Bericht Njinikom SES Juni Juli 2014
-
Upload
carsten-tiede -
Category
Documents
-
view
103 -
download
5
Transcript of Bericht Njinikom SES Juni Juli 2014
1
Bericht über den Einsatz in Kamerun
bei „BARUDEV“
BOYO ASSOCIATION FOR RURAL DEVELOPMENT
im Boyo‐Distrikt in Nordwestkamerun�
�
�
�
Projekt CM‐BOYOAGR
Auftragsnummer 21435641
Carsten Tiede Senior Experte, Tübingen
vom 15.Juni bis 14.Juli 2014
2
�
�
AnstelleeinerEinleitung
Als Einstimmung folgen hier einige Aufzeichnungen der Reise zum Einsatzgebiet:
Erster Tag in Kamerun
Ankunft in Douala am 15.Juni am Spätnachmittag. Das aus‐checken war problemlos. Wurde vom
Repräsentanten empfangen, ich wartete ca. 10 Minuten auf den Koffer. Dann war Bernard Ful, mein
Ansprechpartner von BARUDEV in der Empfangshalle und der Mister entfernte sich nach Überreichen
seiner Karte. Er lehnte es ab uns mit dem Auto zu einem Quartier zu bringen, hatte auch nichts
organisiert. Später erfuhr ich, dass es sich um ein Missverständnis gehandelt hatte, dass mich in die
abenteuerliche Situation gebracht hatte. In Douala war es sehr heiß und schwül. Die Unterkunft
wurde erst mit einem Taxi und dann mit zwei Motorrädern erreicht. Mein Koffer wurde vorne quer
auf dem Lenker platziert und ich saß auf dem Rücksitz des Motorrads. Es war das Gästehaus vom
Baptistenkrankenhaus. Wir wurden am Flughafen falsch informiert und fuhren deshalb erst mit dem
Taxi zum Krankenhaus. Das Gästehaus war dann 10 Fahrminuten entfernt. So saß ich wieder einmal
auf einem Motorrad (wie so oft in Nepal).
So musste Bernard „ad hoc“ für eine Unterkunft sorgen. Das hat er unter den Verhältnissen optimal
organisiert. Auch für Abendessen sorgte er in einer kleinen „Kneipe“ neben dem Gästehaus. Die
Übernachtung war gut. Am nächsten Morgen ging es mit Taxi (einmal umsteigen in ein weiteres Taxi)
zur Busstation. Hier bekamen wir so ziemlich die letzten noch freien Plätze. Es sollte um 8.00 h
losgehen. Start war dann 8.15h. Die Reise war anstrengend, aber sehr interessant.
Njinikom, Boyo Division, am 17.6.2014
Die Verkehrsbedingungen sind sehr eingeschränkt. Es gab in jedem Dorf das Abbremsen, weil stets
„Bumper“ in der Straße eingebaut sind (teilweise mit Bodenberührung durch den vollen Bus). Der
Fahrer hatte ca. 5 Stopps um seine Durchfahrt zu dokumentieren (Er trug seine Papiere hinaus und
kam nach ein paar Minuten zurück). Es gab bei jedem Halt eine stets den Bus umschwärmende Anzahl
von Verkäufern die Nüsse, Früchte, Snacks, Drinks und Süßigkeiten lautstark anboten. Viele
landschaftliche Eindrücke entlang der Straße. Der Belag war meist gut. Kurven und Schikanen
verlangsamten allerdings die Fahrt. Im Bus war es mal heiß, mal angenehm. Nach ein paar Stunden
auf dem Klappsitz eingezwängt, war es nicht mehr sehr angenehm.
Wir fuhren in einem sogenannten “VIP“ Bus, der auf allen Plätzen besetzt war, mit Klappsitzen im
Mittelgang. Ich saß auf einem Klappsitz, mitten im Bus. Neben mir zwei Kinder, die immer wieder bis
zu einem Drittel auf meinem schmalen Sitz saßen. Diese Fahrt dauerte sechs Stunden. Das
Zweibettzimmer war klimatisiert. Auf eine Dusche verzichtete ich, denn sie tröpfelte nur. Es standen
Bottiche mit Wasser herum. Leider habe ich mein Insektenspray dort stehen gelassen. Hier im
Bergland (bin zurzeit auf ca. 1200 m)ist es morgens sehr angenehm. Ich hoffe, dass hier weniger
3
Malariagefahr besteht. Habe gestern Abend trotzdem das Malarianetz ausgespannt (war keine
richtige Befestigung da, habe improvisiert).
Die Telefonverbindung ist so miserabel, dass ich erst mal auf Kontakt nach Hause auf diesem Wege
verzichte. Habe nun mit dem Handy eine SMS abgesetzt und hoffe auf diesem Wege Kontakt zu
halten. Werde sehen, ob ich Antwort bekomme.
Bernard Ful sagte, er käme heute um 8.00 h. Nun ist es 9.15h und er ist noch nicht da. Das kenne ich
ja nun schon. So warte ich eigentlich gar nicht auf ihn. Wenn er kommt, ist er da und wir sehen
weiter. Er wünscht weitere Kontakte zu deutschen Institutionen (fragte mich nach
Städtepartnerschaft).
Dieser Einsatz unterschied sich von Vorherigen dadurch, dass es schon vor der Anreise einen Kontakt
zum Einsatzort gab. Hier ein Auszug einiger E‐Mails von Bernhard Ful, meinem Ansprechpartner in
Boyo:
17.05.2014 15:07
Thanks for the reply .You will enjoy the hospitality of the people and you will surely like to invest in
Cameroon .I will like you to think about nutrition for people with HIV/AIDS. You could also look for
information on coffee and cocoa processing for our farmers. You could also bring along some
vegetable seeds for demonstration in the tropics like Cameroon. Find out about spices and pepper
processing from the German spice association, medicinal plants packaging and processing. Assist us
with books and materials which are good for us .Bring along a laptop ,camera if possible .We will be
getting back to you .You are coming in the rainy season so bring along ,raincoat ,umbrella, rain boots
and warm clothing some farm clothings and other farming materials.
Thanks Bernard
24.05.2014 04:29
Thanks for keeping in touch with old clients .This helps to see things move better. It is always good to
follow up clients. I hope we will also keep such relations when you complete your assignment with us
for follow up also .That is good .Have a nice stay in Bulgaria. I will be planting cassava next week.
Bernard
Many thanks in sending the worries and needs .I appreciate that so much .I am preparing to take you
from Douala to the assignment area on the 14th and 15th of June so that you start work on Monday
16th June 2014 .I have prepared the invitation letter already .As a teacher of horticulture, we will like
that you prepare us with more information because we intend to set up something which will serve as
a touristic center .People are also interested in agritourism. Thanks
Bernard
+23779367737 +23794196804 +23733840726
4
Der Einsatzort Njinikom liegt zwischen Bamenda und Wum, sowie Menchum Falls und Lake Oku
Die Organisation des Projektes durch BARUDEV war unter den herrschenden Bedingungen als
vorzüglich anzusehen. BARUDEV ist eine Organisation, die in der Region praktisch nur durch eine
Person, Bernard Ful, aktiv ist. Es gibt ein Jahrestreffen in Bamenda, bei dem zwölf Mitglieder den
Bericht über die Aktivitäten von Bernard Ful entgegen nehmen und die weiteren Schritte der
Assoziation besprechen. Nach einigen Wochen erfuhr ich, dass Bernard Ful seinen Lebensunterhalt
als Laborant des Krankenhauses in Njinikom bestreitet. Er war in der Lage, sehr viele Treffen mit den
Landfrauen und Farmern des Gebietes für mich zu organisieren. Er hatte auch eine, für dortige
Verhältnisse sehr gute Unterkunft, für mich organisiert.
5
17.6.2014 Gang über den Markt in Njinikom und Besuch beim Bürgermeister
Zur Orientierung über die angebauten landwirtschaftlichen und gärtnerischen Produkte erwiesen
sich die Besuche der Märkte als sehr informativ. Hier sah ich das erste Mal Früchte von einer
Kulturpflanze, die eine besondere, lokale Bedeutung haben und die es auf europäischen Märkten
nicht gibt (Solanum africanum). Diese Pflanze wird im Boyo Distrikt häufig angebaut und ist mit der
Aubergine verwandt.
Später habe ich bei einem Farmbesuch mit den Farmern die Bedürfnisse dieser Pflanze besprechen
können.
6
Farmbesuch bei Fundong mit Gespräch über den Anbau von Solanum africanum
Auf dem Markt in Njinikom (Angebot verschiedener Bohnensorten)
Hier wird die Bohnenernte in größeren Mengen angeboten. Es kommen Händler aus der Region
Bamenda und sogar aus Douala und kaufen säckeweise Bohnen
7
Das Angebot von Gewürzen zeigt auch einige nur regional verwendete Produkte; es werden einige
davon auch für medizinische und hygienische Zwecke genutzt. Der Übergang vom gewöhnlichen
Gewürz zur Medizin ist fließend (so wie bei uns z.B. Pfefferminze oder Kamille verwendet werden).
In der Region gibt es außerdem auch viele Erzeugnisse, die teilweise ausschließlich in traditionellem,
kultischem Zusammenhang verwendet werden.
Der Gang über den Markt zeigte mir die landwirtschaftlichen Produkte der hiesigen Erzeuger. Alle
frischen Waren: Obst, Gemüse und frische Kräuter werden von Frauen angeboten. Es war gerade
Erntezeit der Bohnen, wie unschwer am Angebot zu erkennen war.
Medizin von einer Frucht einer ingwerverwandten Pflanze
8
Der Besuch beim Bürgermeister von Njinikom war kurz und von Herzlichkeit geprägt. Kurz vor
meiner Abreise erhielt ich einen Brief für den Tübinger Oberbürgermeister, den ich überbringen soll.
Die Menschen in diesem relativ schwer zu erreichenden Gebiet suchen nach Kontakten in Europa.
Der Bürgermeister von Njinikom (links)
Der Besuch beim Bürgermeister von Njinikom war sehr aufschlussreich, denn er zeigte die enge
Verbindung von traditioneller Organisation mit moderner Kommunalverwaltung. Der Bürgermeister
wies seinen Vertreter an, einen Brief an den Oberbürgermeister von Tübingen zu verfertigen, der mir
dann am Ende meines Aufenthaltes in Njinikom mit auf den Weg gegeben wurde. Die Überbringung
hat noch nicht stattgefunden, da ich den Brief direkt an den Bürgermeister von Tübingen
überbringen möchte.
9
19.6.2014 Bamenda Markt und Mittagessen, Geld abgehoben (Notiz im Kalender)
Bamenda ist die Hauptstadt des Distrikts. Laut, sehr geschäftig und notwendig für den Bezug von
Geld per Bankomat. Dr. Müller hatte später seine liebe Not, an sein Geld heranzukommen, denn
Master Card wird auch hier (wie in Nepal) nicht akzeptiert. Die Transportbedingungen in Bamenda,
wie überall im Nordwesten Kameruns sind sehr beengt (sechs, sieben Menschen in einem PKW sind
keine Seltenheit). Es hatte gerade Demonstrationen und Streiks gegeben, denn die Benzinpreise
waren um 15% erhöht worden. Durch Präsidentendekret wurde die Erhöhung nach ein paar Tagen
auf 5% reduziert. Fast alle Vorgänge, die in Europa einfach sind, sind im Nordwesten Kameruns
schwierig.
20.6.2014 Garten von Bernard Ful, Aussaat von Paprika, Vorschlag Saat Kooperation für Njinikom
(aus den Notizen)
Der Besuch im Garten von Bernard Ful zeigte mir, daß er selber ein guter Gärtner ist, der auch mit
Pflanzen experimentiert, die regional nicht bekannt sind, oder nur selten angebaut werden. Hier
sprachen wir auch das erste Mal über meine Idee einer Saat‐Kooperative für Njinikom (Beschreibung
siehe Anhang 1). Einige Tage später ergänzte und erweiterte Bernard Ful diese Idee auf sehr
realistische Art. Er schlug vor, den Beginn sofort durch die Anbauer zu initiieren und auf einen Fond
mit angekauften Samen erst einmal zu verzichten. Die Anbauer sollen den Fond selber aus den
nächsten Ernten versorgen und aufbauen.
10
Aufgeschnittene alte Autoreifen als Saatgutgefäße
Bernard Ful mit Cayennefrüchten vor seinen Talerkürbissen (Telfairia pedata)
11
Die Blüten vom Talerkürbis sind sehr attraktiv (es werden hauptsächlich die ölreichen Samen für
Nahrungszwecke genutzt).
21.6.2014 Besuch im Waisenhaus Sturm kein Strom(aus den Notizen)
Der erste Besuch im Waisenhaus von Njinikom war geprägt durch ein mittleres Unwetter, welches
wir dort unter dem Vordach eines Hauses miterlebten. Erst einige Tage später beim zweiten Besuch
konnte ich eine Stunde vor Schülern über die Pflege des Schulgeländes und dessen Verschönerung
durch Bepflanzung halten.
Fingerspiele faszinieren die Kinder auf der ganzen Welt
Die Kinder im Waisenhaus von Njinikom sind altersgemischt und helfen sich auch gegenseitig den
Alltag zu bestehen.
12
23.6.2014 Farm Besuch Zuckerrohr gepflanzt
Als Senior‐Experte hat man die Gelegenheit, Kulturen und deren Pflege kennenzulernen, die es in
unseren Gegenden nicht gibt. Bei einem weiteren Farmbesuch konnte ich die Vermehrung von
Zuckerrohr selbst durchführen. Die Gespräche mit den Farmern waren stets sehr angeregt und es
war mir möglich, die mir wichtig erscheinenden Umstände und Verhältnisse anzusprechen. Die
Farmbesuche erschienen mir als die fruchtbarste Möglichkeit die eigenen Erfahrungen und
Einsichten zu vermitteln. Dies war sehr befriedigend für beide Seiten. Inhaltlich ging es hauptsächlich
um die Bodenpflege. Hier zeigte ich verschiedentlich die Prüfmethode, die ich mir erworben habe. Es
geht dabei darum, die eigenen Sinne wie Tastsinn (Bodenkonsistenz: Feuchte, Dichte, Kalibrierung)
und Geruchssinn (Wahrnehmung der Mikrolebewesen durch Riechen) mit dem visuellen Eindruck zu
verbinden (Blick auf die Beikräuter), um eine qualitative Aussage über den Bodenzustand machen zu
können. Diese Methode vermittelte an allen Stellen, die ich besuchte. Hierbei entdeckte ich, dass der
Geruch des Bodens sich nach der Entnahme bereits nach zwei, drei Minuten deutlich verändert. Dies
zeigt die Sensivität des Bodenlebens im Oberboden.
24.6.2014 Vortrag vor 30 Menschen in Wombong (aus den Notizen)
Szene nach dem Vortrag mit den Farmerinnen
13
In Wombong war die ausführliche Aussprache nach meinem Vortrag sehr angeregt und offen. Es
wurden die Probleme der Monokultur von gärtnerischen Früchten, sowie die Frage der Bedeutung
der Anwendung von Herbiziden sehr freimütig diskutiert.
25.6.2014 Besuch auf 2 Farmen in Fundong( aus den Notizen)
Die Mischkultur ist in den Farmen (für europäische Verhältnisse sind dies eher Gärten)traditionell
sehr stark vertreten. Die Wirkung von Randpflanzungen ist hier meist noch bekannt und wird häufig
angewendet. Es gibt viele gut gepflegte Gemüseanbauflächen. Kräuteranbau ist ebenfalls vorhanden.
Im Gespräch mit einem Farmer
14
26.6. 2014 Wieder im Waisenhaus
Vortrag vor Schülern über die Pflege der Pflanzen, die Verschönerungsmöglichkeiten des
Schulgeländes durch Blumen, Sträucher und Bäume. Die Übersetzung in die Kom‐Sprache wurde von
Bernard Ful hervorragend geleistet. Die Kinder und Jugendlichen waren sehr interessiert und
aufmerksam.
Beim Vortrag über die Geländepflege (rechts Bernard Ful)
27.6.2014 Vortrag Studenten und Lehrer, Hospital Njinikom ,Strom weg (aus den Notizen)
Als ehemaliger Lehrer hatte ich hier eine Gelegenheit Grundlegendes zum Lehrerberuf (didaktisch‐
methodisch) den angehenden Lehrern mit auf den Weg zu geben. Eine Übersetzung aus dem
Englischen war hierbei nicht notwendig. Die jungen LehrerInnen und StudentInnen waren sehr
konzentriert bei der Sache nahmen die teilweise mit großem Ernst vorgebrachten Hinweise in
positiver weise auf. Die Pädagogik ist die wichtigste Zukunftsarbeit, weltweit. Die Ansprüche des
Lehrers an die Schüler können nur mit einer begleitenden strengen Selbsterziehung glaubwürdig
vermittelt werden. Die sich anschließenden Gespräche zeigten, dass die vermittelte Botschaft gerne
angenommen wurde. Anschließend ging es in den Institutsgarten und das Gespräch richtete sich
dadurch wieder mehr auf die „praktischen Dinge“ des Lebens.
15
Die Bedeutung der Durchlüftung des Bodens, seine Lockerung und Verlebendigung standen im
Zentrum der Erläuterungen.
Demonstration der Bodenprüfung vor Lehramtskandidaten und Junglehrern im Institutsgarten
16
Der Anbau und die Pflege von Kopfkohl sind unter den klimatischen Bedingungen relativ
anspruchsvoll.
29.und 30.6. Ursprung von Njinikom (aus den Notizen)
Es war mir möglich, sowohl an einem Erscheinen der örtlichen Maskentänzer als auch an einer
traditionellen Beerdigungszeremonie teilzunehmen. Fabian Ful führte mich zu den ältesten Häusern
von Njinikom und zeigte mir die kultischen, zeremoniellen Gerätschaften, die dort aufbewahrt
werden. Er erklärte mir, dass er in einem dieser Häuser geboren wurde und dort auch seine Kindheit
verbracht hat.
Die ältesten Häuser von Njinikom und einige alte Gerätschaften für kultische Zwecke in einem der
Häuser
17
In der Region werden ca. 30 verschiedene Bananensorten kultiviert
1.7.2014 Besuch bei der Farmgroup in Belo
Nach den Vorträgen und Aussprachen war es mir stets wichtig, den Austausch von Erfahrungen
direkt den Anbauflächen zu besprechen. So konnten die Vortragsinhalte anschaulich vor Ort gezeigt
werden. Auch der Gruppe in Belo wurde die Bodenbewertungsmethode demonstriert. Diese rief
freudiges Erstaunen hervor, weil es jeder Anwesende leicht selbst ausführen konnte.
18
2.7. Wombong 30 Frauen Vortrag und Aussprache
Szene nach dem Vortrag
Diese Farmerin wollte mich nicht gehen lassen
3.7. Fundong 40 Frauen Vortrag und Aussprache
Erster Auftritt mit Dr. Müller, der über die Imkerei sprach
19
Wir hatten sehr aufmerksame Zuhörer
Die anschließende Aussprache war offen, ausführlich und problembezogen
Am gleichen Tag hatte ich auch noch einen weiteren Vortrag vor der Frauenkooperative Njinikom zu
halten. Auch die sich hier anschließende Aussprache war problembezogen und sehr freimütig. Das
war erfreulich!
20
4.7. Farm bei Belo mit Fabian Ful
Papayablüte Diese Tomatenkultur läßt sich während der Regenzeit bisher
nur mit Fungizidspritzungen zur Ertragsreife bringen
Die Schwierigkeiten ganzjährig Tomaten auf dem Markt anbieten zu können, führt zu
prophylaktischen Fungizidspritzungen, die viele Farmer als Problem ansehen. Mein Ratschlag war die
Anwendung von Equisetumtee von Ackerschachtelhalm (oder einer vergleichbar wirksamen Pflanze )
anstelle von Kupferpräparaten, die ja immer auch Kosten verursachen, weil sie nicht selbst
hergestellt werden können.
Kassava in Bananenblättern werden hier angeboten
21
Und später auch auf den Markt getragen…
Blick aus dem Fenster meines Quartiers in Njinikom
22
7.7. Großes Meeting Fundong ca. 60 Personen nachmittags 12Frauen in Njinikom Vorträge(aus den
Notizen)
8.7. Bamenda Einkauf Geld geholt (aus den Notizen)
Die Fahrt nach Bamenda, der Hauptstadt der Nordwestregion von Kamerun war eine notwendige,
wiederkehrende Anstrengung, auf die ich gerne verzichtet hätte. Es bedeutete jedes Mal mindestens
eine Stunde im überfüllten PKW eingezwängt zu sein. Die Straßen in Bamenda in ungewöhnlich
schlechtem Zustand, erschwerten es zusätzlich , diese „Ausflüge“ zu genießen.
10.7. Laikom beim Fon
Die Exkursion zum alten Königssitz von Kom war allein von der Anreise her bereits abenteuerlich. Es
hat sich gelohnt, denn mein Interesse an der Kultur gab mir die seltene Chance ein Mitglied des Rates
der Ältesten zu werden! Diese besondere Ehre wird nur sehr selten Fremden zuteil. Der König
verletzte gar das Protokoll und begrüßte uns mit Handschlag! Dieses war eine weitere besondere
Auszeichnung, denn die Etikette gebietet den Gästen eher das gebeugte Knie, als ein herzliches
Händeschütteln.
„ Traditional and modern governance: emphasis will be placed on cultural dynamics factors. The Kom tribe covers ¾ of the Boyo division. The capital of Kom is Liakom, and it is made up of over 43 villages. The tribe is ruled by a king or Fon (Fondom) and followed by the traditional prime minister ( kwihfoin). His job is to make sure that the Fon’s orders are follow to the lather. Besides the traditional prime minister is the The Kom tribe covers ¾ of the Boyo division. The capital of Kom is Liakom, and it is made up of over 43 villages. The tribe is ruled by a king or Fon (Fondom) and followed by the traditional prime minister ( kwihfoin). His job is to make sure that the Fon’s orders are follow to the lather. Besides the traditional prime minister is the counsel of elders (nchidoh). Unlike any other elderly person in the Kom tride, this set of people can easily be recognized by the red feather they carry on their hats. After the nchidoh, is the village head. He is somehow also the spiritual leader of the villages. He takes orders from the Kwihfoin and implements them. He is somehow also the spiritual leader of the villages. He takes orders from the Kwihfoin and implements them.
Zitat aus: http://komheritage.org/governance.html (zuletzt besucht am 25.8.2014)
23
Der König von Kom spendet Wasser an Fabian Ful
Meine Aufnahme und Ausstattung als Nchindo (Njindo) durch den Kwihfoin in Laikom wurde mit
einem Ritual im „Powerhouse“ vollzogen. Danach konnten in Njinikom und Bamenda weitere
Ausstattungsmerkmale: wie das klassische Kleidungsstück und die traditionelle Tragetasche
organisiert werden. Das Tragen der Federinsignie wird im Komland auch von den staatlichen Organen
anerkannt und führte z.B. zu einem Salut des Polizisten bei einer Straßenkontrolle. Alle Menschen,
die mir nach meiner Ernennung zum Nchindo auf der Straße begegneten, zeigten ihre Hochachtung
und Freude einen Ausländer als Nchindo wahrzunehmen.
11.7. Bamenda mit Dr. Eberhard Müller(aus den Notizen)
Es war wieder eine anstrengende Fahrt nach Bamenda. Dr. Müller hatte Probleme an Geld zu
kommen. Er konnte nur „auf der Straße“ Geld tauschen, weil die Banken keine Master Card
akzeptierten. Ohne Bernard Ful wären die Schwierigkeiten wohl noch stärker aufgetreten, denn
obwohl Englisch eine Amtssprache in Kamerun ist, werden örtlich eher die „Landessprachen“
gesprochen.
24
Dies ist die Tafel von BARUDEV mit Bernard Ful und dem Berichterstatter Carsten Tiede
In Njinikom war in der Zeit meines Aufenthaltes gerade Mango‐Erntezeit. Diese ist ähnlich wie die
Apfelernte in Europa nur einige Wochen. Da der Marktbedarf begrenzt ist und die Mangos in großer
Menge gleichzeitig reifen, gibt es sehr viele Früchte, die vom Baum fallen und darunter verfaulen.
Hier kam mir die Idee, daß es ökonomisch interessant wäre, für eine Verarbeitung vor Ort eine
Initiative zu starten. Die Vorarbeit dafür sollte eine Untersuchung der bestmöglichen Organisation
eines solchen Vorhabens sein.
Für diese Idee beabsichtige ich, Kontakt mit kompetenten Stellen (Uni Witzenhausen, GIZ, KfW, u.a.)
aufzunehmen, damit ein erfolgreiches Mango‐Projekt entstehen kann. Es muß die örtliche Situation,
der mögliche Ertrag an Früchten, die bestmögliche Verarbeitung (Sirup oder Pulpenkonzentrat, oder
Fruchtschnitztrocknung) und eine realistische Vermarktungsmöglichkeit (lokal, regional, national,
international) und die damit verbundenen Aufbereitungs‐ Verpackungs‐ und Transportstandards
untersucht werden, daneben müssen die gesetzlichen Bestimmungen beachtet und ein konkreter
Projektplan entworfen werden. Die Ideen für eine Mangoverarbeitungsmöglichkeit und das
Saatfondprojekt sind neben den vielen Schulungen und Fachgesprächen die wichtigsten Ergebnisse
meines erstmaligen Aufenthaltes in Nordwest‐Kamerun.
Um eine bessere Adaption für den Anbau im Boyo‐Distrikt zu erreichen, bin ich zurzeit auf der Suche
nach traditionellem Saatgut für Kopfkohl aus Berggebieten (hohe Niederschläge, relativ kühles
Klima) in Europa, welches ich der Saatgutinitiative in Boyo schicken möchte.
25
12.7. Rückfahrt nach Douala Verspätung Übernachtung im Hotel(aus den Notizen)
Über die Unzulänglichkeiten des Transportwesens in Kamerun näher zu berichten, wäre ein
abendfüllendes Programm, daher wird an dieser Stelle darauf verzichtet.
Es sei nur angemerkt, daß es in der unmittelbaren Nähe des internationalen Flughafens von Douala
keine Übernachtungsmöglichkeit gibt und daß das „ Airport‐Hotel“ in dem ich übernachtet habe,
nicht in der Lage war, eine Bezahlung mit Kreditkarte zu ermöglichen.
Blick aus dem Hotelfenster auf Douala
13.7. Rückflug von Douala nach Stuttgart über Paris
14.7. Ankunft in Stuttgart
Schlußbemerkung
Von Seiten BARUDEV (Bernard Ful) wird ein Folgeeinsatz in 2015 gewünscht. Der Berichterstatter
plant seinerseits, falls ein Folgeeinsatz von SES ebenfalls als sinnvoll angesehen wird, im Frühjahr
2015 das Projekt in Kamerun fortzuführen.
Tübingen am 25.8.2014
Carsten Tiede, Senior Experte, Tübingen
26