Das Who is Who der Gastroenteritisviren - Thieme...R. Schulze-Röbbecke Heft 2/2012 Die nosokomiale...

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Das Who is Who der Gastroenteritisviren Michael Kleines Krankenhaushygiene up2date 2 · 2018 Infektiologie 2 VNR: 2760512018154652192 DOI: 10.1055/s-0043-118471 Krankenhaushygiene up2date 2018; 13 (2): 143158 ISSN 1862-5797 © 2018 Georg Thieme Verlag KG Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.

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Das Who is Whoder Gastroenteritisviren

Michael Kleines

Krankenhaushygiene up2date

2 · 2018

Infektiologie 2

VNR: 2760512018154652192

DOI: 10.1055/s-0043-118471

Krankenhaushygiene up2date 2018; 13 (2): 143–158

ISSN 1862-5797

© 2018 Georg Thieme Verlag KG

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Unter dieser Rubrik sind bereits erschienen:

Nosokomiale Infektionen: Übertragungswege und Über-tragungsprävention R. Schulze-Röbbecke Heft 1/2018

Legionellen-Infektionsprävention: extrem teuer und wenigeffektiv E. Meyer Heft 2/2017

Virale Atemwegserkrankungen – neue Viren M. KleinesHeft 3/2016

Fäkaler Mikrobiomtransfer bei Clostridium-difficile-InfektionP. Ehlermann Heft 2/2016

Multiresistente Erreger – Prävention und DiagnostikU. Reichard, R. Rettkowski, S. Scheithauer Heft 2/2016

Prävention von Clostridium-difficile-InfektionenS. Kolbe-Busch Heft 1/2016

Es (f)liegt was in der Luft – Mykobakterien im Herz-OPT. Götting, W. Ebner Heft 1/2016

MRSA außerhalb des Krankenhauses – Was ist zu tun?C. Bank, S. Scheithauer Heft 4/2015

Umgang mit Patienten mit multiresistentem Acinetobacterbaumannii F. Mattner, R. Schulze-Röbbecke, S. MesslerHeft 3/2015

Die neue KRINKO-EmpfehlungMRSA:Was, wann, wie, warum?S. Schulz-Stübner Heft 4/2014

Lebensmittelbedingte Übertragung von Tuberkulose –ein vergessener Infektionsweg? U. Messelhäußer, A. RamppHeft 3/2014

Reduktion der endogenen Flora – ein innovativer Präventions-ansatz K. Lewalter, S. Lemmen Heft 3/2014

Evidence-based Public Health in der InfektionspräventionT. Harder Heft 1/2014

Gibt es Geschlechterunterschiede bei Infektionen?M. Diab-Elschahawi, E. Presterl Heft 2/2013

ESBL- und AmpC-produzierende Enterobakterien bei TierenA. Friese, U. Rösler Heft 1/2013

Asymptomatische Bakteriurie: wen screenen – und wenbehandeln? M. Küpper Heft 1/2013

Ungebetene Gäste im Klinikalltag – abseits der klassischenSchädlinge A. Schuster Heft 1/2013

Vancomycin-resistente Enterokokken – Epidemiologie,Diagnostik, Typisierung, Trends G. Werner Heft 4/2012

Neue KRINKO-Empfehlung zu multiresistenten gramnegativenStäbchen H.-M. Just Heft 4/2012

Raumlufttechnik im OP und postoperative Wundinfektionen.Was gibt es Neues? P. Gastmeier, C. Brandt Heft 3/2012

Infektionsprävention bei Tuberkulose in der Praxis S. CastellHeft 2/2012

Norovirus-Ausbrüche: die neue CDC/HICPAC-LeitlinieR. Schulze-Röbbecke Heft 2/2012

Die nosokomiale Staphylococcus aureus-Bakteriämie S. Rieg,W. Kern Heft 4/2011

Infektionsschutz bei Infektionskrankheiten durch hochpatho-gene Erreger S. Reuter, B. Jensen, D. Häussinger Heft 4/2011

MRSA bei Menschen und Tieren – was sollten wir darüberwissen? C. Cuny, W. Witte Heft 3/2011

Sepsisleitlinie – Prävention, Diagnose, Therapie und Nach-sorge F. Brunkhorst, S. Hagel Heft 3/2011

Präventions- und Sanierungsmaßnahmen bei der Legionellen-besiedlung von Wassersystemen M. Scherrer Heft 2/2011

Praxisorientierte Versorgung von MRSA-PatientenC. Alefelder Heft 1/2011

Legionellen-Infektionen: Häufigkeit, mikrobiologische Diag-nostik, Überwachung und Prävention C. Lück Heft 4/2010

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Das Who is Who der Gastroenteritisviren

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Dank geeigneter Hygienemaßnahmen geht die Häufigkeit der bakteriellen und pa-rasitären Gastroenteritis zurück. Anders verhält es sich mit viralen Gastroenteritiden– hier ist kein Rückgang zu verzeichnen. Folgerichtig werden mehr als 75% allerErkrankungsfälle durch Viren ausgelöst. Trotzdem ist das Wissen über viele Virennoch sehr begrenzt und für die meisten fehlen geeignete Impfstoffe und Thera-peutika. Dieser Beitrag gibt eine Übersicht über lange bekannte, aber auch neuentdeckte Virusarten – lesen Sie, welche diagnostischen, therapeutischen undpräventiven Möglichkeiten es zurzeit gibt.

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EinleitungDer Gastrointestinaltrakt ist aufgrund seiner leichten Er-reichbarkeit über die orale Route ein für Infektionen an-fälliges Kompartiment. Die akute Gastroenteritis ist da-her eines der weltweit wichtigsten, aber auch schwerwie-gendsten Krankheitsbilder, das durch Symptome wieÜbelkeit, Erbrechen und Durchfall gekennzeichnet ist.Man schätzt, dass es weltweit jährlich zu ca. 1,5 Mio. To-desfällen durch Gastroenteritis kommt – davon sind ganzbesonders Kinder in Entwicklungsländern betroffen. Die-se Zahl hat sich seit 1990 fast halbiert. In Afrika und Asiensind mehr als 25% der Todesfälle bei Kindern unter 5 Jah-ren auf Gastroenteritis zurückzuführen [1]. Mehr als 20Bakterien- und Protozoenspezies und auch einige Virus-arten können eine akute Gastroenteritis auslösen.

Durch geeignete Hygienemaßnahmen, z.B. eine leis-tungsfähige Kanalisation und Verfügbarkeit von saube-rem Trinkwasser, ist die Bedeutung der bakteriellen undparasitären Gastroenteritis in den Industrieländern zu-rückgegangen. Ein ähnlicher Rückgang zeichnet sich inden Entwicklungsländern ab. Ein Rückgang der viralenGastroenteritiden ist dagegen nicht zu beobachten. Fol-gerichtig werden mehr als 75% aller Erkrankungsfälledurch Viren ausgelöst.

MerkeNoroviren sind die wichtigsten Erreger für Gastro-enteritisausbrüche in Industrieländern.

Die ersten humanpathogenen Viren wurden bereits 1901identifiziert. Trotz der hohen Bedeutung viraler Gastroen-teritiden konnte die erste Virusgruppe mit ätiologischerBedeutung für akute Gastroenteritis, die Noroviren, erst

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1972 gefunden werden. In wenigen Jahren wurden wei-tere virale Pathogene des Gastrointestinaltraktes ent-deckt: die Rotaviren 1973, die Astroviren 1975, die ente-ritischen Adenoviren 1975 und die Sapoviren 1980 [2].

MerkeInfektionen mit viralen Gastrointestinaltrakt-Patho-genen können auch Erkrankungen beeinflussen, diesich außerhalb des Gastrointestinaltraktes manifes-tieren. So wurde z. B. eine Assoziation von Rotavirus-Infektionen mit Nierenversagen, ZNS-Erkrankungenoder Myositis postuliert.

Erregerdiagnostik bei akuter Gastroenteritis führt häufignicht zu einem Erregernachweis. Die beobachtete diag-nostische Lücke bei akuten Gastroenteritiden wurde inden letzten Jahren durch 2 Entwicklungen verkleinert:Zum einen durch die stärkere Verbreitung sensitiver Ver-fahren, die ein großes Spektrum viraler, bakterieller undparasitärer Erreger von akuter Gastroenteritis umfassen.Zum anderen die Entdeckung neuer Viren in Materialiendes Gastrointestinaltraktes.

Alte und neue Gastroenteritisviren

Die Gruppe der am längsten bekannten relevanten vira-len Gastrointestinaltrakt-Pathogene stammt aus demFormenkreis der Noroviren, Rotaviren, Adenoviren, As-troviren und Sapoviren. Zytomegalieviren (CMV) undHerpes-simplex-Virus (HSV) sind als Erreger von Kolitisakzeptiert.

In den letzten Jahren wurden mehrere Viren in Materia-lien aus dem Gastrointestinaltrakt neu entdeckt: Es han-delt sich dabei um weitere Astroviren sowie Mitgliederder Gruppen Recovirus (Caliciviridae), Aichivirus (Familie

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INFOBOX

Diagnostisches Vorgehen

Früher bewährte Verfahren wie Virusanzucht oder

Antikörpernachweis sind nicht mehr Methode der

Wahl, weil sie zeitaufwendig und nicht für alle Erreger

im Routinelabor verfügbar sind (Virusanzucht) oder

weil Sensitivität und Spezifität für den Nachweis aku-

ter Infektionen nicht ausreichen (Antikörpernach-

weis). Virusdirektnachweise durch Nukleinsäure-

Amplifikationsverfahren und Antigennachweise sind

heute die diagnostischen Methoden der Wahl für den

Nachweis gastrointestinaler Viren. Goldstandard sind

die Nukleinsäure-Amplifikationsverfahren (NAAT).

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Picornaviridae), Saffold-Virus (Familie Picornaviridae),Cosavirus (Familie Picornaviridae), Salivirus (Familie Picor-naviridae), Torovirus (Familie Coronaviridae), Bocavirus(Familie Parvoviridae), Bufavirus (Familie Parvoviridae),Tusavirus (Familie Parvoviridae), Picobirnavirus (FamiliePicobirnaviridae) sowie die Polyomaviren MWPyV,MXPyV und STLPyV [2].

Hepatitisviren, wie das Hepatitis-A-Virus oder das Hepati-tis-E-Virus, können auch die Symptome einer Gastroente-ritis hervorrufen, sollen aber im vorliegenden Artikelnicht weiter behandelt werden, genau wie Gastrointesti-naltrakt-Infektionen bei Immunsupprimierten durchCMV und HSV. Bei einer akuten Durchfallsymptomatikmit nosokomialem Hintergrund muss insbesondere auchan Clostridium difficile gedacht werden. Die nicht viraleGastroenteritis ist allerdings nicht Thema dieses Artikels.

Erregernetzwerk im Aufbau

Zur Orientierung über die jeweils aktuell in Deutschlandzirkulierenden Gastroenteritiserreger und die typischeSaisonalität dieser Mikroorganismen ist zurzeit analogdem Internetauftritt des Netzwerks für respiratorische Er-reger (https://clinical-virology.net/en) ein unter der glei-chen Adresse verfügbarer Internetauftritt des Netzwerksfür Gastroenteritiserreger im Aufbau. Zurzeit (Mai 2018)werden noch keine Daten veröffentlicht.

Die entsprechenden Viren konnten zum Teil nur durchdie Anwendung moderner molekularer Methoden ent-deckt werden, und sie lassen sich auch am besten durchmolekulare Verfahren diagnostisch erfassen.

Bedeutung von Viren fürdie akute Gastroenteritis

Zur Bestimmung der Bedeutung von Viren, die in Mate-rialien des Gastrointestinaltraktes entdeckt wurden, fürdas Krankheitsbild akute Gastroenteritis, sind aufwendi-ge Studien nötig und auch schon erfolgt. Im mensch-lichen Stuhl findet man Pflanzen- und Tierviren, die durchdie Nahrung in den Gastrointestinalraum gelangen, Bak-teriophagen und Protozoenviren, die dort ihre natürli-chen Wirte aus der Darmflora parasitieren, menschlicheViren, die z. B. durch Schlucken aus dem Respirations-trakt in den Gastrointestinaltrakt kommen, sowie Gas-trointestinaltrakt-Pathogene.

MerkeDer Nachweis von Nukleinsäure eines neuen Virus inMaterialien aus dem Gastrointestinaltrakt ist nichthinreichend zum Nachweis der Replikationsfähigkeitdes entsprechenden Virus im Gastrointestinaltrakt.

Verfahren für den Virusnachweis

Virale Nukleinsäure kann durch das Schlucken von Nah-rungsmitteln oder respiratorischen Sekreten in den Gas-trointestinaltrakt gelangen. Ein spezieller Nachweis derZugehörigkeit zur Gruppe der Gastrointestinaltrakt-Pa-thogene ist daher essenziell. Die am besten dafür geeig-nete Methode für eine schnelle Analyse ist die Fallkon-trollstudie. Hierzu müssen Proben einer Kontroll- undeiner Fallgruppe aus der gleichen Jahreszeit und der glei-chen Basispopulation gesammelt, untersucht und aus-gewertet werden [1].

Elektronenmikroskopie

Ursprünglich war die Elektronenmikroskopie eine wichti-ge Methode für die Diagnose einer viralen Gastroenteri-tis. Eine Identifizierung des Virus ist am Tag der Einsen-dung möglich, alle wichtigen Viren können identifiziertwerden. Voraussetzung für einen erfolgreichen Virus-nachweis sind allerdings eine sehr hohe Viruslast (> 106

Viren pro ml Stuhl), sehr gut geschultes Personal undeine sehr teure Ausrüstung. Aufgrund dieser Anforderun-gen spielt die Elektronenmikroskopie heute keine wich-tige Rolle mehr in der Routinediagnostik [2].

Zellkulturen

Auch Zellkulturtechniken können zum Nachweis von Gas-troenteritisviren eingesetzt werden. So sind seit langerZeit Verfahren zur Anzucht von Rotaviren, Astrovirenund Adenoviren vorhanden. In den vergangenen Jahrenwurden auch Verfahren zur Anzucht von Noroviren be-schrieben. Die Virusanzucht ist allerdings aufwendig undlangwierig. Daher spielt sie keine Rolle in der modernenRoutinediagnostik.

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Antigennachweis

Für den direkten Nachweis von Noroviren, Rotaviren,Adenoviren und Astroviren sind Antigennachweise ver-fügbar.

Nukleinsäure-Amplifikationstechnik (NAAT)

In den letzten Jahren hat es eine Weiterentwicklung derverfügbaren Nukleinsäure-Amplifikationstechniken(NAATs) ausgehend von der für ein einzelnes Virus spezi-fischen Standard-PCR mit einem Zeitbedarf von 2–3 h in2 Richtungen gegeben:▪ Zum einen sind Multiplexverfahren verfügbar gewor-

den, die symptomorientiert alle relevanten Erregerfür ein definiertes Krankheitsbild in einem Reaktions-ansatz nachweisen können.

▪ Zum anderen sind Point-of-Care-Systeme entwickeltworden, die in wenig störanfälligen, geschlossenenSystemen den Nachweis von Viren in sehr kurzer Zeitermöglichen und kein für molekulare Verfahren spe-ziell geschultes Personal voraussetzen.

So ist der Nachweis von Noroviren durch die Nukleinsäu-re-Amplifikation mittlerweile in einer Reaktionszeit von60min möglich. Die Bedeutung, die Next-Generation-Squencing-Verfahren für das Routinelabor gewinnen wer-den, lässt sich noch nicht abschließend beurteilen [3].

Polymerase-Kettenreaktion (PCR)

Bei einem Verdacht auf eine Norovirus-Infektion ist alleindie PCR zu empfehlen. Bei Verdacht auf Rota- oder Ade-novirus-Infektionen bei Immungesunden ist ein Antigen-nachweis meist hinreichend. Multiplex-PCR-Verfahrensind bei immunsupprimierten Patienten mit Gastroente-ritis eine sinnvolle Alternative.

Impfstoffe

Die Fortschritte bei der Entwicklung antiviraler Wirkstoffeund Impfstoffe sind gering. Impfstoffe sind für die Ver-hinderung von Rotavirus-Infektionen vorhanden, weitereKandidaten befinden sich in der Entwicklung. Gegen No-rovirus-Infektionen sind ebenfalls Impfstoffe in der Ent-wicklung. Die meisten Konzepte stehen aber erst am An-fang, nur für einen Kandidaten wurde mittlerweile einePhase-II-Studie begonnen. Für weitere virale Gastroente-ritiserreger, insbesondere neu entdeckter Viren, ist dieEntwicklung von Impfstoffen bisher nicht abzusehen.

Spezifisch antiviral wirkende Agenzien sind gegen Gas-troenteritisviren nicht zugelassen und werden nur für we-nige Viren in einem sehr frühen Entwicklungsstadium be-arbeitet.

Kleines M. Das Who is… Krankenhaushygiene up2date 2018; 13: 143–158

Noroviren

Biologie

Noroviren wurden 1972 im Rahmen eines Gastroenteri-tisausbruchs in der Stadt Norwalk, Conneticut, USA ent-deckt. Es handelt sich um nicht behüllte, 7,7 kb große,einzelsträngige RNA-Viren mit positiver Polarität. Sie ko-dieren für 3 offene Leseraster. Ein offenes Leseraster wirdfür die Expression der Nichtstrukturproteine genutzt, 1offenes Leseraster für die Expression des Haupt-Kapsid-proteins und 1 offenes Leseraster für die Expression desMinor-Kapsidproteins.

Zunächst als Norwalk-like-Agent bezeichnet, wurde fürdiesen Gastroenteritiserreger die Gattung Norovirus ge-schaffen, die der Familie der Caliciviridae zugeordnetwurde [2]. Die Noroviren werden in 7 Genogruppen (GGI–GG VII) unterteilt.

Genogruppen

Auf Basis der Aminosäuresequenz des KapsidproteinsVP1 werden die Genogruppen in Genotypen unterteilt,die durch Zufügen einer arabischen Ziffer bezeichnetwerden. Etwa 30 Genotypen sind bekannt. Der aus demAusbruch in der Stadt Norwalk stammende Prototyp Nor-walk-Virus wurde als GI.1 klassifiziert. Der für Ausbrüchevon Gastroenteritis in der menschlichen Population, ins-besondere bei Kindern und Älteren, wichtigste Genotypwurde als GII.4 klassifiziert. Genotypen der GenogruppenI, II, und IV können humane Infektionen auslösen. Diemeisten humanpathogenen Genotypen stammen ausder Genogruppe II.

Virusvarianten

Replikation durch eine Polymerase ohne Proof-Reading-Funktion sowie Rekombinationsereignisse führen ständigzur Bildung neuer Norovirusvarianten. Dies ist die Basisder nur kurzanhaltenden, stammspezifischen Immunitätnach Norovirusinfektionen. Zugleich ist die ständige Pro-duktion neuer Antigenvarianten eine erhebliche Schwie-rigkeit für die Entwicklung von Norovirus-Impfstoffenund für die Identifizierung von spezifischen antiviralenWirkstoffen. Für den Genotyp GII.4 treten alle 2–4 Jahreneue Hauptvarianten auf, die zu einer Epidemie in der ge-gen die neue Antigenvariante nicht immunen mensch-lichen Population führen.

Kultivierung

Lange Zeit war keine Methode zur Kultivierung von Noro-viren bekannt. Dies erschwerte Untersuchungen zur Pa-thogenese und verhinderte die erfolgreiche Entwicklungvon Impfstoffen und antiviralen Agenzien.

In den letzten Jahren wurde ein Norovirus-Replikon her-gestellt, das die Schaffung von Zelllinien ermöglichte, indenen dauerhaft Norovirus-RNA repliziert wird [4]. Darü-

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ber hinaus gelang die Entwicklung von 2 Norovirus-per-missiven In-Vitro-Kultursystemen (B-Zellen: kein zyto-pathischer Effekt; von aus Stammzellen differenziertenEnterozyten: zytopathischer Effekt). Eine dritte wichtigeNeuerung ist die Etablierung eines Kleintiermodells, dasauf der Maus und einem murinen Norovirus beruht.

Mit diesen neuen Untersuchungsmethoden erscheint diegenaue Aufklärung der Norovirusbiologie möglich. Diesist Voraussetzung dafür, geeignete Angriffspunkte für ei-nen Norovirus-Impfstoff oder für norovirusspezifischeantivirale Agenzien zu finden. Gleichzeitig hat man damitMethoden an der Hand, Impfstoff- und Therapiekandida-ten in geeigneten Systemen auf ihre Effizienz zu testensowie die Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln direktzu prüfen.

Auf Basis dieser neu entwickelten Methoden wurden be-reits wichtige neue Erkenntnisse gewonnen. So wurdeetwa der murine Rezeptor für Noroviren entdeckt.

MerkeEs ließ sich nachweisen, dass die Zusammensetzungdes Darmmikrobioms wichtig für die klinischen Kon-sequenzen einer Norovirus-Infektion ist: Ein Entero-bacter-cloacae-Stamm wurde identifiziert, der einenverstärkenden Effekt auf die Norovirus-Infektion hat;bestimmte Laktobazillen haben dagegen einen inhi-bierenden Effekt auf die Norovirus-Infektion [5].

Übertragungswege

Die Übertragung erfolgt durch fäkal-orale Schmierinfek-tionen von Mensch zu Mensch oder seltener durch Kon-sum kontaminierter Nahrungsmittel. Die Viruslast pro goder ml Stuhl kann Werte von 109 und mehr erreichen.Die zur Infektion notwendige Dosis ist also in 10–100 ngStuhl enthalten, einer mit dem bloßen Auge nicht sicht-baren Menge. Dies erklärt das leichte Entstehen von Aus-brüchen und die manchmal bestehenden Probleme, ei-nen Ausbruch zu beenden.

Klinik von Norovirus-Infektionen

Noroviren können zu Gastroenteritisausbrüchen führen.Solche Ausbrüche werden gehäuft in Gemeinschaftsein-richtungen wie Kreuzfahrtschiffen, Gesundheitseinrich-

▶ Tab. 1 Mediane Inkubationszeit wichtiger viraler Gastroenteritiser

Erreger mediane Inkubationszeit

Norovirus 1,2 d

Rotavirus 2 d

Sapovirus 1,7 d

Astrovirus 4,5 d

Adenovirus 9 d

tungen, Schulen oder Militäreinrichtungen beobachtet.Auslöser der größten Zahl der Ausbrüche ist in den meis-ten Jahren der jüngeren Vergangenheit ein Stamm desGenotyps GII.4. Untersuchungen legen nahe, dass dieAusbrüche auf viralen Varianten beruhen, die zuvor schonbei sporadischen Fällen beobachtet worden waren. DerGenotyp GII.4 spielt auch bei den sporadischen Gastro-enteritiden, die nicht Teil eines Ausbruchsszenarios sind,eine wichtige Rolle. Dies zeigt, dass eine gründliche Sur-veillance sowohl der Ausbrüche als auch der spora-dischen Fälle wichtig für die Beherrschung der norovirus-assoziierten Gastroenteritis sind.

Noroviren sind für 18% der weltweit auftretenden Gastro-enteritiden verantwortlich. Man geht von weltweit knapp700Mio. symptomatischen Erkrankungsfällen pro Jahrundweltweitmehr als 200000 Todesfällen jährlich aus [6].In Mitteleuropa ist die Inzidenz in den Monaten Oktoberbis März am höchsten. In Ländern mit einem Rotavirus-Impfprogramm haben Noroviren Rotaviren als häufigsteUrsache der Gastroenteritis bei Kindern abgelöst.

MerkeDie infektiöse Dosis für eine Norovirus-Infektion istsehr niedrig. Sie liegt bei ca. 10–100 Virionen.

Nachweis

Der Nachweis von Noroviren als ätiologisches Agens fürdie Entstehung von Gastroenteritis gelang durch dieGabe von Norovirus-Präparationen an gesunde Proban-den. Diese entwickelten überwiegend eine Diarrhö [2].

Symptome

Nach einer medianen Inkubationszeit von 1,2 Tagen [7]oder 6–50 h (▶ Tab. 1) können bei einer Norovirus-Infek-tion Symptome auftreten, die 2–5 Tage andauern kön-nen. Dabei handelt es sich um schwallartiges Erbrechen(bei ⅔ der symptomatischen Infektionen), Diarrhö, Übel-keit, abdominale Schmerzen, Kopfschmerzen, Mattigkeitund Fieber (selten). Es kommt zu einem hohen Flüssig-keitsverlust und starkem Krankheitsgefühl. Die Erkran-kung ist selbstlimitierend. Bei Immunsupprimierten undälteren Menschen verläuft die Krankheit länger. Die Im-munität, die nach einer Norovirus-Infektion auftritt, hältnur kurz und ist stammspezifisch.

reger.

minimale und maximale Inkubationszeit

6–50 h

1–3 d

1–4 d

1–6 d

5–10 d

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MerkeNeben symptomatischen Infektionen sind auchasymptomatische Norovirus-Infektionen zu beob-achten. Bei Personen mit asymptomatischer Noro-virus-Infektion ist auch Norovirus-RNA im Stuhlnachweisbar. Eine Infektion anderer Personen istmöglich.

Infektionsverlauf

Reinfektionen mit Noroviren sind häufig und haben beiVorliegen des identischen Stamms häufig einen asympto-matischen Verlauf. Eine Virusausscheidung nach der In-fektion wird unabhängig vom Verlauf oft ca. 1 Wochelang nach der symptomatischen Phase beobachtet. Siekann aber auch Wochen bis Monate persistieren. Diestrifft v. a. auf immunsupprimierte und ältere Menschenzu.

Asymptomatische Verläufe oder Virusausscheidung nachEnde der Symptome sind häufig durch eine niedrige Vi-ruslast gekennzeichnet. Bei Immungesunden kann mani.d.R. 48 h nach Ende der symptomatischen Phase vomEnde der Infektiosität des Patienten ausgehen – unab-hängig davon, ob noch Norovirus-RNA im Stuhl nach-weisbar ist oder nicht.

Ein Nachtesten von Patienten mit Norovirus-Gastroente-ritis auf Norovirus-RNA nach Ende der Symptomatik, wiees etwa nach Salmonelleninfektionen erfolgt, ist dahernicht indiziert.

Aufgrund des Auftretens asymptomatischer Verläufe undvon persistierender Virusausscheidung besteht keinzwangsläufiger kausaler Zusammenhang zwischen einempositiven Norovirusnachweis und der beobachteten Gas-troenteritis. Eine Unterscheidung zwischen asymptomati-scher Norovirusinfektion oder protrahierter Virusaus-scheidung auf der einen Seite und symptomatischer No-rovirus-Infektion auf der anderen Seite ist durch einensingulären qualitativ positiven Norovirus-RNA-Nachweisnicht sicher möglich. Die einzigen Möglichkeiten, mehrSicherheit in dieser Frage zu erlangen, sind die semiquan-titative oder quantitative Auswertung der PCR oder dieVerwendung einer Multiplex-PCR, die weitere Erregerumfasst.

DiagnostikVirusanzucht und Elektronenmikroskopie

Die Virusanzucht spielt für die Diagnostik der Gastroente-ritis durch Noroviren weiterhin keine Rolle. Der Nachweisvon Noroviren durch Elektronenmikroskopie setzt einesehr hohe Viruslast (> 106 Viren pro ml Stuhl), sehr gutgeschultes Personal und eine sehr teure Ausrüstung vo-raus. Im Routinelabor spielt die Methode daher auch kei-ne große Rolle [1].

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Antigennachweise

Für Noroviren sind Antigennachweise verfügbar. Die Kor-relation der Ergebnisse mit Ergebnissen auf Basis moleku-larer Verfahren ist nicht gut. Es treten sowohl falsch nega-tive als auch falsch positive Ergebnisse mit einem nen-nenswerten Anteil auf. Das kann an der hohen geneti-schen Variabilität der Noroviren liegen. Der positive wieder negative Vorhersagewert von Antigennachweisen istdaher unbefriedigend. Die Diagnose von Norovirus-Infek-tionen sollte nicht auf einem Antigennachweis beruhen.

Nukleinsäure-Amplifikationstechnik

Seit vielen Jahren stehen NAATs für den Einzelnachweisvon Noroviren zur Verfügung. Es sind sowohl gute In-House-Verfahren verfügbar als auch eine große Zahlkommerzieller Verfahren. Der positive und der negativeVorhersagewert in Bezug auf den Nachweis von Norovi-rus-RNA ist sehr gut. Weniger gut ist aufgrund asympto-matischer Infektionen und von Verläufen mit Persistenzviraler RNA der positive Vorhersagewert in Bezug aufden Nachweis einer Norovirus-Gastroenteritis. Hier kön-nen semiquantitative und quantitative Auswertungenden positiven Vorhersagewert verbessern.

Seit einigen Jahren stehen Multiplex-NAAT-Verfahren un-terschiedlicher Hersteller zur Verfügung [8], die nebenNoroviren auch gleichzeitig weitere virale, bakterielleund parasitische Gastroenteritiserreger erfassen. Der Ein-satz dieser Verfahren minimiert die Gefahr, den tatsäch-lich für die Gastroenteritis verantwortlichen Erreger beiasymptomatischer Norovirus-Infektion zu übersehen.

Diese Multiplexverfahren sind teuer. Es ist fraglich, ob sieals allgemeine Screening-Methode für die Gastroenteritisbei allen Patienten kosteneffektiv sind. Bei speziellen Pa-tientenkollektiven, z. B. Transplantierten oder anderwei-tig immunsupprimierten Patienten, sind die Multiplex-NAATs jedoch eine wichtige diagnostische Option. Die In-terpretation von Testläufen mit mehreren positiven Er-gebnissen ist aber immer noch weitgehend unklar.

Prophylaxe

Basis jeder Prophylaxe von Norovirus-Infektionen ist dasVerhindern von Übertragungen von Noroviren von Nah-rungsmitteln zumMenschen und von Mensch zu Mensch.

Nahrungsmittel-zu-Mensch-Übertragung

In der Verhütung von Übertragungen von Nahrungsmit-teln zum Menschen hat sich die Hochdruck-Inaktivierungvon Noroviren in Austern bewährt (600MPa). AndereVerfahren, die erprobt und verwendet werden, sind Gam-mabestrahlung, Hitzeinaktivierung, Ultraschall, UV-Strahlung, Exposition mit Chlorid oder Exposition mitOzon. Aufgrund der Schwierigkeiten bei der Anzucht vonNoroviren ist es allerdings schwer, die Effizienz der unter-suchten Verfahren nachzuweisen. Neben dem Selbstver-such bestehen kaum Optionen. Daher werden die Test-

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verfahren meist mit anderen kultivierbaren Calicivirengetestet. Eine Übertragbarkeit der erhaltenen Ergebnisseauf Noroviren ist nicht in jedem Fall gesichert [4].

Mensch-zu-Mensch-Übertragung

Als Maßnahmen zur Minimierung der Übertragung vonNoroviren von Mensch zu Mensch gibt es Umweltdekon-tamination, Isolierung von Patienten und konsequenteHändehygiene mit viruziden Desinfektionsmitteln.

Therapie

Optimalen Schutz kann es nur geben, wenn neben Hygie-nemaßnahmen auch effiziente therapeutische Maßnah-men und Möglichkeiten zur Immunprophylaxe verfügbarsind. Dies ist bei Noroviren bis zum heutigen Tag leidernicht der Fall. Die symptomatische Therapie aus Flüssig-keits- und Elektrolytsubstitution ist der einzige allgemeinakzeptierte und in der Praxis verwendete therapeutischeAnsatz.

Nitazoxanid, ein Wirkstoff aus der Klasse der Antiparasi-tika mit Potenzial zum breit wirkenden antiviralen Agens,wurde auf Wirksamkeit gegen Norovirus-Infektionen ge-testet. In placebokontrollierten Studien ließ sich eine Ver-kürzung der Symptomdauer zeigen. Andere Studienzweifeln die Wirksamkeit an. Für eine endgültige Beurtei-lung ist die Datenlage nicht ausreichend.

Viele Anknüpfungspunkte für direkt wirkende antiviraleAgenzien sind denkbar:▪ Inhibitoren der Rezeptorbindung▪ Inhibitoren der Virusinternalisierung▪ Polymeraseinhibitoren▪ Inhibitoren der Virusreifung▪ Inhibitoren der Virusfreisetzung

Da lange Zeit keine belastbaren Untersuchungssystemefür Noroviren zur Verfügung standen, ist das Wissen zuden molekularen Vorgängen bei Norovirus-Infektionenmarginal. Es bleibt zu hoffen, dass die neu verfügbarenMethoden schnell zu Wissenszuwachs führen, sodass ge-zielt antivirale Agenzien gesucht werden können. Zurzeitwerden Inhibitoren der RNA-abhängigen RNA-Polymera-se, wie z. B. das Flavonoid Suramin, auf ihre Eignung zurTherapie von Norovirusinfektionen untersucht sowie dasNukleosidanalog Favipiravir oder potenzielle Internalisie-rungsinhibitoren [9].

Mehrere Firmen versuchen, einen Impfstoff gegen Noro-virus-Infektionen zu entwickeln. Am weitesten fort-geschritten ist ein Vakzinkandidat zur intramuskulärenApplikation auf Basis von Virus-like-Particles (VLPs) derNoroviren GI.1 und GII. 4. Das Prinzip der VakzinierungVLPs wird bereits beim Impfstoff gegen humane Papil-lomviren erfolgreich eingesetzt. Ein entsprechender No-rovirus-Impfstoff ist bereits in der klinischen Entwicklung– zurzeit erfolgt eine Phase-II-Studie, die 2019 abge-

schlossen sein soll. Vier weitere Impfstoffkonzepte, da-runter ein trivalenter Impfstoff (Norovirus GII.4 VLP + No-rovirus GI.3 VLP + rekombinantes attenuiertes RotavirusVP6) sind in präklinischen Entwicklungsphasen [9]. Klassi-sche Verfahren zur Impfstoffentwicklung wie die Herstel-lung attenuierter Lebendimpfstoffe waren bisher wegender mangelnden Kultivierbarkeit von Noroviren nichtmöglich.

Sapoviren

Biologie von Sapoviren

Sapoviren wurden 1976 durch die Elektronenmikroskopiein einer Stuhlprobe aus Großbritannien entdeckt. Derspäter definierte Typstamm kommt aus Sapporo, Japan.Der Herkunftsort des Typstamms ist Grundlage der Be-zeichnung der Gattung Sapovirus. Die Gattung ist mitden Noroviren verwandt und wurde auch der Familie Ca-liciviridae zugeordnet. Sie umfasst 5 Genogruppen, diesich jeweils aus Genotypen zusammensetzen, die auf Ba-sis der Aminosäuresequenz des Gens für das Haupt-Kap-sidprotein VP1 voneinander abgegrenzt werden [10]. Dasca. 7,7 kb große Einzelstrang-RNA-Genom mit positiverPolarität kodiert für 2 offene Leseraster, eins weniger alsNoroviren. Im Gegensatz zu Noroviren wird kein Minor-Kapsidprotein kodiert.

Übertragungswege

Sapovirus-Infektionen können ganzjährig nachgewiesenwerden und treten gehäuft in der kalten Jahreszeit auf.Sie werden durch Schmierinfektion auf der fäkal-oralenRoute von Mensch zu Mensch sowie durch kontaminierteNahrungsmittel übertragen [2].

Virusvarianten

Genomische Veränderungen entstehen häufig. Die Me-chanismen entsprechen den für Noroviren beschriebenenMechanismen: Nukleotidaustausche durch Replikationmit einer Polymerase ohne Proof-Reading-Aktivität sowieRekombinationsereignisse. Der Rezeptor für Sapovirenunterscheidet sich vom Rezeptor für Noroviren.

Kultivierbarkeit

Für Sapoviren gibt es kein Kleintiermodell. Kulturmetho-den wurden beschrieben, konnten aber nicht durch ande-re Gruppen verifiziert werden. Aus diesem Grund gibt eskaum Erkenntnisse zur Biologie der Sapoviren. EinigeSchweine-Sapoviren sind kultivierbar. Auf Basis dieserMethode wurden bisher nur wenige Erkenntnisse gewon-nen. Inwieweit sie auf humane Sapoviren übertragbarsind, ist unbekannt [10]. Animale Sapoviren können denMenschen nicht infizieren. Das Fehlen von Erkenntnissenzum Lebenszyklus der Sapoviren erschwert die Entwick-lung von Therapeutika oder Impfstrategien sehr stark.

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Klinik von Sapoviren

Sapovirus-Infektionen treten weltweit und in allen Alters-stufen sporadisch und im Rahmen von Ausbruchsereig-nissen auf.

MerkeDie Klinik von Sapovirus-Infektionen ist nicht vonNorovirus-Infektionen zu unterscheiden.

Infektionsverlauf

Die Krankheitsverläufe sind etwas leichter als bei Norovi-rus- oder Rotavirus-Infektionen. Die Mortalität ist gering[10]. Die Inkubationszeit beträgt im Median 1,7 Tageund reicht von weniger als 1 Tag bis 4 Tage (▶ Tab. 1) [7].

Sapovirus-Infektionen sind für 2,2–12,7% aller Gastroen-teritiden weltweit verantwortlich sowie für 1,3–8% allerGastroenteritisausbrüche. Dynamische Änderungen inden vorherrschenden Genogruppen und Genotypen kön-nen von Jahr zu Jahr beobachtet werden. Bei Schulkin-dern wurde eine Seroprävalenz von über 90% gemessen.Dies bedeutet, dass fast alle Vorschulkinder eine entspre-chende Infektion durchmachen. Der klinische Verlauf indieser Altersgruppe ist schwerwiegender als der bei älte-ren Kindern. Erwachsene zeigen die leichtesten klinischenVerläufe. Vorhandene Antikörper gegen Sapoviren modu-lieren also den Krankheitsverlauf in günstiger Weise, auchwenn die Infektion mit einem anderen Genotyp erfolgt.Gegen antigengleiche Sapoviren entsteht Immunität.

Wie bei Noroviren kennt man asymptomatische undsymptomatische Verläufe auch nach einer Sapovirus-In-fektion. Die infektiöse Dosis ist vergleichbar niedrig wiebei Noroviren. Nach Ende der Symptomatik bleibt die Sa-povirus-RNA auch bei Immungesunden 1–4 Wochen imStuhl nachweisbar.

Diagnostik

Für die Routinediagnostik ist kein Anzuchtverfahren fürSapoviren verfügbar. Diagnostik durch Elektronenmikro-skopie ist möglich, aber in den meisten Labors für Routi-neuntersuchungen nicht verfügbar. Antigennachweisewurden publiziert, sind aber wenig sensitiv. Kommerziel-le Antigennachweisverfahren sind nicht verfügbar.

Nukleinsäure-Amplifikationstechnik

Die Diagnostik von Sapovirus-Infektionen beruht alleinauf NAATs. Es sind sowohl Methoden für den Einzelnach-weis von Sapoviren verfügbar als auch Multiplex-NAATs,die einen Sapovirus-Nachweis enthalten [8]. Die Aus-sagekraft von positiven Sapovirus-RNA-Nachweisen un-terliegt den schon für Noroviren beschriebenen Ein-schränkungen.

Kleines M. Das Who is… Krankenhaushygiene up2date 2018; 13: 143–158

Prophylaxe und Therapie

Im Gegensatz zu Noroviren sind Sapoviren sensibel ge-genüber begrenzt viruziden Desinfektionsmitteln. EineDekontamination ist somit einfacher erreichbar und Aus-brüche besser eindämmbar. Es gibt keine gegen Sapovi-ren wirksamen antiviralen Agenzien oder Impfstoffe. Daman keine Kenntnisse zur Sapovirus-Biologie hat, gibt esauch keine Ansätze zur Entwicklung von Therapeutikaoder Impfstoffen.

Rotaviren

Biologie von Rotaviren

Rotaviren wurden 1973 im Stuhl von Kindern mit Gastro-enteritis nachgewiesen [2]. Zahlreiche Mammalia- undVogelspezies können durch Rotaviren infiziert werden.Sie gehören zur Familie Reoviridae und weisen ein seg-mentiertes Doppelstrang-RNA-Genom mit 11 Segmen-ten auf, das für 6 Strukturproteine und 6 Nichtstruktur-proteine kodiert. Rotaviren werden in 6 Spezies unterteilt(A–H), diese Spezies wiederum werden weiter in Geno-typen eingeteilt. Dies geschieht anhand der Sequenzender viralen Proteine VP4 und VP7, durch die für jeden Ro-tavirus-Genotyp ein G- (VP4-Sequenz) und ein P‑Typ defi-niert werden. Rotaviren der Spezies A, die weltweit fürhumane Infektionen am wichtigsten ist, umfassen Geno-typen aus einer Kombination von mindestens 27 G-Typenund mindestens 37 P-Typen [11].

Übertragungswege

Rotavirus-Infektionen lassen sich ganzjährig nachweisenund treten gehäuft in der kalten Jahreszeit auf – in Mittel-europa von Februar bis April. Sie werden durch Schmier-infektion auf der fäkal-oralen Route von Mensch zuMensch sowie durch kontaminierte Nahrungsmittel über-tragen [2]. Es gibt sowohl Ausbrüche als auch spora-dische Infektionen.

Virusvarianten

Genomische Veränderungen entstehen häufig. Die Me-chanismen entsprechen den für Noroviren beschriebenenMechanismen: Nukleotidaustausche durch Replikationmit einer Polymerase ohne Proof-Reading-Aktivität sowieRekombinationsereignisse. Letztere sind durch das seg-mentierte Genom besonders einfach.

Kultivierbarkeit

Kulturverfahren sowie Tiermodelle sind für Rotaviren ver-fügbar.

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Klinik von Rotavirus-Infektionen

Rotavirus-Infektionen waren vor der Verfügbarkeit derImpfung die wichtigste Ursache von Gastroenteritis beiKindern weltweit und die zweitwichtigste Ursache bei Er-wachsenen. Diese werden oft durch Kinder infiziert. BeiErwachsenen über 60 Jahren nimmt die Inzidenz wiederzu. Fast alle Kinder machen bis zum Alter von 5 Jahreneine primäre Infektion durch. Reinfektionen treten auf,sind aber mit reduziertem Schweregrad assoziiert. Dieätiologische Bedeutung wie der fäkal-orale Übertra-gungsweg von Rotaviren wurde durch Infektionsversuchemit gesunden Probanden gesichert, die eine Diarrhö ent-wickelten. Das Virus infiziert primäre Enterozyten undlöst durch die Zerstörung absorptiver Enterozyten dieDiarrhö aus. Die Infektion kann von Antigenämie und Vir-ämie begleitet sein – insbesondere bei schweren Ver-läufen.

Die Klinik der Rotavirus-Infektion ist nicht von Norovirus-Infektionen zu unterscheiden und hält 2–6 Tage an. Bis zu8 Tage lang nach Ende der Symptome kommt es zur Vi-rusausscheidung. Die Inkubationszeit beträgt im Median2 Tage (▶ Tab. 1) [7]. Es werden symptomatische undasymptomatische Infektionen beobachtet.

Rotaviren sind für 40% der weltweit hospitalisierten Gas-troenteritisfälle bei Kindern unter 5 Jahren verantwort-lich. 2008 kam es zu fast 500000 Todesfällen bei Kinderndurch Rotavirus-Infektionen, bis 2012 ist die Zahl der To-desfälle durch Einfluss der Impfung auf 200000 pro Jahrabgesunken. Eine Assoziation von Rotavirus-Infektionenmit Nierenversagen, ZNS-Erkrankungen oder Myositiswurde postuliert [2].

Diagnostik von Rotavirus-Infektionen

Eine Kultivierung von Rotaviren ist möglich. Für die Routi-nediagnostik ist die Viruskultur aber nicht etabliert. EineDiagnostik durch Elektronenmikroskopie ist ebenfallsmöglich, aber in den meisten Labors für Routineunter-suchungen nicht verfügbar. Es gibt kommerzielle Anti-gennachweise; sie sind aufgrund der hohen Viruslastwährend der frischen Infektion auch sehr sensitiv. Sie er-reichen aber nicht die Sensitivität von molekularen Ver-fahren.

Nukleinsäure-Amplifikationstechnik

Goldstandard für die Diagnostik von Rotavirus-Infektio-nen sind NAATs. Es sind sowohl Methoden für den Ein-zelnachweis von Rotaviren verfügbar als auch Multiplex-NAATs, die einen Rotavirus-Nachweis enthalten. Die Aus-sagekraft von positiven Rotavirus-RNA-Nachweisen un-terliegt den schon für Noroviren beschriebenen Ein-schränkungen.

Prophylaxe von Rotavirus-Infektionen

Neben allgemeinhygienischen Maßnahmen kann mangegen Rotavirus-Infektionen auch spezifisch schützen.1998 wurde mit Rotashield® der erste wirksame Rotavi-rus-Impfstoff zugelassen. Dieser ist wegen des Auftre-tens von Darminvaginationen vom Markt genommenworden. 2006 wurden 2 weitere Impfstoffe zugelassen,deren Verwendung mittlerweile in mehr als 80 Ländernempfohlen wird.

Impfstoffe

Rotarix®, ein monovalentes, auf einem humanen Impf-stamm beruhendes Präparat, muss in 2 Dosen ver-abreicht werden; Rotateq®, ein pentavalentes, auf bovi-nen Impfstämmen beruhendes Präparat, muss in 3 Impf-dosen verabreicht werden. Der Abschluss der Impfungmuss innerhalb der ersten 24 Lebenswochen des Impf-lings erfolgen. Die Impfstoffe beruhen auf der Induktionvon neutralisierenden Antikörpern gegen die viralen Pro-teine VP4 und VP7. Beide Impfstoffe unterscheiden sichnicht signifikant in der Wirksamkeit. Sie schützen jeweilsmit einer Effizienz von mehr als 90% gegen einen Aufent-halt auf der Intensivstation wegen Gastroenteritis [9],Darminvaginationen sind nicht häufiger als in Kontroll-gruppen.

Ein weiterer Impfstoff ist in China, Indien und Vietnam zu-gelassen. Zur Wirksamkeit sind aber keine robusten Da-ten verfügbar. Zwei weitere Impfstoffkandidaten befin-den sich in einem frühen Entwicklungsstadium.

MerkeDie Impfstoffe gegen Rotaviren führten zu einerReduktion der Hospitalisierungen wegen Rotavirenum 38% und zu einer Reduktion der Intensivstations-aufenthalte um 67% [12].

Ältere, nicht geimpfte Kinder profitieren vom Impfschutzder Impflinge, da die Virusausbreitung erschwert wird.

Antivirale Medikamente

Eine akzeptierte rotavirusspezifische, antivirale Therapieist zurzeit nicht verfügbar. Nitazoxanid wurde auf dieWirksamkeit gegen Rotavirus-Infektionen getestet. Pla-cebokontrollierte Studien konnten eine Verkürzung derSymptomdauer zeigen.

Naturstoffe wie Flavonoide wurden auf die Wirksamkeitgegen Rotavirus-Infektionen getestet. Beiträge der Sub-stanzen zur Minimierung der viralen Absorption sowieder Minimierung der viralen Replikation sind in Zellkultur-experimenten nachgewiesen worden. In Tierversuchenmit Mäusen und Ferkeln gab es Hinweise auf eine Reduk-tion von Erkrankungsdauer und Schweregrad der Rotavi-rus-Gastroenteritis durch die Gabe von Naturstoffen.Quantität und Qualität der Experimente reichen jedochfür eine abschließende Beurteilung nicht aus [13].

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Astroviren

Biologie von Astroviren

Astroviren wurden 1975 entdeckt und lassen sich in dieFamilie der Astroviridae einteilen. Sie können mehr als30 Mammaliaspezies und mehr als 14 Vogelspezies infi-zieren. Jeder Astrovirus-Genotyp infiziert typischerweisespeziesspezifisch, es wurden aber Tierspezies identifi-ziert, die von mehr als einem Astrovirus-Genotyp infiziertwerden können. So können nichtmenschliche Primatengleichzeitig durch aviäre und humane Genotypen infiziertwerden. Ursprünglich wurden 8 verschiedene, eng mit-einander verwandte humane Astrovirus-Genotypen iden-tifiziert. Drei dieser Genotypen dominieren bei humanenAstrovirus-Infektionen – insbesondere der Genotyp 1.Seit dem Jahr 2000 wurden 2 weitere humanpathogeneAstrovirus-Genotypen entdeckt. Deren Genomsequenzist animalen Astroviren ähnlicher als den bis dahin be-kannten humanen Astroviren. Daher geht man davonaus, dass Astroviren zoonotisches Potenzial besitzen [14].

Astroviren haben ein 6,7–7,2 kb großes, positiv polaresEinzelstrang-RNA-Genom, das für 3 offene Leseraster ko-diert. ORF1a und ORF1b kodieren für Nichtstrukturpro-teine, ORF 2 kodiert für das Haupt-Kapsidprotein. Die As-trovirus-Genotypen werden anhand der Sequenz vonORF 2 eingeteilt.

Übertragungswege

Versuche mit gesunden Probanden haben gezeigt, dassAstroviren fäkal-oral übertragen werden und zu einer Di-arrhö führen können [2]. Astrovirus-Infektionen werdenganzjährig beobachtet, sie treten aber in der kalten Jah-reszeit gehäuft auf. Etwa alle 2 Jahre kommt es zu einerHäufung der Infektionen. Astrovirus-Infektionen werdenhäufiger bei ambulanten Patienten als bei hospitalisiertenPatienten beobachtet. Ihr Anteil an nosokomial erworbe-nen Gastroenteritiden beträgt ca. 5%.

Virusvarianten

Genomische Veränderungen entstehen häufig. Die Me-chanismen entsprechen den für Noroviren beschriebenenMechanismen: Nukleotidaustausche durch Replikationmit einer Polymerase ohne Proof-Reading-Aktivität sowieRekombinationsereignisse.

Kultivierbarkeit

Für die Kultivierung humaner Astrovirustypen besteht einZellkultursystem. EinTiermodell ist nur für animale Geno-typen etabliert (für Vogel-Genotypen: Truthahn; einMausmodell für den murinen Genotypen ist im Aufbau).Aufgrund der Verfügbarkeit dieser experimentellen Sys-teme ist über den Lebenszyklus und die Pathogenesevon Astroviren mehr bekannt als über Noroviren. Wichti-ges Detailwissen ist aber weiterhin nicht verfügbar. So istz.B. der Rezeptor für Astroviren unbekannt.

Kleines M. Das Who is… Krankenhaushygiene up2date 2018; 13: 143–158

Klinik von Astrovirus-Infektionen

Astrovirus-Infektionen sind Ursache von bis zu 10% dersporadischen Gastroenteritisfälle weltweit. Ausbrüchesind seltener als bei anderen Gastroenteritisviren. Der An-teil der Astrovirus-Infektionen an Ausbruchsgeschehenbeträgt weltweit ca. 0,5%. Fünf Prozent der Gastroenteri-tiden bei Kindern werden durch Astroviren ausgelöst[15].

MerkeDie Astrovirus-Diarrhö verläuft im Vergleich zuNorovirus-Infektionen relativ milde und dauert1–4 Tage an.

Die Inkubationszeit beträgt im Median 4,5 Tage(▶ Tab. 1). Neben Diarrhö können seltener auch Erbre-chen, Muskel-/Gelenkschmerz und Fieber auftreten. DieInfektion ist selbstlimitierend, es kommt aber zur Aus-scheidung von viraler RNA auch nach Ende der Sympto-matik. Ein großer Teil der Infektionen verläuft asympto-matisch.

Bei Immunsupprimierten und älteren Patienten kann eszu länger anhaltenden Gastroenteritiden kommen, diemit Gewichtsverlust einhergehen. Selten kommt es zuManifestationen außerhalb des Gastrointestinaltraktes.So wurden Enzephalitiden und Meningitiden beobachtet.Solche Krankheitsbilder wurden insbesondere auch beiInfektionen mit den beiden neu entdeckten Astrovirus-Genotypen beschrieben. Für letztgenannte konnte eineAssoziation mit Gastroenteritis nicht sicher nachgewie-sen werden.

Die Antikörperprävalenz für Astroviren beträgt bei derEinschulung über 90%. Nahezu jedes Kind hat bis dahinalso eine Infektion durchgemacht. Die Antikörperpräva-lenz bei Erwachsenen liegt trotz der möglichen Reinfek-tionen nur bei 70%. Immunität kann also verloren gehen.Eine Kreuzprotektion zwischen den Genotypen ließ sichbisher nicht nachweisen.

Diagnostik

Eine Kultivierung von Astroviren ist auf humanen em-bryonalen Nierenzellen möglich [2]. Für die Routinediag-nostik ist die Astrovirus-Kultur aber nicht etabliert. Diag-nostik durch Elektronenmikroskopie ist möglich, aber inden meisten Labors für Routineuntersuchungen nichtverfügbar. Kommerzielle Antigennachweise sind verfüg-bar, gegenüber molekularen Verfahren aber wesentlichweniger sensitiv.

Nukleinsäure-Amplifikationstechnik

Die Diagnostik von Astrovirus-Infektionen beruht opti-malerweise auf der NAAT. Es sind sowohl Methoden fürden Einzelnachweis von Astroviren verfügbar als auchMultiplex-NAATs, die einen Astrovirus-Nachweis enthal-ten [8]. Die Aussagekraft von positiven Astrovirus-RNA-

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Nachweisen unterliegt den schon für Noroviren beschrie-benen Einschränkungen. Bei ZNS-Erkrankungen ist die Vi-ruslast im Hirngewebe um mehrere Größenordnungenhöher als in Liquor oder Stuhl.

Prophylaxe und Therapie

Astrovirusspezifische Antikörper können Patienten ty-penspezifisch gegen Reinfektion schützen. Eine Dekon-tamination von mit Astrovirus verunreinigten Händenoder Flächen kann mit viruziden Desinfektionsmitteln er-folgen.

Zurzeit ist kein Impfstoff verfügbar. In vitro wurden VLPsgeneriert, die Grundlage für eine Impfstoffentwicklungsein könnten [15]. Es ist gelungen, Fusionsproteine aufBasis von Proteinanteilen des Hepatitis-E-Virus (HEV)und von Astroviren sowie auf Basis von Proteinanteilenvon Noroviren und Astroviren zu konstruieren, die einegute Antikörperantwort in Mäusen hervorrufen. DieseProteinchimären könnten Ausgangspunkt für die Ent-wicklung von Impfstoffen gegen Astroviren, Norovirenund HEV sein.

Bisher sind keine spezifisch gegen Astroviren wirksamenantiviralen Agenzien zugelassen oder bekannt. Es gibtEinzelfallberichte zur Therapie von astrovirusassoziiertenZNS-Erkrankungen mit Ribavirin. Die Wirksamkeit vonRibavirin in diesen Fällen ist nicht gesichert.

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Adenoviren

Biologie

Adenoviren wurden 1953 erstmals beschrieben. Sie besit-zen große Bedeutung für respiratorische Infektionen,Konjunktivitiden, Infektionen bei Immunsupprimierten,aber auch für Gastroenteritiden. Die Viren haben einDoppelstrang-DNA-Genom von 26–45 kb Größe. Sie wer-den in 19 Spezies unterteilt, darunter die 6 humanenSpezies Humanes Adenovirus A–F. Die humanen Speziesumfassen insgesamt mehr als 50 Virustypen. Nur die we-nigsten Typen sind für die Entstehung einer akuten Gas-troenteritis relevant. Eine klare Assoziation mit Gastroen-teritis wurde nur für Typen der Spezies F beschrieben [2].Am wichtigsten sind dabei die Virustypen 40 und 41, dersehr eng mit Typ 41 verwandte Virustyp 52 und der Virus-typ 31 spielen aber auch eine Rolle.

Übertragungswege

Die Übertragung erfolgt auf der fäkal-oralen Route meistvon Mensch zu Mensch. Erwachsene werden meist vonKindern angesteckt. Eine klare Saisonalität wurde bishernicht nachgewiesen, es scheint aber eine Häufung der Er-krankungsfälle in der 2. Jahreshälfte zu geben.

Klinik von Adenovirus-Infektionen

Symptomatische gastrointestinale Adenovirus-Infektio-nen findet man meist bei Kindern unter 2 Jahren und hierbei bis zu 10% der Erkrankungsfälle [16]. Der Anteilasymptomatischer Infektionen ist nicht ausreichend defi-niert. Bei Erwachsenen führen Adenovirus-Infektionenseltener zu symptomatischen Verläufen, sie lassen sichbei 1,5–5,4% der akuten Gastroenteritiden nachweisen.Allerdings beträgt ihr Anteil an akuten Gastroenteritiden,die einen Arztkontakt notwendig machen, etwa 15%.

Die Inkubationszeit beträgt 5–10 Tage (▶ Tab. 1), dieErkrankungsdauer 5–12 Tage. Auch nach Ende der Symp-tome lässt sich das Virus im Stuhl nachweisen. Die Symp-tomatik ähnelt der von Norovirus-Infektionen. Das Symp-tom Erbrechen ist allerdings weniger prominent.

MerkeDas CRP erreicht bei Adenovirus-Infektionen wesent-lich höhere Werte als bei anderen Virus-Gastroente-ritiden und kann Größenordnungen erreichen, die fürbakterielle Infektionen typisch sind [17].

Diagnostik

Eine Kultivierung von Adenoviren ist grundsätzlich mög-lich, für gastrointestinale Virustypen aber sehr ineffizient[2]. Für die Routinediagnostik ist die Viruskultur nichtetabliert. Eine Diagnostik durch die Elektronenmikrosko-pie ist möglich, aber in den meisten Labors für Routine-untersuchungen nicht verfügbar. Es gibt zwar kommer-zielle Antigennachweise, diese erreichen aber nicht dieSensitivität von NAATs.

Nukleinsäure-Amplifikationstechnik

Goldstandard für die Diagnostik von Astrovirus-Infektio-nen sind daher NAATs. Es sind sowohl Methoden für denEinzelnachweis von Adenoviren verfügbar als auch Multi-plex-NAATs, die einen Adenovirus-Nachweis enthalten.Die Aussagekraft von positiven Adenovirus-DNA-Nach-weisen unterliegt den schon für Noroviren beschriebenenEinschränkungen.

Prophylaxe und Therapie

Ein Impfstoff ist in Deutschland nicht zu gelassen. Füramerikanische Soldaten ist ein Impfstoff zum Schutz ge-gen respiratorische Adenovirus-Infektionen verfügbar.Zur Therapie schwerwiegender systemischer Adenovi-rus-Infektionen bei Immunsupprimierten kann Cidofovirzum Einsatz kommen. Eine Therapie von Adenovirus-Gas-troenteritiden bei Immungesunden ist nicht etabliert. Sobleiben nur allgemeinhygienische Maßnahmen, um eineAusbreitung von Adenovirus-Gastroenteritiden zu verhin-dern sowie Maßnahmen zur symptomatischen Therapie.

Kleines M. Das Who is… Krankenhaushygiene up2date 2018; 13: 143–158

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Weitere VirenDie in den folgenden Abschnitten behandelten Virenwurden aus menschlichem Stuhl isoliert.

Wahrscheinliche GastroenteritiserregerSalivirus

2009 wurden Viren der Gattung Salivirus in Stuhlprobenvon Patienten mit Gastroenteritis entdeckt. Die Virus-gruppe ist der Familie der Picornaviridae zugeordnet. Sieumfasst eine Spezies mit 2 Genotypen [18]. Das positivpolare Einzelstrang-RNA-Genom ist über 8 kb lang undkodiert für 3 Strukturproteine und 7 Nichtstrukturprotei-ne. Eine elektronenmikroskopische Darstellung ist bishernicht gelungen.

Saliviren sind in der Lage, Menschen und Schimpansen zuinfizieren. Ihre Saisonalität ist noch nicht endgültig ge-klärt. Die Übertragung erfolgt fäkal-oral. Sie können inbis zu 8,7% der Stuhlproben von Gastroenteritispatientennachgewiesen werden.

MerkeFallkontrollstudien legen eine ätiologische Bedeu-tung von Saliviren für die Entstehung von Gastro-enteritis nahe [19].

Zu den klinischen Symptomen einer Salivirus-Infektionkönnen Diarrhö, Erbrechen und Fieber gehören. ZumNachweis von Saliviren stehen ausschließlich molekulareVerfahren zur Verfügung. Der Kenntnisstand zu Salivirenist gering, Modellsysteme zur Untersuchung fehlen. Da-her sind keine Optionen zur Therapie oder Prophylaxevorhanden.

Aichivirus

Humane Aichiviren werden der Gattung Kobuvirus in derFamilie der Picornaviridae zugeordnet. Es gibt 3 Aichivi-rus-Spezies (A–C). Nur der Genotyp Aichivirus 1 aus derSpezies Aichivirus A kann Menschen infizieren [19]. DieSeroprävalenz bei Erwachsenen beträgt weltweit über90%. Aichivirus 1 wird in bis zu 3% der Fälle von Gastroen-teritis nachgewiesen. In 2 Fallkontrollstudien wurdenAichiviren nur in der Gruppe der Patienten mit Gastroen-teritis nachgewiesen, nicht jedoch in der Kontrollgruppe.Die Nachweisrate war aber in beiden Studien zu gering,um einen statistisch signifikanten Unterschied zwischenbeiden Gruppen abzuleiten. Ein endgültiger Beweis füreine ätiologische Bedeutung von Aichiviren für Gastroen-teritis konnte daher bis jetzt nicht geführt werden.

Zum Nachweis von Aichiviren stehen ausschließlichNAATs zur Verfügung. Der Kenntnisstand zu Aichivirenist gering, Modellsysteme zur Untersuchung fehlen. Da-her sind keine Optionen zur Therapie oder Prophylaxevorhanden.

Kleines M. Das Who is… Krankenhaushygiene up2date 2018; 13: 143–158

Bufavirus

Bufavirus, ein den Parvoviridae zugeordnetes Virus, wur-de 2012 erstmals beschrieben. Fallkontrollstudien zeig-ten, dass das Virus nur in der Gruppe der Patienten mitGastroenteritis nachgewiesen wurde, nicht in der Kon-trollgruppe. In beiden Studien war aber die Nachweisratezu gering, um einen statistisch signifikanten Unterschiedzwischen beiden Gruppen abzuleiten. Ein endgültiger Be-weis für eine ätiologische Bedeutung von Bufaviren fürGastroenteritis konnte daher bis jetzt nicht erbracht wer-den.

Es stehen ausschließlich NAATs zum Nachweis von Bufavi-ren zur Verfügung. Man weiß sehr wenig über Bufaviren,Modellsysteme zur Untersuchung fehlen. Daher gibt eskeine Optionen zur Therapie oder Prophylaxe.

Torovirus

Toroviren gehören zur Familie der Coronaviridae und wur-den 1984 im Stuhl von Gastroenteritispatienten aller Al-tersstufen gefunden [19]. Eine Assoziation mit Gastroen-teritis wurde postuliert. Die Viren werden verstärkt beiImmunkompromittierten und im Rahmen nosokomialerInfektionen nachgewiesen. Ein definitiver Beweis für daspathogene Potenzial steht aber noch aus.

Nachweisen lassen sich Toroviren ausschließlich mittelsNAATs. Der Kenntnisstand zu Toroviren ist gering undModellsysteme zur Untersuchung fehlen, weshalb es kei-ne Optionen zur Therapie oder Prophylaxe gibt.

Nicht gesicherte GastroenteritiserregerHumanes Bocavirus

Humane Bocaviren, die zur Familie der Parvoviren gehö-ren, wurden 2005 in Patienten entdeckt, die an Respirati-onstrakt-Infektionen erkrankt waren. Mittlerweile wur-den 4 Spezies identifiziert, HBoV1– 4. Humane Bocavirenwurden auch in Stuhlproben nachgewiesen. Die klinischeBedeutung von Bocaviren ist noch umstritten.

Die Prävalenz von HBoV ohne Differenzierung der Speziesim Stuhl von Kindern unter 5 Jahren mit Gastroenteritisbeträgt 6,9%. Die Prävalenz unterscheidet sich nicht sig-nifikant zwischen symptomatischen und asymptomati-schen Patienten. Dies macht eine ätiologische Bedeutungvon Bocaviren bei Gastroenteritis unwahrscheinlich. Ana-lysiert man aber nur HBoV2-positive Stuhlproben, ergibtsich ein signifikanter Unterschied zwischen Patienten mitGastroenteritis und asymptomatischen Probanden [20].Somit ist HBoV2 als Ursache für Gastroenteritis nicht aus-zuschließen. Für ein abschließendes Urteil fehlt aber dieDatengrundlage.

Bocaviren werden durch NAAT nachgewiesen. AndereVerfahren spielen in der Routinediagnostik heute keineRolle. Die Viren sind durch singuläre PCRs erfassbar, nichtaber in gängigen Multiplex-PCRs für Gastroenteritisviren

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enthalten. Die Diagnose wird durch die monatelange Per-sistenz von Bocavirus-DNA erschwert. Möglichkeiten zurTherapie oder Prophylaxe sind nicht etabliert.

Die weiteren hier behandelten Viren wurden in Stuhlpro-ben von Patienten mit Gastroenteritis nachgewiesen. Bis-her ist die Datenlage zu diesen Viren gering und geht zu-meist nicht über epidemiologische Untersuchungen undz.T. Fallkontrollstudien hinaus. Bisher konnte eine ätiolo-gische Bedeutung der Viren nicht nachgewiesen werden.Dies schließt aber nicht aus, dass der Nachweis eines ent-sprechenden Zusammenhangs in Zukunft gelingen kann.

Zum Nachweis aller behandelten Viren stehen NAATs zurVerfügung. Der Kenntnisstand zu ihrer Biologie ist abersehr gering, zumeist gibt es nur epidemiologische Daten.Modellsysteme zur Untersuchung fehlen bisher. Dahersind keine Optionen zur Therapie oder Prophylaxe vor-handen.

Saffold Virus

Das 2008 entdeckte Saffold Virus [2], ein Mitglied derGattung Cardiovirus aus der Familie der Picornaviridae,konnte in bis zu 12% der Untersuchungsmaterialien vonPatienten mit Gastroenteritis nachgewiesen werden, zu-meist bei Kindern. Die Seroprävalenz beträgt bei Erwach-senen über 90% [19]. Das Virus infiziert also nahezu diegesamte menschliche Population schon in einem frühenAlter. Fallkontrollstudien konnten bisher keinen Zusam-menhang zwischen Gastroenteritis und Saffold Virus her-stellen.

Cosavirus

Auch das Cosavirus gehört zur Familie Picornaviridae undwurde 2008 in menschlichem Stuhl entdeckt. Bis zu 49%der Stuhlproben waren positiv für das Virus. In Kontroll-gruppen wurden jeweils vergleichbare Anteile an virus-positiven Proben gefunden. Fallkontrollstudien konntenbisher keinen Zusammenhang des Virus mit Gastroente-ritis nachweisen.

Picobirnavirus

Picobirnavirus gehört zur Familie der Picobirnaviridae undwurde 1993 im Stuhl von Kindern mit Gastroenteritis undspäter in mehreren Tierspezies entdeckt. Das Virus hateine große genetische Variabilität – auch im Rahmenvon Gastroenteritisausbrüchen, in denen es nachgewie-sen wurde. Dies macht eine ätiologische Bedeutung fürGastroenteritis unwahrscheinlich.

Polyomaviren

2012 und 2013 wurden die Polyomaviren MWPyV,MXPyV und STLPyV in Stuhlproben von Patienten mitGastroenteritis entdeckt. Bis zu 30% der Stuhlproben wa-ren positiv für die genannten Viren. Für MWPyV undMXPyV ließen sich spezifische Antikörper im Patientennachweisen – es kommt also zu einer Infektion. Fallkon-trollstudien für MWPyV und STLPyV wiesen keinen Zu-sammenhang zwischen Virusinfektion und Gastroenteri-tis nach.

Tusavirus und Recovirus

Tusavirus, ein weiteres Mitglied der Familie Parvoviridae,und Recovirus, ein Mitglied der Familie der Caliciviridae,wurden jeweils bisher nur in wenigen Publikationen be-schrieben. Ein Zusammenhang zwischen Virusinfektionund Gastroenteritis wurde bisher nicht nachgewiesen.

ViromMerke

Für Bakterien ist seit langer Zeit akzeptiert, dass eseine physiologische Flora gibt, die den Menschennatürlicherweise besiedelt und kein pathogenesPotenzial hat. Die Virologie steht in Bezug auf dieDefinition einer physiologischen Flora noch amAnfang.

Für einige Viren wurde bereits gezeigt, dass es sich umapathogene Bystander handelt, z. B. das TT-Virus, dasmit signifikanter Viruslast im Blut nachweisbar ist. EinKrankheitsbild konnte ihm nicht zugeordnet werden.Mittlerweile wird versucht, es als Indikator für den Zu-stand des Immunsystems zu nutzen.

Durch die Technik des Next-Generation-Sequencing wur-den in den letzten Jahren viele Viren in menschlichen Un-tersuchungsmaterialien neu entdeckt. Es ist anzuneh-men, dass ein signifikanter Anteil dieser Viren zur physio-logischen Flora des Menschen gehört, dem sog. Virom.Inwieweit einige hier besprochene Viren Krankheitserre-ger oder Mitglieder der physiologischen Flora sind, istnicht endgültig entscheidbar. Es ist aber wahrscheinlich,dass zumindest einige dieser Viren kein pathogenes Po-tenzial besitzen.

Kleines M. Das Who is… Krankenhaushygiene up2date 2018; 13: 143–158

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KERNAUSSAGEN

▪ Zahlreiche Virenwurden im Stuhl von Patientenmit

Gastroenteritis identifiziert– viele davon erst in den

letzten Jahren. Die wichtigsten Vertreter sind

Noroviren, Rotaviren, Sapoviren, Adenoviren und

Astroviren. Für sie ist eine ätiologische Bedeutung

für Gastroenteritis sicher belegt. Nur für einenTeil

der Neuentdeckungen der letzten Jahre ließen sich

Hinweise für einen Zusammenhang der Infektion

mit diesen Viren mit der Entstehung des Krank-

heitsbildes der akuten Gastroenteritis finden.

▪ Klinisch sind die Infektionenmit den unterschied-

lichen Gastroenteritisviren oft nicht sicher von-

einander zu unterscheiden. Hier hilft nur eine spe-

zifische Labordiagnostik aus geeignetemMaterial.

▪ Höchste Sensitivität und Spezifität haben Nuklein-

säure-Amplifikationsverfahren (NAATs). Diese ste-

hen für den Einzelnachweis der Viren und für die

relevantesten der besprochenen Viren auch für den

symptomorientierten Nachweis durch Multiplex-

verfahren zur Verfügung.

▪ Antiviral wirkende Agenzien sind für die Behand-

lung der viralen akuten Gastroenteritis nicht ver-

fügbar.

▪ Nur für Rotaviren sind Impfstoffe zugelassen.

▪ Für einige Viren, insbesondere Noroviren, gibt es

Versuche zur Entwicklung geeigneter Therapeutika

und Impfstoffe. Bei anderen hier besprochenen

Viren gibt es in dieser Hinsicht keinerlei positive

Entwicklungen.

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Der Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.

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Autorinnen/Autoren

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Michael Kleines

PD Dr. rer. nat. Jahrgang 1967. 1987–1993Studium der Biologie in Aachen. 1993–1997Promotion am Max-Planck-Institut für Züch-tungsforschung in Köln. 1997–2010 Institut fürMedizinische Mikrobiologie in Aachen, 2007Habilitation, 2009 Fachvirologe. 2009 Ober-

assistent der Virologie. 2010–2013 Leiter der Diagnostik amInstitut für Virologie in Innsbruck. Seit 2014 ist er Leiter derVirologie am Labordiagnostischen Zentrum in Aachen.

Krankenhaushygiene up2date 2018; 13: 143–158

Korrespondenzadresse

PD Dr. Michael KleinesBereichsleiter Virologie/SerologieLabordiagnostisches ZentrumUniversitätsklinikum AachenPauwelsstraße 3052074 [email protected]

Wissenschaftlich verantwortlichgemäß Zertifizierungsbestimmungen

Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungs-bestimmungen für diesen Beitrag ist Frau Prof. Dr. med.Simone Scheithauer, Göttingen.

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DOI https://doi.org/10.1055/s-0043-118471Krankenhaushygiene up2date 2018; 13: 143–158© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New YorkISSN 1862-5797

leines M. Das Who is… Krankenhaushygiene up2date 2018; 13: 143–158

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Frage 1

Gegen welche Gastroenteritisviren sind Impfstoffe in Deutsch-land zugelassen?A NorovirenB AstrovirenC AdenovirenD RotavirenE Sapoviren

Frage 2

Gegen welche Gastroenteritisviren sind direkt wirkende antivi-rale Agenzien in Deutschland zugelassen?A NorovirenB AstrovirenC AdenovirenD RotavirenE gegen keins der genannten Viren

Frage 3

Welche Antwort trifft zu?A Klinisch symptomatische Norovirus-Infektionen und Sapovi-

rus-Infektionen lassen sich klinisch leicht unterscheiden.B Bocavirus-Infektionen gehören zu den 3 bedeutendsten Erre-

gern viraler Gastroenteritis.C Klinisch symptomatische Astrovirus-Infektionen unterschei-

den sich von Norovirus-Infektionen typischerweise durch ei-nen leichteren Krankheitsverlauf.

D Klinisch symptomatische Rotavirus-Infektionen bei Kindernunterscheiden sich von Norovirus-Infektionen durch grund-sätzlich schwerwiegendere Erkrankungsverläufe.

E Adenovirus-Infektionen haben für die Entstehung der akutenGastroenteritis kaum eine Bedeutung.

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Frage 4

Welche Aussage zur Impfung gegen die akute Gastroenteritis istrichtig?A Bei den zugelassenen und in der Entwicklung befindlichen

Impfstoffen handelt es sich ausnahmslos um Totimpfstoffe.B Für einen Impfstoff gegen Noroviren erfolgt derzeit eine Pha-

se-II-Studie.C Die passive Immunisierung ist eine wichtige Maßnahme, um

eine akute Gastroenteritis zu verhindern.D Ein Impfstoff gegen Astroviren steht kurz vor der Zulassung.E Aufgrund der hohen Verwandtschaft der beiden Virusgrup-

pen müssen Impfstoffe gegen Noroviren auch gegen Sapovi-ren wirksam sein.

Frage 5

Welches diagnostische Verfahren verbindet die höchste Sensiti-vität mit der höchsten Spezifität für den Nachweis von Infektio-nen mit Gastroenteritisviren?A Antigen-ELISAB AntikörpernachweisC ZellkulturD Antigen-ImmunfluoreszenztestE Nukleinsäure-Amplifikationsverfahren

Frage 6

Welche Aussage zum Nachweis von Gastroenteritisviren trifftzu?A Kommerzielle Antigennachweisverfahren sind zum Nachweis

von Noroviren, Sapoviren, Rotaviren, Adenoviren und Astrovi-ren verfügbar.

B Aichivirus- und Bocavirus-Nachweise sind in den meistenMultiplex-PCR-Panels für Gastroenteritiserreger enthalten.

C Zur Diagnostik von Rotavirus-Infektionen sind Antigennach-weise gut geeignet.

D Für Astroviren gehört die Kultivierung zu den Verfahren derRoutinediagnostik.

E Labordiagnostik ist nur in seltenen Fällen nötig, da die durchdie unterschiedlichen Viren ausgelösten Krankheitsbilder sichklinisch gut unterscheiden lassen.

▶ Weitere Fragen auf der folgenden Seite…

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Frage 7

Welche Aussage ist richtig?A Im Rahmen von Adenovirus-Infektionen kann das CRP Grö-

ßenordnungen erreichen, die für bakterielle Infektionen ty-pisch sind.

B Extraintestinale Manifestationen sind bei Infektionen durchGastroenteritisviren nicht bekannt.

C Für Norovirus-Infektionen sind asymptomatische Verläufenicht bekannt.

D Sapoviren sind nicht an Gastroenteritisausbrüchen beteiligt.Sie werden nur im Rahmen von sporadischer Gastroenteritisnachgewiesen.

E Astroviren konnte man bisher nicht elektronenmikroskopischdarstellen.

Frage 8

Welche Aussage zu Noroviren ist richtig?A Für eine Infektion sind mindestens 1000 Virionen nötig.B Die Inkubationszeit der Norovirus-Gastroenteritis wird nur

von der Adenovirus-Gastroenteritis übertroffen.C Eine Norovirus-Gastroenteritis ist zumeist von Fieber beglei-

tet.D Noroviren spielen eine wichtige Rolle bei sporadischen Gas-

troenteritiden.E Nach einer Norovirus-Gastroenteritis soll die Isolation eines

Patienten erst nach 3 negativen Stuhltestungen aufgehobenwerden.

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Frage 9

Welche Aussage trifft zu?A Ribavirin ist das Standardtherapeutikum für Astrovirus-Infek-

tionen.B Die Zahl der weltweit auftretenden Rotavirus-Infektionen

sinkt.C Ein positiver Nukleinsäurenachweis für ein Gastroenteritis-

virus im Stuhl beweist eine frische Infektion.D Gastroenteritisviren treten nur bei Menschen in Erscheinung.E Alle im Stuhl nachweisbaren Viren können Gastroenteritis

auslösen.

Frage 10

Für welche der nachfolgenden Virusgruppen ist eine ätiologi-sche Bedeutung für die akute Gastroenteritis wahrscheinlich?A SalivirusB Saffold VirusC CosavirusD PicobirnavirusE Recovirus

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