TEXT FOTOS OLIVER WOLF, CHRISTOF INDUSTRIES ENERGI E ... · coverstory – johann christof energi...
Transcript of TEXT FOTOS OLIVER WOLF, CHRISTOF INDUSTRIES ENERGI E ... · coverstory – johann christof energi...
C O V E R S T O R Y – J O H A N N C H R I S T O F
ENERG IE-VISIONÄRA U F N E U E N W E G E N
GRENZGÄNGER UND WELTMARKTSTRATEGE: MIT SPEKTAKULÄREN PROJEKTEN RUND UM DEN GLOBUS SORGT DER GRAZER ANLAGENBAUSPEZIALIST CHRISTOF INDUSTRIES FÜR AUFSEHEN. EIN PROJEKT KÖNNTE SCHON BALD ZUR LÖSUNG GLOBALER ERNÄHRUNGSPROBLEME BEITRAGEN. DER VISIONÄRE FIRMENCHEF JOHANN CHRISTOF ÜBER STEIRISCHE ERFOLGSPOWER, NEUE CHANCEN IM IRAN, SEIN KONZEPT FÜR MELLACH UND DEN NEUEN FREIEN SPIRIT SEINES UNTERNEHMENS NACH DER AUFSPALTUNG.
„UNSER SPIRIT? ÜBER GRENZEN GEHEN,
AUCH IN MÄRKTE, DIE SCHWIERIG SCHEINEN,
ABER GROSSES POTENZIAL BERGEN.“
J O H A N N C H R I S T O F CEO CHRISTOF INDUSTRIES
Der Besprechungsraum der Christof Indus-
tries in der Grazer Plabutscherstraße.
Schon die Abmessungen des Konferenzti-
sches lassen eine gewisse Betriebsgröße er-
ahnen. Seine ovale Form suggeriert zudem
Weltläu� ges. Eine Glasfront gibt den Blick frei auf den
Gebäudekomplex der HTL Bulme, die traditionsreiche
steirische Techniker-Schmiede liegt nur einen Stein-
wurf entfernt. Ein Ausblick mit Symbolkraft. Firmen-
chef Johann Christof selbst verdankt seiner dortigen
Ausbildung ein fundiertes technisches Grundwissen,
ebenso zahlreiche Mitarbeiter seines Unternehmens.
Immer wieder wird der Grazer Unternehmer im nach-
folgenden Gespräch die positive Entwicklung der
Christof Industries mit den exzellenten Ausbildungs-
einrichtungen der Steiermark in Verbindung bringen.
Steirisches Know-how, weltweite Erfolge. 90 Prozent
beträgt der Exportanteil des Anlagenbauspezialisten.
Soeben kommt Johann Christof von einer Auslands-
reise zurück, schon stehen die nächsten Termine in
Südafrika und Russland auf dem Plan. Global Spirit
aus der Steiermark. Buchstäblich „SPIRIT of Styria“.
Der großgewachsene, ebenso elegant wie eloquent
auftretende Familienunternehmer und Familien-
mensch im großen Cover-Interview.
Die erste Frage ist aufgelegt: Was zeichnet Ihren Spirit bzw. den Ihres Unternehmens aus? Es ist der intensive Drang, sich weiterzuentwi-
ckeln, innovativ zu sein und dabei über die Grenzen
hinaus zu gehen. Das ist eine wesentliche Triebfeder,
die mich seit Beginn meines Unternehmertums be-
wegt – bis heute mit unvermindert steirischer Power.
Die Steiermark ist ein guter Nährboden für Anlagen- und Maschinenbauer. Wo liegt der Hauptgrund? Das liegt mit Sicherheit an unseren hervorragen-
den Ausbildungsstätten in der Steiermark, den Uni-
versitäten, Fachhochschulen und HTLs – allesamt
Schmieden für hochqualitative Fachkräfte, die not-
CHRISTOF INDUSTRIES
Die Ursprünge der Unternehmensgruppe liegen über 50 Jahre
zurück, die jüngere Geschichte beginnt mit
der Gründung der J. Christof GmbH durch Johann Christof im Jahr
1988. Unter die Dachmarke Christof Industries reihen
sich zahlreiche Einzel- und Tochterunternehmen wie
Christof Project, Doubrava Industrieanlagenbau und
FMT Ferro Technik.
T E X T WOLFGANG SCHOBERF O T O S OLIVER WOLF, CHRISTOF INDUSTRIES
18 FEB / 2017 N° 01N° 01 FEB / 2017
SPI R I T SPI R I T
C O V E R S T O R Y – J O H A N N C H R I S T O FC O V E R S T O R Y – J O H A N N C H R I S T O F
Die Gruppe ist heute weltweit agierender
Spezialist für die Ent-wicklung, Errichtung
und Servicierung von Anlagen für die Industrie und Energiewirtschaft.
Standorte in 17 Ländern
weltweit.
3.500 erfolgreich umgesetzte Projekte
im Bereich Anlagenbau und Industrial Services.
1900 Mitarbeiter.
Umsatzziel 2017: 240 Mio. Euro.
www.christof.com
wendig sind, um Innovationen in Gang zu setzen.
Gerade der Anlagenbau zeichnet sich durch hohe
Komplexität aus. Jede Anlage ist getrieben von einer
spezi� schen Verfahrenstechnik, aber auch von ei-
nem vielfältigen Innenleben mit unterschiedlichen
Apparaturen, Pumpen, Motoren, Maschinen, Mess-
und Regelungstechnik und so weiter. Basis dafür ist
hohe technologische Fachkompetenz. Ein entschei-
dender Wettbewerbsfaktor unseres Unternehmens
ist natürlich auch der Einsatz und Fleiß der Men-
schen, die bei uns arbeiten.
Auffallend ist das enorm breite Portfolio Ihrer Leis-tungen sowie der Branchen, die Sie beliefern: von der Agrar- und Futtermittelindustrie über Umwelttechnik, Öl & Gas, Holz und Grundstoffe bis zur Papierindustrie etc. Sind Sie ein Anlagen-Bauchladen? Nein, diese Breite liegt im Wesen des Anlagen-
baus. Denn es gibt viele Komponenten, die für jede
Anlage unabhängig von der Branche vom Prinzip her
gleich sind. Rohrleitungen, Pumpsysteme, Elektro-
Mess- und Steuerungstechnik etc. – das unterschei-
det sich nicht sehr, egal, ob in einer petrochemischen
Anlage oder in einer Anlage der Papierindustrie. Was
sich unterscheidet, sind Spezialkomponenten sowie
die Verfahrenstechnik. Hier haben wir zum Teil ei-
gene Verfahrenstechniken mit sehr viel Know-how,
zum Teil setzen wir auf Verfahren von Technologie-
partnern. Künftig achten wir vermehrt darauf, eige-
ne Verfahrenstechniken zu entwickeln, gemeinsam
mit Universitäten oder auch Firmen, etwa im Bereich
„waste to energy“, ein besonderes Stärkefeld unseres
Unternehmens. Derzeit arbeiten wir beispielswei-
se intensiv am Großprojekt Agriprotein. Nicht nur
eine Riesenchance für unser Unternehmen, sondern
auch eine mögliche Antwort auf die Frage, wie unser
Planet eine wachsende Weltbevölkerung auf Dauer
ernähren kann.
Worum geht’s bei Agriprotein? Wie der Name schon sagt, es geht um Protei-
ne. Die Grundidee: Jeden Tag werden auf der Erde
Millionen Tonnen biologischer Abfälle vernich-
tet. In jeder Hinsicht ein ökologischer Wahnsinn.
Agriprotein hat eine sinnvollere Verwendung des
Abfalls zum Ziel, indem der Biomüll zur Produkti-
on einer Nährlösung für Fliegenlarven verwendet
wird. Diese werden anschließend zu hochwerti-
gem Proteinfutter beispielsweise für die Fisch- und
Hühnerzucht weiterverarbeitet. So können wir zum
Schutz der weltweiten Fischbestände beitragen, da
unser Protein Fischmehl ersetzt, das bekanntlich
massenhaft in der Tierzucht eingesetzt wird. Ein in
mehrerer Hinsicht positiver E� ekt für die Umwelt.
In der ersten Anlage in Südafrika bei Kapstadt wan-
deln derzeit 8,5 Milliarden Fliegen 100 Tonnen Bio-
abfall in 10 Tonnen proteinreiches Futtermittel pro
Tag um.
Welches Potenzial sehen Sie in diesem Verfahren? Das Potenzial ist riesig. Daher haben wir uns
auch am Unternehmen der Agriprotein beteiligt.
Zwei Anlagen sind bereits in Betrieb, aber noch
nicht auf dem notwendigen industriellen Standard.
Namhafte Unternehmensfamilien aus Europa,
Amerika, Afrika und Australien sind ebenso be-
teiligt, auch die Bill Gates Foundation hat eine An-
lage massiv � nanziell unterstützt. Unsere Rolle be-
steht nun darin, das Verfahren weiterzuentwickeln
und letztendlich auf Industrie-Standard zu heben
– mit dem Ziel, Anlagen mit einem hohen Auto-
matisierungsgrad weltweit zu installieren. Diese
Entwicklungsarbeit ist eine technische Pionierleis-
tung, es gibt keine Standardlösungen. Dazu arbei-
ten wir intensiv mit Forschungseinrichtungen wie
der MontanUni Leoben und der Boku Wien zusam-
men. Ab Mitte 2017 werden wir mit ersten Anlagen in
die Engineering-Phase gehen. Ab 2018 sollen dann
im großen Stil Anlagen errichtet werden. Ziel von
Agriprotein ist es, innerhalb von Jahren 150 bis
200 Anlagen zu errichten. Für den Anlagenbau ist
Christof Industries vertraglich � xierter Exklusiv-
partner. Dazu kommt noch eine Vielzahl weiterer
Anlagen, die Agriprotein in Lizenz vergeben möchte.
„AGRIPROTEIN BIETET NICHT NUR
EINE RIESENCHANCE FÜR DAS UNTERNEHMEN, SONDERN AUCH
FÜR DIE FRAGE DER ERNÄHRUNG DER
WELTBEVÖLKERUNG IN ZUKUNFT.“
J O H A N N C H R I S T O F
„EUROPA MUSS WIEDER STÄRKER ALS EINHEIT
AUFTRETEN UND SICH AUF DIE HINTERFÜSSE STELLEN.
SONST HABEN WIR EIN PROBLEM!“
J O H A N N C H R I S T O F
DIE FIRMEN-ZENTRALE VON CHRISTOF INDUSTRIES IN GRAZ GÖSTING
Wo werden diese Anlagen errichtet? Sind Standorte auch in Österreich denkbar? Wenn man sich ansieht, welche Müllmengen auch
hierzulande bei Großkantinen, Haushalten und Le-
bensmittelketten anfallen, erkennt man, dass das si-
cher kein Schwellenland-� ema ist. Im Gegenteil: Die
Nachfrage kommt aus allen Teilen der Welt. Europa ist
genauso ein Markt wie die USA, aber auch Japan, Süd-
ostasien und viele mehr. Mit dem Bürgermeister von
New York gab es bereits konkrete Gespräche.
In welchen Bereichen sehen Sie noch Wachstums-chancen für Ihr Unternehmen? Wir haben einiges vor im Bereich „waste to energy“.
Unsere innovativen Müllverbrennungsverfahren,
welche wir einerseits von Siemens und andererseits
durch Beteiligung erworben haben, garantieren ef-
� ziente Verbrennung und optimierte Energiebilanz.
Speziell Reststo� e aus der Papierindustrie, aber auch
Klärschlämme können damit optimal zur Energie-
gewinnung eingesetzt werden. Damit erzielen wir
eine sehr starke Nachfrage vor allem in Südostasien
und in Afrika.
Sie wachsen sowohl dank Eigenentwicklungen als auch immer wieder durch gezielte Zukäufe. Sind aktuell Akquisitionen geplant? F&E wird bei uns großgeschrieben, dadurch ge-
lingt es uns, immer wieder Innovationen am Markt
umzusetzen. Zusätzlich gibt es laufend Forschungs-
projekte, die wir als Industriepartner begleiten – ein
aktuelles nennt sich „Power to Gas“. Es bezeichnet ein
Verfahren, das es ermöglicht, überschüssige Energie aus
Windparks in Gas umzuwandeln und damit speicher-
bar zu machen. Eine tolle Sache, wenn man bedenkt,
wie oft Windräder im Norden von Deutschland abge-
schaltet werden müssen, weil die Energie aufgrund
der Leitungskapazitäten weder im Netz verbraucht
noch gespeichert werden kann.
Darüber hinaus evaluieren wir selbstverständlich
laufend den Markt nach Potenzialen und Chancen, um
durch mögliche Akquisitionen für den Firmenverbund
strategisch sinnvollen Mehrwert zu scha� en und zu
wachsen. Die Übernahme der FMT 2015 brachte uns
sehr viel Know-how. Wir sind gesund aufgestellt als
Christof Industries und werden daher auch weiterhin
Chancen nutzen, wenn sie sich bieten. Derzeit verhan-
deln wir gerade eine mehrheitliche Übernahme eines
deutschen Unternehmens im Bereich Öl und Gas, ein
Unternehmen mit rund 50 Mio. Euro Umsatz und pro-
minenter Eigentümerstruktur.
Welche Exportmärkte sind besonders im Kommen? Großes Potenzial sehen wir auch in den Märk-
ten Südostasien, Russland und dem Iran, die wir seit
Jahren intensiv bearbeiten. Wir haben z. B. immer
gesagt, der Iran wird die größte Baustelle der Welt
werden. Im Vorjahr haben wir ein O� ce vor Ort er-
ö� net, um nach und nach unsere Geschäftsberei-
che aufzubauen. Beginnen wollen wir im Bereich
Industrieservice für die Öl- und Gas-Industrie und
Petrochemie, um alte Anlagen wieder auf Umwelt-
standards zu bringen und e� zienter zu machen.
Und in Folge wollen wir gemeinsam mit Partnern
in kleine dezentrale Energieanlagen für Gemeinden
und Industriegebiete investieren. Der Iran hat riesen
Nachholbedarf in allen Bereichen. Darüber hinaus
2120 FEB / 2017 N° 01N° 01 FEB / 2017
SPI R I T SPI R I T
C O V E R S T O R Y – J O H A N N C H R I S T O F
ZUKUNFTS-WEISEND: DAS PROJEK T AGRIPROTEIN, PROTEINE ALS LARVEN.
ANLAGENBAU IN RUMÄNIEN
FÜR DIEÖLINDUSTRIE
Johann Christof und Sohn Oliver Christof (M.) mit Jason Drew (Gründer „Agriprotein“), WK-Präsident Christoph Leitl (l.) und Außenminister Sebastian Kurz (r.).
rativ. Mein Vater und ich hatten eine geteilte Eigen-
tümerschaft und haben die Unternehmensgruppe
über die Jahre partnerschaftlich positiv entwickelt.
Doch irgendwann war es durch diese Struktur – ich
war CEO, mein Vater Aufsichtsratsvorsitzender –
nicht mehr möglich, klare Entscheidungen zu tref-
fen, daher haben wir uns zur Spaltung entschieden.
Alles blieb im Eigentum der Familie Christof, wird
aber nun von unterschiedlicher Seite aus geführt:
die Christof Industries von mir, die Christof Holding
AG von meinem Vater und Bruder. Christof Indust-
ries fokussiert sich auf das internationale Projektge-
schäft, F&E, Eigentechnologien sowie den Bereich
Erneuerbare Energien. Jeder geht nun seinen Weg
mit vollster Überzeugung! Unser Spirit ist dadurch
sicher noch intensiver existent als je zuvor, weil wir
freier entscheiden können als in einer Struktur mit
mehreren Gesellschaftern. Wir streben für heuer ei-
nen Umsatzsprung auf 240 Mio. Euro an, mittelfris-
tig soll der Umsatz auf 500 Mio. Euro Umsatz steigen.
Das ist unsere Vision 2020.
Sitz Ihres Unternehmens ist Graz, aber durch die zahlreichen Auslandseinsätze ist Ihr Hauptsitz wohl der Sitz im Flugzeug? Klar, Hauptsitz ist und bleibt Graz, wir fühlen uns
sehr wohl in der Steiermark, einem wunderbaren
Land mit hervorragend ausgebildeten Menschen.
Aber tatsächlich verbringe ich viel Zeit im Ausland.
Meine Welto� enheit hilft mir, mich überall auf der
Welt, wo auch immer ich mich gerade aufhalte, be-
heimatet zu fühlen. Ich kann mich auch glücklich
schätzen, in vielen Ländern und unterschiedlichen
Kulturen Freunde zu haben.
Wie viel Zeit bleibt noch für Hobbys und private Leidenschaften? Sehr wenig, Tennis und Golf habe ich aus Zeit-
gründen praktisch aufgegeben. Das Jagen ist mir
noch als Hobby geblieben. Meine Freizeit widme
ich meiner Familie und genieße das sehr, ich habe
schließlich fünf Kinder und fünf Enkelkinder, das
sechste ist gerade unterwegs. Die Familie ist der
Dreh- und Angelpunkt meines Lebens, sie gibt mir
Kraft und Inspiration – Spirit für mein Leben und
meine Visionen!
DER REISINGER8051 Graz, Wiener Straße 238, Tel. 0316-500Filiale: 8572 Bärnbach, Bahnweg 9, Tel. [email protected], www.derreisinger.at
AKTIONSPREIS FÜR EURO 6 NUR
€ 14.900,–*FORD TRANSIT CUSTOM250 L1 H1 2.0 ltr., 105 PS
LEASING OHNEANZAHLUNG NUR € 159,–***Nur für Gewerbetreibende: Aktionspreis € 14.900,–/exkl. Mwst. Unternehmerpreis, gültig mit Gewerbenachweis **Ein Angebot der FordLease. Anzahlung € 0,–. Laufzeit 60 Mon., 15.000 km/Jahr Sollzinssatz 2,32 % p.a., Effektivzinssatz 2,83 % p.a. Gesetzliche Vertragsgebühr € 100,23 inkl. Mwst. Bearbeitungs-gebühr € 100,– exkl. Mwst. Vorbehaltlich aller Bonitätsprüfungen.
reisinger.transit.xx/97x136-11.1.17_Layout 1 11.01.17 11:05 Seite 1
C O V E R S T O R Y – J O H A N N C H R I S T O F
„MIT UNSEREM ENERGIEPARK STEIERMARK LIEGT EIN NACHHALTIGES
UND INNOVATIVES KONZEPT FÜR DEN STANDORT
MELLACH VOR.“
J O H A N N C H R I S T O F
engagieren wir uns auch im Rahmen des Programms
„Job Creation“ um die handwerkliche Ausbildung
junger Menschen im Iran – ganz nach österreichi-
schem Vorbild. Auch Pakistan ist ein spannender
Markt der Zukunft, wo wir bereits Projekte abwi-
ckeln. Ein Land mit 200 Millionen Menschen, das
trotz mancher Probleme grundsätzlich hohe Stan-
dards anstrebt. Das verstehen wir auch unter Spirit:
Über die Grenzen hinaus zu gehen, auch in Märkte,
die nicht leicht sind, aber große Potenziale bergen.
Christof Industries lebt vom Export. Bereitet Ihnen der neue Protektionismus à la Trump Sorge? Die USA ist für uns ein interessanter Markt, da
die Qualität des Anlagenbaus sowie von Service und
Instandhaltung in Amerika weit unter dem europä-
ischen Standard liegt. Daher wäre die Ankündigung
Trumps, die eigene Industrie zu stärken, für uns An-
lagenbauer sogar eine Chance. Was es für die USA
bedeutet, wird man erst sehen. Kurzfristig mag der
E� ekt sogar positiv sein, ob es langfristig anhält,
würde ich eher bezweifeln. Generell bleibe ich aber
optimistisch und ho� e, dass der neue Präsident auf
den Rat wirtschaftskompetenter Leute hören wird
und nicht alles umsetzt, was er angekündigt hat. Ich
selbst bin natürlich ein Verfechter des Freihandels,
Österreich hat schließlich enorm davon pro� tiert.
Eines wird rund um Trump und Brexit aber leider
deutlich sichtbar: die eklatante politische Schwä-
che Europas. Europa muss wieder stärker als Einheit
auftreten und sich auf die Hinterfüße stellen. Sonst
haben wir ein Problem.
Wie lautet der aktuelle Stand im Bieterrennen um das Gaskraftwerk Mellach, um das sich der deutsche Stromproduzent Steag gemeinsam mit Ihnen als Partner bemüht? Wie wird ein rentabler Betrieb des Kraftwerks möglich sein? Wir be� nden uns in der letzten Bieterrunde und
ich ho� e, dass die Entscheidung noch im ersten Halb-
jahr fällt. Die Steag, für uns ein wichtiger Partner bei
Verbrennungsanlagen, ist Pro� im Energiehandel,
wir haben die Expertise in der Technik und haben
über die FMT ja auch am Kraftwerk in Mellach mit-
gebaut. Unsere Vision für Mellach ist weiter gefasst
und fokussiert darauf, einen Energiepark Steiermark
entstehen zu lassen. Dieser sieht à la longue einen
Ausstieg aus der Kohle und einen Einstieg in erneu-
erbare Energieträger vor. Wir sind überzeugt, mit
einer Kombination aus Gas und Alternativ-Energi-
en – ob Solar, Biomase oder Abfallverwertung – das
Kraftwerk rentabel betreiben zu können. Mit unse-
rem Energiepark Steiermark liegt ein langfristiges,
nachhaltiges und technologisch-innovatives Kon-
zept für den Standort vor.
Wie hat sich der Spirit Ihres Unternehmens eigentlich seit Herbst 2015 verändert, als sich die Unternehmensgruppe in einer großen Zäsur in zwei Unternehmen aufspaltete: in die Christof Indust-ries und die Christof Group Ihres Vaters Johann Christof sen.? Ich persönlich führte das Unternehmen J. Chri-
stof GmbH und die später aufgestellte Christof
Group mit ihren Einzelunternehmen seit 1988 ope-
22 N° 01 FEB / 2017
SPI R I T
FEB / 2017 N° 01
SPI R I T