Transcript of Vogelpark Ambigua · 2020. 6. 9. · Vogelpark Ambigua Vogelpark Ambigua Wie aus einer kleinen Idee...
von Mirjam Vogel
Vogelpark und Arterhalt
In Schweizer Zoos gibt es nur noch wenige Papageien und Sittiche zu
bestaunen. Dies ist mit ein Grund wie- so es den Vogelpark Ambigua
in Zeihen (Schweiz) gibt. Der Park war ursprünglich um einiges
bescheidener angedacht. Als Rolf Lanz vor zehn Jahren die Idee ent-
wickelte, seine private Vogelschar von rund 200 Tieren in einem
Park für Besucher zugänglich zu machen, wusste er noch nicht, wie
groß das Projekt werden würde.
Fünf Jahre nach seiner Eröffnung beheimatet der Vo- gelpark Ambigua
über 400 Vögel und rund 70 verschie- dene Arten. Der Vogelpark hat
es sich zum Ziel gesetzt, stark bedrohte Vogelarten zu erhalten. Er
ist mit sei- ner Artenschutzzucht Mitglied des Europäischen Erhal-
tungszuchtprogramms (EEP). Inhaber Rolf Lanz betont, dass nur dort
gezüchtet wird, wo es Sinn macht und ein Bedarf zur Arterhaltung
besteht. Vom Ara Ambi- gua gibt es beispielsweise in freier
Wildbahn in Costa
Rica nur noch wenige Brutpaare. Durch Brandrodung, den Bau von
riesigen Staudämmen sowie Holzschlag für Möbel und Papier wird
ihnen der natürliche Lebens- raum genommen.
Ein neues Gesetz – eine Auffangstation zum Wohle der Tiere
Am 1. September 2018 trat in der Schweiz die neue Ge- setzgebung
zum Tierschutz in Kraft. Was für die Tiere einerseits ein Gewinn
ist, hat andererseits zur Folge, dass der Vogelpark Ambigua zur
Auffangstation wurde. Laufend erhält er Anfragen von Vogelhaltern,
welche ihre Tiere nicht mehr art- und tierschutzgerecht halten
können. Privatpersonen und Tierschutzorganisationen finden im
Vogelpark Ambigua eine Anlaufstelle. Auch aus Beschlagnahmungen
durch die Polizei und die Kan- tonalen Veterinärämter kommen Vögel
aus der ganzen Schweiz nach Zeihen, wo sie ein artgerechtes Zuhause
auf Lebzeiten finden.
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Nach einem Schlüsselerlebnis im vergangenen Jahr, als eine Gruppe
schwerbehinderter Kinder den Vogelpark Ambigua besuchte, war klar,
dass der Park für Menschen mit eingeschränkter Mobilität eine kaum
zu bewälti- gende Herausforderung darstellt. Im vergangenen Win-
ter wurde der Park dank Crowdfunding und Sponsoren barrierefrei
umgebaut. Die mühsamen Kieswege wurden durch einen festen
Mergelbelag ersetzt und ein Behin- derten-WC wurde erstellt.
„Wir wollen unsere Faszination für diese buntgefieder- ten Tiere
mit allen teilen. Endlich ist niemand mehr von einem Besuch bei uns
ausgeschlossen“, freut sich Inhaber und Betriebsleiter Rolf Lanz.
Auch Besucher mit Rollator oder Kinderwagen können nun das tolle
Erlebnis im Vogelpark genießen.
Vogelpark Ambigua – wer steht dahinter?
Der Vogelpark Ambigua erhält keine Subventionen und muss sich
vollkommen selbst finanzieren. Einnahmen werden durch Spenden,
Patenschaften, Parkeintritte, Events, Führungen und Workshops
erzielt. Neben Be- sitzer und Betriebsleiter Lanz beschäftigt der
Park die Wildtierpflegerin Noémie Appert sowie Dalina Dreyer, die
im August 2019 ihre Ausbildung zur Wildtierpfle- gerin begonnen
hat. Daneben kann der Park auf den Einsatz von rund zehn
ehrenamtlichen Helfern setzen. Im März 2019 wurde zudem die IG
AmbiguaFreunde gegründet, die den Park materiell und finanziell
unter- stützen möchte. Sie will dazu beitragen, dass die Tiere
bestmöglich versorgt werden und der Vogelpark Ambi- gua auch für
kommende Generationen attraktiv gestal- tet werden kann. Im Sommer
2020 wird der Vogelpark Ambigua in eine Stiftung überführt. Die
Zukunft des Parks ist somit langfristig gesichert.
So naturgetreu wie möglich
Im Vogelpark Ambigua wird versucht, den Tagesablauf für die Tiere
so naturgerecht wie möglich zu gestalten. Die Devise beim Füttern
lautet „Reifezeit = Essenszeit“. Hier kommen ganz bestimmt keine
Erdbeeren im Winter in die Futterschalen. Verschiedene
Futterstellen und unterschiedliche Fütterungszeiten beleben den
Vogel- alltag. Je nach Jahreszeit werden zwei- bis viermal
monatlich tierische Fette zugefüttert. Im Winter wird mit
zusätzlichen Nüssen der nötige Fettanteil ergänzt.