Fichtes Deduktion praktischer Spontaneität

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Stefan Lang Fichtes Deduktion praktischer Spontaneität Abstract: In this essay I make an attempt at sketching the outlines of Fichte’s meth- od of philosophical construction in intuition and try to explore the rationality of his concept of deduction. I discuss the relationship between Fichte’s method of philosophical construction and Kant’s concept of construction of geometrical fi- gures in pure intuition. I offer in-depth analysis of Fichte’s deduction of concepts in his Foundations of Natural Rights and in the Wissenschaftslehre nova methodo. However, I argue that Fichte’s deduction of practical spontaneity is not success- ful. Finally, I consider and reject some objections to my interpretation. Stefan Lang: Seminar für Philosophie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 06099 Halle, [email protected] In den letzten Jahren ist innerhalb der analytischen Philosophie ein zunehmen- des Interesse an der klassischen deutschen Philosophie nach Kant erkennbar. So vertritt Robert Brandom im Rahmen seiner pragmatisch-inferentialistischen Theorie des Begriffs die These, dass von Hegels Annahme, Struktur und Einheit des Begriffs seien identisch mit der Struktur und Einheit des Selbst, „eine ganze Menge über Fragen der aktuellen Semantik“ zu lernen sei, „die wir anders nicht einmal wirklich durchdringen könnten“. 1 John McDowell bezeichnet im Vorwort zu Geist und Welt seine John Locke Vorlesungen als „Einführung in [Hegels] Phä- nomenologie [des Geistes]“. 2 Dennoch scheint es gegenüber den idealistischen Theorien von Seiten der analytischen Philosophie immer noch große Vorbehalte zu geben. Das mag seinen Grund u.a. in der Komplexität der Argumentationen haben, welche innerhalb der idealistischen Systeme entwickelt werden. Eine systematische Analyse dieser Argumentationen ist somit eine unverzichtbare Voraussetzung für die Fortführung und Vertiefung der Auseinandersetzung mit den Systemen der Deutschen Idealisten. Umso mehr ist es zu bedauern, dass in der Idealismus-Forschung einem der zentralen Themen der klassischen deut- schen Philosophie nach Kant nach wie vor nicht die Aufmerksamkeit zuteil wird, die es verdient. Es handelt sich um den Begriff der Deduktion, welcher zweifellos ein Schlüsselbegriff der klassischen deutschen Philosophie insgesamt, insbeson- 1 Brandom 1999, 355. 2 McDowell 2001, 9. DOI 10.1515/agph-2013-0003 AGPh 2013; 95(1): 65–86 Brought to you by | Duke University Authenticated Download Date | 10/11/14 2:56 AM

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Stefan LangFichtes Deduktion praktischer Spontaneität

Abstract: In this essay I make an attempt at sketching the outlines of Fichte’s meth-od of philosophical construction in intuition and try to explore the rationality ofhis concept of deduction. I discuss the relationship between Fichte’s method ofphilosophical construction and Kant’s concept of construction of geometrical fi-gures in pure intuition. I offer in-depth analysis of Fichte’s deduction of conceptsin his Foundations of Natural Rights and in the Wissenschaftslehre nova methodo.However, I argue that Fichte’s deduction of practical spontaneity is not success-ful. Finally, I consider and reject some objections to my interpretation.

Stefan Lang: Seminar für Philosophie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 06099 Halle,[email protected]

In den letzten Jahren ist innerhalb der analytischen Philosophie ein zunehmen-des Interesse an der klassischen deutschen Philosophie nach Kant erkennbar.So vertritt Robert Brandom im Rahmen seiner pragmatisch-inferentialistischenTheorie des Begriffs die These, dass von Hegels Annahme, Struktur und Einheitdes Begriffs seien identisch mit der Struktur und Einheit des Selbst, „eine ganzeMenge über Fragen der aktuellen Semantik“ zu lernen sei, „die wir anders nichteinmal wirklich durchdringen könnten“.1 John McDowell bezeichnet im Vorwortzu Geist und Welt seine John Locke Vorlesungen als „Einführung in [Hegels] Phä-nomenologie [des Geistes]“.2 Dennoch scheint es gegenüber den idealistischenTheorien von Seiten der analytischen Philosophie immer noch große Vorbehaltezu geben. Das mag seinen Grund u.a. in der Komplexität der Argumentationenhaben, welche innerhalb der idealistischen Systeme entwickelt werden. Einesystematische Analyse dieser Argumentationen ist somit eine unverzichtbareVoraussetzung für die Fortführung und Vertiefung der Auseinandersetzung mitden Systemen der Deutschen Idealisten. Umso mehr ist es zu bedauern, dassin der Idealismus-Forschung einem der zentralen Themen der klassischen deut-schen Philosophie nach Kant nach wie vor nicht die Aufmerksamkeit zuteil wird,die es verdient. Es handelt sich um den Begriff der Deduktion, welcher zweifellosein Schlüsselbegriff der klassischen deutschen Philosophie insgesamt, insbeson-

1 Brandom 1999, 355.2 McDowell 2001, 9.

DOI 10.1515/agph-2013-0003 AGPh 2013; 95(1): 65–86

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dere aber der Theorien nach Kant darstellt. So spricht bspw. J. G. Fichte in derGrundlage der gesamten Wissenschaftslehre von 1794/95 von einer Deduktionder Vorstellung, F. W. J. Schelling im System des transzendentalen Idealismus u.a.von einer Deduktion des Prinzips selbst sowie von einer allgemeinen Deduktiondes transzendentalen Idealismus und G. W. F. Hegel im Rahmen seiner Vorlesun-gen über die Ästhetik von einer historischen Deduktion des wahren Begriffs derKunst.3 Angesichts der Prominenz dieses Begriffs im 18. und 19. Jahrhundert undseiner Bedeutung für die idealistischen Systeme zählt eine Untersuchung desDeduktionsbegriffs in der nachkantischen Philosophie zu einem der bedeutend-sten Desiderate der Idealismus-Forschung. Dies verdeutlicht ein Blick in die For-schungsliteratur. Im Gegensatz zu Untersuchungen zu Kants metaphysischerund transzendentaler Deduktion ist die Literatur zum Begriff der Deduktion in-nerhalb der nachkantischen Philosophie äußerst spärlich.4 Der Begriff der De-duktion ist jedoch alles andere als klar oder bereits hinreichend erläutert.

Bei einer Untersuchung des Deduktionsbegriffs in den idealistischen Theo-rien sind zwei Aufgabenstellungen zu unterscheiden. Zum einen stellt sich dieAufgabe, die Bedeutung des Begriffs der Deduktion zu erläutern. Zum anderen be-darf es einer Analyse der methodischen Begründungsverfahren, welche unter demStichwort „Deduktion“ entwickelt werden. Insbesondere eine Untersuchung derzweiten Fragestellung erweist sich als ertragreich. Sie ermöglicht sowohl eineRekonstruktion des internen Zusammenhangs der deduzierten Begriffe als aucheine kritische Beurteilung der idealistischen Theorien auf dem Boden dieserTheorien selbst. Dies ist das Ziel der folgenden Ausführungen. Es besteht genauerdarin, einerseits durch eine Analyse des methodischen Verfahrens die Rationa-lität von Fichtes Deduktionen zu erläutern und andererseits dieses methodischeVerfahren kritisch zu untersuchen. Diese Aufgabenstellung wird anhand einerUntersuchung des ersten Paragraphen der Grundlage des Naturrechts nach Prin-zipien der Wissenschaftslehre durchgeführt, da in diesem Paragraphen die Kom-plexität der Argumentation vergleichsweise überschaubar ist. Es wird die Thesebegründet, dass Fichte den Anspruch, Deduktionen a priori durchzuführen, nichtvollständig einlöst. Diese These wird begründet, indem gezeigt wird, dass esFichte in der Grundlage des Naturrechts sowie in der Wissenschaftslehre novamethodo nicht gelingt, praktische Spontaneität a priori zu deduzieren.

3 Fichte 1997; Schelling 1992; Hegel 1992.4 Eine bedeutende Ausnahme stellen die Untersuchungen von Daniel Breazeale dar, der in einerReihe von Aufsätzen das methodische Verfahren untersucht, welches Fichte in seinen Deduktio-nen verwendet. Vgl. Breazeale 2007 und 2010.

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1 Fichtes Begriff der DeduktionUm Fichtes methodische Verfahrensweise nachvollziehen zu können, ist es zu-nächst wichtig, das Beweisziel einer Deduktion zu kennen. In der Grundlagedes Naturrechts erläutert Fichte recht deutlich, was das Ziel der Deduktion einesBegriffs im Allgemeinen darstellt. Es besteht darin, einen Begriff als notwendigeBedingung von intentionalem Selbstbewusstsein zu identifizieren. Der Begriff„intentionales Selbstbewusstsein“ bezeichnet das Bewusstsein des Subjekts vonsich selbst qua Objekt intentionalen Bewusstseins.5 Das heißt, es soll die Bedeu-tung eines Begriffs bestimmt, seine Anwendung dargelegt und gezeigt werden,dass dieser Begriff notwendig ist, um intentionales Selbstbewusstsein erklärenzu können.6 „Keines dieser Stücke“, so betont Fichte, „kann von den übrigen ge-trennt werden, oder selbst die einzeln behandelten sind unrichtig behandelt“.7

Die Bedeutung eines Begriffs bezeichnet für Fichte eine bestimmte mentale Hand-lungsweise des Subjekts.8 Die Bedeutung eines Begriffs wird bestimmt, indem ge-zeigt wird, welche Funktion die von einem Begriff bezeichnete mentale Handlungbei der Entwicklung von intentionalem Selbstbewusstsein erfüllt. So bestehtz.B. die Bedeutung des Begriffs der Tätigkeit in der Weltanschauung darin, die-jenige Handlung zu sein, welche einem Subjekt ermöglicht, intentionales Selbst-bewusstsein zu entwickeln, indem sie die Beziehung zu Gegenständen in derWelt herstellt.9 Unter dem Nachweis der Notwendigkeit eines Begriffs verstehtFichte die Darstellung, dass nur bei Berücksichtigung der spezifischen Funktion,die ein Begriff erfüllt, eine Erklärung von intentionalem Selbstbewusstsein mög-lich ist.10 Indem Fichte zeigt, welche Funktion ein Begriff bei der Entwicklung vonintentionalem Selbstbewusstsein erfüllt, ist die Anwendung dieses Begriffs darge-legt. Der Anwendungsbereich der identifizierten Begriffe beschränkt sich auf dieFunktion, welche sie innerhalb der Entwicklung der Theorie der Konstitution vonintentionalem Selbstbewusstsein erfüllen.11

5 Vgl. Fichte 1966, 333: „Für dieses reflektirende Ich nun soll ein anderes Ich, d.h. dieses Ichsoll für sich selbst, Objekt seyn. Wie ist dies möglich? davon wird hier geredet.“ Vgl. Fichte 1978,44.6 Vgl. Fichte 1966, 319.7 Fichte 1966, 319.8 Vgl. Fichte 1966, 315, und 1984, 101f.9 Fichte 1966, 329f.10 Vgl. Fichte 1966, 319: „Es findet sich in Absicht dieses Begriffs [der Begriff des Rechts], daß ernothwendig werde dadurch, daß das vernünftige Wesen sich nicht als ein solches mit Selbst-bewußtseyn setzen kann, ohne sich als Individuum, als Eins, unter Mehrern vernünftigen Wesenzu setzen“ (vgl. Fichte 1978, 24f.).11 Vgl. Bartuschat 1992, 184 und 192.

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In seinen Schriften vor 1800 verwendet Fichte bei den Deduktionen zwei me-thodische Verfahrensweisen.12 Dies sind die dialektische Methode, welche Fichtein § 4 der Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre von 1794/95 verwendet, unddas Verfahren eines Nachweises in der Anschauung, das von Fichte insbesonderein der Grundlage des Naturrechts und in der Wissenschaftslehre nova methodoangewandt wird.13 Mit der dialektischen Methode war Fichte bereits kurze Zeitnach dem Erscheinen der Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre nicht mehrzufrieden. Er bezeichnet sie in der Wissenschaftslehre nova methodo als die„schwerste Methode“ und erkennt in seiner Verwendung dieser Methode die Ur-sache dafür, dass „er vom PUBLIKUM u. einigen seiner ehemaligen Zuhörer nichtverstanden wurde“.14 Im Folgenden wird daher das methodische Verfahrens desNachweises in der Anschauung untersucht.

2 Kants Begriff der Konstruktionin der Anschauung

Fichtes Vorbild für das methodische Verfahren eines Nachweises in der Anschau-ung ist Kants Theorie der Konstruktion von geometrischen Begriffen in der An-schauung.15 Einen Begriff zu konstruieren, bedeutet nach Kant, die diesem Begriffentsprechende Anschauung a priori darzustellen.16 Das heißt, dass der einem Be-griff entsprechende Gegenstand in einer Anschauung und somit in concreto dar-gestellt wird, der Darstellung dieses Begriffs jedoch keine empirische Anschau-ung zugrunde liegt. Die Konstruktion des Begriffs erfolgt gemäß den Prädikaten

12 In der Hallenser Nachschrift der Wissenschaftslehre nova methodo wird eine dritte Methodeerwähnt. Es ist dies eine hybride Methode, welche Aspekte der dialektischen Methode und desNachweises in der Anschauung verbindet. Die hybride Methode wird in der Nachschrift Krauseder Wissenschaftslehre nova methodo jedoch nicht erwähnt. Es ist fragwürdig, ob Fichte dieseMethode in der Wissenschaftslehre nova methodo tatsächlich verwendet (vgl. Fichte 1978, 108).13 Fichte verwendet diese Methode bspw. auch in der Neuen Bearbeitung der Wissenschaftslehrevon 1800 und im Sonnenklaren Bericht. Vgl. Fichte 1979, 338f., und 1988, 228f. Daniel Breazealehat mir freundlicherweise ein noch unveröffentlichtes Manuskript mit dem Titel „Expanding theWissenschaftslehre 1799–1802: Strategic Makeover or Neubau?“ zukommen lassen, in dem er aus-führt, dass Fichte um das Jahr 1801 ein neues methodisches Verfahren entwickelt. Da BreazealesInterpretation noch nicht veröffentlicht worden ist, sollen seine Überlegungen an anderer Stellediskutiert werden.14 Fichte 1978, 108.15 Vgl. Stolzenberg 1986, 13–40, insb. 35–40.16 Kant 1990, B 741.

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dieses Begriffs und Euklids Postulaten.17 Im Fall des Triangels sind diese Prädi-kate nach Kant der Begriff einer Figur, die in drei geraden Linien eingeschlossenist.18 Zu Euklids Postulaten zählt bspw. das Postulat, dass „man eine begrenztegerade Linie zusammenhängend gerade verlängern kann“.19 Die Anschauungeines Begriffs stellt somit eine allgemeingültige Repräsentation des Gegenstan-des dieses Begriffs dar und die Konstruktion der Anschauung beweist die Realitätdes Gegenstandes eines geometrischen Begriffs.20 Die Anschauung wird Kant zu-folge jedoch nicht unmittelbar durch den Begriff bestimmt. Die Bestimmung derAnschauung ermöglicht ein Schema der Einbildungskraft von diesem Begriff.21

Das Schema der Einbildungskraft ist „eine Regel der Bestimmung unserer An-schauung, gemäß einem gewissen allgemeinen Begriffe“.22 Durch die Konstruk-tion eines Begriffs werden synthetische Sätze a priori gewonnen.23 Bspw. ermög-licht die Konstruktion eines Triangels zu erkennen, dass in einem Triangel zweiSeiten zusammen größer sind als die dritte Seite.24 Es sind dies synthetische Sätze,da Eigenschaften des Triangels erkannt werden, welche nicht anhand einerAnalyse des Begriffs des Triangels erkannt werden können, sondern durch dieKonstruktion einer Anschauung von diesem Begriff.25 Es sind synthetische Sätzea priori, da die Sätze durch die Konstruktion von Begriffen gewonnen werden, derkeine empirische Anschauung zugrunde liegt. Die Konstruktion erfolgt gemäß denPrädikaten dieses Begriffs und Euklids Postulaten. Sie werden a priori erkannt, dabei der Konstruktion eines Begriffs von den empirischen Eigenschaften der An-schauung, etwa von der bestimmten Länge der Seiten eines Triangels, abstrahiertwird und nur auf die Handlung der Konstruktion des Begriffs geachtet wird.26 DieKonstruktion eines Begriffs ermöglicht somit, allgemeingültige Erkenntnisse zugewinnen.

Es ist wichtig zu beachten, dass bei Kants Theorie der Konstruktion in der An-schauung drei Begriffe von Anschauung zu unterscheiden sind. Kant bezeichnet

17 Vgl. Kant 1990, B 741 und B 743; Kitcher 1975, 43f.; Friedmann 1992, 90; Rohs 1998, 552 und554.18 Vgl. Kant 1990, B 744.19 Vgl. Euklid 2005, 2f.20 Vgl. Friedmann 1992, 88; Rohs 1998, 553.21 Vgl. Kant 1990, B 180 und B 746; vgl. Kitcher 1975, 43.22 Vgl. Kant 1990, B 180.23 Vgl. Kant 1990, B 746.24 Kant 1990, B 39; vgl. ferner B 16 und B 741–752.25 Kant 1990, B 746.26 Kant 1990, B 746: „Es kommt hier nicht auf analytische Sätze an, […] sondern auf syntheti-sche, und zwar solche, die a priori sollen erkannt werden.“ Vgl. Kant 1990, B 762f.; Friedmann1992, 90–95; Koriako 2003, 264; Kitcher 1975, 25.

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den Raum als Form der sinnlichen Anschauung und erklärt, dass der Raum selbsteine reine Anschauung a priori darstellt.27 Bei der Konstruktion in der Anschau-ung erfolgt die Konstruktion im Raum.28 Neben diesen Begriffen ist der Begriffder Anschauung als die innere Anschauung der Handlung der Konstruktion einesBegriffs von Bedeutung. Mit der inneren Anschauung ist das Bewusstsein der Per-son gemeint, das sie von ihrer Handlung der Konstruktion eines Begriffs besitzt.29

Für Fichtes Verfahren eines Nachweises in der Anschauung sind von KantsBegriff der Konstruktion in der Anschauung insbesondere zwei Aspekte vonBedeutung. Es ist dies der Gedanke der Konstruktion eines Begriffs, welche dieErkenntnis von synthetischen Sätzen a priori ermöglicht. Fichtes Begriff einesNachweises in der Anschauung unterscheidet sich von Kants Begriff der Kon-struktion in der Anschauung jedoch in mehreren Punkten. Hierzu zählen, dassbeim Nachweis in der Anschauung keine Begriffe der Geometrie konstruiert wer-den, sondern v.a. Begriffe a priori des Subjekts der Bewusstseinszustände, wiebspw. die Begriffe Streben, Trieb und Gefühl, und dass Fichtes Konstruktionenandere Postulate zugrunde liegen. Kants Konstruktion von geometrischen Ge-genständen in der Anschauung liegen Postulate Euklids zugrunde. Die Postulatevon Fichtes Nachweis in der Anschauung enthält das Theorieprogramm seinerUntersuchungen. Es ist dies das Programm einer Geschichte des Selbstbewusst-seins, welches Fichte zum ersten Mal in den Paragraphen 4 und 5 der Grundlageder gesamten Wissenschaftslehre entwickelt.30 Ohne Berücksichtigung von die-sem Theorieprogramm ist es nicht möglich, Fichtes Begriff vom Nachweis in derAnschauung nachzuvollziehen.

3 Fichtes Begriff vom Nachweis in der AnschauungFichtes methodische Verfahren in der Grundlage des Naturrechts ist insbesonderedurch folgende Merkmale des Programms einer Geschichte des Selbstbewusst-seins bestimmt. Es sind dies Fichtes Selbstbewusstseinsthese, die handlungstheo-retische Prämisse seiner Untersuchung, das Reflexionsgesetz der Erkenntnis, dasRationalitätsprinzip und der Begriff der semantischen Analyse. Diese Begriffe sind

27 Kant 1990, B 39f.; Koriako 2003, 267.28 Vgl. Kant 1990, B 36 und B 746.29 Kant 1990, B 741f.: „Die einzelne hingezeichnete Figur ist empirisch, und dient gleichwohlden Begriff, unbeschadet seiner Allgemeinheit, auszudrücken, weil bei dieser empirischen An-schauung immer nur auf die Handlung der Konstruktion des Begriffs […] gesehen […] wird.“30 Vgl. Stolzenberg 2003.

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die Postulate von Fichtes methodischem Verfahren.31 Die Selbstbewusstseinsthesebesagt, dass es möglich ist, vom Prinzip der Untersuchung, der intellektuellenAnschauung, ausgehend, die Entwicklung von intentionalem Selbstbewusstseinzu erklären. Als intellektuelle Anschauung bezeichnet Fichte das nicht-proposi-tionale Selbstbewusstsein des Subjekts, das durch einen spontanen mentalenAkt entsteht und die Form von intentionalem Bewusstsein hervorbringt.32 DieForm von intentionalem Bewusstsein besteht darin, dass das Subjekt der Be-wusstseinszustände sich von Objekten unterscheidet und das Bewusstsein vondiesem Unterschied als Produkt seiner eigenen mentalen Handlungen versteht.33

Die Fragestellung, die den Deduktionen vor 1800 zugrunde liegt, lautet: Wie istes möglich, dass das Subjekt der Bewusstseinszustände intentionales Selbstbe-wusstsein entwickelt?34 Die Aufgabenstellung, die Fichte mit seinen Deduktionenlösen möchte, besteht darin, diejenigen notwendigen Bedingungen zu identifi-zieren, die insgesamt hinreichend sind, um die Entstehung von intentionalemSelbstbewusstsein und Weltbewusstsein zu erklären.35 Unter der handlungstheo-retischen Prämisse ist zu verstehen, dass eine jede Bedingung von intentionalemSelbstbewusstsein eine Handlung des Subjekts darstellt oder (zumindest) durcheine Handlung zu Bewusstsein gebracht wird.36 Es sind dies keine willkürlichen,

31 Neben diesen Postulaten sind in Fichtes Untersuchungen, insbesondere in den frühen Wis-senschaftslehren, freilich weitere zu finden. Sie sind im vorliegenden Zusammenhang jedochnicht von Bedeutung (vgl. bspw. Fichte 1978, 35).32 Fichte 1984, 108: „Du warst sonach in deinem Denken deiner selbst dir bewußt, und diesesSelbstbewusstsein […] ist unmittelbar.“ Fichte 1984, 109: „Ebensowenig wird dieser Anschauungeine vom Bewußtsein unabhängige Existenz des Ich, als (anschauenden) Dinges vorausgesetzt.“33 Fichte 1984, 108: „Die Anschauung, von welcher hier die Rede ist, ist ein sich Setzen als set-zend, (irgendein Objektives […]) keineswegs aber etwa ein bloßes Setzen.“34 Vgl. Fichte 1978, 44, sowie 1966, 314, 319 und 329. Der Begriff intentionales Selbstbewusstseinbezeichnet, wie gesagt, das Bewusstsein des Subjekts von sich qua Objekt intentionalen Be-wusstseins.35 Vgl. Fichte 1978, 108 und 127. In der Grundlage des Naturrechts, welche nach den Prinzipiender Wissenschaftslehre entwickelt wird, besteht die Aufgabenstellung darin, den Begriff vomRecht als Bedingung von intentionalem Selbstbewusstsein zu erweisen. Hinsichtlich der Aufga-benstellung besteht somit ein Unterschied zwischen der Wissenschaftslehre und der Grundlagedes Naturrechts.36 Diese Einschränkung ergibt sich mit Blick auf intersubjektive Bedingungen menschlichenBewusstseins und das berühmte Anstoß-Theorem. Im Zusammenhang mit intersubjektiven Be-dingungen, wie etwa der Aufforderung zu einer freien Handlung durch ein anderes Subjekt, be-sagt die handlungstheoretische Prämisse selbstverständlich nicht, dass das Subjekt durch seineHandlung ein anderes Subjekt in ontologischer Hinsicht konstituiert, sondern dass das Subjektdie Aufforderung zu einer freien Handlung, die von einem Subjekt an es gerichtet wird, verstehenkönnen muss.

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sondern notwendige Handlungen des Subjekts.37 Der Begriff vom Subjekt derBewusstseinszustände ist somit der Inbegriff von denjenigen notwendigen Hand-lungen des Subjekts, durch die intentionales Selbstbewusstsein (und Welt-bewusstsein) entwickelt wird.38

Das Reflexionsgesetz der Erkenntnis ist die entwicklungslogische Grundopera-tion der Theorie. Es besagt: „Nichts wird erkannt, was es sey, ohne uns das mit zudenken, was es nicht sey“.39 Nach dem Reflexionsgesetz der Erkenntnis schließtdie Erkenntnis einer Handlung des Subjekts die Erkenntnis einer weiteren Hand-lung mit ein, deren Merkmale den Merkmalen der ersten Handlung kontradikto-risch entgegengesetzt sind. Das Reflexionsgesetz der Erkenntnis ermöglicht es,Handlungen des Subjekts zu identifizieren, da diejenigen Handlungen, die mitBlick auf das Reflexionsgesetz der Erkenntnis einzufordern sind, damit die Er-kenntnis einer Handlung möglich ist, zu den Handlungen des Subjekts der Be-wusstseinszustände gezählt werden. Wird also eine Handlung des Subjekts iden-tifiziert, sieht sich Fichte kraft des Reflexionsgesetzes gerechtfertig anzunehmen,dass es eine weitere Handlung des Subjekts gibt, welche sich durch Merkmaleauszeichnet, die den Merkmalen der ersten Handlung entgegengesetzt sind.40

Das Reflexionsgesetz der Erkenntnis ist somit ein heuristisches Instrument, umBedingungen von intentionalem Selbstbewusstsein zu identifizieren.

Zu den heuristischen Prinzipien der Deduktion eines Begriffs zählt nebendem Reflexionsgesetz der Erkenntnis der Begriff der semantischen Analyse. Dasheißt, dass der Semantik der in der Theorie identifizierten Begriffe eine heuris-tische Funktion bei der Identifizierung von Begriffen des Subjekts der Bewusst-seinszustände zukommt. Die Analyse der Prädikate eines Begriffs ermöglicht inVerbindung mit dem Reflexionsgesetz der Erkenntnis die Identifizierung von Prä-dikaten eines Begriffs, welcher diesem Begriff entgegengesetzt ist. So identifiziertFichte bspw. zu Beginn der Grundlage des Naturrechts einen Begriff des Subjekts –Fichte bezeichnet diese Handlung als Tätigkeit B –, und bestimmt mithilfe einerAnalyse der Semantik dieses Begriffs sowie des Reflexionsgesetzes der Erkennt-nis die Prädikate einer Handlung, welche der Tätigkeit B entgegengesetzt ist.Da die Tätigkeit B eine „selbstbestimmte“ Handlung des Subjekts ist, bestimmt

37 Vgl. Fichte 1966, 316, und 1984, 24–30.38 Vgl. Fichte 1984, 23: „Der Idealismus erklärt, […] die Bestimmungen des Bewußtseins aus demHandeln der Intelligenz. […] Die Intelligenz ist dem Idealismus ein Tun, und absolut nichts weiter.“39 Vgl. Fichte 1978, 35 und 41.40 Die Rechtmäßigkeit der Anwendung des Reflexionsgesetzes der Erkenntnis wird laut Fichteinnerhalb der Theorie begründet. Es handelt sich hierbei, wie Fichte zugesteht, um einen Zirkelhinsichtlich der Berechtigung zur Anwendung dieses Gesetzes. Dieser Zirkel ist nach Fichte je-doch nicht fehlerhaft (vgl. Fichte 1978, 35 u. 41).

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Fichte die ihr entgegengesetzte Handlung, die Tätigkeit in der Weltanschauung,als eine nicht selbst bestimmte, sondern als eine „gezwungene und gebundene“Tätigkeit.41 Die Bedeutung der Begriffe des Subjekts der Bewusstseinszuständewird somit innerhalb der Deduktion bestimmt.42 Bei der Identifizierung der Be-griffe des Subjekts der Bewusstseinszustände werden keine aus der Erfahrunggewonnenen Erkenntnisse verwendet.43 Fichte erhebt daher den Anspruch, De-duktionen a priori von Begriffen durchzuführen.44 Die Erkenntnis dieser Begriffezeichnet sich somit dadurch aus, dass sie, mit Fichtes Worten gesprochen, un-mittelbar klar ist.45 Das heißt, dass die Erkenntnis von einem Begriff und dessenMerkmalen als allgemeingültig und notwendig begriffen wird, so dass eine jedealternative Interpretation von diesem Begriff als falsch oder absurd beurteilt wer-den würde.46 Die Erkenntnis dieser Begriffe ist unmittelbar klar, da der Leser beider Identifizierung eines Begriffs eine innere Anschauung der Handlung der Kon-struktion dieses Begriffs besitzt.47 Es ist dies die innere Anschauung der Anwen-dung der Postulate bei der Identifizierung eines Begriffs. Fichte betont, dass derLeser somit eine Voraussetzung zu erfüllen hat, damit er die in der Wissenschafts-lehre begründeten Erkenntnisse gewinnen kann. Sie besteht darin, entsprechendFichtes Erläuterungen selbstständig die Postulate anzuwenden.48 Die gewonne-nen Erkenntnisse sind daher keine Erkenntnisse von empirischen Tatsachen, dieim Bewusstsein gefunden werden können.49

Neben der Analyse der Semantik von Begriffen zählt der Anspruch der Rationa-lität der Deduktionen zu den Prinzipien von Fichtes methodischem Verfahren. Dasbedeutet, dass begründungslogische Zirkel und infinite Regresse, welche im Gangder Deduktion auftreten, vermieden werden müssen.50 Sobald die Untersuchung

41 Vgl. Fichte 1966, 329f.42 Vgl. hierzu die Ausführungen oben in Abschnitt 1.43 Vgl. Fichte 1978, 35, und 1984, 25f.44 Vgl. Fichte 1988, 213 und 233.45 Vgl. Fichte 1979, 340: „so müste der Saz aufgestellt werden […] Ist er […] in dieser Gestalt nichtunmittelbar klar, so ist dies ein Beweiß, so ist dies ein Beweiß von Erschleichung“.46 Fichte 1979, 339: „Denknothwendigkeit: Ein Denken, ohne Bewußtseyn dieses Denkens zudenken, kündigt sich uns an, als die äusserste Absurdität.“ Vgl. Fichte 1979, 342f.47 Fichte 1988, 228 und 233. In der Neuen Bearbeitung der Wissenschaftslehre weist Fichte aus-drücklich darauf hin, dass der Leser diese Erkenntnisse gewinnt und nicht das Subjekt der Un-tersuchung (Fichte 1979, 342).48 Vgl. Fichte 1966, 336.49 Vgl. Fichte 1978, 25. Für Leser der Wissenschaftslehre, welche die synthetischen Sätze a priorinicht selbstständig zu gewinnen vermögen, sind Fichtes Ausführungen nicht nachzuvollziehen.Vgl. Fichte 1984, 102.50 Vgl. Fichte 1966, 338 und 341.

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infolge der Anwendung der Postulate in einen infiniten Regress oder einen begrün-dungslogischen Zirkel mündet, führt Fichte Begriffe ein, welche es ermöglichen,den drohenden Regress oder Zirkel zu vermeiden. Diese Begriffe können jedochnicht mithilfe des Reflexionsgesetzes der Erkenntnis oder der Analyse der Seman-tik von Begriffen identifiziert werden. Daniel Breazeale bezeichnet diese Weise derIdentifizierung von Begriffen daher als einen kreativen bzw. imaginativen Akt Fich-tes.51 Fichtes Identifizierung dieser Begriffe ist jedoch nicht willkürlich. Sie befolgtdie Regel, dass die von Fichte eingetragenen Begriffe das aufgetretene Problem lö-sen, ohne dass sie sogleich zu neuen begründungslogischen Problemen führen.

Durch die Berücksichtigung dieser Merkmale von Fichtes Programm einerGeschichte des Selbstbewusstseins ist es möglich, Fichtes Begriff vom Nachweisin der Anschauung zu erläutern. Fichte bezeichnet als Nachweis in der Anschau-ung ein methodisches Verfahren, mit dem – von einem Prinzip ausgehend – einerationale, handlungstheoretische Theorie der Konstitution von intentionalemSelbstbewusstsein entwickelt wird. Mit diesem methodischen Verfahren werdenBegriffe a priori des Subjekts der Bewusstseinszustände, aber auch intersubjek-tive und transsubjektive Bedingungen identifiziert, die insgesamt hinreichendsind, um die Entwicklung von intentionalem Selbstbewusstsein zu erklären. DieErkenntnisse, die durch dieses Verfahren gewonnen werden, stellen synthetischeErkenntnisse a priori dar. Es sind synthetische Erkenntnisse, da Erkenntnissevon Merkmalen von Begriffen und von Beziehungen zwischen Begriffen gewon-nen werden, die nicht allein durch die Analyse von Begriffen gewonnen werdenkönnen, sondern eine innere Anschauung der Konstruktion dieser Begriffe vor-aussetzen.52 Es sind synthetische Erkenntnisse a priori, da Begriffe konstruiertwerden und den Konstruktionen keine empirischen Anschauungen zugrundeliegen.53 Die Konstruktion erfolgt durch die Anwendung von Postulaten. EinenBegriff in der Anschauung nachzuweisen, bedeutet somit, Fichtes Postulate an-zuwenden und eine innere Anschauung von dieser Handlung zu besitzen. DieKonstruktion der Begriffe beweist somit die objektive Realität der Postulate und

51 Vgl. Breazeale 2007, 96, und 2010. Breazeale behauptet, dass ohne einen imaginativen Akt ein„advance from one step in his [Fichtes] deduction to the next“ nicht möglich ist (2010, 14). Dies istnicht richtig. Wie im Folgenden gezeigt wird, gelingt es Fichte, Deduktionen a priori von Begrif-fen durchzuführen, ohne einen imaginativen Akt vollziehen zu müssen.52 Fichte bezeichnet die innere Anschauung als intellektuelle Anschauung (vgl. Fichte 1988,293f.). Sie ist eine intellektuelle Anschauung, da sie das Bewusstsein von Handlungen darstellt,welche Grundgesetze des menschlichen Geistes sind. Das Verhältnis zwischen diesem Begriff derintellektuellen Anschauung und der intellektuellen Anschauung als dem Prinzip der Wissen-schaftslehre bedarf einer eigenen ausführlichen Untersuchung.53 Vgl. Fichte 1988, 233.

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mithin der Begriffe vom Subjekt der Bewusstseinszustände.54 Im Unterschied zuKants Methode der Konstruktion in der Anschauung werden die Begriffe jedochnicht im Raum konstruiert. Die Konstruktion von Begriffen ist für Fichte eine be-griffslogische Untersuchung. Die innere Anschauung ist eine Anschauung derAnwendung von Postulaten bei der Bestimmung von Begriffen.

Es mag überraschen und auf den ersten Blick alles andere als selbstverständ-lich sein, jedoch gelingt es Fichte zumindest teilweise, mit dieser Methode Be-griffe a priori zu deduzieren – so etwa in der Grundlage des Naturrechts den Be-griff der Tätigkeit in der Weltanschauung.

4 Fichtes Deduktion der Tätigkeitin der Weltanschauung

In einer Anmerkung am Beginn von Paragraph 1 des ersten Hauptstücks derGrundlage des Naturrechts weist Fichte darauf hin, dass dieser Schrift die Aufga-benstellung des Programms einer Geschichte des Selbstbewusstseins zugrundeliegt. Sie besteht, wie bereits gesagt, in der Beantwortung der Frage, wie inten-tionales Selbstbewusstsein möglich ist.55 Fichte erläutert, dass bei der Beantwor-tung dieser Frage zu klären ist, über welchen Begriff das Subjekt der Bewusst-seinszustände verfügen muss, damit es intentionales Selbstbewusstsein besitzt.Seine Antwort lautet, dass es einen Begriff entwickeln muss, welcher die Vorstel-lung von Reflexivität und Selbstbestimmung enthält.56 Dieser Begriff, so soll dererste Paragraph zeigen, ist der Begriff der praktischen Spontaneität. Ein Subjektverfügt also über intentionales Selbstbewusstsein, sobald es sich als ein Subjektbegreift, welches in praktischer Hinsicht spontan zu handeln vermag.

Die Deduktion des Begriffs praktischer Spontaneität erfolgt in zwei Schritten.Im ersten Schritt identifiziert Fichte eine mentale Handlung des Subjekts, wel-che eine notwendige Bedingung für die Entwicklung von intentionalem Selbstbe-wusstsein darstellt, die Tätigkeit in der Weltanschauung. Im zweiten Schritt zeigtFichte, dass das Subjekt eine weitere Handlung vollziehen muss. Diese Handlungbestimmt Fichte als praktische Spontaneität.

54 Vgl. Fichte 1978, 35: „Wir nehmen freylich das REFLEXIONS-Gesez als gültig an […] u. darauswurde ARGUMENTIRT. Allein selbst dieses war nichts vorausgeseztes, sondern es wurde seineRealität in der Anschauung nachgewiesen.“55 Vgl. Fichte 1966, 333: „Für dieses reflektirende Ich nun soll ein anderes Ich, d.h. dieses Ichsoll für sich selbst, Objekt seyn. Wie ist dies möglich? davon wird hier geredet.“56 Fichte 1966, 329.

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Der Ausgangspunkt des ersten Schrittes ist die Selbstbewusstseinsthese, alsodie Annahme, dass es möglich ist, vom Prinzip der Wissenschaftslehre ausge-hend intentionales Selbstbewusstsein zu erklären.57 Eine Bedingung hierfür istdie Entwicklung des Bewusstseins von der Handlung der Selbstbestimmung, wel-che Fichte als Tätigkeit B bezeichnet.58 Fichte charakterisiert diese Handlung alseine „in sich zurückgehende, sich selbst bestimmende“ Tätigkeit.59 Der Begriffder Selbstbestimmung bezeichnet somit das Subjekt, insofern es Prinzip sponta-ner Handlungen ist. Dieser Begriff ist das logisch erste Prädikat, welches sich dasSubjekt der Untersuchung zuschreibt. Die Erkenntnis dieser Handlung ist jedochnur möglich, wenn das Subjekt eine weitere Handlung vollzieht, welche die Be-ziehung zu Gegenständen in der Welt herstellt. Diese Handlung bezeichnet Fich-tes als Tätigkeit in der Weltanschauung. Fichte deduziert diese Tätigkeit folgen-dermaßen:

Das aufgestellte Vernunftwesen ist ein endliches. Aber ein endliches Vernunftwesen ist einsolches, das auf nichts reflektiren kann, ausser auf ein begrenztes. […] Demnach müßte diein sich zurückgehende Tätigkeit B. eine begrenzte seyn, d.h. es müßte ausser ihr noch einC. geben, und durch das reflektirende zu setzen seyn, welches nicht diese Thätigkeit, son-dern derselben entgegengesezt wäre. […] Seine Thätigkeit in der Weltanschauung kann dasVernunftwesen nicht als eine solche setzen; […] denn diese soll ja vermöge des Begriffs, nichtin das Anschauende zurückgehen; nicht dieses, sondern vielmehr etwas, das ausser ihm lie-gen, und ihm entgegen gesetzt seyn soll, – eine Welt – zum Objekte haben.60

Werden die im vorangegangenen Abschnitt angeführten Postulate von Fichtesmethodischem Verfahren berücksichtigt, enthält dieses Zitat eine Deduktion apriori der Tätigkeit in der Weltanschauung. Fichte erklärt in dem Zitat, dass dasSubjekt neben der Tätigkeit B eine weitere Handlung vollzieht. Fichte begrün-det dies mit der Endlichkeit menschlicher Erkenntnis. Da das Subjekt der Unter-suchung in logischer Hinsicht nur denken kann, was bestimmt ist, kann es einBewusstsein von der Tätigkeit B nur dann entwickeln, wenn diese Handlung sichvon einer anderen Handlung unterscheidet. Diese Erklärung ist Ausdruck des Re-

57 Fichte 1966, 329: „In sich zurückgehende Thätigkeit überhaupt (Ichheit, Subjektivität) istCharakter des Vernunftwesens. Das Setzen seiner selbst (die Reflexion über sich selbst) ist ein Aktdieser Thätigkeit. […] Durch den Akt einer solchen Thätigkeit sezt sich das Vernunftwesen.“58 Fichte unterscheidet in Paragraph 1 von der Selbstbestimmung bzw. Tätigkeit B die Selbst-reflexion bzw. Tätigkeit A. Die Handlung, welche intentionales Selbstbewusstsein hervorbringt,bezeichnet Fichte als Tätigkeit A. Diese Handlung ist jedoch nur möglich, wenn es ein Objektgibt, auf das reflektiert werden kann. Dieses Objekt ist die Tätigkeit B.59 Fichte 1966, 329.60 Fichte 1966, 329f.

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flexionsgesetzes der Erkenntnis. Es besagt, dass die Erkenntnis von Merkmaleneiner Handlung nur möglich ist, wenn zugleich eine Handlung erkannt wird, wel-cher die kontradiktorisch entgegengesetzten Merkmale zukommen. Diese Hand-lung markiert somit, mit Fichtes Worten gesprochen, die Grenze der Tätigkeit B,die vorhanden sein muss, damit eine Erkenntnis der Tätigkeit B überhaupt mög-lich ist. Eben diese Grenze ist die Tätigkeit in der Weltanschauung.

Bei der Bestimmung der Prädikate der Tätigkeit in der Weltanschauung führtFichte eine Analyse der Semantik der Prädikate der Tätigkeit B durch und wendetdas Reflexionsgesetz der Erkenntnis an. Während die Tätigkeit B eine „sich selbstbestimmende Tätigkeit“ ist, die in „das Anschauende zurückgeh[t]“,61 schreibtFichte der Tätigkeit in der Weltanschauung kontradiktorisch entgegengesetztePrädikate zu. Sie ist nicht in das „Anschauende zurückgehen[d]“.62 Sie hat nichtdas Subjekt, sondern etwas anderes, „eine Welt“ zum Objekt und sie ist „gezwun-gen und gebunden“.63

Fichte gelingt auf diese Weise in Paragraph 1 der Grundlage des Naturrechtseine Deduktion a priori der Tätigkeit in der Weltanschauung. Bei der Deduktiondieses Begriffs verwendet er keine empirischen Erkenntnisse, sondern er identi-fiziert diesen Begriff und dessen Prädikate durch die Anwendung von Postulatenseiner Theorie. Anders verhält es sich jedoch mit Fichtes Deduktion praktischerSpontaneität, die er im Anschluss an seine Identifizierung der Tätigkeit in derWeltanschauung durchführt. Hier gelingt es ihm nicht, den Begriff praktischerSpontaneität a priori zu deduzieren. Dies hat bedeutende Konsequenzen. Die Auf-gabenstellung von Paragraph 1 des ersten Hauptstücks der Grundlage des Natur-rechts besteht in nichts anderem als dem Nachweis, dass intentionales Selbst-bewusstsein möglich ist, wenn das Subjekt über ein intentionales Bewusstseinseiner praktischen Spontaneität verfügt. So lautet die Überschrift zum erstenParagraphen: „Ein endliches Vernunftwesen kann sich selbst nicht setzen, ohnesich eine freie Wirksamkeit zuzuschreiben.“64 Gelingt es Fichte nicht, praktischeSpontaneität zu deduzieren, ist die erste Aufgabenstellung des ersten Haupt-stücks nicht gelöst. Dies hat Auswirkungen auf die Grundlage des Naturrechts ins-gesamt, da bspw. Fichtes berühmtes Aufforderungstheorem die Deduktion prak-tischer Spontaneität voraussetzt.65

61 Fichte 1966, 330.62 Fichte 1966, 330.63 Fichte 1966, 330. In Paragraph 1 ist das Andere, die „Welt“, noch nicht näher bestimmt.64 Fichte 1966, 329.65 Zur Aktualität von Fichtes Theorie der Aufforderung vgl. Darwall 2003.

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5 Fichtes Deduktion praktischer Spontaneitätin der Grundlage des Naturrechts

Nach der Deduktion der Tätigkeit in der Weltanschauung folgt der zweite Schrittmit Fichtes Deduktion des Begriffs praktischer Spontaneität. Fichte führt an, dasses eine Handlung gibt, welche der Tätigkeit in der Weltanschauung entgegenge-setzt ist. Das Subjekt kann, so Fichte, „eine Thätigkeit, wie wir sie suchen, der Welt,welche das begrenzende derselben seyn würde, entgegensetzen und, um sie entge-gensetzen zu können, dieselbe erzeugen“.66 Diese der Tätigkeit in der Weltanschau-ung entgegengesetzte Handlung stellt Fichte zufolge die praktische Spontaneitätdar, d.i. eine „Wirksamkeit auf die Objekte“.67 Mit Blick auf das Programm einerGeschichte des Selbstbewusstseins bedeutet dies, dass das Subjekt nur insofernintentionales Selbstbewusstsein entwickelt, als es nicht bloß einen Begriff vonsich als einem spontanen Subjekt entwickelt, welches Welt- und Selbstbewusst-sein hervorbringt. Zusätzlich schließt dieses Bewusstsein die Vorstellung mit ein,auf Gegenstände und Sachverhalte im Bewusstsein in praktischer Hinsicht ein-wirken zu können.68

Fichtes Deduktion praktischer Spontaneität ist jedoch nicht erfolgreich. Esist nicht nachzuvollziehen, dass die Handlung, welche der Tätigkeit in der Welt-anschauung entgegengesetzt ist, praktische Spontaneität darstellt. Das Refle-xionsgesetz der Erkenntnis besagt, dass ein Begriff nur dann erkannt werdenkann, wenn zugleich die Prädikate eines Begriffs erkannt werden, welcher dem-selben entgegengesetzt ist. Die Anwendung des Reflexionsgesetzes der Erkennt-nis begründet jedoch nicht, dass derjenigen Handlung, welche der Tätigkeit inder Weltanschauung entgegengesetzt ist, das Prädikat der praktischen Wirksam-keit auf Objekte in der Welt zukommt. Dies wird deutlich, wenn Fichtes Erläu-terung der Prädikate der Tätigkeit in der Weltanschauung näher analysiert wird.Fichte bezeichnet die Tätigkeit in der Weltanschauung als eine Handlung, welche„gezwungen und gebunden“ ist. Infolge dieser Handlung müssen wir uns „dieGegenstände so vorstellen, wie sie unserm Dafürhalten nach, ohne unser Zuthunsind, unser Vorstellen muß sich nach ihrem Seyn richten“.69 Mit Blick auf diese

66 Fichte 1966, 330.67 Fichte 1966, 331. Mit dem Begriff der praktischen Spontaneität wird in dieser Untersuchungalso die „Wirksamkeit auf Objekte“ bezeichnet. Dieser Aspekt ist nur ein Merkmal von FichtesBegriff der praktischen Spontaneität. Die im Folgenden entwickelte Kritik an Fichtes Deduktiondieses Begriffs beschränkt sich auf das soeben genannte Merkmal des Begriffs praktischer Spon-taneität.68 Vgl. Fichte 1966, 332.69 Fichte 1966, 330.

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Charakterisierung ist nicht nachzuvollziehen, dass derjenigen Handlung, wel-che der Tätigkeit in der Weltanschauung entgegengesetzt ist, das Prädikat einer„freien Wirksamkeit“ auf Objekte zugesprochen werden kann.70 Von praktischerSpontaneität oder einem „Zuthun“ in praktischer Hinsicht war im bisherigen Ver-lauf dieser Untersuchung noch gar nicht die Rede, sondern allein davon, dasssich das Vorstellen des Subjekts nach den Gegenständen in der Welt richtet, sowievon der Fähigkeit des Subjekts, Selbstbewusstsein und Weltbewusstsein hervor-zubringen.71 Es war bislang aber nicht die Rede davon, dass ein Subjekt auf Ge-halte im Weltbewusstsein in praktischer Hinsicht einwirken kann. Fichte gelingtan dieser Stelle somit deswegen keine Deduktion a priori von praktischer Sponta-neität, weil er von der epistemischen Ebene auf die praktische Handlungsebenewechselt, ohne diesen Wechsel im Verlauf der Untersuchung begründet oder vor-bereitet zu haben.

Gegen diesen Einwand scheinen vier Argumente zu sprechen. Das erste Argu-ment lautet, dass in diesem Einwand vorausgesetzt wird, dass ein anderer Begriffals der Begriff praktischer Spontaneität der gesuchte Begriff sein könnte, welcherder Tätigkeit in der Weltanschauung entgegengesetzt ist. Es ist jedoch nicht zu er-kennen, um welchen Begriff es sich hierbei handeln könnte. Der Einwand enthältsomit eine Prämisse, die nicht begründet ist, und zwar die Annahme, dass einealternative Interpretation des von Fichte deduzierten Begriffs möglich ist.

Dieses Argument ist aus zwei Gründen nicht überzeugend. Zunächst richtetsich der dargelegte Einwand gegen Fichtes Anspruch, eine Deduktion a priorides Begriffs praktischer Spontaneität durchzuführen. Der Nachweis, dass diesnicht gelingt, ist in dem Moment erbracht, als zu erkennen ist, dass Fichte einemBegriff ein Prädikat zuschreibt, welche durch die Anwendung seiner Postulatenicht zu rechtfertigen ist.72 Der Hinweis auf das Fehlen einer Alternative gegenüberdem von Fichte identifizierten Prädikat widerlegt diesen Einwand somit nicht. Derzweite Grund, warum dieses Argument nicht überzeugt, besteht darin, dass es sehrwohl eine alternative Interpretation zu geben scheint. Die Tätigkeit in der Welt-anschauung zeichnet sich nach Fichte dadurch aus, dass sie „gezwungen und ge-

70 Fichte 1966, 331.71 Das folgende Zitat zeigt, dass Fichte mit dem Begriff der Wirksamkeit auf Objekte praktischeSpontaneität meint: „Die aufzuzeigende Thätigkeit ist dem Anschauen entgegenzusetzen […] undist insofern das Bilden des Begriffs von einer vorgesezten Wirksamkeit ausser uns, oder voneinem Zwecke. Zugleich ist sie auf das Anschauen zu beziehen, […] dann ist sie Wirksamkeit aufdie Objekte“ (Fichte 1966, 331).72 Da bei der Deduktion praktischer Spontaneität weder ein begründungslogischer Zirkel nochein infiniter Regress vermieden werden muss, ist es nicht möglich, die praktische Spontaneitätdurch einen imaginativen Akt zu deduzieren.

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bunden“ ist und wir „die Gegenstände so vorstellen [müssen], wie sie unsermDafürhalten nach, ohne unser Zuthun sind, unser Vorstellen muß sich nach ihremSeyn richten“.73 Aus dieser Charakterisierung scheint zu folgen, dass eine Hand-lung, welche der Tätigkeit in der Weltanschauung entgegengesetzt ist, eine freieHandlung ist, wenn sie Vorstellungen frei zu erzeugen vermag. Das Prädikat derFreiheit scheint zu bedeuten, dass ein Subjekt Vorstellungen von Objekten zu er-zeugen vermag, die nicht durch diese Objekte bestimmt sind. Unter Berücksich-tigung von Fichtes Postulaten scheint somit mit dem Begriff der Einbildungskrafteine alternative Interpretation dieser Handlung gefunden zu sein. Als Einbildungs-kraft wird oftmals u.a. das Vermögen verstanden, Vorstellungen frei erzeugen zukönnen, bspw. Vorstellungen von kontrafaktischen Situationen. Für die Einbil-dungskraft gilt, dass wir die Gegenstände nicht „so vorstellen [müssen], wie sie un-serm Dafürhalten nach, ohne unser Zuthun sind“.74 Die Einbildungskraft könntedaher diejenige Handlung sein, welche der Tätigkeit in der Weltanschauung entge-gengesetzt ist. Es ist somit auch aus diesem Grund nicht zu sehen, warum Fichteeine Deduktion a priori von praktischer Spontaneität gelungen sein soll.

Der zweite Einwand besagt, dass der Begriff der Objekte in der Welt Vorstel-lungen bezeichnet, die von einem Gefühl der Notwendigkeit begleitet sind.75 Diesbedeutet, dass diejenige Tätigkeit, welche der Tätigkeit in der Weltanschauung ent-gegengesetzt ist, somit als praktische Spontaneität zu bestimmen ist. Auch dieserEinwand ist nicht überzeugend. Der Begriff der Tätigkeit in der Weltanschauungbezeichnet eine Handlung, gemäß der ein Subjekt Gegenstände vorstellt. Dementspricht, dass der Begriff der Welt besagt, dass wir „die Gegenstände so vorstel-len [müssen], wie sie unserm Dafürhalten nach, ohne unser Zuthun sind, unserVorstellen muß sich nach ihrem Seyn richten“.76 Weder Fichtes Erläuterung derTätigkeit in der Weltanschauung noch die Erörterung des Begriffs der Welt enthältsomit den Hinweis, dass das Subjekt in praktischer Hinsicht eingeschränkt oderbestimmt wird. Es ist daher nicht nachzuvollziehen, warum diejenige Tätigkeit,welche der Tätigkeit in der Weltanschauung entgegengesetzt ist, praktische Spon-taneität darstellen soll.

Das dritte Argument, das gegen den dargestellten Einwand zu sprechenscheint, besagt, dass das Prinzip des Systems für Fichte das Prinzip praktischerHandlungen ist. Der Einwand enthält somit eine Prämisse, die unbegründet ist.Es ist dies die Annahme, dass in der Deduktion begründet werden muss, dass das

73 Fichte 1966, 330; Hervorhebung S. L.74 Fichte 1966, 330.75 Dieser Einwand geht auf einen der anonymen Gutachter des Archiv zurück.76 Fichte 1966, 330.

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Subjekt in praktischer Hinsicht auf Objekte einwirken kann. Dieser Nachweis istjedoch nicht erforderlich, da das Prinzip garantiert, dass das Subjekt diese Eigen-schaft besitzt. Dieses Argument widerlegt den dargelegten Einwand nicht. Beider Darstellung der intellektuellen Anschauung in den ersten beiden Paragra-phen der Wissenschaftslehre nova methodo erläutert Fichte nicht, dass das Prinzipseines Systems das Prinzip praktischer Handlungen ist.77 Die intellektuelle An-schauung wird als Bedingung von Welt- und Selbstbewusstsein dargestellt. Inder Deduktion kann daher nicht vorausgesetzt werden, dass das Subjekt in prak-tischer Hinsicht auf Objekte einwirken kann, sondern dies ist in der Deduktionzu begründen. Fichtes Deduktion praktischer Spontaneität in der Grundlage desNaturrechts ist somit nicht erfolgreich.78

Ein vierter Einwand lautet, dass Fichtes Epistemologie sich dadurch aus-zeichnet, dass epistemische Begriffe wie Wissen oder Anschauung nicht unab-hängig von praktischen Überlegungen interpretiert werden dürfen.79 Dies bedeu-tet, dass der Begriff der Begrenzung (Limitation) ein praktischer Begriff ist. DieThese, dass Fichtes Wechsel von der epistemischen Ebene zur praktischen Hand-lungsebene in der Deduktion der praktischen Spontaneität nicht begründet ist,ist somit falsch. Auch dieser Einwand widerlegt die dargelegte Kritik nicht. Esist zweifelsfrei richtig, dass in Fichtes Epistemologie epistemische Handlungendes Subjekts nicht unabhängig von praktischen Handlungen bestehen. Dennochunterscheidet Fichte in seiner Rekonstruktion der Grundlagen menschlichen Be-wusstseins und Selbstbewusstseins epistemische Handlungen von praktischenHandlungen.80 In der Deduktion einer Handlung ist somit u.a. zu zeigen, dasseine Handlung eine epistemische oder eine praktische Handlung darstellt. Fich-tes Erläuterung des Begriffs der Begrenzung enthält jedoch nicht den Hinweis,dass dieser Begriff ein praktischer Begriff ist. Fichte führt den Begriff der Begren-zung folgendermaßen ein:

77 Vgl. Fichte 1994, 29 und 40. Dies gilt ebenso für den Versuch einer neuen Darstellung der Wis-senschaftslehre sowie für die Neue Bearbeitung der Wissenschaftslehre von 1800.78 Es ist wichtig zu beachten, dass dies nicht bedeutet, dass für Fichte die Vernunft nichtdie Einheit von theoretischer und praktischer Philosophie darstellt (vgl. Fichte 1966, 332). Diesist zweifelsfrei der Fall. Fichte entwickelt eine monistische handlungstheoretische Theorie(vgl. bspw. Fichte 1966, 330 f). Das bedeutet jedoch nicht, dass der dargelegte Einwand widerlegtist. Vor der Einführung des Begriffs der praktischen Spontaneität wird in Paragraph 1 der Grundlagedes Naturrechts im Rahmen der Deduktion dieses Begriffs die praktische Dimension nicht erwähnt.Fichtes Identifizierung der praktischen Wirksamkeit auf Objekte bedarf somit einer argumentati-ven Begründung. Fichtes Deduktion der praktischen Spontaneität ist jedoch nicht überzeugend.79 Dieser Einwand geht auf einen der anonymen Gutachter des Archiv zurück.80 Beispielsweise unterscheidet Fichte in der Wissenschaftslehre nova methodo zwischen idea-len Handlungen und realen Handlungen (vgl. Fichte 1994, 48 und 52).

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Das aufgestellte Vernunftwesen ist ein endliches. Aber ein endliches Vernunftwesen ist einsolches, das auf nichts reflektiren kann, ausser auf ein begrenztes. […] Demnach müßte die insich zurückgehende Thätigkeit B eine begrenzte seyn, d.h. es müßte ausser ihr noch ein Cgeben, und durch das reflektirende zu setzen seyn […].81

Dieses Zitat besagt, dass das Subjekt der Untersuchung nur dann ein Bewusst-sein von der Tätigkeit B zu entwickeln vermag, wenn diese Tätigkeit begrenzt ist.Fichtes Darstellung des Begriffs der Begrenzung enthält jedoch nicht explizit dieInformation, dass dieser Begriff ein praktischer Begriff ist, also bspw. dass die-ser Begriff die praktische Spontaneität des Subjekts der Bewusstseinszuständebezeichnet. Da in der Deduktion eines Begriffs keine Erkenntnisse verwendetwerden dürfen, die nicht theorieimmanent gewonnen oder expliziert werden, istsomit auch unter Berücksichtigung des Begriffs der Begrenzung die Einführungdes Begriffs praktischer Spontaneität nicht gerechtfertigt.82

Zu fragen bleibt, warum Fichte in der Grundlage des Naturrechts es nicht fürnotwendig erachtet, den Übergang von der epistemischen zur praktischen Ebenenäher zu erläutern. Eine vielversprechende Antwort auf diese Frage ist bereits mitBlick auf den Titel der Grundlage des Naturrechts zu erkennen. Der vollständigeTitel der Grundlage des Naturrechts lautet Grundlage des Naturrechts nach Prin-zipien der Wissenschaftslehre. Es ist zu vermuten, dass Fichte sich deswegen be-rechtigt gesehen haben mag, ohne Ausweis der Rechtmäßigkeit von der epistemi-schen zur praktischen Ebene überzugehen, weil dieser Übergang bereits in derWissenschaftslehre begründet und gerechtfertigt worden ist. Es ist zu prüfen, obes Fichte in der Wissenschaftslehre nova methodo gelingt, praktische Spontanei-tät zu deduzieren.

81 Vgl. Fichte 1966, 329.82 Auf diese Replik kann entgegnet werden, dass die Berücksichtigung der Einheit von prakti-schen Handlungen und epistemischen Handlungen zu den Postulaten von Fichtes Methode desNachweises in der Anschauung zählt. Meines Erachtens sind jedoch weder Regeln der Anwen-dung dieses Operators noch eine kontinuierliche und regelmäßige Anwendung dieses Operatorserkennbar, welche Fichtes Deduktion praktischer Spontaneität rechtfertigen.

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6 Fichtes Deduktion praktischer Spontaneitätin der Wissenschaftslehre nova methodo

Fichte identifiziert den Begriff praktischer Spontaneität in Paragraph 11 der Wis-senschaftslehre nova methodo.83 Bei Anwendung des Principle of Charity könnenmehrere Argumente identifiziert werden, mit denen Fichte begründet, dass prak-tische Spontaneität eine Bedingung von intentionalem Selbstbewusstsein dar-stellt.84 Keines dieser Argumente erreicht jedoch sein Ziel, da Fichte Behauptun-gen aufstellt, die er nicht begründet. Dies wird im Folgenden exemplarisch an derersten von Fichte in Paragraph 11 durchgeführten Deduktion praktischer Sponta-neität dargelegt.

Fichte identifiziert den Begriff praktischer Spontaneität im Zusammenhangmit der Untersuchung der Frage, wie Gegenstände lokalisiert werden können.Eine Bedingung der Möglichkeit der Lokalisierung von Gegenständen bestehtdarin, dass eine Person mit ihrem Körper auf Gegenstände im Raum kausal ein-zuwirken vermag. Fichtes Deduktion praktischer Spontaneität lautet folgender-maßen:

Das Streben überhaupt als solches ist unendlich[,] es geht auf eine CAUSALITAET insUnendliche aus. […] Ist nun von meinem Streben[,] inwiefern es nicht Kausalität hat, mithinvon Begrenztheit die Rede, so ist es ein geschloßenes begrenztes QUANTUM. Aber auf die-sem Puncte bin ich frei, es hängt von meiner Selbstbest[immung]. ab, meine Grenzen aus-zudehnen und meinem Streben CAUSALITAET zu verschaffen. Der Raum[,] in dem ich seinsoll[,] steht unter meiner Herrschaft; die Materie im R[aume].[,] die ich sein soll, und ihreTheile hängt von mir ab; Es ist mein Leib, in wiefern er artikuliert ist. Ich muß allerdings an-nehmen, daß ich die Materie im Raume auser mir nicht nur theilbar denken, sondern auchwirklich theilen könne. […] Es ist hier vom Leib die Rede, in wiefern ich durch ihn wahr-nehme und wirke.85

83 Fichte identifiziert zwar bereits im dritten Paragraphen ein praktisches Vermögen und einereale Tätigkeit. Bis zum elften Paragraphen wird mit diesen Begriffen aber nicht die praktischeWirksamkeit auf Objekte im Bewusstsein bezeichnet. Es sind dies Begriffe von Handlungen desSubjekts, insofern sie die Grundlage von Welt- und Selbstbewusstsein darstellen (vgl. Fichte 1994,88, sowie 1978, 29, 45 und 47).84 Unter Anwendung des Principle of Charity kann auch in Paragraph 12 ein Argument identifi-ziert werden, mit dem Fichte begründet, dass praktische Spontaneität ein Prädikat des Subjektsdarstellt (vgl. Fichte 1994, 123).85 Fichte 1994, 120. Fichte erläutert den Begriff des artikulierten Leibes in Paragraph 5 derGrundlage des Naturrechts. Fichte bezeichnet damit den Körper, insofern er aus mehreren Be-standteilen besteht, die in einem Kausalitätsverhältnis zueinander stehen und die Grundlage fürpraktische Handlungen darstellen. Es ist nicht möglich, Fichtes Deduktion des Begriffs prakti-scher Spontaneität mithilfe des Begriffs vom artikulierten Leib zu rechtfertigen, da diese Erklä-

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Fichte behauptet, dass „an diesem Punkt der Untersuchung“ das Streben kausalzu wirken vermag. Das bedeutet, dass das Subjekt in praktischer Hinsicht auf Ge-genstände einzuwirken vermag. Fichtes Deduktion praktischer Spontaneität istjedoch nicht überzeugend. Fichte erläutert nicht, warum es im Zusammenhangmit dem Begriff des Leibes möglich ist, dass das Streben kausal wirksam wird.Dies wäre jedoch erforderlich, da Fichte den Begriff des Strebens in den voran-gegangenen Paragraphen als eine Handlung bestimmt, der gerade nicht das Prä-dikat der Kausalität zukommt.86 Fichtes These, dass es an diesem Punkt möglichist, dem „Streben CAUSALITAET zu verschaffen“, ist daher nicht begründet.Die Deduktion praktischer Spontaneität ist somit nicht erfolgreich. Dieses Urteilbestätigt ein weiteres Argument. Fichte behauptet in dem Zitat, dass das Subjekt„die Materie im Raume auser mir nicht nur [als] theilbar denken, sondern auchwirklich theilen könne“. Die Erkenntnis, dass ein Subjekt in praktischer Hinsichtauf Gegenstände einzuwirken vermag, ist jedoch noch nicht begründet worden.Auch diese Behauptung Fichtes ist daher unbegründet.

Es ist freilich möglich, ein Argument zu entwickeln, welches Fichtes Identi-fizierung praktischer Spontaneität rechtfertigt. Bspw. könnte Fichtes Identifizie-rung von praktischer Spontaneität durch eine Analyse der Semantik des Begriffsvom Leib gerechtfertigt werden. Der Begriff des Leibes schließt für Fichte nämlichdie Vorstellung mit ein, dass der Körper in praktischer Hinsicht auf Gegenständeeinzuwirken vermag. Dieser Ansatz scheitert daran, dass er mit Fichtes Anspruch,Deduktionen a priori durchzuführen, nicht zu vereinbaren ist. Bei einer Deduktiona priori ist die Berücksichtigung der Semantik von Begriffen, deren Bedeutungnicht theorieimmanent bestimmt worden ist, nicht erlaubt.87 Fichtes Deduktionpraktischer Spontaneität in Paragraph 11 der Wissenschaftslehre nova methodo istsomit als gescheitert zu beurteilen.

rung zirkulär wäre. Der Begriff des artikulierten Leibes setzt in der Grundlage des Naturrechts dieDeduktion des Begriffs praktischer Spontaneität voraus. Dieser Begriff kann daher in der Wissen-schaftslehre nova methodo nicht bei der Begründung der Deduktion von praktischer Spontaneitätangeführt werden.86 Vgl. Fichte 1978, 62: „Die praktische Thätigkeit ist gebunden und in so fern bloßer Trieb oderStreben“ (vgl. Fichte 1978, 60f.).87 Vgl. Fichte 1994, 103.

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7 SchlussbemerkungDie Berücksichtigung von Fichtes methodischem Verfahren ermöglicht es, dieRationalität der Deduktionen zu rekonstruieren, die Fichte in Paragraph 1 derGrundlage des Naturrechts entwickelt. Sie ermöglicht zudem zu erkennen, dass esFichte weder in der Wissenschaftslehre nova methodo noch in der Grundlage desNaturrechts gelingt, den Begriff praktischer Spontaneität a priori zu deduzieren.Dieses Ergebnis ist von systematischer Bedeutung. Die Aufgabenstellung desProgramms einer Geschichte des Selbstbewusstseins besteht darin, zu erklären,wie intentionales Selbstbewusstsein möglich ist. Die Deduktion des Begriffs prak-tischer Spontaneität ist für Fichte ein zentraler Bestandteil dieser Aufgabenstel-lung. Da es Fichte nicht gelingt, praktische Spontaneität zu deduzieren, verfehlter ein bedeutendes Ziel seiner Untersuchungen.88

Bartuschat, W. 1992. „Zur Deduktion des Rechts aus der Vernunft bei Kant und Fichte“. In FichtesLehre vom Rechtsverhältnis: die Deduktion der Paragraphen 1–4 der Grundlage des Natur-rechts und ihre Stellung in der Rechtsphilosophie. Hg. M. Kahlo. Frankfurt a. M., 173–193.

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Darwall, S. 2003. „Fichte and the Second-Person Standpoint“. In Internationales Jahrbuch desDeutschen Idealismus. Bd. 3: Deutscher Idealismus und die analytische Philosophie derGegenwart. Hg. J. Stolzenberg/K. Ameriks. Berlin/New York, 91–113.

Fichte, J. G. 1966. Grundlage des Naturrechts nach Principien der Wissenschaftslehre 1796.In Johann Gottlieb Fichte-Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.Bd. I.3. Hg. R. Lauth/H. Jacob. Stuttgart-Bad Cannstatt, 291–460.

–. 1978. Wissenschaftslehre nova methodo WS 1796/99. Kollegnachschrift Halle. In JohannGottlieb Fichte-Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. IV.2.Hg. R. Lauth. Stuttgart-Bad Cannstatt, 17–267.

–. 1979. Neue Bearbeitung der Wissenschaftslehre. In Johann Gottlieb Fichte-Gesamtausgabeder Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. II.5. Hg. R. Lauth/H. Gliwitzky. Stutt-gart-Bad Cannstatt, 331–402.

88 Für hilfreiche Kritik an früheren Fassungen danke ich Urs Richli und Jürgen Stolzenberg.

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86 Stefan Lang

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