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    Der Name OKP hat in der Alfa-Romeo-Szene unter Schraubern einen ebenso hohen Stellenwert wie unter Racern. Die Besitzer Christian Ondrak und Mathias Körber haben aber auch einen ausgeprägten Sinn für Stil

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    ZU BESUCH BEI ALFA ROMEO SPEZIALIST OKP

    Mathias Körber schlendert durch die Schellingstraße. Offiziell Maxvorstadt, aber in vieler Hinsicht eigentlich Schwa-bing, das nur ein paar Häuserblocks entfernt ist. Also ein besserer Teil von München, geprägt von Künstlern und Studenten. „Hier hat alles ange-fangen“, sinniert Körber und bleibt vor einer un-scheinbaren Schaufensterfront stehen. „Wir hat-ten damals 35 Quadratmeter und eine Garage“, erinnert er sich an die Anfänge von OKP Parts and Engineering, heute einer der weltweit renom-miertesten Anbieter von Ersatzteilen für histori-sche Alfa Romeo.

    Das war 1986, und Körber und Kumpel Christian Ondrak, beide noch nicht einmal Mitte zwanzig, hatten gerade ihr Hobby zum Beruf gemacht. „Meinen ersten Bertone habe ich mit 19 Jahren gekauft. Der war durchgerostet bis zur Halskrau-se und kostete 50 Mark. Christian hatte auch so ein Schmuckstück. Weil Teile zum Restaurieren kaum zu finden waren, haben wir einfach weitere Fahrzeuge zum Ausschlachten dazugekauft“, be-schreibt Körber.

    Irgendwann hatten die beiden ein halbes Dutzend Bertone im Bestand, aber keinen Platz dafür. „Also haben wir eine kleine Werkstatt gemietet“,

    WENN DER LKW MIT TEILEN AUS ITALIEN KAM, WAR DIE STRASSE VOR DEM LADEN STUN-DENLANG NUR EINSPU-RIG ZU BEFAHREN

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    gerne nennt. „So um 1983 haben wir angefan-gen, regelmäßig nach Südtirol zu fahren und Schrottplätze zu plündern. Die dort gefundenen Teile mussten wir irgendwo lagern“, erläutert Kör-ber die Situation, die schließlich zur Anmietung des Ladenlokals in der Schellingstraße führte.

    Das Geschäft mit den Ersatzteilen blühte. „Au-ßerdem haben wir angefangen, ganze Lager auf-zukaufen“, erzählt Körber. Schnell breitete sich OKP in der Nachbarschaft aus, belegte bald vier nebeneinanderliegende Läden, dazu eine Reihe Garagen und einen Flachbau im Hinterhof. „In einer Zeit, in der ein Telefax-Gerät ziemlich High-

    erzählt Körber, zu der Zeit mit Maschinenbau auf der Fachhochschule offenbar nicht ganz aus-gelastet. Ondrak steuerte die kaufmännische Ausbildung bei. Dessen Vater, beruflich mit his-torischen BMW-Motorrädern beschäftigt, lieferte weiteres Basiswissen.

    Die beiden Alfa-Romeo-Enthusiasten lernten an-scheinend schnell. Jedenfalls sprach sich ihr Ta-lent – „Für das Wechseln einer Zylinderkopfdich-tung am Nord-Motor haben wir nur drei Stunden gebraucht.“ – unter Gleichgesinnten herum. Bertone und Giulia gab’s schließlich genug in „Italiens nördlichster Stadt“, wie sich München

    Mit einem kleinen Ladenge-

    schäft in der Münchner Innen-

    stadt (unten) starteten Chris-

    tian Ondrak (oben, links) und

    Mathias Körber (rechts). Heute

    ist OKP in einem Industriebau

    zu Hause (linke Seite, oben).

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    tech war, haben wir schon international Teile ver-kauft, bis nach Japan.“

    Neben Körber und Ondrak bestand der Mitarbei-terstab bald aus einer Sekretärin, einem Verkäufer und einem Verpacker. „Wenn ein 40-Tonner-Sat-telzug Auspuffanlagen aus Italien angeliefert hat, war die Schellingstraße ein paar Stunden lang vor unserer Tür nur einspurig“, schmunzelt Kör-ber. Kurz gesagt: Das junge Unternehmen platzte aus allen Nähten. Im Rückblick sei deshalb der nächste Umzug etwa fünf Jahre zu spät realisiert worden. Seit 2005 sitzt OKP in einem industriel-len Zweckbau im Osten von München. Hier ste-hen rund 2000 Quadratmeter zur Verfügung – die fast überall mit Hochregalen bis unter die Decke vollgepackt sind.

    „Durch das Internet ist unser Geschäft nach dem Umzug förmlich explodiert. Eine Zeitlang haben wir jedes Jahr 30 oder 35 Prozent Umsatzzu-wachs verzeichnet“, verrät Körber. Der Mitarbei-terstab wuchs parallel auf heute knapp 20.

    Durch den Aufkauf kompletter Lager ist OKP in-zwischen auch im Besitz von Preziosen, die bei anderen Sammlern wahrscheinlich zum Blutsturz

    LÄNGST NICHT MEHR LIEFERBARE TEILE LÄSST OKP MIT DEN METHODEN DES 21. JAHRHUNDERTS NACHFERTIGEN

    Oben: Mathias Körber (links)

    und Christian Ondrak in jungen

    Jahren. Unter die Alfa Romeo

    mischen sich gelegentlich auch

    andere Italiener (oben).

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    (Alfa Delta) als italienischem Vertriebsparrtner ist hart erarbeitet. Kein Wunder, dass gelegentlich auch prominente Gaststarter für OKP antre-ten. „Wir haben ein Sechs-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps mit Arturo Merzario als Fah-rer absolviert“, erinnert sich Körber an ein Zusam-mentreffen mit dem früheren Alfa-Romeo-Werks-fahrer und Formel-1-Piloten. „Ich habe mir fast in die Hosen gemacht vor Angst, es könnte was schiefgehen.“

    Die Furcht war unbegründet, der Einsatz verlief planmäßig. Merzario musste niemandem seinen Cowboyhut um die Ohren hauen. ◀

    führen würden. Eine mit historischer Leuchtrekla-me, Werkstattliteratur und Spezialwerkzeug de-korierte Halle zeigt außerdem, dass Ondrak und Körber einen feinen Sinn für Stil besitzen.

    Mittlerweile lässt OKP nicht mehr auffindbare Teile in Eigenregie nachproduzieren. Eine Investition, die sich allerdings erst ab einer Stückzahl von 500 bis 1000 lohnt. Längst geht das Angebot deshalb über die Baureihe 105 (Bertone, Giulia, Montreal) weit hinaus. Auch Besitzer von Giuliet-ta, Alfasud, Alfetta, 75 oder jüngerer Modelle wie 147, GTV/Spider (916) oder sogar 4C finden hier das eine oder andere rare Teil.

    Unter den Motorsportlern im Alfa-Romeo-Uni-versum genießt OKP ebenfalls einen exzel-lenten Ruf. Was auch daran liegt, dass Körber und Ondrak selbst Rennen mit historischen Alfa Romeo bestreiten. „Der Rennsport hat uns zur Qualität erzogen“, sagt Körber, der im Alltag ger-ne einen Alfa Romeo 1900 CSS fährt. „Unsere Kunden wollen gewinnen, technisch bedingte Ausfälle gehen gar nicht.“

    Auf welchem Level das firmeneigene Renn-team arbeitet, zeigen nicht nur die eingelager-ten Alfa-Romeo-Rennmotoren, neben diversen GTA-Triebwerken auch solche mit Formel-1- oder DTM-Vergangenheit. Auch die Partnerschaft mit der Scuderia del Portello, die Zusammenarbeit auf dem Motorensektor mit den Autodelta-Legenden Carlo und Giuliano Facetti sowie Roberto Restelli

    Oben: Volle Hütte beim „Tag

    der offenen Tür“ bei OKP. Die

    Besitzer Mathias Körber und

    Christian Ondrak sind aktive

    Motorsportler (unten).