtätigkeit in der Schule gewissenshaft zu erfüllen. Seine Bibelkenntnis, die ge-schichtliche Kenntnis über Innere und Äußere Missionen sind allen seiner Schülern aufgefallen. 221

Da im ungarischen politischen Leben ab 1938 der Antisemitismus eine neue Wen-de machte, 222 wurde seine Arbeit in der Judenmission, von damaligen Politikern, oft kritisiert. 223 Diese trug er aber ganz ruhig. Nur einmal klagte er still seinem Freund darüber, dass er von den ‘lauten Führern des politischen Lebens’ wegen seiner Arbeit unter und für die Juden öfters angegriffen wurde.

Forgács traf 1933 enttäuscht und geistlich müde in Budapest ein. Diese Müdigkeit zeigte sich darin, dass sich der früher alle Arbeiten der Inneren Mision der Kirche mit großer Aufmerksamkeit verfolgende Pfarrer nicht mehr mit der Sache der Inneren Mission in der Kirche befasst hatte. Er nahm auch nicht mehr an missionarischen Veranstaltungen der Kirche teil, ihn beschäftigten lediglich die Fragen der durch die Schottische Mission ausgeführten Lehr- bzw. Organisationstätigkeit. Mit der missi-onarischen Arbeit der Reformierten Kirche hatte er eigentlich nur noch über seine Tätigkeit in der Schottischen Mission Verbindung. Seine auffallend intensive publi-zistische Tätigkeit beschränkte sich ab 1933 nahezu ausschließlich auf das Schreiben von Artikeln, die mit der Judenmission zusammenhingen. Diese Artikel erschienen in der Zeitschrift Hajnal (Morgenrot) der Äußeren Mission. Auf der Grundlage der Äußerungen seiner Zeitgenossen können wir sagen, dass er in den letzten acht Jahren seines Lebens den Eindruck eines müden Menschen machte. 224

Forgács starb unerwartet am 8. Juli 1941, an einem Sonntag. An diesem Sonn-tagmorgen hielt er noch Kindergottesdienst im Gebäude der Schottischen Mission. Den Gottesdienst für Erwachsenen wollte sein treuer Freund, Pfarrer János Victor, halten. Forgács diktierte für János Victor noch die Liturgie des Gottesdienstes, dann hatten sie angefangen, gemeinsam zu beten. Während des Betens wurde ihm plötzlich

219 Andere Referenten waren: Konrád Hoffman, Direktor des Ausschusses für Internationale Judenmission und Robert Smith, Judenmissionar aus Prag. Siehe das Programm: 7. Box in C/27. RLt Budapest.

220 Dokument 7. aus dem Box C/27. RLt Budapest.221 Sándor Csia, den die Reformierte Kirche zum Präsidenten der Schule der Schottischen Mission

aussandte, schrieb über die erfolgreiche Arbeit von Forgács mit grösster Anerkennung. Siehe noch Sándor Csia, ‘Forgács Gyula’, Mustármag, XXXVIII/8 (1941), p. 71.

222 Mihály Bucsay, A protestantizmus története Magyarországon 1521-1945 (Budapest: Gondolat, 1985), p. 237.

223 Géza Takaró, ‘Drága élet drága halál’, Amerikai Magyar Reformátusok Lapja, XLI/13 (1941), p. 2. 224 László Ravasz, XX. Püspöki Jelentés, Sonderdruck. A Dunamelléki Ref. Egyházkerület 1941. évi

jegyzőkönyvéből (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Rt., 1941), p. 8. Siehe noch Takaró, ‘Drága élet drága halál’, p. 2.

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schlecht, und er ist in wenigen Minuten gestorben. 225 An seinem Beerdigungsgottes-dienst predigte Bischof Ravasz. Er wurde unter großer Anteilnahme auf dem Friedhof von Péczel beerdigt, wo er seine Arbeit als Pfarrer begonnen hatte und wo auch sein Sohn bestattet war. Über seinen Tod berichteten fast alle kirchlichen Zeitungen, man schrieb über sein Leben und sein Werk mit großer Anerkennung. 226

3.7 SCHLUSSBEMERKUNGEN

Der Lebensweg von Gyula Forgács begann mit großen Schwierigkeiten. Wegen der Scheidung seiner Eltern war er getrennt von seiner Mutter. Das Leben und der Cha-rakter seines Vaters schenkten ihm auch wenig ethisches Grundlage. Der ursprünglich römisch-katholische Junge betritt einen besonderen Weg und trifft eine Entscheidung, dass er sich an der Reformierten Theologischen Akademie in Budapest immatrikulieren lässt. Hier machte er schnell Bekanntschaft mit den Professoren, die in der Arbeit der ungarischen Inneren Mission tätig waren. Es ist ein Verdienst seiner Professoren, vor allem von Aladár Szabó, dass Forgács die innerenmissionarische Arbeit in der Schotti-schen Mission und in der Deutschsprachigen Reformierten Filialkirche kennen lernte.

Nach Beendigung seines Studiums war er 1901 als Stipendiat nach Edinburgh, Schottland gefahren. Dort entdeckte er das Missionsparadigma, das im Gegensatz zu dem in Ungarn bekannten Paradigma von Wichern, die Mission zu einer Funktion der Gemeinde und nicht zur Aufgabe von kirchenunabhängigen Vereinen machte.

Nach seiner Heimkehr sucht er seinen Platz und steigt deshalb mit voller Kraft in die Missionsarbeit der Schottischen Mission und der Vereine ein. Diese Zeitperiode wer-tete er so: ‘Außer den Weltkonferenzen, an denen ich teilgenommen hatte, wurde mein Missionshorizont durch die viereinhalb Jahre erweitert, die ich bei der Schottischen Mission in Budapest verbringen durfte.’ 227 Die Missionsvisionen und die Wirkungen der Schottischen Mission sind durch seinen Dienst als Pfarrer in die Ungarische Refor-mierte Kirche eingeflossen, und spiegeln sich in seinem Hauptwerk wider, das in nahe-zu jeder Pfarrerbibliothek vorhanden ist; sie sind auch in den Missionsstatuten und Re-glementen der Reformierten Kirche erschienen. Für ein wegen seiner Sprache isoliertes Land und Kirche erwies Forgács sich als eine Art Kanal, durch den die Auswirkungen der Weltmission nach Ungarn und in die Reformierte Kirche hineinströmten.

Als früher aktives Mitglied der Vereinsarbeit, geleitet vom Gedanken, dass die Innere Mission effektiv in der Gemeinde betrieben werden soll, ging er 1910 nach Péczel als Gemeindepfarrer. Während er versuchte, zwischen der Kirche und den Ver-einen eine Brücke zu bauen, fing er in der Gemeinde an, nach einem neuen Paradigmazu arbeiten. In diesem Sinn hat er das erste Gemeindehaus im Land gebaut, womit er

225 András Koczogh, ‘Emlékezés Forgács Gyulára’, Hajnal, 8 (1941), p. 6. Siehe noch József Éliás, ‘Az örökélet már a földön az enyém lett’, Református Jövő, II/32 (1941), p. 2.

226 13 kirchliche und 3 nicht-kirchliche Zeitungen, Blätter berichteten über seinen Tod. Siehe die Bibliographie.

227 Forgács, A belmisszió, Előszó , p. VI.

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den früheren, sich ausschließlich auf die Kirche begrenzten, volkskirchlichen Rahmen erweitert hat. Er hat in Privathäusern Gottesdienste gehalten und auf Aussiedlerhöfen und öffentlichen Plätzen evangelisiert. In Ungarn bis dahin unbekannt, führte er die freiwillige Kirchenmitgliedschaft in Péczel ein, übte Kirchenzucht, und reformierte den Konfirmationsunterricht. Durch seine Arbeit wurde die Gemeinde von Péczel zueiner landesweit bekannten Paradigma,- oder ‘Mustergemeinde’. 228

Forgács war nicht gegen die Volkskirche, sondern erkannte, dass in der Volkskir-che, wenn auch nicht in den Dörfern, so jedoch in den Klein,- und Großstädten, das Überschreiten und die Ausweitung der traditionellen Rahmen beginnen kann. 229 Des-halb betrachtete er in den zwei Kleinstädten, in denen er tätig war, die Ausweitung der Rahmen der Volkskirche und das Ausfüllen dieser mit biblischem Inhalt, als seine Missionsaufgabe.

Ab 1924, während seiner Tätigkeit in Sárospatak, kann man eine weitere Entwick-lung in seiner Missionskonzeption feststellen. Er versuchte den Gedanken des allge-meinen Priestertums in den Gemeindemitgliedern bewusst zu machen, motivierte die Presbyter zur Verantwortung für die Missionsarbeit und legte großen Wert auf die Mitarbeiterschulung. Er betrieb die Gründung unabhängiger Vereine innerhalb der Gemeinde. Mit all diesen Ansätzen erklärte er dem traditionellen und pfarrerzentri-schen Denken den Krieg.

In seiner Missionskonzeption in Sárospatak bekam die Diakonie und die Sozial-arbeit eine wichtige Rolle. Er organisierte die Mutter- und Säuglingspflege, starteteAktionen zur Auflösung der Straßenbettelei, organisierte Volksunterrichtskurse in derStadt, womit er das Christentum an die Kultur heranführen wollte.

Man konnte schon in Péczel feststellen, dass er mit wachsender Verantwortung an die gesamte Reformierte Kirche in Ungarn dachte. Es lag ihm am Herzen, dass die Mission zur Sache der ganzen Kirche wird. Er war also auch bestrebt, die Mission aus der Gemeinde in die gesamte Kirche hineinzutragen. Wie viele Reformer, die die tra-ditionelle Kirche erneuern wollten, konnte auch er seinem Schicksal nicht entgehen. Während sein Wissen und seine Organisationsfähigkeit anerkannt waren, stieß er oft auf Widerstand, sowohl in den Gemeinden, in denen er diente, als auch seitens der Theologieprofessoren von Sárospatak und eben in den höheren Leitungsgremien der Reformierten Kirche.

Mit der Formulierung des Missionsgesetzes wurde die Mission zu einer gesetzlich anerkannten und geregelten Aufgabe der Kirche. Die positiven Ergebnisse dieser Pe-riode bestätigen auch die statistischen Daten. An dieser großen Wende spielte neben Bischof Ravasz auch Forgács eine wichtige Rolle. 230 Diese Missionsentfaltung hat später den Boden für eine größere geistliche Erweckung in der Reformierten Kirche in Ungarn vorbereitet.

228 Forgács, ‘A péczeli konferencia’, Reformáció, I/1. (1920), p. 5.229 László Kósa bemerkt an, dass die Innere Mission in den städtischen Gemeinden die meisten Ergebnisse

erzielt hat. László Kósa, ‘A belmisszió irányzatai és főbb képviselői’, in Egyháztörténet 2, red. Sándor Ladányi - Kornél Papp - László Tőkéczki, (Budapest: Református Pedagógiai Intézet, 1998), pp. 96-97.

230 Makkai, Az egyház missziói munkái, p. 243.

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II. THEOLOGISCHER TEIL

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4. DIE THEOLOGISCHE AUSBILDUNG VON FORGÁCS (1897-1903)

4.1 EINLEITUNG

Das theologische Denken von Forgács, die Richtung seines theologischen Interesses und auch seine spätere Missionstätigkeit wurden durch die Einflüsse bestimmt, diewährend seiner theologischen Ausbildung auf ihn einwirkten.

Einen Teil dieser Einflüsse vermittelte der Lehrstoff, den die Professoren der Re-formierten Theologischen Akademie Budapest in ihren Vorlesungen an die Theolo-giestudenten weitergaben. Was er als Stipendiat über die theologische Ausbildung am New College in Edinburgh erhielt, erweiterte seine theoretischen Kenntnisse und dehnte seinen Horizont aus. Während der Jahre seiner theologischen Ausbildung in Budapest und in Edinburgh nahm jedoch nicht nur sein theologisches Wissen zu, ihn erreichten auch solche spirituellen Einflüsse, die die spirituelle Richtung seiner spä-teren Missionstätigkeit und theologischen Wirksamkeit bestimmten. Einflüsse aus ei-ner dritten Richtung, die Forgács als Theologiestudent und als Stipendiat erreichten, stammten aus den Erfahrungen, die er früher in den ungarischen Vereinen der Inne-ren Mission und später durch das Kennenlernen der Missionsarbeit sammelte, die in den Gemeinden der schottischen Free Church of Scotland geleistet wurde. In diesem Kapitel werden die in Budapest bzw. in Edinburgh erhaltenen Einflüsse vorgestelltund analysiert, in deren Folge sich Forgács zu den gebildeten ungarischen Theologen seiner Zeit erheben konnte.

4.2 LAGE DER THEOLOGIE IM UNGARN DES 19.JAHRHUNDERTS

Gemäß der Pfleger der ungarischen theologischen Literatur bestimmten im 19. Jahr-hundert drei theologische Hauptrichtungen das reformierte theologische Denken: Die erste war der ‘theologische Liberalismus’, 1 die zweite, die bekennende ‘kirchenbau-

1 In der ungarischen reformierten theologischen Literatur wird hiermit jene theologische Richtung bezeichnet, die ‘auf der Grundlage der Philosophie Hegels, der Richtung der Kritik Baur’s und der neuen Tübinger Schule, mit dem Supranaturalismus bricht, die Transzendenz Gottes, die Möglichkeit der Offenbarung und Wunder ablehnt’. Ihr erster Vertreter in Ungarn war der Budapester Theologieprofessor Mór Ballagi (1815-1891). Siehe Sándor Csekey, ‘Az alapítás kora (1855-1870)’, in A Budapesti Református Theologiai Akadémia Története 1855-1955, László Pap und Mihály Bucsay red., (Budapest: A Református Egyetemes Konvent Sajtóosztálya, 1955), p. 24. Die gleiche Bezeichnung für diese theologische Richtung verwenden weiterhin: Jenő Zoványi: Magyarországi Protestáns Egyháztörténeti Lexikon, Sándor Ladányi red., 3. verb. Aufl. (Budapest: A Magyarországi Református Egyház ZsinatiIrodájának Sajtóosztálya, 1977), p. 41.

(Fortsetzung…)

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4. DIE THEOLOGISCHE AUSBILDUNG VON FORGÁCS

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ende Orthodoxie’, 2 und die dritte die ‘englische Erfahrungstheologie’ 3 des 19. Jahr-hunderts. Zum Ende des 19. Jahrhunderts legte sich die Auseinandersetzung, die zwi-schen den Vertretern des ‘theologischen Liberalismus’ und der bekennenden ‘kirchen-bauenden Orthodoxie’, über Jahre hindurch, in verschiedenen kirchlichen Zeitungen geführt wurde. Diese Auseinandersetzung beeinflusste nicht so sehr die theologischeAusbildung, sondern spiegelte eher deren Geist wider. Auslöser des Streites war Mór Ballagi (1815-1891), 4 Professor an der Budapester Theol. Akademie Ballagi war eine bestimmende Persönlichkeit der 1855 gegründeten Akademie. Gleichzeitig war er korrespondierendes Mitglied der Ungarischen Wissenschaftlichen Akademie, Bibel-übersetzer und auch ein hervorragender Pfleger der ungarischen Sprachwissenschaft.Der Wissenschaftler Ballagi, der mit seinem akademischen Ansehen das Ansehen der Theologie erhöhte und auf die Studenten einen großen Einfluss ausübte, war einewidersprüchliche Persönlichkeit. Er wurde in eine jüdische Familie und Religion hin-eingeboren und sein ursprünglicher Name war Moritz Bloch 5. 1843 wurde er getauft und gehörte zu den ‘ersten Bekehrten’ der Schottischen Mission. 6 Seine Bekehrung zum christlichen Glauben bezeichnete John Duncan ‘unbestreitbar’ als Bekehrung. 7 In der Schottischen Mission betrachtete man ihn als eine Person, die der Mission in Ungarn verpflichtet sein würde. Ballagi wandte sich jedoch später, ‘unter dem Ein-fluss der Philosophie Hegels, sowie der kritischen Richtung von Baur und der neuenTübinger Schule’, 8 vom biblischen Christentum ab. Er begann die Transzendenz Got-tes und die Offenbarung der Bibel abzulehnen und kehrte auch der durch die Schot-tische Mission vertretenen Frömmigkeit den Rücken. Als er dann als Chefredakteur

Sándor Bíró, ‘A szabadságharctól az első világháborúig 1849-1914’ , in A Magyar Református Egyház története (Budapest: Kossuth Könyvkiadó, 1949), pp. 318. 370-371. János Bolyki – Sándor Ladányi, ‘Theologiai irányzatok’ in A magyar protestantizmus 1918-1948, Ferenc L. Lendvai red., (Budapest, Kossuth könyvkiadó, 1987), p. 51. László Ravasz, Emlékezéseim (Budapest: A Református Egyház Zsinati Irodájának Sajtóosztálya, 1992), p. 74. Aladár Szabó bezeichnet die gleiche Richtung als ‘moderne Theologie’: Aladár Szabó, Kegyelem által (Gödöllő: Ausgabe des Verfassers, 1941), p. 30. Imre Révész, Révész Imre élete 1826-1881 (Debrecen: 1926), p. 159. Im Wortgebrauch Forgács’s gibt es den Ausdruck ‘liberal’ nicht, stattdessen bezeichnet er die gleiche Richtung als ‘rationalistische Theologie’: Gyula Forgács, A belmisszió és cura pastoralis kézikönyve (Pápa: Református Főiskolai Könyvnyomda, 1925), p. 200.

2 Die Bezeichnung verwendete zuerst János Bolyki: Bolyki – Ladányi, ‘Theologiai irányzatok’, pp. 34-36. Interpretation, siehe ebenda.

3 So bezeichnet József Bodonhelyi die Theologie der von Aladár Szabó vertretenen Richtung. Siehe

József Bodonhelyi, ‘A belmisszió kora (1896-1918)’, in A Budapesti Református Theologiai Akadémia, p. 87.

4 Ballagi studierte in Tübingen. Siehe Zoványi: Magyarországi Protestáns Egyháztörténeti Lexikon, p. 41.5 Zoványi, Magyarországi Protestáns Egyháztörténeti Lexikon, pp. 40-41.6 Gavin Carlyle, Life and Work of the Rev. William Wingate, Missionary to the Jews (London: A. Holness,

é.n. n.d.), p. 124. zitiert Anne-Marie Kool, God Moves in a Mysterious Way, The Hungarian Protestant Foreign Mission Movement 1756-1951 (Zoetermeer: Uitgeverij Boekencentrum B.V., 1993), p. 125.

7 John Duncan, ‘Extract Letter from Rev Duncan to Rev. Dr. Keith’, zitiert Ábrahám Kovács, The origin of scottish-hungarian Church relations:the settlement and the first years of the scottish mission in the1840s (Debrecen: D.Dr. Harsányi András alapítvány kuratóriuma, 2001), p. 141.

8 Sándor Csekey, ‘Az alapítás kora’, p. 24.

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der ‘hochangesehenen protestantischen Wochenzeitung’, der Protestáns Egyházi és Iskolai Lap, in mehreren Artikeln und auch in sonstigen Schriften ausdrückte, dass Christus nicht körperlich auferstanden sei, sondern am dritten Tag seinen Jüngern nur im Geist erschien, 9 spaltete er das Professorenkollegium der Theologie und die öffentliche Meinung innerhalb der Kirche.

Den Ansichten Ballagis schloss sich schnell ein anderer Budapester Theologiepro-fessor an: Albert Kovács (1838-1904), 10 der unter dem Einfluss des Deutschen Fer-dinand C. Baur (1792-1860), des Schweizers Alexander Schweizer (1808-1888) und des Holländers Johannes H. Scholten (1811-1885) diese Lehren bekannt machte und verbreitete. 11 Mit dieser, von Ballagi und seinen Lehrerkollegen vertretenen Richtung, die die ungarische theologische Literatur als ‘liberale’ oder ‘moderne Theologie’ bezeichnet, 12 ließ sich als erster Lajos Filó (1828-1905), Professorenkollege an der Budapester theologie Fakultät, auf eine Diskussion ein. Außer Filó schalteten sich auch andere Vertreter der ‘bekennenden Orthodoxie’ in den Streit ein, die die Ge-schichtlichkeit der Auferstehung Christi und die Offenbarung der Bibel in Schutz nah-men. Diese Diskussionen blieben natürlich nicht innerhalb der Mauern der Theologie, sondern erschienen auch in der kirchlichen Presse. 13

Die ungarische Theologie wurde dadurch zum Schauplatz der Auseinandersetzun-gen zwischen der liberalen und der orthodoxen theologischen Bewegung. Sie war ge-radezu Spiegelbild oder Wiederholung jener Diskussionen, die etwas früher, nament-lich in Holland, zwischen den Vertretern der liberalen und der orthodoxen Theologie abgelaufen waren. Über diese Diskussionen berichtete Albert Kovács den Lesern der Protestáns Egyházi és Iskolai Lap sehr ausführlich und mit großem Enthusiasmus. 14

Infolge der Wandlung von Ballagi konnte die Hoffnung der Mitarbeiter der Schotti-schen Mission, dass die Sache der Mission über die Theologie auch zu einer Herzens-sache der Kirche werden solle, 15 für eine bestimmte Zeit nicht in Erfüllung gehen. Und das obwohl die Free Church of Scotland nicht nur die Person Ballagi unterstützte, sondern auch das Institut der Theologie mit bedeutenden finanziellen Beiträgen. Die-

9 Ballagi löste als Chefredakteur mit seinem Kommentar zu dem von Sz. B.(unbekannt) geschriebenen Artikel ‘Schweizer és Güder’, Protestáns Egyházi és Iskolai Lap, V/1862, pp. 461-469, die Diskussion aus. Siehe auch: Mór Ballagi, Tájékozás a theologia mezején (Pest: 1862).

10 Kovács studierte in Utrecht (1863), und in Göttingen (1865). Siehe Zoványi: Magyarországi Protestáns Egyháztörténeti Lexikon, p. 337.

11 Imre Révész, Révész Imre élete 1826-1881 (Debrecen: 1926), p. 159. Siehe auch: Mihály Bucsay, ‘A protestáns egylet kora’, in A Budapesti Református Theologiai Akadémia, p. 87.

12 Zoványi, Magyarországi Protestáns Egyháztörténeti Lexikon, p. 561. Siehe noch Aladár Szabó, Kegyelem által, p. 30.

13 Lajos Filó, A feltámadás és a spiritualismus (Kecskemét: 1862). Imre Révész, ‘Ballagi úr siralmai’, Figyelmező, 1871: p. 380. Imre Révész, ‘A magyarországi prot. egyletről’, Figyelmező, 1874: pp. 559-610.

14 Albert Kovács, ‘A Hollandi Református Egyház’, Protestáns Egyházi és Iskolai Lap, VIII/24 (1865), pp. 755-762. Kovács macht den Streit zwischen den ‘humanistischen’ Groningenern und den ‘orthodoxen’ Utrechtern bekannt, eindeutig für die Groningener Stellung nehmend.

15 Robert Smith, ‘Letter from the Rev. Robert Smith to the Rev. Dr. Keith Pesth, June 8, 1843’, HFRF Cofs June, 1843 December, 1844, 1. 2 (1843), 23-4 (p. 24), zitiert Ábrahám Kovács, The origin of Scottish-Hungarian church relations, p. 55.

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ser Streit verzögerte erheblich die Aufnahme der Inneren Mission in die theologische Ausbildung. Im Laufe der Jahre drängte der Streit zwischen Ballagi und Filó schritt-weise das Auftreten und Vordringen der von der ‘Bewegung der Inneren Mission’ vertretenen, ‘englischen, Erfahrungstheologie’, auch bekannt als ‘Theologie der Inne-ren Mission’, in den Hintergrund. Diese Auseinandersetzung lenkte die theologischen Diskussionen und auch das Interesse der Studenten in eine ganz andere Richtung.

Mit dem Auftreten der Richtung der Inneren Mission begann in der ungarischen Theologie eine neue Epoche. 16 Als sich diese neue Epoche entfaltete, erschien der jun-ge Forgács, der im Herbst 1897 die Schwelle der Budapester Theologie überschritt. Zu jener Zeit passte sich die Ausbildung an der Theologie auch in ihrer Vielfarbigkeit dem protestantischen theologischen und spirituellen Kontext Europas an. Hier erhielt auch Forgács die Möglichkeit, die wichtigsten Richtungen, die zu dieser Zeit das Le-ben der europäischen und ungarischen protestantischen Theologien charakterisier-ten und bestimmten, kennen zu lernen. Im letzten Jahr seiner theologischen Studien, konnte er nach Schottland reisen, wo ihn weitere sein Leben bestimmende Eindrücke erreichten.

4.3 DIE THEOLOGISCHE FAKULTÄT IN BUDAPEST (1855-1903)

4.3.1 Gründung (1855)

Für die Gründung der Budapester Theologischen Fakultät gab es mehrere Beweg-gründe. Einen formulierte der stellvertretende Superintendent Gábor Báthory auf der Eröffnungsfeier der Theologie folgendermaßen: ‘Auf den Herrn schauend, dessen Kirche verbreiten und gemäß seines Geistes leben, sind die wichtigsten Aufgaben des neuen Instituts…’ 17. Neben diesem etwas allgemein formulierten und nur mit sehr gutem Willen als missionarisch zu bezeichnenden Beweggrund, erschien die Argu-mentation von Lajos Kossuth, Redakteur der Pesti Hírlap, des späteren bekannten ungarischen Politikers, mit einer größeren Betonung. Kossuth begründete die Not-wendigkeit der Gründung der Theologischen Fakultät vor der ungarischen Öffentlich-keit damit, dass die ‘ungarischste Konfession’, die ungarischen Reformierten, nicht bestehen könne, ohne dass sie in der Hauptstadt des Landes über eine Hochschule verfüge. 18 Diese Argumentation für die Gründung einer Theologischen Fakultät aus dieser Motivation heraus, ist zweifellos strittig, insofern sie die Sache der Mission und der Theologiewissenschaft den Interessen der ungarischen Nation und der nationalen

16 Das Auftreten der Richtung der Inneren Mission auf der Theologie datierte Bucsay auf 1896, als in Redaktion von Aladár Szabó der neue ‘Új Óramutató’ erschien, die die einerseits liberale, andererseits die ältere konfessionelle Theologie auf den zweiten Platz verdrängte’. Bucsay, ‘A protestáns egylet kora’, p. 38. Gleichfalls auch Bodonhelyi, ‘A belmisszió kora (1896-1918), p. 73. Diesem Datum widersprechen auch die Angaben der ‘Betroffenen’, Aladár Szabó und Forgács. Siehe Szabó, Kegyelem által, p. 31. Siehe Forgács, A belmisszió, p. 212.

17 Farkas Szőts, A budapesti ev. ref. Theologiai Akadémia multja és jelene (Budapest: 1896), pp. 56. 77.18 Lajos Kossuth, ‘Miért kell Pesten, éppen Pesten református főiskola?’, Pesti Hírlap, 1841. febr. 6. p. 1.

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Kultur unterordnet. Gleichzeitig muss aber anerkannt werden, dass die Argumentation von Kossuth die Absicht widerspiegelte, die geistige Identität, des seit Jahrhunderten seine nationale Autonomie verlorenen Ungartums, wieder herzustellen. Dieses Be-streben lebte sehr stark in der ungarischen Gesellschaft 19 und darum fand auch die Stimme Kossuth’s ein so großes Echo.

Sowohl das Ziel der Gründung der Theologischen Fakultät als auch die Struktur der Ausbildung wurden von diesen Beweggründen bestimmt. Aus diesen ergab sich das doppelte Ziel, dass man an der Theologischen Fakultät einerseits Pfarrer für die Gemeinden, andererseits, mangels eines staatlichen Lehrerausbildungsinstitutes, auch Lehrer für Mittelschulen ausbilden wollte. So wurden in die vierjährige Ausbildung die Fächer ungarische Geschichte, ungarische Literatur, Chemie und Philosophie auf-genommen und unter den klassischen Sprachen auch das Erlernen der lateinischen und der griechischen Sprache. Das hatte zum z.B. zur Folge, dass die Theologiestudenten des ersten Studienjahres, kein einziges theologisches Fach hörten. 20 Den Unterricht in den theologischen Fächern versahen drei Lehrstühle, was eine ungemeine Belastung für die Professoren bedeutete.

Diese Situation änderte der neue, 1889 ausgearbeitete, Studienplan, in dem die Einrichtung von 6 Lehrstühlen empfohlen wurde. 21 Gemäß dem neuen Studienplan mussten die Studenten bis zum Ende des 3. Jahres das Lehrerdiplom erwerben. Erst nachdem sie dieses erworben hatten, durften sie sich in das 4. Studienjahr der Fakultät einschreiben. Dieser Anforderung kam auch Forgács 1900 nach, als er sein Lehrer-diplom am Lehrerausbildungsinstitut in Nagykőrös erwarb.

Bei der Ausbildung an der Budapester Theologischen Fakultät wollten die Grün-der also gegenüber den früher gegründeten ungarischen und westeuropäischen theo-logischen Ausbildungen mehreren Herausforderungen und Aufgaben entsprechen. Sie wollten einerseits national gesinnte Pfarrer für die reformierten Gemeinden ausbilden. Gleichzeitig meinten sie, dass die Reformierte Kirche, die die ungarischsprechende Bevölkerung zusammenfasste, auch auf dem Gebiet der Pflege der ungarischen Kultur,eine große göttliche Sendung hätte. Da man den reformierten Schulen bei der Verbrei-tung der ungarischen Kultur eine bedeutende Rolle zukommen ließ, betrachtete die Budapester Theologische Fakultät, neben der Pfarrerausbildung, auch die reformierte Lehrerausbildung als ihren Auftrag. An die reformierten Volksschulen in den kleineren Dörfern denkend, wurden die Pfarrer auch für die Wahrnehmung von Lehreraufgaben ausgebildet. Die Gründung der Budapester Theologischen Fakultät wurde also weniger von Missions-, als von überwiegend kulturpolitischen Zielen motiviert.

19 ‘Auch in der Hauptstadt des Landes muss die theologische Hochschule der Sache der Menschheit, des Ungartums und der reformierten Christenheit dienen’, schreibt Csekey, ein Motiv für die Gründung zusammenfassend. Csekey, ‘Az alapítás kora’, pp. 20-21. Siehe auch Zoványi, Egyháztörténeti Lexikon, p. 103.

20 Farkas Szőts, A budapesti ev. ref. Theologiai Akadémia multja és jelene, p. 56. Siehe noch: Egyházkerületi Jegyzőkönyv, 1862.október 16/1. sz. RLt Budapest.

21 A Dunamelléki Református Egyházkerület Budapesti Theologiai Akadémiájának Szervezeti, Rendtartási és Vizsgai Szabályzata, Budapest, 1912. RLt Budapest.

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4.3.2 Professoren (1855-1903)

Die Professoren der Theologischen Fakultät studierten früher ohne Ausnahme als Stipendiaten an ausländischen Universitäten. 22 Damit auch, die sich dafür interessie-renden Gemeinden über ihre Studien und Erfahrungen informiert wurden, veröffent-lichten sie in bedeutenderen Zeitungen ausführliche Berichte. Unter den Berichten ragt der Bericht von Albert Kovács über die holländisch-reformierte Kirche heraus. Dieser erschien 1865 in 11 aufeinander folgenden Ausgaben der Protestáns Egyhá-zi és Iskolai Lap und bot eine außerordentlich detaillierte Information über die Dis-kussionen der holländischen theologischen Richtungen und über das holländische Kirchenleben. 23 Albert Kovács stellt die theologischen Ansichten von Johannes H. Scholten und Petrus Hofstede de Groot ausführlich vor. Diese übten auf ihn offen-sichtlich einen sehr großen Einfluss aus und bestärkten ihn weiter in seiner theologi-schen Überzeugung. Auffallend ist, dass Kovács in einem so umfangreichen Bericht über das holländische Kirchenleben nahezu nichts über die Missionstätigkeit der hol-ländischen Kirchen erwähnt. Noch genauer ausgedrückt: Er identifiziert sich mit derAnsicht von Hofstede de Groot, nach der die Mission der Kirche und der Auftrag der Theologie darin bestehen, die Harmonie zwischen den modernen Wissenschaften und den Lehren der Kirche auszuarbeiten, sowie die Menschen zu besseren Menschen zu erziehen. Während der ganzen Zeit seiner Tätigkeit als Theologieprofessor blieb Kovács Vermittler dieser Einflüsse.

Die Professoren vertraten in ihren Vorlesungen, abhängig davon, an welcher auslän-dischen Universität sie studiert hatten, die Besonderheiten der von ihnen anerkannten theologischen Richtung. Unter ihnen waren Albert Kovács (1838-1904), Professor für Praktische Theologie und Kirchenrecht, und Aladár Szabó, Professor für Philosophie und Pädagogik, die zwei voneinander am weitesten entfernt stehenden Persönlichkei-ten. Der ältere Kovács, der wegen seiner wissenschaftlichen Tätigkeit großes Ansehen genoss, war wie gesagt ein Vertreter des ‘kirchlichen Liberalismus’ und blieb diesem bis zu seinem Lebensende treu. Er sah in Jesus den vorzüglichsten und nachfolgewür-digsten Menschen, dessen Persönlichkeit allerdings von den übernatürlichen Elemen-ten befreit werden muss. Der sich Sorgen um die Kirche machende Kovács sah die Hauptaufgabe der Kirche vor allem in der Erziehung der Menschen. 24 Im Gegensatz zu ihm vertrat der jüngere Szabó nachdrücklich die sich auf die Gottheit Jesus bezie-hende biblische Lehre, die Unverbesserlichkeit der menschlichen Natur und die Not-wendigkeit der Wiedergeburt. Diese einander scharf gegenüber stehenden Ansichten

22 István Hamar (Altes Testament) studierte in Edinburgh (1891), Elek Petri (Neues Testament) in Marburg und in Utrecht (1874-76), Albert Kovács (praktische Theologie ) in Utrecht und in Göttingen, Farkas Szőts (Dogmatik, Ethik) in Marburg und in Utrecht (1875-76), József Farkas (Kirchengeschichte) in Wien, in Halle und in Zürich(1855-57), Aladár Szabó (Philosophie) in Edinburgh (1884-85). Siehe Bodonhelyi, ‘A belmisszió kora’, pp. 77-96.

23 Albert Kovács, ‘A Hollandi Református Egyház’, PEIL, VIII/16 (1865), pp. 492-493. 496. Hier stellt er ausführlich das Buch von Hofstede de Groot mit dem Titel De Groninger Godgeleerden in hunne eigenaardigheid (Groningen: 1855) vor.

24 Bucsay, ‘A Protestáns Egylet kora’ p. 46.

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sind die Erklärung dafür, dass Kovács heftig protestierte, als die Ernennung Szabós zum Theologieprofessor zur Sprache kam. Verhindern konnte er sie jedoch nicht. 25

István Hamar (1867-1933), der Stipendiat in Edinburgh war, Professor für Altes Testament, und Elek Petri, früher Stipendiat in Utrecht, Professor für Neues Testa-ment, unterstützten die Theologie der Richtung der Inneren Mission. Damit kann ge-sagt werden, dass zu dieser Zeit die zweite Generation der Professoren, ausgenom-men den zur ersten Generation gehörenden Albert Kovács, die die Innere Mission unterstützten, an der Theologischen Fakultät lehrte. Auch József Farkas (1833-1908), Professor für Kirchengeschichte, unterstützte gerne die Arbeit der Inneren Mission. 26

4.3.3 Verbindungen mit dem Ausland und deren Einflüsse (1855-1903)

Wie seinerzeit die Professoren, konnten auch unter den Theologiestudenten jährlich drei bis vier an den Universitäten Westeuropas studieren. Zu dieser Zeit studierten die meisten in Utrecht und in Edinburgh, weil sie hier mehr Stipendien erhielten. In der Epoche der Entfaltung der Richtung der Inneren Mission nahm die Anzahl der Theo-logiestudenten mit Stipendium ständig zu. Außer den erwähnten Städten öffneten sich auch die Tore der Universitäten in Genf, Montauban, Belfast, Aberdeen und Montpel-lier für die ungarischen Stipendiaten. 27

Der Einfluss von der in Budapest tätigen Pester Reformierten DeutschsprachigenMädchenkirche (Pesti Református Németajkú Leányegyház) und der Schottischen Mission, die den ‘evangelistischen, deutschen pietistischen und schottischen puritani-schen Geist’ vertraten, erreichte Anfang der 1880-er Jahre auch die Theologiestuden-ten. Der Vermittler war Aladár Szabó, der eine Zeit lang Stipendiat in Edinburgh war und mit ihnen einen sehr engen Kontakt pflegte. 28

Die theologischen Zeitschriften, die die Theologische Fakultät abonniert hatte, stellten einen weiteren Kontakt dar, über den die Einflüsse der westeuropäisch-protes-tantischen Kirchen kamen. Aus ihnen konnten die Professoren die neuesten Informa-tionen über die Situation der ausländischen Kirchen und über die verschiedenen the-ologischen Richtungen erhalten. Das Protokoll des Professorenkollegiums berichtet darüber, dass die Budapester Theologische Fakultät ab 1886 verschiedene Zeitschrif-ten (vier deutsche, eine österreichische, drei französische, zwei holländische und eine englische) abonniert hatte. 29

Alles zusammenfassend, können wir sagen, dass in der Budapester reformierten theologischen Ausbildung, in dem von uns untersuchten Zeitraum, die Schriften und theologischen Lehrbücher der Professoren mehrere theologische Richtungen in West-

25 Szabó, Kegyelem által, pp. 100-109.26 Szabó, Kegyelem által, p. 46.27 Bodonhelyi, ‘A belmisszió kora’, p. 90.28 Siehe Anne-Marie Kool, God Moves in A Mysterious Way, The Hungarian Protestant Foreign Mission

Movement 1756–1951 (Zoetermeer: Uitgeverij Boekencentrum B.V., 1993), in Ungarisch erschienen: Az Úr csodásan működik, A magyar protestáns külmissziói mozgalom 1756-1951 I. (Budapest: Harmat Protestáns Missziói Tanulmányi Intézet, 1995), pp. 118. 155-156.

29 Kari jegyzőkönyv 1877: Nr. 48. RLt Budapest.

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europa zur Geltungen kamen. Das waren einerseits der deutsche, der schweizerische und der holländisch geprägte theologische Liberalismus, 30 aber zum anderen auch der Einfluss der holländischen reformierten Orthodoxie. 31 Mit dem Auftreten der Theolo-gie der Inneren Mission wurden daneben auch die Einflüsse der Missionsbewegungendieser Zeit, namentlich der schottische Puritanismus und der deutsche Pietismus, all-mählich in die theologische Ausbildung aufgenommen. 32 Neben all dem stand auch die entschlossene Absicht, in den Theologiestudenten die Liebe und Berufung ge-genüber dem ungarischen Volk und der ungarischen Kultur zu stärken. 33 In diesem Kontext erfolgten 1901 die Studienreise von Forgács nach Edinburg und auch seine Teilnahme an verschiedenen internationalen Konferenzen.

4.3.4 Die Reform der Pfarrerausbildung (1896-1911)

Während im Zeitraum bis 1896 an der Budapester Theologischen Fakultät jährlich durchschnittlich 45 Studenten studierten, ging die Studentenzahl im Jahr 1896/97 auf 22 zurück. Der Pfarrermangel in der Reformierten Kirche wurde teilweise so groß, dass es Jahre gab, in denen es notwendig wurde, dass bis zu 17 Theologiestudenten in den Gemeinden regelmäßigen Pfarrerdienst versehen mussten. Dieser Umstand zeigte zum einen deutlich, auf welchen Tiefpunkt das kirchliche Leben gesunken war und zum anderen, dass der Pfarrdienst für die Jugend nicht mehr anziehend wirkte, da sie in ihm keine Zukunft sah. 34 Dieses Phänomen, dass die Krise der theologischen Ausbildung und das Zurückgehen der Studentenzahlen die innere Krise der ganzen Kirche widerspiegelten, war in der früheren, aber auch in der späteren Geschichte der Reformierten Kirche nicht unbekannt.

Schon vor 1896 betonten die Leute immer mehr, dass im kirchlichen Leben Ver-änderungen notwendig seien. Die Professoren der Budapester Theologische Fakultät stimmten alle, unabhängig von ihrer theologischen Anschauung, darin überein, dass auch der Punkt der Pfarrerausbildung bei dieser Veränderung nicht ausgenommen wer-den darf. In der Frage der Lösung waren sie jedoch nicht einer Meinung. Albert Kovács und József Farkas, die den ‘theologischen Liberalismus’ vertraten, waren der Meinung, dass es die Aufgabe des Pfarrers sei, zwischen den modernen, naturwissenschaftlich denkenden Menschen und der Kirche zu vermitteln. Sie glaubten an das angeborene Gute der menschlichen Natur, an die Leistungsfähigkeit des vernünftigen Menschen und des Staates und dachten, dass Jesus als moralisches Vorbild den Menschen moti-

30 Über die Werke von F.C. Baur, A. Schweizer, P. Hofstede de Groot, J.H. Scholten.31 Johannes J. van Oosterzee (1812-1882), die Prinzipien der Arbeit Praktische Theologie (Heilbronn:

1877) arbeitete auch der liberale Ansichten vertretende Albert Kovács in seine Homiletika ein: Albert Kovács, Homiletika (Budapest: 1904) und auch die Übersetzung ins Ungarische des Heidelberger Katechismus erfreute sich großer Beliebtheit.

32 Über den Einfluss, der von der Budapester Schottischen Mission und der DeutschsprachigenReformierten Mädchenkirche auf Aladár Szabó und auf die reformierten Theologiestudenten ausgeübt wurde, siehe Aladár Szabó, Kegyelem által, pp. 33-37.

33 Forgács, A belmisszió, p. 209.34 Bodonhelyi, ‘A belmisszió kora’, p. 79.

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vieren könnte, zu einem ‘Noblen’ zu werden. 35 Ihrer Meinung nach müssten die Pfarrer diesen Gedanken auf der Kanzel vertreten und verbreiten, und demgemäß müsste auch die Situation der Kirche und der Pfarrerausbildung verändert werden.

Gleichzeitig drückte auch Aladár Szabó, der die ‘Richtung der Inneren Mission’ vertrat, seine mit der Reform der Pfarrerausbildung zusammenhängenden Ansicht und Meinung aus. Nach Szabó bestand ein Problem der Pfarrerausbildung darin, dass sie sich einseitig auf theoretischer Ebene bewegt und ‘zu einer, sich einem fremden Muster anpassenden’ geworden ist. Darunter verstand er in erster Linie, dass die Theologische Fakultät auch hier, ähnlich wie an vielen westeuropäischen theologischen Ausbildungsstätten, zu einem Schauplatz theoretischer Diskussionen wurde. Darum drängte er auf eine wesentlich praxisbezogenere Ausbildung: in der Pfarrerausbildung muss man den geistlichen Zustand, die soziale und kulturelle Si-tuation und die Bedürfnisse der ungarischen Gemeinden vor Augen haben. Die Stu-denten müssten die soziale Lage des Landes und der Gemeinden, die dringendsten Probleme und die darauf zu gebenden biblischen Antworten und Lösungen kennen lernen. Er klagte die Leiter der Kirche und die Führer des theologischen Denkens an, dass sie, da der ‘kirchliche Liberalismus’ um jeden Preis die Bibel mit dem mo-dernen naturwissenschaftlichen Denken aussöhnen wollte, im Interesse des Friedens die Offenbarung geopfert hatten, wodurch die Bibel ihr göttliches Ansehen verloren hat. Darum meinte er, dass man der Bibel in der Ausbildung erneut einen wichti-gen Platz sichern müsste und dass man solchen Begriffen wie Gotteswort, Heilige Schrift, Gnade und Kirche wieder den biblischen Inhalt zurückgeben sollte. In seinen Vorlesungen betonte Szabó, dass sich die Naturwissenschaften und der Glaube nicht widersprechen. Darum müssen die Theologiestudenten einerseits zu ‘Gläubigen’, und anderseits zu Pfarrern werden, die die modernen Naturwissenschaften kennen. Abschließend betonte er nachdrücklich, dass der Spiritualität und der Erziehung, gemäß der biblischen Frömmigkeit, ein wichtiger Platz in der Pfarrerausbildung ge-sichert werden muss. 36

Szabó’s Empfehlungen wurden von der Mehrheit der Professoren angenommen. Sie stimmte ihnen zu, mit der Anmerkung, dass bei der Durchsetzung der praktischen Gesichtspunkte die wissenschaftliche Seite der theologischen Ausbildung keinen Schaden erleiden darf. Die Pfarrerausbildung wurde durch diese Diskussion langsam zu einer landesweiten Angelegenheit. Die offizielle Einführung der Ausbildungsre-form erfolgte aber dennoch erst 1911. 37 Trotz der späten Einführung dieser Reform, bereits nach der Immatrikulation von Forgács, erschienen in der theologischen Aus-bildung praktisch die von Szabó und seinen Professorenkollegen vorangetriebenen Prinzipien, deren Wirkung sich wenig später auch im geistlichen Leben der Studenten sichtbar machte.

35 Bucsay, ‘A Protestáns Egylet kora’, p. 65.36 Aladár Szabó, ‘Reformáljuk a lelkészképzést’, PEIL, 4/1893. Sonderausgabe.37 Bodonhelyi, ‘A belmisszió kora’, p. 86.

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4. DIE THEOLOGISCHE AUSBILDUNG VON FORGÁCS

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4.4 FORGÁCS ALS THEOLOGIESTUDENT IN BUDAPEST (1897-1901)

4.4.1 Die Zeit der Immatrikulation (1897)

Forgács erhielt die ersten und entscheidenden Anstöße für seine Missionstätigkeit und für die Entwicklung seines theologischen Denkens der Mission als Theologiestudent an der Reformierten Theologischen Akademie in Budapest. Obwohl dieses Institut, das 1855 ge-gründet wurde, 38 die jüngste Theologische Akademie der Ungarischen Reformierten Kir-che war, gelangte sie dennoch schnell in den Strudel der protestantischen theologischen Strömungen Westeuropas. Das lag in erster Linie daran, dass alle Mitglieder der ersten Generation der Budapester Theologieprofessoren als Stipendiaten an den Theologischen Fakultäten in Utrecht, Edinburgh, Halle, Tübingen, Marburg, Göttingen, Genf oder Zü-rich studierten und sie die dort erworbenen Kenntnisse und Einflüsse hier vermittelten.

Zur Zeit der Immatrikulation von Forgács war Farkas Szőts (1851-1918) Direktor der Theologischen Fakultät, der als Nachfolger Ballagi’s 1877-1918 Dogmatik und Ethik lehrte. Da er sowohl mehrere kirchliche Funktionen einnahm, als auch mehrere bedeutende Kirchenzeitungen redigierte, 39 war er eine im Kirchenleben bekannte und angesehene Persönlichkeit. Nach Ansicht einiger ‘stand er zwischen dem kirchlichen Liberalismus und der Richtung der Inneren Mission.’ 40 Dies weißt darauf hin, dass er sich keiner Seite gegenüber verpflichten wollte. Das konnte jedoch nur eine verhält-nismäßig kurze Zeit gedauert haben, denn bereits 1881 bat er, den zu diesem Zeitpunkt noch im zweiten Studienjahr befindlichen Theologiestudenten Aladár Szabó, dass erder geistliche Leiter des gerade eröffneten theologischen Internats werden sollte. 41 Noch im gleichen Jahr ermutigte er, zusammen mit einigen seiner Professorenkolle-gen, Elek Petri (1852-1921), Béla Kenessey (1858-1918), 42 Szabó und dessen theo-logische Gefährten, dass sie möglichst bald die Sonntagsschularbeit unter Kindern beginnen sollten. 43 Die Initiative der Personen um Szőts war ein eindeutiges Signal dafür, dass an der Budapester Theologischen Fakultät, wenn auch noch nicht als Stu-dienfach, aber dennoch der Gedanke der Inneren Mission erschien und von den jungen Professoren mit Zustimmung aufgenommen wurde. Dieser Schritt war auch darum be-deutend, da die im Rahmen der Kirche ausführbare Kinderarbeit zu diesem Zeitpunkt eine ausschließliche Initiative in der Reformierten Kirche war. Dem, dass Szőts einen Mittelweg gegangen wäre, widerspricht auch, dass er die Funktion des Vizepräsidenten des 1892 gegründeten Vereins der Reformierten Jugend übernahm. 44 Da Szőts auch

38 Sándor Csekey, ‘Az alapítás kora (1855-1870)’, in A Budapesti Református Theologiai Akadémia Története, p. 20.

39 PEIL und die PSZ, siehe Zoványi, Magyarországi Protestáns Lexikon, p. 616. Gyula Forgács, A belmisszió, p. 241.

40 Bodonhelyei, ‘A belmisszió kora’, p. 95.41 Forgács, A belmisszió, p. 212. Szabó Aladár, Kegyelem által, p. 31.42 Sándor Bíró, ‘A szabadságharctól az első világháborúig (1849-1914), p. 390.43 Forgács, A belmisszió, pp. 214. 226. Szabó Aladár, Kegyelem által, p. 46.44 Bálint Kovács, A Keresztyén Ifjúsági Egyesület története 1883-1950 (Budapest: a KIE szeniorok Pógyor

István köre, 1998), p. 32.

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innerhalb der kirchlichen öffentlichen Meinung ein großes Ansehen besaß, kam seiner persönlichen Stellungnahme bei der Entfaltung und Stärkung der Richtung der Inne-ren Mission eine große Bedeutung zu. 45 Später, als Szabó zum Theologieprofessor ernannt wurde, half Szőts ihm mit guten Ratschlägen. 46

Die allgemein verbreitete Ansicht, nach der das Erscheinen des Gedankens der Inneren Mission an der Theologie ausschließlich mit dem Namen Aladár Szabó ver-knüpft ist, die im Allgemeinen an das erste Jahr seiner Tätigkeit als Theologieprofes-sor (1891) oder an das Jahr des Erscheinens der Literatursammlung über die Innere Mission unter dem Titel Új Óramutató (1886) gebunden ist, müssen wir differenzier-ter behandeln. 47 Wie wir bereits sahen, spielten hauptsächlich Szőts, seit 1882, und später seine Professorenkollegen Elek Petri und Béla Kenessey eine wichtige Rolle darin, dass später der von Szabó immer bestimmter vertretene Gedanke der Inneren Mission von der Theologie günstig angenommen wurde.

4.4.2 Das spirituelle Leben an der Theologischen Fakultät

Die Ernennung Aladár Szabós zum Theologieprofessor (1891) gab den bereits einge-leiteten Veränderungen im spirituellen Leben der Studenten eine weitere Dynamik. Unter seinem Einfluss erschien an der Theologie, die von der Bewegung der InnerenMission vertretene Frömmigkeit, immer kraftvoller. Gegenüber der früheren Auffas-sung, dass das Leben des Menschen nur verbessert und veredelt werden muss, ver-traten Szabó und seine älteren Professorkollegen die Meinung, dass der Mensch eine radikale Änderung, Wiedergeburt und Bekehrung, benötigt, um zu einem wirklich ‘edlen’ Menschen zu werden. 48 Ihrer Meinung nach musste das auch in der theologi-schen Ausbildung zur Geltung kommen und vertreten werden, weil ‘der wahre und zeitgemässe Pfarrer ein bekehrter, einen lebendigen Glauben besitzender Christ ist, dessen Leben seinen Glauben besiegelt. Dessen sich aus seinem Amt und zeugnis-ablegendem Glauben ergebender Dienst darin besteht, dass er die Kirchenmitglieder nicht nur zum Glauben führt, sondern sie auch zum christlichen Dienst motiviert und er diesen organisiert.’ 49 Szabó und einige seiner Professorenkollegen drängten auch gerade darum unter den Studenten auf das tägliche Lesen der Bibel und das Gebet, als eine Form der Ausübung der persönlichen Frömmigkeit.

Auf ihren Einfluss hin begann sich das geistliche Leben der theologischen Jugendtatsächlich zu verändern. Diese Form der Ausübung der Frömmigkeit, die in mehreren Dingen von der früheren Praxis abwich, fand im Kreis der Studenten eine zustimmen-de Aufnahme. Abweichend von den früheren Gewohnheiten kamen die Studenten un-ter sich freiwillig und regelmäßig zu Bibelstunden zusammen. 1898 begann man auf

45 Forgács, A belmisszió, pp. 242. 251.46 Bodonhelyi, ‘A belmisszió kora’, p. 95.47 Vgl. László Ravasz, Emlékezéseim, p. 74 . Siehe noch Bodonhelyi, ‘A belmisszió kora’, p. 73.48 Szabó, ‘Reformáljuk a lelkészképzést’, PEIL, 1893.Sonderausgabe. p. 43. Siehe noch PEIL, 1901.

Sonderausgabe, p. 18.49 Bodonhelyi, ‘A belmisszió kora’, p. 85.

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ihre Bitte in der Kirche am Kálvinplatz Gottesdienste abzuhalten, an jedem Werktag um 9.00 Uhr morgens. In den morgendlichen Gottesdiensten hielten die Theologie-studenten kurze Andachten, an denen die ganze Jugend teilnahm. 50 Abweichend von den früheren Jahren begannen die Studenten das Studienjahr so, dass sie einen ganzen Tag lang die Bibel gemeinsam studierten. In Aladár Szabós Wohnung kam ein Teil der Studenten jede Woche zu einer Gebetsstunde zusammen, unter ihnen wie gesagt auch Gyula Forgács.

4.4.3 Die Theologiestudenten und die Innere Mission

Unter Einfluss der auf die Innere Mission drängenden Professoren begannen sich be-reits in der Zeit, als Aladár Szabó Student der Theologie war, immer mehr Studenten in die Tätigkeit der Vereine der Inneren Mission einzuschalten. Während mehrere Studenten an der Arbeit des ersten Vereins der Inneren Mission, des Verbandes der Sonntagsschulen, teilnahmen, erweckte der geistliche Zustand der heranwachsen-den Jugend der Hauptstadt in einem solchen Maße ihre Aufmerksamkeit, dass die in den Sonntagsschulen unterrichtenden Studenten 1883 auf Empfehlung von Aladár Szilassy beschlossen, den Christlichen Verein Junger Männer (CVJM) zu gründen, an dessen Tätigkeit sie auch später beharrlich teilnahmen. Nach der Ernennung Szabós zum Theologieprofessor (1891) verstärkte sich die Verbindung der Studenten und der Budapester Gemeinden weiter. Die Studenten saßen nicht nur jeden Sonntag als Teilnehmer am Gottesdienst in den Bänken, sondern schalteten sich auch in die Mis-sionsarbeit ein. Sie halfen bei der Durchführung der Sonntagsschule, im Konfirman-denunterricht und übernahmen auch den Kantordienst. Bei anderen Gelegenheiten besuchten sie zusammen mit den Professoren einzelne Gemeinden und übernahmen die Predigten. 51 Damit entstanden immer mehr und immer bessere Beziehungen zwi-schen der Theologischen Fakultät und den Gemeinden.

Mehrere Studenten besuchten regelmäßig die Evangelisationen in der Holdstraße und in der Családstraße, bei denen sie mit Predigten, Gesang und Musik am Programm teilnahmen. 52 Sie beteiligten sich auch an der Schriftenmission, verteilten Traktate und Bibeln. Mit dem Beitreten eines Teils der Professoren an die Seite der Zielsetzun-gen der Inneren Mission begann unter den Studenten der Theologischen Fakultät eine bisher nicht gekannte Missionsaktivität. Deren Einfluss erreichte die Gemeinden unddie verschiedenen Altersgruppen der in den Gemeinden heranwachsenden Jugend. Eine weitere Folge war, dass sich immer mehr Jugendliche für den Pfarrerdienst mel-deten. Damit begann, nach dem Tiefstand von 1897, die Anzahl der Studenten ständig anzusteigen und erreichte im Studienjahr 1905/06 die bisher höchste Teilnehmerzahl, als an der Budapester Theologischen Fakultät bereits 77 Studenten studierten. 53

50 Direktionsbericht, Dunamelléki Ref. Egyházkerület Jegyzőkönyve, 1898. okt. 25. Prot. Nr. 134.1.51 Bodonhelyi, ‘A belmisszió kora’, p. 91.52 Bodonhelyi, ‘A belmisszió kora’, p. 92.53 Bodonhelyi, ‘A belmisszió kora’, p. 79.

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Forgács kam demzufolge 1897 an der Theologischen Fakultät mit einer vollkom-men anderen Spiritualität in Berührung als diejenigen, die ihre Studien vier oder fünf Jahre früher begonnen hatten. Auf ihn übten die gehaltenen Vorlesungen, die ihn ein ganzes Leben lang begleiteten, einen genauso bleibenden Eindruck aus, wie die durch die Richtung der Inneren Mission vertretene Spiritualität. Schnell stieg er zu den bes-ten Studenten der Theologischen Fakultät auf und sein Anspruch zur wissenschaftli-chen Behandlung der Fakultät blieb ein Leben lang bestehen. Die von Aladár Szabó und seinen Mitarbeitern vertretene neue Spiritualität und später das Einschalten in die Arbeit der Vereine der Inneren Mission verstärkten in ihm sein gegenüber der Sache der Inneren Mission gefühltes, ständig zunehmendes Engagement. Darüber äußerte er sich später selbst: ‘Aladár Szabó und Aladár Szilassy waren diejenigen, deren ausdau-ernder Eifer aus der Nähe gesehen in mir den unwiderstehlichen Drang weckte, das sanfte Joch Christi aufzunehmen.’ 54 Als sich zum Ende seines Theologiestudiums die Möglichkeit des Edinburgher Stipendiums ergab, unterstützte das Professorenkollegi-um gerne die Reise von Forgács nach Schottland.

4.5 FORGÁCS ALS STIPENDIAT IN EDINBURGH (1901-1902)

4.5.1 Die schottisch-ungarischen Verbindungen (1787-1902)

Die Wurzeln der dogmatischen und spirituellen Verbindungen der schottischen und ungarischen Reformierten reichen bis in die Reformation zurück. Beide Kirchen ent-falteten sich aus der calvinistischen Richtung der Reformation. Ihre Glaubensbekennt-nisse 55 und ihr kirchenorganisatorisches System basierten auf ähnlichen Prinzipien. 56 Die große Entfernung zwischen den beiden Ländern und die politische Isolierung der Schotten verhinderten jedoch lange Zeit eine intensivere Entwicklung der direkten persönlichen Verbindungen. Dennoch gibt es einige Hinweise darüber, dass im 17. Jahrhundert einige der in England studierenden ungarischen Studenten als ‘irregulä-re’ Studenten auch schottische Universitäten besucht hatten. Dies waren jedoch eher gelegentliche Besuche. 57 Die geistliche Verbindung bestand gemäß vieler Anzeichen dennoch. 58

54 Forgács, A belmisszió, p. VI.55 Mihály Csepregi Turkovics, ‘A kegyes olvasóhoz’, in William Perkins, Casus conscientiae, übers.

Csepregi (Amsterdam: 1648), p. 81. vgl. Vilmos Hastie, A református gondolkodás alapelvei, übers. Gergely Budai (Budapest: A Kálvinista Szemle kiadása, 1925), pp. 148-149.

56 József Bodonhelyi, A szuperintendensi intézmény a skót református egyházban (Debrecen: 1938), pp. 71-72.

57 Berta Trócsányi, ‘Református theologusok Angliában a XVI – XVII. században’, in Angol Filologiai Tanulmányok, Yoland emlékkönyv V-VI. (Budapest: 1944), p. 140. Zitiert Hörcsik, Tovább…, pp. 161-162.

58 Der aus dem Jahr 1787 stammende Bücher Katalog der Theologischen Fakultät der Universität in Edinburgh enthält unter der Nummer A 474 das Werk des ungarischen Reformators István Szegedi Kis ‘Tabulae Analyticae’. (A Catalogue of the Books in the Divinity Hall Library of the University of Edinburgh. (Edinburgh: 1787), p. 134.

(Fortsetzung…)

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Eine neue Wende in der Geschichte der schottisch-ungarischen Kirchenbeziehun-gen kam, als Mitte des 19. Jahrhunderts die Free Church of Scotland für ungarische Theologiestudenten ein Stipendium stiftete. Ergebnis dessen war, dass ab 1865 jähr-lich ungarische Studenten nach Edinburgh fahren konnten. Wenn man die Immatri-kulationslisten der Stipendiaten durchgeht, fällt auf, dass ein großer Teil der Pfarrer, die in der Bewegung der ungarischen Inneren Mission eine Schlüsselrolle einnahmen, zwischen 1865 und 1930 Stipendiaten in Edinburgh waren. 59 Die theologische Lite-ratur- und Innenmissionstätigkeit der aus Schottland heimkehrenden Studenten trug in bedeutendem Maße dazu bei, dass die Sache der Mission zur Wende des 19/20. Jahrhunderts in das Blickfeld des Interesses der Kirche gelangte und immer mehr zu einer zentralen Frage wurde. Die aus Schottland und gleichzeitig auch aus Holland 60 heimkehrenden Studenten brachten reformierte Einflüsse mit. Durch diese wurdegefördert, dass die Innere Mission innerhalb des Rahmens der Kirche blieb. Diese Feststellung wird auch durch das Beispiel von Gyula Forgács bekräftigt, der ebenfalls zu den Stipendiaten gehörte. Auf seine Missionstheologie und seine Tätigkeit in der Inneren Mission übter einen starken Einfluss, was er in Schottland gehört, gesehenund erfahren hatte.

4.5.2 Edinburgh und das ungarische Stipendium

Die Stiftung des ungarischen Stipendiums in Edinburgh ist mit den Namen John Dun-can (1796-1870) und Andrew Moody verbunden. Beide unterbreiteten am 19. No-vember 1862 in der Ausschuss-Sitzung der Free Church of Scotland den Vorschlag: ‘Den am New College in Edinburgh studierenden jungen Theologen aus den protes-tantischen und reformierten Kirchen in Tschechien und in Ungarn sollten Stipendien gewährt werden, damit dadurch eine engere Verbindung, mit den auf der Grundlage des Evangeliums stehenden europäischen Kirchen, zustande kommt.’ 61 Duncan, am New College Professor für Altes Testament, kannte Ungarn und die ungarischen Ver-hältnisse sehr gut, denn 1841 war er an der Gründung der Budapester Schottischen Mission mitbeteiligt. 62 1867 reiste er erneut nach Ungarn; in Gesellschaft von Pfarrer

In der Universitätsbibliothek sind auch die lateinischen Arbeiten, mit Randbemerkungen, von Hellopeus Szikszai und János Honterus zu finden, was darauf hinweist, dass die ungarische theologische Literaturin Schottland bekannt war und gelesen wurde. Siehe noch Richard Hörcsik, ‘Az edinburghi magyar peregrináció rövid története’ in Tovább… Emlékkönyv Makkai László 75. születés napjára, geschrieben von seinen Freunden und Schülern (Debrecen: 1989), p. 179.

59 In die Reihe der Stipendiaten gehörten u.a.: Ferenc Balogh, Lajos Csiky, József Szalay, István Bilkei Pap, Béla Sörös, Richárd Biberauer, Géza Takaró, István Kováts J., József Pongrácz usw. Forgács war der 60. in dieser Reihe.

60 Utrechter Stipendiaten waren Farkas Szőts 1875, Elek Petri 1875 und Jenő Sebestyén zwischen 1907 und 1910.

61 The Witness, 20/1862 (november), p. 3 (Edinburgh), zitiert Hörcsik, Tovább… p. 167.62 Robert Smith, ‘A Personal Narrative of a Ten Years’ Mission in Hungary’, Sunday at Home,13 nov. 24.

Robert Smith, ‘A Personal Narrative of a Ten Years’ Mission in Hungary’, Sunday at Home,13 nov. 24. (1866), p. 739. zitiert A. -M. Kool, Az Úr csodásan működik, I. p. 105. Siehe noch Forgács, A belmisszió, p. 194.

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Andrew Moody bereiste er das ganze Land. 63 Unter Einfluss des Gesehenen und Er-lebten erwachte in ihnen die Missionsverantwortung zur Unterstützung der Ungarn. Ein wirksames Instrument dafür sahen sie in der Schaffung eines solchen Stipen-diums, das es jährlich ermöglichen sollte, wenigstens zwei Studenten nach Schott-land zu schicken. Die Schaffung des Stipendiums hatte für die Ungarische Refor-mierte Kirche eine große Bedeutung. Einmal, weil in diesem Zeitabschnitt wegen der deutsch-österreichischen Gegensätze aus politischen Gründen, außer Holland nur Schottland Studenten aufnehmen konnte. Zum anderen brachten die aus Schottland heimkehrenden Studenten für die ungarischen Pfarrer, die von Rationalismus und Liberalismus beeinflusst waren und dem Missionsgedanken entfremdet wurden, dieBegeisterung für die Mission und den Gedanken der Treue an die reformierten Glau-bensbekenntnisse mit. 64 Richárd Hörcsik machte darauf aufmerksam, dass das Edin-burgher ungarische Stipendium und dessen geistliche Erneuerung eine Folge dessen war, was Anfang des 19. Jahrhunderts in Schottland ablief. Ein Ergebnis dessen war der Beginn der Judenmission und die Gründung der für Ausländer gestifteten Stipen-dien. Dies brachte gleichzeitig auch die Aufnahme der Verbindung mit den weiter entfernt lebenden reformierten Kirchen mit sich. 65 Nach ihrer Heimkehr wurden meh-rere der ehemaligen Edinburgher Stipendiaten Professoren an den reformierten The-ologischen Fakultäten in Budapest, Debrecen und Pápa. Mehrere von ihnen wurden Leiter der Bewegung der ungarischen reformierten Inneren Mission und Initiatoren der missionarischen Tätigkeit. 1869 organisierte Ferenc Balogh, nach dem Beispiel der am New College tätigen Theologen-Vereinigung, die Religions-Selbstbildungs-Gesellschaft (Hittanszaki Önképző Társulatot /HÖT). Später gab er eine Zeitschrift her-aus. Bei der Einführung der Bewegung der Sonntagsschulen (1883) erwarben István Benkő und István Fa große Verdienste. József Szalay gründete 1893 die Erste Unga-rische Missionsgesellschaft (Első Magyar Missziói Társulat). Lajos Csiky gründete 1901, auf der Grundlage dessen, was er in Schottland gesehen hatte, die Debrecener Gefangenen-Hilfsvereinigung (Debreceni Rabsegélyező Egyesület) und begann Ge-fängnis-Gottesdienste abzuhalten. Béla Sörös war einer der treibenden Kräfte, der 1902 gegründeten Evangeliumsvereinigung der Ungarischen Protestantischen Inneren Mission (Evangéliumi Magyar Protestáns Belmissziói Egyesület), Richard Biberauer gründete den Diakonissenverband Philadelphia (Filadelfia Diakonissza Szövetség), 66 József Pongrácz wurde in Pápa Theologieprofessor und spielte bei der Gründung und später bei der Organisation des Evangelisch-Christlichen Studentenbundes in Ungarn (MEKDSZ) eine wichtige Rolle. 67 Forgács erhielt als einer der die Budapester Refor-mierte Theologie absolvierenden Studenten ein einjähriges Stipendium in Schottland für das Studienjahr 1901/02 am Edinburgher New College. Damit trat auch er in die

63 Ferenc Balogh, ‘Duncan János tanár emlékezete’, Magyar Protestáns Egyházi és Iskolai Figyelmező, II/1871, pp. 421-422.

64 Lajos Csiky, A Skót szabadegyház ismertetése (Debrecen: 1877), p. 5.65 Siehe Hörcsik, Tovább…, p. 168.66 Siehe Hörcsik, Tovább…, p. 172.67 Gyula Forgács, ‘Titkári jelentés’, PEIL, XLVIII/19 (1905), pp. 295-296. Forgács, A belmisszió, p. 473.

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Reihe der ungarischen Theologiestudenten, die seit 1865 jährlich als Stipendiaten am New College studierten. 68

4.5.3 Die theologische Ausbildung und das kirchliche Leben in Edinburgh

Die Gründer der 1843 gebildeten Free Church of Scotland, 69 an ihrer Spitze Pfarrer Thomas Chalmers (1780-1847), stimmten alle darin überein, dass in der von ihnen ge-gründeten Kirche der niveauvollen Ausbildung und einer solchen Pfarrerausbildung eine wichtige Rolle zukommen muss, in denen die zukünftigen Pfarrer einerseits ei-nen dem Glaubensbekenntnis treuen Unterricht erhalten und andererseits auch auf die Mission vorbereitet werden können.

Chalmers ‘Traum’ war es, dass die Free Church of Scotland eine evangelisierende Kirche sein soll, die auf die ganze Gesellschaft einwirken kann und in der Lage ist, auf die Probleme und Herausforderungen der Gesellschaft eine Antwort zu geben. 70 In diesem Sinne gründete die Free Church of Scotland ihre drei Colleges, 71 von denen als erstes im November 1843 im Edinburgher New College die theologische Ausbildung mit 5 Lehrstühlen und 168 Studenten begann. 72

Die Professoren pflegten ausgezeichnet die schottischen reformierten theologi-schen Wissenschaften. Die erste Generation der Professoren vertrat unter Leitung von Thomas Chalmers den ‘Westminster-Calvinismus’. Professor für das Alte Testament war wie gesagt einer der Gründer der Schottischen Mission in Ungarn, John Dun-can, der von Ungarn nach Schottland zurück gerufen wurde, um Hebräisch und die Wissenschaften des Alten Testaments zu lehren. Zur ersten Generation gehörten noch David Welsh (1793-1845), William Cunningham (1805-1861), der ‘zu den größten Theologen Schottlands gehörte’, 73 James Buchanan (1804-1870), und Alexander Duff (1806-1878), ‘Pionier der Wissenschaft der Missiologie.’ 74

Zur zweiten Generation der Professoren gehörten: Andrew Bruce Davidson (1831-1902), Alexander Balmain Bruce (1831-1899), Marcus Dods (1834-1909), und George Adam Smith (1856-1942). 75 Die Professoren der neuen Generation behandelten den ‘dogmatischen Calvinismus’ bereits kritischer als ihre Vorgänger. Sie anerkannten und praktizierten die ‘gläubige Kritik’ (believing criticism) der Bibel. 76 Diese ‘gläubige Kri-

68 Hörcsik, Tovább…, p. 176.69 D.F. Wright, ‘Free Church, United Free Church and the 1929 Union’ in Dictionary of Scottish Church

History and Theology, ed. Nigel M.de S.Cameron (Edinburgh: T and T Clark, 1993), pp. 282-283.70 Disruption to Diversity, Edinburgh Divinity 1846-1996, ed. David F. Wright, Gary D. Badcock

(Edinburgh: T and T Clark, 1996), p. 278.71 Edinburgh, Aberdeen, Glasgow.72 Disruption to Diversity, p. 37, siehe noch Dictionary, p. 337.73 D.Macleod, ‘Cunningham, William (1805-1861)’ in Dictionary, p. 229, vgl. Hastie, A református

gondolkodás, p. 148.74 J.H.S. Burleigh, A Church History of Scotland (Edinburgh: Hope Trust, 31 Moray Place,1983), p. 273.75 Dictionary, p. 337.76 Dictionary, p. 337.

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tik’ berührte jedoch nicht Inhalt und Botschaft der Bibel, sondern untersuchte eher kriti-scher die Entstehungszeit, Verfasser und Gliederung der einzelnen biblischen Bücher.

In der theologischen Ausbildung erhielt die Spiritualität von Anfang an eine be-deutende Betonung. Diese Spiritualität trug in sich starke Missionszüge. Die Arbeit der Inneren Mission oder, wie sie es nannten, der ‘home-mission’, wurde nicht nur in den Hörsälen gelehrt, auch die Professoren selbst evangelisierten in den Gemeinden und führten auch sonstige Gemeindearbeiten aus. Thomas Chalmers führte selbst per-sönlich in einem Bezirk von Edinburgh (West-Port) regelmäßig Gemeindearbeiten aus. 77 James Buchanan war Pfarrer der Gemeinde St. Stephen Free Church Edinburgh und unterrichtete parallel dazu am College. 78 Hinter der Missionsspiritualität, die der theologischen Ausbildung und der Missionstätigkeit der Professoren ein einzigar-tiges Gepräge gab, standen zwei bedeutende Erweckungen. Die eine begann nach der Evangelisation (1859-1861) von Charles Finney (1792-1875), die andere nach der Evangelisation (1873-75) von Dwight L. Moody (1837-1899) und Ira D. San-key (1840-1908), die ganz Schottland geistlich bewegt hatten. 79 Obwohl diese Er-weckungen im persönlichen Leben der Menschen positive, mentale Veränderungen zum Ergebnis hatten (viele wurden z.B. von ihrer Alkoholabhängigkeit befreit), führ-ten sie auch gleichzeitig zu Spaltungen innerhalb der Gemeinden. 80 Für beide Erwe-ckungen war typisch, besonders aber für die Erweckung durch Moody/Sankey, dass sie hauptsächlich unter den Laien eine große Missionsaktivität zum Ergebnis hatten. Nach der von Moody durchgeführten Evangelisationsarbeit nahmen nicht nur viele Studenten die Missionsarbeit auf, sondern auch in den Kirchen erwachte ein starkes Verantwortungsgefühl gegenüber der Mission. 81 Moody gewann zu dieser Zeit Hen-ry Drummond (1851-1897) 82 für die Evangelisationsnacharbeit. Dieser wurde später Professor am New-College. 83 Diese Erweckung bewirkte in den Kirchen und an den theologischen Fakultäten einen Aufschwung der Arbeit sowohl der Inneren als auch der Äußeren Mission. 84 Dieses Aufleben der Mission griff auch auf die Free Church of Scotland über. Alexander C. Cheyne bezeichnete diesen Prozess als ‘permanente Transformation der Kirche’. 85

Die theologische Ausbildung am New College erhielt ein neues Gesicht, als 1867, bis dahin weltweit einmalig, ein Lehrstuhl für Missiologie, unter dem Namen Evange-listic Theology, eingerichtet wurde. Sein Gründer und erster Lehrer war der indische Missionar schottischer Abstammung, Alexander Duff (1806-78). Er hatte in Indien

77 Dictionary, p. 337.78 Dictionary, p. 107.79 Orr, J .Edwin, The Second Evangelical Awakening in Britain (London: 1952), p. 58 ff.80 Dictionary, p. 717.81 Paulus Scharpff, Geschichte der Evangelisation, 2. Aufl. (Dillenburg: Brunnen Verlag, 1980), p. 216.82 Es erschienen mehrere Arbeiten von Henry Drummond in ungarischer Übersetzung: A tudomány

ajándéka a keresztyénség számára, übers. Béla Sörös, A templom nélküli város, Übers. Gyula Forgács.83 J. M. Wysong, ‘Drummond ,Henry’, Dictionary, p. 258.84 Dictionary, p. 715.85 Alexander C. Cheyne, The Transforming of the Kirk (Edinburgh: 1983), p. 2.

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gearbeitet und wird berechtigt für den ‘Pionier der Missionsausbildung auf Universi-tätsebene’ gehalten. 86

Alexander Duff wandte in Indien die Methode an, dass er aus vornehmen Familien stammende junge Leute um sich sammelte, die er zuerst evangelisierte und danach auf hohem Niveau für die Missionsarbeit ausbildete, damit diese vornehmen Familien später das Evangelium in Indien weiter gaben. 87 Duff bemühte sich darum, außer sei-ner Arbeit in Indien, zu Hause, in Schottland, ein solches Missionsinstitut aufzubauen, in dem Missionare für die Arbeit der Äußeren Mission ausgebildet werden konnten. 1835 fuhr er nach Hause, um u.a. auch mit den Leitern der Kirche über seinen Plan zu sprechen. Dieser Plan gelang jedoch nicht. 88 Später dagegen, nach der Gründung und Erstarkung der Free Church of Scotland, erhielt er den Lehrstuhl für Missiologie am Edinburgher New College. 89 Gemäß seiner Missionskonzeption bedeutet die Mis-sion das Ziel und den eigentlichen Sinn der christlichen Kirche. Weiterhin, dass die Sache der Äußeren Mission durch regelmäßige Informationen in die Gemeinden hin-eingetragen werden muss und diese dafür beten solle. Die Basis der Äußeren Mission müsse jedoch die im Mutterland durchzuführende Mission sein. 90 Duffs Vorstellung und Bestreben war es, da die Missiologie Kern des theologischen Curriculum ist und mit allen Unterrichtsfächern in Verbindung steht, dass alle theologischen Disziplinen die Mission integrieren. 91

Nach seinem Tod (1878) übernahm sein Freund Thomas Smith den Lehrstuhl, der kurz danach aber eingestellt wurde. Gemäß Andrew F. Walls ‘lösten die Vertreter der schot-tisch-theologischen Ausbildung gerade das auf, was der größte Beitrag Schottlands zur Geschichte ihrer Theologie hätte sein können.’ 92 Wenn auch der Lehrstuhl von Alexander Duff aufgelöst wurde, hatte seine Missionstheorie dennoch einen großen Einfluss auf dasLeben der Inneren Mission und auf die Tätigkeit der Äußeren Mission in den Gemeinden der Free Church of Scotland, dem die ungarischen Stipendiaten auch noch später begeg-neten. Die an der Peregrination in Schottland teilnehmenden ungarischen Theologen und Pfarrer kehrten mit zwei wichtigen Einflüssen heim. Der eine war die Begeisterung fürdie Arbeit der Inneren und der Äußeren Mission. Der andere die Betonung, dass diese Missionsarbeit auf der Gemeinde als Basis aufbauen soll. 93 Somit kann man behaupten, dass der Einfluss der Missionstheorie von Duff auch nach Ungarn gelangte. 94

86 Disruption to Diversity, pp. 272-273.87 Stephen Neil, Geschichte der christlichen Missionen, 2. Aufl. (Erlangen: Verlag der Ev.-Luth. Mission,

1990), pp. 185-186.88 Disruption to Diversity, p. 272.89 Andrew F. Walls, ‘Missions’, in Dictionary, p. 57290 A. F. Walls, ‘Missions’, p. 572.91 A. F. Walls, ‘Missions’, p. 527.92 A. F. Walls, ‘Missions’, p. 527.93 Siehe die Missionstätigkeit von József Szalay, Ferenc Balogh, Aladár Szabó, Gyula Forgács, József

Pongrácz. Vgl. A.-M. Kool, God Moves in a Mysterious Way, p. 152.94 ‘Ein beachtlicher Teil der Arbeit der Äußeren Mission wird hier im Lande geleistet. Was wäre die

Äußere Mission ohne die Innere Mission?’ Siehe Forgács, A belmisszió, p. 504. vgl. Anne-Marie Kool, ‘Missziológia a teológiai oktatásban Magyarországon’, Református Egyház, LI/3 (1999), pp. 67-69.

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Da Thomas Chalmers und die Gründer es für wichtig hielten, dass die Pfarrer der Free Church auch auf die durch die Naturwissenschaften aufgeworfenen neuen Fra-gen antworten konnten, gründeten sie 1845 den Lehrstuhl für Naturwissenschaften, dessen erster Lehrer der Pfarrer und Zoologe John Flemming (1785-1857) wurde. 95 Sein Nachfolger war John Duns (1820-1909), Forscher auf dem Gebiet des Verhält-nisses zwischen Christentum und Wissenschaft, der die Ergebnisse seiner Forschun-gen regelmäßig auch seinen Studenten vermittelte. 96

4.5.4 Einfluss der theologischen Ausbildung und des kirchlichen Lebens auf Forgács

Forgács traf 1901 unmittelbar nach der Vereinigung der Free Church of Scotland (FCS) und der United Presbyterian Church in Edinburgh ein, als die neue Kirche den Na-men United Free Church of Scotland (UFC) annahm. 97 Während sich in Ungarn die Theologie der Erweckung der Inneren Mission in der protestantischen theologischen Literatur und Ausbildung erst entfaltete, vollzog sich in den Gemeinden der FCS in Schottland bereits die ‘permanente Transformation’ der Kirche, d.h. die biblische, bekenntnistreue, liturgische und soziale Erneuerung. 98

Die in Edinburgh eintreffenden ungarischen Stipendiaten, unter ihnen der früher hier gewesene Aladár Szabó und später auch Forgács, konnten den großen Unterschied zwischen der theologischen Ausbildung am New College sowie dem Missionsleben in den Gemeinden der FCS bzw. der UFC und der ungarischen reformierten theologischen Ausbildung und dem Leben in den ungarischen Gemeinden wahrnehmen. Bereits die Beweggründe der nahezu zum gleichen Zeitpunkt erfolgten Gründung der beiden the-ologischen Ausbildungsstätten wichen von einander ab und das erklärt vieles. Wie wir früher sahen, stand im Hintergrund der Gründung des New College der Beweggrund der Bildung einer neuen Kirche, der FCS. Die FCS hatte klar bestimmte theologische und missiologische Ziele. Die Gründer waren bestrebt, Gemeinden aufzubauen, die auf bekenntnistreuen Fundamenten standen und ein aktives Missionsleben führten. Weiterhin wollten sie die ganze Gesellschaft evangelisieren und dabei auch eine Ant-wort auf die wichtigsten Probleme der Gesellschaft geben. 99 Die Verwirklichung die-ser Ziele stellte sie in den Dienst der theologischen Ausbildung.

Für die Gründung der Budapester Theologischen Fakultät bestanden andere Moti-ve. Einer der Gründe war, dass es in dem sich schnell entwickelnden und als Zentrum des Landes geltenden Pest-Buda 100 keine Hochschule der Reformierten Kirche gab, die Pfarrer oder reformierte Lehrer ausbildete. Die Gründer meinten, dass die Reformier-te Kirche bei der Pflege der Autonomie und der kulturellen Identität des Ungartumseine bedeutende Berufung hat und dass die Erfüllung dieser Berufung ein wichtiges

95 Dictionary, p. 325.96 Dictionary, p. 265.97 Burleight, Church History, pp. 366-367.98 A. C. Cheyne, The Transforming of the Kirk, p. 2.99 Disruption to Diversity, p. 278.100 Csekey, ‘Az alapítás kora’, pp. 8-9.

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Instrument für die in Pest-Buda zu errichtende Theologische Fakultät sein kann. 101 Den anderen Grund können wir als das Missionsmotiv bezeichnen, das der stellver-tretende Superintendent Gábor Báthory, etwas verallgemeinernd formulierte. 102 Die in Ungarn vorherrschende rationalistische und liberale Theologie 103 sowie der jahrelange Streit zwischen den Vertretern der ‘kirchenbauenden Orthodoxie’ und der ‘liberalen Theologie’ drückten bereits zum Beginn der Budapester Theologischen Fakultät stark ihren Stempel auf. 104

Die im Rahmen des Stipendiat-Programmes am New College eintreffenden ungari-schen Stipendiaten begegneten hier nicht diesen Spannungen, die innerhalb der Unga-rischen Reformierten Kirche vorherrschten. Hier stellte kein Professor die historische Glaubwürdigkeit der Bibel und deren Offenbarung in Frage. Das fiel auch Forgács auf,wie er später darüber selbst berichtet. 105 Die in Ungarn noch im Stadium der Entfaltung befindliche Arbeit der Inneren Mission war hier kein Diskussionsgegenstand, und warauch nicht, wie in Ungarn, auf Vereine angewiesen, sondern blühte in den Gemeinden selbst. 106 Forgács schreibt später das Folgende darüber: ‘Chalmers gründete keine In-stitutionen, wir hören von ihm auch nicht das Wort “Innere Mission”, aber das Gemein-deleben baute er auf solchen gesunden Fundamenten auf, … dass die Kirche ganz na-türlich zu einer Missionskirche wurde…’. 107 Diese Umstände fielen den in Schottlandeintreffenden ungarischen Studenten sofort auf; sie charakterisierten auch dann noch die Ausbildung am New College und das Gemeindeleben, als Forgács 1901 eintraf.

1901 leitete am New College den Lehrstuhl für Kirchengeschichte Robert Rai-ny (1826-1906), der auch Direktor des Instituts war. Rainy, der ‘vom dogmatischen Calvinismus zum Evangelikalismus neigte’, war ein tief spiritueller Lehrer. 108 Sys-tematische Theologie lehrte John Laidlaw (1832-1936), der im Sinne des durch das Westminster-Glaubenbekenntnis vertretenen Calvinismus unterrichtete. 109 Professor für Apologetik und Pastorale Theologie war Alexander Martin (1857-1946), dessen Theologie David F. Wright als ‘evangelikal’ bezeichnete. 110 Den Lehrstuhl für das Neue Testament leitete Marcus Dods (1834-1909), der als Pionier der neuen Interpre-tation der Bibel charakterisiert wurde. Er wandte sich stärker als sein Vorgänger einer mehr liberalen Interpretation der Bibel zu, aber auch er vertrat die Auffassung, dass

101 Csekey, ‘Az alapítás kora’, pp. 20-31.102 ‘Auf den Herrn schauend, dessen Kirche verbreiten und gemäß seines Geistes leben ist die wichtigste

Aufgabe des neuen Instituts’.Brief Gábor Báthorys an den leitenden Ausschuss des Pester reformierten Pfarrerseminars, 1855. okt. 30., Schriften Pál Töröks, 14. Budapest, RLt.

103 Sándor Koncz, Hit és vallás. A magyar református vallástudományi theologia kibontakozása és hanyatlása (Debrecen: 1942), pp. 72-75. Siehe noch Csekey, ‘Az alapítás kora’, p. 23.

104 Siehe Kap. 4. 2. pp. 127-129.105 Forgács, A belmisszió, p. 147.106 ‘Ich sah hier ein solches Kirchenleben, von dem ich zuvor überhaupt keine Vorstellung haben konnte, …’

schreibt Lajos Csíky, A skót szabadegyház ismertetés (Debrecen: 1877), p. 5.107 Forgács, A belmisszió, p. 146.108 K. R. Ross, ‘Rainy, Robert’, in Dictionary, p. 690.109 N.R. Needham,‘Laidlaw, John’, in Dictionary, p. 468.110 D.F. Wright,‘Martin, Alexander’, in Dictionary, p. 549.

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die Bibel in ihrem Wesen unfehlbar ist. 111 Die Wissenschaften des Alten Testaments unterrichtete James Alexander Paterson (1851-1915), während der Leiter des Lehr-stuhles für Naturwissenschaften John Duns (1820-1909) war. 112

Welchen der Professoren Forgács gerne hörte und welche theoretischen Studien er betrieb, wissen wir leider nicht, weil er darüber keine Aufzeichnungen führte oder seine Aufzeichnungen verloren gingen. In der Immatrikulationsliste des New Col-lege steht nur sein Name. In die Zeit seines dortigen Aufenthaltes fiel der Tod desnamhaften Professors für das Alte Testament, Andrew Bruce Davidson, an dessen Beerdigung auch Forgács teilnahm. Über die Beerdigung schrieb er einen Bericht, den er nach Hause schickte. Der Bericht enthält auch einen Nekrolog und beschreibt den Ablauf der Liturgie. 113

Welche bleibenden Einflüsse Forgács am New College erreichten, können wir den-noch recht genau daraus folgern, was er in seinem Buch ‘Belmisszió és cura pastora-lis’ (Innere Mission und cura pastoralis) schreibt. In seinem Buch stellt er ausführlich die Geschichte der Free Church of Scotland vor und auch das Missionsleben nach der 1901 erfolgten Vereinigung. 114 Aus dieser Beschreibung geht hervor, wie sehr ihn u.a. das bekenntnistreue Identitätsbewusstsein der Schotten 115 und die bedingungslose Achtung des Ansehens der Bibel ergriffen hatten. Den größten Einfluss bedeutetendennoch die in den Gemeinden organisierte Missionsarbeit und deren lebendige Missi-onsspiritualität. Er berichtet auch darüber, dass die Verfassung der Kirche vorschreibt, dass es Pflicht des Pfarrers ist zu evangelisieren, wenn sich dazu eine Möglichkeitbietet. Aufgabe der Presbyter (elder) ist es, die Gemeindemitglieder zu erfassen, zu besuchen und zu lehren. Ausführlich stellt er die Arbeit der im Rahmen der Inneren Mission (home-mission) bzw. der Gemeinde tätigen Gruppen vor, die sich mit allen Altersgruppen der Jugend getrennt beschäftigen, auf den Straßen Traktate verteilen, sowie Kranken- und Armenfürsorge betreiben. Forgács sieht in diesen Diensten den Ausdruck für das gegenüber der Gesellschaft verspürte Verantwortungsgefühl der Kirche. Besonders hebt er das gegenüber der Äußeren Mission verspürte Verantwor-tungsgefühl der Gemeinden hervor. Unter anderem nennt er eine Gemeinde, zu der mehrere Missionare gehören, z.B. in Jamaika, Afrika, Indien und Italien. 116

Obwohl Alexander Duff Forgács nicht unterrichtete, begegnet uns dennoch im Bericht von Forgács die Missionskonzeption von Duff, der betonte, dass auch die Sache der Äußeren Mission zu einer Sache der Gemeinden werden muss und dass die Gemeinden zur Basis der Mission gemacht werden müssen. Zu dem, dass Duff seinem Lehrstuhl für Mission den Namen ‘Evangelistik’ (Evangelistic Theology) gab, nahm Forgács später einen kontroversen Standpunkt ein. 117 In dieser Bezeichnung

111 K. R. Ross, ‘Dods, Marcus’ in Dictionary, p. 250.112 Dictionary, p. 265.113 Forgács, ‘A. B. Davidson’, PEIL, XLV/6 (1902), pp. 89-90.114 Forgács, A belmisszió, pp. 143-155.115 Forgács, A belmisszió, p. 149.116 Forgács, A belmisszió, pp. 148-149.117 Forgács, A belmisszió, p. 30.

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sah er die Gefahr, dass Duff das Wesen der Mission auf die Evangelisationstätigkeit beschränken wollte. Seiner Meinung nach, beinhaltet die Mission mehr Tätigkeiten als nur diese. Für ihn stellten auch die Ausübung der Diakonie und die Administration wichtige Teile der Missionsarbeit dar. 118

Forgács große Entdeckung in Schottland war jedoch, dass die Sache der Mission und die lokale Gemeinde untrennbar zusammen gehören. Deshalb fasst er die Erfah-rungen in Schottland so zusammen, dass ‘selbst die schottische Kirche eine mächtige Missionsgesellschaft ist, die von allen Kirchenmitgliedern Missionsarbeit erwartet.’ 119 Die Tatsache, dass er nach seiner Heimkehr aus Edinburg einen Artikel über das Ver-hältnis zwischen Wissenschaft und Bibel schreibt 120 und später ein Werk von Hen-ry Drummond (1851-1897), einer der einflussreichsten schottischen evangelikalenTheologen, der die Naturwissenschaften gut mit dem gemäßigten Evangelikalismus verband, 121 ins Ungarische übersetzte, lässt darauf schließen, dass er auch am Lehr-stuhl für Naturwissenschaften Vorlesungen hörte.

Den größten Eindruck machten auf ihn jedoch die in den Gemeinden gesammelten Erfahrungen, die auch er, ähnlich wie die vor ihm am New College studierenden unga-rischen Theologen, 122 nach seiner Heimkehr versuchte, auf die ungarischen Kirchenver-hältnisse angepasst, zu verwirklichen. Das Bestreben, diese Einflüsse zu verwirklichen,sehen wir darin, dass der früher nur in Vereinen der Inneren Mission tätige Forgács 1910 die Funktion des Pfarrers der Gemeinde in Péczel übernahm und kurz darauf in der Ge-meinde die Arbeit der Inneren Mission aufnahm. Schnell errichtete er ein Gemeindehaus, das zum Zentrum der Arbeit der Inneren Mission wurde, führte Evangelisationen im Freien durch, veranstaltete evangelistische Abende usw. genauso, wie er das in Schott-land gesehen hatte. Er aktiviert die Presbyter und erteilt ihnen Aufgaben. Er bemüht sich, die Péczeler Gemeinde auch mit der Äußeren Mission vertraut zu machen. 123 In seiner Tätigkeit in Sárospatak kann noch besser beobachtet werden, wie er sich entschlossen darum bemühte, die traditionelle Gemeinde zu einer Gemeinde umzuformen, die die Missionsarbeit ausführt und dafür auch selbst die Verantwortung übernimmt. 124

Sicher ist, dass die Studien und Erfahrungen in Schottland Forgács in seiner Überzeu-gung bestärkten, dass er auf dem Weg, den er unter Einfluss von Aladár Szilassy, AladárSzabó und anderen betreten hatte, weiter gehen muss und sich nach seiner Heimkehr stärker, aber auf andere Weise, um die Sache der Inneren Mission bemühen muss. Im Weiteren werden wir sehen, wenn wir die Missionstheologie von Forgács analysieren, wie dauerhaft sich bei ihm die Einflüsse erwiesen, die ihn in Schottland erreichten undwie er deren Inkulturation in Ungarn sozusagen zu seinem Lebensprogramm machte.

118 Forgács, A belmisszió, p. 30.119 Forgács, A belmisszió, pp. 144-145.120 Forgács, ‘Biblia és az újabb felfedezések’, Ébresztő, III/ 7 (1903), pp. 98-100.121 Henry Drummond, A templom nélküli város, übers. Forgács Gyula (Budapest: Londoni Traktátus

Társulat, 1910).122 Siehe Hörcsik, Tovább…, pp. 171-172.123 Siehe Kap. 3. 5. 1. pp. 90-92.124 Siehe Kap. 3. 5. 2. pp. 102-103.

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4.6 SCHLUSSBEMERKUNGEN

Forgács wurde an der Reformierten Theologischen Fakultät in Budapest zu einer Zeit (1897) immatrikuliert, als sich in der reformierten theologischen Ausbildung und im Leben der Ungarischen Reformierten Kirche ein neuer Zeitabschnitt zu entfalten be-gann. Außer den im 19. Jahrhundert vorherrschenden Rationalismus, Liberalismus und ‘kirchenbauender Orthodoxie’ trat die Theologie in Richtung der Inneren Mission immer stärker auf und verlangte ihren Platz. Forgács’s Professoren waren die ausge-zeichnet gebildeten, auch die ‘liberale Theologie’ vertretenden Albert Kovács und József Farkas, die den Gedanken der Inneren Mission ständig mehr unterstützenden Farkas Szőts und Elek Petri sowie auch der die ‘Theorie der Inneren Mission’ immer markanter vermittelnde Aladár Szabó. Auf jeden Fall kann man behaupten, dass For-gács, egal mit welcher Richtung der Theologie er in Berührung kam, die Lehren der verschiedenen theologischen Richtungen von authentischen, sich in den westeuropä-isch-theologischen Richtungen auskennenden Professoren hörte.

Forgács hatte, als Theologiestudent natürlich auch Kenntnis über die Spannungen, die aufgrund der Frage der Inneren Mission auftraten. Diese Spannungen ergaben sich zwischen den Leitern der Vereine, die die Innere Mission vertraten und der Leitung der Reformierten Kirche zusammen mit einem Teil ihrer Pfarrer. 125 Er sah, dass die Leitung der Kirche nicht überall Bereitschaft zur Aufnahme und Unterstützung der Richtung der Inneren Mission zeigte. ‘Die Bestrebungen der Inneren Mission in der Hauptstadt, in Debrecen und in Kolozsvár fanden eine kühle Aufnahme’, schreibt Forgács. 126 Gleichzeitig war er auch Zeuge dessen, dass ständig mehr Kirchenleiter und Theologieprofessoren die Sache der Inneren Mission annahmen und unterstütz-ten. Ob die Ursachen dieser Spannung waren, dass die Kirchenleiter den Verlust ihres Ansehens fürchteten, oder ob es auch theologische Gründe waren, konnte der Theolo-giestudent Forgács nicht beurteilen, denn seine Professoren und die Leiter der Kirche waren alle gebildete Personen, die er schätzte. Vorerst stand er als Student außerhalb der Diskussionen. Mit seinen Professoren hatte er keine Konflikte, in allen Fächernlegte er eine ausgezeichnete Prüfung ab und auch gegen sein schottisches Stipendium erhob niemand Einspruch.

Nach seiner Ankunft in Edinburgh fand er eine vollkommen andere Kirchen- und Missionssituation vor. Da die Free Church of Scotland und das New College in Edin-burgh 1843 durch eine große geistliche Erweckung zustande gekommen waren, war die Wirkung dieses Umstandes nicht nur für das Leben der Gemeinden, sondern auch hinsichtlich der theologischen Ausbildung, auch noch 1901, bestimmend. Ziel der am New College erfolgenden theologischen Ausbildung war die Unterstützung der Gemeinden und der Missionsarbeit. Ein Teil der Professoren führte auch selbst Ge-meindearbeit und Evangelisation durch. Obwohl im Jahre 1901, als Forgács in Schott-

125 Siehe Gyula Mitrovics, ‘A magyar protestáns theologiai irányzatok legújabb torzszülöttje’, Sárospataki Lapok, 50/1884, zitiert Forgács, siehe noch Sándor Bíró, ‘A Szabadságharctól az első világháborúig 1849-1914’, pp. 395-398. A belmisszió p. 244. vgl. Ravasz László, Emlékezéseim, pp. 182-183.

126 Forgács, A belmisszió, p. 246.

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land eintraf, am New College die ‘zweite Generation’ der Professoren unterrichtete, und auch die Stimme der ‘gläubigen Kritik’ (believing criticism) zu hören war, zog niemand die Autorität der Bibel in Zweifel und die Mehrheit der Professoren waren der Arbeit, die das Erbe der durch die Evangelikalen gegründeten Missionskirche fort-setzte, verpflichtet. Ihr Beispiel übte auf Forgács einen großen Einfluss aus.

In den Gemeinden, die er dort besuchte, traf er überall ein pulsierendes Missions-leben an. Das machte auf ihn einen sehr tiefen Eindruck. Nach seiner Heimkehr nach Ungarn berichtete er begeistert darüber, dass es in der United Free Church keine von der Gemeinde unabhängigen Vereine gibt, sondern alle Missionsarbeit im Rahmen der Gemeinde erfolgt. Die lokale Gemeinde ist die Basis für die ausgedehnte Sozialarbeit, ebenso für die Äußere Mission und die Judenmission. Diese Arbeiten lenken und ver-richten die für diesen Zweck gewählten Ausschüsse der Gemeinde. Die Gemeinden sichern auch die geistlichen und materiellen Voraussetzungen für die Äußere und die Judenmission.

Das wich ganz und gar von der in Ungarn im allgemeinen bekannten und vertre-tenen ekklesiologischen Konzeption ab, nach der die Arbeit der Inneren Mission von den, der Gemeinden unabhängige Vereine, erfolgreich ausführen können und sollen. Diese waren meistens ecclesiola in ecclesia und standen damit sowohl den lokalen Gemeinden als auch der Leitung der ganzen Kirche gegenüber. Forgács kannte von Haus aus hauptsächlich die Konzeption der Inneren Mission gemäß Wichern und sah, welche ständigen Spannungen sie zwischen den Leitern der Kirche und den Gemein-den verursachte. Deshalb fiel ihm auf, dass er in der United Free Church diese in-neren Spannungen nicht antraf. Er war der Meinung, dass diese Spannungen nicht notwendigerweise auftreten müssen und diese in Ungarn abgebaut werden können. Das strebte er nach seiner Heimkehr unermüdlich an.

Forgács wusste sehr gut, dass die Ungarische Reformierte Kirche eine Volkskirche ist, in der auch die Traditionen eine Rolle spielen, die United Free Church ist je-doch die Fortsetzung der bekennenden Free Church of Scotland, die 1843 nach einer geistlichen Erweckung gegründet wurde. Dennoch erkannte er nicht klar, dass sich in einer neu reformierten bekennenden Kirche die Leiter, Pfarrer und Kirchenmitglieder gegenüber der Mission anders verhalten, als in einer reformbedürftigen Volkskirche. Deshalb bemühte er sich nach seiner Heimkehr darum, das schottische Beispiel auch in Ungarn zu verwirklichen und verstand nicht, warum die Leitung der Kirche die Innere Mission nicht gerne aufnimmt.

Zur theologischen Entwicklung von Forgács und später zur Herausbildung der Theologie der sich entfaltenden Mission trug also in bedeutendem Ausmaß das in Schottland verbrachte Jahr bei. Aber die schottischen Erlebnisse hatten auch eine große Wirkung auf die Spiritualität von Forgács und bekräftigten in ihm weiter die Gesinnung, die er in der Budapester Schottischen Mission, bei Aladár Szabó und bei mehreren Vertretern der Inneren Mission, auch schon ganz aus der Nähe kennenge-lernt hatte.

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5. DIE SPIRITUALITÄT VON FORGÁCS

5.1 EINLEITUNG

Nach Aussage des reformierten Kirchenhistorikers Bíró erreichte die Reformierte Kir-che am Ende des 19. Jahrhunderts den Tiefstand ihrer bisherigen Geschichte.1 Darum waren die Vertreter der Inneren Mission nachhaltig der Meinung, dass in allen Berei-chen des Kirchenlebens eine ‘Reformation’ notwendig wäre. 2 Das Wesen der Refor-mation sahen sie in einer spirituellen Erneuerung. Auf dem zur Erneuerung führenden Weg sahen sie ihre Aufgabe darin, eine Brücke zwischen den Vereinen der Inneren Mission und der geistlich untätigen und ‘ohnmächtigen Kirche’ und deren Pfarrern zu bauen, durch die eine spirituelle Erneuerung in die Kirche gelangen sollte. 3 Diese brückenbauende Bestrebung bezeichnete Anne Marie Kool als ‘dritten Weg’. 4 In die-ser Absicht des Brückenbaus übernahm auch Forgács, hinter dessen Bestreben seine Missionsspiritualität stand, eine bedeutende Rolle.

Unter dem Begriff der Spiritualität verstehen wir im Allgemeinen die persönliche Beziehung des Menschen zu Gott. Obwohl verschiedene Interpretationen und Typen des Begriffs ‘Spiritualität’ unterschieden werden können, 5 sind wir einer Meinung mit Walbert Bühlmann, der behauptet, dass ‘die “missionarische Spiritualität” nicht eine neben vielen, sondern Grundzug jeder echten Spiritualität ist’, 6 da Gott den Menschen in seiner Bekehrung nicht nur annimmt, sondern auch sendet. In diesem Sinne be-zeichnen wir die Spiritualität von Forgács als Missionsspiritualität.

In diesem Kapitel untersuchen wir einerseits die Frömmigkeit von Forgács, ande-rerseits deren Wurzeln. Wir möchten seine Spiritualität nicht nur vorstellen, sondern auch analysieren und deren Verwandtschaft mit der ungarischen Frömmigkeit des 17. und 18. Jahrhunderts nachweisen, die die ungarischen Kirchenhistoriker, Jenő

1 Sándor Bíró, ‘A szabadságharctól az első világháborúig 1849-1914’, in A Magyar Református Egyház Története, Sándor Bíró und István Szilágyi red., (Budapest: Kossuth Könyvkiadó, 1949), pp. 368-369. Siehe noch Mihály Bucsay, Der Protestantismus in Ungarn 1521-1978, II. (Wien-Köln-Graz: Verlag Hermann Böhlau, 1979), pp. 113-115.

2 Gyula Forgács, ‘A reformáció’, Reformáció, I/1 (1920), p. 1.3 Bucsay, Der Protestantismus in Ungarn, II., p. 115.4 Anne-Marie Kool, God Moves in a Mysterious Way, The Hungarian Protestant Foreign Mission

Movement 1756-1951 (Zoetermeer: Uitgeverij Boekencentrum B.V., 1993), p. 348.5 ‘Man kann verschiedene Typen der Spiritualität unterscheiden:… paulinische, johanneische,

benediktinische, ignatianische usw.’ Siehe Walbert Bühlmann, ‘Spiritualität’, in Lexikon Missions-Theologischer Grundbegriffe, hrsg. von Karl Müller und Theo Sundermeier (Berlin: Dietrich Reiner Verlag, 1987), pp. 444-447.

6 Walbert Bühlmann, ‘Spiritualität’, p. 444.

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5. DIE SPIRITUALITÄT VON FORGÁCS

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Zoványi und Károly Erdős als Puritanismus oder auch als reformierten Pietismus bezeichnen, 7 oder auch als den in Ungarn aufgetretenen deutsch-lutherischen Pi-etismus, der die Ausübung der persönlichen Frömmigkeit, die Evangelisation, die geistliche Erziehung der Kinder, die Volkserziehung und die Wichtigkeit der Dia-konie betonte. 8

Mit der Spiritualität Forgács wollen wir uns nicht nur aus dem Grund ausführlicher befassen, dass diese Frömmigkeit ihn in die Mission zog, sondern auch, weil er diese in den Gemeinden einführen wollte. Diese Spiritualität ist keine Erfindung von ihm;ihre Wurzeln reichen bis ins 17.-18. Jahrhundert zurück.

Deshalb stellen wir in diesem Kapitel zuerst die historischen Wurzeln der unga-rischen reformierten Spiritualität vor. Danach befassen wir uns mit der persönlichen Frömmigkeit von Forgács, die Ähnlichkeit dieser mit der puritanischen Frömmigkeit suchend. Weiterhin untersuchen wir, welche Rolle die Öffentlichkeit in der Spirituali-tät gespielt hat. Abschließend stellen wir die Missionsspiritualität vor, die Motivation und Ziel seiner Missionsarbeit bestimmt hat.

5.2 DIE UNGARISCHE REFORMIERTE SPIRITUALITÄT

5.2.1 Die historischen Wurzeln der ungarischen reformierten Spiritualität (1626 – 1786)

PuritanismusWenn wir die Spiritualität der wichtigsten Vertreter der ungarischen reformierten In-neren Mission verstehen wollen, müssen wir bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts zurückgehen. Anfang des 17. Jahrhunderts erreichten Ungarn die Einflüsse des Puri-tanismus oder, wie ihn auch mehrere Kirchenhistoriker bezeichnen, des ‘reformier-

7 Die Bezeichnung ‘puritanisch’ verwendet außer der überwiegenden Mehrheit der ausländischen theologischen Literatur auch die ungarische zeitgenössische und die ungarische theologische Literatur des 20. Jahrhunderts: István P. Telkibányai: Angliai puritanismus (Utrecht: 1654), Jenő Zoványi, Puritanus mozgalmak a magyar református egyházban (Budapest: 1911), Károly Erdős, Az angol puritanizmus (Debrecen: 1912), József Bodonhelyi, Az angol puritanizmus lelki élete és magyar hatásai (Debrecen: 1942), siehe noch Gyula Forgács, A belmisszió és cura pastorális kézikönyve (Pápa: Református Főiskolai könyvnyomda, 1925). Die Bezeichnung ‘reformierter Pietismus’ verwenden in der ins Ungarische übersetzten theologischen Literatur: Heppe, H. Geschichte des Pietismus und der Mystik in der Ref. Kirche (Leiden: 1879), Jos Colijn, Magyarországon, Egyháztörténelem (Sárospatak: A Sárospataki Református Teologiai Akadémia, 1996), p. 298. Johannes Wallmann, A pietizmus, übers. Csaba Szabó (Budapest: Kálvin János Kiadó, 2000), pp. 33-39., in der ungarischeen theologischen Literatur: László Ravasz, A gyülekezeti igehirdetés elmélete (Pápa: Református Főiskolai Könyvnyomda, 1915), p. 188. Da in Ungarn unter dem Begriff ‘Pietismus’ die meisten an den deutschen, lutherischen Pietismus denken, entschieden wir uns, im Weiteren das Wort ‘puritanisch’ zu gebrauchen.

8 Béla Szent-Iványi, ‘Der Pietismus in Ungarn’, Ungarische Jahrbücher, 17 (1937) p. 262. Gyula Forgács, A belmisszió és cura pastoralis kézikönyve, pp. 187-188. Siehe noch Imre Révész, A magyarországi protestantizmus történelme (Budapest: 1925), p. 55. Horváth Erzsébet, ‘A pietizmus’, in Egyháztörténet 2, red. Sándor Ladányi - Kornél Papp - László Tőkéczki, (Budapest: Református Pedagógiai Intézet, 1998), pp. 13-16.

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5. DIE SPIRITUALITÄT VON FORGÁCS

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ten Pietismus’. Die ersten Wellen des Puritanismus erreichten Ungarn aus England und aus Holland. Die Lehren und Schriften des als ‘Vater des Pietismus’ bezeich-neten Professors in Cambridge William Perkins (1558-1602) wurden auch in Un-garn schnell bekannt. Mehrere seiner Schriften wurden ins Ungarische übersetzt und herausgegeben. 9 Aus Holland brachten zum ersten Mal die ungarischen Schüler von William Amesius/Ames (1576-1633) die Lehren der so genannten ‘Näheren Reforma-tion’ und dessen Frömmigkeitsstil mit. 10 Eine Bastion des Puritanismus in Ungarn war das Debrecener Reformierte Kollegium, eine andere das Sárospataker Reformierte Kollegium und die dritte bestand in Transsylvanien (Gyulafehérvár, Nagyenyed). 11 Er übte also hauptsächlich auf die im östlichen und südlichen Teil des Landes liegenden Gemeinden einen Einfluss aus. 12

Andere Wurzeln der ungarischen reformierten Frömmigkeit, die in ihrer Bedeu-tung wesentlich weniger einflussreich waren, finden wir im Coccejanismus holländi-schen Ursprungs. Diese Lehren kamen über die in Franeker und Leiden studierenden ungarischen Studenten nach Ungarn, die während ihres dortigen Aufenthalts Vorle-sungen des Theologieprofessors Johannes Coccejus (1603-1669) hörten. 13 Die Lehren des Puritanismus und des Coccejanismus trafen anfänglich in Ungarn auf scharfen Widerstand, sogar auf Angriffe von Seiten der Vertreter der ungarischen reformierten Orthodoxie. Die Vertreter der Orthodoxie sahen in beiden Richtungen Gegner der rei-nen reformierten Lehre. Ihre Anklage gegenüber sie war, dass sie die Lehren von Ar-minius verbreiteten und die innere Struktur der Kirche umstürzten. 14 István Geleji Ka-tona (1589-1649), Superintendent in Siebenbürgen, ein großer Gegner der Puritaner, formulierte ihre Gegenargumente so: der Puritanismus ‘will nichts anderes, als die Menschen hinsichtlich der Geheimnisse des Glaubens unwissend zu machen und will ihr Heil verhindern, er will die Menschen ohne Glauben, nur durch die Frömmigkeit,

9 Perkins, W., Opera Omnia Theologica, II. (Geneva: 1614-1618) aus dessen gesammelten Werk ins Ungarische übersetzt von János T. Iratosi (1576-1648), ‘Az ember életének bódogul való igazgatásának módgyáról’ und ‘Patika szerszámos bolt’ (Lőcse: 1637), Károly Szabó, Régi Magyar Könyvtár, 1879. Bd. I. 670. 671.

10 Der bekannteste ungarische Vertreter der Lehren von Amesius war János Dali Tolnai (1606-1660), der in Franeker zu den Studenten von Amesius gehörte, und nach seiner Heimkehr das Werk Amesius ‘Medulla Theologica’ ein halbes Jahr lang im Kollegium in Sárospatak ausführlich erläuterte. Siehe Jenő Zoványi, Puritánus mozgalmak a magyar református egyházban (Budapest: 1911), p. 74. F[erenc] Postma – J. van Sluis, Auditorium Academiae Franekerensis Bibliographie der Reden, Disputationen und Gelegenheitsdruckwerke der Universität und des Athenäums in Franeker 1585-1843. Leeuwarden, 1995. s.v. Amesius. József Barcza, ‘A puritanizmus kutatásának újabb eredményei’, Theologiai Szemle, XIX/11-12 (1976), pp. 333-335.

11 Barcza, ‘A puritanizmus’, pp. 334-335.12 Seine bekanntesten Anhänger waren: Márton Dézsi, Tamás Veresegyházi, Pál Ember Debreceni,

Sámuel Szatmárnémeti, János Csécsi senior usw. Siehe Géza Szabó, A magyar református orthodoxia (Budapest: Balás László könyvkereskedése, 1943), p. 78.

13 Jenő Zoványi, Puritánus mozgalmak a magyar református egyházban (Budapest: 1911), pp. 30-32.14 István Katona Geleji, A váltság titka (Kolozsvár: 1645), zitiert Géza Szabó, A magyar református

orthodoxia, p. 41. pp. 78-92.

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selig machen.’ 15 Gleichzeitig stellte sich immer wieder heraus, dass die ungarischen Vertreter des Puritanismus und des Coccejanismus einen positiven geistlichen Ein-fluss auf die persönliche Frömmigkeit und auf das Leben der Gemeinden ausübten.Die Puritaner stellten mit der Betonung der Wichtigkeit der persönlichen Frömmig-keit und die Coccejaner mit ihrer Bundestheologie und mit der tiefen Achtung vor der Bibel die kirchliche Öffentlichkeit auf ihre Seite. Nach den anfänglichen Gegensätzen versöhnten sich langsam die miteinander diskutierenden Lager und riefen eine beson-dere Synthese der ungarischen Frömmigkeitstheologie ins Leben. 16

Die neuesten ungarischen Forschungen bewerten diese Erscheinung so, dass ‘die Orthodoxie, und das zeigt ihre tatsächliche Kraft, fähig war, die neuen Strömungen aufzunehmen und in sich zu vereinigen.’ 17 Deshalb können wir sagen, dass diese Frömmigkeit keinen epigonenhaften, sondern einen synthetischen Charakter hatte. Das charakterisierte auch die ungarische reformierte Frömmigkeitsübung und de-ren Literatur des 18. Jahrhunderts. Ein herausragender Vertreter dieser Frömmigkeit war noch am Ende des 18. Jahrhunderts György Szikszai (1738-1803), dessen Ge-bets- und Andachtsbuch zum ersten Mal 1786 erschien, 18 aber noch bis heute eine häufig zur Hand genommene Lektüre der Mitglieder der ungarischen reformiertenGemeinden ist.

PietismusDer deutsche Pietismus beeinflusste ebenfalls die ungarische reformierte Frömmig-keit. Sein Einfluss war in erster Linie im westlichen Teil des Landes in den in Trans-danubien liegenden lutherischen Gemeinden spürbar. Er erreichte jedoch auch die reformierten Gemeinden. Da im 17. Jahrhundert in Ungarn die Zugehörigkeit zu einer Konfession noch keine vollkommen abgeschlossene Frage war, ‘war es nicht selten, dass sich die Pfarrer zusammen mit ihren Kirchengemeinden von einer Glaubensrich-tung der anderen anschlossen.’ 19 So erreichte der Einfluss des Pietismus auch die re-formierten Gemeinden. Diese positiven Einflüsse des Pietismus hielten auch im Laufedes 19. Jahrhunderts noch an und ‘strahlten auf die Reformierten hinüber.’ 20 Ihre Ver-treter betonten die Wichtigkeit der persönlichen Bekehrung. Die Bekehrten wurden in einer Gemeinschaft zusammengefasst und verkündeten das reformatorische Prinzip des allgemeinen Priestertums. Gemäß Forgács brachten sie zwar ‘auch ihre übertrie-bene moralische Auffassung mit sich’, aber ihren Einfluss bewertet er dennoch so,dass die ‘Segnungen des Pietismus’ in den ungarischen Gemeinden größer waren als

15 Endre Tóth, ‘Hitvallási különbségek, református ébredés’, in A Magyar Református Egyház története, Sándor Bíró, István Szilágyi red., (Budapest: Kossuth Könyvkiadó, 1949), pp. 146-147. Siehe noch Dénes Dienes, A református kegyesség jellemző vonásai a 18. században Magyarországon (Sárospatak: A Sárospataki Református Kollégium Teológiai Akadémiája, 2002), pp. 35-36. Szabó, A magyar református orthodoxia, p. 96.

16 Dienes, A református kegyesség, p. 35.17 Endre Tóth, ‘Hitvallási különbségek, református ébredés’, p. 142.18 György Szikszai, Keresztyéni Tanítások és Imádságok (Pozsony: 1786).19 Endre Tóth, ‘Hitvallási különbségek, református ébredés’, p. 142.20 László Kósa, ‘A belmisszió irányzatai és főbb képviselői’ in Egyháztörténet 2,(1998). p. 96.

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dessen moralische Übertreibungen. 21 Der Einfluss des deutschen Pietismus gelangteaus Halle über die am Institut von August Hermann Francke (1663-1727) studieren-den ungarischen Schüler 22 nach Ungarn. Auch der Herrnhuter Pietismus von Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700-1760) war spürbar. 23

5.2.2 Die Träger der ungarischen reformierten Spiritualität im 17. /18. Jahrhundert

Vermittler und Vertreter der ungarischen reformierten Frömmigkeit war die reiche puritanische Frömmigkeitsliteratur, die im 17. Jahrhundert in Ungarn erschien. Ein Teil dieser Literatur bestand aus den Übersetzungen der Werke englischer und hollän-discher puritanischer Verfasser, der größere Teil bestand jedoch aus den Schriften der ungarischen reformierten Prediger. 24 Ein Teil dieser literarischen Werke waren theolo-gische Lehrbücher. Ein anderer Teil bestand aus populären Traktaten oder Andachts-büchern, deren Thema es vor allem war, die Menschen zu ermutigen, eine persönliche Frömmigkeit auszuüben und ihnen zu zeigen, welchen Nutzen diese hat.

Diese reformierte Frömmigkeitsliteratur und die Ausübung dieser Frömmigkeit bestimmten im 18. Jahrhundert auch die Spiritualität vieler ungarischer reformierter Gemeinden. Welcher Art diese Spiritualität war, spiegelt sich in den Beerdigungs-predigten des 18. Jahrhunderts wider, in denen zahlreiche Hinweise auf die durch die verstorbene Person ausgeübte fromme Lebensführung und auf die Hoffnung nach dem Tod zu finden waren. Diese Spiritualität spiegelt sich weiterhin wieder in er-haltengebliebenen Andachtsbüchern, deren Leser über ihre Glaubenserlebnisse und Erfahrungen Aufzeichnungen führten. 25 Diese reformierte Spiritualität spiegeln auch die Testamente wider, in denen die Testatoren auch über ihren persönlichen Glauben und ihre Hoffnung nach dem Tod schrieben. 26 Wichtige Dokumente sind weiterhin die bis heute erhaltengebliebenen, handschriftlichen Gebetbücher, in denen die Gebete einzelner frommer Personen zu lesen sind. Diese wurden auch von anderen Mitglie-dern der Gemeinde als Gebetbuch gebraucht. 27

21 Forgács, A belmisszió, p. 187. Siehe auch Anne-Marie Kool, God Moves in a Mysterious Way, The Hungarian Protestant Foreign Mission Movement 1756-1951 (Zoetermeer: Uitgeverij Boekencentrum B.V., 1993), pp. 67-69.

22 Am Institut von Francke studierten 112 ungarische Studenten. Siehe Béla Szent-Iványi, ‘Der Pietismus in Ungarn’, p. 257.

23 Anne-Marie Kool, God Moves in a Mysterious Way, , pp. 67-69. Siehe noch Béla Szent-Iványi, ‘Herrnhutiak Magyarországon’ in Magyarság Tudomány (1936), pp. 91-102. zitiert A.-M. Kool, God Moves in a Mysterious Way, p. 67.

24 Deren Aufführung und Analyse siehe József Bodonhelyi, Az angol puritanizmus lelki élete és irodalmi hatásai (Debrecen: 1942), pp. 23-89. Siehe noch Dienes, A református kegyesség, pp. 11-39. Siehe noch Ama kegyelemnek mennyei harmatja, a 17.századi puritanizmus irodalmából, ausgewählt und das Nachwort geschrieben von Judit Balogh (Budapest: Harmat/Koinónia, 1995).

25 Dienes, A református kegyesség, pp. 108-116.26 Dienes, A református kegyesség, pp. 116-126.27 Diese Handschriften sind ausnahmslos in der Großen Bibliothek des Sárospataker Reformierten

Kollegiums zu finden. Siehe Dienes, A református kegyesség, pp. 127-134.

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5.2.3 Die wichtigsten Eigenschaften der ungarischen reformierten Spiritualität des 17. und 18. Jahrhunderts

Den Grund dafür, dass die ungarischen Reformierten den die gemeinschaftliche und persönliche Frömmigkeit vertretenen Puritanismus annahmen, sieht József Bodon-helyi darin, dass die ‘Orthodoxie selbst, als deren Gegenwirkung den Pietismus ins Leben rief’ 28 weil sie nüchterne Lehren verkündigte, die nur den Verstand ansprachen. Auch hier erschienen jene wichtigen Charakterzüge, wegen denen diese Spiritualität als ‘reformierter Pietismus’ bezeichnet werden kann.

Fundament und Quelle dieser Spiritualität war die Bibel, deren Ansehen auch noch im 18. Jahrhundert ‘unstrittig stabil war’. ‘Das bewahrte auch die Frommen des 18. Jahrhunderts vor der größten Versuchung des Pietismus, vor dem einseitigen Subjek-tivismus’, schreibt Dénes Dienes. 29 Aus der Achtung vor der Heiligen Schrift als Of-fenbarung ergab sich die tägliche Übung des Lesens und Studierens der Bibel, die im 18. Jahrhundert allgemein verbreitet war. Das Lesen der Bibel wurde jeden Tag allein oder im Rahmen von Familienandachten geübt, damit auch die Kinder die richtige Einstellung gegenüber dem Leben erlernen. 30

Eine weitere Eigenschaft des puritanischen Pietismus in der ungarischen refor-mierten Frömmigkeit war der Ansporn zur Verbindung mit Christus (unio mystica cum Christo). Diese ‘Christus-Mystik’ bedeutete jedoch keine quietistische, kontem-plative Wendung nach innen, sondern das Bestreben, dass der gläubige Mensch, in sich, Platz für Christus macht. 31

Außer der Christus-Mystik und der Liebe zu Jesus war die Buße ein herausragen-der Wesenszug dieser Frömmigkeit. Das Wesen dieser Buße war die aus der Betrach-tung des Kreuzes hervorbrechende Erschütterung, deren äußeres Zeichen auch Tränen sein konnten. Bei der wahren Buße wurden die Sünden aufgezählt, die Vermeidung der Sünde und auch die mögliche Wiedergutmachung wurden für wichtig gehalten. Mit der Buße war auch die Betonung dessen verbunden, dass die Sünden einander bekannt werden müssen. 32

In dieser reformiert-puritanischen Frömmigkeit waren die Prädestination und die Heilsgewissheit (certitudo salutis) stark vertreten. Nicht nur die Darstellung dieser Lehren erhielt in der ungarischen reformierten Frömmigkeitsliteratur ein starkes Ge-wicht, sondern auch die Betonung der sich aus diesen Lehren ergebenden ethischen Anforderungen. Eine dieser ethischen Anforderungen war, dass Gottes auserwählende und erlösende Gnade den Gläubigen ständig zur Bekehrung ermutigen sollte; die an-dere Anforderung war, dass wir unser Leben zur Ehre Gottes führen sollen; die dritte

28 Bodonhelyi, Az angol puritanizmus, p. 90.29 Dienes, A református kegyesség, p. 79.30 Jakab Jancsó, Az Idvezítőnek szerelmesihez való hűsége (Kolozsvár: 1734), p. 21. zitiert Dienes, A

református kegyesség, p. 77.31 Pál Medgyesi, Praxis Pietatis (Debrecen: 1636), pp. 344-345. Jakab Cseh Csúzi, Lelki bölcsességre

tanító Oskola (Debrecen: 1680), zitiert Bodonhelyi, Az angol puritanizmus, p. 126.32 Pál Medgyesi, Lelki A BE CE (Gyulafehérvár: 1645), p. 110, zitiert Bodonhelyi, Az angol puritanizmus, p.

95., siehe noch Dienes, A református kegyesség, pp. 70-71.

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war, dass der Christ auch andere zum Heil einladen soll, d.h. dass aus diesem Glauben an die Prädestination Mission hervorgehen soll. ‘Im Herzen der Puritaner brannte das Missionsfeuer des Aufrüttelns der Seelen.’ 33

Im reformierten Pietismus erschien neben den betonten Elementen der individu-ellen Frömmigkeit auch die Forderung der Bekehrung. Unter Zurückstellung der ein ausführliches Bekehrungserlebnis verlangenden Betonung des Hallischen und des Herrnhuter Pietismus, aber auch des englischen Puritanismus, legten die ungarischen reformierten Puritaner die Betonung statt auf das persönliche menschliche Erlebnis auf die Wirkung der Gnade und deren Ergebnisse. ‘Die tatsächliche Bekehrung ist eine solche Arbeit der Gnade, mit der der mit Sünden beladene Mensch, alle seine Sünden verabscheuend und verlassend, zu seinem Gott zurückkehrt und der Bekeh-rung gebührende Früchte trägt,’ 34 schreibt der ungarische puritanische Prediger Jakab Csúzi Cseh. Das heißt, dass der ungarische reformierte Pietismus jenes Erfahrungs-Christentum, das den ausländischen Puritanismus und den Pietismus an mehreren Or-ten charakterisierte, nicht vollständig übernahm.

In der Bekehrung sahen die ungarischen reformierten Puritaner die historische Tat-sache der Wirkung der Prädestination und der Gnade, deshalb legten sie die Betonung nicht auf die äußeren Umstände der Bekehrung, sondern auf den Beginn der gnaden-vollen Fortsetzung des Lebens. 35 Die Zurückhaltung gegenüber der Mitteilung des persönlichen Erlebnisses der Bekehrung findet ihre Wurzeln in der Überzeugung, dassauch dieses Ereignis im Leben jenes Menschen allein Verdienst der in Jesus Christus erschienenen, auserwählenden Gnade ist.

Welche wichtige Rolle bei der Ausübung der ungarischen Frömmigkeit das Gebet spielte, verrät die große Anzahl der im Umlauf befindlichen Gebetbücher. Im Laufdes 18. Jahrhunderts wurden die Gebetbücher zu wirklichen Volksbüchern. 36 Dabei spielte der deutsche Pietismus eine bedeutende Rolle, der die reformierte Frömmig-keit hauptsächlich über die ins Ungarische übersetzten Gebetbücher beeinflusste. 37 Gebetet wurde im Familienkreis oder allein, häufig kniend. Außer der Benutzungvon Gebetbüchern waren auch Gebete mit eigenen, frei gesprochenen Worten ver-breitet. Zum Gebet gehörte auch das Fasten als ein Mittel der Selbstverleugnung und Heiligung. 38

33 Medgyesi, Praxis Pietatis, p. 134. vgl. Bodonhelyi, Az angol puritanizmus, p. 131.34 Jakab Cseh Csúzi, Lelki bölcsességre tanító oskola (Debrecen: 1680.), p. 4, zitiert Bodonhelyi, Az angol

puritanizmus, p. 107.35 Éva V. Windisch, Kemény János és Bethlen Miklós művei (Budapest: 1980), p. 986, zitiert Dienes, A

református kegyesség, p. 74.36 Jenő Szigeti, ‘A XVIII. század első felének magyar protestáns imádságirodalma’ in József Barcza red. A

Magyarországi Református Egyház Teológiai Doktorai Kollégiumának Évkönyve, 1983, pp. 257-288.37 Es erschienen das Gebetsbuch von Johannes Arndt: ‘Keresztyéni jóságos cselekedetekkel teljes

paradicsom kertecske (Kolozsvár: 1698) Übers. István Szabó Huszti, und das Gebetsbuch von Johannes Gerhardt: ‘Liliomok völgye’ (Nagyszeben: 1745) Übers. Inczédi József.

38 Imre Révész, ‘Régi magyar imádkozók és imádságaik’, Protestáns Szemle (1924), pp. 73-81. 137-149. 193-198.

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Mit dem Lesen der Heiligen Schrift, dem Gebet und der Hausandacht war auch das Singen von Psalmen verbunden. Der Text der Psalmen war die ungarische Über-setzung der 150 Psalmen der Bibel, da gemäß der Puritaner der Inhalt der Gesänge Bibelworte sein mussten.

Die zentrale Frage in der ungarischen puritanischen Frömmigkeit war das Streben nach einem heiligen Leben, die sog. Heiligung. Unter der Heiligung wurde ein Gott gefälliges, moralisches Leben verstanden, das aus dem Familienleben, der Kleidung, der gewissenhaften Arbeit, der Wohltätigkeit, dem Bau der Gemeinde, der Heiligung des Sonntags sowie der Enthaltung von unmoralischen Vergnügungen bestand. 39 Die Motivation der Heiligung war für sie die zurechtweisende Gnade, das bedeutete, dass nach ihrem Glauben die Rechtfertigung und die Heiligung zusammengehören, letztere folgt aus der vorhergehenden. 40 Den anderen Beweggrund der Heiligung sahen sie im Bestreben nach einem reinen Gewissen. Ein großer Teil der puritanischen Erbauungs-schriften befasst sich mit dem Gewissen (casus conscientiae). ‘Für den puritanisch frommen Menschen wurde das ganze Leben zu einer Angelegenheit des Gewissens.’ 41 Das, was das Gewissen wach hält, ist das Gesetz, deshalb bezog sich die Frömmig-keitsliteratur ebenso wie die Predigt immer auf das Gesetz. 42

Zusammenfassend können wir sagen, dass die Spiritualität der ungarischen refor-mierten Frömmigkeit des 17.-18. Jahrhunderts unter puritanischen und pietistischen Einflüssen entstand. Diese Spiritualität war dennoch keine simple Kopie von diesen.Im Wesentlichen wich sie darin davon ab, dass die ungarische Frömmigkeit die Beto-nung von den menschlichen Erfahrungen auf die Wirkung der Gnade Gottes legte.

5.3 DIE PERSÖNLICHE FRÖMMIGKEIT VON FORGÁCS

5.3.1 Berufung – Bekehrung

Forgács äußerte sich über den Anfang seines geistlichen Lebens sehr wortkarg und ziemlich allgemein. Es gibt von ihm keine Bekehrungsgeschichte, die er niederge-schrieben oder uns hinterlassen hätte. In seinem Lebenslauf schreibt er darüber, wie er zur Theologie kam, dass ‘ich aus besonderer Gnade Gottes an die Budapester The-ologische Akademie gelangte.’ 43 Über den Beginn seines geistlichen Lebens sagte er später, dass er durch Aladár Szilassy bleibende geistliche Einflüsse erhielt. SeineEhefrau, Piroska Pongrácz erklärte nach dem Tod ihres Mannes, dass der Pfarrer von Léva, Dénes Tolnai, und Dezső Kutassy, sein ehemaliger Schulkamerad, ‘in ihm das

39 Jakab Cseh Csúzi, Lelki bölcsességre tanító oskola, pp. 149. 176. 179, zitiert Bodonhelyi, Az angol puritanizmus, pp. 162. 163. 167.

40 Mátyás Nógrádi, Idvösség kapuja (Kolozsvár: 1672), 1168, zitiert Bodonhelyi, Az angol puritanizmus, p. 144.

41 Bodonhelyi, Az angol puritánizmus, p. 149.42 Nógrádi, Idvösség kapuja, 1122, zitiert Bodonhelyi, Az angol puritanizmus, p. 152.43 Gyula Forgács, ‘Curriculum vitae’, in A Péczeli Református Egyház Adattára és Naplója, Péczel 1917.

Handschrift. RLH Péczel, p. 121.

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Angesicht Christi vertieft und erhellt haben.’ 44 Diesen Prozess ließ den Einfluss inihm weiter reifen, der ihn in der Bibelstunde des Theologieprofessors Aladár Szabó erreichte, in der er einmal plötzlich ausrief: ‘ich habe sie verstanden, bitte, ich habe sie verstanden, die göttliche Wahrheit des Evangeliums.’ 45

Aus all dem können wir folgern, dass Forgács keine spektakuläre Bekehrung erleb-te, wie Paulus oder Augustinus, die an ein kathartisches Erlebnis gebunden ist, dessen Zeitpunkt auch festgehalten werden kann. Er selbst schreibt über das Ereignis der Be-kehrung: ‘Die Bekehrung ist der wichtigste Wendepunkt in unserem Leben. Der Geist Gottes führt die Menschen nicht alle auf die gleiche Weise zur Bekehrung. Manche Menschen bekehrt er plötzlich, andere langsam, er führt sie geradezu unmerklich zu der Erkenntnis, dass sie auf eine dem Gesetz Gottes und seinem Willen widerspre-chende Weise leben.’ 46

In seinem Leben und auch in seinen Schriften kann also die geistliche Verwandt-schaft mit dem Begriff der ‘Bekehrung’ der ungarischen puritanischen Frömmigkeit erkannt werden, unter der man das wahre Erkennen von Jesus Christus und den An-fang der Fortsetzung des gläubigen Lebens verstand. 47 Auch im Falle von Forgács können wir von einem ‘evolutionären oder bundartigen’ 48 Bekehrungsprozess spre-chen. Über den gleichen Bekehrungsprozess berichtete auch Aladár Szabó, der den Beginn seines geistlichen Lebens auf das Lesen des von Imre Révész geschriebenen Lebenslaufes von Calvin zurückführte und über den Prozess seiner Bekehrung das Folgende schrieb: ‘Die Strahlen der Gnade Gottes nahm meine Seele nur sehr lang-sam nacheinander auf…’ 49

Im Mittelpunkt der Frömmigkeit von Aladár Szabó und Forgács stand die Person des gekreuzigten und auferstandenen Christus; mit ihm eine persönliche Verbindung zu pflegen, betrachteten sie als ihre Hauptaufgabe. Die Tatsache, dass weder AladárSzabó noch Forgács in ihren später geschriebenen Lebensläufen den Beginn ihres geistlichen Lebens mit einem anthropozentrischen Bekehrungserlebnis verbanden, lässt darauf schließen, dass sie sich in dieser Beziehung nicht in den Spuren des deut-schen Pietismus, auch nicht des englischen Puritanismus, sondern in den Spuren der ungarischen puritanischen Frömmigkeit bewegten. 50

Im Bekehrungsprozess von Forgács war nicht nur die Annahme der Gnade ein wichtiges Element, sondern auch die gleichzeitige Erkenntnis seiner Berufung. Er

44 József Éliás, ‘Az örökélet…’, in Református Jövő, 11/32 (1941), p. 2.45 Aladár Szabó, Kegyelem által (Gödöllő: Ausgabe des Verfassers, 1941), p. 107.46 Gyula Forgács, Konfirmációi olvasókönyv és káté (Tahitótfalu: Sylvester Ausgabe, 1928), p. 31.47 Simeon Lukács Borosnyai, Temetési prédikáció (Kolozsvár: 1775). Siehe noch Dienes, A református

kegyesség, p. 73. 48 Diesen Ausdruck verwendet Jenő Sebestyén: Jenő Sebestyén, ‘Soteriologia és ecclesiologia’ in

Református Dogmatika (Budapest: a Budapesti Ref. Theol. Akadémia Kurzustára, 1940), p. 48.49 Szabó, Kegyelem által, pp. 26-27. 29.50 Über den Pietismus von Aladár Szabó müssen wir auf jeden Fall differenzierter sprechen, weil weder

die Frömmigkeit, noch die Ekklesiologie Szabós in eine traditionelle lutheranische pietistische Richtung eingestuft werden konnten. Die Notwendigkeit der differenzierten Analyse dieses lässt auch A.-M. Kool spüren. A.-M. Kool, God Moves in a Mysterious Way, p. 125.

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selbst äußerte sich darüber wie folgt: ‘Die ersten Anleitungen und geduldige Hilfe erhielt ich von denjenigen, die in der Pionierarbeit unserer Inneren Mission ihre kör-perlichen und geistlichen Kräfte für Christus und für die Kirche aufopferten. Aladár Szabó und Aladár Szilassy waren diejenigen, die in mir durch ihren ausdauernden Eifer den unwiderstehlichen Drang weckten, das sanfte Joch Christi aufzunehmen.’ 51 Daraus ergibt sich auch, dass bei ihm nicht so sehr der Beginn der Bekehrung, sondern viel mehr deren Ergebnis wichtig war. Bei ihm gehörten diese beiden so eng zusammen, dass er in seinem für Pfarrer geschriebenen Buch die Bekehrung direkt mit der Beru-fung verbindet. ‘Auslöser der Tätigkeit der Inneren Mission der Gemeinde kann nichts anderes sein, als das Leben des Pfarrers, das der Geist Gottes in ihm weckt.’ 52 Aber den Moment der Berufung und der Sendung verband er nicht nur hinsichtlich der Pastoren miteinander, sondern auch hinsichtlich aller bekehrten Menschen: ‘Sind also alle wirk-lichen Anhänger von Christus Missionare? Ja!’ – schreibt er in seinem Lebenswerk. 53 Deshalb bezeichneten wir Forgács’s Frömmigkeit, die ihn bis zu seinem Lebensende charakterisierte, am Anfang dieses Kapitels als Missionsspiritualität.

5.3.2 Die Rolle der Bibel und des Gebets

Forgács’s Missionsbekenntnis war, dass ‘Jesus Christus der größte Gesandte Gottes ist. Er steht an der Spitze und gleichzeitig im Mittelpunkt der Missionsarbeit.’ 54 Des-halb stand im Mittelpunkt seiner Spiritualität die Pflege der unio mystica cum Christo. Nach dieser Communio muss der christliche Mensch streben. Ein subjektives Element der Pflege der Gemeinschaft mit Christus ist bei Forgács der persönliche Glaube, da‘wir die persönlichen Befehle und Pflichten aus der im Glauben an Christus gewonne-nen heiligen Gemeinschaft hören müssen…’ 55 Das zweite subjektive Element ist die Liebe zu Jesus. In seinem für junge Leute geschriebenen Buch können wir lesen: ‘Das andere Hauptelement unseres inneren Verhältnisses zu Jesus ist die Liebe.’ 56 Neben der Arbeit des Heiligen Geistes bei der Verwirklichung und Pflege der Verbindung mitChristus betonte er besonders auch die Verantwortung und Aktivität des Menschen. Er hob stark hervor, dass wir ‘uns üben müssen’ in der Nachfolge Jesus (imitatio Christi). Das ist der asketische Zug der Spiritualität von Forgács. 57

Zur Ausübung und Pflege der ‘geistlichen Gemeinschaft mit dem Oberhirten’ ge-hören seiner Meinung nach auch noch zwei objektive Elemente: ‘Versinken in der Heiligen Schrift und das Gebet’, die er als ein ‘Flügelpaar’ bezeichnet, das den Men-

51 Forgács, A belmisszió, p. VI.52 Forgács, A belmisszió, p. 677.53 Forgács, A belmisszió, p. 7.54 Forgács, A belmisszió, p. 5.55 Forgács, Az élet reggelén (Debrecen: Hegedűs és Sándor könyvkiadó hivatala, 1933), pp. 36-37. Siehe

noch Forgács, A belmisszió, p. 681.56 Forgács, Az élet reggelén, p. 37. Siehe auch Forgács, Konfirmációi olvasókönyv, p. 33.57 J. A. B. Jongeneel, Missiologie II. Missionaire Theologie (’s- Gravenhage: Uitgeverij Boekencentrum

B.V., 1991), pp. 36-38.

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schen in die Gemeinschaft mit Christus hebt. 58 Für Forgács ist die Bibel eine göttliche Offenbarung, ‘ein unentbehrlicher Wegweiser für den das Heil suchenden Menschen, eine unerschöpfliche Quelle für die das Reich Gottes verkündigenden Arbeiter.’ 59 Sei-ne Überzeugung war es, dass der Mensch Gott, sich selbst und die ihn umgebende Welt nur aus der Bibel wirklich erkennen und kennen lernen kann. Deshalb betonte er auch besonders, dass man die Bibel regelmäßig, ja täglich, lesen muss. In seinen Büchern und in Zeitungsartikeln drückt er ausführlich aus, nach welchen Gesichtspunkten und nach welchem System man die Bibel lesen muss. 60 In einem redaktionellen Artikel empfiehlt er, die ‘alte ungarische calvinistische Praxis’ wieder neu einzuführen, dassin den Gottesdiensten sonntagvormittags ein längerer zusammenhängender Teil aus der Bibel vorgelesen wird. 61 In der Betonung des Gebrauchs der Bibel ist auch die geistliche Verwandtschaft mit der reformierten puritanischen Frömmigkeit erkenn-bar. Dies sehen wir daraus, dass er in seinem über die Innere Mission geschriebenen Buch als nachzueifernden Beispiel die Aufzeichnungen und Gebete des Fürsten von Siebenbürgen, György Rákóczy I. (1593-1648), ausführlich zitiert. Diese hatte dieser bekannte Unterstützer der ungarischen Puritaner in den Jahren 1621, 1625, 1632 in seine eigene Bibel geschrieben. Aus ihnen geht hervor, dass der Fürst täglich dreimal die Bibel las. Am Tage kürzere Abschnitte und abends zwei Kapitel. Das versäumte der Fürst im Laufe seines Lebens nie. 62 Das erachten wir deshalb für wesentlich, da es gerade das beharrliche Bestehen auf der Heiligen Schrift war, das später die ungari-schen reformierten Christen vor der Schwärmerei und der falschen Mystik bewahrte.

Das Gebet hatte in der Spiritualität von Forgács ebenfalls eine große Bedeutung. 63 Bei ihm ist das Gebet eine Gelegenheit des Anhaltens vor dem Angesicht Gottes, wenn sich der Mensch ‘im Namen Jesus vor Gott demütigt, dankt und bittet.’ 64 Auf-fallend ist, dass er, bevor er über die Wichtigkeit der regelmäßigen Ausübung des persönlichen Gebets schreibt, ausführlich den Zusammenhang von Gebet und Mis-sion darlegt. 65 Er ist davon überzeugt, dass jede Missionsarbeit mit dem Gebet ihren Anfang nimmt, weil der Christ während des Gebets seine Berufung und das Verlangen

58 Forgács, A belmisszió és cura pastoralis kézikönyve (Pápa: Református Főiskolai könyvnyomda, 1925), p. 701.

59 Forgács, ‘Olvassuk a Bibliát!’, Kis Tükör, XII/1 (1904), pp. 1-2. Forgács, A belmisszió, p. 345.60 Forgács, A belmisszió, pp. 364-370. Siehe noch Forgács, Konfirmációi olvasókönyv, pp. 45-46. Forgács,

‘Hogyan olvassuk a Bibliát?’, Kis Tükör, XII/11(1904), pp. 58-59. Forgács, ‘A Biblia jelentőségéről’, Az Út, III/9-10 (1917), pp. 199-202.

61 Forgács, ‘Bibliaolvasás a templomban’, Reformáció, V/1 (1924), pp. 13-15.62 ‘Gesegnet sei der heilige Name meines gnädigen und sehr barmherzigen Gottes, der zuließ, dass ich mit

seiner großen Hilfe alle Bücher des Alten und des Neuen Testaments in Sárospatak am 30. August 1625, abends um 8 Uhr beenden durfte. Ich bete und ehre den Gott der Dreifaltigkeit und bitte ihn auch auf diesem Wege, das Ende meines Lebens in Seiner wahren Kenntnis und Furcht der Heiligkeit und Güte, in der Verfolgung und Ausübung göttlicher Dinge zu erreichen. Amen. Amen. Amen. Zitiert Forgács, A belmisszió, pp. 364-365.

63 Forgács, ‘A bibliaolvasás és imádkozás a lelkipásztor munkájában’, Keresztyén Lelkipásztor, II/2 (1916), pp. 167-168.

64 Forgács, A belmisszió, p. 397.65 Forgács, A belmisszió, pp. 393-397.

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zur ‘Rettung von Seelen’ erhält. Er betrachtet das Gebet auch als einziges Mittel für das Gewinnen von Missionsmitarbeitern. 66 Ausführlich lehrt er, dass das Gebet nicht auf einen bestimmten Zeitpunkt beschränkt werden kann, weil das tägliche Leben vol-ler solcher Probleme und Aufgaben ist, während der wir von der großen Möglichkeit des Gebetes Gebrauch machen können. Nach dem Tod von Forgács schrieb jemand, der ihn würdigte, das Folgende über ihn: ‘Gott erlaubte ihm auch, was er sonst nur den Ausgewählten erlaubt, dass er nach dem Gebet in ein besseres Heim zieht’, 67 damit darauf verweisend, dass ihm am Sonntag vor dem Gottesdienst, während des Gebets, schlecht wurde und er innerhalb weniger Minuten starb.

Das Lesen der Bibel und das Gebet verband er eng miteinander. Wenn er von der Bedeutung des regelmäßigen Lesens der Bibel schreibt, macht er darauf aufmerksam, dass man, bevor man die Bibel öffnet, ‘demütig in sich gehend, betet, Gott besonders darum bittend, das er uns in Seinem Wort Seinen Willen zu erkennen gibt.’ 68 Die Ge-betsstunden, in denen die Gemeindemitglieder zum Gebet zusammenkamen, begann er immer mit dem Lesen der Bibel.

Abschließend müssen wir erwähnen, dass Forgács auch das Singen als ein wich-tiges Element der Ausübung der Frömmigkeit betrachtete. Auch in dieser Beziehung setzte er die von den ungarischen reformierten Puritanern ausgeübte Praxis fort. Seine Schriften über die Wichtigkeit des Gesangsunterrichts und die Bedeutung des Singens erschienen auch in mehreren Zeitungen. Er wich jedoch darin von den puritanischen Gewohnheiten ab, dass er nicht nur das Singen von Psalmen betrieb. 69

5.3.3 Die Heiligung

In der Spiritualität von Forgács nimmt das Erleben der Folgen der persönlichen Ge-meinschaft mit Christus im täglichen Leben, die Heiligung, einen zentralen Platz ein. Wenn er von der Notwendigkeit des geheiligten Lebens des Pfarrers schreibt, ist sein Ausgangspunkt, dass der ‘Pfarrer auch Missionar’ ist, dessen geheiligtes Leben ‘der Auslöser der Tätigkeit der Inneren Mission der Gemeinde ist.’ 70 In seinem für sich auf die Konfirmation vorbereitende junge Menschen geschriebenen Buch drückt er aus,dass die Heiligung im Leben des Christen ein solcher Prozess ist; die erste Lektion besteht darin, Jesus zu lieben; die zweite ist, seinen Willen kennen zu lernen, den Er in seinem Gesetz, den zehn Geboten, offenbart hat. Ziel von alledem ist, dass sie, sich selbst verleugnend, ‘dieses immer treu erfüllen, egal wohin Gott sie schickt.’ 71 Da der Ausgangspunkt des Prozesses der Heiligung die Suche und das Kennen lernen

66 Forgács, A belmisszió, p. 394. Forgács, ‘Az imádság értéke’, Hajnal, XX/3 (1934), pp. 1-2.67 András Koczogh, ‘Emlékezés Forgács Gyulára’, Hajnal, XXVII/8 (1941), pp. 5-6.68 Forgács, Konfirmációi olvasókönyv, p. 77.69 Forgács, ‘Ének a keresztyén egyházban’, Az Út, III/11-12 (1917), pp. 262-264. Forgács, ‘Az ének’,

Sárospataki Református Lapok, XXII/3 (1927), pp. 11-12. Forgács, ‘A vallásos énektanítás’, Reformáció, VII/10 (1927), pp. 130-132. VII/11 (1927), pp. 147-150. VII/12 (1927), pp. 152-163, VIII/1 (1928), pp. 11-12. VIII/3 (1928), pp. 55-56.

70 Forgács, ‘Cura Pastoralis’, in A belmisszió, p. 677.71 Forgács, Konfirmációi olvasókönyv, pp. 32-34.

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des Willens Gottes sind, beschreibt er ausführlich, nach welchen Gesichtspunkten der Christ die Bibel lesen sollte: ‘stellen wir fest, was sie uns zur Kenntnis bringen will, worauf sie aufmerksam macht, wofür sie uns tadelt, welchen Auftrag sie erteilt und wozu sie ermutigt.’ 72 Als einen weiteren Bestandteil des Prozesses der Heiligung betrachtete er auch den Kampf gegen die Sünde: ‘das ganze Leben des Christen ist eine Bekehrung, d.h. eine ständige Annäherung an Gott und ein ständiges Fortschrei-ten in Richtung des Heils.’ 73 An anderer Stelle sagt er, dass die Heiligung in einem ständigen Kampf zwischen dem neuen Menschen und dem alten Menschen stattfin-det. ‘Der Pfarrer ist ein Christ, der durch Christus ein neues Leben lebt, in dem er mit dem alten Menschen kämpft, aber zunehmend wächst zur Ähnlichkeit des Angesichts von Jesus.’ 74 Wir können also sehen, dass Forgács jene typische reformierte Heili-gungslehre vertritt, die im Geiste des Heidelberger Katechismus die Ausübung der Frömmigkeit im Prozess des Ablegens des alten Menschen und der Aufnahme des neuen Menschen bestimmt. Auch an diesem Punkt ist erkennbar, dass Forgács Vertre-ter jener reformierten pietistischen Frömmigkeit ist, die bei den englischen Puritanern Richard Baxter (1615-1691) und in der holländischen Richtung ‘Nähere Reformation’ Willem Teellinck (1579-1629) oder auch Gijsbert Voetius (1589-1676) vertraten. 75

Die Lebensgemeinschaft mit Christus muss gemäß Forgács in Kleidung, Redewei-se, Verhalten im Familienkreis, in der Seelsorge für die Familie, in der Erziehung der Kinder, im Zeitvertreib und auch im gesellschaftlichen Leben des Pfarrers sichtbar sein. 76 Uns ist über ihn bekannt, dass er alle diese Prinzipien auch in seinem persönli-chen Leben ernst nahm. In seinem ganzen Leben lebte er sehr bescheiden und führte ein puritanisches Leben. Er führte eine vorbildliche Ehe und mit seiner Frau, die ihm in der Mission als Mitarbeiterin zur Seite stand, lebte er in harmonischer Liebe. 77 In seinem für Pfarrer geschriebenen Buch drückt er im Kapitel ‘Persönlichkeit und Pri-vatleben des Pfarrers’ aus, dass die Lebensführung des Christen Freiheit ist und keine gesetzliche Vorschrift. Das bedeutete nicht, dass er das Gesetz Gottes vernachlässigte, weil auch das Gesetz seinen Platz in seiner Frömmigkeit hatte. Er bekannte sich nicht zu jener Rolle des Gesetzes, die zu einem heiligen Leben motiviert. Außer der posi-tiven Bewertung des Pietismus 78 kritisierte er die gesetzliche ‘Einseitigkeit’ einiger ihrer Vertreter. Im Blick auf Francke weist er darauf hin: ‘statt den zur Verdammung verurteilten groben Unterhaltungen sorgte er nicht für edle, unschuldige Unterhaltun-gen. Im hallischen Waisenhaus waren alle Spiele verboten, sogar Ballspiele.’ 79 Wäh-

72 Forgács, Konfirmációi olvasókönyv, p. 78.73 Forgács, Konfirmációi olvasókönyv, p. 31.74 Forgács, ‘Cura Pastoralis’, in A belmisszió, p. 697.75 Siehe Jan A. B. Jongeneel, Missiologie. II. Zendingswetenschap (’s-Gravenhage: 1986), p. 32. Siehe

noch Jos Colijn, Egyháztörténelem, pp. 302-304. 76 Forgács, ‘Cura Pastoralis’, pp. 703-708.77 Mit rührender Liebe äußerte seine Frau über ihn: József Éliás, ‘Az örök élet már a földön az enyém lett’,

Református Jövő, 11/32 (1941), p. 2.78 Forgács, A belmisszió, pp. 121-122.79 Forgács, A belmisszió, p. 121.

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rend er die positiven Seiten der Bewegung der ungarischen Puritaner aufführte, warf er auch ihnen dieses rigorose und lieblose Verhalten vor. 80 Gemäß Forgács konnten diese Übertreibungen des Pietismus und des Puritanismus in der Reformierten Kirche keinen größeren Einfluss ausüben.

Diese Erkenntnis motivierte Forgács darin, ein befreiteres Christentum zu vertre-ten. Deshalb schrieb er die Sätze, die zu dieser Zeit für die damaligen Frommen etwas skandalös klangen, dass der Christ frei ist, gute Laune zu haben, ‘wir sollen nicht meinen, dass eine lustige Gesellschaft, ein Glas Wein oder ein aus mehreren Gängen bestehendes Mittagessen den Menschen zerstört. Sehr schlimm ist, wenn jemand des-halb nicht sündigt, weil es verboten ist.’ 81 Die Askese der Spiritualität von Forgács bedeutete also nicht ein sich Abwenden von der Welt oder ein Einkehren in sich. Bei ihm bedeutete die fromme Lebensweise die Ablehnung dessen, was den Menschen in seiner Verbindung mit Gott behindert und daran hindert, dass er das Reich Gottes hier auf der Erde bauen kann. Dass dieses bei ihm nicht nur Theorie war, ist auch daraus ersichtlich, dass nach seinem Tode bei der Würdigung seines Lebens, András Koczogh und Géza Takaró erwähnten, dass der im Alter von 62 Jahren verstorbene Forgács in der Arbeit für das Reich Gottes verbrannt ist, 82 d.h. auch andere sahen so sein Leben. Ein charakteristischer Zug seiner Frömmigkeit ist weiterhin, dass er, während er über die Verantwortung des Menschen zur Ausübung der Gemeinschaft mit Christus spricht, auch bekennt, dass das christliche Leben nicht aus eigener Kraft gelebt oder produziert werden kann.

Besonders befasst sich Forgács mit dem Ziel der persönlichen Heiligung des christ-lichen Pfarrers. Dieses Ziel ist seiner Meinung nach die Beglaubigung der Predigt und der Arbeit des Pfarrers. In der Predigt, in der Missionsarbeit ist die persönliche Lebensweise des Pfarrers ‘das Salz, das die Predigt zu einer geschmackvollen geist-lichen Speise macht.’ 83 Wenn der Pfarrer kein geheiligtes und auch keine für andere sichtbare Lebensweise führt, wird seine Predigt zu einer leeren Rede. Die Verbindung des geheiligten Lebens mit der Mission weist auch eine große Verwandtschaft mit dem Puritaner Baxter auf, der das geheiligte Leben ebenfalls mit der Mission verband: ‘Wer für andere das Mittel des Heils sein will, muss auch auf sich selbst achten, denn Gott lässt in den seltensten Fällen durch die Mühen, also nicht geheiligtes Leben führenden Menschen, Früchte wachsen.’ 84 Auch Forgács sah das Ziel der geheiligten Lebensführung hauptsächlich in der Mission. Seine derartige Überzeugung spiegelte auch seine Feststellung wider, dass ‘die Speisung der Gemeinde auf den Lebensein-flüssen beruht.’ 85

80 Forgács, A belmisszió, p. 190.81 Forgács, A belmisszió, p. 709.82 András Koczogh, ‘Emlékezés…’ p. 6. Géza Takaró, ‘Drága élet, drága halál’, Amerikai Magyar

Reformátusok Lapja, XLI/13 (1941), p. 3. 83 Forgács, A belmisszió, p. 694.84 Richard Baxter, The Reformed Pastor (1656) übers. Jenő Czakó, A református lelkipásztor (Budapest:

Bethánia Kiadás, 1945), p. 80.85 Forgács, A belmisszió, p. 694.

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5.3.4 Das Familienleben von Forgács

Ein genauer Spiegel der Spiritualität von Forgács war sein Familienleben. Obwohl er im Kindesalter wegen der Scheidung seiner Eltern bereits früh den Zerfall seiner Familie er-lebte, was auch seine spätere Anhänglichkeit zu den Mitgliedern seiner Familie begründen kann, stand dennoch das christliche Leben als Beweggrund hinter diesen Beziehungen.

Er führte einen regen Briefwechsel mit seinem Vater, in dem er mit der größten kindlichen Achtung schreibt. Als sein Vater nach langen Jahren wieder zum katholi-schen Glauben zurückgekehrt war und sogar seine früher in einer reformierten Kirche geschlossene Ehe, noch einmal in einer römisch-katholischen Kirche geschlossen hat, schreibt er seinem Sohn, der deswegen seine Besorgnis ausdrückte, einen aufgebrach-ten Brief. Forgács antwortet auch auf diesen Brief, während er die biblische Wahrheit entschieden vertritt, mit großer Achtung, indem er seinen Vater weder verurteilt, noch verletzt. 86 Mit der zweiten Frau seines Vaters, die in den römisch-katholischen Glauben hineingeboren wurde, führte er mehrmals evangelistische Gespräche und Briefwech-sel, in dem er bestrebt ist, sie zum Lesen der Bibel und regelmäßigen Beten anzuhalten. Als sich diese Frau wegen der schweren Natur ihres Mannes beklagt, tröstet Forgács sie in einem herzlichen, seelsorgerischen Brief und ermutigt sie mit einem Bibelwort. 87 Zahlreiche Briefe beweisen, dass er bis zu seinem Lebensende auch mit seinen Ge-schwistern (Margit Forgács und Janka Forgács) innige Beziehungen pflegte.

Eine wichtige Rolle in seinem Leben spielte seine Frau Piroska Pongrácz. Sie er-wies sich in der Missionsarbeit als würdige Partnerin von Forgács. Im Leben der ungarischen reformierten Gemeinden kam außer dem Pfarrer auch der Pfarrfrau eine bedeutende Rolle zu. Die Gemeinde erwartete, dass sie ihrem Ehemann in der Missi-on, bei der Organisation der Gemeindeveranstaltungen, in der Seelsorge der Frauen und Mädchen sowie in der Mission unter den Kindern eine unterstützende Partnerin ist. Auch Forgács war der Meinung, dass er seine Ehe der Angelegenheit des Baus des Reiches Gottes unterordnen muss. 88 Piroska Pongrácz übernahm diesen Dienst. Wie ernst sie das nahm, zeigt einer ihrer Vorträge, den sie auf einer für Pfarrfrauen abge-haltenen Konferenz in Budapest hielt und dessen Titel lautete: ‘Was kann die Ehefrau eines Pfarrers in der Gemeinde tun?’ 89 In ihrem Vortrag sprach sie darüber, dass die Ehefrau eines ungarischen reformierten Pfarrers nicht der Gemeindearbeit fernbleiben kann und auch mit ihrem Familienleben sowie mit der Hausarbeit die Missionsarbeit ihres Mannes unterstützen muss. Welche wichtige Rolle die Ehefrau des Pfarrers im Leben der ungarischen reformierten Gemeinden spielte, sehen wir auch daran, dass sich Forgács in seinem für Pfarrer geschriebenen Buch gesondert mit diesem Thema befasst. Wer das Familienleben von Forgács kennt, sieht sofort, dass für das, was er

86 Gyula Forgács ref. lelkész iratai (1895-1940) C/27. Box 5. Brief 1210. RLt. Bp.87 Gyula Forgács ref. lelkész iratai (1895-1940) C/27. Box 5. Brief 1190. RLt. Bp.88 Seine Ehefrau bekannte dazu: ‘Als er um meine Hand anhielt, sagte er offen, dass für ihn vor allen

Dingen das allererste, auch noch vor dem Familienleben, der Dienst für Gott das Wichtigste ist’. József Éliás, ‘Az örökélet…’ p. 2.

89 Gyuláné Forgács, ‘Mit tehet a lelkipásztor felesége a gyülekezetben?’, Reformáció, V/1(1924), pp. 2-11.

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über die Rolle der Pfarrfrau schreibt, seine eigene Frau als Beispiel galt. 90 Während seines Lebens erreichten Forgács viele verschiedene Angriffe, aber sein beispielhaftes Familienleben und seine Ehe wurden nie angegriffen.

Forgács war auch der Pfarrer seiner Familie. In seiner Ehe wurde nur ein Junge geboren, der, wie gesagt, am 1. Februar 1918 im Alter von neun Jahren infolge einer Hirnhautentzündung innerhalb von 24 Stunden starb. Ergreifend ist, was später die Mutter des Kindes über dieses Ereignis berichtet hat: ‘Unseren im Alter von neun Jah-ren verstorbenen kleinen Sohn hat er (sein Vater) so vorbereitet, dass er, als wir dem Kind am Totenbett etwas zum Essen angeboten hatten, sagte, dass er nach Hause geht und erst dort wird er im ewigen Zuhause wieder essen.’ 91 Forgács lebte also auch, wie seine puritanischen Vorgänger, zu Hause seinen Glauben. In seiner heimischen Spiri-tualität spielte die puritanische Frömmigkeit eine bedeutende Rolle; in ihr ist einer der bereits früher erwähnten Ecksteine, die Gewissheit des Heils (certitudo salutis), die er auch in seinem sterbenden Jungen bekräftigen wollte. Das konnte jedoch nur der tun, in dessen Gesprächen in der Familie oder in dessen Hausandachten die Frage des ewigen Lebens bereits früher ein Gesprächsthema war.

5.4 DIE ROLLE DER GEMEINSCHAFT (KONVENTIKEL) IN DER SPIRITUALITÄT VON FORGÁCS

5.4.1 Die Rolle der Gemeinschaft in der Missionsarbeit

Im persönlichen Leben und in seinen über die Mission Zeugnis ablegenden Prinzi-pien spielte die Gemeinschaft eine wichtige Rolle. Dieser Begriff bedeutete bei ihm, ebenso wie in der Literatur über die ungarische Mission, die geistliche Verbindung und Zusammenkunft der ähnlich denkenden und die gleiche Frömmigkeit ausüben-den Menschen, in deren Rahmen sie über ihre geistlichen Erfahrungen sprachen und gemeinsam für gemeinsame Ziele beteten. Im Erkennen der Bedeutung einer derar-tigen geistlichen Gemeinschaft spielte bei Forgács eine große Rolle das, worüber er schrieb: ‘seit meiner Zeit als Theologiestudent konnte ich in einer vom Missionsgeist durchdrungenen Gemeinschaft von Menschen leben.’ 92 Damit wies er darauf hin, dass die an der theologischen Fakultät um Aladár Szabó gebildete Studenten-Bibelstunde und die in der Schottischen Mission gefundene geistliche Gemeinschaft, die er regel-mäßig aufsuchte, nicht nur um Dienst zu tun, sondern auch um das Wort zu hören und zu beten, auf ihn einen bleibenden Einfluss ausgeübt haben. Dieser Einfluss ist auchspäter in seinem Missionsprogramm zu erkennen, in dem er verkündete, dass ‘die sich mit der Missionsarbeit der Kirche befassenden Gemeindemitglieder in einer geistli-chen Gemeinschaft’ organisiert werden müssen. 93

90 Forgács, ‘A belmisszió’ pp. 704-705. András Koczogh, ‘Emlékezés Forgács Gyulára’, Hajnal, XXVII/8 (1941), p. 6.

91 József Éliás, ‘Az örökélet…’, Református Jövő, p. 2.92 Forgács, ‘A belmisszió’, p. VI.93 Forgács Gyula, A Református Misszió Irányelvei (Sárospatak: Ref. Főiskola Könyvnyomdája, 1931), p. 3.

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Bis zu seinem Lebensende liebte er die Gemeinschaft. Er suchte und fand immer Christen, die auf die gleiche Weise wie er über die Nachfolge Jesus, die Mission und die Erweckung dachten. Später fand er diese geistliche Gemeinschaft in den Vereinen, in denen er mit sehr vielen Freunden und Mitstreitern, die ähnlich wie er dachten, Kontakte pflegte. Mit mehreren dieser Personen blieb er bis zu seinem Lebensende inVerbindung. Zahlreiche Briefe legen darüber Zeugnis ab.

Seitdem er im Jahre 1910 Pfarrer in Péczel wurde, wurde für ihn die Mitarbeiter-gemeinschaft in der Gemeinde das Wichtigste. Mit deren Mitgliedern besprach er re-gelmäßig seine Missionspläne und mit ihnen betete er gemeinsam für deren Verwirk-lichung. Später bedeuteten für ihn die innerhalb der Gemeinde gebildeten verschiede-nen Ausschüsse und Ortsvereine diese Gemeinschaft. Obwohl er diese Gemeinschaf-ten formte, wirkten sie auch gleichzeitig auf ihn. In der Cura Pastoralis schreibt er ein eigenes Kapitel unter dem Titel ‘die Mitarbeiter des Pfarrers’. Sein Grundprinzip war, dass ‘alle Gemeindemitglieder, die sich an Gott wenden, Jünger des Pfarrers sind, die er zu seinen Mitarbeitern erziehen muss.’ 94 Die Unterweisung der sich ‘Gott zu-gewandten’ Gemeindemitglieder und deren Prägung zu einer Gemeinschaft betrach-tete er als besondere Missionsaufgabe. 95 Diese Aufgabe begann er zum ersten Mal in Péczel und später, auf der Grundlage der in Péczel gesammelten Erfahrungen, plan-mäßiger in Sárospatak. In Sárospatak bemühte er sich, auch die Pfarrer der umliegen-den Gemeinden in diese Gemeinschaft mit einzubeziehen. Da er sah, dass der größte Teil der reformierten Gemeinden von einander isoliert lebten, versuchte er auch die Gemeinschaft der Mitglieder der Gemeinden untereinander zu stimulieren. 96 Forgács war also bis zu seinem Lebensende ein die Gemeinschaft suchender und erbauender Mensch. Nachdem er nach Angriffen von verschiedensten Seiten und Enttäuschungen Sárospatak verließ, wählte er nicht die Vereinsamung, sondern fand in der Gemein-schaft der Schottischen Mission wieder ein geistliches Zuhause.

Obwohl er ein Gemeinschaftsmensch war, dachte er in erster Linie nicht über eccle-siola, sondern über die Gemeinschaft, über die Kirche nach. Den Gedanken ecclesiola in ecclesia des Pietismus übernahm er nicht. Die Gemeinschaft war für ihn nicht nur ein geistliches Zuhause, sondern auch Mittel der Inneren Mission zur Erweckung der Reformierten Kirche. Sein Endziel war es, ‘dass sich die Gemeinde in ihrer Gesamt-heit unter den Hirten von Jesus Christus unterordnet’, 97 d.h., dass die ganze Gemeinde zu einer geistlichen Gemeinschaft wird.

5.4.2 Die Spiritualität der brückenbauenden Absicht

In einem nach Forgács’ Tod erschienenen Nekrolog können wir das Folgende lesen: ‘Obwohl er sich streng an seine Überzeugung hielt, konnte er auch die Überzeu-

94 Forgács, ‘A belmisszió’, p. 737.95 Forgács, ‘A belmissziói bizottság munkarendje a gyülekezetben’, Reformáció, IV/9 (1923), pp. 200-

204.96 Forgács, A Református Misszió Irányelvei, p. 14.97 Forgács, ‘A belmisszió’, p. 711.

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gung anderer achten und bemühte sich überall um eine friedliche und harmonische Zusammenarbeit.’ 98 Diesen Punkt möchten wir deshalb hervorheben, weil die Erwe-ckung der Inneren Mission auch in Ungarn von vielerlei Spannungen, Diskussionen und Gegensätzen begleitet war. 99 Ein Teil der Spannungen kam zwischen den Vereinen auf und ein anderer Teil zwischen den Vereinen und der Leitung der Kirche. Diese Dis-kussionen und Streitigkeiten führten in einigen Fällen zur Spaltung der Vereine und zu unwürdigen Auseinandersetzungen. Sie schwächten die Kraft der Erweckung der Inne-ren Mission und die Glaubwürdigkeit des Evangeliums. Das alles erkannte Forgács be-reits schon klar als Theologiestudent. Ein Teil der Diskussion entstand über die Art und Weise der Ausübung der Frömmigkeit. Der eine Verein erhob strengere Anforderungen gegenüber seinen Mitgliedern, der andere schwächere, und darüber wurde gestritten. 100

Ab 1920 entstand ein andersartiger Streit zwischen den Vereinen, die die Erwe-ckung der Inneren Mission und deren Arbeit vertraten. Die Diskussion löste der The-ologieprofessor Jenő Sebestyén aus, der ‘bei der Entfaltung der Arbeit der Inneren Mission’ eine bedeutende Rolle spielte und später auch Sekretär des 1908 gegründe-ten Calvin-Verbandes (Kálvin Szövetség) wurde. Sebestyén gab 1920 unter dem Titel Kálvinista Szemle eine neue Zeitung heraus, in deren erster Nummer bereits eine star-ke Kritik gegenüber der durch den Bethania-Verein durchgeführten Evangelisation erschien. 101 Das Wesen der Kritik bestand darin, dass die durch den Bethania-Verein durchgeführte Evangelisation nur auf die Bekehrung und Frömmigkeit des einzelnen Menschen drängte, aber den Bekehrten nicht half, sie zu bekenntnistreuen Mitgliedern der Reformierten Kirche zu machen, d.h. dass der Bethania-Verein ein solches inter-konfessionelles Christentum vertritt, das die Reformierte Kirche mit der Spaltung be-droht. Diese Kritik dehnte Sebestyén auf einem am 26. Mai 1920 gehaltenen Vortrag neben dem Bethania-Verein auch auf die Vereinigungen KIE (CVJM) und MEKDSZ (CSW) aus. 102 Die Mitglieder dieser Vereine wurden als ‘allgemeine Christen’ bezeichnet, 103 und die durch Sebestyén eingeleitete Bewegung als ‘historischer Calvinismus.’ 104 Die sich selbst als ‘historischer Calvinismus’ bezeichnende Richtung wurde später von

98 Sándor Csia, ‘Forgács Gyula’, Mustármag, XXXVIII/8 (1941), p. 72.99 Siehe Richárd Bodoky, Anyaházi diakónia az egyházban (Bp.: 1942) p. 208. Siehe noch Béni Szikszai,

Ahogy én láttam. Ébredés történet 1890-1974 (Handschrift: 1974), p. 33.100 Szikszai, Ahogy én láttam (Handschrift: 1974), pp. 33. 101 ‘Két konferencia’ (ohne Unterschrift), Kálvinista Szemle, I/1 (1920), p. 9.102 Jenő Sebestyén, Vortrag Evangélizáció és református evangélizáció. Gehalten auf der vom 26.-27. Mai

1920 in Budapest durchgeführten Konferenz der Kálvinista Szemle.103 Den Ausdruck ‘allgemeiner Christ’ brachte zum ersten Mal das Organ der Bethania, der Mustármag.

Lajos Rácz, ‘Sebestyén Jenő a szerkesztő és publicista’, in Emlékkönyv Sebestyén Jenő születésének 100. évfordulójára. Sándor Ladányi red., (Budapest: A Református Egyház Zsinati Irodájának Sajtóosztálya, 1986), p. 107.

104 ‘Unter historischem Calvinismus verstehen wir das religiöse, theologische und weltanschauliche Denken, das auf den reinen Glaubensbekenntnissen des reformierten Christentums stehend, das Wesen des Christentums und der christlichen Kirche interpretiert, seine eigenen Prinzipien nicht nur im streng genommenen Kirchenleben anzuwenden beabsichtigt, sondern, vom großen Prinzip des Dienstes zu Gottes Herrlichkeit und für den Triumph des Königreiches Christus geleitet, auch auf allen Gebieten des menschlichen Lebens…’ Jenő Sebestyén, ‘Mi a történelmi kálvinizmus?’ Magyar Kálvinizmus, 2/1938, p. 95.

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den vollständig unter den Einfluss von Sebestyén gelangten Calvin-Bund und der Stu-dentenvereinigung Soli Deo Gloria vertreten. Der Streit der beiden Lager bewegte sich hauptsächlich um die Fragen der Treue zu den Glaubensbekenntnissen, der Evan-gelisation sowie des Verhältnisses zur Kirche. Die Anklage der Vorbereitung einer Kirchenspaltung dehnte ein unbekannter Artikelschreiber der Kálvinista Szemle auch auf die durch Forgács redigierte Zeitung Reformáció bzw. auch auf Forgács aus. 105

Beachtenswert ist das Verhalten von Forgács bei diesen Spannungen. In erster Li-nie deshalb, weil Forgács in den durch Jenő Sebestyén kritisierten Vereinen, die ein sog. ‘allgemeines Christentum’ vertreten, früher wichtige Funktionen einnahm. Von 1903-1907 war er Sekretär des KIE und 1903 Sekretär des MEKDSZ. Er wurde auch zum Sekretär des 1903 gegründeten Bethania-Vereins gewählt, 1908 wurde er zum Vizepräsidenten des Calvin-Bundes gewählt, als der Streit zwischen den ‘allgemeinen Christen’ und den ‘historischen Calvinisten’ noch nicht begonnen hatte.

Forgács nimmt an den sich ständig verschärfenden internen Diskussionen nur selten teil. Der Grund dafür lag sicher in erster Linie darin, dass er als Vertreter, des bereits früher erwähnten ‘dritten Weges’ eine Brücke zwischen der Kirche und den Vereinen bauen wollte und der Streit ein weiteres Hindernis für diese Absicht bedeuten hätte können. Er hatte jedoch die Erneuerung der ganzen Reformierten Kirche vor Augen und erwartete diese, vom Einfluss den die Vereine, die die Innere Mission betrieben,auf die Kirche ausübten. 106 Und wegen der Wirksamkeit hielt er die Einheit der Rich-tung der Inneren Mission für wichtig. ‘Wir verurteilen alle Diskussionen, die zu Miss-verständnissen führen und die die Missionsinteressen unserer Kirche gefährden.’ 107 Deshalb stand er im Interesse der Einheit, wenn es sein musste, auch dem durch die Kirchenführer angegriffenen Jenő Sebestyén zur Seite. 108 Gegenüber den für die Inne-re Mission eintretenden Menschen argumentierte er, dass die in der Kirche erfolgende Mission ‘keine Parteimenschen nötig hat’. 109 Auf die Angriffe seiner eigenen Person reagierte er so: ‘Ich ertrage gern die Erniedrigung, aber keine Macht bringt mich dazu, dass ich mich als Waffengefährte an einer solchen Jagd beteilige, die weder der Ehre Gottes, noch dem Guten meiner Kirche dient.’ 110

Seine Absicht des Brückenbauens können wir auch daran erkennen, dass er in sei-nem, alle Organisationen der Inneren Mission vorstellenden Lebenswerk bestrebt ist, die verschiedenen Vereinigungen der Inneren Mission ohne jede Voreingenommen-heit oder verurteilende Kritik vorzustellen. Diese Absicht nahmen die ihm gegenüber stehenden Parteien immer unterschiedslos an und achteten diese. 111

105 ‘Két konferencia’ (ohne Unterschrift), Kálvinista Szemle, I/1 (1920), p. 9.106 Forgács, ‘A szakadás kérdéséhez’, Reformáció, V/2 (1924), p. 18.107 Forgács, ‘A vádlottak padja’, Reformáció, II/22 (1922), p. 158.108 ‘Dr. Sebestyén schrieb einen interessanten Artikel, mit dem er der Sache der Mission unserer Kirche

einen großen Dienst erwies…’ Gyula Forgács, ‘A tehertételek’, Reformáció, IV/11 (1923), pp. 225-227. 109 Forgács, ‘A szakadás kérdéséhez’, p. 19.110 Forgács, ‘A vádlottak padja’, p. 160.111 ‘Sein Herz stand für alle Kinder Gottes offen, egal, zu welcher Konfession sie gehören.’ Siehe Sándor

Csia, ‘Forgács Gyula’, p. 71.

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Hauptziel seines Brückenbauens war später die Aussöhnung der Kirchenleitung mit der Sache der Inneren Mission. ‘Unsere heilige Pflicht ist es, in unsere reformierteKirchenarbeit die Elemente hineinzubringen, die nicht der Vertiefung der Gegensät-ze dienen, sondern dazu, dass ein wohlwollender Betrachter leicht den Unterschied zwischen der reformierten und der anderen Arbeit sieht.’ 112 Es tat ihm weh, dass die Leitung der Kirche anfangs die Innere Mission mit feindseliger Gesinnung empfing.Er betrachtete es als seine Herzensangelegenheit, diese Situation zu ändern. Die Ab-sicht, im Interesse des Friedens zu arbeiten, können wir auch an der Tatsache erkennen, dass er im Laufe seines Lebens mit den Leitern der Kirche nicht nur persönlich gute Beziehungen pflegte, sondern auch Funktionen in der Kirche übernahm. So war er alsNotar eines Kirchendistrikts ein treuer Mitarbeiter von Bischof László Ravasz. Als Missionsbeauftragter des Konvents und der Synode tat er viel dafür, dass die Kirche auch offiziell die Innere Mission aufnahm. 113 In seinem für Pfarrer geschriebenen Werk ermahnt er seine Leser aus dem Kreis der Pfarrer besonders zur Pflege guter Kontak-te mit den Leitern der Kirche, unter Berücksichtigung der generellen Interessen der Kirche. 114 Unsere Behauptung wird weiter bekräftigt durch einen Artikel von Sándor Csia, dem Generalsekretär des Bethania-Vereins, über eine Erinnerung an Forgács, die besonders den Frieden suchenden Zug der Spiritualität von Forgács hervorhebt. 115

Forgács Bestreben zu einer ‘harmonischen Zusammenarbeit’ gelang nicht immer. Auch in den Gemeinden, in denen er diente, hatte er oft Gegner. Sowohl in Péczel, als auch in Sárospatak musste er viele Enttäuschungen erleben. Auf die Angriffe und Verleumdungen reagierte er meistens mit Traurigkeit und Gekränktheit. So verließ er traurig und gekränkt Péczel, später Sárospatak, und legte auch seine Funktion als Missionsbeauftragter der Synode nieder. Seine Traurigkeit und Kränkung bewegten ihn später auch zum Rückzug. Er war traurig, aber nicht verbittert. Sein Freund, Géza Takaró, ein ungarischer Pfarrer, der damals in Amerika diente, schrieb über den trau-rigen Forgács: ‘Als ich ihn 1938 zum letzten Mal sah, zählte er mit sanften Beschwer-den und milden Vorwürfen die unwürdigen Verdächtigung und Angriffe auf, die seiner Arbeit galten…’ 116

5.4.3 Die Rolle des Glaubensbekenntnisses

Forgács bemühte sich nicht nur um die Aussöhnung der Missionsvereine untereinan-der und mit den Leitern der Kirche, sondern auch darum, sich über die konfessionellen Grenzen hinwegzusetzen. Er war ein begeisterter Anhänger des Gedankens der evan-gelischen Allianz: Diese Allianz bedeutete für ihn in erster Linie die Zusammenarbeit

112 Forgács, ‘A szakadás kérdéséhez’, p. 18.113 János Victor, ‘Forgács Gyula szolgálata’, Református Élet, VIII/25 (1941), p. 4.114 Forgács, A belmisszió, p. 739.115 ‘Wir müssen uns an seine unvergleichliche Güte und Sanftheit erinnern: soweit ich mich erinnern kann,

verhielt er sich niemals gegen jemandem gegnerisch … überall strebte er eine friedliche und harmonische Zusammenarbeit an’ Sándor Csia, ‘Forgács Gyula’ Mustármag, XXXVIII/8 (1941), p. 72.

116 Géza Takaró, ‘Drága élet, drága halál’, Amerikai Magyar Reformátusok Lapja, XLI /13 (1941), p. 1.

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mit den lutherischen Vereinen und der Kirche. Mit der lutherischen Kirche ‘brachte uns die gemeinsame Gefahr oftmals in ein Lager und auf einem oder anderem Ge-biet der christlichen Mission (Waisenhaus, MPIT-IKE) arbeiten wir Schulter an Schulter für das gemeinsame Ziel.’ 117 Seine Meinung war: ‘Gegenüber der Missionsarbeit der evangelischen Kirche der Augsburger Konfession verhalten wir uns nicht gleichgül-tig. Wir müssen sogar die bestehenden Gelegenheiten, bei denen wir gemeinsam dem Reich Gottes dienen, vermehren…’ 118 Mit dem lutherischen Pfarrer Pál Podmaniczky (1885-1949), der einer der Motoren der in der lutherischen Kirche erfolgenden Mis-sionsarbeit war, arbeitete er jahrelang in der Arbeit der Jugendmission MEKDSZ, später im Bund der Ungarischen Evangelischen Christenmission (Magyar Evangéliumi Ke-resztyén Missziói Szövetség, MEKMSZ) für die Sache der Mission zusammen. 119

Gleichzeitig lehnte er jede Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche ab. Er kannte die karitativen Organisationen der in der ungarischen römisch-katholischen Kirche tätigen Vereine, schätzte sehr ihre Arbeit, aber die Zusammenarbeit mit der Kir-che selbst lehnte er ab, weil die römisch-katholische Kirche ‘jede Gelegenheit und alle Mittel für das Erreichen ihrer eigenen Ziele ergreift.’ 120 Das bezog sich nicht auf die persönlichen Beziehungen, denn seine Ehefrau sprach einmal darüber, dass er ‘sich mit Rabbinern und katholischen Pfarrern im Zeichen des Friedens unterhalten hatte.’ 121

Hinter der Verschlossenheit von Forgács in Verbindung mit der römisch-katho-lischen Kirche standen nicht nur seine dogmatischen Vorbehalte, sondern auch die vielfältigen für die ungarischen Protestanten nicht leicht zu verarbeitenden Beleidi-gungen, die die Protestanten seit der Gegenreformation von dieser Kirche erleiden mussten. 122 Zu diesen historischen Reminiszenzen trugen der familiäre Hintergrund von Forgács sowie auch seine persönlichen bitteren Erfahrungen bei, die er vor allem im Laufe seines Péczeler Dienstes im Zusammenhang mit dem dort tätigen katholi-schen Priester durchmachte. 123

In seinem Hauptwerk kann man längere Darlegungen über die Sekten und die mit ih-nen aufrecht zu erhaltenden Verbindungen lesen. In dem Kapitel ‘Andere Konfessionen und Sekten’, stuft er folgende Bewegungen in die Kategorie der Sekten ein: Baptisten, Methodisten, Nazarener, Adventisten, Heilsarmee, Zeugen Jehovas, Spiritisten, Okkul-tisten und theosophische Gruppen. 124 Danach stellt er die wichtigsten Lehren aller ‘Sek-

117 Forgács, A belmisszió, p. 788.118 Forgács, A belmisszió, p. 314.119 Siehe A.-M. Kool, God Moves in a Mysterious Way, pp. 213-216.120 Forgács, A belmisszió, p. 791.121 József Éliás, ‘Az örökélet már a földön az enyém lett…’, Református Jövő, II/32 (1941), p. 2. 122 Endre Tóth, ‘Az ellenreformáció győzelme’, in A Magyar Református Egyház Története, pp. 110-120.123 Gemäß der Aufzeichnung des Péczeler Presbyter-Protokolls stiftete der ortsansässige römisch-

katholische Pfarrer und Kantor einige Personen dazu an, Forgács unter falschen Anschuldigungen bei den Kirchenbehörden anzuzeigen. Protokoll der Hauptversammlung und Presbyterversammlung der Péczeler ev. ref. Kirche 1904-1913. dec. 4-ig. III. p. 402. Péczeli Ref. Egyház Iratai, Handschrift, RLH Péczel. Siehe noch ‘Szabados Gyula rk. lelkész nagy erővel prédikál a reformátusok, a reformáció és Luther ellen’. Siehe A Péczeli Ref. Egyház Adat-tára és naplója, összeállította: Gyula Forgács 1917. RLH Péczel, p. 116.

124 Forgács, ‘Cura Pastoralis’, pp. 786-807.

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ten’ vor und kritisiert diese auf der Grundlage der Bibel. Über die Lehren und den Mis-sionseifer der Methodisten und der Heilsarmee äußert er sich anerkennend, übernimmt aber dennoch keine Gemeinsamkeit mit ihnen. In erster Linie wirft er ihnen vor, dass sie sich ‘nicht darum kümmern, dass die historischen evangelischen Kirchen hier sind (näm-lich in Ungarn).’ 125 Diese Kirchen können ihre Missionsaufgaben versehen, darum sind andere Kirchen nicht erforderlich. Auch die Arbeit der Heilsarmee ist ‘achtenswert’, aber deshalb ist sie eine Sekte, weil ‘ihre Führer unter Baptisten ausgewählt werden.’ 126

Auffallend ist, dass er die Baptisten am schärfsten kritisiert. 127 Seine Kritik wurde aus zwei Quellen gespeist. Die eine war die den reformierten Pfarrern bekannte, sich auf die ungarische Kirchengeschichte beziehende Tatsache, dass die Ungarische Re-formierte Kirche im 16. Jahrhundert einen großen Kampf mit den antitrinitarischen und anabaptistischen Anhängern führte, dessen Ende nach bitteren Kämpfen zur Kir-chenspaltung führte. 128 Die andere Quelle seiner Kritik waren seine persönlichen Er-fahrungen. ‘Der allgemeine Typ der Baptisten freut sich, wenn er jemand verspotten kann, … er lobt sich immer selbst. Sie schmähen schonungslos die Reformierten; ihrer Meinung nach ist der reformierte Pfarrer ein Diener des Satans, seine Kirche eine Räuberhöhle, seine Orgel die Musik des Teufels…’ 129 Theologische Kritik von Forgács war auch gegen die baptistische Lehre gerichtet, nach der es ‘ohne Untertau-chen im Wasser keine wirkliche Bekehrung gibt.’ 130

Forgács sah das allgemeine Kennzeichen einer Sekte darin, dass ‘die Sekten alle darin übereinstimmen, dass sie aus der Heiligen Schrift je eine Wahrheit aus dem Zu-sammenhang der göttlichen Offenbarung herausreißen und als einzige Bedingung des Heils hinstellen.’ 131 Wenn dagegen eine Konfession die von ihr für wichtig gehaltene Lehre nicht als Voraussetzung für das Heil betrachtet, sondern nur zu einer Bedingung für die Zugehörigkeit zu ihrer Konfession macht, hört sie auf, eine Sekte zu sein. Hier erwähnt er auf eine ganz widerspruchsvolle Weise als positives Beispiel die im angelsächsischen Raum lebenden Baptisten und Methodisten. Unterdessen bewertet er die Situation in Ungarn so, dass ‘bei uns die Sekten im Trüben fischend sich für dashalten, was wir für die unsichtbare Kirche halten … auf jeden Fall wollen sie sich von ihrer alten Kirche trennen und entfernen.’ 132

125 Forgács, ‘Cura Pastoralis’, p. 801.126 Forgács, ‘Cura Pastoralis’, p. 801.127 Obwohl die Baptisten Kirche am 2. November 1905 vom Staat gesetzlich anerkannt wurde. Siehe

‘Baptisták Magyarországon’, Jenő Zoványi, Egyháztörténeti Lexikon, 3.verb. Aufl. Sándor Ladányired., (Budapest, Református Sajtóosztály, 1977), p. 47.

128 Imre Révész, Magyar református egyháztörténet 1520 tájától 1680-ig I. (Debrecen: A Magyar Református Egyház Kiadása, 1938), pp. 151-173.

129 ‘Der Baptistenprediger István Lőrik aus Fót forderte auf eine Straßenevangelisation in Péczel, dass die reformierten Pfarrer sich bekehren sollen, weil sie Ungläubige sind.’ Siehe Forgács, Adattár és Napló, 1921, p. 145.

130 Forgács, A belmisszió, p. 796.131 Forgács, A belmisszió, p. 795.132 Vgl. M.J., ‘Egy baptista eset’, Reformáció, II/4 (1921), pp. 41-42. Siehe noch Oktáv, ‘Baptista eset’,

Reformáció, II/9, p. 106.

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Nach diesen Ausführungen können wir behaupten, dass für Forgács bei der Bestim-mung des Begriffs ‘Sekte’ nicht nur die Lehre der Bibel, sondern auch das Verhältnis zur Reformierten Kirche ein wichtiger Gesichtspunkt war. Über diese konfessionelle Voreingenommenheit konnte er sich nicht hinwegsetzen, obwohl er sich einerseits mit Freude über die im Ausland festgestellte Praxis der Allianz äußerte und andererseits auch die Fehler seiner eigenen Kirche klar erkannte. Er bekannte, dass der Kampf ge-gen die ‘Sekten’ dann am erfolgreichsten ist, wenn die Kirche die Mission besser aus-führt als diese. Dennoch übernimmt er die unter den Reformierten damals allgemein verbreitete Ansicht, die in allen im 19. Jahrhundert in Ungarn erschienenen Konfessio-nen einen Gegner der Kirche sah. Auch dann, wenn diese das Wesen des Evangeliums biblisch verkündeten, wie z.B. die Baptisten, die Methodisten und die Heilsarmee.

Sicher ist, dass ein sich derartiges Verschließen der Zusammenarbeit mit den zu-letzt erwähnten protestantischen Konfessionen den Weg in der Arbeit für die Verbrei-tung des Reiches Gottes versperrte. In dieser Beziehung bewies sich Forgács also nicht als Pionier der späteren Ökumene.

5.5 DIE MISSIONSSPIRITUALITÄT VON FORGÁCS

5.5.1 Die Quelle seiner Missionsspiritualität

Die theologischen Gefährten, ebenso wie seine späteren Pfarrerkollegen, kannten For-gács als einen, den die Sache der Mission sein ganzes Leben lang interessierte, in dem ständig die nicht erlahmende Absicht brannte, dass von ihm selbst erkannte Evangeli-um möglichst vielen Menschen weiterzugeben. Sein Glaubensbekenntnis formulierte er so: ‘Den Verstand, das Herz, den Willen, Zeit, Vermögen, Körper und Seele zu opfern und für andere aus Liebe zu Christus und zu seinem Evangelium zum Opfer zu werden, das ist das Wesen der Mission.’ 133

Seit seiner Zeit als Theologiestudent suchte er alle Möglichkeiten der Missionsar-beit zu verwirklichen, egal ob es sich um Äußere Mission, Judenmission oder um die Innere Mission unter Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen handelte. Die Tatsa-che, dass seine Begeisterung und seine Leidenschaft für die Mission trotz vieler Miss-erfolge und Demütigungen bis zum Ende seines Lebens nicht erlahmten, bekräftigt unsere frühere Behauptung, dass seine Spiritualität einen starken Missionscharakter aufwies. Wenn wir die theologischen Wurzeln dieser Spiritualität suchen, finden wirdiese in der puritanischen und pietistischen Frömmigkeit, 134 aus denen Forgács die Einflüsse erhielt, über die wir im Abschnitt 5.2.3 schrieben. Gleichzeitig geht ausseinen Schriften auch hervor, dass die subjektive Quelle seiner Spiritualität die Person Jesus Christus bzw. die für ihn empfundene Liebe war. In seinem, für seine Pfarrer-kollegen geschriebenen Buch stellte er die Frage: ‘Wie wird man ein guter Pfarrer?’

133 Forgács, A belmisszió, p. 3.134 vgl. Medgyesi, Praxis Pietatis, p. 134. zitiert Bodonhelyi, Az angol puritanizmus, p. 131.

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Danach gibt er diese Antwort: ‘Die Antwort liegt in einer anderen Frage: “Simon, Sohn von Johannes, liebst du mich?” ’ 135

Obwohl er unaufhörlich betonte, dass sich der Pfarrer in den biblischen Wissen-schaften auskennen und ein gut gerüsteter Mensch sein muss, wofür auch er selbst ein gutes Beispiel war, bekannte er jedoch mit Überzeugung, dass die Quelle der wirkli-chen Gotteserkenntnis die ‘Gemeinschaft mit Gott in Jesus Christus’ ist.’ 136 Unter die-ser Gemeinschaft verstand er eine solche Glaubensgemeinschaft, in der der Mensch nicht nur mit seinem Verstand versteht, sondern auch mit seinem Glauben auffasst und sich zu eigen macht, was Jesus für ihn tat. Bis zu seinem Lebensende schöpfte er Kraft aus dieser Communio.

Forgács kann also in seiner Spiritualität als Brückenbauer zwischen den beiden Polen Verstand und Glaube bezeichnet werden. Mit diesem bereits früher erwähn-ten Gleichgewicht zwischen Herz und Verstand weist er eine Ähnlichkeit mit den Vertretern des ungarischen reformierten Puritanismus des 17. Jahrhunderts auf. 137 Das Gleiche kann auch über Aladár Szabó gesagt werden, der auf Forgács einen großen Einfluss ausübte. Szabó traf zum einen durch Imre Révész und zum ande-ren durch Andrew Moody, dem Pfarrer der Schottischen Mission, bzw. bei seinen mit der puritanischen Frömmigkeit zusammenhängenden Studien mit dieser Spiri-tualität zusammen. 138 Das Erscheinen dieser Frömmigkeit bezeichneten sie als die ‘neue Stimme’ 139 dessen, was Szabó auch an der theologischen Fakultät als Professor vertrat. Obwohl es, wie wir sahen, diese Stimme in der Geschichte der ungarischen reformierten Frömmigkeit bereits seit sehr langem gab, wurde sie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr leise.

Unter den reformierten Vertretern der Richtung der Inneren Mission gab es von Anfang an bei der Bestimmung des Begriffes der Mission und in deren theologischer Betonung Unterschiede und Diskussionen. Es gab aber auch solche selbstverständli-chen Punkte, die nicht Gegenstand der Diskussion wurden. Einer dieser gemeinsamen Wesenszüge war, wie alle betonten, die unio mystica cum Christo als wirkliche Quelle der Spiritualität.

Die mit ihm zusammen maßgebenden Personen der Richtung der ungarischen Inneren Mission im 20. Jahrhundert, János Victor (1888-1954), 140 Sándor Makkai

135 Forgács, ‘Cura Pastoralis’, p. 681.136 Forgács, ‘Cura Pastoralis’, p. 698.137 Vgl. Sámuel Köleséri, A Szent Irás rámájára vonatott fél keresztyén, avagy igaz vallás színes vallójának

próba köve (Debrecen: 1677) RMK I. 1283. Siehe noch János Kalocsa Debreceni, Isten ajándékával való kereskedés (Debrecen: 1693), RMK. I.1435, zitiert Dienes, A református kegyesség, pp. 29-36. Siehe noch Pál Medgyesi, Praxis Pietatis, azaz Kegyesség gyakorlás (Debrecen: 1636). Utolsó kiadás: Budapest, 1936, pp. 480-490.

138 Aladár Szabó, Szikszai György élete és munkássága (Budapest: 1927) siehe noch Szabó, Kegyelem által, pp. 34-36.

139 Bodonhelyi, ‘A belmisszió kora (1896-1918)’ in A Budapesti Református Theologiai Akadémia Története 1855-1955, László Pap und Mihály Bucsay red., (Budapest: A Református Egyetemes Konvent Sajtóosztálya, 1955), p. 100.

140 János Victor, Református Hiszekegy (Budapest: Református Traktátus Vállalat, 1943), pp. 246. 269.

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(1890-1951), 141 und auch László Ravasz (1882-1975), stimmten an diesem Punkt mit überein, 142 obwohl sie in ihrer Missionstheologie, an mehreren Punkten von der von Forgács abwichen. 143

5.5.2 Ziel seiner Missionsspiritualität

Forgács war, obwohl die Quelle seiner Spiritualität die persönliche Lebensgemein-schaft mit Christus war, kein Individualist, kein Verkünder eines sich selbst erbauen-den, gefühlsorientierten Christentums. In dieser Beziehung weicht er von dem puri-tanischen Baxter ab, der in seinem Buch A Református Lelkipásztor unter dem Titel ‘Uns im Auge behaltend’ ein Kapitel der Betonung des subjektiven Aspekts der Spi-ritualität widmet. In diesem setzt er sich mit der Notwendigkeit der Wiedergeburt des Pfarrers auseinander und ermutigt den Pfarrer zu einer regelmäßigen und eingehenden Selbstprüfung und Prüfung seiner Sünden. 144 Forgács schreibt darüber kaum etwas, stattdessen befasst er sich mit der ‘seelenrettenden’ Verantwortung des Pfarrers. Seine Spiritualität können wir deshalb als Mission bezeichnen, weil die andere Menschen ‘rettende’ Liebe ein stark motivierendes Element in ihr ist. Ihr Ziel war die Rettung der ‘Verlorenen’, oder, wie er an anderer Stelle formuliert hat: ‘Leben geben.’ 145 In seinem Lebenswerk gibt es ein besonders Kapitel mit dem Titel ‘Der Pfarrer, Retter der Verlorenen’. Diesen Begriff übernahm er aus dem Gleichnis des zur Rettung des ‘verlorenen Schafes’ aufbrechenden Hirten (Luk. 15, 4-7) und benutzte dieses für die Bestimmung der Arbeit des Pastors. Mit der ‘leidenschaftlichen Liebe’, mit der der Hirte sein verloren gegangenes Lamm suchen geht, muss der Pfarrer auch den ‘ver-lorenen Menschen’ nachgehen. 146 Wenn Forgács von der Rettung Verlorener spricht, setzt er die Betonung immer auf den Begriff ‘Rettung’. Bei der Auslegung des Begriffs ‘Rettung’ hält er es interessanterweise nicht für wichtig, den Zustand des Verloren-seins zu betonen, sondern das Ergebnis bzw. das Ziel der Arbeit. Das Ziel ist, dass der Mensch mit Jesus Christus in Verbindung kommt. ‘Das Ziel der christlichen Mission ist, sie zu Ihm (d.h. zu Jesus) zu führen, alle Menschen mit Ihm zu verbinden.’ 147

Das andere Ziel der Missionsspiritualität war die ‘Fütterung der Herde’. In dieser Beziehung zeigt er dagegen eine auffallende Ähnlichkeit mit dem bereits erwähnten Baxter. Als würde er die Ausführungen im bereits zitierten Werk von Baxter, im Ka-pitel ‘Das Im-Auge-Behalten der Herde’, wiederholen, 148 wenn er der unter vielen

141 Sándor Makkai, ‘Vallási fejlődésem’ (1923), kézirat. Sárospataki Nagykönyvtár Kézirattára. Kt. 4820. Siehe noch Sándor Makkai, Az egyház missziói munkája (Budapest: Révai Kiadás, 1938), p. 161.

142 László Ravasz, Emlékezéseim (Budapest: Református Egyház Zsinati Irodájának Sajtóosztálya, 1992), p. 113.

143 Siehe die ausführliche Analyse A.-M. Kool, God Moves in a Mysterious Way, pp. 297-298. 144 Baxter, A református lelkipásztor, pp. 71-80.Übersetzung (Jenő Czakó)1945.145 Forgács, A belmisszió, p. 6.146 Forgács, ‘Cura Pastoralis’, p. 692.147 Forgács, A belmisszió, p. 6.148 ‘Was ihr auch immer vergesst, vergesst nicht die armen Seelen, die unter dem Urteil und dem Fluch des

Gesetzes stehen.’ Baxter, A református lelkipásztor, pp. 84-90.

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Pfarrern verbreiteten Praxis gegenüber tritt, die die Gemeindemitglieder immer für irgendetwas peitschen, obwohl ‘der Pfarrer ein Führer ist und kein Antreiber.’ 149

Baxter schreibt: ‘Wir müssen uns bemühen, diejenigen richtig aufzubauen, die be-reits tatsächlich bekehrt sind’, damit ihre Kräfte für den Dienst an Christus und für die Unterstützung ihrer Brüder Früchte tragen. 150 Forgács verstand unter der Fütterung der Herde ebenfalls den geistlichen Aufbau der Gemeinde. Für das wichtigste Instru-ment des Aufbaus hielt er den Dienst der Verkündigung, der Lehre und der Seelsorge. Deshalb kam in seinen Verkündigungen das Element der Lehre stark zum Ausdruck, als Mittel der Fütterung der Herde. Als Bischof László Ravasz in seiner Beerdigungs-rede die Spiritualität von Forgács charakterisierte, sagte er: ‘Wer von der Herde lebt, ist ein Tagelöhner; von dem die Herde lebt, ist der Hirte.’ 151 Ravasz sah es so, dass Forgács ein richtiger Hirte war. Seine persönliche Lebensweise, Zeiteinteilung und literarische Tätigkeit ordnete er dieser Arbeit unter. Diese pastorale Gesinnung durch-zog sein ganzes Leben.

5.5.3 Hindernisse der Missionsspiritualität

Über die Spiritualität von Forgács kann man nicht schreiben, ohne die Versuchungen zu erwähnen, die sein eigenes Leben und auch seine Arbeit als Pfarrer erschwerten. Für wie wichtig er es hielt, sich diesen entgegen zu stellen und zu kämpfen, sehen wir auch daraus, dass er in seinem Buch dem Themenkreis ‘Versuchungen des Pfarrers’ ein ganzes Kapitel widmet. 152

Dieses Thema behandeln wir deshalb innerhalb des Gebietes der Missionsspiri-tualität, weil auch er selbst die Frage der Versuchungen unter den Gesichtpunkten der Mission untersucht hatte. Er sah die Versuchungen des Pfarrers nicht nur als An-griff gegen sein eigenes geistliches Leben an, sondern auch als Angriff gegen das Gemeindeleben und die wirksame Gemeindemission. Als Versuchung bezeichnete er die geistlich-seelischen Angriffe, die ‘den Pfarrer von der Erfüllung seiner heiligen Berufung entmutigen wollen, damit der Pfarrer die pastorale Funktion und die Missi-onsarbeit nicht als das Wichtigste betrachtet.’ 153 Er nennt vier hauptsächliche Versu-chungen, gegen die der Pfarrer kämpfen muss:

1. Die erste ist die ‘Heuchelei’. Als Heuchelei bezeichnet er, wenn jemand solche Wahrheiten verkündet, die er selbst nicht glaubt und solche Tugenden empfiehlt, dieer selbst nicht ausübt. Dieser Versuchung ist der Pfarrer dann ausgesetzt, wenn er be-liebt sein möchte und den Menschen gefallen will. Dieser Heuchelei kann der Pfarrer widerstehen, indem er die Heuchelei erkennt und demütig dagegen ankämpft. Aus dem Lebenslauf von Forgács kann festgestellt werden, dass ihm sein aufrichtiges Reden oft-mals Unannehmlichkeiten bereitete, der Heuchelei wurde er jedoch kaum bezichtigt.

149 Forgács, ‘Cura Pastoralis’, p. 690.150 Baxter, A református lelkipásztor, pp. 85; 88.151 József Éliás, ‘Az örökélet…’, p. 2.152 Forgács, ‘A lelkipásztor kísértései’, in A belmisszió, pp. 807-815.153 Forgács, ‘A lelkipásztor kísértései’, p. 807.

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2. Die andere große Versuchung ist die ‘Habsucht’. ‘Wer die Laufbahn eines Pfar-rers einschlägt, legt eigentlich ein Armutsgelöbnis ab, dem gegenüber ist die Liebe des Geldes im Leben eines Pfarrers eine sehr nahestehende Versuchung. Und dass es tatsächlich eine solche Versuchung ist, die in unserem Kirchenleben erfolgreich unsere Pfarrer angreift, beweist beispielsweise das, dass unseren jungen Pfarrkandi-daten schaudert vor den Pfarrstellen mit bescheidenem Einkommen in den Dörfer’, 154 schreibt er im gleichen Kapitel. Die große Versuchung der Pfarrer in Ungarn ist die materielle Einstellung, weil die meisten von ihnen sowieso unter bescheidenen Ver-hältnissen leben. Wenn es auch solche Versuchungen gab und auch in Sárospatak eine solche Klage gegen ihn erhoben wurde, widerstand er dennoch der Versuchung, denn er ist nie reich geworden. Wir wissen, dass er sein Leben lang unter sehr bescheidenen Verhältnissen lebte. Als die beste Verteidigung gegen die Versuchung der Habsucht bezeichnet er übrigens die Freigebigkeit.

3. Die dritte Versuchung ist der ‘Machthunger’. Da der Pfarrer der Leiter der Ge-meinde ist, besteht die große Versuchung, ein Tyrann zu sein, und das arrogante Ver-halten des Pfarrers ‘zerschlägt den Missionssegen seiner Arbeit’. Deshalb muss man gegen die ‘krankhafte Empfindlichkeit’ kämpfen und die Demut anstreben. Wir wis-sen, dass auch Forgács, obwohl er ein demütiger Mensch war, von der ‘krankhaften Empfindlichkeit’ und der aus der Zurückgesetztheit herrührenden Bitterkeit versuchtwurde, als er mehrmals bei den Oberen der Kirche denunziert und verleumdet wurde. Was er in Verbindung mit diesen Versuchungen schreibt, schreibt er sicherlich über sich und auch für sich selbst.

4. Die vierte Versuchung des Pfarrers ist die ‘Entmutigung’ und die ‘Enttäuschung’. Die Gefahr dieser sieht er darin, dass sie die Mission bremsen. Das Gegenmittel dafür ist jedoch der Glaube: ‘Wir müssen Christus wahrnehmen, der lebt!’ 155 Bei ihm bedeu-tete also die Heiligung auch den bewussten Kampf gegen die Versuchungen.

Als Forgács über die Versuchungen des Pfarrers schrieb, ging er von seinen eige-nen und subjektiven Erfahrungen aus. Unsere Meinung dazu ist, dass sein schwacher Punkt trotz seiner Argumentation und aller Wahrheit dennoch war, dass ihm die bib-lische Begründung fehlte.

5.6 SCHLUSSBEMERKUNGEN

Die Vertreter der Erweckung der Inneren Mission sahen und verkündeten zur Zeit der Wende zum 20. Jahrhundert klar, dass die Reformation der Kirche notwendig ist. Diese Veränderung erwarteten sie von der spirituellen Erneuerung der Gemeinden und der Pfarrer. Die Wurzeln der Spiritualität derjenigen, die sich um die Erweckung der Inneren Mission bemühten, reichten in den Puritanismus und Pietismus des 17.-18. Jahrhunderts zurück, die die Wichtigkeit der Bekehrung und der Ausübung des persönlichen Glaubens, die geheiligte Lebensführung sowie deren Ausübung in den

154 Forgács, ‘A lelkipásztor kísértései’, p. 809.155 Forgács, ‘A lelkipásztor kísértései’, p. 815.

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5. DIE SPIRITUALITÄT VON FORGÁCS

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Konventikeln der Gemeinde betonten. Diese Frömmigkeit und Spiritualität vertraten auch die Vereine der Inneren Mission in Ungarn. Die durch die Vereine der Inneren Mission vertretene Spiritualität erreichte jedoch wegen des Widerstands der Gemein-den und der verschiedenen Vorurteile nur schwer die Gemeinden. Deshalb versuchte es Forgács mit einem ‘dritten Weg’, d.h. mit dem Brückenbau zwischen den Vereinen und den Gemeinden.

Forgács hat die puritanischen und pietistischen Traditionen nicht in allem überge-nommen, sondern versuchte diese zu kontextualisieren, d.h. ins Ungarische umzu-setzen und annehmbar zu machen. Er übernahm nicht vollständig die Frömmigkeit des Bekehrungserlebnisses des puritanisch-pietistischen Christentums, stattdessen ermutigte er zum Beginn einer geheiligten Lebensführung. Statt der individualisti-schen Spiritualität, in deren Zentrum die Sünde steht, betonte er die Zuversicht auf die Wirkung der Gnade. Statt der übertriebenen Weltfeindlichkeit einzelner Richtun-gen der puritanischen und pietistischen Frömmigkeit verkündete er die Freiheit ei-nes befreiten christlichen Lebens. Er übernahm auch nicht das Prinzip der ecclesiola in ecclesia. Stattdessen drängte er, nach dem Vorbild der schottischen Frömmigkeit, auf die Ausübung lebendiger Mitarbeiter- und Gebetsgemeinschaften in der Gemein-de. Er übernahm jedoch die Missionsspiritualität der puritanischen und pietistischen Frömmigkeit und stellte die Pflicht, Seelen zu retten, über alles. Dieses betonte ergelegentlich auch zu Lasten des persönlichen Glaubenlebens.

Bei der Analyse der Spiritualität von Forgács können wir feststellen, dass deren Wurzel in erster Linie seine persönliche Erfahrung ist, die hauptsächlich durch die Kenntnis der schottischen und der ungarischen puritanischen Traditionen geprägt wurde. Da sein Ausgangspunkt nicht die Bibel war, sondern die Erfahrung, zählt die biblische Begründung zu seinen schwachen Punkten. Seine Spiritualität und Fröm-migkeitstheologie trugen subjektive Elemente, deshalb können wir in seinen Schrif-ten, wenn er über die Ausübung der Frömmigkeit schreibt, bedeutende Akzentver-schiebungen erkennen.

Forgács stimmte mit Aladár Szabó überein, nachdem die Wiedergeburt und die Be-kehrung zur Erneuerung des kirchlichen Lebens führen, und betonte die Wichtigkeit der unio mystica cum Christo. In seinen Schriften legte er die Betonung dennoch auf der Führung eines geheiligten Lebens. Die Frage von Wiedergeburt und Bekehrung handelte er schnell ab. Deshalb erscheint es in seinen Schriften und Vorträgen, als wollte er seine Leser und Zuhörer zur Führung und Ausübung eines solchen gehei-ligten Lebens ermutigen, das nicht in der Wiedergeburt und in der Bekehrung seinen Anfang hat. Eine weitere Folge dessen ist es, dass in seiner Spiritualität das aktive Element, das was der Mensch tun muss, zu stark betont wurde. Seine Spiritualität wird durch den Aktivismus gekennzeichnet, d.h., das wichtigste Ziel der Ausübung der Frömmigkeit ist bei ihm die Mission. Da er unter allen Umständen etwas erreichen wollte, konzentrierte er sich auf das Ergebnis der Mission. Das große Ziel der Missi-on, die Betonung des Gloria Dei, unterbleibt.

Wie wir sahen, spielte in der Spiritualität von Forgács auch das Gemeinschaft-Konventikel eine bedeutende Rolle. Hauptsächlich mit der Betonung der Rolle der Mitarbeitergemeinschaft der Gemeinde erschien ein neues Element im Leben der Un-

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5. DIE SPIRITUALITÄT VON FORGÁCS

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garischen Reformierten Kirche. Auch in dieser Frage versuchte ihn der Aktivismus. Deshalb war in seiner Frömmigkeit die Gemeinschaft eher eine Gelegenheit zum Be-sprechen der Missionsprogramme als eine Gelegenheit zum Gebet und zur Vertiefung in den Lehren der Bibel.

Neben den obigen Ausführungen spielte Forgács eine besondere Rolle dabei, dass sich das Leben der Pfarrer und der Gemeinden in der Ungarischen Reformierten Kir-che auch spirituell änderte und die Mission zu einer Kirchenangelegenheit wurde. Die Missionsspiritualität von Forgács macht seine theologischen Grundgedanken ver-ständlicher, gleichzeitig bestimmt diese auch seine Missionstheologie.

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6. DIE THEOLOGISCHEN GRUNDGEDANKEN VON FORGÁCS

6.1 EINLEITUNG

Wenn wir die Missionstheologie von Forgács beschreiben und erklären wollen, müs-sen wir zuerst seine theologischen Grundgedanken kennen lernen. Wenn wir jedoch seine theologischen Grundgedanken verstehen wollen, müssen wir erkennen, wel-cher Zusammenhang zwischen seiner Spiritualität und seinen theologischen Grund-gedanken besteht. Forgács brachten nicht die Kenntnis der reformierten Lehre zum Pfarrerberuf, sondern jene geistlichen Einflüsse, die ihn als Jugendlichen erreichten.Diese Einflüsse erreichten ihn in erster Linie durch solche Vorbilder, die außer dasssie reformierte auch interkonfessionell offene Christen waren. Wir denken dabei an Aladár Szabó und an Aladár Szilassy, über die Forgács schrieb: ‘In ihrem Leben und Vorbild “sah” ich die Mission, … bereits während meiner Zeit als Theologiestudent konnte ich in der Gesellschaft von Menschen leben, die vom Missionsgeist beseelt waren.’ 1 Er lernte also das Evangelium früher kennen, als die reformierte Dogma-tik, er war früher interkonfessionell, 2 als reformiert. Dieser Umstand bestimmte auch später sein Verhältnis und seine theologischen Akzente gegenüber dem System der reformierten Lehre. Der Interkonfessionalismus und die daraus resultierende kreative Spannung der Treue zu den reformierten Glaubensbekenntnissen 3 können wir bei ihm beobachten. Daraus folgt, dass er nicht in der Alternative des Entweder-Oder, sondern in der Komplementarität des Sowohl-als-auch dachte. Diese kreative Spannung be-deutete für ihn, dass die Lehre die Mission stärkte und farbiger gestaltete, und nicht umgekehrt.

In diesem Kapitel wollen wir zuerst die theologische Entwicklung von Forgács un-tersuchen, und dabei der Frage nachgehen, ob es in seiner theologischen Denkweise eine Entwicklung gab. Danach untersuchen wir, ob seine Theologie eine darstellbare Struktur aufwies. Das untersuchen wir deshalb, damit wir nachfolgend erklären kön-nen, welche dogmatischen und ethischen Prinzipien seine Missionstheologie formten und vielfarbig gestalteten. Abschließend analysieren wir Kontinuität, Selektivität und Diskontinuitäten seiner Theologie.

1 Gyula Forgács, A belmisszió és cura pastoralis kézikönyve (Pápa: Református Főiskolai könyvnyomda, 1925), p. VI.

2 Forgács verwendete nie das Wort ‘ökumenisch’.3 Vgl. David J. Bosch, Transforming Mission: Paradigm Shifts in Theology of Mission (Maryknoll: Orbis,

1991) übers. Attila Boros, Paradigmaváltások a misszió teológiájában (Budapest: Harmat-PMTI, 2005), p. 352.

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6. DIE THEOLOGISCHEN GRUNDGEDANKEN VON FORGÁCS

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6.2 SEINE THEOLOGISCHE ENTWICKLUNG

6.2.1 Der Anfang

Obwohl Forgács in eine römisch-katholische Familie hineingeboren wurde, hörte er das Evangelium zum ersten Mal in einer reformierten Gemeinde, von solchen refor-mierten Predigern, die weder in konfessionellen Kategorien dachten noch Dogmen predigten. Unter ihrem Einfluss schrieb er sich an der Budapester Reformierten The-ologischen Fakultät ein. Auch als er sich dann später der Vereinsarbeit anschloss und seine Missionsarbeit in interkonfessionellen Vereinen ausführte, stand seine konfessi-onelle Identität für ihn selbst nie in Frage. Bezüglich seiner theologischen Denkweise können wir also nicht von einer großen Wende sprechen; wir können jedoch von einer solchen eindeutigen Entwicklung sprechen, die eine Folge des Wachsens und Vertiefens in dogmatische und ethische Kenntnisse war. Diese Entwicklung erschienen bei ihm in der Verstärkung der theologischen Akzente und in Schwerpunktverschiebungen. Wenn auch im Laufe der Jahre in seinem theologischen Interesse Änderungen eintraten, blie-ben die Grundlagen jedoch unverändert. Forgács bezeichnete sich von Anfang an als reformierten Theologen und behielt diese Identität bis zu seinem Lebensende bei. 4

Wie wir bereits erwähnten, hörte er an der Theologie Dogmatik und Ethik von je-nem Farkas Szőts, der bereits auch auf Aladár Szabó einen großen Einfluss ausgeübthatte und der in seinen Vorlesungen zur Erkenntnis der Autorität und des Wertes der Bibel anspornte. 5 Auf seine theologische Denkweise hatte jedoch Aladár Szabó den größten Einfluss. Von ihm übernahm er nicht nur die Hinwendung zum Auftrag der In-neren Mission, sondern auch dessen hohe theologischen Ansprüche und Grundgedan-ken. Szabó bezeichnete sich übrigens selbst als ‘reformierten Jünger des Herrn Jesus.’ 6 Er wollte damit ausdrücken, dass sein allgemein bekannter Interkonfessionalismus eine geistliche Offenheit bedeutet, jedoch nicht die Verleugnung seiner reformierten Identität. Der gleichen reformierten Denkweise begegnete Forgács auch auf den Ver-sammlungen der Schottischen Mission und der Pester Deutschsprachigen Reformierte Mädchenkirche. Später, in den Jahren 1901/02, während seiner Edinburgher Studien, verstärkte sich in ihm außer dem Engagement für die Mission die bekenntnistreue Liebe der schottischen Reformierten. 7 In ihnen sah er noch mehr die Achtung der re-formierten Glaubensbekenntnisse. ‘Die Bestimmung unseres Glaubensbekenntnisses ist es, in erster Linie ein Fahnensymbol zu sein, das nicht versteckt, sondern hoch erhoben werden muss, damit es allen Mitgliedern unserer Kirche eine Gelegenheit gibt, sich unter dieser gemeinsamen Fahne zu vereinen.’ 8

4 Gyula Forgács, A református misszió irányelvei, Sonderausgabe (Sárospatak: Ref. Főiskolai Könyvnyomda, 1931), p. 1.

5 József Bodonhelyi, ‘A belmisszió kora’, in A Budapesti Református Theologiai Akadémia Története 1855-1955, László Pap und Mihály Bucsay red., (Budapest: A Református Egyetemes Konvent Sajtóosztálya, 1955), p. 96.

6 Új Óramutató, Aladár Szabó red., (Budapest: 1896), p. 3.7 Siehe Gyula Fogács, ‘Az angolnyelvű református egyházak alkotmánya’, Reformáció, IV/6 (1923), p. 139.8 Siehe Gyula Forgács, ‘A hitvallás rendeltetése’, Reformáció, IV/6 (1923), p. 125.

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Nach der Rückkehr aus Schottland schaltete er sich in die Arbeit der interkonfessi-onellen Vereine ein, die bereits zu diesem Zeitpunkt die Missionsarbeit förderten und ausführten. In seinen Schriften befasste er sich überwiegend mit praktischen Fragen der Jugendmission, der inländischen und ausländischen Missionsbewegungen, der Äußeren Mission und der Missionsarbeit. 9 Der Umstand jedoch, dass er im Jahre 1908 in den damals gegründeten und einen reformierten konfessionellen Charakter vertre-tenden Calvin-Bund eintrat und später sogar auch die Funktion als dessen Vizepräsi-dent annahm, 10 weist darauf hin, dass er außer dem Interkonfessionalismus auch die Stärkung der mit der reformierten Kirche verbundenen Mission als wichtig beurteilte. Ab 1910, nach seinem Umzug nach Péczel, beschäftigte ihn immer mehr das Problem des reformierten Charakters der mit den örtlichen Gemeinden zusammenhängenden Missionsarbeit. Außer den allgemeinen Fragen der Evangelisation interessierte ihn immer mehr die Frage der reformierten Evangelisation. ‘Uns interessiert hauptsäch-lich die Frage, welchen Charakter die reformierte, die calvinistische Evangelisation hat. Die reformierte Evangelisation will die ganze Heilige Schrift, den ganzen Inhalt des Evangeliums demonstrieren.’ 11 Damit gab er selbst die Antwort auf die gestellte Frage. Später weist er darauf hin, dass die reformierte Evangelisation in dem Sinne nicht konservativ ist, dass sie zu allen Zeiten neu überdacht werden muss, weil der ‘Geist Gottes zu einem immer vollständigeren Verständnis der Heiligen Schrift führt und sich dieses Verständnis ständig entwickelt.’ 12 Forgács stand dieser Entwicklung immer offen gegenüber.

6.2.2 Die Rolle der Glaubensbekenntnisse

Nachdem er 1910 Pfarrer in Péczel wurde, kann in seinen Schriften eine Verschiebung der theologischen Betonung beobachtet werden. Immer häufiger befasste er sich mitder Frage des Verhältnisses zwischen Mission und Kirche, genauer gesagt, mit dem Problem der Einheit von Mission und Kirche. Hinter diesem Interesse stand die cal-vinistische Kirchenauffassung von Forgács, nämlich die der unsichtbaren Kirche. 13 In seiner 1917 verfassten Privatdozentenarbeit bezog er zu dieser Frage, die inner-halb der Kirche viele Spannungen und Diskussionen verursachte, so Stellung: ‘Wir dürfen die Innere Mission nicht personifizieren oder aus dem Körper der Gemeindeherausreißen und dieser nicht daneben oder gar entgegen stellen.’ 14 1923 wirft er den reformierten Lesern der von ihm redigierten Reformáció vor, dass sie die Glaubensbe-kenntnisse der Reformierten Kirche, Confessio Helvetica Posterior und den Heidel-berger Katechismus, nicht ernst nehmen würden. 1925 erwähnt er außer diesen beiden

9 Siehe Bibliographie seiner bis 1916 erschienenen Schriften.10 Forgács, A belmisszió, p. 303.11 Forgács, A belmisszió, p. 337.12 Forgács, A belmisszió, p. 338.13 Forgács, Rövid emlékezés, p. 40.14 Forgács, A misszió elmélete (Pápa: Főiskolai könyvnyomda, 1917), p. 46.

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Glaubensbekenntnissen, auch noch den Westminster Larger Catechism, 15 den er auf die gleiche Ebene mit den anderen beiden stellt.

Eine Aufgabe des Konfirmandenunterrichts sah er darin, die Jugendlichen mit denreformierten Glaubensbekenntnissen bekannt zu machen und in ihnen deren Lehren zu vertiefen. Für bedauerlich hielt er es, dass diese Anforderung in der Kirche nicht verwirklicht wurde und die Konfirmation zu einer äußerlichen Formalität wurde. 16 Um diese Situation zu ändern, gab er im Jahre 1923 einen von ihm selbst ausgearbei-teten Konfirmations-Katechismus heraus, von dem 1928 auch eine neue, erweiterteAusgabe erschien. 17 Dieser Katechismus folgte in seinen Hauptlinien der Struktur des Heidelberger Katechismus und wollte dessen Botschaft auf die damaligen ungari-schen Verhältnisse anwenden. Aber aus den am Ende des Katechismus zu lesenden Fragen und Antworten (54-58), 18 die nach der Mission des christlichen Menschen fragen, stellt sich heraus, dass die reformierte Lehre auch hier der Mission dienen soll, als er als Aufgabe des christlichen Menschen das Ablegen des Zeugnisses für Chris-tus und die Ausübung der barmherzigen Liebe angibt. 19 Forgács selbst hielt sich bis zu seinem Lebensende treu an die reformierten Glaubensbekenntnisse. In der letzten Phase seiner Missionstätigkeit, in der Schottischen Mission, bereitete er die Juden, die sich taufen lassen wollten, auf der Grundlage des Heidelberger Katechismus auf die Konfirmation und auf die Taufe vor. 20

In seiner theologischen Denkweise kann also von Anfang an ein solcher Entwick-lungsprozess beobachtet werden, in dem der reformierte, bekenntnistreue Charakter der Missionsarbeit immer größeres Gewicht erhielt. Gleichzeitig sind die missionari-sche Offenheit und die kreative Spannung der Treue zum reformierten Glaubensbe-kenntnis in ihm erhalten geblieben.

6.2.3 Forgács und das allgemeine Christentum

Bei der Untersuchung seiner theologischen Denkweise müssen wir uns auch mit der Frage beschäftigen, mit der sich Forgács, wenn auch nicht gerne, jedoch zwangsläu-fig befassen musste. Und zwar mit der Diskussion um das so genannte ‘allgemeineChristentum’ und das bekenntnistreue Christentum. Die den 1920 begonnenen Streit ausgelöst hatten und deren Vertreter, an der Spitze Jenő Sebestyén, beschuldigten die Leiter der interkonfessionellen Vereinigungen der Inneren Mission, (JEC [Bethánia], CVJM [KIE], CSW [MEKDSZ]), dass sie ihre Mitglieder weder zur Treue gegenüber den Glaubensbekenntnissen und den reformierten Gemeinden erziehen noch deren Einglie-derung in die reformierten Gemeinden betreiben, sondern ein so genanntes ‘allgemei-

15 Forgács, A belmisszió, p. 337.16 Forgács, ‘A hitvallás rendeltetése’, Reformáció, IV/6 (1923), pp. 124-125.17 Gyula Forgács, Konfirmációi olvasókönyv (Ágenda) (Tahitótfalu: Sylvester kiadás, 1928).18 Gyula Forgács, Református Konfirmációi Káté (Tahitótfalu: Sylvester Kiadás, 1928), pp. 28-29.19 Siehe die 56. Frage.20 Vgl. Gyula Forgács, ‘A száz éves Skót Misszió’ in Ravasz László, ‘És lőn világosság’ (Budapest:

Franklin Társulat,1941), p. 413. Siehe noch Forgács, A belmisszió, p. 501.

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nes Christentum’ verkünden. Die leitenden Mitglieder dieser interkonfessionellen Ver-eine waren, wie gesagt, über Jahre hinweg Forgács und János Victor. Daraus entstand am Ende die Anklage, dass die ‘allgemeinen Christen’ in der Reformierten Kirche eine Kirchenspaltung vorbereiten würden. Diese Anklage und Besorgnis wurden dadurch ausgelöst, dass die Leiter der Vereine, unter ihnen Forgács 21 und Victor 22, die ‘Existenz-berechtigung’ 23 jener interkonfessionellen Vereinigungen der Inneren Mission, die die Missionsarbeit ausführten, darin für begründet hielten, dass sie nicht erkannten, dass sowohl die Verbreitung des Evangeliums als auch die Vorbereitung von für die Mission geeigneten Mitarbeitern eine Herzensangelegenheit der Kirche gewesen wäre.

Wir müssen jedoch anmerken, dass im Hintergrund dieses Standpunktes von For-gács und Victor nicht ihre Feindschaft zum Glaubensbekenntnis oder zur Kirche stand, sondern gerade das, dass sie mit Hilfe der in den Vereinen verrichteten Mission die Gemeinden der Reformierten Kirche erwecken und zur Übernahme der Missions-arbeit bewegen wollten. 24

Forgács kannte diese Spannung gut, die ab der Mitte des 19. Jahrhunderts in den Kirchen Westeuropas einerseits wegen der Fragen der Inneren Mission und anderer-seits wegen dogmatischer Fragen entstand. Er kannte die Situation der Kirchen in Deutschland 25, Schottland 26 und Holland 27. Er wusste, dass diese Spannungen, die Folge des Widerstandes gegenüber der Inneren Mission und der dogmatischen Un-beweglichkeit waren, in Deutschland mit der Gründung der Gemeinschaftsbewegung zu einer unsichtbaren, und in Holland sogar zu einer offenen Kirchenspaltung geführt haben. Forgács dagegen wollte die Verantwortung für die Spaltung der Kirche auch aus theologischen Gründen nicht übernehmen. Er glaubte daran, dass die Leiter der Reformierten Kirche für die Sache der Mission gewonnen werden können. Da ihm die ungarischen Vorwürfe gegenüber der Arbeit der Inneren Mission bekannt waren, beschäftigte er sich seit 1917 in immer mehr Schriften mit der Rolle der reformierten Glaubensbekenntnisse. 1917 legt er in seinem zum 400. Jahrestag der Reformation geschriebenen Buch die wichtigsten Lehren der calvinistischen Reformation als seine eigene Dogmatik dar, als er schrieb: ‘Das sind die unseren reformierten Glauben cha-rakterisierenden Werte.’ 28 Später, in seinem auf der 1920 veranstalteten Konferenz der

21 Forgács, A belmisszió, p. 341.22 János Victor, ‘A lelkigondozás a cura pastoralis és belmissió által’, Vortrag, 16. Handschrift C/99 Box

10. 5. RLt Budapest. Gemäß dem internen Bezug der Signatur 1916 oder früher erschienen. Zitiert Sándor Gaál, ‘A kezdeményező egyház’ der kirchenbauende Dienst von János Victor, besonders hinsichtlich der Mission und dem Aufbau der Gemeinden. PhD Thesis an der Reformierten Universität, Debrecen, 2005.

23 Sándor Gaál, ‘A kezdeményező egyház’, pp. 47-49. 24 Siehe Gaál, ‘A kezdeményező egyház’, pp. 47-49. Siehe noch Forgács, A belmisszió, pp. 47-47.25 Forgács, A belmisszió, pp. 137-143. vgl. Dieter Lange, Eine Bewegung bricht sich Bahn (Giessen:

Brunnen Verlag,1979), pp. 230-235.26 Forgács, A belmisszió, pp. 143-158. 27 Forgács, A belmisszió, pp. 159-162. vgl. Jos Colijn, Egyháztörténelem (Sárospatak: A Sárospataki

Református Teológiai Akadémia, 1996), pp. 402-405.28 Forgács, Rövid emlékezés, pp. 39-40.

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Kálvinista Szemle in Budapest 29 gehaltenen Vortrag, der einen großen Widerhall fand, ‘legte er Rechenschaft ab über die in seiner Gemeinde über 10 Jahre unternommenen Versuche, die im Interesse der calvinistischen Prinzipien im geistlichen Leben und in der Organisation standen.’ 30 Damit verkündigte er auch deutlich seine theologische Zugehörigkeit. Gleichzeitig gab es in ihm auch die Offenheit gegenüber den Vereinen, die die interkonfessionelle Mission vertraten. Hinter den bei Forgács in mehreren Fra-gen zum Ausdruck kommenden kreativen Spannungen erkennen wir seinen Wunsch nach der Einheit der Kirche und gleichzeitig seine Besorgnis um die Innere Mission. Diese doppelte Absicht motivierte seine selektive Theologie.

6.3 DIE STRUKTUR SEINER THEOLOGIE

6.3.1 Das formale Prinzip

Nach William Hastie (1842-1903), dem schottischen reformierten Theologen, dessen Vorlesungen auch Forgács gekannt haben muss, da diese auch ins Ungarische übersetzt erschienen waren, 31 können wir im System der reformierten Theologie zwei Grundprin-zipien erkennen. Das eine ist das principium formale (die,den Glauben regelnde Richt-schnur), das andere ist das principium materiale (die die Lehre regelnde Richtschnur).

Wenn wir im theologischen System von Forgács das principium formale suchen, stellen wir fest, dass für ihn die Bibel die alleinige Quelle und das einzige Fundament aller Heilswahrheiten ist. ‘Die reformierte Dogmatik bewahrt den Wert des Wortes Gottes im Wort selbst auf, auch die Formulierung der Wahrheit der Religionslehre misst sie an diesem einzigen Kanon’. 32 An anderer Stelle schreibt er: ‘Die Bibel ist die Offenbarung Gottes’, sie ist ein vom Heiligen Geist inspiriertes Werk, durch das Gott selbst spricht. 33 Die göttliche Offenbarung der Bibel und deren Autorität waren für ihn eine theologische Selbstverständlichkeit. Er bekannte, dass das ‘Ansehen der Heiligen Schrift nicht nur für die Kirche, sondern auch für das allgemeine menschliche und gesellschaftliche Leben zu einer regelnden Richtschnur wurde.’ 34 Diese Haltung ist sicher die Erklärung dafür, dass, wann immer er über ein theologisches Thema schrieb oder einen Vortrag hielt, sein Ausgangspunkt das war, was die Bibel zu diesem Thema sagt. Alle seine Schriften, seien es die über Missionsgeschichte, theologische Studien der Mission oder sein Katechismus, gründen sich auf einem biblischen Fundament. Seiner Überzeugung nach besteht kein Zweifel an der historischen Wahrheit der Bibel,

29 Forgács, A belmisszió, p. 325.30 Forgács, A belmisszió, p. 325.31 Vilmos Hastie, A református gondolkodás alapelvei, übers. Gergely Budai (Budapest: A Kálvinista

Szemle kiadása, 1925), p. 24. Original Titel: The Theology of the Reformed Church in its Fundamental Principles (Edinburgh: 1904).

32 Forgács, A belmisszió, p. 337.33 Forgács, A belmisszió, p. 345. Forgács, Konfirmációi olvasókönyv, p. 38.34 Forgács, A belmisszió, p. 110.

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und die in ihr beschriebenen Heilsereignisse sind zuverlässige Grundlagen des christ-lichen Glaubens. 35 Er ist davon überzeugt, dass die Heilige Schrift die alleinige Quelle aller Gottes-, Menschen-, und Heilserkenntnis ist. 36 Die schon bereits damals in der theologischen Ausbildung immer häufiger auftretende Bibelkritik scheint auf ihn kei-nen Einfluss ausgeübt zu haben. Zumindest finden wir in keiner einzigen Schrift vonForgács eine sich auf den Inhalt oder den Text der Bibel beziehende kritische Anmer-kung, aus der wir solches schließen könnten. In seinen Schriften begegnet uns eher, dass er die sich im 19. Jahrhundert entfaltende Bibelkritik für gefährlich hielt. 37 Aus seinen Predigten können wir feststellen, dass sie auf den Prinzipien des Sola Scriptura und des Tota Scriptura aufgebaut waren. 38

6.3.2 Das materielle Prinzip

Das principium materiale, d.h. die die Lehre regelnde Richtschnur, waren für Forgács die reformierten Glaubensbekenntnisse. Die Ungarische Reformierte Kirche verfügt über zwei Dokumente, die seit 1646 die offiziellen Glaubensbekenntnisse der Unga-rischen Reformierten Kirche darstellen. 39 Zum einen den ‘Heidelberger Katechismus’ (1562) und zum anderen die Confessio Helvetica Posterior (1566). Da die theologi-schen Wurzeln beider Glaubensbekenntnisse in der calvinistischen Reformation lie-gen, bewegten sich auch die theologischen Grundgedanken von Forgács innerhalb der Koordinaten der calvinistischen Theologie. Er kannte nicht nur Calvins Werk In-stitutio Religionis Christianae sehr gut, sondern er identifizierte sich auch mit derMeinung des ungarischen reformierten Predigers Pál Thuri (?-1574), der gemäß For-gács, über das Werk von Calvin ‘mit Recht sagen konnte: Nach Christus und neben der Arbeit der Apostel, brachte das Zeitalter kein mit diesem vergleichbares Buch mehr hervor.’ 40 Das bedeutet, dass wir in den theologischen Grundgedanken von For-gács die typischen Züge der calvinistischen Prädestinationslehre, der calvinistischen Gnadenlehre und des calvinistischen Kirchenbegriffs entdecken können. 41 In seinem Wortgebrauch waren die Attribute ‘reformiert’ und ‘calvinistisch’ Synonyme. Beach-tenswert ist auch, dass in seinen, ab 1915 herausgegebenen Schriften, häufiger, bereitsschon im Titel, das Attribut ‘reformiert’ erscheint. 42 In seinem Lehrbuch, das er für Ju-gendliche, die sich auf die Konfirmation vorbereiten, geschriebenen hatte, verwendeter ein ganzes Kapitel um auszudrücken, welche Rolle und Bedeutung die Glaubens-

35 Forgács, A belmisszió, p. 346.36 Forgács, Konfirmációi olvasókönyv, p. 38.37 Forgács, A belmisszió, p. 191. Hier bezeichnet er die Bibelkritik als ‘geschichtskritische Narkose’.38 Siehe: ‘A világ teremtése’ Gen. 1, 1-25. ‘Micsoda az ember?’ Psalm 8, 4-7. Forgács, Magyar prédikációk,

C/27-3. P.11. P.13. RLt, Budapest.39 János Victor, ‘A Heidelbergi Káté története’, in Hitvallásaink (Budapest: A Magyar Református Egyház

Egyetemes Konventjének Sajtóosztálya, 1954), p. 14.40 Forgács, A belmisszió, p. 21.41 Forgács, Rövid emlékezés, pp. 39-40.42 Siehe die Bibliographie von Forgács.

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bekenntnisse im Leben der Kirche haben: ‘Unsere christliche Kirche benötigt deshalb diese bekenntnistreuen Bücher, weil sie mit diesen beweisen kann, dass sie allein auf der Grundlage der Heiligen Schrift steht…, alle guten reformierten Christen müssen außer der Heiligen Schrift auch diese wichtigen Bücher kennen.’ 43

Seinen Konfirmations-Katechismus bezeichnet er als einen reformierten Katechis-mus 44 und auch in seinen über die Mission geschriebenen Studien, spricht er von der reformierten Mission. 45 Damit will er einerseits ausdrücken, dass er unter der refor-mierten Mission, die von der Reformierten Kirche ausgeführte Mission versteht, 46 anderseits deutet er gegenüber seinen Kritikern seine theologische Zugehörigkeit an.

6.3.3 Norma der Aufgaben

Eine bedeutende Rolle in der Theologie von Forgács spielt die Ethik. Seine Ethik gründete sich immer auf dogmatischen Grundlagen. Er war bestrebt, die norma cre-dendorum (Norm des Glaubens) sofort mit der norma agendorum (Norm der Aufga-ben) zu verbinden. Ein kennzeichnendes Beispiel dafür ist sein auf die Konfirmationvorbereitendes Lehrbuch, dem er den Untertitel ‘Agenda’ gab. In der Einleitung dieses Buches schreibt er folgendes: ‘Obwohl ich im Titel das Wort “Ágenda” in Klammern schrieb, betonte ich dennoch, dass die Lesestücke nicht nur Kenntnisse, sondern auch Aufgaben enthalten … ich bitte meine Dienstkollegen, bei der Vorbereitung der Kon-firmanden die sich auf das praktische Leben beziehenden Aufgaben, wie die Erzie-hung und die Mittel der Charakterbildung reformierter Christen, nicht außer Acht zu lassen.’ 47 In seinem Konfirmations-Katechismus ist zwar die Erklärung der zehn Ge-bote zu finden, dennoch stellt er eine getrennte Frage bezüglich Pflichten und Dienstder Christen. 48 Auch im Aufbau des Katechismus ist zu erkennen, das die norma agen-dorum der norma credendorum folgt. Bei Forgács ist Letztere das Evangelium. Ein typisches Beispiel dafür ist die erste Frage des von ihm geschriebenen Katechismus. 49 In seinen Predigten ist das ethische Element geradezu unausbleiblich. Die Betonung der Aufgaben und die Aktualisierung machen seine Predigten sehr lebensnahe. 50 Die Schwerpunkte seiner Ethik werden wir ausführlich behandeln, da er auch das Gebot der Mission so verstand, dass dieses sowohl die Kirche, als auch das Individuum

43 Forgács, Konfirmációi olvasókönyv, p. 61.44 Forgács, Református Konfirmációi Káté (Tahitótfalu: Sylvester kiadás, 1928).45 Forgács, A református misszió irányelvei (Sárospatak: Ref. Főiskola Könyvnyomdája, 1931). Siehe

noch Forgács, A belmisszió, pp. 337-339 usw.46 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 3.47 Forgács, Konfirmációi Olvasókönyv és Káté, pp. 3-4.48 Forgács, Református Konfirmációi Káté, die Fragen 11, 12, 13, 14, 15, 47, 54-58.49 ‘Was ist dein einziger Trost in deinem Leben und in deinem Tod? Mein einziger Trost in meinem Leben

und in meinem Tod ist die frohe Botschaft (Evangelium), dass Gott mich liebt und seinen eingeborenen Sohn für mich gab, damit ich nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben erlange’. Református Konfirmációi Káté, p. 5.

50 Forgács, ‘Mennyei látás’, Csel. 26, 19. ‘Adventi beszéd’, Ésa 40, 3-5. Ungarische Predigten, C/27-3. P. 7., P. 8. RLt Bp.

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erfüllen muss. Christus ‘erklärte die Verbreitung des Reiches Gottes zu einer Pflichtfür alle seine Anhänger.’ 51 An diesem Punkt verbindet sich also seine Ethik deutlich mit der Mission.

6.3.4 Die Spitze der Struktur, die Missionslehre

Im theologischen System von Forgács dienten alle Lehren oder Disziplinen der Missi-onslehre. Er selbst formulierte das so: ‘Die Missionslehre benötigt alle wissenschaft-lichen Ergebnisse, die helfen, Entfaltung, Inhalt, Grenzen und Ergebnisse des Wesens der Mission zu erkennen, sowohl in der Bibel, als auch in der Kirchengeschichte, sowohl in der Sittenlehre, als auch in einzelnen Zweigen der praktischen Theologie.’ 52 Diese Feststellung lässt darauf schließen, dass er die Missionslehre als eine solche Wissenschaft betrachtete, deren Aufgabe darin besteht, die verschiedenen theologi-schen Disziplinen zu integrieren und deren Ergebnisse anzuwenden.

Forgács übernahm die Einstufung zur praktischen Theologie und obige Formulie-rung der Missionslehre der praktischen Theologie von Ernst Christian Achelis und Theodor Harnack. 53 In der ungarischen theologischen Literatur wurde diese Konzep-tion von László Ravasz vertreten. 54 An der Budapester Reformierten Theologischen Fakultät wurde die Missionslehre im Jahr 2000 am Lehrstuhl für praktische Theologie unterrichtet.

Bei der Untersuchung seines theologischen Systems stellen wir einen Widerspruch darin fest, dass ihn nach der obigen Feststellung dennoch die Frage beschäftigte, in welche Disziplin die Missionslehre integriert werden könnte. Zuerst sagt er, dass sie ‘in den Kreis der praktischen Theologie gehört.’ Später behauptet er, dass die Missions-lehre über solche Teile verfügt, die nicht in die praktische Theologie hineinpassen. 55 Danach kritisiert er Friedrich Daniel Schleiermacher, der nach Forgács, die Missions-lehre in die Ethik integrierte. 56 Damit war er nur teilweise einverstanden, obwohl auch Forgács häufig die ethische Motivation gebrauchte, wenn er die Mission als ‘heiligePflicht’ bezeichnete. 57

Obwohl Forgács wusste, dass Alexander Duff in Edinburgh einen selbständi-gen Lehrstuhl für Mission innehatte, ähnlich wie Gustav Warneck an der Hallenser Universität, 58 was die Anerkennung der Mission als selbständige Disziplin bedeutete, 59

51 Forgács, A belmisszió, p. 1.52 Forgács, A belmisszió, p. 32.53 Forgács, A belmisszió, pp. 48-49. Forgács bezieht sich an Ernst C. Achelis, Grundriss der Praktischen

Theologie, Bd. II.(Leipzig:1878). Theodor Harnack, Praktische Theologie (Erlangen: 1878). 54 László Ravasz, A gyülekezeti igehirdetés elmélete, Homiletika (Pápa: Református Főiskolai

Könyvnyomda, 1925), p. 194.55 Forgács, A belmisszió, p. 30.56 Forgács, A belmisszió, p. 30. Gemäß David J. Bosch zählte Schleiermacher die Missionswissenschaft

zur praktischen Theologie (Praktische Th.), vgl. David J. Bosch, Transforming Mission, p. 447.57 Forgács, A belmisszió, pp. 1-2. Siehe noch Forgács, Konfirmációi Olvasókönyv und Káté, pp. 69-70.58 Forgács, A belmisszió, pp. 29-30.59 Siehe David J. Bosch, Transforming Mission, p. 448.

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scheint es dennoch so, dass er Angst gehabt hat, auszudrücken oder darauf zu drän-gen, dass die Missionslehre in Ungarn zu einer selbständigen theologischen Disziplin werden soll. Trotz alledem machte er, gewollt oder ungewollt, mit dem Verfassen seines Buches der ‘Inneren Mission und der Cura Pastoralis’ die Missionslehre in der ungarischen theologischen Literatur und Denkweise praktisch zu einer selbständigen theologischen Disziplin. 60

6.4 DIE THEOLOGISCHEN GRUNDGEDANKEN VON FORGÁCS

Obwohl Forgács kein systematischer Theologe war, können wir die systematische Zusammenfassung und Betonungen seiner theologischen Grundgedanken am an-schaulichsten aus seinem Lesebuch für Konfirmanden und aus seinem Katechismuserkennen, den er im Alter von 49 Jahren bereits zum dritten Mal überarbeitet hatte und im Jahre 1928 herausgab. In diesem Katechismus artikulierte er klar die dogmatischen und ethischen Gedanken, die er für wichtig hielt, nicht nur den reformierten Konfir-manden, sondern auch seinen Pfarrerkollegen anzuvertrauen. Aus der Einleitung des Buches geht nämlich hervor, dass er diesen Katechismus auch für seine Pfarrerkol-legen schrieb und ihnen zur Beachtung empfahl. 61 Das Inhaltsverzeichnis des Kate-chismus spiegelt Inhalt und Koordinaten der Theologie wider, die seine theologischen Grundgedanken bestimmten und charakterisierten. Diese Gedanken erscheinen auch in seinen Predigten. 62

Bereits früher deuteten wir an, dass die Theologie von Forgács zwei Schwerpunkte hatte: Einen dogmatischen und einen ethischen. Um diese können wir seine wichtigs-ten Gedanken bzw. Aussagen gruppieren.

6.4.1 Dogmatische Schwerpunkte: Soteriologie und Ekklesiologie

Die theologischen Grundgedanken von Forgács können um zwei Gebiete der Dogma-tik gruppiert werden. Das eine ist die Soteriologie, das andere die Ekklesiologie.

Wir fangen mit der Soteriologie an, die mit dem tröstenden Evangelium beginnt. 63 Beachtenswert ist, dass er dem Kapitel, in dem er über den Sündenfall schreibt, den Titel gab: ‘Gott ist Liebe.’ Diese Kapitelüberschrift wird erst später verständlich, wenn er Wesen und Folge des Sündenfalls zusammenfasst: ‘Die goldene Kette der Liebe, die

60 László Ravasz, XX. Püspöki Jelentés, Sonderdruck. A Dunamelléki Ref. Egyházkerület 1941. évi jegyzőkönyvéből (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Rt., 1941), p. 8. Siehe noch János Victor, ‘Forgács Gyula szolgálata’, Református Élet, VIII/25 (1941), p. 4.

61 Forgács, Református Konfirmációi Káté, p. 3.62 Siehe P. 10. ‘Lelki keresztség’ Apg. 2, 36-41. P. 7. ‘Mennyei látás’ Apg. 26,19. P. 9. ‘Nagypénteki

beszéd’ Máté 27, 50-51. P. 13. ‘Micsoda az ember?’ Gen. 1, 26-31. P. 15. ‘Isten országa’ Matthäus 13, 31-32. Forgács, ‘Magyar prédikációk’, Handschrift Box C/27-3. RLt Budapest.

63 Forgács, Református Konfirmációi káté, p. 5. ‘Was ist dein einziger Trost in deinem Leben und in deinem Tod?’.

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den Menschen an Gott gebunden hat, ist gerissen.’ 64 Nach dieser Formulierung legt er dar, welche Folgen diese Trennung von der Liebe Gottes für den Menschen haben.

Neben der Betonung des Trost spendenden Evangeliums gehört zum Ausgangs-punkt seiner Soteriologie der verlorene Zustand des Menschen, die ‘geerbte verdor-bene Natur’, 65 die uns angeboren ist und deren Strafe die ewige Verdammnis ist. Er lehrt ausdrücklich, dass der Mensch im Sündenfall seinen freien Willen für die Wahl des Guten verloren hat: ‘Wenn ich auch die Absicht hätte, das Gute zu tun, könnte ich das nicht ausführen, weil ich meine Sünden wegen meiner verdorbenen Natur nur von Tag zu Tag erhöhe.’ 66 Zusammen damit bekennt er auch, dass wir Menschen eine ‘so verdorbene Natur haben, dass wir nicht einmal aus eigener Kraft glauben können.’ 67

In seinem Katechismus beschäftigt er sich nur in drei Fragen und Antworten mit dem Thema der Sünde, danach geht er sofort auf das durch Jesus Christus ausgeführte Evangelium der Befreiung über, welches er aber noch kürzer behandelt, in insgesamt zwei Fragen und Antworten. 68 Auffallend ist, dass er sich ausführlicher mit der Person und dem irdischem Leben des historischen Jesus befasst, als mit dessen Werk der Erlösung. 69 Unserer Meinung nach weist das darauf hin, dass das Evangelium für ihn keine abstrakte theologische Theorie bedeutet, sondern in der Person des historischen Jesus selbst gekommen ist.

Über das Gesagte hinaus beschäftigte ihn noch der Weg des Heils (via salutis), d.h. jenes Problem der Soteriologie, das versucht die Frage zu beantworten, wie der Mensch das in Christus zu gewinnende Heil erlangen kann. Die Erklärung dafür kön-nen wir darin finden, dass den sich für die Mission verpflichteten Forgács bis zumEnde seines Lebens die Frage interessierte, wie das Evangelium zum Menschen seiner Zeit gelangen kann und weiterhin, wie der Mensch selbst das angebotene Heil ergrei-fen kann. Wir erkennen bei ihm 5 Schritte:

1. Ausgangspunkt der via salutis ist in nahezu allen seinen Schriften die göttliche Auser-wählung (electio). ‘Gott erbarmte sich unser und von Anfang an führte er aus und verfügte, dass sein heiliger Sohn uns sucht, wie ein guter Hirte die verlorenen Schafe sucht.’ 70

2. Als zweiten Teil der via salutis bezeichnet er den Glauben (fide). Über den Glau-ben sprach er jedoch auf verschiedene Weisen. Einmal sagte er, dass der Glaube ein Geschenk Gottes ist, den Er durch den Heiligen Geist den Menschen schenkt: ‘Gottes Geist ist es, der uns den Glauben schenkt’, 71 den Gott nur den Auserwählten gibt. 72

64 Forgács, Konfirmációi olvasókönyv, p. 14. Siehe noch seine Predigt über das ‘verlorene Schaf’. Forgács, ‘Magyar prédikációk’, P. 4. Handschrift, Box C/27-3. RLt Budapest.

65 Forgács, Református Konfirmációi Káté, p. 5. 3. Frage und Antwort.66 Forgács, Református Konfirmációi Káté, p. 5. Siehe noch Forgács, Konfirmációi olvasókönyv, pp. 15-16.67 Forgács, Rövid Emlékezés, p. 9. Siehe noch ‘Micsoda az ember?’ Gen. 1, 26-31. Forgács, ‘Magyar

prédikációk’, P. 13. Handschrift, Box C/27-3. RLt Budapest.68 Forgács, Református Konfirmációi Káté, pp. 5-6. Frage 1.4.69 Forgács, Konfirmációi Olvasókönyv, pp. 21-27.70 Forgács, Konfirmációi Olvasókönyv, p. 28. Siehe noch Református Konfirmációi Káté, Frage 8. p. 7. 71 Forgács, Református Konfirmációi Káté, p. 6. 7. Frage und Antwort.72 Forgács, Református Konfirmációi Káté, p. 7. 8. 9. Frage und Antwort.

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Und dieser Glaube ist die ‘Hand’ die, ‘die uns entgegengestreckte Hand des Herrn Jesus Christus ergreift.’ 73 An anderer Stelle fragt er danach, ‘wie du diesen Heil brin-genden Glauben erwerben kannst.’ 74 Und gibt die Antwort, dass man darum beten muss, d.h. dass er durch Beten erworben werden kann!

3. Die folgende Station der via salutis ist die Berufung, die vocatio. ‘Durch den Glauben hören wir sein rufendes Wort … der heilige Geist öffnet Auge und Ohr unse-rer Seele und ruft uns zu Christus, zum Heil.’ 75

4. Der Berufung (vocatio) folgen die Bekehrung (conversio) und die Wiedergeburt (regeneratio). Forgács sagt: ‘Sich zu bekehren heißt, umzukehren. Der Sünde und der Verdammnis den Rücken zu kehren und sich Gott und dem Heil zuzuwenden.’ 76 Bei der Beschreibung der Bekehrung merkt er an, dass der Geist Gottes nicht alle Menschen auf die gleiche Weise zur Bekehrung führt. ‘Manche Menschen bekehrt er plötzlich, andere langsam, geradezu unmerklich…’ 77 Bei der Bestimmung des Be-griffs der Wiedergeburt folgt Forgács jedoch nicht den scholastischen und dogmati-schen Festlegungen. Die Wiedergeburt und die Bekehrung behandelt er als synonyme Begriffe. Den sich bekehrenden Menschen ‘nimmt der Geist Gottes auf, er ändert seine Denkweise, seine Gefühle und seinen Willen. Diese Arbeit des Heiligen Geistes bezeichnen wir als Wiedergeburt.’ 78 Forgács interessiert auch in dieser Frage, ähnlich wie bei den Ausführungen zum Glauben, nicht die Reihenfolge der Bekehrung und Wiedergeburt, auch nicht deren Prozess, sondern das Endergebnis.

5. Für die letzte Phase der via salutis hielt er die Heiligung (sanctificatio). Die Hei-ligung ist gemäß Forgács ein solcher Entwicklungsprozess im Leben des Christen, bei dem der Geist Gottes den Menschen das Verstehen des Willens Gottes, die Selbstver-leugnung und die Sanftmut lehrt ‘und schließlich als seine Freunde und Mitarbeiter aufnimmt.’ 79 Mit anderen Worten ausgedrückt, bedeutet das, dass der auf dem Wege der Heiligung fortschreitende Christ ein Mensch der Mission ist.

Neben der Soteriologie steht die Ekklesiologie im Vordergrund seines Interesses. Forgács, der seit seiner frühen Jugend bis zu seinem Tod, in der Kirche lebte und tätig war, interessierte die Kirche nicht nur als ein Mittel der Mission oder als ein Gebiet der Mission, sondern auch als theologischer Begriff.

Auf die Frage, was die christliche Kirche ist, gab er folgende Antwort: ‘Die Ge-sellschaft der Anhänger des Christus, die der Heilige Geist Gottes zu allen Zeiten, aus allen Völkern und Nationen unter denjenigen sammelt, die Gott von Anfang an für das Heil erwählt hat.’ 80

73 Forgács, Konfirmációi olvasókönyv, p. 28. Siehe noch ‘Adventi beszéd’ Jesaja 40, 3-5. P. 8. Handschrift, Box C/27-3. RLt Budapest.

74 Forgács, Református Konfirmációi Káté, p. 6. 7. Frage und Antwort.75 Forgács, Konfirmációi Olvasókönyv, p. 29.76 Forgács, Konfirmációi Olvasókönyv, p. 31.77 Forgács, Konfirmációi Olvasókönyv, p. 31.78 Forgács, Konfirmációi Olvasókönyv, p. 31.79 Forgács, Konfirmációi Olvasókönyv, p. 32.80 Forgács, Református Konfirmációi Káté, p. 19. 34. Frage, siehe auch Konfirmációi Olvasókönyv, p. 57.

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Eine wichtige Rolle in den theologischen Grundgedanken von Forgács spielte der Fragenbereich der Ekklesiologie, wie sich das dreifache Amt von Christus in der Kirche fortsetzt. Den größten Teil der Missionstätigkeit der Gemeinde gruppierte er um den Kreis des von Christus erhaltenen dreifachen Amtes: dem Amt des Lehrens (potestas docendi), dem Amt des Regierens (potestas gubernandi) und dem Amt der Ausübung der Barmherzigkeit (potestas misericordiae). Forgács beschäftigten auch Teilfragen der drei Gebiete, wie z.B. die Evangelisation, die Funktion der Ältesten, die Ausbildung der Mitarbeiter, die Ausübung des Diakonats, die soziale Verantwor-tung und die Diakonie. 81

Aus dem dreifachen Amt von Christus leitete er den Gedanken der Missionsauf-gabe der Kirche bzw. des allgemeinen Priestertums ab. ‘Die größte Bedeutung der Sendung Jesu war, dass er sich an die Spitze der Ausgewählten Gottes stellte… Apos-tel, Lehrer, Führer, kleinere und größere Diener bestimmte und diese in der heiligen christlichen Kirche vereint zur Eroberung der Welt aussandte.’ 82 Die Wurzeln seiner Theologie der Mission reichen also auf das Dogma der reformatorischen Lehre 83 über das allgemeine Priestertum zurück.

Zur Beschreibung der Teile der Kirche gebrauchte er häufig die Unterscheidungvon der sichtbaren und der unsichtbaren Kirche. Zu den Mitgliedern der unsichtbaren Kirche zählte er diejenigen, die zu ihrer Zeit über den Glauben verfügten, aber bereits verstorben sind, und auch diejenigen, die erst später leben und bekehrt werden, bzw. die bereits jetzt als Auserwählte Gottes in der Kirche leben. 84 Zu den Mitgliedern der sichtbaren Kirche zählt er diejenigen, ‘die getauft wurden und sich selbst als Christen bekennen.’ 85 Eine Grenzlinie zwischen den beiden Kirchen zieht er bewusst nicht, ausdrückend, dass allein Gott die Herzen kennt, und nur Er um seine Auserwählten weiss. Dennoch führt er einige sichtbare Kennzeichen derjenigen auf, die zur unsicht-baren Kirche gehören. Als erstes Kennzeichen gibt er an, dass sie ‘jederzeit Zeugnis über ihren Glauben ablegen.’ Danach fährt er fort: ‘Sie kämpfen tapfer gegen den Unglauben und jede Irrlehre, sie halten an der Heiligen Schrift fest und sind bereit, auch ihr Leben dafür zu opfern, dass auf der Erde das Reich Gottes verbreitet wird, … sie lieben einander und versammeln sich in den sichtbaren Kirchen.’ 86 Wir können bei ihm feststellen, dass er die Missionsarbeit zu den Kennzeichen der Kirche zählte und

81 Siehe Forgács, A belmisszió, pp. XI-XV. Aus dem Aufbau der Aufzeichnungen des Buchinhalts ist das am eindeutigsten zu erkennen. Zum Gebiet des lehrenden Amtes der Kirche zählt er die Predigten und die Evangelisation, zum Gebiet des regierenden Amtes der Kirche zählt er den Fragenkreis der Tätigkeit des Presbyteriums, der Ausbildung der Diakone und Mitarbeiter der Gemeinde sowie der Ausübung der Kirchendisziplin. Unter der Überschrift ‘Die schützende und pflegende Arbeit der Inneren Mission’behandelt er die vielfältige Arbeit der Ausübung der Barmherzigkeit. Siehe noch Forgács, Református Konfirmációi Káté 41-44. Fragen, pp. 22-24.

82 Forgács, A belmisszió, pp. 6-7.83 Siehe W. Heyns, Református Dogmatika, übers. Zoltán Galambos (Budapest: Holland - Magyar

Református Bizottság, 1925), p. 196.84 Forgács, Református Konfirmációi Káté, p. 19. 35. Frage.85 Forgács, Református Konfirmációi Káté, p. 20. 36. Frage.86 Forgács, Konfirmációi Olvasókönyv, pp. 57-58.

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führt diese, neben den üblichen vier Kennzeichen (Wort, Sakrament, Diakonie und Kirchendisziplin), als fünftes auf.

Trotz der aufgeführten Kennzeichen hielt er die unsichtbare und die sichtbare Kir-che für untrennbar hier auf der Erde. Der pausenlose Verfall der Kirche bzw. die Not-wendigkeit einer ständigen Reformation derselben kann dadurch erklärt werden, dass in der Kirche nicht nur die Auserwählten leben, sondern auch die Heuchler. In dieser ekklesiologischen Ansicht wurzelt der Standpunkt von Forgács, dass die Lösung für den Verfall der Kirche nicht in der Gründung einer neuen Kirche, sondern in der Reformierung der bestehenden liegt. 87 Er stimmte auch nicht mit der in der Kirche oftmals betonten Unterscheidung überein, die unter Berufung auf Johann H. Wichern, die Ungarische Reformierte Kirche in eine ‘offizielle’ und ‘nicht offizielle’ Kircheunterteilte. In einem Zeitungsartikel drückt er aus, dass ‘die Kirche gepflegte undvernachlässigte Bereiche haben kann, sie kann krank sein, blutende Wunden haben, aber offizielle und nicht offizielle Bereiche und Faktoren darf sie nicht haben.’ 88 Diese Sicht über die Kirche ist die Erklärung dafür, dass der Gedanke der Reformation der Kirche in der Ekklesiologie von Forgács einen bedeutenden Platz einnahm.

Forgács bekannte weiterhin auch die Universalität und die Katholizität der Kirche. ‘Der Glaube und die Kirche von Jesus Christus gehören der Gemeinschaft der gan-zen Welt, d.h. allen Völkern und Nationen.’ 89 In diesen theologischen Grundgedanken wurzeln zum einen sein schon bereits öfters erwähnter Interkonfessionalismus, seine Offenheit gegenüber der Mission, sowie sein Interesse für die Äußere Mission und für die Judenmission. Gleichzeitig träumte er nicht von einer fehlerlosen und vollkommen organisierten Weltkirche, sondern lehrte, dass sich die Mitglieder einer universellen Kirche ‘in den sichtbaren Kirchen zusammenschließen.’ 90 Für ihn war die sichtbare Kir-che, trotz aller ihrer Fehler, die Ungarische Reformierte Kirche und deren Gemeinden.

Forgács hielt die Kirche, aus dem Gesichtspunkt ihrer Funktion, für ein Gnadenmittel, 91 das die Heilsgüter vermittelt. Wenn er darüber sprach bezeichnete er die Kirche, ähnlich wie Calvin, als geistliche Mutter, die ihre Mitglieder mit dem Wort Gottes und den Sakramenten nährt und sie auf die Mission sowie auf das Gott lobprei-sende Leben vorbereitet. 92 An anderer Stelle formuliert er über die Arbeit der Kirche folgendes: ‘Die auf Erhalten und Schutz der eigenen Mitglieder der christlichen Kir-che gerichtete Arbeit bezeichnen wir als Innere Mission, die Arbeit unter denjenigen, die außerhalb der Kirche stehen, d.h. der Heiden, als Äußere Mission.’ 93

Bei Forgács standen die Soteriologie und die Ekklesiologie in enger Beziehung zueinander. In der Soteriologie legte er die Betonung auf das Evangelium der Er-lösung des Menschen, genauer ausgedrückt, auf den zum Heil führenden Weg. Der

87 Forgács, ‘Az O.R.L.E. kérdései’, Reformáció, III/11 (1922), pp. 81-82.88 Forgács, ‘Az O.R.L.E. kérdései’, p. 81.89 Forgács, Református Konfirmációi Káté, 39. Frage. p. 21.90 Forgács, Konfirmációi olvasókönyv, p. 58.91 Forgács, Református Konfirmációi Káté, 21. Frage. p. 14.92 Forgács, Református Konfirmációi Káté, 42. Frage. p. 23.93 Forgács, Református Konfirmációi Káté, 46. Frage, p. 24.

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Inhalt des Evangeliums handelt, seiner Meinung nach, von dem zum Heil führenden Weg. Die Betonung seiner Ekklesiologie lag darauf, wie die Kirche das Evangelium der Erlösung weitergibt. Soteriologie und Ekklesiologie waren bei ihm also durch den Gedanken der Mission eng miteinander verbunden.

6.4.2 Ethische Schwerpunkte

So wie Forgács keine Dogmatik verfasste, hat er auch keine theologische Ethik ge-schrieben. So oft er aber über die norma credendorum, über das zu Glaubende schrieb, verband er es immer mit der norma agendorum: ‘Gute Reformierte sind diejenigen… die immer Reformierte sind. Nicht nur mit dem, was sie sagen, sondern auch mit ihren Werken.’ 94 Da er dieses praktische Prinzip konsequent anwandte, waren seine katechetischen Schriften, Zeitungsartikel und Predigten von einem starken ethischen Charakter gekennzeichnet. Der ‘reformierte Mensch gehört ganz Christus und ganz der Kirche.’ 95 Er verpflichtet sich gegenüber der in der Kirche erfolgenden Missions-arbeit. Die ethischen Akzente seiner theologischen Grundgedanken können infolge der obigen Ausführungen klar beschrieben werden.

Wenn wir seine ethischen Akzente untersuchen, sehen wir, dass Forgács in erster Linie den wiedergeborenen Menschen (homo renatus) vor Augen hat. Darum appel-liert er immer an dessen veränderten Geist, Gefühle und Herz. In einem seiner Trak-tate formuliert er es so, dass derjenige reformiert ist, dessen ‘Denkweise, Gefühle und Handlungen reformiert sind.’ 96

Ein stark betonter Begriff seiner Ethik ist der Gehorsam (oboedientia). Der Gehor-sam bedeutet seiner Meinung nach das Ausführen des Willens Gottes. Den Willen Got-tes enthält die Heilige Schrift, dessen Zusammenfassung die Zehn Gebote darstellen. Deshalb ist der Gehorsam gegenüber den Zehn Geboten ein betontes Element seiner Ethik. Obwohl er anerkennt, dass der Mensch nicht fähig ist, die Gebote vollkommen einzuhalten, stellt er diese dennoch in den Mittelpunkt seiner Ethik, weil er davon überzeugt ist, dass der Heilige Geist dem homo renatus hilft, diese zu erfüllen. 97

Die Motivation für den Gehorsam ist in allen Fällen der Glaube an Jesus Chris-tus. Darum ist der homo renatus ein gehorsamer Mensch. ‘Wozu veranlasst dich dein wirklicher Glaube an Jesus Christus?’, fragt er in seinem Katechismus. ‘Dazu, dass ich auch Gott liebe und seinem guten und vollkommenen Willen in allem mit Freude und Treue gehorche.’ 98 Damit ist der Gehorsam bei ihm einerseits der Weg der Heili-gung, andererseits auch ein Beweggrund der Mission, in dem die Mission auch zum

94 Forgács, Hogyan tudhatod meg, hogy jó református vagy-e? (Budapest: Magyar Traktátus Társaság, 1930), p. 5.

95 Forgács, Hogyan tudhatod meg, p. 7.96 Forgács, Hogyan tudhatod meg, p. 5.97 Forgács, Református Konfirmációi Káté, p. 13. 19. Frage: ‘Wenn ich in Christus bin und er in mir

bekräftigt wurde, ist es unmöglich, dass mich der Geist Gottes beim Handeln alles Guten nicht unterstützt.’

98 Forgács, Református Konfirmációi Káté, 11. Frage, p. 7. Siehe noch: Forgács, ‘Mennyei látás’, Magyar Prédikációk, C/27-3. RLt Budapest.

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Gehorsam gegenüber dem sendenden Wort Gottes gehört. ‘Alle vom Geist Christi ge-leiteten Menschen verbreiten mit hingebendem Gehorsam das Reich Gottes’, schreibt er in den biblischen Fundamenten seines Buches über die Innere Mission. 99

Ein zweiter, stark betonter Begriff der Ethik von Forgács ist die Pflicht (officium). Die Pflichten leitet er aus dem Gehorsam gegenüber dem Gebot Gottes ab, den Ge-horsam aus der Liebe zu Gott. Letztendlich besteht die Gesamtheit der Pflichten desChristen aus der Liebe zu Gott. 100

Forgács klassifizierte die Pflichten. Getrennt befasst er sich mit den Pflichten desChristen, der Inneren Mission und der Kirche. Auch in dieser Frage können wir bei ihm eine Verschiebung der Betonung beobachten. Er sprach zwar bis zu seinem Le-bensende a.) von den Pflichten des Christen, b.) von den Pflichten der Inneren Mis-sion, hauptsächlich zum Anfang seiner Tätigkeit, c.) aber ab 1928 schrieb er immer mehr und entschlossener über die Pflichten der Kirche. 101

Die wichtigste Pflicht des Christen ist es, Gott zu lieben, und über die Liebe Got-tes zu uns Zeugnis abzulegen. In seinem Werk, das er 1917 zu schreiben begann, formuliert er, dass Christus ‘alle seine Anhänger zur Verbreitung des Reiches Gottes verpflichtet.’ 102 Zur Pflicht der Verbreitung des Reiches Gottes zählte er gleicherma-ßen die Ausübung der Inneren und auch der Äußeren Mission. Das bedeutet, dass für ihn die Mission an erster Stelle der individuellen Pflichten stand. Später formulierte erbereits differenzierter, als er schrieb, ‘es ist unsere Pflicht, den Dreieinigen Gott, dieBibel, unsere Kirche und alle unsere Nächsten zu lieben. Es ist unsere heilige Pflicht,Zeugnis über unseren christlichen Glauben abzulegen.’ 103 In seinem Konfirmations-katechismus erweiterte er dann die Reihe der Pflichten weiter, als er die Frage stellt:‘Welches sind die Pflichten eines Mitgliedes der reformierten Kirche?’ Und er ant-wortet auf diese Frage in neun Punkten. Alle neun Punkte enthalten eine norma agen-da. Nur der erste Punkt handelt von unseren Pflichten gegenüber Gott. Alle anderenPunkte beziehen sich auf unsere Pflichten der Kirche gegenüber. Dieser ist übrigensder längste Frage- und Antwortabsatz in seinem Katechismus. 104

In seinem über die Innere Mission geschriebenen Buch drückt Forgács aus, dass ‘Jesus die Arbeit des einzelnen Menschen zu einer großen Einheit zusammenfasst. Im Reich Gottes ist es die Pflicht jedes Arbeiters, mit seiner Arbeit die Arbeit sei-ner Mitbürger zu unterstützen. Das können wir auch mutig auf die Körperschaften ausdehnen…’. 105 Deshalb spricht er getrennt über die Pflichten der Kirche und überdie Pflichten der Inneren Mission. 106 In diesem Zusammenhang versteht Forgács unter

99 Forgács, A belmisszió, p. 8. Siehe noch Forgács, Konfirmációi Olvasókönyv, p. 69.100 Forgács, A belmisszió, p. 3.101 Die 1928 eröffnete Budapester Landessynode beauftragte Forgács wie gesagt mit der Ausarbeitung

eines Gesetzes über die Missionsarbeit der Kirche.102 Forgács, A belmisszió, p. 1. 103 Forgács, Konfirmációi Olvasókönyv, p. 72.104 Forgács, Református Konfirmációi Káté, 47. Frage, p. 25.105 Forgács, A belmisszió, p. 23.106 Forgács, A belmisszió, pp. 587. 602.

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der ‘Inneren Mission’ nicht die Missionsarbeit, sondern in erster Linie die Gruppen und Vereine, die die Arbeit der Inneren Mission ausführen. Sich auf die Unterschei-dung zwischen sichtbarer und unsichtbarer Kirche berufend, behauptet er, dass inner-halb der sichtbaren Kirche die unsichtbare Kirche durch das ‘Missions-Heer’ vertreten wird, das die Innere Mission ausführt. Das die Innere Mission ausführende Heer ist deshalb erforderlich, weil die ‘Kirchenbehörden’ bei der Ausführung der Mission pas-siv sind. Aber die Innere Mission ‘ist auch dort erforderlich, wo der Glaube schwach und die Gemeinde geschwächt ist…’. 107 Die Pflicht der Inneren Mission ist also dieAusübung der Mission, die die Tätigkeit in verschiedenen Arbeitsgebieten bedeutet. Zu diesen zählte er das Evangelisieren, dessen Ziel es ist, dass in der Gemeinde ein ‘neuer Lebensprozess’ beginnt. 108

Die andere Pflicht der Inneren Mission ist das Reformieren der Kirche. 1920 wurdeder ‘Péczeler Kreis’ von den Pfarrern der Bewegung der Inneren Mission gegründet. Das Starten dieser Reformationsbewegung wurde damit begründet, dass sie die Re-formation der ganzen Reformierten Kirche als ihre Pflicht empfanden. Unter Refor-mation verstanden sie die spirituelle Erneuerung der Kirche, deren organisatorische Umgestaltung, die Reform der Mitgliedschaft in der Kirche und der Konfirmation,sowie die erneute Einführung der Ausübung der Kirchendisziplin. 109 Zu den weiteren Pflichten der Inneren Mission zählte Forgács die Ausübung der Sozialarbeit und derDiakonie. Unter denen verstand er die Arbeit unter den Armen der Gesellschaft und unter Obdachlosen. 110

Im Jahre 1928 wurde Forgács Mitglied des Missionsausschusses der Synode und wurde mit der Erarbeitung eines Gesetzentwurfes über die Mission beauftragt. Den Gesetzentwurf über die Mission stellte Forgács fertig. Dieser Entwurf enthielt bereits, dass die Mission Aufgabe und Arbeit der Kirche ist. ‘Die Innere Mission ist bei uns die Arbeit der Kirche selbst.’ 111 Mit dieser Überzeugung argumentierte er auch dann, als er behauptete, dass die Missionsarbeit die wichtigste Pflicht des Pfarrers ist, 112 und wenn er diese nicht ausführt, seine pastorale Identität gefährdet. Als Forgács den Gedanken der Synode vortrug, dass die Innere und die Äußere Mission gleichermaßen Pflicht (officium) der Kirche sind, und die Synode dieses auch im Gesetz festhielt, half er damit, einem wichtigen Reformbestreben der Bewegung der Inneren Mission ans Ziel zu gelangen.

Zu den Aufgaben der Inneren Mission zählte er auch noch das Erwecken ‘der Pflichten gegenüber dem Vaterland’ in den Kirchenmitgliedern. Diese Pflichten ge-genüber der Heimat waren für ihn die Vaterlandsliebe, das Bemühen um das Wohler-gehen der Heimat und der Schutz der Heimat.

107 Forgács, A belmisszió, p. 37.108 Forgács, A belmisszió, p. 37.109 Forgács, ‘A péczeli konferencia’, Reformáció, I/1 (1921), pp. 4-6. Siehe noch ‘Memorandum’

Reformáció, II/17 (1921), p. 181.110 Forgács, A belmisszió, pp. 587-595.111 Forgács, Törvénytervezet (Handschrift), 19. November 1930.112 Forgács, A belmisszió, p. 678.

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6.5 KONTINUITÄT, SELEKTIVITÄT UND DISKONTINUITÄT IN DER THEOLOGIE VON FORGÁCS

6.5.1 Kontinuität

Wenn wir die dogmatischen Betonungen der theologischen Grundgedanken von Forgács untersuchen, ist deren Kontinuität mit den reformierten und calvinistischen Glaubensbekenntnissen feststellbar. In seinen Schriften beruft er sich meistens auf die Confessio Helvetica Posterior (1566) und auf den Heidelberger Katechismus (1562), als Glaubensbekenntnisse der Reformierten Ungarischen Kirche. Nur gelegentlich verwendet er auch die Westminster Bekenntnisschrift (1648). 113 In seinen theologi-schen Gedanken ist außer den erwähnten Bekenntnisschriften auch die Identität der Schottischen Bekenntnisschrift (1560), der Confessio Belgica (1561) und auch mehre-rer Lehren des Dordrechter Kanons (1618-19) nachweisbar. Diese Glaubensbekennt-nisse vertraten ebenfalls die calvinistische Prägung der Reformation.

Die Tatsache, dass er die Soteriologie seines Katechismus mit dem Evangelium des Trostes einleitet, lässt dem Leser die erste Frage des Heidelberger Katechismus in den Sinn kommen. Und auch beim weiteren Lesen kann kein Zweifel darüber bestehen, dass wir die calvinistische Lehre vor uns haben. Was er über den vollständig verdorbenen Zustand des Menschen und über den Verlust des freien Willens lehrte, stimmt genau mit dem überein, was die Confessio Helvetica Posterior, die Confessio Belgica, der Dor-drechter Kanon und die Westminster Bekenntnisschrift über diese Themen lehren. 114

Die andere auffallende Übereinstimmung ist, dass auch Forgács, ebenso wie die aufgeführten ältesten calvinistischen Glaubensbekenntnisse, den endgültigen Grund und die Erklärung des Heils des Menschen sowie den Beginn der via salutis, in der göttlichen Auserwählung sah. 115

Es gibt auch in der Ekklesiologie von Forgács theologische Kontinuität mit den calvinistischen Glaubensbekenntnissen: vor allem erwähnen wir den Begriff der Kir-che, seine Überzeugung über das dreifache Amt der Kirche, seine Unterscheidung der sichtbaren und unsichtbaren Kirche und seine Auffassung über die Katholizität der Kirche. 116 Die dogmatische Übereinstimmung mit den Glaubensbekenntnissen hielt er deshalb für wesentlich, weil er bekannte, dass zwischen den reformierten Dogmen und der Bibel eine so enge Verbindung besteht, dass wir, ‘wenn wir unsere Dogmen verwer-fen würden, wir auch die Kardinalwahrheiten unserer Bibel verwerfen müssten.’ 117

Auch in der Analyse der ethischen Betonungen seiner theologischen Grundgedan-ken fällt die Kontinuität mit den reformierten Glaubensbekenntnissen auf. Wenn er

113 Forgács, A belmisszió, p. 337.114 Siehe die Confessio Helvetica Posterior VIII. IX., die Confessio Belgica Artikel 14, oder den Dordrechter

Kanon, Kapitel 3. Punkt 3, sowie Westminster Bekenntnisschrift, Kapitel VI. und IX.115 Siehe Confessio Helvetica Posterior, Kapitel X, die Confessio Belgica, Artikel 16, die Dordrechter

Kanon, Kapitel 1, Punkte 7-9, sowie Westminster Bekenntnisschrift, Kapitel III.116 Siehe Heidelberger Katechismus, 54. Frage und Antwort, Confessio Helvetica Posterior, Kapitel

XVII, Confessio Belgica, Artikel 27, Schottische Bekenntnisschrift, Artikel 16 und Westminster Bekenntnisschrift, Kapitel XXV.

117 Forgács, ‘Cura Pastoralis’ in A belmisszió, p. 747.

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sich, den homo naturalis vom homo renatus unterscheidend, mit den Fragen des mora-lischen Lebens des wiedergeborenen Menschen befasst, folgt er darin treu den bereits erwähnten calvinistischen Glaubensbekenntnissen. 118 Ebenso, wenn er die Richtung des moralischen Lebens des homo renatus in der Einhaltung der Zehn Gebote angibt, bleibt er damit ganz auf dem Pfad der calvinistischen Glaubensbekenntnisse. 119

6.5.2 Selektivität

Außer dem Nachweis der Kontinuität mit den Glaubensbekenntnissen müssen wir auch über seine theologische Methode sprechen. Forgács wandte gerne und häufigdie Methode der Selektivität an. Das bedeutet, dass er aus der Dogmatik und aus der Ethik der reformierten Glaubensbekenntnisse immer die Lehren hervorhob, die er in seiner Missionstheologie verwenden wollte. Dieses Hervorheben bedeutete jedoch nicht das Herausreißen einzelner Lehren und Glaubensartikel aus dem System des dogmatischen oder ethischen Zusammenhangs, sondern die stärkere Betonung be-stimmter Lehren.

Forgács betonte besonders die sich auf den verlorenen Zustand des Menschen und auf den Verlust des freien Willens beziehende Lehre, um die Notwendigkeit der Auserwählung bzw. der Erlösung sowohl in seinem Katechismus, als auch in seinen Predigten verständlich zu machen. Er hob die Geschichtlichkeit von Person, Leben, Kreuzestod und Auferstehung Jesu hervor, weil er damit auf die rationalistische Bi-belkritik antworten wollte. Er argumentierte damit, dass ‘das Leben von Jesus das Evangelium ist.’ 120

Die auf den Begriff der Kirche, den Bereich der drei Ämter der Kirche, auf die Leh-re des allgemeinen Priestertums, auf die Unterscheidung der sichtbaren und unsicht-baren Kirche und auf die Katholizität der Kirche gelegten ekklesiologischen Betonun-gen geben an, innerhalb welcher bedeutenden dogmatischen Koordinaten sich seine Missionstheologie bewegte, während er auch gegenüber dem Interkonfessionalismus und auch der Äußeren Mission offen blieb.

Da seine Ethik den homo renatus vor Augen hält, hebt er in seinen sich auf die Hei-ligung beziehenden Lehren, die Rolle des Gesetzes (usus normativus) hervor. In sei-ner Ethik betonte er den Gehorsam und die Pflichten der christlichen Kirche deshalbbesonders, weil er die wichtigsten Beweggründe der Missionstätigkeit der Kirche im Gehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes sah.

Forgács war kein kontroverser Theologe. Er vermied Diskussionen. Dennoch ließ ihn die 1920 in Ungarn entfachte Diskussion über das allgemeine und bekenntnistreue Christentum nicht unberührt. Er protestierte dagegen, dass man ihn zu den allgemei-nen Christen rechnete. Gleichzeitig sah er aber auch, dass die Vertreter des bekennt-

118 Siehe Heidelberger Katechismus, 74. Frage und Antwort, Confessio Helvetica Posterior, Kapitel IX und XX, Confessio Belgica, des Artikel 24 und Westminster Bekenntnisschrift, Kapitel XVI.

119 Siehe Heidelberger Katechismus, XXXIII-XLIV, Fragen zum Tag des Herrn, Confessio Helvetica Posterior, Kapitel XII, Schottische Bekenntnisschrift, Artikel XV, und Westminster Bekenntnisschrift, Kapitel XVI.

120 Forgács, A belmisszió, p. 746.

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nistreuen Christentums von einem derartigen scholastischen Dogmatismus begleitet wurden, in dem die tiefere biblische Spiritualität meist fehlte. Deshalb drückte er in einem längeren Artikel seinen Standpunkt bezüglich Bestimmung und Rolle der Glau-bensbekenntnisse aus. 121 In diesem Artikel schrieb er, dass die Glaubensbekenntnisse im Leben der Kirche in erster Linie die Rolle einer Fahne haben, um die sich die Mit-glieder der Kirche sammeln können. Aber ‘das Wesen des Christentums ist das Leben’ und nicht ein auf Papier geschriebenes dogmatisches System. Er achtete darauf, dass die Dogmen und die Mission einander nicht entgegenstehen, und die eventuellen dog-matischen Diskussionen die Kraft der Mission nicht schwächen.

Er warnte seine Leser davor zu versuchen, die ‘mit der Bedeutung der Mission des christlichen Lebens’ bestehenden Herausforderungen ‘mit einem papiernen Glau-bensbekenntnis’ zu verwirklichen. 122 Deshalb hebt er aus den Glaubensbekenntnissen selektiv jene Lehren hervor, die er im Interesse der Motivation zur Missionsarbeit für wichtig hielt, während er zu denen schwieg, von denen er glaubte, dass sie die Mis-sion nicht ihren Zielen näher bringen würden. So sprach er beispielsweise an keiner Stelle über die Verwerfung (Reprobatio) oder über die Unverlierbarkeit der Gnade.

6.5.3 Diskontinuität

Die Anwendung der Methode der Selektivität in der Theologie kann häufig zu Miss-verständnissen und auch zu Brüchen führen. Es scheint, dass auch Forgács nicht allen Schwierigkeiten dieser Methode entgehen konnte und gelangte so bei bestimmten Punkten in eine Diskontinuität gegenüber den reformierten Glaubensbekenntnissen.

Einen derartigen Knick sehen wir zwischen der von Forgács gelehrten via salutis und den einschlägigen Lehren der reformierten Glaubensbekenntnisse. Während sich einerseits die reformierten Glaubensbekenntnisse mit dem Erwerb (Christologie) und der Anwendung (Soteriologie) des Heils gleichermaßen gründlich befassen, befasst sich Forgács in seinem Katechismus nur ziemlich kurz, in den Fragen 1 und 4, mit dem Thema des Erwerbs des Heils durch Christus (objektive Soteriologie). Infolgedessen wurde die objektive Soteriologie auch im Katechismus ziemlich in den Hintergrund geschoben, was auch aus (praktisch) theologischen Gesichtspunkten die Soteriologie schwächt. Denn die Evangelisation oder die ‘Missionspredigt’, wie Forgács sie nann-te, muss ein starkes soteriologisches Fundament für die Entfaltung des ausgeführten und vollbrachten Erlösungswerkes von Christus sein. An diesem Punkt scheint uns etwas zu fehlen, auch noch dann, wenn das nur einen didaktischen Grund haben kann, oder er eventuell befürchtete, dass die übertriebene Betonung der salus objektiva die Effektivität der zur Bekehrung einladenden Evangelisation schwächt.

Der Ausgangspunkt des Weges des Heils (via salutis) ist bei Forgács die Auserwäh-lung (Prädestination) bzw. die Berufung (Vocation). Das steht in Übereinstimmung mit den durch uns bisher berücksichtigten reformierten Glaubensbekenntnissen, in denen die ausschließliche Arbeit des Dreieinigen Gottes betont wird. Wenn er jedoch

121 Forgács, ‘A hitvallás rendeltetése’, Reformáció, IV/6 (1923), pp. 121-126.122 Forgács, ‘A hitvallás rendeltetése’, p. 125.

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von der Frage des Glaubens spricht, betont er nicht mehr nur, dass der Glaube ein Geschenk Gottes ist, den der Heilige Geist im Menschen erweckt, sondern fragt auch: ‘Wie kannst du diesen Heil bringenden Glauben erwerben?’ und gibt die folgende Antwort: ‘Ich selbst kann ihn nicht erwerben, kann jedoch Gott bitten, weil der wirk-liche Glaube ein Geschenk Gottes ist.’ 123 Dieses theologische Paradoxon, dass ich nämlich den Heil bringenden Glauben ‘nicht erwerben kann’, ihn dennoch so erwer-ben kann, dass ich darum bitte, bereitete Forgács allen Anzeichen nach keine Sorgen. Auch bei der Behandlung der weiteren Schritte der via salutis (Bekehrung, Wieder-geburt, Heiligung) ist diese Diskrepanz bei ihm zu beobachten, dass er zwar von der Rolle und Arbeit des Heiligen Geistes spricht, aber dem Menschen beim Ergreifen des Heils eine ständig größere Beachtung schenkt. In seinem Katechismus schreibt er: ‘Unter der Vergebung der Sünden verstehen wir, dass Gott meine Sünden durch den Tod Jesus Christi schon seit langem verziehen hat. An dieser Vergebung werde ich jedoch nur dann teilhaben, wenn ich diese im Glauben annehme und den Kampf gegen meine Sünden aufnehme.’ 124 Als wäre die Aufnahme des Kampfes gegen die Sünde Voraussetzung für die Vergebung der Sünden. Wir sehen, dass Forgács auch hier die Methode der kreativen Spannung anwendet. Er will die Kraft der Mission durch keinerlei scholastischen Dogmatismus schwächen.

Einen ähnlichen Bruch finden wir zwischen den reformierten Glaubensbekenntnis-sen und der Lehre von Forgács in der Frage der Wiedergeburt. Während die Glaubens-bekenntnisse die Arbeit des Heiligen Geistes in der Wiedergeburt von der Auserwäh-lung ausgehend ableiten, 125 lehrt Forgács, dass die Voraussetzung für die Wiedergeburt die aufrichtige Bekehrung ist. Wie wir sehen, verschiebt sich auch in seiner Lehre über die via salutis die Betonung allmählich von einem pneumatologischen auf einen an-thropologischen Aspekt. Auch die Frage der Heiligung als letzte und längste Phase der via salutis behandelt er ausschließlich aus anthropologischer Perspektive, während er über ihre pneumatologische Motivation kein Wort verliert. Unsere Behauptung wird auch dadurch bestätigt, dass er in seinem Konfirmations-Lesebuch im Kapitel über dieHeilung die Mission so behandelt, als wäre sie eine Form der Heiligung. 126

Einen weiteren Knick im Hinblick auf die reformierten Glaubensbekenntnisse kön-nen wir auf dem Gebiet seiner Ethik finden. Bei der Behandlung der Ethik des homo renatus betont er stark die ethischen Prinzipien des Gehorsams und der Pflicht. DasZiel dieser bestimmte er im Allgemeinen in der Mission, weiter ging er jedoch nicht. Der Heidelberger Katechismus und die Confessio Helvetica Posterior beschreiben dem gegenüber das endgültige Ziel der guten Werke über die Mission hinaus in der Ehre Gottes (soli Deo gloria), 127 die über alle menschlichen Ziele hinausgeht und

123 Forgács, Református Konfirmációi Káté, 7. Frage, p. 6. 124 ‘Der Geist Gottes nimmt sich dem bekehrenden menschlichen Geist an, verändert seine Denkweise,

Gefühl und Willen, kurz, erweckt in ihm ein neues Leben… Diese Arbeit des Heiligen Geistes bezeichnen wir als Wiedergeburt.’ Forgács, Református Konfirmációi Káté, 39. Frage, p. 21.

125 Siehe Westminster Bekenntnisschrift, XIII. Kapitel, Dordrechter Kanon, 3. Kapitel, 12. Punkt.126 Forgács, Konfirmációi Olvasókönyv, p. 92.127 Siehe Heidelbergi Káté 91. Frage: ‘Aber welche sind die guten Handlungen?’, Confessio Helvetica

Posterior, XVI. Kapitel.

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dem Christen eine eschatologische Perspektive eröffnet. Wenn Forgács den Gehor-sam und die Pflichten des homo renatus unterrichtet, gibt er deren Motivation fast ausschließlich im Glauben an und nicht in der von Gott bedingungslos zum Menschen gelangenden, allem zuvorkommenden Gnade (sola gratia). An diesem Punkt wurde, wie wir sehen, die Kontinuität mit dem Heidelberger Katechismus und der Confession Helvetica Posterior unterbrochen, die die Motivation für die Werke des Christen in der Befreiung durch Gott, d.h. in der Gnade, angeben. 128

Die reformierte Ethik betont immer den engen Zusammenhang zwischen Glauben und Werken, so bewahrt sie gerade durch die Betonung der Motivation der Gnade vor Anthropozentrismus (Pelagianismus). Gleichzeitig bewahrt diese auch vor der Gesetz-lichkeit. Forgács selbst wollte vom Pelagianismus nicht beeinflusst werden. Wenn eraber über die Pflichten des Christen gegenüber der Kirche und der Inneren Missionsprach, gab er als deren Motivation nie die Gnade an, sondern das Gebot Gottes. Ziel von Gehorsam und Pflichten bestimmte er in der Mission. Deshalb sehen wir es so, dassForgács nicht vom Pelagianismus, sondern eher von einer Art Aktivismus geleitet wur-de, die alles im Interesse der Mission ausführen wollte. Diesen die Mission fördernden Aktivismus charakterisierte John R. Mott. Er übte auf mehrere Leiter der ungarischen Inneren Mission, 129 darunter auch Forgács 130 und auch auf János Victor, 131 und über diese auch auf das Missionsleben der ungarischen protestantischen Kirchen, einen gro-ßen Einfluss aus. Da Forgács auch persönlich mit John R. Mott zusammentraf, 132 nicht nur im Ausland, sondern auch in Ungarn, ist es verständlich, dass der enthusiastische Aktivismus von Mott auch auf ihn einen großen Einfluss ausgeübt hat.

Wir selbst sehen das so, dass Forgács, wenn es um die Frage der Mission geht, nicht von dogmatischen oder ethischen Erwägungen motiviert wird. Er geht von der Überzeu-gung aus, dass der Christ als erlöster Mensch alles für die Sache der Mission tun muss.

6.6 SCHLUSSBEMERKUNGEN

Zusammenfassend können wir feststellen, dass sich die theologischen Grundgedan-ken von Forgács in eine klar zu beschreibende und klar zu formulierende theologische Struktur einfügen. Rückgrat und Gerüst des Systems seiner theologischen Gedanken bilden die Bibel (principium formale) und die reformierten Glaubensbekenntnisse. Die Kontinuität seiner theologischen Gedanken mit den reformierten Glaubensbekenntnis-sen kann eindeutig nachgewiesen werden. Inhaltlich tragen sie die wichtigsten Eigen-schaften der reformierten Dogmatik und Ethik. In seinem Hauptwerk, in seinem Kate-

128 Siehe Heidelbergi Káté 2. Frage, Confessio Helvetica Posterior, Kapitel XVI.129 Anne-Marie Kool, God Moves in a Mysterious Way, The Hungarian Protestant Foreign Mission

Movement 1756-1951 (Zoetermeer: Uitgeverij Boekencentrum B.V., 1993), pp. 210-211. Siehe noch Sándor Gaál, ‘A kezdeményező egyház’ pp. 12-20.

130 Siehe Forgács, ‘Mott János és a diákok evangélizációja’, Protestáns Szemle XXI/1909. pp. 264-275.131 John R. Mott, A keresztyén missziók döntő órája, übers. János Victor (Budapest: Magyar Evangéliumi

Keresztyén Diákszövetség, 1913).132 Forgács, ‘Három konferencia’, Ébresztő, III/2 (November 1902), pp. 26-31.

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chismus, in seiner publizistischen Tätigkeit und in seinen Predigten bewegte er sich bis zum Ende seines Lebens innerhalb der Koordinaten der reformierten Lehre.

Eine Besonderheit seiner theologischen Grundgedanken lag darin, dass er aus dem System der Lehre der reformierten Dogmatik und Ethik die Dogmen hervorhob und betonte, von denen er der Meinung war, dass sie das Kennenlernen und die Anerken-nung der Lehre der Mission und die Sache der Mission in der Reformierten Kirche unterstützen. Gleichzeitig unterstützen sie in der Kirche die Predigten und die prakti-sche Pfarrerarbeit. Da er die Missionslehre stärken wollte, war er der Meinung, dass die Missionslehre nicht dogmatisch definiert werden muss, und verband diese des-halb auch nicht mit der Systematischen Theologie, sondern reihte sie in die Disziplin der Praktischen Theologie ein. Diese Auffassung war der ungarischen theologischen Denkweise übrigens nicht fremd, verhinderte jedoch, dass die Missionslehre zu einer selbständigen theologischen Disziplin wurde und an der theologischen Fakultät einen eigenen Lehrstuhl erhielt. Damit verhinderte Forgács, obwohl er der Missionslehre in der Kirche zur Anerkennung verhelfen wollte, wenn auch ungewollt, die Verwirkli-chung dieses Ziels.

Die Anwendung der selektiven Methode bedeutete deshalb nicht, dass er die refor-mierte Theologie, genauer gesagt die Gnadenlehre, nicht oder unvollkommen kannte. Beispielsweise schreibt er seine Studie über die Reformation nach der Darstellung der Theologie von Calvin: ‘Während… Luther eher auf den Glauben drängte, betonte Calvin stark, dass die Gnade Gottes Fundament und Urheber unseres Heils ist.’ 133 Es kann dagegen beobachtet werden, dass er einerseits das Wesen der reformierten Gnadenlehre gut kannte, aber anderseits vor allem in seiner ethischen Motivation, nicht die Argumente der reformierten Gnadenlehre gebrauchte. Die Erklärung für die in seiner Theologie ausgewiesene Diskontinuität finden wir darin, dass sich Forgácstheoretisch als reformierten Calvinisten bezeichnete, aber in der Praxis sich nicht als scholastischer Calvinist erwiesen hat, wie das von den Vertretern der bekenntnistreu-en calvinistischen Richtung erwartet wurde. Unserer Überzeugung nach war das auch nicht seine Absicht. Darin sehen wir auch die Erklärung dafür, dass er die selektive Methode anwandte.

Wie wir sahen, stellte die Missionslehre die Spitze seines theologischen Systems dar. Deshalb stellte er seine theologischen Grundgedanken letztendlich in den Dienst seiner Missionstheologie. Diese Absicht macht bei ihm auch die kreative Spannung zwischen dem einerseits Bestehen auf den reformierten Glaubensbekenntnissen und andererseits der Offenheit gegenüber dem Interkonfessionalismus verständlich. Diese Absicht er-klärt auch, dass Forgács, während er der Soteriologie in der Theologie eine gehobene Stellung einräumte, der Christologie kaum Aufmerksamkeit schenkte. Diese an Beto-nung verlorene Christologie blieb bis zum Ende ein schwacher Punkt seiner Theologie.

In gewissen Punkten bestand nicht nur mit den Glaubensbekenntnissen eine Dis-kontinuität, sondern auch in seiner theologischen Methode, insofern nicht das Wort, sondern die Mission sein Ausgangspunkt war. Forgács betrieb also eine induktive theologische Arbeit. Häufig ging er nicht vom Wort, sondern vom Missionskontext

133 Forgács, Rövid emlékezés, p. 39.

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aus. Diese induktive oder, stärker formuliert, pragmatische theologische Arbeit gab zusammen mit der interkonfessionellen Offenheit die Gelegenheit dafür, dass Jenő Sebestyén und seine Anhänger die Vertreter der Inneren Mission des allgemeinen Christentums bezichtigten.

In Forgács war jedoch die Überzeugung, dass die Ausführung der Mission den Ausweg aus der moralisch und spirituell kritischen Situation der zeitgenössischen ungarischen Gesellschaft und Kirche schaffen würde, stärker, als das Erfüllen der Er-wartungen seiner zeitgenössischen Theologen. Deshalb wollte er alles unternehmen, um die Missionsverantwortung in möglichst vielen christlichen Pfarrern und Kirchen-mitgliedern zu erwecken.

Nach unserer Ansicht stellte er seine theologischen Grundgedanken in den Dienst der im folgenden Abschnitt zu behandelnden comprehensiven Missionstheologie. Er wollte mit deren Hilfe auch an der spirituellen und organisatorischen Reform der Kir-che arbeiten.

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7. DIE MISSIONSTHEOLOGIE VON FORGÁCS

7.1 EINLEITUNG

Der spirituelle Zustand der Ungarischen Reformierten Kirche, sowie die oftmals gleichgültige oder sogar gegnerische Einstellung der kirchlichen Leiter gegenüber den Fragen der Inneren und der Äußeren Mission motivierten Forgács am Anfang seiner Tätigkeit dazu, sich mit den theoretischen und praktischen Fragen der Mission zu befassen. Er war der Meinung, dass man sich, ‘da wir keine Missionslehre haben’, 1 mit den systematischen und praktischen theologischen Fragen der Mission beschäfti-gen muss. Aus seinem Lebenslauf ist uns bekannt, dass er sich mit den theoretischen und praktischen Fragen der Mission so befasste, dass er nie Forscher oder Professor der Theologie war, sondern ein Pfarrer, der seinen Beruf ausübte. Darum kamen bei ihm die Gesichtspunkte der Theorie und Praxis nicht nur komplementär zur Geltung, sondern waren eng miteinander verbunden. Dieser Umstand bestimmte auch seine Missionstheologie. Ihn interessierten die Fragen der Missionstheologie in erster Linie deshalb, weil er in dem großen Begriffswirrwarr seiner Zeit die Fragen der ungari-schen protestantischen Inneren und Äußeren Mission zum einen klären und bekannt machen wollte und sie zum anderen gegenüber der kirchlichen öffentlichen Meinung vor Angriffen zu schützen versuchte.

Im systematischen Teil seiner Missionstheologie oder seiner ‘Missionslehre’, wie er sie nannte, fasste er die Grundfragen der Mission in einem System zusammen, klär-te Begriffe, Ziele und Gebiete der Mission. Er bemühte sich, in seine Missionslehre sonstige Disziplinen der Theologie zu integrieren bzw. diese aus dem Blickwinkel der Missionslehre zu untersuchen. Mit dieser Absicht unternahm er einige bahnbrechende Schritte zur Schaffung einer dimensionalen Missionslehre. 2

In seiner praktischen Missionstheologie können wir später sehen, wie er versuchte, seine theologischen Grundprinzipien der Mission anzuwenden, in erster Linie in der ungarischen protestantischen Gemeindearbeit. Diese praktische Anwendung ist übri-gens der wertvollste Teil seiner Missionstheologie.

1 Gyula Forgács, A belmisszió és cura pastoralis kézikönyve (Pápa: Református Főiskolai Könyvnyomda, 1925), p. V.

2 Vgl. David J. Bosch, Transforming Mission: Paradigm Shifts in Theology of Mission (Maryknoll: Orbis, 1991) übers. Attila Boros, Paradigmaváltások a misszió teológiájában (Budapest: Harmat-PMTI, 2005), p. 451. Siehe noch Anne-Marie Kool, ‘Missziológia a teológiai tantervben Hollandiában és Magyarországon a globális fejlemények fényében’, in Debrecen, an der Debreceni Hittudományi Egyetem, am 14. Februar 2003 gehaltener öffentlicher Vortrag. Siehe noch Anne-Marie Kool, ‘Missziológia a teológiai oktatásban Magyarországon’ Református Egyház, LI/3 (1999), pp. 67-69.

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In seiner Missionslehre, genauer gesagt in seiner praktischen Missionstheologie, verstand er unter dem Begriff der Kirche, die in der volkskirchlichen Form existie-rende Ungarische Reformierte Kirche, deren vorhandene äußere Struktur sowie de-ren Spiritualität und Aktivität. 3 Diese seit Jahrhunderten tätige Kirche wollte er so reformieren, dass er die vorhandenen Strukturen und Traditionen mit jener missio-narischen Spiritualität ausfüllen wollte, die von der Bewegung der Inneren Mission bzw. auch von ihm selbst vertreten wurden. Er wollte also die inneren Strukturen den Gesichtspunkten der Mission anpassen und dabei die äußere Struktur und die Traditionen der Kirche unberührt lassen. 4 Mit dieser die Reformation unterstützenden Absicht schrieb er 1915 seine Privatdozentenarbeit, die unter dem Titel A Misszió Elmélete (Die Theorie der Mission) 1917 herausgegeben wurde. 5 Unter Verwendung dieser Arbeit erschien 1925 sein Hauptwerk. 6 In diesem umfangreichen Werk for-mulierte er bereits Wesen, Natur, Ziele und Gebiete der Mission und zeigte auch die internationalen Kontexte von Geschichte und Theorie der Mission auf. In seiner 1931 erschienenen Schrift A Református Misszió irányelvei (Richtlinien der reformierten Mission) 7 war er bestrebt, seine theologischen Prinzipien der Mission auf die damali-ge Situation der Ungarischen Reformierten Kirche anzuwenden. Im Sinne der obigen Ausführungen können wir behaupten, dass seine missionstheologische Tätigkeit in der ungarischen theologischen Literatur als bahnbrechend bezeichnet werden kann. Diese Feststellung sprach in Ungarn zuerst die holländische Missionarin Anne-Marie Kool aus. 8 Für uns unverständlich hat János Bütösi, Theologieprofessor in Debrecen, in seiner 1999 verfassten Missiologie 9 das Werk von Forgács, das die erste ungarische comprehensive reformierte Missiologie darstellte, nicht einmal erwähnt. Dafür kann nur schwer eine Erklärung gefunden werden, gerade auch darum, weil Forgács auf die Verfasser der missionstheologischen Bücher und Essays, die die spätere Missionsthe-ologie der Ungarischen Reformierten Kirche gestalteten, 10 einen Einfluss ausgeübt hatund diese sich alle anerkennend auf sein Hauptwerk beriefen.

In diesem Kapitel möchten wir, unter Berücksichtigung des internationalen und ungarischen Kontexts, zuerst seine systematische Missionstheologie und danach sei-ne praktische Missionstheologie vorstellen und im Licht seiner Reformbestrebungen analysieren.

3 Definition der Volkskirche siehe Kap. 2. 3. 3. pp. 31-33.4 Die Ungarische Reformierte Kirche ist eine so genannte synodale Presbyterkirche, in der Bischöfe an

der Spitze der Kirchenhierarchie stehen.5 Gyula Forgács, A Misszió Elmélete, Practica theológiai tanulmány (Pápa: Nyomtatott a Főiskolai

Könyvnyomdában, 1917).6 Forgács, A belmisszió és cura pastoralis kézikönyve (Pápa: Református Főiskolai Könyvnyomda, 1925).7 Forgács, A református misszió irányelvei, Sonderdruck. (Sárospatak: Ref. Főiskolai Könyvnyomda, 1931).8 Anne-Marie Kool, God moves in a Mysterious way, The Hungarian Protestant Foreign Mission

Movement (1756-1951), (Zoetermeer: Boekencentrum, 1993), p. 304.9 János Bütösi, Missziológia mint teológiai tudomány (Missiologie, als theologische Wissenschaft)

(Debrecen: Debreceni Református Kollégium Nyomdája, 1999).10 László Ravasz, János Victor, Jenő Sebestyén, Sándor Makkai, Sándor Virágh.

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7.2 DIE MISSION UND MISSIONSLEHRE VOR UND ZUR ZEIT FORGÁCS

7.2.1 Die Mission und Missionslehre im internationalen Kontext

Die internationalen Einflüsse, die ab dem 17. Jahrhundert, aber hauptsächlich an derWende des 19/20. Jahrhunderts, zuerst von den westeuropäischen, später von den nor-damerikanischen protestantischen Kirchen und Missionsbewegungen eintrafen, 11 be-einflussten und prägten bedeutend die Entwicklung der ungarischen protestantischenMissionstheologie. Außer den spirituellen Einflüssen erschienen auch die missions-theologischen, dogmatischen und ekklesiologischen Betonungen, die für die missi-onarischen Bewegungen und Kirchen in Westeuropa und in Übersee typisch waren. Über die Pester Deutschsprachige Reformierte Mädchenkirche übten sie mit der indi-viduellen Ausübung der Frömmigkeit und der spezifischen Ekklesiologie (ecclesiola in ecclesia) des deutschen lutherischen Pietismus bzw. der Theorie der Inneren Mis-sion von Johann H. Wichern (1808-1881) einen großen Einfluss auf die Vertreter derungarischen Inneren Mission aus. 12 Über die Schottische Mission und die am Edin-burgher New College studierenden ungarischen Stipendiaten fand das streng an die Kirche gebundene missionarische Modell, 13 ‘der evangelikal veranlagte schottische puritanische Presbyterianismus’, 14 eine noch günstigere Aufnahme. Die ungarischen Theologiestudenten und Pfarrer, die als Stipendiaten ab Mitte des 19. Jahrhunderts an den Universitäten in Westeuropa studierten, an internationalen Missionskonferenzen teilnahmen oder mit den Leitern der ausländischen Missionsbewegungen persönliche Kontakte pflegten, vermittelten die internationalen Einflüsse der Missionstheologie. 15 In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts erschienen beliebte Biografien bekannterausländischer Persönlichkeiten der Inneren Mission, 16 deren Ziel darin bestand, auch den einfachen Kirchenmitgliedern einen Einblick in die internationalen Ereignisse der Mission zu geben.

11 Siehe Kap. 2. 4. 1; 2. 4. 2; 5. 2. 1.12 István Pap Bilkei hielt die Denkschrift von Wichern ‘für ein klassisches, alles umfassendes Programm

der Inneren Mission’. István Pap B. ‘Wichern und die Innere Mission’, Protestáns Szemle, XX (1908), p. 202. Lajos Csiky, ‘Wichern, der Vater der deutschen Inneren Mission’, PSZ, VII (1895), p. 514. Forgács stellt die Tätigkeit von Wichern ausführlich vor und analysiert diese. Forgács, A belmisszió, pp. 127-143.

13 Siehe Lajos Csiky, A skót szabadegyház ismertetése. Egyháztanulmány (Debrecen: 1877) weiterhin József Szalay, ‘Mit csinál egy skót lelkész a gyülekezetében?’, Protestáns Egyházi és Iskolai Lap, 27/1884. p. 13-92. Forgács, ‘A Skót Egyesült Szabad Egyház belmissziója’, in A belmisszió, p. 142 -159.

14 Ábrahám Kovács, A Budapesti Ev. Ref. Németjakú Leányegyház eredete és története 1858-1869 (Debrecen: A D.Dr. Harsányi András Alapítvány, 2004), p. 10.

15 Siehe dessen ausführlichere Darstellung im Kapitel 2. 4. 2., unter dem Untertitel ‘Die ausländischen Wurzeln der Missionsbewegung’.

16 István Pap Bilkei, A belmisszió hősei (Budapest: M.P.I.T. Házi kincstár, 1912). Dieses Buch enthielt die Lebensläufe von H. Francke, J. Wesley, R. Raikes, A. More, J. Oberlin, T. Chalmers, J. Gossner, J.H. Wichern, Th. Fliedner, V. Löhe, O. G. Heldring, F. Bodelschwing, Sir G. Williams, D. Moody. Siehe noch Imre Révész, ‘Akikre nem volt méltó a világ’ Képek a keresztyénség történetéből (Cluj-Kolozsvár: Minerva Irodalmi és Nyomdai Műintézet Részvénytársaság, 1921).

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Zur Jahrhundertwende wiesen immer mehr Zeichen darauf hin, dass sich Ungarn an die internationale Diskussion der Missionstheologie angeschlossen hatte. Forgács empfahl den interessierten Lesern in dem 1915 geschriebenen Teil seines Buches über die Innere Mission nach den theoretischen Fragen der Mission u.a. die sich mit der Mission befassenden Werke von Gustav Warneck (1834-1919) und Johann H. Wichern. 17 Ausführlich stellte er die Tätigkeit des Schotten Thomas Chalmers (1780-1847) 18 und des Holländers Ottho G. Heldring (1804-1876), 19 des Gründers der ersten holländischen Gesellschaft der Inneren Mission, vor. Zudem berief er sich in seinem Buch auch auf die missionarische Tätigkeit von Alexander Duff (1806-1878). 20 Diese Empfehlungen weisen deutlich darauf hin, dass die Anhänger der ungarischen Missi-onstheologie den internationalen Kontext und die Entwicklung der Missionstheologie kannten und aufmerksam verfolgten. Diese Feststellung gilt jedoch in erster Linie für den internationalen Kontext des 19. Jahrhunderts und der ersten Jahre des 20. Jahr-hunderts. Diesen Zeitraum begrenzen wir darum, weil wir in der ungarischen Mis-sionsliteratur kein größeres Echo über die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch den Internationalen Missionsrat veranstalteten, sehr bedeutenden Konferenzen finden. Weder an der Edinburgher Konferenz (1910) noch an den Konferenzen in Je-rusalem (1928) und Tambaram (1938) nahm ein offizieller Vertreter der ungarischenprotestantischen Kirchen teil. In den kirchlichen Veröffentlichungen erschienen kaum Nachrichten über diese Konferenzen. 21 Die Anhänger der ungarischen Missiologie verfügten zwar über Informationen bezüglich der internationalen Ereignisse der Mis-sion des 20. Jahrhunderts, hatten jedoch keine Kenntnisse über die Auswirkungen der Ereignisse auf die Missionswissenschaft. Diese Situation änderte sich auch in den Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg durch die politische Isolierung Ungarns nicht wesentlich.

Die früheren Einflüsse, die nach Ungarn gelangten, sind in den Schriften von For-gács und seiner Zeitgenossen jedoch deutlich erkennbar. Diese Einflüsse versuchteman zu der Zeit auf die ungarischen Verhältnisse anzuwenden oder gegebenenfalls, kritisch abwägend, abzulehnen.

Johann H. WichernEinen großen Einfluss auf die Anhänger der ungarischen protestantischen InnerenMission übte Johann H. Wichern (1808-1881) aus. 22 Seine Missionstheologie hatte gerade auch auf Forgács eine große Wirkung. Einen bleibenden Einfluss übte auf ihnder Gedanke von Wichern aus, dass die Ausführung der Arbeit der Inneren Mission

17 Gustav Warneck, Evangelische Missionslehre (Gotha: 1897). E.G Lehmann, Die Werke der Liebe (Leipzig: 1883). Johann H. Wichern, Die Innere Mission der Deutschen ev. Kirche (Hamburg: Rauhes Haus in Horn, 1849). Siehe Forgács, A belmisszió, pp. 51-52.

18 Forgács, A belmisszió, pp. 145-146.19 Forgács, A belmisszió, pp. 160-163.20 Forgács, A belmisszió, p. 30.21 Siehe A.-M. Kool, God moves in a Mysterious way, p. 346. Fußnote 285.22 Siehe Ábrahám Kovács, A Budapesti Ev. Ref. Németajkú leányegyház, p. 14.

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Pflicht aller Christen ist, und dass darum dringend ausgebildete Laien-Missionsarbei-ter benötigt werden. Ihn bewegte auch, dass Wichern den interkonfessionellen Cha-rakter der missionarischen Arbeit klar betonte. Zudem hielt er das Verfassen sowie Verbreiten missionarischer Literatur, die Arbeit unter Kindern und Jugendlichen, die Bibelstunden sowie die Durchführung von Hausgottesdiensten in den örtlichen Ge-meinden für wichtige Tätigkeiten der Inneren Mission. 23 Forgács stimmte auch darin mit Wichern überein, dass die Arbeit der Inneren Mission von der Gemeinde ausgehen muss. Er sah außer der Gemeinde auch den Verein als legales Instrument der Inneren Mission an. Wir betrachten es nicht als zufällig, dass Forgács auch darauf aufmerksam wurde, dass Wichern den ‘patriotischen Zug’ der Inneren Mission betonte, der, auf das Beispiel anderer Völker bezugnehmend, damit begründet ist, dass die ganze Nation veredelt und erhöht wird, wenn sie an der Ausbreitung des Reiches Gottes arbeitet. 24 Diese Gedanken von Wichern finden wir nahezu unverändert in der Missionslehrevon Forgács wieder. Wir setzen weiter voraus, dass Forgács’ Ausdehnung des Missi-onsbegriffes auf die soziale Diakoniearbeit auf eine ähnliche Konzeption bei Wichern zurückzuführen ist. 25 Forgács war der Einzige, der den Gedanken von Wichern über-nahm, dass in den Plan der Reformation der Kirche auch die Reformation der Konfir-mation aufgenommen werden muss. 26

Forgács verurteilte gleichzeitig die von Wichern eingeleitete Bewegung darin, dass man zwischen der Inneren Mission und der Kirche einen ‘höflich ausgewogenen, aberdennoch unangenehmen Abstand hielt’, 27 und nicht alles unternahm, das Verhältnis mit der Kirche zu klären.

Die Bewegung der Inneren Mission von Wichern hatte auch eine große Wirkung auf Bischof László Ravasz, der zwischen dem spirituellen Zustand der deutschen Landeskirchen und der Ungarischen Reformierten Kirche des 19. Jahrhunderts eine Parallele zog. Seiner Meinung nach haben beide ‘unter Einwirkung des Zeitgeistes an Kraft verloren.’ 28 Gleichwie die Bewegung der Inneren Mission, die von den Vereinen geleistet wurde, die Wicherns Ansicht folgten, eine Erneuerung zum Ergebnis hatte, muss man anerkennen, dass auch die Erneuerung der ungarischen Kirche in Form von Vereinen begann. 29 Mit dieser Behauptung beurteilte er die Vereinsarbeit der In-neren Mission als positiv und hielt die Konzeption der Inneren Mission von Wichern für ‘den größten Gedanken der deutschen Kulturgeschichte’ des 19. Jahrhunderts. 30 Da die Einstellung von Ravasz und Forgács in der Beurteilung der Inneren Mission übereinstimmte, beurteilten beide die Konzeption von Wichern positiv. Darum unter-

23 Forgács, A belmisszió, pp. 127-143.24 Forgács, A belmisszió, p. 137.25 Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl. 8. Bd. red. Brigitte Schäfer (Tübingen: J.C.B. Mohr

[Paul Siebeck], 2005), pp. 1513-1514.26 RGG, 3. Aufl. 6. Bd. red. Wilfried Werrbeck(Tübingen: J.C.B. Mohr [Paul Siebeck], 1962), p. 1680.27 Forgács, A belmisszió, p. 138.28 Ravasz, ‘Egyház és egyesület’, in Legyen Világosság (Budapest: Franklin Társulat, 1938), p. 444.29 Ravasz, ‘Egyház és egyesület’, p. 444.30 Ravasz, ‘Egyház és egyesület’, p. 442.

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stützte Ravasz immer die Bestrebungen von Forgács, die Kirche zu reformieren, und tat viel dafür, dass die Synode das von Forgács ausgearbeitete Missionsgesetz (1933) annahm.

Ottho G. HeldringAuf Forgács wirkte auf jeden Fall auch die missionarische Tätigkeit des ‘holländischen Wichern’, 31 Ottho G. Heldring (1804-1876). Dies können wir daraus schließen, dass er es für wichtig hielt, dessen Tätigkeit in seinem über die Innere Mission geschriebenen Buch vorzustellen. Über die vielfältige Tätigkeit des Gründers der ersten holländischen Gesellschaft für Innere Mission hob er hervor, dass der Kern dieser Gesellschaft eine unter dem Namen Christelijke Vrienden 32 (Christlicher Freundeskreis) gegründete, aus Pfarrern bestehende Gruppe war, d.h. von einer kleinen Gruppe ging eine wirkungsvol-le Bewegung aus. Diese Gedanken motivierten Forgács bei der Gründung des Péczeler Kreises, der die Reformation der Reformierten Kirche anstrebte.

Für wichtig hielt es Forgács zu erwähnen, dass auch Heldring den Begriff der Inne-ren Mission auf das Gebiet der Diakonie ausdehnte und eine umfangreiche diakonische Arbeit ausführte. Er beobachtete, dass auch Heldring das Erwecken der Verantwortung für die Äußere Mission in den Gemeinden als seine Aufgabe betrachtete. Zum Gegen-stand seiner Kritik machte er, wie bei Wichern, dass die Basis der Arbeit der Inneren Mission auch bei Heldring nicht in den Gemeinden, sondern in den Vereinen lag. 33

Alexander Duff Auf die Denkweise der ungarischen Mission übte auch der aus Schottland stammende indische Missionar Alexander Duff (1806-1878) einen nachweisbaren Einfluss aus.Die Prinzipien, die Duff bei der Missionsarbeit sowohl in Indien, als auch in sei-ner Heimat Schottland anwandte, lernten die in Schottland studierenden ungarischen Stipendiaten kennen. Nach ihrer Rückkehr nach Ungarn wendeten diese Studenten die Prinzipien von Duff bei der Missionsarbeit an und sie erschienen zudem in ihrer Missionstheologie. Obwohl wir dem Namen Duff in der ungarischen missiologischen Literatur kaum begegnen, beriefen sich Forgács und Sándor Makkai in ihren Schriften so auf ihn, wie auf jemanden, dessen Theologie sie gut kannten. 34

Forgács hielt es, ähnlich wie Duff, für sehr wichtig, die intellektuelle Jugend mit der Mission zu erreichen. Die Gedanken von Duff kommen erneut zu Tage darin, dass Forgacs in seinen beiden Gemeinden, in Pécel und in Sárospatak, bemüht war, in den Mitgliedern der Gemeinde die Verantwortung gegenüber der Äußeren Mission zu we-cken. Besonders sahen wir das in der Zeit seiner Tätigkeit in Pécel, wohin er oft in der Äußeren Mission tätige Missionare eingeladen hatte, um in den Gemeinden über ihre

31 Johan A. Woudenberg, Uw Koninkrijk kome, Het Utrechtsch Studenten Zendingschap Eltheto Hé Basieleia Sou 1848-1908 (Zoetermeer: Boekencentrum, 1994), p. 256.

32 Johan A. Woudenberg, Uw Koninkrijk kome, p. 14.33 Forgács, A belmisszió, pp. 160-162.34 Forgács, A belmisszió, p. 504. Sándor Makkai, Az egyház missziói munkája (Budapest: Révai Kiadás,

1938), p. 350.

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Arbeit zu berichten. Nur wenige betonten nachdrücklicher als Forgács das von Duff vertretene missiologische Prinzip, welches besagt, dass Sinn und Ziel des Bestehens der Kirche die Mission ist.

Gustav WarneckDie andere Person, deren Missionstheologie in Ungarn bekannt wurde, war der Lu-theraner Gustav Warneck (1834-1919). Obwohl Warneck’s Werk, die Evangelische Missionslehre, nie ins Ungarische übersetzt wurde, kannte Forgács auch dessen Mis-sionslehre sehr gut und stellte in seinem Hauptwerk deren Inhalt vor. Er selbst hielt ihn sogar ‘für den hervorragendsten Betreiber der Missionswissenschaft der gegen-wärtigen Zeit.’ 35 Auch von Warneck wirkte auf ihn der Gedanke, dass die Diakonie ein wichtiger Teil der Missionsarbeit ist und dass man außer der Inneren Mission auch die Bedeutung der Äußeren Mission nicht genug betonen kann. Er stellte jedoch die Missionsterminologie von Warneck in Frage, da er die Innere Mission als Diakonie bezeichnete und damit den Begriff der Inneren Mission sehr stark einschränkte bzw. sich unter dem Titel der Missionslehre nur mit der Äußeren Mission befasste. 36

John R. MottNur wenige übten auf die Arbeit und Denkweise der ungarischen Inneren Mission, namentlich auf die Jugendmissionsarbeit, einen solchen spirituellen und missions-theologischen Einfluss aus wie John R. Mott (1865-1955), Sekretär des WeltbundesChristlicher Studenten (CSW) und Studenten-Bewegung der Missionsfreiwilligen (SMB). Mott, der 1895 zum ersten Mal Ungarn besuchte, 37 spielte eine bedeutende Rolle bei der Erweckung der Verantwortung gegenüber der Missionsarbeit 38 und auch darin, dass die Arbeit der Inneren Mission unter der Jugend begonnen wurde. Durch seinen Einfluss wurde in Ungarn 1904 der Evangelisch-Christliche Studentenbund(Magyar Evangéliumi Keresztyén Diák Szövetség) [MEKDSZ) 39 gegründet.

Mott, der Ungarn mehrmals besuchte, führte 1909 eine Vortragsreise durch, die einen dauerhaften Eindruck hinterließ. An den Theologischen Fakultäten Budapest, Debrecen, Kolozsvár, Sárospatak und Sopron sowie im Festsaal des Rathauses der Hauptstadt hörten mehrere Hunderte von Studenten seine Vorträge. 40 Die Wirkung seiner Vorträge zeigte sich darin, dass die ungarische Studentenbewegung einen neu-en Aufschwung erhielt. Nach seiner Abreise entstanden in Budapest, Pápa und Sáros-patak einige, die Mission studierende Studentengruppen. 41

35 Forgács, A belmisszió, p. 29.36 Forgács, A belmisszió, p. 29.37 Siehe Unbekannte MEKDSZ Handschrift, 15. Okt. 1895, p. 5. Zitiert A.-M. Kool, God moves in a

Mysterious way, p. 158. 38 Makkai, Az egyház missziói munkája, p. 298.39 A Magyar Református Egyház Története, Sándor Bíró und István Szilágyi red., (Budapest: Kossuth

Könyvkiadó, 1949), pp. 400-401.40 A Magyar Református Egyház Története, p. 401. 41 ‘A magyar diákmozgalom története 1912 őszéig’, Diákvilág V/1 (1913), p. 35. siehe auch ‘Jelentés az

1912/13 tanévről’, Diákvilág V/1 (1913), p. 38.

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Bei seinen Vorträgen war János Victor als Dolmetscher tätig und unter seinen Zuhö-rern befanden sich die späteren Bischöfe László Ravasz und Imre Révész (1889-1951) sowie die späteren Theologieprofessoren József Pongrácz (1885-1963) und Makkai Sándor (1890-1951). Forgács hatte auch persönliche Kontakte zu Mott, den er erstmals 1902 im dänischen Sorö traf: später traf er auch in Ungarn mit ihm zusammen. Wel-chen bleibenden Einfluss Mott auf Forgács ausübte, geht auch daraus hervor, dass er inseinem Hauptwerk mehrmals ausführlich auf die Tätigkeit von Mott verweist. 42

Außer seinem spirituellen Einfluss auf seine ungarischen Zuhörer und die Leserseines Buches 43 übte auch sein optimistisches Programm der Weltmission ‘Das Evan-gelisieren der Welt in dieser Generation’ einen großen Einfluss aus. Die in der Missi-onstheologie von Aladár Szabó, Forgács und János Victor ständig erkennbare interkon-fessionelle Offenheit und auch das Verantwortungsgefühl gegenüber dem universellen Christentum können wir darum auf den Einfluss von Mott zurückführen. Auch die in-tellektuelle Bildung von Mott half viel für die Sache der Mission. Seine intellektuellen Zuhörer gewann er dadurch, dass er das Evangelium der Bekehrung und die Ergebnisse der modernen Wissenschaften nicht einander gegenüber stellte, sondern auch die Er-gebnisse der Wissenschaften zur Bekräftigung des Evangeliums benutzte.

Auf Forgács und Victor übte das Programm der Weltevangelisation von John R. Mott 44 einen großen Einfluss aus. Bereits früher wiesen wir darauf hin, dass Forgács,Dank seiner schottischen Verbindungen, auch die missionarischen Ziele von Alexan-der Duff kannte, wonach das letzte Ziel der Mission ist, dass die Herrschaft und das Königreich von Christus auf der ganzen Welt ausgedehnt werden. 45 Diesen Gedanken bekräftigte der Besuch von John R. Mott in Ungarn bzw. auch sein 1909 veröffent-lichtes Programm. Mit der Übernahme dieses Begriffs hielt Forgács Schritt mit den internationalen 46 missionarischen Zielen des 19. Jahrhunderts.

7.2.2 Die Mission und Missionslehre im ungarischen Kontext

Mission und PatriotismusDie Aufnahme der Theorie der Mission und der Inneren Mission in Ungarn sowie die Entwicklung der Theologie dieses Zweiges wurden vom ungarisch-ideologischen und dessen kirchlich-geistlichen Kontext bedeutend beeinflusst. Unter ideologischemKontext verstehen wir in erster Linie den die ungarische nationale Identität stark be-

42 Forgács, A belmisszió, pp. 282-283.43 Mott János, A keresztyén missziók döntő órája, Übers. János Victor (Budapest: Magyar Evangéliumi

Keresztyén Diákszövetség, 1913).44 János Victor, ‘A liverpooli diákgyűlés’ Ébresztő, VIII (1908), p. 81. Victor nahm an der Liverpooler

Konferenz der SMB teil, auf der er sich erstmals mit John R. Mott zusammentraf und sie ‘eine bis zum Tod haltende Freundschaft schlossen’, zitiert A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, p. 209.

45 Andrew F. Walls, ‘Missiological Education in Historical Perspective’ in Missiological Education for the 21st Century. The Book, the Circle and the Sandals. Essays in Honor of Paul E. Pierson, edited by J. Dudley Woodberry, Charles E. Van Engen and Edgar J. Ellison, p. 13, zitiert A.-M. Kool, ‘Missziológia a teológiai tantervben Hollandiában és Magyarországon’, p. 2.

46 RGG, 3. Aufl. IV. Bd, pp. 992-993.

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tonenden Patriotismus, dessen Träger über Jahrhunderte die Reformierte Kirche war. Da in dem aus mehreren Nationalitäten bestehenden Land die Reformierte Kirche nahezu ausschließlich aus Mitgliedern der ungarischen Muttersprache bestand, 47 be-deutete oftmals ein und dieselbe Sache, Angehöriger der Reformierten Kirche zu sein und zum ungarischen Ethnikum zu gehören. Die Vertreter des Anliegens der Inneren und der Äußeren Mission glaubten deshalb, dass die kirchliche Gemeinde den aus dem Ausland kommenden Gedanken der Inneren und der Äußeren Mission leichter aufnimmt, wenn sie diesen mit dem Gedanken der ungarischen Vaterlandsliebe ver-binden. Der die Sache der Mission unterstützende Debrecener Theologieprofessor József Erdős formulierte dieses so: ‘Unser Vaterland vor allem! Das Reich Gottes über allem!’ 48 Nach den tragischen Ereignissen von Trianon (1920) verstärkte sich dieser Patriotismus allmählich und induzierte lokal auch nationalistische Emotionen. Deshalb nahmen die Leiter und Pfarrer der Kirche an vielen Orten nur mit Abneigung das auf, was nicht ungarischen Ursprungs war, weil sie darin einen Faktor sahen, der das Ungartum schwächt. Dies waren in erster Linie die Gedanken und Prinzipi-en der deutschen, schottischen und angelsächsischen Innere Mission. Der Grund für die Zurückhaltung ist, dass die deutsch-pietistischen 49 und die schottischen Einflüssedem ungarischen Geist fremd sind 50 und das ungarische Selbstbewusstsein der refor-mierten Gemeinden schädigen. 51 Vielleicht motivierten diese Emotionen Forgács und später auch László Ravasz dazu, die Mission mit dem Gedanken der Vaterlandsliebe zu verbinden. Forgács ging so weit, dass er sogar mehrmals formulierte, dass es eine der Aufgaben der Inneren Mission innerhalb der Kirche ist, die ‘vaterländische Ge-sinnung’ zu stärken. 52 Sein Hauptargument war, dass ‘in unserem Land das Schicksal der Reformierten Kirche und das des ungarischen Vaterlandes in einem solchen inne-ren historischen Zusammenhang miteinander stehen, wie wir es in ähnlicher Weise nur zwischen dem nationalen und religiösen Leben des alttestamentlichen jüdischen Volkes erkennen.’ 53 Daraus zog er die Schlussfolgerung, dass mit der Stärkung des Gemeindelebens auch die ungarische Nation stärker wird.

Diese historisch-theologische Ansicht charakterisiert bis zum heutigen Tag die un-garische theologische Literatur. 54 In dieser Argumentation konnte der auch von Wi-chern vertretene Gedanke Forgács bekräftigt haben, dass derjenige, der sich um den

47 C. A. Macartney, Hungary (London: Ernest Benn Limited, 1934), p. 149.48 József Erdős, ‘A magyar ref. egyház és a misszió’, Debreceni Protestáns Lap, V/38 (1885), pp. 325-393.49 Als Aladár Szabó an die Budapester Theologie berufen wurde, wurde wie gesagt die Anklage gegen

das Institut erhoben, dass es ‘pietistische Professoren beschäftigt’. Aladár Szabó, Kegyelem által (Gödöllő: Ausgabe des Verfassers, 1941), p. 99. Siehe noch Sándor Bíró, ‘A szabadságharctól az első világháborúig 1849-1914’, p. 396.

50 Szabó, Kegyelem által, p. 101.51 László Ravasz, Emlékezéseim (Budapest: Zsinati Iroda Sajtóosztálya, 1992), pp. 85. 182.52 Gyula Forgács, ‘A Péczeli Református Egyház Adattára és Naplója, Péczel 1917’, Handschrift.

Református Lelkészi Hivatal Irattára Péczel, p. 142.53 Forgács, A belmisszió, p. 602.54 Vgl. Sándor Czeglédy, ‘Nép és egyház’ in A választott nép (Budapest: Sylvester Irodalmi és Nyomdai

Intézet, 1940), pp. 95-134.

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Aufstieg der Gemeinde bemüht, auch die ganze Nation erhöht. Eine ähnliche Meinung vertrat auch Warneck: ‘Wenn der Missionar nicht mehr fähig ist, sein eigenes Volks-tum zu schätzen, können wir nicht erwarten, dass er das fremde Volkstum schätzt, das er in den Bekehrten pflegen müsste.’ 55 Leider behinderte diese Ansicht sowohl Forgács als auch die Mehrheit der Vertreter der ungarischen Missionstheologie darin, die Frage der Mission von den biblischen und dogmatischen Grundlagen ausgehend zu prüfen. Stattdessen blieb jenes pragmatische Theologisieren, dessen einziges Ziel es war, den Missionsbegriff auf die ungarische kirchliche Situation anzuwenden. 56

Mission und KircheEin weiterer Grund für die Abneigung gegenüber der Mission war, dass sowohl die Leiter, als auch die Pfarrer der Kirche um das Ansehen der hierarchischen Institu-tionen der Kirche besorgt waren. Als in der Ekklesiologie der Erweckung der In-neren Mission die Laien eine ständig größere Rolle und Gewicht erhielten, in der alle christusgläubigen Kirchenmitglieder auch einen missionarischen Auftrag haben, befürchteten sie, dass die Innere Mission eine freikirchliche Struktur einführen will. 57 Sie hatten auch davor Angst, dass infolgedessen das Ansehen der Kirchenleiter und Pfarrer gefährdet wird. 58 Einen großen Widerstand löste weiterhin die Bildung der Missionsvereine aus, in denen sie einen Gegner der Einheit der Kirche zu erkennen meinten. 59 Auch der Interkonfessionalismus der Vereine gefiel ihnen nicht, weil siedurch diesen um die calvinistische Identität der Kirche besorgt waren.

Die ab dem Ende des 19. Jahrhunderts auf diese Anschuldigungen 60 gegebenen apologetischen Antworten charakterisierten die missiologischen Schriften und Vorträ-ge, in denen die Vertreter der Inneren Mission auf die Anschuldigungen und Missver-ständnisse antworteten. Gleichzeitig wollten sie auch das Wesen der Inneren Mission klären. Bei der theologischen und geographischen Bestimmung des Begriffs der Mis-sion standen verschiedene Ansichten nebeneinander, einander ergänzend oder auch angreifend. Demzufolge wurde die ungarische missiologische Literatur jener Zeit von diesem apologetischen Charakter geprägt.

Der vielfältige ungarische MissionsbegriffAls Folge der aus verschiedenen Richtungen eintreffenden ausländischen Einflüsseder unterschiedlichen theologischen Ausgangspunkte und der unterschiedlichen mis-sionarischen Ziele entstand in Ungarn ein vielfältiger Missionsbegriff. Nicht unbe-

55 Bosch, Paradigmaváltások a misszió teológiájában, p. 275, zitiert Gensichen, German Protestant Missions, in Christensen & Huchison, 1982, p. 188.

56 Vgl. A.-M. Kool, God moves in a Mysterious way, pp. 346-347.57 ‘Két konferencia’ (ohne Unterschrift), Kálvinista Szemle, I/1(1920), p. 9.58 Sándor Bíró, ‘A szabadságharctól az első világháborúig 1848-1914’, pp. 396-398.59 Ákos Nagy, ‘Egyház és belmisszió’, Református Figyelő, II/4 (1929), pp. 40-42.60 Siehe Gyula Mitrovics, ‘A magyar protestáns theologiai irányzatok torzszülöttje’, Sárospataki Lapok, 50/

1884. Béla Kenessey, ‘Nyilt levél’, Erdélyi Protestáns Lap, I/1898 Gusztáv P. Nagy, ‘A húsvéti igazság’, Sárospataki Lapok, I/1882. Forgács, ‘Egyházi lapjaink és a belmisszió’, in A belmisszió, pp. 240-247.

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gründet ist die Behauptung von A.-M. Kool, die über die ‘ungarische missiologische Begriffsverwirrung’ schrieb. 61

Nachfolgend stellen wir die Personen vor, die den vielfältigen ungarischen Missi-onsbegriff prägten. In erster Linie heben wir die Personen hervor, die auch auf For-gács einen Einfluss ausgeübt haben und die gegenseitig aufeinander einwirkten. Inihrer Reihenfolge folgen wir der Chronologie ihrer Geburtsjahre.

Aladár SzabóEiner der Schöpfer des ungarischen Missionsbegriffes war Aladár Szabó (1862-1944). Szabós Missionsbegriff formten aus mehreren Richtungen kommende Einflüsse. InSchottland gewann er als Stipendiat Einblick in das Leben der Free Church of Scot-land, was bei der Einladung von John R. Mott nach Ungarn eine Rolle spielte. Zudem war ihm auch der Missionsbegriff von Johann H. Wichern gut bekannt. Als einer der Bahnbrecher der Bewegung der ungarischen Inneren Mission betonte er als Erster, dass das persönliche Glaubensleben mit der Wiedergeburt beginnt, wofür er des Pi-etismus bezichtigt wurde. Zu Beginn seiner Tätigkeit betrieb er die Vereinsmission, später vertrat er die an die Kirche gebundene Innere Mission.

Szabó betonte, dass die Mission die ‘wunderbare Arbeit ist, mit der das Christen-tum versuche, alle Völker mit dem Erlöser bekannt zu machen’ und diese zu Chris-ten zu machen. Er war der Auffassung, dass die Mission einen internationalen und einen interkonfessionellen Charakter trägt, woraus seiner Meinung nach folgt, dass das Reich Gottes mehr ist als die Ungarische Reformierte Kirche. Den internationalen Charakter der Mission erkennend, unterstützte er die Arbeit der Äußeren Mission. 62 Mit dieser Argumentation wollte Szabó die ungarische reformierte Denkweise von der nationalen Engstirnigkeit befreien. 63

Szabó, dessen Schüler Forgács an der Theologischen Fakultät war, übte einen gro-ßen Einfluss auf den jungen Forgács aus. Szabó führte ihn in die Arbeit der InnerenMission ein und später übten sie in den gleichen Missionsvereinen leitende Funktio-nen aus. Die interkonfessionelle Offenheit und das Interesse für die Äußere Mission übernahm Forgács von ihm. 64

László RavaszLászló Ravasz (1882-1975), Zeitgenosse von Forgács, näherte sich, ohne die Grund-begriffe der Mission zu präzisieren, der Mission über die Kirche und nahm am Anfang seines Dienstes als Bischof in sein Programm der Kirchenleitung die Verbindung von Mission und Kirche sowie die Integration der Vereine der Inneren Mission auf. 65 Ra-vasz sah, wahrscheinlich unter Einfluss von Wichern, den Weg der Erneuerung der

61 A.-M. Kool, God moves in a Mysterious way, p. 347.62 Aladár Szabó, ‘A pogánymisszió népszerűsítése’, Élet és Munka, V/1 (1913), p. 37.63 Aladár Szabó, ‘A protestantizmus és a külmisszió’ PSZ, II (1890), pp. 800-801. 64 Forgács, ‘Hazánk és a külmisszió’, Élet és Munka, II/6 (1910), pp. 41-42.65 László Ravasz, ‘Egyház és egyesület’ in Legyen Világosság (Budapest: Franklin Társulat, 1938), pp.

439-459.

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Kirche in der kirchlichen Integration der Inneren und der Äußeren Mission. Als Ziel der Inneren und der Äußeren Mission bestimmte er die Rettung der Seelen, die in der Verderbnis der Sünde zu Fall gekommen sind, und die Christianisierung der Kultur. 66 Damit trug Ravasz zu einer weiteren Kräftigung der Panmissionsanschauung bei, de-ren theoretische Fundamente durch Forgács gelegt wurden. David Bosch macht dar-auf aufmerksam, dass die Verbindung des Evangeliums mit der Kultur in der missio-logischen Denkweise des 19. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine wichtige Rolle spielte. Einer ihrer Vertreter war Gustav Warneck. 67

Als Ravasz 1921 als Bischof nach Budapest kam, war Forgács bereits 10 Jahre Pfarrer in Pécel und ein anerkannter Führer der Arbeit der Inneren Mission. Forgács vertrat bereits damals das Prinzip, dass die Innere Mission aus den Vereinen in die Gemeinden getragen werden muss. Diesen Gedanken übernahm Ravasz und vertrat ihn als Kirchenleiter. Forgács wirkte also auf Ravasz ein, was auch daraus ersichtlich ist, dass sich der Bischof immer anerkennend über ihn äußerte. 68

Jenő SebestyénJenő Sebestyén (1884-1950), der später Professor an der Budapester Theologischen Fakultät wurde, war von 1907-1910 Stipendiat in Utrecht. Hier traf er mit den Lehren und mit der Auffassung über die Mission von Abraham Kuyper (1837-1920) zusam-men. Kuyper bekannte sich in der Frage der Mission zu den Prinzipien von Gijsbert Voetius (1589-1676), einer der Gründer der Utrechter Universität. Voetius formulierte das dreifache Ziel der Mission folgendermaßen: 1. die Bekehrung der Heiden (con-versio gentium), 2. die Gemeindegründung (plantatio ecclesiae), 3. die Ehre Gottes (gloria Dei). 69 Auf dessen Einfluss hin betonte Sebestyén, dass die reformierte Missi-on grundsätzlich theozentrisch sein muss, ihr Ausgangspunkt die Souveränität Gottes sei und ihr Ziel die conversio gentium, die plantatio ecclesiae und gloria Dei. 70

Sebestyén vertrat weiterhin nachdrücklich, dass die reformierte Innere Mission immer von der Kirche ausgeht und an die Kirche gebunden ist. 71 Das gleiche Prinzip wandte er auch auf die Arbeit der Äußeren Mission an, deren Ziel er in der plantatio ecclesiae angab. Er näherte sich dem Begriff der Mission über die Bibel. Er argumen-tierte damit, dass die Mission nur auf biblischen Grundlagen aufgebaut und erfolg-reich betrieben werden kann. 72 Den Begriff der Mission, den wir oben bereits vorstellt haben, setzte er auf biblische und dogmatische Fundamente und übernahm von den anderen nicht das Prinzip des nationalistischen Aspekts der Mission. Da er auch in der

66 Ravasz, ‘A külmisszió’, Hajnal, XIV/3 (1928), p. 3.67 Bosch, Paradigmaváltások a misszió teológiájában, p. 269.68 László Ravasz, XX. Püspöki Jelentés, Sonderdruck. A Dunamelléki Ref. Egyházkerület 1941. évi

jegyzőkönyvéből (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Rt., 1941), p. 8.69 Siehe Jan A. B. Jongeneel, ‘Voetius’ zendingstheologie, de eerste comprehensieve protestantse

zendingstheologie’ in J. van Oort red., De onbekende Voetius (Kampen: Kok, 1989) p. 133. 70 Jenő Sebestyén, ‘A külmisszió ref. elvei és azok alkalmazása a gyakorlati egyházi életben’ in Külmissziói

évkönyv, I/1932, p. 12.71 Sebestyén, ‘A külmisszió ref. elvei’, pp. 9-15.72 Sebestyén, ‘A külmisszió ref. elvei’, p. 9.

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Frage der Mission die Zusammenarbeit mit den holländischen Calvinisten anstrebte, blieb seine Wirkung beschränkt. 73

Sebestyén griff den durch Forgács vertretenen Missionsbegriff zwar nicht direkt an, bezichtete ihn jedoch, dass dessen biblisches Fundament nicht gründlich ausgear-beitet, sondern planlos, nicht genug bekenntnistreu sei, und deshalb nicht kirchlich. 74 Wenn in der Kritik von Sebestyén zwar auch zutreffende Elemente auftraten, wirkte seine Kritik auf die Sache der Mission dennoch nicht anregend, sondern lenkte diese eher in die Richtung der Orthodoxie. Sie bewirkte in Forgács jedoch, dass er größeres Gewicht auf die Ausarbeitung der biblischen Fundamente und des kirchlichen Cha-rakters der Mission legte. 75

János VictorJános Victor (1888-1954), ein jahrzehntelanger Mitarbeiter von Forgács, 76 führte den um die Mission und die missionarische Arbeit entstandenen Begriffswirrwar auf drei Fragenkomplexe zurück, die seiner Meinung nach seine Zeitgenossen nicht geklärt oder deren biblische Begründung versäumt hatten. Die erste Frage, mit der er sich be-fasste, war die Klärung des Begriffes der Mission: was die Mission ist und was sie nicht ist. Der zweite Fragenkomplex bezog sich auf das Verhältnis von Kirche und Mission; wie die Kirche missionarisch werden kann. Die dritte Frage war, im Zusammenhang mit den vorhergehenden, die ekklesiologische Klärung der Natur der Kirche.

Dem Begriff der Mission näherte sich Victor über die Sendung von Christus. Als missionarische Arbeit bezeichnete er das, ‘was die Gemeinschaft der Kirche im Dienst der Herrschaft von Christus ausführt.’ 77 Er sah, dass sich der Begriff der Mission, auch unter Einfluss von Forgács, ständig erweiterte und dass immer mehr Tätigkeiten zumBereich der missionarischen Arbeit gezählt wurden. Da er darauf bestand, dass auch an die Frage der Mission nur über die Bibel herangegangen werden darf, erkannte er in diesem Prozess die Gefahr des Panmissionismus, die später Stephen Neill so for-mulierte: ‘Wenn alles Mission ist, dann ist nichts diese.’ 78 Deshalb engte Victor den Begriff der Mission auf die Tätigkeit ein, die die Kirche unter den ‘außerhalb ihrer Kreise stehenden Ungläubigen’ ausführt. 79 Er klammerte aus dem Missionsbegriff je-doch die von Forgács eingeschlossene pastorale Mission, Kinder- und Jugendarbeit,

73 Siehe Mihály Bucsay, ‘Calvin praesenz in Ungarn’, in W. Neuser (red.) Calvinus ecclesiae Doctor (Kampen: 1978), p. 220.

74 Sebestyén, ‘A külmisszió ref. elvei’, p. 9.75 Forgács, ‘A szakadás kédéséhez’, Reformáció, V/2 (1924), p. 18.76 János Victor, auf den Forgács seit seinem frühen Pfarrerleben einen großen Einfluss ausgeübt hatte,

war Mitarbeiter von Forgács hauptsächlich in der Arbeit der Jugendvereine und Freund bis zu dessen Lebensende. Ab 1925 war er Professor an der Budapester Reformierten Theologie, 1932 wurde er gründender Pfarrer der Gemeinde von Budapest-Szabadság tér der Reformierten Kirche. Siehe Sándor Gaál, ‘A kezdeményező egyház’ der kirchenbauende Dienst von János Victor mit besonderer Hinsicht auf die Mission und den Gemeindebau. PhD thesis (Debrecen, 2005), p. 11.

77 János Victor, ‘Mi a missziói munka?’, Református Világ Szemle, X/1 (1941), pp. 14-15.78 Zitiert Bosch, Paradigmaváltások a misszió teológiájában, p. 466.79 János Victor, ‘A missziói munka theologiájához’, Theologiai Szemle, XVIII/2 (1941), p. 93.

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Bibelstunden, die Tätigkeit der Vereine und auch die Diakonie aus, da er diese für eine zum inneren Leben der Kirche gehörende, natürliche Lebensäußerung hielt. 80

Die zweite Frage, auf die er antworten wollte, bezog sich auf das Verhältnis von Kirche und Mission. Victor betrachtete die Kirche als legitimen Träger der Mission und war nicht bereit, die Anschauung zu akzeptieren, die innerhalb der Kirche ‘ein internes Heidentum voraussetzt.’ Er argumentierte damit, dass ‘die lebendige glau-bende Gemeinde’ im Körper von Christus nicht ein Element der Kirche ist, sondern ‘die Kirche selbst.’ 81 Victor hielt die örtliche Gemeinde für den Träger der Mission, ausdrückend, dass die Kirche in der örtlichen Gemeinde lebt. 82

Der dritte Fragenkomplex, der Victor beschäftigte, war auf die Bestimmung der Natur der Kirche gerichtet. Die Klärung dieser Frage hielt er für fundamental. Als er die Verbindung von Kirche und Mission analysierte, sprach er von biblischen Grund-lagen ausgehend immer von der unsichtbaren Kirche und in diesem Sinne behauptete er, dass es keine nach innen gerichtete Mission der Kirche gibt, die auf deren Mitglie-der ausgerichtet wäre. Von der anderen Seite aus betrachtet erkannte auch Victor, dass ‘es die gegenwärtige Situation unserer Kirche ist, dass im Sinne des Wortes Gottes auch innerhalb dieser eine Nicht-Kirche besteht.’ 83 In diesem Sinne gibt es in der Gemeinde auch eine nach innen gerichtete Mission. Diese innere Spannung der Kir-che gehörte für ihn zu deren Natur. Zur Natur der Kirche gehören das ‘institutionelle Element’, das er mit dem Knochensystem des Körpers vergleicht, und das ‘Bewe-gungselement’, das das dynamische Leben und die Organisation trägt. ‘Das instituti-onelle Element dient dazu, dass der Bewegungscharakter möglichst gut zur Geltung kommt.’ 84 Victor hielt auf der Grundlage dieser Erwägungen die von den Vereinen ausgeführte Arbeit der Inneren Mission für unbedingt berechtigt, aber ‘die Kirche und deren Gemeinden stellte er vor die Tätigkeit aller Vereine oder Gruppen.’ 85 Mit seiner Missionstheologie kam Victor auch in Konflikt mit Forgács. Wegen der Ach-tung und Freundschaft gegenüber Forgács kam es zwischen ihnen jedoch nie zu einer öffentlichen Diskussion.

Nur im Licht des vorgestellten ungarischen Kontextes können wir eine Antwort darauf erhalten, warum Forgács das Klären der grundsätzlichen Begriffe der Mission und das Zusammenfassen der verschiedenen Meinungen in ein System als seine Auf-gabe betrachtete. 86 So wird auch verständlicher, warum er sich mit dem Verhältnis von

80 János Victor, ‘Mi a missziói munka?’, p. 24.81 János Victor, ‘A missziói munka theologiájához’, p. 87. 82 János Victor, ‘Lelkészi bemutatkozó beszéd a Belsőlipót Terézvárosi Református Egyház

Presbitériumának 1932. április 12-i gyűlésén’, Box. 8. 99/c. RLt Budapest, Zitiert Gaál, ‘A kezde-ményező egyház’, p. 88. Vgl. Bosch, Paradigmaváltások a misszió teológiájában, p. 349.

83 János Victor, ‘A missziói munka theologiájához’, p. 95.84 János Victor, Az egyház bűnei [1945] Egyházi életünk válsága [1948] (Budapest: Kálvin János Kiadó,

2003), pp. 116-120.85 Sándor Gaál, ‘A kezdeményező egyház’, p. 48.86 ‘Ich wollte zwei Zielen dienen. Zuerst, zur Klärung der grundsätzlichen Begriffe beitragen. Die Begriffe

Innere Mission, Äußere Mission, Kirche, Gemeinde, Pfarrer, Diakonie und philanthropische Tätigkeit wurden in der letzten Zeit nämlich durcheinander gebracht.’ Forgács, A belmisszió, p. V.

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Innerer Mission und Kirche sowie mit dem Schutz der Inneren Mission befasste 87 und warum er die theologischen Betonungen der Mission gerade auf diese Themen legte, die wir im Folgenden vorstellen.

Sándor MakkaiDie Missionstheologie von Wichern und Warneck war auch Sándor Makkai (1890-1951), Professor am Lehrstuhl für praktische Theologie der Universität Debrecen, gut bekannt. Makkai bewegte sich bezüglich Inhalt und Methode seiner Missionstheolo-gie in den Spuren von Forgács. Makkai war damit einverstanden, dass Wichern die nominellen Mitglieder der Kirche mit den Mitteln der Inneren Mission zu ‘wirklichen Mitgliedern’ machen wollte. Er stimmte dem Voluntarismus von Wichern zu, 88 nahm jedoch die Ekklesiologie von Wichern nur mit Vorbehalten an. Er beanstandete, dass Wichern ‘die ad-hoc-Form der kirchlichen Organisation auf eine nicht zulässige Wei-se mit der Kirche selbst identifizierte und den Pfarrerdienst infolge seiner offiziellenGegebenheiten für die Arbeit als ungeeignet beurteilte, die jedoch allein die Kirche berufen ist, auszuführen.’ 89 Der Konzeption der Inneren Mission von Wichern haftete gemäß Makkai der Schatten der ‘pietistischen ecclesiola’ an und verursachte eine unbegründete Spannung zwischen der Kirche und der Inneren Mission. Makkai war also in der Analyse der Missionstheologie von Wichern und Warneck theologisch fun-dierter und kritischer als Forgács.

Makkai versuchte den Begriff der Mission aus dem dreifachen Amt von Christus zu bestimmen. Seiner Meinung nach ist die Mission die Frucht der in Christus gepfropf-ten Mitglieder der Kirche, die ‘mit prophetischem Zeugnis, mit priesterlichem Dank-opfer und königlichem Heldentum die Wirklichkeit ihres Glaubens dokumentieren.’ 90 Er sprach also immer von einer von der Kirche ausgehenden Mission, deren Ziel das Erwecken der örtlichen Gemeinde für ihre missionarische Aufgabe ist. Von Forgács übernahm er den Gedanken, dass die Mitglieder der Kirche für die missionarische Arbeit geschult werden müssen, weil so auch der Mitarbeiter der Gemeinde zu einem Missionar werden kann.

Bei Makkai kam die Ausbreitung des Reiches Gottes unter den Zielen der Mission nicht vor, weil er sich in seiner Missionstheorie auf die internen Arbeiten der Kirche konzentrierte. Seine Hauptfrage war: ‘Wie kann aus der Inneren Mission eine Ge-meindemission gemacht werden?’ 91 Er übernahm von Forgács dessen Panmissions-anschauung und teilte die Mission in drei Gebiete: Pastorale, Gemeinde- und Äußere Mission. So erhöhte er mit der Ausweitung des Begriffs der Mission die Verwirrung nur noch weiter. Dennoch fand seine Konzeption, dass er die missionarische Arbeit eng mit der Kirche verband und die Rolle der örtlichen Gemeinde hervorhob, in der Reformierten Kirche eine günstige Aufnahme.

87 Forgács, A belmisszió, p. 31.88 Sándor Makkai, Az egyház missziói munkája (Budapest: Révai Kiadás, 1938), p. 113.89 Makkai, Az egyház missziói munkája, p. 231.90 Makkai, Az egyház missziói munkája, p. 226. 91 Makkai, Az egyház missziói munkája, p. 231.

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7. DIE MISSIONSTHEOLOGIE VON FORGÁCS

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7.3 BEZEICHNUNG, ORT UND STRUKTUR DER MISSIONSTHEOLOGIE VON FORGÁCS

7.3.1 Bezeichnung

Obwohl die Bezeichnung Missiologie schon am Anfang des 20. Jahrhunderts einge-führt wurde, 92 haben Forgács und seine Zeitgenossen diesen Begriff nicht verwen-det. Auf eine andere Art beschäftigte ihn die Bezeichnung der sich mit den Fragen der Mission beschäftigenden Wissenschaft. In seinem Buch analysiert er kurz die im Ausland verwendeten Bezeichnungen, 93 von denen er, aus dem Titel des Buches von Gustav Warneck, die Bezeichnung ‘Missionslehre’ als die geeignetste fand. 94 Forgács füllte gleichzeitig diese Bezeichnung mit einem anderen Inhalt. Warneck schreibt in seinem Werk über die Äußere Mission; er erkennt aber nur ‘die unter den Heiden geleistete missionarische Tätigkeit als Mission’ an. Forgács erweiterte den Inhalt der Missionslehre und füllte ihn mit einem neuen Inhalt, als er schrieb: ‘Die Mission kann aus zwei Gesichtspunkten den Gegenstand einer wissenschaftlichen Untersu-chung bilden: aus theoretischen und praktischen Gesichtspunkten. Wenn diese beiden zusammen, einander ergänzend, die sich auf die Mission beziehenden Kenntnisse dar-legen, ergibt sich die Missionslehre.’ 95

7.3.2 Ort

Im Punkt 6.3.4 erwähnten wir bereits, welche Gedanken und Probleme Forgács hatte, die Stellung der Mission im curriculum der Theologie zu finden, bis er schließlich zudem Entschluss kam, auszudrücken, dass wir ‘der Missionslehre in der praktischen Theologie einen besonderen Platz sichern müssen.’ 96 Seiner Meinung nach kann dies jedoch auch nicht als endgültige und beruhigende Lösung betrachtet werden, da eine der Aufgaben der Missionslehre die Untersuchung der übrigen theologischen Wissen-schaftszweige ist. Die andere Aufgabe dieser Disziplin besteht jedoch darin, der The-ologie ‘solche Mittel und Methoden anzubieten, die sich in der Praxis bewähren und dazu geeignet sind, dass der einzelne Mensch in Christus das neue Leben findet unddie christliche Kirche der erweckende Sauerteig der Gesellschaft ist.’ 97 Er sah also, dass die Missionslehre mit allen Gebieten der Theologie Berührung hat. Gleichzeitig war er auch um deren Einheit und Souveränität bemüht.

92 Siehe Jan A. B. Jongeneel, Missiologie. I: Zendingswetenschap (’s-Gravenhage: Boekencentrum, 1986), p. 47.

93 Forgács, A belmisszió, pp. 42-47.94 Gustav Warneck, Evangelische Missionslehre (Gotha: 1897)95 Forgács, A belmisszió, p. 29.96 Forgács, A belmisszió, p. 30. Gleiche Meinung vertrat auch Friedrich D. Schleiermacher: Siehe Jan A. B.

Jongeneel, Philosophy, Science, and Theology of Mission in the 19th and 20th Centuries, A Missiological Encyclopedia, Part. I. The Philosophy and Science of Mission (Frankfurt am Main; Berlin; Bern; New York; Paris; Wien: Peter Lang Europäischer Verlag der Wissenschaften, 1995), pp. 15. 162-163.

97 Forgács, A belmisszió, pp. 30-31.

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Diese Formulierungen lassen auch darauf schließen, dass Forgács etwas von dem er-kannte, was er, die Ausdrücke von David J. Bosch, Lesslie Newbigin und Hans-Werner Gensichen gebrauchend, als ‘dimensionalen’ und ‘intentionalen’ Aspekt bezeichnete, 98 obwohl er deren Ausdrücke nicht direkt verwendet. Seine These, dass die Missionslehre wichtigster Teil der praktischen Theologie ist, weist darauf hin, dass in seiner Missions-theologie der intentionale, d.h. der, die missionarische Praxis betonende Aspekt domi-nierte. In seiner Methode betrieb er die induktive Missiologie, 99 d.h. sein Ausgangspunkt war der Kontext. Diese Methode wandte er jedoch nicht immer konsequent an, weil sein Ausgangspunkt in bestimmten Fragen, z.B. bei der Bestimmung des Begriffs der Mission, der Text war. Damit ist auch in der Anwendung von Text und Kontext die bei Forgács in diesem Studium schon früher erwähnte kreative Spannung zu erkennen. 100

Diese induktive Methode charakterisierte übrigens auch später die ungarische mis-siologische Auffassung. 101 Die einzige Ausnahme darin bildete die Missionstheologie von János Victor, der zwar mit Forgács nicht in eine Diskussion verwickelt werden wollte, jedoch ausdrücklich eine deduktive Theologie betrieb und deswegen mit Sán-dor Makkai in Diskussionen geriet. 102

7.3.3 Struktur

Mit der Frage der Struktur der Missionslehre befasste Forgács sich auch getrennt. Sein Ausgangspunkt war, dass die Innere und die Äußere Mission ‘im Wesentlichen ein und dasselbe sind’. Dennoch kann diese eine Mission ‘aus zwei Gesichtspunkten Gegen-stand der Untersuchung sein, einerseits aus theoretischem, anderseits aus praktischem Gesichtspunkt. ’ 103 Unter Berücksichtigung dieser Prinzipien baute er seine Missionsleh-re auf, die aus zwei Hauptteilen bestand, einem theoretischen und einem praktischen.

Der theoretische Teil enthielt die systematische Missionstheologie, die er als ‘all-gemeine Missionslehre’ bezeichnete. Die allgemeine Missionslehre unterteilte er wie-der in zwei Teile. In dem einen Teil behandelte er unter dem Titel ‘Grundzüge der christlichen Mission’ Begriff, Natur, Ziel und Gebiete der Mission. Im zweiten Teil behandelte er unter dem Titel ‘Innere Mission’ die von ihm für wichtig gehaltenen theoretischen Fragen der Inneren Mission.

98 David J. Bosch, Transforming Mission – Paradigm Shifts in Theology of Mission (Maryknoll, New York: The American Society of Missiology Series, 16., 1991) Übers. Attila Boros, David J. Bosch, Paradigmaváltások a misszió teológiájában (Budapest: Harmat-PMTI, 2005), p. 451.

99 Jongeneel, Jan A.B., Missiologie I. Zendingswetenschap. II. Missionaire theologie (’s Gravenhage: Boekencentrum, B.V., 1991), p. 115.

100 Anne-Marie Kool, ‘Missziológia a teológiai tantervben Hollandiában és Magyarországon a globális fejlemények fényében’, in Debrecen an der Debreceni Református Hittudományi Egyetem gehaltener öffentlicher Habilitations-Vortrag, 14. Februar 2003, p. 6.

101 A.-M. Kool, ‘Missziológia a teológiai tantervben Hollandiában és Magyarországon’, p. 8.102 János Victor Victor, ‘Mi a missziói munka?’, Református Világ Szemle, X/1 (1941), pp. 12. 24. Sándor

Makkai, ‘Mi a missziói munka?’, Theologiai Szemle, XVII/1 (1941), pp. 31-43. János Victor, ‘A “missziói munka” theologiájához’, Theologiai Szemle, XVII/2 (1941), pp. 84-99.

103 Forgács, A belmisszió, p. 29.

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Der praktische Teil enthielt unter dem Titel ‘Die Arbeit der Inneren Mission’ die praktische Missionstheologie. Die Arbeit der Inneren Mission unterteilte er auch wie-der in zwei Teile. Der eine ist die ‘Außenarbeit der Inneren Mission’, die aus zwei Zweigen besteht: aus dem Evangelisieren und aus der Diakonie. Der andere Teil ist die ‘Innenarbeit der Inneren Mission’. Diese besteht ebenfalls aus zwei Zweigen: aus der Ausbildung der Mitarbeiter und der Organisationstätigkeit. 104

Während Forgács versuchte, seine Missionslehre im Rahmen einer klar beschrie-benen Struktur darzustellen, betont er auch an mehreren Stellen die Einheit von Mis-sion bzw. Missionslehre. ‘Unsererseits betrachten wir die Lehre der Inneren Mission als einen Teil der allgemeinen Missionslehre.’ 105 Er argumentierte, dass es einen Aus-sendenden gibt und ‘die Mission einen großen Acker hat, “Der Acker ist die Welt” (Matthäus 13,38).’ 106 Es gibt also nach Forgács nur eine Mission.

Es kann behauptet werden, dass in der ungarischen theologischen Literatur das Be-trachten der Mission als eine Einheit zuerst von Forgács vertreten wurde. 107 Obwohl seine Missionstheologie anders erörtert werden kann als Forgács es gemacht hat, z.B. Jongeneel folgend, 108 analysieren wir sein ‘System’ gemäß der durch Forgács ausge-arbeiteten Struktur. Diese Einteilung von Forgács hat den Nachteil, dass er z.B. die Diakonie zwei Mal behandelt: einmal im systematischen und einmal im praktischen Teil. Obwohl wir darüber nachgedacht haben, diese zwei Sachen zusammen zu fügen, haben wir am Ende beschlossen, es zu belassen wie Forgács es herausgestellt hat.

7.4 SYSTEMATISCHE MISSIONSTHEOLOGIE

7.4.1 Begriff und Natur der Mission

Trinitarischer AspektForgács näherte sich dem Begriff der Mission von zwei Seiten. Eine war die vertikale An-näherung über die christozentrische Prädestinationslehre. Hinter dieser Annäherung stand die bekenntnistreue calvinistische Auffassung von Forgács. Gott wählte zuerst Christus aus, danach diejenigen, die er in Christus selig machen wollte. So wie die Auserwählung von Christus nicht nur hinsichtlich der Erlösung erfolgte, sondern auch hinsichtlich der Ausweitung des Reiches Gottes, wurden die Auserwählten nicht nur für die Erlösung, son-dern auch für die Ausweitung des Reiches Gottes erwählt. ‘Gott nahm seine Auserwählten von Anfang an in seiner Gnade auf und stellte sie in den Dienst seiner ewigen Ziele.’ 109

Damit steht jede Sendung mit der Sendung von Christi, genauer ausgedrückt, mit Christus selbst in Verbindung. ‘Der größte Ausgesandte Gottes ist Jesus Christus. Er

104 Forgács, A belmisszió, pp. 40-41.105 Forgács, A belmisszió, p. 48.106 Forgács, A belmisszió, p. 28.107 Unsere Behauptung wird auch von A.-M. Kool bekräftigt, God moves in a mysterious way, p. 304.108 Jongeneel, Missiologie I, p. 61.109 Forgács, A belmisszió, p. 1.

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steht an der Spitze der Missionsarbeit und gleichzeitig auch in deren Mittelpunkt.’ 110 An seiner Sendung hatten die Propheten des Alten Testaments und auch das Volk Isra-el Anteil, deren Sendung ‘auf die Vorbereitung des Kommens des Reiches Gottes ge-richtet war.’ 111 Gleichzeitig hatte an der Sendung von Christus dessen ‘Missionsheer, seine heilige christliche Kirche’, Anteil, 112 welche er zur Ausweitung des Reiches Gottes gesandt hatte. Jede Mission ist im Endergebnis die Mission von Jesus Chris-tus. ‘Die größte Bedeutung der Sendung von Jesus war, dass er sich an die Spitze der Auserwählten Gottes stellte, sie zu seiner Heerschar organisierte, ihnen seinen Geist gab und, in der Kirche vereint, zur Unterwerfung des Erdkreises zu allen Völkern, bis ans Ende der Welt, aussandte.’ 113

Forgács benutzte nicht den terminus technicus der Missio Dei. Doch seine sich auf die Mission beziehenden trinitarischen Formulierungen decken den Begriff der Missio Dei. Anne-Marie Kool machte, sich auf Jan A. B. Jongeneel berufend, darauf aufmerksam, dass der Missionsbegriff von Forgács, mit seiner auf die Betonung der Sendung durch Gott und der Einheit der Mission, eine große Ähnlichkeit mit den Ansichten des calvinistischen Missiologen Gijsbert Voetius (1589-1676) aufweist. 114 Damit kann Forgács ‘als früher Vorläufer des Grundprinzips betrachtet werden, das später als Missio Dei bezeichnet wurde.’ 115

Wenn wir die Missionslehre von Forgács an diesem Punkt mit der von Gustav War-neck vergleichen, den er ‘für den hervorragendsten Betreiber der Missionswissenschaft der gegenwärtigen Zeit’ hielt, können wir sagen, dass er bei aller Anerkennung den Missionsbegriff von Warneck kritisch behandelte. Er übernahm nicht den Gedanken, dass die Mission nur ‘Pflanzung und Organisation der Kirche unter Nichtchristen’ ist, 116 d.h. eine unter den heidnischen Völkern ausgeführte Mission, weil er darin eine ‘ein-seitige Beschränkung des Missionsbegriffs sah.’ 117 Obwohl auch Forgács die Äußere Mission für wichtig hielt, hielt er deren Trennung von der Inneren Mission für nicht annehmbar. Damit trennte er sich von der missionarischen Konzeption Warnecks, die auf die europäisch-missiologische Denkweise einen bedeutenden Einfluss ausübte. 118

Die weitere Missionsauslegung von Forgács übernahm der Debrecener Theolo-gieprofessor Sándor Makkai (1890-1951), der später (1947) auch Missionsreferent des Konvents war. Mit seinem 1938 erschienenen Buch trug er bedeutend zur Klärung der theoretischen und praktischen Fragen der ungarischen Missionstheologie bei. Ge-

110 Forgács, A belmisszió, pp. 1. 5.111 Forgács, A belmisszió, p. 1.112 Forgács, A belmisszió, p. 7.113 Forgács, A belmisszió, p. 7.114 A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, p. 298. Vgl. Jan A. B. Jongeneeel, ‘Voetius’

zendingstheologie, de eerste comprehensieve protestantse zendingstheologie’, pp. 117-147.115 A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, p. 300.116 RGG, 3. Aufl.. IV. Bd., Wilfrid Werbeck red., (Tübingen: J.C.B. Mohr /Paul Siebeck/, 1960), p. 974. Siehe

noch RGG, 4. Aufl. 5. Bd. Jörg Persch red. (Tübingen: J.C.B. Mohr [Paul Siebeck], 2002), p. 1328.117 Forgács, A belmisszió, p. 29.118 RGG, 3. Aufl. IV. Bd., p. 1014. Siehe noch RGG, 4. Aufl. 5. Bd., p. 1328.

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mäß Makkai ‘bilden die pastorale, Gemeinde- und Wiederholende Tätigkeit (Äußere Mission) zusammen das einheitliche Ganze der missionarischen Arbeit der Kirche.’ 119 Gleichzeitig war János Victor, der von Anfang an ein Mitarbeiter von Forgács war, nicht mit der weiten Auslegung der Mission, weder von Forgács noch von Makkai, einverstanden und bekannte, dass man solche Dinge unterscheiden muss, die heute, unter dem Sammelbegriff der missionarischen Arbeit vermischt werden.’ 120 Dieser Meinungsunterschied führte schließlich zu einer Kontroverse zwischen Victor und Makkai, und in der Erklärung für diesen Meinungsunterschied geben wir Sándor Gaál Recht, nach welchem die Ursache dessen eigentlich in der Methode des Herangehens an das Problem zu suchen ist. Demzufolge untersuchte Victor die Mission über die ekklesiologische Annäherung, d.h. darüber, was die Bibel über die Kirche sagt. Mak-kai jedoch suchte die Antwort auf die Frage, was Mission ist, 121 von der empirischen Wirklichkeit der Kirche ausgehend, d.h. ekklesiastisch. 122 Ihre Diskussion ist übrigens ein genauer Spiegel der theologischen Aktivität der ungarischen Mission, die durch die Ereignisse nach dem 2. Weltkrieg für Jahrzehnte unterdrückt wurde.

Forgács brachte über die obigen Ausführungen hinaus die Mission der Auserwähl-ten nicht nur mit der Sendung von Christus, sondern auch mit dem Opfer von Chris-tus in Zusammenhang. Die Teilnahme am Opfer von Christus betrachtete er auf eine solche Weise, dass auch der Mensch ‘seinen Verstand, Herz, Willen, Zeit, Vermögen, Körper und Geist für andere opfern muss aus Liebe zu Christus und zu seinem Evan-gelium. Das ist das Wesen der Mission.’ 123

Obwohl sich Forgács dem Begriff der Mission, wie wir behaupteten, von der chris-tozentrischen Prädestinationslehre annäherte, verlor seine biblisch begonnene Missi-onslehre ihre Theozentrizität und schlug in einen Pragmatismus um, als er zur For-mulierung des Ziels der Mission kam. Für ihn war das endgültige Ziel der Mission, welches er von John R. Mott übernahm, die ‘Eroberung der Welt’, 124 während ihn die Gloria Dei theologisch, als eigentliches Ziel der Mission, nicht mehr beschäftigte. Gemäß David Bosch begannen sich ab dem Ende des 19. Jahrhunderts, in erster Linie unter dem Einfluss der amerikanischen Missionen, der Pragmatismus und der Akti-vismus zu verbreiten. Diese verliehen den großen missionarischen Unternehmungen Schwung, die Missionstheologie dagegen machten sie oberflächlicher. 125 Diese missio-narische Begeisterung berührte, allen Zeichen nach, auch Forgács tief und damit kann auch die Oberflächigkeit seiner systematischen Missionstheologie erklärt werden. Als

119 Sándor Makkai, Az egyház missziói munkája (Budapest: Révai Kiadás, 1938), p. 117.120 János Victor, ‘Mi a missziói munka?’ Református Világ Szemle, X/1(1941), p. 12, zitiert: A.-M. Kool,

God moves in a mysterious way, p. 329.121 Sándor Gaál, ‘A kezdeményező egyház’, p. 58.122 ‘Die Ekklesiastik ist die Wissenschaft von Leben und Arbeit der Kirche, ihr Gegenstand ist nicht die

Kirche, sondern das kirchliche Leben’, ein Zweig der ungarischen Wissenschaft, eingeführt von László Ravasz, ihre bedeutendsten Anhänger sind Lajos Imre, Dezső László, Sándor Makkai. Siehe Lajos Imre, Ekkléziasztika (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Rt., 1941), p. 5.

123 Forgács, A belmisszió, p. 3. 124 Forgács, A belmisszió, p. 7.125 David J. Bosch, Paradigmaváltások a misszió teológiájában, pp. 308-309.

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Theologe befasste er sich eher mit dem Problem der Motivation der Mission, das zu den besser ausgearbeiteten Teilen seiner systematischen Missionstheologie gehört.

Obwohl Forgács die trinitarische Formulierung der Mission benutzte und anwand-te, war die Pneumatologie ein schwacher Punkt seiner Missionstheologie. Das geht auch daraus hervor, dass er in seinem Hauptwerk nur eine halbe Seite der Arbeit des Heiligen Geistes widmet. Noch auffallender ist jedoch, dass er über die Arbeit und Rolle des Heiligen Geistes nur so viel schrieb, dass er den Jüngern Kraft zur Aus-führung ihrer Arbeit gibt. Seine Behauptung ist es, dass es die Aufgabe der Jünger wäre, ‘das Geschenk des Heiligen Geistes unter der Voraussetzung der Bekehrung anzubieten. Die Pflicht der Missionare, dem Geist den Weg zu bereiten…’ 126 stand nicht im Einklang mit seiner eigenen Auffassung über die Prädestination. Denn diese Formulierungen werfen die Frage auf, ob die reformierte Lehre über die souveräne Arbeit des Heiligen Geistes infolge der in diesem Ausmaß auf den menschlichen Fak-tor gelegten Betonung nicht beeinträchtigt wird. Es scheint, dass die Diskontinuität zwischen dem von der Prädestination ausgehenden Missionsbegriff und der Pneuma-tologie ein schwacher Punkt seiner Missionstheologie ist.

Die außer Acht gelassene pneumatologische Betonung kann auch über die Missi-onslehre von Warneck gesagt werden. 127 Dazu bemerkt Makkai, dass ‘Warneck in sei-nem Werk nicht die handelnde Subjektivität des Heiligen Geistes hervorhebt.’ 128 Die Erklärung dafür findet Makkai darin, dass gemäß Warneck die Mission der Weiterbaudes von Christus auf der Erde begonnenen Werkes ist, obwohl die Jünger nicht das Werk von Christus weiter bauen müssen, sondern darüber Zeugnis abzulegen haben. Makkais Einwand ist auch deshalb interessant, weil das, was er bei Warneck bemän-gelt, auch über ihn gesagt werden kann. In seinem über die missionarische Arbeit der Kirche geschriebenen Werk finden wir weder in dessen ekklesiologischem noch indessen missiologischem Teil ein starkes pneumatologisches Fundament.

Im Gegensatz zu Forgács und Makkai kann dagegen behauptet werden, dass hinter der Missionstheologie von János Victor eine gründlich ausgearbeitete Pneumatologie stand, die hinsichtlich des Zeitpunkts des Erscheinens von Schriften dieses Inhalts, als Ergebnis eines theologischen Reifeprozesses ausgearbeitet wurde. 129 Es scheint, als hätte Forgács die pneumatologischen Gesichtspunkte von Victor nicht bemerkt oder unberücksichtigt gelassen.

126 Forgács, A belmisszió, p. 18.127 Darauf verweist Hoekendijk, wenn er schreibt: ‘Im Grunde rächt sich in Warneckes über die Mission

gebildeter Dogmatik die falsche Auffassung, wenn im Sinne des biblischen Gesetzes den Platz des Zeugnisses des Heiligen Geistes (eskatologisches Geschenk) die ‘Natur eingenommen hat.’ Johannes C. Hoekendijk, Kerk en Volk in de Duitse Zendingwetenschap, Diss. Utrecht (Groningen: 1948), p. 95, zitiert A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, p. 345.

128 Makkai, Az egyház missziói munkája, p. 344. 129 János Victor, Református Hiszekegy (Budapest: Traktátus Kiadás, 1943), pp. 236-290. Siehe noch

János Victor, ‘Egyházi életünk válsága’ (1948) in János Victor, Az egyház bűnei (Budapest: Kálvin János Kiadó, 2003), pp. 138-145. Bedauerlich ist, dass Sándor Gaál in seiner über Victor geschriebenen Dissertation dieses pneumatologische Fundament außer Acht ließ.

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Ekklesiologischer AspektForgács näherte sich dem Begriff der Mission aus der Perspektive der Ekklesiastik. Das bedeutet, dass er die Mission mit der Kirche verband und diese für die ‘Lebens-äußerung’ der Kirche hielt. 130 Davon ausgehend gelangte er zu der Schlussfolgerung, dass die Mission Pflicht aller Mitglieder der Kirche ist. ‘Die Innere Mission ist beiuns die Arbeit der Kirche selbst, bei der sich die Organe, Repräsentanten und eifrigen Kirchenmitglieder zu dem einem Ziel zusammenschließen, dass unsere Reformierte Kirche insgesamt, eingeschlossen deren Mitglieder, ein bereitwilliger und ein eine brüderliche Gemeinschaft bildender Teil der christlichen Kirche von Jesus Christus werde.’ 131 ‘Meine heilige Überzeugung ist es, dass das Leben unserer Kirche und die-se Bestimmung gemeinsam bestehen, oder gemeinsam zu Fall kommen…’. 132

Die Verbindung des Begriffes der Mission mit der Kirche auf diese Weise hatte nicht nur deshalb eine besondere Bedeutung, weil dieses Prinzip im 20. Jahrhundert in Ungarn zum ersten Mal von Forgács formuliert wurde, sondern auch deshalb, weil diese Auffassung die Spannung zwischen der Reformierten Kirche und den die Mis-sion ausführenden Vereinen, sowie die Eifersucht der Kirchenleiter, schrittweise ab-bauen bzw. lösen konnte. Gleichzeitig war diese Auffassung auch dazu geeignet, in den Leitern der Kirche die Verantwortung gegenüber der Mission zu wecken. Dass der von ihm vertretene Missionsbegriff seitens der Leiter der Kirche schließlich anerkannt wurde, beweist die Tatsache, dass ihn die Synode 1930 mit Entwurf und Formulierung des Missionsgesetzes der Reformierten Kirche beauftragte.

Betrachten wir nun die Bestimmung des Begriffes der Mission, die er als Missi-onsreferent der Synode und der Kirche am 16. Dezember 1930 auf der Sitzung des Missionsausschusses der Synode und des Konvents vorlegte. Sie lautet wie folgt: ‘Die Lebensäußerung der Kirche Christi und der zu dieser gehörenden Ungarischen Refor-mierten Kirche, die ein Bekenntnis zum Evangelium von Jesus Christus ist, die Aus-breitung des Reiches Gottes durch den aus der christlichen Liebe herrührenden Dienst sowohl innerhalb der Kirche als auch außerhalb dieser unter den Juden, Mohammeda-nern und Heiden bezeichnen wir als göttliche Sendung, als Mission.’ 133 Mit dieser Be-stimmung wurden auf einem offiziellen Forum der Ungarischen Reformierten Kircheerstmals drei wichtige Feststellungen getroffen. Die erste, dass die Mission nicht nur eine Aufgabe der Kirche, sondern auch deren Lebensäußerung ist. Die zweite, dass die Mission nicht nur Predigt, sondern auch Diakonie ist. Die dritte, dass die Mission geografisch nicht nur lokaler, sondern auch globaler Natur ist.

In dieser Formulierung, deren Kirchenbegriff zwar zu allgemein ist, sehen wir dennoch die früher bereits behandelte, durch Wichern betonte, Innere Mission sowie die Gedanken der durch Warneck und Heldring angestrebten Diakonie und Äußeren Mission integriert. Darin sind sowohl die Gedanken der nationalen grenzüberschrei-tenden Mission, die von Aladár Szabó vertreten wurde, als auch der an die Kirche ge-

130 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 3.131 Forgács, A református misszió irányelvei, pp. 3-4.132 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 1.133 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 3.

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bundenen Mission, die Victor betonte, enthalten. Mit dieser prägnanten Formulierung der Mission kann Forgács als Pionier, der Anfang des 20. Jahrhunderts entstandenen Missionsliteratur bezeichnet werden.

Die Natur der MissionÜber die Natur der Mission sagte Forgács aus, dass der missionarische Auftrag ewig gilt. Er drückte damit aus, dass die Mission über einen immanenten und einen es-chatologischen Aspekt verfügt. Über den immanenten Aspekt bekannte er, dass die missionarische Arbeit nicht hier auf der Erde enden wird, schon deshalb nicht, weil die Kirche diese Arbeit zu jeder Zeit und auch im Kontext des Volkes immer wie-der neu überdenken und anpassen muss. Nach dem eschatologischen Aspekt gilt die Mission ewig, weil sie ‘auch dann nicht aufhört, wenn die Anhänger von Christus ihren Herrn von Angesicht zu Angesicht sehen können … und ‘seine Diener ihm auch weiterhin dienen’ (Offb 22:1-3).’ 134 Im Bezug auf den immanenten Aspekt unternahm er einen Versuch, als er seiner 1931 erschienenen Schrift den Titel gab A református misszió irányelvei, különös tekintettel a magyar református egyház jelenlegi helyzeté-re (Grundprinzipien der reformierten Mission, mit besonderer Hinsicht auf die gegen-wärtige Situation der Ungarischen Reformierten Kirche). Das bedeutet in der ungari-schen reformierten Volkskirche inhaltlich einerseits das Ablegen des Zeugnisses über die Liebe Gottes, andererseits das praktische Leben der der Ehre Gottes dienenden christlichen Lebensform.

7.4.2 Ziele der Mission

7.4.2.1 Die Ausbreitung des Reiches GottesUnter den Zielen der Mission nannte Forgács am häufigsten die Ausbreitung des Rei-ches Gottes. ‘Das Erlösungwerk von Christus gründete das Reich Gottes und dessen Ausbreitung machte er zu einer Pflicht für alle seine Anhänger.’ 135 Bei ihm ist das Reich Gottes nicht nur ein Schlüssel, sondern auch ein alles umfassender Begriff. Unter den immanenten und eschatologischen Aspekten des Reiches Gottes legte er die Betonung auf dessen Gegenwärtigkeit. Den Inhalt des Begriffs bestimmte er auf ver-schiedene Weise. Einmal sagte er, dass das Reich Gottes das ‘Gute’ ist; 136 bei anderer Gelegenheit identifizierte er dieses mit dem Evangelium, ohne dass er den Inhalt desEvangeliums genau angegeben hätte. An anderer Stelle identifizierte er es dagegen mitdem Heil. 137 Obwohl er das Reich Gottes als einen Prozess verstand, entgingen seiner Aufmerksamkeit dennoch die alttestamentlichen Wurzeln des Gedankens des Reiches Gottes. Er sprach so über dieses, als hätte es erst mit dem Erlösungstod von Christus begonnen. Dass der Begriff des Reiches Gottes, der das Alte Testament mit dem Neu-

134 Forgács, A belmisszió, p. 6.135 Forgács, A belmisszió, p. 1. Siehe noch pp. 3. 11. 14. 23.136 Forgács, A belmisszió, p. 1. 137 ‘Das Reich Gottes ist alles das Gute, wonach wir uns sehnen. Das Reich Gottes ist das Heil.’ Forgács

Gyula, Isten országa, Magyar prédikációk (Ungarische Predigten), C/27-3. P.15. RLt Budapest.

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en Testament stark verbindet, der Aufmerksamkeit von Forgács entging, erstaunt uns desto mehr, weil er an der ungarischen Judenmission aktiv teilnahm und sich in mehre-ren seiner Schriften mit den theologischen Beweggründen der Judenmission befasste. Bemerkenswert ist, dass er sich bei den theologischen Beweggründen der Mission unter den Juden auch nicht auf das Reich Gottes als gemeinsames Fundament beruft. Dieser Mangel bildet einen weiteren Schwachpunkt der Missionstheologie von Forgács.

Das Reich Gottes war nicht nur als biblischer Begriff, sondern auch als ein die nationalen Grenzen überspannendes missionarisches Programm bereits bei Aladár Szabó 138 und István Hamar vorhanden, 139 die an der Budapester Theologischen Fakul-tät Professoren von Forgács waren. Die in 7.2.1 erwähnten ausländischen Einflüssespielten also auch eine Rolle dabei, dass er als Ziel der Äußeren Mission die Ausbrei-tung des Reiches Gottes angibt und den Begriff der Mission nicht nur auf die Arbeit innerhalb der ungarischen reformierten Gemeinden beschränkt.

Wenn Forgács von der Ausweitung des Reiches Gottes spricht, bezieht er das na-türlich nicht nur auf die Äußere Mission, sondern auch auf die Arbeit der Inneren Mis-sion. ‘Das Endziel der Tätigkeit der Inneren Mission ist also, dass unsere Kirche zur Erfüllung der größten Aufgabe geeignet ist, zur Ausbreitung des Reiches Gottes.’ 140 Über Wesen und nähere Bestimmung der Ausbreitung sprechend benutzte er nur ge-legentlich den Begriff ‘Bekehrung’, statt dessen verwendet er konsequent die Formu-lierung ‘die Menschen zu Jesus führen’ und ‘mit ihm eine Verbindung herzustellen’, sowie ‘ihnen Leben zu geben.’ 141 An anderer Stelle bezeichnet er die gleiche Arbeit auch als die ‘Rettung von Seelen’. 142 Die Ausbreitung des Reiches Gottes bedeutete bei Forgács letztendlich die Vermittlung des Heils, die dann beginnt, wenn die Men-schen mit Jesus Christus in eine Lebensverbindung kommen. 143 Dafür zu arbeiten ist eines der großen Ziele der Mission. Mit der Bezeichnung der Ausbreitung des Reiches Gottes als missionarisches Ziel erweiterte er übrigens den Begriff der Mission und machte diesen, gewollt oder ungewollt, zu einer über Konfessionen und Nationen ste-henden Angelegenheit. Die Bezeichnung der Ausbreitung des Reiches Gottes als mis-sionarisches Ziel arbeitete Forgács weder biblisch noch dogmatisch in einer solchen Tiefe aus, dass es seine Zeitgenossen hätte überzeugen können. Deshalb übernahmen weder László Ravasz, Jenő Sebestyén, noch Sándor Makkai diesen Gedanken von ihm. Dagegen legte Forgács mit der weiten Auslegung des Begriffs des Reiches Got-tes die Grundlage einer solchen Panmissionsanschauung, die Sándor Makkai später zwar von Forgács übernahm, János Victor jedoch entschieden ablehnte.

138 Aladár Szabó, ‘A protestantizmus és a külmisszió’, Protestáns Szemle, II (1890), pp. 800-801.139 István Hamar nahm 1910 an der Londoner Konferenz der Studenten Missionsfreiwilligen Bewegung

(SMB) teil, deren Programm ‘Die Jugend hat eine große und erhabene Aufgabe in der Ausbreitung des Reiches Gottes’ er zu Hause weitergab. István Hamar, ‘Jelentés a keresztyén diákok londoni nemzetközi missziói konferenciájáról’, Protestáns Egyházi és Iskolai Lap, XLIII/9 (1900), p. 140.

140 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 4. 141 Forgács, A belmisszió, p. 6.142 Forgács, A belmisszió, p. 336.143 Bosch bezeichnet das als paulinisches Paradigma. David J. Bosch, Paradigmaváltások a misszió

teológiájában, p. 362.

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7.4.2.2 Die GemeindegründungForgács war der Auffassung, obwohl das Reich Gottes und die Kirche eng zusammen gehören, dass die Kirche dennoch nicht mit dem Reich Gottes identisch ist. Aufgabe der Kirche ist die Ausbreitung des Reiches Gottes unter den Völkern, das ist die Äu-ßere Mission. Da es aber unter den Mitgliedern der Kirche viele so genannte Christen gibt, ist es Aufgabe der Kirche, auch unter den so genannten Christen das Reich Got-tes auszubreiten, und das ist die Innere Mission. 144

Nachdem er das Verhältnis zwischen dem Reich Gottes und der Kirche klar sah, ist auffallend, dass Forgács unter den Zielen der Mission an keiner Stelle die Grün-dung neuer Gemeinden nannte. Das ist auch deshalb erwähnenswert, weil infolge der industriellen Revolution große Massen in die Industriegroßstädte abwanderten und von 1920 bis 1941 in Budapest sieben, in der Umgebung von Budapest vierzehn neue Gemeinden entstanden. Diese Gruppe bildete sich aus den reformierten Kir-chenmitgliedern, die einerseits aus der Provinz abgewandert sind und anderseits aus Siebenbürgen nach dem 1920 abgeschlossenen Friedensvertrag von Trianon in ihr Mutterland umsiedelten. 145

In der Sichtweise von Forgács fehlte innerhalb der Bestimmung der allgemeinen, großen Ziele der Inneren Mission und der Äußeren Mission vollkommen das Ziel der Gemeindegründung (plantatio ecclesiae). Dieses missionarische Ziel, das damals noch nicht sehr viele Pfarrer beschäftigte, entging so sehr seiner Aufmerksamkeit, dass er es in seinem Buch über die Mission nicht einmal erwähnte. Es erschien auch nicht in dem von ihm vorbereiteten Missionsgesetz aus dem Jahre 1933. Die Erklä-rung dafür ist, vermuten wir, in zwei Umständen zu finden. Der eine Umstand ist, dasser die Ausarbeitung des theologischen Fragenkomplexes über die Gemeindegründung János Victor überließ, mit dem er bis zu seinem Lebensende das beste Freundes- und Mitarbeiterverhältnis hatte. Victor trat nämlich 1932 von seiner Funktion als Theo-logieprofessor zurück und wurde Pfarrer, der in Budapest Gemeinden gründete. 146 Er hat den missionarischen theologischen Fragenkomplex der Gemeindegründung gründlich ausgearbeitet. 147 Den anderen Grund vermuten wir darin zu finden, dass, alsin Budapest und Umgebung die Gründung neuer Gemeinden begann, Forgács in Sáro-spatak arbeitete (1924-1933), d.h. an einem entfernten Punkt des Landes, wo es keine aus anderen Gebieten zugewanderten Massen gab und die Bauern auf Aussiedlerhö-fen wohnten. Somit erschien die Gemeindegründung in erster Linie in der Hauptstadt als Problem. Es kann auch als sicher angenommen werden, dass ihn in dieser Zeit die ihm von der Synode anvertrauten vielfältigen missionarischen Arbeiten so beschäftigt haben, dass ihm vermutlich weder Zeit noch Kraft für die Ausarbeitung der theoreti-schen Fragen der Gemeindegründung blieb.

144 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 3.Forgács, A református misszió irányelvei, p. 3.145 Sándor Bíró, ‘A két világháború kora’ , in A Magyar Református Egyház története, Sándor Bíró und

István Szilágyi red., (Budapest: Kossuth Könyvkiadó, 1949), p. 412.146 János Victor, ‘Lelkészi bemutatkozó beszéd a Belsőlipót-Terézvárosi Református Egyház

Presbitériumának 1932. 04.12.-i gyűlésén’ 1. 99/c.8. RLt Budapest.147 Siehe dessen ausführliche Analyse, Sándor Gaál, ‘A kezdeményező egyház’, pp. 88-97.

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7.4.2.3 Verkündigung – ErziehungForgács bezeichnete das Ziel der Mission darin, dass die Menschen zu Jesus geführt werden müssen. Um dieses Ziel zu erreichen, betrachtete er die Verkündigung des Wortes Gottes als wichtigstes Mittel der Mission. Die das Reich Gottes verbreiten-de Predigt bezeichnete er als ‘missionarische Predigt’. 148Die missionarische Predigt unterschied er von der Gemeindepredigt. Als missionarische Predigt bezeichnete er die in einem solchen Missionsbereich erfolgende, in dem das Evangelium entweder unbekannt ist oder in dem der Kirche entfremdete Menschen leben. Hier dient die Predigt der horizontalen Ausbreitung des Reiches Gottes. Als Gemeindepredigt cha-rakterisierte er die an die christliche Gemeinde gerichtete Verkündigung. 149

Gemäß Forgács ist die Mission mit der Taufe der Menschen nicht beendet, sondern die Getauften benötigen die Bekräftigung ihres Glaubens und auch die Ermutigung zum Handeln, denn die beiden Arme der Mission sind das Wort und die Tat. Diesem dient die Erziehung der Gemeinde zum Handeln und zur Mission. Das Mittel dafür ist die Lehre. ‘Die missionarischen Aufgaben reichen also nicht nur so weit, bis ein Mensch oder ein Volk bekehrt ist, eigentlich beginnen sie dann, weil der missionari-sche Befehl nicht bei ‘sie taufend’ endet, sondern bei ‘sie lehrend’. 150 Unter der Lehre als missionarisches Ziel verstand er einerseits das, worauf auch der missionarische Befehl hinweist, ‘… alles zu befolgen, was ich euch aufgetragen habe’ (Matthäus 28,19), d.h. die Weitergabe der Aufträge von Jesus und der Lehren der Bibel. An-dererseits bedeutete das bei ihm die bewusste Vorbereitung der Gemeindemitglieder auf die missionarische Tätigkeit. Vor Forgács schwebte, bis zu seinem Lebensende, als wichtiges Ziel das Bild der ‘missionarischen Kirche’, in der so viele wie möglich irgendeine missionarische Arbeit ausführen sollten. Er wollte also mit der Betonung der Lehre als missionarisches Ziel den erbärmlichen geistlichen Zustand der Kirche verändern. Er war davon überzeugt, dass die Lehre, unter der er auch die Katechese unter Teenagern und Erwachsenen verstand, ein geeignetes Mittel dafür ist, die Ge-meinde aus der traditionellen Passivität der Volkskirche herauszuführen und so das Reich Gottes auch innerhalb der Gemeinde aufzubauen.

Forgács betrat mit seinem Lehrprogramm, d.h. Mitarbeiter für die Mission auszu-bilden, mit dem er übrigens den Spuren von Wichern folgte, einen in der Ungarischen Reformierten Kirche bis dahin unbekannten Weg, während er den Begriff der Mission damit weiter ausdehnte. Die Lehre, als missionarisches Ziel, behielt er sein ganzes Le-ben lang vor Augen. Deshalb konnte László Ravasz in seinem Nekrolog über Forgács schreiben, dass ‘auch er ein Lehrmeister seiner Nation wurde: In erster Linie ging bei ihm das Donaugebiet zur Schule.’ 151

148 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 4. 149 Forgács, A belmisszió, pp. 339-340. Forgács, A belmisszió, pp. 339-340.150 Forgács, A belmisszió, p. 29.151 László Ravasz, XX. Püspöki Jelentés, Sonderdruck. A Dunamelléki Ref. Egyházkerület 1941. évi

jegyzőkönyvéből (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Rt., 1941), p. 8.

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7.4.2.4 Diakonie

Die Diakonie als EvangelisationForgács zählte zu den Mitteln der Mission die Diakonie als Tat des Wortes. Diese suchte die Unterstützung der ‘in Not geratenen, krank dahin siechenden, verwahr-losten oder der Gefahr der Verwahrlosung ausgesetzten Mitglieder’ der Kirche. 152 Als Zielgruppe der diakonischen Arbeit betrachtete er in erster Linie die in der Re-formierten Kirche getauften Christen, unabhängig davon, ob diese aktive oder nur nominelle Mitglieder der Reformierten Kirche sind. Die unter ihnen ausgeführte Di-akonie bezeichnete er als ‘Pflege-’, ‘Schutz-’ oder ‘Rettungsarbeit’, und bei andererGelegenheit auch als ‘Sozialarbeit’. Die diakonische Arbeit unterschied er so von der humanitären Hilfeleistung, dass er das missionarische Ziel der Diakonie stark mit dem Ziel der Evangelisation verband. ‘Die reformierte Diakonie dient nicht nur dazu, bei körperlichen Beschwerden zu helfen, sondern ihr Dienst ist auch eine Arbeit für das seelische Heil der Leidenden und ein Wegweiser zum König der Liebe.’ 153 Sich auf Calvin berufend betonte er, dass die Diakonie letztendlich nicht ein an Menschen, sondern für den Herrn ausgeführter Dienst ist, welcher sagte: ‘Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan (Matthäus 25,40).’ 154

Da gemäß Forgács das Hauptziel der Mission die Ausbreitung des Reiches Gottes ist, sah er auch in der Diakonie ein wichtiges Instrument für die Ausbreitung des Reiches Gottes, ein solches Mittel, das die Predigt mit Taten bekräftigt. Deshalb war er auch bestrebt, nicht nur die Diakonie, sondern auch die Erziehung zur Diakonie unter den Zielen der Mission aufzunehmen. 155 Der Erkenntnis, dass unter den Mit-teln der Mission auch die Erziehung zur Diakonie enthalten sein muss, halfen seine Kenntnisse der Geschichte des Pietismus sowie auch seine in Schottland erworbenen persönlichen Erfahrungen. 156 Nach dem in Schottland gesehenen Vorbild organisierte er als Pfarrer in Sárospatak die Fürsorge der Armen, die Fürsorge der Säuglinge der auf Aussiedlerhöfen lebenden armen Eltern und den Kampf gegen die Bettelei auf den Straßen. Was er also als Theorie über die Diakonie schrieb, versuchte er selbst zu realisieren.

Die Diakonie als AufgabeÜber die Motivationen der diakonischen Arbeit sprechend, hielt er diese einerseits für eine Frucht des ‘christlichen Lebens’, andererseits, unter Berufung auf Matthäus 25:35-36, für eine Pflicht und einen Auftrag von Christus her. Er berief sich auch nochauf das Leben der apostolischen Kirche, in der die Diakonie ebenfalls eine wichtige Rolle spielte. An einer anderen Stelle begründet er die Pflicht zur diakonischen Arbeitdamit, dass es ‘in der christlichen Kirche nicht nur seelische, sondern auch körperli-

152 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 3.153 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 12.154 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 12.155 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 17.156 Forgács, A belmisszió, pp. 118. 155.

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che Gebrechen gibt’. 157 Weil das Ziel der Mission der Mensch selbst ist, gehören auch dessen körperliche Gebrechen in den Bereich der Mission. Die Diakonie ist in der christlichen Kirche so lange notwendig, ‘so lange es unter ihren Mitgliedern auch nur ein Mitglied gibt, das leidet, arm ist und entbehren muss.’ 158 Die Durchführung der Diakonie betrieb er übrigens auch noch deshalb, weil er davon überzeugt war, dass deren Ausübung positiv auf das missionarische Leben der Gemeinde zurückwirkt und gleichzeitig das Reich Gottes baut.

7.4.3 Gebiete der Mission

7.4.3.1 Eine Mission, zwei GebieteWenn Forgács über die missionarische Tätigkeit sprach, betonte er immer, dass es nur eine Mission gibt und diese eine ‘Mission über ein großes Feld verfügt: “Der Acker ist die Welt” (Matthäus 13,38).’ 159 Diesen großen Acker teilte er jedoch, aus dem Gesichtspunkt des ‘Arbeitsfeldes’, in zwei Gebiete: zum einen in die Innere Mis-sion und zum anderen in die Äußere Mission. Den Unterschied zwischen den beiden Arbeitsgebieten hielt er nur für einen ‘formellen’ Unterschied. Darunter verstand er, dass das Wesen der Mission in beiden Gebieten gleich ist, nur die äußeren Mittel und Methoden der Realisierung sind andere. Die Betonung der Einheit zwischen Innerer und Äußerer Mission hielt er deshalb für wichtig, weil sich ‘diese beiden Zweige der missionarischen Tätigkeit gegenseitig unterstützen. Gewöhnlich blühen sie zusam-men oder, wie an manchen Stellen, verwelken sie zusammen.’ 160 Sich auf missions-historische Beispiele berufend behauptete er, dass wenn in der Kirche ein gesundes Leben der Inneren Mission stattfindet, es unmöglich ist, dass sich die Kirche nicht denHeiden zuwendet. 161

Diese Anschauung von Forgács übte allen Anzeichen nach auch auf Sándor Makkai Einfluss aus, der noch nachdrücklicher als Forgács die Verbindung von Kirche und Äu-ßerer Mission betonte. 162 Sándor Virágh ging sogar so weit, dass er keinen Unterschied zwischen der Inneren und der Äußeren Mission machte, sondern von der Mission der Kirche sprach. 163 Virágh vertrat diese Ansicht nicht unter Einfluss von Forgács, sondernübernahm diese von dem Klausenburger Theologieprofessor Sándor Tavaszy, über den die dialektische Theologie von Karl Barth nach Ungarn gelangte. 164

157 Forgács, A belmisszió, p. 38.158 Forgács, A belmisszió, p. 39.159 Forgács, A belmisszió, p. 28160 Forgács, A belmisszió, p. 28.161 ‘Auch die Ungarische Reformierte Kirche konnte sich, als sie lebend war, mit den Mohammedanern,

Ruthenen und Walachen befassen, als sie jedoch äußere Probleme und interne Krankheiten schwächten, konnte sie auch sich selbst nicht helfen.’ Forgács, A belmisszió, p. 28.

162 Makkai, Az egyház missziói munkája, p. 357.163 Siehe A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, p. 314. Fußnote 124.164 A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, p. 314.

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Forgács bestritt die Praxis der ‘deutschen lutherischen Kirche’, die eine scharfe Grenzlinie zwischen der Inneren und der Äußeren Mission zog, und nahm den Stand-punkt ein, dass alle Arbeiten, die ‘die Ausbreitung des Reiches Gottes zum Ziel ha-ben’, prinzipiell eins und damit unteilbar sind. 165 Er argumentierte damit, dass die ‘Evangelisation und die Arbeit der erbarmenden Liebe’ die beiden Zweige der missi-onarischen Arbeit zusammenbindet. Hinter seinem Standpunkt sehen wir die Absicht der Bewahrung des Wesens der Mission und die Sorge um sie. Hier müssen wir jedoch anmerken, dass Forgács selbst, obwohl seine kritischen Äußerungen gegenüber der Praxis der ‘deutschen lutherischen Kirche’ theologisch zu rechtfertigen waren, in sei-ner systematischen Missionstheologie und in seiner praktischen Missionstheologie, gewollt oder ungewollt, mit der starken Betonung der Inneren Mission eine Grenzli-nie zwischen der Inneren und der Äußeren Mission gezogen hat. Das kann eine Ursa-che dafür gewesen sein, dass die Sache der Äußeren Mission nicht zu einer wirklichen Herzensangelegenheit der ungarischen Gemeinden werden konnte.

Immer wenn Forgács von den Bereichen der Mission sprach, verstand er darunter auch die Judenmission, die er für eine wichtige missionarische Aufgabe hielt. Das ist auch daran zu erkennen, dass er, außer in zahlreichen Traktaten, in seinem Hauptwerk die methodischen und inhaltlichen Fragen der Judenmission in einem separaten Ka-pitel behandelte. 166

7.4.3.2 Innere MissionDie Bezeichnung ‘Innere Mission’ übernahm Forgács aus der deutschen missiona-rischen Literatur, in erster Linie unter Berufung auf den Wortgebrauch des Theolo-gieprofessors Friedrich Lücke. 167 Den Inhalt des Begriffes füllte er jedoch mit seinen eigenen theologischen Ansichten über die Mission, die eng mit seinen Tätigkeiten in der Inneren Mission zusammenhingen. Die Bezeichnung ‘Innere Mission’ verwende-te er teilweise für ein Arbeitsgebiet, teilweise für die theologische Beschreibung der missionarischen Arbeit.

Gebiete der Inneren MissionSeiner Meinung nach erfolgt die Innere Mission ‘in den christlichen Ländern, in der christlichen Kirche und unter den in diesen Gesellschaften lebenden Menschen…’ 168 In Kenntnis des Widerstandes einzelner Leiter der Kirche im Zusammenhang mit dieser Ansicht, die auch die Kirche selbst für ein missionarisches Gebiet hielten, 169 empfand er es für wichtig, seine Argumente ausführlicher darzulegen. In seiner Argu-mentation bezog er sich darauf, dass die Reformatoren einen Unterschied zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Kirche machten, nach dem die unsichtbare Kir-

165 Forgács, A belmisszió, pp. 28-29.166 Forgács, A belmisszió, pp. 487-504.167 Forgács, A belmisszió, p. 41. Siehe noch Jan A. B. Jongeneel, Philosophy, Science, and Theology of

Mission in the 19th and 20th Centuries, Part. I, p. 99. 168 Forgács, A belmisszió, p. 27.169 Sándor Bíró, ‘A két világháború kora’, pp. 396-398.

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che hier auf der Erde in der sichtbaren Kirche lebt und deren missionarische Kraft trägt. In der sichtbaren Kirche gibt es dagegen viele solche Menschen, die ‘getauft wurden, aber in deren Herzen der Geist Christi fehlt’ und auch solche, deren Glaube sehr schwach ist. Für die Innere Mission ist also die sichtbare Kirche ein sehr wich-tiges und gleichzeitig auch schweres Gebiet, denn ‘was ist leichter: den primitiven Götzendienst der halbwilden Heiden oder das Anbeten des goldenen Kalbes und den sinnlichen Materialismus der gebildeten nominellen Christen zu besiegen?’ 170

Den Wirkungsbereich der Inneren Mission dehnte er jedoch auch auf die Gesell-schaft der christlichen Länder aus, so dass auch die getauften, jedoch mit der Kirche keine Verbindung haltenden Mitglieder der Kirche als Zielgruppe der Inneren Missi-on in der Gesellschaft leben. Zur biblischen Bestätigung dieser Anschauung berief er sich auf den in Matthäus 10,6 zu lesenden Auftrag von Jesus, ‘in dem er seine Jünger in erster Linie zu den “verlorenen Schafen des Volkes Israel” schickt.’ 171 An anderer Stelle schreibt er dagegen, dass ‘die missionarische Tätigkeit, die innerhalb der Mau-ern der Kirche erfolgt, die Innere Mission ist; was außerhalb dieser erfolgt, ist Äußere Mission.’ 172 Diesen Widerspruch brachte auch A.-M. Kool in ihrer Dissertation zur Sprache, 173 aber sie berücksichtigte nicht, was Forgács unter dem Begriff ‘innerhalb der Mauern der Kirche’ verstand. Auf der Grundlage der Bundestheologie betrachtete er alle getauften Kinder und Erwachsenen als Mitglieder der Kirche, 174 auch dann, wenn diese mit der Kirche zurzeit keinerlei Verbindung hielten. Diese bezeichnete er als ‘verirrte Schafe’. Das Gebiet jedoch, das außerhalb der Grenze der getauften Mit-glieder der Kirche fiel, bezeichnete er als Gebiet der Äußeren Mission. Auch hier müs-sen wir uns mit der Feststellung von A.-M. Kool auseinandersetzen, nach der Forgács ‘die Wirkung der Mission in den Rahmen der Kirche drängte.’ 175 Diese Feststellung halten wir nur hinsichtlich des Begriffs der Inneren Mission von Forgács für annehm-bar, jedoch nicht für seinen Begriff der Mission. Denn ein Ziel der Arbeit der Inneren Mission sah er in der Vorbereitung auf die auch außerhalb der Mauern der Kirche auszuführende Mission. ‘Das Endziel der Tätigkeit der Inneren Mission ist also, dass unsere Kirche zur Erfüllung der größten Aufgabe in der Lage ist, zur Ausbreitung des Reiches Gottes unter den Juden, den Mohammedanern und den Heiden.’ 176

Die mit dem Gebiet der Inneren Mission zusammenhängende Auffassung von Forgács zeigt eine auffallende Ähnlichkeit mit der Auffassung von Johann H. Wi-chern, der die Innere Mission nicht nur auf das Gebiet des kirchlichen Lebens, sondern auch auf die sozialen und moralischen Gebiete der ganzen Gesellschaft ausgedehnt hatte. Wichern dehnte das Arbeitsgebiet der Inneren Mission auch aus geografischem Gesichtspunkt auf die europäische Diaspora und auch auf den gan-

170 Forgács, A belmisszió, p. 36.171 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 4.172 Forgács, A belmisszió, p. 28. 173 A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, p. 302.174 Forgács, Konfirmációi Olvasókönyv, p. 50.175 A.-M. Kool, God moves in a mysterious way, p. 305.176 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 4.

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zen Kontinent aus. 177 Diese interkonfessionelle und internationale Missionsanschau-ung übernahm Forgács auch von Wichern. Gleichzeitig wirkte auf ihn auch das, was er an der United Free Church of Scotland gesehen hatte, in der die Arbeit, die der Inneren Mission ähnlich war, als Home Mission bezeichnet wurde. Den Unterschied zwischen der Home Mission und der Inneren Mission gemäß Wichern sehen wir darin, dass die Home Mission außer der in der Gesellschaft ausgeübten missionarischen und diakonischen Arbeit größeres Gewicht auf das individuelle geistliche Leben innerhalb der Gemeinde legte. Diese Auffassung kommt bei Forgács im Laufe der Zeit immer stärker zum Ausdruck. Den Grund dafür sehen wir darin, dass sich in ihm immer mehr die Überzeugung durchsetzte, dass eine über die Mauern der Kirche hinaus wach-sende Mission nur von einer von innen reformierten und geistlich erneuerten Kirche erfolgreich ausgeführt werden kann. 178

Arbeit der Inneren MissionDas Aufgabengebiet der Arbeit der Inneren Mission fasste Forgács in einem leicht überschaubaren System zusammen. Später arbeitete er dessen Inhalt und die prakti-schen Methoden zu deren Realisierung gründlich aus.

Die Arbeit der Inneren Mission teilte er in zwei große Aufgabengebiete. Das eine bezeichnete er als inneres Arbeitsgebiet, das andere als äußeres Arbeitsgebiet. Zum inneren Arbeitsgebiet zählte er die Anwerbung und Ausbildung der für die missio-narische Arbeit geeigneten Menschen sowie die Organisation der einzelnen missio-narischen Arbeitsgebiete. Die organisatorische Arbeit der Inneren Mission ist auf die Schaffung der geistlichen Gemeinschaft und brüderlichen Zusammenarbeit der Mis-sionsmitarbeiter gerichtet, aber dazu gehört auch die Sicherung der materiellen Be-dingungen und der erforderlichen Mittel der Arbeit. Deshalb bezeichnete er diese als innere Arbeit, weil die Ausbildung von Missionsmitarbeitern und die organisatorische Arbeit ‘die Innere Mission in ihrem eigenen Interesse und für sich selbst ausführt.’ 179 Zum äußeren Arbeitsgebiet zählte er das Evangelisieren und die Diakonie, über die die unsichtbare Kirche nach außen einen Einfluss auf die zur sichtbaren Kirche gehö-renden Menschen ausübt.

Damit, dass Forgács das Evangelisieren und das Lehren der Gläubigen, d.h. die Unterstützung des Wachsens ihres Glaubens, die Vorbereitung auf die Missionsarbeit, die Diakonie und die Organisation der Missionsarbeit zum Arbeitsgebiet der Inneren Mission zählte, dehnte er, wie wir auch später sehen werden, den Begriff der Mission auf alle Tätigkeiten der Kirche aus. 180 Diese ‘panmissionarische’ Einstellung spiegelt auch der von ihm verfasste § 3. des III. Gesetzartikels aus dem Jahre 1933 wider, der die Arbeit der Inneren Mission auf alle kirchlichen Tätigkeiten ausdehnt.

177 Johann H. Wichern, Die Innere Mission der Deutschen ev. Kirche (Hamburg: Rauhes Haus in Horn, 1849), Kapitel: I. II.

178 Gyula Forgács, ‘Miért nincs kellő hatása közöttünk az evangéliumnak?’, Reformáció, II/19 (1921), pp. 201-202.

179 Forgács, A belmisszió, pp. 40-41. 180 Forgács, ‘A református misszió irányelvei’, Reformáció, XIV/2 (1931), pp. 17-19. Siehe noch Forgács,

Konfirmációi Olvasókönyv, pp. 71-73.

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Diese, in der weltweiten Missiologie auch seitdem immer neu wiederkehrende ‘Panmission-Auffassung’ 181 wurde in Ungarn zuerst von Forgács vertreten. Zwar setz-te sich damit zu der Zeit noch niemand auseinander, aber nachdem dann auch Sándor Makkai diese Auffassung von Forgács übernahm, schrieb János Victor seine Kritik über den Panmissionismus. 182 Wir meinen, dass die Panmissionsauffassung von For-gács nicht allein in der Motivation der Ausbreitung des Reiches Gottes wurzelt, aber er hatte auch Angst davor, was David Bosch die Versuchung des Reduktionismus 183 nennt, die die souveräne Arbeit Gottes auf einen engeren Bereich beschränken will.

Forgács vertrat auch konsequent seine Überzeugung, dass ‘die Innere Mission eine Arbeit der Kirche ist’, 184 mit der sie nicht andere beauftragen kann, denn die-se ist selbst ‘eine kraftvolle Lebensäußerung der Kirche.’ 185 Seine Missionstheolo-gie ist also kirchenzentrisch, die auch die Arbeit der Inneren Mission vollkommen in den Zuständigkeitsbereich der Kirche einbezog und zu deren Aufgabe machte. In seinem Hauptwerk ließ er sich deshalb auf eine Diskussion mit Gustav Warneck ein, weil dieser ‘nur die unter Heiden ausgeführte missionarische Tätigkeit, als Mission anerkennt.’ 186 Mit dieser Begründung hielt übrigens Warneck auch die Bezeichnung ‘Innere Mission’ für nicht annehmbar. Gleichzeitig stellte er auch die Ansicht von Jo-hann H. Wichern in Frage, nach der die Innere Mission dort notwendig ist, ‘wohin die offiziellen Organe der Kirche nicht reichen können’. 187 Gemäß Forgács hat Wichern mit dieser Bestimmung die Innere Mission und die Kirche getrennt und nebeneinander gestellt, obwohl die Innere Mission ‘die Äußerung der Lebenslust’ der Kirche ist, 188 und deshalb von der Kirche nicht unabhängig gemacht werden kann. Mit dieser Kritik formulierte er auch gleichzeitig seine ständig nachdrücklicher betonte Überzeugung, dass die Berechtigung der von der Kirche unabhängigen Inneren Mission der Vereine theologisch in Frage gestellt werden kann. Auch mit dieser These wollte Forgács die häufig vorgebrachten Anschuldigung gegenüber der Inneren Mission als unbegründeterweisen, nach der die Innere Mission eine gegen die Kirche und gleichzeitig gegen das Ungartum gerichtete Bewegung sei. Mit dem Begriff der Inneren Mission der ‘angelsächsischen protestantischen Kirchen’ war er deshalb nicht einverstanden, weil viele diesen Begriff nur zur Kennzeichnung der Diaspora-Mission benutzten 189 und damit die Arbeit der Inneren Mission auf ein enges Gebiet beschränkten.

181 David J. Bosch, Paradigmaváltások a misszió teológiájában, pp. 465-466.182 János Victor, ‘A missziói munka theologiájához’, Theologiai Szemle, XVII (1941), pp. 84-89.183 David J. Bosch, Paradigmaváltások a misszió teológiájában, p. 467.184 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 3. 185 Forgács, A belmisszió, p. 42.186 Forgács, A belmisszió, p. 29. bezieht sich auf das Werk von G. Warneck, Evangelische Missionslehre

(Gotha: 1897).187 Forgács, A belmisszió, p. 43. Hier zitiert er Wichern, Denkschrift, 1892, p. 268. Siehe noch Forgács, A

református misszió irányelvei, p. 3. 188 Forgács, A belmisszió, p. 44. Siehe noch Forgács, A református misszió irányelvei, pp. 3-4.189 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 3.

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Seine kritischen Anmerkungen zeigten jedoch auch zugleich, dass er die epochen-bestimmenden Missionstheologien von Wichern und Warneck nicht nur kannte, son-dern auch eklektisch behandelte und diese auf die ungarischen Verhältnisse kontex-tualisieren wollte.

7.4.3.3 Äußere MissionDas andere Gebiet der Missionstätigkeit bezeichnete Forgács als Äußere Mission. Ob-wohl er selbst nicht aktiv an der Arbeit der Äußeren Mission teilnahm, war er jedoch bestrebt, die Gemeinden damit bekannt zu machen. Ihn beschäftigte vor allem die theologische Frage der Äußeren Mission.

Unter der Äußeren Mission verstand er die missionarische Tätigkeit, bei der das Evangelium solchen Menschen verkündet wird, die dieses noch nie gehört ha-ben. Diese Menschen bezeichnete er, die Terminologie der Bibel verwendend, als Heiden. 190 Er verwarf die sehr häufig angewandte geografische Differenzierung zwi-schen Innerer und Äußerer Mission. Er argumentierte, dass das Gebiet der Äußeren Mission nicht unbedingt in ferne Länder fällt, denn ‘die Urchristen führten im heid-nischen römischen Reich an ihren eigenen Wohnstätten die Äußere Mission durch’ 191 unter denen, die noch keine Christen waren. In diesem Sinne sprach er manchmal auch von innerem Heidentum der sog. christlichen Gesellschaften. Deshalb sind alle missionarischen Arbeiten außerhalb der Mauern der Kirche, unabhängig davon, in welchem Land sie erfolgen, im Wesentlichen Äußere Mission. ‘Gott will, dass die Kirche Christi allen Völkern das Evangelium bringt. Sowohl denen, die diesem nahe sind, als auch denen, die weit entfernt in heidnischen Ländern leben.’ 192 Somit ließ er keinen Zweifel daran, dass er auch einen Teil des ungarischen Volkes als Zielpunkt der Äußeren Mission betrachtet. 193

Obwohl er über die Innere und die Äußere Mission aussagte, dass ‘zwischen bei-den kein wesentlicher Unterschied besteht’, spürte er dennoch die Notwendigkeit des-sen, diese diskutable Feststellung ausführlicher darzulegen. Demgemäß besteht die Arbeit der Äußeren Mission aus zwei Teilen. Der eine Teil besteht darin, dass ‘das Licht den in der Finsternis lebenden Völkern gebracht wird, der andere Teil erweckt hier die christlichen Kirchen zum Erkennen ihrer Pflichten der Äußeren Mission.’ 194 Aufgaben der Kirche sind Anwerbung und Ausbildung der Missionare, das Sammeln von Spenden und das Gebet für diese. Laut Forgács geht es nicht darum, dass sich die Äußere und die Innere Mission einander ergänzen, sondern sich gerade in einem von-einander abhängigen Verhältnis befinden. Er fragte: ‘Was könnte die Innere Missionohne den Segen der Äußeren Mission ausrichten und was könnte die Äußere Mission ohne die Innere Mission ausrichten?’ 195 ‘Der Wert der Äußeren Mission hängt davon

190 Forgács, A belmisszió, p. 27.191 Forgács, A belmisszió, p. 27. 192 Forgács, Konfirmációi Olvasókönyv, p. 74.193 Forgács, A belmisszió, p. 36.194 Forgács, A belmisszió, p. 504.195 Forgács, A belmisszió, pp. 504-505.

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ab, was für Missionare sie für das Arbeitsgebiet erhalten kann.’ 196 Er bekannte, dass nur derjenige unter den Heiden eine erfolgreiche missionarische Arbeit leisten kann, der bereits in seiner eigenen Kirche Missionsarbeit geleistet hat. Das ist die Erklärung dafür, dass ein großer Teil seiner Schriften zur Äußeren Mission in den Lesern die Verantwortung gegenüber der Äußeren Mission wecken wollte.

Während also Wichern die Äußere Mission auch in den Begriff der Inneren Mission einbezog, trennte Forgács die beiden. Den Gedanken der Verbindung der Äußeren Mis-sion mit der Inneren Mission bzw. mit der Kirche übernahm von ihm László Ravasz. Mit ihm stimmten auch noch Jenő Sebestyén, Sándor Makkai und Sándor Virágh damit überein. 197 Der Unterschied zwischen ihnen bestand in der Bestimmung des Ziels der Äußeren Mission. Während Forgács als Ziel der Äußeren Mission die Ausbreitung des Reiches Gottes angab, bezeichnete László Ravasz dieses Ziel in der Christianisierung der Kultur, 198 Sebestyén 199 und Makkai 200 jedoch in der plantatio ecclesiae.

Beweggrund und Ziel der Ausbreitung des Reiches Gottes gingen schrittweise ver-loren, an ihre Stelle traten kirchliche Motive. Die Erklärung dafür sieht A.-M. Kool darin, dass man die missionarische Arbeit ‘eher im Kontext der ungarischen Kultur zu interpretieren versuchte.’ 201 Unsererseits sehen wir die Ursache für diese Erscheinung darin, dass hauptsächlich unter Einfluss von Jenő Sebestyén das Motiv der Treue zumreformierten Glaubensbekenntnis erstarkte.

7.4.3.4 JudenmissionWenn Forgács über die Zielgruppen der Äußeren Mission sprach, nannte er außer dem allgemeinen Begriff ‘Heiden’, auch zwei Religionen beim Namen, die Juden und die Mohammedaner. 202 Während er sich mit den theologischen Problemen der Mission unter den Mohammedanern nicht befasste, beschäftigte er sich mit den theologischen Problemen der Mission unter den Juden. Die Frage der Judenmission beschäftigte ihn deshalb besonders, weil er am Anfang seiner Tätigkeit Mitarbeiter der Budapester Schottischen Mission war, die die Judenmission in Ungarn betrieb, 203 und er später in

196 Forgács, A belmisszió, p. 505.197 Sándor Virágh, ‘A misszió dogmatikai alapvetése’, p. 4. Siehe noch A.-M. Kool, God moves in a

Mysterious way, p. 318.198 Ravasz, ‘A külmisszió’, Hajnal, XIV/3 (1928), p. 3.199 Sebestyén, ‘A külmisszió ref. elvei és azok alkalmazása a gyakorlati egyházi életben’ in Külmissziói

évkönyv, I/1932, pp. 9-15.200 Makkai, Az egyház missziói munkája, p. 368.201 A.-M. Kool, God moves in a Mysterious way, pp. 343-344.202 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 4.203 Ábrahám Kovács, The origin of scottish-hungarian Church relations:the settlement and the first years

of the scottish mission in the 1840s (Debrecen: D.Dr. Harsányi András alapítvány kuratóriuma, 2001). Ábrahám Kovács, ‘A skót presbiterianizmus hatása Budapesten: A Skót Misszió rövid története’ in Reformátusok Budapesten 2, red. László Kósa (Budapest: Argumentum, 2006), pp. 895-914. A.-M. Kool, God moves in a Mysterious way, pp. 98-110. Dictionary of Scottish Church History and Theology, ed. Nigel M.de S.Cameron (Edinburgh: T and T Clark, 1993), pp. 590.

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den letzten acht Jahren seines Lebens bis zu seinem Tode als Mitarbeiter der gleichen Mission an der missionarischen Arbeit unter den Juden teilnahm. 204

Historische und inhaltliche Kontexte der Judenmission in UngarnIn Ungarn wurden die Juden bezüglich der Ausübung ihrer bürgerlichen und politi-schen Rechte 1867 gleichberechtigt. 205 Die religiöse Situation des Judentums regelte das Gesetz Nr. XLII aus dem Jahre 1895, das den jüdischen Glauben zu den so genann-ten ‘anerkannten’ Religionen (religiones acceptae) zählte. 206 So wird verständlich, dass die im 19. Jahrhundert durch die Schottische Mission begonnene Judenmission ungestört fortgeführt werden und sich entwickeln konnte. 207

Obwohl zum Ende des 19. Jahrhunderts auch in Ungarn die sich in Europa entfal-tenden Ideen des Antisemitismus erschienen, sicherten die ungarischen Gesetze den Schutz des Judentums. Der Prozess der Verschärfung des Antisemitismus setzte in Ungarn in den 20-er Jahren des 20. Jahrhunderts ein. 208 Damit wird verständlich, dass Forgács, der von 1906-1910 der erste ungarische Mitarbeiter der Schottischen Missi-on war, die Judenmission ohne alle äußerlichen Hindernisse ausüben konnte und sich zu diesem Zeitpunkt mit der Frage des Antisemitismus noch nicht beschäftigt hatte. Der durch die Schottische Mission unter den Juden in Ungarn ausgeführten Missions-arbeit wurden auch in den auf den ersten Weltkrieg folgenden Jahrzehnten noch keine Hindernisse in den Weg gelegt.

Forgács befasste sich dagegen bereits 1925 mit der Frage des Antisemitismus und spricht darüber als extreme Erscheinung. 209 Diese Erscheinung blieb jedoch zu diesem Zeitpunkt in Ungarn noch ohne politischen Folgen. Deshalb konnte vom 7.-13. April 1927 in Budapest eine internationale Konferenz über die Judenmission 210 veranstaltet werden, deren Teilnehmer die christlichen Kirchen zur Durchführung der Mission unter den Juden aufgefordert hatten. Auch noch 1933 konnte der zur Schottischen Mission zurückgekehrte Forgács ungestört seine Tätigkeit unter den aus den Nachbar-ländern nach Ungarn geflüchteten Juden ausführen. 211 Zu der vom 23.-29. Juli 1934 in London veranstalteten Konferenz des Internationale Jüdisch-Christliche Allianz (The

204 Ábrahám Kovács, ‘A skót presbiterianizmus hatása Budapesten’, pp. 906. 908. Siehe noch Kap. 3.4. p. 85 und 3.6. p. 120.

205 Magyar Nagylexikon, Bd. 18. red. Vizi E. Szilveszter (Budapest: Magyar Nagylexikon Kiadó, 2004), p. 898.

206 Siehe Kap. 2.3.1. p. 25.207 Das ist auch die Erklärung dafür, dass der schottische Evangelist A. N. Sommerville, der 1887 mit dem

Ziel nach Ungarn kam, die Sache der Judenmission zu popularisieren, auch diese Tätigkeit während seines sich auf das ganze Land erstreckenden Dienstes der Evangelisation ungestört ausführen konnte. Siehe Kap. 2.4.2. p. 50.

208 Magyar Nagylexikon, Bd. 9. red. Ferenc Glatz (Budapest: Magyar Nagylexikon Kiadó, 1999), p. 567.209 Forgács, A belmisszió, pp. 502-503.210 An der Konferenz nahmen außer John R. Mott, Samuel Zwemer, Webster McDonald ca. einhundert

Delegierte aus den USA, aus Schweden, England, Dänemark, Deutschland, Schottland und Ungarn teil. ‘Zsidómissziói konferencia Budapesten’, (ohne Verfasser) Hajnal, XIII/5 [1927], pp. 2-3.

211 Ábrahám Kovács, ‘Einfluss des schottischen Presbyterianismus in Budapest’, p. 908.

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International Hebrew Christian Alliance) konnte auch die Delegation der ungarischen christlichen Juden ohne Schwierigkeiten fahren. 212

Unter der Auswirkung des sich verstärkenden deutschen Einflusses begannen ab1938 bedeutende Veränderungen in der politischen und religiösen Situation des un-garischen Judentums. 213 Zwischen 1938 und 1942 verabschiedete das ungarische Par-lament vier, dem Judentum ständig schwerere Lasten aufbürdende Gesetze. 214 Diese Gesetze hatten auch solche Folgen, die den schottischen Leiter der Schottischen Mis-sion und dessen Mitarbeiter, die bei der Rettung der verfolgten Juden eine Rolle spiel-ten, gefährdeten. Die Situation verschlechterte sich in dem Maße, dass der damalige Leiter der Schottischen Mission, George A. F. Knight, wegen seiner Tätigkeit für die Rettung der verfolgten Juden verhaftet wurde und nur auf Intervention von Bischof László Ravasz freigelassen wurde. 215 Deshalb war Knight gezwungen, das Land am 12. Mai 1940 zu verlassen. 216 Danach beauftragte der Edinburgher Ausschuss für die Judenmission Forgács mit der Leitung der Schottischen Mission, der diese Aufgabe bis zu seinem Tode versah. 217 Die Leiterin des Studentenwohnheims der Schottischen Mission, Jane Haining, die nach der Abreise von Knight freiwillig in Ungarn blieb und sich mutig für die verfolgten Juden einsetzte, wurde im April 1944 von der Ge-stapo verhaftet, später nach Auschwitz deportiert, wo sie ihre rettende Tätigkeit mit ihrem Leben bezahlte. 218

Kirchlicher Kontext der JudenmissionVorrangiges Ziel der Schottischen Mission in Ungarn war ‘die Verkündung des Evan-geliums unter dem jüdischen Volk.’ 219 Das bedeutete in der Praxis, dass die Schottische Mission die Juden nicht in einer christlichen Kirche sammeln, sondern in erster Linie zu Christus bekehren wollte. Deshalb zeigte die reformierte Kirche, die am Anfang

212 Die Delegation wurde von Jenő Szűcs und D. Dezső Földes geleitet. Földes D. Dezső, ‘A Zsidó-Keresztyén Mozgalom Londoni Nemzetközi Konferenciája’, Hajnal, XX/9 (1934), pp. 6-7.

213 Vgl. Magyar Nagylexikon, Bd. 9., p. 567., und Ábrahám Kovács, ‘A skót presbiterianizmus hatása Budapesten’, p. 909.

214 Gemäß Gesetz Nr. XV aus dem Jahre 1938 durften in den intellektuellen und freiberuflichen Berufensowie in den Geschäfts- und Handelsberufen unter den Beschäftigten höchstens 20 % Juden sein. Gemäß Gesetz Nr. IV aus dem Jahre 1939 wurde in den intellektuellen Berufen die Anzahl der Juden auf 6 %, in den Gebieten der Kultur und des Handels auf 12 % beschränkt. Das Gesetz Nr. XV aus dem Jahre 1941 verbot die Ehe zwischen Juden und Nichtjuden und setzte das Gesetz Nr. XLII aus dem Jahre 1895 außer Kraft. Das Gesetz VIII aus dem Jahre 1942 verfügte die Einziehung des jüdischen Vermögens, das Tragen des gelben Sterns und die Bildung von Gettos.

215 A. F. George Knight, What Next? The Saint Andrew Press (Edinburgh: 1982) p. 53.216 A. F. George Knight, What Next?, pp. 51-52.217 George Mackenzie, ‘Report on Jewish Missions’ in Reports to the General Assembly with Legislative

Acts 1941 (Edinburgh: William Blackwood and Sons, and T.& A. Constable, 1941), p. 410.218 David McDougall, Jane Haining 1897-1944 (Edinburgh: Church of Scotland, World Mission, 1949),

p. 26. An der Wand des Gebäudes der Schottischen Mission bewahrt seit 1982 eine Gedenktafel die Erinnerung an Jane Haining.

219 Gyula Forgács,‘A száz éves Skót Misszió’ in Ravasz László, ‘És lőn világosság’ (Budapest: Franklin Társulat,1941), p. 413

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7. DIE MISSIONSTHEOLOGIE VON FORGÁCS

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die Kirchenmitgliedschaft der zu Christus gefundenen Juden nicht in Frage stellte, bis 1909 kein besonderes Interesse an der Judenmission. Eine weitere Erklärung für die Interesselosigkeit der reformierten Kirche sehen wir darin, dass die Anzahl der Juden, die sich dennoch der reformierten Kirche anschließen wollten, anfänglich so gering war, 220 dass die Judenmission die Kirche überhaupt nicht beschäftigte.

Dafür, dass sich die reformierte Kirche nach 1910 dennoch mit der Frage der Ju-denmission zu beschäftigen begann, gab es mehrere Ursachen. Die eine war, dass im Jahre 1909 auf Anregung der die Schottische Mission betreibenden United Free Church of Scotland zwischen der Schottischen Mission und der Ungarischen Refor-mierten Kirche eine Vereinbarung abgeschlossen wurde. Im Sinne der Vereinbarung gewährt die reformierte Kirche der Arbeit der Judenmission der Schottischen Mission moralischen Schutz und drückt ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit aus. 221 Bei die-ser Entwicklung des Verhältnisses der Kirche und der Judenmission hatte auch For-gács eine Rolle gespielt, der zwischen 1906 und 1910 als Mitarbeiter der Schottischen Mission bemüht war, diese Arbeit der kirchlichen Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Zum Tätigkeitsbereich der Schottischen Mission gehörte die Gründung einer Schule für jüdische Kinder. Im Ergebnis des dort erfolgenden niveauvollen Unterrichts stieg die Anzahl der jüdischen Schüler ständig an und die Ausbildungsarbeit der Schottischen Mission wurde auch unter den Juden immer mehr anerkannt. Dieser Umstand sowie der zunehmende Antisemitismus spielten auch eine Rolle dabei, dass die Anzahl der ihre Aufnahme in die Kirche beantragenden, konvertierten Juden ständig zunahm. 222 Da die überwiegende Mehrheit der in die reformierte Kirche Konvertierten ihre Aufnahme in eine der Budapester Kirchengemeinden beantragte, schloss 1932 die Leitung der Bu-dapester Superintendantur 223 einen Vertrag mit der Schottischen Mission ab. Im Sinne dieser Vereinbarung verpflichtete sich die Schottische Mission, dass sie jüdische Kon-vertierte nur dann zu reformierten Pfarrern schickt, wenn diejenigen, die konvertieren wollen, nach einer entsprechenden Vorbereitung eine bekennende Entscheidung gefällt haben. Die Pfarrer der Budapester reformierten Superintendantur dagegen verpflichte-ten sich, die Konvertierten in ihren Gemeinden aufzunehmen und darüber hinaus ‘die Judenmission moralisch zu schützen und zu unterstützen.’ 224 Nach der Vereinbarung erarbeitete die Budapester reformierte Superintendantur auf Vorschlag der Schottischen Mission ein ‘Statut für das Vorgehen gegenüber den israelitischen Konvertierten’, in dem die Voraussetzungen für das Konvertieren geregelt wurden. 225

220 Gemäß den Angaben von Forgács traten zwischen 1841 und 1918 743 Bekehrte in die reformierte Kirche ein. Forgács, ‘A száz éves Skót Misszió’, p. 413.

221 Protokoll vom 12. November 1909. Budapesti Fővárosi Levéltár, Iskolagyűlési jegyzőkönyvek 1909-1933. VIII. 256. a. 4. Siehe noch Forgács, ‘A száz éves Skót Misszió’, p. 414.

222 Ábrahám Kovács, ‘Einfluss des schottischen Presbyterianismus in Budapest’, p. 908. Siehe nochForgács, ‘A zsidók’, Hajnal, XXII/11 (1936), pp. 5-6. 1919: 492. 1935: 1057.

223 László Kósa, ‘A budapesti reformátusok történetének időrendi áttekintése a kezdetektől 1989-ig’ in Reformátusok Budapesten 2, red. László Kósa (Budapest: Argumentum, 2006) p. 1442.

224 Forgács, ‘A száz éves Skót Misszió’, p. 414. Forgács, ‘A zsidó áttérések indító okai’, Hajnal, XXIII/2 (1937), pp. 5-6.

225 Forgács, A zsidó áttérők figyelmébe (Budapest: Sylvester Nyomda, 1937).

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7. DIE MISSIONSTHEOLOGIE VON FORGÁCS

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Die ideologische und politische Gefahr des im Land zunehmenden Antisemitis-mus wurde auch in der reformierten Kirche erkannt. Darauf weist auch hin, dass in der durch László Ravasz und Gyula Muraközy redigierten ‘kirchengesellschaftli-chen und kirchenpolitischen’ Wochenzeitschrift Református Élet, in dessen Redak-tionsausschuss überwiegend zur Bewegung der Inneren Mission gehörende Pfarrer mitwirkten, 226 ein scharfer Artikel von Forgács gegen den Antisemitismus erschien. 227 In diesem Artikel schreibt er, dass der Antisemitismus keine allein stehende, unabhän-gige Ideologie ist, sondern mit der Rassentheorie und der Gegnerschaft gegenüber den Christen zusammenhängt. ‘Der Judenhass gelangte in einen untrennbaren Zusammen-hang mit dem Götzendienst von Blut, Rasse und Nation sowie mit der Ablehnung des Christentums.’ 228 Im gleichen Artikel stellt er die Frage: ‘Warum folgen wir nicht dem Beispiel der deutschen Protestanten und Bekennenden, die z.B. am 17. März 1935 als Protest gegen den Antisemitismus in allen Kirchen eine Proklamation verlesen hatten …’. Das erklärt, dass er die Barmer Theologische Erklärung gut kannte.

Als das ungarische Parlament im Jahre 1938 das erste so genannte Judengesetz verabschiedete, das das Judentum ‘in die Grenzen ihres zahlenmäßigen Anteils im wirtschaftlichen Leben zwängte’, 229 vertrat Bischof László Ravasz im Parlament die Ungarische Reformierte Kirche. Ravasz hatte dem ersten Judengesetz, zusammen mit den Abgeordneten der übrigen christlichen Kirchen, zugestimmt. Deshalb war er nach 1945 zahlreichen Angriffen ausgesetzt und die reformierte Kirche wurde auch mehr-mals des Antisemitismus beschuldigt. 230

Aus den späteren Schriften von Ravasz geht hervor, dass ihn bei der Abstimmung über das erste Judengesetz nicht theologische, sondern pragmatische und politische Erwägungen motivierten. Die Judenfrage zählte er zu den Schicksalsfragen des Un-gartums. Das Problem des Judentums sah er darin, dass ‘das Judentum im wirtschaft-lich-geistigen öffentlichen Leben, seinen zahlenmäßigen Anteil vielfach übersteigend, vertreten ist’. 231 Die Lösung des Problems suchte er in der kulturellen und religiösen Assimilation des Judentums. Er hatte damit gerechnet, dass das angenommene Gesetz eine die gesellschaftlichen Spannungen vermindernde Wirkung haben und die von ihm als Lösung betrachtete Assimilation unterstützen wird. 232

Auch Ravasz selbst bedauerte später, dass er dem ersten Judengesetz zugestimmt hatte. Darüber schrieb er nachträglich: ‘Ich habe das erste Judengesetz angenommen.

226 Bereczky Albert, Enyedy Andor, Kováts J. István, Révész Imre, Szabó Imre, Victor János.227 Forgács, ‘A zsidókérdés’, Református Élet, IV/17 (1937), pp. 170-171.228 Forgács, ‘A zsidókérdés’, Református Élet, p. 170.229 László Ravasz, Emlékezéseim (Budapest: A Református Egyház Zsinati Irodájának Sajtóosztálya,

1992), p. 213.230 Imre Kádár, Az egyház felelőssége Izraelért (Budapest: Jó Pásztor Kiadás, 1948), pp. 5-6. Tamás

Majsai, ‘A magyar református egyház és a holocaust’, Világosság, 5/1995, pp. 50-80. Siehe noch Réka Kiss, ‘Ravasz László püspöki működése’ in Reformátusok Budapesten 1, red. László Kósa (Budapest: Argumentum, 2006), p. 560.

231 László Ravasz, Pro Memoria. Egy fejezet Ravasz László készülő püspöki jelentéséből. Szigorúan bizalmas kézirat gyanánt. A/1/b 91/1950. RLt Budapest.

232 László Ravasz, ‘Asszimiláció és disszimiláció’, Magyar Szemle, 1939. április, p. 307.

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7. DIE MISSIONSTHEOLOGIE VON FORGÁCS

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Später sah ich ein, dass das ein verhängnisvoller Schritt war... Ich hätte sagen müs-sen, dass ich der Vorlage nicht zustimme, weil ich damit gegen das Grundprinzip der Demokratie, gegen die Rechtsgleichheit und gegen das Prinzip der menschlichen Freiheit verstoße.’ 233 (Hervorhebung von mir, EAS) Dass er dieses damals tatsächlich bedauerte, wissen wir daraus, dass er den anderen drei Judengesetzen nicht zuge-stimmt hat, gegen diese Gesetze sogar bei den höchsten Staatsbehörden protestiert hatte. 234 Die Verschlimmerung der Situation der Juden sehend, beauftragte Ravasz, der in dieser Zeit wegen einer Krankheit an das Bett gefesselt war, den reformierten Pfarrer Albert Bereczky mit der Rettung der verfolgten Juden. Als Bereczky diese Rettungsarbeit nicht mehr bewältigen konnte, setzte die reformierte Kirche in Zu-sammenarbeit mit der durch die protestantischen Kirchen im Jahre 1942 gegründeten Guter Hirte Mission (Jó Pásztor Misszió) die Rettung der Verfolgten fort, deren Leiter damals die reformierten Pfarrer Gyula Muraközy und József Éliás waren. 235

Im Namen der reformierten Kirche protestierte Ravasz entschieden gegen die Durchführung des 1942 in Kraft gesetzten dritten Judengesetzes. Er war bestrebt, den Schutz der bei der Rettung von Leben eine Rolle spielenden kirchlichen Einrichtun-gen und deren Leitern zu sichern, während er selbst auch unzählige verfolgte jüdische Personen gerettet hatte. Wegen dieser Tätigkeit geriet er schließlich auch persönlich in Gefahr, so dass er sich 1944 vor seinen Verfolgern verbergen musste. 236

Die verallgemeinernde Behauptung, dass die reformierte Kirche bzw. Bischof Ra-vasz gleichgültig der Verfolgung der Juden zusahen und für deren Rettung in Ungarn nichts taten, ist nicht zutreffend. 237 In Kenntnis verschiedener Dokumente beurteilt die ungarische Geschichtsschreibung der Kirche sowohl die Rolle der reformierten Kirche als auch die von Bischof Ravasz heute deutlich differenzierter. 238

Theologischer Kontext der JudenmissionForgács befasste sich mit den theologischen Problemen der Judenmission erstmals in seinem 1925 herausgegebenen Hauptwerk. Aus diesem geht hervor, dass er sich im ersten Abschnitt seiner in der Schottischen Mission geleisteten Arbeit (1906-1910) zwei Prinzipien der Schottischen Mission zu eigen machte. Das eine war, ‘dass diese missionarische Arbeit Aufgabe und Pflicht der christlichen Kirche ist.’ 239 Das zweite, dass das direkte Missionsziel dieser Arbeit ‘die Verkündung des Evangeliums unter

233 Ravasz, Emlékezéseim, p. 213.234 Ravasz, Emlékezéseim, pp. 213-216. Siehe noch László Ravasz, Korbán (Budapest: Franklin Társulat,

1943), pp. 270-281.235 Ábrahám Kovács, A Magyarországi Református Egyház és zsidóság kapcsolata, különös tekintettel a Jó

Pásztor Bizottság munkájára. Debrecen, 1996. (Kézirat, szerző tulajdonában).)236 Réka Kiss, ‘Ravasz László püspöki működése’, pp. 562-564. Siehe noch László Ravasz, Pro Memoria.

Egy fejezet Ravasz László készülő püspöki jelentéséből. Szigorúan bizalmas kézirat gyanánt. A/1/b 91/1950. RLt Budapest.

237 Imre Kádár, Az egyház felelőssége Izraelért, pp. 4-6.238 Siehe Ábrahám Kovács, ‘A skót presbiterianizmus hatása Budapesten’, pp. 908-911. Siehe noch Réka

Kiss, ‘Ravasz László püspöki működése’, pp. 561-564.239 Forgács, A belmisszió, p. 493.

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7. DIE MISSIONSTHEOLOGIE VON FORGÁCS

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den Juden’ ist, die das Wesen des Evangeliums nicht nur nicht kennen, sondern auch falsche Begriffe über Jesus Christus haben. 240

Die theologische Motivation der Judenmission behandelnd, ging Forgács davon aus, dass Gott mehrere solche Versprechen gab, die er im Leben des jüdischen Volkes noch nicht eingelöst hat. Die Ausführungen im Römerbrief Kapitel 9-11 legte er so aus, dass das jüdische Volk auch heute noch das auserwählte Volk Gottes ist. Diese ‘Auserwählung wurde ausgesetzt und wird erst dann erneuert, wenn Israel die Aus-erwählung des Neuen Bundes gewinnt.’ 241 Unter der Erneuerung der Auserwählung verstand er, dass die ‘natürlichen Zweige (Israel) auf ihren eigenen Ölbaum gepfropft werden’ (Römer 11,24.), d.h. dass das jüdische Volk sich zu Christus bekehrt. Die sich auf Israel beziehenden Versprechen Gottes gehen dann in Erfüllung, wenn das jüdi-sche Volk den gekreuzigten und auferstandenen Christus als seinen Erlöser annimmt. Deshalb ist eine Aufgabe der Judenmission, den gekreuzigten und auferstandenen Christus unter den Juden zu verkündigen, sie dadurch zu Christus zu führen. Die mis-sionarische Pflicht der Kirche leitete Forgács aus den Israel gegebenen und noch nichterfüllten Versprechen Gottes und aus dem Auftrag zur Mission ab. 242

In Verbindung mit der Natur der Arbeit der Judenmission nannte er häufig zweiBedingungen. Die eine war die Bedingung der Liebe. Diese Arbeit darf nur derje-nige ausführen, der gegenüber dem Judentum aufrichtig voller ‘christlicher brüder-licher Liebe’ ist. Das begründete er damit, dass die zu Christen gewordenen Juden von den Juden verachtet wurden; sie ‘wurden vertrieben und betrauert, als wären sie gestorben’. 243 Und diese Verachtung sowie Aussonderung kann nur die Liebe der auf-nehmenden christlichen Gemeinde ersetzen.

Forgács beschäftigte unter den Problemen der Judenmission auch die Frage des Verhältnisses der an Christus glaubenden Juden und der christlichen Kirche. Zu die-ser Frage äußerte er sich jedoch ziemlich widersprüchlich bzw. pragmatisch. An ei-ner Stelle schrieb er, dass das Ziel der Judenmission ist, die sich bekehrenden Juden ‘durch die Taufe mit der christlichen Kirche zu verbinden’, 244 an anderer Stelle, dass die ‘Eingliederung in die Kirche nie ein Ziel der Judenmission war.’ 245 Da er diese zuletzt erwähnte Meinung 1941 betonte, als unter Einwirkung des zunehmenden poli-tischen Drucks ständig mehr in die Kirche übertraten, ist anzunehmen, dass er mit der Betonung seiner Meinung verkünden wollte, dass die Voraussetzung für die Konver-tierung nur die Bekehrung zu Christus sein kann.

Im Zusammenhang mit dem Verhältnis der an Christus glaubenden Juden und der Kirche erschienen außer dem Standpunkt von Forgács auch andere Meinungen. Nach

240 Forgács, ‘A száz éves Skót Misszió’, p. 413.241 Forgács, A belmisszió, p. 492.242 Siehe Forgács, ‘A titok’, Ungarische Predigten, Box C/27-3. p. 22. RLt Budapest. Siehe noch Forgács, A

belmisszió, pp. 491-492.243 Forgács, A belmisszió, p. 502.244 Forgács, A belmisszió, p. 501.245 Forgács, ‘A száz éves Skót Misszió’, p. 413. Er bezog sich auf das Bibelwort, dass ‘mich Christus nicht

gesandt hat, zu taufen, sondern das Evangelium zu predigen.’ (1. Korinther 1,17)

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der vom 23.-29. Juli 1934 in London veranstalteten Konferenz der Internationalen Jüdisch-Christlichen Allianz (The International Hebrew Christian Alliance) vertraten auch in Ungarn immer mehr an Christus glaubende Juden den Gedanken der Grün-dung einer ‘besonderen Kirche der an Christus glaubenden Juden’. 246 Unter den an Christus glaubenden Juden dachten nämlich immer mehr daran, dass sie in dem Falle, wenn sie in eine christliche Glaubensgemeinschaft eintreten, ihre jüdische Identität aufgeben müssen, an der sie jedoch festhalten wollten. 247 Es gab auch einen solchen Vorschlag, dass die in die christliche Kirche eingetretenen Juden, als christliche Kir-chenmitglieder, die jüdischen Gesetze, wie z.B. den Sonnabend und die sonstigen jüdischen Feiertage, beibehalten sollen. 248

Forgács hielt die Gründung von sog. an Christus glaubenden jüdischen Gemein-den, der sich auch ohne Aufnahme der Taufe an Christus glaubende Juden anschlie-ßen konnten, für biblisch nicht nachweisbar. Das vor der christlichen Gemeinde ab-gegebene Glaubensbekenntnis und die Taufe mit Wasser hielt er auch für Juden als unerlässlich. Die Zugehörigkeit zu einer jüdischen Gemeinde hielt er höchstens als einen provisorischen Zustand für annehmbar. 249 Gemäß Forgács kann die Lösung der Judenfrage nur ‘auf der geistlichen Ebene erfolgen’, d.h. wenn das Judentum sich zu Christus bekehrt. 250

Bischof László Ravasz ging an die ‘Judenfrage’ aus soziologischem Gesichtspunkt heran. Er sah die Lösung in der ‘vollständigen Assimilation’ des Judentums, worunter er die Aufnahme und Verschmelzung des Judentums in die christlichen Kirchen und in die ungarische Nation verstand. 251

In Verbindung mit dem durch Ravasz aufgeworfenen Gedanken der Assimilati-on fragte Forgács jedoch, ob die ungarischen protestantischen Kirchen geistlich reif sind, die an Christus glaubenden Juden als Brüder aufzunehmen. 1937 verlangt er Rechenschaft von den ungarischen protestantischen Kirchen, warum sie nicht wie die ‘amerikanischen, schottischen, englischen, irischen und deutschen’ Kirchen ‘gegen den Götzendienst von Rasse und Blut’ auftreten. 252 Aus seinen Bemerkungen können wir auch darauf schließen, dass er den mit dem Antisemitismus zusammenhängenden westeuropäischen Kontext kannte. Diese Kenntnis hatte auch das entschiedene Auf-treten von Forgács beeinflusst.

Unter den Fragen der Judenmission beschäftigten Forgács außerdem die Vorausset-zungen für die Taufe der jüdischen Konvertierenden und die Aufnahme in die refor-mierte Kirche. Das war eine betonte Frage seiner unter den Juden ausgeführten Mis-sionstätigkeit. Als wichtigste Voraussetzung betrachtete er die Bekehrung zu Chris-

246 Dezső D. Földes ‘A Zsidó-Keresztyén Mozgalom Londoni Nemzetközi Konferenciája’, Hajnal, XX/9 (1934), pp. 6-7.

247 Bernát Bartha, ‘Mit akarnak a krisztushívő zsidók?’, Hajnal, XXIII/12 (1937), pp. 4-5.248 Béla Fülöp, Zsidó Keresztény megértés útja (Makó: a szerző kiadása, 1937).249 Forgács, A belmisszió, p. 502.250 Forgács, ‘A zsidókérdés’, Református Élet, IV/17 (1937), p. 171.251 Ravasz, Korbán , p. 278.252 Forgács, ‘A zsidókérdés’, pp. 170-171.

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tus. Für untersuchungswürdig hielt er die Frage, was die in die christliche Kirche zu konvertieren beabsichtigenden Juden in ihrer Entscheidung motiviert. Er diskutierte mit den Pfarrern, die die Juden ohne alle Voraussetzungen und Vorbereitungen in die reformierte Kirche übernommen hatten. Im Zusammenhang damit hielt er auch das Prinzip für annehmbar, dass, wenn auch nicht die konvertierenden Juden, so jedoch später ihre Kinder gute Christen sein werden. 253 Er bestritt auch die Motivation, dass die jüdischen Menschen angesichts des wachsenden Antisemitismus ihr Ungartum dadurch beweisen wollen, dass sie Mitglied einer christlichen Kirche werden. Diese bezeichnete er als ‘politische Konvertierer’. 254 Forgács gemäß hat nämlich ‘die Kon-vertierung nur dann einen annehmbaren Wert, wenn es sich auch um eine Bekehrung handelt.’ 255 Diesen Standpunkt änderte er auch nicht, als sich herausstellte, dass zwei Drittel der konvertierenden Juden zur römisch-katholischen Kirche konvertierten, in der sie ohne alle besonderen Voraussetzungen getauft wurden. Er argumentierte, dass es den ‘bekehrenden Juden eine große Enttäuschung verursachen würde, wenn sie die Kirche ohne alle Vorbereitung und ohne Probe übernehmen würde.’ 256 Da er davon überzeugt war, dass die wirkliche Lösung der Situation des Judentums das Bekehren zu Christus ist, hielt er die Evangelisation und die der Taufe vorausgehende Unterwei-sung für zwei wichtige Instrumente der Mission unter den Juden. Als Lehrmittel der Unterweisung benutzte er den Heidelberger Katechismus.

Forgács arbeitete über Jahre hindurch in der Judenmission und leistete eine erfolg-reiche Tätigkeit. Die theologische Begründung dieser Arbeit führte er jedoch nicht gründlich aus. 257 Auch in dieser Frage bewies er sich als pragmatischer Theologe. Wenn er sich unter den Motivationen der Judenmission auf die nicht eingelösten Versprechen Gottes bezog, verwendete er in seiner Begründung die Argumente der postmillenistischen Theologie, nach der im Millennium auf das Volk Israel, wenn es sich ganz bekehrt, noch eine große ‘Erhöhung’ wartet. Forgács verstand unter der Bekehrung ‘ganz Israels’ die Bekehrung der Juden, die Gott aus Gnade für das Heil auserwählt hat. 258 Mit der postmillenistischen Begründung der Judenmission setzte Forgács sich zuerst zur Zeit seines Stipendiats in Schottland, bzw. später, im Laufe der Tätigkeit der Schottischen Mission in Ungarn, auseinander. Eine Motivierung der durch die Schotten ausgeführten Judenmission war nämlich, dass es zum Ende der Weltgeschichte noch eine große Erweckung geben wird, bei der Israel bekehrt wird. Die Teilnahme an dieser Israel erweckenden Mission stellt ein großes Privileg dar. 259

Forgács klärte nicht das Verhältnis zwischen Kirche und Israel. Deshalb begründe-te er theologisch auch nicht, warum die Kirche die Judenmission ausführen und die

253 Forgács, ‘A zsidó áttérések indító okai’, Hajnal, XXIII/2 (1937), p. 5.254 Forgács, ‘A zsidó áttérések indító okai’, Hajnal, XXIII/2 (1937), p. 6.255 Forgács, ‘A zsidók’, Hajnal, XXII/11 (1936), pp. 5-6.256 Forgács, ‘A zsidók’, Hajnal, XXII/11 (1936), p. 6.257 Vgl. David J. Bosch, Paradigmaváltások a misszió teológiájában, pp. 145-150. 258 Forgács, A belmisszió, p. 492.259 Andrew F. Walls, ‘Jewish Mission’ in Dictionary of Scottish Church History and Theology, p. 590.

Siehe noch Kovács, A Budapesti Ev. Ref. Németajkú Leányegyház eredete és története, p. 76.

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bekehrten Juden aufnehmen muss. Er betonte, dass es deshalb Pflicht der Kirche ist,diese Mission auszuführen, weil Israel Gottes auserwähltes Volk ist. Aufnehmen muss man sie jedoch wegen der Liebe. Auch begründete er theologisch nicht, warum die jüdischen Bekehrten sich einer christlichen Gemeinde anschließen müssen. Aus der Berufung auf den Auftrag der Taufe bzw. auf die Notwendigkeit des dieser voraus-gehenden Glaubensbekenntnisses fehlt das christologisch-soteriologische Argument, nachdem Christus die Mauer eingerissen hat, die beide Nationen trennte (Epheser 2,14). Deshalb schreibt Paulus: ‘Denn wir alle, Juden und Nichtjuden, Sklaven und Freie, sind in der Taufe durch den selben Geist in den einen Leib Christi eingegliedert worden’ (1. Korinther 12,13). Demzufolge gibt es seit Pfingsten einen Leib Christi,in dem Juden und Heiden eingegliedert sind. Hinter der Betreibung der Judenmission stand, als pragmatisches Argument ebenfalls, die Überzeugung von Forgács, dass die Bekehrung der Juden ein bedeutendes Hindernis für das Aufflammen des Antisemi-tismus sein kann. 260

Die theologischen und praktischen Prinzipien der Judenmission übernahm Forgács von der Schottischen Mission. Von ihren Prinzipien wich er nicht ab. Auf seine prag-matische Denkweise übten jedoch der wachsende Antisemitismus und der Protest der westeuropäischen protestantischen Kirchen einen Einfluss aus. Er war damit einver-standen, dass die Schottische Mission gegenüber denjenigen, die in die reformierte Kirche konvertieren wollten, von der Kirche ‘die Anwendung strenger reformierter Prinzipien’ erwartete. 261 Das bedeutete die Teilnahme an einem auf der Grundlage des Heidelberger Katechismus durchgeführten, wenigstens ein halbes Jahr dauernden Lehrgang. So ist zu verstehen, dass er bis zum Ende seines Lebens auf dieser Bedin-gung bestand. Anfangs stand Forgács geradezu allein in dieser Arbeit, der sich erst später der Pfarrer Albert Bereczky, Nachfolger von Forgács in Péczel, anschloss. Des-halb können die praktische Tätigkeit von Forgács und alle seine mit der Judenmission zusammenhängenden Schriften als Pionierarbeit in der ungarischen missiologischen Literatur bezeichnet werden.

7.5 PRAKTISCHE MISSIONSTHEOLOGIE

7.5.1 Struktur der praktischen Missionstheologie

Seine praktische Missionstheologie, die die Methode der missionarischen Arbeit be-schreibt, legte er unter dem Titel A belmisszió munkája (Die Arbeit der Inneren Mis-sion) dar. 262 Dieser Teil, der 480 Seiten umfasst, ist der am ausführlichsten ausgear-beitete seiner Missionstheologie, der wegen seiner praktischen Hinweise die größte Wirkung in der Kirche auslöste. Seiner Meinung nach enthält die Bibel hinsichtlich der Durchführung der missionarischen Arbeit keine genaue Beschreibung; diese muss

260 Forgács, A belmisszió, p. 503.261 Forgács, ‘A száz éves Skót Misszió’, p. 413.262 Forgács, A belmisszió, p. XI.

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die Kirche zu allen Zeiten selbst suchen. 263 Mit dieser Theorie wurde er der eigentliche frühe Pionier des Gedankens der Inkulturation, deren Begriff erst ab 1960 in der Missi-ologie verwendet wurde, 264 dessen Prinzip 265 wir aber schon bereits bei Forgács findenkönnen. Er betrachtete es als seine Hauptaufgabe, die internationale Theorie und Praxis der Inneren Mission, unter Berücksichtigung der ungarischen Kultur und der Situation der ungarischen Volkskirche, auf die Situation der Gemeinden anzuwenden. Forgács bezeichnete diesen Prozess und dieses Bestreben als ‘Reformation’, die ein Schlüssel-wort seiner Theologie der praktischen Mission war. Da er genau das anstrebte, können wir behaupten, dass dieses der originalste Teil seines opus magnum ist.

Begriff und Gedanke einer neuen Reformation wurden nach Forgács auch zu einem Programm seiner die Innere Mission in Theorie und Praxis betreibenden Zeitgenossen und zu einem Schlüsselwort der Inneren Mission. László Ravasz verwendete auch diesen Begriff, unter dem er verstand, ‘das Vereins-Christentum zu verkirchlichen und die historische Kirche zu evangelisieren.’ 266 Gemäß Jenő Sebestyén bedeutet die Reformation, dass in der Inneren Mission ‘die reformierten Prinzipien streng durch-gesetzt werden müssen’, weil infolge der durch die Innere Mission entstehenden Erweckung, auch ‘die wenigen reformierten Grundsätze’ verschwinden können, die noch in der Reformierten Kirche geblieben sind. Unter diesen reformierten Grundsät-zen verstand er, dass ‘die missionarische Arbeit der Kirche, sowohl in der Lehre, als auch in der Organisation vollständig zum Leib der Kirche gehören muss.’ 267 Sándor Makkai verwendete ebenfalls diesen Begriff. Seiner Meinung nach besteht das Wesen der neuen Reformation darin, dass der Begriff der Inneren Mission verkirchlicht und zu einer Gemeinde-Mission gemacht werden muss. 268 János Victor verwendete statt des Begriffs der Reformation lieber den Begriff der ‘teilweisen Reformation’, darauf hinweisend, dass das große historische Ereignis der Reformation bereits stattfand. 269 Victor bezeichnet die in zwei Gebieten vorzunehmende Reform als ‘teilweise Refor-mation’. Das eine ist das Reformieren der Kirchenmitgliedschaft und der Konfirma-tion. Darunter verstand er, dass die Verknüpfung der Konfirmation des Kindes mitder Kirchenmitgliedschaft geändert werden muss. Das andere Gebiet, auf dem neu begonnen werden muss, ist die Einführung des diakonischen Amtes in der Reformier-ten Kirche. Das ist deshalb notwendig, weil dieses Amt den ‘Charakter der Liebesge-meinschaft’ der Kirche hervorheben könnte.’ 270 In den vorgestellten Formulierungen

263 Forgács, A belmisszió, pp. 23-24.264 Pierre Charles und J. Masson sprachen zuerst 1962 über den ‘inkulturierten Katholizismus’. Vgl. David

J. Bosch, Paradigmaváltások a misszió teológiájában, p. 409.265 ‘Der christliche Glaube kann allein nur so existieren, wenn er in irgendeine Sprache der Kultur “übersetzt

wurde”.’ David J. Bosch, Paradigmaváltások a misszió teológiájában, p. 409.266 László Ravasz, Emlékezéseim, p. 166.267 Jenő Sebestyén, ‘A belmisszió kérdése a zsinat előtt’, Kálvinista Szemle, IX/15 (1928), p.1.268 Sándor Makkai, Az egyház missziói munkája, pp. 243-244.269 János Victor, ‘Egyházi jövőnk útja. Ébredés? Evangélizáció? Reformáció?’, Református Figyelő, II/45

(1929), pp. 537- 539.270 Victor, ‘Egyházi jövőnk útja. Ébredés? Evangélizáció? Reformáció?’, p. 538.

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des Reformationsbegriffes finden wir die Weiterführung und Entwicklung der Gedan-ken, die Forgács in seinem Programm grundlegend formuliert hatte.

Als ein Mittel, das zur Reformation führen sollte, bezeichnete er das Evangelisieren, das neben der Reformation ein weiterer Schlüsselbegriff in der praktischen Missions-theologie von Forgács war. Um diese beiden Begriffe baute er ausführlich die Methode und die Durchführungsrichtlinien für diese Arbeit auf und erarbeitete diese. 271

7.5.2 Anwerbung und Ausbildung von Missionsmitarbeitern

Forgács war sich bewusst, dass die Verwirklichung, der in seiner systematischen Mis-sionstheologie genannten Missionsziele nur möglich ist, wenn sie einen großen Teil der Gemeindemitglieder für die missionarische Arbeit bewegen können. Eine Ursache für den erbärmlichen Zustand der Kirche sah er nämlich darin, dass die Mitglieder der Gemeinde passiv sind und alles vom Pfarrer erwarten. 272 Deshalb befasste er sich in seiner praktischen Theologie in einem besonderen Kapitel mit der Frage, wie man die ‘zu einem missionarischen Selbstbewusstsein erweckten’ Gemeindemitglieder als Mitarbeiter einbeziehen kann, die als die ‘Soldaten der Inneren Mission’ bei der Ver-breitung der Bibel und von Traktaten, bei Familienbesuchen, bei den Dorf- und Stadt-missionen, dem Unterricht in den Sonntagschulen sowie in der diakonischen Arbeit aktiv teilnehmen können. 273

Ausgehend von der Lehre über das allgemeine Priestertum gelangte er zu der Fest-stellung, dass ‘alle Christen Missionare sind’, 274 deren Pflicht es ist, an der Ausbrei-tung des Reiches Gottes teilzunehmen. Aufgabe des Pfarrers ist es dabei, die ‘zum Glauben erweckten’ Menschen für den Bau des Reiches Gottes zu gewinnen. Diese Aufgabe besteht aus zwei Teilen: aus Anwerbung und Ausbildung von Mitarbeitern.

Unter der Anwerbung verstand Forgács die Aufklärung der Mitglieder der Gemein-de hinsichtlich dessen, was Gott von ihnen in der Mission erwartet. Bei der Anwerbung müssen ihre Augen für die vielschichtigen Arbeiten und Aufgaben geöffnet werden, denen sie sich anschließen können. Zum Schluss muss jeder damit für diese Arbeit ermutigt werden, dass ‘viele Helden und Pioniere der Inneren Mission aus den Reihen der einfachen Menschen hervorgegangen sind.’ 275 Gleichzeitig betonte er auch, dass sich die Anwerbung auch auf studierte und gebildete Menschen erstrecken muss, weil diese ‘auf allen Linien der Evangelisation und bei der Organisation und Leitung der Institutionen’ benötigt werden. 276 Er schlug vor, dass die Anwerbung bereits unter den Kindern begonnen werden sollte. Deshalb befasste er sich in seinem Katechismus für Konfirmanden in sieben Fragen mit dem Thema des Dienstes. 277

271 Forgács, A belmisszió, pp. 336-817. 272 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 15.273 Forgács, A belmisszió, pp. 618-619.274 Forgács, A belmisszió, p. 618.275 Forgács, A belmisszió, p. 619.276 Forgács, A belmisszió, p. 619.277 Gyula Forgács, Református konfirmációi káté (Tahitótfalu: Sylvester Kiadás, 1928), pp. 28-30.

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Nach seiner Methode muss der Anwerbung eine gründliche Ausbildung folgen. Sich auf englische, schottische und deutsche Beispiele berufend 278 schlug er vor, dass diejenigen, die sich in der missionarischen Arbeit einsetzen wollen, zu solchen ‘Kur-sen der Inneren Mission’ geschickt werden müssen, bei denen sie eine entsprechende Ausbildung erhalten können. Die Durchführung der Kurse betrachtete er als Aufgabe der Kirche, aber er sah auch kein Problem darin, wenn diese Aufgabe vorerst die mis-sionarischen Vereine übernehmen. Beachtenswert ist, dass an keiner Stelle der Gedan-ke auftritt, dass die Ausbildung von Mitarbeitern in der örtlichen Gemeinde vom Pfar-rer selbst geleitet werden könnte. Die Aufgabe des örtlichen Pfarrers in dieser Arbeit gab er nur in der wöchentlichen Vorbereitungshilfe der Lehrer der Sonntagschule an.

Wir können nicht beweisen, nur annehmen, dass Forgács in Bezug auf die Zusam-menarbeit zwischen Kirche und Vereinen eine Möglichkeit darin sah, dass die Vereine die Ausbildung von Missionsmitarbeitern für die Kirche übernehmen würden. Sei-ne Darlegungen über Anwerbung und Ausbildung der Mitarbeiter beendete er damit, dass das ‘Hauptmittel’ dieser Arbeit das Gebet ist; ‘Bittet den Herrn der Ernte!’

Forgács, der sich weder mit den inhaltlichen, noch mit den methodischen Fragen der Ausbildung der missionarischen Mitarbeiter gründlich beschäftigte, erschien dennoch selbst der Gedanke, dass in der Gemeinde die Verantwortung für die Mission erweckt werden muss, dass sogar auch die Mitglieder der Gemeinde in die missionarische Ar-beit einbezogen werden müssen, als neues Paradigma in der Ungarischen Reformierten Kirche, das bei einigen Widerspruch, bei anderen dagegen Begeisterung auslöste.

Interessant ist nun, das Forgács zwar die Ausbildung der Missionsmitarbeiter und deren Einbeziehen in die Arbeit betrieb, aber in der missionarischen Gemeindear-beit nicht einmal theoretisch einen selbständigen Arbeitskreis gebildet hat, z.B. die Leitung einer Bibelstunde, die Durchführung eines Gottesdienstes auf einem Aus-siedlerhof oder etwa das Organisieren einer neuen missionarischen Gemeinde. Damit gedachte er den Mitgliedern der Gemeinde eher die Rolle eines ‘Hilfsarbeiters’ der Mission zu. Das bedeutete, dass seine Anschauung der Gemeinde trotz allem pfarr-erzentrisch blieb und er die für die Sache des Evangeliums gespürte Verantwortung nicht der Gemeinde oder deren Leiter übergeben konnte.

7.5.3 Organisation der einzelnen missionarischen Arbeitsgebiete

Forgács zählte zur inneren Arbeit der Inneren Mission auch die sog. organisatori-sche Arbeit. Seiner Meinung nach gefährden Voreiligkeit und Experimentieren die missionarische Arbeit am meisten. Deshalb muss diese organisiert werden. Unter der organisatorischen Arbeit verstand er planmäßige Vorbereitung, Beginn und ständige Weiterentwicklung der Missionsarbeit sowie deren Verbindung mit der Missionstätig-keit des Weltchristentums. 279

Bei der Organisations- und Planungsarbeit dachte Forgács den Missions- und Di-akonie-Ausschüssen der Gemeinden eine bedeutende Rolle zu. Das nahm er auch

278 Forgács, A belmisszió, p. 651. 279 Forgács, A belmisszió, p. 654.

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ernst; und überall wo er arbeitete, organisierte er Ausschüsse, in denen die Planung vorab erfolgte. Er war bemüht, auch den Ausschussmitgliedern Verantwortung zu übertragen und plante darum selbst nie allein.

Für ein weiteres Instrument der Organisationsarbeit hielt Forgács die Missions-vereine, in erster Linie die Vereinigungen, deren Mitglieder aus den Mitgliedern der kirchlichen Gemeinde bestanden. Die Bedeutung der Vereinigungen beurteilte er da-nach, welche und wie viel Missionsarbeit sie in den kirchlichen Gemeinden leisteten. Eine Aufgabe der Vereinigungen bestimmte er darin, für die verschiedenen Gebie-te der Missionsarbeit (Krankenbesuche, Evangelisation, Diakonie, Sonntagsschule, Lehre usw.) Gemeindearbeiter auszubilden. Die Gründung von Vereinigungen mit diesen Zielen war seiner Meinung nach hauptsächlich in den Großstadtgemeinden notwendig, in denen das Arbeitsgebiet auch groß ist.

Die andere Aufgabe der Vereinigungen sah er darin, solche Freundeskreise zu or-ganisieren, die die Missionsarbeit materiell unterstützen und helfen, bezahlte Mis-sionsmitarbeiter einzustellen. Die Vereinigungen können auch die Aufgabe haben, Mitglieder kleinerer Gemeinden mit ähnlichem Interesse zusammenzufassen und für die Missionsarbeit auszubilden.

Für ein drittes Instrument der Organisationsarbeit hielt Forgács die Landes-Missi-onsvereine. Deren Aufgabe sah er darin, die in den örtlichen Vereinigungen laufende Arbeit zu koordinieren, bei der Planung der Missionsarbeit zu beraten und mit Pro-grammen sowie mit Literatur die Mission zu unterstützen. Aufgabe der Landesor-ganisationen sollte die Kontaktpflege mit den ausländischen Missionsvereinigungen,das Einladen ihrer Vertreter, die Organisation von persönlichen Besuchen und die Teilnahme an Konferenzen im Ausland sein. 280

Forgács selbst war auch ein guter Organisator und ihn zeichnete ein missionarischer Aktivismus aus. Auch diese Arbeit führte er selbst aus. Er war bestrebt, diese Prinzi-pien in dem durch ihn vorbereiteten Missionsgesetz (1933) zur Geltung zu bringen. Eine bedeutende Rolle spielte er dabei, dass die Kirche und die Missionsvereinigun-gen sich nicht nur einander näher kamen, sondern dass auch mehrere Vereinigungen in die Reformierte Kirche integriert wurden. 281

7.5.4 Das Evangelisieren

Begriff und Wesen des Evangelisierens In der Missionstheologie von Forgács spielte der Begriff des Evangelisierens eine wichtige Rolle. Deshalb verwandte er große Sorgfalt auf die prinzipielle Klärung von Begriff und Natur des Evangelisierens. In seiner praktischen Missionstheologie un-terschied er bewusst und konsequent den Begriff ‘Evangelisieren’ und den Begriff ‘Evangelisation’. Im allgemein kirchlichen Wortgebrauch bedeutete die Evangeli-sation die mündliche oder schriftliche Weitergabe des Evangeliums an die sich von

280 Forgács, A belmisszió, pp. 658-670.281 Belmissziói Útmutató, Gyula Forgács red., (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Rt., 1930),

pp. 67-68.

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der Kirche entfernt habenden, aber getauften Kirchenmitglieder, die an einzelnen Stellen in größerer Anzahl zusammen kamen. 282 Unter der Evangelisation verstand man einen bestimmten Typ von Predigt. 283 Forgács dagegen benutzte den Begriff des Evangelisierens in einem allgemeineren Sinn und dehnte dessen Geltungsbereich auf das große Gebiet der Arbeit der Inneren Mission aus. Nach seiner Definition ist ‘dasEvangelisieren die missionarische Demonstration des Evangeliums.’ 284 Diese kurze und allgemeine Definition legte er danach ausführlicher dar, als er schrieb, dass dieseDemonstration ‘in der missionarischen Predigt, in Lesen und Verbreitung der Bibel, in Herstellung und in Vertrieb von christlichen Schriften und Büchern, im Beten, Singen und schließlich im Spenden zum Ausdruck kommt.’ 285 Unter dem Evangelisieren ver-stand er also eine solche missionarische Tätigkeit, die nicht nur die Predigt einschloss. Diese erweiterte Auslegung ist der Grund dafür, dass er sich bemühte, von Anfang an zu betonen, dass die Innere Mission nicht mit dem Evangelisieren identisch ist, obwohl sie ‘ein wesentliches Element’ dessen darstellt. 286

Den Begriff ‘Evangelisieren’ und dessen erweiterten Inhalt übernahm die ungari-sche Literatur der Inneren Mission von Forgács nicht. Stattdessen verwendeten alle das Wort Evangelisation, das sie mit unterschiedlichem Inhalt füllten. Jenő Sebestyén benutzte den Begriff der Evangelisation ausdrücklich für einen Typ der Predigt und sprach meistens von der reformierten Evangelisation. Die Evangelisation ist seiner Meinung nach die Verkündigung des Evangeliums unter denjenigen, die der Wahr-heit Gottes entfremdet leben. Ihr Ziel ist es jedoch, über das Gelangen zum Glauben hinaus, dass diese Menschen zu dienenden Mitgliedern der Reformierten Kirche wer-den. Die reformierte Evangelisation bleibt also nicht bei dem individuellen Ziel der Bekehrung stehen. 287 Auch Sándor Makkai übernahm von Forgács nicht den Begriff ‘Evangelisierung’; er sprach auch von der ‘Evangelisation’. Er benutzte den Begriff der Evangelisation dagegen für die Arbeit, für die Forgács das ‘Evangelisieren’ ver-wendete. Makkai bezeichnete die Evangelisation als einerseits die ‘kultlose, freie, ungebundene, nicht an den Text gebundene’ Predigt; andererseits dehnte auch er die-sen auf Familiengottesdienste, Bibelstunden und die Orchester- und Chorarbeit von kirchlichen Veranstaltungen aus. 288 János Victor benutzte den Begriff der Evangelisa-tion in erster Linie für eine bestimmte Art der Predigt. Das Wesen dieser Predigt, die auf der Kanzel oder auch woanders gehalten werden kann, ist, dass sie persönlich und ansprechend ist, ihr Ziel ist jedoch die Erweckung. Deshalb gab er als Ziel der Evan-

282 Zum Konventbeschluss Nr. 142/1931 der Missionsordnung der Reformierten Kirche in Ungarn (Magyarországi Református Egyház missziói szabályrendelete) (4.§) Anlage Nr. 3. Siehe noch: III. tc. 3.§.a, in A Magyarországi Református Egyház Törvényei (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Rt., 1933), p. 115.

283 Gemäß Forgács sind viele Evangelisationen ‘nachlässig, burlesk, methodistisches Erpressen’, deshalb verwendete er nicht gerne den Begriff der Evangelisation. Siehe Forgács, A belmisszió, p. 340.

284 Forgács, A belmisszió, p. 336.285 Forgács, A belmisszió, p. 336.286 Forgács, A belmisszió, p. 336.287 Jenő Sebestyén, ‘Az evangélizáció főbb kérdései’, Kálvinista Szemle, III/1922. pp. 309-310.288 Makkai, Az egyház missziói munkája, pp. 200-209.

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gelisation die Erweckung an, weil gemäß Victor der Weg zur Reformation der Kirche über die Erweckung führt. 289 Somit gab es um den Begriff der Evangelisation viele Missverständnisse, die auch bis heute noch in Ungarn bestehen. Forgács stimmte in der Bestimmung des Begriffes der Evangelisation nicht mit Victor überein und blieb bis zum Ende seines Lebens bei dessen weiterer Auslegung.

Inhalt des EvangelisierensForgács war bestrebt, seine eigene Konzeption in ein System zu fassen und dieses aus-führlich darzulegen. Der Inhalt des Evangelisierens besteht in ‘Gottes Zeugnis über die in Jesus Christus offenbarte und seine unter uns arbeitende, ewige Liebe.’ 290 Ihr Ziel ist es, ‘dass das Evangelium von Christus in allen Situationen des menschlichen Lebens, im Alltag sowohl wie bei der Arbeit als auch in der Unterhaltung, zur Gel-tung komme und eine heiligende Kraftquelle werde.’ 291 Aus dieser Definition gehtklar hervor, dass er das Ziel des Evangelisierens nicht nur in der Übermittlung des transzendenten Heils bestimmte, sondern auch in der Anerkennung der Herrschaft Christi über diese Welt. In sein Verständnis des Heils gehörten also nicht nur die transzendenten Perspektiven des Heils, sondern auch dessen immanente Wirklichkeit. Deshalb halten wir ihn in der ungarische Missiologie für einen Pionier des Gedankens des ‘alles umfassenden Heils.’ 292

Getrennt befasste Forgács sich mit dem Charakter der evangelisierenden Arbeit, d.h. mit deren bekenntnistreuer Eigenart. Er bekannte, dass das Evangelium zwar eins ist, aber nicht charakterlos. ‘Ein Evangelisieren ohne Charakter kennen nur die Dilettanten.’ 293 Deshalb bemühte er sich, zu formulieren, worin der Charakter des reformierten, calvinistischen Evangelisierens besteht. Eines ihrer ‘Charaktereigen-schaften’ ist, dass sie die ganze Heilige Schrift und den ganzen Inhalt des Evangeli-ums demonstrieren will. Ihre andere Eigenart ist, dass sie sich inhaltlich im Rahmen der reformierten Glaubensbekenntnisse bewegt. 294 Die homiletische Eigenart des re-formierten Evangelisierens ist weiterhin, dass sie nicht aufdringlich und aggressiv ist, nicht sofort Ergebnisse sehen und beurteilen will, sondern geduldig auf das Han-deln Gottes wartet, der das Wachsen schenkt. (1 Korinther 3,7). ‘In der Gemeinde muss die Wirkung des Evangelisierens darin zum Ausdruck zu kommen, dass die Gemeinde eifrig den Gottesdienst in der Kirche besucht, regelmäßig am Abendmahl teilnimmt und immer mehr Verantwortung gegenüber denjenigen fühlt, die an diesen geistlichen Segnungen nicht teilhaben.’ 295 Forgács, der von der Vereinsarbeit zur Ge-meindearbeit überging, vertrat entschlossen den Standpunkt, dass die Kirche nicht nur

289 Victor, ‘Egyházi jövőnk útja. Ébredés? Evangélizáció? Reformáció?’, p. 538.290 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 4.291 Forgács, A református misszió irányelvei, pp. 5-6.292 David J. Bosch, Paradigmaváltások a misszió teológiájában, pp. 367-368. 293 Forgács, A belmisszió, p. 336.294 Namentlich nannte er das Zweite Helvetische Bekenntnis, den Heidelberger Katechismus und den

Westminster Larger Katechismus. Forgács, A belmisszió, p. 337.295 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 6.

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Objekt der evangelisierenden Arbeit, sondern auch deren Subjekt ist. Darum ist die evangelisierende Arbeit eigentlich Aufgabe der Kirche, genauer gesagt, Aufgabe der Gemeinde. 296

Evangelisieren durch Verkündigung des Wortes GottesDie Predigt hielt er für ein wichtiges Mittel des Evangelisierens. Den ‘ersten Typ’ der evangelisierenden Wortverkündigung nannte er die missionarische Predigt. Die mis-sionarische Predigt 297 unterschied er von der Predigt in der Gemeinde. ‘Die Predigt in der Gemeinde baut auf den vorhandenen Grundlagen auf, die missionarische Predigt renoviert entweder ein verfallenes Gebäude oder beginnt dort zu bauen, wo statt eines glänzenden Palastes eine Einöde oder ein Abfallhaufen ist.’ 298 Inhalt der missionari-schen Predigt ist die Verkündung der grundlegenden Wahrheiten des Evangeliums; ihre Zielgruppe ist die Masse, die der Kirche entfremdet ist oder gefühlsmäßig auch im sozialen Sinn aus kaputten Menschen besteht.

Den zweiten Typ der evangelisierenden Wortverkündigung bezeichnete er als per-sönliches, mündlich vorgetragenes Ablegen eines Bekenntnisses. Darunter verstand er, wenn ein Christ bei einem persönlichen Besuch oder einer Begegnung auf der Stra-ße anderen Menschen das Evangelium bringt, bzw. wenn sich die Gelegenheit ergibt, auf öffentlichen Plätzen auch vor einer großen Menge Zeugnis über die Wahrheit des Evangeliums abzulegen. Im Zusammenhang damit betonte er zu berücksichtigen, dass, wenn jemand infolge des Zeugnisablegens auf den Weg des christlichen Glaubens tritt, dieser unbedingt eine kirchliche Gemeinschaft benötigt, die ihn aufnimmt. Unter der kirchlichen Gemeinschaft verstand er jedoch nicht die Teilnehmer am sonntäglichen Gottesdienst, sondern diejenigen, die während der Woche zu Bibelstunden und Gebets-gemeinschaften zusammenkommen, wo man über die Sachen des Glaubens freundli-che Unterhaltungen führen und einander gegenseitig im Glauben stärken kann.

Den dritten Typ der evangelisierenden Wortverkündigung bezeichnete Forgács als evangelisierende Kampagne. Für eine evangelisierende Kampagne hielt er, wenn ein beliebter Evangelist in großen Sälen einer Stadt oder eines Ortes, d.h. außerhalb eines Kirchengebäudes, eine mehrtägige Reihe von Predigten hält. Wenn Forgács den Aus-druck ‘Evangelisation’ verwendet, versteht er darunter immer die evangelisierende Kampagne. In Verbindung mit Inhalt und Methode dieser Arbeit distanzierte er sich mehrmals von der Anwendung aufdringlicher Methoden. 299 Dagegen betonte er, dass einen wichtigen Teil dieser Arbeit die Vorbereitung und die Nacharbeit ausmachen. Die Bedeutung der Nacharbeit hob er ganz besonders hervor.

296 Forgács, A belmisszió, p. 339. Forgács gelang es, diesen Gedanken auch in das Missionsgesetz von 1933 aufzunehmen.

297 Siehe: ‘Missionary Sermons’ in Jan A. B. Jongeneel, Philosophy, Science, and Theology of Mission in the 19th and 20th Centuries, A Missiological Encyclopedia, Part. II. The Philosophy und Science of Mission (Frankfurt am Main; Berlin; Bern; New York; Paris; Wien: Peter Lang Europäischer Verlag der Wissenschaften, 1997), pp. 282-289.

298 Forgács, A belmisszió, p. 340.299 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 4.

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Evangelisieren durch Lesen und Verbreiten der BibelZur Arbeit des Evangelisierens zählte Forgács auch das Verbreiten der Bibel und das Fördern des Lesens der Bibel. Da er die Bibel für die Offenbarung Gottes hielt, be-kannte er, dass aus diesem Buch ‘der Mensch Gott, sich selbst und die umgebende Welt kennen lernen kann, und auch erkennen kann, dass der Erwerb des ewigen Le-bens nur auf eine Weise möglich ist: durch Christus.’ 300 Darum hielt er das Kennenler-nen der Bibel für ein wichtiges Mittel des Evangelisierens.

Forgács forderte auch besonders, dass die Vorstellung der Bibel bei den Kindern begonnen werden muss, und zwar in der Familie. ‘Die Popularisierung und erneute Verbreitung der Ausübung der Hausandachten ist eine der dringendsten missionari-schen Aufgaben in unserem Land.’ 301 In mehreren seiner Schriften forderte er auch, dass in allen Gemeinden und in allen kirchlichen Institutionen Bibelschulkurse orga-nisiert und in den kirchlichen Schulen die Kenntnis der Bibel in den Lehrplan des Re-ligionsunterrichts aufgenommen werden soll. Für notwendig hielt er, dass alle Kinder der 3. Klasse über ein Neues Testament und alle Konfirmanden über eine kompletteBibel verfügen. 302 Die Leiter der Kirche machte er besonders darauf aufmerksam, dafür zu sorgen, dass die Lehrlinge sowie auch die Wirtschafts- und Haushaltshilfen die Bibel kennen.

Forgács gab ausführliche methodische Ratschläge, wie die Bibelstunden abzuhal-ten sind, in denen man mit den Teilnehmern über Inhalt und Botschaft der Bibel spre-chen kann. Die Pfarrer warnte er besonders davor, dass sie in der Bibelstunde keine monologe Predigt halten sollen, sondern ein gemeinsames Bibelgespräch suchen. 303 Ähnlich bemühte er sich auch, ausführlich darzulegen, wie man die Bibel lesen und studieren muss. 304

Evangelisieren durch religiöse Traktate und ZeitschriftenFür einen wichtigen Teil der evangelisierenden Arbeit hielt Forgács, außer der Verbrei-tung und Vorstellung der Bibel, das Schreiben und Verfassen von ‘wissenschaftlichen und populären Büchern, Traktaten und Zeitschriften, die den Glauben wecken und zudem biblische Wahrheiten sowie die Lehren der Geschichte unseres reformierten Glaubens behandeln.’ 305 In dieser missionarischen Arbeit gehörte auch Forgács selbst zu den produktivsten Autoren der ungarischen Literatur der Inneren Mission.

Sorgfältig beschrieb Forgács die Methode der Verbreitung der religiösen Literatur, wem Traktate, Zeitschriften und Bücher welchen Typs anzubieten sind, wie man die Menschen auf diese Ausgaben aufmerksam machen kann, dass die Traktate möglichst

300 Forgács, A belmisszió, p. 346. 301 Forgács, A belmisszió, p. 366. Forgács, ‘Missziói nevelés a gyülekezetben’, Reformáció, V/10 (1924),

pp. 130-131.302 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 5.303 Forgács, A belmisszió, pp. 368-370.304 Forgács, A belmisszió, pp. 366-368. Siehe noch Forgács, Konfirmációi olvasókönyv, pp. 45-46. Forgács,

‘Hogyan olvassuk a Bibliát?’, Kis Tükör, XII (1904), pp. 58-59. Forgács, Gyermekek a Bibliában. Biblia magyarázatok serdülő ifjak számára (Debrecen: Hegedűs Sándor, 1913).

305 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 6.

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kostenlos zu verteilen sind, usw. 306 Auf vier Seiten führte er die Liste der Kirchen- und Missionsblätter auf, deren Verbreitung und Lesen er seinen Lesern empfahl. 307

Evangelisieren durch Gebet und GesangBesonders befasste Forgács sich mit der Verbindung von Gebet und Mission, wobei er feststellte, dass ‘die missionarische Bedeutung des Gebets gleich nach der Bedeutung des Wortes Gottes folgt.’ 308 Seine Überzeugung war es, dass ‘jede missionarische Ar-beit hier im Heiligtum des Gebets beginnt.’ 309 Als ersten Schritt der missionarischen Arbeit betrachtete er das Gebet für die Mitarbeiter: ‘Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter schickt, um sie einzubringen!’ (Lukas 10,2). Gleichzeitig hielt er es auch für eine Voraussetzung der missionarischen Arbeit, dass das ständige Gebet der Ge-meinde oder der Gemeinschaft die Missionsmitarbeiter begleitet und auch diejenigen die das Wort Gottes hören.

Das Beten muss gemäß Forgács gelernt und gelehrt werden, deshalb befasste er sich auch ausführlich mit dem inhaltlichen und formellen Teil des Gebets. Er unter-schied das ‘einsame Gebet’, das ‘gemeinsame Gebet’ und das ‘öffentliche Gebet’, mit deren inhaltlichen und formellen Elementen er sich ausführlich befasst hat. 310 Seine Methode begründete er damit, dass das Gebet nicht vom Evangelisieren getrennt wer-den kann, weil das Gebet ein der Predigt gleichrangiger Faktor ist. 311 In der Arbeit des Evangelisierens verband er das Gebet mit dem Gesang als gesungenes Gebet, damit ausdrückend, dass Gebet und Gesang Zwillinge sind. 312

Außer den Liedern des reformierten Gesangbuches, das auch Psalme enthielt, trat Forgács für die Einführung der ‘missionarischen Lieder’ 313 ein. Darunter verstand er die Lieder, die überwiegend im Laufe der großen Evangelisationen des 19. Jahrhun-derts von deutschen und englischen Verfassern entstanden. 314 Für diese Lieder setzte er sich deshalb ein, weil er deren Inhalt für evangelistisch und deren Text für so einfach hielt, dass ihn auch ein Kind verstehen und leicht erlernen kann. Da diese Lieder unter den um die Traditionen besorgten Pfarrer und Mitglieder der Kirche einen großen Wi-

306 Forgács, A belmisszió, pp. 379-386.307 Forgács, A belmisszió, pp. 387-390.308 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 7.309 Forgács, A belmisszió, p. 394.310 Forgács, Konfirmációi Olvasókönyv, pp. 63-64. Forgács, ‘Az imádság’, Ébresztő, VIII/10 (1908), pp.

162-163. Forgács, ‘Az imádság értéke’, Hajnal, XX/3 (1934), pp. 1-2.311 Forgács, A belmisszió, p. 397.312 Forgács, A belmisszió, p. 401.313 Forgács, A belmisszió, p. 410.314 Forgács hat vier Liedersammlungen empfohlen: Új Simeon énekei, red. Ferenc Kecskeméthy, 1898; A

Gyermek Lant, red. Sándor Farkas, 1883; Hozsánna, red. János Victor sen., 1901; Hallelujah, red. Pál Nyáry, 1905; Im Hozsánna und Hallelujah finden wir die Gesänge von Karl Bogatzky: Wach auf du Geist...; Nikolaus L. von Zinzendorf: Jesu geh voran...; Van Alstyne Crosby: Safe in the arms of Jesu...; Sarah Adams-Flower: Nearer my God to Thee...; Joseph M. Scriven: What a friend we have in Jesus usw. Forgács, A belmisszió, pp. 404-407. Vgl. Jan A. B. Jongeneel, Philosophy, Science, and Theology of Mission in the 19th and 20th Centuries, A Missiological Encyclopedia, Part. II., pp. 238-240.

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derstand auslösten, schrieb er ein besonderes Kapitel unter dem Titel ‘A missziói éne-kek védelme’ (Schutz der missionarischen Lieder). 315 Besonders empfindlich reagierteer auf das Argument der Gegenseite, dass diese Lieder ‘die ungarischen Calvinisten deshalb nicht nötig haben, weil diese sehr oft den Namen Jesu’, die Bekehrung, die Wiedergeburt, methodistische Sündenbekenntnisse usw. enthalten.’ 316 Auf diese An-schuldigungen antwortete er mit mildem Spott, dass man damit zuerst das Neue Testa-ment selbst beschuldigen müsste. Er betonte, dass zwischen dem Singen von Psalmen und den ‘schwungvollen evangelisierenden Liedern’ kein Widerspruch besteht.

Eine besondere Methode arbeitete er für den Gesangsunterricht von Kindern und Erwachsenen aus und veröffentlichte diese in einer Artikelserie, 317 forderte die Bil-dung von Chören und das Erhöhen des Niveaus der Gesangskultur.

Evangelisieren und SpendenIn dem Kapitel ‘Das Geld und die Mission’ zeigt Forgács auf, warum er das Spenden zu den Arbeiten des Evangelisierens zählt. 318 In diesem Kapitel drückt er aus, dass das ‘durch Christus neugeborene Leben gedeihen und sich ausbreiten will, und bereit ist, für den Triumph Opfer zu bringen.’ 319 Ein derartiges Opfer kann auch das Geld sein, das nicht nur ein Ergebnis, sondern auch ein Mittel der evangelisierenden Arbeit ist. Für wichtig hielt er die Betonung des missionarischen Nutzens der Spende, der die Predigt stärkt; denn das Spenden beginnt so, dass wir zuerst geistliche Schätze geben, danach aus den Spenden Traktate und Sozialhilfe, die die Glaubwürdigkeit des Evangeliums in denjenigen bestärken, die diese erhalten. Forgács arbeitete auch eine Methode für die Erziehung zum Spenden aus und schrieb Ratschläge hinsichtlich des Umgangs mit den Spenden. 320 Über die Unterweisung der Gemeindemitglieder zum Spenden schrieb er eine eigene Artikelserie. 321

Damit, dass Forgács auch das Spenden zu den Arbeiten des Evangelisierens zählte, erwies er sich als Pionier der ungarischen theoretischen und praktischen Missions-theologie, weil er das Wesen des Evangelisierens nicht allein auf die verbale Predigt beschränkt hat. 322

315 Forgács, A belmisszió, p. 410.316 Forgács, A belmisszió, p. 411.317 Forgács, ‘Általános vezérfonal az egyházi énektanításhoz’, Az Út, III/1-2 (1917), pp. 59-63. III/3-4

(1917), pp. 103-109. III/11-12 (1917), pp. 264-263. IV/4-5 (1918), pp. 81-93.318 Forgács, A belmisszió, pp. 413-423. Forgács, ‘Tiszteld az Urat a te vagyonodból’, Reformáció, XI/12

(1931), p. 188.319 Forgács, A belmisszió, p. 413.320 Forgács, A református misszió irányelvei, pp. 8-9. Forgács, A belmisszió, pp. 420-422.321 Forgács, ‘Önkéntes adózás’, Reformáció III/18 (1922), pp. 125-126. V/3 (1924), pp. 33-37. V/4 (l924),

pp. 49-53. V/5 (1924), pp. 66-70. V/6-7 (1924), pp. 84-86. Forgács, ‘A fegyelem és az anyagiak’, Reformáció, IV/3 (1923), pp. 49-52.322 David J. Bosch, Paradigmaváltások, p. 384. Zitiert: D.L. Watson, D. A. McGavran, L. Newbigin und J.

A. B. Jongeneel.

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Die Arbeitsgebiete des EvangelisierensIn seiner praktischen Missionstheologie, in der Forgács über die verschiedenen Ge-biete der evangelisierenden Arbeit schrieb, formulierte er vielleicht die meisten neuen Gedanken. Die evangelisierende Arbeit teilte er sowohl örtlich als auch nach Alters-gruppen auf. Die Aufteilung der missionierenden Arbeit nach örtlichen Gegebenhei-ten und Altersgruppen galt in der Ungarischen Reformierten Kirche als Paradigmen-wechsel, der zuerst von den Mitarbeitern der Erweckung der Inneren Mission in den Gemeinden angewendet wurde.

In Pécel ließ Forgács wie gesagt das erste Gemeindehaus des Landes bauen, wo er sog. ‘Gesellschaftsabende’ organisierte, bei denen nach einer kurzen evangelisie-renden Predigt bei einer Tasse Tee Theaterstücke mit religiösem Inhalt dargeboten, Gedichte vorgetragen und eventuell Filme gezeigt wurden. Anschließend wurde über die missionarischen Angelegenheiten der Kirchengemeinde im Rahmen einer unge-zwungenen Unterhaltung gesprochen. Seine Absicht war damit, die evangelisierende Arbeit außerhalb der Kirchenmauern zu bringen. Das war in einer ungarischen Ge-meinde auf dem Land eine neue Erfahrung. Ungewöhnlich neu war auch, als er in Pécel eine Straßenevangelisation und später Hausgottesdienste durchführte, weil er damit den Rahmen der kirchlichen Gebäude verließ. Als die Sonntagschule für die Kinder im Gemeindesaal durchführt wurde, überschritt er auch den Rahmen des Re-ligionsunterrichts, der an die Klassenräume der kirchlichen Schule gebunden war und dehnte damit die örtliche Grenzen der evangelisierenden Arbeit bedeutend aus.

Die inhaltlichen, praktischen und methodischen Elemente dieser Arbeit erarbeitete Forgács sehr sorgfältig, bis hin zu solchen Details, wie eine bestimmte missionarische Form, zu welcher Tageszeit und nach welchem Programm ablaufen soll. 323 Er ging auch auf solche Einzelheiten ein, dass der Pfarrer möglichst keinen Talar anlegen soll, wenn er in diesen Gebieten arbeitet. 324 Da er in mehreren Schriften über die in der United Free Church of Scotland 325 laufende Arbeit der Inneren Mission berichtet hatte, ist auch in diesem Teil seiner praktischen Missionstheologie der schottische Einfluss erkennbar.

Das Evangelisieren der KinderIn seiner praktischen Theologie teilte Forgács das Gebiet der evangelisierenden Ar-beit auch nach Altersgruppen ein. Die erste Altersgruppe, mit deren Evangelisieren er sich befasste, waren die Kinder. 326 Der Begriff des Evangelisierens der Kinder war im ungarischen kirchlichen Wortgebrauch nahezu unbekannt.

In der biblischen Begründung dieser Arbeit beruft Forgács sich auf das Verhält-nis von Jesus zu den Kindern. Davon ausgehend leitete er die These ab, dass ‘ge-

323 Forgács, ‘A vallásos estékről’. Reformáció, IV/4 (1923), pp. 81-85.324 Forgács, A belmisszió, pp. 341-343. Siehe noch Forgács, A református misszió irányelvei, pp. 5-6.

Forgács, ‘A vallásos estékről’, Reformáció, IV/4 (1923), pp. 81-85.325 Forgács, A belmisszió, pp. 143-146.326 Unter dem Titel ‘Evangélizálás a gyermekek és serdülők között’ (Das Evangelisieren unter Kindern

und Heranwachsenden) befasste er sich in einem besonderen Artikel mit dem Evangelisieren dieser Altersgruppe. Forgács, A belmisszió, pp. 423-450.

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mäß Jesus die Kinder das heilige Recht haben, das höchste Gut, das Reich Gottes, zu besitzen.’ 327 Deshalb ist es auch Pflicht der Kirche, solche Gelegenheiten zu schaffen,bei denen die Kinder dieses höchste Gut erhalten können. Als wichtigste Mittel des Evangelisierens der Kinder nannte er die Familie, deshalb förderte er auch das Evan-gelisieren der Eltern. Als weiteres Mittel des Evangelisierens der Kinder bezeichnete er die Sonntagschule, die durch die Kirche organisiert werden sollte. Das organisato-rische, liturgische und pädagogische Programm der Arbeit der Sonntagschule arbei-tete er ausführlich aus. 328 Dabei gab er auch an, wie viel Minuten welches liturgische Element dauern darf. Sein Hauptprinzip war, dass das Programm ‘vielseitig und nicht langweilig sein darf!’ 329

Über das missionarische Ziel des Evangelisierens der Kinder sprechend verwen-dete Forgács nie die Begriffe ‘Bekehrung’ oder ‘Bekehren’. Im Allgemeinen nannte er zwei missionarische Ziele. Das eine war, dass der Sonntagschullehrer sich bemü-hen soll, die Kinder ‘mit dem Lehren der Bibel, mit dem Beispiel seines Lebens und mit der geduldigen Liebe gegenüber den Kindern zu Christus zu führen.’ 330 Für ein weiteres Ziel hielt er es, dass die Kinder ‘mit dem Organisieren von sinnvoller Unter-haltung und Ausflügen’ davon überzeugt werden müssen, dass ‘der christliche Glaubedie fröhliche Unterhaltung nicht ausschließt.’ 331 Als pädagogisches Ziel des Evangeli-sierens der Kinder gab er das ‘Erziehen’ für die Konfirmation an. 332

Das Evangelisieren der TeenagerAußer der Kindermission beschäftigten ihn auch die inhaltlichen und methodischen Fragen der unter den Teenagern, d.h. unter den Konfirmanden, 333 auszuführenden mis-sionarischen Arbeit. Die Erklärung dafür liegt darin, dass der sich sein ganzes Leben lang um die Reformation der Kirche bemühende Forgács, davon überzeugt war, dass die Reformation der Kirche mit dem Reformieren der Konfirmation begonnen werdenmuss. 334 Eine Ursache des Verfalls der Kirche sah er nämlich darin, dass das Sakra-ment des Abendmahls im Leben der Gemeinden seine biblische Bedeutung verloren hat und aus ihm eine leere Tradition wurde. An dieser Situation wollte er durch das

327 Forgács, A belmisszió, pp. 423-424. 328 Forgács, A református gyermekmisszió, (Budapest: Magyarországi Református Egyház Egyetemes

Konventje, 1929). Forgács, ‘A vasárnapi iskolák ügye’, Reformáció, IV/12 (1923), pp. 247-250. Forgács, ‘A gyermek lelki gondozása’, Reformáció, VI/9 (1926), pp. 150-153. Forgács, ‘A gyermekmissziói tanfolyamok rendezéséről’, in Belmissziói Útmutató 1929-1930 (Budapest: Bethlen Nyomda, 1929), pp. 16-22. Forgács, ‘Gyermekmisszió református egyházunkban’, in Belmissziói Útmutató 1929-1930 (Budapest: Bethlen Nyomda, 1929), pp. 51-123.

329 Forgács, A belmisszió, p. 434.330 Forgács, A belmisszió, p. 430.331 Forgács, A belmisszió, p. 430.332 Forgács, A református misszió irányelvei, p. 5.333 In Ungarn war der Konfirmation im Alter von 12 Jahren übrig.334 ‘Die moralische Lebensfähigkeit der Gemeinde und damit der universellen Kirche hängt von der

gewissenhaften Bewertung und Durchsetzung der Konfirmation ab.’ Forgács, ‘A konfirmáció’,Reformáció, II/3 (1921), pp. 34-35.

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Reformieren der Konfirmation helfen. Er schlug vor, das Alter der sich zur Konfirma-tion Meldenden von bisher 12 Jahren auf 14-18 Jahre anzuheben. Die Vorbereitungs-dauer soll 2 Jahre betragen, während der Unterricht in einer Anfänger- und in einer Fortgeschrittenenklasse erfolgt. In den Lehrstoff müssen die inhaltliche Kenntnis der Bibel und die Vermittlung der ethischen Normen der christlichen Lebensweise aufge-nommen werden. Bis zum Ende ist das missionarische Ziel ‘das Erwecken des indi-viduellen Glaubens sowie diesen selbstbewusst zu machen.’ 335 In seinem Reformplan der Konfirmation widmete er dem Presbyterium eine bedeutende Rolle. Deren Mit-glieder sollten die Konfirmanden besuchen und geistlich betreuen. Um diesen Prozesszu unterstützen, schrieb er selbst ein Lesebuch und einen Katechismus für Konfirman-den und arbeitete zudem eine Methodik für den Konfirmationsunterricht aus. 336

Das Evangelisieren der JugendlichenIn der Aufteilung der evangelisierenden Arbeit nach Altersgruppen befasste er sich noch besonders mit den Methoden der missionarischen Arbeit, die man unter Jugend-lichen, die das 18. Lebensalter erreicht haben, ausführen kann. Über den inhaltlichen Teil dieser Arbeit schrieb er verhältnismäßig wenig und dann auch nur allgemein. ‘Bei den Zusammenkünften müssen wir in erster Linie evangelisieren!’ 337 Im Zusammen-hang mit dieser Altersgruppe hebt er eher hervor, dass sie gerne Ausflüge und Gesell-schaftsspiele macht sowie einzelne Themen gemeinsam bespricht, dementsprechend müssen auch die Stunden geplant werden.

Im Zusammenhang mit der Jugendarbeit hielt Forgács jedoch nicht die Betonung des ekklesiologen Standpunktes für wichtig, dass auch diese Arbeit in die Gemeinde integriert werden muss. Er empfahl, dass dort, wo die Jugendarbeit beginnt, selbstän-dige Jugendvereine gegründet werden oder man sich einer landesweiten Jugendor-ganisation anschließt. Er ermutigte sogar die Gründung einer Jugendgemeinde, de-ren Mitglieder unter sich selbst Presbyter und auch sonstige Würdenträger wählen können. 338 Zur Gründung von Jugendvereinen ermutigend gab er auch ein Beispiel an unter dem Titel ‘Wie muss ein lebensfähiger christlicher Jugendverein aussehen?’ 339 Auffallend ist, dass unter diesen Bedingungen an keiner Stelle die Klärung dessen vorkommt, wie die Verbindung der Mitglieder der Jugendorganisation mit der örtli-chen Gemeinde aussehen soll. Dieses Problem wurde seitdem zu einer brennenden Frage der ungarischen reformierten Jugendarbeit. Forgács, auf den die in den inter-nationalen Jugendorganisationen erfolgende Arbeit bereits als jungen Pfarrer einen großen Einfluss ausgeübt hat, sah allen Anzeichen nach keinerlei Gefahr in der vonihm vertretenen Konzeption. Die Jugend wollte er um jeden Preis gewinnen, weil er in

335 Forgács, ‘A konfirmáció’, Reformáció, II/8 (1921), pp. 92-93.336 Forgács, Vezérkönyv a konfirmációi oktatáshoz. Útmutató tervezet az úrvacsorázó református

egyháztagok előkészítésének és felvételének gyakorlására (Tahitótfalu: Sylvester Nyomda, 1927).337 Forgács, A belmisszió, p. 462. 338 Forgács, A belmisszió, pp. 445-447.339 Forgács, A belmisszió, pp. 465-466.

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ihr das Unterpfand einer neuen Reformation sah. Deshalb bezeichnete ihn später einer seiner Laudatoren als ‘Missionar der Jugend’. 340

In Verbindung mit allen Teilen der Arbeit des Evangelisierens betonte er die Ver-antwortung des örtlichen Presbyteriums und empfahl unter Berücksichtigung der ört-lichen Gegebenheiten, dass das Presbyterium in jedem Jahr einen kurzfristigen und ei-nen langfristigen missionarischen Arbeitsplan ausarbeitet, in dem Inhalte und Termine der geplanten Arbeit sowie die Verantwortlichen für diese Arbeit enthalten sind. Diese methodische Behandlung der missionarischen Arbeit hatte in der Ungarischen Refor-mierten Kirche ebenfalls Pioniercharakter, in der im Allgemeinen jede missionarische Arbeit pfarrerzentrisch war und jahrzehntelang ohne einen besonderen Plan ablief.

7.5.5 Die Diakonie

Diakonie als Arbeit der Inneren MissionÜber die nach außen wirkende Arbeit der Inneren Mission schreibend bezeichnete Forgács die Diakonie außer dem Evangelisieren als zweites Arbeitsgebiet. Im Hin-tergrund dessen stand, dass er selbst die wirtschaftlichen und sozialen Krisen in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts erlebte, die auch die Kirche schwer berührten und schließlich in Ungarn 1919 zu einer blutigen Revolution führten. In der ungari-schen Gesellschaft blieben jedoch auch später die sozialen Probleme bestehen und verursachten auch weiterhin bedeutende gesellschaftliche Spannungen. Forgács sah das so, dass die Kirche zur Behandlung der sozialen Probleme ein Beispiel zeigen könnte, wenn sie innerhalb der Gemeinden die sozialen Probleme ihrer Mitglieder, mit Solidarität und gemeinsamem Opfer, lösen würde. Die Kirche könnte jedoch mit der Gründung von sozialen Einrichtungen auch der Gesellschaft helfen. 341

Diakonie als missionarisches TorForgács sah in der Diakonie nicht nur ein Kirche und Gemeinde bauendes missio-narisches Mittel, sondern ein wichtiges missionarisches Tor zur Gesellschaft. Da die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung des Landes Mitglied einer christlichen Kon-fession war, sprach Forgács über Ungarn als eine christliche Gesellschaft. Nach dem ersten Weltkrieg kämpfte das Land auf den Gebieten Gesundheitswesen, Armut, Wai-senversorgung sowie Versorgung der Suchtkranken gleichermaßen auch mit schweren sozialen Problemen. Als Forgács forderte, dass die Gemeinden die Armen registrieren und unterstützen, den Ärzten bei gesundheitlichen Angelegenheiten, bei der Pflegeder unterernährter Säuglinge, bei dem hygienischen Unterricht helfen, für die Waisen Waisenhäuser errichten und sich mit rettender Liebe denjenigen zuwenden, die dem Alkohol verfallen sind, sah er in dieser Arbeit jenes missionarische Mittel, mit dessen Hilfe die Kräfte des Evangeliums die ganze Gesellschaft erreichen können.

Das hielt er für eine der missionarischen Aufgaben der Kirche des 20. Jahrhunderts. ‘Die Mission des XX. Jahrhunderts ist der Ausbau und die Stärkung der sozialen Basis

340 Pál Gulyás, Magyar Írók élete és munkái (Budapest: Argumentum kiadó, 1992), p. 414.341 Forgács, A belmisszió, pp. 330-332.

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des Christentums, damit sie danach mit noch größerem Schwung die Erfüllung des gro-ßen missionarischen Auftrags fortsetzen kann.’ 342 In seiner Missionstheologie war die Diakonie ein immer wiederkehrendes Thema. In seinem Lebenswerk befasst er sich über 52 Seiten mit der Diakonie. Darin interessierten ihn jedoch nur deren praktische Fragen.

Hier müssen wir anmerken, dass er sich über die Ziele der Mission sprechend zwar bemühte, die einzelnen Ziele klar voneinander zu unterscheiden, aber er hat diese Zie-le theologisch nicht miteinander verbunden. Das wäre jedoch besonders im Falle des Reiches Gottes und der Diakonie begründet gewesen. Da er jedoch den Begriff des Reiches Gottes theologisch nicht gründlicher ausdrückte, blieb er auch einer theologi-schen Bestimmung des Heilsbegriffes schuldig. Der Begriff des Heils war ein auf das Eschaton beschränkter Begriff, deshalb begründete er dessen immanente Ausbreitung 343 theologisch nicht. Das ist ein Paradoxon der Missionstheologie von Forgács, dass er dafür, was er in Verbindung mit der Ausführung der Diakonie in der Praxis förderte, keine gründliche theologische Begründung gab. Dieses Versäumnis wurde von Sándor Makkai weder bemerkt, noch weiter bearbeitet. Makkai schrieb ein beachtenswertes Buch über die missionarische Arbeit der Kirche, aber auch er unterließ in diesem die theologische Verbindung der Frage des Reiches Gottes, der Diakonie und des Heils. 344

Auch hier möchte ich darauf verweisen, was wir bereits früher erwähnten, dass wir in der Einbeziehung der Diakonie in das Gebiet der Inneren Mission einen Einflussvon Wichern erkennen können, den auch die schottischen Erfahrungen von Forgács nur bekräftigen konnten, wo die diakonische Arbeit ein wichtiges Element der missi-onarischen Arbeit der Gemeinde war.

János Victor, der weder die Panmissionsanschauung von Forgács, noch die von Makkai teilte, zählte die Diakonie zu den Grundtätigkeiten der Gemeinde und ver-band sie mit der Predigt und der Seelsorge. Damit wollte er betonen, dass die Diako-nie nur dann biblisch ist, wenn sie die Predigt stärkt; im gegenteiligen Fall verliert sie ihre evangelistische Dimension. 345

Die Struktur der diakonischen ArbeitDie diakonische Arbeit teilte Forgács in drei Gebiete auf. Das eine bezeichnete er als ‘Schutz-, und Pflegearbeit’, das zweite als ‘Rettungsarbeit’ und das dritte als‘Sozialarbeit’. 346 Diese Arbeitsgebiete werden in seinem Buch wie folgt beschrieben.

Unter der Schutz- und Pflegearbeit verstand Forgács die Tätigkeit in Waisenhäu-sern und in Internaten, wo die Jungen und Mädchen aus der Provinz wohnten und wo für deren Beköstigung und Kleidung gesorgt wurde. Für wichtig hielt er es, dass in diesen Institutionen auch für die seelische Erziehung und Schulausbildung der Ju-

342 Forgács, A belmisszió, p. 332.343 Vgl. David J. Bosch, Paradigmaváltások a misszió teológiájában, p. 362.344 Makkai schreibt über die theologische Begründung der Diakonie nicht einmal so viel, wie Forgács.

Siehe Sándor Makkai, Az egyház missziói munkája, pp. 318-320.345 János Victor, Építsünk hajlékot (Budapest: 1936), p. 14. Zitiert Sándor Gaál, ‘A kezdeményező egyház’,

pp. 100-102.346 Forgács, A belmisszió, p. XIII.

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gendlichen gesorgt wurde. Zu den Schutz- und Pflegearbeiten zählte er auch die unterKranken, Körperbehinderten und geistig Behinderten auszuführende Arbeit.

Zur Rettungsarbeit zählte Forgács die Arbeit unter Gefangenen, Alkoholikern und Prostituierten. Dazu zählte er die Gefangenenmission sowie die Unterstützung der aus dem Gefängnis Entlassenen bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Er strebte die Beteiligung an der Arbeit des ‘Blauen Kreuzes’ unter den Alkoholikern an. Im Kampf gegen die Prostitution empfahl er den Anschluss an die Arbeit des ‘Weißen Kreuzes’.

Unter der Sozialarbeit verstand er alle Tätigkeiten, die der Milderung des sozialen Elends dienen. Über die Methode dieser Arbeit schrieb er nichts. Dagegen befasste er sich mit dem Verhältnis der diakonischen Arbeit und der Gemeinde.

Forgács empfahl, in den Gemeinden über diese Arbeit weiter zu informieren, die Gemeindemitglieder zu ermutigen, nicht nur zu spenden, sondern auch aktiv an dieser Arbeit teilzunehmen. Gleichzeitig hat jede Gemeinde sich zu bemühen, auch in ihrem eigenen Gebiet die vielschichtige Arbeit der Diakonie auszuführen. Er betrieb die Organisation dieser Arbeiten und empfahl, dass es ‘in allen Gemeinden einen Kurator der Armen geben soll’, der die Armen und die Kranken im Auge behält sowie den Mutter-, und Säuglingsschutz organisiert. 347

Da Forgács in erster Linie entweder in großen Städten oder in Kleinstädten (Pé-czel, Sárospatak) gearbeitet hat, entging seiner Aufmerksamkeit der Umstand, dass die einen bedeutenden Teil der Mitglieder der Ungarischen Reformierten Kirche aus-machenden Landarbeitermassen auf Aussiedlerhöfen und in kleinen Dörfern lebten. Mit diesen Massen befasste sich die Kirche weder aus einem geistlichen, noch aus ei-nem sozialen Gesichtspunkt. Imre Révész merkt an, dass sich die Reformierte Kirche mit diesem fast zwei Jahrhunderte alten Problem nicht befasst hat. Was die Vertreter der Inneren Mission auf diesem Gebiet zu tun versuchten, waren höchstens ‘soziale Öltropfen’. 348 Révész wirft den Vertretern der Inneren Mission vor, dass sie den ‘of-fensichtlichen tiefen Zusammenhang zwischen den Sektenbewegungen und der sozi-alen Unzufriedenheit des Landproletariats’ nicht bemerkten. 349 Forgács tat während seiner Zeit als Pfarrer in Sárospatak zwar sehr viel für die Unterstützung der auf den Aussiedlerhöfen lebenden Menschen, in seiner theoretischen Arbeit bringt er dennoch die Zusammenhänge nicht zum Ausdruck, auf die Imre Révész hingewiesen hat.

7.5.6 Die Reformation der Missionsarbeit

In der von Forgács ausgearbeiteten praktischen Missionstheologie ist außer ‘Evange-lisieren’ und ‘Diakonie’ die ‘Reformation’ ein Schlüsselbegriff. 350 Unter der Reforma-

347 Forgács, A református misszió irányelvei, pp. 12-13.348 Imre Révész, ‘Előszó’ in A Magyar református egyház története, Sándor Bíró und István Szilágyi red.,

(Budapest: Kossuth Könyvkiadó, 1949), pp. 13-14.349 Révész, ‘Előszó’, p. 14.350 Im Organ der Reformbewegung ‘Péczeli Kör’, schrieb Forgács in der ersten Ausgabe der Reformáció:

‘Die Reformation wollen wir, für die Reformation arbeiten wir, die Reformation ist in allen Erscheinungsformen und in jeder Hinsicht unseres Kirchenlebens notwendig.’ Forgács, ‘A reformáció’, Reformáció, I/1 (1920), p. 1.

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tion verstand er in erster Linie die den Gesichtspunkten der Mission angepasste Um-gestaltung der bisher tätigen, statischen kirchlichen Strukturen. 351 Seine Zielsetzung war es, dass die Ungarische Reformierte Kirche einmal zu einer ‘missionarischen Kir-che’ wird. 352 Auch hier zeichnete ihn der missionarische Aktivismus aus. Er arbeitete dafür, dass die Mitglieder der Gemeinde ihre von Gott bestimmte Sendung erkennen und sich der Ausbreitung des Reiches Gottes widmen.

Die Reformation der örtlichen GemeindeDa nach Forgács jede missionarische Arbeit klein begonnen werden muss, 353 wollte er die ersten Schritte des Weges, der zu der missionarischen Kirche führt, in der örtli-chen Gemeinde beginnen. Deshalb befasste er sich mit der Reformation der örtlichen Gemeinden mindestens ebenso intensiv wie mit der Frage der Reformation der gan-zen Kirche. Die Reformation der Gemeinde hielt er in vier Bereichen für notwendig. Diese Gebiete waren 1. Kirchenmitgliedschaft, 2. Konfirmation, 3. missionarischeAktivierung der Gemeinde und 4. Kirchendisziplin.

1. Die Frage der Kirchenmitgliedschaft beschäftigte ihn deshalb, weil ‘uns in allem das Trägheitsmoment behindert, das die Zwangsmitglieder unserer Kirche darstellen.’ 354 Unter den Zwangsmitgliedern verstand er solche getauften Gemeinde-mitglieder, die keinerlei Verbindung mit der Gemeinde pflegten und dagegen mit ihrerGleichgültigkeit und Lebensführung ‘der Kirche Schande machen’. Seine Frage war, ob die Kirche von den ‘Zwangsmitgliedern’ die ‘Zwangssteuer’ annehmen darf, die die staatliche Steuerbehörde als Kirchensteuer zwangsweise eintrieb. Er warf auch die Frage auf, ob es biblisch ist, dass der Staat die Kirche mit Geld unterstützt. 355 Die Reformation der Kirchenmitgliedschaft wollte er so beginnen, dass alle getauften Menschen eine Erklärung ablegen sollen, dass sie die Kirchenmitgliedschaft und die damit verbundenen geistlichen und materiellen Opfer auf sich nehmen wollen. Dieje-nigen, die dazu nicht bereit sind, soll die Kirche nicht als ‘berechtigte Mitglieder der Kirche’ anerkennen 356 und weder von ihnen, noch vom Staat, die materielle Unterstüt-zung annehmen. 357

Die Reform der Kirchenmitgliedschaft empfahl er bei den Konfirmanden zu begin-nen, indem das Presbyterium jeden einzeln prüft, wer zur Konfirmation zugelassen undwer von ihnen Mitglied der Kirche werden darf. 358 Sein auf die Kirchenmitgliedschaft

351 Forgács, A belmisszió, pp. 325-326.352 Forgács, A belmisszió, p. 7. Siehe noch Forgács, ‘A missziói egyház’, Reformáció, X/1. (1930), pp. 1-2.

Siehe noch ‘Missionary Ecclesiology’ in Jan A. B. Jongeneel, Philosophy, Science, and Theology of Mission in the 19th and 20th Centuries, A Missiological Encyclopedia, Part. II. Missionary Theology, pp. 88-89.

353 Forgács, A belmisszió, pp. 654-655.354 Forgács, ‘Kényszertagok’, Reformáció, I/4 (1920), p. 1.355 Forgács, ‘Kényszeradózás’, Reformáció, III/17 (1922), pp. 117-118.356 Forgács, ‘Kényszertagok’, Reformáció, I/4 (1920), p. 1.357 Forgács, ‘Az önkéntes adózás’, Reformáció, III/18 (1922), pp. 125-126.358 Forgács, ‘Kényszertagok’, Reformáció, I/4 (1920), p. 1.

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bezogener Reformvorschlag löste ein starkes Echo aus, sowohl pro als auch contra. Dieser konnte aber schließlich nur in einigen Gemeinden verwirklicht werden. 359

In der Frage der Reform der Kirchenmitgliedschaft nennt er jedoch nur pragmati-sche Argumente und hat dabei weder gute dogmatische, noch missionstheologische Antworten. Die von ihm als ‘Zwangsmitglieder’ bezeichneten Menschen waren näm-lich alle als getaufte Personen gemäß der reformierten Bundestheologie Mitglieder des Gnadenbundes und stellten in diesem Sinne eine wichtige Zielgruppe der Inneren Mis-sion dar. Es scheint so, dass Forgács bei diesem Punkt unter den Einfluss seiner subjek-tiven Gefühle gelangte und seine missionarischen Gesichtspunkte verloren hat.

2. Für einen ‘kritischen Punkt’ des Gemeindelebens hielt er die Frage der Konfirma-tion. Die Krise der Konfirmation sah er darin, dass nach einer kurzen Vorbereitung vonzwölfjährigen Kindern ein solches Gelöbnis abgelegt wird, das sie auf der Grundlage ihres Alters noch gar nicht verantwortlich ablegen können. Sie verstehen auch nicht genau, worum es bei der Konfirmation geht; dennoch werden sie zum Abendmahlzugelassene Mitglieder der Gemeinde. Da ein 12-jähriges Kind auch das Wesen des Abendmahls noch nicht verstehen kann, ist für sie später die Abendmahlgemeinschaft eine überflüssige Liturgie, mitunter nur ein abergläubischer Brauch. Deshalb stellte erder kirchlichen öffentlichen Meinung die Frage: ‘Achtet die Ungarische Reformierte Kirche den Leib des Herrn?’ 360 Da er hinter der Entwicklung der falschen Praxis der Kirchenmitgliedschaft und des Abendmahls die Krise der Konfirmation sah, war erder Meinung, dass nur die erfolgreiche Reformation der Konfirmation die Kirche ‘aufihrem verhängnisvollen Niedergang des vollständigen Zerfalls’ aufhalten kann.

Sein Reformvorschlag bestand darin, dass nur derjenige ein vollberechtigtes Mit-glied der Kirche sein darf, der konfirmiert wird. Nur derjenige darf das Abendmahlnehmen, der konfirmiert wurde. Alle konfirmierten Personen sollen ein kleines Mit-gliedsbuch erhalten und wenn sie in einer anderen Gemeinde das Abendmahl zu sich nehmen wollen, können sie sich mit diesem kleinen Buch ausweisen. 361 Zur Konfirma-tion dürfen sich die 14 bis 18 Jahre alten Jugendlichen melden, deren Vorbereitung in einer Anfänger- und später in einer Fortgeschrittenenklasse erfolgen würde. Ein geist-liches Ziel der Vorbereitung wäre die ‘Erweckung des individuellen Glaubens’, ein anderes das ‘Einpflanzen von Entscheidungen’ zur demütigen Nachfolge Christi. 362

Ein ganz neues Element in seinem Reformvorschlag war die Einbeziehung der Presbyter in die Arbeit der Konfirmation. Jeder Presbyter muss für die seiner Wohnungam nächsten wohnenden Konfirmanden verantwortlich sein. Sie sollen nicht nur beo-bachten, ob der Konfirmand in die Kirche geht, sondern auch deren Familien und ihrmoralisches Verhalten aufmerksam verfolgen. Forgács schlug vor, dass die Presbyter regelmäßig die Konfirmandenstunden besuchen und die Schüler kennenlernen. ZumAbschluss haben sie nach der Konfirmandenprüfung einzeln zu entscheiden, welcher

359 Forgács verwirklichte diese Reform als er Pfarrer in Péczel war. Siehe Péczeli Presbiteri jkv. V. kötet, 1919, p. 98.

360 Forgács, ‘A konfirmáció’, Reformáció, II/5 (1921), pp. 59-60.361 Forgács, ‘A konfirmáció’, Reformáció, II/6 (1921), pp. 72-75.362 Forgács, ‘A konfirmáció’, Reformáció, II/8 (1921), pp. 92-93.

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Schüler das Gelöbnis ablegen darf. Wer für nicht geeignet erfunden wird, ist für ein Probejahr zu entlassen. 363 Er unterbreitete auch einen Vorschlag für das Lehrmaterial, das auf die Konfirmation vorbereitet, indem er ein Lesebuch und einen Katechismusfür Konfirmanden schrieb.

Der Vorschlag von Forgács gelangte schließlich vor die Synode. 364 Von dem Vor-schlag wurde die Erhöhung der unteren Altersgrenze für die Konfirmation auf das14. Lebensjahr so angenommen, dass der Unterricht im Alter von 12 Jahren zu be-ginnen hat und zwei Jahre lang dauert, aber der Teenager erst nach Vollendung des 14. Lebensjahres konfirmiert werden darf. Angenommen wurde, dass deren Ziel ‘dieTaufe des Heiligen Geistes’ sein soll bzw. dass das Presbyterium auf der Grundlage des Berichts des Pfarrers entscheiden soll, ‘wer würdig ist, zur Konfirmation zuge-lassen zu werden’. Die Synode nahm auch seinen Vorschlag für das Lehrmaterial zur Konfirmation an. 365 Wir können feststellen, dass, wenn auch nicht alle Teile seines Vorschlages angenommen wurden, die Sache der Konfirmation aus ihrem Todpunktbewegt wurde und von einer formellen Liturgie, für einige Zeit, eine missionarische Angelegenheit wurde.

3. Das dritte Gebiet, auf dem Forgács Reformen verlangte, war die missionarische Aktivierung der Mitglieder der Gemeinde. Seit Beginn seiner Tätigkeit beschäftigte ihn, wie die Mission von den Vereinen in die Gemeinde getragen und zu einer Sache der Gemeinde gemacht werden kann. Nach seinem darüber gehaltenen Vortrag be-gann auch die Reformbewegung des Péczeler Kreises. 366 1923 begann er, seine Er-fahrungen zusammenfassend, eine Artikelserie in der Reformáció unter dem Titel: ‘Die arbeitende Gemeinde’. In diesen Artikeln berichtete er darüber, welche Arbeiten der Inneren Mission in der Péczeler Gemeinde erfolgen, an denen die Mitglieder der Gemeinde aktiv teilnehmen: Gesellschaftsabende, 367 Verbreitung von Literatur und die Schriftenmission, 368 Sonntagsschule 369, die Teilnahme am Ausschuss für die In-nere Mission und an der Sozialarbeit. 370 Ziel dieser Artikel war es, auf die Methoden zu verweisen, mit deren Hilfe möglichst viele Mitarbeiter in die Mission einbezogen werden können, um dadurch die Gemeinde selbst zu aktivieren. 371 Mit dieser Tätigkeit leistete er sowohl auf theoretischem als auch auf praktischem Gebiet Pionierarbeit in

363 Forgács, ‘A konfirmáció’, Reformáció, II/7 (1921), pp. 81-82.364 Seinen Vorschlag nahm zuerst der Dunamelléki Egyházkerület (Kirchenbezirk Donaugebiet) an, später

legte sie ihn der Synode vor. Forgács, ‘Szemle’, Reformáció, IV/4 (1923), pp. 79-80.365 Hinweise zum Verfahren bezüglich der Konfirmation, in Kraft getreten am 1. Januar 1931. A

magyarországi református egyház 1928. május 8-án megnyílt zsinatának irományai (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Rt., 1928), 41. Anlage, pp. 2-7.

366 Der Vortrag erschien in: Kálvinista Szemle, 1920. július 18. I/16 (1920), pp. 4-5. Titel: ‘Javaslat az egyházi élet megújhodására’ (Vorschlag zur Erneuerung des kirchlichen Lebens).

367 Forgács, ‘A vallásos estékről’, Reformáció, IV/4 (1923), pp. 81-85.368 Forgács, ‘Belmisszió’, Reformáció, IV/7 (1923), pp. 150-152.369 Forgács, ‘A vasárnapi iskolák ügye’, Reformáció, IV/12 (1923), pp. 247-249.370 Forgács, ‘Belmissziói bizottság munkarendje’, Reformáció, IV/9 (1923), pp. 200-204.371 Forgács, ‘Missziói feladatok a gyülekezetben’, Reformáció, V/8 (1924), pp. 97-99.

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7. DIE MISSIONSTHEOLOGIE VON FORGÁCS

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der Reformierten Kirche und legte so die Fundamente der heute in Ungarn als Ge-meindebau bezeichneten Arbeit.

4. Das Thema der Reformation der Kirchenmitgliedschaft und der Konfirmationverband Forgács konsequenterweise mit der Reform der Kirchendisziplin. Mit dieser Frage befasste er sich deshalb, weil ‘es unmöglich ist, bei diesem Gedanken ruhig zu bleiben, dass unsere Gemeinden wegen der fehlenden Disziplin an den Abgrund der vollständigen Verwahrlosung gelangen.’ Sein Ausgangspunkt war also die in der Kirche entstandene praktische Situation. Die Gemeindedisziplin dehnte er auf zwei Gebiete aus. Das eine beschäftigte sich mit den moralischen Fragen (Ehebruch, Al-koholismus, Erregen öffentlichen Ärgernisses etc.) und das andere mit der Treue zur Kirche (Fernbleiben vom kirchlichen Leben, Übertritt in eine andere Konfession etc.). Als erstes Forum der Einhaltung der Disziplin nannte er den Pfarrer, als zweites das Presbyterium und als drittes das Kirchenbezirksgericht. 372 Er betonte, dass bevor ir-gendein Disziplinarverfahren in der Gemeinde eingeleitet wird, zuvor über Ziel und Wesen der Disziplinarmaßnahme aufgeklärt werden muss: zum einen über das Motiv der Disziplinarmaßnahme: die Liebe, und zum anderen über deren Ziel: das Retten der Seele. Er betonte also den seelsorgerischen Aspekt der Disziplinarmaßnahme. In einem besonderen Zeitungsartikel befasste er sich mit der Aufführung von Beispielen, bei denen die Einhaltung der Disziplin der Stärkung des Gemeindelebens diente. 373 Die biblischen Grundlagen der schwierigen Frage der Disziplinarmaßnahme arbeitete er jedoch nicht aus, sein Ausgangspunkt war der Gemeindekontext, deshalb war seine Argumentation eher Moralisieren, als Theologie. Die Ausübung des Disziplinierens in der Gemeinde begann er selbst meistens nicht sehr glücklich, woraus ihm in seinen bei-den Gemeinden viele Unangenehmlichkeiten entstanden. Seine sich auf die Disziplin beziehenden Vorschläge haben auf die synodale Ordnung keinen Einfluss gehabt.

Die Reformation der Arbeit der Inneren MissionDie Reformation der Arbeit der Inneren Mission hielt Forgács deshalb für eine wich-tige Aufgabe, weil er in dem in der Kirche herrschenden Mangel an Organisation, in der Spannung zwischen Kirche und Vereinen sowie im Fehlen von Verbindungen und geistlicher Einheit der Missionvereine ein großes Hindernis sah. Für eine Vorausset-zung der erfolgreichen Arbeit der Inneren Mission hielt er dagegen das Organisieren der dieses große Gebiet umfassenden Arbeit. Unter der organisierenden Arbeit ver-stand er die sorgfältige Planung der Missionsarbeiten, deren landesweite Koordinie-rung sowie das Bemühen um den Aufbau einer ‘brüderlich geistlichen Gemeinschaft’ der die Arbeit ausführenden verschiedenen Gruppen.

Forgács empfahl, dass für die Durchführung dieser Planungs-, und Koordinie-rungsarbeit der Inneren Mission in den graduellen Kirchenkörperschaften der Unga-rischen Reformierten Kirche missionarische Ausschüsse gegründet werden. Ein Mis-sionsausschuss sollte also in der örtlichen Gemeinde, dann bei der Superintendantur, beim Kirchendistrikt und später bei der Synode tätig sein. Diese Missionsausschüsse

372 Forgács, ‘Fegyelmezés a gyülekezetben’, Reformáció, II/21 (1921), pp. 228-229.373 Forgács, ‘Szemle’, Reformáció, IV/65 (1923), pp. 97-100.

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haben Pläne zu erarbeiten, die Arbeit zu organisieren und zu lenken, einander Re-chenschaft abzulegen, und sie müssen miteinander in einem hierachischen Verhältnis stehen. Dieser Reformvorschlag wurde auch schnell realisiert. Später erhielt dieser Vorschlag im III. Gesetzartikel aus dem Jahre 1933 über die Missionsarbeit der Kirche Rechtskraft.

Dieses Bestreben von Forgács hatte in der kirchlichen Denkweise eine solche Para-digmaänderung zum Ergebnis, in deren Folge die Kirche die Innere Mission als eige-ne anerkannte und ‘die Durchführung der missionarischen Arbeit für alle Funktionäre der Kirche und alle Mitglieder der Kirche für verbindlich erklärte.’ Die Hauptprinzi-pien, die Forgács über Wesen, Ziele, Gebiete und Organisation der missionarischen Arbeit niederschrieb und bekannte, erwiesen sich als so dauerhaft, dass nahezu alle ausnahmslos auch im Gesetz Nr. II aus dem Jahre 1995 über die Mission der Ungari-schen Reformierten Kirche wieder erschienen.

Die Reformation der Verbindung zwischen Kirche und VereinenDa Spannung und Rivalität zwischen der Kirche und den Missionsvereinen die er-folgreiche Arbeit der Inneren Mission häufig bremsten, wollte Forgács dieses Problemdurch die Organisation lösen. Sein Vorschlag war es, dass die Kirche einen solchen landesweiten reformierten Missionsbund gründet, der die missionarische Arbeit und die Zusammenarbeit mit den Vereinen unter Mitarbeit von freigestellten missiona-rischen Pfarrern organisiert und lenkt. Der reformierte missionarische Landesbund selbst würde zur Kirche gehören, seine Leitung dagegen wäre der Missionsausschuss des Konvents. Dieser Bund würde auch die Verbindungen mit den ausländischen gro-ßen Weltverbänden pflegen. Deshalb erwartete er von der Tätigkeit des Bundes aucheinen Aufschwung der Arbeit der Inneren Mission. Sein Vorschlag löste jedoch in der Synode den Widerstand der Mehrheit aus mit der Begründung, dass die Tätigkeit einer derartigen Organisation in der Kirche nur Verwirrung und Anarchie hervorruft sowie zwischen den missionarischen Pfarrern und den Pfarrern der Gemeinden Spannungen verursacht. Darum nahm die Synode diesen Vorschlag von Forgács nicht an.

Nach der Ablehnung des Vorschlags stellt sich die Frage, ob die Gründung einer durch die Kirchenleitung gelenkten und kontrollierten Organisation die Innere Missi-on effektiver gemacht hätte. Öfter war die Aufstellung einer derartigen Organisation ein Hindernis für die freie missionarische Arbeit. Auf diese Fragen blieb Forgács die missionstheologische Antwort schuldig. Bedauerlicherweise konnte auch die Refor-mierte Kirche zu diesen Fragen keine beruhigende Lösung bzw. Antwort finden.

7.6 SCHLUSSBEMERKUNGEN

Das unter dem Titel A belmisszió és cura pastoralis von Forgács herausgegebene Buch war die erste auf Ungarisch geschriebene Missionstheologie. An seinem Werk, das 1925 herausgegeben wurde, begann er bereits vor dem ersten Weltkrieg zu schreiben. Auf seine Missionstheologie übten die angelsächsische und die deutsche Missionslite-ratur einen bedeutenden Einfluss aus. In erster Linie waren dies Johann H. Wichern, in

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geringerem Maße Gustav Warneck, der Holländer Ottho G. Heldring sowie seine per-sönlichen Verbindungen und Erfahrungen. Er wollte diese ausländischen Einflüsse nichtkopieren, sondern er war bestrebt, diese auf die Situation der ungarischen Volkskirche anzuwenden. Da er pragmatische Missionstheologie betrieb, deren Ausgangspunkt der ungarische Kontext war, dominierte in seiner Missionstheologie neben einem verhält-nismäßig kurzen theoretischen Teil der viel umfangreichere praktische Teil.

Bei der Ausarbeitung seiner Missionstheologie hatte Forgács zwei Dinge vor Au-gen: Einerseits das um die Begriffe der Mission und der Inneren Mission in Ungarn entstandene ekklesiologische Durcheinander und Missverständnis, andererseits die geistliche Hinfälligkeit der Gemeinden der Reformierten Kirche. Die Sache der Mis-sion wollte er auf jeden Fall von den Leitern der Kirche und von der öffentlichen Mei-nung anerkennen lassen und den Abgrund zwischen Mission und Kirche überbrücken. Da viele in der Ungarischen Reformierten Kirche die Erweckung der Inneren Mission für eine sektiererische Erscheinung des 19. Jahrhunderts hielten, bemühte er sich na-hezu 300 Seiten lang die zweitausend Jahre alte Geschichte der Mission vorzustellen. Ziel dessen war es, seine Leser davon zu überzeugen, dass diese Bewegung keine neuzeitliche sektiererische Abweichung der Kirchengeschichte ist. Deshalb trägt auch seine Missionstheologie, ähnlich der seiner Zeitgenossen, z.B. Gustav Warneck, klare apologetische Züge.

An seinen Missionsbegriff ging Forgács von der calvinistischen Prädestinations-lehre heran. Sein Ausgangspunkt war die Erwählung von Christus, den der Vater zur Durchführung der Erlösung und zur Ausbreitung des Reiches Gottes gesandt hat (Mis-sio Dei). Christus sandte die für das Heil Auserwählten in die Welt, in die Mission (Missio Christi). Mit dieser Argumentation verband er die Mission mit der Kirche, womit er nachwies, dass die Mission Sendung und Pflicht der Kirche selbst ist. Diezwei Schlüsselwörter der Motivation waren Gehorsam und Pflicht. Obwohl sein Mis-sionsbegriff nicht in allen Einzelheiten entsprechend biblisch begründet war, erschien er in der ungarischen missionstheologischen Literatur dennoch als ein wichtiges Ele-ment für die Verbindung der Mission mit der Kirche.

Während wir über den Ausgangspunkt seines Missionsbegriffes sagen können, dass er calvinistisch war, können wir das über sein Ziel nicht mehr behaupten, weil das Ziel seines Missionsbegriffes das Erlangen des persönlichen Heils und die Aus-breitung des Reiches Gottes war. In seiner Theologie fehlte vollkommen als Ziel die Angabe der reformierten plantatio ecclesiae und gloria Dei. Aus der Bezeichnung der Ausbreitung des Reiches Gottes als Ziel der Mission folgte die interkonfessionelle und internationale Auffassung von Forgács, die hauptsächlich in der Arbeit erkennbar ist, die er bei der Judenmission geleistet hatte.

Seine Missionstheologie enthielt auch mehrere Paradoxien. Eines dieser war, dass in seiner Missiologie, neben seiner interkonfessionellen und internationalen Einstel-lung, der ungarische Patriotismus seiner Zeit komplementär erschien, der nicht nur aus der politischen Schicksalstragödie des Ungartums, sondern auch aus der Theologie von Wichern und Warneck genährt wurde. Ein anderes paradoxon der Missionstheo-logie von Forgács war, dass er, obwohl er die Ausbreitung des Reiches Gottes für das Hauptziel der Mission hielt, dennoch keinen Ausblick auf ‘alle Völker’ entwickelte.

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In erster Linie beschäftigte er sich mit der Frage, wie die Ungarische Reformierte Kir-che zu einer reformierenden Kirche werden kann, d.h. zu einer solchen Kirche, bei der alle Tätigkeiten Mission sind. Damit beschränkte sich der Interessenkreis seiner Mis-sionstheologie hauptsächlich auf die Situation der Ungarischen Reformierten Kirche.

Den Weg der Wandlung der Reformierten Kirche zu einer missionarischen Kirche sah er im Evangelisieren, in der Diakonie und in der internen Reformation der Kirche. Deshalb drückte er in seiner praktischen Missionstheologie das Evangelisieren, die Diakonie und die Methoden der Reformation des kirchlichen Lebens sehr detailliert und so erfolgreich aus, dass ein Teil seiner Reformvorschläge auch in das Missions-gesetz (1933) aufgenommen und ein Teil auch im allgemeinen kirchlichen Leben ver-wirklicht wurde.

Bei der genauen Ausarbeitung der praktischen Einzelheiten der missionarischen Ar-beit verwandte Forgács jedoch nicht ausreichend Sorgfalt für die Klärung des Kirchen-begriffs, was bis zum Ende der schwache Punkt seiner praktischen Missionstheologie blieb. Er arbeitete zwar das Wesen der Mission heraus, beschäftigte sich aber nicht mit der biblischen Lehre über die Natur der Kirche und untersuchte auf der Grundlage der Bibel nicht die Frage, ob es im Wesen der Kirche einen solchen Zug gibt, der nicht als Mission bezeichnet werden kann. Das Außerachtlassen dieses Gesichtspunktes konnte zu seiner Panmissionsanschauung geführt haben, die später auch Sándor Makkai von ihm übernahm und in die kirchliche öffentliche Meinung einführte.

Da Forgács keinen Unterschied zwischen dem in der Reformierten Kirche ver-wendeten Begriff der praktischen Kirche und dem biblischen Kirchenbegriff machte, konnte er nicht aussprechen, was sein guter Freund und Mitkämpfer János Victor im Laufe einer späteren Diskussion sagte, nämlich dass die Ungarische Reformierte Kir-che dann zu einer wirklichen Kirche wird, wenn sie zu einer missionarischen Kirche wird, weil sie in ihrem gegenwärtigen Zustand im biblischen Sinne nicht als Kirche bezeichnet werden kann. 374

Es scheint jedoch, dass Forgács sich so sehr auf die praktischen Fragen der Mission und auf deren Aufgaben konzentriert hat, dass es seiner Aufmerksamkeit entging, dass die Ekklesiologie viel enger in das Gebiet der Missionstheologie einbezogen wer-den muss, als er es tat. 375 Seine pragmatische Missionstheologie, sein Aktivismus und Panmissionismus, die vor allem von John R. Mott und von der nordamerikanischen missionarischen Denkweise her großen Einfluss ausübten, waren keine ungarischeBesonderheiten, weil Forgács sich mit seiner Anschauung in den missionarischen Kontext einfügte, der Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts weltweit charakteristisch war.

Den ersten und den letzten Abschnitt seiner Pfarrertätigkeit verbrachte Forgács in der durch die Schottische Mission geleisteten Judenmission. Bei dieser Arbeit führte Evan-gelisation und Lehre durch. Die Bedeutung seiner Tätigkeit gaben der in Ungarn schritt-weise erstarkende Antisemitismus und die beginnende Judenverfolgung. Als reformier-ter Pfarrer war er Pionier dieser Arbeit, sowohl in der Praxis als auch in der Theorie.

374 János Victor, ‘A “missziói munka” theologiájához’, Theologiai Szemle, XVII/2 (1941), pp. 84-92.375 Vgl. David J. Bosch, Paradigmaváltások a misszió teológiájában, pp. 450-451.

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7. DIE MISSIONSTHEOLOGIE VON FORGÁCS

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Die sich auf die Judenmission beziehenden Prinzipien der Missiologie von Forgács widerspiegeln die theologischen Grundprinzipien der Schottischen Mission. Da er die christologisch-soteriologischen und ekklesiologischen Probleme der Judenmission pragmatisch behandelte, blieb er der biblischen Begründung dieser schuldig. Dennoch tat er viel, um in der reformierten Kirche das missionarische Interesse am jüdischen Volk und die für die Juden gefühlte Verantwortung zu wecken.

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8.1 KONTEXTUELLE MISSIONSTHEOLOGIE

Europa war im 19. Jahrhundert Schauplatz bedeutender wirtschaftlicher, sozialer und theologischer bzw. missiologischer Veränderungen. Die Gesellschaften wurden durch Revolutionen in Bewegung gebracht, deren Ursachen in der Verarmung der Massen von Land- und Industriearbeitern zu finden sind. Zudem hatten die Autonomiebestre-bungen in den europäischen Vielvölkerstaaten Befreiungskämpfe und Revolutionen zum Ergebnis.

Der theologische Rationalismus und der theologische Liberalismus übten im Laufe des 19. Jahrhunderts einen großen Einfluss auf Theologie und Gemeindeleben dereuropäischen protestantischen Kirchen aus. Gegenüber diesen beiden Richtungen be-gann sich ab 1848 schrittweise der Einfluss einer theologischen Richtung zu verstär-ken, die Kirchengeschichtler als Bewegung der Inneren Mission bezeichnen. Johann H. Wichern in Deutschland und Ottho G. Heldring in Holland waren international bekannte Leiter und Vertreter der Inneren Mission. In England erschien die home mission auf der Bühne.

In Ungarn kommt etwa 1880 eine gleiche Bewegung nach vorne, die in der Re-formierten Kirche sowohl das spirituelle, als auch das theologische Leben in Bewe-gung brachte. Die Leiter der Bewegung der Inneren Mission erhielten diese Einflüsseüber die Vertreter der ab 1864 eng zusammenarbeitenden Pesti Németajkú Református Leányegyház (Pester Deutschsprachigen Reformierte Mädchenkirche) und der Pes-ter Schottischen Mission. 1 Die Ungarische Reformierte Kirche erfuhr von ihnen die ersten Einflüsse der pietistisch geprägten Inneren Mission von Johann H. Wichern,des schottischen Puritanismus und der angelsächsischen Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts. Über diese beiden Organisationen gelangten die ersten Vertreter der ungarischen Bewegung der Inneren Mission in Kontakt mit den internationalen mis-sionarischen Organisationen. 2 Hier lernten sie den durch die Vereine praktizierten Ge-

1 National Library of Scotland, Dep. 298. 252. fols. 3-5, zitiert Ábrahám Kovács, A Budapesti Ev. Ref. Németajkú Leányegyház eredete és története 1858-1869 (Debrecen: A D. Dr. Harsányi András Alapítvány kiadványai 10., 2004), p. 55.

2 Evangelical Alliance, Vasárnapi Iskolai Világszövetség, Keresztyén Ifjúsági Egyesület, Dorcas Egyesület, Brit és Külföldi Biblia Társaság, Vallásos Traktátus Társaság. Rudolph Koenig, ‘Work among the Jews at Pesth. Letter from Rev. Mr. Koenig’, New Series, Free Church of Scotland Monthly Record, 2. 22. (1864 május 2), 512-4. (p. 514), zitiert Ábrahám Kovács, A Budapesti Ev. Ref. Németajkú Leányegyház eredete és története 1858-1869, pp. 61-63.

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8. WESEN UND WIRKUNG DER MISSIONSTHEOLOGIE VON FORGÁCS

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danken der Inneren Mission kennen. In der Pester Deutschsprachigen Reformierten Mädchenkirche sahen sie zuerst ein Beispiel dafür, wie Menschen mit unterschied-lichen konfessionellen Hintergründen in einer Gemeinde leben und dienen können, weil sie durch die Sache des Evangeliums und der Mission verbunden waren. 3 Auf die ungarische missionarische Denkweise wirkten auch noch die durch Gustav War-neck vertretene Missionstheologie und indirekt auch der holländische bekenntnistreue Calvinismus.

Unter Berücksichtigung des europäischen sowie des ungarischen wirtschaftlichen, sozialen und theologischen Kontextes finden wir gerade darin auch die Erklärung da-für, dass die für den theologischen Liberalismus und den nationalen Gedanken begeis-terten Leiter der Reformierten Kirche die Tätigkeit und die Vertreter der Bewegung der Inneren Mission des lutherischen Pietismus, des Verrats des ungarischen Patrio-tismus, des prinzipienlosen Interkonfessionalismus, des schottischen Sektierertums und der Vorbereitung einer Kirchenspaltung bezichtigten. Auf die aus verschiedenen Richtungen kommenden Beschuldigungen antworteten die Vertreter der Inneren Mis-sion zwar jahrelang in apologetischen Zeitungsartikeln und Traktaten, aber bis 1925 gab es kein umfassendes Werk, das die Theologie der Inneren Mission biblisch-the-ologisch gut geordnet zusammenfasste und die Grundbegriffe der Mission und die eigentlichen Ziele der Bewegung der Inneren Mission erklärte. Mit dem Schreiben eines derartigen Werkes beauftragte der Ausschuss der Parochialen Bibliothek Gyula Forgács, 4 der 1915 mit dem Schreiben des Werkes A Belmisszió és Cura pastoralis Kézikönyve begann, das schließlich 1925 herausgegeben wurde. Diese Missionslehre und Missiologie 5 formte sich unter theologischen Angriffen und Diskussionen. Wäh-rend sich die von der Reformierten Kirche ausgehenden Angriffe gegenüber der In-neren Mission beruhigten, nahmen dagegen die internen theologischen Diskussionen der Vertreter der Inneren Mission ihren Anfang. Für die spirituellen und die Kirche reformierenden Einflüsse der Inneren Mission öffneten sich hauptsächlich die Ge-meinden in den Städten. 6

3 Richard Bodoky, Jövevények és vándorok. Polgári családtörténet. A Biberauer-Bodoky krónika, 5 vols. (Budapest: Dr. Bodoky Richardné, 1996), I, p. 237.

4 Auf Forgács fiel vielleicht deshalb die Wahl, weil er mehrere Sprachen sprach, die internationalemissionarische Lage und Literatur gut kannte sowie in nahezu allen Bereichen der Arbeit der ungarischen Inneren Mission auch selbst aktiv teilnahm.

5 ‘Als reine wissenschaftliche Disziplin ist die Missiologie induktiv, aber als theologische Disziplin deduktiv. Als Missionswissenschaft erforscht sie verschiedene Daten in Verbindung mit einem bestimmten missionarischen Thema, aber als Missionstheologie geht sie von der Verkündung Jesus Christus und Israel durch Gott aus.’ A.-M. Kool, ‘Missziológia a teológiai tantervben Hollandiában és Magyarországon a globális fejlemények fényében’, in Debrecen an der Debreceni Református Hittudományi Egyetem am 14. Februar 2003 gehaltener öffentlicher Habilitations-Vortrag. p. 6. Zitiert Jan A. B. Jongeneel, Missiologie I. Zendingswetenschap. II. Missionaire theologie (’s Gravenhage: Boekencentrum, B.V., 1991), p. 115.

6 Hier müssen wir an die Diskussionen denken, die sich um allgemeine Christen – calvinistisches Christentum, die Gemeindemission oder die Vereinsmission bzw. um das Missionsgesetz von 1933 erhoben.

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8.2 ORIGINELLE MISSIONSTHEOLOGIE

Die Theologie von Forgács ist eine Synthese jener Wirkungen, mit denen er haupt-sächlich in der ersten Hälfte seines Lebens zusammentraf. Die ersten, sich als dauer-haft beweisenden Einwirkungen erreichten ihn im Laufe seiner Tätigkeit in der Pester Deutschsprachigen Reformierte Mädchenkirche und in der Budapester Schottischen Mission. Diese Erfahrungen wurden bestärkt und formten sich weiter durch jene Er-fahrungen, die er als Stipendiat am Edinburgher New College gewann, wo er gleich-zeitig Gelegenheit hatte, in die in den Gemeinden der Free Church of Scotland lau-fende Arbeit der Inneren Mission Einsicht zu gewinnen. In Schottland begegnete ihm zum ersten Mal die Praxis, dass die Kirche selbst die Innere Mission ausführt. Hier sah er auch, dass sich die durch die Kirche ausgeführte Arbeit der Inneren Mission auf die außerhalb des liturgischen Rahmens der Kirche ausgeführte evangelisierende Tätigkeit erstreckt. Darunter fallen z.B. die Arbeit nach Altersgruppen der Gemeinde, unter Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen, Frauen und Männern, die Schulung der Missionsmitarbeiter, alle Zweige der diakonischen Arbeit und auch die Organisation der missionarischen Tätigkeiten. Für die Herausbildung seiner Panmissionsanschau-ung waren diese in Schottland gesammelten Erfahrungen von größter Bedeutung. Sei-ne Panmissionsanschauung basiert also nicht auf einem gründlichen Bibelstudium, sondern viel mehr auf eigenen Erfahrungen. Über seine Missionstheologie kann dar-um gesagt werden, dass sein Motiv nicht so sehr der Logos war, sondern der Pathos, der begeisterte Aktivitismus. Als Jenő Sebestyén, János Victor und Sándor Makkai die Vertreter der Inneren Mission angriffen, machten sie auf indirekte Weise das auch schon Forgács vorzuwerfende Fehlen des Logos zum Gegenstand der Kritik.

Aus seinen Lektürestudien und aus seinen in der Pester Deutschsprachigen Re-formierten Mädchenkirche gesammelten Erfahrungen kannte Forgács die Theorie der Inneren Mission des Lutheraners Johann H. Wichern gut. Während er bemerkte, dass Wichern seine Arbeit der Inneren Mission auch auf das Gebiet der Diakonie ausgedehnt hatte und ‘die Innere Mission als nationale Angelegenheit’ betrachtete, übernahm er von Wichern nicht alles kritiklos. Er war nicht damit einverstanden, dass Wichern die Innere Mission und die Kirche nicht richtig miteinander verbunden hat-te; denn Wichern konnte den zwischen beiden ‘höflich ausgewogenen, aber dennochunangenehmen Abstand’ nicht überbrücken. Damit war für Forgács diese Art der In-neren Mission keine Äußerung des Gemeindelebens. 7

Forgács kannte auch die Tätigkeit von Gustav Warneck, den er für den hervorra-gendsten Betreiber der Missionswissenschaft seiner Zeit hielt. Er stimmte mit War-neck darin überein, dass die Mission die Äußerung des Lebens der Gemeinde sein muss, aber wenn ‘die organisierte Kirche dem idealen Begriff der Kirche nicht ent-spricht, ist es erforderlich, innerhalb der Kirche solche Gläubigenkreise und freien Gesellschaften zu organisieren, die die missionarische Arbeit übernehmen.’ 8 Gleich-

7 Gyula Forgács, A belmisszió és cura pastoralis kézikönyve (Pápa: Református Főiskolai Könyvnyomda,1925), pp. 137-138.

8 Forgács, A belmisszió, p. 52.

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zeitig stimmte Forgács nicht mit Warneck darin überein, dass er den Begriff der Mis-sion auf die Äußere Mission 9 und den Begriff der Inneren Mission auf die diakonische Arbeit beschränkte.

Als Forgács die Tätigkeit des Gründers der ersten holländischen Gesellschaft der Inneren Mission Ottho G. Heldring zur Kenntnisse nahm, hob er nicht die Missions-theologie von Heldring hervor, sondern seine Absicht, dass die Innere Mission von einer kleinen aus Pfarrern bestehenden Gruppe unternommen wird. Forgács erachtete diesen Ansatz als nachahmenswert.

Aus der Biographie von Forgács, aus Bezugnahmen und aus Zeitungsartikeln des opus magnum wissen wir, dass Forgács die frühen ungarischen Vorläufer, vor allem Far-kas Szőts, Aladár Szabó, Aladár Szilassy, auch persönlich gut kannte. Ihm waren auch deren zum Thema der Inneren Mission geschriebene Artikel und Studien bekannt.

Die sich mit den theoretischen und praktischen Fragen der Inneren Mission be-fassende Missionslehre stellte Forgács also wie ein Mosaik aus den Einwirkungen zusammen, die aus dem Aus-, und Inland eintrafen. Seine Missionslehre ist einerseits die Synthese der verschiedenen Wirkungen, andererseits die Kontextualisierung die-ser Einflüsse auf die Situation der ungarischen Volkskirche.

Die vorgestellten Einfluss-Mosaiksteine gruppierte Forgács um drei wichtige Prinzipien:

I. Das erste ist das Prinzip des im Vergleich zu Wichern und Warneck bedeutend erweiterten Missionsbegriffs, das wir in der heutigen Formulierung als Prinzip sei-nes Panmissionismus bezeichnen können. Hinter dem stand nicht eine auf biblischen Grundlagen stehende Ekklesiologie, sondern der die angelsächsischen und nordame-rikanischen missionarischen Bewegungen charakterisierende Aktivismus.

II. Das zweite Prinzip ist das an die Kirche gebundene Prinzip der Mission. Forgács hielt für richtig ‘die Auffassung, die die Innere Mission als Äußerung des Gemeindele-bens betrachtet und wenn die Gemeinde zu einem solchen Leben noch nicht oder nicht mehr fähig ist, mit aller Kraft danach strebt, dass diese zu einer lebensfähigen wird, und wenn Leben in ihr ist, sichert sie das vollständige missionarische Entfalten dieser.’ 10 Zu diesem Prinzip kann gesagt werden, dass er dessen biblisches Fundament nicht gründ-lich genug ausgearbeitet hat. Die Folge davon war, dass er die Mission in den Rahmen der Kirche einengte und so die Mission zu einem Motor der Betätigung des Lebens der Volkskirche degradierte. Damit wagte er die expansive Kraft des Evangeliums.

III. Das dritte Prinzip in Forgács’ Auffassung war, dass die Theorie der Inneren Mission unter Berücksichtigung der ungarischen Verhältnisse ausgearbeitet werden muss. ‘Alle missionarischen Tätigkeiten von Individuen, Vereinen, Bezirken oder dem Land müssen mit der historischen Vergangenheit, der gegenwärtigen Situation und den Zielen der universellen Kirche im Einklang stehen.’ 11 Das bedeutet, dass er

9 Gemäß Warneck ist die Mission ‘die auf das Einpflanzen des Christentums durch die christliche Kircheunter den Nichtchristen gerichtete Tätigkeit’. Gustav Warneck, Evangelische Missionslehre (Gotha: 1897), zitiert Forgács, A belmisszió, p. 52.

10 Forgács, A belmisszió, p. 49.11 Forgács, A belmisszió, pp. 49-50.

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die Empfindlichkeit des Nationalbewusstseins des Ungartums, die die reformierteIdentität tragenden Glaubensbekenntnisse und die traditionelle Situation der Gemein-den der ungarischen reformierten Volkskirche berücksichtigte. 12 Seine Absicht, die Wirkung der Tradition der Volkskirche und der Mission zu vereinigen, war ein nach vorn weisender und individueller Gedanke. Der theologischen Grundlegung seines Strebens widmete er jedoch nicht genügend Aufmerksamkeit. Diese Arbeit führte später János Victor aus. Dennoch bereicherte die Ansicht von Forgács, dass er die Tradition der Volkskirche als positive Kraft bewertete, das Leben der Ungarischen Reformierten Kirche.

Der erste originelle Wesenszug der Missionstheologie von Forgács war die Absicht des Brückenbaus zwischen der traditionellen Volkskirche und den Vereinen, die den Gedanken der Inneren Mission vertraten. Ziel des Brückenbaus war es, dass die Innere Mission aus den Vereinen in die Kirche gelangt. Bei diesem Gedanken blieb er jedoch stehen. Diesen führte später Sándor Makkai weiter, als er die Devise ausgab, dass aus der Inneren Mission eine Gemeindemission werden muss. János Victor gelangte am weitesten in der Erkenntnis der Bedeutung der örtlichen Gemeinde.

Forgács wollte seine brückenbauende Absicht damit erreichen, dass er in seiner Theologie die umstrittenen dogmatischen Fragen in einer kreativen Spannung beließ und nicht in den Alternativen ‘entweder - oder’ dachte. Das bedeutete näher betrach-tet, dass er zwar die Beibehaltung der Reinheit der calvinistischen Lehre für wichtig hielt, aber gleichzeitig auch befürwortete, dass die reine Lehre nichts wert ist, wenn aus ihr keine Mission hervorgeht. Er wollte die äußere Struktur der traditionellen Volkskirche nicht verändern, betonte aber gleichzeitig, dass die Struktur der Mission dienlich sein soll, sonst hätte sie keinen Sinn. Deshalb muss der Inhalt, die Spiritua-lität, verändert werden.

In der gleichen kreativen Spannung standen in der Theologie von Forgács das Be-stehen auf den calvinistischen Glaubensbekenntnissen und der Interkonfessionalis-mus. Gemäß seiner Argumentation kann das Reich Gottes nicht in den Rahmen einer einzigen Konfession gezwängt werden, weil dieses auch die Grenzen der Konfessi-onen überbrückt. Auf der Grundlage des gleichen Gedankens konnten bei ihm der Patriotismus und die die Grenzen der Nationen überbrückende Ausbreitung des Rei-ches Gottes in einer kreativen Spannung bleiben. Auf der Grundlage dessen bekannte er sich zum Prinzip: ‘eine Mission – zwei Gebiete’ und vertrat die Verantwortung der Ungarischen Reformierten Kirche nicht nur gegenüber der Inneren Mission, sondern auch der Äußeren Mission und der Judenmission gegenüber.

Der zweite sich als original und dauerhaft erweisende Zug seiner Missionstheo-logie ist, dass Forgács stark danach strebte, seine Theorie der Mission in der prak-tischen missionarischen Arbeit zu verwirklichen. Hinter seinem Bestreben stand die entschlossene Absicht, die in den Vereinen erfolgende Innere Mission und deren prak-tische Elemente, hauptsächlich die Praxis der Aktivisierung der Laien, in die Gemein-den hineinzutragen. Bei dieser Tätigkeit gelangte er soweit, dass er in der Gemeinde

12 Deshalb sprach er häufig von der reformierten Mission. Siehe Forgács, A Református Misszió Irányelvei (Sárospatak: Nyomtatott a Ref. Főiskola Könyvnyomdájában, 1931).

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Missionsausschüsse bildete und versuchte, die missionarische Verantwortung und Arbeit mit den Mitgliedern der Gemeinde zu teilen. Dazu schrieb er Studien, die den Missionsmitarbeitern praktische Hinweise gaben. Er gelangte aber nicht bis zu dem Gedanken, dass die einfachen Kirchenmitglieder, die keine hauptberuflichen Diakoneoder Lehrer in der Sonntagschule sind, in den grundlegenden Kenntnissen unterrichtet und ausgebildet werden müssten. Im Übrigen nutzte er alle Möglichkeiten, die Arbeit der Inneren und der Äußeren Mission für die Leiter und Pfarrer der Kirche, nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis als erstrebenswert darzustellen.

Für einen dritten Wesenszug seiner Originalität halten wir, dass Forgács seine praktische Missionstheologie in den Gedanken der Reformation des öffentlichen kirchlichen und des Gemeindelebens stellte. Den Weg, wie die Volkskirche zu einer missionarischen Kirche werden kann, sah er in der sog. inneren Reformation. Diese Reformation herauszuarbeiten, hielt er für eine der Aufgaben der Inneren Mission. Die Reformation der Kirche sollte seiner Ansicht nach von oben nach unten verlaufen. Seine diesbezügliche Absicht spiegeln der Péczeler Kreis, das Kúnhegyeser Memo-randum, die von ihm redigierte Reformáció sowie seine der Synode vorgelegten Vor-schläge wider. Später kam er infolge seiner persönlichen Rückschläge darauf, dass der wirkliche Garant der Mission die örtliche Gemeinde ist. Von da an versuchte er den Weg der von unten nach oben beginnenden Reformation zu gehen, deren erste Schritte er im Reformieren der Kirchenmitgliedschaft und der Konfirmation definierte.

Die Missionstheologie von Forgács charakterisieren Schwung, Enthusiasmus und Optimismus. Er wollte lieber etwas tun als theologisieren. Das ist auch die Erklärung dafür, dass er, während er das Ziel der Inneren Mission in der Gründung der missio-narischen Gemeinde angab, die theologische Definition des Begriffs der missionari-schen Gemeinde schuldig blieb.

8.3 WIRKUNGSGESCHICHTE

Der im Alter von 62 Jahren verstorbene Forgács bemühte sich über 39 Jahre hinweg um die missionarische Erweckung der Ungarischen Reformierten Kirche. Seine Tä-tigkeit war weitläufig und seinen als bedeutend zu bezeichnenden Einfluss können wirim Folgenden zusammenfassen:

a. Mit seiner beliebten literarischen und publizistischen Tätigkeit trug Forgács dazu bei, dass der in Ungarn mit Befremden aufgenommene Gedanke der Inneren Mission und der Äußeren Mission sowie die Nachrichten der kaum bekannten internationalen missionarischen Bewegungen auch solchen Schichten der Mitgliedschaft der Unga-rischen Reformierten Kirche vermittelt wurden, die über diese Themen so gut wie nichts oder nur sehr wenig gehört hatten. Infolge seiner Tätigkeit gelangte der The-menkreis der Inneren Mission in das kirchliche Denken. 13

b. Mit seiner theologischen Tätigkeit der Mission, dem A Belmisszió és Cura Pas-toralis Kézikönyve und den A Református Misszió Irányelvei, der von ihm redigierten

13 András Koczogh, ‘Emlékezés Forgács Gyulára’, Hajnal, 8/1941, pp. 5-6.

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Missionsordnung Nr. 142/1931, mit den Diskussionen um das 1933 angenommene III. Missionsgesetz und seinen sonstigen missiologischen Schriften, übte Forgács einen gro-ßen Einfluss auf das ungarische missionstheologische Denken aus. 1938 erschien daseinen großen Eindruck hinterlassende Buch von Sándor Makkai über die Missionsarbeit der Kirche. 14 In seinem Buch übernahm Makkai von Forgács den Gedanken, dass die Mitglieder der Kirche für die missionarische Arbeit geschult werden müssen. Auf Mak-kai hatte auch die Panmissionsanschauung von Forgács eine große Wirkung.

Sein Hauptwerk erhielten alle Pfarrämter und seine Artikel wurden landesweit ge-lesen. Er erreichte, dass die Innere Mission, einschließlich aller ihrer Probleme, zu ei-ner theologischen Frage in der Reformierten Kirche wurde. 15 Mit seiner theologischen Anstrengung trug er bedeutend dazu bei, dass die Kirche die Mission als ihre Sache erkannte und ‘die Kirche sich selbst auf den Weg begab, zu einer missionarischen Kirche zu werden.’ 16 Seine Panmissionsanschauung machte sich auch die reformierte Synode zu eigen und dieses spiegelt auch das 1933 angenommene III. Missionsgesetz wider, das die Mission auf alle in der Gemeinde erfolgenden missionarischen und diakonischen Arbeiten sowie auch auf die Äußere Mission ausdehnt.

Forgács Missionstheologie hatte direkt oder indirekt einen Einfluss auf die theo-retischen Betreiber und Former der ungarischen Inneren Mission, unter ihnen László Ravasz, 17 Jenő Sebestyén, 18 János Victor, 19 Lajos Imre 20 und Sándor Makkai. Sein über die Innere Mission geschriebenes Werk hielten alle für wegweisend und bezogen sich darauf, auch wenn sie nicht in allem mit ihm übereinstimmten.

c. Viele Pfarrer und Vereinsleiter wurden auf die organisatorische Arbeit von For-gács aufmerksam. In den Jahren vor seiner Tätigkeit als Gemeindepfarrer bedeutete dieses das Organisieren von Vereinen der Inneren Mission, insbesondere von Jugend-vereinen. ‘Seine Bemühungen um die evangelistische Bewegung und Organisation der ungarischen Studentenschaft hinterließen bleibende Spuren’, schreiben seine späteren Würdiger. 21 Später wurde auch seine gemeindeorganisierende Tätigkeit landesweit bekannt, bei der ‘er versuchte, das missionarische Gemeindeleben zu verwirklichen.’ 22

14 Sándor Makkai, Az egyház missziói munkája (Budapest: Révai Kiadás, 1938), pp. 111-128.15 Bischof László Ravasz bezeichnete Forgács als ‘bedeutendsten Verfasser der Theorie’ der

Erweckungsbewegung der Inneren Mission. László Ravasz, XX. Püspöki Jelentés, Sonderdruck. A Dunamelléki Ref. Egyházkerület 1941. évi jegyzőkönyvéből (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Rt., 1941), p. 8.

16 János Victor, ‘Forgács Gyula szolgálata’, Református Élet, VIII/25 (1941), p. 4. Siehe noch Victor, ‘Forgács Gyula konventi szolgálatai’, Református Figyelő, IV/8 (1931), pp. 90-91.

17 Unserer Meinung nach übernahm Ravasz wie gesagt von Forgács den Gedanken der ‘Verkirchlichung der Mission und der Missionierung der Kirche’.

18 Siehe Jenő Sebestyén, ‘A kúnhegyesi konferencia eredményei’, Kálvinista Szemle, II/36 (1921), p. 293. Siehe auch: Jenő Sebestyén, ‘A belmisszió kérdése a zsinat előtt’, Kálvinista Szemle, IX/15 (1928), p. 1.

19 Siehe den bereits zitierte Nekrolog von János Victor.20 Siehe die Meinung von Lajos Imre über die Arbeit von Forgács, Imre Lajos, Ekkléziasztika (Budapest:

Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Rt., 1941), p. 204.21 Victor, ‘Forgács Gyula szolgálata’, p. 4. Siehe noch Sándor Csia, ‘Forgács Gyula’, Mustármag, XXXVIII/8

(1941), pp. 70-72. András Koczogh, ‘Emlékezés Forgács Gyulára’, Hajnal, 8/1941, pp. 5-6.22 Victor, ‘Forgács Gyula szolgálata’, p. 4. Siehe noch Sándor Csia, ‘Forgács Gyula’, pp. 70. 72.

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So konnte die Péczeler Gemeinde zu einer Mustergemeinde (Paradigma) werden, zu der viele strömten, um Erfahrungen zu erwerben. Von hier ging die Reformbewe-gung ‘Péczeler Kreis’ aus, die sich das Reformieren des kirchlichen Lebens zum Ziel setzte. 23 Er war der ‘Motor’ auch dieser Bewegung. 24 Auch in der Gemeinde von Sáro-spatak konnte er einen Teil seiner Reformen verwirklichen.

Ein großer Teil der Initiativen von Forgács, wie z. B. die Klärung der Frage der Kirchenmitgliedschaft bzw. seine Vorschläge in Verbindung mit der Reform der Kon-firmation, wurden dennoch nicht landesweit in den Gemeinden angenommen unddurchgesetzt. Aber trotzdem sagte Bischof László Ravasz über ihn, dass ‘er eines der ersten und bedeutendsten Beispiele für die Organisation einer selbstbewussten und auf Prinzipien ruhenden ungarischen reformierten Gemeinde war.’ 25 János Victor schrieb über die im Konvent und auf der Synode geleistete reformatorische Arbeit der Kirche von Forgács: ‘Darin stimmten alle überein, dass sich unsere oberste Kirchen-behörde infolge der Dienste von Gyula Forgács auf einen solchen Grad des Interesses gegenüber den Aufgaben der Inneren Mission erhob, von dem ein Zurückgleiten in die frühere Gleichgültigkeit kaum vorstellbar ist.’ 26 In der Ungarischen Reformierten Kirche ist auch noch heute die missionarische Arbeit organisatorisch, nach dem durch Forgács empfohlenen System aufgebaut. 27

Neben allen positiven Bewertungen müssen wir Platz für die kritische Feststellung von Imre Révész einräumen, nach dem trotz der theoretischen Klärung ‘die unga-rische reformierte evangelistische Erneuerung bis zum heutigen Tage nicht befrie-digend die Verbindungen mit dem ungarischen calvinistischen Bauernvolk und den kleinbürgerlichen Elementen herstellen konnte.’ 28 Damit erklärt Révész, warum die Bewegung der Inneren Mission auf Landesebene nicht zu den Gemeinden hinunter-gelangen konnte. Forgács hatte weder den Blick noch einen Vorschlag für die missi-onarische Öffnung gegenüber den die Mehrheit der reformierten Kirche ausmachen-den ländlichen Gemeinden. Révész bewertete zwar die von Forgács eingeleitete Re-formbewegung des Péczeler Kreises positiv, aber seiner Meinung nach konnte diese Bewegung nur eine Verbindung mit den mehr gebildeten Schichten der ungarischen Gesellschaft herstellen. 29

d. Die spätere Zukunft der Ungarischen Reformierten Kirche bestimmte dagegen auch die Anschauung, wie Forgács die Fehler der Volkskirche behandelte und worin

23 Die an der Konferenz des Péczeler Kreises teilnehmenden 34 Pfarrer und 17 nicht Pfarrer wurden später begeisterte Mitarbeiter der Arbeit der ungarischen Inneren Mission. Die Aufstellung ihrer Namen siehe Sándor Ladányi, ‘A “Péczeli Kör” megalakulásának félszázados évfordulójára’, Református Egyház, XII/9 (1970), pp. 198-199.

24 Ferenc Orosz, ‘Emlékezés Forgács Gyulára’, Reformátusok Lapja, XXIII/39 (1979), p. 4.25 László Ravasz, XX. Püspöki Jelentés, Sonderdruck. A Dunamelléki Ref. Egyházkerület 1941. évi

jegyzőkönyvéből (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Rt., 1941), p. 8.26 Victor , ‘Forgács Gyula konventi szolgálatai’, pp. 90-91.27 Gyülekezeti, egyházmegyei, egyházkerületi és zsinati missziói bizottság. 1995. évi III. Törvény A

Magyarországi Református Egyház Missziójáról, 10.§.28 Révész Imre, A mai magyar kálvinizmus (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi Rt., 1923), p. 32.29 Révész, A mai magyar kálvinizmus, p. 31.

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er den Lösungsweg sah. Deren Wesen können wir auch so formulieren, dass statt einer Kirchenspaltung die Kirche reformiert werden muss. 30 Auf seine die Kirche re-formierende Tätigkeit wies Bischof László Ravasz in seiner Bestattungsrede hin: ‘Als Gyula Forgács im ungarischen reformierten Kirchenleben auftrat, herrschten größtes Durcheinander und Orientierungslosigkeit. Gyula Forgács zeigte einfach und beschei-den den richtigen Weg.’ 31 Dabei, dass in der Ungarischen Reformierten Kirche weder damals noch später eine Kirchenspaltung eintrat und eine theologische Reinigung der Mission beginnen konnte, spielte die Missionstheologie von Forgács eine bedeutende Rolle. Einen Schlüssel zur Reform des Gemeindelebens sah er, ähnlich wie Aladár Szabó, seinem Vorbild und Lehrmeister, in der mit Christus geregelten persönlichen Glaubensverbindung der Pfarrer und Presbyter.

e. Nach Forgács’ Tod würdigten mehrere seine im Rahmen der Schottischen Mis-sion und unter den Juden geleistete missionarische Arbeit. Forgács’ Effektivität wird auch darin deutlich, dass ihn die Leiter 1933 in diesen Dienst von Sárospatak zurück-riefen. Einer seiner Würdiger schrieb nach seinem Tod, dass die Judenmission ‘auf-richtiger und erfolgreicher kaum ein anderer ungarischer Pfarrer ausgeführt hat.’ 32

Wenn Forgács auch der christologisch-soteriologischen und der ekklesiologischen Begründung der Judenmission schuldig blieb, tat er dennoch viel dafür, dass in den Leitern der Kirche und in deren Pfarrern die für die Juden gefühlte missionarische Verantwortung geweckt wird. Nach seinem Tod schalteten sich viele in die Bemü-hungen der Kirche, verfolgte Juden zu retten, ein. Seit dem Anfang seiner Arbeit in der Schottischen Mission betonte er als Voraussetzung für das Konvertieren und die Taufe der Juden die gründliche Vorbereitung und Bekehrung. Damit erreichte er auch, dass die Aufmerksamkeit der öffentlichen Meinung der Volkskirche von der formellen Kirchenmitgliedschaft in die Richtung der bekennenden Kirchenmitgliedschaft ge-lenkt wurde. Die Meinung, dass dem Judentum im Heilsplan Gottes noch eine Rolle zukommt und deshalb die Durchführung der Judenmission in den Verantwortungsbe-reich der Kirche gehört, vertrat er als Erster in der Ungarischen Reformierten Kirche. Die Betonung der Liebe gegenüber dem jüdischen Volk als spirituelle Voraussetzung für die Judenmission, bewies sich ebenfalls als einzigartig.

f. Abschließend müssen wir auch über die spirituelle Wirkung sprechen, an die sich alle Würdiger von Forgács nach seinem Tod erinnerten. Zuerst in seinem Jugendkreis, später in den Gemeinden und schließlich in der Judenmission entstanden infolge sei-nes Dienstes geistliche Erweckungen. Deshalb schrieb einer seiner Würdiger, dass ‘er mit seinem ganzen Leben ein Missionar war.’ 33 János Victor, der sein persönlicher Freund und, wenn es sein musste, auch sein Kritiker war, schrieb in seinem Nekrolog:

30 Ein Beispiel dafür war die vom Péczeler Kreis am 20. August 1920 formulierte Erklärung. Forgács, ‘A péczeli konferencia’, Reformáció, I/1. (1920), pp. 4-7.

31 József Éliás, ‘Emlékezés Forgács Gyulára’, Református Jövő, II/32 (1941), p. 2. Siehe noch Aladár Szabó jun., ‘Valaki elment’, Református Híradó, XX/7 (1941), p. 1. Siehe noch János Victor, ‘Forgács Gyula konventi szolgálatai’, Református Figyelő, IV/8 (1931), pp. 90-91.

32 Géza Takaró, ‘Drága élet, drága halál’, Amerikai Magyar Reformátusok Lapja, XLI/13 (1941), p. 2.33 András Koczogh, ‘Emlékezés Forgács Gyulára’, siehe p. 182.

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‘Heute gibt es in Ungarn keine reformierte Ekklesia, die, bewusst oder unbewusst, nicht den Segen des Dienstes von Gyula Forgács genießen würde.’ 34

8.4 WÜRDIGUNG

Die Ungarische Reformierte Kirche durchlief nach dem Tod von Forgács große Ver-änderungen und Prüfungen. Die missionstheologische Diskussion und Tätigkeit der Inneren Mission, die zu Zeiten von Forgács begannen, kamen schnell zum Erliegen. Nach der Zeit des Nationalsozialismus versuchte die ca. 45 Jahre andauernde sowjet-kommunistische Diktatur, die missionarische Tätigkeit der Kirchen in den engstmög-lichen Bewegungsrahmen einzuschränken.

Nach den in Mittel-Osteuropa 1989 erfolgten politischen Veränderungen öffneten sich auch für die Missionstätigkeit der Reformierten Kirche erneut die bisher ge-schlossenen Türen. Es wurden neue Vereine der Inneren Mission gebildet 35 und an den reformierten Theologien in Debrecen und Pápa Lehrstühle für Mission eingerichtet. Mit Zustimmung der Reformierten Synode entstand in Budapest ein sich mit den Fra-gen der ungarischen und internationalen Mission befassendes Institut für das Studium der Protestantischen Mission. Den Pfarrern und Religionslehrern der Reformierten Kirche öffneten sich die Schulen, Krankenhäuser, Gefängnisse und Seniorenheime. Die Ereignisse innerhalb der Kirche wurden in den Sendungen des ungarischen Ra-dios und Fernsehens erwähnt.

1995 hielt die Synode der Reformierten Kirche die Schaffung eines neuen Mis-sionsgesetzes für erforderlich (Gesetz Nr. II aus dem Jahre 1995 über die Mission der Reformierten Kirche in Ungarn). Dieses Gesetz geht in seiner Präambel an den Missionsbegriff, ähnlich wie Forgács, über die Prädestination heran. Die Kirche in die Dimension der Missio Dei stellend, macht sie die Mission zu einer Pflicht der Kirche.Den von Forgács verbreiteten Begriff der Inneren Mission differenziert dieses Gesetz, wenn es außer der Inneren Mission 36 den von Sándor Makkai eingeführten Begriff der Gemeindemission einführt. Dieser versteht die Mission auch als eine Aktion in Rich-tung der Kirchenmitglieder, ‘die Christus noch nicht angenommen haben’(1.§./1/). Das Gesetz spricht über verschiedene Evangelisationen (Gemeindeevangelisation, Evangelisation gegenüber den Entfremdeten, Jugend-, und Kinderevangelisation), ohne dass es den Begriff der Evangelisation selbst klärt. Das wäre auch deshalb wich-tig, weil man heute in Ungarn unter der Evangelisation eine Art arminianischer Pre-digt versteht, die Forgács, als ‘Bußklage und methodistisches Erpressen’ bezeichnete und kritisierte. 37 Was das Gesetz dagegen über die Gebiete und Organisation der mis-sionarischen Arbeit sowie über deren Verhältnis zu den Vereinen der Inneren Missi-

34 Victor, ‘Forgács Gyula szolgálata’, p. 4.35 Biblia Szövetség, Bethánia, Református Fiatalok Szövetsége, Presbiteri Szövetség, KIE.36 Unter der Inneren Mission versteht es die in Richtung der ‘von der Kirche Entfremdeten bzw. Entfernten’

verrichtete Arbeit. §, 1.37 Forgács, A belmisszió, p. 340.

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on schreibt, stimmt grundsätzlich mit den auch von Forgács vertretenen Prinzipien überein. 38 Dieses Gesetz bestätigt, dass sich mehrere Prinzipien der missionarischen Bestrebungen von Forgács als dauerhaft erwiesen. Zudem trug seine die Mission mit der Kirche untrennbar verbindende Theologie dazu bei, dass die Einheit der Refor-mierten Kirche auch später erhalten blieb. Das Missionsgesetz von 1995 war jedoch eher eine Rückkehr zum Alten, als eine vorwärts in die Zukunft weisende Richtlinie.

Wenn wir in der heutigen Situation die Relevanz der missionarischen Tätigkeit von Forgács untersuchen, müssen wir auch berücksichtigen, dass seine Vorschläge für die bis heute ungelösten Probleme der Reformierten Kirche einen Beitrag zur Lösung darstellen können. Nicht gelöst wurde das Finden der Verbindungen und Anknüp-fungspunkte zu den einfachen Gemeindemitgliedern in den Dörfern. Das Prinzip des allgemeinen Priestertums ging nicht in die Praxis der Kirche über, weil die planmä-ßige Vorbereitung der Missionsmitarbeiter auf die Mission in den Gemeinden noch immer fehlt. Das Problem des pfarrerzentrischen Gemeindelebens, sowohl in der Beziehung, dass der Pfarrer bei der Durchführung der missionarischen Arbeit allein bleibt, als auch in der Beziehung, dass nur das in den Gemeinden erfolgen kann, was er will, fand bis heute noch keine Lösung.

Was Forgács in seinem Hauptwerk über die Spiritualität der Pfarrer und über deren Verhältnis zur missionarischen Arbeit schrieb und wofür er auch ein persönliches Bei-spiel geben wollte, ist im Großen und Ganzen auch heute noch aktuell. Das Gleiche kann auch gesagt werden über das, was er bezüglich des Wesens der reformierten Evangelisation gelehrt hat. Das Problem des Verhältnisses von Kirche und Vereinen der Inneren Mission kann auch heute nicht als gelöst bezeichnet werden. Das Ord-nungsprinzip, das László Ravasz unter Einfluss von Forgács formuliert hatte, könnteauch heute zu einer Lösung beitragen. 39

Auch heute besteht die Versuchung der reformierten Pfarrer in der örtlichen und partikularen Denkweise. Das bedeutet, dass wenn es um die Mission geht, ihre Auf-merksamkeit und ihr Interesse nur bis zur Grenze ihrer eigenen Gemeinde reichen. Forgács interessierte, außer seiner eigenen Kirche, auch die internationale Situation der Mission. Sicher ist, dass er gegenüber den internationalen Problemen der Mission aufgeschlossener war, als die heutige Pfarrergeneration in Ungarn.

In Ungarn kann man ständig mehr darüber hören, dass das Erreichen der Massen in einer dem christlichen Glauben entfremdeten Gesellschaft nur so möglich ist, wenn auch die Mitglieder der christlichen Gemeinde in den Dienst der Mission treten. Der Begriff ‘missionarische Gemeinde’ wird wieder aktuell. Die Prinzipien und Vorschlä-

38 Vgl. 1995. II. Tv. §, 10. §,12.39 ‘Es gibt so lange keine Innere Mission der Kirche, so lange in den Mitgliedern der Gemeinde nicht die

Berufung erwacht, das von oben kommende befehlende Wissen des Bewegens.… Abschließend dürfen wir nicht vergessen, dass auch außer der aktivsten Gemeindearbeit noch eine Anzahl großer Aufgaben bleibt, die nur mit Arbeit zwischen den Gemeinden, sogar interkonfessionell, d.h. auf dem Wege von Vereinen gelöst werden kann. ‘Gegenüber den Einrichtungen der Inneren Mission ist Aufgabe der Kirche diese mit solchen Seelen, dem Wort Gottes und materiellen Gütern so lange zu unterstützen, bis sie dem Geist der Kirche folgen und dienen.’ László Ravasz, Korbán, beszédek és írások (Budapest: Franklin Társulat, 1943), pp. 532-534. Siehe noch László Ravasz, Legyen világosság, beszédek és írások (Budapest: Franklin Társulat, 1943), pp. 439-458.

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ge der praktischen Missionstheologie von Forgács können fast wortgemäß übernom-men werden hinsichtlich dessen, wie man sich um die Entwicklung der missionari-schen Gemeinde bemühen muss. Wenn ständig mehr Vereine der Inneren Mission die Vorbereitung der Kirchenmitglieder auf die Mission verlangen, wird eigentlich die Absicht von Forgács verwirklicht.

In der Reformierten Kirche Ungarns sehen immer mehr Gemeinden und Gemein-deglieder die Notwendigkeit der Inneren Mission und der Anwerbung von Mitarbei-tern einer neuer Prägung. Sie stimmen wesentlich überein mit dem von Forgács häufigzitierten biblischen Wort, das wir verkürzt zum Titel dieses Studiums gemacht haben: ‘Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter sende!’ (Matthäus 9, 37-38).

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APPENDICES

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APPENDIX 1.

UNGARISCHE STIPENDIATEN IN EDINBURGH (1843-1986)1

1843/44: ALF. R. W. EDERSHEIM ; ALEX. R.W. TOM ORY.1865: FRANC. BALOGH /DEBRECEN/1865/66: LADISLAUS DAP AY /DEBRECEN/; JOHN DÖM ÖTÖR /PEST/1866/67: LEWIS KOM AROM Y /PEST/; LEWIS TABAJDY /DEBRECEN/; LEWIS FELM ERY

/PEST/1867/68: FRANCIS BARATH /PEST/; LEWIS TABAJDY /DEBRECEN/1868/69: FRANCIS BARATH /PEST/1869/70: FRANCIS NAGY /PEST/1870/71: FRANCIS NAGY /PEST/1871/72: LADISLAUS LOSONCZY /PEST/1872/73: LADISLAUS LOSONCZY /PEST/1874/75: FRANCIS MARK /DEBRECEN/1875/76: FRANCIS MARK /DEBRECEN/; LEWIS CSIKY /DEBRECEN/; GABRIEL JANOSI

/DEBRECEN/1876/77: LEWIS CSERNATINZI CSIKY /DEBRECEN/; ANDREW BEHLENDI /DEBRECEN/;

LEWIS LEVAY /COLLEGE PEST/1877/78: ANDREW BEHLENDI /DEBRECEN/; PETER AM BRUS /DEBRECEN/1878/79: JOSEP HUS SZALAY /COLLEGE PEST/; FRENCISCUS KECSKEM ETI /COLLEGE PEST/;

EM IL SAS /BASEL/1879/80: FRANCIS KECSKEM ETI /COLLETE PEST/; JOSEP HUS SZALAY /COLLEGE PEST/1880/81: GUSTAVUS JURANYI /BUDAP EST/; STEP HANUS FA /BUDAP EST/; STEP HEN BENKŐ

/BUDAP EST/; JOHN FANCSIK /PÁP A/1881/82: STEP HEN BENKŐ /BUDAP EST/; SIGISM UNK CSULAK /NAGYEGYED/; FRANCIS

SIM ON /BUDAP EST/; JULIUS TEREH /DEBRECEN/1882/83: SIGISM UND CSULAK /NAGYENYED/; JULIUS TEREH /DEBRECEN/; FRANCIS SIM ON

/BUDAP EST/1883/84: LEWIS CSIZM ADIA /PÁP A/1884/85: ERNESTUS SISKO /BUDAP EST/; GEORGIUS SZOTS /BUDAP EST/; KALM AN TOTH

/BUDAP EST/; DANIEL KOCSI /BUDAP EST/1885/86: GEORGIUS SZOTS /BUDAP EST/; STEP HEN SULYOK /DEBRECEN/; DANIEL KOCSI

/BUDAP EST/; KALM AN TOTH /BUDAP EST/1886/87: LEWIS R. SZABO /NAGYENYED/; STEP HEN PAP /BUDAP EST/; ZOLTAN TÖRÖK

/DEBRECEN/; JOHN BUDAI /DEBRECEN/

1 Zusammengestellt von Richárd Hörcsik. Richárd Hörcsik, History of the Hungarian Scholarship at Edinburgh, Edinburgh New College Manuscript Theses, HOR 1 (1985), fol. 1-54.

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APPENDIX 1.

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1887/88: Zoltan Török /Debrecen/; Lewis R. Szabo /Nagyenyed/; John Buday /Debrecen/; Stephen Pap /Budapest/

1888/89: Andrew Hamar /Budapest/; Emeric Mindszenti /Debrecen/1889/90: George Gulya /Debrecen/1891/92: Francis Balogh /Debrecen/; Geza Miklos /Budapest/1892/93: Emerik Lukacsi /Budapest/1894/95: Frantisek Zilka1895/96: Bela Szasz /Kolozsvar/1896/97: Laszlo Kovacs /Nagyenyed/1897/98: Josef Vasarhelyi, PhD /Budapest/; Richard Biberauer /Budapest/1898/99: Bela Tanto /Kolozsvar/1899/1900: John Molnar /Budapest/; Bela Sörös /Budapest/1900/01: Charles Palfy /Budapest/1901/02: Jules Forgacs /Budapest/1902/03: Lewis Nanassy /Debrecen/; Alexander Bokor /Debrecen/1903/04: Ladislaus Bocsor /Budapest/1905/06: Geza Takaro /Budapest/; Arpad Köver /Debrecen/1906/07: J. Stephen Kovats dr /Budapest/; Joseph Pongracz /Papa/1907/08: Joseph Pongracz /Papa/1908/09: Anthony Vargha /Debrecen/1909/10: Nicolas Szabo /Kolozsvar/1910/11: Zoltan Szabo /Debrecen/; Alexander Manyoki /Budapest/; Fedor

Ruppeldt /Sopron/; Vladimir Roy /Pozsony/1911/12: Ladislaus Deme /Sarospatak/; Stephen Benkő /Budapest/; Lewis Szuts

/Debrecen/; Martis Rezus /Acad. Of Pressburg/; Lewis Sensel /Acad. of Sopron/

1912/13: Kalman Konyv /Kolozsvar/; Alexander Nagy /Budapest/; Lewis Simon /Budapest/; Stephen de Szombati-Szabo /Debrecen/; Emericus Deak /Budapest/; Joseph Koren /Pozsony/; Peter Halasa /Sopron/

1913/14: Benjamin Mező /Budapest/; Alexander Falusi /Debrecen/; Louis Fazekas /Budapest/; Julius Bogdan /Budapest/; L. Kolozsvari Kiss /Debrecen/; Andrew Kajel /Debrecen/

1920/21: Alexander Csekey /Budapest/1921/22: Arpad Parais /Papa/1922/23: Alexis Mathe /Budapest/; Francis Gathy /Papa/1923/24: E. C. Papp /Debrecen/1924/25: Alexander Dancshazi /Debrecen/; William Balogh /Budapest/ 1925/26: Bugen Czimorek /Budapest/; Desideius Tihanyi dr /Budapest/; Stephen

Kiss /Budapest/1926/27: Paul Sebestyen /Budapest/1927/28: Louis Ivanyos /Budapest/; Endre Peter /Kolozsvar/1928/29: John Domjan /Budapest/; Gyula Szabo /Sárospatak/1929/30: A. Doczi /Debrecen/; Julius Varga /Papa/1930/31: Stephen Nagy /Budapest/

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APPENDIX 1.

259

1931/32: L. Krausz; A. J. Toth; G. Kovacs /Kolozsvar/1932/33: Alexander Babo /Kolozsvar/; Joseph Demeter /Budapest/1933/34: L. Komjathy, Mise E. Bertok /Sárospatak/1934/35: J. Szücs /Kolozsvar/1936/37: Ivan Konkoly1938/39: Stephen Szivos /Budapest/1946/47: Magda Pongracz /Papa/1947/48: John D. Pasztor /Budapest/1948/49: Geza Papp /Budapest; Thomas Magay /Budapest/1958/59: Tibor Nagy /Debrecen/1972/73: Bela P. Toth /Budapest/1973/74: Gyorgy Horvath /Debrecen/; Ferenc Bajus /Budapest/1976/77: Botond Gaál /Debrecen/1977/78: Gyula Szombathy /Budapest/1978/79: Sandor Szabo /Debrecen/1979/80: Zsigmond Vad /Debrecen/1980/81: Zsolt Kadar /Debrecen/; Istvan Muzsnai /Budapest/1981/82: Sándor Tenke /Debrecen/; Tamás Takaró /Budapest/1982/83: Ferenc Kádár /Debrecen/; Béla Orosz /Debrecen/1983/84: Daniel Peterdi /Budapest/1985/86: Richard Hörcsik dr /Debrecen/

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261

APPENDIX 2.

SATZUNG DES PÉCZELI KÖR (PÉCZELER KREISES)

‘Die Unterzeichnenden, die vom 17.-20. August 1920 in Péczel zusammen gekomme-nen Pfarrer der Ungarischen Reformierten Kirche sind der Meinung, nachdem sie aus der Heiligen Schrift erneut Gewissheit über die Einladung durch Gott erhielten und nachdem sie die unsere Nation und mit ihr zusammen auch unsere Kirche erlittenen verheerenden Erschütterungen sahen, dass in dieser Generation die Äcker zur großen Ernte der die Menschen zu neuem Leben erweckenden Gnade Gottes reif sind: Durch den Heiligen Geist Gottes fühlen sie sich gezwungen, dass sie miteinander in den fol-genden Überzeugungen für die gestellten Ziele einen festen Bund schließen.

I.

Die Unterzeichnenden legen mit demütigem Dank Zeugnis darüber ab, dass sie in ihrem eigenen Leben die in Jesus Christus erschienene erlösende Liebe Gottes kennen gelernt haben, in der sie auch das alleinige ausreichende Heilmittel für alle Leiden der gequälten Welt erkennen und bezeugen.

Mit freudiger Seele danken sie Gott dafür, dass sie zur Bezeugung dieser erlösen-den Liebe im Dienst der reformierten Kirche berufen wurden, die von Anfang an zu dieser Bezeugung berufen ist und auch in der Gegenwart darin ihre Existenzberech-tigung sieht.

Mit bitterer Betrübnis betrachten sie die Schwächung der geistlichen Kraft in unse-rer Kirche, in Moral und materieller Lebensfähigkeit ihrer Mitglieder infolgedessen, dass die in ihr lebende Bezeugung, die sie schuf und auch über Jahrhunderte dauernde Gefahren bewahrte, verblasst ist.

Mit beklemmender Seele stellen sie fest, dass die stürmischen Ereignisse unse-rer Tage die Kirche vor eine Entscheidung stellen, und sind der Meinung, dass sich innerhalb kurzer Zeit entscheiden muss, ob sie fähig ist, ein der Vergangenheit und den Idealen der Kirche würdiges Leben zu erneuern, oder zum Tod und schandvoller Schwächung, sogar in einem erheblichen Umfang zur Auflösung verurteilt ist.

Sie verkünden ihre Überzeugung, die die Heilige Schrift und die Geschichte der Kirche unfehlbar lehren, dass nur ein Weg zur Erneuerung der Kirche führt, und zwar der, wenn in ihren Mitgliedern und Leitern die Erfahrung der in Jesus Christus erklär-ten Gnade wiederkehrt, deren Bezeugung ihre Existenzberichtigung ist.

Zu diesem Zweck behaupten sie als Lebensbedingung der Kirche, dass an der Spit-ze der die Kirche bedeutenden Gemeinden solche Pfarrer stehen müssen, die Gott für den Dienst dieser Bezeugung innerlich berufen hat und die Gemeinden zu brüderli-

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APPENDIX 2.

262

chen Liebes- und Arbeitsgemeinschaften der an Jesus Christus glaubenden Menschen umgestalten.

II.

Durchdrungen von den oben bekundeten gemeinsamen Überzeugungen geloben die Unterzeichnenden vor Gott und voreinander feierlich, dass sie alle ihre Kraft für die derartige Erneuerung ihrer Kirche widmen.

Mit ihren Predigten, mit allen sonstigen Tätigkeiten als Pfarrer und mit ihrem per-sönlichen Leben bemühen sie sich, in der Hand Gottes dazu geeignet zu sein, dass möglichst viele Mitglieder der Kirche durch Jesus Christus mit der Gnade Gottes in eine lebendige Verbindung gelangen und in dieser wachsen.

Sie werden sich zielbewusst darum bemühen, die Kirchenmitglieder mit einem der-artigen lebendigen Glauben zu Mitarbeitern im Dienst der Gemeinde zu erziehen und besondere Sorgfalt darauf zu richten, dass die eine Funktion in der Gemeinde Ausüben-den, hauptsächlich die Presbyter, fähig sind, die Gemeinde in Jesus Christus zu bauen.

Sie werden daran arbeiten, dass die ihnen anvertraute ganze Gemeinde mit einem gründlichen und weisen Übergang aufhört, eine schwerfällige Masse von Zwangs-mitgliedern zu sein und die mit dem freiwilligen Anschluss der im Sinne des Wortes Gottes genommenen selbstbewussten Mitglieder entstandene zu einer glaubenden Gemeinde wird, deren Mitglieder sich alle der Disziplin des Wortes Gottes und der brüderlichen Gemeinde unterwerfen.

Für ihre Pflicht halten sie, in das Selbstbewusstsein der unter ihrer Leitung stehen-den Gemeinde die Forderung der Würde der Gemeinde hineinzutragen, dass sie den Dienst ihrer Bekenntnisablegung auch materiell selbst mit ihren freiwilligen Spenden unterhält und sich nicht auf solche materiellen Kräfte stützt, die nicht der Verantwor-tung für das Evangelium von Christus entspringen.

In ihrer Gemeinde werden sie die Kenntnis der Universalität des Christentums we-cken und pflegen sowie das sich daraus ergebende Verantwortungsbewusstsein fürandere Gemeinden sowie für beliebige Arbeiten, die an beliebigen Orten für das Reich Gottes ausgeführt werden.

III.

Die Unterzeichnenden sind sich bewusst, wenn sie die Erfüllung der obigen Verpflich-tungen geloben, dass sie außer der Hilfe Gottes auch auf die Hilfe anderer angewiesen sind und fühlen deshalb auch ihre Verantwortung füreinander. Aus dieser Erkenntnis und Gefühl vereinigen sie sich in freundlichen Banden, die von allen Mitgliedern brüderliches Vertrauen und Treue einander gegenüber voraussetzen.

Sie versprechen einander, dass sie ihre Freundschaft mit Briefwechsel, persönli-chen Kontakten und Gebeten für einander pflegen werden, damit niemand von ihnen

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APPENDIX 2.

263

in seiner Arbeit durch das Gefühl behindert wird, dass er mit seinen Schwierigkeiten oder Freuden auf sich allein gestellt bleibt.

Sie versprechen sich auch einander, dass in dem Falle, wenn jemand wegen seiner die Grundlage dieses Bundes bildenden Überzeugungen und Bestrebungen angegrif-fen wird, einander diesen Angriffen gegenüber treu unterstützen und helfen werden.

Sie beschließen, dass sie mit der Erledigung der gemeinsamen Angelegenheit ihres Freundeskreises einige von ihnen beauftragen.

Sie beauftragen die Leitung damit, in jedem Jahr einmal alle einzelnen Mitglie-der des Freundeskreises zu einem vertraulichen, möglichst mehrere Tage dauernden Zusammensein zusammen zu rufen und die Themen auszuarbeiten, die nicht nur zur Klärung der Fragen der gemeinsamen Bewegung des Gemeindebaus geeignet sein sollen, sondern auch zur geistlichen Vertiefung und theologischen Weiterbildung.

Weiterhin beauftragen sie die Leitung, zu überwachen, dass sich die Mitglieder des Freundeskreises einander zur gegenseitigen Ermutigung und Beratung, gemäß dem Gemeindeinteresse und den Anforderungen der Gemeinde, besuchen.

Sie bevollmächtigen die Leitung auch, in die Bande des Freundeskreises solche reformierten Pfarrer einzubeziehen, die die obigen Überzeugungen sich zu eigen ma-chen und die außerdem zwei Mitglieder des Freundeskreises auf der Grundlage der persönlichen Freundschaft empfehlen. Ebenfalls bevollmächtigen sie die Leitung, un-ter den Mitgliedern dieses Freundeskreises im Falle von Beschwerden im Sinne der Heiligen Schrift brüderliche Zucht und Ordnung zu halten.

Sie erklären, dass sie die Notwendigkeit einer Zeitschrift fühlen, die zur Pflegeihrer Gemeinschaft und zur Förderung ihrer gemeinsamen Gemeinde bauenden Be-wegung geeignet ist.

IV.

Die Unterzeichnenden sind sich einerseits bewusst, dass es in den Reihen der Pfar-rer und Mitglieder ihrer Kirche viele gibt, die entweder vollkommen mit den obigen Überzeugungen und Zielen übereinstimmen oder mit diesen einverstanden sein wer-den, wenn sie diese kennen lernen, andererseits auch fühlen, dass es ihre Pflicht ist,auch denjenigen, die anderer Meinung sind, die Wahrheit dieser Überzeugungen und die Dringlichkeit der Bestrebungen so lange zu predigen, bis auch sie diese zu ihren eigenen machen.

Zu diesem Zweck beauftragen sie die Leitung, gemäß Gelegenheit und Möglich-keit entsprechende öffentliche Konferenzen, Kurse usw. für die Pfarrer, weltlichen Leiter der Kirche, Gemeindemitarbeiter usw. mit dem Ziel durchzuführen, dass sie die sich auf die Erneuerung der Kirche beziehenden, oben ausgedrückten Gedanken kennen lernen und anerkennen.

Für notwendig halten sie auch, dass die Mitglieder des Freundeskreises für die Ver-breitung ihrer Überzeugungen und Bestrebungen in den breitesten Kreisen der Kirche alle dazu einsetzbaren Presseorgane regelmäßig in Anspruch nehmen.

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APPENDIX 2.

264

Für wünschenswert halten sie auch, dass einige von ihnen aus dem gleichen Ziel Fahrten unternehmen und Vorträge in solchen Gemeinden und Kirchenversammlun-gen halten, die diese gerne in Anspruch nehmen.

Abschließend rufen die Unterzeichnenden den Ewigen Gott zu Hilfe, alle diese Entscheidungen und Gelübde seiner einfachen Diener gnädig aufzunehmen, ihren Freundeskreis dazu zu benutzen, seine Gnade in ihrem Leben zu erweitern und die Kraft derjenigen zu vervielfachen, die in der Kirche für die Offenbarung Seiner Herr-lichkeit tätig sind.’

Reformáció, 31. Oktober 1920

Die Namens- und OrtsverzeichnisPfarrer : József Baráth,Tata; Árpád Batta, Rákosliget; István Benkő jun.,Rákospalota;

Albert Bereczky, Dunabogdány; Richard Biberauer, Budapest; Tivadar Biberauer, Rá-kosszentmihály; Béla Czanik, Pestujhely; János Czuczor, Apostag; Imre Deák, Bugyi; László Deme Pécel; Gyula Forgács, Pécel; Gyula Hankó, Yongstown, USA; József Jóba, Tiszavezseny; Endre Kájel, Balatonendréd; Dániel Kiss, Sárbogárd; István Kos-zorús, Budapest; Lajos Krisik, Aurora,Illionis,USA; Márton Mátis, Szada; Benő Mező, Madocsa; Sándor Nagy, Budapest; Vincze Nagy, Tök; Sándor Olasz, Őrszentmiklós; Lajos Őry, Veresegyház; Pál Patay, Budapest; Pál Pruzsinszky, Budapest; Andor Se-bestyén, Budapest; Aladár Szabó jun., Gödöllő; Imre Szabó, Budapest; Zoltán Szinok, Erzsébetfalva; Géza Takaró, Budapest; Sándor Tóth, Cleveland, Ohio, USA; James Webster, Edinburgh; János Victor jun., Budapest; Ferenc Zajti, Budapest.

Laien : György Belánka, Rákosliget; János Birza, Kispest; Sándor Csia, Budapest; Antal Farkas, Rákosliget; István Kováts J., Budapest; Emil Kondorossy, Rákosliget; János Schmidt, Budapest; Endre Tarnay, Pécel; Lajos Tomor, Rákoscsaba; Miklós Tóth, Rákosliget; Mihály Végh, Kispest; Frau Béláné Czanik, Frau Lászlóné Deme, Frau Gyuláné Forgács, Frau Istvánné Kováts J., Frau Endréné Tarnay, Frau Mihályné Végh.

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265

APPENDIX 3.

PROTOKOLLE

Protokolle der Jahre 1926-1932 des Ausschusses für Innere Mission der Kirchenge-meinde Sárospatak, Wissenschaftliche Sammlungen des Reformierten Kollegiums Sárospatak, R. B IX. 3/14.

PROTOKOLL

Über die am 16. Oktober 1926 durchgeführte Versammlung des Ausschusses für Inne-re Mission der reformierten Kirchengemeinde Sárospatak.

Anwesende: Pfarrer Gyula Forgács, Vorsitzender, Ausschussmitglieder Frau Forgács (Forgács Gyuláné), Frau Jáger (Jáger Lászlóné), Frau Mariska Szathmáry, Frau Irénke Szabó, Herr Ferenc Szathmáry, Herr János Gergely, Herr Zoltán Szabó, Herr Béla Palumby, Herr István Rácz, Herr István Oláh. Protokollführer: Herr Béla Nagy S.

1. Vorsitzender Gyula Forgács begrüßt die erschienenen Mitglieder des Ausschusses und eröffnet die Versammlung mit einem Gebet.

2. Der Vorsitzende gibt bekannt, dass sich Oberkurator Dr. Sándor Kiss, Frau Harsá-nyi (Harsányi Gyuláné) und Herr Béla Hodossy für ihr Fernbleiben entschuldigt haben.

3. Der Vorsitzende erklärt, dass der Ausschuss für Innere Mission, der gegenwärtig seine erste Versammlung durchführt, als tätiges Organ der Kirchenarbeit zuerst in unserer Gemeinde gegründet wurde. Er gibt Ziel und Aufgabe der Ausschüsse für Innere Mission auf der Grundlage des Befehls: ‘Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker…’, des Erlösers bekannt. Er stellt die heutige Situation der Ungarischen Reformierten Kirche dar, die auch im heutigen verstümmelten Land 1022 Kirchengemeinden zählt, und auf dem gewaltigen Arbeitsfeld dieser Ge-meinden sehen wir eine große Erweckungsbewegung. Unsere Kirche erlebt heute eine neue pfingstliche Epoche. Nacheinander entstehen Gemeinden an solchenStellen, an denen es bisher keine gab.

Das Interesse an den Angelegenheiten der Kirche erscheint in verstärktem Ausmaß an solchen Stellen, wo es sie bisher nicht gab.

Andererseits machen wir die Erfahrung, dass unsere Gemeinden keine entspre-chende Anziehungskraft auf die Gläubigen ausüben können, unsere Kirche hat jedoch in der Welt eine höhere Missionsaufgabe zu erfüllen, nicht nur in unseren eigenen Gemeinden, sondern auch weit entfernt, in der heidnischen Welt.

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APPENDIX 3.

266

Es geht also darum, dass wir zuerst in unserem Land das Licht des Evange-liums entzünden, weil unsere Ungarische Reformierte Kirche heute noch nicht stark genug ist, die Arbeit der Äußeren Mission auszuführen.

Unser Gesamtkonvent hat die Durchführung der Arbeiten in drei Gruppen un-terteilt.I. Erfassung und systematischer Ausbau der vorhandenen missionarischen Ar-

beitenII. Kirchenmitgliedschaft, Disziplin, KonfirmationIII. Ausbildung von Missionsmitarbeitern.

Für dieses Arbeitsjahr, das vom 1. September 1926 bis 31. August 1927 dau-ert, hat der Gesamtkonvent ein besonderes Programm bekannt gegeben, dessen Hauptpunkte sind: Unterstützung der Kindergottesdienste und der Kinderseelsor-ge, Veröffentlichung der Reform der Konfirmation, Mutter- und Säuglingsschutz,Betreuung der Armen, besonders die Seelsorge der 6-jährigen Kinder. - Er bittet also um einen Vorschlag bezüglich der Organisation der zuletzt erwähnten Arbeit.

Nach den Diskussionsbeiträgen mehrerer stellt der Ausschuss für Innere Mis-sion fest, dass es in unserer Gemeinde ca. 50 sechsjährige Kinder gibt und be-schließt, diese, in kleinere Gruppen teilend, unter den dieses übernehmenden Mit-gliedern unserer Gemeinde aufzuteilen und ihrer Fürsorge anzuvertrauen. Gleich-zeitig bittet er den Direktor und Religionslehrer der Schule, die Namensliste der in der Schule eingeschriebenen 6-jährigen Kinder zusammenzustellen.

4. Der Vorsitzende erklärt, dass in der letzten Oktoberwoche jeden Abend ab halb 6 Uhr religiöse Abende in der Kirche veranstaltet werden. Am 27. Oktober halten die Pfarrer des Kreises Sárospatak der Inneren Mission Vorträge, am 28. Oktober hält der KIE-Generalsekretär Zoltán Töltéssy einen Vortrag. An allen Abenden werden Bibelerklärungen zu hören sein, deren Hauptthema die Reformation ist, weitere Vorträge über die Reformatoren übernahmen: Die Hochschulprofessoren Dr. Lajos Rácz, István Harsányi, Imre Elekes und Gyula Forgács.

5. Pfarrer Gyula Forgács unterbreitet einen Brief von Lajos Koppon, der in der An-gelegenheit des reformierten Bettlers József Kántor ein Ersuchen enthält. Der Genannte lebt von allen verlassen ohne Lebensmittel und Kleidung.

Der Ausschuss entscheidet so, dass die sich dazu bereit erklärenden Mitglieder der Gemeinde ihrem Not leidenden Bruder täglich abwechselnd ein Mittagessen kochen.

6. Der Vorsitzende erklärt, dass sich unser Frauenverein der Angelegenheit des Mut-ter- und Säuglingsschutzes angenommen hat, die Seelsorge der heranwachsenden Mädchen übernahm die Theologin Irén Szabó.

7. Der Ausschuss beschließt auf Antrag des Vorsitzenden, dass er ab heute seine Versammlung am dritten Sonnabend jeden Monats durchführt.

8. Nach einem Gebet von Zoltán Szabó beschließt der Vorsitzende die Versammlung.

Gyula Forgács Béla Sándor NagyVorsitzender Protokollführer des Ausschusses

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267

APPENDIX 4.

MISSIONARISCHE BLÄTTER IN UNGARN

• Amerikai Magyar Reformátusok Lapja, Cleveland, Pittsburg (1902-2004) red. Zoltán Kuthy, Elek Csutoros, und andere.

• Debreceni Protestáns Lap, Debrecen (1881-1935), red. Sámuel Tóth, Lajos Csiky.• Diákvilág, Budapest (1900-1935), MEKDSZ, Pro Christo, red. János Victor, später

Lajos Ivanyos.• Ébresztő, Budapest (1900-1909) BRIE, red. István Csűrös, Gyula Forgács und an-

dere.• Élet és Munka, Budapest (1909-1914) Schottische Mission, red. J. Webster Mac-

donald.• Erdélyi Protestáns Lap, Kolozsvár (1898-1907), red. Albert Molnár, Károly Nagy.• Figyelmező, Debrecen (1870-1878), red. Imre Révész sen.• Hajnal, Budapest (1894-1899), Blatt der Inneren Mission, red. Aladár Szabó.• Hajnal, Budapest (1907-1915, 1922-1948), Blatt der MEKMSz-MRKSz, red. Gyula

Fleischer, Pál Podmaniczky, Sándor Csia, László Draskóczy.• Kálvinista Szemle, Budapest (1920-1933), red. Jenő Sebestyén.• Keresztyén Evangélista, Nagybecskerek (1900-1914), red. József Szalay und Fe-

renc Kecskeméthy.• Keresztyén Lelkipásztor, Pécs (1915-1918), red. Pál Nyáry.• Kis Tükör, Budapest und Kolozsvár (1892- ) red. István Kecskeméthy und Farkas

Szőcs.• Lelkész Egyesület, Debrecen (1908-1944), red. Ferenc Kiss und Gyula Ferenczy.• Magyarság, Budapest (1918-1919), red. Gyula Forgács.• Mustármag, Budapest (1904-1943), Blatt der Bethania Verein, red. Gyuláné Var-

ga und Aladár Szabó.• Protestáns Egyházi és Iskolai Lap, Budapest (1842-1919), red. József Székács,

Mór Ballagi, Farkas Szőcs. • Protestáns Szemle, Budapest (1889-1944), red. Béla Kenessey, Farkas Szőcs.• Reformáció, Péczel (1920-1931), red. Gyula Forgács.• Református Élet, Budapest (1934-1944) red. Gyula Muraközy.• Református Figyelő, Budapest (1928-1933), red. Albert Bereczky, Gyula Mura-

közy, János Victor.• Református Híradó, Budapest (1935-1951), red. Aladár Szabó jun.• Református Igehirdető, Budapest (1920-1944), red. Vince Vass, Albert Bereczky

und Gyula Forgács.• Református Jövő, Budapest (1940-44), red. László Ravasz.• Református Világ Szemle, Szap, p. p. Balon, Československo (1931-1944), red.

Béla Csekes.

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APPENDIX 4.

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• Sárospataki Lapok, Sárospatak (1882-1905), red. Gyula Mitrovics. • Sárospataki Református Lapok, Sárospatak (1905-1944), red. István Zsindely und

Lajos Rácz und Gyula Forgács (1924-1933).• Theologiai Szemle, Debrecen (1925-1951), red. Sándor Csikesz.

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APPENDIX 5.

DIE ÄMTER VON FORGÁCS

ÄMTER IN VEREINEN

• Bethania (CE): Sekretär (1903-1907)• IKESZ (Bund der christlichen Jugendvereine): Generalsekretär (1925-1931)• Kálvin Szövetség (Calvin Bund): Vizepräsident (1908-1921)• KIE (CVJM): Sekretär (1903-1904)• MRKSZ (Bund der Ungarischen Reformierten Äußeren Mission): Generalsekretär

(1934-1939)• MEKDSZ (CSW): Sekretär (1904-1910)• MEKMSZ (Ungarischer Evangelischer Christlicher Missionsbund): Vizepräsident

(1931-1933), Generalsekretär(1933-1936)

ÄMTER IN DER KIRCHE

1915-1920 MISSIONSREFERENT IM DEKANAT PEST 1920-1924 MISSIONSREFERENT IM DONAUDISTRIKT

1922-1924 NOTAR IM DONAUDISTRIKT

1924-1933 RATSBEISITZER IM Kirchendistrikt rechts der Theiß1928-1933 Missionsreferent und Synodalmitglied der IV. Budapester Synode

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APPENDIX 6.

BILD VON GYULA FORGÁCS

GYULA FORGÁCS

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BIBLIOGRAPHIE

I. PRIMÄRE QUELLEN

I.1. GEDRUCKTE BÜCHER VON GYULA FORGÁCS

• A spiritizmus (Der Spiritismus). Budapest: Hornyánszky Viktor Nyomdája, 1899.

• A keresztyén ifjúsági egyesületek és diákszövetségek alakításáról (Über die Grün-dung der christlichen Jugendvereine und Studentenbünde). Budapest: Hornyáns-zky Viktor Nyomdája, 1904.

• Az evangéliumi keresztyén diákmozgalom (Die evangelische christliche Studen-tenbewegung). Budapest: Hornyánszky Viktor Nyomdája, 1906.

• Mili és nagybátyja, Le Feuvre, Amy után (Mili und sein Onkel). Budapest: Hor-nyánszky Viktor Nyomdája, 1908.

• A vér (Das Blut). Budapest: Magyar Protestáns Irodalmi Társaság, 1909. • A templomnélküli város (Stadt ohne Kirche). Budapest: Hornyánszky Viktor

Nyomdája, 1910. • Világosság útja vagy napi táplálék keresztyén ifjak számára (Der Weg des Lichts

oder die tägliche Nahrung für junge Christen). Bishop, T.B. után Budapest: Lon-doni Vallásos Traktátus Társulat, 1910.

• Ötven év Kínában (Fünfzig Jahre in China). John Griffith élete Budapest: MagyarProtestáns Irodalmi Társaság, 1911.

• Az élet reggelén (Am Morgen des Lebens). Elmélkedések a serdülő ifjúság számá-ra. Debrecen: Hegedűs-Sándor, 1912.

• Afrika hősei (Afrikas Helden). A magyar ifjúság számára. (Debrecen: Hegedűs-Sándor, 1912).

• A nagy Heródes utódai (Die Nachkommen des Herodes des Großen). A serdülő ifjúság számára Debrecen: Hegedűs-Sándor, 1912.

• Gyermekek a Bibliában (Kinder in der Bibel). Biblia-magyarázatok serdülő ifjak számára Debrecen: Hegedűs-Sándor, 1913.

• Hogy lehetsz nagy ember? (Wie wirst du ein großer Mensch?). Debrecen: Hegedűs-Sándor, 1913. Protestáns Ifjúsági és Népkönyvtár 22.

• Jeruzsálem pusztulása (Die Zerstörung von Jerusalem). Debrecen: Hegedűs-Sán-dor, 1913.

• A misszió elmélete (Missionstheologie). Practica theologiai tanulmány, Theolo-giai magántanári vizsgálatra Pápa: Főiskolai Nyomda, 1917. Különlenyomat a Belmisszió és cura pastoralis kézikönyvéből.

• Rövid emlékezés a nagy reformáció négyszáz éves évfordulója alkalmából (Kurze Erinnerung aus Anlass des vierhundertsten Jahrestages der großen Reformation). Pápa: Főiskolai Nyomda, 1917.

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BIBLIOGRAPHIE

274

• Várakozás, találkozás (Erwartung und Begegnung). Adventi gondolatok. Kolozs-vár: Az Út Traktátus Vállalat, 1918.

• Az Isten tízparancsolatja (Die zehn Gebote Gottes). Budapest: Bethánia Nyomda, 1920.

• Lelki próba. Imák, elmélkedések, tanácsok az úrasztalához járuló református ke-resztyének számára (Geistesübungen. Gebete, Andachten und Empfehlungen für das Abendmahl empfangende reformierte Christen). Budapest: Szerző 1920.

• A Dunamelléki Református Egyházkerület Belmissziói Bizottságáról. Ismertető füzet (Über den Ausschuss Innere Mission des reformierten Kirchendistrikts des Donaugebietes. Informationsheft). Budapest: Belmissziói Bizottság, 1921.

• A konfirmáció. Útmutató tervezet az úrvacsorázó református egyháztagok előkészítésének és felvételének gyakorlására (Die Konfirmation. Entwurf einesRatgebers für die Vorbereitung und Annahme des Abendmahls der Mitglieder der reformierten Kirche). Budapest: Bagó Nyomda, 1921. Különlenyomat a Refor-máció 1921. év, 3-9. számaiból; A Reformáció Könyvtára.

• Útmutatás a gyülekezeti fegyelmezés gyakorlására (Hinweise zur Ausübung der Disziplinierung in der Gemeinde). Budapest: Magyar Vallásos Traktátus Tár-saság, 1922.

• Vigasztaló írás. Kis gyermek halálára (Trostschrift. Zum Tod eines kleinen Kin-des). Budapest: Magyar Vallásos Traktátus Társaság, 1922.

• Ágenda és konfirmációi káté. Útmutatás a konfirmációi vallás- és fogadalomtétel-re készülők számára (Agenda und Konfirmationskatechismus. Hinweise für sichbei der Konfirmation auf das Ablegen des Glaubensbekenntnisses Vorbereitende).Tahitótfalu: Sylvester Nyomda, 1923.

• Jézus élete (Das Leben Jesu). Tahitótfalu: Magyar Vallásos Traktátus Társaság, 1923.

• Vezérkönyv a konfirmációi oktatáshoz. Útmutató tervezet az úrvacsorázó refor-mátus egyháztagok előkészítésének és felvételének gyakorlására (Leitbuch für den Konfirmandenunterricht. Entwurf eines Ratgebers für die Vorbereitung aufdas Abendmahl und dessen Annahme der Mitglieder der reformierten Kirche). Tahitótfalu: Sylvester Nyomda, 1924.

• A belmisszió és cura pastoralis kézikönyve (Handbuch der Inneren Mission und Cura Pastoralis). Pápa: Főiskolai Nyomda, 1925.

• Korunk nagy álmodozói (Große Träumer unserer Zeit). Budapest: Magyar Vallá-sos Traktátus Társaság, 1926.

• Konfirmációi olvasókönyv. Útmutató olvasmányok a konfirmációi vallás- és fo-gadástételre készülők számára (Lesebuch für Konfirmanden. Hinweise für sichbei der Konfirmation auf das Ablegen des Glaubensbekenntnisses Vorbereitende).Tahitótfalu: Sylvester Nyomda, 1927.

• Református konfirmációi káté, melyben keresztyén hitünk főbb igazsága… taníttatnak (Reformierter Konfirmationskatechismus, in dem die wichtigsten Wahrheiten unse-res christlichen Glaubens gelehrt werden). Tahitótfalu: Sylvester Nyomda, 1928.

• A református gyermekmisszió (Die reformierte Kindermission). Budapest: Magyar-országi Református Egyház Egyetemes Konventje, 1929.

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• Hogyan tudhatod meg, hogy jó református vagy-e? (Wie kannst du erfahren, ob du ein guter Reformierter bist?). Budapest: Magyar Vallásos Traktátus Társaság, 1930.

• A protestantizmus lélekrajza (Seelenskizze des Protestantismus). Buda-pest: Magyar Vallásos Traktátus Társaság, 1931.

• A református misszió irányelvei. Különös tekintettel a magyar református egyház jelenlegi helyzetére (Richtlinien der reformierten Mission, besonders unter Be-rücksichtigung der gegenwärtigen Situation der Ungarischen Reformierten Kir-che). Sárospatak: Református Főiskolai Nyomda, 1931.

• A lelki templom. (Die seelische Kirche). Elhangzott a Kálvin-téri templomban 1936. november 8-án. Budapest: Sylvester Nyomda, 1936.

• A zsidó áttérők figyelmébe! (Den jüdischen Übertretenden zur Beachtung!). Bu-dapest: Sylvester Nyomda, 1937.

• Isten és az atom. Morrison, J. H. után (Gott und das Atom. Nach J.H. Morrison). Budapest: Bethánia Nyomda, 1938.

• Lábnyom a homokban (Spuren im Sand). Budapest: Magyar Vallásos Traktátus Társaság, 1938.

• Karácsonyi játék 3 részben. (Weihnachsspiel in 3 Akten). Színdarab. Budapest: Sylvester Nyomda, 1939.

• A Budapesti Skót Misszió képekben (Die Budapester Schottische Mission in Bil-dern). Budapest, o.J.

I.2. GEDRUCKTE ARTIKEL

• ‘A spiritizmus’ (Der Spiritismus), Hajnal VI/4 [1899], pp.118-124., VI/5 [1899], pp. 145-150.

• ‘Missziói mozgalmak’ (Missionsbewegungen), Hajnal VI/1 [1899], pp. 20-27.• ‘A spiritismus’ (Der Spiritismus), Ébresztő I/2 [1900], pp. 29-30., I/3 [1900], 41-

44., I/4 [1901], pp. 61-62., I/6 [1901], pp. 99-101.• ‘A. B. Davidson’, Protestáns Egyházi és Iskolai Lap XLV/6 [1902], pp. 89-90.• ‘A keresztyén studens világ-szövetség konferencziája Sorőben’ (Weltkonferenz

der christlichen Studenten in Sorö), Ébresztő II/10 [1902], pp. 154-156.• ‘Három konferenczia’ (Drei Konferenzen), Ébresztő III/2 [1902], pp. 26-31. • ‘Kövesd Jézust!’(Folge Jesu!), Ébresztő II/5 [1902], pp. 71-73. • ‘Phildius Keresztély titkári jelentése az ifj. egyletek christiániai világcongressus-

án’ (Bericht des Sekretärs Phildius Keresztély auf dem christianischen Weltkon-gress der Jugendvereine), Ébresztő III/3 [1902], pp. 36-39.

• ‘A britt és külföldi biblia társulat száz éves jubileumát tartja’ (Die britische und ausländische Bibelgesellschaft feiert ihr hundertjähriges Jubiläum), Kis Tükör XI/18 [1903], pp. 137-139.

• ‘A londoni vallásos iratokat terjesztő társaság’ (Die religiöse Schriften verbreiten-de Londoner Gesellschaft), Kis Tükör XI/17 [1903], pp. 130-131.

• ‘A nyári szünidő’ (Sommerpause), Ébresztő III/9 [1903], pp. 129-130.• ‘A skót reformáció’ (Die schottische Reformation), Ébresztő IV/3 [1903], pp. 33-39.

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• ‘Az elhagyott gyermekek gondozásáról’ (Über die Fürsorge für verlassene Kin-der), Kis Tükör XI/7 [1903], pp. 50-52.

• ‘Biblia és az újabb felfedezések’ (Die Bibel und die neuesten Entdeckungen), Ébresztő III/7 [1903], pp. 97-100.

• ‘Határozottság’ (Entschlossenheit), Kis Tükör XI/32 [1903], pp. 250-251.• ‘Sötét kép’ (Dunkles Bild), Keresztyén Népbarát [Debrecen: Magyar Biblia és

Evangyéliomi Iratterjesztő Társaság, 1903], p. 53.• ‘Szolgaság’ (Knechtschaft), Ébresztő III/6 [1903], pp. 82-83.• ‘A keresztyén igyekezet’ (Das Bestreben des Christen), Olajág IV/6 [1904],

pp. 90-91. • ‘A Kis Tükör olvasóihoz’ (An die Leser des ‘Kis Tükör’), Kis Tükör XII/7 [1904],

p. 49.• ‘A magyar egyetemi ifjúság figyelmébe!’ (Der ungarischen akademischen Jugend

zur Beachtung!), Ébresztő IV/10 [1904], pp. 160-162. • ‘A magyar protestáns főiskolák figyelmébe’ (Den ungarischen protestantischen

Hochschülern zur Beachtung), Kis Tükör XII/34 [1904], pp. 266-267. • ‘A világ legrégibb törvénykönyve’ (Das älteste Geschichtsbuch der Welt),

Ébresztő IV/5 [1904], pp. 65-66.• ‘Béke az olvasónak!’ (Friede den Lesern!), Kis Tükör XII/47 [1904], pp. 372-374.• ‘Felhívás’ (Aufruf), Ébresztő IV/6 [1904], pp. 88-90.• ‘Hogyan olvassuk a Bibliát?’ (Wie soll man die Bibel lesen?), Kis Tükör XII/8

[1904], pp. 58-59. • ‘Keresztyén diákszövetség’ (Christliche Studentenvereinigung), Protestáns Egy-

házi és Iskolai Lap XLVII/10 [1904], pp. 149-150. • ‘Maclean úr látogatása’ (Der Besuch des Herrn Maclean), Ébresztő V/2 [1904],

pp. 19-23.• ‘Olvassuk a Bibliát!’ (Das Lesen der Bibel ist wichtig!), Kis Tükör xii/1 [1904],

pp. 1-2. • ‘Titkári jelentés’ (Bericht des Sekretärs), Ébresztő IV/4 [1904], pp. 51-56. • ‘A keresztyén szövetségek európai gyűlésének első napja és a magyar gyűlés’

(Erster Tag der europäischen Versammlung der christlichen Verbände und die un-garische Tagung), Kis Tükör XIII/39 [1905], pp. 304-307.

• ‘Az ifjakhoz!’ (An die Jugend!), Ébresztő V/10 [1905], pp. 145-146.• ‘Egy ígéret’ (Eine Zusage), Kis Tükör XIII/37 [1905], p. 292.• ‘Felhívás magyar ker. diákokhoz!’ (Aufruf an die ungarischen christlichen Stu-

denten!), Ébresztő VI/1 [1905], pp. 1-2.• ‘Titkári jelentés’ (Bericht des Sekretärs), Ébresztő V/4 [1905], pp. 53-57.• ‘Titkári jelentés’ (Bericht des Sekretärs), Ébresztő V/8 [1905], pp. 117-120. • ‘Titkári jelentés’ (Bericht des Sekretärs), Kis Tükör XIII/18 [1905], pp. 141-142.• ‘Titkári jelentés’ (Bericht des Sekretärs), Protestáns Egyházi és Iskolai Lap XLVIII/

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VIII/4 [1907- 1908], pp. 60-62.• ‘A nagy parancs’ (Das große Gebot), Ébresztő VII/7 [1907], p. 1.• ‘Rómából’ (Aus Rom!), A Budapesti Bethlen Gábor Kör Emlékkönyve [Budapest:

Hornyánszky Nyomda, 1907], pp. 85-86. • ‘Az imádság’ (Das Gebet), Ébresztő VIII/10 [1908], pp. 162-163.• ‘Légy az Úr szolgája mind éltig!’ (Diene dem Herrn, dein Leben lang!), Ébresztő

VIII/9 [1908], pp. 142-143. • ‘Kálvin és Servet’ (Calvin und Servet), Protestáns Egyházi és Iskolai Lap LII/13

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• ‘Hazánk és a külmisszió’ (Unsere Heimat und die Äußere Mission), Élet és Mun-ka II/5 [1910], pp. 41-42.

• ‘A Skót Misszió történetéből’ (Aus der Geschichte der Schottischen Mission), Élet és Munka II/6 [1910], p. 45.

• ‘Első teendőink az ifjúság körül’ (Die wichtigsten Aufgaben in Verbindung mit der Jugend), Protestáns Szemle XXIII/10 [1911], pp. 626-632.

• ‘A falusi lelkipásztor’ (Der Dorfpfarrer), Keresztyén Lelkipásztor I/1 [1915], pp. 2-3., I/2 [1915], pp. 18., I/6 [1916], pp. 89-90., I/7 [1916], pp. 105-106., I/8 [1916], pp. 120-121., I/9 [1916], pp. 135-136.

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• ‘A keleti bölcsek ajándéka’ (Die Gaben der Weisen aus dem Morgenland), Ke-resztyén Lelkipásztor II/10 [1917], pp. 170-171.

• ‘A múlt és mi’ (Die Vergangenheit und wir), Az Út III/11-12 [1917], pp. 253-256.• ‘Az igazi hűség’ (Die wahre Treue), Keresztyén Lelkipásztor II/10 [1917], p. 172.• ‘Egyházunk és a presbitérium’ (Unsere Kirche und das Presbyterium), Emlék-

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• ‘Elveszett Bálványok’ (Verloren gegangene Götzen) , Az Út III/1-2 [1917], pp. 14-15. • ‘Ének a keresztyén egyházban’ (Gesang in der christlichen Kirche), Az Út III/11-12

[1917], pp. 262-264.• ‘Hogyan bánjunk a szektákkal?’ (Wie verhalten wir uns gegenüber den Sekten?),

Az Út III/5-6 [1917], pp. 129-133.• ‘Jézus a világ világossága’ (Jesus, das Licht der Welt), Az Út III/9-10 [1917],

pp. 183-190.• ‘Lelkipásztori munkánk programmja a reformáció 400-ados jubileumi évében’

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• ‘Mészáros János: Harangszó után’ (János Mészáros: Nach dem Glockenschlag), Az Út IV/9-10 [1918], pp. 214-216.

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machen?), Reformáció IV/1 [1923], pp. 38-45. • ‘Szemle’ (Rundschau), Reformáció IV/4 [1923], pp. 73-80., IV/5 [1923], pp. 97-105. • ‘Tehertételek’ (Belastungen), Reformáció IV/11 [1923], pp. 225-227.• ‘Vezérkönyv a konfirmációi oktatáshoz’(Leitbuch für den Konfirmandenunter-

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Reformáció X/ 3 [1930], pp. 90-95.• ‘Az örök hozsanna’ (Das ewige Hosianna), Reformáció X/4 [1930], pp. 68-70. • ‘Az özvegy papnék sorsa’ (Das Schicksal der Pfarrerswitwe), Reformáció X/10

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BIBLIOGRAPHIE

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• ‘A Református Szeretet-Szövetség’ (Das Reformierte Liebesbündnis), Reformá-ció XI/7 [1931], pp. 97-101.

• ‘Az Ige olvasása és hirdetése’ (Lesen und Verkünden des Bibelwortes), Reformá-ció XI/9 [1931], pp. 139-142., XI/10 [1931], pp. 153-154.

• ‘Az iskolafenntartás krízise’ (Die Krise der Unterhaltung der Schule), Reformáció XI/11 [1931], pp. 161-163.

• ‘A zsinat után’ (Nach der Synode), Reformáció XI/6 (1931), pp. 82-83., XI/7. [1931], pp. 102-103.

• ‘A zsinat utolsó időszaka előtt’ (Vor dem letzten Zeitabschnitt der Synode), Refor-máció XI/5 [1931], pp. 66-69.

• ‘Egyházunk missziói feladatai’ (Die Missionsaufgaben unserer Kirche), Refor-máció XI/11 [1931], p. 176.

• ‘Lapunk Előfizetőihez és Barátaihoz!’ (An die Abonnenten und Freunde unsererZeitschrift), Reformáció XI/12 [1931], p. 177.

• ‘Mindazonáltal a Te parancsodra!’ (Dessen ungeachtet, auf deinen Befehl), Refor-máció XI/1 [1931], p. 1.

• ‘Református egyházunk és a szekták…’(Unsere reformierte Kirche und die Sek-ten …), Reformáció XI/10 [1931], p. 160.

• ‘Térj vissza az Istenhez!’ (Kehre um zu Gott!), Reformáció XI/9 [1931], p. 148. • ‘Tiszteld az Urat a te vagyonodból’ (Ehre deinen Gott aus deinem Vermögen),

Reformáció XI/12 [1931], p. 188. • ‘Utak a templom felé’ (Zur Kirche führende Wege), Református Figyelő IV/43

[1931], pp. 453-454. • ‘Válasz a megjegyzésre’ (Antwort auf die Anmerkung), Református Figyelő IV/48

[1931], pp. 495-496.• ‘Ábrahám szőlőskertje’ (Abrahams Weinberg), Református Figyelő VI/50 [1933],

p. 397.• ‘A világ reformátusságának szózata’ (Aufruf der Reformierten der Welt), Refor-

mátus Figyelő VI/46 [1933], pp. 363-364. • ‘Ellenség a falakon belül’ (Der Gegner ist innerhalb der eigenen Wände), Sáros-

pataki Református Lapok XXVIII/3 [1933], pp. 15-16.• ‘Jézus Krisztus – valóság!’ (Jesus Christus, die Wahrheit!), Lelkészegyesület XXVI/

48 [1933], pp. 346-348. • ‘Magatartásunk reformációja a zsidósággal szemben!’ (Die Reformation unseres

Verhaltens gegenüber den Juden), Lelkészegyesület XXVI/42 [1933], pp. 302-303. • ‘Stólaváltság a gyakorlatban’ (Stolgebühr in der Praxis), Sárospataki Református

Lapok XXVIII/9 [1933], pp. 56-57. • ‘A világ vége és a misszió’ (Das Ende der Welt und die Mission), Református

Igehirdető XV/5 [1934], pp. 214-217. • ‘Az imádság értéke’ (Der Wert des Gebets), Hajnal XX/3 (1934), pp. 1-2. • ‘Misszionáriusképző kolonia Upper Norwood-ban’ (Missionarsausbildungskolo-

nie in Upper Norwood), Hajnal XX/8 [1934], pp. 4-5. • ‘Teljes szeretet – teljes szolgálat’ (Ganze Liebe - vollkommener Dienst), Hajnal

XX/1 [1934], p. 1.

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BIBLIOGRAPHIE

288

• ‘Zsidómisszió hazánkban’ (Die Judenmission in unserem Land), in Külmissziói jubileumi emlékkönyv [Budapest: Magyar Református Külmissziói Szövetség, 1934], pp. 56-64.

• ‘A kereszthordozó élet’ (Das Kreuz tragende Leben), Igazság és Élet I/6 [1935], pp. 161-163.

• ‘A zsidók’ (Die Juden), Hajnal xxi/10 [1935], pp. 4-5., XXI/11 [1935], pp. 5-6., XXI/12 [1935], pp. 6-7., XXII/1 [1936], pp. 10-11., XXII/2 [1936], pp. 7-8., XXII/3 [1936], pp. 5-6., XXII/5 [1936], pp. 6-7., XXII/6 [1936], pp. 6-7., XXII/11 [1936], pp. 5-6.

• ‘A zsidó világbizottság gyűlése Angliában’ (Versammlung des Weltrates der Ju-den in England), Református Élet II/30-31 [1935], p. 247.

• ‘Emlékezés Herzl Tivadarról’ (Erinnerung an Tivadar Herzl), Hajnal XXI/6 [1935], pp. 6-7.

• ‘A lelki templom’ (Die geistliche Kirche), Elhangzott a Kálvin-téri templomban 1936. november 8-án in Égő csipkebokor [Budapest: Kálvin-téri Református Egyházközség, 1937], pp. 45-47.

• ‘A zsidók áttérésének okai’ (Die Gründe des Übertritts der Juden), Hajnal XXII/2 [1937], pp. 6-7.

• ‘A zsidókérdés’ (Die Judenfrage), Református Élet IV/17 [1937], pp. 170-171. • ‘Egy új és merész ötlet a zsidókérdés megoldására’ (Eine neue und gewagte Idee

zur Lösung der Judenfrage), Református Élet IV/25 [1937], p. 255. • ‘Látogatás Skótországban’ (Besuch in Schottland), in Budapesti Képes Reformá-

tus Naptár az 1938. közönséges évre [Budapest: Budapesti Református Egyház-megye, 1937], pp. 61-64.

• ‘Hogyan kezdődött?’ (Wie fing es an?), Pro Christo XXIX/1 [1938], pp. 9-10.• ‘A német missziói állomások helyzete’ (Situation der deutschen Missionsstatio-

nen), Hajnal XXVI/4 [1940], p. 8.• ‘A százéves skót misszió’ (Die hundertjährige schottische Mission), in És lőn

világosság [Budapest: Franklin-Társulat, 1941], pp. 412-429.

I. 3. ARCHIVALIEN

I. 3. 1. Nicht publizierte Artikel und Vorträge, Handschriften (Ráday Sammlung und Archiv in Budapest, Box 3.)1

• Káté pályázat (Katechismusausschreibung), 1904.• Párbeszéd a kálvinizmusról. (Dialog über den Calvinismus). Elhangzott a Hold

utcai teremben tartott szeretetvendégségen, 1905.• Jézus kérdései és más jegyzetek (Die Fragen von Jesus und andere Aufzeichnun-

gen), 1907.• Karácsony (Weihnacht), 1909. december 25.• Igehirdetés terve (Plan der Predigt), 1910. július 1.

1 Es sind nur einige der Handschriften datiert, die Mehrheit ist undatiert.

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BIBLIOGRAPHIE

289

• Ima Halász Sándor temetésén (Gebet auf der Beerdigung von Sándor Halász), 1910. július 19.

• Kossuth-ünnep (Kossuth-Feier), 1910. szeptember 4.• A reformáció emlékünnepén (Auf der Reformation-Gedächtnisfeier), 1910. októ-

berében.• Jézus csodái (Die Wunder von Jesus), Bibliakör, 1910.• Pünkösd Péczelen (Pfingsten in Péczel), 1910.• Vallásos estélyek (Religiöse Abende). Péczel, 1910.• Krisztus feltámadása, mint hitünk alapja (Die Auferstehung von Christus, die

Grundlage unseres Glaubens), 1912. Húsvét.• Terem-avatás Kőbányán (Saaleinweihung in Kőbánya). Elhangzott 1913. május

4-én.• Beszéd Péczelen (Rede in Péczel), 1917. március 24.• Református egyházunk társadalmi missziója a jelenben. (Die gesellschaftliche

Mission unserer reformierten Kirche in der Gegenwart.) Előadás a Budai templom-ban, 1920. március 25-én.

• Beszéd Nagypénteken (Rede am Karfreitag), 1922.• Jegyzetek generális vizitáción (Aufzeichnungen über die Generalvisitation), 1922.• Krisnamurtiról (Über Krisnamurti). Előadás a sárospataki tanítóképzőben, 1929-ben.• A Bibliáról (Über die Bibel). Miskolc, 1930. szeptember 29.• Modern szociális problémák (Aktuelle soziale Probleme). Elhangzott a Budapest-

Budahegyvidéki Református Gyülekezetben, 1936. december 3-án.• Internationális zsidó missziói konferencia Bécsben (Internationale Konferenz

über die Judenmission in Wien). 1937 június 28. - július 2. [Feljegyzések]• Hitoktatók gyűlésére (Tagung der Religionslehrer). Elhangzott Budapesten, 1937.

október 1-jén.• Bibliai magyarázat (Bibelerklärung). Elhangzott a Kálvin Szövetség rendez-

vényén, a Törekvés Kultúrházban, 1937. november 7-én.• A zsidó misszióról (Über die Judenmission). Elhangzott Sopronban, 1937. no-

vember 18-án.• Vereinswesen und die Äußere Mission in der Ungarischen Reformierten Kirche,

für Sigmud Schulze in December 1939.• A barátság (Die Freundschaft), [o.J.]• A Biblia történelméből (Aus der Geschichte der Bibel), [o.J.]• A Bibliáról általában (Allgemeines über die Bibel), [o.J.]• A férfi és a női diakónia (Männer- und Frauendiakonie), [o.J.]• A hamis sáfár (Der unzuverlässige Verwalter), [o.J.]• A hit (Der Glaube). Mt 17,20, [o.J.]• A hit által való megigazulás (Reinsprechung durch den Glauben). Róma 5,1-2, [o.J.]• A kémek (Die Kundschafter), [o.J.]• A kétféle evangelizáció (Die zwei verschiedenen Evangelisationen), [o.J.]• A kiáltó szó (Das gerufene Wort). Dráma négy felvonásban, [o.J.]• Aki elfedezi az ő vétkét, nem lesz jó dolga (Wer seine Verfehlungen verheimli-

chen will, dem gelingt nichts). Préd 28,13, [o.J.]

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BIBLIOGRAPHIE

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• A legfőbb próféta (Der höchste Prophet), [o.J.]• A magyar protestántizmus lélekrajza (Seelenskizze des ungarischen Protestantis-

mus), [o.J.]• A magyar református egyház története (Geschichte der Ungarischen Reformier-

ten Kirche), [o.J.]• A magyarországi református egyház missziói munkájának irányelvei (Richtlinien

für die Missionsarbeit der Ungarischen Reformierten Kirche), [o.J.]• A megszentelődés útjai (Die Wege des Heiligwerdens), [o.J.]• A mindenáron való egység kísértése (Versuchung der Einheit um jeden Preis), [o.J.] • A rómaiakhoz írt levél hiteles voltáról (Über die Authentizität des Briefes an die

Römer), [o.J.]• A sárospataki templom története (Geschichte der Kirche in Sárospatak). Előadás

a keresztyén leányok nemzeti szövetségén, Sárospatakon. [o.J.]• A szeretet fontossága (Die Wichtigkeit der Liebe), [o.J.]• A szeretetről (Über die Liebe), [o.J.]• A teremtő Isten (Der schaffende Gott). [o.J.]• A világ teremtési éneke (Schöpfungsgesang der Welt). Zsolt 90,1, [o.J.]• Az Evangéliumi Keresztyén Diákszövetség és a hazai protestáns egyházak. (Der

Evangelistische Christliche Studentenbund und die inländischen protestantischen Kirchen). Előadás a felsőszeli diákgyűlésen, [o.J.]

• Az ifjúság lelki gondozása falusi gyülekezetekben (Die Seelsorge der Jugend in Dorfgemeinden), [o.J.]

• Az ifjúság lelki gondozásáról (Über die Seelsorge der Jugend), [o.J.]• Az imádkozás akadályai (Hindernisse für das Beten), [o.J.]• Az Isten-ismeret lényeges volta (Das Wesentliche des Kennens Gottes), [o.J.]• Az ó- és újtestamentumi gyülekezetről (Über die Gemeinden des alten und des

neuen Testaments), [o.J.]• A zsidó kultúra Európában (Die Kultur der Juden in Europa), [o.J.]• A zsidó misszionárius személyes jelleme (Der persönliche Charakter eines jüdi-

schen Missionars),[o.J.]• Beszéd a KIE ünnepélyén a volt főrendi házban, az ifjúságról (Rede auf der KIE-

Feier im früheren Herrenhaus über die Jugend), [o.J.]• Beszédek (Reden). (Ján 3,16), [o.J.]• Boldogok az irgalmasok (Freuen dürfen sich alle, die barmherzig sind). Mt 5,7,

[o.J.]• Bűn és ünnep (Sünde und Feier), [o.J.]• Egy egységes egyházi lap terve (Plan einer einheitlichen Kirchenzeitschrift), [o.J.]• Egy gyülekezet Jézus nélkül (Eine Gemeinde ohne Jesus), [o.J.]• Egy ótestamentumi zarándok (Ein alttestamentlicher Pilger), [o.J.]• Én vagyok az élet könyve (Ich bin das Buch des Lebens), [o.J.]• Gyászbeszéd Victor Jánosné felett (Grabrede für die Frau von János Victor), [o.J.]• Gyermekek a Bibliában (Kinder in der Bibel), [o.J.]• Győzelmes élet útja (Der Weg des siegreichen Lebens), [o.J.]• Hágár (Hagar), [o.J.]

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BIBLIOGRAPHIE

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• Három ítélet (Drei Urteile). (Lk 7,1-10), [o.J.]• Hogyan lehetne a munkásság többségét a nemzeti eszmének megnyerni? (Wie

kann man die Mehrheit der Arbeiterschaft für den Gedanken der Nation gewin-nen?) A Honszeretet pályázatán díjat nyert mű, [o.J.]

• Homiletikai jegyzetek (Homiletische Notizen), (o.J.)• Hűség Isten iránt (Treue gegenüber Gott), [o.J.]• Igazság-keresés (Die Wahrheitssuche), [o.J.]• Isten szeretetének helyes realizálása (Richtige Ausführung der Liebe Gottes), [o.J.]• Jákob (Jakob), [o.J.]• Jegyzetek a festészetről (Notizen über die Malerei), [o.J.]• Jézus és a háború (Jesus und der Krieg), [o.J.]• Jézus feltámadott (Jesus ist auferstanden), [o.J.]• Jézus ismertető jelei (Die Kennzeichen von Jesus), [o.J.]• Jézus találkozása az emberekkel (Jesus Begegnung mit den Menschen), [o.J.]• Kereszthordozás (Das Kreuztragen), [o.J.]• Kis énekeskönyv (Kleines Gesangbuch), [o.J.]• Knox János a skót nemzeti élet reformátoráról (Über Johannes Knox, den Refor-

mator des schottischen nationalen Lebens), [o.J.]• Konfirmációi fogadás (Konfirmationsempfang), [o.J.]• Krisztus és a klassicus pogányság hősei (Christus und die Helden des klassischen

Heidentums), [o.J.]• Krisztus követése (Die Nachfolge Christi). Lk 9,23, [o.J.]• Levél a Kálvinista Szemle szerkesztőjéhez (Schreiben an den Redakteur der ‘Kál-

vinista Szemle’), [o.J.]• Madagaszkár (Madagaskar), [o.J.]• Megszűnt a Manna (Die eingestellte Manna), [o.J.]• Melyik vallás üdvözít? (Welche Religion bringt die Rettung?), [o.J.]• Memorandum a sárospataki közigazgatóhoz az ifjúság hitéletére vonatkozólag

(Memorandum an den Sárospataker Verwaltungsdirektor bezüglich des Glau-benslebens der Jugend), [o.J.]

• Miért szükséges ismernünk a belmissziót? (Warum müssen wir die Innere Missi-on kennen?) [o.J.]

• Mire rendelte Isten Izrael népét? (Wozu wählte Gott sein Volk Israel aus?), [o.J.]• Ne legyenek idegen Isteneid énelőttem (Neben mir gibt es für dich keine anderen

Götter!), [o.J.]• Négyszemközt a hívekkel (Unter vier Augen mit den Gläubigen). Építő beszélge-

tések, [o.J.]• Néhány szó a keresztyénség őskoráról (Einige Worte über die Anfänge des Chris-

tentums), [o.J.]• Nem félek a gonosztól (Ich habe keine Angst vor dem Teufel), Zsolt 23,4, [o.J.]• Nikodémus (Nikodemus), [o.J.]• Pál utazásai (Die Reisen von Paulus), [o.J.]• Párbeszéd az ifjúsági egylet életéről (Dialog über das Leben des Jugendvereins),

[o.J.]

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BIBLIOGRAPHIE

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• Practica theologia, [o.J.]• Sáfárkodásunk (Unsere Verwaltung), [o.J.]• Szeretet hírnöke (Der Bote der Liebe), [o.J.]• Talentumok (Talente), [o.J.]• Teljesedjetek be Szentlélekkel (Lasst euch vom Geist Gottes erfüllen), Ef 5,18, [o.J.]• Ti vagytok a világ világosságai (Ihr seid das Licht der Welt), [o.J.]• Vagy hideg, vagy hév! (Entweder kalt oder leidenschaftlich!), [o.J.]

I. 3. 2. Predigte

• Ráday Sammlung und Archiv in Budapest (Box 3. Num. 1- 6.)

I. 3. 3. Briefe

• Von Forgács geschrieben: Nr. 249. 253. 471. 492. 493. 533. 601. 629. 791. 832. 1206. 1210. 1445. 1487.

• Alle andere hat man ihm geschrieben.2

• Ráday Sammlung und Archiv in Budapest ( Box 4.5.6. Nr. 1-1506.)

I. 3. 4. Protokolle

• A péczeli ev.ref. egyház közgyűlési és presbyteri gyűlési jegyzőkönyvei (Proto-kolle der Gemeindeversammlungen und der Presbiterversammlungen der evan-gelischen reformierten Kirche Péczel), III. kötet 1904 január 1 – 1913. december 4. Péczeli Református Egyház irattárában.

• Presbiteri jegyzőkönyv (Protokoll der Presbiterversammlungen), IV. kötet 1913. december 9 – 1927. április 2.

• A Péczeli Református Egyház adat-tára és naplója (Daten und Tagebuch der Péc-zeler Reformierten Kirche), 1917. október 31 – 1924. június, Péczeli Református Egyház irattárában.

2 Liste der wichtigsten Personen mit Brief Nummer, die in der Inneren Mission eine Rolle gespielt hatten und ihm zwischen 1894-1940 geschrieben hatten.

Albert Bereczky: 367. 1323. 1324. 1325. 1326. 1327. 1328. 1329. 1331. 1332. 1333. 1334. Andor Enyedy: 658. 708. 819. 1377. 1427. 1432. 1463. 1492. 1497. Sándor Béla Nagy: 365. 806. 897. József Pongrácz: 179. 189. 200. 202. 310. László Ravasz: 280. 362. 457. 503. 512. 514. 572. 605. 677. 1052. 1091. 1380. 1382. 1391. 1397. 1506. Imre Révész: 277. 284. 371. 392. 393. 1356. 1357. 1358. 1360. 1395. 1402. 1405. 1408. 1410. 1419.

1476. 1477. 1478. 1479. Jenő Sebestyén: 240. 245. 247. 268. 273. 286. 516. 632. 638. 640. 929. 932. 1118. Aladár Szabó: 12. 63. 66. 316. 562. 1010. 1121. 1354. Aladár Szilassy: 212. 167. 175. 206. 227. 522. 555. József Szalay: 122. 151. 595. Géza Takaró: 138. 152. 155. 161. 459. 604. János Victor: 221. 224. 276. 299. 334. 412. 466. 481. 570. 612. 636. 642. 645. 647. 650. 655. 670. 693.

700. 754. 807. 841. 1154. 1335.

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BIBLIOGRAPHIE

293

• A sárospataki ref. egyház presbiteri jegyzőkönyvei (Protokolle der Presbiterver-sammlungen der Reformierten Kirche in Sárospatak), 1924 - 1933. Sárospataki Református Egyház irattárában.

I. 3. 5. Zeitschriften von Forgács redigiert

• Ébresztő (Erweckung), [1903-1908]• A péczeli református egyház évkönyve (Jahrbuch der Péczeler Reformierten Kir-

che), az 1910-1915. évre [1911-1916]• Magyarság (Ungartum), [1918-1919]• Reformáció (Reformation), [1920-1931]• Református Igehirdető (Reformierte Predigten), [1920-1927]• Sárospataki Református Lapok (Reformierte Zeitschrift Sárospatak), [1924-

1933]• Belmissziói útmutató (Wegweiser für die Innere Mission), 1927-1931 [1927-

1930]

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295

II. SEKUNDÄRE QUELLEN

• Ágoston, Sándor, ‘Forgács Gyula’(Gyula Forgács), Magvető XXI/6 [1941], p. 13.• Ágoston, Sándor, ‘Forgács Gyula lemondása’ (Kündigung von Gyula Forgács),

Magvető XI/2 [1931], p. 12.• Csia, Sándor, ‘Forgács Gyula’ (Gyula Forgács), Mustármag XXXVIII/8 [1941],

pp. 70-72.• ‘Elhunyt Forgács Gyula’ (Gyula Forgács ist gestorben), Magyar Értesítő V/130

[1941], p. 23. • Éliás, József, ‘…Az örökélet már a földön az enyém lett...’ (Ich erlangte das ewi-

ge Leben bereits auf der Erde), Emlékezés Forgács Gyulára’, Református Jövő II/32 [1941], p. 2.

• ‘Forgács Gyula’ (Gyula Forgács), in Révai Nagy Lexikona Bd. XX. [Budapest: Révai Testvérek, 1927], p. 256.

• ‘Forgács Gyula személyében új főtitkárt kapott egyesületünk’ (Unsere Vereini-gung erhielt in der Person von Gyula Forgács einen neuen Generalsekretär), Haj-nal XX/1 [1934], p. 12.

• ‘Forgács Gyula’ (Gyula Forgács), in Révai Nagy Lexikona Bd. XXI. [Budapest: Révai Testvérek, 1935], p. 352.

• ‘Forgács Gyula meghalt’ (Gyula Forgács ist gestorben), Debreceni Protestáns Lap LXI/12 [1941], pp. 100-101.

• ‘Forgács Gyula’ (Gyula Forgács), Lelkészegyesület XXXIV/24 [1941], p. 76. • ‘Forgács Gyula’ (Gyula Forgács), Pesti Hírlap VI/10 [1941], p. 7. • ‘Forgács Gyula’ (Gyula Forgács), Református Élet VIII/24 [1941], p. 6. • ‘Forgács Gyula’ (Gyula Forgács), Református Ifjúság VIII/13-14 [1941], p. 53.• G.[ulyás], P.[ál], ‘Forgács Gyula’ (Gyula Forgács), Irodalomtörténet XXX/3

[1941], p. 140. • Gulyás, Pál, ‘Forgács Gyula’ (Gyula Forgács), in Magyar írók élete és munkái. Új

sorozat, IX. [Budapest: Argumentum Kiadó, 1992], pp. 413 - 416. • Hörcsik, Richárd, ‘Az edinburghi magyar peregrináció rövid története’ (Kurzge-

schichte der Edinburgher ungarischen Peregrination), in ‘Tovább...Emlékkönyv Makkai László 75. születésnapjára’ [Debrecen:1989], pp. 171-177.

• Imre, Lajos, Ekkléziasztika (Budapest: Bethlen Gábor Irodalmi és Nyomdai Rt., 1941).

• Koczogh, András, ‘Emlékezés Forgács Gyulára’ (Erinnerung an Gyula Forgács), Hajnal VIII [1941], pp. 5-6.

• Kool, Anne-Marie, ‘Forgács Gyula’ (Gyula Forgács), in Anne-Marie Kool: God moves in a Mysterious Way. The Hungarian Protestant Foreign Mission Move-ment 1756-1951 (Zoetermeer: Boekencentrum B.V., 1993), pp. 297-305.

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BIBLIOGRAPHIE

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SAMENVATTING

Gedurende de 19e eeuw oefenden zowel het theologisch rationalisme als het theolo-gisch liberalisme een grote invloed uit op de theologie en het gemeenteleven van de protestantse kerken in Hongarije. Vanaf de 80er jaren van de 19e eeuw begon echter in reactie hierop het réveil (in de Hongaarse kerkgeschiedenis ‘inwendige opwek-king’ of ‘inwendige zendingsbeweging’ geheten) geleidelijk terrein te winnen. Onder invloed van het réveil begon aan het begin van de 20e eeuw het spirituele leven in de kerken op te bloeien, voornamelijk in de reformatorische (református) kerken van de grote steden en hun omgeving. De dragers van het réveil waren de vele parakerkelijke zendingsgenootschappen die zich hebben ingespannen voor de spirituele vernieuwing van het kerkelijk leven van Hongarije. Met het oog op deze vernieuwing werden er grote hoeveelheden bladen, kranten, boeken en traktaten met evangeliserende inhoud uitgegeven. Noch voordien, noch nadien heeft men zoiets in de reformatorische kerk van Hongarije beleefd.

De leiders van het réveil ondergingen de invloeden van met name de Innere Mis-sion van Duitstalige landen via de sinds 1864 bestaande Pesti Evangélium szerint Reformált Németajkú Leányegyház (volgens het evangelie hervormde Duitstalige dochterkerk in Boedapest) en de Skót Misszió (Schotse Zending). Allereerst via deze twee instanties heeft de reformatorische kerk van Hongarije kennis gemaakt met de piëtistische inwendige zending à la Johann H. Wichern, het Schotse puritanisme en de Angelsaksische opwekkingsbewegingen van de 19e eeuw. Via deze twee organi-saties kwamen de eerste vertegenwoordigers van de Hongaarse inwendige zending in contact met de internationale zendingsorganisaties en leerden zij de idee kennen van het door verenigingen verrichte inwendige zendingswerk. In de volgens het evangelie hervormde Duitstalige dochterkerk in Boedapest hebben zij voor het eerst gezien hoe mensen van verschillende achtergronden qua geloofsbelijdenis, door het evangelie en de opdracht van de inwendige zending, tot een levende en dienende gemeente werden samengesmeed. Naast genoemde invloeden ondergingen zij ook nog de invloed van de zendingstheologie van Gustav Warneck en die van het historisch calvinisme van Nederland. (De invloed van Abraham Kuyper en de VU.)

Helaas weet men in West-Europa heel weinig van het réveil dat in de protestantse kerken van Hongarije heeft plaatsgevonden. Een mogelijke oorzaak hiervoor is, dat er in West Europa maar weinigen de Hongaarse taal beheersen. Een andere oorzaak is ongetwijfeld het feit dat het tijdens het communistisch tijdperk in Hongarije (1945-1989) om politieke redenen niet raadzaam was te spreken of te schrijven over zending en zendingsgeschiedenis, in het bijzonder niet over inwendige zending.

Een van de doelstellingen van deze studie is om via het leven en de werkzaamhe-den van de reformatorische predikant Gyula Forgács (1879-1941) de invloed van de inwendige zending op de reformatorische kerk van Hongarije in de eerste helft van de 20e eeuw in kaart te brengen. De werkzaamheden en publicaties van Forgács weer-

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SAMENVATTING

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spiegelen namelijk alles wat typerend was voor de reformatorische kerk van Hongari-je in de eerste helft van de 20e eeuw.

Een andere doelstelling van deze studie is om de invloed aan te tonen die Forgács eerst met zijn werk in verenigingen en later als predikant via zijn zendings-theologi-sche en populair literaire werkzaamheden op de inwendige zending in de reforma-torische kerk van Hongarije heeft uitgeoefend. Zijn tot op heden als standaardwerk beschouwde opus magnum A belmisszió és a cura pastoralis kézikönyve (Handboek voor inwendige zending en pastorale zorg) is in 1925 verschenen. Dit was de eerste Hongaarstalige missiologie waarvan toentertijd alle kerkenraden een exemplaar ont-vingen. Bovendien zijn er van zijn hand meer dan veertig boeken van grotere en klei-nere omvang verschenen. Hij heeft meer dan vierhonderd artikelen gepubliceerd in verschillende (kerkelijke) kranten, terwijl hij voor langere of kortere tijd zes kranten en tijdschriften heeft geredigeerd. Zo kon hij de functie van ‘deur’ vervullen waar-door aan het eind van de 19e eeuw de invloeden van de internationale zending en van de Hongaarse inwendige zending in de reformatorische kerk van Hongarije binnen konden komen; een kerk, die door toedoen van het theologisch rationalisme en libera-lisme vrij krachteloos was geworden.

Deze studie bestaat uit drie delen en acht hoofdstukken. In het eerste deel (his-torisch gedeelte) passeren de politieke, maatschappelijke en kerkelijke achtergrond van het leven van Forgács de revue. Het verschaft inzicht in het gezinsleven van de oorspronkelijk uit een rooms-katholiek milieu afkomstige jongeman, in zijn studies en zijn ontmoetingen met mensen van de inwendige zending. Het laat ook zien hoe hij uitgroeide tot een reformatorisch predikant, die tot het einde van zijn leven (1941) aan de zaak van de inwendige zending toegewijd bleef. De historische ontwikkeling van zijn leven is belangrijk, omdat alleen door zorgvuldig te letten op die ontwikke-ling de wortels van zijn theologisch denken ten aanzien van de inwendige zending bloot gelegd kunnen worden. De motieven en doelstellingen van zijn inwendige zen-dingstheologie kunnen pas goed begrepen worden als kennis genomen wordt van zijn theologische opleiding, persoonlijke contacten, buitenlandse studies en de ervaringen die hij als gemeentepredikant heeft opgedaan. Forgács heeft als student aan de Re-formátus Teológiai Akadémia (Reformatorische Theologische Faculteit) te Boedapest deelgenomen aan de wereldconferentie van de YMCA te Basel in 1898. Als beursstudent van de Free Church of Scotland studeerde hij in 1901-1902 aan het New College te Edinburgh, terwijl hij in 1902 ook deelnam aan de wereldbijeenkomst van de WSCF te Sorö (Denemarken), waar hij John R. Mott heeft leren kennen. In datzelfde jaar heeft hij ook een conferentie van de YMCA te Oslo bijgewoond.

Na zijn terugkeer uit Schotland heeft Forgács actief deelgenomen aan het werk in jeugdverenigingen en aan de jodenzending van de Schotse Zending in Boedapest. Zeven zendingsverenigingen hebben hem tot lid van hun bestuur gekozen, terwijl hij met bijna alle bestaande protestantse inwendige zendingsgenootschappen contacten onderhield en in hun kranten publiceerde.

Tegen het jaar 1910 rijpte in Forgács het inzicht dat hij de waarden van de inwen-dige zending, die tot dan in een van de kerk onafhankelijke verenigingsvorm gereali-seerd werden, in de kerk moest gaan integreren en in de gemeenten van de landelijke

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kerk aan invloed moest laten winnen. Hij zag het als zijn taak om een brug te slaan tussen de verenigingen die dragers waren van de gedachte van de inwendige zending en de leiders en predikanten van de landelijke kerk die zich verzetten tegen de in-wendige zending. Om die reden heeft hij het predikantschap geambieerd en beroepen aangenomen, eerst van de gemeente te Péczel vlakbij Boedapest en later (in 1924) van de gemeente te Sárospatak in Noord-Hongarije. In deze gemeenten heeft hij een inwendig zendingsprogramma verwezenlijkt dat toentertijd uniek te noemen was in de reformatorische kerk van Hongarije en positieve reacties opriep. Gebruik makend van zijn goede organisatietalent is hij in 1920 een kerkelijke hervormingsbeweging onder de naam Péczeli Kör (Kring van Péczel) begonnen met als spreekbuis de krant Reformáció (Reformatie) die hij tussen 1920 en 1931 heeft geredigeerd.

Naast het praktische inwendige zendingswerk heeft Forgács ook belangrijk theo-retisch werk verricht. Omdat ook deze activiteit op kerkelijke vooroordelen stuitte, kreeg zijn inwendige zendingstheologie apologetische trekken. Desondanks is zijn werk landelijk bekend geworden. Toen de gedachte van de inwendige zending ook in de institutionele kerk terrein gewonnen had, verstrekte de Generale Synode van de Reformatorische Kerk in Hongarije hem de opdracht om de besluitvorming van de synode voor het verrichten van inwendig zendingswerk, de zogenoemde zendingswet, mede voor te bereiden. Zijn theoretisch werk heeft er dus in belangrijke mate toe bij-gedragen dat de inwendige zending uiteindelijk een zaak van de reformatorische kerk van Hongarije geworden is.

In het tweede deel van deze studie (theologisch gedeelte) passeren zijn spiritualiteit en zijn theologische grondgedachten de revue, en wordt zijn systematische en prakti-sche theologie van de inwendige zending geanalyseerd. Zijn denken over de inwendige zending en haar doelstellingen zijn mede door de Schotse, Angelsaksische, Duitse en Nederlandse invloeden bepaald die hij tijdens zijn studie aan de Református Teológiai Akadémia te Boedapest, in Edinburgh en via contacten en lectuur heeft ondergaan.

Forgács’ doelstelling was om de in belangrijke mate door tradities bepaalde reforma-torische volkskerk van Hongarije te hervormen. Hij was, in aansluiting bij de voorlopers van de inwendige zending in Hongarije, de mening toegedaan, dat het wezen van deze hervorming in de verandering en de vernieuwing van het spirituele leven van de kerk gezocht moest worden. De wortels van zijn eigen spiritualiteit liggen in de puriteins-piëtistische vroomheid van de 17e en 18e eeuw; Duits-piëtistische en Schots-puriteinse invloeden hebben rechtstreeks een beslissende rol gespeeld. De uitwerking van deze spiritualiteit in de gemeenten zag hij als één van de doelstellingen van zijn programma.

De spiritualiteit van Forgács bepaalde ook zijn theologische grondgedachten. Zijn inwendige zendingstheologie bewoog zich tussen de coördinaten van de reformatori-sche dogmatiek en ethiek. Uit deze dogmatiek en ethiek heeft hij alleen die elementen gelicht welke zijn inwendige zendingsleer konden versterken. Hij beoefende dus een selectieve en pragmatische theologie. Zijn inwendige zendingstheologie werd in be-langrijke mate beïnvloed door de 19e-eeuwse internationale zendingsgedachte van de inwendige, uitwendige en alomvattende zending.

Forgács sprak over de inwendige en de uitwendige zending als twee kanten van de ene zending. Aangezien hij in termen van een aan de kerk verbonden zending dacht,

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beschouwde hij het als zijn taak een apologetische zendingstheologie te schrijven die bewees dat de zending tot het wezen van de kerk behoort en zich derhalve tot elk ter-rein van het kerkelijk leven uitstrekt. Zo is hij de eerste Hongaarse vertegenwoordiger van het alomvattende missionaire concept van de Missio Dei geworden. Aangezien het uitgangspunt van zijn systematische inwendige zendingstheologie niet het Woord, maar de kerkelijke context was, werd zijn theologie gekenmerkt door de creatieve spanning tussen het reformatorische confessionalisme en de interconfessionele ziens-wijze. Hij was de mening toegedaan dat het vasthouden aan een leer niets waard is, als er geen stimulans van uitgaat tot het doen van zendingswerk. De zwakke punten van zijn inwendige zendingstheologie zijn het gemis aan de noodzakelijke principiële bijbelse uitwerking van zijn ecclesiologie en het gebrek aan evenwicht tussen logos en pathos dat veroorzaakt werd door zijn activisme.

Aangezien Forgács zich ten doel stelde de reformatorische volkskerk van Honga-rije tot een zendingskerk om te smeden, heeft hij zijn best gedaan om in het belang daarvan een brug te slaan tussen de verenigingen die de inwendige zending een warm hart toedroegen en de kerkelijke leiders en predikanten die de belangen van de tradi-tionele volkskerk vertegenwoordigden. De methode om de volkskerk te hervormen, heeft hij uitgewerkt in zijn praktische uitwendige zendingstheologie. Volgens hem leidt de weg om tot een zendingskerk te komen via evangelisatie, hervorming van het kerklidmaatschap en belijdenis doen, het betrekken van leden van de kerk bij het werk van de inwendige zending, alsmede de totstandbrenging van een kerkelijke zen-dingswet. In zijn inwendige zendingstheologie probeerde hij de paradigma’s van de Schotse puriteinen van de 19e eeuw en die van Johann H. Wichern in de Hongaarse situatie te contextualiseren.

In het derde deel van deze studie (conclusie) worden de invloed en de originaliteit van de werkzaamheden van Forgács aangetoond. Hij, die vanuit door verenigingen bepaalde inwendige zending de overstap maakte naar het actieve predikantschap in een plaatse-lijke gemeente, heeft als gemeentepredikant een paradigma gegeven voor de opbouw van een ‘zendingsgemeente’. Met het schrijven van een handboek voor de inwendige zending heeft hij baanbrekend werk verricht, met name voor de Hongaarse zendingsge-schiedenis en zendingstheorie. Als theoretisch missioloog heeft hij door zijn alomvat-tende missionaire visie in grote mate ertoe bijgedragen dat in de reformatorische kerk van Hongarije de zaak van de zending ook voor de leiders van de kerk een belangrijke vraag geworden is. Tevens heeft hij door het huldigen van deze missionaire visie onder zijn Hongaarse tijdgenoten een discussie en verdere verheldering teweeggebracht.

De originaliteit van Forgács bestond daarin, dat hij gepoogd heeft de inzichten en invloeden van de 19e-eeuwse internationale zendingsbewegingen op de Hongaarse verhoudingen toe te passen. Hoewel zijn pragmatische en van de kerkelijke context uitgaande theologie op verschillende punten ter discussie gesteld dient te worden, kan zijn arbeid in de geschiedenis van de reformatorische inwendige zending van Hongarije als baanbrekend en in meerdere opzichten ook nu nog als richtinggevend beschouwd worden.

(vertaald door ir. M.P. de Leeuw van Weenen)

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A magyar protestáns egyházak theologiájára és gyülekezeti életére a 19. század fo-lyamán nagy hatást gyakorolt a theologiai racionalizmus és a theologiai liberalizmus. E két irányzattal szemben az 1880-as évektől fokozatosan kezdett erősödni annak a theologiai irányzatnak hatása, melyet a magyar egyháztörténetírás belmissziói ébre-désnek vagy belmissziói mozgalomnak nevez. A belmissziói mozgalom hatására a 20. század kezdetén főként a nagyvárosokban és azok környékén élő református gyülekezetekben is megelevenedett a spirituális élet. A belmissziói ébredés hordozói azok a ‘para-egyházi’ missziói egyesületek voltak, melyek tucatszám alakultak, és egy spirituális megújuláson fáradoztak. Missziói és evangélizáló újságok, könyvek, traktátusok jelentek meg olyan mennyiségben, melyre sem azelőtt, sem azóta nem volt példa a református egyházban.

A belmissziói ébredés vezetői ezeket a hatásokat az 1864-től Budapesten működő Pesti Evangélium szerint Reformált Németajkú Leányegyház és a pesti Skót Misszió képviselőin keresztül kapták. Elsősorban rajtuk keresztül érték el a magyar református egyházat a Johann H. Wichern-féle pietista belmissziós irányzat, a skót puritánizmus, és a 19. századi angolszász ébredési mozgalmak hatásai. E két szervezeten keresztül kerültek kapcsolatba a magyar belmissziói mozgalom első képviselői a nemzetközi missziói szervezetekkel, és ismerkedtek meg a egyesületek által végzett belmisszió gondolatával. A Pesti Evangélium szerint Reformált Németajkú Leányegyházban láttak először példát arra, hogy miként tudnak egy gyülekezetben élni és szolgálni különféle hitvallási háttérből érkező emberek, akiket az evangélium és a misszió ügye köt össze. E hatások mellett hatott még a magyar missziói gondolkodásra a Gustav Warneck által képviselt misszió theologia, és közvetve a holland hitvallásos kálvinizmus is.

Sajnálatos, hogy erről a magyar protestáns egyházakban végbemenő nagy belmissziói fordulatról nyugat Európában nagyon keveset tudtak. Ennek egyik oka az volt, hogy a magyar nyelvet nyugat Európában kevesen ismerik, a másik oka pedig az, hogy a kommunizmus ideje alatt (1945-1989) politikai okok miatt, misszióról vagy misszió történetről sem beszélni, sem írni nem lehetett.

E tanulmány egyik főcélja az, hogy egy magyar református lelkész, Forgács Gyula (1879-1941) életén és tevékenységén keresztül bemutassuk a 20. század első felében élő magyar református egyház missziói életét. Ugyanis Forgács munkásságában és írásaiban tükröződik mindaz, ami Magyarországot és az itt élő református egyház missziói életét a 20. század első felében jellemezte.

E tanulmány másik főcélja bemutatni azt a hatást melyet Forgács előbb egyesületi, később lelkipásztori, ill. misszió theologiai- és népszerű irodalmi munkásságával gya-korolt a református egyház missziói életére. A máig is standard műnek tartott opus magnuma, A belmisszió és a cura pastoralis kézikönyve 1925-ben jelent meg. Ez volt az első magyar tudományos missziológia, melyet akkor minden magyar református lelkészi hivatal megkapott. Ezen kívül 40 hosszabb, rövidebb terjedelmű könyve je-

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lent meg. Több, mint 400 cikket publikált különféle újságokban, miközben hosszabb, rövidebb ideig 6 újságot és folyóiratot szerkesztett. Így lehetett személye egy olyan ‘ajtó’, akin keresztül a 19. század végének nemzetközi és magyar missziói ébredések hatásai beáramlottak a theologiai racionalizmus és theologiai liberalizmus által erőt-lenné vált református egyházba.

E tanulmány 3 részből és 8 fejezetből áll. Az első részben (Történeti rész) Forgács életének politikai, társadalmi és egyházi hátterét mutatjuk be. Bemutatjuk az erede-tileg római katolikus családban született ifjú családi életét, tanulmányait, találkozá-sát a belmissziói mozgalom embereivel, továbbá azt, hogyan lett belőle a belmisszió ügyének élete végéig (1941) elkötelezett református lelkipásztor. Életútjának történeti bemutatását azért tartjuk fontosnak, mert ennek ismeretében érthetjük meg misszió theologiájának gyökereit. Theologiai neveltetésének, személyes kapcsolatainak, kül-földi tanulmányainak és a gyülekezetekben szerzett lelkipásztori tapasztalatainak is-meretében érthetjük meg igazán misszió theologiájának motivációit és céljait. Forgács ugyanis, mint a budapesti református Theologia hallgatója részt vett az YMCA 1898-as bázeli világkonferenciáján. Mint a Free Church of Scotland ösztöndíjasa 1901-02- ben Edinburgban, a New College-ben tanult, közben 1902-ben részt vett előbb a WSCF Sorö-i (Dänemark) világgyűlésén, ahol megismerkedett John R. Mott-al, majd ugyan-ebben az évben az YMCA konferenciáján Oslo-ban.

Skóciából hazatérése után intenzíven bekapcsolódott az ifjúsági egyesületi munká-ba és a budapesti Skót Misszió által végzett zsidó misszióba. Hét missziói egyesület is megválasztotta vezetőségi tagjának, miközben szinte valamennyi protestáns missziói egyesülettel kapcsolatot tartott, szervezésükben részt vett, újságjaikban publikált.

1910-re érlelődött meg Forgácsban az a felismerés, hogy az egyháztól független egyesületi belmisszió értékeit az egyházba kellene bevinni és a népegyház gyüleke-zeteiben hatékonnyá tenni. Célja az lett, hogy a belmissziói ébredést hordozó egye-sületek és az egyesületekkel szembenálló egyház vezetői és lelkészei között hidat verjen. Ezért 1910-ben a Budapesthez közeli Péczelen, majd 1924-ben az észak magyarországi Sárospatakon vállalt lelkipásztori állást. Ezekben a gyülekezetekben olyan belmissziói programot valósított meg, mely egyedülálló volt akkor a magyar református egyházban és pozitív visszhangot váltott ki. Élve jó szervezői adottságával 1920-ban Péczeli Kör néven egyházi reformmozgalmat indított le, melynek szócsövét a Reformáció című újságot 1920 -1931 között ő szerkesztette.

A gyakorlati belmissziói munka mellett Forgács jelentős elméleti munkát is végzett. Mivel ez a tevékenysége is egyházi előítéletekbe ütközött, ezért misszió theologiája apologetikus vonásokat hordozott. Munkássága mégis lassan országszerte ismertté vált, s amikor a belmisszió gondolata az egyházban is teret nyert, a református egyház zsinata megbízta egy missziói törvény előkészítésével. Így elméleti munkásságával is jelentő-sen hozzájárult ahhoz, hogy végül a belmisszió a református egyház ügyévé váljék.

E tanulmány második részében (Theologiai rész) bemutatjuk spiritualitását, theologiai alapgondolatait és elemezzük szisztematikus- és gyakorlati misszió theologiáját. Missziói gondolkodását és célkitűzéseit meghatározták azok a skót, német, angolszász és holland hatások melyek őt theologiai képzése során részben a

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budapesti református Theologián, részben Edinburghban, illetve kapcsolatain és ol-vasmányain keresztül érték.

Forgács a belmisszió célját a tradiciók által jelentősen meghatározott magyar re-formátus népegyház reformációjában, a reformáció lényegét pedig a belmisszió ma-gyar előfutáraival együtt, a spirituális élet megváltoztatásában, és megújulásában lát-ta. Spiritualitásának gyökerei közvetve a 17-18. század puritán–pietista kegyességig nyúlnak vissza, míg kialakulásában közvetlenül a német-pietista és a skót-puritán kegyességi hatás játszott döntő szerepet. Ennek a spiritualitásnak a gyülekezetekben történő kimunkálását tekintette egyik programjának.

Spiritualitása meghatározta theologiai alapgondolatait is! Forgács misszió theologiája a református dogmatika és etika koordinátái között mozgott. A reformá-tus dogmatikának és etikának azonban csak azokat a hangsúlyait emelte ki, melyek-ről úgy vélte, hogy misszió-tanát erősítik. Módszerét illetően tehát szelektív illetve pragmatikus theologiát művelt. Misszió theologiáját jelentősen formálta a 19. század nemzetközi misszió theologiát jellemző belmissziói-, külmissziói- és pánmissziós szemlélet, melyeket igen jól ismert.

Forgács a belmisszióról és külmisszióról úgy beszélt, mint az egy misszió két te-rületéről. Mivel egyházhoz kötött misszióban gondolkodott, küldetésének tartotta egy olyan apologetikus misszió theologia megírását, mely azt bizonyítja, hogy a misszió az egyház természetéhez tartozik és az egyházi élet minden területére kiterjed. Így lett a Missio Dei és a pánmissziós szemlélet első magyar képviselője. Mivel szisztemati-kus-misszió theologiájának kiinduló pontja nem az Ige, hanem az egyházi kontextus volt, theologiáját a református konfesszionalizmus és a interkonfesszionális szemlélet kreativ feszültsége jellemezte. Az volt a véleménye, hogy semmit nem ér egy tanhoz való ragaszkodás, ha nem lesz belőle misszió. Misszió theologiájának gyenge pontjai voltak a nem kellő bibliai alapossággal kidolgozott ekkleziológia, valamint a logosz és páthosz egyensúlyának hiánya miatti aktivizmus.

Mivel célja a magyar református népegyház missziói egyházzá változtatása volt, ennek érdekében igyekezett hidat építeni a belmissziót hordozó egyesületek és a tra-dicionális népegyház érdekeit képviselő egyházi vezetők és lelkészek között. A nép-egyház reformálásának módszerét gyakorlati misszió theologiájában dolgozta ki. A missziói egyházzá váláshoz szerinte az evangélizáláson, az egyháztagság, és a kon-firmáció reformján, az egyház tagjainak a missziói munkába történő bevonásán, vala-mint egy missziói törvény létrehozásán keresztül vezet az út. Misszió theologiájában főként a 19. század skót puritán és a Johann H. Wichern féle belmissziós paradigmá-kat igyekezett a magyar helyzetre kontextualizálni.

E tanulmány harmadik részében (Missió-theologiájának lényege és hatása) munkás-ságának hatását és eredetiségét mutatjuk be. Forgács, aki az egyesületi belmisszióból lépett át a gyülekezeti lelkipásztori szolgálatba, mint gyülekezeti lelkipásztor para-digmát adott egy ‘misszió gyülekezet’ felépítésére. A belmisszióról szóló kézikönyve megírásával a magyar missziótörténeti és misszió elméleti irodalomban is úttörő mun-kát végzett. Mint misszió-elméletíró pánmissziós szemléletével jelentősen hozzájárult ahhoz, hogy a magyar református egyházban a misszió ügye az egyház vezetői szá-mára is fontos kérdéssé váljék. Ugyanakkor pánmissziós szemlélete magyar kortársai

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között vitát és további tisztázódást indukált. A végső tisztázódásra azonban a kommu-nizmus korszaka miatt nem került sor.

Eredetisége abban volt, hogy a 19. századi nemzetközi missziói mozgalmak felis-meréseit és hatásait igyekezett a magyar viszonyokra alkalmazni. Bár pragmatikus, és az egyházi kontextusból kiinduló theológiája több helyen is vitatható, munkássága a magyar református belmisszió történetében úttörőnek mondható, és több vonatkozás-ban máig is irányt mutatónak bizonyult.

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Alexander, Martin 116Amesius, William 123Antal, Géza 42, 88Antal, Lakner 54Arndt, Johannes 127

Bach, Alexander 15Ballagi, Mór 29, 31, 97, 98, 99, 100, 106Balogh, Ferenc 31, 32, 34, 37, 39, 40, 45, 110, 111, 114, 258Balogh, Judit 125Barcza, József 21, 123, 127Bartha, Bernát 215Bartha, Tibor 2, 23, 28, 31, 32, 33, 34, 35, 48Báthory, Gábor 100, 116Bauerhofer, Johann G 38Baur, Ferdinand C 29, 31, 97, 98, 99, 104, Bavinck, Johan H 44, Baxter, Richard 133, 134, 145, 146 Bengel, Albrecht 37 Bereczky, Albert 26, 213, 217 Berend, T. Iván 18, 19Bethlen, István graf 16, 18Biberauer, Tivadar 35, 38, 40, 57, 264Bilkei, István Pap 83, 110, 177Bíró, Sándor 1, 2, 21, 22, 23, 24, 28, 29, 30, 31, 32, 35, 36, 40, 41, 44, 45, 49, 50, 82, 89, 98, 106, 119, 121, 124, 181, 183, 184, 198, 199, 203, 233Bodelschwing, Friedrich von 177Bodoky, Richard 38, 138, 244 Bodonhelyi, József 98, 100, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 122, 125, 126, 127, 128, 143, 144, 152

Bolyki, János 21, 22, 25, 26, 27, 28, 31, 33, 37, 44, 45, 50, 62, 72, 83, 85, 98 Boros, Attila 151, 175, 191Borosnyai, Simeon Lukács 129 Bosch, David J 3, 9, 60, 151, 159, 174, 184, 186, 187, 188, 191, 194, 198, 206, 216, 218, 223, 227, 232, 240 Bouwman, Harm 62, 63Böhl, Eduard 42Bölcskei, Gusztáv 26, 28Böszörményi, Ede 28 Bruce, Alexander B 112Buchanan, James 112, 113Bucsay, Mihály 2, 8, 21, 23, 26, 27, 30, 36, 41, 42, 43, 47, 48, 50, 56, 91, 97, 99, 100, 102, 105, 121, 144, 152, 187Burleigh, John H. S 112, 115Bühlmann, Walbert 121Bütösi, János 8, 26, 176

Calder, John 89Calvin, John 33, 34, 35, 43, 129, 157, 164, 173, 201, 187 Carlyle, Gavin 98Chalmers, Thomas 112, 113, 115, 116, 177, 178Cheyne, Alexander C 113, 115 Clark, Francis E 41Coccejus, Johannes 123Colijn, Jos 3, 122, 133, 155 Cramer, Jan A 71Cunningham, William 112 Czakó, Jenő 134, 145 Czegle, Imre 48Czeglédy, Sándor 183Czelder, Márton 46

VERZEICHNIS DER PERSONENNAMEN

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VERZEICHNIS DER PERSONENNAMEN

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Czirók, Julianna 53, 54Csécsi, János senior 123Csekey, Sándor 39, 97, 98, 101, 106, 115, 116, 258Csia, Sándor 58, 59, 60, 62, 91, 138, 139, 140, 249, 264Csikesz, Sándor 31, 64 Csiky, Lajos 39, 65, 66, 110, 111, 177Csohány, János 20, 23, 24, 33, 42Csúzi Cseh, Jakab 126, 127, 128

Davidson, Andrew Bruce 112, 117Deák, Ferenc 15Debreceni Kalocsa, János 144Debreceni, Ember Pál 123Deme, László 39, 60, 65, 83, 258, 264Dézsi, Márton 123Dienes, Dénes 21, 124, 125, 126, 127, 129, 144 Diószegi, István 14Dods, Marcus 112, 116, 117Drummond, Henry 113, 118Duff, Alexander 112, 113, 114, 117, 118, 159, 178, 180, 181, 182 Duncan, John 38, 39, 65, 98, 110, 112Duns, John 115, 117

Éliás, József 56, 57, 92, 129, 133, 135, 136, 141, 146, 213, 251Enyedy, Andor 88, 89, 212Erdős, József 34, 46, 183Erdős, Károly 122

Fabinyi, Tibor 24, 37, 38Farkas, József 102, 103, 104, 106, 119Fermaud, Karl 36, 40, 60Filó, Lajos 31, 99, 100Finney, Charles G 40, 113Firtusz, Mihály 53, 54, 55Fleischer, Gyula 267, 301Flemming, John 115

Fliedner, Theodor 32, 38, 177Forgács, Gyula passimFöldes, Dezső D 210, 215Francke, August Hermann 125, 133, 177Franz Joseph I 14, 15, 300Fülöp, Béla 215

Gaál, Sándor 155, 172, 187, 188, 194, 195, 199, 232Galambos, Zoltán 163Geleji, Katona István 123Gensichen, Hans W 184, 191Gergely, András 9, 13, 14, 15, 17, 18, 19Gerhardt, Johannes 127Glatz, Ferenc 209Gossner, Johannes E 177Gulyás, Pál 8, 54, 231

Haining, Jane 210Hamar, István 56, 102, 103, 198Hanák, Péter 13, 18, 20Hastie, William 109, 112, 156Heldring, Ottho Gerhard 177, 178, 180, 196, 239, 243, 246Heppe, Heinrich L 122Hepp, Valentijn 43, 44Heyns, Willem 163Hitler, Adolf 16, 18, 20 Hoekendijk, Johannes C 195Hoekstra, Tjeerd 62, 63Hofstede de Groot, Petrus 102, 104Hóman, Bálint 302Horthy, Miklos 16Horváth, Erzsébet 122 Hörcsik, Richard 8, 33, 34, 38, 39, 40, 57, 65, 109, 110, 111, 112, 118, 257, 259

Imre, Lajos 249Inczédi, József 127 Iratosi, János T 123

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VERZEICHNIS DER PERSONENNAMEN

319

Jancsó, Jakab 126Jánosi, Zoltán 26 Jongeneel, Jan A B IV, XIII, 2, 9, 45, 130, 133, 186, 190, 191, 192, 193, 203, 224, 226, 227, 234, 244

Kádár, Imre 212, 213Károlyi, Mihály 15Kecskeméthy, István 36, 50 Kecskeméti, Ferenc 226Kenessey, Béla 36, 42, 50, 60, 106, 107, 184King, Alexander 89Kiss, Ferenc 26, 31Kiss, Réka 212, 213Knight, George A 210Koczogh, András 56, 80, 92, 132, 134, 136, 248, 249, 251Kohlbrügge, Hermann F 42Koncz, Sándor 116Kool, Anne-Marie IV, XIII, 1, 2, 8, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 46, 49, 56, 58, 63, 65, 79, 98, 103, 110, 114, 121, 125, 129, 141, 145, 172, 175, 176, 178, 181, 182, 184, 185, 191, 192, 193, 194, 195, 202, 204, 208, 244Kósa, László XIII, XIV, 1, 9, 22, 93, 124, 208, 211, 212 Kosáry, Domokos 9, 16, 18 Kossuth, Lajos 20, 100, 101Kovács, Ábrahám 32, 177, 178, 208, 209, 210, 211, 213, 216, 243Kovács, Albert 29, 56, 98, 99, 102, 103, 104, 119Kovács, Bálint 36, 40, 57, 58, 65, 106Kováts, István J 39, 65Kozma, Zsolt 50Köleséri, Sámuel 144Kunfalvi, Edit 22Kunst, Irén 38, 60Kutassy, Dezső 55, 56, 57, 128Kuyper, Abraham 32, 43, 186, 309

Ladányi, Sándor IV, XIII, 8, 21, 22, 25, 26, 27, 28, 31, 33, 37, 43, 44, 45, 50, 62, 63, 72, 74, 83, 85, 93, 97, 98, 122, 138, 142, 250Laidlaw, John 116Lange, Dieter 155Latourette, Kenneth Scott 1, 9Lehmann, Ernst G 178Lendvai, Ferenc L 24, 98Lőrik, István 142Löhe, Vilhelm 177

Macartney, Carlile Aylmer 17, 44, 183MacDonald Webster J 57, 66Mackenzie, George 210MacLeod, Donald 112Majsai, Tamás 212Makkai, László 2, 8, 23, 28, 31, 32, 33, 34, 35, 48, 57, 110Makkai, Sándor 23, 31, 41, 45, 58, 61, 64, 75, 79, 87, 88, 93, 144, 145, 180, 182, 189, 191, 193, 194, 195, 198, 202, 206, 208, 218, 222, 232, 240Maria Dorothea 37, 38Máriásy, Ilona 54Márkus, Mihály 32, 33, 34, 44, 45, 49Marton, János 76Matthews, Georg 60McDougall, David 210McGavran, Donald A 227McGrath, Alister E 30Medgyesi, Pál 126, 127, 143, 144Megyercsy, Béla 60, 63, 64Mitrovics, Gyula 119, 184Molnár, Albert 50Moody, Andrew 35, 57, 65, 66, 110, 111, 144Moody, Dwight L 40, 113, 177Mott, John R 30, 40, 41, 57, 60, 172, 181, 182, 185, 194, 209, 240, 310, 314Muraközy, Gyula 212, 213

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VERZEICHNIS DER PERSONENNAMEN

320

Nagy, Ákos 184Nagy, Barna 33Nagy, Gusztáv P 184Nagy, Lajos 73Nagy, Sándor Béla 68, 79, 86, 265, 266Needham, Nicholas R 116Neill, Stephen C 1, 9, 187Newbigin, Lesslie 191, 227Nógrádi, Mátyás 128Novák, Lajos 56, 82Nyáry, Pál 226

Oberlin, Jean F 177Oosterzee, Johannes J van 42, 104Orosz, Ferenc 250Orr, J. Edwin 113Owen, William Allan 38

Podmaniczky, Pál 141Pap, László 56, 97, 144, 152Papp, Béla 49Paterson, James A 117Perkins, William 109, 123Petri, Elek 56, 102, 103, 106, 107, 110, 119Phildius, Christian 60, 61Pokoly, József 50Pongrácz, József 39, 40, 65, 110, 111, 114, 182Pongrácz, Piroska 67, 128, 135Pont, Johannes W 71

Rácz, Károly 32, 34, 35, 37, 42, 47Rácz, Lajos 49, 138, 266Raikes, Robert 177Rainy, Robert 116Ránki, György 18, 19Ravasz, László 40, 45, 51, 56, 58, 60, 61, 75, 80, 82, 85, 86, 87, 89, 90, 91, 92, 93, 98, 107, 119, 122, 140, 145, 146, 154, 159, 160, 176, 179, 180, 182, 183, 185, 186,

194, 198, 200, 208, 210, 212, 213, 215, 218, 249, 250, 251, 253 Révész, Imre 29, 31, 33, 34, 35, 37, 39, 41, 60, 98, 99, 122, 127, 129, 142, 144, 177, 182, 212, 233, 250Révész, Imre sen. 31, 32, 34, 39Révész, Kálmán 86Romsics, Ignác 9, 16Ross, Kenneth R 116, 117

Sankey, Ira D 113Scharpff, Paulus 1, 3, 40, 41, 113Schleiermacher, Friedrich D 26, 159, 190Scholten, Johannes H 99, 102, 104Schweizer, Alexander 99, 104Sebestyén, Jenő 32, 33, 41, 43, 44, 45, 46, 47, 49, 60, 63, 83, 84, 110, 129, 138, 139, 154, 174, 176, 186, 187, 198, 208, 218, 222, 245, 249, 264Smith, George Adam 112Smith, Robert 38, 91, 99, 110Smith,Thomas 114Sommerville, Andrew N 36, 39, 209Stier, Philip 60Szabó, Aladár jr 57, 251, 264 Szabó, Aladár 31, 32, 34, 35, 36, 37, 39, 40, 41, 42, 45, 46, 48, 49, 50, 52, 56, 57, 60, 61, 63, 64, 65, 74, 75, 92, 98, 99, 100, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 114, 115, 118, 119, 120, 124, 129, 130, 136, 144, 148, 151, 152, 182, 183, 185, 196, 198, 246Szabó, Albert 73, 74 Szabó, Csaba 122Szabó, Géza 123Szabó, Lajos 54, 79, 81Szabó, Zoltán 65, 79, 265, 266Szalay, József 32, 34, 35, 39, 45, 46, 110, 111,114, 177, 257, 267Szász, Domokos 50Szatmárnémeti, Sámuel 123Szegfű, Gyula 303

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VERZEICHNIS DER PERSONENNAMEN

321

Székács, József 38Szentimrei, Mihály 74, 75Szent-Iványi, Béla 122, 125Szigeti, Jenő 35, 45, 127Szikszai, Béni 138Szikszai, György 29, 124, 144Szilády, Áron 82Szilágyi, István 1, 2, 21, 24, 28, 29, 31, 82, 121, 124, 181, 199, 233 Szilassy, Aladár 35, 36, 40, 57, 60, 64, 65, 108, 109, 118, 128, 130, 151, 246Szőts, Farkas 56, 100, 101, 102, 106, 107, 110, 119, 152, 246Szűcs, Jenő 210

Takaró, Géza 39, 65, 84, 91, 110, 134, 140, 251, 264Tarnay, Endre 71, 84, 264Tavaszy, Sándor 33, 202 Teellinck, Willem 133Telkibányai, István P 122Thuri, Pál 157Tildy, Zoltán 26Tolnai, Dali János 123Tolnai, Dénes 56, 57, 128Tóth, Endre 124, 141Tóth, József 22Tőkéczki, László XIV, 93, 122Töltéssy, Zoltán 64, 266Török, István 33Török, Pál 38, 116Trócsányi, Berta 109

Várady, József 74Vasel, Mathild 60Vay, Miklós 29Veresegyházi, Tamás 123Victor, János 4, 8, 26, 27, 32, 33, 40, 43, 44, 60, 61, 65, 85, 91, 140, 144, 155, 157, 160, 172, 176, 182, 187, 188, 191, 194, 195, 197, 198, 199, 206, 212, 218, 222,

223, 226, 232, 240, 245, 247, 248, 249, 250, 251, 252, 264 Virágh, Sándor 176, 202, 208Visscher, Hugo 43Vizi, Szilveszter E 209Voetius, Gijsbert 45, 133, 186, 193

Wallmann, Johannes 122Walls, Andrew F 114, 182, 216Warneck, Gustav 159, 178, 181, 184, 186, 189, 190, 193, 195, 196, 206, 207, 239, 244, 245, 246, 309, 313Watson, David L 227Welsh, David 112Werrbeck, Wilfrid 179Wesley, John 177Wichern, Johann H 309, 312, 313, 315Wielenga, Bernhard 41, 62Williams, Georg 40, 177Windisch, Éva 127Woudenberg, Johan A 180Wright, David F 112, 116Wysong, James M 113

Zinzendorf, Nikolaus L von 125, 226Zoványi, Jenő 97, 98, 99, 101, 106, 122, 123, 142Zsilinszky, Mihály 23Zsíros, József 79

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323

CURRICULUM VITAE

Name:Álmos Ete Sípos

Staatsangehörigkeit:ungarisch

Geburtstag und -ort:16. Mai 1937, Budapest (Ungarn)

Studien:1943-51 Grundschule, Kisújszállás1951-55 Gymnasium, Sárospatak, Kisújszállás1955 Matura im Gymnasium, Kisújszállás1955-56 Reformierte Theologische Akademie, Debrecen, 2 Semester1956-60 Reformierte Theologische Akademie, Budapest, 8 Semester (Heute: Theologische Fakultät der Károly Gáspár Reformierte Universität)1960-61 Praktikumsjahr in der ref. Gemeinde, BátaszékDiplom: Magister Theologie (cum laude), Budapest

Dienststellen:Pfarramt:1960-62 Ref. Gemeinde, Bátaszék1963-65 Ref. Gemeinde, Monor1965-93 Ref. Gemeinde, Tápiószele1993 - Ref. Gemeinde, Nagyvárad-tér - Budapest

Weitere Ämter:1989 Generalsekretär des Ungarischen Bibelbundes1989 Chefredakteur der Zeitschrift des Bibelbundes, Bibel und Gemeinde1997-2003 Mitglied der Synode der Ungarischen Reformierten Kirche1997-2003 Mitglied des Synodenkomitees der Theologischen Studien1998 - Notar des Donaudistrikts der Ref. Kirche, Budapest2004 - Mitglied des Komitees Forschungsethik des Ungarischen

Gesundheitsministeriums

Publikationen:17 Bücher, 97 Artikel auf ungarisch, 36 Artikel in Deutsch und Holländisch, 40 Vor-träge (Handschrift).

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CURRICULUM VITAE

324

Persönliches:Ehe mit Sarolta Takács 196111 Kinder: Ete Zoltán (1962),Csaba Zsolt (1964), Aba Álmos (1969), Gyöngyvér Sa-rolta (1970), Ajtony Levente (1971), Alpár Szabolcs (1973), Boglárka Piroska (1977), Dávid (1979), Márta Mária (1980), Eszter Anna(1981), Sára Lídia (1984).

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325

MISSION - MISSIOLOGISCH ONDERZOEK IN NEDERLAND / MISSIOLOGICAL RESEARCH IN THE NETHERLANDS

Eerder verschenen in deze reeks / earlier titles in this series are:

1. Jan A.B. Jongeneel, Missiologie: I Zendingswetenschap, II Missionaire theolo-gie, 1991.

ISBN 90 239 9649 32. Eeuwout Klootwijk, Commitment and openness: the interreligious dialogue and

theology of religions in the work of Stanley J. Samartha, 1992. ISBN 90 239 0828 73. David N.A. Kpobi, Mission in chains: the life, theology and ministry of the ex-

slave Jacobus E.J. Capitein (1717-1747) with a translation of his major publica-tions, 1993.

ISBN 90 239 0793 04. Anne-Marie Kool, God moves in a mysterious way: the Hungarian protestant

foreign mission movement (1756-1951), 1993. ISBN 90 239 0796 35. Bastiaan Plaisier, Over bruggen en grenzen: de communicatie van het Evangelie

in het Torajagebied (1913-1942), 1993. ISBN 90 239 1216 06. Hesdie S. Zamuel, Johannes King: profeet en apostel van het Surinaamse Bos-

land, 1994. ISBN 90 239 1950 57. P. Jeroen G. Jeroense, Theologie als zelfkritiek: een onderzoek naar de missio-

naire theologie van Arend Th. van Leeuwen, 1994. ISBN 90 239 0647 08. Alle G. Hoekema, Denken in dynamisch evenwicht: de wordingsgeschiedenis van

de nationale protestantse theologie in Indonesië (ca. 1860-1960), 1994. ISBN 90 239 0538 59. Johan A. Woudenberg, Uw koninkrijk kome: het Utrechtsch Studenten-Zendings-

gezelschap Eltheto Hè Basileia Sou (1846-1908), 1994. ISBN 90 239 1858 410. Kyoung Jae Kim, Christianity and the encounter of Asian religions: method of corre-

lation, fusion of horizons, and paradigm shift in the Korean grafting process, 1994. ISBN 90 239 0831 711. Wouter Smit, De islam binnen de horizon: een missiologische studie over de

benadering van de islam door vier Nederlandse zendingscorporaties (1797-1951), 1995.

ISBN 90 239 1481 3

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MISSION

326

12. Maarten van der Linde, Werkelijk, ik kan alles: werkers in kerkelijke arbeid in de Nederlandse Hervormde Kerk 1945-1966, 1995.

ISBN 90 239 0962 313. Christina Maria Breman, The Association of Evangelicals in Africa: its history,

organization, members, projects, external relations, and message, 1996. ISBN 90 239 0336 614. William F. Mundt, Sinners directed to the Saviour: the religious Tract Society

movement in Germany (1811-1848), 1996. ISBN 90 239 1055 915. Jan A.B. Jongeneel, Rudy Budiman en Johannes J. Visser (red.), Gemeenschaps-

vorming van Aziatische, Afrikaanse en Midden- en Zuidamerikaanse christenen in Nederland: een geschiedenis in wording, 1996.

ISBN 90 239 0319 616. Paul J. Visser, Bemoeienis en getuigenis: het leven en de missionaire theologie

van Johan H. Bavinck, 1997. ISBN 90 239 0587 317. Jaap van Amersfoort en Willem J. van Asselt, Liever Turks dan Paaps?: de visies

van Johannes Coccejus, Gisbertus Voetius en Adrianus Relandus op de islam, 1997.

ISBN 90 239 0560 1 18. August Th. Boone, Bekering en beschaving: de agogische activiteiten van het

Nederlandsch Zendelinggenootschap in Oost-Java (1840-1865), 1997. ISBN 90 239 0354 419. Michael N. Jagessar, Full life for all: the Work and Theology of Philip A. Potter:

A Historical Survey and Systematic Analysis of Major Themes, 1997. ISBN 90 239 0618 720. Evert Hoogerwerf, Transmigratie en kerkvorming: het ontstaan en de ontwikke-

ling van de Christelijke Kerk van Zuid-Sumatra (Gereja Kristen Sumatera Bagian Selatan - GKSBS) (1932-1987), 1997.

ISBN 90 239 0552 021. Jan A. Boersema, Huwelijksbetalingen: een antropologisch-ethisch onderzoek

naar de bruidsprijs op Oost-Sumba, 1997. ISBN 90 239 0358 722. Jacobus M. van ’t Kruis, De geest als missionaire beweging: een onderzoek naar

de functie en toereikendheid van gereformeerde theologie in de huidige missio-logische discussie, 1997.

ISBN 90 239 0622 523. Jong Koe Paik, Constructing Christian Faith in Korea: the earliest Protestant

mission and Ch’oe Pyong-hon, 1998. ISBN 90 239 1190 324. Frans L. Schalkwijk, The Reformed Church in Dutch Brazil (1630-1654), 1998. ISBN 90 239 1493 7

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MISSION

327

25. Edmund Davis, Theological Education in a Multi-Ethnic Society: the United The-ological College of the West Indies and its Four Antecedent Institutions (1841-1966), 1998.

ISBN 90 239 0372 226. Hans Visser, Creativiteit, wegwijzing en dienstverlening: de rol van de kerk in de

postindustriële stad, 2000. ISBN 90 239 1754 527. C. David Harley, Missionary Training: The History of All Nations Christian Col-

lege and its Predecessors 1911-1981, 1999. ISBN 90 239 0702 728. Michael W. Goheen, ‘As the Father Has Sent Me, I Am Sending You’: J.E. Lesslie

Newbigin’s Missionary Ecclesiology, 2000. ISBN 90 239 0976 329. Benjamin L. Hegeman, Between glory and shame: A Historical and Systematic

Study of Education and Leadership Training Models among the Baatonu in North Benin, 2001.

ISBN 90 239 1152 030. Marja Hinfelaar, Respectable and Responsible Women; Methodist and Roman-

Catholic Women’s organisations in Harare, Zimbabwe (1919-1985), 2001. ISBN 90 239 1153 931. Graham Kings, Christianity Connected: Hindus, Muslims and the world in the

letters of Maw Warren and Roger Hooker, 2000. ISBN 90 239 1156 332. Cephas N. Omenyo, Pentecost outside Pentecostalism: A Study of the Develop-

ment of Charismatic Renewal in the Mainline Churches in Ghana, 2002. ISBN 90 239 1345 033. Martha T. Frederiks, We have toiled all night; Christianity in The Gambia (1456-

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