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Vollverstärker Naim Audio Supernait 2 mit HiCap DRAutor: Josef Bruckmoser Fotografie: Rolf Winter

Die Silvesternacht 2013 wird mir

lange in Erinnerung bleiben. An

den Strippen meiner Lautsprecher

werkte der Supernait 2. Der war

wie geschaffen für den swingen-

den Jahreswechsel.

My first Naim

Pünktlich zum 40-Jahre-Firmenjubiläum und 30 Jahre nachder Markteinführung des Vollverstärkers Nait hat Naim sichselbst das schönste Geburtstagsgeschenk gemacht: eine neue Pa-lette von drei Vollverstärkern, die auf die Namen Nait 5si, NaitXS 2 und Supernait 2 hören. Die neuen Schalt- und Kraftzentra-len entsprechen damit genau der bewährten Philosophie desHauses, HiFi-Geräte nicht jedes Jahr neu zu erfinden, sondernsie konsequent weiterzuentwickeln, immer der Evolution desKlangs folgend.

Der neue Supernait 2 ist zudem ein willensstarker Ausdruckdafür, dass Naim – völlig zu Recht – auf den klassischen HiFi-Vollverstärker setzt. In der zweiten Inkarnation des Supernaithaben die Entwickler in Salisbury bewusst auf den integrierten

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Vollverstärker Naim Audio Supernait 2 mit HiCap DRAutor: Josef Bruckmoser Fotografie: Rolf Winter

Die Silvesternacht 2013 wird mir

lange in Erinnerung bleiben. An

den Strippen meiner Lautsprecher

werkte der Supernait 2. Der war

wie geschaffen für den swingen-

den Jahreswechsel.

My first Naim

Pünktlich zum 40-Jahre-Firmenjubiläum und 30 Jahre nachder Markteinführung des Vollverstärkers Nait hat Naim sichselbst das schönste Geburtstagsgeschenk gemacht: eine neue Pa-lette von drei Vollverstärkern, die auf die Namen Nait 5si, NaitXS 2 und Supernait 2 hören. Die neuen Schalt- und Kraftzentra-len entsprechen damit genau der bewährten Philosophie desHauses, HiFi-Geräte nicht jedes Jahr neu zu erfinden, sondernsie konsequent weiterzuentwickeln, immer der Evolution desKlangs folgend.

Der neue Supernait 2 ist zudem ein willensstarker Ausdruckdafür, dass Naim – völlig zu Recht – auf den klassischen HiFi-Vollverstärker setzt. In der zweiten Inkarnation des Supernaithaben die Entwickler in Salisbury bewusst auf den integrierten

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D/A-Wandler des Vorgängermodells verzichtet. Erstens, weilNaim für Multiroom und Streaming längst andere Flaggschiffeim Programm hat, und zweitens, weil dadurch die ganze techni-sche Expertise und die finanziellen Ressourcen in den Vollver-stärker investiert werden konnten. Etwa die vor einem Jahr vor-gestellte DR-Netzteiltechnik (Descrete Regulator), bei derdiskrete Spannungsregler für eine saubere Stromzufuhr sorgen.

„Weniger ist mehr“, heißt die aktualisierte Vollverstärker-Phi-losophie von Naim. Die Briten liegen damit ganz im Trend einerRenaissance der klassischen Stereo-Wiedergabe. Selbstverständ-lich kann der Anwender das neue Gerät in eine Mehrkanalanla-ge integrieren. Aber er kann auch dem puristischen Gedankenfrönen, dass im Mittelpunkt der heimischen Musikwiedergabeein Klassiker steht, der die zentralen Aufgaben in einem Gehäu-se erfüllt: Schalten, Steuern und Verstärken.

Wie vorzüglich er dieser Aufgabe gerecht wird, konnte der Su-pernait 2 – natürlich nicht nur, aber auch – in besagter Silvester-nacht demonstrieren. Es gehört zu meinem alljährlichen Ver -gnügen in der beengten Situation einer Stadtwohnung, einmalim Jahr eine Nacht lang nicht auf die Lautstärke achten zu müs-sen. Wirklich ausreizen konnte ich die zweimal 80 Watt RMS an

xxxMitspielerPlattenspieler: Kuzma Reference Tonarm: Kuzma Stabi Reference Tonabnehmer:Benz Micro Ruby Open Air, Benz LP, Ortofon Rohmann Phonoentzerrer: Jeff Row-land Candence Vorverstärker: Jeff Rowland Synergy II Endverstärker: Jeff Row-land Model 12 CD-Laufwerk: Theta data base (Philips CDM-9 Pro) D/A-Wandler:Theta DSPro Generation III Hi-Res Formate: MacBook Pro mit Playersoftware Deci-bel und Amarra Laut sprecher: Trenner & Friedl, Parker 95 (update 2005) Kabel:Cardas Golden Reference, Cardas Neutral Reference, Brodmann Acoustics Zubehör:SID Analog (Sound Improvement Disc „A“), Millenium Karbon LP-Matte, ClearlightAudio RDC-Kegel, SIC (sound improvement coupler), Audioplan Sicomin AntispikeSIAS, ART Dämpferxxxx

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acht Ohm des britischen Power-Hauses allerdings nicht einmalzu Silvester. Damit war der erste große Vorbehalt widerlegt, mitdem ich an den Test des Naim-Verstärkers herangegangen war.Denn immerhin warten meine Jeff Rowland-Monos mit einemLeistungsspektrum von 250 Watt an acht Ohm auf. Also hatte ichvon den 80-Naim-Watt zwar ein gutes Ergebnis erwartet, abernicht diese hammergleiche Kraftentwicklung, mit der der Super-nait 2 die Silvestermusik ins Wohnzimmer brachte.

Es war ja, zugegeben, eine risikofreudige Entscheidung der Re-daktion von image hifi, den neuen Top-Vollverstärker aus Salis-bury einem Naim-Neuling anzuvertrauen. Ich hatte aber nichteinen Moment gezögert, dieses Angebot anzunehmen. Denn einNaim war seit langem ein Objekt der Begierde. Viel darüber ge-lesen, viel darüber gehört, mit vielen Naim-Fans über ihre Er-fahrungen gesprochen – da war es höchste Zeit, endlich einmalselbst ein solches Gerät unter die Fittiche zu bekommen. Undauch die image hifi-Leser sollten davon keinen Nachteil haben.Denn dieser Testbericht sollte eben nicht nur für eingefleischteNaim-Freaks spannend werden, sondern auch genau für jene,die – wie der Autor – schon immer einmal wissen wollten, wieder neue Vollverstärker auf nicht von der Naim-Welt vorgepräg-te Ohren wirkt.

Und siehe da, der „Naim-Frischling“ kam aus dem Staunennicht heraus. Harry Belafonte verbreitete an meinen Trenner &Friedl Standboxen schon bei einer Vierteldrehung am Lautstär-keknopf eine ordentliche Partystimmung. Auf dem Plattentellerdrehte sich die berühmte Live-Aufnahme aus der Carnegie Hallin New York, die 1959 mehr oder weniger per Zufall mitge-schnitten wurde (Belafonte At Carnegie Hall, The Complete Con-cert, RCA Victor – LSO 6006). Welch ein Glück, kann man mehrals ein halbes Jahrhundert danach nur sagen. Denn Belafonte hatvor seinen Hörern in bester Entertainer-Manier einen bunten

Alles fein aufgeräumt und voneinander getrennt: Unter dem Trafo die Kon-densatoren und die Endstufentransistoren, darunter die Vorverstärkersekti-on, ganz rechts die beiden ALPS-Potis für Balance und Lautstärke

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Vollverstärker Naim Audio Supernait 2 mit HiCap DR

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theoretischer Erfahrung mit Naim, keine Überraschung war.Nein, überraschend war die Detailvielfalt und die klare Durch-hörbarkeit. Der rhythmische Drive, den dieser Verstärker zwei-fellos hat, ging nicht auf Kosten der Auflösung. Eher schien es so,als würde der Supernait 2 das Beste aus zwei Welten in seinemAluminiumgehäuse vereinen. Da war auf der einen Seite die be-kannte Naim-Qualität, sein Gefühl für Druck-Machen und Los-rennen, aber auch für Ausklingen und Loslassen. Und auf der an-deren Seite blickte dieser Verstärker weit in die Publikumsreihender Carnegie Hall hinein. Diese Tiefe der Raumdarstellung hatsich im Laufe der Testwochen immer wieder als herausragendeEigenschaft bestätigt.

Die Durchsichtigkeit von Bühne und Konzerthalle war beson-ders an der Stelle auffällig, wo Belafonte bei seinem Benefizkon-zert „all the big spenders“ aufgefordert hat, den Refrain von„Matilda“ selbst anzustimmen. Das hat bei der Einladung an die„big spenders“ gut geklappt. Da haben sich offenbar die meisten

Strauß von Ohrwürmern ausgebrei-tet, die wohl kaum jemals so „live-haf-tig“ eingespielt wurden. Von „CottonFields“ über „John Henry“ und „Ma-ma Look a Boo Boo“ bis zum finalen„Matilda“ mit Publikumsbeteiligungspannt sich ein weiter musikalischerBogen, und das in der einzigartigenAkustik der Carnegie Hall, in der einZwischenruf, ein Lachen oder einKlatschen in der letzten Reihe ganzoben noch so präsent ist wie die Dar-bietung auf der Bühne.

My first Naim, um es einmal so zu sa-gen, hat diese Akustik mit Verve,Rhyth mus und Punch vermittelt, wasja nach aller, bis dahin freilich nur

Linke Seite: Um die thermische Stabilität zugewährleisten, sind die bipolaren Ausgangs-transistoren auf Keramikplättchen montiert.Eine wunderbar feine Regelung auch überdie Fernbedienung erlauben die beiden Potisfür Balance und Pegel. Die Lautsprecheran-schlüsse sind klanglich optimiert und bieteneinen festen Sitz. Selbst in der Vorstufensek-tion sind die Transistoren mit kleinen Kühl-körpern ausgestattet, weil sie im Kopfhörer-modus wegen des Class-A-Betriebs höhereStröme verarbeiten müssen

Rechts: Die Eingänge des Supernait 2 sindwie bei Naim üblich als DIN- und als Cinch-Buchsen ausgeführt. Den Möglichkeiten sinddabei kaum Grenzen gesetzt. Über die sechsEingangswahltasten sind vier DIN/Cinchpaar-Eingänge, ein Cinch-Eingang und ein DIN-Eingang wählbar. Die Ausgänge bieten An-schlüsse für Bi-Amping und einen Sub woofer

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theoretischer Erfahrung mit Naim, keine Überraschung war.Nein, überraschend war die Detailvielfalt und die klare Durch-hörbarkeit. Der rhythmische Drive, den dieser Verstärker zwei-fellos hat, ging nicht auf Kosten der Auflösung. Eher schien es so,als würde der Supernait 2 das Beste aus zwei Welten in seinemAluminiumgehäuse vereinen. Da war auf der einen Seite die be-kannte Naim-Qualität, sein Gefühl für Druck-Machen und Los-rennen, aber auch für Ausklingen und Loslassen. Und auf der an-deren Seite blickte dieser Verstärker weit in die Publikumsreihender Carnegie Hall hinein. Diese Tiefe der Raumdarstellung hatsich im Laufe der Testwochen immer wieder als herausragendeEigenschaft bestätigt.

Die Durchsichtigkeit von Bühne und Konzerthalle war beson-ders an der Stelle auffällig, wo Belafonte bei seinem Benefizkon-zert „all the big spenders“ aufgefordert hat, den Refrain von„Matilda“ selbst anzustimmen. Das hat bei der Einladung an die„big spenders“ gut geklappt. Da haben sich offenbar die meisten

Strauß von Ohrwürmern ausgebrei-tet, die wohl kaum jemals so „live-haf-tig“ eingespielt wurden. Von „CottonFields“ über „John Henry“ und „Ma-ma Look a Boo Boo“ bis zum finalen„Matilda“ mit Publikumsbeteiligungspannt sich ein weiter musikalischerBogen, und das in der einzigartigenAkustik der Carnegie Hall, in der einZwischenruf, ein Lachen oder einKlatschen in der letzten Reihe ganzoben noch so präsent ist wie die Dar-bietung auf der Bühne.

My first Naim, um es einmal so zu sa-gen, hat diese Akustik mit Verve,Rhyth mus und Punch vermittelt, wasja nach aller, bis dahin freilich nur

Linke Seite: Um die thermische Stabilität zugewährleisten, sind die bipolaren Ausgangs-transistoren auf Keramikplättchen montiert.Eine wunderbar feine Regelung auch überdie Fernbedienung erlauben die beiden Potisfür Balance und Pegel. Die Lautsprecheran-schlüsse sind klanglich optimiert und bieteneinen festen Sitz. Selbst in der Vorstufensek-tion sind die Transistoren mit kleinen Kühl-körpern ausgestattet, weil sie im Kopfhörer-modus wegen des Class-A-Betriebs höhereStröme verarbeiten müssen

Rechts: Die Eingänge des Supernait 2 sindwie bei Naim üblich als DIN- und als Cinch-Buchsen ausgeführt. Den Möglichkeiten sinddabei kaum Grenzen gesetzt. Über die sechsEingangswahltasten sind vier DIN/Cinchpaar-Eingänge, ein Cinch-Eingang und ein DIN-Eingang wählbar. Die Ausgänge bieten An-schlüsse für Bi-Amping und einen Sub woofer

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Vollverstärker Naim Audio Supernait 2 mit HiCap DR

Konzertbesucher dazugehörig gefühlt.Punktgenau und farbenfroh gab derSupernait 2 den vielstimmigen, auchmit vielen falschen Tönen untermal-ten Publikumschor wieder. Als Bela-fonte dann allerdings alle „Womenover 40“ aus der Reserve locken woll-te, ist es in der Konzerthalle ruhig ge-blieben. Nur dort und da tat sich einezögernde Frauenstimme hervor, dieder Naim-Verstärker mit großer Auf-merksamkeit und Liebe zum Detail zuGehör brachte – als Belohnung dafür,dass die betreffenden Damen keinenHehl aus ihrem Alter gemacht haben.

Naim-Experten hatten schon die ers -te Ausgabe des Supernait als den ammeisten „luftigen“ und „offenen“ Naitgepriesen. Aktuell wird man sagendürfen, dass die „2“ in der neuen Ty-penbezeichnung diese Evolution desNaim-Klangs unterstreicht. Dazukommt als Charakteristikum diegroße Palette der Farbtupfer. ZumBeispiel bei Carla Bley auf The Lost

Chords find Paolo Fresu (Watt/34). Da hatte das Piano der Prota-gonistin einen vollen, sehr natürlich wirkenden Klang, so wie iches bei einem Livekonzert mit Carla Bley gehört habe. Sie neigtebei den Titeln dieser CD nie zu irgendwelchen spitzen Tönen.Die Trompete von Paolo Fresu und das Saxofon von AndySheppard setzten sich klar durch ihre unterschiedliche tonaleFärbung voneinander ab. Die Differenzierung der unterschiedli-chen Bläsergruppen bei großen Symphonien wie die Nr. 2 in D-Dur von Jean Sibelius (Chesky CD 3) hat diesen Eindruck be-stätigt.

Irgendwann stellte sich bei dem erstaunten Naim-Neuling na-turgemäß die Frage: Wie machen das die Briten? Ein Blick in dasInnere ist ein Teil der Antwort. Sie beginnt mit der vorbildlichen„Raumordnung“ in dem Gehäuse. Von vorn gesehen rechtsnimmt der mächtige Ringkerntrafo die Hälfte des Platzes ein.Daran schließt sich das Netzteil mit seiner Reihe von Kondensa-toren an, die den Trafo fein säuberlich von den Schaltungen aufder Platine trennen. Alle Bauteile, von denen sich Vibrationenauf die Platine übertragen könnten – darunter die beiden Alps-Potis für Lautstärke und Balance sowie die Buchse für dasStromkabel – sind schwimmend gelagert. Naim-üblich sind diesechs analogen Line-Eingänge für Zwei-Volt-Analogquellen (0,5bis 7,0 Volt) in DIN und Cinch ausgeführt. Die Line-Ausgängefür „sub-out“, „bi-amp out“ und „pre-amp out“ führen eine va-riable Ausgangsspannung. Wird der Supernait 2 mit einem ex-

Alles drin, alles dran und fein säuberlich getrennt: Links geht es direkt zu dem riesigen Netztrafo,in der Mitte zu den Lautsprechern und rechts zu den Quellen

ternen Netzteil für seine Vorstufe betrieben, dann wird dieBrücke von Vorstufen-Ausgang und Endstufen-Eingang entferntund das Netzteil in den Signalweg eingehängt.

Aber zahlt sich das zusätzliche HiCap DR, das im Testbetriebzur Verfügung stand, überhaupt aus? Tatsache ist, dass die zwei-te Ausgabe des Supernait für 3748 Euro nicht nur finanziell einTopangebot ist, sondern auch bereits die besten Ingredienzender aktuellen Naim-Netzteile mitbekommen hat. Es bedarf einesgenauen Hinhörens, um die im wahrsten Sinn des Wortes „kräf-tigende“ Wirkung des HiCap DR zu hören. Der umgekehrte Wegmacht dann allerdings sicher. Wenn das HiCap DR längere Zeitdie Vorstufe befeuert hatte und dann wieder entfernt wurde,stellten sich spürbare Entzugserscheinungen ein. Praktisch be-trachtet: Der glückliche Besitzer eines Supernait 2 wird langeZeit nichts vermissen. Der sprichwörtliche Naim-Punch hat aberdas Zeug, beim Hörer leichte Suchtsymptome hervorzurufen.Und genau das ist der Bereich, in dem das HiCap DR noch einsdrauf legt. Die dafür aufgerufenen 1648 Euro sind freilich im Ver-gleich zum Schnäppchenpreis des Supernait selbst eher deftig.

Hören wir also noch einmal den Supernait pur. Bei Unpluggedvon Eric Clapton ist mit diesem Vollverstärker schon ein richti-ges Hallo los, noch bevor der Meister überhaupt in die Saitengreift. Und schon bei Nummer 2 steuert der Naim die nächsteneue Erfahrung bei. Da hört sich das Klatschen des Publikumsbeinahe wie ein Rhythmusinstrument an. „So habe ich diesesKlatschen noch nie gehört“, steht in den Notizen. „Es war immerda. Aber jetzt kommt es mit einem so starken Drive herüber,

dass man beinahe den Eindruck hat,Mister Clapton richtet sich nach demRhythmus seiner Zuhörer, anstatt die-sen selbst vorzugeben.“

Macht also doch der Drive die – bes-sere – Musikwiedergabe aus? Immerwieder habe ich mich beim lustvollenHören mit dem Naim gefragt, ob undwenn ja, welche Details mir fehlen. Essoll auch nicht verschwiegen werden,dass meine mehrfach teurere Vor-Endstufen-Kombi mehr getrageneRuhe ausstrahlt oder den einen oderanderen zusätzlichen Farbtupfer bie-tet. Irgendwo machen die 250 versus80 Watt RMS doch einen Unterschied.Aber erstens ist der viel kleiner, als eswegen der gut dreifachen Nennleis -tung der Rowland-Endstufen den An-schein haben könnte. Zweitens hatteich auch bei sehr kritischem Hinhörenbei der Wiedergabe durch den Vollver-stärker kein Mangelgefühl.

Zum Beispiel bei Hubert von Goi-sern und Fön. Da zeichnet der Naim-Verstärker auf Nummer 8 pointiertund akribisch die etwas lästig krei-

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Vollverstärker Naim Audio Supernait 2 mit HiCap DR

Konzertbesucher dazugehörig gefühlt.Punktgenau und farbenfroh gab derSupernait 2 den vielstimmigen, auchmit vielen falschen Tönen untermal-ten Publikumschor wieder. Als Bela-fonte dann allerdings alle „Womenover 40“ aus der Reserve locken woll-te, ist es in der Konzerthalle ruhig ge-blieben. Nur dort und da tat sich einezögernde Frauenstimme hervor, dieder Naim-Verstärker mit großer Auf-merksamkeit und Liebe zum Detail zuGehör brachte – als Belohnung dafür,dass die betreffenden Damen keinenHehl aus ihrem Alter gemacht haben.

Naim-Experten hatten schon die ers -te Ausgabe des Supernait als den ammeisten „luftigen“ und „offenen“ Naitgepriesen. Aktuell wird man sagendürfen, dass die „2“ in der neuen Ty-penbezeichnung diese Evolution desNaim-Klangs unterstreicht. Dazukommt als Charakteristikum diegroße Palette der Farbtupfer. ZumBeispiel bei Carla Bley auf The Lost

Chords find Paolo Fresu (Watt/34). Da hatte das Piano der Prota-gonistin einen vollen, sehr natürlich wirkenden Klang, so wie iches bei einem Livekonzert mit Carla Bley gehört habe. Sie neigtebei den Titeln dieser CD nie zu irgendwelchen spitzen Tönen.Die Trompete von Paolo Fresu und das Saxofon von AndySheppard setzten sich klar durch ihre unterschiedliche tonaleFärbung voneinander ab. Die Differenzierung der unterschiedli-chen Bläsergruppen bei großen Symphonien wie die Nr. 2 in D-Dur von Jean Sibelius (Chesky CD 3) hat diesen Eindruck be-stätigt.

Irgendwann stellte sich bei dem erstaunten Naim-Neuling na-turgemäß die Frage: Wie machen das die Briten? Ein Blick in dasInnere ist ein Teil der Antwort. Sie beginnt mit der vorbildlichen„Raumordnung“ in dem Gehäuse. Von vorn gesehen rechtsnimmt der mächtige Ringkerntrafo die Hälfte des Platzes ein.Daran schließt sich das Netzteil mit seiner Reihe von Kondensa-toren an, die den Trafo fein säuberlich von den Schaltungen aufder Platine trennen. Alle Bauteile, von denen sich Vibrationenauf die Platine übertragen könnten – darunter die beiden Alps-Potis für Lautstärke und Balance sowie die Buchse für dasStromkabel – sind schwimmend gelagert. Naim-üblich sind diesechs analogen Line-Eingänge für Zwei-Volt-Analogquellen (0,5bis 7,0 Volt) in DIN und Cinch ausgeführt. Die Line-Ausgängefür „sub-out“, „bi-amp out“ und „pre-amp out“ führen eine va-riable Ausgangsspannung. Wird der Supernait 2 mit einem ex-

Alles drin, alles dran und fein säuberlich getrennt: Links geht es direkt zu dem riesigen Netztrafo,in der Mitte zu den Lautsprechern und rechts zu den Quellen

ternen Netzteil für seine Vorstufe betrieben, dann wird dieBrücke von Vorstufen-Ausgang und Endstufen-Eingang entferntund das Netzteil in den Signalweg eingehängt.

Aber zahlt sich das zusätzliche HiCap DR, das im Testbetriebzur Verfügung stand, überhaupt aus? Tatsache ist, dass die zwei-te Ausgabe des Supernait für 3748 Euro nicht nur finanziell einTopangebot ist, sondern auch bereits die besten Ingredienzender aktuellen Naim-Netzteile mitbekommen hat. Es bedarf einesgenauen Hinhörens, um die im wahrsten Sinn des Wortes „kräf-tigende“ Wirkung des HiCap DR zu hören. Der umgekehrte Wegmacht dann allerdings sicher. Wenn das HiCap DR längere Zeitdie Vorstufe befeuert hatte und dann wieder entfernt wurde,stellten sich spürbare Entzugserscheinungen ein. Praktisch be-trachtet: Der glückliche Besitzer eines Supernait 2 wird langeZeit nichts vermissen. Der sprichwörtliche Naim-Punch hat aberdas Zeug, beim Hörer leichte Suchtsymptome hervorzurufen.Und genau das ist der Bereich, in dem das HiCap DR noch einsdrauf legt. Die dafür aufgerufenen 1648 Euro sind freilich im Ver-gleich zum Schnäppchenpreis des Supernait selbst eher deftig.

Hören wir also noch einmal den Supernait pur. Bei Unpluggedvon Eric Clapton ist mit diesem Vollverstärker schon ein richti-ges Hallo los, noch bevor der Meister überhaupt in die Saitengreift. Und schon bei Nummer 2 steuert der Naim die nächsteneue Erfahrung bei. Da hört sich das Klatschen des Publikumsbeinahe wie ein Rhythmusinstrument an. „So habe ich diesesKlatschen noch nie gehört“, steht in den Notizen. „Es war immerda. Aber jetzt kommt es mit einem so starken Drive herüber,

dass man beinahe den Eindruck hat,Mister Clapton richtet sich nach demRhythmus seiner Zuhörer, anstatt die-sen selbst vorzugeben.“

Macht also doch der Drive die – bes-sere – Musikwiedergabe aus? Immerwieder habe ich mich beim lustvollenHören mit dem Naim gefragt, ob undwenn ja, welche Details mir fehlen. Essoll auch nicht verschwiegen werden,dass meine mehrfach teurere Vor-Endstufen-Kombi mehr getrageneRuhe ausstrahlt oder den einen oderanderen zusätzlichen Farbtupfer bie-tet. Irgendwo machen die 250 versus80 Watt RMS doch einen Unterschied.Aber erstens ist der viel kleiner, als eswegen der gut dreifachen Nennleis -tung der Rowland-Endstufen den An-schein haben könnte. Zweitens hatteich auch bei sehr kritischem Hinhörenbei der Wiedergabe durch den Vollver-stärker kein Mangelgefühl.

Zum Beispiel bei Hubert von Goi-sern und Fön. Da zeichnet der Naim-Verstärker auf Nummer 8 pointiertund akribisch die etwas lästig krei-

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schende Kopfstimme nach, in die derSänger fallweise wechselt. Auf Num-mer 6 fällt die Tiefe des Halls auf, inden die Stimme gehüllt ist. Das istüberhaupt ein Charakteristikum desSupernait 2: seine räumliche Auflö-sung, durch die er nicht nur die At-mosphäre eines Livekonzerts sehr gutherüberbringt, sondern ebenso denSängern auf einer Opernbühne ihrePlätze zuteilt.

Was bleibt aus Sicht eines Naim-Neulings zu sagen? Erstens, dass ichohne Zögern zu diesem Verstärkergreifen würde, wenn ich eine Anlage indieser Preisklasse aufbauen wollte.Zweitens, dass der Supernait 2 eingrundsolides Gerät ist, das von derHaptik der Bedienungselemente mitihrer dezenten grünen Beleuchtungbis zur Auswahl der Bauteile auf dervollgepackten Platine eine dauerhafteWertigkeit vermittelt. Und drittens,dass der Klang nicht nur als be-schwingter Beschleuniger für eine Sil-vesternacht taugt, sondern auch demverwöhnten Hörer kaum kritische An-griffspunkte bietet. Ja, er ist und bleibtanders, der Naim-Klang. Er umgibtStimmen und Instrumente fallweisemit einer hauchdünnen Aura, die mitmeiner extrem geradlinig spielendenReferenz so nicht immer zu hören ist.Aber das gehört eben zu dem unge-wöhnlichen Suchtpotenzial des Su-pernait 2, der aus jedem Musikereignisein herzergreifendes Klangerlebnismacht.

Wenn Naim tatsächlich einmal„leicht bedeckt“ geklungen hat, dannsind das Erzählungen aus der Vergan-genheit einer 40-jährigen Unterneh-mensgeschichte. Der Supernait 2 ist

Beim Anschluss des Supernait werden die Buchsen 3 und 4 des HiCap belegt. Das externe Netzteil ist u. a. auch mit dem CD-Spieler CD5 XS

und mit den Phono-Vorstufen StageLine und SuperLine kompatibel

Das HiCap DR versorgt die Vorstufe des Supernait.Musikalisch ist es vor allem für jene interessant, die

„more of the Naim“ möchten: noch mehr Punch und Drive

ein gelungenes Jubiläumsprodukt ei-nes Herstellers, der auf die Evolutionseiner Entwicklungen vertraut. DerKäufer muss daher keine Sorge haben,dass ihm eine „Klangrevolution“, wieandere HiFi-Firmen sie viel zu oft ver-künden, über Nacht die Freude an sei-nem Gerät vergällt. Zur Not hat derSupernait 2 einen Mini-USB-Eingang.Nicht für digitale Quellen selbstver-ständlich, sondern für allfällige Firm-ware-Updates.

Ich habe schon lange nicht mehr soentspannt und – ja – beinahe ergriffenKind of Blue von Miles Davis gehört.Mit dem Supernait habe ich mich bei„Flamenco Sketches“ in weite Fernegeträumt. Danke, my first Naim!

xxxxVollverstärker Naim AudioSupernait 2Analogeingänge: 4 x DIN/Cinchpaar, 1 xCinchpaar, 1 x DIN (sechs Eingangswahltas -ten) Line-Ausgänge (fix): 2 x DIN (av undhdd); Line-Ausgänge (variabel): 2 x DIN(Vorstufe, Bi-Amping), 1 x Cinchpaar (Subwoofer), 775 mV, <50 Ohm Gleichspan-nungsausgänge: +24 V für Naim-Phono-Vorstufe Kopfhörerausgang: 6,35 mmAusgangsleistung: 80 Watt pro Kanal (8 Ohm) Maße (B/H/T): 43,2/8,7/31,4 cmGarantie: 5 Jahre bei Registrierung Preis: 3750 Euro

Netzteil Naim Audio HiCap DRMaße (B/H/T): 20,7/8,7/31,4 cm Garantie: 5 Jahre bei Registrierung Preis:1650 Euro

Kontakt: Music Line Vertriebs GmbH, Hainbuchenweg 14–18, 21224 Rosengarten,Telefon 04105/77050, www.music-line.bizxxxx

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ein gelungenes Jubiläumsprodukt ei-nes Herstellers, der auf die Evolutionseiner Entwicklungen vertraut. DerKäufer muss daher keine Sorge haben,dass ihm eine „Klangrevolution“, wieandere HiFi-Firmen sie viel zu oft ver-künden, über Nacht die Freude an sei-nem Gerät vergällt. Zur Not hat derSupernait 2 einen Mini-USB-Eingang.Nicht für digitale Quellen selbstver-ständlich, sondern für allfällige Firm-ware-Updates.

Ich habe schon lange nicht mehr soentspannt und – ja – beinahe ergriffenKind of Blue von Miles Davis gehört.Mit dem Supernait habe ich mich bei„Flamenco Sketches“ in weite Fernegeträumt. Danke, my first Naim!

xxxxVollverstärker Naim AudioSupernait 2Analogeingänge: 4 x DIN/Cinchpaar, 1 xCinchpaar, 1 x DIN (sechs Eingangswahltas -ten) Line-Ausgänge (fix): 2 x DIN (av undhdd); Line-Ausgänge (variabel): 2 x DIN(Vorstufe, Bi-Amping), 1 x Cinchpaar (Subwoofer), 775 mV, <50 Ohm Gleichspan-nungsausgänge: +24 V für Naim-Phono-Vorstufe Kopfhörerausgang: 6,35 mmAusgangsleistung: 80 Watt pro Kanal (8 Ohm) Maße (B/H/T): 43,2/8,7/31,4 cmGarantie: 5 Jahre bei Registrierung Preis: 3750 Euro

Netzteil Naim Audio HiCap DRMaße (B/H/T): 20,7/8,7/31,4 cm Garantie: 5 Jahre bei Registrierung Preis:1650 Euro

Kontakt: Music Line Vertriebs GmbH, Hainbuchenweg 14–18, 21224 Rosengarten,Telefon 04105/77050, www.music-line.bizxxxx

4489 Euro

1998 Euro