Leve Maten un Frünnen, · hunnert Johr Quickborn-Hefte dat vördragen, wat jem wichtig un typisch...

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1 Editorial Leve Maten un Frünnen, in dit Heft köönt ji beleven, woans wi uns freit hebbt över den Pries, den wi in Stavenhagen kregen hebbt – ok wenn nich blots wi em kregen hebbt, man all de annern ok, de in de letzten hunnert Johrn för den Quickborn arbeidt hebbt. Klor, dat wi hier de Loffreed afdruckt un de Dankreed. Cornelia Nenz un Renate Drefahl hebbt ut de hunnert Johr Quickborn-Hefte dat vördragen, wat jem wichtig un typisch düch – ton Högen un Nadenken. Wi hebbt ok Laudationes över anner Lüüd in dit Heft: över Dr. Jutta Engbers, Thomas Stelljes,Wolfgang Sieg un Ernst- Otto Schlöpke – ok wenn de letzte Laudatio mehr as Ge- burtsdagsgröten dorher kummt. Ji köönt ok de Geschichten lesen, för de Jutta Engbers un Thomas Stelljes den Borsla-Pries kregen hebbt – ok wenn dat bi Thomas Stelljes blots en Utsnitt is. Hans-Joachim Meyer hett över Hinrich Wriede un sien Rull in de Finkwarder Speeldeel un den Quickborn schreven. Dieter Guderian is en Breef von sienen Grootunkel Lud- wig Wolf, een von de bekannten Volkssängers ut Hamborg, in de Hannen kamen. Dat is en wichtig Dokument ut dat Johr 1946. In dat letzte Heft hebbt ji villicht mitkregen, dat wi in de Quickborn-Redaktion nich blots plattdüütsche Harmonie pleegt hebbt. En poor Lüüd hebbt sick argert över en Rezension in Heft 2/2007 un sünnerlich doröver, dat en Deel von de Redaktion den Arger doröver nich afdrucken wull. Dirk in Heft 3/4: “Un denn stell ik mi eerstmol dood … un amüseer mi”. Dat harr he man doon schuld, man he hett sick argert un in sienen Arger ok dat afdruckt, wat blots för em ton Nadenken dacht weer. Dirk hett sick dor- för entschulligt. Un ick heff de Entschulligung annahmen. So is de Saak ut de Welt. Man seggt warrn mutt dat hier, dat de redaktionsinterne e-Mail gegen mienen Willen afdruckt worrn is. Bolko Bullerdiek Quickborn108-1.Korr. 25.03.2008, 9:05 Uhr 1

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Leve Maten un Frünnen,

in dit Heft köönt ji beleven, woans wi uns freit hebbt överden Pries, den wi in Stavenhagen kregen hebbt – ok wennnich blots wi em kregen hebbt, man all de annern ok, dein de letzten hunnert Johrn för den Quickborn arbeidthebbt. Klor, dat wi hier de Loffreed afdruckt un deDankreed. Cornelia Nenz un Renate Drefahl hebbt ut dehunnert Johr Quickborn-Hefte dat vördragen, wat jemwichtig un typisch düch – ton Högen un Nadenken.Wi hebbt ok Laudationes över anner Lüüd in dit Heft: överDr. Jutta Engbers, Thomas Stelljes, Wolfgang Sieg un Ernst-Otto Schlöpke – ok wenn de letzte Laudatio mehr as Ge-burtsdagsgröten dorher kummt.Ji köönt ok de Geschichten lesen, för de Jutta Engbers unThomas Stelljes den Borsla-Pries kregen hebbt – ok wenndat bi Thomas Stelljes blots en Utsnitt is.Hans-Joachim Meyer hett över Hinrich Wriede un sien Rullin de Finkwarder Speeldeel un den Quickborn schreven.Dieter Guderian is en Breef von sienen Grootunkel Lud-wig Wolf, een von de bekannten Volkssängers ut Hamborg,in de Hannen kamen. Dat is en wichtig Dokument ut datJohr 1946.In dat letzte Heft hebbt ji villicht mitkregen, dat wi in deQuickborn-Redaktion nich blots plattdüütsche Harmoniepleegt hebbt. En poor Lüüd hebbt sick argert över enRezension in Heft 2/2007 un sünnerlich doröver, dat enDeel von de Redaktion den Arger doröver nich afdruckenwull. Dirk in Heft 3/4: “Un denn stell ik mi eerstmol dood… un amüseer mi”. Dat harr he man doon schuld, man hehett sick argert un in sienen Arger ok dat afdruckt, watblots för em ton Nadenken dacht weer. Dirk hett sick dor-för entschulligt. Un ick heff de Entschulligung annahmen.So is de Saak ut de Welt. Man seggt warrn mutt dat hier,dat de redaktionsinterne e-Mail gegen mienen Willenafdruckt worrn is.

Bolko Bullerdiek

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THOMAS STELLJES

Minnesota oder de letzt GrundMinnesota oder de letzt GrundMinnesota oder de letzt GrundMinnesota oder de letzt GrundMinnesota oder de letzt Grund

Für die Novelle ”Minnesota oder de letzt Grund” wurde Tho-mas Stelljes im November 2007 mit dem ”Borsla-Preis” aus-gezeichnet – zusammen mit Jutta Engbers, deren Geschich-te wir danach abdrucken.

Stelljes’ Novelle erzählt die unglückliche Liebesgeschichtezwischen Stefan und Silke. Stefan ist der Sohn eines Tier-arztes, der seit einigen Jahren in Minnesota lebt und nun zuBesuch in seine norddeutsche Heimat zurückkommt; Silkeist die Tochter eines benachbarten Landwirts. Der junge Mannkehrt zurück, als gerade die Maul- und Klauenseuche in sei-ner alten Heimat wütet. In dieser Situation trifft er auch Silkewieder, in die er schon seit ihrer gemeinsamen Schulzeitverliebt war. Jedoch ist die Liebesbeziehung zwischen bei-den ebenso unerfüllt wie tragisch: Während Stefan hofft, Sil-ke dazu bewegen zu können, mit ihm nach Minnesota zugehen, bleibt Silke gefangen auf dem Hof ihres Vaters. Siekann sich nicht von ihrem Vater lösen, obwohl dieser sie aus-nutzt und sogar gewalttätig ist. Am Ende können Silke undStefan nicht zueinander finden.

Die Novelle ist im Aufbau angelehnt an Alfred AnderschsRoman ”Sansibar oder der letzte Grund” – worauf auch schonder Titel hindeutet. Besonders das erste Kapitel des Romans(”Der Junge”) findet auch inhaltlich seine Entsprechung inder ”Minnesota-Novelle”. Daraus an dieser Stelle der folgen-de Textauszug:

[...]

De Jung

Minnesota wüür dat Richtige, dach de Jung. Minnesota –mit all dat Woter un dat veele Holt, mit all de lütten Bargenun den blauen Heben! Minnesota! Wenn dat stimmen dää,wat he leest harr, denn geev dat in Minnesota so veele lüt-te un groode Seen, dor kunn ‘n in ‘n Sommer egolweg unöberall mit ‘n Boot op rümschippern un sik de Welt bekie-ken. Oder Woterski feuhrn. ”Land of the 10.000 lakes”. In ‘nLit

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Winter wüürn de Seen denn so dull dichtfrorn, dat de Lüüd dor Wohn-wogen roppstellt un vör jem ehr ”cabin” an ‘t Iesfischen sünd. Iesfischenin ‘n Winter! Un denn mit ‘n Motorschleeden dör den hoogen Snee!

De Jung keek vun dat Book op. Fuul un gedüürig dreev dat Woter in denlütten Beek an em vörbi. De Grund wüür bruun vun Schlick un Schlamm.Nich mol Reet wasst hier, dach de Jung. Keen Reet an de Woterkant unook keen Steen, de mit dat Woter speelt, dat Woter to ‘n Küüseln bringtun vun dat Pütschern un Plitschern een Melodie vun mookt. De Beek isjümmers glieck. He ännert sik nich. He kann sik gor nich ännern! As eenlangen Groben löppt he mang de Wischen, an beide Sieden wüürn lüttePlöck inkloppt, üm dat dat Woter de Kant nich angnabbern un wegspöö-len kunn. Wieter boben noh dat Gras hen harrn se den Beek inrickert uninspaart mit Weidpöhl un Stacheldroht. In Minnesota is dat ganz anners,dach de Jung. In Minnesota, dor fangt de Mississippi an. De Mississippi!Un bi den Anfang vun den Mississippi is dat Woter frisch un vull Leben!Dat Woter gluggert un blubbert un blinkert un gliddert – un sprudelt unwibbelt in een Tour – as een Schauspeel vun de Natur! – Tohuus wüür deWoternatur man bloots schauspeelert un künstlich treggmookt.

”Nich mol ennige Fisch sünd hier to seihn!”, snack de Jung liesen vörsik hen. ”Nich mol Oonten un nich mol Göös!” Weg wüürn se nu all. Ünner-wegens noh Norden hen. Dorbi harrn Silke un he noch in ‘n Februarbald fiefhunnert Göös telt op Ropers sien Wisch an ‘n Beek. VergohnJohr woorn se sogor ‘n poor Schwäne wies, de hier op ‘t natte Land Rastmööken un sik wat to Freten söchten. He harr Silke vertellt vun de Vo-gels, de vun sik ut wüssen, wann de rechte Tied to ‘n Fleegen komenwüür. De ehrn Weg kenn’n dään un nipp un nau wüssen, wohen se flee-gen müssen. De hebbt den Heben ganz vör sik, dach de Jung. Noh Min-nesota töögen de wilden Göös ook hen, dor harrn de ehrn Platz fund’n.”Minnesota Loon”! Dat frische Woter wüür dor. Dat veele Holt, de lüttenBargen un de blaue Heben – in Minnesota!

Man müss weg ween, dach de Jung. Man müss eenfach wegfleegen, soas de wilden Göös. Wat kennen liern vun de Welt – un neeschierig weenun sik allns nipp un nau bekieken! Bloots de oolen Kreihn blievt tohuus.Kreihn un Bisamrötten! De ganze Beek, all de platten Wischen wüürnvull vun Bisamrötten un Kreihn. Biester! Un allns wüür schauspeelert.Dat Land, de Beek, dat Holt: Dat wüür keen Natur. Dat wüür man blootsallns künstlich treggmookt, utbetert un inrickert. In Minnesota wüür datganz anners. In Minnesota wüür de Welt nich so einerlei, nich so liek un

Minnesota oder de letzt Grund – STELLJES

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nich noh Vörschrift inricht‘ un utstaffert as tohuus. Man müss eenfachweg ween, dach de Jung. Man müss rut! Dree Gründe geev dat, worümman vun hier weg müss. De ierste Grund heet: Wiel dat hier allns sokünstlich is un einerlei. ”Nix waard sik hier ännern”, murmel de Jung.”Hier drifft allns stur vör sik hen!” He klapp dat Book dicht. He seih datbruune Beek-Woter langsom un gedüürig an em vörbischwimmen. TweeKreihn krakeelten op ’e Wisch.

Vun wieden hüür he ‘n Auto langs de Stroot brummen. He stünn vun sienPlatz op. ”De Bäckerwogen”, dach de Jung. Wenn he gau wüür, dennsokunn he den Bäcker viellicht noch footkriegen. Silke freiht sik wiss, wennhe ehr wat mitbringen dää. Snöökerkrom viellicht. Oder ‘n lütt Stück vunden bruunen Koken. Wenn he loterhen bi ehr wüür, dennso kunn‘n sesik tohoopsetten un den sööten Kokenkrom eten. Un he wull ehr denndat Book wiesen un vertelln vun Minnesota. ”Land of the 10.000 lakes”.Man müss weg ween. ”Un Silke mutt mitkomen!”, güng em dör den Kopp.He pack dat Book in den Rucksack, nehm sien Fohrrad un suus langsden lütten Strooten-Damm noh de Hüüs to.

[...]

JUTTA ENGBERS

Evas BeeldEvas BeeldEvas BeeldEvas BeeldEvas Beeld

Et rengde all biet Upwaoken, Eva hörde, wo de Autos up de Straote dörde Poolse schweften, bevör se noch in´t Vandaoge daolkaomen was. Inde Baodekaomer schwubte dat Tegenmüffli ut ehre Fingers un let denFautboden hella ruken, vör ehr was nix mehr över. As een Adebar ver-söchde se dör de Schören nao buten tau kaomen, vör´t Upnehmen wasnu kien Tied mehr. Dat Freuhstück was jüs up de Tafel utleggt, as datTelefon pingelde: ”Du most drocke kaomen, Andreas is utfallen, ick maokde Övertied bit du rankumpst, man et is kien annern tau kriegen vör´tVideokontroleeren van de Straoten un Rüme inne Stadt. Du hest dat almaol maokt un kannst dat. Bit glieksen.” ”Wunnerbaor, den helen Dag in

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so´n Ruum vull Kiekkasten up de natte Stadt daolkieken un sik nich rö-gen dröwen. Daor is doch kieneen unnerwegens bi dit Weer an´n Mon-dag.” Eva trug ehre Uniformjack van Haoken un set´ ehren Haut up, eenBlick in den Spegel, de Gendarmsche was klaor. Se was all bolde in´tBüro ankaomen, bit se mitkrek, dat se nich eis een Schluck Tee hat harun uk kien Botterbrot schmert in ehre Taschke liggen de.

”Gaut, dann munter Ugen un freih di, dat du bi dit Weer nich nao butenmost,” ehr Kolleg stünn al an de Dörre, as se in den Kontrollruum rin-kem. 24 griesdüster Schieben speegelden dat natte schmerig losse Stra-otenbeeld in de Kaomer, de kien Fenster mehr brukde. Eva sett sik upden eenzig Stauhl, lichte ehre Hand taun Afschied nao ehren Kolleg, mande was all buten. Mit twei korte Handdreien har se sik allet inricht, Zettelun Bleifehre prat leggd un dat Mikrofon üm den Kopp klemmt.

Bit wied nao Freuhstück was ehrn lossen Maogen dat eenzig Ding, datsik bi ehr rögen de. Af un tau richte se een van de Kameras buten anHüser un Mastens nei ut, man liekerveel wat se versöchde, kien Minschkem ehr vör de glösern Ugen darbuten, nich eis up den Platz vör denBahnhof. Wenn nich tauminst Autos dör de Straoten feuerden, har se alllang in de Zentrale Bescheid seggt, dat dat System utfallen was. So setse as een Krei up een Torn wied över de Stadt, schwart un düster ununner ehr gev dat uk blots enkelde schwarte Schadden van Autos un afun tau anner Kreie, de van hier nao doar hen fleegen deen, jümmers tautwei of dreie.

”Blots ick sit hier alleenig un schmachtig. Daor is kieneen, de an mi den-ken deiht, nich eis dat Freuhstück bringen deiht of tauminnst markt, datmi ´t fehlen deit.” Se levde allenig un was nich mehr twintig, weckerschullde ehren mallörig Dag dann uphelpen.

As se ´nen Momang up ehre Kneie daolkek, um de Ugen wat tau rüsten,schen ehre Bükse schwart. Se blinkerde tweimaol mit Willen un Gedüür,dann was se weer in dit schedderig Lichtbrun klörd, dat noch bit tauden Wessel nao blau se as Gendarmsche utwiesde.

”Wenn ik so wieder lev, kann ick de neien Klamotten ´ne Gröte lüttkeranmellen,” mit een fin Aohnen van een licht Tucken an de Ecken vanehre Lippen kek se weer up, liek in straohlend deep schwarte Ugen un-ner twei fintrucken bögde Brune. ”Nee, dat mut Schwarte heiten, disseHaore bünt so dicht, dor gleut dat Lecht in warm. All Straohlen, wat ut deUgen spöllt, weert utricht, upnaomen, trügge lenkt…”.

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Eva wüssde nich, wat se denken schullde. De Ugen eiden ehre, schlick-erden över ehre Tung as warme Schokolade un breiden sik as heite Sop-pe in ehren Bug ut. Deeper kröpde dat bliede Lengen, nich ut dissenStraohl ruttaufallen. Se wullde em fasthollen, nienich weer sünner disseUgen eten, bang anners alltied schmachtig tau bliewen. Se lichte ehrerechte nao disse Ugen un fat an dat Glas van de Schiebe. De Bann wasbroken, se kek up de Kant van den Kiekasten:”De Mann steiht vör denBahnhof, he steiht dor un kick rup. Of he mi süch, ment he mi?” Tüschkenehre deepe Bliedskup mangelerden sik Wörre, se nömm ehren Maut tau-hope un kek eben besiet un weer dör de Kamera up den Platz vör denBaohnhof. ”He is noch dor, he is, reel. Ick mot em dräipen; dau ick doch!Wecker is dat? Wat nu?” Eva würd unrüstig, se drückde hier un daor eenKnop, een Reckner söchde nao Biller, passde se övernanner un schmetse weer rut. Nich funnen flemmerde up, man so drocke gef se nich up. Setippde flott över de Baukstaben un et duurde blots twei Minuten, bit deReckner antern dee: Nich regestreet. Tüschkenin har se de annern Ka-meras utricht, man de Kerl wullde woll nich weg, of teufde he up ehr? Heschräe in weik knickende Träe van eene Siete nao de annere Siete, dreih-de sik so sinnig ümme, dat se sine glatte Gestalt un sine schlanke Aort´gnau bekieken kunnde. He presenteerde sik ehr, so meende se un blevak´rat unner ehre Ugen. He füllde nu 24 maol den Ruum, ehren Kopp unse. ”Man wecker büst du, min Schwartuge,” se har em stilken een Nao-men geven un wüss doch nix van em. All ehr Verseuken bröchde nix. Sestünn vör ehre Finsters up un löp mit em in den süfftigen Tritt. Wo schlankehre Feute de lüttken Trippel hoppden, wo bliede et ehr mök. Se fünd nixrut. De Polizei in all ehr Register wüssde nix van em.”Schöll wi maol henfeurn un us dissen Vaogel bekieken?” frögde eenStimm in ehr lünked Ohr. ”Nee, so nödig deiht dat wohl nich, ick kiekman süms noch een beten tau.” Ehre Kollegen in een Waogen nao dis-sen Mann hentauschicken, dat kunnde se nich taulaoten. Groffe Kolle-gen schullden nich sine Warmte marken, de se blots dör Glasugen feuh-len dröffde. Mit ´nen Maol lichte Schwartuge sine rechde un winkde,breide sine Armse ut un weiharmde wied. Se güng nao de Dörre vanehren Torn.As een Kolleg ut de Zentrale de Dörre van den Kontrollruum open sta-ohn seh, keek he eben rin. De Ruum was los un up alle Schieben stünneen Beeld, eene Hand sünner Minsch, blots een Schadden darachter.”Dörbrannt,” gnurrde he. Sine Kollegsche Eva hebbt se nie nich weertau sein kregen.

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UNIV.-PROF. DR. HERMANN GELHAUS

”Indem die Stadt die Künstler ehrt,”Indem die Stadt die Künstler ehrt,”Indem die Stadt die Künstler ehrt,”Indem die Stadt die Künstler ehrt,”Indem die Stadt die Künstler ehrt,ehrt sie sich selbst.”ehrt sie sich selbst.”ehrt sie sich selbst.”ehrt sie sich selbst.”ehrt sie sich selbst.”Laudatio up Jutta Engbers und Thomas StelljesLaudatio up Jutta Engbers und Thomas StelljesLaudatio up Jutta Engbers und Thomas StelljesLaudatio up Jutta Engbers und Thomas StelljesLaudatio up Jutta Engbers und Thomas Stelljes

Vor kötten hebb ick maol einen schönen Satz läsen: ”In-dem die Stadt die Künstler ehrt, ehrt sie sich selbst.” Dis-se Satz stammt van Dieter Honisch; hei heff üm utdrücket,att 1981 in Goslar dei Kaiserring-Kulturpries fierlik äö-wergäwen wüdd.

Min leiwe Dr. Josef Willer,

ick danke di dorför, dat du mi dat Woort gäwen hess. Ickfraie mi, dat ick för dei BORSLA-Vereinigung van oawenddei Laudatio hollen dröff. Dei Gemeinde Böäsel kann stoltdorup wän, datt in ehre Müern so eine Fier wie van oa-wend offhoaln wedd. Mit dei Wöör van Dieter Honischmüchte ick dat noch einmoal so seggen: ‚Dordör, dat Böä-sel dei Künstler ehrt, ehrt Böäsel sick sülwest.” Ich wüss-de in use Gägend kien Dörp, dat eine Veranstaltung mitso ein hohet Niveau up dei Beeine stellt.

Mine leiwen Landslüe un Tauhörers!

Dei BORSLA-Pries wedd inne Rägel immer blots an eeinePerson alleein vergäwen, oder an eeine Gruppe van Per-sonen. Dör wett uck kien Unnerschied maoket tüschkeneeinen eersten, tweiden, drüdden Pries usw. Dit Johr isaower wat Besünneret passeiert. Dei Jury wull (oder kunn)sick nich up eeinen Priesdräger alleeine fastleggen, weilsei mennde, dat twei Arbeiten mit dat süfftige Recht denPries verdeeint han. In disse Situation heff sei annen Enneeeine Entscheidung droapen, dei mienes Erachtens erstensdorvan tügen dait, datt dei Jury vull iss van ”salomonischerWeisheit”, un deei us tweidens dat Vergnäugen maoket,dat wi van oawend glieks twei Autoren kennenlehrt. Deierste Autor iss eine Autorin, nämlik Frau Dr. Jutta Engbersut Friesaihte, dei tweide Autor heet Thomas Stelljes, heikummp ut Harsefeld, un dat ligg in den Kreis Stade. O

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Mine sehr verehrte Frau Engbers un min sehr geehrter Herr Stelljes!Ick nähm mi nu tauerste dei Arbeit van Ehr, Frau Engbers, vör ( ...)

Dat iss eeine verhältnismäßig kotte Geschichte van veier Siden. DennInhalt kann ick jau drocke vertäln. Eva, eine junge Gendarmsche, weddmorgens anroapen. Sei schall drocke up dei Dienststelle ”Videokon-trolle” koamen un eeinen Kollegen verträen. Ehre Upgoawe: Sei mottmit eeinen groten Apparoat van Kameras und Computern dei Stadtöäwerwachen. Dat heet, sei mott den ganzen Dag vör 24 Computer-Bilder sitten, un dat gefallt ehr öäwerhaupt nich. Sei fäuhlt sick verloa-ten un sähnt sick noa eeinen leiwen Menschen. ”Doar iss kieneen, dean mi denken deit”, segg sei tau sick sülwest. Aower Dienst is Dienst,dat helpt nix.

Up maol oawer passeiert wat, womit sei nich räket heff, wat sülläwe updisse Dienststelle uck noch nich passeiert iss. Sei sütt eeinen Keerlvör’n Boahnhof stoahn, dei immer noa ehr ruppkick. Eva versöch – mitaal deei technischen Computer-Instrumente, dei sei insetten kann –ruttaukriegen, wäcker de Keerl iss. Heff hei villichte wat verbroaken?Iss dat an Enn’en sogor eein Terrorist? Dei Keerl verhollt sück aowersünnerbor, gor nich as ein Terrorist. In Gägendeeil! Hei heff et gornich drocke, wägtaukaomen. Hei gaiht langsom up un daol vör denBaohnhof, kick immer wer naoh Eva rup, winket ehr sogor tau undschwänket dei Arme. Dor is kien Twivel: Hei will wat van ehr. Dat bringuse Eva nu gewaltig dörnanner. Sei fäuhlt sick nao ”Schwartuge” –den Naomen heff sei üm mittlerwiele gäwen – gewältig hentrucken.Ehre Kollegen, dei Schendarms van dei Dienststelle, wölt all ingrie-pen un sick ”dissen Vaogel bekieken”. Eva kann sei dorvan noch soäwen offhaolen, dann löpp sei ut den Kontrollrum un kummp nich wertrügge. Up aale 24 Computer-Schiewen staiht nu dat sülvige Bild: ”eeneHand sünner Minsch”. Dei Polizei-Kollege segg blots: ”Dörbrannt”. DeiTechnik is dörbrannt. Man kann dat aower uck up Eva düen: Eva istdörbrannt: ”Eva hebbt sei nie nich weer tau seihn kregen.”

Ick laot dat nu eerst maol so staohn und gaoh äöwer tau ”Minnesotaoder de letzt Grund”. Dei Text van Herrn Stelljes is eein önnlicket Stücklänger att dei Text van Frau Engbers (20 Sieten). Dei Inhalt lett sicktrotzdem kott tausaomefaoten.

Stefan, dei Säöhn van den Tierarzt Gehrmann, heff sülwes Tiermedizinstudeiert. Hei läwt in Amerika, in Minnesota, iss aower up Stunn’s in

Laudatio up Jutta Engbers und Thomas Stelljes – GELHAUS

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Dütschland und hälpet sienen Vaoder bi dei Arbeit. Dei Laoge inn deiLandwirtschaft iss nich gaut: Dei Maul-und-Klauen-Seuche (MKS) löppvan Hoff tau Hoff. Gehrmann un sin Söähn möät uck naoh den HoffLorenzen. Is dei MKS dor all utbraoken? Dat möätet Gehrmann un Ste-fan unnersäuken. Bi disse Gelägenheit draopet Stefan siene ‚Jugend-liebe’ Silke weer. In eeine Rückblende wedd nu dei Geschichte vandisse Jugendliebe vertällt. Up dei eeinen Siete wedd dat schräcklicheLäwen vertällt, dat Silke mit ehren Vaoder heff. Dei Vaoder heff eeingrootet Muul, supp und is ein leipen Undöächt: hei lett sien Waak ver-kaomen, hauet siene Dochter und vergewaltigt sei sogor. Up dei an-nern Siete wedd vertällt, wie sick Stefan un Silke immer bäter ver-stoaht. Stefan versöch, den Vaoder tau Vernunft tau bringen. Aowerdat glücket üm nich, in Gägendeil: dei Vaoder haut üm daol. Stefanwill nu naoh Amerika utwandern, tausaomen mit Silke. Silke aower seggnee, sei mennt, dat sei bi ehren Vaoder bliewen mott. Stefan krigg etnich fahrig, ehr davon offtauhaolen. Löäter sütt hei inn, wat hei ver-kehrt maoket heff: ”He harr ehr fastholen müss, ganz dull fastholen undrücken harr he ehr müss, dat se bi em bleev. Bi em! Man de Jung leetehr gohn.” (S.17)

Stefan krigg aower noch eiene tweide Chance. Jüss nu, wo hei mit sie-nen Vaoder den Lorenzen-Hoff wägen dei MKS beseuken daiht. Heisütt fort, dat Silke sick verannert heff. Sei schnacket mitenanner öäwerdat, wat domoals passeiert is. Up moal is deei Vergangenheit weerganz aktuell, dei Froage noah ehr leiwet Verhältnis. Stefan oawer ver-sümet nochmoals siene Chance, siene tweide Chance. Silke geiht weg.Noaher sütt Stefan, wat hei versümet heff: ”Achterher müss he; wiss müsshe dat. Achterher un nochmol mit ehr snacken, wenigstens versöken.”Un dann koamt fast deei sülvigen Wöör un Sätze noch moal, dei ümdas eerste Moal dör den Kopp goahn sünd: ”Fasthollen harr he ehrmüss, wiss ganz dull fastholen un drücken, dat se ’t ook wirklich maarkendää: Silke. Deern! Du kannst hier nich blieven! Kom doch mit!” Man Ste-fan segg nix, hei schwigg un lätt sei lopen. Silke geiht in eeine Tid vullvan Elend un Pien. Dat Elend fangt forts an. Gehrmann stellt bi Loren-zen dei MKS fast, un nu duurt kiene Stunne mehr, dann kump deei sto-atliche Seuchenbekämpfung un moaket alles dot, wat dor läwen daiht.

Sowiet tau den Inhalt van dei beiden Stücke. Ick will nu noch eein bit-ken seggen tau dei Form. Inhalt un Form, dat sünd jo dei beiden wich-tigsten Gesichtspunkte bi eein Kunstwaark.

GELHAUS – Laudatio up Jutta Engbers und Thomas Stelljes

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Taueerste will ick seggen, dat beide Texte gaut upbauet sünd. Oawerdor sünd Unnerschiede. Frau Engbers läwert ein Stück, dat – loatet mida up Hochdütsch seggen – ”einsträngig-geradlinig” vertällt wedd.Dormit dat den Läser nich langwielig ankummp, straihet seei van Tidtau Tid Direkte Reden un Innere Monologe in.

Wie ‚raffiniert’ dei Text van Frau Engbers maoket iss, kann man düt-lich an’n Anfang un an’n Schluss seihn. Dei Anfang maoket dör besün-nere Teeiken dütlich, dat van doage för Eva ein’n besünnern Dag koa-men iss: Att Eva upwoaket, rägnet dat in Strömen, un in’t Boadezimmerfallt ehr dat ”Tegenmüffli” ut’e Hand; alls ligg kott un kleein up’n Faut-boden; wie’n Storch mott sei öäwer dei Schören wegträen. Ann’nSchluss staiht dat Woort ”Dörbrannt”, wat man einmoal düen kann updei ganze Kontroll-Maschinerie, dei nu nich mehr funktionieren dait,dei man aower uck düen kann up Eva: Eva is dörbrannt. Jedenfalls isdat Woort ‚mit Wissen und Willen’ at mehrdeutig ansettet worden. Sü-cke Mehrdeutigkeit aower iss immer reizvoll.

Bi Stelljes fallt fort dei künstlike Ordnung in’t Ooge (dei ordo artificia-lis, wie dat in dei klassische Poetik un Rhetorik heet). Dei Geschichteis in säwen Kapitel (oder Afschnitte) updeilt, dei uck aale ehre eeige-ne Öäwerschrifft hebbt. Anners att bi Engbers wedd dei Geschichteoawer nich ”einsträngig” vertällt. Dei Geschichte heff eeine Vör-Ge-schichte, un deei wedd – wenn dat Stichwort ”Silke” taun eersten Moalfallt – att Rückblende in deei Geschichte inschoawen. Wi köänt dor-üm dat Ganze uck att eeine Rahmen-Erzählung anseihn, eeine lite-rarische Technik, deei besünners in Novellen vörkummt (Bispill: Storms”Schimmelreiter”). Soväl tau deei Form bi Stelljes. Dortau müssde na-türlik noch masse mehr segg wird’n, aower dortau hebb wi van oa-wend kiene Tid mehr.

Inhalt un Form hebbt eeine Funktion, datt heet, seei bedüet wat, seihebbt ein Thema. Wat iss dat Thema bi Frau Engbers? Frau Engbersbehannelt eein Thema, dat ganz aktuell iss. Dat Woort ”Überwachungs-staat” staiht jo jeden Dag inne Zeitung, un deei ”Überwachungskame-ras” vermehrt sick wie deei Müüse. ”Big Brother is watching you” – manmott dorbi an den Romoan 1984 van George Orwell denken. Weckersick nich anpassen dait, dei kummp in’t Kittchen. Off deei Mensch dorbiunnergaiht, spält kiene Rolle. Gägen ditt System rebelliert bi Engberstwei Menschen, ”Schwartuge” un Eva, einfach dordör, datt sei sick nichanpassen dauht. Dat Enne van’t Lied iss, dat dei ganze Öäwachungs-

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Maschinerie tausoamen bräk, sei brannt dör. Dat iss natürlik blot eineFiktion, dat heet, dat is nich wücklich passeiert, kann uck woll gornich wücklich passeiern, aower dat Ganze heff eeinen Sinn, un dei heet:Loatet jau dit System nich gefalln! Dei Sinn iss also ein Appell, ein Ap-pell an us aale at Menschen.”Weglopen iss so eeinfach” staiht an’n Schluss van Stelljes’ Geschich-te. Is dat uck eein Appell? Wenn man so will, is dat uck eein Appell anus. Wi möät at Menschen immer weer use Chancen erkennen, Chan-cen, dei meistens uck Verpflichtungen sünd. Dei Geschichte, dei HerrStelljes us vertällen dait, iss dorför ein Bispill, eein Gleichniss, dat usup wat henwiesen dait. In disse Geschichte krigg Stefan tweimoal deiChance, siene Frau tau gewinnen. Beide Moale versegg hei. Dat isstrurig un leip, leip nich blots för üm, leip vör allem för dei Frau, förSilke. Sei heff nu am meisten tau lieen, un dat iss siene Schuld. Wie ickdat äben seggt hebb: Dei Geschichte iss ein Gleichnis, sei giff us taudenken, dat moakt ehren Wert ut.An disse Stelle mügde ick noch dorup henwiesen, dat Stelljes dei Hei-mat ganz un gor nich at eine Welt beschriewen daiht, dei (noch) inOrdnung is, at eine ”heile Welt” also, wie man up Hochdütsch seggendaiht. Disse Heimat iss nich ”heil” und sei giff uck nich ”Geborgen-heit”. Heil und Geborgenheit giff dat blots in dei Neie Welt, in Min-nesota. Dat iss natürlik eine Metapher, ein Sinnbild för eein Ideal, wo-rüm wi us immer ansträngen möät.Wenn wi dei beiden Texte verglieken dauht, dann sütt man – villichtenich up den eersten, aower up den tweiden Blick – dat sei sik gliekendauht, wat dat Thema angeiht. In beide Texte geiht dat üm eeinemenschlike Beziehung. In ”Evas Beeld” glücket dei Beziehung, in ”Min-nesota” glücket sei nich. So is dat jao uck in use wückliche Läwen. Deibeiden Geschichten sünd – so seihn – ein Spägelbild van use Läwen.So seihn, hört sei uck tausaomen.

Mine leiwe Frau Engbers, min leiwe Herr Stelljes!

Ick gratleiere jau tau jaue Geschichten, un ick gratleiere jau, dat ji ditJohr den BORSLA-Pries krieget. Ick hoffe, dat ick uck dat Publikumäöwertüget hebbe, dat ji den Pries wücklich verdeeint hebbt. Ji sündbeide noch verhältnismäßig jung, dorum dröäwe wi hoffen, dat wi nochväle feeine Geschichten van jau tau läsen krieget. Dorup fraiht wi usnu all.

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DR. DIETER ANDRESEN

Kappelner Literaturpreis 2007Kappelner Literaturpreis 2007Kappelner Literaturpreis 2007Kappelner Literaturpreis 2007Kappelner Literaturpreis 2007Laudatio auf Wolfgang Sieg

Verehrte Damen un Herren, leewe Wolfgang!

En Laudatio schall ik nu holen. En Loffreed op unsen Priesdräger Wolf-gang Sieg. Dor heff ik mi op wat inlaten! En Loffreed: Wo fangst’ datbloots an? Schallst du den Mann un sien Wark vörstellen? Allens op-tellen, wat dat dor to löven gifft? Dor keem ik wull nich mit to Enn!Schallst du em de Etiketten an’t Kleed backen, de över em ümgaht:Spaaßmaker, Speler, Satiriker, Moralist? Fantasy-Schriewer, Swarten Hu-mor? Denn kiekt he di bloots truschüllig an, aver mit so’n ulenspegel-schen Gleem in sien Oog, as wenn he seggen wull: ”Hest noch mehrdorvun? Ik kenn ok de annern!“ Un denn steihst du dor mit dien Ta-lenten un fraagst di – so as Wolfgang sien grote Kolleg’ Hinnerk Krusemal fraagt hett: ”Nimmt he di eerst op den Arm oder schaukelt he di al?”

So hett sik al mennigeen föhlt, de mit Wolfgang Sieg wat to doon kreeg:”verschaukelt“! Vele hebbt den Indruck: ”De Mann kann jo wull gor-nix mehr eernst nehmen! Nie nich weetst du, wo du mit em an büst!Vun allens wiest he di de splienige Achtersiet. Mit allens drifift he sien’nSpijöök. Du musst di kaputtlachen un markst op’n Mal, dat du över disülben lachst. Un denn sitt di dat Lachen in’t Halslock quer!“

Aver is he dat würklich: ”En Mann, de nix eernst nehmen kann?“ DatGegendeel is richdig! In mien Oogen is Wolfgang Sieg jüst een, de dateernst meent mit dat, wat he denken un schriewen deit. Un twors nahdree Richtungen hen: Eerstens as Künstler: He maakt eernst mit deSpraak. Tweetens politisch: He steiht to sien Saak. Un drüddens – datnenn ik nu mal theologisch – ok wenn Wolfgang dor nix vun hörenmag: He is dicht bi de Minschen.

Toeerst de Spraak. Dat is bi em jo nich Plattdüütsch alleen! Wi weet:He is jüst so in Hochdüütsch un Missingsch tohuus. Mit Romanen unsatirische Texten op Hochdüütsch hett he anfungen. Acht Johr lang weerhe Mitarbeider bi dat Satire-Blatt Pardon. Laternen ok bi de taz. 1974keem dat eerste Plattdüütsch-Book –”Wohnungen” – ruut. Denn hebbtem de Missingsch-Texten bekannt maakt, wiet över Norddüütschlandruut: ”Blutfleck auffe Häkeldecke „ ”Ohlsdorf lebt“ un de annern. Mis-singsch – dat is jo de norddüütsche Spraak-Mix ut Hoch un Platt – manhier vun’n Hamborger Slag – disse underground-Slang mit den typi-

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schen Sieg-Sound, den dat bloots eenmal gifft. Vele hebbt dacht: Nu ishe eerst bi sik sülm ankamen. Missingsch, dat is nu sien ureegen Re-beet! Aver so stimmt dat jo ok nich. He wull jo nich bloots dat Spraak-Kostüm utwesseln un dat Plattdüütsche in de Muuskist verswinnen la-ten, nä – dat keem jümmer wedder an’n Dag – jüst so as dat Hochdüüt-sche. All dree Kostüms hebbt em kleedt un hebbt to em passt. Nah denMissingsch-Erfolg geef dat nochmal en hochdüütschen Roman: Dr. Eter-nus (1987), denn wedder Missingsch-Böker un dornah de Plattdüütsch-Texten bi Hör mal en beten to. Un jümmer wedder plattdüütsche Hör-speelen bi Radio Bremen. Mehr as dörtig hett he dorvun schreewen,un de sünd all utstrahlt woorn – vun 1973 bit nu – dank Jochen Schütt,de in de Redakschoon dat Leit harr. Sieg nöömt em sien wichdigstenLehrer op dit Rebeet.

Ik will dor mit seggen: Wolfgang Sieg maakt eernst mit dat Spraak-Material, wat de Lüüd em tostüürt, op Platt, op Geel oder op Missingsch.Wo he ok is – jümmer sünd sien Antennen utspannt. He höört to, wennde Lüüd snackt, luustert nah ehr Spraak-Melodie. He luurt ehr af, watse seggt, aver ok, wat se nich seggt: de halfbackten Sätz, de krusenGedanken, dat ganse Dörenanner in unsen Dööts. So as he dat op-snappt in’n Wahnblock, in’n Kroog, in de U-Bahn oder bi sien Verwand-ten op’t Dörp – so bringt he dat wedder vör’n Dag – aver nich as een,de bloots en Tonband mitlopen lett – nä, verwannelt as Kunst, as Ge-schichten, de scharp sünd un beetsch, aver ok leevlich un smeetsch,verrückt un verdreiht, as dat Leven sülm.

Wieldat hüüt en Nedderdüütschen Literaturpries vergeven ward, möötwi dat Hochdüütsche un Missingsche butenvör laten. Thema is vun-daag bloots dat plattdüütsche Wark. Aver jüst hier wiest sik dat: Wolf-gang Sieg maakt eernst mit de Spraak. He nöömt sik sülm en begeis-terten Nedderdüütschen. Dat fung al an, as he Kind weer. Twors, sna-cken lehrt hett he op Hochdüütsch, schoons beide Öllern ehr Wud-deln in Plattdüütsch-Land harrn: op Rügen un in Ostholsteen. Man asdat 1943 loosgüng mit de Hamborger Bombenhöll, keem de sössjöh-rige Jung nah Groot-Rönnau bi Segbarg, in sien Mudders Heimat. Dormuss’ he Plattdüütsch leern, wat he wull oder nich, ans woor he vunsien Schoolmaaten utlacht. Vun dor af an is em dat in Fleesch un Blootövergahn. Nah den Krieg, in de Hamborger School weer he stolt dorop, dat he een Spraak mehr kunn as de annern. As Jung hett he al deBöker vun Fritz Reuter un Rudolf Kinau leest, dat heet: He hett Platt-

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düütsch ok as Kulturspraak in sik opnahmen. Dat is dor jo mit ver-maakt, wenn een dat eernst meent mit Plattdüütsch: nich bloots sna-cken, ok lesen! Sik Möögd doon um de Nedderdüütsche Literatur, datheet: nich bang ween vör druckte Böker un schrewen Schrift. Wolf-gang Sieg is dor bibleven, hett neven Theologie ok Literaturweten-schop studeert un woor Schöler vun Walter Niekerken, de grote Ham-borger Autorität in Nedderdüütsche Philologie. (Gans nevenbi: dorseet ok Dieter Bellmann mit em in’t Seminor! Vun nix kümmt even nix –ok keen Kappler Literaturpries!) De Kappler Jury hett as Grund förden Pries dat Book Wahnungen babenan stellt. Dat is bit op dissen Dagsien beste un wichdigste Wark. 1974 is dat ruutkamen – mit den Ün-nertitel: Plattdüütsche Kortgeschichten. ”Na jo“, hebbt vele eerst dacht:”noch so’n Book vun dat Slag, wat wi vun plattdüütsche Schriewerslüüdkennt: Lütte Geschichten ut de lütte Welt, to’n Smüüstern un Lüüstern,plinkögig, achtersinnig, en bet spietsch, aver jo nich to scharp!“ Wah-nungen – dor denkt wi an Tohuus-Ween un Gemütlichkeit. Aver nixdorvun in dit Book! In so’n Wahnungs much nüms vun uns sik geernopholen, al lang nich, wenn se ok noch as Heim titeleert sünd. (In’tMännerheim speelt alleen tein vun disse Geschichten). Un de Bewah-ners sünd Lüüd, de een sik ok nich jüst in’t Huus inladen wöör: Penn-bröder, Knastbröder, Eenspänner, ole un eensame Lüüd. Wolfgang Sieglett uns rinkieken in den schietigen Ünnergrund vun de Welt, un datharr dat op Platt bither noch nich geven. Bi disse Texten hört de Ge-mütlichkeit op. Dor sünd wülk bi, de haut di as mit en Äxt vör denKopp. De müchst du opleevst nich to Enn lesen, wenn – jo wenn senich so aasig good vertellt weer’n! Sieg is Realist un keen Drömer. Hewiest uns de Welt so, as se is. Aver he speelt dorbi mit sien Warktüüg,de Spraak. Un sien Phantasie speelt jümmer mit un schütt ok geernmal koppheister. Denn gaht de Peer mit em dör. Denn hett he soveelBiller för Oogen, dat he mit Schriewen kuum achterran kümmt. Un wülksünd so abasig snaaksch, dat de Leser lachen mutt, of he will odernich. Dat lett, as wull he sik op so’n Aart friemaken vun dat Gruu’n, dathe nich vertwieveln mutt över de Welt, as se is. Swarte Humor heet datjo wull. Aver op so’n Etikett kümmt dat Wolfgang nich an. He will mitsien Book nix bewiesen – nah de Maneer: ”Kiek mal hier: wat allensop plattdüütsch mögli is!“ He hett keen Komplex mit sien Spraak. Hemutt sik dor nich mit tiern un verrenken. He schriwwt en gode, reellePlattdüütsch, smiedig un stark, lebennig, liekto, nich överspöönsch,nich ooltbacksch, man ok nich niemoodsch mit alle Gewalt. He weet

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genau, dat et en ”reine Plattdüütsch“ nich geven kann. Aver he snacktok nich de nah den Mund, de so’n bet mitplötern wüllt op de ”platt-düütsche Well“, de aver keen Tung dorför röögt un tofreden sünd mitdat Dünnbeer, wat ehr as ”Plattdüütsch“ verköfft ward.

”Eernstmaken mit de Spraak“ – för Wolfgang Sieg heet dat ok: Dat gifftkeen Grenzen för plattdüütsche Literatur. Plattdüütsch is nich bloots”för’t Hart“, dat mutt ok in’n Kopp. Sieg hett mal seggt: Een kann opPlatt nich bloots dichten, nä, ok denken, dat heet: diskereren, sogoragiteer’n, Analysen maken, Kritik öven, Philosophie drieven un nochveel mehr. Recht hett he! Dorför staht Naams as Hinrich Kruse, KonradHansen, Oswald Andrae, Dieter Bellmann, Reimer Bull un anner. Aver nusteiht dorgegen en Trend, de will dat Plattdüütsche intüünen op denNahbereich – op Fomilie, Fründschop un Nawerschop. In’t ”öffentlicheLeven“, in Politik, Industrie, Bildung un Wetenschop schall dat nix tosöken hebb’n. Överall, wo’t drop ankümmt, hett de Hochspraak alleendat Regeern. Literarisch heet dat: Kortgeschichten, Komedi un Döönt-jes sünd dat Haupt-Rebeet för plattdüütsche Texten, un dat schall soblieven. Dat Dösige is nu: Jüst wi, de aktiven Plattdüütschen, gaht dorkuum gegenan. Wi kniept al friewillig den Steert in un maakt uns datkommodig in unse Nischen. Un wenn dor Signalen vun buten kaamt(ik nenn bloots dat Woord Charta, denn verjaagt wi uns meist un roopt:”Himmel hölp! So eernst hebbt wi dat jo gornich meent!“ Dor leet siknu noch en Barg över segg’n. Hier bloots noch dat: Wolfgang Sieg is bidissen Trend nich dorbi. He nimmt dat Plattdüütsche eernst. He willdor noch wat mit rieten.

Dormit sünd wi bi dat Tweete: Wolfgang Sieg steiht to sien Saak. Unsien Saak, dat is de Laag vun de Minschen, de ünnen wahnt, in’t Sou-terrain vun de Sellschop. He hett ehr kennenlehrt, as Warkstudent in’nHamborger Haben, as Fabrikarbeider bi Phönix in Harborg, as Zug-begleiter, as Sozialarbeider, de entlatene Straafgefangen’ wedder to-gang helpen schull. He kennt de Steden, wo he vun schriewen deit,heel genau: de Knäste, de Kneipen, de Männerheime, de Oolenhüüs.Unsägliche Orte der Qual sünd de veelmals – so hett he mal seggt.Nüms vun sien plattdüütsche Schriewerkollegen is wull so deep dalStegen in dit Souterrain. Aver worum schriwwt he dor över? Doch nichbloots, üm ”Nieland“ to winnen vör de plattdüütsche Literatur! Dat isdor ok bi ruutkamen, dat’s wohr. Aver dat weer nich sien Hauptsaak!Un wohraftig will he disse elenden Lüüd ok nich utstellen as in’n Pan-

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optikum. Un sik lustig maken op ehr Kosten will he al lang nich! In’nGegendeel: he will de, de meisttiets in’n Düstern bliewt, an’t Licht ha-len. Se schüllt dat Recht hebb’n, to segg’n: ”Wi sünd ok noch dor!“ Unwi as Lesers oder Hörers, wi schüllt dor henkieken un wies warrn, watloos is. Wo möör de Ünnergrund is, de unse soziale Ornung drägenschall. Dat de bloots funkschoneem kann, wenn sik dor ünnen noogansammeln doot, de kaputt gaht. Dat is dat Politische bi Wolfgang Sieg.He wiest uns de Welt, as se is. Aver he wiest se uns so, dat een kloorward: Se mutt nich so ween. Dor kann wat an daan warrn.

Dat Politische steiht aver nich bloots in sien Böker, he hett dor ok nahleewt. He hett sik insett för Lehrlinge, för Kriegsdienstverweigerer, förde Gesamtschool, bi’n Protest gegen en Flugplatz in Kolenkarken. Hehett Fernsehreportagen maakt, to’n Bispill över dat Hamborger Gän-gequarteer (Lütte Lüüd um Grootneemarkt rüm, 1978) un wat nochallens. Dat de Farv vun all sien Aktivitäten mehr nah root hen speelt,kunn nich utblieven. Dat is mit disse ”Saak“ so vermaakt. Aver he hettdat dörholen, ok as Gymnasiumslehrer in Elmshorn, wo he dat bit to’nOberstudienrat bröcht hett un wo he hüüt noch tohuus is. Dat Levens-motto vun sien Figur Sigi Sünnschien – de Titel vun sien tweete platt-düütsche Book (1982) ...un hool dat Muul vun Politik – dat maakt hesik op jeden Fall nich to egen. Sien Saak is de Laag vun de Lüüd, deünnen wahnt. Sigi Sünnschien is jüst de Gegenfigur: de Mann, de sienSchaap op’n Drögen hett, den nix ut de Roh bringt, de rundum tofre-den is mit sik sülm. De sik sunnt in sien egen Sünnschien. Wat mit deMinschen um em rüm loos is, markt he nich. De Placken op sien witteWest süht he nich. Fehlers hebbt bloots de annern. He weet vun allensBescheed, betahlt sien Stüüern, harkt sien Vörgaarn un höllt sik ut allensruut. Aver jüst dormit maakt he Politik vun de leege Aart: he maakt datLager stark vun de velen, de nich mehr henkieken wüllt op dat Elendin’n Souterrain.

Dit Lager is hüüttodaags wedder gefährlich an’t Wassen. Dat wiest sikok dor an, dat en Book as Wohnungen meist vergeten is. Dat hett okkeen Nahfolger funnen – nich dorüm, dat Wolf gang Sieg de Themenutgaht, jo nich! Aver keen Verlag waagt sik dor noch bi. Veel vun dat,wat mit Wahnungen anfungen hett, is aver wiedergahn in sien Hörspe-le, to’n Bispill Söken (1973), Schlaraffenland (1978), Sisyphos (1994),Moorkaten (1999) un anner. Sieg hett mal seggt, dat Hörspeel weer deletzte Insel vun plattdüütsche Literatur – dat eenzige Rebeet, wo se ne-

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ven de hochdüütsche noch en Rull speien deit. (Dat fallt jo ok op: deveer Priesen, de he bither kreeg, hett he jedeenmal för en Hörspeelverdeent). Dor köönt wi nu nich mehr op ingahn, so schaad dat ok is.Wi köönt aver sien Hörspeelarbeid ok dorüm nich würdigen, wiel dekeen Literatur woorn is. Worum nich? Gans eenfach: De Texten warrtnich druckt. Sieg geiht dat mit sien Hörspelen nich anners as ConnyHansen mit sien Theaterstücken. Dat heet: Mit dat Beste vun unse Pries-drägers ehr Wark kriegt wi nie nich to lesen. Wolfgang hett mi vertellt,wat he noch allens in de Schuuvlaad hett: een Theaterstück, Satiren, enHörspeel: De lütte Matroos, sogor en plattdüütschen Roman Asgard.Allens Manuskript un keen Schangs, dat dat jichensmal ruut kümmt!Wat eenzig noch druckt ward, sünd Böker mit lütte Geschichten, un dewarrt ok jümmer körter un lustiger. Satire op Plattdüütsch verköffi siknich mehr. Vele hebbt al fraagt: Wat blifft dor nah vun den scharpenSatiriker Wolfgang Sieg? He sülm gifft de Antwoord: Wenn 20 Johr wiederde 70. Geboortsdag vun Hör mal en beten to fiert ward, denn duuerteen Sendung wull noch fief Sekunden. Dat langt denn bloots noch förMoin Moin. Un de neegste Programmreform halbeert dat op Moin.

Op dissen Achtergrund is dat hooch to löven, dat de Kappler Jury datBook Wahnungen wedder in’t Licht stellen will. Jüst dat hett Wolfgangsik wünscht!

Mit den drüdden Punkt will ik’t kort maken: Wolfgang Sieg is dicht bide Minschen ”Theologisch“ heff ik dat vördem nöömt. Dat hangt tosa-men mit dat, wat bither seggt woor: mit de Spraak un mit dat Politi-sche. Toeerst en Zitat vun Dieter Bellmann, ok Theologe, Schriewer-kolleg, Kappler Priesdräger vun 2004. He schreew 1974 en Nahwoortto dat Book Wahnungen, dat fangt so an: Mit Wolfgang Sieg bekommtdie plattdeutsche Literatur ihren ersten Satiriker, und zwar gleich einenhundertprozentigen, dem, wie es scheint, nichts mehr heilig ist. Es scheintnur so. Un denn verklaart Bellmann dat, woans he dat meent. Ut deTexten vun Sieg springt een wat an, wat mehr is as ”Swarte Humor“:de Kreatur Minsch, de gans un gor nich ”heilig“ is, bloots erbärmlich.Aver jüst dorüm erbarmenswert. De Laag vun de Kreatur Minsch hettWolfgang Sieg in’t Hart drapen. Dat lett em keen Roh mehr. Dorümmutt he schriewen. He hett vertellt, wat för Lüüd em dor ünnen bemöttsünd: Liebenswerte Leute, so seggt he – Menschen mit Herz – meist mehras hier baben in’t Licht. Um ehr neeg to ween, hett he Theologie stu-deert. Dat weer sogor sien Hauptfach, un he hett dat to Enn bröcht. He

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wull Gefängnispaster warrn, wull dicht bi de Minschen ween, de datLeven ut de Bahn smeten harr. Un he hett meent: de Kirch weer dorförde richdige Steed. Aver dor harr en Uul seten – en tämlich swarte,kirchenamtliche Uul. Dor wüllt wi nu nich vun snacken – bloots soveel:An Wolfgang hett dat nich legen, dat dor nix vun woor.

Aver dat Theologische bi Wolfgang Sieg weer dormit – een Glück! –nich to Enn. Dat Beste vun dat, wat em mal to de Theologie dreven hett,is opwohrt in sien Leven un Schriewen. Bi’t Lesen vun Wahnungen geihtmi en Woord dör den Kopp vun een, de ok dicht bi de Minschen weer.De mit sien Leven un Starven wiest hett, op wat för’n Aart Gott bi deMinschen Wahnung nehm. He hett mal seggt (un dat schall hier an’tEnn stahn): De Voss hebbt ehr Kuhln un de Vagels ünnern Heven hebbtehr Nesten, aver de Minschensöhn hett keen Steed, wo he sien Kopp dal-leggn kann.

Wolfgang, ik graleer Di to dissen Pries, un ik freu mi, dat jüst Du emkregen hest!

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FRITZ LOTTMANN

Ernst-Otto Schlöpke ton 85.Ernst-Otto Schlöpke ton 85.Ernst-Otto Schlöpke ton 85.Ernst-Otto Schlöpke ton 85.Ernst-Otto Schlöpke ton 85.

Use geachte Fründ un Schrieversmann Ernst-Otto Schlöpke – kort”EOS” nöömt – harr sien 85. Geburtdag al verleden Jahr an 12. in Au-gustmaand. So graleert wi em nu en beten laat, man dat doot wi aversbesünners düchtig un van Harten.

Ik meen, dat EOS, de 1922 in Neustadt in Holsteen to Welt kamen is unal siet 1963 in Bremen levt, een van use besten is, wenn’t um de ned-derdüütsch Literatur in use Tiet geiht. Dat is ja wohl een groot Ge-schenk, wenn so een as EOS mit 85 Jahrn, villicht nich jüst Dag för Dag,man faken den Stift to Hand nimmt un jüst so goot eernste as ok lustigeGeschichten to Poppier bringt. He mahnt us ok faken, dat wi bi all deEernsthaftigkeit nich den Humor vergeten dröfft!

Besünners geern riemelt he un speelt so vigeliensch mit de Wöör, datman ganz licht van hoge Kunst snacken draff. Dat weten ok’n ganzeMenge Lü, de dar ok bannig veel Pleseer an hebbt.

Heinrich Diers, de eegentlich nur Plattdüütsch snacken dee, hett malin een Gedicht up Hochdüütsch seggt: ”Das ist die Kunst, gerade Sa-chen absichtlich etwas schief zu machen”.

Ik glööv, so will EOS dat ok ganz geern. De Lesers schalln man smüs-tern, denn kiekt dar de Humor um de Eck, dat mag he geern lieden unhett sien Freud daran. Luuthals lachen hett meist nix mit Humor to doon,dat is denn nich mehr dat Rebett van EOS!

So hett he al söven Böker mit Gedichten, Riemels un Kortprosa rutge-ven un ganz veel Texten sünd in Anthologien un anner Publikationenafdruckt woorn. För dat ”Jahrbuch für Heimatkunde Oldenburg/Holst-ein”, dat 1957 dat eerste Mal rutkamen ist, hett EOS as eenziger Autordörgahn Jahr um Jahr een Text schreven un för den Eutiner Klennerschrifft he ok al över 20 Jahrn.

Man EOS levt nich van vergahn Doon, nee, in de Jahrn 2006 und 2007hett he noch twee CDs mit Texten van em, de he ok sülfst leest hett,rutgeven.

Dat anner Been sünd siene Hörspelen. He harr Vermaak an den Dia-log un ik segg ganz driest, he is dar ’n Meister in. Een Hörspeel is aseen strategisches Drieven, dar is ’n General, de sien Lü in Stellungbringt un se agieren lett. Dar mutt de een dat seggen un de anner muttantern oder he mutt lachen of wenen, he schall luut of liesen ween un

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so wieter. Een Minsch hett all de Poppen in’e Hand, un wenn he datgoot kann, hebbt de Lü ehr Vermaak daran. EOS is een van de Lü, dedat meisterlich köönt. Siet 1952 harrn Radio Bremen un de NDR mehras 40 Schlöpke-Hörspelen upnahmen un up Sendung brocht.

Ok twee Theaterstücken hett he schreven un beide sünd van de Ohn-sorg-Bühn opföhrt woorn: ”De Glücksgaloschen” un ”Dr. Puust”. ”Dr.Puust” is ok dreemal in’t Fernsehn lopen.

För all dat, wat EOS us an wunnerbar nedderdüütsch Literatur schun-ken hett, is he ok uttekent woorn. 1963 weer he een van de eerstenSchrievers, de mit den ”Freudenthal-Pries” för nedderdüütsch Lyrikut-tekent woorn is. 1966 kreeg he den ”Förderpries van de Friedrich-Hebbel-Stiftung” un 1970 hett em de Stiftung F.V.S. Hamburg för sienHörspeelschaffen mit den ”Hans-Böttcher-Pries” uttekent.

Ernst-Otto Schlöpke is Maat van den Schrieverkring Weser-Ems e.V.He is dar bold de Ölste, man he höört to de Aktivsten. Oolt is een, denix mehr deit oder nix mehr doon kann. EOS is noch lang nich oolt, hehöört to de wichtigsten Persönlichkeiten in use norddüütsche Kuntrei,wenn’t um nedderdüütsch Spraak un nedderdüütsch Literatur geiht.

Glück to, leve EOS!

Ernst-Otto Schlöpke ton 85. – LOTTMANN

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HANS-JOACHIM MEYER

De Krönk un de ”Ehrenspeelboos”De Krönk un de ”Ehrenspeelboos”De Krönk un de ”Ehrenspeelboos”De Krönk un de ”Ehrenspeelboos”De Krönk un de ”Ehrenspeelboos”

De ”Finkwarder Speeldeel”, bekannt un estimeert wied över de Gren-zen vun Finkwarder, Hamborg un Düütschland, is in’t Johr 2006, nippun nau an’n tweten Dezember, hunnert Johr oold worrn. Dat Geschenkto düt Jubeljohr meuk sik de ”Speeldeel” sülven: een Krönk över dehele Tied vun 1906 bet nu, een ”frische Bris van de Ilv”. De Hambor-ger Kultursenatersch Karin von Welck schreev in ehr Vörword, dat mitde ”Finkwarder Speeldeel” de norddüütsche Folklore-Traditioon enfasten Placken in Hamborg funnen un dat mit Spood henkrägen hett,de plattdüütsche Spraak to plägen un an junge Lü wiedertogäven.

Grünnt wörr de ”Speeldeel” up en Fischerewer, de Heinrich Kinautohör, den Vadder vun de dree Kinau-Breuder. De Ewer weer nich mehrin’n Deenst un wörr för‘t Maken (un sachs ok för’t Läsen) vun Literaturbruukt. Un hier hebbt Johann Kinau (den wi bäter as Gorch Fock kennt)

un Hinrich Wriede de ”Speel-deel” sotoseggen to Weltbröcht, ok wenn Wriede latermaal wiesmaken wull, dat hedat alleen weer. Anfungen hettse as Theaterbühn, wo Wriedesülven fief Stücken för schreev.Achterna kemen Musik, Dan-zen un Upträäd in ole Drach-ten hento. Dat leste Theater-stück (Jan is Keunig, vun Au-gust Hinrichs) is 1960 upfeu-hrt worrn, nutieds ward keenTheater mehr späält.

Wat ik hier schriev, is keenRezension un steiht dorüm okin düt Heft as Upsatz. DeGrund, dat’n hier bäten mehrto seggen mutt, is dat Ümgahnin de ”Speeldeel”-Krönk mitde Nazitied, mit den Mann Hin-rich Wriede un ok mit unsenVereen ”Quickborn”.

Hinrich Wriede – besünners typisch för’nnordschen Minschenslag?

Foto: Scheidt, Repro: Rundbreef

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De afrodüütsche Barmbeker Jung Hans-Jürgen Massaquoi hett in sienBook ”Neger, Neger, Schornsteinfeger” vör en breed Publikum kün-nig maakt, wat för’n legen rassistischen Minschen Wriede afgeev, dein de Nazitied Schoolmeister un ok Schooldirektor in Hamborg weer.Wriede duuk in’t Book as eenzigste Figur mit sienen vullen Naam up.Wat schrifft de Krönk över Wriede, den de ”Speeldeel” 1956 ton ”Eh-renspeelboos” maakt hett? Dat he Nazi weer, mutt se togäven. Dat heetsogor: ”Zum Schulleiter befördert, exponiert er sich zunehmend alsaktives Parteimitglied im Dritten Reich – u.a. als Leiter der FachschaftNiederdeutsch im Landesverband Groß-Hamburg der Reichsschrift-tumskammer.”1

Dat is aver lang nich allens. Wriede weer keen Karriere-Nazi, de eerst1933 up’n feuhrn Tog upsprungen is. Jichenswenn in de dörtiger Johrnkreeg he dat gollen Parteiafteken, mutt also al lang NSDAP-Liddmaatwään hebben. 1927 keem de Band 10 vun de ”Deutsche Rassenkun-de” mit twee Upsätz vun Hinrich Wriede un Walter Scheidt rut. Wriedeschreev dor över de Kultur vun Finkwarder, Scheidt över ”Bevölke-rungsbiologie der Elbinsel Finkenwärder” un hett dorto Köpp un Nä-sen vun Finkwarder Minschen utmäten. De dore Slag vun Lü weer ganzbesünners nordsch, fünn Scheidt rut, un hett dor as Bispill en RehgFinkwarder Lü, ok Schrievers, afbillt. Ok Wriede sülven weer sik nichto schaad, sik för Scheidt sienen Strämel aflichten to laten, schoonstsien Bild egentlich ehrder ton Bangmaken is.2

Hinrich Wriede tröck dör Hamborg un heel Wahlräden för de NSDAP,ok up Plattdüütsch, in’n November 1933, wo as eenzigste Partei deNazis to ”Wahl” up’n Zädel stünnen. Blangenbi müssen de Lü afstim-men, wat Düütschland ut’n Völkerbund rutgahn schull.

Över Gorch Fock schreev Wriede 1936: ”Aus dem ewigen, erdverwur-zelten, unpolitischen Bauerntum, dem Gorch Fock entsprossen ist, wirder herausgerissen und hineingestellt in den großen heldischen Kampfseines Volkes. Aus dem Blut, aus der Rasse, dem niederdeutschen Stam-me hat Gott ihm große Kräfte zugeteilt. Diese ganzen Kräfte setzt erjetzt ein für die Ehre und Freiheit seines Volkes – und gibt sie willighin, als das Volk sie von ihm fordert. (...) Glücklich der Mensch, derwie Gorch Fock der Stimme des deutschen, des germanisch-nordi-schen Blutes Gestalt zu geben vermochte.”3 För Christen ward dat sworto verknusen wään, dat Godd hier vör Wriede sien rassistische Korspannt ward. Een Johr later neumt he Gorch Fock enen ”Wegbereiter

MEYER – De Krönk un de „Ehrenspeelboos“

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des Nationalsozialismus” un finnt dat ok good.4 Gorch Fock sien Ro-maan ”Seefahrt ist not” weer in de Nazitied en Plichtbook an de Scho-len. Woso un worüm, dor will ik mi an düsse Stä nich över utlaten. Dedat Book kennen deit, kann sik dor sülven en Vers ut maken.Christa Albershardt, de ”Speelboos” vun de ”Finkwarder Speeldeel”,meen, dat Wriede ehrder tofällig de ”Speeldeel” grünnt un in de”Speeldeel” sülven gor keen grote Rull späält hett.5 Woto hebbt se emdenn as ”Ehrenspeelboos” up’n Throon sett, wenn Fro Albershardt emvundaag sodennig lüttsnackt?Ik weet, wenn wi, de Tiedschrift vun’n Vereen ”Quickborn”, na Wrie-de mit Steens smiet, sitt wi in’t Glashuus. Ok in’n ”Quickborn” weerWriede en wichtigen Mann un en ganze Rehg Johr Vörsitter. Wat hettdat för’n ”Quickborn” bedüddt?Dorto seggt de Krönk över Wriede, he ” rettet aber auch die Quick-born-Gesellschaft als 1. Vorsitzender (seit 1937) vor der ‚Vereinnah-mung‘ und Gleichschaltung im Dritten Reich über den Zusammen-bruch 1945 hinaus.”6 Deit mi öllig leed, dat stimmt so nich. Man andüssen Satz is de Krönk bloots ton Deel schüllig, se hett dat ut unsTiedschrift ”Quickborn”, Johrgang 1957/58, rutlääst. Wohraftig steihtdor in Heft Nr. 1 över Hinrich Wriede:”Es ist noch nie erwähnt worden, dass die Vereinigung ohne HinrichWriede bereits aufgelöst wäre und nicht mehr bestünde. Der Grün-der unserer Vereinigung, Paul Wriede, hat es als Vermächtnis hinter-lassen, den Quickborn lieber aufzulösen, als seinen Charakter zu än-dern. Nun war es aber im Herbst 1936 so weit gekommen ...”7 De”Quickborn” schull sülven sien Upleusen verlangt hebben. Ton Slussheet dat noch: ”Da hat Wriede es durch seine Beziehungen erreicht,dass er als erster Vorsitzer die Vereinigung weiterführen ‚durfte‘.”Worüm de Vereen 1936 dicht vör’t Enn stünn, künnt wi in en anner”Quickborn”-Heft naläsen. De Sass-Schrievrägels för Plattdüütsch sündin de Nazitied amtlich worrn. De ”Reichsschrifttumskammer” wull so-gor, dat sik de Plattdüütschen bi’t Schrieven eng an’t Nedderlännscheanlähnen. De Plattdüütschen schullen mithelpen, dat sik de Nedder-lannen un Flandern mit Düütschland tohoopdoot, amenn sogor Deelvun Düütschland warrt, wat vunwägen de nedderlännschen Kolonienen groten Gewinn för’t Naziriek weer. De ”Quickborn” harr sik averjümmer scharp gegen de Sass-Rägels in’t Gescherr smäten. Nazis, dein‘n plattdüütschen Kulturbedrief up hoge Baantjes seten, harrn nu en

De Krönk un de „Ehrenspeelboos“ – MEYER

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Grund, den Vereen de Pistool up de Bost to setten un Wraak to näh-men. Överto smeet de Hamborger Nedderdüütsch-Perfesser HansTeske (he harr de Stä vun Agathe Lasch innahmen) de ”Quickborn”-Tiedschrift vör, se harr en Rezension vun en Book över de ”fläämscheFraag” afdruckt, wat verbaden weer. In Wohrheit weer dat Book gornich verbaden, allens weer bloots en Vörwand. Teske vertell, dat hein’n Updrag vun Nazi-Senator Allwörden hanneln dä un dat de Tied-schrieft den sien Tovertroon quietgahn weer. Strempel as Schriftleitervun’n ”Quickborn” müss trüggträden, ok Vörsitter Felix Schmidt lä sienAmt daal. De Vereen weer nu ahn Vörstand, un nüms wull sik för ennejen Vörstand breedslaan laten, dorum stünn he vör de Gefohr,upleust to warrn. Do verklor sik Hinrich Wriede praat, den Vörsitter tomaken. Vun düsse Tied an bröchen de ”Quickborn”-Heften mehr överde Nedderlannen un Flandern, ganz na de Nazis ehr Mütz.8

Up jichenseen Ord hett Wriede den Vereen also wohraftig reddt, mannich vör’t Gliekschalten. Dat harr de Vereen al veer Johr tovör achtersik bröcht.

För all Verene geev dat in de brune Tied bloots twee Wääg: De enenwörrn verbaden oder upleust, tomeist de mit linke, sozialdemokrati-sche oder kommunistische Klör. De annern, de börgerlichen, müssensik gliekschalten laten. (Blangenbi: den Utdruck ”gleichschalten”hebbt de Nazis sülven bruukt.) Un dat leep so af: De Vereen kreeg enNazi as Vörsitter vör de Nääs, müss in sien Statuten sien Ja ton ”natio-nalen Staat” gäven un dröff keen jöödsche Liddmaten hebben (de”Arierparagraaf”). Bi’n ”Quickborn” passeer dat in heel kotte Tied,nudat sik de Nazis in’n Sadel sett harrn. Dat Instrument för’t Gliek-schalten weer bi plattdüütsche Verene de ”Kampfbund für deutscheKultur”, de ünner dat Leit vun den Nazi-Ideoloog Alfred Rosenbergstünn. De Mann in Hamborg vun düssen Bund weer de Nazi HeinrichHaselmayer. Al in’n April 1933 is de ”Quickborn” in den rosenberg-schen Bund ringahn. Haselmayer sett dat dör, dat de ”Quickborn”-Vörsitter Hans Böttcher afsett wörr, an sien Stä treed de Nazi FelixSchmidt. Böttcher kunn aver as Pennschieter (Kassenwart) in’n Vörs-tand blieven. De neje Vörstand weer vun Mai 1933 an in’t Amt, un deVereen kreeg ok neje Statuten.9 1935 wörr de ”Vereinigung Nieder-deutsches Hamburg” grünnt, wo de ”Quickborn” en groten Andeel anharr. An de Spitz vun düssen nejen Vereen stünn Allwörden. De ”Quick-born” harr sik ahn een lütten Spier Wedderstand al in’n April un Mai

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1933 gliekschalten laten un sik sülven ton fasten Deel vun den Nazi-Kulturbedrief maakt. He wörr ok nich ”vereinnahmt”, bruuk dat okgor nich. He harr sik ut frejen Stücken de Nazis an de Bost smäten.

Un dat geiht noch wieder. De Vereen ”Quickborn” stünn ok bi’t Gliek-schalten vun anner plattdüütsche Verene in de vörste Rehg. An’n 13.Mai 1933 schreev Haselmayer: ”Pg. Felix Schmidt, der Vorsitzende derVereinigung Quickborn, ist mit dem Referat für die niederdeutscheBewegung innerhalb des Kampfbundes für Deutsche Kultur beauftragtworden und hat den Auftrag erhalten, die gesamte niederdeutscheBewegung gleichzuschalten und zusammenzuführen.”10

Al in’n April schreven de Fehrs-Gill un de Vereen ”Quickborn” tosa-men en Breef an Hitler, wo dat heet: ”Der Ausschuss für niederdeut-sche Kultur, gebildet von der Fehrs-Gilde (Kiel) und dem Quickborn(Hamburg), den umfassendsten niederdeutschen Vereinigungen, siehtdurch den nationalen Aufbruch das Ziel langjähriger Arbeit der nie-derdeutschen Bewegung erfüllt, deutsches Wesen und deutsche Artwieder in den Mittelpunkt unseres geistigen Lebens zu rücken.” Dor,wo plattdüütsch snackt wörr, harrn de Nazis al freuh de afslute Mehr-heit krägen, schreven se. Un dat Plattdüütsche harr ok en groten Partin‘n ”Grenzkampf” vun’t Düütsche Riek hatt, wo in Sleswig dat Dään-sche un in’n Oosten dat Slaawsche trüggdrängt warrn kunnen, un do-rüm weern de Plattdüütschen ganz besünners passlich för de Nazisehr Politik. Mit düssen depen Dener vör de Nazi-Diktatur verbünnende Schrievers de Bidd, mehr för Plattdüütsch to doon: ”Wir bitten nunden Herrn Reichskanzler, die zuständigen Stellen anzuweisen, dasssie die niederdeutschen Stämme nachdrücklich unterstützen und för-dern in ihrem Streben, eigene Art und Sprache zu erhalten auf allenGebieten geistigen Lebens, in Kirche und Schule, Presse, Rundfunk,Bühne, Wissenschaft und Kunst.”11

Man dor wörr nix vun. De Nazis dachen grootdüütsch. För inkelte Re-gionen weer villicht hier un dor en Placken över, mehr aver ok nich.Dat güll för Plattdüütsch un ok för Freesch. Un Sorbisch wörr heel undeel daaldrückt, denn dat weer en Spraak vun ”slaawsche Ünnermin-schen”. Rudolf Kinau müss sien Bidrääg över’n Rundfunk, de all Rieks-senners utstrahlen dään, up Hoogdüütsch afnudeln, dat de Minschenem ok bet Köln, München, Wien un Königsbarg verstahn kunnen.

Nu aver trügg to de ”Speeldeel”-Krönk. Se wiest, dat ok de ”Speelde-el” in de Nazitied inbunnen weer. Faken weer se Deel vun’t KdF-Pro-

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gramm (”Kraft durch Freude”). Se weer up Krüüzfohrten vun KdF-Schä-pen mit bi (so t.B. up de ”Wilhelm Gustloff” na Madeira un Italien). Unlater in’n Krieg keem de ”Wehrbetreuung” hento, in Lauenburg (Pom-mern), Zoppot, Gdingen, ok in Däänmark (Sonderburg, Kopenhagen)un in Hamborger Lazaretten bi verwunnte Suldaten. Dat de ”Wehrbe-treuung” ok good slumpen dä, dor leten sik Offiziere up en Nazi-Or-densborg in Pommern för utbillen. Un ok dor treed de ”Speeldeel” biup.

De ”Speeldeel” vun uns Tied is heel anners. Se hett Kontakte un Up-trääd in all Kontinenten. Se snackt nich bloots vun Völkerfründschop,se läävt se ok. Al nägen Johr na’n Krieg, 1954, weer se to Gast in deNedderlannen bi en Folklore-Festival inlaadt, wat sik domaals nich vunsülven verstünn, wenn’n doran dinkt, wo övel düt Land vun dedüütschen Besetters behannelt wörr. Un 1988 güng dat na China, in enTied, wo de Mannslü noch all in jümehr blaue Mao-Jacken dör de Land-schop lepen. Dorüm wörr de ”Speeldeel” keen Tacken ut de Kroonfallen, wenn se Hinrich Wriede vun sienen ”Ehrenspeelboos”-Throonwedder afsetten dä. Een Mann as Wriede un en Vereen, de för Völker-fründschop steiht, dat geiht nich tohoop.

Blangenbi, ok uns Vereen ”Quickborn” hett en Rehg Ehrenliddmaten.Wat dor sachs Hinrich Wriede mit bis is? Dat mööt wi noch afkloppen.Betto meent wi: ehrder nich. Wenn aver doch – oha, denn kriegt wi todoon.

Man ik do dat Book Unrecht, wenn ik nich seggen dä: Vun dat legeKapitel Nazitied maal af hett de ”Speeldeel” mit düsse Krönk sik ununs en wunnerbor Geschenk maakt. Up fein Papier un mit en grotenBarg Biller is se smuck antosehn. All Liddmaten, Vörstänn un Upträädsünd bet up’t leste inkelte Deel fastholen. Un klor, väl Plattdüütsch künntwi dor ok in läsen. Un överto kriegt wi väl över de Späälbasen to wä-ten un to sehn, vör all över de Albershardt-Gäng, de bet nu bi de”Speeldeel” an’t Roder sitt. Läsers buten de Stadt Hamborg mööt wä-ten: Dat Word ”Gäng” is in Hamborg nich beus meent.

För düssen Upsatz heff ik bruukt:

Monika Mönkemeier: Frische Bris van de Ilv. 100 Jahre FinkwarderSpeeldeel. Hrsg.: Finkwarder Speeldeel, Steendiek 14, 21129 Hamburg.Hamburg 2006, 202 Seiten.

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Kay Dohnke, Norbert Hopster, Jan Wirrer (Hrsg.): Niederdeutsch imNationalsozialismus. Studien zur Rolle regionaler Kultur im Faschis-mus. Georg-Olms-Verlag, Hildesheim 1994, 554 Seiten, ISBN 3-487-09809-1.

Anmerkungen

1. Monika Mönkemeier, Frische Bris van de Ilv, S. 18.2. Willi-Bredel-Gesellschaft, Rundbrief 2007, S. 48 f.3. Abdruckt in: Dohnke, Hopster, Wirrer: Niederdeutsch im Nationalsozialismus,

Hildesheim 1994, S. 331.4. Dohnke u.a., a.a.O. S. 354.5. Willi-Bredel-Gesellschaft, a.a.O. S. 48.6. Monika Mönkemeier, ebd.7. Mitteilungen Quickborn, 1957/58, Jahrgang 48, Nr. 1, Seite 12.8. Nach A. Strempel, 40 Jahre ”Mitteilungen aus dem Quickborn”, Quickborn, 40.

Jahrgang, 1949, Heft Nr. 6, Seite 41 ff.9. Dohnke u.a., a.a.O. S. 79 f.10. Dohnke u.a., a.a.O. S. 82.11. Dohnke u.a., a.a.O. S. 86.

De Krönk un de „Ehrenspeelboos“ – MEYER

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LUDWIG WOLF

11111En Breef ut dat Johr 1946En Breef ut dat Johr 1946En Breef ut dat Johr 1946En Breef ut dat Johr 1946En Breef ut dat Johr 1946

In dat Heft 1/2001 harr Dieter Guderian en Opsatz överde Hamburger Volkssänger Gebrüder Wolf veröffentlicht.Dat Terzett, later denn dat Duo, weer to Anfang von datvörrige Johrhunnert in Hamborg en Institution. Man mitde Nazi-Tiet güng dat brutal to Enn. De mehrsten von deFamilie sünd ümbrocht worrn. Ludwig Wolf weer ”privi-ligeert” dör sien ”arische” Fro, dorüm hett he – kümmer-lich in’t Judenhuus – överleevt. Dieter Guderian is nu nochen Breef von sienen Grootunkel ut dat Johr 1946 in deHannen kamen. Wi druckt em hier af.

Wokeen mehr weten will över de Wolf-Bröder un de Ge-schicht von de ehr Familie, de schull sick dat Book be-sorgen: Dieter Guderian: Die Hamburger Originale Tetjeun Fietje – Lebensgeschichte der Gebrüder Wolf und ihrerFamilie Isaac, 2006, Cardamina Verlag Ochtendung, ISBN978 – 3 -938649 – 11 – 9.

Abschrift eines Briefes von Ludwig Wolf an Donat Wolfii

Hamburg den 11.3.1946(Eingangsstempel: 19. Aug. 1946)

Mein lieber Donatiii,

Deine lieben Zeilen habe am 19/3 (sic!) von Herrn Schwert-feger erhalten. Lieber Donat, Du möchtest nun von uns einmöglichst genaues Bild von den Zuständen, die sich seitder Zeit, wo Du uns verlassen hast, zugetragen haben. Duhast ja den Brief hauptsächlich an LolaIV gerichtet, welcheüber die Familienverhältnisse am besten berichten kann.Alles andere werde ich Dir, so weit mein Gedächtnis es er-innern kann, berichten.

Ja, lieber Junge, wo fange ich an und wo höre ich auf. Ambesten, ich beginne da, wo wir Deine liebe OllyV, Dan undDeine Schwiegermutter betreuten. Tante MagdaVi und ichhaben tagtäglich von morgens bis abends bis zur Evakuie-Ton G

eden

ken

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rung in Deiner Wohnung gepackt, Wäsche gezeichnet und für jeden seinGepäck geordnet. Habe sämtliche Gepäckstücke signiert folgender-maßen: Olga Sara Wolf geb. Berlin, geboren in Hamburg, geboren 19—.Evakuierungsgepäck. Jedes Gepäckstück mußte ganz gepackt und ver-schnürt sein und am Tage der Abreise nach der Carolinenstraße, Pauli-nenstift, angeliefert werden. Ich habe an diesen Tagen mit Cäsar Koppelzusammen, denn alleine hätte ich es nicht schaffen können, eine hochbeladene Schottsche Karre gezogen. Es war an diesem Tage mein Ge-burtstagsgeschenk und alles war für die Katz, denn das Gepäck hat Ham-burg nie verlassen, das haben die Banditen gleich hier behalten. Wiemir Tante Magda erzählte, sind alle hier zur Abreise sehr gefaßt gewe-sen. Von der Verwandtschaft war niemand außer Tante Magda anwesend.Einige Nachbarn sowie die Scheuerfrau gingen mit zur Moorweide.

CarolaVii, welche mit einem früheren Transport weg sollte und sich mitVeronal-Tabletten vergiftet hatte, aber wieder gesund wurde, begleite-te diesmal die drei auf ihrer Fahrt ins Ungewisse. Seit dieser Zeit wie-derholten sich die Evakuierungen tagtäglich und ich wurde von verschie-denen Leuten geholt, um ihre Koffer und Gepäck zu signieren. Ich sorgtedafür, daß in der Wohnung nicht allzuviel zurückgelassen wurde und essollte alles in der Wohnung verbleiben und die Schlüssel mußten aufder Polizeiwache abgeliefert werden. Ich sorgte dafür, daß die Nazi nichtallzuviel bekamen, selbst die Glühbirnen habe ich heraus genommenund Koppel geschenkt.

Olly verkaufte und verschenkte alles, was sie nicht mitnehmen konnte.Die Wohnungseinrichtung mußte ja stehen bleiben. Aber aufzuzählenwürde zu weit führen. Den letzten Rest des Geldes ließ sie sich von mirgeben, um es im Korsett einzunähen, trotz meiner Warnung, es nicht mit-zunehmen. Etwas später mußte ich Tante Minna Meyer, welche beim ers-ten Transport bei Aufrufung ihres Namens zusammenbrach und infolge-dessen zurückgestellt wurde, ihre Sachen sowie Malchen Berlin ihreHabseligkeiten in Ordnung bringen. Danach kamen Tante Rosa und TanteBettyViii an die Reihe. Auch da waren wir die einzigen, die mithalfen. Dannkam Post von Holland und Dänemark, ich beantwortete alles. Wir habennie eine Nachricht von den Evakuierten erhalten und wissen auch nicht,wo sie abgeblieben sind. Von unserer Familie wurden Onkel Hans undTante Floraix sowie Deine Cousine Lotte Issel und etwas später OnkelJames, Tante Paula und Lenex evakuiert. Es gab andauernd Aufregungund Arbeit.

En Breef ut dat Johr 1946 – WOLF

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Nachdem unsere Familie ausgerottet war und nur die Mischehen nochübrig blieben, trat für uns eine Zeitlang Ruhe ein. Man holte uns oft zurGestapo, um unsere Personalien aufzunehmen oder man forderte unsauch und immer an unseren Feiertagen, Radioapparate, Schreibmaschi-nen, Brillanten, Gold und Silber abzuliefern. Ich habe nur meinen Radi-oapparat abgegeben, aber der größte Schlag traf mich, als ich am 1.Oktober 1943 von der Jüdischen Gemeinde ein Schreiben erhielt, daßmir im Auftrag der Gestapo meine Wohnung zum 15. Oktober 1943 ge-kündigt wurde mit dem Bemerken, daß für Wohnraum gesorgt ist. Wirerhielten ein Zimmer in der Kippingstraße für drei Personen angewie-sen und Du kannst Dir denken, wohin mit all meinen Sachen. Ich konntenur mein Schlafzimmer und einige andere Sachen mitnehmen. Wir ha-ben etwas verkauft an Eddaxi, die auch ausgebombt war, und vieles ver-schenken müssen. Unser Herren- und Eßzimmer haben wir bei unseremNachbarn Jahns untergestellt, und die haben ihre Sachen unten im La-den bei dem Tischler Goldammer eingestellt. Von einem Juden traute ersich nicht, Sachen anzunehmen. Es fand sich auch keiner, der vom Judenetwas transportierte oder einlagerte. Wir wohnten bei einem Major a.D.,selbst eine Mischehe, ein ganz mieser Patron. Wir fühlten uns dort un-glücklich und waren froh, als die Engländer uns befreiten. Acht bis neunTage noch länger, dann wären wir nicht mehr am Leben gewesen, denndie Mörder haben schon den Plan gefaßt, den Rest der Mischehen inNeuengamme zu vergasen.

Hätte Hamburg sich nicht ergeben, dann wären wir durch Atombombentotal vernichtet. Es sind in Hamburg bis zu dieser Zeit 50 % zerstört und35 % beschädigt, und nun kannst Du Dir vorstellen, wie Hamburg aus-sieht, und diesen Winter hat man jeden zweiten Baum gefällt, um dieBevölkerung mit Feuerung zu versorgen, denn Kohlen gibt es nicht. Aberwir frieren, denn was ist ein Zentner Holz pro Familie. Damit soll mankochen und heizen. Unser Gas ist immer noch nicht in Ordnung. Ebensoist der elektrische Strom rationiert. Die Elektrischen Bahnen fahren auchnur an bestimmten Stunden am Tage. Momentan fahren sie von 5 – 11und von 3 – 10, Sonnabend von 5 – 10 und von 1 – 10, sonntags von 6 – 10,4 -10.

Die Angriffe auf Hamburg waren in den ersten Jahren zu ertragen, eswurden hier und da einzelne Häuser getroffen und man war neugierigund sah sich den Schaden an. Das änderte sich. Zuerst blieb ich beimAlarm in meinem Zimmer sitzen und verfolgte spannend die Flugzeuge,

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vom Scheinwerfer verfolgt. Es war manchmal ein prächtiges Schauspiel,was sich am Himmel abspielte. Raketen-Leuchtmunition wechselte mitFlakgeschossen und Maschinengewehrfeuer ab und es waren immerMinuten der Aufregung. Dann kam die Entwarnung und alles war ver-gessen. Im Jahre 1943 wurden wir erst gewahr, was ein Großangriff be-deutet. Eines Abends beim Alarm saßen wir in unserem Luftschutzkellerund merkten wohl, daß draußen dicke Luft war. Es wurde drinnen ja nichtserzählt, um die Menschen nicht zu beunruhigen. Nach einiger Zeit stürz-te eine Frau herein und schilderte uns, wie sie vom Schaarsteinweg biszum Hütten durch brennende Straßen laufen mußte. Nun gab es für unskein Halten. Wir gingen hinaus. Entwarnung wurde nicht gegeben.Als wir die Straße betraten, bot sich uns ein grausiges Bild. Die ganzeNeustadtxii stand in Flammen. Vom Altonaer Hauptbahnhof hinüber zurAltstadt Brand und Trümmer. Kein Licht und Wasser war vorhanden. Un-sere Feuerwehr war nicht anwesend. Fremde Wehren haben das Wasseraus dem Stadtgraben entnommen, aber die Schläuche waren nicht langgenug. Es hatte auch keinen Zweck, wo sollte man zuerst löschen? DieMenschen irrten umher, nur mit einem Hemd bekleidet und ihr bißchenHab und Gut im Arm. Sie hatten alles verloren. Der Himmel war blutigrotund Nacht ward es bis zum anderen Mittag ein Uhr. Der Schmutz lagfußhoch auf den Straßen. Wie ein Wunder sind die Hüttenxiii verschontgeblieben, aber alle umliegenden Straßen lagen in Schutt und Asche.Am anderen Abend mußten auch wir unsere Wäsche, Zeug und Bettenaus unserer Wohnung schaffen, denn der Brand dehnte sich vom NeuenSteinweg über den … Hof aus und unser Haus war gefährdet. Aber zumGlück ging alles gut ab. Von da ab wiederholten sich die … Angriffe vonTag zu Tag. Ganze Stadtteile wurden verwüstet und in ein paar Stundenin Schutt und Asche gelegt. Rotenburgsort, Hamm und Horn, Wandsbek,Eilbek, Barmbek, Borgfelde, Hohenfelde, Hammerbrook, Eimsbüttel undAltona. Und alles in drei Großangriffen. Die Opfer an Menschen warenso groß, daß man sich entschloß, die Straßen zuzumauern und sie fünfJahre so liegen zu lassen, um keine Epidemie heraufzubeschwören, umSeuchen zu verhindern. Die Phosphorbomben haben fürchterlich gewü-tet. Die Menschen lagen zu Hunderten brennend auf der Straße. Sie durf-ten nicht berührt werden und mußten elendiglich umkommen. Die Men-schen flüchteten zu Tausenden aus der Stadt, ganz gleich wo hin, nur ausHamburg raus. Die Eisenbahn und sämtliche Fuhrwerke beförderten dieLeute gratis und fuhren kreuz und quer und blieben dann da, wo Platzwar. Tante Magda und Lottixiv fuhren auch fort und ich habe lange nichts

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von ihnen gehört. Sie sind schließlich bei Verwandten in Schwartau beiLübeck gelandet. Es dauerte lange, bis ich ein Lebenszeichen von ihnenbekam, denn die Post ging nicht.

Ein Blindgänger, der einpaar Häuser weiter weg lag, machte uns auch zuschaffen. Wir mußten unsere Wohnung verlassen und auf dem Wall unsaufhalten, bis die Gefahr vorbei war. Essen bekamen wir aus der Ge-meinschaftsküche gut und reichlich. Morgens und abends Brot mit Zu-brot, Milch oder Kaffee. Die Moorweide war ein Heerlager. Dort wurdealles verteilt, Brot, Butter, Wurst und auch Getränke. Man konnte allesbekommen, nur Zeit mußte man mitbringen, man mußte sich anschlie-ßen. Es wurde auch hier wie überall gehamstert. Man sah Leute, die Armevoll mit Lebensmitteln.

Nach den Katastrophen von 1943 hörten die schlimmsten Verwüstungenauf. Das Jahr 1944 brachte uns wieder schwere Angriffe am 20., 26. und28., wobei Kirchen, Krankenhäuser usw. zerstört wurden. Am 28. Juli 1944wurde auch unser Haus Auf den Hütten von fünf Bomben getroffen, wo esim Luftschutzkeller 34 Tote gab. Die fünfte Bombe durchschlug die rech-te Seite unseres Hauses und meine Möbel, welche ich bei unseren Nach-barn eingestellt hatte, wurden getroffen. Ich habe dabei mein Kristall,Porzellan und Wertgegenstände eingebüßt. Juden bekommen nichts er-setzt und wie es jetzt wird, weiß ich noch nicht.

Die Wiedergutmachung habe ich angemeldet für Verdienstausfall vonzwölf Jahren. Ob wir etwas bekommen werden??? In der letzten Zeit be-kamen wir Rote-Kreuz-Pakete mit Lebensmitteln, eines aus Frankreichund eines aus Schweden. Wir können es momentan gut gebrauchen, denndie Lebensmittel-Rationen sind teilweise auf die Hälfte gesetzt und esreicht nicht aus, um satt zu werden. Das Jahr 1945 vernichtete auch Har-burg und Wilhelmsburg ganz bedeutend. Alle judenfreien Gebäudewurden vernichtet und viele Straßen liegen in Schutt und Asche undmanches Leben ist dort vernichtet worden.

Lieber Donat, die nächsten Seiten werden sich mit mir persönlich be-schäftigen und Du wirst daraus ersehen, was wir treiben. Lieber Donat,nach Aufhebung der Nürnberger Gesetze bezog ich am 26. Mai 1945meine alte Wohnung. Alle Einwohner der Hütten gratulierten zu demEinzug und freuten sich, daß wir wieder da sind. Ein Jahr siebenein-halb Monate waren wir ausgemietet. Ich erhielt nach einigen Wochenvon der Militärregierung den Auftrag, die Internationale Artistenlogewieder aufzubauen. Es war für mich nicht so leicht, mir fehlten die rich-

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tigen Leute. Versammlungen durften noch nicht abgehalten werden unddas erschwerte die ganze Sache. Ich konnte es auch nicht schaffen, dennplötzlich am 28. August brach ich beim Rasieren zusammen und wurdezu Bett gebracht und der Arzt stellte eine schwere wandernde beidsei-tige Lungenentzündung fest, woran ich bis Ende Oktober zu leiden hat-te. Der Arzt meinte, ich wäre am seidenen Faden an Ohlsdorfxv vorbeigegangen. Am 17. November gastierte ich nach zwölf Jahren im Wil-helmsburger Volksvarieté mit sehr guter Gage. Es wurde mit meinemNamen große Reklame gemacht. An der Straßenbahn 33 prangten un-sere Lithos vom Hammonia mit folgender Aufschrift: Ludwig Wolf vonOriginal Gebrüder Wolf, der Altmeister des plattdeutschen Humors. Ichwar für 15 Tage engagiert und wurde nach zwei Tagen weitere 15 Tageverpflichtet, konnte aber nur bis zum 30 November aushalten. Die Käl-te und die Fahrverhältnisse haben mir wieder eine leichte Lungenent-zündung und einen bösen Katarrh eingebracht, woran ich bis heute zuleiden habe. Uns fehlt die Heizung. Auch habe ich inzwischen am 2. undam 10. Februar in einer Matinee mitgewirkt, aber wegen meiner Erkäl-tung kann ich vorläufig nichts annehmen. Ich werde zum Frühjahr imAlkazar engagiert werden. Wir werden dort eine Revue herausbrin-gen. Arthur Wittkowski hat Alkazar wieder. Lieber Donat, ich könnte Dirnoch viele Einzelheiten mitteilen, aber sie würden Dich nicht interes-sieren.

Carola und Margotxvi Israel sind ja glücklich aus den KZ-Lagern, wo siedreieinhalb Jahre zugebracht haben, zurückgekehrt. Margot befindet sichnoch in Belsen. Sie ist dort bei den Engländern als Dolmetscherin imBüro angestellt und will dort so lange bleiben, bis sie die Ausreise nachAmerika antreten kann. Es geht ihnen beiden gut. Von Herbert Israelhatten sie auch Nachricht aus Haifa. Er ist jetzt verheiratet und es gehtihm auch gut.

Lieber Donat, wie ich hier in der Zeitung gelesen habe, sollen alle Deut-schen, die nicht 25 Jahre in Shanghai ansässig sind, die Stadt verlassen.Werdet Ihr auch davon betroffen oder können Juden bleiben? Hier inDeutschland ist nichts mehr zu holen. Wir liegen hier arg danieder undwenn Du dort … kannst Du bleiben. Wie Du schreibst, will Jamesxviii nachSchweden zu seinen Kindern. Es wäre vernünftig, denn Schweden ist eingutes Land und hat auch wohl im Kriege am wenigsten gelitten. Momen-tan tagt ja immer noch in Nürnberg der Kriegsverbrecherprozeß undman bekommt ja haarsträubende Sachen zu hören. So viel Schlechtig-

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keiten und Morde, wie diese Menschen auf dem Gewissen haben, istkeine Strafe hart genug. Hoffentlich steht es auch drüben bei Euch in derZeitung.

Nun, lieber Donat will ich mit meinem Bericht schließen. Ich schreibemit erstarrten Fingern. Wir haben keine Feuerung und werden auch kei-ne mehr bekommen. In der Erwartung, bald mal wieder etwas zu hören,verbleibe mit den besten Grüßen für Dich und alle anderen Verwandtenund Bekannten.

Dein Onkel Ludwig

(Ludwig hat nachgetragen: Malchen Berlin ist im KZ-LagerStruthof b/Danzig an Typhus gestorben.)

Anmerkungen

iii Einige Korrekturen bei den Satzzeichen und der Orthographie durch Dieter Gu-

derian. Unleserliches wurde durch drei Punkte gekennzeichnet.iii Donat ist Ludwigs Neffe, der Jüngste Sohn, seines Bruders Leopold.iv Lola Kruger, geborene Isaac, Tochter von Leopold Isaac/Wolf.V Donats Frau und der gemeinsame Sohn Dan.vi Ludwigs Frau.vii Carola Israel geborene Isaac, aus einem anderen Zweig der Familie.viii Rosa und Betty Beer, durch die zweite Eheschließung ihrer Mutter mit der Familie

Isaac verbunden.ix Flora geborene Isaac, die jüngste Schwester von Ludwig und Leopold Isaac/Wolf,

verheiratet mit Hans Seligmann.x James und Helene (Lene) sind Geschwister von Ludwig und Leopold Isaac/Wolf;

Paula ist die Frau von James.xi Edda ist eine Tochter von Helene.xii Die in früheren Gründungszeiten gewählte Stadtteilbezeichnung hat sich bis heu-

te erhalten.xiii Die Straße heißt heute noch, Hütten.xiv Ludwigs Frau und die gemeinsame Tochter Lieselotte (Lotti).xv Hamburgs Zentralfriedhof.xvi Carola und Margot Israel sind Schwestern.xvii Bruder von Carola und Margot.xviii James Iwan Wolf, Sohn von Leopold Wolf.

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Nachruf auf Heinrich SchürmannNachruf auf Heinrich SchürmannNachruf auf Heinrich SchürmannNachruf auf Heinrich SchürmannNachruf auf Heinrich Schürmann

In Bevensen 2005 hat er mit seiner visuellenLyrik die Schüler zum kreativen Spiel am Com-puter mit der (plattdeutschen) Sprache ani-miert und in seinem Bericht darüber auch dieTagungsteilnehmer begeistert. 2006 in Beven-sen hieß es, er sei zu krank, um zu kommen.Am 31. Januar 2008 ist er gestorben.Heinrich Schürmann war einer der bedeuten-den niederdeutschen Autoren in Westfalen, was2004 auch mit dem Rottendorf-Preis gewürdigtwurde. Anders als viele plattdeutsche Autorenhat er die Härten des Lebens nicht mit heite-ren Idyllen verziert. Mit spielerischem Ernst hater seiner Sprache ein Gesicht gegeben. Spra-che war für ihn nicht nur Klang, sondern – aufdem Papier – eine visuelle Herausforderung.Seine Gestaltungen müssen wir mit Auge undOhr wahrnehmen.1940 wurde er in Clarholz bei Gütersloh ge-boren. Dort besuchte er die Volksschule, lern-te dann – als Augenmensch – das Malerhand-werk, holte nach der Gesellenprüfung dieFachschulreife nach, besuchte die Werkkunst-schule in Bielefeld, nahm nach einer Begabten-sonderprüfung das Pädagogikstudium inMünster auf, war in Benteler, Liesborn und Lan-genberg Lehrer, dann Fachleiter für Kunst inGütersloh und seit 1980 Rektor in Clarholz.Er hat im Westfalenspiegel veröffentlicht undim Jahrbuch Westfalen; er ist vertreten in dervon Georg Bühren herausgegebenen Antholo-gie “Neue niederdeutsche Lyrik aus Westfalenund er hat 2004 seinen Band “ICK – gedichteund bilder” veröffentlicht, herausgegeben imAuftrag der Nyland-Stiftung von Walter Göd-den als Band 12 der Reihe “Neue WestfälischeLiteratur”, Ardey-Verlag, Münster. bb

WOHEN

wohen

sall ick

gaohn

düör de düör

den wegg

länks

de gräfte

in’n blinnen busk

üöwer de brügge

in’t schwatte holt

-

un denn

aus: Heinrich Schürmann, ICK

BOLKO BULLERDIEK

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Fritz-Reuter-Literaturpreis-Verleihung am 7.11.2007Fritz-Reuter-Literaturpreis-Verleihung am 7.11.2007Fritz-Reuter-Literaturpreis-Verleihung am 7.11.2007Fritz-Reuter-Literaturpreis-Verleihung am 7.11.2007Fritz-Reuter-Literaturpreis-Verleihung am 7.11.2007Präsident der Stadtvertretung: Klaus Salewski

Meine sehr verehrten Damen und Herren,liebe Gäste,

seien Sie alle herzlich begrüßt an diesem nun schon traditi-onellen Abend, der mittlerweile einen festen Platz einge-nommen hat im jährlichen Kulturkalender unserer Stadt.

Heute morgen noch hatte ich mit unserem Bürgermeis-ter Herrn Mahnke auf dem Markt vor dem Museum unse-ren Fritz Reuter mit einer Schleife geehrt – auch bereitseine Tradition. Er musste sich dann wieder ins Kranken-haus begeben und bat mich, die heutige Rede aus An-lass der Verleihung des Fritz-Reuter-Literaturpreises zuhalten. Ich darf also auch im Namen von Herrn Mahnkesehr herzlich willkommen heißen:

– Herrn Pastor Römmer, den Vorsitzenden des Vereins”Quickborn” und Redakteur der ”Mitteilungen”,

– Johanna und Klaus Kastendieck,

Sie kennen sich ja hier schon aus, und so manch einerunter uns erinnert sich gewiss mit Freude an Ihren mu-sikalischen Beitrag zur Preisverleihung im Jahre 2005.

– Herrn Bolko Bullerdiek, renommierter Schriftstellerund ebenfalls Redakteur,

– Frau Ingrid Straumer, die seit ihrer Studentenzeit beim”Quickborn” mitarbeitet, seit 1992 als festes Redakti-onsmitglied,

– und Herrn Dr. Lammers, den Vorsitzenden des Komi-tees für den Quickborn-Preis.

Ich freue mich, auch die Preisträger vergangener Jahrehier begrüßen zu dürfen: Hartmut Brun, Dr. Arnold Hück-städt, Wolfgang Mahnke, Wolfgang Siegmund, WolfgangMüns. Sie alle haben als Person, als Persönlichkeit für eindurch sie verfasstes, durch sie erarbeitetes Werk denPreis erhalten.Sta

venhagen

KLAUS SALEWSKI

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Heute dagegen ist es eine Zeitschrift, die ausgezeichnet wird, eineZeitschrift, die in diesem Jahr auf ihr 100-jähriges Bestehen zurückbli-cken kann. Was aber ist eine Zeitschrift ohne Personen, ohne Persön-lichkeiten, die für Inhalt und Form stehen, ja, die diese Zeitschrift selbstprägen und gestalten.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Gäste,

das Wort ”Quickborn” hat viele Bedeutungen. Ein ”lebendiger Quell”,ein ”Jungbrunnen” ist er laut Brockhaus. Den Literaturfreunden ist dasWort vor allem bekannt als Titel der bahnbrechenden niederdeutschenAnthologie von Klaus Groth, hatte dieser doch mit seiner Gedicht-sammlung die niederdeutsche Dichtung als Mundartdichtung mit li-terarischem Anspruch begründet.

Anlehnend daran gab sich der Verein zur Pflege der niederdeutschenSprache und Literatur im Jahre 1904 diesen Namen. Damals hatte derVerein 27 Mitglieder. Die Mitgliederzahl von heute ist mir nicht be-kannt, aber ein vor wenigen Jahren eingetretenes Mitglied hat dieNummer 1026.

Wenn wir heute vom ”Quickborn” reden, den wir mit dem Fritz-Reu-ter-Literaturpreis auszeichnen, dann meine wir die Zeitschrift für platt-deutsche Sprache und Literatur, die eben von dem vorgenannten Ver-ein seit 1907 herausgegeben wird.

Im Jahre 1908 ist über das Wirken des Vereins in seiner Zeitschrift”Mitteilungen aus dem Verein” zu lesen:

”Der ‚Quickborn’ darf für sich in Anspruch nehme, unter den für dieniederdeutsche Sprache und ihre Literatur eintretenden Vereinen dererste gewesen zu sein, dem es gelungen ist, jede seiner Mitglieder-versammlungen durch Vorträge und Vorlesungen inhaltsreich zu ma-chen, der es gewagt hat, Vortragsabende für ein größeres Publikumzu veranstalten, und zwar schon zu einer Zeit, als die Mitgliederzahlnoch außerordentlich klein war.”

Die Männer der ersten Stunde dieser Zeitschrift – es waren damalsausschließlich Männer in den Vorständen! – würden heute, wenn siedie vorangegangene Zeit überschauten, wohl zufrieden sein mit jenerZeitschrift, bei der sie Väter, Geburtshelfer, Förderer, Ideengeber undvieles mehr in einem waren.

Fritz-Reuter-Literaturpreis-Verleihung am 7.11.2007 – SALEWSKI

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Der ”Eekboom”, eine Zeitschrift, die schon seit 1883 existierte, alsoschon damals ein etabliertes Blatt für die Plattdeutschen war, hattegönnerhaft guten Erfolg gewünscht; der ”Quickborn” hat den damalsgut gemeinten Wunsch durchaus zu seinem Rezept gemacht. Dass ersich über alle Zeiten gehalten hat, verdankt er einem Konzept, dassich als tragfähig erwiesen hat, gibt es doch auch in der heutigen Zeit-schrift immer noch die interessanten Rezensionen von niederdeutscherLiteratur, aber auch die Rundschau, die über Ereignisse der ”nieder-deutschen Szene” berichtet ... und vieles andere.

Die Zeitschrift ist eine überaus wichtige Informationsquelle für dieForschung geworden. Auch die Reuter-Forschung profitiert von ihrdank Ihrer Initiative, sehr geehrter Herr Römmer, denn Sie haben einstzwei große Körbe mit gebundenen ”Quickborn”-Heften zu uns ge-bracht. So konnte unser Fritz-Reuter-Literaturmuseum seine Lückenim Bestand schließen, hat nun alle Bände, arbeitete und arbeitet da-mit nicht erst seit der Vorbereitung auf die heutige Auszeichnung.

Wir haben eben gehört, dass die Geschichte der Zeitschrift aus heuti-ger Sicht durchaus kritisch zu betrachten ist. Umso wichtiger ist es, zubemerken, dass der ”Quickborn” sich nach der Zeit des Nationalsozi-alismus zu einem Meinungsforum entwickelt hat und auch gern somanches mal gegen den Strich bürstet.

In der Zeit des kalten Krieges zwischen der BRD und der DDR war esder ”Quickborn”, der auffallend und ungewöhnlich sachlich über diebei uns, in der damaligen DDR, real existierende Plattdeutsch-Pflegeberichtete. Wir haben das später mit Freude gesehen und gelesen.

Dass der ”Quickborn” ein streitbares Blatt ist, in dem unterschiedli-che Meinungen auch diskutiert werden können, zeichnet ihn aus. DassSie gelegentlich Kritik üben, müssen die Kritisierten aushalten. Es istjedem wohl unbenommen, Kritik an der Kritik zu üben. Auch unserMuseum hat von Ihnen schon Lob und auch hin und wieder Haue be-kommen, wenn ich richtig informiert bin. Aber unsere tüchtigen Mit-arbeiter halten das aus.

Die heutige Lebendigkeit verdankt der ”Quickborn” vor allen Din-gen Männern und Frauen, die der niederdeutschen Sprache und Lite-ratur zugetan sind. Die ehrenamtlich und bescheiden, mit Enthusias-mus und vor allem mit großer Kenntnis diese Zeitschrift viermal imJahr erarbeiten.

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Hundert Jahre lassen sich nicht einholen, sie lassen sich auch nichtwegdenken, lassen sich nicht wegleugnen – und das sollen und wol-len sie auch nicht. Diese Tradition soll erhalten bleiben. Vielleicht kön-nen wir gemeinsam erreichen, dass im ”Quickborn” noch mehr Infor-mationen aus dem östlichen Plattdeutsch-Gebiet zu lesen sein wer-den. Dazu müssen sich aber, das weiß ich wohl, Zuarbeiter finden, dieberichten – ehrenamtliche informelle Mitarbeiter sozusagen. Dannwürde er auch im Osten mehr Verbreitung finden.

Um auf ein jüngst erschienenes Buch anzuspielen: ”Dat Land ist freeund wiet. Un achter Crivitz wahnen ok noch Lüüd”. Hier ist die Sicht-weise noch aus Richtung Hamburg gesehen, vielleicht können wir sienicht unbedingt verändern, aber zumindest erweitern.

Ich darf Sie beglückwünschen zu diesem Preis und würde mich freu-en, wenn Sie öfter noch den Weg nach Stavenhagen fänden, wenigstenseinmal im Jahr, wenn der Preis verliehen wird: Am Geburtstag desSchriftstellers, am Geburtstag unseres Fritz Reuter.

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CORNELIA NENZ UND RENATE DREFAHL

Hundert Jahre QuickbornHundert Jahre QuickbornHundert Jahre QuickbornHundert Jahre QuickbornHundert Jahre Quickborn

Musik

(To de Texten geev dat jümmer en Bild an de Wand, wat ick hier jüst asde Musik ok nich weddergeven kann; insofern is disse Text blots enlütten Deel von dat Gesamtkunstwark – bb)

Nenz Klaus Groth: Wie der Quickborn zu seinem Namen kam.Ich hatte 10 Jahre in Vorbereitung und Studien verbracht. Ich wusstesehr wohl, was ein treffender Name für eine solche eigenartige Samm-lung für einen Wert hat. Seit mein alter Freund Klaus Harms sein vor-treffliches Volks- und Schullesebuch ”Gnomon” herausgegeben, kammir der Anfang seines Vorwortes nicht aus den Gedanken: ”Man liebtkurze Buchtitel”. So ging ich denn ernsthaft auf die Suche nach einemkurzen Titel für mein Buch.Als Beweis der Schwierigkeit habe ich viele Jahre einen großen Folio-bogen aufbewahrt, der ganz bedeckt ist mit versuchsweisen Titeln.Endlich blieb ich an dem schönen alten Worte ”Quickborn” hängenund hatte nur das eine Bedenken dabei, dass man den Titel vielleichtals anmaßlich ansehen würde: man denke: ein Dichter wagt es, seinErstlingswerk einen Jungbrunnen zu nennen! Aber ich beschwichtig-te meine Zweifel mit dem Gedanken, dass die wenigsten Leserüberhaupt nachdenken und die allerwenigsten die Wortbedeutungahnen würden. Dann kam mir doch der seltsame Klang zu Nutzen. Manbehielt den Titel im Gedächtnis.

Drefahl: Timm Kröger: Einiges über Klaus Groth.… Ich lese also den Quickborn, verliere mich darin und gewinne dafürdas Gefühl des Glücks. Ruhe, Behagen zieht in meine Seele ein undwo es mich trifft, hallt ein heiliger Schauer in mir nach. Ich habe – miteinem Wort – das, was man einen poetischen Genuss nennt. Eine Freu-de habe ich, die mich vom Leid des Lebens erlöst.Echte Poesie, echte Kunst überhaupt kann nicht im Dienst der Tages-kämpfe stehen, oder sie hört auf, echte Kunst zu sein. Denn Kämpfeund Interessen gehen vom Willen aus. Ist es überhaupt noch Kunst, sojedenfalls eine zweiter Klasse.Selten ist eine Poesie so durchaus vom Willen frei, wie die im Quick-born. Die Schönheit nimmt uns ganz in ihren Frieden auf. Der Dichter

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ging an seiner Zeit vorbei, indem er das von allen Zeiten unabhängi-ge, das Ewige besang.

Nenz: Kurze Übersicht über die bisherige Tätigkeit der ”VereinigungQuickborn”. Am 17. Februar 1904 wurde auf Veranlassung des HerrnSchulrat Prof. Dr. Stuhlmann die ”Freie Vereinigung von Freunden derniederdeutschen Sprache und Literatur” gegründet. Die Vereinigunghatte einstweilen weder Vorstand noch Satzungen. Am 14. Septemberdesselben Jahres wurden Satzungen beschlossen und ein Vorstand ge-wählt. Die Bezeichnung ”freie” im Vereinsnamen wurde gestrichen.Der Vereinsname lautete auf Vorschlag des Herrn Schulrat Stuhlmannhinfort ”Quickborn. Vereinigung von Freunden der niederdeutschenSprache und Literatur”.In den Jahren 1904 bis 1906 fanden 62 Vereinsabende statt, von denenvier der Unterhaltung dienten, die übrigen 58 aber den Charakter vonArbeitsversammlungen hatten, außerdem gab es 1906 zwei öffentli-che Vortragsabende im großen Saale des Conventgartens.

Drefahl: Die Mitgliederversammlungen wurden mit Beginn der neu-en Saison in das Patriotische Gebäude verlegt.

Nenz: Von der Vereinszeitschrift, die neben den Interessen der Verei-nigung der niederdeutschen Sprache und Literatur dienen will, hof-fen wir, in diesem Winter noch zwei oder drei herausgeben zu kön-nen. Ein regelmäßiges Erscheinen der Mitteilungen können wir vor-läufig umso weniger in Aussicht stellen, als die sehr kostspieligen öf-fentlichen Vortragsabende unserer Kasse auch fernerhin Opfer auf-erlegen werden. Mit frischem Mute sind wir dagegen an die Vorarbei-ten zur Herausgabe billiger Volks- und Jugendschriften gegangen. DieVolksbücher sollen zu ihrem Teile dazu beitragen, die Achtung vorder alten ”Sassensprache” zu erhöhen.

Drefahl: De Eekbom, 1. November 1907:Mitteilungen aus dem Quickborn. Von dat Blatt is soeben Nr.1 un 2 asDuwwelheft rutkamen, dat man as Klaus Groth-Nummer beteeken kann.Denn gift dat noch en Rundschau aewer allens, wat Wichtiges in Platt-dütschland passiert, aewer dat plattdütsche Theater, Bökerbesprekun-gen, Nigs ut Zeitschriften un Dagszeitungen un ut de VereinigungQuickborn. De irst Anblick is nich slicht, säd’ Adam, as he Eva to sehnkreg’. Wi wünschen dat nige Blatt goden Erfolg.

Nenz: Mitteilungen aus dem Quickborn: Niederdeutsche Weihnachts-bücher.

NENZ UND DREFAHL – Hundert Jahre Quickborn

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Das Herannahen des Weihnachtsfestes lässt es uns als eine Pflicht er-scheinen, einmal nachdrücklich darauf hinzuweisen, dass es sehr wün-schenswert ist, dass auch plattdeutsche Bücher auf den Weihnachts-tisch gelegt werden.Keinem plattdeutschen Buche ist nach Reuter ein wirklich starker Er-folg beschieden gewesen. Es scheint ein tiefgewurzeltes Vorurteilgegen plattdeutsche Bücher zu bestehen.Wenn die Leute nur wüssten, um welche Genüsse sie sich durch ihreTrägheit bringen lassen, sie würden wohl die kleine Mühe nicht scheu-en … Wer Weihnachtseinkäufe macht, der trage dazu bei, dass guteplattdeutsche Bücher nicht im Buchladen verstauben.

Musik: Carl Zeller: Lied aus ”Der Vogelhändler”

Nenz: Quickborn 1908Fritz Reuters Geburtszimmer. Rat und Bürgerschaft der Stadt Staven-hagen haben beschlossen, das im Rathause befindliche Geburtszim-mer Reuters, das bisher mit zur Dienstwohnung eines städtischen Po-lizeibeamten gehörte, als ”Reuterzimmer” einzurichten.Quickborn 1910 : Beleidigte und belobigte DichterAllen zu gefallen ist unmöglich. Dieser alte Spruch muss uns trösten,wenn den Mitteilungen neben reichlichem Lob hin und wieder auchein Tadel zuteil wird. Leider oder vielmehr glücklicherweise ging derTadel fast nur von Dichtern aus, die nach ihrer eigenen Meinung einanderes, natürlich besseres Urteil für ihre Werke verdient hätten. Zuentladen pflegt sich solcher Unwille in Briefen, Antikritiken, Austritts-erklärungen, Drohungen und leider sogar in Versen.Ein Verleger schickte uns sogar ein Rundschreiben, in dem für denhohen Wert eines Buches die Tatsache bürge, dass der Großherzogvon Oldenburg das Buch angenommen habe. Wie sagt Hofpoet Käge-bein in Reuters Dörchläuchting?Und Durchlauchten seine Gnaden / Als er aus dem Schiff geladen,Nahm mein Buch in dem Empfang / unter frohem Zymbelklang.

Drefahl: Quickborn 1913Wie Reuters Stromtid unter die kanonischen Bücher kam. Pastor M. inN. hatte einen Tagelöhner in seiner Gemeinde, der sonntäglich dieKirche besuchte. Der ersuchte ihn eines Tages, ihm ein Andachtsbuchzu leihen, da er gerne abends eine Andacht lese. Er erhielt ein sol-ches, und auch ein zweites und ein drittes. Schließlich ging dem Pas-tor der Vorrat an Büchern für die täglichen Andachten aus, auch kam

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ihm die verständige Erwägung, der Mann möchte sich etwas in denKopf setzen. Er sagte also: ”Lieber L., lesen Sie nun einmal etwas an-deres”, und gab ihm Reuters ”Ut mine Stromtid“ mit. ”Nun, wie hatIhnen denn dies Buch gefallen?”, fragte er, als der fleißige Leser eszurückbrachte. ”Siehr gaud,” antwortete der, ”öwersten, Herr Pastur,wenn ick nich wüsst har, dat dat Gottes Wurd wier, denn harr ick öftersludhals lacht!”

Musik: Willi Meisel : Tango

Drefahl: 1914 bis 1918, Titel:Nenz: Der Krieg und die Quickbornarbeit;Drefahl: Bei den mecklenburgischen Dragonern; Vom Niederdeut-schen in der Sprache unserer Marine;Nenz: Plattdeutsche Kriegsdichtungen;Drefahl: Kriegsbriefe. Plattdeutsche Feldpostbriefe;Nenz: Niederdeutsche Soldaten- und Feldsprache; Volks- und Solda-tenlieder im Kriege;Drefahl: Plattdeutsch in Feindesland; Plattdeutsch an die Front!;Nenz: Plattdeutscher Humor im Felde; Plattdeutsche Lazarettunterhal-tung;Drefahl: Der schlesische Krieger und das plattdeutsche Buch; Platt-deutsches Kriegsfranzösisch;Nenz: Der plattdeutsche Russe; Reuter über die französischen Kriegs-lügen;Drefahl: Plattdeutsch im deutschen Heer; Scherz und Spott bei densechsundsiebzigern;Nenz: Gorch Fock zum Gedächtnis. Jäh hat jetzt der Tod im Schlacht-gewühl seinen Lebensfaden abgeschnitten. Ein Tod aber, wie er ihmbeschieden, ein echter Seemannstod, ein Tod im heißen siegreichenKampfe für Deutschlands Seegeltung, er war, so sehr wir das früheScheiden des Dichters beklagen, doch ein volltönender Abschluss.Ein Tod war es, wie er ihn selbst in ”Seefahrt ist not” aus begeistertemHerzen heraus geschildert. ”Groß”, so heißt es dort, ”und königlich,wie er gelebt hatte, starb er, als ein tapferer Held, der weiß, dass er zuden Helden kommen wird.”

Nenz: Quickborn August 1916:Das neu gegründete Unterhaltungsblatt ”Plattdütsch Land un Wader-kant” erfüllt vortrefflich seinen Hauptzweck, den plattdeutschen Krie-gern ein Stück Heimat zu bieten … Der Krieg hat alle dem Unterneh-

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men bisher entgegenstehenden Bedenken hinweggeräumt, er hat dieBegründung des neuen Blattes zur Notwendigkeit gemacht, und wirhoffen, dass es nun auch den Krieg lange überdauern wird.

Drefahl: Plattdütsch Land un Waterkant: Otto Wobbe: Dat verbum-melte Schenie (2min 30)

Nenz: Plattdütsch Land un Waterkant: Jan Greun sin FruUp de Elvbrügg steiht Jan Greun un kickt int Water. Hein Zwetsch, deAppelhökerknecht, geiht bi em vörbi un fröggt em: Hallo Jan, wat makstdu denn in düsse Gegend?Och, seggt Jan, min Fru hett vörhen wedder mal seggt, sei kunn datnich miehr mit mi uthollen, se güng nu hen nah de St Pauli Landungs-brügg un sprüng in de Elv. Na, nu stah ick hier un luer, dat se hierlängs kümmt.Ja Minsch, meent Hein, dat kannst du doch iehrer bi de Düvelsbrügggewohr warden, üm disse Tid swemmt se doch mit de Ebb de Elv rün-ner!En anner Fro ded dat villicht, seggt Jan, äwer mien Ollsch hett noch tojede Tied gegen den Strom swemmt, un wenn se würklich in de Elwsprungen is, denn möt se hier nu ok bald ankamen.

Musik: Fritz Kreisler: Schön Rosmarin

Nenz: Quickborn 1927,Richard Ohnsorg: Was ich als Bühnenmann erlebt habe. Also, das Stückist abgeschlossen und fein säuberlich in Maschinenschrift hergestellt.Mutig naht der Autor mit seinem Drama – leider die häufigste Dich-tungsart – und bittet, sein Stück, in dem natürlich sein Herzblut steckt,möglichst bald zu lesen. Leicht gesagt, wenn nicht schon ein Haufenanderer, nach Meinung ihrer Väter gleich wertvoller – nein viel wert-vollerer – Werke des Entdecktwerdens harrt. Nehmen wir also mal an,das Stück taugt etwas – große Freude auf beiden Seiten.Die Stellprobe! Herr Autor Schultze ist natürlich anwesend. Er hofftseine Verse (ohne die tuts ja ein eingefleischter Dichter nicht) vonden talentvollen Darstellern mit innigster Wärme gesprochen zu hö-ren. Nichts von alledem. ”Fräulein Lehmann setzt sich bei diesen Wor-ten auf Stuhl Nummer 7!” ”Herr Behrens geht drei Schritte nach rechts!”Endlich kommt der Höhepunkt des Dramas, die Stelle, bei der dasPublikum sich bei offener Szene wie ein Mann erheben und hingeris-sen frenetischen Beifall spenden wird. Doch was ist das? Eine schüch-terne Zwischenfrage. ”Gestrichen!” tönt es von der Regie. ”Dann zie-

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he ich mein Stück zurück!” ”Halten Sie uns doch nicht mit leeren Ver-sprechungen auf. Weiter!”Der Abend ist da. Der Dicher – was tut er. Das ist nach der Naturanla-ge sehr verschieden. Gorch Fock stand im tiefen Dunkel der erstenKulisse neben dem Feuerwehrmann, sprach kein Wort und verschwandam Schlusse unauffällig. Der kranke Boßdorf saß leuchtenden Augesin seiner Loge und sprach jedes Wort mit. Ein anderer Dichter liefwährend der Vorstellung unentwegt um das Theater herum und er-kundigte sich viertelstündlich bei den Garderobenfrauen, welcher Aktnun gespielt würde.Am Ende aber gab es meistens dasselbe rührende Familienbild: Au-tor, Darsteller und Regisseur lagen sich in den Armen.

Drefahl: Bücherbesprechung:Buernhochtiet. Volksstück in sechs Bildern nach niederdeutschenVolksüberlieferungen zusammengestellt von Richard Wossidlo. Für diemeisten niederdeutschen Bühnen wird das Stück zwar schon wegender großen Personenzahl nicht in Betracht kommen, aber für Vereini-gungen, Heimatverbände u.a. ist hier eine vorzügliche Aufgabe ge-schaffen. Mir liegt der Theaterzettel des Heimatbundes für das Fürs-tentum Ratzeburg vor. Annähernd 50 Spieler waren beteiligt.

Nenz: Rundschau: Heimatbund Ratzeburg:Einen sehr beträchtlichen Teil der Einnahmen macht die an unsereStadt gezahlte Vergnügungssteuer aus, nämlich 537 Mark. 50 MarkTanzsteuer und 487 Mark Aufführungssteuer. Diese hätten wir gernezurückgehabt. Ablehnung aus prinzipiellen und finanziellen Gründen.Die finanziellen Gründe beleuchtete man mit einem milden Hinweisauf 200 Mark, die wir erst kürzlich von der Stadt erhalten hätten. 200Mark geben und 537 Mark wieder einfordern, ist ein recht gutes Ge-schäft. Die prinzipiellen Gründe: Man hat uns in die Reihe der Zirkus-se und Schaubudenbesitzer verwiesen. Was nun? Wir sind heitersterLaune, eins nur bedrückt uns: was mag man anderswo zu diesem Tat-bestande sagen?

Musik: – Jac. Rit: Walzer – Intermezzo

Drefahl: Kurt Tucholsky: Schloss Gripsholm. ”…sie wußten beide, wasdas ist, niederdeutsch. Es ist jener Weg, den die deutsche Spracheleider nicht gegangen ist, wieviel kraftvoller ist da alles, wieviel bild-hafter, einfacher, klarer — Vieles davon ist nun in die Hände dummerHeimatdichter gefallen, die der Teufel holen möge — scheinbar gut-

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mütige Bürger, unter deren rauchgeschwängerten Bärten der Grogdampft und die die kraftvolle Männlichkeit ihrer alten Sprache in ei-nen fatalen Brei von Gemütlichkeit umgelogen haben —: Oberförsterdes Meeres. Manche haben sich den Bart abrasieren lassen und glau-ben nun, wie alte Holzschnitte auszusehen — aber es hilft ihnen nichts;kein Wald rauscht ihnen, kein Meer rauscht ihnen, ihnen rauscht derBart. Ihre Gutmütigkeit verschwindet im Augenblick, wo sie etwas ver-wirrt in die neue Zeit starren und auf den politischen Gegner stoßen;dann krabbelt aus ihnen ans Licht, was in ihnen ist: der Kleinbürger.Unter ihren Netzhemden schlägt ein Herz, im Parademarsch. Das istnicht unser Plattdeutsch, das nicht.

Nenz: Quickborn Herbst 1932. Rundschau: Fritz Specht: Heimatdich-ter, beschrieben von Kurt Tucholsky (Ignaz Wrobel, Peter Panter, Te-obald Tiger)Im Jahre 1932 entdeckt ein Herr aus Berlin das Plattdeutsche. EinenTeil davon sieht er, den größten nicht. Im Übrigen sieht er das Ge-spenst, das er immer und überall sieht: den Kleinbürger, den dieserTiger allmorgendlich zu frühstücken vorgibt. Den dieser Tiger haßt,weil er auch selber nämlich nur ein Theobald ist. Denen mit dem Bar-te glauben wir nicht, gewiß nicht, aber denen mit der Zigarretteebenso wenig.

Drefahl: Sommer 33. Fritz Specht: Wo stehen die Plattdeutschen?Wir können heute mit offenem Bekenntnis vor die Welt treten. UnserReichskanzler hat sich mit aller Deutlichkeit für das Volkstum ausge-sprochen. Über allem das Reich! Die letzten lebenspendenden Wur-zeln aber müssen sich aus dem Volkstum der Stämme speisen. Daswar auch unser Tun und Wünschen. Daher atmet die niederdeutscheBewegung heute auf. Der Nationalsozialismus ist ihre Befreiung. Wirbrauchen Kämpfer. Wer bereit ist zu kämpfen, der komme zu uns.

Nenz: Winter 1934: Treueschwur auf Plattdeutsch. Es wird im Allge-meinen unterschätzt, wie schwer es ist, das, was einem am Herzenliegt, auf plattdeutsch zu sagen. Bereits vor einigen Monaten ist durchalle Zeitungen z.B. als ganz etwas Besonderes der Treuschwur gegan-gen, den die altmärkische Reiter-SA auf plattdeutsch abgelegt hat.Wir haben bisher nichts davon veröffentlicht, denn da es sich umeinen Schwur handelt, konnten wir es nicht, wie sonst ein Beispiel ausder plattdeutschen Schreckenskammer mit einem einfachen Satzeabtun. Wir haben nun den Treueschwur zunächst einigen wenigen

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Dichtern und Schriftstellern zur Begutachtung und zur Verbesserungvorgelegt.

Musik: Saint-Saens: Karneval der Tiere (nach etwa 3o sec Musik):Bild 21 : zerstörtes Hamburg verblasst zu hellblauer Fläche.

Nenz: 1948: Vorträge und Theater: Hamburger Handpuppenspieler warzu Besuch gekommen.

Drefahl: Unter dem Motto ”Plattdütsch schall lewen” gestaltet die Fink-warder Speeldeel einen Abend.

Nenz: Niederdeutsche Bühne Kiel spielt die Seemannskomödie In Luvun Lee de Leew

Drefahl: Meldungen aus der Ostzone: Niederdeutsche Bühne Bad Do-beran spielte drei Stücke, Niederdeutsche Bühne Rostock spielt Sni-der Nörig von Schurek, neue plattdeutsche Bühne in Tessin gegrün-det.

Nenz: Fritz Reuter-Bühne Schwerin hat in der vorigen Spielzeit 87 Vor-stellungen. Als erstes Ensemble in der russischen Zone spielt sie Bun-jes neueste Komödie Up Düwels Schuwkorr.

Drefahl: Plattdütsch Land un Waterkant 1959

Bernhard Trittelvitz: De Kraunen1. Weitst noch, oll Jung, wurans dat wier,wenn in den Harvst de Kraunen kämen,wenn se to hunnerten un mihrden Weg dwaß över Rügen nähmen?Von See her kämen s’ antofleigen,up unse Feller rauhgten se sick utun tröcken denn in lange Reihgennah Süden hen, gradut, gradut.2. Hürst du ehr Ropen ......3. So wier dat ees ......4. Ick kiek mi üm. To’n Düvel ook!Dor baben in den griesen Hevenhoch över Qualm un Schosteenrookseih ick de stolten Kraunen swäven ...... un Tranen lopen mi de Back hendal.

Nenz: Plattdütsch Land un Waterkant, 1977;Käthe Hoppe: Eenmal in Paris

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Dor harr se all in ehr Kinnertied von drömt, de lütt Greta Harms, sewull tau giern mal nah Paris führen. Se harr ehren Fiete ok all mal engroten Stadtplan wiest. Öwer nu süll se mit den Landfrugensvereinin’n groten Bus dorhen führen. Wat se nu all to bedenken harr!Paris – die Stadt der Mode. Dor langt Greta noch eins deip in ehreExtra-Kass un smit sick von baben bet ünnen in niege Plünnen. Okniege Schauh möten her, en ”Pariser Modell”. Jungedi, dat wier wat.Mit dat französische Snacken set se nu äwer mit an. Se kunn man blots:”Je t’aime”. ”Un just disse Würd warst du je woll nich bruken!” gnat-tert ehr Fiete. ”Kannst nich weiten”, antert Greta spitz un dreiht sickvör den Speigel.Un wier nu Paris würklich so schön?Nee, ganz un gor nich. Greta kunn nich taupedden. Se kunn nich gahnup ehr ”Pariser Modell”. So humpel se gnatterich äwer de Seine-Brüggun dörch den Arc de Triomph. De annern Frugenslüd wiern an’t La-chen un Snacken, an’t Hucheln un Högen, Greta dach an ehre Föt! Okin de Metro wier se fünsch, wieldat keinein von de ”höflichen Franzo-sen” ehr Platz maken ded. Kavaliere? Von wegen je t’aime!Napoleons Graff bedüd ehr ok nix. Hei wier all lang dod, un taumminnsten kunnen de Fäut em nich miehr weih dauhn. Ok de PariserSpezialitäten wiern kein Trost. ”Gah mi af mit Austern!” schimpte Gre-ta, dat glibberichte Tüg! Sure Rull wier mi leiwer.Giftig kek se von den Eiffeltorn dal nah dat gräsige Paris. Se sehg gornich Paris dor ünnen, se seihg sick in ehren Hoff un Goren up Tüffeln,so as se grad Sellerieplanten insett. Up Tüffeln? Up Tüffeln. Up Tüffeln!Greta kem sowat as ne Glanzidee! Se ritt sick dat Pariser Modell vonde Föt, treckt sick ehre Puschen an ut roden Samt mit ’n witten Klunkerup. Un dor wier de Welt un ok Paris wedder schön.Se hüppt äwer den Montmartre, se danzt äwer de Changselisee – undat allens op rode Puschen. Un wat schmecken nu de Austern gaud!Ehr Fiete sall jo nu ok wat afhemm von ehr Glück, dor köfft se em nePostkort mit ’ne Fru up mit nix an as en rosa Fächer un schriwwt up deanner Siet ”Je t’aime, Fiete”.Se beleewt ganz Paris up Puschen – un keinein hett se utlacht. Blots inden Louvre, dor wo de velen Bilder hangen, de Mona Lisa, de hett so’nbeten grient.

Musik: Juan Llossas: Tango-Serenade

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Drefahl: Quickborn Zeitschrift für plattdeutsche Sprache und Dich-tung 1982,Volkshochschule im Tecklenburger Land.

Sehr geehrter Herr Schepper

In diesem Frühjahr haben wir telefonisch für den 25. Oktober 1982einen Vortragsabend über Augustin Wibbelt vereinbart. Ich habe denAbend in Absprache mit Herrn Schmedt unter der Voraussetzung ei-ner Zusammenarbeit mit den hiesigen Heimatvereinen geplant.

Leider haben Ihre Rezensionen neuerer Bücher von Herrn Hunsche beiHerrn Schmedt und den Heimatvereinen großen Ärger verursacht. ZurSache selbst, Ihrer Kritik, kann ich nichts sagen. Da jedoch gerade derAdressatenkreis, für den wir den Vortragsabend geplant haben, dieseVeranstaltung boykottieren würde, halte ich es in Ihrem und der Volks-hochschule Interesse nicht für opportun, dass Sie den Vortrag halten.

Mit freundlichen Grüßen VHS Direktor.

PS die Fotos schicke ich Ihnen mit bestem Dank zurück.

Nenz: 1982, Wolfgang Sieg an die Produzenten der Klönschnack-Sen-dungDa sitzen: eine ältere und eine jüngere Lyrikerin, ein blonder Jung-Autor, ein sehr umfangreicher Bonhomme mit Dröhnbaß und einMensch mit weinerlicher Stimme, der alles ”leiten” soll. Ein Wissen-schaftler ist auch noch da und ein niederdeutsch singendes Geschwis-terpaar. Die Lyrikerinnen lesen Tiefempfundenes, der Bonhomme öltetwas, der junge Mann liest aus einer Parabel … halt, Schluß mit derIronie. Die Sache ist nämlich ernst: da passiert in günstigster Sende-zeit nicht nur Überflüssiges, sondern ganz und gar Schädliches. Dawird von dem Leiter über jeden Beitrag die gleiche klebrige Soßeeines allgemeinen Lobes gegossen, das eigentlich eine Verhohnepie-pelung des Gelobten ist. Lüpke und Spiekermann auf die gleichenichtssagende Weise, die wohl ”ermunternd” sein soll, auf die Schul-ter zu klopfen, das ist eine Ohrfeige für Spiekermann.Alles lief darauf hinaus, ”Wat ick nich verstah, dat is modeern!”. DassLüpke sehr vieles nicht versteht, ist sein Problem, hat aber nichts mitniederdeutscher Literatur zu tun. Das Schlimmste: dass diese Dunst-schwaden der Gemütlichkeit in dem symbolisch engen Zimmerchen,diese Saccharin-Idylle, diese Schwerfälligkeit der dröhnenden Leer-Sätze die unheilvolle Ideologie verstärken, dass das Niederdeutsche

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nur etwas für Sentimentalies oder blauäugige Debile sei. Welches Bildhaben Sie eigentlich von Ihrer Zielgruppe?

Drefahl: Heft 3 2006,Dirk Römmer: In de Stadt von de veer DoreDat mokt al jümmer heel veel Spaß, wenn du anreisen deihst: In Me-ckelborg giwwt dat disse schönen Schosseen mit Kastannien oder Lin-denbäumen. Dit Johr harrn de Reuter-Lüüd to jüm ehr Reuterdag nahNigenbranborg inladt.Un nun güng dat as dat ümmer geiht. Un du fragst di, wo langen dat nochgaud geiht. Een Vördrag achter den annern. Ümmer 30 Minuten un so-wat as gnadenlos. Een poor von de Tohürers harrn woll ’ne lange Nachthatt un wenig Slap. Wenigstens möken se dat mit dat Slapen all nah kor-te Tid wieder. Anners wecke harrn dat mit de Blos un müssten ümmerlopen. Kloor, wat vele interessante Details wiedergeben wöörn. Kloorober ok, wat eegens so een Dag ok en anner Struktur hebben kunn.Nu güng dat in dat ”Haus der Kultur un Bildung” an’n Markt. In dengroten Theatersaal köm dat Theater. Un dat muchst du nich ankieken.Ik ok nich. Un ik mag dor ok nich öber schrieben, so trurig is dat west.Dat Stück döggt nix, besett wier dat ok nich dull, un instudiert erstrecht nich. Rin un rut un Bim bam an de Dör un veel Stohn un ok malden Text nich weeten.Nee, dat wier as ünner de Ird. Äwer de Lüd hett dat god gefallen.

Nenz: Heft 1, 2005: Bolko Bullerdiek: Hinrich Wriede kehrt zurück.Af un an lest du Bäuker, de di nich loslaat. So is mi dat gahn mit datBook ”Neger, Neger, Schornsteinfeger” von Hans Jürgen Massaquoi.De Autor is as Enkel von den liberianischen Konsul in Hamborg op deWelt kamen, leewt toerst in de vörnehme börgerliche Klass, findt sickdenn äwer unvermodens mit sein Mudder mank de Barmbeker Ar-beiter wedder.Dat is al leeg noog, man dat wier in de dörtiger Johren, un de Nazisharrn dat Seggen un disse Hans Jürgen mit de dunkle Huut mank dedütschen Arier nix to lachen.Dat ick över dit Book hier wat segg, hangt nich dormit tosamen, datdor ok wat över Platt binnen steiht, man dormit, dat dor en Mann vör-kümmt, de in de Geschicht von uns Vereen eine wichtige Rull speelendä. Hinrich Wriede. Un hei kümmt hier vör as dat, wat he woll ok westis: as Rassist. As Scholmester, de en lütten Jungen schikaniert, bloßdorüm, dat den sien Huut wat dunkler is.

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Wo gaht wi mit sowat üm? Verdrängt wi dat? Seggt wi, dat is lang ver-gahn un vergeten? För de Opfer is dat nich vörbi. För mi is dat enBispill, wo licht sick de Leew to Muddersprak un Heimat ideologischverbiestert un unminschlich ward.

Musik: Gabriel Marie: La Cinquantaine

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Dankrede bei der Verleihung desDankrede bei der Verleihung desDankrede bei der Verleihung desDankrede bei der Verleihung desDankrede bei der Verleihung desFritz-Reuter-Literaturpreises 2007 Fritz-Reuter-Literaturpreises 2007 Fritz-Reuter-Literaturpreises 2007 Fritz-Reuter-Literaturpreises 2007 Fritz-Reuter-Literaturpreises 2007 der Stadt Stavenhagen undder Stadt Stavenhagen undder Stadt Stavenhagen undder Stadt Stavenhagen undder Stadt Stavenhagen unddes Fritz-Reuter-Literaturmuseums Stavenhagendes Fritz-Reuter-Literaturmuseums Stavenhagendes Fritz-Reuter-Literaturmuseums Stavenhagendes Fritz-Reuter-Literaturmuseums Stavenhagendes Fritz-Reuter-Literaturmuseums Stavenhagenam 7. November 2007 im Schloss Stavenhagenam 7. November 2007 im Schloss Stavenhagenam 7. November 2007 im Schloss Stavenhagenam 7. November 2007 im Schloss Stavenhagenam 7. November 2007 im Schloss Stavenhagen

Lebe Herr Stadtpräsident Salewski, lebe Lüüd vun Stadt un Amt, lebeMinschen vun’t Fritz-Reuter-Literaturmuseum, lebe Gäst un Moten,

ik bün vör Freid in de Luft sprungen – so heff ik mi höögt, as ik heurendä: de ‚Quickborn’ schall dit Johr den Fritz-Reuter-Literaturpries in deHand drückt kriegen. Ik weur jüst wedder ünnerwegens un dreep mimit Radiolüüd, kathoolsche un evangeelsche, in Cloppenborg in dekathoolsche Akademie. Kloor, wat ik dat ok glieks wiedervertellt heff.Stolt as een Eeekboom. Un müss ok eenen utgeben – as sik dat heurt.

Dat is een grote Ehr, de uns Lüüd vun’n ‚Quickborn’ mit dissen Priesandon ward. Sünnerlich frei ik mi, wat uns’ Fründ Johann D. Bellmannde eerst wesen dörf, wo wi uns nu achter em ok inregen köönt.

So een Blatt, dat jüst nu verleden Monot in’n Oktober 100 Johr rut-kummt un jümmer noch leifig op de Been is, dat freit sik unbännig, watdat op disse Oort ehrt ward. Is dat doch een Teken, wat wi in de ned-derdüütsche Landschop wichdig sünd. Dat muchen wi notürlich okgeern. Un passt so scheun to uns’ Jubiläum!

De ‚Quickborn’ – dat is je eenmol de Sammlung vun Gedichten, deKlaus Groth vör de Hand brocht hett. Man denn de ‚Vereenigung’, de1904 in Hamborg grünndt wöör un vun 1907 op an dat Blatt mit denglieken Nomen rutgeben dä.

Neocorus, de in Büsum in Dithmarschen in’t 17. Johrhunnert as Diakonleben dä un een Chronik öber de free Buernrepublik schreben hett,geev uns al vör Tieden disse Verkloren to dat Woord ‚Quickborn’:

”Sinen Namen hefft van dem schonen Springe, de to Suden daran Dachund Nacht lopt, wo hart it frust!” Dor seggt de Hochdüütschen ‚Peren-nierende Quelle’ to. Een, de nie nich tofreren kann.

All de Johren hebbt jümmer wedder anner Lüüd un Moten de Redak-tion vun den ‚Quickborn’ in jüm ehr Hand hatt. Mit Perfesser Stuhl-mann und Paul Wriede sorg dor 1907 de Vörstand för, wat dit Blattünner de Lüüd keum. Weur nich dick, man wichdig. Un de eerst Num-mer weur een Duppelnummer 1/2 1907 in’n Oktober. Passt, wat wi

DIRK RÖMMER

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jüst in dit Jubiläumsjohr nu wedder een Duppelnummer rutgebenward: 3/4 2007!

Wi sünd so sülvstkritisch, wat wi geern togeevt: wi hebbt uns jümmerwedder de Tieden an de Bost smeten. Uns’ Gesinnung weur jümmerde vun de Mehrheit, weur konservativ: Mit den Kaiser weurn wi förden Kaiser. Wi weurn ok för de Suldoten un för den Krieg un hebbtnoch een anner Blatt mookt, sünnerlich för jüm: ‚Plattdütsch Land unWaterkant’. Dat is nu al’n poor Johr mit den ‚Quickborn’ vereenigt.

Wi weurn denn wat loter no den 1. Weltkrieg ok noch nich anners, okin de Weimarer Republik noch nich heel un deel op de Sied vun deDemokroten. Un wi harrn ok keen grote Meuh un kunnen fix un gau unluud mit den hulen, de dinn keum, den GRÖFAZ.

As dat dinn keen Papier mehr geev, bleev ok de ‚Quickborn’ een poorJohr dood un wöör ok nich glieks no den 2. Weltkrieg wedder rutge-ben. De Quickborner müssen eerst dör de Waschanlogen un de bru-ne Klöör afbösten. Man nich bi all tohoop is dat glückt.

Dat hett ober in de Redaktion meist all de Johren glückt. Vun de Tiedop an kannst Du uns’ Blatt ansehn, wat de Redaktöre sik üm allens küm-mert un mit allens afgeben hebbt, wat in de nedderdüütsche Welt pas-seer.

Kloor, wat no 1949 mit de beiden düütschen Stoten, de dinn grünndtwörrn, wat de ‚Quickborn’ ut Hamborg een westdüütsch un BRD-Blattworrn un wesen is. Ok wenn wi uns – kloor, kloor – mit Literatur ut unvun Meckelnborg afgeben dän, harrn wi uns’ westdüütsche Brill op.

Twors geev dat ok bi uns vun 1968 op an de ‚jungen Wilden’, de deneenen or annern vun de Olen meist bi jeedeen Reed ’n Hartkasperbipulen dän. Ober de Mehrheit bleev op de ole Spoor.

Dat änner sik mit Friedrich W. Michelsen, de as Vörsitter un Böberstein de Redaktion Lüüd toholen dä, de in Wetenschop un Literatur, deöber Beuker un Theoter allerbest Bescheed weten dän. Dat weur in deTied vun de 70er un 80er Johren. He stüer dat lütt Schipp al bet tounsen 75. Geburtsdag in’n annern Kanool. Mit sien Weten un sien Ar-beid hett he den Grundsteen leggt för dat lange Leben, wat wi nu ge-neten dörft.

Dinn, as an’n Anfang vun de 90er Johren Vörstand un Redaktion eenKrise harrn – wo wi doch no de ‚Wenn’ harrn ok scheun grootdüütschanfangen kunnt – güng liekers allens wieder. Dor fünnen sik Lüüd, nu

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ok vun hier ut Meckelnborg, de mitarbeiden dän un interesseert weurnan uns’ Blatt un Arbeid.

Dor sünd wi heel dankbor för. Un wi freit uns, wat sik – wenn wi öberde Johren in den ‚Quickborn’ kieken dot – ok jümmer wedder Artikelun Opsätze öber Fritzing un sien Wark finnen dot. Fritz Reuter weur allde Johrteihnte jümmer wedder een Thema, wo wi uns mit afgebenhebbt.

So passt dat ok famoos, wenn wi nu hier sienen Geburtsdag fiert. Jüstan de Steeg, wo allens noch jümmer no ‚Franzosentiet’ rüükt. Un jüstden Fritz-Reuter-Literaturpries 2007 hier in de Reuterstadt Stemha-gen öbergeben kregen hebbt.

Wi Quickborner seggt vun Harten Dank an de Stadt un den Börger-mester Mahnke, de bald wedder gesund warrn much, an Stadtpräsi-dent Salewski för sien fründliche Wöörd, an de Spoorkass Niebrann-borg-Demmin, an Jo vun’t Fritz-Reuter-Literaturmuseum, sünnerlichCornelia Nenz un Renate Drefahl, un den Damen vun’t Salonorchester‚Königin Luise’ för ehr wunnerbore Musik.

Wi all freit uns unbännig!

Dirk RömmerNovember 2007

Dankrede bei der Verleihung des Fritz-Reuter-Literaturpreises 2007 – RÖMMER

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INGRID STRAUMER

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esöök

Der Quickborn auf der grünen WocheDer Quickborn auf der grünen WocheDer Quickborn auf der grünen WocheDer Quickborn auf der grünen WocheDer Quickborn auf der grünen Woche

Auf der Bühne derLandschau Halle unterdem Berliner Funk-turm war in diesemJahr (indirekt) auchder ”Quickborn”dabei. Unter dem Titel”Hallo – Moin Moin –Witaj: Sprachenvielfaltin Deutschland” wurdeim Rahmen einer Podiums-Diskussion, geleitet von Mode-ratorin Petra Schwarz, über die Bedeutung der Minderhei-ten- und Regionalsprachen informiert und diskutiert.Die friesische Sprache war vertreten durch Thede Boysenvom Verein Nordfriesiches Institut e. V. und außerdem Ver-treter des Minderheitensekretariats der nationalen Minder-heiten in Berlin. Die sorbische Sprache wurde vertretendurch Pastor Cyril Paech von der Domowina, dem BundLausitzer Sorben e. V. Für das Plattdeutsche trat die Quick-born-Redakteurin Ingrid Straumer im Auftrag des Institutsfür niederdeutsche Sprache ein.Sie berichtete u. a. von der Bedeutung der niederdeutschenSprache im ländlichen Sprachraum und von den vielfälti-gen Bemühungen, der Sprache wieder mehr Bedeutung zugeben, um dieses Kulturgut zu erhalten. Sie nutzte die Mög-lichkeit, in einer Power-Point-Präsentation diverse Logoswie ”Platt bi d’r Arbeit”, das Schulsiegel oder das Zeichendes Bühnenbundes zu zeigen und zu erläutern. In diesemRahmen wurde auch berichtet, dass es Zeitschriften in die-ser Sprache und über diese Sprache gibt und sie wurdenals Cover gezeigt.Für viele Zuhörer schien die Erkenntnis, dass es in Deutsch-land mehr als eine Sprache von Bedeutung gibt, neu zu sein.Was zeigt, dass noch viel Informations- und Aufklärungsar-beit nötig ist, wenn für das Anliegen der Minderheiten- undRegionalsprachen eine breite Unterstützung erreicht wer-den soll.

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BÖKER

Stinkfinger hooch!Stinkfinger hooch!Stinkfinger hooch!Stinkfinger hooch!Stinkfinger hooch!

In’n Lastwogen sitt he, man nich an’t Stüer. Middelöller un in’nAnorak. De rechde Hand böört he hooch un wiest uns den Stink-finger. Kickt uns nich an: De Mann op den Titel vun Hans-Joach-im Meyer sien nee Book ‚Horborg kann mi geern hebben! Unanner plattdüütsche Vertellen‘ – un de Ünnertitel: ‚En buntenStruuß vun Blomen, Brennetteln un Dießeln, plückt in de StadtHorborg an de Elv. Mit: Plattdeutsch, was ist das?‘ Wegen ik opdissen doren Finger nich linger rümkieken mag, dreih ik datBook un lees: Düt Book is sünnerlich för junge Lü un för de schrä-ven, de nich foken oder överhaupt nich plattdüütsch snackt oderlääst. Nu weet wi Bescheed. Een Missionswark!De bunte Struschen bringt 23 Geschichten, 4 al vörher moldruckt bi Wachholtz in de ‚Vertell doch mal-Beuker‘ un in’t ‚Nord-friisk Instituut‘ ok in Sylter Freesch (Sölring), wo Meyer eenenPries för kreeg.He hett sik in’t Loger vun de slogen, de mit dat Boller-A han-teert. Un so is dat Book vull vun sowat. Verlegt is dat wedder biHans-Jochen sülbens, in’n Sülbstverlag. Un druckt hett dat okwedder ‚fraujansen kommunikation‘. Ok de Biller un Foto-Col-lagen hett Angela Jansen bistüert.In ‚en kotten Snack vörweg‘ lett Hans-Jochen Meyer weten, woansdat Book tohoop stellt is. Un wat dat schall: ‚De mehrsten Vertel-len späält in Hamborg un ümto. Mennigmol bün ik up Reisengohn: up de Insel Sylt...oder noch wieder weg... Hier un dor sticktmien egen Beläven ut mien Jungstied in de föfftiger Johrn bin-nen.‘Vörweg steiht eerstmol een hochdüütschen Artikel ‚Plattdeutsch,was ist das?‘Grammatikalische Ausführungen zu Sprache und Geschichte iminternationalen Vergleich mit Englisch und Niederländisch, esfolgt ‚und nun eine kleine Lesehilfe für dieses Buch‘, wo dieSchreibweise begründet und erklärt wird. Das ist sicher fürFrischlinge sehr hilfreich und nützlich. Ebenso wie das lexikali-sche Wortverzeichnis am Ende des Buches ‚En por Wör ton Ver-klorn‘.Auch unter die einzelnen Geschichten hat Meyer erklärendeWorte zur Entstehungsgeschichte gesetzt, die mögliche Fragender RezipientInnen beantworten. R

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REZENSIONEN

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Alle Geschichten durchzieht eine tie-fe Liebe zu Menschen, besonders jün-geren Menschen. Und eine riesigeLiebe zu seiner Heimatstadt (oder istes nur ein Stadtteil?) Harburg an derElbe. Auch die Gequälten und Arm-seligen sind bei diesem Autor im Fo-kus, ein tiefer Humanismus durchziehtdas Erzählte. Parteilich bezieht Mey-er einen klaren Standpunkt, der mo-ralisch immer stichhaltig ist. Klar, dasser Position auf dem linken Podest be-zieht. Auf dem rechten stehen ja auchschon viel zu viele! Klar bezieht erauch in Liebessachen eine anderePosition als andere.Anrührend und ernst, mitfühlend undsolidarisch bezieht Hans-JoachimMeyer in diesem Buch Position. Es istalso ein Buch mit einer klaren Veror-tung. Mit den Vokabeln bin ich nichtimmer einverstanden. Aber das mussja auch nicht.Schön wäre es, wenn viele Menschendem Autor von seinem vorfinanzier-ten Bücherstapel abhelfen würden. Eslohnt sich auch, weil es so anders ist,dieses Buch!

Hans-Joachim Meyer: Horborgkann mi geern hebben! Un annerplattdüütsche Vertellen. En buntenStruuß vun Blomen, Brennetteln unDießeln, plückt in de Stadt Horborgan de Elv. Mit: Plattdeutsch, was istdas? 144 Seiten, Selbstverlag Ham-burg-Harburg 2007, erhältlich überden Buchhandel oder über fraujansenkommunikation, Kaiser-Wilhelm-Stra-ße 89, 20355 Hamburg, Tel: 040-35 0175 41 oder e-Mail: [email protected].

Dirk Römmer

Dat sünd doch JudenDat sünd doch JudenDat sünd doch JudenDat sünd doch JudenDat sünd doch Juden

Der Titel von Heinrich Ohms Erzäh-lung ”Dat sünd doch Juden” erinnertmich unweigerlich an meinen Opa.Ich glaube, er hat beinahe die glei-chen Worte benutzt, als er uns KindernJahrzehnte nach dem Krieg vomSchicksal einer jüdischen Familie auseinem kleinen Dorf an der Oste er-zählte. Als Lehrjunge des Dorf-schmieds hatte er wenige Male miteinem jüdischen Viehhändler zu tun.Ihm war damals als Teenager wohl garnicht recht klar geworden, unter wel-chem Druck die jüdische Bevölke-rung ab Mitte der 1930er Jahre auchauf dem Dorf schon stand. Opa be-richtete uns von Verboten, die diesejüdische Familie betrafen, machte sichaber ansonsten als Jugendlicher wei-ter keine großartigen Gedanken dar-um. Erst viel später, so sagte er, habeer verstanden, was eigentlich los ge-wesen sei, damals, denn: ”Dat sündJuden ween!”Vom Schicksal einer jüdischen Fami-lie erzählt auch Heinrich Ohm in sei-nem neuesten Buch. Er schildert in”Dat sünd doch Juden” die Geschich-te der Hamburger KaufmannsfamilieSteinberger, die mit der Rückkehr Jo-sef Steinbergers von der Kriegsfrontdes Ersten Weltkrieges beginnt unddie mit der Heirat seines Sohnes RolfAnfang der 1950er Jahre endet. DieFamilie Steinberger ist seit jeher jü-dischen Glaubens, allerdings bedeu-tet dieser Glaube dem Kriegsheim-kehrer Josef nichts mehr – er hat sichinnerlich vom Judentum gelöst undfühlt sich nur noch als Hamburger.Dies gilt auch für seine Frau Klara, die

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– anders als ihr Mann – aus einer sehrtraditionsbewussten, orthodoxen jüdi-schen Familie stammt. Drei Söhnewerden geboren – und Soldaten. Alsder älteste Sohn Bernhard Mitte der1930er Jahre die Offizierslaufbahnanstrebt, wird zum Entsetzen Josefs ein”Ariernachweis” gefordert, den eraber glücklicherweise fälschen lassenkann. Jedoch die Illusion, als ”Ham-burger” und ”guter Deutscher” Kriegund Nazizeit gänzlich unbehelligt undunbeschadet zu überstehen, wird imBombenhagel des Sommers 1943 jähzerstört: Der gefälschte Nachweisfliegt auf, Josef und Klara sterben inBergen-Belsen, zwei der drei Söhne ander Front; der dritte kommt ins Kon-zentrationslager Esterwegen, kannjedoch von dort fliehen und überstehtmit Glück Krieg und Verfolgung. AmEnde wird geheiratet.Sicherlich muss man das VorwortHeinrich Ohms genau lesen, um dieErzählung richtig einordnen zu kön-nen. Seine Geschichte, so berichtetder Autor, gehe im Kern auf eine wah-re Familiengeschichte zurück, die ervon der Witwe Rolf Steinbergers ge-hört habe, jenem Sohn der Familie,der als einziger aus der Nazizeit mitdem Leben davongekommen ist.Heinrich Ohm hat diese Geschehnis-se aufgeschrieben und ausgestaltet,”so as se sik villicht todragen [hebbt;T.S.]” (S. 3). Nun ist das tragischeSchicksal, das eine jüdische Familie inder Zeit des Zweiten Weltkrieges er-leben musste, hier ganz gewiss nichtzum ersten Mal erzählt worden. Auchder Aspekt, dass Menschen verfolgtund ermordet werden, die sich eigent-lich wie ganz ”normale, gute Deut-

sche” vorkommen – Vater Steinbergerwar immerhin ein hoch dekorierterFrontsoldat und seine Jungs brüllensogar lauthals bei Naziparolen gegenJuden mit – auch dieser Gesichtspunkteiner Familiengeschichte aus demDritten Reich ist nicht wirklich neu,eher im Gegenteil.Man darf, wie ich finde, bei der vor-liegenden Erzählung nicht überse-hen, wie unkritisch und unbedarft derAutor sowohl die Zeitumstände alsauch die Personen darstellt. DerenSichtweise auf die Verhältnisse in derNazizeit ist einfach nur naiv. Zum Bei-spiel wissen die Söhne der Familienichts davon, dass sie zu einer jüdi-schen Familie gehören (auch wennVater und Mutter das so nicht mehrwahrhaben wollen). Irgendwann, sehrviel später, fällt einem Sohn plötzlichauf, dass ja die Großeltern immer indie Synagoge gegangen waren – aberwarum nur? Sehr zweifelhaft ist auchdie Tatsache, dass der HamburgerKaufmann Josef Steinberger – ein Her-steller von Knöpfen, der – wie schick-salhaft! – sein Geld ausgerechnet da-mit verdient, dass er SS-Männern inganz Deutschland Knöpfe mit Naziab-zeichen verkauft – dass eben dieserKaufmann nichts, aber auch gar nichtsvon irgendwelchen Verboten, Ein-schränkungen oder gar Verfolgungenvon Juden bemerkt. Die so genannten”Rassengesetze” gab es ja wohl schon1935, man bit Hamborg hett sik datook 1943 noch nich rümsnackt. Dasgilt überraschenderweise auch für dieeher als orthodox einzuschätzendenGroßeltern der Familie: Der Großva-ter hat von den Bedrohungen durchdie Nazis nichts mitbekommen, weil

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er irgendwann verstorben ist, und dieGroßmutter auch nicht, denn sie ist”nu in ’t Öller harthörig worrn” (S. 27).Meiner Meinung nach ist das einevollkommen unglaubwürdige Darstel-lung!Aber ich muss wohl noch einmal dasVorwort des Bandes zu Rate ziehen,um Heinrich Ohm richtig zu verste-hen: ”De Tieden weern dorna” (S. 3)steht da gleich zweimal geschrieben.Wie das alles kommen konnte, dasses zum Beispiel auch jüdische Solda-ten gab und dass etwa ein Rolf Stein-berger ein solch dramatisches Le-bensschicksal erfahren hat, datweet man nich so genau, ”doch de Tie-den weern dorna, dat sowat villicht vör-komen is.” (S. 3) Heinrich Ohm beruftsich nicht nur auf eine Familienge-schichte, die ihm Jahre später offen-bar in dieser Weise erzählt worden ist,sondern auch auf eigene Erlebnissewährend des Krieges – und an dieserStelle bin ich dann wieder bei mei-nem Opa. Wenn jemand von frühererzählt, vom Krieg und vom Leid vie-ler Menschen, und noch dazu bezeugt,dass man selbst etwas Ähnliches er-lebt hat, wo doch die Zeiten damalseinfach so waren – wie will man daheute widersprechen? Man muss esglauben, dass es sich ”so, oder so ähn-lich, todragen hett” (S. 3), wie der Au-tor Heinrich Ohm in ”Dat sünd dochJuden” schreibt.Dessenungeachtet aber muss die er-zählerische und sprachliche Gestal-tung des vorliegenden Buches kri-tisch gesehen werden. Es führt denLeser ein allwissender Erzähler durchdie insgesamt 14 Kapitel, wobei sichdieser fast ausschließlich auf die Dar-

stellung der äußeren Handlung be-schränkt; die innere fehlt beinaheganz, und somit wird auch kaum eineder handelnden Personen als litera-rische Figur wirklich ausgestaltet.Hinzu kommen Merkwürdigkeiten,besonders in der Charakteristik einesJosef Steinbergers.Was die Sprachebene betrifft, so kom-men Formulierungen im Text vor, diedem Thema ”Judenverfolgung imZweiten Weltkrieg” ganz gewiss nichtangemessen sind. Da ist beispiels-weise von einem ”schönen, amtlichenAriernachweis” (S. 36) die Rede (unddiese Stelle ist nicht ironisch gemeint),es wird gesagt, die Judenverfolgungsei ”goot för Simon sien Geschäft” (S.25) – wobei Simon der strenggläubi-ge Großvater ist, dessen ”Geschäft”es schon immer war, vor den Nazis zuwarnen – und es werden Gefangeneder SS, die ganz sicher im KZ zu Todekommen werden, verharmlosend als”Kannidaten” (S. 58) betitelt. Das ”mo-derne Platt” des Autors, wie es derKlappentext verkündet, zeigt sich imAusdruck ”in Schwulitäten [kommen;T.S.]” (S. 31), womit ebenfalls der Um-stand bezeichnet wird, dass die Judendurch SA und SS bedroht und verfolgtwerden. In manchen Passagen offen-bart sich zudem das übertriebeneVergnügen des Autors, den vermeint-lich harmlos-kameradschaftlichenWortwechsel unter Soldaten wieder-zugeben und damit einen gewissen,offenbar alltäglichen ”Kasernenton”zu treffen.Es lassen sich vermutlich noch einigeKritikpunkte mehr an Heinrich OhmsErzählung zusammentragen. So lösensich beispielsweise am Ende alle

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Schwierigkeiten in Wohlgefallen aufund es gibt eine Hochzeit – was demLeser dann nicht anders vorkommenmuss wie ein harmloses Stück ausdem Bauerntheater. Der Sohn Rolfübrigens lernt seine Zukünftige beider Arbeit kennen – eine junge Frau,die in der Fischfabrik Heringsfilets zuRollmöpsen dreht und ”de man an-sehg, dat se vun ’t Land keem un in fri-sche Luft groot worrn weer” (S. 73). EinSchelm, wer hier an Wolfgang SiegsSatire ”Geruch” denkt – und an dendarin beschriebenen ”Körperduft”eben jener Fabrikarbeiterinnen. Gewiss: ”De Tieden weern dorna”(S. 3), dass sich das alles so zugetra-gen haben könnte. Aber davon abge-sehen kann ich Heinrich Ohms ”Datsünd doch Juden” nicht empfehlen.

Heinrich Ohm: Dat sünd doch Ju-den. Krummbek: Plaggenhauer 2007.81 Seiten. ISBN: 978-3-937949-07-9.

Thomas Stelljes

Lexikon Mecklenburg-Lexikon Mecklenburg-Lexikon Mecklenburg-Lexikon Mecklenburg-Lexikon Mecklenburg-VorpommernVorpommernVorpommernVorpommernVorpommern

Siebzehn Jahre nach seinem Wieder-erstehen hat nun auch das nördlicheder fünf neuen Bundesländer ein lan-deskundliches ”Lexikon Mecklen-burg-Vorpommern” erhalten. Aufknapp 800 Druckseiten bemühtensich 86 Autoren, dem wissenshungri-gen Leser Land und Leute dieser Re-gion in Geschichte und Gegenwartnäher zu bringen. Reichlich zwei Ki-logramm geballte Fakten zwischenzwei Buchdeckeln und fast 1500 Stich-worte waren dafür nötig. Als Heraus-

geber verantwortlich zeichnen dieGeschichtswertstatt Rostock e. V. undder Landesheimatverband Mecklen-burg-Vorpommern e. V.Umfassend, faktenreich und zugleichallgemeinverständlich erwartet denLeser in streng alphabetischer Ord-nung ein bunter Themenreigen zurReligions-, Kunst-, Bau-, Wirtschafts-,Verkehrs-, Bildungs- und Medizinge-schichte von Mecklenburg und Vor-pommern. Beide heutigen Landestei-le nahmen über Jahrhunderte hinwegvöllig eigenständige Entwicklungen.Erst die politischen Veränderungeninfolge des Zweiten Weltkriegs führ-ten die historischen Länder zueinan-der. Erst seit dieser Zeit gibt es einegemeinsame Landesgeschichte.Es kann nicht überraschen, dass auchgeologische und topografische Be-

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sonderheiten in diesem Lexikon be-schrieben werden. Auch alle heutigenStädte des Landes finden sich alsStichwort, selbst Feldberg, obgleichder Ort 1999 als erste Stadt des Lan-des die kommunale Selbständigkeitaufgab und in einer neu gebildetenGemeinde Feldberger Seenland-schaft aufging, die heute als flächen-größte Kommune dieses Bundeslan-des gilt. Das freilich erfährt der Leseraus diesem Lexikon nicht. Aufgenom-men wurden ebenfalls Orte, die nachAnsicht der Herausgeber überregio-nale Ausstrahlung besitzen. Auch Stet-tin wird zurecht bedacht als für (Vor-)Pommern wichtiges politisches Zen-trum der alten Zeit. Bei Fürstenbergerfährt man jedoch nicht, dass erst dieUmgemeindung 1950 dafür gesorgthat, dass diese Stadt fortan nicht mehrzum Landesgebiet zählte und deshalbtrotz massiver Bürgerproteste bei derNeubildung der Länder 1990 auchnicht zu Mecklenburg-Vorpommernkam. Bei der Uckermark ist zwar aufhäufigen Besitzwechsel im Spätmittel-alter verwiesen, jedoch nicht darauf,welche Rolle mecklenburgische Fürs-ten dabei gespielt haben. Unter”Remplin” wird das alte Märchen der(angeblich) ältesten SternwarteMecklenburgs aufgewärmt, währendunter ”Sternwarte” der neueste Er-kenntnisstand richtig dargestellt ist:sie war in Ivenack.Als deutlichen Mangel der stadtge-schichtlichen Texte empfindet derRezensent das Fehlen jeglicher Hin-weise auf Namensänderungen einzel-ner Städte in der jüngeren Vergangen-heit bzw. auf Verweisungen von denalten Städtenamen, die oft über Jahr-

hunderte im Gebrauch waren.Lediglich für Kühlungsborn fand dasin der Ortsgeschichte Niederschlag.Gleichwohl hätten Verweisungenwenigstens von Arendsee und Bruns-haupten der Sache keinen Abbruchgetan, zumal für beide früheren Ortesogar Reutergeldserien vorliegen.Aber leider erfährt der Leser auchhier nicht, dass erst in den 1920er und1930er Jahren beispielsweise Dobe-ran zu Bad Doberan, Stargard zu BurgStargard, Neustadt zu Neustadt-Gleweund Treptow a. d. Toll. zu Altentreptowwurden. Diskutabel bleibt dabeisicherlich, inwieweit auch ”Ökelna-men” einzelner Orte genannt werdensollten. Bei mehreren gleichnamigenOrten im Betrachtungsgebiet (z.B.Cammin) wäre ein Hinweis auf diesenUmstand zur Abgrenzung selbst dannförderlich gewesen, wenn die ande-ren Orte keine weitere Behandlungerfahren. Die altmecklenburgischeLandstadt Strelitz findet sich in derSortierung fälschlich unter ”Alt-Stre-litz”, obgleich dieser Name erst mitEingemeindung nach Neustrelitz 1931als Strelitz-Alt amtlich eingeführt wur-de. Bei Friedland fehlt ein Hinweisoder besser noch ein gesondertesStichwort für den 1814 gegründetenTurnverein (heute als TSV Friedlandder unbestritten älteste existierendeSportverein Deutschlands).Auch den Sachartikeln ist im Hinblickauf künftige Neuauflagen gründlicheRevision empfohlen. Die Suche nachSchützenvereinen mit ihren großen,oft uralten Traditionen blieb vergeb-lich. Wenn unter ”Bürgermeister” ge-sagt wird, dass es ab dem 19. Jh. in denStädten nur noch einen Bürgermeis-

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ter gegeben habe, so stimmt daszumindest für viele mecklenburgi-sche Städte nicht. Unter dem Stichwort”Stiftung” liest man nur Formaljuristi-sches ohne jeglichen Landesbezug.So etwas gehört nicht hier her.Etwas überraschend finden sich imLexikon etwa 300 Kurzbiographienvon Personen, welche nach Ansichtder Herausgeber diese Region we-sentlich prägten. Nach welchen Krite-rien hier die Auswahl erfolgte, er-schließt sich dem Rezensenten nicht.Eher wahllos aneinander reihen sichNamen und Kurzbiographien von Be-rühmtheiten, für die man anderswomühelos gleichwertiges, besseresund leider oft richtigeres findet. DieÜberflüssigkeit dieses Segments wirddeutlich im Vergleich etwa mit demPersonenlexikon ”Wer war wer inMecklenburg-Vorpommern” (1995),wo die reichlich zehnfache Anzahl vonPersonen behandelt sind und dasderzeit einer Neuauflage entgegen-strebt. Jede dieser Familien und Per-sonen ist mehr oder weniger bedeu-tend für die Region. Wahrscheinlichhätte ein grundsätzlicher Verzicht aufKurzbiographien unter Hinweis aufandere Nachschlagewerke diesemLexikon nicht zum Nachteil gereichtund die von der Redaktion beklagtenPlatznöte sogar zugunsten andererStichworte entschärft. Für beide Fürs-tendynastien blieben Regentenlisteneine unerfüllte Minimalforderung.Dagegen ist das Leben der Preußen-königin Luise andernorts vielfach dar-gestellt; wann ihre wenigen Besuchein Mecklenburg stattfanden, erfährtman auch hier nicht. Bei Ida GräfinHahn-Hahn bleibt der Verfasser eine

Antwort schuldig, was sie für M-Vüberhaupt bedeutend macht. IhreWerke enthalten keinen nennenswer-ten Landesbezug. Lediglich ihre Ab-stammung sorgte anscheinend für dieAufnahme, jedoch blieben die frühenLebensstationen im Land (Neubran-denburg, Rostock, Greifswald) uner-wähnt. Dagegen wird man Luise Mühl-bach hier vergeblich suchen. Siestammte nicht nur aus Mecklenburg,sondern schrieb sogar darüber.Es ist einzusehen, dass für großenAdelsgeschlechter des Landes, derenNamensträger häufig ranghohe,staatstragende Ämter innehatten,auch nur eine repräsentative Auswahljeden Rahmen sprengen muss. Bei v.Dewitz etwa beschränkt sich der Ver-fasser auch gleich aufs Mittelalter undsagt nicht, dass das Geschlecht fürden Strelitzer Landesteil in der Neu-zeit gleich vier Staatsminister stellte.Dergleichen Fehler im Detail und of-fenkundige Unausgewogenheit kenn-zeichnen dieses Segment durchweg.Franz Boll war nicht Pastor an St. Ma-rien, sondern an St. Johannis, und auchnicht Gymnasiallehrer, sondern Leh-rer an der Bürgerschule. AnnaliseWagner, die trotz des nach ihr be-nannten Kulturpreises und der nachihr benannten Stiftung keinen Eintragerhielt, war nicht – wie der Verfassermeint, Lebensgefährtin, sondern nurErbin von Walter Karbe.Es liegt in der Natur der Lexikonar-beit, dass Unausgewogenheiten undFehler im Detail angesichts der Fak-tenflut kaum jemals zu vermeiden seinwerden. Es muss aber schon viel zu-sammenkommen, ehe der Wert desGesamtwerks dadurch Schaden

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nimmt. Diese Grenze ist beim LexikonMecklenburg-Vorpommern längstnicht erreicht. Entstanden ist vielmehrein überaus nützliches, wichtigesNachschlagewerk zur Geschichte undKultur dieser Region, zu dem man sei-nen Machern nur gratulieren kann. Esgilt schon heute als unverzichtbaresStandardwerk, auch wenn die grünenRandleisten auf jeder Druckseite, mitdenen der Gestalter rund 20% dermöglich gewesenen Fläche ästheti-schen Idealen opferte, und die Abbil-dungen in nicht selten verkleinertemBriefmarkenformat stark gewöh-nungsbedürftig sind. Beides gereichtdem Nutzer zu keinem erkennbarenVorteil. Insgesamt erwiesen sich dieDarstellungen mehrheitlich als zuver-lässig. Der lexikalische Stil führt denLeser im allgemeinen auch ohne gro-ßes Vorwissen zu neuen Erkenntnis-sen. Wie stets wird sich der tatsächli-che Gebrauchswert auch dieses Le-xikons jedoch erst im individuellenAlltagstest erweisen. Ob der Leserdas künftig per Griff in den eigenenBücherschrank oder per Ausflug zurnächstgelegenen Bibliothek erlegenmöchte, muss jeder für sich selbstentscheiden. Der günstige Landes-preis rechtfertigt solche Überlegungallemal.

Lexikon Mecklenburg-Vorpom-mern. – Rostock : Hinstorff, 2007. –768 S., Hardcover, 16,5 x 23,5 cm.ISBN 978-3-356-01092-3. EUR 49,90.

Peter Starsy

John Brinckman zum Dritten....John Brinckman zum Dritten....John Brinckman zum Dritten....John Brinckman zum Dritten....John Brinckman zum Dritten....Dokumente zu Werk und WirkungDokumente zu Werk und WirkungDokumente zu Werk und WirkungDokumente zu Werk und WirkungDokumente zu Werk und Wirkungvon John Brinckman von John Brinckman von John Brinckman von John Brinckman von John Brinckman Band IIIBand IIIBand IIIBand IIIBand III

Dieser jüngste Band der großen Brin-ckman-Dokumentation, mit 514 Seitender bei weitem stattlichste, bringt al-les Wesentliche über das lange ver-kannte Werk des Rostocker Autorsund belegt dessen Rezeption übersieben Jahrzehnte hinweg. Mit Spür-nase, Geduld und Fleiß hat WolfgangMüns zusammengesucht, was überBrinckmans Werke in Zeitungen, Zeit-schriften und Büchern geschriebenworden ist – von der ersten Bespre-chung des Tiermärchens ”Voß unSwienegel” (1854) bis zum Echo aufdie Vollendung der bis heute maß-geblichen, wegen ihres sehr grünenLeineneinbandes sog. ”Laubfrosch”-Ausgabe der Plattdeutschen Werke(1934). Zu finden sind nicht nur Por-träts, Rezensionen und Gesamtwürdi-gungen, sondern auch eine Auswahlvon Vorworten und Einleitungen derHerausgeber zu ihren Einzel-Ausga-ben oder von Werksammlungen.Ein weiterer gewichtiger Teil des Ban-des umfasst viele, teils ungedruckte”Korrespondenzen und Notate zumWerk Brinckmans zwischen 1870 und1927. Sie zeigen das Bemühen derWitwe Elise Brinckman und des drit-ten Verlegers Wilhelm Werther, dieTexte nach dem frühen Tode des Au-tors vor dem Vergessen zu bewahrenund ihnen doch noch Anerkennung zuverschaffen. Neben zahlreichen Wer-bemaßnahmen organisierte Wertherum 1890 auch eine kleine Kampagne,indem er Briefe an namhafte Publizis-ten bei großen Blättern schrieb und

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sie bat, sich für das Werk Brinckmanseinzusetzen: mit einigem Erfolg, dennRedakteure und Autoren wie JohannesTrojan, Rudolf von Gottschall oderHeinrich Seidel schrieben engagier-te Besprechungen oder warmherzigePorträts und machten damit ein gro-ßes Publikum auf Werk und Autor auf-merksam.Müns sieht zwar Wilhelm Wertherwegen seiner Aktivitäten als ”Retterdes Werkes Brinckmans”, aber er un-terstreicht unmissverständlich und inFettdruck diese traurige Tatsache: alleTexte Brinckmans sind seit 1876/77und bis weit nach 1900 nicht nur or-thographisch vereinfacht, sondern oftauch inhaltlich bearbeitet: gekürzt,umgeschrieben, ergänzt – kurz:entbrinckman(n)t worden, ohne dassdies den Lesern mitgeteilt wordenwäre. Und es gibt Bearbeitungen wiedas ”Kasper-Ohm”-Reclam-Heft vonHeinrich Bandlow, die auf einem zuvorschon bearbeiteten Text basieren.Nach Auslaufen der Schutzfrist Ende1900, beginnt nach und nach derRückgriff auf den originalen Wortlaut;aber noch 1944 erscheint die letzteAuflage der ”Kasper-Ohm”-Ausgabedes Hamburger Hermes-Verlages un-verändert mit verhunztem Text.Sämtliche Dokumente sind von Münsausführlich kommentiert worden, au-ßerdem hat er dem Band Kurzbiogra-phien der wesentlichen Akteure bei-gegeben. Materialien zur Geschichteder Brinckman-Denkmäler in Güstrowund Rostock beschließen dieseüberaus nützliche Sammlung.Gewöhnungsbedürftig ist einzig dies:mit den einfachen Anführungs- undmit dem Elisionszeichen sind Einge-

ber und Korrektor des Textes nichtfertig geworden – die stehen allzuoftfalsch: >‘xxx‘< statt richtig >,xxx‘<oder >‘< statt richtig >’<. Und auchdas ausgehende Anführungszeichen>“< ist des öfteren umgekehrt >”< zufinden. Dabei gibt es doch so hilfrei-che short-cuts, mit denen das allesleicht zu machen ist ...Etwas versteckt im Nachwort präsen-tiert Müns noch eine ”fast sensationel-le, bisher völlig unbekannte biogra-phische Facette”, die er im Klaus-Groth-Archiv der Universität Kiel ge-funden hat. In einem Brief von Brinck-mans Witwe Elise an Groth vom 11. 10.1870 steht diese bis dato nie beach-tete Information, die der Biographiede Autors ein Schlaglicht von tragi-scher Ironie aufsetzt: ”...hat Brinck-man für 13 Jahre die ersten Classenfür 300 Tlr. ud. von da an für 700 Tlr.unterrichtet ud. zu Michaelis sollte erOberlehrer mit 1050 Tlr. werden starbaber acht Tage vorher...”. Müns kom-mentiert: ”Für Brinckman hätte diesbedeutet, dass er sich weit stärker alsbisher der schriftstellerischen Arbeithätte widmen können, denn bekannt-lich gab er zu seinem normalen Un-terrichtspensum unzählige Privatstun-den, um seine große Familie ernäh-ren zu können”.

John Brinckman: Briefe, Dokumen-te, Texte. Band III. Editions- und Re-zeptionsgeschichtliches (1854-1934).Erarbeitet und herausgegeben vonWolfgang Müns. Verlag Schuster Leer.Pb. 514 S., ISBN 978-3-7963-0369-2.

Hartwig Suhrbier

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Dat VersprekenDat VersprekenDat VersprekenDat VersprekenDat VersprekenEen Enkeldochter up de Sök na deEen Enkeldochter up de Sök na deEen Enkeldochter up de Sök na deEen Enkeldochter up de Sök na deEen Enkeldochter up de Sök na deWaahrheitWaahrheitWaahrheitWaahrheitWaahrheit

tohuus noch Manuskripten van Oma?Villicht is hör mögelk, dör de wat vanhör Omas Skrievereei to verstahn – ja,villicht waard se doch noch mehr överhör Oma gewahr.Silke maakt sük up de Sök daarna unis düll, as se van hör Ollen höört, datde all allens verneelt un wegschme-ten hebben. Doch wat is mit de Com-puter? Kann man dor noch löschteDateien retten? Un so find Silke dochnoch wat: ´n poor körte Geschichten,eenige Gedichten un een längere Ver-telln: ”Dat Verpreken”. Gau markt se,dat dit een Geschicht is, de hör Levenverännern deit.Wat Silke denn över hör Oma rut-kriggt, hett nix mit de Bild to doon, deman meest van Grootollen in Kopphett: Olle Lüü, de ́ n Büült beleevt heb-ben, de entweder frünnelk sünd un deman geern tohört, wenn se Geschich-ten van froher vertelln, of de verge-telk of all ́ n bietje dörnanner sünd unalltied dat Glieke seggen. Man ditpasst nich to Silkes Oma! Nee, de hettwoll ok ´n Büült beleevt, man ruhigwaarn is se nich. Ok, wenn dit men-nigmaal nich so angenehm för ́ n paarLüü west hett.Hiervan leest Silke un dat lett hör nichmehr löss. Se geiht up Reis un befraagtanner Lüü. Dat se daarbi een Famili-engeheimnis updeckt, waard de Le-ser recht gau gewahr. Doch ok, wennman sük bold tosammen riemselnkann, wat woll geböhrt is, gelingt Bol-ko Bullerdiek dat, mit disse Vertelln deLeser to fesseln. Man waard innohmenvan de beschreven Minsken – van deFroo, de sük nich unnerkregen leet,nich van de Lüü in´t Dörp, nich van höreegens Kinner, nich van dat Leven. De

As Silke truurig up de Beerdigung vanhör Oma steiht, begrippt se nich, watde Lüü so sküttkoppen. De Pastoorproot van een ”eindrucksvolle Frau”,van een ”liebevolle Mutter” un vaneen ”humorvolle Autorin”. Man okdenn keem weer dat Sküttkoppen vande Lüü. Wat hett dat to bedüden? Ande Koffjetafel achteran hört se vananner Lüü över de Skrievereei van hörOma. Humorvull harr se skreven? Datis ja to´n Lachen. Gallig un sarkastischharr se skreven. Silke markt, dat seeegentlich gor nich so völ över hörOma weet, de se doch so leev hat hett.Se fangt an to grüveln. Gifft dat nich

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Fehlers maakt hett un leeden hett, mande doch alltied för hör Wünschekämpft hett.Dit is een Geschicht, de in moderneAart van mehrere Generationen ver-tellt – de düdelk maakt, dat elk in sieneegens Tied leevt, man dat doch dat”Lengen na Leevde” glieks blifft.De good weg 100 Sieden bruuken bide völ verscheedenen Perspektiveneen upmaarksamen Leser, de dennabers nich blot van een Familienge-schicht lest, de blangenbi ok in deGeneet van unnerscheedelk platt-dütske Texten kummt, de in de Ver-telln inbaut sünd. Disse alleen lohnensük all to lesen.Besünners is ok, dat een Deel upHochdütsk un een Deel – de wieder-geven Geschicht van Silkes Grootmo-der – up Plattdütsk skreven is. So kö-nen ok Lüü, de noch nich so bewan-nert sünd mit dat Plattdütske disseGeschicht good lesen.Un well ok dit eerst noch stuur fallt,de kann sük de heele Geschicht asHörbook anhören. Twee CDs liggende mit bi.Up de Ich-Erzählerin trefft in besün-ner Wies bi disse Vertelln to, wat hörOma över de Booken seeg, de se vaneen Person kreegen hett, dat wassen”Böker, de ehr verännern”. Off dit hierok up de Leser totrefft? – ”Dat Verpre-ken”!

Bolko Bullerdiek, Dat Verspreken,Erzählung, Plaggenhauer Verlag 2007,ISBN: 978-3-937949-09-3, mit zweiCDs, 19,90 e Hilke Arends

As ik noch wat jünger weer …As ik noch wat jünger weer …As ik noch wat jünger weer …As ik noch wat jünger weer …As ik noch wat jünger weer …

Wenn de Lüüd öller ward, denn denktse över ehr Leven no. Un wenn seSchrieverslüüd sünd, denn schrievt sedat op. Un bi all de Autobiografien –wat dat nu Ivo Braak sien ”Tieden” isoder Ruth Klüger ehr ”weiter leben”,Reich-Ranicki sien ”Mein Leben” oderHelga M. Novak ”Die Eisheiligen”(een von de besten Böker överhaupt!)– bi all disse Böker fallt mi wat op: DeBericht över de Kinnertied is veel be-ter as över dat Leven achterno.Wo liggt dat an?Villicht doran, dat in uns Kinnertied deKopp noch leer is un wi de Indrückebeter behoolt. Oder doran, dat uns asKind all dat Beleven ton ersten Mooldröppt un sick dorüm unvergeten in-prägt. Oder doran, dat in uns Kinner-tied noch allens möglich is, dat unsPhantasie noch nich indröögt is op dat,wat uns loterhen realistisch dücht.Mag dat nu ween as dat is. De klokenSchrievers beschränkt sick dorüm fo-ken op de Kinnertied. Un Hayo Schüt-te is en kloken. Dorüm köönt wi in sienBook wat lesen över sien Kinnertiedin Ostfreesland un in Holsteen. Hayosien Vadder weer Veehdoktor, is averfröh dootbleven. Dorüm müss deMudder mit en Reeg Kinner bi ehrÖllern ünnerkrupen, wat för all wegende Giezangel-Oma nich licht weer.De lütte Hayo weer anners as de an-nern Kinner: He harr Polio hatt un kunndorüm mit sien stief Been nich so licht-föötsch över Padd as de annern. Un heharr noch wat, wat de annern nichharrn oder tominnst nich so veel vonharrn: nämlich Fantasie, de Lust tonKieken un Sinneern un Rumklütern.

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Wi seht den lütten Hayo ünner Rha-baberbläder sitten, de Käfer, Rupen,Boddervogels bekieken un de Tiedvergeten, liekers he egentlich mankde annern Jungs un Deerns in de ers-te Schoolklass sitten schull. Wi seht deJungs sick op de Brüch de Tied ver-drieven. Se sünd dor twoors nichscharp op, bi de HJ mittomaken, manRangafteken, jo, dat wüllt se hebben.Un so mookt se een ton Anföhrer, denannern ton Viez, den drütten ton Fah-nendräger, den veerten ton tweetenFahnendräger, ofschoonst se gor keenFohn hebbt.Wi seht, woans Hayo en Deef ut denAppelboom verjoogt, un beleevt dennde Tragik: dat em dat nüms glöövt.Ach, lacht sien Börder un Süstern,Hayo vertellt wedder Geschichten.Geschichten vertellen, dat kunn HayoSchütte as Kind al un dat kann hevondoog noch un sick erinnern. Unden Leser deelnehmen loten an enKindheit, de so weer, as de von veelLesers un doch ok ganz anners.Dat Book is so mookt, dat du links denhochdüütschen un rechts den platt-düütschen Text hest. Mi hett dat nichövertüügt. Wenn ick en plattdüütschBook kööp, denn stört mi de hoch-düütschen Sieden dormank. Un datmag anner Lüüd geven, de sick an deplattdüütschen Sieden stört. Un dat enHochdüütschen sick mit dat Plattdüüt-sche afmaracht un blots, wenn he’tnich versteiht, op de linke Sied wie-derleest, dat glööv ick nich so recht.Twüschendör gifft dat – blots op Platt– Gedichten. De weern mi meist to”platt”. Af un an hett mi en Gedichtok anröhrt, man dat denn as Över-schrift doröver steiht, wat de Leser

sülfst rutfinnen kann (En Jung sienGedanken), dat stört mi.Bi dat Book gifft dat en Spegelschiev(CD), dor köönt wi Hayo Schütte sienangenehme Stimm hören un beleven,woans he sien Geschichten vördriggt.Un twüschendör singt Hayo sienDochter Rika Tjakea Schütte wunner-schön mit de Grupp SWING OP DEDEEL

Hayo Schütte, As ik noch wat jün-ger weer …, Geschichten un Musik upDüütsch un op Platt to lesen un to hö-ren, ISBN 978-3-00-022305-1, to krie-gen bi: Hayo Schütte, CacherienerStraße 17, 29484 Langendorf/Elbe,www.hayoschuette.de (18 e + 1,50 eVersandkosten) Bolko Bullerdiek

Kien Leven in’t Paradies?Kien Leven in’t Paradies?Kien Leven in’t Paradies?Kien Leven in’t Paradies?Kien Leven in’t Paradies?

Dat Paradies hett Konjunktur – to-minnst in de plattdüütsche Literatur.De erste weer Boy Lornsen, de ”SienSchöpfung un wat achterno keem” inhumoristische Verse beschreven hett.He geiht mit den Herrgott üm, as wennhe em persönlich kenn. Un dat klingtdenn so:

Gottvadder see: Un nu schöpf ikden Mensch. Dat ward mien Meis-terstück.Mit dat Mannsbild fung he an,De Madam keem achteran.

De tweete is Johann D. Bellmann mitsien ”Paradiestiet”. He beginnt mit datMotto ut den Apollo-Tempel in Delphi:”Fraag di, wokeen du büst!” Wokeenbün ick, fraagt Bellmann, wat is deMinsch? He geiht trüch to den Anfang,maakt so’n Oort anthropologischeBestandsopnahm.

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Dor seet ik nu, ik utsett Mann,seet platt op’n Mors mit nix nich an,weer een-fach dor mit Huut un Haar,harr Kopp un Arms un Been,kunn kieken un kunn seeh’n,kunn hören un kunn lüüsternun seet doch schier in’n Düüsternbi hell daalbrennen Sünn;un ik wüss narms nich mit mi hin.Wat weer mi dat för’n Angang?Wo weer hier End, wo Anfang?

Bellmann vertellt nich de Schöpfungs-geschicht, so as dat bi Moses in deBibel steiht. De Herrgott wiest sicknich mit en mächtige Stimm; he snacktnich mit de ersten Minschen. Kloor,Adam hett Fragen, so as wi ok:

Wenn ik en Huus mit Reetdack boo,denn weet ik doch tovör, woto.Un also müss’t för Eer un Hevenun Waater ook een Ursaak geven.Wenn dat för all, wat levt, is goot,woto weer denn dat Leven noot?Woto denn weer de Kopp so lütt,

dat he dor still to grüveln sittun doch op’t End to nix berittun blooß noch in de Fuust sik bitt?So seet ik denn dörch Dag un Daagun beet mi fast dor in de Fraag:Woto is, wat dor is, denn dor?Wo ward een, wat dat meent, ge-wohr?

Erst as Kain Abel dootslaan hett, asAdam un Eva in ehr Noot nich ut nocheen weet, dor heet dat:

”Wo büst du, Guoth?” so wimmer se.Ik harr dorto keen Woort opstä.Se harr son Anroop noch nich daan.’k wüss nich, wohin de Klaag schullgah’n.

De drütte Paradiesverteller nu is JörgWangerin ut Klein Bünsdorf in Me-ckelbörg. He lett Adam vertellen, mannich so eenfach vör sick hen – as Sülfs-reflexion. Bi Wangerin hett Adam enGegenöver, sienen Enkel Henoch, denSöhn von Kain. De Sünnenfall un deDootslag von Abel liggt lang trüch.

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Adam un Eva hebbt ehre beiden ers-ten Söhns verloren: den een’ dörDootslag, wegen he weglopen is.Man nu sünd Adam un Eva froh: Tworsis nich Kain trüchkamen, man Henoch,Kain sien Söhn. Un se hört, dat Kainleevt, dat he jichtenswo in de WeltLüüd funnen un Fro un Kinner hett.Un dorüm nu, dat Henoch weet, woansallens anfungen hett un wat mallöörtis, dorüm vertellt Adam von den An-fang. Un he vertellt ok von dat Un-glück, nee, nich dat, wo se ut dat Para-dies verdreven worrn sünd. Dat weerno Adam sien Menen keen Unglück,nich wirklich; denn dor in’t Paradies,dor is keen Leven, nich för denMinschen, so as he is. De Minsch bru-ukt, seggt Adam to Henoch, Arbeit, umganz Minsch to ween, he mutt fragenun denken un doon. Dat Unglück, wosick Adam un Eva nich wedder vonverhaalt hebbt, is de Doot von Abelun de Flucht von Kain. Un wi seht al,ok hier gifft dat anthropologische Be-sinnung.Wat is nu de Ünnerscheed to Bell-manns Paradiestiet?Wangerin sien Adam vertellt in Prosaun blifft dichter bi dat erste Book Mo-ses. He hett en richtige Vertellsituati-on. He hett en Adressat, Henoch, un hevertellt von trüchliggen Tieden, gifft deFamiliengeschicht wieder. Anners asbi Bellmann leevt Adam un Eva in Kon-takt to den Herrgott, tominnst höört sesien Stimm un sünd in ehr Doon unDenken op em utricht. Hier gifft datden Sündenfall, de allens verännert.Nich blots, dat de Minschen överenan-ner herfallt un enanner dootslaht. Okde Tieren jachtert achter de annernTieren her un freet se op.

Dat lohnt sick, dit Book to lesen. Sün-nerlich, wenn man ok Boy Lornsen unBellmann wedder lest. Denn interpre-teert sick de Böker wesselsiedig.Wat mi an dit Book sünnerlich geful-len hett, sünd de Teeknungen von Ur-sula Sterly-Aniszewski. Ick harr meistnich glöövt, dat mi naturalistische Tee-knungen so anspreken köönt. Un dor-üm heff ick fraagt, wat ick en poor vonde Teeknungen in dit Heft afdruckenkann – blots so, dat de Ogen sick maalutrauhn köönt un de Leser sick freit.

Jörg Wangerin: Kein Leben in’t Pa-radies?, Biller von Ursula Sterly-Anis-zewski, rutgeven von den Heimatbundfür das Fürstentum Ratzeburg, Volks-kundemuseum des Ratzeburger Lan-des in Schönberg, 1. Aufl. 2007, ISBN978-3-9805722-4-8, (BuchhandlungHempel, 23923 Schönberg, 038828-21543 – e 6,90)

Bolko Bullerdiek

Lachen ist nicht genugLachen ist nicht genugLachen ist nicht genugLachen ist nicht genugLachen ist nicht genug

Kloor, faken gifft dat wat to lachen,wenn Stücke von Konrad Hansenspeelt ward. Man dat langt nich. Meistgifft dat veel, wo de Tokiekers övernodenken köönt, wo se över noden-ken schullen – wenn se denn köönt,wenn dat plattdüütsche Theoter jemdat nich afwöhnt hett.Dit lütte Heft nennt sick ”Werkkatalog2008”. Un dat is meist nich to glöven,woveel Stücke Konrad Hansen för datTheoter schreven hett: Eenakter,Mehrakter, Kortspele; Komödien, Lust-spele, Schwänke; Schauspele, ok wollernste Eenakter (man keen Tragödi-

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en); korte Stücke, wo entweder enReeg achternanner speelt ward oderok – ton Bispilll vör Schooltheoter –een lütt Stück.. All tohoop sünd datföfftig Theoterstücke. Un ick weet, datKonrad Hansen jo ok op Hochdüütschschreven hett, ton Bispill wichtige his-torische Romane.Dat lett meist, as wenn de Phantasievon Konrad Hansen keen Grenzenkenn. Dit Heft – ick denk, dat man datbi den Verlag bestellen kann –, is goodto bruken för Speelleiter von Bühnen.Se weet, woveel Froons un Keerls asSchauspelers nödig sünd; woveel Büh-nenbiller; un worüm dat in dat Stückgeiht. De Inhalt is knapp wedderge-ven, af un an is dor en Stück von enRezension bigeven.Wat heff ick nich so goot funnen?Ton Bispill, dat över plattdüütscheTheoterstücke blots op Hochdüütschschreven ward. Dat mookt so richtigdüütlich: verlusteern kann man sickop Platt (ton Bispill in’t Theoter), manwenn man sick doröver verstännigenwill, geiht dat op Hochdüütsch – ok bide Plattdüütschen. Un stört hett mi ok,dat de Verlag nich weet, woans datWoort ”Autor” deklineert ward (datheet: ”Konrad Hansen als Autor”, nich”K.H. als Autoren”). Wo koomt wi hen,wenn de Lüüd, de beruflich jümmermit Autoren umgaht, mit dat Woortnich korrekt umgahn köönt. Man vil-licht is dat jo Schoolmesterspinn-kroom.

Lachen ist nicht genug – zum 75.Geburtstag von Konrad Hansen,Werkkatalog 2008, Theaterverlag KarlMahnke, www.mahnke-verlag.de

Bolko Bullerdiek

Juristendeutsch up PlattJuristendeutsch up PlattJuristendeutsch up PlattJuristendeutsch up PlattJuristendeutsch up Platt

Das Juristendeutsch hat den Ruf, dasallerschlechteste Deutsch zu sein.Trotzdem haben sich schon mehrereAutoren an plattdeutschen Überset-zungen von Gesetzestexten wie Ver-fassungen versucht. Nun haben wirdie Allgemeine Erklärung der Men-schenrechte, die im Dezember 1948von den Vereinten Nationen verkün-det wurde, in einer Plattdeutsch-Ver-sion von Frerk Möller, herausgegebenvom Institut für niederdeutsche Spra-che (INS). Sie ist im ”EuropäischenHandbuch für Menschenrechtsbil-dung in der technischen und berufli-chen Bildung” enthalten, und zwar imAnhang, wo die Menschenrechtser-klärung in mehreren Sprachen, auchin Plattdeutsch, abgedruckt ist. DasINS meinte aber, der plattdeutscheText habe eine größere Verbreitungverdient, und hat daher dieses kleineHeft produziert.Eine solche Übersetzung muss freisein von Schachtel- und Bandwurmsät-zen. Substantive, besonders abstrak-te, müssen zu Verben umgeformt wer-den. Frerk Möller ist das in der Regelauch gut gelungen. Manchmal hat ersich aber doch eng an die hochdeut-sche Satzkonstruktion angelehnt wiebei der Präambel, und dann ist derplattdeutsche Text nur mit Mühen zulesen. Hier und da hätte er etwas mu-tiger Lehnübersetzungen aus demHochdeutschen produzieren können.”Leibeigenschaft” ist ein feststehen-der historischer Begriff. ”Liefegen-schop” steht vermutlich in keinemplattdeutschen Wörterbuch, jederwüsste aber, was gemeint ist. ”De to

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dat Goot vun anner Minschen höört”ist unscharf, denn das könnte sowohlSklaverei wie Leibeigenschaft sein.Die plattdeutschen Nachrichten lebenvon solchen Lehnübersetzungen (Ge-warkschop, Inkelhannel, Binnenut-schuss usw.). Manchmal ist es nichtzweckmäßig, sich zwanghaft vomhochdeutschen Begriff lösen zu wol-len. ”Unschuld” ist auch ein gutesplattdeutsches Wort, deshalb sollte es”Unschuldsvermoden” und ”unschül-lig” heißen. ”Truschüllig” ist mehr-deutig und kann auch mit ”vertrauens-selig” übersetzt werden. Oder warumnicht ”unafhängig” für ”unabhängig”?Die Holländer sagen ”onafhankelijk”,die Dänen ”uafhængig”. Beides ist,vermute ich mal, eine Lehnüberset-zung aus dem Deutschen. Ein Land,das ”ünner Vullmacht steiht” – das istnicht auf Anhieb verständlich. MancheLehnübersetzungen wie ”apentlik”(für ”öffentlich”, erlaubt nach Sass-Wörterbuch) klingen so grausam, dassman es doch anders formulieren soll-te (abgesehen davon, dass es ”apent-lich” heißen müsste, wenn anderswoauch -lich geschrieben wird).Meistens ist ”öffentlich” identisch mit”staatlich”, darum könnte man statt”apentlik Ämter” getrost ”Ämter bi’nStaat” sagen. Aus ”Sik-Billen” (für ”Bil-dung”) kann man mühelos ein Verbmachen: ”Elk un een hett dat Recht, sikto billen” oder ”sik billen to laten”.Zwar steht ”bekamen” in einigen Wör-terbüchern für ”bekommen” und”empfangen”, aber nicht alles, was inWörterbüchern steht, sollte man auchbenutzen. Besser ist ”kriegen” oder,wenn es um Meinungen und Ideengeht, ”künnig warrn”.

Manchmal ist die Schreibe nicht ein-heitlich. Neben ”holen” (halten) steht”hollen”, in Infinitive auf -ieren heißenteils -eren, teils -eern. Aber solcheMängel halten sich in Grenzen.Sicherlich ist die Übersetzung einessolches Textes ”een stuur Wark”. Abergerade deshalb sollte man siemehrmals laut lesen, um sie auf guteLesbarkeit und gutes Platt zu abzu-klopfen.

Allgemeen Verklaren vun deMinschenrechten. Schriften des In-stituts für Niederdeutsche Sprache,Dokumentation Nr. 29. Up Plattdüütschtrechtmaakt vun Frerk Möller. VerlagSchuster, Leer 2007, ohne Seitenzah-len, ISBN 978-3-7963-0373-9.

Hans-Joachim Meyer

De chele CheorchinenDe chele CheorchinenDe chele CheorchinenDe chele CheorchinenDe chele Cheorchinen

Der Schleswig-Holsteinische Heimat-bund hat sich vorgenommen, Gram-matiken vom Plattdeutsch der einzel-nen Regionen dieses Bundeslandes zuerstellen. Es begann mit der Probstei(an der Ostsee östlich von Kiel), nunliegt uns das zweite Heft über das an-geliter Platt vor, also von der Gegend”twischen Flensburg un Schleswig”.Es beginnt mit den Besonderheitendieser Mundart. Bei den Verben en-det der Plural im Präsens auf en undnicht auf t: wi lopen, wi sehn. Die Leu-te ”snackt” hier nicht, sondern”schnacken” Platt. Beim Präteritumder schwachen Verben ist die Endungte oder e erhalten geblieben: he han-nelte, he måålte (neben he mååle).Und bei der Deklination der Substan-

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tive sind Subjekt- und Objektfallüberall gleich: de Mann (der, demoder den Mann). Das g ist nicht nuram Ende, sondern in allen Positionenzu ch geworden. Und da darf natürlichder Spruch nicht fehlen, mit dem mansich über die Bewohner Angelns lus-tig macht: ”...in’e chünte Chechend,wo de chrote, chele Cheorchinenchräsich chuut chedeihn”.Neben ”wurr” (wurde) gibt es einebesondere Konjunktivform ”würr”(würde). Mit diesem ”würr” wird auchder Konjunktiv bei anderen Verbengebildet: Ik würr sehn (ich würde se-hen). Bei den Adjektiven ist die Ten-denz zur Einheitsendung e zu bemer-ken: De dicke Kopp (der dicke Kopfund den dicken Kopf), de dicke Köp-pe (neben de dicken Köppe). Einigestarke Verben können auch schwachkonjugiert werden: rüken (riechen): ikrüükte/rüke neben ik rook (ich roch).Vergessen scheint mir im Heft eineBesonderheit, die es auch in Nord-friesland gibt. Die Infinitivsätze mit zuerscheinen als ”un”-Konstruktion: Datis swår un betåhlen dat Geld (Es istschwer, das Geld zu bezahlen). Hiermacht sich dänischer Einfluss be-merkbar, denn ”at” (zu) und ”og”(und) klingen bei nachlässiger Aus-sprache fast gleich (wie ein kurzes o).Als die Dänen zum Plattdeutschenübergingen, übersetzten sie dieseskurze o immer in ”un”. Das angeliterPlatt ist auf dänischem Unterbau(”Substrat”) gewachsen.Einige Textbeispiele runden das Heftab. Bei einem Gewährsmann ausFlensburg fällt auf, dass er einige dä-nische Wortfetzen benutzt.Eine schöne Fleißarbeit und ein Muss

für jeden, der das angeliter Platt ken-nenlernen möchte.

So schnacken wi twischen Flens-burg un Schleswig. NiederdeutscheFormenlehre, Heft II. Gesammelt undzusammengestellt von Dr. AnnemarieJensen. Hrsg.: Schleswig-Holsteini-scher Heimatbund. Plaggenhauer-Verlag, Krummbek 2007, ohne Seiten-zahlen, ISBN 978-3-937949-08-6.

Hans-Joachim Meyer

Blick zurück in TrauerBlick zurück in TrauerBlick zurück in TrauerBlick zurück in TrauerBlick zurück in Trauer

Vor uns liegt ein kleiner Gedichtbandin Groninger Platt (Grunnegs), dervon der Stichting t Grunneger Boukals Jahresgabe für 2007 verschicktwurde. Der Autor Peter Visser, der aufdem rund zwanzig Jahre alten Titelfo-to noch recht jugendlich aussieht,träumt in seinen Gedichten von derVergangenheit, von der verlorenenJugend, von verflossener Liebe undfrüheren Freundschaften. Es ist einesehr traditionelle Lyrik, über Natur,Garten und Wald, über die Jahreszei-ten, über verlorengegangene Roman-tik:

Nou zuik ik doar bie leste dieknoar sporen vrouge romantiek,mor laifde is oet t landschop voten dat muit mie, muit mie bot.

(Jetzt suche ich dort am letzten Deich/ nach Spuren früher Romantik, / aberdie Liebe ist aus der Landschaft ver-schwunden / und das dauert mich,dauert mich sehr.)Am originellsten ist ein Gedicht überdas Unvermögen, Gedichte zu schrei-ben:

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Zo as veur ain, op goud geluk ver-trokken,laand zichtboar wordt aan t èn vanoceoan,is dit gedicht oet ledeghaid ontsto-an.

(So wie für jemanden, der auf gutGlück abgefahren ist, / Land sichtbarwird am Ende des Ozeans, / ist die-ses Gedicht aus Leere entstanden.)

Peter Visser: t Zwaart van ogen.Hrsg.: Stichting t Grunneger Bouk.Winschoten 2007, 32 Seiten, ISBN 978-90-70323-67-7.

Hans-Joachim Meyer

Die schönsten norddeutschenDie schönsten norddeutschenDie schönsten norddeutschenDie schönsten norddeutschenDie schönsten norddeutschenKinderliederKinderliederKinderliederKinderliederKinderlieder

Heike Müns, die sich durch die Her-ausgabe der Bücher ”Niederdeut-sches Liederbuch” und ”Dat du mienLeewsten büst” Verdienste erworbenhat, legte hier ein weiteres mit 50norddeutschen Kinderliedern vor.In fünf Abschnitten ”Vom Aufwachenund Einschlafen”, ”Von den Tieren”,”Von den Jahreszeiten”, ”Von denWeihnachtsfreuden”, ”Vom Spielenund Toben” hat die Herausgeberinbekannte und unbekannte hoch- undplattdeutsche Kinderlieder zusam-mengetragen.Wir begegnen wohlbekannten Tex-ten, aber auch ”alten” nicht so be-kannten von Arndt bis Groth, dabeiallein 27 von Hoffmann von Fallersle-ben und 11 plattdeutschen Liedern. Esist ein Liederschatz, den es zu bewah-ren lohnt oder den es neu zu entde-cken gilt. Das Buch ist mit Bildern von

Ludwig Richter, Otto Speckter undanderen illustriert.Ein ausführliches Nachwort, ein Quel-len-, Literatur- und Bildnachweis er-gänzen die schöne Ausgabe.

Heike Müns (Hg.), Die schönstennorddeutschen Kinderlieder, Hins-torff Verlag, Rostock 2007, 3-356-01097-2 Will Schüßel

Bolinius’ Reisen in die weite Welt –Bolinius’ Reisen in die weite Welt –Bolinius’ Reisen in die weite Welt –Bolinius’ Reisen in die weite Welt –Bolinius’ Reisen in die weite Welt –up Plattup Plattup Plattup Plattup Platt

Ein Reisebuch – das ist es eigentlichnicht, was der Petkumer Erich Bolini-us mit seinem 400-seitigen plattdeut-schen Buch vorlegt. Er verquickt Rei-seeindrücke, Erlebnisse und so man-ches Kuriose.In diesen 54 Geschichten entführt Bo-linius nach China und Gambia, nachItalien und Südafrika, nach Sri Lankaund in die Niederlande, nach Kanada,Marokko, Ägypten, Norwegen, Lanza-rote, Mallorca, aber auch in denSpreewald, nach Dresden, Berlin oderFrankfurt.Weit gereist ist aber nicht nur FamilieBolinius. Auch die Altliga-Mannschaftdes SV Petkum, in der Bolinius Fuß-ball spielt, ist mit von der Partie. Unddie bei den Reisen geknüpftenFreundschaften halten bis heute. Soetwa der Besuch in den neuen deut-schen Ländern 1990. Mit Bad Langen-salza sind die Petkumer immer nochdick befreundet.Auch bei zwei China-Besuchen erleb-te Bolinius so manche ernste und hei-tere Situation – etwa, als sie bei einemKulturabend zur Melodie von „Stille

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Nacht, heilige Nacht“ tanzen mussten.Das sei ihnen „´n bietje rar“ vorge-kommen.Bolinius’ Stil ist ungekünstelt und di-rekt. Er hält keine lange Vorreden,sondern legt gleich los. Und auch seinPlattdeutsch ist ungeschminkt. Viel-leicht ist das der Grund, dass sich dieTexte leicht erschließen und gut le-sen lassen. Etwa wenn Bolinius voneiner Eisenbahnfahrt in Sri Lanka be-richtet, bei der er versehentlich in der3. Klasse landete. „Junge, wo dat dorutsach un rook.“ Rumpelnd geht eslos, und die ganze Zeit ist da die Angst,dass der Zug womöglich aus den Glei-sen springt.Warum aber muss man auf einer Rei-se nach Wien Tee und Kluntjes mitneh-men? Und warum bekamen die Rei-senden in ihrem ägyptischen Hotel„bold ´n Daalschalg“? Und warumfährt man zum Skifahren nach Dubai?Und was hat es mit einer Werbefahrtauf Gran Canaria auf sich?Bolinius führt in ungewohnter Weisedurch die Lande. Weniger die offizi-ellen Besuchsprogramme sind für ihnvon Interesse, sondern die Erlebnis-se am Rande, die heiteren Dinge, auchsolche, die manchmal für Ärger sor-gen.

Erich Bolinius: „Van Oostfreeslandin de wiede Welt“, Selbstverlag(Druck bei Sollermann in Leer ). Zubekommen ist es für 12,80 Euro absofort bei Erich Bolinius([email protected]) in Pet-kum, in der Petkumer Raiffeisenbankoder in der Geschäftsstelle der Em-der Zeitung. Ina Wagner

(aus: Emder Zeitung, 4.12.07)

Hör mal’n beten toHör mal’n beten toHör mal’n beten toHör mal’n beten toHör mal’n beten to

Bereits im Jahre 2006 konnte die Sen-dung ”Hör mal’n beten to” auf ihr50jähriges Bestehen zurückblicken.Passend zu diesem Jubiläum gab derNDR sowohl ein Buch als auch ein Hör-buch heraus. Beides stellte der Redak-teur Christoph Ahlers zusammen.Im Vorwort des Buches, das ErnstChrist beisteuerte, heißt es: ”Die Hö-rerinnen und Hörer der NDR 1-Pro-gramme in Schleswig-Holstein, Ham-burg und Niedersachsen lieben diekleine Sendereihe ... Die meisten be-geisterten Anrufe in der Niederdeut-schen Redaktion des NDR ... kommenaber von Hörern, die im Alltag nurwenig Berührung mit Plattdeutsch ha-ben. So ist Hör mal’n beten to zugleicheine Sympathiewerbung für die Spra-che des Nordens.”Für diese Sympathiewerbung undandere Verdienste wurde diese Sen-dung denn auch passend zum Jubilä-um mit dem Kappelner Literaturpreisausgezeichnet (wir berichteten).Hier geht es nun aber nicht um dieSendung, sondern um das Buch unddie CD und da bleiben doch einigeWünsche offen: Ernst Christ schreibt:”Zum ersten Mal aber bietet jetzt eineinzelnes Buch einen Querschnittdurch alle fünf Jahrzehnte der Sende-reihe. Wegen der großen Zahl konntennicht alle Autoren berücksichtigt wer-den.” Schade! Hätte man nicht nur eineGeschichte pro Autor drucken könnenund dafür alle berücksichtigen? Gut,auch in der Sendereihe ist nicht jedeGeschichte so gut, dass sie einenDruck wert wäre, aber wenigstens einedruckfähige Geschichte müsste doch

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bei jedem Autor dabei sein, warumkommt er sonst in den Äther? Und vonden jetzt ausgewählten wäre auch dieeine oder andere entbehrlich. Nun,viele Hör-mal’n-beten-to-Autoren ha-ben ihre Geschichten ja in eigenenBüchern veröffentlicht und man kannsie dort nachlesen (sofern sie nocherhältlich sind).Viel ärgerlicher finde ich es, dass aufder CD viele Stimmen fehlen und an-dere doppelt vertreten sind. So ver-misse ich z. B. die markanten Stimmenvon Gerd Lüpke und Günter Harte.Aber vielleicht kann man auch ohneJubiläum weitere CD’s zusammenstel-len. Warum sollen die Aufnahmen inden NDR-Archiven versteckt bleiben,die hier keinen Platz fanden?

Hör mal’n beten to, Dat Book: Zu-sammengestellt von Christoph Ahlers,Quickborn-Verlag, Hamburg, 2006,130 S., ISBN 3-87651-320-0Hör mal’n beten to, Dat Hörbook:Zusammengestellt von Christoph Ah-lers aus den Archiven des NDR, Quick-born-Verlag, Hamburg, 2006, ISBN 3-87651-308-1 Ingrid Straumer

Aike de KattekerAike de KattekerAike de KattekerAike de KattekerAike de Katteker

En schöne Idee: en Billerbook to’nÜmdreihen! In de Mitt vun’t Book is deeen Geschicht to Enn, un wenn een datBook ümdreiht, kann’n de anner Ge-schicht lesen – vun Aike, den Kattekerun sien Aventüür. Wolfgang Schmitzhett de beiden lütten Geschichten vunJo Maja Turkiewicz goot öbersett. Datklingt lebennig un is ok richtiget Platt.Ok de Idee mit dat Tellen bet twölf –

mit Eckern up de een un mit Feddernup de anner Siet – is originell. De Kin-ner möögt dat seker, un de Öllerenamüseert sik. Wat mi nich so gefallt, datsünd de Biller. Se sünd so maalt, as Kin-ner malen doot, aver Kinner harrn datvillicht jüst so goot henkregen. Ik leevup’n Dörp un kann meist jedeen Dagen lebennigen Katteker in mien Goornlopen un springen sehn. Vun de Oort,woans düsse flinken Deerten sik bewe-gen doot, is bi de Biller vun NineWinderlich nich veel to sehn – dat isschaad. Villicht bedüüt dat aver ok nichso veel. Ganz lütte Kinner kiekt meistblots de Gesichter an, un de Ogen kiektjümmers ganz lebennig un spegelt veelGeföhl wedder. De faste Inband un dathandlich Format maakt düt Book to enfien Geschenk, mit dat en lütt Deernoder en lütten Jung de eersten WöörPlattdüütsch goot lehren kann.

Jo Maja Turkiewicz, Nine Wunder-lich: Aike de Katteker – Twee platt-düütsche Geschichten, in’t Plattdüüt-sche översett von Wolfgang SchmitzWachholtz Verlag, Neumünster, 2007ISBN 978-3-529-04772-5; 9,90 e

Herbert Timm

Bunte KnicksBunte KnicksBunte KnicksBunte KnicksBunte Knicks

”Bunte Knicks – Umweltgedichte” – dashört sich interessant an. Kleine hoch-und plattdeutsche Verse, die auf unter-haltsame Weise zum Nach- und Umden-ken anregen, so steht es auf dem Ein-band, habe Jens Jensen, Bauernsohnund Lehrer aus dem Husumer Raum, imLaufe mehrerer Jahre aufgeschrieben.Der Wachholtz Verlag hat daraus ein

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hübsches Bändchen gemacht – hand-lich, mit bunten Herbstblättern auf demEinband. Der Preis erscheint angemes-sen – ein passliches Geschenk für ei-nen Naturfreund. So denkt man. Aberman sollte vorher ein paar Gedichtedurchlesen, bevor man es kauft. Findetman wirklich Reime unterhaltsam, beidenen das Versmaß nicht stimmt? Willman auf jeder Seite den erhobenenZeigefinger sehen? Immer wieder wer-den Auto und Rasenmäher als Umwelt-sünder angeprangert. Müssen wir dasin holprigen Versen auf 112 Seitenimmer und immer wieder lesen – ge-nügt da nicht ein einziges, eindrucks-volles Gedicht? Man sucht es ver-gebens in diesem Buch. Jens Jensenkennt sich aus in der Natur, aber musser das in Strophen fassen? Hier ein Bei-spiel: ”Und üppig grüßt der Pflanzen-wuchs, die Kleintierwelt in reicherSchar. Dabei manch Seltenes aufwuchswie Wegwarte hellblau und klar.”Immer wieder stößt man auf Klischeesund die Verteufelung des technischenFortschritts, der die früher heile Weltzerstört. Nein, ich fand das Gereimtenicht unterhaltsam, und zum Nach- undUmdenken haben mich kluge Aufsät-ze, detaillierte wissenschaftliche Ana-lysen und eigenes Naturerleben eherangeregt. Als langjähriger Vorsitzen-der des NABU könnte Jens Jensen dazubestimmt Wichtiges und Brauchbaresbeitragen. Es darf auch gern auf Plattsein – aber bitte in Prosa.

Jens Jensen, Bunte Knicks – Um-weltgedichte, Ümweltgedichten opPlatt, Wachholtz Verlag, Neumünster,2007, ISBN 978-3-529-04775-6; 9,90 e

Herbert Timm

SPEGELSCHIEVEN (CD)

Alles für das OhrAlles für das OhrAlles für das OhrAlles für das OhrAlles für das Ohr

Wie zum Beispiel später Bolko Buller-diek hat auch schon Willi F. Gerbodesein Buch ‚Nachtschatten bei Tage‘ganz und gar auf CD gesprochen. Soist ein Hörbuch mit vier Scheiben ent-standen, das in 252:06 Minuten alle 21Geschichten des Buches auch für dieOhren aufbereitet.Es macht überwiegend Freude, dereigentümlichen Erzählweise des Au-tors zu folgen, der durch seine Sprech-ausbildung bei Felix Dolling und sei-ne Musikalität bestens für das Vorle-sen gerüstet ist. Besonders die leise-ren Teile gelingen ihm delikat. Behut-sam und leise, vorsichtig und sensi-bel, in einem eindrücklichen Kam-merton, führt er uns schon in den ers-ten beiden Geschichten in seine kri-minale kriminelle Welt ein. Aber auchdie dramatische Attacke fehlt nicht.Leider fehlen der Aufnahme aber ei-nige Schnitte. Schon in der ersten Ge-schichte ‚Der Tag der blauen Quallen‘passiert dies Missgeschick (S. 14, Z. 6).Ebenso in ‚Die Katze‘ (S. 28, Z. 6 und S.29, Z. 10) und in der beklemmendenGeschichte ‚Windstille‘ (S. 40, Z. 10).Noch einmal in ‚Schwarz‘ (S. 62, Z. 10),der Rest ist einwandfrei. Nur in der al-lerletzten Geschichte ‚Beton‘ auf derim Buch vorletzten Seite im allerletz-ten Absatz ist ein technischer Fehler zubeklagen, denn meine CD hakt dortund muss von Hand über den Wider-stand hinweg geschubst werden.Leider gelingen Gerbode wegen sei-ner durchweg dialektfreien Sprecheseine umgangssprachlichen Teile

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weniger gut. Man glaubt ihm einfachnicht, dass er so nachlässig sprichtoder artikuliert (besonders deutlichin ‚Von Nord nach Süd‘!).Nach dem Lesen jeder einzelnen Ge-schichte – und das ist ein absolutesHighlight der Produktion – greift Wil-li F. Gerbode zur Gitarre (es sindinsgesamt drei verschiedene) undspielt uns kleine Virtuositäten, die erverschiedenen Damen widmet,allesamt Mitarbeiterinnen des Hausesauf Rhodos, denen er das gewisse Et-was zu verdanken hat. Deshalb hat ersie in der Buchausgabe zu Beginn allenamentlich aufgeführt.Diese Gitarrenstückchen, zwischenganz kurz und 2,5 Minuten angelegt,lohnen allein schon den Erwerb dervier CDs. Musik und Literatur, das ist dieGerbodesche Kombination, in der manauch die Nachtgeschichten nur nochgenießt, obwohl sie von den dunklenSeiten und den Abgründen menschli-cher Existenz handeln. Vier Sterne!

Willi F. Gerbode: Nachtschatten beiTage – Andere Crimestories, RLV Hör-buch, 4 CDs mit einer Spieldauer von252:06 Minuten, Rothenberg Literatur-verlag 2007, ISBN: 978-3-9811635-1-3.

Dirk Römmer

Swien hattSwien hattSwien hattSwien hattSwien hatt !!!!!

Eeegens hett he keen würklich scheu-ne Stimm, Herbert Bartmann. Man, datis ok nich neudig, winn du singendeist. Sünnerlich bi disse CD, wo ik alluns’ Lesers op störten will: ‚Temmi‘heet se un is an’t Enn vun 2007 rutko-men. Produzeert hett Balu ehr, de

groote un brede Baas vun ‚Laway‘ inOostfreesland, de je den ‚Artychoke-Verlag‘ ünner sik hett.Herbert Bartmann is een, de ok bi ‚La-way‘ mitmoken deit. Een Moot vun deMuskanten. Un nu is he alleen an’tWark. Dat heet: he lett sik liekers hel-pen. To’n Bispeel bi dat Biheft to disseCD, dat beter nich wesen kann. Tohoopmit Dieter Wasilke hett Gerd Brandt,wat ‚Balu‘ is, dat lütt Heft tohoopstellt.All de Texten vun de Leder sünd dorbinnen, feine Biller un Texten, wo deLeder un ehr Geschichte or Geschich-ten verkloort ward. Ok Woordverklo-ren to jeedeen Leed! Un nich blots opPlatt (in dissen Fall is dat Oostfreesch),nee, ok op Geel un ingelsch.Denn so heet dat al op den Ümslag:East Frisian Songs, Words and Mu-sic.15 enkelt lütt Kunstwarken hettHerbert Bartmann op de CD brocht.Nich blots dat, wat wi Leder nöömt. Okinstrumentale Stücken as een Duetttwüschen Bombarde un Harmoniumor een Terzett mit Carillon, Bombar-de un Gitarr. Ok een virtuoos Stück isdor mit bi, wo bloots mit dree Wöördspeelt ward: ‚Dree dicke Daudrüp-pen‘. Bartmann speelt Cajon, dat iseen Trummel, un seggt blots dissedree Wöörd, een oostfreesch Tungen-breker, jümmer wedder in een annernRhythmus. Een Kunstwark, segg ik jo!Herbert Bartmann speelt ok meist allde enkelten Instrumenten sülbens:elektische un akustische Gitarr jüst soas Bombarde un Low Whistle, TinWhistle un Sackpiep, Mundorgel so asCajon, Harmonium, Synthesizer unSamples. Eenmol blots helpt KarstenAhlers mit ut un speelt de Scottish sidedrums. Un kloor, wat ok een dat Klo-

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ckenspeel, dat Carillon, spelen mutt,de dat versteiht. Dat is Reinhard Ruge.Een kann sik vörstellen, wat dat för’nArbeid is, wenn du dat allens sülbenstohoopbasteln muttst. Jümmer eenSpoor blangen de anner. Dat Arty-choke Studio in Neestadtgödens inOostfreesland hett ober all de techni-schen Soken an un op de Hand, de duför sowat bruken deist.‚Buhske di Remmer‘, dat eerste Stück,ut de Tied üm 1691 is je ‚trad.‘ – asdat heet. Interessant, woans HerbertBartmann dat singen un spelen deit.Du feuhlst richdig mit de arme Fro, dejümmer wedder vertrööst ward, watsogor de Deerten mit instimmt in datKlogen. Nummer twee is dat Kabinett-stück mit de Daudrüppen, wo ik datal vun harr. Ok Villon, de je vun Fried-rich Hans Schaefer, den sienen 100.Geburtsdag wi dit Johr fiert – also: deVillon op Platt öbersett hett – dor hettBartmann oostfreesch Platt vun mooktun singt uns ut’n Knast üm Hülp. Bis-marck mag Herbert Bartmann nich. Undor hett he ok gode Grünnen för, dehe in’t Bismarckleed vörfeuhrt.’Dattweed Gesicht’, ‚Lever dood as Slaav‘un ‚Malbrook‘ heet de neegsten Stü-cken. Dat letzt seggt he blots op, uneen Zither dorachter sett: een Meis-terstück, dücht mi.Ik bün, dat geev ik to, so un so reinverschoten in disse CD. Lang nich so-wat Inspireertes heurt! In ‚Jan kummkiddel mi‘, een Danzleed,un ‚Ik kannnett so good preken as Du, Pastor!‘speelt Bartmann wedder mit denRhythmus un du sittst un geihst mit.Dinn kummt ‚Temmi‘, de Titelsongöber dat Swien, wat sik een Fro op’nMarkt köfft. Un denn regent dat un

Temmi will nich rinkomen. Een oolGeschicht, een Döntje, man jüst asnee. Mit dat Andenken an de groteWoterflood 1825 in M un een Schöfel-leed no de Melodie ‚Morgen, Kinder,wird’s was geben!‘ geiht de CD toenn.Fix priesverdächtig, dücht mi!

Herbert Bartmann: Temmi, Oost-feeske Leder, Woorden un Musik,East Frisian Songs, Words and Music,Artychoke artist productions Neu-stadtgödens 2007, AP-0807-CD, Kon-takt www.herbert-bartmann.de,[email protected], fon:+49(0)170-52 52 411 Dirk Römmer

Mommsen ut dat SprakenlandMommsen ut dat SprakenlandMommsen ut dat SprakenlandMommsen ut dat SprakenlandMommsen ut dat Sprakenland

De Heimatbund Landschaft Eiderstedthett wat rutbröcht, wat’n egentlich asde Nadel in’n Hauhümpel seukenmutt: en Dokumentarfilm up Platt-düütsch. Hanneln deit de Film in’tSprakenland Nordfreesland, un dor-üm kriegt wi hier ok Freesch (datMooringer ”Frasch”), Däänsch un oken bäten Hoogdüütsch to hörn. Mankeen Bang, allens, wat nich hoog-düütsch is, hett düütsche Ünnertitelskrägen.In’n Film dreiht sik dat üm den grotenHistoriker Theodor Mommsen un sienWötteln in Nordfreesland. In’t Johr1817 wörr he in Garding (Eiderstä)geborn. Man al veer Johr later tröckensien Öllern dor weg. In de holsteen-sche Stadt Altona güng he up’t Gym-nasium, un denn fünn he ok bald sie-nen groten Vermaak an de Antike, stu-deer up Geschichte un wörr de Per-fesser, as wi em kennen un estimeern

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doot. Dat gröttste Wark vun em sündde veer Bänn Römische Geschichte,wo he 1902 – een Johr vör sienen Dood– den Literatur-Nobelpries för kreeg.Un in Garding möögt se em so geern,dat se sogor sien Statue klaut hebbt.Wat för’n Bedüden de Wötteln inNordfreesland för Mommsen egent-lich harrn, dat weer för den Film nicheug ruttokriegen. Een Broder vun emwull över de freesche Spraak for-schen, un dorto spreuk Mommsen emen groot Loff ut. Mehr vun düsse Wöt-teln is in Mommsen sien politisch Han-neln to sehn. Nordfreesland harr mitAdel un Grootgrundbesitt nich välan’n Hood. In’t Revolutjoonsjohr 1848,wo dat ok ton Krieg mit Däänmarkkeem, sleug sik Mommsen twors upde düütsche Sied. Man mit’ndüütschen Adel wull he nix to doonhebben, he verstünn sik as liberalenDemokraat. Se wullen em in Leipzigsogor in’t Kaschott sparrn. Do dreih heDüütschland sienen Rügg to un güngna Zürich, keem aver later wedder naBerlin trügg. Anners as väle Liberalesleut he nienich Fräden mit’n Adel, hestreed ok heel unbannig gegen Bis-marck. De Film meent, dat düsseRaasch up Könige un anner Förstenvun sien nordfreesche Heimaat keem.Överhaupt: Strieden kunn Mommsen asman wat. Mennigmaal kunn he richtigdullhorig warrn, gegen anner Histori-kers oder gegen sien egen Verwandt-schop. Un Wien drünk he mehr, as heafkunn. Man to glieke Tied weer he grä-sig flietig, 1500 Beuker un Upsätzstammt ut sien Fedder. Un twüschendörharr he noch de Puust hatt, sössteihnKinner in de Welt to setten, man ”bloots”twölf vun jüm bleven an’t Läven.

De Spor vun Mommsen sien Vöröllernfeuhrt uns in de Wiedingharde na See-büll, dor, wonähm nutieds dat Nolde-Museum steiht. So kriegt wi nichbloots väl över Eiderstä, sünnern oköver düt Flag an de däänsche Grenzto wäten. Een, de in’n Film wat vertel-len dä, sehg sik sülven nich as richti-gen Düütschen oder Dään, sünnernfeuhl as Sleswiger. Mi dücht, son Lügifft dat nich mehr faken.Ik kann to düsse DVD bloots seggen:Griept man düchtig to, en platt-düütschen Dokumentarfilm flimmertjoo nich so gau wedder vör’t Oog. Unnich bloots över Mommsen kriegt jien Barg in de Künn, ok över de Land-schop. Un dat allens in dörtig Minuten.

Theodor Mommsen – FriesischeWurzeln. Friesisch-plattdeutscherDokumentarfilm. Ein Film vom Medi-enbüro Riecken im Auftrag des Hei-matbundes Landschaft Eiderstedt,Engestr.5, 25836 Garding. Garding2007. DVD, Dauer: 30 Minuten.

Hans-Joachim Meyer

”Renate Delfs vertellt”Renate Delfs vertellt”Renate Delfs vertellt”Renate Delfs vertellt”Renate Delfs vertelltplattdüütsche Märkens för grooteplattdüütsche Märkens för grooteplattdüütsche Märkens för grooteplattdüütsche Märkens för grooteplattdüütsche Märkens för grooteLüüd”Lüüd”Lüüd”Lüüd”Lüüd”

Dor hett de Quickborn-Verlag ja wed-der wat Feines op den Markt bröcht!En Hörbook mit plattdüütsche Mär-kens för groote Lüüd.Dor fraagt en sik doch, gifft dat enÜnnerscheed twischen Märkens förlütte un för groote Lüüd?Ja, gifft dat. Mußt blots nipp un nautohören. Dor kamen en poor deftigeSaken in vör. Aver ik glööv, de Kinner,

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de sik disse Märkens anhören, desünd al so groot, dat se bi’t Tohörenkeen Schaden nehmen.De Märkens, de to’n Deel heel unbe-kannt sünd, hett Wilhelm Wisser sam-melt un vertellt warrn se vun RenateDelfs, de in Flensborg to Huus is. Sesnackt en feines düütliches Platt un sehett en sympathische Stimm, de gootto verstahn is. Dat maakt Freid, ehrtotohören, denn se föhlt sich rin in deGeschichten.De CD is bi en öffentliche Lesung op-nahmen worrn, dor maakt dat Tohö-ren noch mehr Spaß, denn so män-nichmal kamen de Reaktionen vun’tPublikum wunnerbar röver.Ok wenn welke vun de Märkens enbeten lang sünd, langwielig warrt datTohören nich.

Renate Delfs vertellt plattdüütscheMärkens för groote Lüüd, Dat Hör-book, Quickborn-Verlag Hamburg,ISBN 978-3-87651-311-9

Johanna Kastendieck

THEOTER UN HÖRSPELE

Dree Mann an de KüstDree Mann an de KüstDree Mann an de KüstDree Mann an de KüstDree Mann an de Küst

Wat harr de ole Kästner (1899-1974)sick freit, wenn he dat noch harr mit-belewen kunnt, dat sien Roman opPlatt in’t Theater speelt ward. He weerjo mit sick sülben in Stried, wat dat nueen Schauspeel oder een Romanwarrn schull... Man wat harr he dortoseggt, dat man dat Stück ut de Alpeneenfach noh Amrum verleggt hett, utden Schnee noh de See? Jo, doch, so-wat kann man mit Stücken moken, de

nich fastleggt sünd. Riek un arm gifftdat ümmer un öberall. Hartensgodeun öberkandidelte Lüüd findt sick okenerwegens. Un de Leevde is jobekanntlich ok öberall togangen unsorgt för Öberraschen.Kästner sien Roman is 1934 rutkomenun spegelt dat söte Lewen in de twin-tiger Johrn, weet awers ok wat dorvunto vertell’n, dat de Minsch sick men-nigmol öber Johrn ohn Arbeit dörslo-gen mutt. De Millionär Tobler(Wilfried Dziallas) hett dat söte Lewensatt, he föhlt sick as in een Glashuus.He will dat wohre Lewen kennenlehrn,wo sick de Minschen nix vörmookt. Hewinnt bi een’ Priesutschriewen vunsien’n egen Konzern een Reis in datGrand Hotel op Amrum. He will dorinkognito ünner den Naam’n ”Schul-ze” logeer’n. Un staffeert sick as Pen-ner ut. Sien Dener Johann (Oskar Ke-telhut) geiht mit, he schall den riekenReeder Kesselhuth speel’n; awers sewüllt sick dor nich kennen.To lieke Tied mookt sick ok een jun-

ge Mann op den Padd noh dat Hotel,Dr. Fritz Hagedorn (Erkki Hopf), eenWerbefachmann, de sied Johrn ach-ter Arbeit ran is, man keen Stellungfinden kann. Ok he hett hett wunnenbi dat Utschriewen vun den Tobler-Konzern.As man bi Tobler in de Familie rut-kriggt, wat Vadder vörhett, is dat eenSchock. Dochter Hilde (Birte Kretsch-mer) un de Huuswirtschafterin, FruuKunkel (Uta Stammer), stellt sick vör,dat de Herr Geheimrat ut dat vörneh-me Hotel dreekantig wedder rut-flüggt. Hilde grippt achter Vadder sienRügg noh dat Telefon un informeertde Hoteldirektion doröber, dat dor

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een verkleedt Millionär opdükernward ünner den Naam’n ... Manwieder kümmt se nich. Un as denn deGewinnergast Hagedorn, de jo okso’n beten schedderig kleedt is, nochvör Tobler to Döör rinkümmt, ward heas de Inkognito-Millionär ansehn, unall bückelt se üm em rüm.As denn de wohre Millionär Toblersien Zampel in de Rezeption afleggt,is dat kloor: De passt hier nich her. –Hagedorn kann sick dat nich ver-kloorn, dat se em hofeert un dat deFruunslüüd, Fruu Casparius (BeateKiupel) un Fruu vun Meisenstein (Mei-ke Meiners), as dull achter em ransünd. He föhlt sick hentrocken nohSchulze, de so minschlich echt is. Unok de Reeder Kesselhuth gefallt em,un de dree ward gode Frünnen. DeReeder hett dörblicken loten, dat heTobler ganz good kennt, un he willsick bi den Olen mol för em insetten.Schulze harr de ärmlichste Komer kre-gen un ward schikaneert vun Hotel-direkter Kühne (Ulrich Faulhaber) unPortier Polter (Till Huster) un snedenvun den Pagen (Akif Aydin). Sien oleDener Johann, alias Kesselhuth, kanndat nich mit ansehn, dat sien Herr unChef mit den Bessen vör de Hoteldööringang is un fegen mutt. Awers watschall he moken. He deelt dat deDochter to Huus mit. Un de Dagkümmt, wo Hilde un Fruu Kunkel (nuas Tante) in dat Hotel opdükert. Nu isde Mischung för een Lustspeel per-fekt. Nu ward wedder mol een Ohn-sorg-Füüerwark afbrennt.Bit to’t End weet Fritz nich, dat de Pen-ner Schulze de grote Konzern-Chef is,de em nu in Brood un Lohn bröcht hett.Un noch weniger weet he, dat düsse

Tobler ok noch sien Schwiegervaddersien ward, denn Hilde un Fritz hebbtsick in den Hotelklamauk asLeevspoor funnen. – An’t End vun deGeschicht, noh den groten Lumpen-ball, grault de Gäst un de Direktionden ”unmööglichen” Schulze wahrraf-tig rut. Un he geiht denn ok. Awers hehett noch een Trumpf in de Dasch: hewill dat Hotel opköpen un Direkter unPortier vör de Döör setten. Do seggtem sien Geschäftsleiter, dat em datHotel al lang tohöört. Direkter un Por-tier fallt in Ohnmacht. Fritz is dat, deeen’n versöhnlichen Schluss tostannbringt: He hett een Fruu un een Jobfunnen. Un Schulze-Tobler hett eenFründ un Schwiedersöhn funnen. Opdütt Glück schall keen Schatten fallen.Happy End un Sünnenschien un veelHannenklappen un ümmer noch molden Vörhang op...Jo, ok Kästner harr sick freit. Villichtharr he sick dat Stück een beten bis-siger wünscht wegen de Diskussionüm de Managerverdeensten inDüütschland un wegen den Skandal,dat gode Lüüd öber lange Tied keenArbeit finnen köönt. Awer dat is jo nuok dat Stück, dat öber den Johreswes-sel rutgeiht, un dor wüllt de Minschenkeen Problemstücken sehn. Do denktse villicht noch mol an den ”Faust” unbedankt sick denn bi Ohnsorg för delichtere Kost.

Dree Mann an de Küst, Ohnsorg-Premiere: 18. November 2007Noh Erich Kästner sien’n Roman ”DreiMänner im Schnee” för dat Theatertrechtmookt vun Charles Lewinsky, opPlatt ümsett vun Günter Harte un RolfPetersen. Instudeern: Folker Bohnet,

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Bühnenbild: Katrin Reimers, Kleda-gen: Malte Marks Cord Denker

De WitwenclubDe WitwenclubDe WitwenclubDe WitwenclubDe Witwenclub

Es ist schon eine etwas skurrile Idee,drei ”beste Freundinnen” sich regel-mäßig auf dem Friedhof versammelnzu lassen, um über und – jawohl – mitihren verblichenen Ehemännern zureden. Selbstverständlich gehört die-se Treffen umrahmendes Kaffegeklat-sche dazu. Außerdem fungieren diedrei Damen ebenfalls ziemlich regel-mäßig trotz ihres reifen Alters alsBrautjungfern bei den zahlreichenVerehelichungen einer weiterenFreundin.Was zunächst nach unzerstörbarerEinmütigkeit klingt und aussieht, be-kommt dann aber doch hin undwieder Risse, vor allem, als auf demFriedhof neuerdings Witwer Theo ge-sichtet wird, auf den die Frauen ganzunterschiedlich reagieren.Ida ist – von außen betrachtet – nochdie ”gesündeste” von allen, traurigzwar über den Verlust ihres Gatten,aber nicht bereit, für den Rest ihresLebens allein und verbittert in Selbst-mitleid zu zerfließen, soll heißen:durchaus offen für eine neue Bezie-hung, z.B. mit Theo. Das stößt nur solange auf Verständnis, wie es die In-teressen der beiden anderen nichtberührt. Denn Luzie, die sich als wil-de femme fatal geriert, hat selbstmindestens ein Auge auf Theo gewor-fen, d.h. sie wirft immerzu Augen aufihr begegnende Männer, behauptetaber, dass die auf sie usw., was sichspäter allerdings als traurige Mache

einer abgrundtief Einsamen heraus-stellt.Die dritte im Bunde – Doris – empfin-det alles Fröhliche nach dem Ablebenihres Mannes unpassend und möchtesich am liebsten dazulegen.Und Theo dazwischen? Bieder und et-was unentschlossen kreuzt er kurzfris-tig mit der jungen Mildred auf, die ihneigentlich gar nicht interessiert, nurum keine der drei Protagonistinnen zubenachteiligen, und prompt fühlensich alle verletzt. Nun ja, die Knotenlösen sich am Ende, so oder so.Andreas Auers Theo schwankt abso-lut rollenkonform zwischen unge-schickt und selbstsicher. Selbst in Si-tuationen, die peinlich werden könn-ten, wirkt er nie lächerlich. Beate Prahlhat in ihrer Minirolle der Mildredkaum eine Chance, sich zu profilieren.In dem praktisch und schnell zu wan-delnden Bühnenbild (Salon bei Idaund Friedhof) von Michael Godenagieren die drei Frauen, geführt vonJörg Schade, sehr souverän und ganzund gar ihrem Rollencharakter ange-messen. Auch die Kostüme von Chris-tine Jacob passen genau dazu. GerlindRosenbuschs sportlich-elegante Ida –meist milde und gelassen – ist hervor-ragend. Nicht weniger gut die schril-le Luzie von Elfie Schroth, die an kei-ner Stelle der naheliegenden Versu-chung erliegt, dem Affen Zucker zugeben. Von gleicher Qualität diestandhafte Doris – Typ graue Maus –von Susanne Peters (neu an der Fritz-Reuter-Bühne und ein Gewinn).Das Ende vom Lied: Ida und Theokommen zusammen, Luzie könnte inZukunft einsam bleiben und Dorisschafft es quasi, sich mit begraben zu

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lassen; ein gutes Stück wie dieses hältes aus, dass der Autor sie, nachdemsie mit ihren Freundinnen mächtigüber die Stränge geschlagen hat, ster-ben lässt. Wenn alles im Leben Komö-die ist, dann auch dieses, allerdingsmit tragischen Zügen. Auf jeden Fallaber eine prächtige Aufführung.

”De Witwenclub”, Komödie vonIvan Menchell, Plattdeutsch vonHans Timmermann, Regie: Jörg Scha-de; Bühne: Prof. Michael Goden; Kos-tüme: Christine Jacob, Fritz-Reuter-Bühne Schwerin; Premiere: 22.1.2008

Marianne Römmer

”Nicht schnüffeln, Schnucki!” –”Nicht schnüffeln, Schnucki!” –”Nicht schnüffeln, Schnucki!” –”Nicht schnüffeln, Schnucki!” –”Nicht schnüffeln, Schnucki!” –10 Jahre Jugendtourneetheater10 Jahre Jugendtourneetheater10 Jahre Jugendtourneetheater10 Jahre Jugendtourneetheater10 Jahre Jugendtourneetheaterim Elbe-Weser-Dreieckim Elbe-Weser-Dreieckim Elbe-Weser-Dreieckim Elbe-Weser-Dreieckim Elbe-Weser-Dreieck

Bereits zum zehnten Mal war das Ju-gendtourneetheater des Landschafts-verbands Stade im vergangenen Som-mer unterwegs, diesmal mit demStück ”Nicht schnüffeln, Schnucki! oderWat för ’n Theoter!” von Bodo Schir-mer. Das Jugendtourneetheater ge-hört als niederdeutsche Bühnemittlerweile zum festen Bestandteil,was plattdeutsches Theater im Elbe-Weser-Dreieck angeht. Ins Leben ge-rufen wurde es vor mehr als zehn Jah-ren vom Landschaftsverband Stade,der seither in jedem Sommer bis zu20 jugendliche Schauspielerinnenund Schauspieler von den verschie-denen Laiengruppen aus der Regioneinlädt, an seinem Theaterprojekt fürjunge Leute teilzunehmen. Der Namedieses Jugendtourneetheaters ist Pro-gramm: ”Wellenbreker” heißt es – und

ist so zu verstehen, dass die jugendli-chen ”Wellenbreker” sich einer Wellevon Langeweile entgegenstellen, dieoffenbar jedes Jahr aufs Neue immerin den Sommerferien auf Jugendlichezurollt. Statt Rumhängen und ”Null-Bock” werden die ”Wellenbreker” ak-tiv und erarbeiten gemeinsam mitGleichaltrigen ein Theaterstück, dasunter professioneller Anleitung dannsogar zur Aufführung kommt. Un datallns op Platt!Im vergangenen Jahr wurde das Er-gebnis der gemeinsamen ”Wellenbre-ker”-Arbeit an insgesamt neun Ortenzwischen Cuxhaven und Horneburgder Öffentlichkeit vorgestellt. DasStück ”Nicht schnüffeln, Schnuffi! OderWat för ’n Theoter!”, das der AutorBodo Schirmer extra für die Aufführun-gen der ”Wellerbreker” geschriebenhat, muss sich dabei keineswegs hin-ter einem ”Erwachsenenstück” verste-cken. Im Gegenteil: Es bietet auf derDarstellungsebene schnelle Szenen-wechsel und sogar parallel laufendeAbschnitte, die von den Schauspielernkonzentriert und exakt ineinanderverzahnt werden müssen, und darüberhinaus auf der Sprachebene Wortspie-le und Witz! Bei den jugendlichenNachwuchsschauspielern ist dieseMischung sichtlich angekommen.Inhaltlich geizt ”Nicht schnüffeln,Schnuffi!” nicht mit Seitenhieben aufdie Theaterbranche. Denn im Mittel-punkt des Dreiakters steht die drei-köpfige Theatergruppe um ihren ChefRudi, die über das Land tingelt, jedochdie Massen nicht begeistern kann. DieTruppe ist bei der griesgrämigenWirtin Herma untergekommen. DieProben stocken und es mussten sogar

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schon Vorstellungen abgesagt wer-den, weil die Schauspielerin Brigittees geschafft hatte, die zweite weibli-che Darstellerin herauszumobben.Mit Kathrin scheint endlich Ersatz ge-funden zu sein, doch besteht diesenun ausgerechnet auf Brigittes Haupt-rolle. Nebenbei zanken sich beideauch um die ”private Hauptrolle” beiBerthold, genannt ”Schnucki”, demSunnyboy des Ensembles. Die Schau-spiel-Gruppe ist so mit sich selbstbeschäftigt, dass sie gar nicht be-merkt, wie sie sich vor der Dorfbevöl-kerung und einer hiesigen Laien-schauspielerin, Mareike, lächerlichmacht. Auch dass Jan, der Praktikantund Laufbursche der Gruppe,nebenbei die FernsehproduzentinHannelore kennen lernt und auf die-se Weise einen riesigen Sprung aufder Karriereleiter machen kann, ent-geht ihnen völlig. Erst, als schon allesverloren scheint, raufen sich die The-aterspieler noch einmal zusammenund versuchen einen Neuanfang.”Nicht schnüffeln, Schnucki! oder Watför’n Theoter!” ist inhaltlich weit ent-fernt von einem Kindermärchen, dasnur 5-10-Jährige fesselt. Und die ”Wel-lenbreker” haben es geschafft, denStoff gekonnt und spannend umzuset-zen. Da sind vor allem Anneke Bremeraus Neuenkirchen und Kristin Lütjeaus Horneburg, die die beiden Schau-spielerinnen Brigitte und Kathrin dar-stellen. Beide schaffen es vorzüglich,das Gezicke zwischen den Konkur-rentinnen herüberzubringen, ohneaber den eigenen Stil zu verlieren:Anneke wirkt mehr divenhaft, wäh-rend Kristin eher jugendlich-über-heblich bleibt. Auch die Rolle des

Rudi ist mit Jannik Burfeind aus Brestgut besetzt, auch wenn er zunächstetwas steif agierte. Im Laufe der Auf-führung spielte er sich dann aber”warm”. Von Anfang an fest in seinerRolle war Peter Sak aus Düdenbüttel.Sein treffendes Kostüm, ein übergro-ßes Sakko, half ihm sichtbar dabei,den scheinbar coolen Macho undFrauenhelden darzustellen. Auch inden kleineren Rollen setzte sich diepassende Besetzung fort, so bei IngaLeidecker aus Balje, die gekonnt ru-hig und erwachsen die Fernsehprodu-zentin Hannelore darstellte oder beiFelix Wege aus Lüdingworth, der zwarnoch relativ neu bei den ”Wellenbre-kern” ist, bei dem aber schon jetztdurchschimmert, was er noch alles aufder Bühne wird leisten können. AlsMareike war an diesem Abend LisaKessler aus Bliedersdorf eingesetzt.Ihr nahm man mit dem langen un-schuldigen Haar und den großen Au-gen gerne die Möchtegern-Schau-spielerin ab. Das Mürrische der Wir-tin Herma wiederum gab Ann-KathrinBrandt durch ihre Mimik und dieKlangfarbe ihrer Stimme gut wieder,wenngleich man sich hinsichtlich Ein-satz und Lautstärke sicherlich mehrhätte wünschen können. Wer ihre Rol-len sichtlich genossen, warenschließlich Stella Harnisch-Scheuer-mann aus Horneburg und SaschaLangbehn aus Hemmoor, die zweiDorfleute verkörperten.Insgesamt hat die schauspielerischeLeistung des diesjährigen ”Wellenbre-ker”-Ensembles sehr überzeugt! Dasah man gerne über Textproblemehinweg. Und auch Fehler in der platt-deutschen Sprache und Aussprache

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fielen – im Gegensatz zu den Vorstel-lungen mancher Erwachsenengruppe– kaum auf. Wenn man dann noch be-denkt, dass der gezeigte Dreiakter annur vier Wochenenden eingeübt wor-den ist, während andere Gruppenüber Monate ihr Stück vorbereiten,kann man die Leistung der ”Wellen-breker” nur bewundernd anerkennen.Die Leitung und Regie bei den ”Wel-lenbrekern” haben zum wiederholtenMale die Oldenburger Theaterpäda-gogin Gudrun Oeltjen-Hinrichs mitihrer Assistentin Nina Englisch-Peter-schewski (Bremen) übernommen.Bühnenbild und Requisiten waren –wie immer bei den ”Wellenbrekern”– einfach gehalten, was dem Stückaber gewiss keinen Abbruch tat.Auch im 10. Jahr der ”Wellenbreker”hat sich wieder einmal gezeigt, dassder Lehrgang des Landschaftsverban-des Stade gute Grundlagen für dasLaienschauspiel schafft und nebenbeiLust auf die plattdeutsche Sprachemacht. Dieses sollte für weit mehrTheatergruppen der Region Anlasssein, ihren Nachwuchs zu den ”Wel-lenbrekern” zu schicken und die Lehr-gangsgebühren zu übernehmen.Vielleicht kann so den Nachwuchs-problemen in einigen Gruppen be-gegnet werden.

”Nicht schnüffeln, Schnucki! OderWat för ’n Theoter!” von Bodo Schir-mer. Aufführung des Jugendtournee-theaters ”Wellenbreker” des Land-schaftsverbandes Stade. Regie: Gu-drun Oeltjen-Hinrichs. Premiere:07.09.2007 im Gymnasium Bremer-vörde. Meike Stelljes

De lüttje WippsteertDe lüttje WippsteertDe lüttje WippsteertDe lüttje WippsteertDe lüttje Wippsteert

De Plattdütsche Bühn Tangstedt e.V. inStormarn fier mit dissen Schwank vunFranz Arnold und Ernst Bach ehr dör-tigjohrig Bestahn. Un dat – as jümmers– vör vullen Saal in de „Wistedter Müh-le“, de vun Beginn an ehr Heimat is.„De lüttje Wippsteert“ (Die spanischeFliege) leevt vun flott Speel un Akt-schoon. Man künn dat Stück ok „Keenis denn nu de Vadder?“ nömen, so enKuddelmuddel gifft dat um en Tech-telmechtel vör 25 Johrn. Sempfabri-kant Wilhelm Cordes meent, dat heallns in’n Griff hett, man dor kümmt –binah – sien kort Siedensprung mit ’nlütt Dänzerin rut, un dat bi en Ehefru,de de Vörsittersch vun den hiesigenSittlichkeitsvereen is. Man is he würk-lich de Vadder or gifft dat noch annerKandidaten? Dorto kümmt ok noch,dat de Dochter Lene sik ’n annern jun-gen Mann ton Heiraden utsöcht hettas ehr Mudder. Dat Dörcheenanner iskomplett.

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Georg Sellhorn

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All Spelers sünd mit soveel Vörgnö-gen un Könen dorbi, dat dat Tokiekenen reine Freid is. De Speelbaas Ge-org Sellhorn, de ok de Regie hett, isde Sempfabrikant Cordes, de in böösBedrullje kümmt. Sien heemlich Söhnis in Anmarsch un he is dull bang försien leve Fru! He speelt dat mit soveelHengaav, dat man em glöövt, dat hejümmers kort vör’n „Daalslag“ is. Ros-witha Wegner is sien Fru Meta, jüm-mers fein in Kledaasch, Näs in de Luft,hett se allns in Griff – Mann, Dochter,Deenstdeern un den Rest vun debucklig Verwandschop. Silke Mietheis de smucke Dochter mit’n egenKopp – ’n richtig sööte Deern. Wosückse dat henkriggt, doch ehrn AssessorGerd Bruns to kriegen – dor kickt manehr geern to. De Assessor is bi DanielRitter bestens ophaven. He is sowatvun aapig un aalglatt. Man wo de Leevhenfallt ... Denn is dor noch Heinrich,en Student ut Sachsen. Thomas Junge,mit’n Tungenslag ut Halle/Saale,speelt em grootardig. He hett sik inThilde, de Kusine vun Lene, verkekenun de speelt Bianca Heibrecht best. Sehett veel Bühnenpräsens, bruukt blotsmit de Ogen to plinkern un dat Publi-kum is hen. Dorto kaamt noch dreeMannslüüd, de ok villicht as Vaddergelln köönt, un de sünd bi ReinerWestphal as Polizeideener a.D., LotharHaase as Karkendeener un RaymundHaesler as Schoolmester in beste Han-nen. Ok de lütten Rullen, all sünd serundum goot besett. Dorto kümmt enBühnenbild vun‘t Feinste. Hett GeorgSellhorn utdacht un opbuut. Un dennde Kledaasch! Man kann sik gor nichsatt sehn. Sniederin Angelika Sellhornhett sik klook maakt, wat de Fruuns-

un Mannslüüd so um 1900 dragenhebbt, un dat hett se mit veel Pfiffsmuck neiht. Am leevsten müch mandat allns mit na Huus nehmen.De ganze Opföhren is glückt. Dormitmaakt de Plattdütsch Bühn ehrn 30.Geburtsdag groot Ehr. Man kann förde Tokunft blots wiederhen so’n godeHand un so’n gode Mannschop wün-schen. Gratulatschoon!

De lüttje Wippsteert (Die spanischeFliege) von Franz Arnold und ErnstBach, Plattdeutsch von Erich Schiff.Regie: Georg Sellhorn Premiere: 25.Oktober 2007 in der „Wilstedter Müh-le“ in Tangstedt-Wilstedt/Stormarnvon der Plattdeutschen Bühne Tang-stedt e.V. Christa Heise-Batt

En Schaap, en Koh un sössEn Schaap, en Koh un sössEn Schaap, en Koh un sössEn Schaap, en Koh un sössEn Schaap, en Koh un sössbraadte Eierbraadte Eierbraadte Eierbraadte Eierbraadte Eier

De Henneberg Bühne Poppenbüttele.V. in Hamborg hett en Stück op deBühn bröcht, wat nich veel speeltwarrt – en Määrken. In’n Oktoberweer Premiere vun „Dat Spill um eenSchaap, een Kon im söss braad’teEier“ vun Paul Jessen, de bi Kiel in’tJohr 1896 born is un Lehrer weer. Debekannte Schauspeler un RegisseurEdgar Bessen hett de Regie. Dat is emop’t Best glückt, dit slicht Stück klaarun „märkenhaft“ optoföhrn.Dat speelt in fröher Tieden, wo de Amt-mann sik as Buttjemonarch verkleedt,in sien Dörp vun Döör to Döör bed-delt, um mittokriegen, wosück un wo-dennig de Minschen leven un sikopföhrn doot. So kümmt he ok na denPächter Hans Hinnerk un sien Fru Lie-

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sa, de arm sünd un man blots enSchaap hebbt. De rieke Naver lett sietJohrn ’n groot Lock in‘n Tuun. So freetsien Köh den goothartigen Hans Hin-nerk noch sien beten Grasland kahl.He glöövt aver an Gott sien Gerech-tigkeit, un as de Paster predigt, datman afgeven schall un denn GottesLohn dorför kriggt, gifft he sien Schaapan den Monarchen, un en Koh, dedörch den tweien Tuun krüppt, süht heas Gottesgeschenk. De rieke Mannwill sien Koh torüch un verklaagt Pas-ter un Pächter. Wosück dat Spillwarkför Gericht utgeiht un wat sössbraad’te Eier dormit to doon hebbt,dörv nich verraadt warrn. Man so is datmit Märkens, se loopt goot ut.Op en slicht Bühn – man konzentreertsik ganz op de Spelers un dat Woort –hölpt en Vertellersch vun Bild to Bild.Axel Grabbe as Hans-Hinnerk is’nGlücksfall. Eenfach un doch swien-

plietsch is he de Hauptperson, RenateFrömming as sien Fru Liesa to Siet. Henimmt een mit in’t Märkenland, man iswedder geern Kind. Ok Werner Mar-tens as imposant Amtmann un WolframSuhr as Paster maakt veel Spaaß. Dengierigen rieken Mann – Hans Brix gifftem goot Statur – müch man am leevs-ten an’t Tüüch gahn. Man blots PeterRiewoldt as Schriever överdrifft! Watbannig schaad is. Wo heet dat doch:„Weniger is mehr!“ Sünst is dat averen rundum glückt Opföhren, dat Lüttun Groot veel Freid maakt. Wieder so!Man mutt de Henneberg-Bühn gra-leern, dat se sik an dit Stück ranwaagthett. Se hebbt aver ok in Edgar Bes-sen ’n Regisseur, de mit Hart un Ver-stand dorbi is, un dat versteiht, dörchPantomime un andüüdt Bühnenbild deFantasie vun de Tokiekers in Swung tobringen. Em is Dank to seggen.

Dat Spill um een Schaap, een Kohun söös braad’te Eier – en märken-haftig Komödie vun Paul Jessen. Ins-zeneerung: Edgar Bessen. Premiere:19, Oktober 2007 im Festsaal des Hos-pital zum Heiligen Geist in Hamburg– Domizil der Henneberg Bühne Pop-penbüttel e.V. Christa Heise-Bat

”De eerste Violien” bi Ohnsorg”De eerste Violien” bi Ohnsorg”De eerste Violien” bi Ohnsorg”De eerste Violien” bi Ohnsorg”De eerste Violien” bi Ohnsorg

De däänsch Schrieversmann GustavWied söcht sik jümmers Co-Autoren.So hett he – tosamen mit Jens Peter-sen – dit Lustspeel in de Welt sett, watHartmut Cyriacks un Peter Nissen inbekannt goot Aart in’t Platt-düütscheöversett hebbt. Nu keem dat as ”Deeerste Violien” to de Eerst-Opföhren.

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Dat Stück speelt in’t 19. Johrhunnertin’t Huus vun den Aftheker Clausen,de siene beiden Frünnen, den LehrerMöller un den Veehdokter Dilling, bisik opnahmen hett. All dree hebbt sedat nich mit de Fruunslüüd. Se leevtför de Musik, speziell för de vun Jo-seph Haydn, de se mit Hingaav speelt.De Afthekersöhn Ludwig mutt mitma-ken. As de sienen Vadder bibringendeit, dat he heiraden müch, brickt förde ollen Mannslüüd de Welt tosamen.Se söökt nu ’n nien veerten Mann – eneerste Violien. De eenzig Fru in‘t Huusis de Huushöllersch Stine (Edda Lo-ges), de sik nix vun de ollen Gnatter-büdels gefallen lett – fein maakt sedat! Man se is, in de ehr Ogen, keenDaam, nee, se is Stine! Aftheker Clau-sen sien Fru is froh storven un harr datmit ”Richard Wagner”! Lehrer Möllersien Fru is em mit Dochter utneiht unVeehdokter Dilling smuust man blotsheemlich nevenbi. Dor stellt sik ’n jun-ge Mann vor un speelt grootardig deeerste Violien. Warrt anstellt un mischtde Mannslüüd op. De groote Leev vun

Ludwig is Anna, un se is ok de Doch-ter vun Lehrer Möller.In en smuck Bühnenbild un Kledaaschvun’t Feinste (Malte Marks) löppt datSpeel in de Regie vun Sandra Keckvergnöögt över de Bühn. Frank Grupeas Aftheker Clausen begrippt sienenSöhn nich. Heiraden! Wat will de mit enFru, he hett doch de Musik! RüdigerWolff as Lehrer Möller is ’n gnatteri-gen Mann, de nie nich verwunnen hett,dat Fru un Dochter em verlaten hebbtun de kugelige Horst Ahrenthold gifft’n süffisanten Veehdokter af. All dreekickt man geern to un freit sik, dat delütt Anna se so dörchenanner bringt.Katharina Kaali is en wunnerbor Be-setten. Se maakt dat grootardig! Watse nu de Mannslüüd um den Boortgeiht or, wenn dat jüst passlich is, toblarren anfangt. Se hett dat Seggen undat glöövt man ehr ok. Man eenmalcharmant un bühnenpräsent is se!Axel Stosberg as ehr groot Leev Lud-wig is en fein Pendant to ehr. Se passtas Pott un Deckel. Dat löppt mit grootHöög för dat Publikum ut, as dat utlo-pen mutt: Anne speelt de eerste Vio-lien. Hier kann man mit Vergnögenseggen: Fruunshand baven!In dat Lustspeel passeert egentlichnich veel. Man wosück Regie unSchauspelers dat in Szene sett, datmaakt Spaaß.

”De eerste Violien”, Lustspiel vonGustav Wied und Jens Petersen.Deutsch von Ida Anders, Plattdeutschvon Hartmut Cyriacks und Peter Nis-sen. Plattdeutsche Erstaufführung: 13.Januar 2008 im Ohnsorg-Theater inHamburg unter der Regie von SandraKeck. Christa Heise Batt

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RUNDSCHAU

GEBURTSTAGE UND JUBILÄEN

Rainer SchepperRainer Schepper ut Mönster is verliedden Jaohr achtig wuorn.He is Frönd van Augustin Wibbelt west, hätt veel üöwer em füörskt.He hätt den “Literaturkreis Augustin Wibbelt” vüörstaohn un de“Schriften zur Wibbelt-Forschung” rutgiewwen. hjm

Christa AlbershardtIn’n Dezember wörr Christa Albershardt 70 Johr oold. Se is de“Speelboos” vun de “Finkwarder Speeldeel”, de vör över hun-nert Johr 1906 grünnt wörr. Ok ehr twee Döchter un een Enkelinmaakt bi de “Speeldeel” mit. Harburger Anzeigen u. N. / hjm

Klaus LenschAn’n 17. Janewor kunn sik Klaus Lensch ut Ahrensburg bi Ham-borg freien: Ton 175. Maal harr he sien Stunn up Platt in’t Raadhu-us. Elkeen Dönnerdag vun Klock teihn bet twölf is he praat, mitde Börgers up Platt to snacken – över Stüürn, över dat, wat allensin de Stadt malört, över Breven vun de Verwaltung, de nüms ver-stahn kann, oder ok eenfach bloots Klöönsnack. hjm

PREISE, EHRUNGEN

Plattdüütsche Book vun’t Johr “Ebbe un Hehn” vun Birgit Lemmermann mit de Äventüürn vunden 13 Johr olen Jung Thadde wörr vun de Carl-Toepfer-Stiftenun dat Institut för nedderdüütsche Spraak as dat PlattdüütscheBook vun’t Johr 2007 uttekent. To den Pries geev dat 2000 Euro.Övergäven wörr de Pries up de teihnte plattdüütsche Bookmessin Hamborg in’n November. Tovör harr dat Book al den Lüttjepütt-Pries krägen. Plattnet / INS / hjm

Fritz-Reuter-PriesDen Fritz-Reuter-Pries vun de Carl-Toepfer-Stiften, de all twee Johrutlaavt ward, kriggt för’t Johr 2008 de Schriever un Rundfunkjour-nalist Gerd Spiekermann ut Hamborg. Dorto gifft dat teihndusendEuro up de Hand. Keen anner nedderdüütsche Kulturpries hett songrote Spendeerbüx. Spiekermann wörr för’t hele plattdüütscheWark uttekent. Dat sünd sien Vertellen un ok en Reeg Gedichten.Wenn he vörläsen deit, beert he meist as plattdüütschen Entertai-ner. Bi’n NDR Hamborg 90,3 is he faken to hörn bi “Wi snackt platt”,“Platt für Anfänger”, “Hör mol’n beten to”, “Sonntakte”, bi’t Ha-

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benkonzert un annerswat. Bruukt wi deWöör vun de Carl-Toepfer-Stiften: “Obals Vortragskünstler unvollendeterHalbsätze, ob als Meister der literari-schen Satire, ob als Rundfunkmann,Journalist, Moderator, Herausgeber,Gerd Spiekermann spielt auf vielenKlaviaturen. Bei all dem versteht ersich – wie er selbst einmal sagte – als‚Handwerker‘ der norddeutschenSprachkultur. Seit mehr als 30 Jahrenverbindet sich bei ihm profundes Wis-sen mit Augenmaß. Gerd Spieker-mann gibt dem Niederdeutschen inder Gegenwart ein unverwechselba-res Profil.” Plattnet / hjm

August-Hinrichs-PriesKinner un junge Lü sünd vun de Au-gust-Hinrichs-Stiften in de Ollenbor-ger Landschop ton Weddstried upro-pen. Dat Motto heet: “Up Platt maakt,good maakt!” Allens is tolaten: Rie-mels, Vertellen, kotte Hörspälen, The-aterstücken, Sketche, Leder, Homepa-ges, Scheulerzeitungen un wat dat an-ners noch gifft. Bloots: Plattdüütschmutt dat wään. Inschickt warrn kanndat bet ton 20. April. Priesgeld vun 500Euro will ünner de Lü streit warrn.

Plattnet / hjm

Borsla-Pries – (Vgl. Siet: 2-11)

Schmidt-Barrien-PriesDe Schriever, Schoolmeister un DozentJürgen Ludwigs ut Worphausen kriggtför’t Johr 2008 den Schmidt-Barrien-Pries ut de Hand vun’n Fründskrink“Dat Huus op’n Bulten”. He hett siköver Johrteihnte in Brämen un ümto förPlattdüütsch stark maakt, hett School-beuker för’n Plattdüütsch-Ünnerricht

schräven un Lehrplaans för Platt-düütsch an de Scholen utarbeidt. HeleGenerationen vun Scheulers hett hemit de nedderdüütsche Spraak künnigmaakt. Övergäven wörr de Pries an’n9. Feberwor in de St.Jürgen-Kark in Li-lienthal bi Brämen. INS / hjm

Ohnsorg-VerdeenstmedailleSandra Keck, Schauspälersch bi’t Ham-borger Ohnsorg-Theater, kreeg ut deHand vun Intendant Christian Seelerde Ohnsorg-Verdeenstmedaille. Mitehr twee Versionen vun “Rock upPlatt”, so Seeler, harr se bi’t plattdüüt-sche Schauspill heel neje Akzente sett.

Harburger Anzeigen u.N. / hjm

Düütsche Musikpries “Echo”De Ledermaker Rolf Zuckowski, de okplattdüütsch singt un bi de “Finkwar-der Speeldeel” mitmaakt, hett för sienWark den Düütschen Musikpries“Echo” krägen. De Hamborger weer,so heet dat, de beste Komponist inDüütschland för Kinnerleder.

Harburger Anzeigen u.N. / hjm

Johannes-Gillhoff-PriesDe mäkelborgsche Schriever Karl-Heinz Madauß ut Parchim kriggt dütJohr den Johannes-Gillhoff-Pries försien Wark, sünnerlich för de dree Bännvun den Hinning-Romaan un sien Platt-düütsch-Lehrprogramm. An’n 21. Juniward em de Pries in Glaisin övergä-ven. Dirk Römmer schall de Loffräädholen. dr / hjm

Launborger BörgerpriesDat “Plattdüütsch-Forum Kreis Herzog-tum Lauenburg” kreeg den Börger-pries 2008 vun de FDP in düssen Land-

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kreis. Orkunn un Geldpries wörrn inMölln övergäven an de Spräkerschvun’t Forum Helga Walsemann. To glie-ke Tied is se ok tostännig för Platt-düütsch in’n Landkreis. Plattnet / hjm

1500 KolumnenMit sien 82 Johr is de plattdüütscheSchrieversmann Günter Harte ut Ham-borg jümmer noch good up de Been.In Feberwor weer sien 1500. plattdüüt-sche Kolumne “Lütt bäten Platt” in’t“Hamburger Abendblatt” afdrucktworrn. “Dat heff ik mi freuher ok nichdacht”, sä he. Säker ward he noch enTiedlang düchtig Texten levern, denn“dat gifft je so väl to vertellen”.

INS / hjm

Keerlke 2007Helmut Hinrichs ut Wittmund kreeg inde November van de Vereen Oost-freeske Taal de Keerlke, de oostfreeske“Oscar”. Sien Leven lang is he up’t Re-bett van Plattdüütsk besig west. As jun-ge Mester hett he in de “Leuchtboje”-Rieg mitarbeidt, later harr he Bahntjesbi de oostfreeske Landskupp. LandraadHenning Schultz hett de Prahlpreken(Laudatio) hollen. Diesel / hjm

STERBEFÄLLE

Hans JürßIn’n Oktobermaand störv Hans Jürß in’tÖller vun nägentig Johr. Jürß, de utMäkelborg stammen deit, weer langeTied Schoolraad in Ratzborg un överteihn Johr in’n Vörstand vun de StiftenMäkelborg. He hett sik väl üm’t HuusMäkelborg kümmert, den “Platt-düütschen Klöönsnack an’n Sünn-dagmorgen” in’t Läven ropen un en

ganzen Barg för Plattdüütsch an deScholen daan. Ok “Scheulers läästPlatt” in’t Hartogdoom Launborg is sienVerdeenst. Bergedorfer Zeitung / hjm

Karl-Emil SchadeIn’n Dezember bleev de tachentig Johrole Karl-Emil Schade dood. De gewal-tige Opgaav, de he sick för sien Levenstellt harr, harr he afslaten: He hett datOle un Neje Testament un ok de Apo-kryphen ut de Urspraken in’t Plattdüüt-sche översett. Bischop Hans ChristianKnuth vun de Nordelvsche Kark sä,Schade weer en modernen Missionar,de dat good henkrägen hett, GoddsWord in de lebennige un bildhaftigeplattdüütsche Spraak neger an deMinschen to bringen. dpa / hjm

KINDER, SCHULE UND HOCH-SCHULE

Ümfraag in NeddersassenTachentig Perzent vun de Börgers inNeddersassen wüllt na en Ümfraag,dat an de Scholen mehr för Platt-düütsch daan warrn schall. Kott vör deLanddagswahl hett de Neddersassi-sche Heimaatbund de Parteien fraagt,wodennig se sik in de tokamen Legis-laturperiood för Plattdüütsch insettenwüllt. Dat wat passeern mutt, dat seggtall Parteien. Dat gifft sogor Stimmenför en egen Schoolfack Nedder-düütsch, tominnst wüllt se aver, datPlattdüütsch in de Lehrplaans ver-bindlicher stahn mutt as betto. Nichtofräden mit dat Ümsetten vun deCharta is de SPD. Wi bruukt an de Uni-versität en Lehrstohl mit dat allenigeFack Nedderdüütsch. Wat in Ollenborgupboot ward, langt nich. Dor is Ned-

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derdüütsch bloots en wichtigen Punktblangen anner. INS / hjm

Schwerpunkt NiederdeutschIm Dezember hat Prof. Dr. Jörg Peterssein Amt an der Universität Oldenburgübernommen. Zuvor lehrte er an derUniversität Nijmegen. Das Institut fürniederdeutsche Sprache (INS) befrag-te ihn, was die Studenten im kommen-den Sommersemester zu erwarten hät-ten. Peters: “Der Schwerpunkt Nieder-deutsch wird sich erst zum Winterse-mester entfalten können. Vorher müs-sen noch die Studien- und Prüfungs-ordnungen angepasst werden. Dasbraucht seine Zeit. Ich werde aber aufjeden Fall bereits vorher ein Seminarzur regionalen Variation des Nieder-deutschen anbieten. Ferner werdenbereits zum Sommersemester Mitar-beiter eingestellt, die Lehrveranstal-tungen zum Niederdeutschen durch-führen werden.”Zur Bedeutung des Schwerpunkts Nie-derdeutsch sagte er: Zunächst einmalwerde Niederdeutsch klar als Bestand-teil der Sprachwissenschaft verankert.“Damit erhalten die Studenten dieMöglichkeit, diesen Bereich über meh-rere Semester hinweg gezielt anzu-wählen. Geplant ist, für jedes Semes-ter der BA-Ausbildung Angebote ausder niederdeutschen Philologie vorzu-halten. Mir ist besonders wichtig, dassalle angehenden Lehrer Grundinfor-mationen über die niederdeutscheSprache erhalten. Darüber hinausmuss es aber auch darum gehen, di-daktische Konzepte zu erarbeiten, mitdenen man Plattdeutsch in den schu-lischen Alltag einbringen kann – sei esnun in den Deutschunterricht inte-

griert, sei es in einer Arbeitsgemein-schaft oder in einem eigenständigenUnterrichtsfach. Wir werden von An-fang an mit Schulen kooperieren, indenen jetzt bereits Niederdeutsch an-geboten wird und in denen unsere Stu-denten in Praktika Erfahrungen ma-chen können. Zur Schulpraxis gehörtaber auch, dass wir Angebote im Rah-men von Lehrerfortbildungen machenkönnen.” INS / hjm

“Plattsnackers” in de SchoolIn’n verläden Harfst hebbt sik de“Plattsnackers” grünnt, un nu sünd datal sössteihn Lü twüschen 50 un 70 Johr,de an twee Scholen in Hamborg-Bar-dörp (Bergedorf) un an Kinnergorns inde Veerlannen mithelpt, de Jungs unDeerns Platt bitobringen. Eenmaal in’nMaand wüllt se vun’t Vörschoolöller anbet to de veerte Klass mit de KinnerPlatt snacken. Un dor warrt jümmernoch Lü söcht, de mitmaken wüllt. Dedor Vermaak an hett, röppt an bi Frooder Herrn Eggers, Tel. 040 / 723 55 27.

Bergedorfer Zeitung / hjm

Scheulers lääst Platt434 Deerns un Jungs hebbt in’n Wedd-stried “Scheulers lääst Platt” an deScholen in Sleswig-Holsteen wunnen.Nu warrt de Winners in de Landkreiseutkäken. Alltohoop wörrn 37500 Lääs-heften an de Scholen verdeelt. Sünner-lich väle Scholen hebbt mitmaakt in’nKreis Nordfreesland, Rendsborg-Eckernföör un Sleswig-Flensborg.Mehr vertellt de Heimaatbund SHHB,Tel. 0431/9838415. Afsluss vun’nWeddstried, wo de Winners vun’t heleLand wählt warrt, is an’n 11. Juni inRendsborg. SHHB / epd / hjm

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RELIGION UND KIRCHE

Meisner gegen Mundart-MesseDer Kölner Kardinal Meisner hat vordem Karneval in einem Papier verbo-ten, Messen komplett in Mundart zu le-sen, vor allem die liturgischen Textewie das Hochgebet und die Wand-lungsformel. Das hat am Rhein für ei-nigen Wirbel gesorgt. Karnevalsverei-ne in Düsseldorf, der Stadt, die vonjeher mit Köln in herzlicher Feindschaftverbunden ist, haben Meisner zur un-erwünschten Person erklärt. Am Nie-derrhein im Gelderland gibt es längstMessen auf Platt. “Wir halten solcheMessen aber nicht gezielt im Karneval,sondern zur Brauchtumspflege”, soPfarrer Alois van Doornick aus Keve-laer. Auch eine Messe zur diamantenenHochzeit habe er auf Wunsch auf Plattzelebriert. Diakon Bruno Bloemen:“Über zehn Jahre hat es plattdeutscheMessfeiern am Karnevals-Sonntag inWachtendonk gegeben.” Sogar Liederseien umgetextet worden. Auch De-chant Theodor Prießen aus Nieukerkhält einmal im Jahr eine Messe im hei-mischen Dialekt ab. Rheinische Post

www.rp-online.de / hjm

THEATER, KINO

Krönk in de MaakCord Eberspächer hett sien Manus-kript vun en Krönk över den Nedder-düütschen Bühnenbund an VörsitterArnold Preuß övergäven. Dat 140 Sie-den starke Wark schall in’t Freuhjohr2008 in’n Druck gahn. För’t Betahlenwarrt noch Sponsoren söcht.

De Theater-Zedel / hjm

Theater för twee EuroLü mit Hartz veer künnt düt Johr förtwee Euro de Nedderdüütsche Bühn inWilhelmshaven (Theater am Meer)beseuken. De Korten gifft dat in’n Job-Center. En Volkstheater mit en 75-joh-rige Traditjoon mutt sik elk un eenleisten künnen, meen dat Theater. DatJohr 2007 weer för dat Theater mit över40 Perzent mehr Tokiekers en grotenErfolg. Vunwägen ehr gode Arbeid mitjunge Lü kreeg dat Theater den För-derpries vun de Ollenborger Lands-chop. INS / hjm

Ut Schwerin up TourneeDe Fritz-Reuter-Bühn in Schwerin willin ganz Düütschland up Tournee gahnun sodennig dat Hamburger Ohnsorg-Theater Konkurrenz maken. In twölfGastspälen ward dat Musical “GroßeFreiheit Nr.7” na den Film mit Hans Al-bers up de Bühn bröcht. Bit naSchweinfurt in Bayern schall de Tour-nee gahn. Dor, wo nich Plattdüütschsnackt ward, späält de Bühn up Hoog-düütsch mit en por plattdüütsche Bro-ckens oder up son Slag Missingsch. DeHauptrull singt un späält Hardy Rudolz,de al bi “Cats” un “Phantom der Oper”mit bi weer. dpa / hjm

Bühnendag 2009 plaantSpräkers vun de dree groten nedder-düütschen Bühnenbünn in Mäkel-borg-Vörpommern, Sleswig-Holsteenun Neddersassen-Brämen sünd inHamborg tohoopkamen. Se hebbtbesnackt, wodennig de grote nord-düütsche Bühnendag vun’n 21. bet ton24. Mai 2009 in Wilhelmshaven aflo-pen schall.

De Theater-Zedel / hjm

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ZEITUNG, RUNDFUNK UNDFERNSEHEN

Bie’n WDR wuor westfäölsk küertAn’n füfften Harremaond (Januar) pas-seerde, wat heel raor vüörkümp: DatWDR-Färnsaihn broch en Theaoter-stück up westfäölsk Platt. Upföert wuor“De leste Wille” van Fitzgerald Kusz,in’t Mönsterländske üöwersätt vanHannes Demming, de dat Stück aukbie de Nedderdüütske Büene Mönsterin Szene siätten harr. Ne olle Frau isstuorwen, un dat giff kien Testament.Klaor käbbelt sik de Familge üm deIärwschup, un alle sin se sik nichgröön. “Ik mag ju nich, un ji müegt minich.” Un wenn se nich jüst to küernun to strieden sin, griept se auk maolto‘n Beerbueddel. hjm

Programm afännertBi’n NDR 1 Welle Nord kummt “Hörmal’n beten to” düt Johr jeden Maan-dag bet Sünnabend Klock 10.40. Un bi“De Week op Platt” künnt wi an’n Sünn-abendmorgen Klock 8.15 toluustern.

Plattnet / hjm

Neje Mann för “Moderspraak”Tostännig för de “Moderspraak”-Sie-den in de Tiedschrift “Schleswig-Holstein” is nu Ulrich Weber vun’t Af-deel Nedderdüütsch an de Kieler Uni-versität. He peddt an de Stä vun Rein-hard Goltz. De em plattdüütsche Ver-tellen oder Riemels ton Afdrucken tos-tüürn will, mutt schrieven an: Dr. UlrichWeber, Kohlkoppel 8, 24159 Kiel-Schilksee. Email:[email protected].

Schleswig-Holstein / hjm

AUS ANDEREN VEREINIGUNGEN

Marianne Ehlers VörsitterschUp de Matenversammeln vun deFehrs-Gill in’n November is MarianneEhlers, betto Twete Vörsittersch, asneje Vörsittersch wählt worrn. Hein-rich Thies, de teihn Johr lang an deSpitz vun de Gill stünn, güng up desöbentig to un wull en Stappen kötterpedden. Nu is he de Nummer tweeworrn, de beiden hebbt also ehr Plätztuuscht. De Gill neumt sik nu “Sell-schop för nedderdüütsche Spraak-pleeg, Literatur un Spraakpolitik”.Marianne Ehlers sitt ok in’n Bundsraadför Nedderdüütsch, in’n Platt-düütschen Raad för Sleswig-Holsteenun in’n Utschuss för Plattdüütsch unFreesch. Plattnet / hjm

Europarat und UNO stützen auch Nie-derdeutschDer Schutz kleiner Sprachen fängt, wodie Sprachkompetenz vorhanden ist,in der Familie an. Er gehört unweiger-lich auch in Kindergärten und Schulen.Das gilt bei uns für die niederdeutscheSprache, erklärt die Fehrs-Gilde, Ge-sellschaft für niederdeutsche Sprach-pflege, Literatur und Sprachpolitik e.V.Der Europarat fordert, dass Nieder-deutsch eigenes Schulfach wird und inKindergärten gefördert wird. Die UNOhat das Jahr 2008 zum “InternationalenJahr der Sprachen” erklärt, um dieSchutzbemühungen für die kleinerenSprachen zu stützen. Die UNO verlangtvon ihren Mitgliedsstaaten einen Be-richt über deren Bemühungen. Das be-trifft auch Deutschland, das sich in derUNO um vorbildliches Verhalten be-müht. Die Fehrs-Gilde begrüßt die For-

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derungen des Europarats und der UNO.Der Europarat und die UNO wollen diegenerelle Mehrsprachigkeit. Der Eu-roparat hat die Formel “2+1” entwi-ckelt: Dazu gehört erstens die Stan-dardsprache zu Hause, das ist bei unsHochdeutsch, zweitens eine großeFremdsprache, das wird für die meis-ten von uns Englisch sein, und drittenseine Kleinsprache, das ist eine Nach-barsprache bzw. Regional- oder Min-derheitensprache, also bei uns Nie-derdeutsch.In Deutschland hat sich die Zahl derPlattsprecher in den letzten 20 Jahrenhalbiert. Wer aber vom kulturellenWert der sprachlichen Vielfalt über-zeugt ist, der sollte dafür eintreten,dass auch künftige Generationen inNorddeutschland noch Platt sprechen.Glinde, den 9.1.2008

Verantwortlich: Heinrich Thies

Augustin-Wibbelt-GesellschaftDie Wibbelt-Leseabende finden in derRegel am ersten Donnerstag im Mo-nat (also z.B. am 6. März) um 19.30 Uhrin Münster statt, und zwar im Kramer-amtshaus / Haus der Niederlande, Al-ter Steinweg (Eingang Kirchherrngas-se). Die Mitgliederversammlung derWibbelt-Gesellschaft ist für den 14.Juni in Coesfeld, “Casino”, Osterwi-cker Str. 29, geplant.

Warkkoppel-VersammelnIn de November is de WarkkoppelOostfreeske Schrieverskes un Schrie-vers in Auerk binanner ween. Vörsit-ter Hermann Manot kunn 31 Ledenbegröten. Dat gung üm de Jubiläums-fier in Auerk an de 14. Juni 2008, mitLesen van Schrievers, Schippfahrt up

de Ems-Jade-Kanaal, Grillen van dodeDeerten un Bökerdisken. Plaant is oken Schrievweddstried för jungeSchrievers(kes) (14 – 20 Jahr old) förplatt- un hoogdüütske Vertellsels unRiemels. De Jahrsversammeln 2008 inan de 1. November. Diesel / hjm

SONSTIGES

1o. Plattdüütsche BookmessAn’n 9.11.2007 begünn de 10. Platt-düütsch Bookmess in den Lichtwark-saal vun de Carl-Toepfer-Stiftung. DeHamburger Kultursenatorin, Fru Prof.Dr. Karin von Welck, richt Gröten anall un Reiner Schobeß geev ’n inter-essanten Vördrag över „Immer dasgleiche Lied?“, Singen up Platt twi-schen Heimatvereen un MySpace.To’ n drüdden Mal wörr de Literatur-pries “Plattdeutsches Buch des Jahres”vergeven, un dat an de Autorin unSelbstverlegerin Birgit Lemmermannför ehr Book “Ebbe un Hehn”. De Lau-datio heel Dr. Reinhard Goltz vun’t In-stitut für niederdeutsche Sprache inBremen. Dat Ohnsorg-Theater geevSzenen ut “De plattdüütsch Vagelhoch-tiet”, en Inszeneerung, de de Carl-To-epfer-Stiftung ünnerstütten deit. An’n10.11. un 11.11.2007 weer de Book-mess apen för all Besökers. So an de3000 Min-schen, so as ok in’t Vörjohr,kemen, keken, lesen, höörn to un köf-fen in. 32 Verleggers weern dor, wat’n nie Rekord is. Präsenteert wörrn 634verschieden Titel, dorvun so an de 150plattdüütsch nie Utgaven von‘t Johr2007.Dat geev ok ’ne Sonderschau “Platt-deutsche Musikalien der letzten 10Jahre”. Vorstellt wörrn CDs, Lederbö-

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ker un Leedtextheften. De Carl-Toe-pfer-Stiftung un de Verleggers weernheel tofreden mit den Erfolg vun de 10.Bookmess. De Stiftung hett för dennedderdüütschon Bookmarkt wichtigAnstöten geven un will dat ok wieder-hen doon. Christa Heise-Batt

Platt im Fischer-WeltalmanachDie EU-Sprachencharta hat das wohlwichtigste jährlich erscheinende Län-derlexikon erreicht, den Fischer-Welt-almanach. Bei “Deutschland” heißt esin der Ausgabe für 2008 unter der Ru-brik Sprachen: “Deutsch; Sorbisch inder Lausitz (regionale Amtssprache),Dänisch teilweise Schulsprache inSchleswig-Holstein, Friesisch in Nord-friesland, auf Helgoland (offizielleSprache) und im Saterland, Nieder-deutsch in Norddeutschland, Romani.”In der Ausgabe 2002 war von Nieder-deutsch noch nicht die Rede.

hjm

Up Platt dör de LandsgornschauDe Landsgornschau vun Sleswig-Hols-teen för’t Johr 2008 is in de Stadt Sles-wig plaant. Dat Plattdüütsch-ZentrumLeck hett dorto en plattdüütschen Wie-spahl rutgäven. Vörstellt ward de sles-wigsche Landsdeel vun’t Dannewerköver’n Ossenweg bet na dat Noldemu-seum in Seebüll. Wenn Lü ut de heleWelt na uns kaamt, denn mutt ok unsHeimaatspraak präsent wään, is deMenen vun Plattdüütsch-Baas GünterFleskes. Un dorüm sünd vun düsseWiespahls (up Düütsch seggt‘n dorto“Flyers”) üm un bi twölfdusend drucktworrn. Kriegen künnt wi em bi: Platt-düütsch-Zentrum, Flensburger Str. 18,26917 Leck. Plattnet / hjm

Hendaal mit’n DuumAll dree Johr reist Experten vun’n Eu-roparaad na Düütschland un wüllt na-kieken, woans de Sprakencharta üm-sett ward. In’n November kemen se naNeddersassen. In Hannover dreupense sik mit Cornelia Nath (OostfreescheLandschop), Jutta Engbers un twee an-ner vun de Ollenborgsche Landschop,Hans-Hinrich Kahrs vun de StaderLandschop un Dieter Stellmacher för’toostfäälsche Platt. In Neddersassenmaakt de Scholen un Universitäten degröttsten Koppwehdaag. Wat an de Ol-lenborger Universität för Platt anba-den warrn schall, is lang nich so väl,as dat in Göttingen weer. Platt an deScholen is keen Mutt, dat gifft keenKonzept för’t Lehrn vun Platt un för’tUtbillen vun de Schoolmeisters. DeLandsregeern is för Platt an de Scho-len, man bloots denn, wenn’t nix kös-ten deit. Wenn’n för dat Ümsetten vunde Charta in Neddersassen en Tüüg-nis gäven dä, denn müss dat heten:Duum hendaal, söss. Plattnet / hjm

Platt in’t HerrnhuusIn’t Herrnhuus “Gut Knoop” an’n Nord-Oostsee-Kenaal an de norden Kant vunKiel lett de Familie Stöterau al langplattdüütsche Schrievers läsen. In dütJohr löppt dat ünner Motto “PLATT-gold”. An’n 10. April kummt Ines Bar-ber un fraagt: “Geiht dat ok’n bäten fi-xer?” An’n 4. September lääst Jan Graf“Ohn Rüschen”. An’n 6. un 7. Novem-ber is Platt-Perfesser Reimer Bull dormit “Sünd allens Minschen”. Un uplestan’n 11. Dezember steiht mit RainerSchwarz und Karl-Heinz Langer“Wiehnachten vör de Döör”. Kortengifft dat ok as Johrs-Abo för 65 Euro.

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Kontakt: Karl-Heinz Langer, Tel. 04322/4628, Email [email protected].

Plattnet / hjm

Sprakenfründliche GemeendeIn’n Dezember wörrn in’n Kreis Nord-freesland de sprakenfründlichen Ge-meenden uttekent. Nich bloots Städerun Dörper kunnen sik dütmaal bewar-ven, ok Bedrieven un Verenen. Fiertwörr dat in’t Nordfriisk Instituut inBredstedt (Bräist). De Priesen güngenan den Gemeenden Horstedt, Kolden-büttel un Süderende (Föhr), an’t Klini-kum Nordfreesland un an’t Sozialwark“ADS-Grenzfriedensburg / Arbeitsge-meinschaft Deutsches Schleswig”. DeNordfreesland-Redaktioon vun de“Husumer Nachrichten” kreeg en Sün-nerpries för ehr freesch-plattdüütscheBilaag, de siet 1993 rutkummt. Wör tonBegreuten kemen vun CarolineSchwarz (tostännig för Minnerheiten)un Kreispräsident Wree.

Nordfriisk Instituut / hjm

Klöönkrink in GülzowDat Marktdräpen vun Gülzow (KreisHartogdoom Launborg) schall ton Kul-turzentrum warrn. Dor schall ok enplattdüütschen Klöönkrink tohörn. Ul-rich Niemann, de in’t Amt Schwarzen-bek-Land för Plattdüütsch tostännig is,will up düsse Ord Plattdüütsch sünner-lich an junge Lü ranfeuhrn. “Mennig-maal is dat en stuur Wark”, sä he, “dennegentlich hebbt wi dor keen Personalför.” Sylter Rundschau / hjm

Biografie över Agathe LaschIn de Rehg “Jüdische Miniaturen”vun’n Verlag Hentrich & Hentrich hettChristine Kaiser en Biografie över

Agathe Lasch rutbröcht. Agathe Laschweer an de Hamborger Universität deeerste Germanistik-Professorin inDüütschland un Philologin för Nedder-düütsch. In de Nazitied wörr ehr deProfessorenstä wegnahmen. 1942 wörrse ümbröcht. INS / hjm

Wikipedia up PlattDat plattdüütsche Wikipedia wasst unwasst. Twors is dat noch lang nich sogroot as dat düütsche, man mit över11000 Indrääg is dat grötter as t.B. Ser-bokroatisch. Nakieken künnt ji ünnerwww.nds.wikipedia.org.

Sylter Rundschau / hjm

Platt lehrn up SyltAl ton föfften Maal laadt de Volkshoog-school Hannover-Land ton Bildungsur-laub in Klappholttal up de Insel Sylt in.Fief Daag lang künnt de Lü dor tohoopmit den Dozent Hartmut Arbatzat Platt-düütsch lehrn. Dat gifft Exkursionen upPlatt över de hele Insel, un ok Singenun dat Upfeuhrn vun Sketche hört dor-to. Dat Seminar duurt vun’n 10. bet ton14. Märzmaand. Infos bi de Volkshoog-school, Tel. 05139/279281. INS / hjm

Landkreis Horborg up Platt“Keen maakt wat up Platt in’n Land-kreis Horborg” för’t eerste Halfjohr2008 is rutkamen. All Veranstaltungenun Dräpen vun Klöönkrinks kann’n dornaläsen. Dat gifft Adressen vun 175 Lü,de wat up Platt up de Been stellt. Meistall Gemeenden hebbt Froons- unMannslü utkäken, de för Plattdüütschtostännig sünd. Kriegen künnt ji datHeft in’t Kiekebarg-Museum un överEmail: [email protected].

Plattnet / hjm

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Mölln-DräpenUp dat twete Mölln-Dräpen vun 2007hebbt 28 Schrievers jümehr Texten vör-stellt. Volker Holm vun’t Plattdüütsch-Zentrum in Ratzborg hett nu düsse Ver-tellen as Book rutgäven. För dree Eurokann dat bestellt warrn bi: Stiftung Her-zogtum Lauenburg, Hauptstraße 150,23879 Mölln. Plattnet / hjm

Andrag för Ortsschiller up PlattDe CDU hett en Andrag an de Ham-borger Börgerschop stellt, ünner deOrtsschiller mit “Freie und HansestadtHamburg” en lütt Schild antobringenmit “Hamborg seggt Goden Dag” unup de anner Sied “Hamborg seggtTschüß”. Babento schall up de Schil-ler vun de inkelten Stadtdelen ok deplattdüütsche Naam stahn, also “Fink-warder” blangen “Finkenwerder”. DeAndrag wörr up Plattdüütsch schrä-ven. In de Debatte stimm WolfgangBaar (SPD) den Vörslag to. He meenaver, de plattdüütsche Naam mutt sikvun den hoogdüütschen düüdlich af-setten. Wenn bloots een Bookstaav an-ners is (t.B. Hamburg / Hamborg),denn weer en Schild up PlattdüütschKinnerkraam. All dree Parteien in deBörgerschop hebbt tostimmt.

Bürgerschaft / Wolfgang Baar / hjm

Udel snackt mit de Lü plattJörn Tietzel, Udel un “bürgernaher Be-amter” (Bünabe) in de HamborgerStadtdelen Moorborg, Neefeld (Neu-enfelde) un Francop, snackt mit de Lüup’t leefst platt. Dat helpt, meent he,mit de Minschen klortokamen.

Harburger Anzeigen u.N. / hjm

INS-Studie över’t Bruken vun PlattDat Institut för nedderdüütsche Sprak

(INS) hett vörleggt, wat ut de aktuelleStudie över dat Bruken vun Platt-düütsch in Norddüütschland rutkamenis. Dat INS is dorbi jüst so vörgahn asbi de leste GETAS-Studie vun 1984.Siet düsse Tied is de Tall vun de Platts-nackers meist üm de Hälft trügggahnun liggt nu bi 24%. Leeg süht dat bi dejungen Lü ut. Vun de 15- bet 34-Johrin-gen snackt bloots 4% Platt. Dat se Plattgood oder bannig good verstahnkünnt, seggt 60% vun de Lü. In Sles-wig-Holsteen ward Platt schients bä-ter estimeert as annerwägens. Man mitPlatt an de Scholen süht dat ok dor nichgood ut. De Sprakencharta hett bettonich väl bröcht. Platt an de Scholenmutt Plicht warrn. De PlattdüütscheRaad hett mit dat Rektorat vun de Uni-versität Flensborg över en Nedder-düütsch-Professur snackt.

Plattdeutscher Rat fürSchleswig-Holstein/Willy Diercks/hjm

Ostfälischer LiteraturwettbewerbDie Deuregio Ostfalen ruft zum 15. Li-teraturwettbewerb auf. Die Texte inostfälischem Platt können bis zu 10DIN-A-4-Seiten lang sein. Bis zu dreiGeschichten können pro Person ein-geschickt werden. Besonders Jugend-liche bis zum 18. Lebensjahr sind auf-gerufen, mitzumachen. Es gibt Preiseim Wert von 600, 250 und 150 Euro,dazu einen Sonderpreis für Jugendli-che. Einsendeschluss ist der 30. Juli2008. Adresse: Deuregio Ostfalen, Süd-ertor 6, 38350 Helmstedt.

www.ostfalen.de / hjm

Platt-Festival an de ElvDie “4. Norddeutschen Tage – Festivalder niederdeutschen Sprache und

Rundschau

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Musik an der Elbe” finden vom 10. Maibis zum 1. Juni in Lenzen im Dreilän-dereck Niedersachsen – Mecklenburg– Brandenburg statt, am 11. Mai auchin Dömitz und Vielank und am 18. Maiin Dannenberg. Schirmherren werdendie Ministerpräsidenten aus Mecklen-burg-Vorpommern und Brandenburg,Harald Ringstorff und Matthias Platz-eck, sein. www.landesheimat-

verband-mv.de / hjm

Dat is coolIn’n Harfst 2008 geiht de Plattdüütsch-Weddstried in Mäkelborg-Vörpom-mern för Kinner un junge Lü över deBühn. Dorto gifft dat en grote Fier. DatMotto heet: “Dat is cool, dor gahn wihen!” Mit bi sünd de Städer Grieps-woold, Rostock, Schwerin un de Kun-trei Neebramborg / Stemhagen.

www.landesheimatverband-mv.de /hjm

Münsterländer Platt“Peter kümp inkognito” heißt ein The-aterstück, das am 15. und 16. März um17.00 Uhr in der Sünte-Rendal-Grund-schule, Sünte-Rendal-Str. 16 in Riesen-beck aufgeführt wird.Einen Liäse- un Küeraomd gibt es am28. März, 15. April, 30. Mai und 27. Junijeweils um 17.00 Uhr im Drilandmu-seum, Bahnhofstr. 6 in Gronau.Zum plattdeutschen Küernaomeddagwird am 13. April von 15 bis 17 Uhr imKaminzimmer im Lammershof, Im Vo-gelsang 75 in Riesenbeck eingeladen.Plattdeutsch am Sonntagmorgen fin-det am 1. Juni um 10.30 Uhr im HofDeitmar, Mühlenstr. 26 in Emsdettenstatt.

www.plattdeutsch.net / hjm

Neje TahlenIn de September gaff dat en Umfraagover dat Bruken van Plattdüütsk inOostfreesland. 6122 Fraagbogensbünd torüggkomen. Umdat de Fraag-boog ok in Scholen verdeelt wurr,sünd de jung Lüü unner 20 Jahr mit22% an starksten vertreden. Vör allMinsken, de Platt proten (50%) of to-minnst verstahn (95%), hebben bi deUmfraag mitmaakt. 82% willen, dat datok in Tokummst Plattdüütsk geven sall.76% willen Platt för de Freeitied, 69%as Olldagsspraak in de Familie, 50%as Olldagsspraak bi de Arbeid, 46%as Unnerrichtsspraak in Scholen unKinnergaarns. 66% willen, dat Oost-freesland tweesprakig blifft, un 80%sehn Platt as besünner Kennteken vanOostfreesland an. Diesel / hjm

Platt up de AmtenMareike Janßen hett daar en Diplom-arbeid over schreven, wat de Europä-isch Sprakencharta för de plattdüüts-ke Spraak brengt, an dat Bispööl vande Landkreis Auerk.So gifft dat up de Amten in de Land-kreis heel vööl Mitarbeiders(kes), dePlatt proten könen: 67,5%. De wordenok nett daar insett, waar de Börger watweten will. Na de Angaven van de Kom-munen könen 93,3% van de Angestell-ten in de Börgerbüros Platt proten. UpPlatt trauen kannst du di bi 60% van deStandesamten, un in’t Geheel lesen sükde Tahlen so, dat man egentlik overallup Platt Utkummst kriegen kann. Sülvstbi dat Instellen van neei Kolleg(inn)enhebben 46,6% van de Gemeenten an-geven, dat se de Bewarvers daarna fra-gen, of se ok Platt könen.

Diesel / hjm

Rundschau

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Nu ward veel dusend Lichter hell!Nu ward veel dusend Lichter hell!Nu ward veel dusend Lichter hell!Nu ward veel dusend Lichter hell!Nu ward veel dusend Lichter hell!

Lebe Moten, lebe Frünnen, lebe Lüüd vun’n Quickborn, lebeGäst!

‚Nu ward veel dusend Lichter hell‘ heet een CD, de ik vör 10Johr in de Jacobi-Kark opnohmen heff. Mit feine Wiehnachtsle-der un Texten.

So steiht dat nu ok öber mienen Bericht, den ik nu holen will,den Johrsbericht.

Eegens möögt wi dat je gor nich gläuben, wat de eerst Monotvun unsen Klenner 2008 al wedder aflopen is un nu al Ferber-wor is! Ober so löppt de Tied.

Ik frei mi, wat ik Jo in de Ogen kieken dörf un vundoog öberdat trüchliggen Johr 2007 vertellen kann. Dat weur je no 2004wedder een Jubiläumsjohr vun ‚100 Johr Quickbornheften‘. Unwi hebbt uns alltohoop Meuh geben, wat du vun dit Jubiläumok wat marken kunnst.

Eerstmol hebbt wi twee grötter Lesungen ploont, wo uns deQuickborn-Verlag und ok de Corl Toepfer-Stiften fein bi hol-pen hebbt. De een weur in’n Oktober bi Toepfer un de annerin’n November in Horborg. Dat Geld, wat wi dorför kregenhebbt un wat uns de Vörlesers öberloten hebbt, hett uns’ Kassgood holpen. Ik bedank mi vun Harten bi all de Moten, de mit-mookt hebbt. Dat is een good Teken för een ‚Quickborn-Ge-feuhl‘, ohn dat wi nix tostann bringen dän.

Wi wullen je doch ok geern endlich de Dokumentation vun uns’Symposion in Hamborg in’t Elysee-Hotel rutbringen, wo sik Ulf-Thomas Lesle üm kümmert hett.

Nu hebbt wi dat mit den Titel ‚Kulturraum und Sprachbilder‘op’n Disch un all, de dat nochmol noleest hebbt, kunnen siknoch besinnen op de gode Qualität vun all de Vördrääg bi uns’Jubiläum ‚100 Johr Vereenigung Quickborn‘ in’t Johr 2004. UlfThomas is to danken för de vele Fummelarbeit, de du mit soeen Book hest.

Wi hebbt dat Book to de Tied in’t Land schickt, wo wi sunstendat drütte Heft in de Hüüs flegen loot. Un uns’ Nummer 4 is dinneen Duppelnummer worrn – as dat de eerst Utgoov vun’nQuickborn 1907 ok al weur. U

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UT’N QUICKBORN

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Wi freit uns ok, wat Wolfgang Müns uns den tweeten dicken Band vun Fest-schriften op’n Disch packt hett, de wi eerst vör’n poor Doog verschickt hebbt.To so een Jubiläum steiht uns dat good, wenn wi uns’ Geschichte ünnerseuktun kloke Lüüd wat schrieben dot. Wi dankt jüm all düchtig, denn se hebbt datje för lau mookt un dor keenen Cent för verlangt un kregen.

Dat Geld för dat Book hebbt wi tohoop kleit vun twee Johr 2007/2008. Un so isdat een Johrsgoov för disse beiden Johren.

Wi seggt Jo nu al to, wat wi anner Johr wiss wedder een Book mit plattdüüt-sche Texten rutgeevt un de Wetenschop eerstmol ’n Paus moken deit!

Uns’ Vörstand un ok de Redaktion hebbt sik 2007 man blots dreemol dropen.Sunsten ober ok noch bi de Gelegenheit vun de Obenden in de Nedderdüüt-sche Bibliothek un in’n Lichtwarksool, bi de Beukermesse un bi Lesungen,in’t Ohnsorg, bi enkelte Vördrääg oder in de Kark to’n plattdüütschen Gottes-deenst, wo sik allerwogens Lidmoten infunnen hebbt.

Klor, wat wi as Quickborn-Lüüd ok noch no anner Ecken feuhrt sünd, wo wimitmookt hebbt. Dor heurt de Fritz-Reuter-Doog to, de letzt Johr in Lulu weurn,dor heurt de Bevensen-Dagfohrt un de KlausGroth-Doog mit to. De Pastoral-kollegs vun de Pasters un de Priesen, wo ok uns’ Moten fein wat afkregenhebbt.

2007 hett Corl Groth bi ‚Vertell doch mal‘ Platz twee kregen. Sien Geschichthebbt wi in’t letzt Heft afdruckt. Thomas Stelljes hett den ‚Borsla-Pries‘ 2007kregen, den sik twee Lüüd delen müssen. Un uns’ Quickborn hett den ‚Fritz-Reuter-Literaturpries‘ vun’t ‚Fritz-Reuter-Literaturmuseum‘ in Stemhogen unvun de Stadt Stemhogen in de Hand kregen.

Dat geev een fein Bild vun de Stadt, dat Werner Schinko mookt hett, un ’npoor Doler in de Kass. Een feinen Obend hebbt wi in‘t Slott vun Stemhogenhatt, wat je in Reuter sien ‚Franzosentied‘ mitspeelt. Wi sünd dor mit een gro-te Delegation henfeuhrt un hebbt uns alltohoop höögt.

Ok för dit Johr is al wedder ’n Barg mit Priesen anseggt: Uns‘ ‚Radio 90,3-Gerd‘ schall je den gröttern ‚Fritz-Reuter-Pries‘ kriegen, den vun de Carl-Toepfer-Stiftung. De ward em an’n 12. April in’t Liebermann-Studio vun’n NDR,wo ok ‚Sonntakte‘ passeert, öbergeben. Un wiss sünd dor’n poor vun uns mitbi!

Ok uns’ egen Pries, de ‚Quickborn-Pries 2008‘, schall wedder öbergebenwarrn. Un wi hebbt jüst ganz frisch den Minschen utkeken, de wunnen hett:Dat is Prof. Dr. Jürgen Meier, ‚de vun‘t Hambörger Lexikon’!

Wi ward den Pries, de je vun de ‚Sporkassenstiften Neddersassen‘ betohltward, wedder op’n Kiekebarg bi Horborg öbergeben. Dat schall an’n 31. Mai,vörmiddags Klock 11, losgohn.

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Ik segg nochmol danke an de Sporkassenstiften, wat se uns nu al to’n tweetenMol so groothartig ünner de Arms grippt.

Uns’ Moot Karl-Heinz Madauß ut Parchen in Meckelnborg hett den ‚Johannes-Gillhoff-Pries‘ 2008 tosproken kregen un schall em an’n 21. Juni, nomiddagsKlock twee, in Glaisin öbergeben kriegen.De Laudation dörf ik holen un freimi.

Nu to uns un de Dank för enkelte Arbeiden an enkelte Minschen:

Eerstmol dank ik de Moten vun de Jury, de den Quickborn-Pries utkiekendeit, un sünnerlich den Vörsitter, Dr. Wulf Lammers, de al soveel Godes förunsen Vereen don hett.

No Volker Holm 2006 un nu mit Prof. Dr. Jürgen Meier hebbt se een allerbesteWohl dropen. Anner Johr ward wi de Jury nee wählen.

Ik dank de Lesers Corl Groth un Bolko Bullerdiek, de in’t Hartwig-Hesse-Huusin Rissen nu al’n poor Johr de Reeg to Harvst un Freuhjohr öbernohmen hebbt,un all hebbt se dor veel Freid bi.

Ik bedank mi bi de Heftmokers ober sünnerlich bi all de, de Artikel un Bi-drääg bistüert. De Beuker besnackt un för uns in’t Theoter goht, de de Rund-schau, den olen Fummelkroom, tohoopstellt un den Versand vun de Heften unBeuker öbernehmt.

De Opbackers un Wegpackers, de Wegfeuhrers un Rohsteurers.

Dat klingt so, as weurn wi vele Minschen, man, in’t Gegendeel: wi hebbt so-veel Multi-Talenten, wat dat meerstendeels jümmer de sülbigen sünd. Desülbigen poor ‚Peoples‘ – as Rudl Kinau dat nöömt.

Nee, dat is hooch to löben, wat de Vörstand, de Biroot un de Redaktion vör deHand bringen dot. Un ok, winn wi uns mol in de Hoor kriegt un ok anbölkendot, winn wi uns mit anner Lüüd anleggt un strieden dot – dat heurt dor mit toun mutt wesen.

Sunsten liggt wi blots in de Sünn un nix passeert! Un dat schall nich wesen.

Danken much ik ok Heinz Ahrens, unsen ‚Quickborn-Huusmeister‘ in uns’ nee‚Quickborn-Huus‘. Dat freit uns heel dull, wat dat so glatt löppt un Heinz dorsogor noch Spoß bi hett, wenn em de Kartons un Kastens in’t Huus un in deGaroosch packt ward, wat he nardens mehr topedden kann!

Ok Ellen much ik danken, de noch jümmer de e-mail-Adress vun unsen Vereenverwalten deit un ok noch dat Internet un uns’ ‚Homepage‘ in’n Blick hett. Datschall dit Johr ’n beten anners warrn, wegen Herr Hansen dat ümstellen ward.

Dat harrn wi je al letzt Johr op uns’ Johrsversammeln seggt.

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Wi hebbt uns’ Schoolarbeiden ok mit de Satzung mookt un ward vundoog deneen Paragraphen vörleggen un afstimmen. Wo dat üm geiht, ward wi nochkünnig.

Bedanken will ik mi nochmol besünners bi de beiden Froonslüüd in unsenVörstand: Bi Johanna un Christl. De een sorgt dor mit ehr Protokollen un ehrÜmsicht för, wat allens to Papier kummt un nix vergeten ward vun dat, wat wibedenkt un seggt. De anner is för dat Geld tostännig. Tominnst för de Verwal-tung vun dat Geld un ok de anner Verwaltung.

Mi dücht, ik bruuk nich groot verkloren, wo wichdig dat in eenen lütten Vereenas unsen is.

För mi is dit Johr 2008 besünners, wegen ik in’n poor Monot in’n Rohstandgoh un mit mien Arbeid as Paster an de Hochschool in Heid trecht bün. DitJohr warr ik de plattdüütschen Gottesdeensten, de ik afmookt heff, un ok mienanner Soken noch so wieder moken. Denn will ik ober an vele Stegen watanners moken.

Mi hett dat good gefullen, wat ik so vele Johren för den Quickborn as Vörsit-ter arbeiden dörf, ok wenn natürlich nich allens glückt is. Wo wi nu weet, watde Legislatur vun uns bi’n Quickborn veer Johr löppt, heff ik mi öberleggt,wat ik dat nochmol wedder moken dä. Bet 2012. Dat is een langen Weg.

Ik dä dat man blots, wenn ik ok vun eenen Dag op’n anner ruthüppen kunn.To’n Bispeel, wenn ik 2009 nochmol in’t Utland goh un dor pastereer. Or watweet ik.

Eerstmol kiekt wi alltohoop op dat, wat uns vör de Feut liggt. Un dat reckteerstmol.

So wied för nu.

Bedankt!

Dirk Römmer

im Januar 2008

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Leserbreef to Carl Groth sien ”Quo vadis?” in Saken Freudenthal

Freudenthal- wor geiht’t op daal?Freudenthal- wor geiht’t op daal?Freudenthal- wor geiht’t op daal?Freudenthal- wor geiht’t op daal?Freudenthal- wor geiht’t op daal?

Groth egens, wat Carl dor maakt hett, so open över de Ge-sellschap to schimpen, de siet 1957 en vun de renommiertes-ten Priese op dat plattdüütsche Rebeet övergeven deit.Wi weet jo alltohoop, dat en Minsch, de sowat deit, woll keenPries mehr kriegen kann. (To’n Glück bruukt Carl den Priesnich mehr- het hett em al.)Alltohoop weet wi ok, dat du nich Kritik öven schallst – dat is,bi de grote Familie vun de Plattdüütschen so, as of di enen opden Disch schieten deit.Un wi sünd jo en gode Familie. Wi hebben uns dat nich utsöcht,man wi hören nu maal binanner. Un jüst dorüm mööt wi denMoot hebben, dor maal op to drücken, wor dat weh deit.In de letzte Tiet weer dat faken so, wenn sik Lüüd bemöten unfüngen an, över plattdüütsche Literatur to snacken, dat denn jüm-mers jichtenseen fragen dee: ”Wat is blots mit Freudenthal?”Vele Lüüd hebbt dat sehn, vele sünd in Sorg, dat in de Ge-sellschap wat verkehrt löppt.Carl hett al en paar Punkten opgrepen, man dor is jo noch mehr.Dat kunn enen bi de Priesvergaav in Hanstedt goot sehn. HeinKröger stünn dor meist alleen. Vun de Jury, vun den Vörstand –nix to sehn. So hett he sik de Organisatioon, de Moderatioon,dat Repräsenteeren un de Enigheid na buten op den Puckellaadt. Dat kann he ok!Man he mutt ok den Kopp hen hollen ör Saken, de he nich toverantworden hett.So fallt op, dat de Freudenthalers sik nich maal sülvens an deegen Regels hollt.In jüm ehr Utschrieven steiht: ”Bei kleineren Arbeiten sollenes mindestens drei, höchstens fünf Texte sein, bei großen Ar-beiten wie Novelle oder Hörspiel genügt ein Text. Die gesam-te Einsendung darf nicht mehr als 25 SchreibmaschinenseitenDIN A4 mit ca. 40 Zeilen je Seite umfassen.”Un denn kriggt en Keerl den Pries, de hett jüst even un eveneen Siet vulljickelt!Schaad. Denn twee Jahren vörher hett Birgit Lemmermann nichden eersten Pries kriegen kunnt, wiel dat to wenig Text weer.Un dat weer mehr as een Siet. L

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En annermaal weer to veel Psycho dorbinnen, un denn to wenig Humor. Undenn weer dat ok maal to lang, dat weern fief korte Texten. Fiefmaal is sedormit ünner de Besten ween. Blots ”Ebbe un Hehn” is 2006 kumplett ünner-gahn.2007 hett ”Ebbe un Hehn” den Lüttjepütt-Pries kregen un wat later ok nochden Titel ”Plattdeutsches Buch des Jahres”, un Birgit Lemmermann hett dentweten Platz maakt bi Freudenthal, mit anner Texten, man se wörr nich inlaadtna Hanstedt. Schull ok nich lesen.Egens harr sik dat anboden.Enen kann dat Geföhl kriegen, vörn is de Bühn un achterto warrt munter Strip-pen trocken.Nu kunn dat so utsehn, as wenn dat blot dor üm gung, to klagen över dat, watBirgit dor tegenlopen is mit un bi Freudenthal. Avers egens un ehrder geihtdat üm veel veel mehr, un an Birgit ehr Erfahrungen kannst sehn, dat dor watganz un gaar scheef lopen deit achter de Kulissen van de Feudenthal-Gesell-schapp. De Ohren hett to hören, de hört dat överall.Carl Groth un ik un vele annern, wi willt dor to bedragen, dat de Freudenthal-pries wedder dat olle Ansehn kriggt, dat he lange Jahren hatt hett, as een vande GROTE PRIESEN för plattdüütse Literatur. (En undüütlich Profil hett in Ogen-blick ok nich blot Freudenthal ...)Un wat kann beter helpen, wenn dor wat verkehrt löppt, as dat Muul open tomaken. Mitnanner snacken kann nich verkehrt sien, fangt wi an!

Gröten deit jo all Carl-Heinz Dirksde extra noordneddersassisch lehrt hett, dat Ji em beter verstaht

Jürgen HeitmannAn der Nienburg 2729227 Celle, den 30. Januar 2008

Redakschoon ”Quickborn“

Leserbrev to CarlGroth – Freudenthalpreis (quo vadis?) I’Heft 3/4 2007Leserbrev to CarlGroth – Freudenthalpreis (quo vadis?) I’Heft 3/4 2007Leserbrev to CarlGroth – Freudenthalpreis (quo vadis?) I’Heft 3/4 2007Leserbrev to CarlGroth – Freudenthalpreis (quo vadis?) I’Heft 3/4 2007Leserbrev to CarlGroth – Freudenthalpreis (quo vadis?) I’Heft 3/4 2007

Leve Måten, leve Carl Groth, je, wor geiht dat op dål – in Soltau?

Mien Bidrag dorto: Mi fallt dat sörrer paar Johrn ümmer weller swår, de Ut-schrieven för den Freudenthal-Pries (Punkt 1: Eingereicht werden können nur

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plattdeutsche Gedichte, Kurzgeschichten . . . ) un de Grundlåg för de Pries-vergåv övereens to kriegen, wenn man denn neugen deit, för’t Begriepenvun de (ik dach’ ”Plattdüütsch“-) Priestexten sünner ”Verklåren un Överset-ten“ ook mi extrå an de Hand to geven (2001 H. Krosenbrink, nochmål 2006 J.Glas – un anner welk).In Hanstedt, Harvst 2007, harr Tonko Ufkes Texten op groningsch vördrågen.Ik mit mien nedderdüütschen Ohr’n weer woll in’n Kannixverståhnsåål wesst.Jedenfalls kunn’k mi glieks vörstell’n, würklich mål wat op sónderjysksch Platthen nå Soltau stüü’rn to låten. Man, denn: Quo vadis, Freudenthalpries? Mås-ke próver det nogen som helst i det ”dejlige sprog med migrationsbag-grund“?!För hüüt beste Greuten

Jo’n [als Unterschrift:] Jürgen Heitmann(

Dat noch: Mit Hein Kröger harr’k an’n 1. Advent 2007 (Beukerflohmarkt Sol-tau) ook över dat Thema snackt. Wi kunnen woll nich op den lieken Paddkåmen.

Absender: [email protected] Harms Wiefelstede, 03.12.07Emder Str. 3226215 WiefelstedeTel. 04402/60160

Quickborn e.V.Am Langberg 5121033 Hamburg

Leve Lüe van de Quickborn-Redaktion!

Dar harr ik mi doch mit mien Breef an Dirk Römmer soveel Möh geven un deTahlen van de Sieden nöömt, wor dat in mien Book ”950 Jahre Kirche in Wie-felstede” um Plattdüütsch geiht.Un nu schrifft Thomas Stelljes in’n Quickborn ünner de Överschrift ”KeenPlattdüütsch in’e Kark!”:”Eine Rezension ist nicht sinnvoll, weil Platt in dem Buch keine Rolle spielt!”Darbi wull ik doch bloots all Lüe in’t Plattdüütsch-Land künnig maken, dat in

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us lütt Dörp Wiefelstä up’n Ammerland de eenzig Graffsteen in ganz Nord-west-Düütschland steiht, de vörn un achtern een plattdüütsch Text upwiest.Maakt wurrn is de Stele 1634 för Gerdt Henniges ut Mansholt. Wat em malöörtis, steiht up den Steen:”Bi Infalling unses nie upgerichteten Sieles bi der Wapel dermate beschedi-get dat he sinen Geist upgef”Ok Wöör ut de Bibel sünd dar up Platt to lesen:Vorroeme die nicht des morgenden Dages wente du weist nicht, wat sick nochhuden begewen mach (Sprüche 27,1)Du awerst wat richtestu dinen Broder edder du ander watt vorachtestu dinenBroder/ wi werden ale vor den Richtestoll Christi gestellt werden so wert einjeder vor sick sulfest Rekeschop gefen. (Römer 14, 10 und 12)Wat de plattdüütsch Spraak bi sien Arbeit för een groot Bedüden harr, hettPastor Dr. Johannes Schmidt in de Pfarrchronik för dat Jahr 1933 upschreven:”Bei den Gesprächen über Fragen des Glaubens ist es hier unerlässlich, nichtnur ins Plattdeutsche zu übersetzen, sondern die Bibel plattdeutsch zu durch-denken. Dieses plattdeutsche Denken und Sprechen ist auch für die Kirchen-ratssitzungen von großem Wert. Nur so erscheint es möglich, nicht nur Fi-nanz- und Landverpachtungsfragen zu erörtern, sondern auch Fragen deschristlichen Gemeindelebens und des persönlichen Glaubens.”Ja, dat weer’t, worüm ik dat waagt hebb, een hoochdüütsch Book na’n Quick-born to stüürn.

Dat gah Jo goot!Wilfried Harms

Offener Brief zu dem Aufsatz von Dr. Ulf-Thomas Lesle in der Festschrift zuOffener Brief zu dem Aufsatz von Dr. Ulf-Thomas Lesle in der Festschrift zuOffener Brief zu dem Aufsatz von Dr. Ulf-Thomas Lesle in der Festschrift zuOffener Brief zu dem Aufsatz von Dr. Ulf-Thomas Lesle in der Festschrift zuOffener Brief zu dem Aufsatz von Dr. Ulf-Thomas Lesle in der Festschrift zu100 Jahren der Zeitschrift ”Quickborn”100 Jahren der Zeitschrift ”Quickborn”100 Jahren der Zeitschrift ”Quickborn”100 Jahren der Zeitschrift ”Quickborn”100 Jahren der Zeitschrift ”Quickborn”

J. Müller-Roselius 22.1.2008Apenser Str.821643 Nindorf

Herr Dr. Lesle !Ich schreibe Ihnen wegen Ihres Lüttjepütt- und Bellmann-Aufsatzes in derFestschrift des Quickborn, der Überarbeitung Ihres Soltauer Vortrages vonwohl vor zwei Jahren.Vor einer gemeinsamen Fahrt in die Krebsklinik in Stade hatte mir damalsJDB Ihr Manuskript zum Lesen gegeben. Als ich ihn nach der Lektüre darauf

Leserbreve

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ansprach, sagte er zwar auch mir, was er anderen auf plattdeutsch geschrie-ben hatte, nämlich dass ihm der Satz über den ”Grenzgänger” bestens gefal-le. Im übrigen war er außerordentlich bitter. Ich kopiere Ihnen dazu eine Notizaus meinem PC-Tagebuch vom ...

”13.6.2006 Dienstag. Sonne. Sehr heiß. Halb 6 bei Jan. ”So schlecht wiegestern und heute ging es mir noch nie. Ich habe noch weniger Appetit alsneulich.” Lade ihn trotzdem für den Abend ein. Halb neun ist er da. Wieder soein immer besser werdender Abend wie vorgestern. ... Wieder wird ihm soviel besser, dass er beim Abschied überlegt, ob er sich jetzt doch noch dieRoulade von Frau Westphal warm machen soll.

Kommt jetzt zum dritten oder vierten Mal auf Ulf Lesles blöden Heimat-Auf-satz. Früher, vor Tagen und Wochen schon:

”Für wen schreibt der ? Wer hört oder liest so etwas ? Was erfährt man daraus?”

”Die haben doch nur ihre eigenen Gedanken für ihren eigenen Kopf und le-ben nur darin. Die Welt bekommen sie doch nicht mit.”

Zu meiner Empörung nach der ersten Lektüre: ”Ja, das müsstest du ihm malganz knapp schreiben. Aber wirklich nur kurz. Nicht argumentieren. Die ar-gumentieren ja sofort dagegen, ohne vorher zuzuhören. Die bleiben in ihremSystem. Etwas anderes verstehen sie gar nicht.”

Heute abend, wieder schwächer flüsternd: ”Ich habe das noch mal gelesen.Das ist ja eine richtige Hinrichtung. Er setzt mich ja mit dem, was er Volks-geist nennt, gleich.”

Soweit meine Notiz. Das war 12 Tage vor seinem Tod. ”Hinrichtung”!

Ich nehme ja oft milde lächelnd hin, dass Literaturhistoriker sich primär aufAutor, Biographie und Zeit werfen, Literatursoziologen auf Autor und Gesell-schaft, Literaturpsychologen auf die verborgenen Schichten des Autors, Re-zeptionsästheten auf die angeblichen Bedürfnisse des Publikums. Kaum jeeiner auf das Werk. Sei’s drum. Davon kann man ja leben.

Ihr Aufsatz sagt nichts über den Lüttjepütt, und er ist in mancherlei Unterstel-lungen zu Absichten, Motiven oder Wollen des Autors perfide – wobei ichunterstelle, dass Sie das selbst weder wollten noch bemerkt haben oder be-merken konnten.

Den Lüttjepütt als ”Melange” und ”kunstfertig” zu bezeichnen, zeugt entwe-der von stilistischer Ignoranz oder von einem extremen Mangel an Sensibili-tät. – Bellmann als ”selbstilluminiert” zu bezeichnen, halte ich für geradezuboshaft. Im Lichte dieser Vokabel erscheinen mir Ihre zuweilen scheinbarpositiven Äußerungen über Autor und Werk als heuchlerisch.

Auch bei der Lektüre Ihrer Korrespondenz mit JDB hat mich immer wieder soein Unbehagen befallen über die Mischung aus erzwungener Achtung undNeid vor einem in Ihrer Szene, den Sie nicht übergehen konnten, nie verstan-den, aber dem Sie durchaus Protektion verdanken.

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Arbeiten Sie man gut weiter am Lüttjepütt als Kultbuch ! Aber sehen Sie auchwirklich mal hinein !”Selbstilluminiert” ! Ich glaube, ich bin im falschen Film.

gez. J. Müller-Roselius

P.S. Sollte man nicht als Arbeiter am INS und Schreiber über so ein ”Kult-buch” die Anzahl der Auflagen besser kennen? Es waren nicht nurinsgesamt vier. Der ”Lüttjepütt” ist in zwei Auflagen im ”Atelier im Bauern-haus” erschienen, dann nach der Wende bei Hinstorff jetzt in der vierten. Alsonunmehr 6 Auflagen.Zudem: Da Ihr Aufsatz öffentlich und allen Interessierten zugänglich ist, be-trachte ich auch diesen Brief als offenen und sende ihn logischerweixe derfederführenden Redaktion des Quckborn zu. Sie muss ihn natürlich nicht ab-drucken.

Dat

Let

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DAT LETZT

Mit Platt stiggt de KriminalitätMit Platt stiggt de KriminalitätMit Platt stiggt de KriminalitätMit Platt stiggt de KriminalitätMit Platt stiggt de Kriminalität

De sleswig-holsteensche Stadt Eckernförde will neje Ortsschil-ler upstellen, wo ok de plattdüütsche Naam ”Eckernföör” upstahn schall. Rund üm den Johrswessel wörr bummelig een Dutzvun de olen Ortsschiller afschruuvt un klaut. Börgermeister JörgSibbel meen, düsse Schiller kriegt jichenswenn en hogen Sam-melweert un bringt beestig Geld in.

dpa / hjm

Dat Letzt

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