Marlene Streeruwitz (* 1950): New York. New York. (1993)

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• Charlotte Birch-Pfeiffer (1800-1868)

• Marieluise Fleißer (1901-1974)• Else Lasker-Schüler (1869-1945)• Nelly Sachs (1891-1970)

• Gerlind Reinshagen (* 1926)• Friedrike Roth (* 1948)

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Dramen:

Waikiki Beach. (1992)

Sloane Square. (1992)

New York. New York. (1993)

Elysian Park. (1993)

Ocean Drive. (1994)

Tolmezzo. (1994)

Bagnacavallo. (1995)

Brahmsplatz. (1995)

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New York. New York.:

entst. 1987

UA Münchner Kammerspiele, 30. 1. 1993

EA 1993, Suhrkamp

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Marlene Streeruwitz:Lisa‘s Liebe. (1997)

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Sein. Und Schein. Und Erscheinen.Tübinger Poetikvorlesungen (1996)

Können. Mögen. Dürfen. Sollen. Wollen. Müssen Lassen.Frankfurter Poetikvorlesungen (1998)

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Die Horvath sitzt da. Schaut sich kaum um. Sie hat den Kopf gebeugt. Eine Katastrophe mehr. Die war zu erwarten. Eigentlich. Dann sagt sie, ohne den Kopf zu heben, fast kalt, nur resigniert: [...] (69)

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Und wozu das gut sein soll. Das alles. Dafür hat man keine Beweise. Wie denn auch. Wenn alles so ist, wie es ist, und geändert bleibt es auch so. Nie eine Besserung. Immer das Schlimmste. Und überkommt einen die Wut. Der Zorn. Die Verzweiflung. Immer. Der lange Arm erreicht einen. Das Schicksal. Das Schicksal. Und das Schlimmste wird das Schlimme und auf ewig. Das Entsetzen das Entsetzen. Und das Schöne ist der Anfang davon und keine Ruhe. Keine Ruhe. Keinen Frieden. Und trotzdem. Keine Lust. Keine Lust zum Sterben. Nicht einmal eine Lust zum Sterben. Kein Entkommen. Und. Keine Erlösung. (45)

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Lulu geht an ihm vorbei auf die Türen zu, und Charly muß sich mit ausgestreckten Armen mitdrehen. Lulu wendet sich knapp vor der Tür dem sie blöde angrinsenden Charly zu. Auf den Blickkontakt hin beginnt er sie zu prügeln. Er hält sie mit der einen Hand um den Hals und boxt und schlägt sie wie wild ins Gesicht, auf Brust und Bauch. Er würgt sie, bis sie hinsinkt, und behält währenddessen sein erfreutes Wiedersehens-Wiederfindens-Bin-ich-froh-dich-endlich-zu-treffen-Grinsen bei. Keiner spricht. Lulu wehrt sich nicht. Es sind nur die Laute des Prügelns und Lulus gurgelndes Stöhnen zu hören. Sie schreit nicht. Die Laute, die sie von sich gibt, sind durch Schläge in den Bauch hervorgerufenes Stöhnen oder keuchendes Um-Atem-Ringen. Die Verprügelung dauert nicht lang. Sie findet eher blitzartig statt. Sowohl Täter wie Opfer verhalten sich routinemäßig. Die Horvath strickt und sieht nicht zu. Lulu liegt dann auf dem Boden. Offensichtlich ohne Bewußtsein. Charly grinst.

(29)

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Frank Wedekind:Erdgeist (1895)Die Büchse der Pandora (1902)

------------------------------------- → Lulu (1913)

Luise Brooksin W. G. Papsts Verfilmung von 1929

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Hugo von Hofmannsthal:Der Schwierige (1921)→ Ocean Drive. (1993/94)

→ Ingeborg Bachmann:Malina (1971)Drei Wege zum See (1972)Requiem für Fanny Goldmann (1978)

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1967: Szene aus Hugo von Hofmannsthals Der Schwierigemit O.W. Fischer (Hans Karl Bühl) und Peter Weck (Stani)

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Heinrich von Kleist: Germania an ihre Kinder (1809)

[…] Zu den Waffen! Zu den Waffen!Was die Hände blindlings raffen!Mit der Keule, mit dem Stab,Strömt ins Tal der Schlacht hinab! […]

Eine Lustjagd, wie wenn SchützenAuf die Spur dem Wolfe sitzen!Schlagt ihn tot! Das WeltgerichtFragt euch nach den Gründen nicht!

Nicht die Flur ists, die zertreten,Unter ihren Rossen sinkt,Nicht der Mond, der, in den Städten,Aus den öden Fenstern blinkt,Nicht das Weib, das, mit Gewimmer,Ihrem Todeskuß erliegt,Und zum Lohn, beim Morgenschimmer,Auf den Schutt der Vorstadt fliegt!

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Germania auf dem Niederwalddenkmal,bei Rüdesheim am Rhein

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Die Japaner applaudieren. Rumoren. Kratzende Geräusche. Sellner stürzt heraus. Bleich. Verwirrt.

SELLNER (zur Horvath:) Das Datum. Der Wievielte ist heute. Gestern war der. Mein Gott. Ich werde noch wahnsinnig. wieder. Nie wieder. Also gestern war der … Will er jetzt das richtige Datum oder das von gestern. Was für ein Datum hat man mitten in der Nacht . . .

CHOR DER JAPANERZu den Waffen, zu den Waffen!Was die Hände blindlings raffen!Mit der Keule, mit dem Stab,Schlacht, in dein Gefild hinab!

Sellner hat erstarrt dem dumpfen Chor zugehört. Läuft wieder zurück. Von drinnen:SELLNER Gentlemen. He wants to know the date of today. You see. And . . .Die Japaner schreien im Chor das Datum des Aufführungstages. Die kratzenden Geräusche. Sellner kommt nun langsam und gebrochen. (72)

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„Es ist am Morgen vierfüßig, am Mittag zweifüßig, am Abend dreifüßig. Von allen Geschöpfen wechselt es allein mit der Zahl seiner Füße; aber eben wenn es die meisten Füße bewegt, sind Kraft und Schnelligkeit seiner Glieder ihm am geringsten.“

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Giacomo Puccini: Turandot (posthum 1926; Fertigstellung: Franco Alfano)

Libretto: Giuseppe Adami, Renato Simoni

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„In der düstren Nacht schwebt ein schillerndes Phantom, steigt auf und entfaltet die Flügel über der dunklen Masse der Menschheit. Jeder fleht ihm zu und jeder sehnt sich nach ihm. Doch das Phantom verschwindet mit der Morgenröte, um im Herzen neu zu entstehen. Jede Nacht wird neu es geboren und jeden Tag erstirbt es!“

„Lodernd gleich der Flamme ist es doch Flamme nicht. Manchmal rasend und fiebernd von Ungestüm und Glut! Untätigkeit versetzt es in Schmachten. Wenn du zugrunde gehst oder stirbst, wird es kalt. Träumst du von Siegen, so flackert es auf, flackert es auf! Es hat eine Stimme, der bebend du lauschest, und wie der Sonnenuntergang lebhaft ist sein Schimmer!“

„Eis, das dir Feuer gibt und durch dein Feuer noch mehr zu Eis wird! Offenbar und undurchsichtig! Wenn es frei dich will, macht es mehr zum Knechte dich. Nimmt es dich zum Knechte, so macht es zum König dich!“

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US-Soldat im Ersten Weltkrieg; Mann und Pferd mit Gasmaske

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Karl Kraus:Die letzten Tage der Menschheit (1921/22):

„Und Ihre Blutzeugenschaft wird die Schinder und Schänder der Kreatur lauter anklagen als das Martertum der Menschen; denn sie waren stumm.“