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INSPIRIERT by Urlaub im Winter Zillertal aktiv Ski und Paragliden in Mayrhofen Eine Anzeigensonderveröffentlichung in der Süddeutschen Zeitung am Donnerstag, 2. Februar 2017 Skigebiet Kronplatz Familienfreundlicher Urlaub in Südtirol Rosi Mittermaier Interview mit der Olympiasiegerin

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rosi MittermaierInterview mit der Olympiasiegerin

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Das Glück liegt an der frischen Luft

Inhalt

Die Freude ist der GradmesserRosi Mittermaier im Interview # 4

ein team aus Mensch und HundHusky-Sport im Bayerischen Wald # 6

Kultur und Lebenslust im bayerischen OstenStädtetrips, u.a. nach Regensburg # 8

Das ende der eisigen riesenUnsere Gletscher schmelzen dahin # 10

Winterfreuden im Bayerischen WaldUrlaub im Herzen der Natur # 14

nicht mehr sauer, sondern gesundFasten im schönen Kärnten # 16

Malerglück und KönigsträumeDer Chiemsee im Winter # 18

Wintersport im AllgäuSo vielseitig ist kaum ein Ort # 19

ramsau am DachsteinEin Paradies für Langläufer # 20

ski und fliegen im ZillertalVon Pisten und Paraglidern # 24

entspannter Winter in tirolSeefeld und das Lechtal für Individualisten # 27

Frischer Fahrtwind am stubaier GletscherDie neue 3S-Eisgratbahn # 28

perfekt ausgerüstet zum Carven und tourenSkiausrüstungstrends 2017 # 30

Drei reiseziele, tausend MöglichkeitenKronplatz, Speikboden und Klausberg in Südtirol # 32

Der Berg ruft – immer nochLuis Trenker und seine Heimat Gröden # 34

ImpressumVerlag: Süddeutsche Zeitung GmbHHultschiner Straße 8 · 81677 MünchenAnzeigen: Jürgen Maukner (verantwortlich)

texte: Isabel Winklbauer (verantwortlich)

Gestaltung: KollektivteamDruck: Süddeutscher Verlag Zeitungsdruck GmbHZamdorfer Straße 40 · 81677 Münchentitelfoto: Fotolia

Wer Ski fährt, kennt dieses wunderbare Gefühl: Man war den ganzen Tag auf dem Schnee unter-wegs, hat in die Sonne geblinzelt, sich verausgabt wie schon lange nicht mehr und davon gar nichts bemerkt. Anstrengend? Nicht die Bohne, es macht doch Spaß, stundenlang in die Knie zu gehen und durchs Winterweiß zu surfen. Analog, mit dem eigenen Körper! Fällt man dann am frühen Abend auf die Eckbank im Restaurant und schnuppert den Duft von Kasspatzen, ist man einfach nur zufrieden. Und man weiß, der Schlaf wird einen umhauen. Slalom üben, Loipen erobern, auf Schlittschuhen den Mohawk üben – überhaupt alle Wintersportar-ten sind das Gegenteil des Stellvertreter-Daseins, das jeder inzwischen online lebt. Im Winterurlaub

gibt es eine Woche lang kein Profil zu pflegen, außer das der Winterstiefel. Es gibt nichts zu liken. Stattdessen erinnert man sich daran, was für ein hilfreiches Signal doch der erhobene Daumen ist, wenn der Partner weiter oben gestürzt ist und nach dem Aufrap-peln Meldung gibt. Es gibt auch keine Mails zu beantworten – vorausgesetzt man ist schlau genug, ein schlechtes Netz zu erfinden. Denn natürlich gibt es auch in den Bergen inzwischen überall eine gute Verbindung. Allei-ne schon der Sicherheit auf Piste, Feld und im Wald zuliebe. In atemberaubender Natur ist es aber viel leichter, elektroni-sche Auszeiten zu nehmen. Mit Handschuhen und Stöcken in der Hand ist es zum Glück sehr lästig, gerade jetzt ein Selfie zu schie-ßen. Komischerweise überhört man in der dröhnenden Stille über dem knirschenden Schnee auch ständig das Handyklingeln aus dem Anorak. Auch der abendli-che Post auf Instagram muss oft entfallen, wenn man schwer damit beschäftigt ist, Apfelstrudel zu

essen und ins Bett zu fallen. Während man süße Träume träumt, gammelt der Tablet-PC, geladen mit „Star Wars“ und „Gilmore Girls“, unberührt im Koffer vor sich hin ... es könnte nicht besser laufen!Nutzen Sie die Gelegenheit zum Ausstieg. Nutzen Sie Ihre Winterreise, um die Welt neu zu entdecken. Mit allen Sinnen, mit Worten und Taten. Mit Schnee, Eis, kalten Ohren und eingefrorenen Zehen. Mit den schnellsten Schwüngen, die Sie schaffen und einer Lunge total außer Puste. Mit sagenhaften Ausblicken. Und natürlich mit Whirlpool, Sauna und Speckknödeln. Hauptsache: im Privatmodus.

Wir wünschen Ihnen einen erholsamen Urlaub!

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„Die Freude ist der Gradmesser“

„Gold“ ist ihr Vor-Vorname, „Lässig“ wäre fast genauso richtig: Mehr als 40 Jahre nach ihren Olympiamedaillen-erfolgen (zur erinnerung: Gold in Abfahrt und slalom,

silber im riesenslalom) ist rosi Mittermaier nach wie vor ein sportbegeisterter Genussmensch. Das beweist nicht zuletzt ihr Kochbuch „Mit rosi und Christian in

südtirol“. „Vornehmlich geht es aber auch um menschliche Begegnungen, die ja eigentlich das Besondere dieses wundschönen Landes ausmachen“, sagt die

66-Jährige. Wenn sie über Wintersport, skirennen und ihre projekte spricht, ist ihr Lächeln immer noch genauso gewinnend wie 1976 in Innsbruck.

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Frau Mittermaier, Sie hatten im vergan-genen Jahr einen schweren Bandschei-benvorfall. Wie geht es Ihnen?rosi Mittermaier: Mir geht es wieder sehr gut, der Rücken ist gut verheilt, der Nerv ist noch ein bisschen beleidigt. Das braucht halt seine Zeit. Ich merke, dass mir vor allem in dieser Phase Nordic Walking guttut, weil man innerhalb einer kurzen Zeiteinheit den ganzen Körper trainieren kann. Jetzt erlebe ich auch persönlich, wie wichtig es ist, sich auch bei „Einschlägen“ zu bewegen und Sport zu betreiben: Wer mit den Stöcken geht, ist ein Sportler, kein Spaziergänger.

Sie haben einen bedeutenden Teil Ihres Lebens als Skirennläuferin draußen bei Schnee und Kälte verbracht. Was ist Ihrer Meinung nach das Schöne am Urlaub im Winter?Viele Menschen verbringen ihre freien Tage im Sommer am Meer. In so einem Urlaub steckt lang nicht so viel Aktivität dahinter wie im Winter: Ob Langlauf, Schneeschuh-wandern, spazieren gehen, Ski fahren oder Schlittschuhlaufen – dabei ist man immer an der frischen kühlen Luft. Wenn man dann zurück ins Hotel oder Zimmer kommt, emp-findet man den Kontrast zwischen der Kälte draußen und der Wärme drinnen als umso erholsamer. Man legt sich hin, entspannt sich, liest ein gutes Buch, geht in die Sauna … alles Dinge, die man so im Sommer nicht macht. Ich glaube, aus diesem Grund ist für viele Leute der Winterurlaub auch eine Zeit des Auftankens und Regenerierens.

Wie lässt sich Fitness im Winterurlaub am besten gestalten?Ich empfehle jedem, auch mal neue Sportar-ten auszuprobieren, auch sanfte wie Schnee-schuhwandern oder Skiwandern, auch einen Skikurs in der Skischule. Je nach Zielgruppe wird man optimal ausgestattet und unter-richtet. Wer ohne Profi unterwegs ist, sollte sich immer persönlich richtig einschätzen. Es muss nicht unbedingt die schwarze Piste sein. Mit meinem Rücken fahre ich jetzt be-vorzugt auf den blauen Pisten und habe auch meinen Spaß. In unseren Skigebieten, egal ob in Deutschland, Österreich oder Südtirol gibt es für alle Zielgruppen optimale Angebo-te. Auf der Steinplatte beispielsweise, dem Skigebiet, wo ich aufgewachsen bin – das sind alles Hänge, die sich schön staffeln. Da

kann man sich als Skifahrer von flach bis steil richtig hocharbeiten, mit jedem Abschnitt merken, dass man besser wird. Das Bewe-gendste im Gebirge ist ja ohnehin, von der Höhe ins Tal hinunterzuschauen. Jeder der schon einmal auf einem Gipfel gestanden ist, kennt dieses Gefühl der Erhabenheit. Gleich-zeitig wird man ehrfürchtig, merkt, dass es etwas gibt das größer ist als man selbst, was es zu schützen und zu pflegen gilt.

Wie vermeidet man es, sich selbst zu sehr zu strapazieren?Ich bin nicht sehr ehrgeizig, habe immer das getan, was mir Spaß macht, auch früher schon im Rennsport. Mich hat die Atmo-sphäre bei den Rennen gereizt, die Span-nung, nicht zu wissen, wie es ausgeht. Tränen wegen einer schlechten Platzierung habe ich nie vergossen. Deshalb komme ich auch heute nicht in Gefahr, mir zu viel zuzumuten. Natürlich ist es ein tolles Ge-fühl, wenn man den inneren Schweinehund überwunden und neue Ziele erreicht hat. Aber man sollte in sich hinein hören: Man kann mit 66 nicht genauso den Berg runter-fahren wie mit 20. Der Spaß muss aber des-halb nicht geringer sein, man muss nur ak-zeptieren das alles im Leben seine Zeit hat.

Welchen Wintersport treiben Sie und Ihr Mann noch?Langlauf machen wir im Winter sehr gerne. An den Wochenenden müssen Christian und ich ja wegen den vielen Sportüber-tragungen fernsehen, danach gehen wir noch selbst bei Dunkelheit raus. Am Abend ist es herrlich auf der Loipe. Wie bei allen Sportarten ist die Freude auch hier der Gradmesser. Nur dann wird man zum Wie-derholungstäter. Das wichtigste ist meiner Meinung nach, den Sport mit seinem Part-ner, den Kindern oder Freunden auszuüben. Allein ist es selbst im Himmel nicht schön.

Der Weltmeister wird irgendwann vom nächsten abgelöst, Olympiasieger aber bleibt man für alle Zeit. Auf kaum jeman-den dürfte das so zutreffen wie auf Sie, die immer noch als „Gold-Rosi“ bekannt ist. Denken Sie noch gerne zurück oder ist das Kapitel irgendwann für einen selbst abgeschlossen? Klar erinnere ich mich gerne. Die aktive Rennzeit, nicht nur das Jahr 1976, ist im-

mer noch sehr präsent, weil ich sie mit Leidenschaft und Intensität betrieben habe. Das erste gewonnene Rennen, der eine oder andere Sturz, der herrliche Blödsinn, den wir in der Mannschaft gemacht haben (lacht). Besonders schön ist es, wenn man auf die alten Freunde aus dem internati-onalen Skizirkus trifft. Da sind die Medail-len nicht mehr so wichtig. Für Medaillen muss alles passen. Ich hatte ja schon zuvor an zwei Olympischen Spielen teilgenom-men, und immer kam etwas dazwischen: Bindung aufgegangen, Wind von vorne, Stürze. Bei den dritten Spielen hat es ge-klappt – eigentlich ein Märchen.

Wie erleben Sie die Wettkämpfe Ihres Sohnes Felix?Für mich ist Zusehen noch aufregender als selbst Teilnehmen. Der Christian und ich verfolgen die Rennen vom Felix zu Hause am Fernseher, da ist es ruhig, man hat die Zeiten im Blick. Der Felix hat unter seinen internationalen Kollegen viele Freunde: Ju-lien Lizeroux, Manuel Osborne, Ted Ligety. Die kommen auch zu uns nach Hause, de-nen wasch‘ ich auch die Wäsche, wenn sie mal da sind. Da fiebert man natürlich für die genauso mit und hofft, dass es für sie gut

ausgeht. Ich verwende das Wort „stolz“ ei-gentlich nie, aber ich bin stolz auf Felix, dass er ein richtig fairer Sportler ist, der jedem anderen alles gönnt, gerne hilft und Tipps gibt. Darum geht es doch, mehr als um die Medaille oder das Hundertstel hin oder her.

Mit welchen Herausforderungen sind Skirennfahrer heute konfrontiert, die es für Sie noch nicht gab?Das Verletzungsrisiko ist heutzutage viel höher. Durch die extremen Taillierungen, mit denen gefahren wird, haben im Prinzip sämtliche Rennläufer und besonders auch die Rennläuferinnen Rücken- und Knieprob-leme. Alle hatten schon schwere Verletzun-gen mit Knie-OPs oder Rückeneingriffen. Der Kantendruck, den Rennläufer von heute aushalten müssen, ist gar nicht vergleich-bar mit dem von früher. Bei uns gab es na-türlich auch Brüche und Bänderrisse, aber heute liegt die Intensität und Häufigkeit über dem, was man eigentlich noch zulas-sen dürfte. Das Verrückte ist nur, dass es trotz aller dieser Umstände für die Athleten nichts Schöneres gibt, als diesen Sport aus-zuüben. Daran hat sich nichts geändert.

Nach Ihrer aktiven Zeit als Skirennläu-fer machten Sie und Ihr Mann Christi-an Neureuther immer wieder auch als Buchautoren von sich reden. Ihr letztes Buch „Mit Rosi und Christian in Südti-rol: Kulinarische Begegnungen“ kam im Sommer vergangenen Jahres heraus …Die Idee stammte von der Fotografin Bar-bara Maurer, mit der wir 2013 intensiv am Bildband „Kraftort Alpen“ gearbeitet hat-ten. Sie sagte: „Mensch Rosi, du hast Ho-telfach gelernt, deine Eltern hatten ein Gast-haus aufm Berg, du müsstest ein Kochbuch machen, wo du auf Hütten kochst.“ Barbara ist leider Gottes in Zermatt beim Fotogra-fieren für das Buch einem Herzstillstand erlegen. Davor hatte sie uns noch gemailt: „Der schönste Tag in meinem Leben“. Auch aus Dankbarkeit gegenüber Barbara haben wir dann mit dem bekannten Südtiroler Landschaftsfotografen Christjan Ladurner diese Idee umgesetzt. Er hat uns die ver-schiedensten Schauplätze ausgesucht und hat uns ermöglicht, dass wir für unsere ku-linarischen Begegnungen an Orte kamen, die wir noch nie gesehen hatten.

Warum fiel Ihrer beider Wahl auf Südtirol?In diesen Landstrich hat der liebe Gott schon alles Schöne hineingelegt: Da gibt es den Wein, die Berge … es verbindet uns

auch familiär viel mit Südtirol, unsere bei-den Väter waren im Krieg dort, mein Vater im Lazarett, Christians Vater hat als Stabs-arzt dort gewirkt. Außerdem haben wir auch viele Skifahrer-Freunde in Südtirol. So ist zum Beispiel auch Denise Karbon im Buch dabei, wenn sie in der Malenger Mühle bei Kastelruth mit uns Schlutzkrapfen kocht.

Gibt es für Sie Gemeinsamkeiten zwi-schen Sport und Küche?Profiköche erbringen Hochleistung, sind konzentriert und unheimlich schnell. Ich per-sönlich bin in der Küche eher lässig, dosiere nach Gefühl und verlasse mich auf meine Intuition. So habe ich auch meinen Sport immer betrieben.

Welche Pläne haben Sie für 2017?Wir widmen uns vor allem unserem zwei-jährigen Enkel – das ist das Schönste, was es gibt. Wir sind eine Großfamilie, wo alle Freunde, alle Kinder zusammenkommen, da ist immer etwas los. Wir engagieren uns unter anderem auch weiter in der Kinder-rheuma Stiftung als Schirmherren und für die Christoffel-Blindenmission – alles Pro-jekte, die wir leidenschaftlich und gerne ma-chen. Ansonsten hat vor allem mein Mann Ideen für Projekte und Pläne, mit denen überrascht er mich dann immer aufs Neue.

Interview: Natascha Gerold

Rosi Mittermaier und Christian Neureuther: „Mit rosi und Christian in südtirol. Kulinarische Begegnungen“ Edition Reatia, 28 Euro, Hardcover, ca. 240 Seiten.

Für Rosi Mittermaier zählt im Winter die Familie, Freude am Sport und die Schönheit der Natur

Langlauf, Alpinski und Nordic Walking sind die Sportarten, die die Olympiasiegerin heute noch ausübt. Inzwischen hat sie blaue Pisten am liebsten. Foto: Neureuther

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Die profis unter den Mushern treffen sich Mitte Februar im Bayerischen Wald – hier bieten Husky- Höfe auch Laien ersten einblick in den faszinierenden sport

T Perfekte Bedingungen herrschen derzeit in Haidmühle im Bayerischen Wald. Eine weiche Schneeschicht oben drauf, eine grif-fige feste als Unterlage. „So haben die Hun-de den richtigen Grip“, sagt Jürgen Landshu-ter, Spartenleiter Schlittenhundesport beim SC Haidmühle (www.sc-haidmuehle.de). Jedes Jahr trägt der Verein dort im Februar ein Internationales Schlittenhunde-Rennen aus, dieses Jahr gleichzeitig auch die Bay-erische Meisterschaft. Rund 120 Teams aus Deutschland, Österreich, Tschechien und anderen Nationen erwartet Landshuter am Wochenende des 18. und 19. Februar 2017. Dann hört man wieder von weitem das Ge-bell der Hunde und die Rufe der Schlitten-führer, Musher genannt.

Es gibt verschiedene Rennklassen, un-terschiedlich lange Rennstrecken, Gespan-ne mit zwei, vier, sechs, acht oder noch mehr Hunden. Die kürzeste Strecke führt auf vier, die längste auf 42 Kilometern durch die tief verschneite Natur des Bayerischen Waldes. In den offenen Klassen starten Hunde aller Art, andere Rennen sind den reinrassigen Schlittenhunden vorbehalten, dazu gehören Siberian Husky, Alaskan Malamute, Samojede und Grönlandhund. „Sie müssen per Chip identifizierbar sein“, erklärt Landshuter.

An so einem Renntag herrscht aufgereg-tes Durcheinander an der Rennstrecke und

vor allem im Fahrerlager, dem so genannten Stake-out. Dort warten die Hundegespanne und ihre Musher auf den Start. Man kann die Ungeduld der Tiere, endlich loslaufen zu dürfen, förmlich spüren. Schlittenhunde haben, wie Insider sagen, ein angeborenes „desire to go“, einen unbedingten Laufwillen – und sie haben Kraft und Ausdauer. In kur-zen Rennen erreichen Schlittenhunde eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 30 bis 40 Kilometer pro Stunde, bei Langstrecken-rennen beträgt sie immer noch zwischen 15 und knapp 25 Stundenkilometer.

Eine besondere Rolle in einem Hunde-gespann übernimmt der Leithund: Er be-stimmt das Tempo und die Richtung und setzt die Kommandos des Mushers um: „Go“ für Start, „Haw“ für links und „Gee“ für rechts, „Easy“ für langsamer und noch einige mehr. Zügel oder Peitsche sind dabei absolut verboten. Für Zuschauer ist es ein echtes Erlebnis, diese eingespielten Teams

aus Mensch und Tier in voller Aktion zu se-hen. Das kann man entweder am Renntag selbst oder aber an der Trainingsstrecke auf dem Gelände, die den ganzen Winter über, wenn die Schneeverhältnisse passen, be-nutzt wird. Fast immer sind Teams vor Ort,

die einfach zum Spaß fahren oder hier trai-nieren und sich auf Rennen wie zum Bei-spiel die Europameisterschaften vorberei-ten, die ab heute bis zum 5. Februar in Inzell stattfinden.

Wen beim Zuschauen die Begeisterung gepackt hat, kann sich auch selbst zum Musher ausbilden lassen. Mehrere Husky-höfe im Bayerischen Wald gewähren Besu-chern einen Einblick in einen faszinierenden Sport, der im Grunde viel mehr ist als ein Sport. Es geht um eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Mensch und Tier, um richtiges Training und um die Freude an der gemeinsamen Arbeit. „Mit einem Hunde-gespann an einem kühlen Morgen oder im Winter in tief verschneiter Landschaft un-terwegs zu sein, das sind Empfindungen, die unbeschreiblich sind“, schwärmt Tho-mas Gut. Auf seinem Huskyhof in Frauenau (www.waldschrat-adventure.de) können Gäste in Wochenend- oder Wochenkursen lernen, wie man ein Gespann aus drei bis vier Hunden führt und beherrscht. Gut selbst ist früher erfolgreich Rennen ge-fahren, seine Reisen führten ihn bis nach Sibirien. Heute gibt er diese Erfahrungen und seine Begeisterung an die Teilnehmer weiter. „Es geht eine immense Energie von diesem Sport aus“, erzählt er. „Man muss viel investieren, nicht unbedingt Geld, sondern Zeit und Herz. Aber man bekommt mehr zurück.“ Nicht die Rennen seien es, die den Reiz machten, sondern das tägliche Arbeiten, die immer wäh-rende Freude und Leistungsbereitschaft der Hunde. „Man zieht des öfteren den Hut vor diesen treuen, nie aufgebenden kleinen Wesen.“

Auch andere Höfe im Bayerischen Wald haben sich dem Schlittenhundesport ver-schrieben. Husky-Workshops für einen Tag gibt’s zum Beispiel auf dem Huskyhof Dreisessel (www.huskyhof-dreisessel.de) von Kilyan Klotsch und seiner Frau Andrea in Altreichenau oder auf dem Husky Hof Reiss in Eppenschlag (www.husky-hof-reiss.de).

Mushen kann man übrigens nicht nur im Winter. Wenn kein Schnee liegt, werden die Hunde statt vor einen Schlitten vor spezielle Wägen gespannt. Der Freude und der Be-geisterung, mit der ein Schlittenhundeteam unterwegs ist, tut das keinen Abbruch. Nicola Jacobi

Ein Team aus Mensch und Hund

Schlittenhunde- gespanne in Aktion in Haidmühle

Ein unbeschreibliches Gefühl: Mit einem Hundegespann durch den tief verschneiten Bayerischen Wald. Fotos: Thomas Gut

Das jährliche Rennen in Haidmühle ist immer ein Publikumsmagnet.

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Kultur und Lebenslust im bayerischen OstenWer Urlaub im Bayerischen Wald macht, sollte sich den ein oder anderen Städtetrip nicht entgehen lassen

T Jede von ihnen ist anders. Eigen. Un-verwechselbar. Aber alle überzeugen durch ihren beschwingten Lebensstil und ihre Erlebnisdichte: Die ostbayerischen Städte Amberg, Deggendorf, Dingolfing, Lands-hut, Neumarkt, Passau, Regensburg, Strau-bing und Weiden beweisen, dass die große weite Welt nicht nur in den Metropolen zu Hause ist! Tagungs- und Kulturstätten, ku-linarische Erlebnisse und Einkaufsmeilen, romantische Plätze und Museen liegen nah beieinander. Kunst und Kultur finden in den ostbayerischen Städten eine große Bühne und außergewöhnliche Museen, histori-sche Schätze und architektonische Meister-werke lohnen eine Entdeckungsreise.

Mit viel Geschichte und historischer Kulis-se besticht zum Beispiel Amberg. Einzigartig ist das Luftmuseum, das witzig und kreativ viele Erlebnisse rund um das Thema „Luft“ ermöglicht. Höhenluft kann man in der alten Residenzstadt ebenfalls schnuppern, und zwar auf dem Turm der Martinsbasilika.

Die Stadt Deggendorf ist das Tor zum Bayerischen Wald. Der erste Höhenzug, die Rusel, erhebt sich schon innerhalb des Stadtgebiets auf über 850 Meter.

Wanderer und Pilger können Deggendorf auf dem ersten Europäischer Pilgerweg „Via Nova“ und dem Qualitätswanderweg „Goldsteig“ kennenlernen.

Von Kelten, Römern und Fürsten

Ihren lebensfrohen Charakter mit viel Flair und Charme betont indes die Her-zogstadt Landshut. Bekannt ist Landshut durch die originalgetreue Nachstellung der Hochzeit zwischen Georg dem Reichen und Hedwig von Polen im Jahre 1475, der soge-nannten Landshuter Hochzeit. 2017 findet dieses größte Historienspektakel Europas wieder vom 30. Juni bis 23. Juli statt.

Eine Stadt für Neugierige, Genießer, Kunstliebhaber und Stadtliebhaber ist Re-gensburg. Die Stadt blieb während des Zweiten Weltkriegs nahezu unversehrt, weshalb sie seit 2006 zum Weltkulturerbe der Unesco zählt. Sie stellt eine Fundgrube für Freunde antiker und historischer Archi-

tektur dar, vereint Pompöses mit Spiele-rischem, Leichtigkeit mit Imposantem. Wahrzeichen der Stadt ist die Steinerne Brücke, die über die Donau führt und ein Meisterwerk mittelalterlicher Baukunst ist. Die gothische Kathedrale St. Peter und die Porta Praetoria sind zwei weitere Beispiele für die Vielfalt an Bauten, die hier überdau-ert haben. Andererseits gibt es in der alten Handelsstadt Regensburg auch attraktive Einkaufzentren – die Anreise lohnt sich also auch für mondänere Zwecke. Ein besonde-rer Tipp in Regensburg ist der Besuch des Schlosses derer von Thurn und Taxis. Das größte bewohnte Schloss Europas ist Sitz von Gloria Fürstin von Thurn und Taxis und ihrer Familie.

Donauabwärts liegt die Gäubodenstadt Straubing, in der Römerschatz und Gäubo-denvolksfest locken, dann folgt Deggendorf und an der Grenze zu Österreich die Drei-flüssestadt Passau. In Passau, am Zusam-menfluss von Donau, Inn und Ilz siedelten bereits Kelten und Römer. Große Zeugnis-se künstlerischen Handwerks hinterließen später die italienischen Barockmeister im Dom Sankt Stephan. kol

Weitere Auskünfte und die kostenlose Broschüre „stadterlebnisse“ gibt es beim tourismusverband Ostbayern, tel. 0941/58539-0, e-Mail [email protected], www.ostbayern-tourismus.de

Der Deggendorfer Luitpoldplatz. Foto: Stadt Deggendorf

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T Die Gletscher und das Eis der Pole schmelzen – unaufhörlich und unaufhalt-sam. Forscher, ob Glaziologen, Geologen oder Meteorologen, sind sich einig: Die Riesen aus Eis sind nicht mehr zu retten. Ein Blick in die Alpen zeigt, was so oder so ähnlich überall auf der Erde passiert. Der Vernagtferner im Tiroler Ötztal zum Beispiel hat in den vergangenen 150 Jahren zwei Drittel seiner Eismasse eingebüßt. Durch-schnittlich verliert er rund einen Meter pro Jahr, in warmen Sommern noch mehr. „Im Jahr 2003, dem absoluten Rekordjahr, so-gar über zwei Meter“, erklärt Markus We-ber, Meteorologe in der Abteilung Gletsch-erforschung an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. An den Ausläufern des Gletschers ist dieser Rück-gang besonders deutlich zu erkennen: Dort ziehen sich die Zungen um mehrere Meter pro Jahr zurück. „2030 wird es nur noch ein paar Flecken geben“, ergänzt Ludwig Braun, Glaziologe und Leiter der Abteilung. Auf der Zugspitze sieht es nicht viel anders aus. Von der einst etwa 300 Hektar großen Fläche des Gletschers sind heute nur mehr rund ein Sechstel übrig.

Insgesamt ist im vergangenen Jahrhun-dert etwa die Hälfte des Eises in den Alpen geschmolzen. Die Geschwindigkeit des Ab-tauens nimmt dabei stetig zu: Verloren die Alpengletscher zwischen 1970 und 2000 jährlich nur etwa ein Prozent ihres Volu-Das Ende der

eisigen riesenAuch am Ötztaler Gaisbergferner macht sich die Gletscherschmelze bemerkbar. Pro Jahr geht der Gletscher in der Länge um mehrere Prozent zurück. Foto: Pixabay

Das Abtauen der Gletscher ist nicht mehr zu stoppen – die Wissenschaft erklärt und muss zusehen

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mens, sind es seit dem Jahr 2000 zwei bis drei Prozent. Grund dafür ist der Klimawan-del. Neben den steigenden Temperaturen setzen auch der CO2-Ausstoß, der Mangel an Niederschlägen und die erhöhte Durch-lässigkeit der Atmosphäre für Sonnenlicht dem ewigen Eis enorm zu.

Neueste Forschungen haben außerdem ergeben, dass der steigende Wasserdampf-gehalt in der Luft dem Eis schadet. Denn wärmere Luft kann mehr Wasserdampf auf-nehmen. Wenn dieser dann an der 0° Grad kalten Gletscheroberfläche kondensiert, entsteht Schmelzwärme und verstärkt das Abtauen.

Die Abkühlungsphasen bleiben aus

Egal ob in Amerika oder Südamerika, im Himalaya oder in den Alpen – überall auf der Welt sterben die Gletscher. „Sie sind aus dem Gleichgewicht gekommen“, erklärt Glaziologe Braun. Damit ein Glet-scher stabil sei, so der Gletscherforscher, müssten zwei Drittel des Gletschergebie-tes Nährgebiet und ein Drittel Zehrgebiet sein. Aus dem Nährgebiet oberhalb der Schneegrenze nimmt der Gletscher seine Nahrung, seine Substanz. Im Zehrgebiet unterhalb der Schneegrenze verliert der Eiskörper des Gletschers Masse in Form von Schmelzwasser. Der Vernagtferner, wo Braun und sein Team eine Messstation be-treiben, bestehe heute aber nur mehr zu zehn Prozent aus Nährgebiet. Phasen, in denen die Gletscher aufgrund von wärme-ren und kühleren Perioden zurückgegan-gen und dann wieder gewachsen sind, hat es immer gegeben. „Diese Schwankun-

gen sind völlig natürlich“, sagt Meteorologe Weber, „aber seit den 1980er Jahren bleibt die Abkühlungsphase aus.“

Die Folgen dieser Entwicklung sind vielfältig und bedenklich. Landschaften verändern sich, Böden, die früher dauer-haft gefroren waren, können instabil wer-den und abrutschen. Vor allem aber hat die Schmelze massiven Einfluss auf den

Wasserhaushalt. Wo jetzt zu viel Wasser abfließt, wird ohne das Schmelzwasser Trockenheit herrschen, mit deutlichen Fol-gen für Flora, Fauna und Menschen. Die Trinkwasser-Reservoirs des Alpenlandes könnten in manchen Sommern bedenklich wenig gefüllt sein. Flüsse wie die Rhône, die sich aus den Alpen speisen, werden weniger Wasser transportieren. Die Alpen-

Regionen bereiten sich bereits heute auf das Ende der Gletscher vor – und bemü-hen sich um Schadensbegrenzung. Man versucht, Gefahren durch Technik und Früh-warnsysteme zu vermindern, etwa Aus-brüche von Seen zu verhindern, die sich aus dem Schmelzwasser gebildet haben. Die Gletscherforschung stellt ihr Wissen zur Verfügung und beobachtet die Verän-derungen des Eises genau. Aber im Grun-de kann sie dem Sterben nur zusehen. Die Gletscher sind nicht mehr zu retten.

Daraus abzuleiten, es gäbe nichts zu tun, wäre aber falsch. Die Verantwortung für den Klimawandel trägt der Mensch. Und jeder einzelne Bürger kann seinen Beitrag leisten, die Entwicklung zu verlangsamen. Dazu gehört, das Thema ernst zu nehmen und mehr Wert auf Nachhaltigkeit und auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen zu legen. Das Folgeprogramm wären persönliche Einschränkungen – bei-spielsweise der Umstieg aufs Elektroauto – die das Klima schonen.

Der amerikanische Fotograf James Ba-log leistet seinen Beitrag auf andere Weise, nämlich mit seiner Arbeit, die er komplett diesem Thema widmet. Mit seinem Team dokumentiert er in preisgekrönten Bildern die Gletscherschmelze (zu sehen unter www.extremeicesurvey.org), in der Hoff-nung, die Menschen so zu mehr Verant-wortlichkeit zu bewegen. Nicola Jacobi

Skifahren ist das geringste Problem der Gletscherschmelze. Vielerorts retten Schneekanonen den Wintersport und Kunstschnee kann inzwischen eine sehr gute Qualität haben. Foto: Pixabay

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T Winterspaß pur – dafür ist der Naturpark Oberer Bayerischer Wald mit seinen gut gespurten Loipen, hervorragend präparierten Pisten, etlichen Liften und Sesselbahnen bis hin zu geräumten Winterwanderwegen, Rodelbahnen und zugefrorenen Weihern genau die richtige Adresse. Ob Rodeln, Ski- oder Snowboardfah-ren, Eisstockschießen, Tourenskigehen oder Schneeschuhwan-dern, Lang- oder Schlittschuhlaufen: Wintersportfreunde finden vor allem im Lamer Winkel, nahe dem „Bayerwald-König“ Arber, dem mit 1456 Metern höchsten Berg des Bayerischen Waldes, im Skigebiet Eck-Riedelstein bei Arrach oder im Hohenbogen-Winkel mit seinem Wintersportzentrum Hohenbogen alpinen und nordischen Spaß. Grenzenlose Winterfreuden verspricht das Win-tersportgebiet Gibacht-Voithenberg-Cerchov zwischen den Bayer-wald- und Böhmerwald-Orten Waldmünchen, Furth im Wald, Do-mazlice und Klenci, sozusagen im Bayerischen Wald ganz oben. Als besonderen Service bieten die meisten Wintersportorte ihren Gästen einen kostenlosen Skibus-Transfer zu den Wintersportge-bieten an.

Reizvoll ist es aber auch, die herrliche Winterlandschaft zu Fuß, auf Schneeschuhen oder mit dem Pferdeschlitten zu entdecken. Ein Besuch in den Erlebnisbädern der Region mit zahlreichen Well-ness-Einrichtungen, ein Winterspaziergang im Bayerwald-Tierpark Lohberg oder eine Fackelwanderung ergänzen die Urlaubsfreuden an einem zauberhaften Wintertag. Herzliche Gastfreundschaft er-leben Besucher bei einer köstlichen Brotzeit mit Schmankerln aus der Region, einem frisch gezapften Bier oder heiß dampfendem Jagertee in gemütlichen Wirtshäusern und zünftigen Berghütten. Mit einem ganz besonderen Ambiente verwöhnen unsere bes-tens ausgestatteten Wellness-Hotels ihre Gäste. Winterwellness bedeutet, sich einfach nur zu erholen, bei einem guten Buch zu entspannen, die Wärme in den verschiedensten Saunen zu ge-nießen und fit zu werden für den Alltag – während draußen die Schneekristalle in der strahlenden Wintersonne glitzern. Es gibt fast nichts Schöneres. kol

Winterfreuden im Bayerischen Wald

Der Naturpark Oberer Bayerischer Wald bietet zahlreiche Aktivitäten inmitten einer faszinierenden Winterlandschaft

Aufstieg zu den Lohberger Steindln. Foto: Tourismusverband Ostbayern / Simeth

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Nicht mehr sauer, sondern gesund Die Fastenzeit steht vor der Tür! In Kärnten am Wörthersee rücken Urlauber nicht nur überflüssigen Pfunden mit der modernisierten Mayr-Kur zuleibe

T Verzicht im Urlaub? Wenig essen? Kei-ne Drinks? Smartphone und Laptop un-erwünscht? Stattdessen die eigene Ver-dauung pflegen, Basensuppen löffeln, Ernährungsvorträge hören und eine gesun-de Esskultur trainieren? Das ist sicher nicht jedermanns Sache. Sollen doch für viele im Urlaub vor allem Spaß, Action, Sport und ein wenig Wellness von den Mühen des All-tags und Stress im Berufsleben ablenken.

Doch immer mehr Menschen nutzen die schönsten Tage des Jahres heute auch dazu, sich bewusst um Leib und Seele zu kümmern, ihre Gesundheit zu pflegen, zur körperlichen Regeneration und Präventi-on. Ob Ayurvedakur in Asien oder Fasten in der Alpenregion – Gesundheitsreisen liegen im Trend. Und besonders die ers-ten Monate des Jahres eignen sich bes-tens für einen Fastenurlaub.

Dabei muss erfolgreiches Fasten kei-neswegs immer reine Askese bedeuten. Die ist immer auch abhängig von Ausrich-tung der jeweiligen Fastenkuren, von denen es vielfältige Formen gibt. So hat sich bei-spielsweise die F.X. Mayr-Kur – vielen noch als die legendäre „Milch-Semmel-Diät“ ein Begriff und beliebt nicht nur bei Politikern, Adel und Prominenz – längst modernisiert und weiterentwickelt. Mit ausdauerndem Kauen auf harten Semmeln mit Milchbei-gabe hat die Moderne Mayr-Kur aber längst nichts mehr zu tun. Kauen sollte man aller-dings immer noch ausgiebig, denn das ist eines der wichtigsten Dinge, die während der Kur geschult werden – alles im Dienste des gesunden Darms.

Früh schon hatte der österreichische Arzt Franz Xaver Mayr (1875-1965) erkannt, dass ein gesunder Darm der Schlüssel zur

Gesundheit des Menschen ist. Die Moder-ne Mayr-Kur fasst heute Naturheilkunde und Schulmedizin auf der Basis der Er-kenntnisse F.X. Mayrs zu einer ganzheitli-chen Therapieform zusammen. So fußen die Behandlungen der Modernen Mayr-Therapie auf den Heilprinzipien Schonung (Fasten), Säuberung (Darmreinigung), Schulung (Essverhalten) und Substitution (Kräuter, Mineralstoffe, Vitamine). Eben-so gilt die Einbeziehung der körperlichen Regeneration durch Bewegung und Sport sowie das seelische Wohlbefinden (Yoga, Entspannung) als äußerst wichtig für einen ganzheitlichen Heilerfolg.

Erholsames Refugium auf Maria Wörth

Und so kann auch eine Fastenkur wäh-rend der Urlaubszeit sehr wohl beste Laune und Erholung bringen: „Noch nie war ich so gut entspannt, bester Urlaub!“ oder „We are feeling ten years younger, thank you!“ heißt es beispielsweise im Gästebuch des Viva-mayr-Zentrums für Moderne Mayr Medizin am idyllischen Südufer des Wörthersees in Kärnten. Eine mehrfach ausgezeichnete stil-volle Oase der Ruhe mit weitem Blick auf den größten See Österreichs und ein beein-druckendes Bergpanorama. Gäste aus aller Welt strömen in das erholsame Refugium auf der kleinen Halbinsel Maria Wörth, um sich von Bluthochdruck, Allergien, Erschöp-fung, Arthritis, Stoffwechsel- und Darm-problemen, Übergewicht, Übersäuerung oder chronischen Schmerzen zu befreien –

oder mithilfe der Modernen Mayr-Kur eben all diesen Dingen vorzubeugen.

Inmitten der Alpen-Adria-Region, direkt gelegen am Ufer des Wörthersees, der im Sommer türkisgrün leuchtet, sich der mon-dänen Bezeichnung „Riviera Österreichs“ rühmt, und nun im Winter still und dunkel-blaugrau von all dem Trubel der Hochsai-son erholt, lässt sich hier ungestört kuren. Die Läden der Beachclubs zwischen den nur wenige Kilometer entfernten Kultur- und Tourismuszentren Velden und Klagenfurt sind noch geschlossen, der Badestrand mit den hölzernen Badestegen unberührt.

Optimale Voraussetzungen, um sich bei sterneküchengleich zubereiteter Fasten-speisen (Dinkelfladen, Basensuppe, Gemü-se, Huhn, Lamm, Fisch), Pool und Dampf-bad, Bewegungstraining und unter bester medizinischer Betreuung des ärztlichen Lei-ters Harald Stossier, Pionier der Modernen Mayr-Medizin (Interview folgende Seite), den Hunger ganz schnell zu vergessen.

Eine gesunde Esskultur zu erlernen und diese auch in den Alltag zu integrieren ist ein wichtiges Ziel der Kur und ein großer Gewinn, der aus dem Geburtsland der Mayr-Kur mitzunehmen ist. Denn auch in der Modernen Mayr-Medizin wird aus-drücklich gelehrt, dass es nicht nur darum geht was, sondern auch wie und wann wir essen sollten. Und auch wie wichtig ein respektvoller und ganzheitlicher Um-gang mit dem Darm ist. Denn er ist nicht mehr oder weniger als die Wurzel der Gesundheit des Menschen. Nicola Seipp

Buchtipp: „Viva Mayr!“ von Dr. med. Harald stossier und Helena Frith powell, trias Verlag, eBook, 9,99 euro

Ganz oben: Vivamayr-Badesteg in Maria Wörth.Oben: Basisch, bekömmlich, lecker: Gemü-sesuppe für die Fastenden im Vivamayr. Mitte: Die tägliche Bauchmassage vom Mayr-Arzt ist wichtiger Bestandteil der Kur.Unten: Basisch, frisch, lehrreich: Ein Koch-kurs bereitet auf den Alltag vor. Fotos: Seipp (3), Vivamayr (1)

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„Wer gegen die Natur lebt, bekommt Probleme“Harald Stossier gilt als Pionier der Modernen Mayr-Medizin und leitet das Vivamayr-Zentrum am Wörthersee

Harald Stossier gehört zu den Vorreitern der Modernen Mayr-Medizin, wirkt seit 27 Jahren als ausgebildeter Mayr-Arzt, hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und leitete bereits zehn Jahre eine Mayr-Klinik, bevor er 2005 die ärztliche Leitung des Vivamayr-Zentrums für Moderne Mayr-Medizin am Wörthersee übernahm. Zahlreiche internati-onale Gäste kuren hier regelmäßig.

Die moderne Mayr-Kur ist nicht einfach nur eine Fastenkur oder Diät, sondern eine ganzheitliche Therapie, bestehend aus ver-schiedenen Naturheilverfahren, Bewegung, Ernährung und medizinischen Behandlun-gen mit dem Ziel, das Bewusstsein für das eigene Essverhalten zu ändern um langfris-tig ein gesundes Leben zu führen. Herr Dr. Stossier, wie haben Sie zur Mayr-Medizin gefunden? Und was zeich-net die Moderne Mayr-Medizin aus?

Harald stossier: Während meines Medi-zinstudiums hatte ich mir die Mayr-Ausbil-dung gegönnt, die immer auch eine Kur be-inhaltet. Sofort konnte ich an mir selbst die

positiven Erfolge und massiven Veränderun-gen sehen. Dann hatte ich das große Glück bei zwei der besten Schüler des Arztes F. X. Mayr zu lernen. So war ich in der Geburtsstunde der Modernen Mayr-Medizin dabei und einer der Ersten, die diese mit weiterentwickeln konnten. Mayr hat Fasten ja nicht erfunden, aber er hat ein Diagnosesystem entwickelt, sodass seine Therapie, die Fasten inkludiert, als medizinische Therapie genutzt werden kann. Für mich als Mediziner gehört die Diagnose, Therapie und Kontrolle unbedingt dazu. Das hat mich überzeugt.

Was sind die wichtigsten Merkmale der Modernen Mayr-Kur?

Mayr-Diagnostik heißt auch, die fünf Sinne zu benutzen. Ich bin ein Mensch, der ger-ne mit den Händen arbeitet. Unmittelbare Ergebnisse, ohne zusätzliche Instrumen-te, erlange ich durch die Diagnostik nach Mayr ergänzt durch Applied Kinesiology. Mittels eines Muskeltests können so Allergene, belastende und unverträgliche Substanzen sofort ermittelt werden.

Was geben sie ihren Kurgästen nach der Therapie mit nach Hause?

Die während der Therapie erlangte Sen-sibilität für das eigene Verhalten sollte mit in den Alltag genommen werden. Wir geben nur Hilfe zur Selbsthilfe. Neue Gewohnheiten brauchen immer ausrei-chend Zeit, um sich zu festigen.

Welche der Mayr-Prinzipien sind für Sie persönlich am wichtigsten?

Das Prinzip Schonung. Die Reduktion auf das Wesentliche. Bewusst und mit ausrei-chend Zeit essen, ohne Ablenkung – wer braucht schon ein Handy zum Essen? Einen gesunden Rhythmus beim Essen einhalten, dreimal täglich. Und sich be-wusst machen, die Energie der Sonne über die Nahrung in den Körper zu leiten. Es geht um Naturheilkunde im wahrsten Sinne. Denn je mehr wir uns gegen die Natur stellen, desto mehr Probleme bekommen wir. Interview: Nicola Seipp

Dr. Harald Stossier war in der Geburtsstunde der Modernen Mayr-Medizin dabei. Foto: Vivamayr

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T Wo bitte, geht es zum See? Und wo sind denn nun die Berge? Diese Fragen stellen sich an einem kalten, grauen Wintertag in Prien dem ortsunkundigen Reisenden ganz schnell. Der hatte sich nämlich das male-rische Örtchen, das sich gerne „Perle am Chiemsee“ nennt, als Winterferien-Desti-nation ausgesucht: Kulinarik der regionalen Art, Wellness und ein bisschen Seeluft soll-ten sein. Mitten im Ort findet er (fast) alles: von Luxusboutiquen, gemütlichen Wirts-häusern, stimmungsvollen Cafés bis hin zur renommierten Inselgalerie Gailer – nur keinen Chiemsee. Doch pfiffige Touristen, zumal wenn sie männlichen Geschlechts sind, bitten keinen Einheimischen um Aus-kunft. Sie marschieren tapfer die Seestraße entlang, trotzen den fast undurchdringli-chen Nebelschwaden und erreichen endlich

das vielgerühmte Bayerische Meer nebst diversen Gasthäusern und Hotels, die sich an der Uferpromenade breit machen und ih-ren ganz eigenen Charme entfalten. Zumal gerade das ersehnte himmlische Postkar-tenblau die gräuliche Einheitssoße ins tem-poräre Nirwana schickt. Die Berge, der See, Fraueninsel und Herrenchiemsee machen die dringend erwünschte Winterglückse-ligkeit fast greifbar. Die Inseln sind auch in der kalten Jahreszeit schnell und komforta-bel erreichbar. Zeit also für eine Erkundung ohne Touristenmassen.

Still ist es auf der Fraueninsel, auf Frau-enchiemsee. Das erlaubt ganz neue Einbli-cke ins Leben der 300 Bewohner, gestat-tet den einen oder anderen Plausch beim gemächlichen Rundgang und verführt zur Zeitreise in die ruhmreiche Vergangenheit

des nur 15 Hektar großen Inselchens. Noch kleiner ist nur die dritte Insel im Chiem-see, die Krautinsel. Sie dient im Sommer als Viehweide und wurde früher von Klos-terfrauen als Gemüsegarten genutzt. Ein wenig steht Frauenchiemsee im Schatten des bombastisch-royalen Versuchs eines Versailles auf bayerische Art. Doch dazu später mehr.

Der Streifzug über die Fraueninsel be-ginnt und endet fast zwangsläufig im Ho-tel Linde. Wer sich am ehemaligen Künst-lerstammtisch niederlässt, kann sich leicht vorstellen, wie Leo Putz, Christian Chris-toph Ruben oder gar der Farbenfürst Julius Exter hier nicht nur den schönen Künsten frönten. Schließlich war die Fraueninsel nebst dem Hotel Linde einer der Hotspots der Chiemseemalerei. Angesichts des zu-gegebenermaßen gerade etwas kalten Spiels von Licht und Farben drängt sich der Gedanke auf, wie es wohl damals war, als sich fast ein Jahrhundert lang Sommer für Sommer Staffelei an Staffelei drängte, als sich die Maler förmlich um den besten Aus-blick und womöglich auch um die hübsches-ten Modelle balgten. Legendär sind filmrei-fe Szenen, in denen sich die Insulaner durch das Uferschilf schlichen, um einen Blick auf die Nackerten zu erhaschen, die für die Künstler posierten.

Ludwigs Drei-Millionen-Bett

Die Zeiten ändern sich. Auch die Begehr-lichkeiten der Inselbesucher. Heute zieht es diese in die Benediktinerinnenabtei Frau-enwörth. Ein fast magischer Ort – und das schon seit der Klostergründung im Jahr 772. Kräuterliköre haben die Ordensfrauen wahr-scheinlich schon im Mittelalter hergestellt. Ayurvedisch kochen, mit Qigong, Tai Chi oder Hatha-Yoga die innere Mitte finden, griechi-sche Tänze lernen oder aber ein paar Tage

in meditativem Schweigen zu verbringen sind dagegen Errungenschaften der Neuzeit. Die entsprechenden Seminare sind begehrt und entsprechend schnell ausgebucht.

Weniger für die innere Einkehr als für die äußere Prachtentfaltung steht die Her-reninsel. Der Stein gewordene Traum einer Rückkehr zu absolutistischer Macht, den der unglückliche Ludwig II. hier errichten ließ, führt zu lästerlichen Gedankenspielen wie der Frage, wieviel motorisches Feinge-fühl die emsigen Frauen und Männer brau-chen, die das teure Meißner Porzellan im kleinen Apartment vom Staub der Jahrhun-derte befreien. Trifft man zufälligerweise jemanden vom Facility Management, wie die guten Geister heute genannt werden, ist das ein wahrer Glücksfall. Denn diese kundigen Menschen wissen, wie lange der Weg des der Moderne gegenüber durch-aus aufgeschlossenen Märchenkönigs von seinem drei Millionen Euro teuren Bett (nach heutigem Wert) zur nächsten Toilet-te gewesen wäre. Rein theoretisch. Denn bekanntlich hat unser aller Ludwig niemals in diesem Schloss genächtigt. Vielleicht tut das ja der prunkverliebte neue ameri-kanische Präsident Trump irgendwann und macht noch einen Abstecher zum Alten Schloss, dem Augustiner-Chorherrenstift. Hier hatte Ludwig noch eine Zweitwoh-nung, die blauen Zimmer. In diesem Ge-bäude tagte 1948 der Verfassungskonvent, der das Grundgesetz entwarf. Hier befin-det sich aber auch die Chiemseemaler-Galerie – womit der Kunst- und Kulturkreis rund um die Perle des Chiemsees feinsin-nig geschlossen wäre.

Zeit also für Wellness und Wohlbeha-gen. Oder für ein weiteres Highlight, für eine Nacht- und Nebelaktion im nahe ge-legenen Bad Feilnbach. „Hexennacht im Moor“ nennt sich eine geführte Wanderung mit Gänsehautgarantie. Zwischen alters-krummen Birken wabern hier womöglich Moorgeister und locken den unbedarften Wanderer in finstere Abgründe. Bergen doch die Mooraugen, die schwarzen Lö-cher des Moors, dunkle Geheimnisse. Oder doch nicht? Dorothea Friedrich

noch mehr Ideen für einen Winterzauber mit und ohne ski und rodel gibt es übrigens unter www.chiemsee-alpenland.de

Malerglück und Königsträume

Herrenchiemsee und die Fraueninsel sind perfekte Ziele für Kreative

Oben: Blick auf die Fraueninsel im Schnee. Foto: Fotolia

Links: Die Chiemgau Therme sorgt im Win-ter für Wohlbefinden. Foto: Chiemgau Thermen Bad Endorf

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Wintersport im AllgäuAlpinski, Langlauf, Snowboard und Eiskunstlauf – so vielseitig wie das Allgäu ist kaum eine Region

T Warum war eigentlich James Bond noch nie im Allgäu aktiv? Schon des öf-teren wedelte und schoss sich der Ge-heimagent durch die alpine Bergwelt, in „Spectre“ bretterte er zum Beispiel mit Karacho durch das Ötztal. Nur das wun-derschöne Allgäu ließ Bond bis dato links liegen, trotz unzähliger pittoresker Pisten und fabelhafter Zauberwelten, wie die Königsschlösser oder die Breitachklamm. Warum das so ist, scheint eines jener ver-trackten Weltenrätsel zu sein, die wohl nicht einmal Aktenzeichen XY-Spezialist Rudi Cerne lösen könnte.

Apropos Rudi Cerne. Der erlebte vor drei Jahrzehnten in Oberstdorf seine sportlich beste Zeit. Der heutige ZDF-Moderator war damals ein international erfolgreicher Eiskunstläufer, der täglich im Oberstdorfer Eissportzentrum trainierte. Überhaupt ist das Allgäu ein Schlittschuh-paradies allererster Güte, auch jenseits der großen Hallen in Oberstdorf und Füs-sen. Schöne Stunden auf zwei Kufen kann man zum Beispiel auf dem zugefrorenen Alpsee bei Immenstadt erleben oder auf der Eisfläche des festlich illuminierten Immenstädter Schlosshofes. Ein wunder-bares Urlaubs-Fotomotiv gäbe auch ein Pi-

rouetten drehender Daniel Craig auf dem Natureisplatz am Fuße der Hindelanger Hornbahn ab, vor dem Hintergrund der winterlichen Bergwelt. Oder eine wilde Verfolgungsjagd auf dem dick vereisten Vilsalpsee im nahen Tannheimer Tal. Die ersten Alpin-Abenteuer des legendären Geheimagenten inszenierte bekanntlich die Münchner Skifilm- und Modelegende Willy Bogner, leider nur in der Schweiz und Italien. Im Ober- und Ostallgäu mit seinen rund vierzig Skigebieten böte sich die idyl-lische Region um die sogenannten „Hör-nerdörfer“ Ofterschwang, Balderschwang und Bolsterlang als Drehort an. Sowohl Anfänger wie Profis – egal, ob auf einem oder zwei Brettln – finden hier höchst ab-wechslungsreiche (und nicht überlaufene) Abfahrten vor. Auch ohne eine Skischau-kel. Das Gebiet rund um Grasgehren und Obermaiselstein gilt zudem als eines der schneesichersten im bayerischen Al-penraum. Gut vorstellbar, dass der neue James Bond (angeblich „Avengers“-Star Tom Hiddleston) hier demnächst Schurken jagt oder schöne Frauen rettet.

Der frisch gekürte Emmy-Gewinner (für seine Rolle im Agenten-Thriller „The Night Manager“) könnte sich als Bond

seinen besonderen Kick auf dem Board im 840 Meter langen Audi quattro Funslope am Fellhorn holen. Wer erst mal üben will, kann das im Easy Fellhornpark unterhalb der Station Schlappoldsee tun. Die Betrei-ber versprechen eine „leichte bis mittlere Kickerline“. Grandios ist auch der Crystal Ground am Fuße der Kanzelwandbahn – und zwar für alle Könnensstufen. Vor allem mittwochabends, wenn die Flutlichtanlage das Areal bis 22 Uhr erleuchtet. Im Zwei-ländergebiet rund um das Nebelhorn, das Fellhorn, die Kanzelwand sowie das Sölle-reck sind nicht nur an die 130 Kilometer Pisten präpariert – genug für zwei James-Bond-Filme! –, sondern auch einige flotte Rodelbahnen. Übrigens kann man dort in allen Restaurants und Stationen kostenlos im Internet surfen.

Anfängerkurs im Skispringen

Oberstdorf ist außerdem ein Zentrum des Nordischen Sports, wovon zahlreiche Langlauf- und Skate-Loipen zeugen. Hier holt sich Johannes Rydzek, Doppelwelt-

meister in der Nordischen Kombination, sei-ne Kraft und Kondition. Wer will, kann ihm das auf der 7,5 Kilometer langen Profi-Loipe zwischen der Skiflugschanze und Zimme-roy gleich tun – für ambitionierte Skater sind noch einige Extra-Schleifen eingebaut. Auf den Oberstdorfer Schanzen werden im Übrigen auch Skisprung-Anfängerkurse angeboten. Wie man einen Luftsprung ohne Vorkenntnisse überlebt, demonst-rierte einst Craig-Vorgänger Roger Moore (eigentlich sein Double Rick Sylvester) in „For Your Eyes Only“ in Cortina d‘Ampezzo – ebenfalls von Bogner inszeniert.

Deutlich entspannender ist dagegen eine Langlauftour durch das Ostrachtal südlich von Hindelang. Die Streckenlänge beträgt rund 18 Kilometer, Unermüdliche können vier weitere Kilometer dranhängen. Verführerisch ist allerdings eine Einkehr im Restaurant Bergblick nach knapp 5000 Me-tern. Montags serviert Wirt Robert Scholl immer ofenfrische Schweinshaxen, frei-tags Forelle, ansonsten eine hervorragende regionale Küche. Bond-Schöpfer Ian Flem-ming soll ein Freund alpiner Küche gewesen sein – ein Grund mehr, dass sich 007 end-lich einmal im Allgäu sehen lässt.

Horst Kramer

Snowboardfahrer im Crystal Ground Snowpark im Kleinwalsertal. Foto: Snowpark Kwt / Stefan Eigner

Die Paarläufer Aljona Savchenko und Bruno Massot posieren im romantischen Oberst-dorf für den Schlittschuhhersteller Edea. In dessen Schuhen visieren sie derzeit den Weltmeistertitel an. Foto: Edea / Flavio Valle

In der Oberstdorfer Erdinger Arena dürfen Laien einen Flug wagen – mit Lehrer. Foto: Skisport und Veranstaltungs GmbH

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Ramsau am Dachstein Urlaub im Langlaufparadies für Anfänger, Fortgeschrittene, Profis und Genießer

T Die österreichische Ramsau, nicht zu ver-wechseln mit der bayerischen Ramsau bei Berchtesgaden, ist ein Eldorado des Langlaufs. 1999 war sie Austragungsort der Nordischen Skiweltmeisterschaft, 2017 finden die Special Olympics hier sowie in Schladming und Graz statt. Das lang gezogene Hochtal zu Füßen des majestätischen Dachsteinmassivs bietet ein ausgedehntes Netz aus 200 Kilometern klassischer Loipe sowie Skatingpisten auf ei-ner Höhenlage von 1100 bis 2700 Metern. Die Abwechslung ist angesichts von 13 Rundloi-pen groß, wozu aber auch die zahlreichen Ein-kehrmöglichkeiten und Hütten am Wegesrand beitragen.

Bis heute ist die Ramsau Trainingsgebiet für Profisportler. Biathleten trainieren im Sommer auf dem Gletscher des Dachsteins, im Winter flitzen sie manchmal wie der Blitz an einem vorbei und lassen ein bisschen an den eigenen Fähigkeiten zweifeln. Dieser Eindruck verfliegt aber rasch. Denn die Ramsau ist eigentlich urge-mütlich. Allein ihre Lage an den Südhängen des Dachsteins mit grandiosem Alpenpanorama bis hinüber zu den Tauern ist ein Riesenpfund. Ihre Abgeschiedenheit über Jahrhunderte hinweg macht sie auch heute noch urig. Unter den Be-wohnern – die, betrachtet man ihre Namen, von nur wenigen Familien abzustammen scheinen – gibt es etliche sympathische Originale. Das hat historische Gründe. Die Ramsauer Bauern ließen sich durch sächsische Knappen, die im Dachsteingebirge unter Tage arbeiteten, bereits im frühen 16. Jahrhundert von Luthers Ideen überzeugen und blieben der Reformation auch in den Zeiten schlimmster Verfolgung treu. Erst nach 1781 konnten sie ihren protestantischen

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Glauben mit dem Toleranzpatent Josephs II. frei leben. Bis heute ist die Ramsau eine evangelische Enklave im ansonsten tief katholischen Österreich. Die Ramsauer sind aber trotzdem lustige Leute, wovon man sich – wenn man bereit ist für derben Humor – beim singenden Wirt auf der Son-nenalm überzeugen kann.

Zum idyllischen Abseits-Tourismus trägt natürlich auch bei, dass die Ramsau alpin nur wenig zu bieten hat. Für das fortge-schrittene Pistenvergnügen mit Skischaukel stehen stündlich Busse ins nahe Schlad-ming und das Skigebiet Amadé bereit. Nur ein einziger Abfahrtsberg steht mitten in der herrlichen Ramsau-Landschaft herum: der Rittis. Der Rittisberg hat außer blauen und roten nur ein kurzes Stück schwarzer Piste zu bieten und ist mit zwei Talabfahrten sehr übersichtlich. Das hat allerdings den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass man jüngere Teenager, die aus dem Skikursan-gebot herausgewachsen sind, auch einmal allein fahren lassen kann. Die Eltern drehen derweil ihre geliebten Loipenrunden um den Rittis herum…

Wenn Sie die winterliche Ramsau mit Kindern besuchen, müssen Sie unbedingt am Nachtschlittenfahren am Rittis teilneh-men. Die Skigondel trägt Sie nach oben, der Schlitten saust mit Ihnen die beleuch-tete Märchenabfahrt hinunter (oben auf der Hütte gibt es übrigens vorzügliche Ripperl auf Vorbestellung).

Langlauf kann man sich von Freunden zeigen lassen oder auch von einem Profi lernen. Selbstverständlich gibt es in der Sai-son fast täglich neue Langlaufkurse, in de-nen man das Lenken und Bremsen lernt – was ja im Langlauf nicht so einfach ist. Zu-mindest nicht für Nicht-Skiläufer. Skiläufer wiederum kommen ganz schön ins Schwit-zen beim Langlauf. Das Anstehen am Lift

ist halt kein Ausdauertraining. Nach einer Woche moderatem Langlauf sind Sie fit wie ein Turnschuh. Die Loipen sind übrigens bestens gespurt und ausgeschildert, mit Kilometerangaben und Schwierigkeitsgrad.

Der beste Kaiser-schmarrn der Welt

Natürlich sollten Sie in der Ramsau auch die steirische Küche und Gastlichkeit genie-ßen. Zum Beispiel nach einem ausgiebigen Winterspaziergang auf der Halseralm. In einer der ältesten bewirtschafteten Almen der Region sitzt man in rauchgeschwärzten Gaststuben eng beieinander (bei Sonne

auch in Decken gewickelt draußen) und ge-nießt den besten Kaiserschmarrn der Welt, der über Holzfeuer gebraten und danach effektvoll flambiert wird. Ein paar Schritte weiter hinauf gelangen Sie auf die Sonnen-alm zum bereits erwähnten lustigen Wirt. Zur Einkehr auf Kaffee und Kuchen bietet sich auch der idyllische Ramsberger Hof an, einer der gottlob erhaltenen und wunder-schön sanierten Bauernhöfe in der Ramsau, der auch schöne Appartements vorhält. Beim Frienerhof in Ramsau Vorberg gibt’s Biokost, im Café Walcher sind nicht nur die Torten, sondern auch das Mittagessen gut, und wer’s wienerisch fein mag, kehrt nach-mittags in die Verweilzeit in Ramsau Ort ein. Richtig fein können Sie bei Johanna Maier in Filzmoos speisen, das gleich nebenan im Salzburger Land liegt.

Sie erreichen die Ramsau über die Au-tobahn Richtung Salzburg und dann weiter Richtung Graz (Schladming) von München aus in gut zwei Stunden. Wählen Sie für das letzte Wegviertel die Strecke über Filzmoos, sie ist landschaftlich besonders schön und man bekommt ein Gefühl für die Abgele-genheit des Ramsauer Tals. Bettina Rubow

Am Rittisberg finden Langläu-fer ein Loipen-Paradies. Fotos: photo-austria.at / Hans Simonlehner

Die Special Olympics am Dachstein

„Heartbeat for the world“ – unter die-sem Motto finden von 14. bis 25. März 2017 die 11. Special Olympics World Winter Games 2017 für Menschen mit mentaler Beeinträchtigung statt. Nach Metropolen wie beispielsweise Nagano, Athen, Pyeong Chang oder Los Angeles fällt dieses Jahr Öster-reich die Ehre zu, dieses weltweite größte Sport- und Sozialevent auszu-richten. Austragungsorte sind Graz sowie Schladming–Dachstein mit den Orten Schladming und Ramsau. Rund 2700 Athleten aus 107 Nationen werden bei den Weltwinterspielen in Österreich erwartet. Neben den sport-lichen Bewerben werden bei den Spe-cial Olympics viele weitere soziale und gesellschaftliche Impulse gesetzt. Die Eröffnungsfeier findet im Planai Stadion in Schladming statt. Darüber hinaus gibt es im Vorfeld viele ver-schiedene Aktivitäten und Programme, um den Geist dieser besonderen Veranstaltung spürbar und erlebbar zu machen. Mehr Infos gibt es unter:www.specialolympics.at

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T „Auf geht’s, jeder trägt einen Schirm!“ Paragliding-Pilot Ernesto ist so gelassen und guter Dinge, dass den Tandemflug-Teilnehmern auf dem Berg Penken gar nicht einfällt, aufgeregt zu werden. Die Erstflie-ger steigen auf ihre Skier, schmeißen sich die großen schwarzen Nylonkugeln über die Schultern und folgen ihren Piloten in harmo-nischen Schwüngen bis zur „Panorahma“-Alm. Eine herrliche Aussicht eröffnet sich ihnen an der Absprungstelle.

Paragliding ist in Mayrhofen und auf sei-nem Hausberg Penken eine ganz norma-le, schöne Sache. Der Ort im Zillertal hat sich dem Aktivsport für alle verschrieben: Hier kurven die Paragliding-Profis so übers Tal, wie es dem Fluggast angemessen ist,

hier probieren Mountainbiker in aller Ruhe schwierige Fahrten, hier gehen Tourengeher gut vorbereitet an ihre Grenzen, gestärkt von köstlicher Zillertaler Küche.

Alpinskifahrer treffen hier auf die große Herausforderung der „Harakiri“, der steils-ten präparierten Skipiste Österreichs. Das Gefälle der legendären schwarzen Abfahrt Nummer 34 beträgt stellenweise 78 Pro-zent, insgesamt ist sie 1500 Meter lang – so ein Wagnis will mit Verstand vorbereitet sein. Vielleicht deshalb ist Mayrhofen einer der wenigen Orte auf Erden, wo Teens und Twens durchaus mal freiwillig um 21 Uhr ins Bett gehen. Fit sein für den Sport, Liebe zu den Bergen und Spaß an Action in der Na-tur ist es, was hier zählt. Trotzdem heißt das

nicht, dass Urlauber in Mayrhofen in olympi-scher Form sein müssen. „Für manche Dinge muss man schon Kondition mitbringen“, sagt Skilehrerin Anna Troppmair. „Aber es gibt bei uns auch viele blaue Pisten, die alle miteinan-der verbunden sind. Auch gemütlichere Fah-rer können so das ganze Gebiet erschließen. Mayrhofens zweiter Hausberg, der Ahorn, ist wegen seiner breiten, sanften Abfahrten als Genießerberg bekannt. Und fürs Paragliden braucht man überhaupt keine Vorkenntnisse. Ich habe schon mehrmals 70-Jährige fliegen sehen.“ Troppmair ist ein gutes Beispiel da-für, wie die Einheimischen in Sachen Sport denken: Sie geht nach einem Arbeitstag auf der Piste, so gegen halb fünf, erst einmal mit dem Hund auf Bergtour. Tisch, Couch und Studium sind Drumrum, das wahre Leben findet auf den Hängen und Gipfeln statt.

Ein Panorama geschwungener Hänge sehen auch die Tandemflieger auf dem Pen-ken vor sich. Ernesto schnallt der ersten „Flugtaxi“-Kandidatin, der Bloggerin Sabri-na aus Regensburg, jetzt den Sitz an, auf dem sie in der Luft vor ihm hängt. Mit weni-gen Griffen prüft er, ob die Tragegurte richtig liegen und sicher verschlossen sind. Dann breitet er den fuchsiafarbenen Schirm auf dem Schnee aus. Faltenfrei sollte er liegen, und natürlich ohne Knoten in den Fanglei-nen, die ihn und seine Partnerin mit dem Segel verbinden. Alles passt. Er schnallt sich hinter seinen Gast. Nur noch wenige Schritte, dann geht es in einen besonderen Teil von Mayrhofen – die Lüfte.

Extremsport-Staffel in 40 Minuten

„Von hier oben sehen viele Urlauber zum ersten Mal, dass Mayrhofen in der Fläche viel ausgedehnter ist als andere Skiorte“, sagt Anna Troppmair. „Und man sieht herr-lich bis nach Zell am Ziller und nach Kalten-bach hinüber.“ Die Skier lassen die Flieger dabei an den Füßen. Da die Piloten genau am Skilift landen, können ihre Gäste nach dem Abenteuer einfach wieder nach oben fahren und die Pisten genießen – oder sich erst mal einen Schnaps in der Alm gönnen.

Wie spektakulär so ein Paragliding-Flug sein kann, wenn Könner alleine unterwegs sind, erleben Besucher alljährlich beim Fes-tival „Rise & Fall“ im Dezember. Bei der relativ jungen Veranstaltung – 2012 war Premiere – handelt es sich um ein Staffel-rennen, das es in sich hat. Rund 60 Teams, bestehend aus jeweils vier Personen, tre-ten hier in vier Disziplinen gegeneinander an: Der erste eines Teams überwindet auf Tourenskiern einen steilen Aufstieg von rund 400 Höhenmetern. Sein zweiter Team-kamerad springt mit dem Paraschirm und fliegt eine festgelegte Strecke mit schwieri-gen Kurven um Felsen und Bäume ab. Ist er gelandet, klatscht er den Dritten ab, der mit dem Mountainbike wieder auf den Berg hi-naufjagt. Der letzte im Team bewältigt eine alpine Ski-Abfahrt mit Slalom – und muss zuletzt seine Skier über drei Schneehügel schleppen, bevor er ins Ziel einlaufen darf. „Vier Leute. Ein Team. Kein Erbarmen!“ lau-tet das Motto. Der Wettbewerb, bei dem die Teilnehmer irrsinnige Leistungen brin-gen (in der Regel reichen den schnellsten Teams 40 Minuten) ist vor allem eine Sache für junge Einheimische, die kein Problem damit haben, 5000 Kalorien in zehn Minu-ten zu verbrennen. Doch auch Actionfans aus anderen Skiregionen in Österreich und Bayern nehmen teil. Für Urlauber ist es da-gegen ein Spaß, im Zielbereich Punsch zu trinken und mitzufiebern, wie sich die Teil-nehmer den Hang, oft mehrmals purzelnd, hinauf und wieder hinunter kämpfen.

Mayrhofen ist schneesicher. Richtig schönen Neuschnee gibt es zwar meist erst im Januar und vor allem im Februar und März. Doch die Bergbahnen sind bes-tens mit Schneekanonen ausgerüstet, so dass ab Dezember alle Pisten weiß und gut befahrbar sind. „Auf einer Skala von eins bis zehn würde ich dem Schnee in Mayr-hofen eine Acht geben“, sagt der Wiener Skiexperte und Reporter Matthias Stelz-müller, der das letzte Rise & Fall-Festival live verfolgte, „in Sachen Kunstschnee geht es kaum besser.“ Der Kanonenschnee wird umweltverträglich nur aus Quellwasser hergestellt. Und spätestens ab Ende Janu-ar, Anfang Februar spielt das Ganze keine

Ski und fliegen im Zillertal

In Mayrhofen haben Brettlfans die Möglichkeit, entpannt ins Paragliding

einzusteigen – die Profis machen‘s beim Festival „Rise & Fall“ vor

Erst lecker auf der Alm essen, dann zum Sprung anmelden – wie hier auf dem Penken, Mayrhofens Action-Berg. Fotos: Isabel Winklbauer

Alles okay! Sabrina bekommt ihren Tandemsitz vom Paragli-ding-Könner angelegt. Der hat die Ruhe weg – das gibt der Erstfliegerin Sicherheit.

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Rolle mehr, weil alles wieder natürlich läuft. Nicht zu vergessen, nur 25 Kilometer wei-ter südwestlich bietet der Hintertuxer Glet-scher ganzjähriges Skivergnügen.

Pisten für alle Könnensstufen

Das Zillertal ist insgesamt ein Mekka der ganz normalen Skifahrer und damit der roten Pisten. 263 Kilometer gibt es davon in der

Region, zu der unter anderem auch Zell am Ziller, Fügen und Hochfügen sowie Hinter-tux gehören. Anna Troppmair erklärt: „Eine Piste bekommt ihre Farbe immer nach der steilsten Stelle. Das heißt, wir haben hier auch viele sehr harmonisch befahrbare rote Pisten, die nur eine oder zwei schwierige Stellen haben.“ Schwarze Pisten im Mayr-hofener Einzugsbereich gibt es sechs, darun-ter auch die sagenhafte Harakiri. Mayrhofen bietet für sich alleine 163 Kilometer Pisten, in allen Farben und Könnensstufen.

Zu all dem gibt es selbstverständlich eine Menge köstliche Verpflegung: Am Penken warten 18 Almen auf Brettlfans, eine gemütlicher als die andere. Zu emp-fehlen ist vor allem die Granatalm, ein modernes, helles Holzrefugium am Ende der Nordhangbahn. Das Gebäude der ehemaligen Christas Skialm wurde 2016 komplett erneuert und bietet einen geho-benen Bedienungsbereich, ein umfang-reiches Weinsortiment und Speisen aus eigener Produktion, wie etwa Rindfleisch,

Wild und Eier von eigenen Tieren. Tipp: Die selbst gebackenen Vinschgerl des Hauses suchen ihresgleichen und munden mit Kürbissuppe vorzüglich! Auch auf die Tiro-ler Weinnudeln dort schwört so mancher Gast. Weiter geht es mit dem Genuss im Tal: Viele Restaurants bieten Steaks, die beste Nahrung für sportliche Youngsters und alte Hasen. Im La Vita gibt es davon nicht nur wirklich große, gut gewachsene Stücke, sondern zusätzlich auch hervorra-gende einheimische Küche. Wer Speisen mit Graukas kostet, zum Beispiel Suppe oder „Zerggl“ genannte Küchle, muss kein schlechtes Gewissen haben, denn Graukas hat nicht einmal ein Prozent Fett. Und wer kann schon Fettpolster brauchen, wenn er sich die Harakiri hinunter stürzen oder den Sprung mit dem Paraschirm wagen will?

Die „Flugtaxi“-Gäste haben es gewagt. Sabrina rennt jetzt gemeinsam mit Ernesto los, auf den Abgrund zu. Der Schirm richtet sich hinter den beiden auf, entfaltet sich in der Luft, die Leinen spannen sich – und schon haben die zwei keinen Boden mehr unter den Füßen. Ganz sanft fliegen sie da-von, ins Zillertal hinein. Das fuchsiafarbene Segel wird immer kleiner.

Isabel Winklbauer

Informationenriseandfall.atwww.mayrhofner-bergbahnen.comwww.zillertal.atwww.flugtaximayrhofen.atwww.granatalm.atwww.pramstraller.at (Restaurant La Vita)www.erlebnissennerei-zillertal.at (Erste Adresse für Graukas)

Sanft kurvt der Paraschirm über das winterliche Mayr-hofen. Die Flieger behalten dabei ihre Skier an den Füßen.

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Entspannter Winter in TirolSeefeld in Tirol und das Lechtal bieten Winterurlaub für alle, die es ruhig und unkonventionell angehen

T Sport, Genuss und Anregung, die perfek-te Kombination im Winterurlaub, wird wahr-scheinlich nirgendwo so authentisch gelebt wie in Seefeld in Tirol. „Nordic Lifestyle“ nennt das Wintersportgebiet sein Konzept, das auf der Philosophie fußt, Winterferien als ganzheitliches Erlebnis für Körper, Geist und Seele zu verstehen. Die Olympiaregi-on, umrahmt vom Naturpark Karwendel, dem Landschaftsschutzgebiet Wildmoos, dem Wettersteingebirge und der Hohen Munde, offeriert ihren Gästen ein facetten-reiches Wintererlebnis.

Seefeld gilt vor allem als das Langlauf-paradies schlechthin und erwartet sportlich Aktive mit 271 mehrfach vom ADAC ausge-zeichneten Loipenkilometern. Die Strecken bieten Herausforderungen für jede Könner-stufe und sind zum Großteil sogar parallel für beide Laufstile präpariert. Zwei beleuch-tete Nachtloipen in Seefeld und Leutasch sowie eine Hundeloipe machen sogar Trai-ningseinheiten nach Einbruch der Dunkel-heit oder mit Vierbeiner möglich. Zudem garantieren sieben qualitätsgeprüfte Loipen in allen Schwierigkeitsgraden mit einer Ge-samtlänge von 44,5 Kilometern ein barriere-freies Langlaufvergnügen für sportbegeis-terte Rollstuhlfahrer und Schlittenlangläufer.

In Sachen Wellness wartet die Olym-piaregion mit einem ganzheitlichen Ge-sundheitsangebot auf: Neben idealen Kon-

ditionen auf der gesundheitsfördernden Höhenlage von 1200 Metern für Ausdauer-sportarten bietet Seefeld die größte Dichte an Wellnessbetrieben im Alpenraum.

Das Angebot reicht von Erlebnisbä-dern und Saunalandschaften, wie den Wohlfühloasen im Olympia Sport- und Kongresszentrum Seefeld und im Erleb-niswelt Alpenbad Leutasch, über klassi-sche Wellnessanwendungen bis hin zu innovativen Spezial-Treatments. Wer aus Seefeld nach Hause kommt, ist erholt – das ist so gut wie garantiert.

Im Tiroler Lechtal befindet sich dage-gen ein Paradies für Winterwanderer. Der Naturpark Lechtal kümmert sich ganz be-sonders um die „Stiefkinder des Winter-sportgeschehens“, nämlich mit 34 unter-schiedlichen Touren in einer Gesamtlänge von rund 130 Kilometern.

Besonders romantisch sind hier Spa-ziergänge entlang des Lechs. Erst lang-sam nimmt der Wanderer das Murmeln des Flusses wahr. Nach und nach wird es lauter und schließlich sieht er ihn zum ersten Mal in glasigem Türkis zwischen

den Bäumen durchblitzen. Den „letzten Wilden“ nennt man den Lech. In seiner Nähe ist die Welt in einen Pelz gehüllt, alles Laute klingt gedämpft. Durch diese weiße Welt zu gehen, ist Wandern in sei-ner schönsten Form.

Der „letzte Wilde“ murmelt

Viel freie Natur, ohne Luft- und Licht- und Lärmverschmutzung, davon hat das Lechtal jede Menge. Gäste können zwi-schen Touren am Berg und auf der Ebe-ne wechseln, zwischen sportlichen oder entspannteren Varianten. Man marschiert zügig über Panoramawege, spaziert ge-lassen am Fluss entlang oder bummelt auf verschwiegenen Pfaden zu neun erle-senen Winterzauberhütten.

Übrigens: In Elbigenalp, dem Hauptort des Lechtals, seilte sich 1858 die 17-jäh-rige Anna Stainer über einen steilen Fels ab und nahm einen Adlerhorst aus. Die-se Großtat machte sie als „Geierwally“ berühmt! Wem nach erholsamen Tagen selbst nach etwas Nervenkitzel à la Wally zumute ist, der hat auch dazu Gelegen-heit: Auf der Fußgängerhängebrücke in Holzgau balancieren Besucher luftige 110 Meter über der Höhenbachschlucht. kol

Wandern im Lechtal, das bedeutet Erholung in herrlicher Natur. Foto: TVB Reutte

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T „Wer runterfahren möchte, muss zuerst raufge-hen“. Die Worte des Vaters klingen noch heute in den Ohren. Die 70er Jahre hatten gerade begonnen und der Stubaier Gletscher in Tirol war ein Geheimtipp für Skifans, die auch außerhalb der Saison über die schneebedeckten sanften Hänge des ewigen Eises wedeln wollten. 38.000 Übernachtungen zählte die Gemeinde Neustift damals im Winter. Heute sind es weit über eine Million.

Nach der Anfahrt aus Innsbruck, die mit der neuen Gletscherstraße zum Mutterberg am Ende der Welt zu enden schien, hieß es damals „munter die Skier geschultert und rauf auf den Berg zum Gletscher“. Was für ein Segen, als 1972 die Stubaier Gletscher-bahn, eine sogenannte Zweiseilumlaufbahn mit ei-nem Tragseil und einem Zugseil, eröffnete. Die Sech-serkabine brachte in den folgenden vier Jahrzehnten zuverlässig die wachsende Zahl der Wintersportler von der Mutterbergalm hinauf zur Dresdner Hütte und weiter bis zur Station „Eisgrat“ am Gletscher.

Immer mehr Skigäste bedeuteten aber auch end-los lange Schlangen an der Gondel und vor den Liften. Im Laufe der Jahre wurde das Skigebiet deswegen immer weiter erweitert und modernisiert. Wer erin-nert sich nicht an das mühselige Skikartenvorzeigen, das heute längst berührungslos funktioniert? Mehre-re Parkplatzebenen entstanden, eine zweite Bahn, Schlepplifte, Sessellifte, Restaurants, Sportshops, die Skischule und alles, was zu einem modernen Ski-betrieb gehört. Heute ist der Stubaier Gletscher das größte Gletscherskigebiet Österreichs mit einer Viel-zahl an blauen, roten und drei schwarzen Abfahrten.

In den letzten Jahren stießen die Beförderungs-anlagen jedoch an ihre Grenzen. Die extrem langen Wartezeiten an der Talstation sorgten für Unmut. So fiel die Entscheidung, die alte Eisgratbahn nach 44 Betriebsjahren durch eine leistungsfähigere Anlage zu ersetzen. Am 2. April 2016 ist die alte Eisgratbahn zum letzten Mal gefahren.

Die Fußwege sind jetzt kürzer geworden

Ein paar Monate später war es dann soweit: Nach achtjähriger Planungs- und 15-monatiger Bauzeit ist zur Wintersaison 2016/2017 die neue 3S-Eisgratbahn in Betrieb gegangen. 3S steht dabei für die „Dreiseil-Technik“. Das bedeutet, die Bahn hat zwei Trage- und ein Zugseil und kann auch bei starkem Wind fahren. 64 Millionen Euro hat das Ganze gekostet.

Vor allem die Skifahrer aus Bayern, die oft erst im Laufe des Vormittags im Tiroler Skigebiet ankamen, können sich freuen: Die neue Anlage beginnt nicht mehr am oberen Ende der Parkebenen, sondern in

der Mitte. Die Fußwege werden für späte Anfahrer dadurch kürzer. Eine Fahrt mit der neuen Gondel ist ein besonderes Erlebnis. Durch die großen Pan-oramafenster hat man einen guten Ausblick auf die hochalpinen Berge mit ihren kargen schneebedeck-ten Hängen und Gipfeln. 4,7 Kilometer lang ist die Strecke von der Talstation, bis sie nach knapp zwölf-minütiger Fahrt auf 2900 Metern Höhe in der Berg-station „Eisgrat“ endet. Dann hat sie 1205 Meter Höhenunterschied überwunden.

Panoramablick vom Top of Tyrol

Die 48 Kabinen mit ihren 24 Sitz- und acht Steh-plätzen haben ein modernes, futuristisch wirkendes Design. Echte Ledersitze und das gratis W-Lan verlei-hen dem Ganzen einen Hauch von Luxus. Pro Stunde können 3014 Personen befördert werden. Das sind doppelt so viele wie vorher. Ungewohnt ist, wie ruhig die Gondel den Berg hinaufschwebt und kaum merk-lich über Stützen gleitet und in die Stationen einfährt.

Übrigens: Auch für Nichtskifahrer hat der Stubai-er Gletscher im Winter, aber auch im Sommer eini-ges zu bieten. Es gibt Wanderungen auf dem Glet-scherpfad, Schlittenfahren, die Gipfelplattform „Top of Tyrol“ mit dem unvergleichlichen Panoramablick im Sommer auf 3210 Metern Höhe. Man kann Lang-laufen und für junge Leute, die Kunststücke auf Ski und Snowboard ausprobieren möchten, steht der Snowpark zur Verfügung. Vor allem die Eisgrotte, die 30 Meter unter der Skipiste errichtet wurde, hat sich zu einem Publikumsmagneten entwickelt. Auf dem Rundgang durch das milchig-transparente ewige Eis erfahren die Besucher Interessantes über die Entste-hung der Gletscher.

Auch die modernste Technik kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Klimaerwärmung dem Stubaier Gletscher zusetzt. Der Anstieg der Perma-frostgrenze hat beispielsweise vor einigen Jahren das Stromkabel des Daunferner Schlepplifts reißen lassen. Er hat daraufhin eine neue Trasse bekom-men. Außerdem bewegt sich der Wildspitzgrat auf einer Länge von 1000 Metern. Um den Gletscher zu schonen, wurde 1998 das Skifahren im Hochsom-mer eingestellt.

Wie die Zukunft aussehen wird? Es gibt bereits Visionen. So träumen die Verantwortlichen im Stu-baital und auf der Axamer Lizum bei Innsbruck von der neuen Seilbahnverbindung Innsbruck-Stubai. „Brückenschlag“ wird das Projekt genannt, das von Tourismusverbänden, Politikern und Umweltschüt-zern aber noch sehr kontrovers diskutiert wird.

Patrizia Steipe

Ein Skiballett für Mutter ErdeDas Stubaital lädt zur Multi-Media-Performance in alpiner Kulisse

Im Februar 2017 können Besucher des Stubaitals etwas ganz be-sonderes erleben: ein Skiballett mitten in der Natur. „GAIA – Stubai Mutter Erde“ thematisiert die Gefahren und drohenden Folgen von Umweltverschmutzung, Gier und Korruption für die Erde. In Neustift im Stubaital wird in der Kulisse der Bergwelt unter freiem Himmel der letzte Kampf der Menschen gegen den Unter-gang der Welt inszeniert. Dabei dient ein verschneiter Berghang als natürliche Bühne, auf der die Performance aus Ski, Tanz, Musik, Show und multimedialem 3D-Mapping in Szene gesetzt wird. Der Hang dient als Leinwand für das 3D Mapping, die präparier-te Skipiste stellt die Bühne für die Skiperfektionisten dar und Glaskuben bieten Plattformen für die Performance der Tänzer. Das Stück wird jeweils am 17. und 24. Februar um 20.30 Uhr bei den Sonnbergliften in Neustift/Milders aufgeführt. Tickets sind im Vorverkauf erhältlich, so in den Büros des Tourismus-verbands Stubai Tirol, Dorf 3, 6167 Neustift und Bahnstr. 17, 6166 Fulpmes oder online unter: www.stubai.at/gaia

Frischer Fahrtwind am Stubaier Gletscher

Eine neue Gondelbahn bringt Ski- und Snowboardfahrer mit allem Komfort bis zum Eisgrat

Schluss mit Warten: Die neue Bahn befördert 32 Personen pro Gondel, inklusive gratis W-Lan. Foto: Stubaier Gletscher

In der Eisgrotte unter der Piste erfahren Besucher alles über die Entstehung der Gletscher. Foto: Stubaier Gletscher/André Schönherr

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Perfekt ausgerüstet zum Carven und TourenDie Brettl-Tends 2017 orientieren sich an der neuen Lust am Tiefschnee

T Wenn Ski- und Snowboard- An-bieter ihre neuesten Wunderwerke aus Carbon und Titanal in ausgetüf-telter Verbundbauweise anpreisen, können sich jüngere Skiläufer oder Snowboarder kaum noch vorstel-len, wie ihre Eltern und Großeltern einst mit ihren überlangen Holz-brettern die Hänge meisterten. Schon in den Sechziger- und Sieb-zigerjahren gab es mit Stahlkanten, Fersenautomatik oder Schnallens-kistiefeln Meilensteine der Skient-wicklung. Heute versuchen Produ-zenten mit neuen Entwicklungen und Designs jedes Jahr von neu-em, Käufer anzulocken.

Snowboards wurden erst Ende der 80er Jahre populär. Damit wurde nicht nur ein neuer Markt für jüngere Leute entwickelt, sondern auch eine eigene Ju-gendkultur mit eigenen Klamot-ten und Styles etabliert, die aus der Surf- und Skateboardszene stammten. Auch eine eigene Produktsprache hat sich daraus entwickelt. Ein kleines Beispiel

aus der Werbung für neue Boards:

„...Directional Twin Boost Board Architecture mit einem Hybrid Camber und Honey Comb unter den Bindungen. Die Entwicklung erfolg-te in Anlehnung an das Good-Times und ist ein Twin-Shape Flat-Out-Rocker. Das perfekte Brett um Rails und Boxes zu jibben.“ Wer da verständnislos den Kopf schüttelt, der wird vom Verkäufer schnell zum „All Mountain“-Ski oder -Snowboard gelotst, die für alle Abfahrts-varianten und Schneearten taugen sollen.

Wer es spezieller will, muss sich erstmal fragen, in welchem Schnee er bevorzugt fährt, ob Piste oder Tiefschnee (oder ob er sich hauptsächlich im „Funpark“ tummelt) und wie es um seine Abfahrtkünste bestellt ist. Außer-dem spielt es für die Auswahl eine Rolle, ob jemand gerne schnell oder eher gemächlich die Hänge und Pisten herunter brettert.

Boarder lieben Fishtails

Gemeinsam ist den heutigen Skiern, dass praktisch nur noch „Carver“ angeboten wer-den. Das sind taillierte Ski, die in der Mitte schmaler sind als hinten und vorne. Dadurch wird es leichter, Kurven zu fahren und die Kan-ten einzusetzen. Beim Aufkanten zieht der

Ski fast automatisch in die Kurve. Allerdings will der Ski dann auch immer einen bestimm-ten Radius fahren. Dabei gilt: Je stärker die Taillierung, desto kleiner ist der Kurvenradius.Carving-Skier sind außerdem meistens unter der Bindung leicht gebogen, haben eine soge-nannte Vorspannung. Dadurch sind die Haupt-kontaktpunkte zum Schnee relativ weit vorne und hinten. Durch die lange Kontaktfläche gibt das einen guten Kantengriff in Kurven. Bei Skiern mit sogenannten „Rocker“-Eigen-schaften ist der Ski hingegen von der Bindung zu den Enden leicht gebogen. Dadurch liegt er in der Mitte eher plan und an den Enden weniger auf, er hat also weniger Vorspannung. Dadurch ist er wendiger und leichter zu dre-hen und bietet im Tiefschnee mehr Auftrieb. Geradeausfahren und Carven auf der Piste ist damit schwieriger, da der Ski hauptsächlich mittig aufliegt. Bei höheren Geschwindigkei-ten fängt der Ski an zu flattern und ist nicht mehr gut zu steuern.

In den letzten Jahren boomt das Fahren im Tiefschnee und das Tourengehen. Touren-skier sind bei den Herstellern mittlerweile ein fester Bestandteil des Sortiments und bieten das größte Wachstumspotential. Neben den Skitouren-Gehern gibt es eine neue Klien-tel, die sich Tourenskier unterschnallt um am

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Rande der Pisten aufzusteigen und das gan-ze eher als Fitnesstraining betrachtet. In ei-nigen Skigebieten haben die Pisten abends für Tourengeher geöffnet und oben lockt meist eine Hütte zur Einkehr.

Möglichst breite Skier geben auch im tiefsten Schnee genügend Auftrieb, um lan-ge Schwünge bei hoher Geschwindigkeit in den Schnee zu zaubern. Wer dazu „by fair means“ (also ohne künstliche Hilfsmittel) selbst den Berg erklimmt, sollte sich aller-dings mit nicht zu breiten Brettern abquä-len. Denn da zählt das Gewicht – für Touren-skier das wichtigste Kriterium. Mit neuen Materialien und Verfahren, wie Titanalver-stärkungen oder Karbonröhren im Holzkern, versuchen sich die Hersteller jedes Jahr beim Gewicht zu unterbieten.

Einheitliches Design – ein Must-have

Auch die Snowboarder können heute mit sogenannten „Splitboards“ Touren ge-hen. Dafür ist das Snowboard in der Mitte geteilt und kann zur Abfahrt wieder zusam-men gesetzt werden. Entsprechend wird auch die Bindung von gerader Ausrichtung zum Aufstieg in schräge Ausrichtung für die Abfahrt gedreht.

Nachdem die Hersteller von Snow-boards in den letzten Jahren mit ihren Produkten den Fokus auf Abenteurer ab-seits der Piste und die junge Zielgruppe in den Funparks legte, kommen für die neue Saison 2017 auch wieder neue Boards für Carving-Fans auf den Markt. Auch soge-nannte „Fishtails“, bei denen das hintere Ende gespalten ist, sind in dieser Saison angesagt. Neben den oft anzutreffenden

All Mountain Snowboards gibt es eine stärkere Differenzierung auf den jeweili-gen Einsatzbereich und die Anforderungen der Snowboarder und Snowboarderinnen.

Viele neue Modelle speziell für Frauen sind auch bei neuen Damenski der Saison dabei. Beim Design geht der Trend dazu, Produktlinien zu verdeutlichen, also auf ein

eher einheitliches Erscheinungsbild zu set-zen. Wenigstens eine Konstante in einem den Laien verwirrenden Angebot. Wolfram Seipp

Unter Boardern zählen Outfit und die Gestaltung des Bretts. Wer vielseitig und hip sein will, setzt diese Saison auf Splitboards. Foto: Fotolia

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Drei Reiseziele, tausend MöglichkeitenDie Skigebiete Kronplatz, Speikboden und Klausberg in Südtirol haben Platz für individuelle Winterwünsche

T Kronplatz – wer einmal dort war, bei dem löst dieses Wort Erinnerungen an einmalige Skierlebnisse aus. An Tage, in denen man nicht anders kann als jeden Morgen unter den ersten zu sein, die am Lift stehen. Denn das Klima ist speziell. Oft fällt hier nachts neuer Schnee, der bis zum Morgen eine etwa zehn Zentimeter hohe frische Pulverschicht auf die Pisten legt. Man muss kein echter Tiefschneekönner sein, um die-ses Skierlebnis jede Minute auszukosten. „Wir sind nicht Ski gefahren, wir sind ge-

flogen, ja geschwebt“, versicherten schon Besucher am Abend Ski-erfüllter Tage.

Sicher, das Wetter ist immer Glücksa-che. Doch allein vom Wetter hängt ein ge-glückter Winterurlaub nicht ab. Die Region mit ihren drei Skigebieten Kronplatz, Speik-boden und Klausberg hat so viel im Ange-bot, dass ein Aufenthalt zuverlässig zum Erlebnis wird: 185 Pistenkilometer, mehr als 40 Aufstiegsanlagen, verschiedene Snowparks, 300 Kilometer präparierte Loi-pen, Routen für Schneeschuhwanderer und

Tourengeher, rund 30 Rodelbahnen, Skido-Ausflüge, Eiskletterreviere ... und und und hat die Region im Programm.

Ein Ziel, viel Abwechslung

Jeder der drei Orte am Kronplatz setzt seine Schwerpunkte ein wenig anders. Das Skigebiet Kronplatz liegt im Pustertal und ist mit 119 Pistenkilometern in verschiedenen Schwierigkeitsstufen das größte der drei. Neben Pisten für Ski-Anfänger und Gelegen-heitsfahrer kommen hier auch die Könner auf ihre Kosten. Sie können die „Black Five“ ins Visier nehmen, die fünf schwarzen Pisten am Ort. Ganz oben sollte man aber unbedingt ein Auge für das Panorama haben, das sich vom 2275 Meter hohen Kronplatz, dem Hausberg von Bruneck, auftut: ein 360-Grad-Blick auf die Dolomiten und den Alpenhauptkamm. Dort oben steht auch eines der Wahrzeichen des Berges: das Messner Mountain Museum MMM Corones der Südtiroler Bergsteigerle-gende Reinhold Messner, von der Architek-tin Zaha Hadid geschaffen und perfekt in die Natur eingebettet.

Das Skigebiet Speikboden im Tauferer Ahrntal ist kleiner, aber genauso fein. Famili-en, Anfänger und gute Fahrer fühlen sich hier wohl. Wer seine Ausdauer testen will, kann sich auf die acht Kilometer lange Talfahrt, die längste in ganz Südtirol, wagen. Und wer

schon immer mal nicht nur die Tage, sondern auch die Nächte im Schnee verbringen woll-te, kann in Speikboden im Iglu statt im Hotel übernachten (www.kreaktiv.it/de/ahrntal-aktiv/mountainiglu).

Der Klausberg im Ahrntal ist das höchs-te Skigebiet der Ferienregion. Bis auf 2510 Meter Höhe bringen die Liftanlagen die Ski-fahrer und Snowboarder. Aber vor allem ist dieses Skigebiet auf Winterurlaub für Famili-en eingerichtet – mit Ski-Kindergarten, Kinder-Skischulen und vielen anderen Angeboten, unter anderem dem Klausberg-Flitzer, der längsten Alpen-Achterbahn Italiens. Außer-dem gibt es hier ein Angebot, das, denen, die mitmachen, stets für den Rest des Tages ein Lächeln ins Gesicht zaubert: „Erste Spur“. Ge-meinsam mit einem Skilehrer setzen die Teil-nehmer früh am Morgen die ersten Spuren in den Schnee.

Das große Pistenangebot bedeutet aber keineswegs, dass Winterurlauber, die lie-ber zu Fuß gehen, langlaufen, rodeln oder in irgendeiner anderen Form den Winter genießen, am Kronplatz nicht ebenso viele Möglichkeiten vorfinden würden. Die ge-samte Region durchzieht ein riesiges Netz an Loipen, je nach Kondition. Es gibt ge-kennzeichnete Winterwanderwege, Routen für Skitouren-Geher, geführte Schneeschuh-wanderungen, Gourmet-Abende auf einer der Ski-Almen mit anschließendem Nacht-rodeln, Wellness-Angebote und eine große kulinarischen Vielfalt überall – oben auf dem Berg sowie unten im Tal. Nicola Jacobi

Die Geiselsbergerhütte im Skigebiet Kronplatz mit herrli-chem Panorama. Foto: TVB Kronplatz/Hermann Gasser

Schneeschuhwandern ist am Kronplatz äußerst beliebt. Foto: Helmuth Rier

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T Bei der heutigen Ge-neration ist er ein wenig in Vergessenheit geraten. Schließlich ist es schon eine Weile her, dass Luis Trenker gestorben ist – im Jahr 1990, mit 97 Jahren. Doch den Älteren ist er immer noch präsent, der berühmte Bergsteiger, der durch seine Heimatfilme und Fernsehsendungen, in denen er als Erzählon-kel aus seinem Leben und seiner Heimat berichtete, Groß und Klein bekannt war. Zeit seines Lebens schon galt er vielen Fans als Legende – auch wenn er es mit der Wahrheit oft-mals nicht so genau nahm und viele Menschen ihn für seine Karriereversessen-heit während des National-sozialismus heute für einen skrupellosen Opportunis-ten halten.

Seine Heimat, das ist Südtirol, das ist die groß-artige Bergkulisse der Do-lomiten. Und hier ist Luis Trenker nach wie vor ein Mythos. Er sorgte dafür, dass das abgeschiede-ne ärmliche Grödnertal bekannt in der ganzen Welt wurde. Luis Trenker wurde 1892 in St. Ulrich in Gröden geboren, als Sohn eines Bergbauern. Er verbrachte seine Kind-heit auf der Seiser Alm. Nach dem Willen des Va-ters sollte er Holzschnitzer werden, er studierte aber lieber Architektur. Schon mit 14 Jahren machte er sein Bergführer-Diplom, als junger Mann war er Skilehrer und als Bob-Fahrer nahm er 1924 an der Winterolympiade in Chamonix teil. Zum Film kam er eher zufällig, als er nämlich vom deutschen Pionier-Bergfilmer Arnold Fanck als Bergführer für den Film „Berg des Schicksals“ (1924) eingestellt wurde. Da der Hauptdarsteller des Films den Klet-terszenen nicht gewachsen war, weil er an Höhenangst litt, sprang kurzerhand der blendend aussehende, sportliche Trenker ein. Trenker bewährte sich als Schauspieler und wechselte später hinter die Kamera, führte Regie und schrieb Drehbücher.

Mit Heimatfilmen, wie „Der Berg ruft“ über die Ersteigung des Matterhorns, er-rang er große Publikumserfolge, in denen sich waghalsige Kletterpartien an schroffen Steilwänden und gefährliche Abstürze ab-wechselten mit tollkühnen Rettungsaktio-nen vor der Bergkulisse von Sella, Marmo-lada, Langkofel und Plattkofel.

Nach Berlin und Hollywood kehrte Tren-ker 1943 wieder in die Heimat zurück und wohnte bis zu seinem Tod in Bozen. In der Nachkriegszeit drehte er Kurzfilme und Portraits über die Alpen. 1959 startete im Bayerischen Rundfunk die Sendung „Luis Trenker erzählt“, in der Trenker über sein Leben berichtete. In den 1970er-Jahren hatte er seine eigene Sendung „Berge und Geschichten“ im Fernsehen.

Der Langkofel war sein Lieblingsberg

Vielen Zuschauern hat er Südtirol auf diese Weise nahegebracht. Nach seinem Tod 1990 wurde Trenker im Ortsfriedhof seiner Heimatgemeinde St. Ulrich beerdigt.

Zwar hat Trenker auch in Innsbruck und in der Schweiz gefilmt, aber seine Lieb-lingsdrehorte waren die Seiser Alm, die Schgaguler Schwaige, das Grödner Joch.

Als Skifahrer und Wande-rer kann man den Drehor-ten nachspüren. Die Do-lomiten sind hoch – 2400 Meter und mehr – aber es gibt Routen für den Anfänger genauso wie für den erfahrenen Brettlfan und Bergsteiger. Überall locken urige Almhütten, wo man sich mit frischer Milch stärken oder eine Brotzeit mit Käse vertilgen kann. Wer nicht in Top-Kondition ist, hat die Möglichkeit, entweder für den Aufstieg oder den Abstieg die Seil-bahn zu nehmen. Denn die gibt es mittlerweile überall: Gondelbahnen, Sessellifte und Kabinenbahnen, die die Bergwelt auch den we-niger Sportlichen erschlie-ßen. Das ist natürlich auch der große Unterschied zu den Lebzeiten Luis Tren-kers: Lifte gab es damals noch nicht. Die Dreharbei-ten waren beschwerlich. Die schweren Kameras, Scheinwerfer und im Win-ter die Skiausrüstungen mussten zu Fuß getragen werden, mit den Requisi-ten auf den Schultern ging es hinauf zum Sella und zum Langkofel.

Im Grödnertal stößt man überall auf die Spuren Luis Trenkers. Im Heimat-museum von St. Ulrich gibt es eine eigene Abteilung mit einer sehenswerten Sammlung, die persönliche Gegenstände, Filmpreise, Requisiten und Fotos zeigt

(www.museumgherdeina.it). In St. Ulrich findet sich ferner eine Erlebnispromenade, auf der Fotos und Tafeln ausgestellt sind und auf der sich ein lebensgroßes Denkmal von Luis Trenker befindet. Trenker richtet den Blick hinauf in die Berge, zum Langko-fel, den Gipfel, den er am meisten geliebt hat. Auch das historische Kastelruth (Castel-rotto) mit seiner Altstadt taucht in den Fil-men auf und ist einen Besuch wert. Bozen, das Herz Südtirols und alte Handelsstadt, war lange der Wohnort Luis Trenkers.

Sogar eine Lifestyle-Modekollektion mit dem Namen „Luis Trenker“ gibt es seit ein paar Jahren – Trachtenmode mit nost-algischem Touch, die der Südtiroler Desig-ner Michi Clemera erfolgreich vermarktet. Selbst wer sich nicht sportlich betätigen mag, kann sich damit lässig wie Trenker stylen. Doch wer in die majestätische Berg-welt der Dolomiten reist, wird es sich in der Regel nicht nehmen lassen, sich gen Gipfel auf den Weg zu machen. Susanne Hauck

Der Berg ruft – immer noch

Im Val Gardena ist Luis Trenker nach wie vor allgegenwärtig

Der 41-jährige Luis Trenker bei den Dreharbeiten zu „Der verlorene Sohn“ in den Dolomiten. Foto: Museum Gherdeina / Archiv Luis Trenker

Das Museum Gherdeina in St. Ulrich. Foto: Commons Wikimedia

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